aha!magazin – Themenheft «Allergien und Schule»

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aha!magazin Themenheft Allergien und Schule

«Das juckt mich nicht!» Auszeit in Davos Seite 6

Lunik-Sängerin Jaël: «Ich lebe gut – trotz meinen Allergien.» Seite 36

Rezepte für Tattoos, Piercings und Haarefärben Seite 12


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aha! Allergiezentrum Schweiz geht zur Schule! In unserem Engagement für Information und Beratung und bei gesundheitsfördernden Freizeitangeboten setzen wir einen Schwerpunkt bei Kindern und Jugendlichen. Auch Schulen und Lehrpersonen möchten wir da einbinden. Aus mindestens zwei Gründen: Die jungen Menschen sind in besonderem Mass von Allergien betroffen. Und in diesem Alter kann mit den richtigen Massnahmen besonders viel bewirkt werden. Mit starken Partnern wie Gesundheitsförderung Schweiz, dem Bundesamt für Gesundheit und der Lernplattform kiknet.ch lancieren wir in diesem und im nächsten Jahr innovative Projekte im Bereich Sport und Schule und bieten zielgruppenorientierte Informationen für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrerschaft an. Gemeinsam mit der Schweizerischen Akademie für Technische Wissenschaften und der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie sind wir im Rahmen von zahlreichen Spezialtagen an Mittelschulen vor Ort, informieren und führen Allergierisikotests durch. Das hervorragende Echo auf diese Aktivitäten zeigt, dass wir hier einen ganz wichtigen Weg eingeschlagen haben. Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft; sie verdienen Ausbildung, sie verdienen Informationen, die sie zu selbstbestimmten und aktiven Menschen machen, die den Problemen der Zukunft kompetent begegnen können. Die Stiftung aha! leistet hierzu in der Allergiethematik einen wichtigen Beitrag. Georg Schäppi Geschäftsleiter aha! Allergiezentrum Schweiz


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Editorial

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Allergien und Intoleranzen im Hauswirtschaftsunterricht

Auszeit in der Hochgebirgsklinik Davos

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Christian Geidel glaubt an Gruppendynamik 10 Rezepte für Tattoos, Piercings und Haarefärben 12

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Ernährung ohne Beschwerden

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So entstehen ausgewogene Kindermahlzeiten Wissenswertes auf Papier und elektronisch

Von gefährlichen Substanzen, Prävention und Therapien 16 Nussfreie Schule: eine Utopie?

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Lunik-Sängerin Jaël trotzt ihren Allergien

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Kinderlager, Jugendcamp und Kreativwettbewerb 38

Impressum Herausgeber aha! Allergiezentrum Schweiz Scheibenstrasse 20, Postfach 1, 3014 Bern Konzept und Realisation ZB Werbung AG Druck Stämpfli Publikationen AG, Bern Auflage 10 000 Exemplare

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«Das juckt mich nicht!» Kinder und Jugendliche mit Neurodermitis können in der Hochgebirgsklinik Davos eine Auszeit nehmen. Dass sich ihre Haut meist rasch erholt, hat jedoch nicht nur mit Medizin zu tun. Die kleine Johanna* zupft eifrig an Christian Caflischs Pulli und streckt ihm ihren Unterarm entgegen. «Christian, schau!» Ihre Haut ist leicht gerötet und ein wenig schuppig. Johanna hat Neurodermitis, aber nichts kümmert sie in diesem Moment weniger. Auf ihrem Unterarm hat sich vor ein paar Minuten ein bekannter Eishockeyspieler verewigt. Josef Marha vom HC Davos hat den jungen Patientinnen und Patienten einen Überraschungsbesuch abgestattet. In den Gängen der Kinder- und Jugendstation klingt es aber, als wäre der Weihnachtsmann persönlich hier gewesen. Christian Caflisch lächelt: «Jetzt darfst du deinen Arm nie mehr waschen.» Er ist der pädagogische Leiter der Kinder- und Jugendabteilung

«Jetzt darfst du deinen Arm nie mehr waschen.»

«Er und die anderen Betreuer kommen mir manchmal vor wie Ersatzeltern», sagt der elfjährige Martin aus Winterthur. Er ist seit sechs Wochen hier. Bis zu 45 Patienten sind in Spitzenzeiten in der Kinder- und Jugendabteilung der Allergieklinik. «Meine Haut war sehr schlimm und wurde nicht besser, deshalb bin ich hier», sagt Martin. Abgesehen vom Pflegebett sieht sein Zimmer aus wie ein ganz normales Teeniezimmer: Hockeyposter an der blau gestrichenen Wand, Turnschuhe auf dem Boden, und auf dem ungemachten Bett liegen ein paar Kleider. Bei Martin ist die Neurodermitis vor allem an den Füssen und Beinen gut sichtbar. Deshalb zieht er daheim in Winterthur meistens lange Hosen an, auch wegen der «fiesen Sprüche». Hier in der Klinik werde jedoch niemand gehänselt. Jeden Vormittag besuchen alle die klinikeigene Schule, um den Anschluss nicht zu verpassen. Manche haben ihren Schulstoff von daheim mitgebracht. Zudem gibt es für alle Patienten eine einwöchige Neurodermitisschulung, in der sie alles über ihre Krankheit erfahren und sich mit den anderen austauschen können – etwa darüber, wie man am besten auf Hänseleien reagiert. «Das juckt mich nicht» ist einer von Martins Lieblingssprüchen. Seiner Haut geht es inzwischen schon deutlich besser – «wegen der frischen Luft und des täg-

Inzwischen ist es späterer Nachmittag. Ein junger Mann tigert mit seinen Eltern durch die Gänge und mustert die Infoblätter vor dem Schwesternzimmer. Die Wände der Kinderund Jugendstation sind mit farbigen Vierecken verziert, überall hängen selbst gemalte Bilder und Basteleien. Der junge Mann ist Neuankömmling und wirkt noch etwas verloren. Vier bis sechs Wochen wird er hierbleiben, vielleicht aber auch länger; je nach Verlauf der Therapie. Der 17-jährige Nils aus München legt seinen Pingpongschläger auf den Tisch und macht es sich auf einem Sofa gemütlich. Dass der Neuankömmling angeblich genauso heisst wie er, findet er nur mässig toll. Nur ein paar Narben am Handgelenk erinnern daran, dass Nils’ Haut noch vor drei Wochen voller offener Wunden und Krusten war. Daheim habe er das konsequente Cremen vernachlässigt. «Jetzt habe ich den Dreh raus, und die Effekte sind deutlich sichtbar.» Einzig der Juckreiz stört ihn noch; nachts kann er deswegen nicht gut schlafen. Sein Trick: Zimmer bei zwölf Grad Celsius halten und regelmässig die Bettdecke wenden. Über solche Dinge tausche man sich hier aus, ansonsten sei die Krankheit kaum ein Thema. Schnell wachse man zusammen, Streit gebe es fast nie. Mit ihm lege sich aber sowieso niemand an: «Ich bin 1 Meter 93 gross und nicht unbedingt schwach gebaut», sagt Nils grinsend. Nun will er ein paar Kilos abnehmen. «Früher habe ich jahrelang Ballett getanzt. Mein neues Hobby ist Kratzen.» Eine Etage höher sitzt die zierliche Silvie mit zwei anderen Mädchen in ihrem Zimmer und spielt Gitarre. Sie ist 13 und mit einer Gruppe tschechischer Kinder hier. Model will

«Es geht mir deutlich besser: wegen der frischen Luft und des täglichen Eincremens.» sie werden, trotz ihrer Neurodermitis. Dass sie nicht dieselbe Sprache wie die anderen spricht, stört sie nicht. «Wir verstehen uns auch so – weil wir alle dieselbe Krankheit haben», lässt sie über die Dolmetscherin ausrichten. Am besten gefällt Silvie das Nachmittagsprogramm, das die acht Betreuungspersonen um Christian Caflisch sich täglich ausdenken, von Schlitteln über Schlittschuhlaufen bis hin zu Schwimmen. «Es ist ein bisschen wie im Ferienlager», sagt Silvie und strahlt. Für sie und die anderen Jugendlichen ist das Nachmittagsprogramm ein Spass. Das Klinikteam stuft die tägliche Bewegung an der frischen Luft als wichtigen Teil der Therapie ein. Heute standen eine Schnitzeljagd im Wald auf dem Programm und der Überraschungsbesuch des HCD-Spielers. Die kleine Johanna ist inzwischen im Schwesternzimmer und

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und sieht aus, als käme er gerade von einem Heavy-MetalKonzert: schwarzer Kapuzenpulli, schwarzes Shirt, langer Bart und diverse Ringe im Ohr. Der Bündner wirkt völlig entspannt – trotz maximalem Lärmpegel im Aufenthaltsraum. Zwei Jugendliche liefern sich lautstark einen Pingpongmatch, und nebenan drängen sich etwa zehn Teenager gleichzeitig vor drei Computern. Christian Caflisch steht aufmerksam daneben.

lichen Eincremens». Die «Schmiererei» mit der fettigen Creme sei trotz allem das Allermühsamste an seiner Krankheit. Ans Jucken habe er sich längst gewöhnt.


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«Ich kenne nichts anderes und versuche möglichst nicht zu grübeln.» che mit Ärzten, Ergotherapeuten, Ernährungsberatern oder Psychologen. Während sich viele betroffene Jugendliche daheim mit ihren Eltern einen Kampf liefern, läuft hier alles ohne Murren. «Es ist ein Selbstläufer. Sie sehen, dass die anderen sich eincremen und tun es ebenso», erzählt Christian Caflisch. Die Idee sei es, dass die jungen Patienten Verantwortung für ihre Krankheit übernehmen und spüren, dass ihnen die Therapie guttut. Auch fühlten sich daheim viele in der Rolle des armen, kranken Kindes – ein zusätzlicher Stress. «Im Umgang mit gleichaltrigen Patienten werden sie selbstbewusster, was mindestens genauso wichtig ist für den lang anhaltenden Therapieerfolg wie das tägliche Eincremen», sagt Caflisch. Das weiss auch der 17-jährige Timo, Typ Mädchenschwarm. Vor ein paar Monaten war er schon einmal für sechs Wochen hier. Nach drei Tagen daheim in Thüringen musste er ins Krankenhaus eingeliefert werden. «Die Haut war stark entzündet, ich hatte Schüttelfrost und musste einen Haufen Medikamente nehmen.» Nun ist er erneut in der Allergieklinik. Bei ihm sei die Neurodermitis stressabhängig, die Hausstaubmilbenbelastung daheim sei zudem relativ hoch. Mit autogenem Training lernt er herunterzufahren. Die belastungsarme Bergluft wirkt sich bei ihm positiv aus. Unzählige Kuren hat Timo hinter sich, schon als Zweijähriger

war er zum ersten Mal hier. Umso erstaunlicher, wie locker er über seine Krankheit spricht. «Ich kenne nichts anderes und versuche möglichst nicht zu grübeln.» Nach dem Schulabschluss will er hierherziehen, mit seinen Freunden daheim versucht er, via Skype in Kontakt zu bleiben. «Das hier ist so etwas wie meine letzte Rettung.» Nun zupft die kleine Johanna an seinem Pulli: «Komm Timo, Abendessen!» Der Neuankömmling ist auch dabei. Sein Namensvetter Nils ist der Erste, der ihn begrüsst und ihn auf dem Weg zur Mensa ins Klinikleben einweiht. *Name geändert

Text: Denise Jeitziner / Fotos: Nadja Simmen

Die Allergieklinik Die Hochgebirgsklinik Davos (HGK) ist ein Fachkrankenhaus und eine Rehabilitationsklinik zur Behandlung von Allergien, Erkrankungen der Atemwege, der Haut und der Augen. Die «Allergieklinik» kommt mit dem Angebot eigener Stationen für Schulkinder und Jugendliche den besonderen Ansprüchen und Notwendigkeiten dieser Altersgruppen entgegen. Medizinische Diagnostik und Therapie werden ergänzt durch altersabgestimmte, pädagogische, psychologische und auch sporttherapeutische Betreuung. Die Stiftung Hochgebirgsklinik Davos unterhält eine eigene Klinikschule.

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lässt sich ihre geröteten Arme mit Salbe eincremen. Die Therapie der Kinder und Jugendlichen ist klar strukturiert: Medikamenteneinnahme, Eincremen und geregelte Mahlzeiten, dazwischen Allergietests und je nach Bedarf Gesprä-


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«Die Kinder und Jugendlichen sollen Experten für ihre Krankheit sein.» Ihre Haut ist entzündet, die Mitschüler hänseln sie, und verzichten müssen sie auch auf jede Menge: Für junge Patienten ist Neurodermitis oft besonders mühsam. Was da hilft, weiss Chefarzt Christian Geidel. Herr Geidel, in der Allergieklinik gibt es eine Abteilung für Kinder und Jugendliche mit Neurodermitis, Allergien und Asthma. Müssen diese anders behandelt werden als Erwachsene?

Wenn sie ihre Krankheit verstehen, sind sie viel motivierter, die Therapie tatsächlich konsequent durchzuführen. Dabei realisieren sie mit der Zeit, wie sich ihre Haut verbessert. Dieses Erfolgserlebnis motiviert zusätzlich. Eine Ihrer Maximen heisst: «Wir wollen unsere Patienten zuerst menschlich und dann erst apparativ behandeln.» Was bedeutet dies? Bei der Neurodermitis kommen die verschiedensten Auslöser infrage. Das Körperliche ist eng mit dem Psychischen verbunden. Stress in der Schule oder mit den Eltern kann eine grosse Rolle spielen. Wir geben den Kindern und Jugendlichen Tipps, wie sie sich Freiräume schaffen und sich entspannen können. Viele verzichten unnötig auf Dinge, die bei ihnen gar keine Allergien auslösen. Dadurch wird ihre Lebensqualität zusätzlich eingeschränkt.

Wie funktioniert das? Ganz einfach, durch Gruppendynamik. Und die Negativdynamik? Wenn lauter unmotivierte Teenager aufeinandertreffen? Die würde vielleicht entstehen, wenn wir nicht dabei wären. Die Gruppendynamik ist jedoch nur ein Aspekt. Die Kinder und Jugendlichen besuchen während ihres Aufenthaltes eine einwöchige Neurodermitis-Schulung. Sie lernen, wie ihre Krankheit entsteht, wie sich die Therapie optimieren lässt, was mögliche Auslöser sein können und was im Notfall zu tun ist. Sie sollen Experten für ihre eigene Krankheit sein. Es ist eine wichtige Phase, in der sie selber Verantwortung

«Wenn sie ihre Krankheit verstehen, sind sie viel motivierter, die Therapie tatsächlich konsequent durchzuführen.» für sich und ihre Krankheit übernehmen. Sie lernen, was ihnen guttut, und realisieren dabei, dass sie alles für sich selber tun und nicht, weil ihre Eltern das so wollen.

«Je hygienischer die Umgebung, in der wir aufwachsen, desto anfälliger werden wir für Allergien.» Tun sich Jugendliche im Umgang mit Neurodermitis besonders schwer? Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt immer welche, die wegen ihrer offenen Hautstellen oder Rötungen gehänselt werden oder dies so wahrnehmen. Durch den Kontakt mit anderen betroffenen Jugendlichen können sie jedoch lernen, selbstbewusst zu ihrer Krankheit zu stehen. So sind sie als Hänselopfer vielleicht gar nicht mehr interessant. Hier gibt es nebst Ärzten auch Sporttherapeuten, Psychologen, Ernährungsberater oder Ergotherapeuten. Warum sind bei Neurodermitis so viele unterschiedliche Experten nötig? Weil dies alles wichtige Teilbereiche der Therapie sind, auch für daheim. Viele Patienten leiden ja nicht nur an einer Hauterkrankung, sondern oft an einer Kombination mit Asthma oder einer Nahrungsmittelallergie. Regelmässiger

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Christian Geidel: Kinder in der Übergangsphase zur Pubertät oder in der Pubertät haben oft grosse Motivationsprobleme, wenn es um die Therapie ihrer Krankheit geht. Mit logischen Argumenten kommen ihre Eltern oder Therapeuten oft nicht weiter. Wenn sie jedoch erleben, wie Gleichaltrige mit ihrer Krankheit umgehen, wie auch sie sich täglich eincremen und auf gewisse Dinge verzichten, trägt dies einen wichtigen Teil zum Therapieerfolg bei.

Warum ist es wichtig, dass sie so detailliert Bescheid wissen?


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Sport stärkt den Körper und ist gleichzeitig ein Entspannungsfaktor. Psychologen können die Kinder unterstützen, wenn Stress ein Auslöser für die Neurodermitis ist. Wenn eine stationäre Behandlung nicht infrage kommt, gibt es dann Grundregeln für daheim? Sicher. Als Erstes gilt es, die Auslöser der Neurodermitis diagnostisch aufzuspüren. Danach ist es wichtig, die passende Therapie zu finden.

wir für Allergien. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die auf dem Bauernhof aufgewachsen sind, ein weniger hohes Risiko für allergische Erkrankungen haben. Vielleicht werden wir eines Tages wissen, wie wir diese günstigen Faktoren ohne den Kuhstall herbeiführen können. Text: Denise Jeitziner / Foto: Nadja Simmen

Wird Neurodermitis eines Tages heilbar sein?

Kinderarzt und -Pneumologe

Schwer zu sagen. Ich glaube, dass wir immer genauer verstehen werden, welches die allergologischen, autoimmunologischen und entzündungsauslösenden Mechanismen sind. Dadurch kann die Prävention von Neurodermitis verbessert werden. Was wir beispielsweise wissen: Je hygienischer die Umgebung, in der wir aufwachsen, desto anfälliger werden

Dr. med. Christian Geidel ist Kinderarzt und -pneumologe, Chefarzt und seit Dezember 2012 Leiter der «Allergieklinik – Zentrum für Kinder und Jugendliche» an der Hochgebirgsklinik Davos.


Von verifizierten Farben, Modeschmuck und Verzicht Wie gehen Jugendliche eigentlich mit Gefahren um, die von Haarfärbemitteln, Piercings und Tattoos ausgehen? Besuch in einem angesagten Berner Coiffeursalon. Fizzen zelebriert die angesagte Vintage-Kultur. Wer sich hier bewegt, entdeckt neue Labels, schräge Klamotten und darf sehen und gesehen werden. Fix integriert ins Ladenkonzept ist eine Filiale des Coiff-your-success-Salons. Hier geht es um wesentlich mehr als nur um Haare schneiden, laut Eigenwerbung auch um Frisuren, die revolutionär-elegant, urbanchic, hippie-tender, poetisch-rockig oder simply successful sind.

«Wer coole Kleider kauft, braucht eine coole Frisur.»

Alles ist hip und trendy – und trotzdem bemerkt Pit: «Bei mir kommen auch über 60-Jährige zum Coiffeur.» Das Shopin-Shop-Konzept scheint aufzugehen. «Wer coole Kleider kauft, braucht auch eine coole Frisur.» So zum Beispiel Alina (17), Larissa und Joana (beide 16). Style wird grossgeschrieben. Tattoos und Piercings hingegen sind bei ihnen (noch) kein Thema. «Ich darf nicht vor 18», erzählt Larissa. «Ein Piercing wäre wohl kein Problem, wenn ich eine gute Begründung hätte», meint Alina. «Ich habe Ohrstecker, seit ich zehnjährig bin – mit weiteren Steckern oder gar Tattoos müsste ich wohl bis 18 warten», vermutet Joana.

«Ein Piercing wäre wohl kein problem, wenn ich eine gute Begründung hätte.» Und trotzdem: Die zahlreichen Tattoomotive von Pit imponieren den jungen Frauen. Larissa: «Wenn, dann würde ich mir ein Muster mit einer speziellen Bedeutung stechen lassen. Aber gleichzeitig wäre es wichtig, dass ich es gut verstecken könnte.» Alina ergänzt: «Ich könnte mir allenfalls ein einfaches Symbol vorstellen. Aber was wäre, wenn es mir in ein paar Jahren nicht mehr gefallen würde?»

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG, Direktion Verbraucherschutz) hat ein Merkblatt zu Tattoos und Piercings herausgegeben. Darin wird ausdrücklich empfohlen, sich vor einem Tattooeingriff bei einem Hautarzt über ein erhöhtes Risiko für Allergien zu informieren. Weiter solle man sich bei der Wahl eines Studios sehr gut informieren und sich vergewissern, dass hygienisch gearbeitet werde. Für das Entfernen von Tattoos sei in jedem Fall der Hautarzt zu konsultieren. Ähnlich die Empfehlungen in Sachen Piercing. Gewarnt wird insbesondere vor Zungenpiercings: Es könne zu schweren Komplikationen kommen, wenn die Gefässe der Zunge verletzt würden. Zudem führten kobalt- und nickelhaltige Piercingknöpfe häufig zu Allergien, weshalb auf eine hohe Qualität der Piercingelemente zu achten sei. Die Anbieter Das BAG weist hier auf die Richtlinien für eine «Gute Arbeitspraxis» im Bereich Tattoo, Permanent-Make-up, Piercing und verwandter Praktiken hin. Anbieter können sich einer jährlichen Kontrolle auf Einhaltung dieser Richtlinien unterziehen und sich bei Erfüllung der Anforderungen ein Qualitätslabel aushändigen lassen. Die Ausbildung von Tätowierern und Piercern ist nicht geregelt oder offiziell anerkannt. Haarfärbemittel Diese zwei in Haarfärbemitteln enthaltenen Stoffe können Allergien auslösen: p-Phenylendiamin ist wegen seiner guten Deckkraft und Beständigkeit in fast allen Haarfarben enthalten. Dies und weitere aromatische Moleküle (m-Phenylendiamin, m-Aminophenol etc.) können schwere Reaktionen auslösen. Wasserstoffperoxid ist ein oxidierender Stoff, der oft in Blondiermitteln eingesetzt wird. Blondiermittel können auch Persulfate, z.B. Ammoniumpersulfat, enthalten, die das Risiko für Kontaktekzeme erhöhen. Weitere Informationen www.bag.admin.ch (Bereich Themen /Lebensmittel).

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So weit, so gut. Der Vintage-Style von Fizzen wurde auch in der Coiff-your-success-Filiale übernommen. Geschäftsführer Pit Harder zelebriert nicht nur den Stil des Ladens, sondern vor allem sich selbst. Sein Körper ist bedeckt mit farbigen Tattoos, sein Gesicht verziert mit Piercings. Sein Salon ist sein Reich – durchgestylt von A bis Z, piekfein und fast klinisch sauber. Hier ein Barberstuhl aus den 40er-Jahren, da eine Ablage, die aus einem alten Bettgestell angefertigt wurde.

Ratschläge und Empfehlungen


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Haarefärben ist gerade bei jugendlichen Frauen ein Dauerbrenner – einen Allergietest hat aber keines der drei Mädchen gemacht. «Ich hatte bisher keine Probleme», resümiert Alina. «Ich lasse mir meine Haare regelmässig tönen. Beim Bleichen hätte ich schon mehr Respekt.» Auch Joana und Larissa kennen beim Tönen keine Probleme. «Ich liebe die Abwechslung», schwärmt Joana.

Für den erfahrenen Pit Harder gibt es verschiedene Punkte, auf die man achten muss. «Bei Haar- und Tattoofarben schaue

Ein generelles Rezept gibt es also nicht. Pit Harder empfiehlt, dass man sich bei Piercings, Tattoos, Haarfärbemittel oder anderen heiklen Produkten entweder an eine Fachoder an eine Vertrauensperson wendet. «Man muss sich nur in seinem Umfeld umhören. So können Erfahrungen von anderen gesammelt werden. Fachpersonen helfen, das richtige Produkt auszuwählen, damit nicht mehr viel schieflaufen kann.»

«Wenn ich weiss, dass jemand ein Problem hat, weise ich auf die Gefahren hin.» ich auf verifizierte Produkte, die sauber und hautverträglich sind. Beim Piercing darf man nicht auf Metalle allergisch sein. Ist eine Nickelallergie bekannt, sollte ganz darauf verzichtet werden. Wichtig ist, dass man keinen Billigschmuck kauft.» Das wissen auch Alina, Joana und Larissa. «Ein Piercing müsste ich mir schon zum Geburtstag oder zu Weihnachten wünschen», erzählt Joana. Auch Haarfärbemittel können allergische Reaktionen auslösen. Pit Harder empfiehlt seinen Kundinnen und Kunden deshalb, einen Allergiepass mitzunehmen. «Wenn ich weiss, dass jemand ein Problem hat, weise ich auf die Gefahren hin. Bei empfindlicher Haut benutzt man eine weniger aggressive Farbe. Bleichmittel sollte man besser nicht selber anwenden. Wir verkaufen es ebenso selten wie Spezialfarben oder Streckcremen. Weil wir wissen, dass es heikel ist.»

Text: Denis Jeitziner / Fotos: Lea Moser

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Und da ist noch die Sache mit den Infektionen. Alina: «Wegen meines Nasenpiercings hatte ich immer wieder Entzündungen. Eines Tages habe ich darauf verzichtet.» Eine mögliche Ursache dafür könnte der billige Modeschmuck mit seinem hohen Nickelgehalt sein. «Ich hatte auch Probleme mit meinem Ohrschmuck, habe es allerdings nie abgeklärt», erinnert sich Joana.


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«Eine Allergie kann in jedem Alter auftreten.» Dagmar Simon, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie, über Kontaktekzeme, Hautveränderungen bei Jugendlichen und gefährliche Substanzen bei Tattoos und Piercings.

Aufklärung In der Poliklinik gibt es eine Sprechstunde für Dermatoallergologie. Dort werden auch Allergietests durchgeführt. Die Hautprobleme sind vielfältig. Im Gegensatz zu einer Neuro-

«die Nickelallergie ist weltweit die häufigste aller Kontaktallergien.» dermitis, welche chronisch ist, tritt die Kontaktallergie häufig nur akut auf, und man kriegt sie nach zwei bis drei Wochen wieder in den Griff. Neurodermitis wird durch verschiedene Faktoren getriggert, beispielsweise durch Stress, Wärme, Hitze, Prüfungen usw. Neurodermitispatienten haben aber nicht häufiger eine Kontaktallergie als andere. Jugendliche sind besonders stigmatisiert durch Hautveränderungen. Viele schämen sich für ihre Haut. Starker Juckreiz kann die Konzentration beeinflussen, beim Lernen hindernd sein und sogar Schlafstörungen hervorrufen. Gefährliche Substanzen Nickel gehört zu den Substanzen, die häufig Allergien auslösen. Es ist relativ preiswert und wird oft für Modeschmuck verwendet. Eine Reaktion beginnt meist mit einer Rötung, gefolgt von kleinen Blasen, die später platzen und nässen. Anschliessend gibt es eine Kruste, die stark juckt. Die Reak-

«Bei Hauterkrankungen ist es empfehlenswert, duftstofffreie Produkte zu verwenden.» manenttattoos sind es Metalle, die Allergien auslösen können, was aber relativ selten vorkommt. Häufiger treten Allergien bei sogenannten Hennatattoos auf – einem Mitbringsel aus den Ferien. Henna enthält Paraphenylendiamin, einen schwarzen Farbstoff, welcher Hautekzeme verursachen kann. Farbwechsel Beim Haarefärben sind bei Jugendlichen relativ selten Allergien zu beobachten, da die Anwendungen nicht so häufig sind und das Färbemittel nur kurzfristig in Kontakt mit der Haut ist, bevor es abgewaschen wird. Wer eine Allergie hat, sollte aber generell auf Haarfärbemittel verzichten. Oder zumindest mittels eines Allergietests herausfinden, worauf man allergisch ist. Altersfrage Es gibt keine Altersempfehlung, ab wann Tattoos oder Piercings problemlos gestochen oder Haarfärbemittel eingesetzt werden können. Eine Allergie kann in jedem Alter auftreten. Deswegen muss jeder für sich entscheiden, ob er das Risiko eingehen will.

«Leider weiss man im Voraus nie, welche Menschen besonders empfindlich sind.» Geschmackssache Duftstoffe sind nach Nickel das zweithäufigste Kontaktallergen. Immer öfter werden zu Hause oder an öffentlichen Orten Duftstoffe in Reinigungsmitteln, Kerzen, Aromabeuteln und Raumdüften eingesetzt. Dies führt zu einer höheren Zahl an sensibilisierten Personen. Es sind nicht nur synthetische Duftstoffe, die Allergien auslösen, es können auch natürliche sein. Menschen mit Ekzemen sollten auf duftstoffarme oder -freie Produkte ausweichen.

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Sprechzimmer Wir haben viele jugendliche Patienten, die mit Neurodermitis oder einem Kontaktekzem, einer Entzündungsreaktion der Haut, zu uns kommen. Kontaktekzeme treten sowohl im privaten Umfeld als auch häufig bei Lernenden auf, die beruflich mit allergieauslösenden Substanzen zu tun haben. Die meisten Jugendlichen stören sich an den juckenden, sichtbaren Hautveränderungen. Oft springt die Haut auf, oder die Kleidung verklebt durch nässende Ekzeme. Therapie Primär können wir den betroffenen Jugendlichen entzündungshemmende Medikamente verordnen; diese lindern auch den Juckreiz. Zudem verschreiben und empfehlen wir Cremes, die rückfettend sind. Und wir klären die Jugendlichen auf, welche Therapie sie anwenden können und welche Allergene und Triggerfaktoren sie meiden sollten.

tionen können je nach Person unterschiedlich sein. Die Anzahl Betroffener ist etwas zurückgegangen. Jedoch ist die Nickelallergie weltweit immer noch die häufigste aller Kontaktallergien. Beim Ohrlochstechen und Piercen wird die Haut verletzt und die natürliche Schutzbarriere durchbrochen. Dadurch ist das Risiko einer Sensibilisierung grösser. Bei Per-


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Prävention Leider weiss man im Voraus nie, welche Menschen besonders empfindlich sind und allergisch reagieren. Wer Kontaktallergien vorbeugen will, sollte entweder gänzlich auf das Piercen verzichten oder nickelfreie Materialien verwenden. Ähnlich muss man beim Tätowieren auf die verwendeten Inhaltstoffe achten. Die Farben sollten keine Parastoffe beinhalten. Bei Hauterkrankungen ist es empfehlenswert, duftstofffreie Produkte zu verwenden.

Text: Miriam Kolly / Foto: zvg

Fachärztin für Dermatologie und Allergologie Prof. Dr. med. Dagmar Simon ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie sowie Allergologie und Klinische Immunologie an der Universitätsklinik für Dermatologie, Inselspital Bern.


Auf den Spuren der nussfreien Schule Eine achtjährige Schülerin leidet an einer starken Nussallergie. Was bedeutet das für sie? Und inwiefern hat dies auch Auswirkungen auf ihr schulisches Umfeld? Eine Annäherung. Einen Katzensprung vom Bahnhof Zürich Enge entfernt thront auf einer kleinen Anhöhe, inmitten des friedlich-pittoresken Enge-Quartiers, das Schulhaus Gabler. Noch ist es andächtig ruhig im und um das denkmalgeschützte Gebäude. Alle sind fleissig in ihren Klassenzimmern. Im Treppenhaus schmücken Kinderzeichnungen die hohen Wände, Gruppenarbeiten zieren den Flur. Eine ganz normale Schule. Wäre da nicht jenes auf den ersten Blick etwas irritierende Schild an der grossen Eingangstüre: «Stopp. Keine Nüsse oder Nussprodukte auf dem Pausenplatz, im Schulhaus, in der Turnhalle». Um herauszufinden, was es damit auf sich hat, treffen wir Judith Benz, die Schulleiterin, sowie Monika Landert, die Mutter der achtjährigen Schülerin. Frau Benz, Sie sind die Schulleiterin einer «nussfreien Schule». Wie kam es dazu?

Monika Landert: «Ich bin mit meinem Anliegen einer nussfreien Schule sofort auf Gehör gestossen und wurde ernst genommen. Eine Nussallergie ist keine Bagatelle. Sie kann für meine Tochter lebensgefährlich sein.»

«Damit dieses Kind in die Schule kann, braucht es eine pragmatische Lösung.» Mit zweieinhalb Jahren hatte das Mädchen zum ersten Mal eine schwere anaphylaktische Reaktion auf Pistazien, die als Dekoration auf einem Guetzli verteilt waren. Ein Arzt wurde konsultiert, und verschiedene Abklärungen wurden getroffen. Die Diagnose: Sie ist nicht nur stark allergisch auf Pistazien, sondern auch auf Cashew-, Baum- und Erdnüsse. Bereits die Inhalation kleinster Partikel ist für sie gefährlich. Ihr Zuhause ist heute absolut nussfrei. Doch das alleine reicht nicht: Auch ihr Umfeld in der Schule sollte möglichst nussfrei sein. Darum geht sie nie ohne ihre Notfallmedikamente aus dem Haus. Schliesslich kann sie mit ihren acht Jahren noch nicht die volle Verantwortung für sich selbst tragen. Eine nussfreie Schule – was bedeutet das konkret? Benz: «Seitdem das Mädchen in der ersten Klasse ist, dürfen an unserer Schule und in unserer Turnhalle keine Nüsse oder

Wie haben Sie das Verbot umgesetzt? Benz: «Sehr sorgfältig. Uns war wichtig, vor dem Entscheid möglichst alle mit ins Boot zu holen. Frau Landert hatte unseren Elternrat besucht und ihren Wunsch geäussert. Ich war überrascht, wie positiv die Idee aufgenommen wurde. Viele hatten sich wohl in ihre Situation versetzt. Danach informierte ich unsere Lehrpersonen, die den Entscheid stark mittragen mussten. Auch hier waren die Reaktionen durchwegs positiv. Zum Schluss gab der Schulpräsident sein Einverständnis. Damit stand unser Entscheid fest. Mit einem Newsletter informierten wir die Eltern. Alles in allem war die Umsetzung einfacher als gedacht.»

«Ich war überrascht, wie positiv die Idee aufgenommen wurde.» Landert: «Ich fand den Entscheid sehr mutig. Denn ich kenne einige Eltern betroffener Kinder, die mit ihrem Anliegen auf weniger Verständnis gestossen sind. Wir hatten unglaubliches Glück. Logisch, dass jede Schule verantwortlich ist für ein sicheres Umfeld ihrer Schüler, doch gibt es hierfür keine klaren Richtlinien. Eine für alle akzeptable Lösung muss fallbezogen gefunden werden.» Benz: «Ein Vorteil ist sicher, dass wir hier im Schulhaus Gabler viele bildungsnahe Eltern haben, die einen solchen Entscheid nachvollziehen können und ihn nicht als Schikane empfinden. Grundsätzlich muss jeder seinen Beitrag leisten, damit ein solches Vorhaben klappt.» Und wie hat das Umfeld auf den Entscheid reagiert? Benz: «Eigentlich durchwegs positiv. Klar war der Start eine Herausforderung. Manche Eltern fragten uns: Ist denn das überhaupt legal? Oder: Warum müssen sich alle nach einem Kind richten? Seit einem Jahr aber ist die nussfreie Schule einfach normal und etabliert.» Landert: «Auch unser Umfeld hat positiv und mit Verständnis auf unser Engagement reagiert. Andere Mütter erzählten mir, dass sie an meiner Stelle dasselbe gefordert hätten. Gleichzeitig aber wurde mir bewusst, wie wenig die Leute über das Problem Bescheid wissen und wie dringend es einer Aufklärung bedarf. Ich finde, dass dieser Verzicht im Verhältnis zu einem Menschenleben gerechtfertigt ist.»

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Judith Benz: «Bevor Frau Landert uns wegen ihrer Tochter kontaktierte, war ich völlig ahnungslos hinsichtlich Bedeutung und Tragweite einer Nussallergie. Für mich war dann aber sofort klar: Damit dieses Kind in die Schule kann, braucht es eine pragmatische Lösung.»

nusshaltigen Esswaren mehr mitgenommen werden. Dieses konsequente Verbot ist notwendig, weil es zu kompliziert und risikoreich wäre, die einzelnen Nussarten auseinanderzuhalten. Es ist wichtig, dass alle immer aufmerksam sind und daran denken, Znüni, Geburtstagskuchen, Apéros usw. ohne Nüsse auszuwählen.»


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Monika Landert (links) und Judith Benz.

Nimmt das Schulhaus Gabler eine Vorreiterrolle ein? Werden weitere Schulen ihrem Beispiel folgen?

Es klingelt zur grossen Pause. Das Treppenhaus gleicht plötzlich einem Bienenstock. Schuhe an, raus an die frische Luft und das Znüni auspacken: Mandarinen, Apfelschnitze, Salzstangen… Für die Kinder ist es selbstverständlich, dass sie keine Nüsse mitnehmen dürfen; sie gehen mit dem Verzicht völlig unbeschwert um. Dank dem Nussverbot ist es an der Schule bisher zu keinem Zwischenfall gekommen. Tochter und Mutter sind froh, ihre Schule als sicheren Platz zu wissen.

Text: Petra Biffiger / Fotos: Oliver Menge

Der Selbsthilfeverein Zusammen mit anderen betroffenen Eltern gründete Monika Landert den Verein «Erdnussallergie und Anaphylaxie». Er informiert und unterstützt Eltern und Betroffene mit Tipps und Vorschlägen in praktischen Belangen. www.erdnussallergie.ch

Zunehmend sind auch Schulen mit dem Thema Anaphylaxie konfrontiert. Erste Schulen erklären sich als nussfrei. Auch in den Medien wird das Thema aufgenommen. Es drängen sich verschiedene Fragen auf: Wie gehen Schulen/Lehrpersonen mit betroffenen Kindern um? Was ist in einem Notfall zu tun? Wie kann verhindert werden, dass Kinder trotz Sicherheitsmassnahmen mit einem Allergieauslöser in Kontakt kommen? Was bedeutet dies für die Mitschülerinnen und Mitschüler und Eltern? aha! Allergiezentrum Schweiz bietet hierfür einen praxisnahen Workshop für Lehrerteams an: • Medizinisches Hintergrundwissen (Was ist eine Allergie? Wie äussert sie sich? Wie kommt es zu einer anaphylaktischen Reaktion?) • Rechtliche Situation (Haftung bei einem Unfall, Rechte und Pflichten) • Richtige Reaktion in einem Notfall (inkl. praktischer Anwendung von Notfallsets) • Pädagogische Massnahmen (Thematisierung in Schule) Lehrpersonen oder Teams sollen unterstützt werden, Wissen, Verständnis, Sicherheit und Kompetenz im Umgang mit betroffenen Kindern und ihren Eltern sowie den Mitschüler/innen und deren Eltern auszubauen. Kontakt: Hannes Lüthi, Leiter Fachteam der Stiftung aha! Allergiezentrum Schweiz (031 359 90 51, hannes.luethi@aha.ch)

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Benz: «Immer wieder erhalten wir Anfragen von Eltern, die ihr Kind gerne an unsere Schule schicken möchten. Offenbar sind wir die einzige nussfreie Schule im Raum Zürich. Ich hoffe, dass das Thema eingehender zur Sprache kommen wird. Wenn der Kanton Zürich schon Integration auf seine Fahnen schreibt, dann gehört diese Thematik genauso dazu. Selbstverständlich muss bei jedem Fall nach der jeweils richtigen Lösung gesucht werden. In erster Linie ist es aber wichtig, die Bevölkerung zu sensibilisieren.»

Anaphylaxie-Workshop für Lehrpersonen


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Gute Noten für die Hauswirtschaft Wie motiviert man Schülerinnen und Schüler einer achten Sekundarschulklasse für Themen wie Laktoseintoleranz, Ernährungswissenschaften oder Gesundheit und Wohlbefinden? Ein Schulbesuch.

-intoleranzen. Fächerübergreifende Bereiche wie Leben in der Gemeinschaft, Gesundheit und Wohlbefinden, Rohstoffe, Arbeitswelten und Natur werden interdisziplinär angegangen.

Ein Wintermorgen im Berner Wankdorfquartier. Regula Fankhauser erwartet neun Schülerinnen und Schüler der achten Sekundarklasse zu vier Lektionen NMM/Hauswirtschaft – die andere Hälfte der Klasse ist gleichzeitig mit Textilem Gestalten beschäftigt.

«Die laktose- und glutenfreien Produkte kaufe ich im Reformhaus oder beim Grossverteiler.»

10.10 Uhr. Die Ruhe vor dem Sturm. Frau Fankhauser ist eine erfahrene Pädagogin. Seit 1976 unterrichtet sie regelmässig. Sie hat als Erwachsenenbildnerin gearbeitet, 5-Wochen-Kurse durchgeführt und sich zur Betriebsleiterin der Gemeinschaftsgastronomie weitergebildet. Heute arbeitet sie mit Leib und Seele als Hauswirtschaftslehrerin.

«Klar ist einzig: Immer mehr Personen leiden unter Allergien und Unverträglichkeiten.» 10.15 Uhr. Plötzlich herrscht im Gang ein Heidenlärm. Fütterung der Raubtiere? Nein, ganz einfach eine lebhafte Klasse. Die Schülerinnen und Schüler stürzen ins Zimmer, in dem der theoretische Teil stattfindet. Kaum beginnt Regula Fankhauser mit dem Unterricht, kehrt Stille ein. Die Jugendlichen werden plötzlich ruhig, beantworten zuerst schüchtern die ersten Fragen und nehmen anschliessend interessiert am Unterricht teil. Die Fachlehrerin erklärt den Unterschied zwischen Allergien und Intoleranzen, referiert über die Gefahren bei allergischen Schockreaktionen und macht den Schülerinnen und Schülern klar, dass bei diesen Reaktionen unter anderem die Atmung aussetzen kann. Das Thema stösst auf reges Interesse. Liam fragt, wieso gewisse Leute eine Intoleranz hätten und andere nicht. Regula Fankhauser erklärt, dass dies selbst für Forscher ungewiss sei. Klar ist einzig: Immer mehr Personen leiden unter Allergien und Unverträglichkeiten. Vier Lektionen Hauswirtschaftsunterricht stehen auf dem Wochenplan der Achtklässler – mit folgenden Themenbereichen: Konsum und Arbeitsgestaltung/Grundversorgung. Dazu gehören Deklarationen, Labels, Konsumentenschutz, Preispolitik, Ernährungsbedarf, Verdauung und eben – je nach Gewichtung – auch die Nahrungsmittelallergien und

Was aber, wenn im Unterricht ein Kind negativ auf ein Lebensmittel reagiert? In der Volksschule Wankdorf existiert für solch unerwartete Situationen ein Notfallordner, der einen Klassenspiegel und für jedes Kind ein Notfallblatt mit persönlichen Angaben enthält. Dem Dialog mit den Eltern sei Dank. Oft kennen aber die Kinder selbst ihre Probleme bestens und wissen sehr gut damit umzugehen.

«Ich stelle meine Einkaufsliste nach Budget und Produktangebot zusammen.» 10.40 Uhr. In den Gruppenarbeiten müssen die Schülerinnen und Schüler die Unterschiede in den Zutatenlisten der vorgestellten Produkte herausfinden, Nährwerte vergleichen, normale mit laktosefreier Schokolade vergleichen, feststellen, wie gut die Zutaten auf Joghurts lesbar sind, oder vier unterschiedliche Produkte notieren, die sich für laktosefreie Ernährung eignen. Am Ende äussern alle ihre Meinung. Vor allem die Degustationen kommen sehr gut an und regen zum Diskutieren an: Welche Schokolade war aus welchen Gründen besser? Wer bemerkte welche Unterschiede? Wieso hat das laktosefreie Joghurt nicht geschmeckt? Lorenz meint: «Das liegt wohl an der Geschmacksrichtung ...» Die laktosefreien Produkte schliessen jedenfalls nicht schlechter ab als die regulären.

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Das heutige Thema Allergien und Intoleranzen hat sie ausgewählt, weil es in der Klasse betroffene Schüler gibt: Lorenz* leidet laut eigenen Angaben unter einer Essigallergie, Liam* an einer Laktoseintoleranz. Die Lehrerin hat sich minutiös auf den Unterricht vorbereitet. Denn sie kennt ihre Pappenheimer. «Die Klasse ist äusserst lebendig, aber auch sehr aufmerksam.»

10.25 Uhr. Frau Fankhauser erklärt anhand von Broschürenmaterial und eines Schemas, wie sich eine Allergie entwickeln kann. Sie selbst ist mit dem Thema Intoleranzen und Allergien sehr gut vertraut. «Ich bin seit Jahren Allergikerin und reagiere auf Litschi, Sellerie, Petersilie und Honig.» Die Klasse teilt sich in kleine Gruppen auf. Es herrscht eine fröhliche, freundschaftliche Stimmung. Die Lernenden hören einander zu, nehmen Rücksicht und diskutieren angeregt. Es wird degustiert, geschnuppert, gefachsimpelt und gelacht. Liam hatte, bevor man bei ihm eine Laktoseintoleranz diagnostizierte, oft Bauchschmerzen und Durchfall. Heute weiss er, welche Produkte er verträgt und vor allem welche nicht. Auch kann er offen über sein Problem sprechen: «Meine Kollegen wissen Bescheid und akzeptieren es», meint er schulterzuckend.


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Inzwischen sind rund 80 Produkte im Bereich Lebensmittel und Kosmetika im Sortiment, wobei laufend neue Artikel hinzukommen.


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Wie aber plant und budgetiert Regula Fankhauser ihren Hauswirtschaftsunterricht? «Ich mache meine Einkaufsliste anhand des vorgegebenen Budgets, des aktuellen Produktangebots und meiner Einkaufsorte.» Sie hat einen Betrag zur Verfügung, mit dem sie von der Zwiebel bis zum Putzmittel alles begleichen muss. «Rund sechs Franken pro Mahlzeit und Schüler müssen reichen», rechnet sie vor. Klar ist, dass es damit rein budgettechnisch nicht ganz einfach wird, auf Allergiker und Schülerinnen und Schüler mit Intoleranzen Rücksicht zu nehmen. Und trotzdem ist es für die

«Ich bin seit Jahren Allergikerin und reagiere auf Litschi, Sellerie, Petersilie und Honig.» Fachlehrerin selbstverständlich, dass sie es tut. «Ich bestelle die Lebensmittel per E-Mail im Quartierladen. Die laktoseund glutenfreien Produkte kaufe ich im Reformhaus oder beim Grossverteiler.» In der Planung und beim Einkauf kann

Regula Fankhauser Rücksicht auf Allergiker und Jugendliche mit Intoleranzen nehmen. Bei der Zubereitung ist sie danach auf die gute Zusammenarbeit innerhalb der Klasse angewiesen. Manchmal wird es aber auch für sie schwierig, wie beispielsweise beim Guetzle. «Hier muss halt der eine oder die andere auf das gängige Endprodukt verzichten und auf eine Alternative ausweichen.»

«Es ist erstaunlich, welche Kenntnisse die Jugendlichen bereits haben.» 11.30 Uhr. Hände waschen, in die Schürzen stürzen. Es rasselt und scheppert gehörig. Im Nebenraum hat Frau Fankhauser alles für die Zubereitung bereitgestellt. Alle Schülerinnen und Schüler haben im Nu ein Kochbuch zur Hand. Sie agieren selbstständig, sind gut organisiert. Bevor sie sich lustvoll auf die bereitgestellten Speisen stürzen, hören sie nochmals aufmerksam ihrer Hauswirtschaftslehrerin zu. Es ist er-


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staunlich, welche Kenntnisse die Jugendlichen bereits haben. Sie lesen die Deklarationen, wissen, dass bei der Zubereitung für Liams Mahl laktosefreie Butter oder Rahm eingesetzt werden muss, und sie halten sich zurück beim Salzen. Ziemlich vorbildlich.

«Hier muss halt der eine oder die andere auf eine Alternative ausweichen.» 12.10 Uhr. Ein betörender Duft durchströmt die Schulküche. Alle freuen sich auf das Essen. Das Wasser läuft einem im Mund zusammen. Nach dem anfänglichen Tohuwabohu

herrscht jetzt eiserne Disziplin. Hygiene wird grossgeschrieben. Und als alle am Essen sind, ist es plötzlich sehr still in der sonst lebhaften Klasse.

Text: Denis Jeitziner / Fotos: Oliver Menge


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Wenn der Körper das Essen nicht verträgt Einer Allergie auf Nahrungsmittel liegt eine Abwehrreaktion des Immunsystems zugrunde. Bei einer Intoleranz kann der Körper gewisse Stoffe nicht verdauen und reagiert mit Beschwerden.

Die Selbstbeobachtung sowie Haut- und Bluttests bilden die wichtigsten Grundlagen für die Diagnose. Das Auslassen des allergieauslösenden Nahrungsmittels, auch «versteckt» in Back- und Wurstwaren, Gewürzmischungen,

«Erwachsene sind am häufigsten allergisch auf Hasel- und Baumnüsse, Sellerie, Äpfel und Kiwi.» Halb- und Fertigprodukten, hat oberste Priorität. In der Verordnung über die Kennzeichnung und Anpreisung von Lebensmitteln (Lebensmittelkennzeichnungsverordnung, LKV) sind allergene Zutaten aufgelistet, die auch in kleinsten Mengen zwingend deklariert werden müssen. Tipps • Wer bereits eine starke allergische Reaktion erlebt hat: Notfallausweis und Notfallset bei sich tragen. • Die allergieauslösenden Nahrungsmittel auf Kärtchen fest halten (evtl. mehrsprachig) und im Restaurant vorweisen. • Bei Einladungen die Gastgeber vorinformieren, allenfalls eigene Lebensmittel mitbringen.

Bei einer Nahrungsmittelintoleranz hat der Körper die Fähigkeit, bestimmte Nahrungsbestandteile zu verdauen, teilweise oder ganz verloren. Er bildet keine Antikörper, sondern reagiert unmittelbar mit Beschwerden. Am häufigsten kommen die Laktose- und die Glutenintoleranz vor.

«Zu den Nahrungsmittelintoleranzen gehören auch Reaktionen auf Fruktose oder Histamin.» Betroffene einer Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) können das Verdauungsenzym Laktase nicht oder nur in ungenügender Menge produzieren, was zu Blähungen, Durchfall, Magenkrämpfen und Unwohlsein führt. Bei der Glutenintoleranz (Zöliakie) handelt es sich um eine Reaktion auf Gluten, einen Bestandteil verschiedener Getreidesorten, namentlich Weizen, Gerste, Roggen und Dinkel. Die Dünndarmschleimhaut wird durch das Gluten geschädigt, und Nährstoffe werden mit der Zeit nicht mehr in ausreichenden Mengen aufgenommen. Bei Kindern kann dies z.B. zu Wachstumsstörungen führen. Zu den Nahrungsmittelintoleranzen gehören auch Reaktionen auf Fruktose oder Histamin. Tipps • Kleine Mengen an laktose-, fruktose- oder histaminhaltigen Speisen über den Tag verteilt gegessen sind besser verträglich. • Gluten- und laktosefreie Produkte sind heute bei Grossver teilern erhältlich (www.service-allergie-suisse.ch). • Die Zutatenlisten immer genau lesen.

Quelle: aha! Allergiezentrum Schweiz / Foto: zvg

Mehr Infos Broschüren zu den Themen Nahrungsmittelallergie und -intoleranzen, Allergene im Offenverkauf: info@aha.ch oder als Download unter www.aha.ch   Leben mit Allergien   Infothek Broschüre zum Thema «Allergene in Lebensmitteln: gut informiert»: info@aha.ch oder www.aha.ch, auch unter www.bag.admin.ch/allergene

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Unter einer Nahrungsmittelallergie versteht man eine erhöhte Reaktionsbereitschaft des Immunsystems auf an sich harmlose Bestandteile, meist pflanzliche oder tierische Eiweisse, in Lebensmitteln. Bei diesem Prozess bildet das Immunsystem Antikörper (IgE), die an den Abwehrzellen (Mastzellen) andocken. Diese setzen in der Folge Substanzen in Blut und Gewebe frei. Häufige Reaktionen sind Juckreiz, ein pelziges Gefühl im Mundbereich und Schwellungen an Lippen und Zunge. Weitere Symptome können sein: Erbrechen, Magen- und Darmbeschwerden, Reaktionen der Haut, Asthma oder, im Extremfall, ein allergischer Schock. Erwachsene sind am häufigsten allergisch auf Hasel- und Baumnüsse, Sellerie, Äpfel und Kiwi. Reaktionen auf Erdnüsse, Meeresfrüchte oder Sesamsamen können besonders heftig ausfallen. Recht häufig kommen sogenannte Kreuzreaktionen vor: zwischen Birkenpollen und rohem Stein- oder Kernobst, auch zwischen Milben und Meeresfrüchten oder Latex und exotischen Früchten. Kinder reagieren typischerweise auf Kuhmilch, Hühnereier, Erdnüsse und andere Nüsse.

• Zutatenlisten stets genau prüfen, Rezepturänderungen sind nicht ungewöhnlich.


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Menu and (much) more: Die gesunde Alternative Aus der ehemaligen Stadtküche Zürich ist eine renommierte Anbieterin für die Zubereitung von ausgewogenen Kindermahlzeiten entstanden. Und mehr. Es war einmal eine Armenküche. 1879 gegründet. Bis sie vor neun Jahren selbst arm dran war und den Betrieb beinahe einstellen musste. Das war gleichzeitig der Anfang von menuandmore – einem Joint Venture zwischen der Stadt Zürich und der DSR Participations SA. Bis Ende 2010 vermarktete menuandmore die Produkte der Stadtküche Zürich. Aufgrund eines Entscheides des Zürcher Stimmvolkes wurde die Stadtküche Anfang 2011 in die Menu and More AG integriert und als Dienstabteilung des Gesundheits- und Umweltdepartements der Stadt Zürich aufgelöst. Heute beliefert das Zürcher Unternehmen am Escher-Wyss-Platz täglich über 400 Standorte und verpflegt circa 12 000 Menschen; über 85 Prozent

davon Kinder und Jugendliche in Schulhorten, Kinderkrippen, Privatschulen oder an Mittagstischen von Gemeinden. Dazu kommt die Senioren- und Personalverpflegung. Die Kinderernährung: Wichtigste Maxime von menuandmore ist die frische und kindergerechte Verpflegung, wobei ein besonderer Fokus auf Allergien und Intoleranzen gelegt wird. «Wir wollen den Kids Spass und Genuss am Essen vermitteln», fasst Thomas Hediger, Leiter Qualitäts- und Umwelt-Management, die Werte zusammen. Doch was heisst eigentlich kindergerechte Verpflegung? «Zusammengefasst kann man sagen, dass wir rezeptgetreu, salz- und fettarm, zuckerreduziert und natürlich alkoholfrei kochen. Im Weiteren sind exotische Gewürze tabu. Und wir verwenden vorwiegend Schweizer Produkte.» Hediger schwört ausserdem auf das schonende Cook-and-chill-Verfahren, weil so alle Vitalstoffe optimal erhalten bleiben. Auf künstliche Haltbarmachung wird bewusst verzichtet. «Wir legen zudem grossen Wert auf hochwertige, natürliche Zutaten – und verzichten auf Konservierungs- und künstliche Zusatzstoffe wie z.B. Glutamate», ergänzt der gelernte Koch.

«Im Webshop können über 5 000 Rezepturen abgerufen werden.» Was aber essen die Kinder heutzutage gerne – und welche Gerichte sind in der Regel verpönt? Thomas Hediger: «Wichtig ist die Sortenreinheit. Wir verwenden beispielsweise keine Gemüsewürfel oder Mischrezepturen. Das Gemüse wird häufig püriert: ein einfacher Trick, damit das Essen den Kids auch optisch zusagt.» Das weiss auch Pascal Saner, Krippen-

«Es ist ein bewusster Verzicht auf Konservierungs- und künstliche Zusatzstoffe.» unsere Rohprodukte nur noch zu einem kleinen Teil selbst ein. In Bezug auf Allergien ist der Dialog mit den Kindern und Eltern elementar. Wenn ein Kind beispielsweise unter einer Laktoseintoleranz leidet, kaufen wir einen Brei ohne Milch. Wichtig für uns ist, dass es sich auch finanziell rechnet.» Thomas Hediger von menuandmore ergänzt: «Wir wissen, welche Gemüse den Kindern schmecken – und dass spezielle Produkte wie Sauerkraut oder Produkte mit Bitterstoffen wie Chicorée oder Artischocken nicht so beliebt sind.» menuandmore bedeutet aber nicht nur viele schöne Worte und Versprechen, sondern auch die Beweisführung vor Ort. Bei Ausschreibungen findet oftmals ein Probeessen statt. Auch stellen sich die Vertreter der Verpflegungsanbieterin für Elternabende zur Verfügung. Wenn der Auftrag erteilt ist, müssen die Kinderhorte und Schulen beachten, dass die Zubereitung bei menuandmore vier Tage Vorlaufzeit braucht. «Heute bestellen, morgen kochen und verpacken, übermorgen kommissionieren und am vierten Tag ausliefern», rechnet Hediger vor. Und was passiert mit der Überproduktion? «Die essen wir selbst oder beliefern die Caritas mit fixfertig gekochten Menüs für notdürftige Menschen.» Für die beiden häufigsten Intoleranzen (Laktose und Gluten) bietet die Zürcher Cateringfirma eine einfache und praxisorientierte Lösung an. Diese basiert auf Symbolen, welche die

«Wir wissen, was den Kindern schmeckt.» Gerichte der beiden Gruppen schon auf den Menüplänen kennzeichnen. «Wir haben uns dem Thema nicht nur angenommen, sondern verschrieben», erklärt Thomas Hediger das Engagement. «Mit einfachen Menüplansymbolen wird beispielsweise auch auf fettarme und hochwertige oder zuckerreiche Speisen aufmerksam gemacht. Auf Deklarationsblättern werden Zusammensetzung, Hauptnährstoffe, Energie, Mineralstoffe und Vitamine in 100 Gramm aufgeführt. Und im Webshop schliesslich wird jede einzelne Nährwertinformation weitergegeben.» Thomas Hediger weiss, wovon er spricht – er ist selber Allergiker. «Wir legen grossen Wert darauf, dass die Deklarationen

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«Wir wollen den Kids Spass und Genuss am Essen vermitteln.»

leiter von Bambis Kinderland in Zürich: «Vieles steht und fällt mit der Optik. Wir sind vor zehn Jahren von einer eigenen Küche zu menuandmore umgestiegen. Heute kaufen wir


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«Mit einfachen Menüsymbolen wird auf fettarme und hochwertige Speisen aufmerksam gemacht.» abfragen. Insgesamt existieren über 5 000 Rezepturen. Die Informationen sind sowohl online als auch auf den Verpackungen einsehbar. «Wir nehmen so gut wie irgendwie möglich Rücksicht, müssen uns aber auf die Eltern der Kinder verlassen können. Sie sind es, die uns, dem Hort oder der Krippe angeben, auf welche Lebensmittel ihr Kind allergisch reagiert.» Wie aber funktioniert das in der Praxis? «Wenn eine Hortoder Krippenleiterin von einem betroffenen Kind erfährt, kann sie in unserem Menüplan bei jedem einzelnen Posten nachprüfen, ob er gluten- oder laktosefrei ist.» Einige Eltern kontaktieren Thomas Hediger auch direkt – besonders in schwerwiegenden Fällen. «Bei Schwerstallergikern sind auch

«Bei Schwerstallergikern sind uns die Hände gebunden – diese müssen separat verpflegt werden.» uns die Hände gebunden. Solche Kinder müssen dann separat verpflegt werden. Wir suchen dann meistens nach einer gemeinsamen Lösung.» Das Wichtigste aber ist: Alle Informationen sind jederzeit abrufbar.

Neben der Zertifizierung mit dem Allergie-Gütesiegel erhielt die Menu and More AG kürzlich auch eine Auszeichnung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Sie ist für menuandmore ebenfalls von grosser Bedeutung. Die ZHAW hat wissenschaftlich nachgewiesen, dass das Zürcher Unternehmen kindergerechte Verpflegung anbietet. In Kooperation mit der ZHAW sowie dem Schulgesundheitsdienst der Stadt Zürich wurde somit auch das einzigartige System zur Nährwertauszeichnung entwickelt.

Text: Denis Jeitziner / Fotos: zvg

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peinlichst genau stimmen. So kommunizieren wir beispielsweise, in welchen Gewürzen der allergieauslösende Sellerie überall vorhanden ist.» Im Webshop können die Kunden alles


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Gesunde und nachhaltige Kinderverpflegung… Die eigenen Kinder in fremde Obhut zu geben, bedingt ein grosses Mass an Vertrauen. Zur liebevollen und verantwor­ tungsbewussten Betreuung gehört auch eine gesunde und kindergerechte Verpflegung. Als spezialisierte Partnerin für die Kinderverpflegung steht menuandmore «kids» den Mittags­ tischen für diese Ansprüche kompetent und gerne zur Seite. • Einzige kindergerechte Anbieterin mit Gold­Zertifizierung • Kinderspezifische Menüplanung und separate Zubereitung • Frische und schonende Zubereitung für optimalen Erhalt der Vitalstoffe • Belieferung mit hauseigener Kühllogistik in die ganze Deutschschweiz • Spezialisierte und umfangreiche Gesundheitsförderung • Ausgezeichnet mit dem Schweizer Allergie­Gütesiegel • Höchste Verpflegungssicherheit zu günstigen Konditionen • Nachhaltiges und klimaneutrales Unternehmen


unsere literaturtipps zum thema Köstlich essen ohne Milch und Ei von Beate Schmitt Auch ohne Milch und Ei lässt es sich geniessen und schlemmen. Wer gegen Hühner- oder Milcheiweiss allergisch ist oder keinen Milchzucker verträgt, muss einige Zutaten strikt meiden. Beate Schmitts Koch- und Backbuch zeigt, dass Speisen wie Pfannkuchen oder Pudding trotzdem super gelingen und köstlich schmecken. Dank ein paar Tricks kommen auch Spätzle, Lasagne und herrliche Aufläufe auf den Tisch. Vom praktischen Wissen einer Expertin profitieren, Tricks und Kniffe einer allergenarmen Küche kennenlernen: Als Mutter eines hochallergischen Sohnes weiss die Autorin, wovon sie schreibt. Verlag: Trias; Auflage: 1. Aufl. (Oktober 2005) ISBN-10: 3830433166, ISBN-13: 978-3830433163

Verlag: AT Verlag; Auflage: 4. Aufl. (Juni 2008) ISBN-10: 3038004405, ISBN-13: 978-3038004400

Wenn die Berufswahl betroffen ist Die Kontaktdermatitis, auch Kontaktekzem, ist eine Entzündungsreaktion der Haut auf äussere Substanzen und Einflüsse. Sie gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen. Das Kontaktekzem ist jedoch nicht ansteckend, einzig der ständige Juckreiz und die äussere, nicht sehr attraktive Erscheinung der Ekzeme zehrt an den Nerven der Betroffenen. Je nach Schweregrad kann diese Erkrankung zur Arbeitsunfähigkeit führen, aber auch Einfluss haben auf die Berufswahl bei Jugendlichen. Ausführliche Erklärungen über Auftreten und Ausmass sowie mögliche Vorbeugungsmassnahmen und Risikogruppen sind in dieser Broschüre enthalten. Erhältlich im Download unter www.aha.ch   Leben mit Allergien   Infothek oder zu bestellen unter info@aha.ch oder Tel. 031 359 90 00

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Glutenfrei kochen und backen von Carine Buhmann Praxisnah liefert das Buch alle wichtigen Informationen zum Krankheitsbild Zöliakie bei Erwachsenen und Kindern. Hilfreiche Ernährungstipps, eine nützliche Warenkunde und ein 10-Punkte-Programm für Einsteiger machen das Buch zu einem wertvollen Ratgeber. Praktische Tipps im Umgang mit glutenfreien Mehlmischungen und eine Übersichtstabelle erleichtern das Backen und Kochen im Alltag. Wichtige Adressen und Bezugsquellen ergänzen das Buch. Dass auch glutenfreie Ernährung genuss- und geschmackvoll sein kann, beweisen 130 verlockende Rezepte. Sie geben viele neue Anreize, wie man den täglichen Menüplan unkompliziert und abwechslungsreich gestalten kann. Der Rezeptteil umfasst Brot, Fladen, Pizza & Co.; süsse und pikante Rezepte aus Hefeteig; herzhafte glutenfreie Getreiderezepte; Speisen wie Spätzle, Gnocchi und Crêpes für die Alltagsküche; Kuchen und Kleingebäck mit glutenfreiem Mehl; köstlich und frisch aus dem Ofen: Kuchen und Gebäck ohne Mehl; traditionell, raffiniert und neu kreiert: Backspezialitäten im Jahresrhythmus.


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Lungenfunktion im Fokus Mit der Applikation «Asthma-Info» können Betroffene einen personalisierten Test durchlaufen. Die Angaben werden eingetragen und Fragen beantwortet: vom Peak-Flow-Wert (Atemstromstärke bei maximaler Ausatmung) bis hin zur Einnahme und Dosierung von Medikamenten. Die in einem Journal zusammengefassten und erklärten Resultate fliessen in eine Statistik ein und lassen sich als Diagramm visualisieren, neben Werten wie dem Peak-Flow und der Lebensqualität. Das Journal mit den Testresultaten kann per hinterlegter E-Mail-Adresse, ergänzt mit den eigenen Personendaten, an die behandelnde Ärztin/ den behandelnden Arzt übermittelt werden. In einem Ratgeberteil sind Anleitungen zu Prävention und Atemtechnik sowie aktuellste Informationen zu Wettersituation, Pollenflug oder Luftschadstoffbelastung abrufbar. «Asthma-Info» wird gemeinsam von aha! Allergiezentrum Schweiz und MeteoSchweiz herausgegeben. Details unter www.aha.ch   Apps für Smartphones.

Symptome elektronisch aufbereitet Die Applikation «e-symptoms» ist ein elektronisches Tagebuch, mit dem Allergie- und Asthmabetroffene ihre Symptome und Beschwerden systematisch erfassen und sie mit Angaben über Lebensgewohnheiten oder Medikamenteneinnahme ergänzen und aufbereiten können. Im Vorfeld einer ärztlichen Konsultation liegen damit wichtige Daten aus der Selbstbeobachtung bereit, was eine präzise Diagnose unterstützt. Denn die Patientendaten werden mit Umweltdaten ergänzt: Pollenflug, Wetterlage, Luftschadstoffbelastung, Ozonwert und Standort. Sind alle Informationen zusammengeführt und visuell umgesetzt, kann sie die behandelnde Fachperson per E-Mail abrufen. Das elektronische Symptomtagebuch, welches auch ein Informations- und Ratgebermodul enthält, wird von aha! Allergiezentrum Schweiz, CK-CARE und MeteoSchweiz herausgegeben, in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) und der Schweizerischen Gesellschaft für Aerobiologie (SGA). Details unter www.aha.ch   Apps für Smartphones.

Scharf beobachtete Winzlinge Mit der Applikation «Pollen-News» können Heuschnupfengeplagte überall und jederzeit aktuellste Pollendaten abrufen. Sie werden von MeteoSchweiz an 14 Stationen gemessen. Angaben zu Blühbeginn, Prognosen zu Pollenflug, Wetter- und Vegetationsentwicklung sowie Wissenswertes über die wichtigsten allergenen Pflanzen runden den biometeorologischen Teil ab. Die kostenlose App bietet Betroffenen darüber hinaus Fakten zur Pollenallergie, ergänzt mit Informationen zu Diagnose, Therapie und Prävention sowie Tipps für einen besseren Umgang mit allergiebedingten Einschränkungen. Die Smartphone-Applikation «Pollen-News» wird gemeinsam von aha! Allergiezentrum Schweiz und MeteoSchweiz herausgegeben. Details unter www.aha.ch   Apps für Smartphones.

Pollen und Allergien auf einen Klick Unter www.pollenundallergie.ch finden Heuschnupfengeplagte und Interessierte ein umfassendes Informationsangebot: aktuelle Pollendaten und -prognosen schweizweit, Angaben zu Blühbeginn und Charakteristik der allergenen Pflanzen, zu Wettersituation oder Schadstoffbelastung. Nutzer können überdies vielfältige Informationen über Allergien abrufen. Die Site bietet zudem webbasierte Tests (Heuschnupfen und Asthma) und einen Newsletter mit regional abgestimmten Messdaten. Die von aha! Allergiezentrum Schweiz und MeteoSchweiz gemeinsam betriebene, in drei Sprachversionen vorliegende Plattform präsentiert sich seit Beginn der Pollensaison 2013 in neuem Design und technisch optimiert: www.pollenundallergie.ch


«Allergien sind nichts, wofür man sich schämen muss.» Lunik-Sängerin Jaël Malli ist Allergikerin und hat gelernt, mit den Einschränkungen gut zu leben.

genau herauszufinden, wo meine Probleme liegen. Und ich habe entsprechende Massnahmen ergriffen.»

Wann hast du zum ersten Mal gemerkt, dass du auf etwas allergisch bist? «Ich war als Kind viel krank, geriet immer rasch ausser Atem und wusste zuerst nicht wieso. Ausserdem hatte ich im Frühling immer Heuschnupfen. Schliesslich stellte sich heraus, dass ich unter anderem an allergisch bedingtem Asthma leide.»

Kannst du uns ein Beispiel nennen? «Als wir in Deutschland auf Tour waren, vergass ich einmal, das Kissen im Hotel auf Daunenfedern zu kontrollieren. Ich musste dann mitten in der Nacht wegen Atemnot in den Notfall, wo mir Kortison verabreicht wurde. Das Problem war, dass ich wegen des Kortisons meine Grenzen nicht mehr gespürt habe. Beim Konzert am folgenden Abend verabschiedete sich plötzlich meine Stimme. Am Ende stand ich tränenüberströmt vor Schmerzen auf der Bühne und musste schliesslich den Rest der Tour absagen. Es dauerte Wochen, bis ich wieder vollends fit war. Das war mir eine Lehre.»

Wie haben du und dein Umfeld damals darauf reagiert? «Zuerst habe ich mich geschämt, weil ich immer so eine schlaffe Nudel war. Es war ja nicht so, dass ich faul war; ich hatte einfach keine Puste und somit keine Energie. Glücklicherweise wurde ich nie gemobbt. Als ich einen Asthmaspray bekam, war das eine grosse Erleichterung. Die Krankheit hatte einen Namen bekommen.» Was sonst hast du dagegen unternommen? «Neben dem Asthmaspray nahm ich im Frühling ein antiallergisches Mittel gegen Pollen, später unterzog ich mich zur Desensibilisierung während vier Jahren einer Spritzenkur. Mittlerweile hat sich mein Körper an die Allergien gewöhnt. Heute gehe ich jeweils im Frühling und im Winter viermal zur Akupunktur. Ausserdem jogge ich und mache regelmässig Yoga. Das hilft enorm.» Welches Erlebnis in Zusammenhang mit deinen Allergien ist dir besonders in Erinnerung geblieben? «Vor einem halben Jahr landete ich nach einer allergischen Reaktion auf der Notfallstation und erhielt eine Kortisoninfusion. Ich weiss bis heute nicht, was die Allergie ausgelöst hat, obwohl ich kürzlich noch einen Bluttest gemacht habe.»

Auf was alles musst du Rücksicht nehmen? «Ich gehe mit einem synthetischen Kissen auf Tour und halte keine Haustiere. Ebenso nehme ich immer meinen Asthmaspray und meine Medikamente mit – einfach für den Fall, selbst wenn ich sie manchmal ein halbes Jahr nicht brauche. Beim Essen gibt es Einschränkungen wegen einer leichten Laktoseintoleranz. Wenn ich zu Hause bin, koche ich sogar vegan. Wenn ich eingeladen oder mit der Band unterwegs bin, versuche ich, möglichst das zu essen, was auf den Tisch kommt. Das Wichtigste ist, dass man auf seinen Körper hört. Mittlerweile lebe ich ganz gut damit.» Was würdest du als Allergikerin heute anders machen? «Ich würde mich früher damit befassen und versuchen, Wege zu finden, wie ich besser damit leben kann. Angst ist nämlich ein schlechter Ratgeber.» Welchen Rat kannst du Kindern und Jugendlichen mit Allergien geben? «Man muss zuerst dazu stehen und danach alles professionell abklären lassen – das gibt Sicherheit. Allergiker zu sein, ist nichts, wofür man sich schämen muss. Danach sollte man einfach – soweit als möglich – Allergieauslöser vermeiden und alle notwendigen Medikamente immer bei sich haben.»

Wie lebst du heute mit den Allergien? «Ich bin mit Allergien aufgewachsen, habe gar nie etwas anderes gekannt. Ich habe gelernt, es anzunehmen und zu akzeptieren.» Welche Auswirkungen haben die Allergien auf deine Karriere als Sängerin? «Hier wird es existenziell. Ich habe viel Zeit investiert, um

Text: Denis Jeitziner / Foto: zvg

Die Lunik-Sängerin Jaël Malli ist Komponistin, Musikproduzentin und Leadsängerin von Lunik. Ihr neustes Album «what is next» stieg im letzten Jahr von 0 auf 1 in die Schweizer Charts ein.

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Auf was alles bist du allergisch? «Auf einiges: gewisse Pollen von Bäumen und Gräsern, Tiere und Hausstaubmilben. Ich reagiere auch auf Glutamat und Daunen. Ich erinnere mich noch, als ich die Testergebnisse erhielt – es hatte praktisch von allem etwas dabei ...»


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abfahren, teilnehmen und gewinnen Jugendcamp in Davos Bist du zwischen 13 und 16 Jahre alt? Fährst du gerne Ski, Snowboard, oder fühlst du dich auf der Loipe so richtig zu Hause? Hast du eine Allergie, Probleme mit der Haut oder Asthma: Einschränkungen, die den Plausch am Wintersport trüben können? Dann bist du über die Silvestertage 2013/2014 in Davos an der richtigen Adresse: Dort findet vom 29. Dezember 2013 bis 4. Januar 2014 das zweite aha!jugendcamp statt. Es stehen komfortable Unterkünfte in der Hochgebirgsklinik zur Verfügung. Das junge, sportlich und medizinisch geschulte Betreuerteam sorgt für ein spannendes Sport-, Fitness- und Freizeitprogramm. Die Fachpersonen kennen alle Therapiepläne, besprechen mit dir oder in der Gruppe Fragen zum Umgang mit Allergien. Die Platzzahl ist beschränkt. Mehr Infos und das Anmeldeformular findest du unter www.aha.ch   Leben mit Allergien / Sport und Fun. Deine Fragen nehmen wir telefonisch (031 359 90 00) oder per E-Mail (info@aha.ch   Betreff: Jugendcamp) gerne entgegen.

Du bist zwischen 8 und 12 Jahre alt und möchtest in den Ferien mal richtige Lagerluft schnuppern? Im traditionellen aha!kinderlager bietet sich dir die Gelegenheit jeweils zweimal pro Jahr. Sport- und Outdooraktivitäten, Ausflüge und Spiele stehen täglich auf dem Programm. In der Gruppe und durch das erfahrene Leiterteam wird dir veranschaulicht, dass deine Allergie oder dein Asthma den Sport- und Ferienspass nicht zwingend einschränken muss. Die aha!kinderlager finden im Ferienhaus Gruoberhus in Klosters statt. Die Daten 2013: 14. bis 20. Juli (Sommerlager), 29. September bis 5. Oktober (Herbstlager). Die Platzzahl ist beschränkt. Mehr Infos und das Anmeldeformular sind unter www.aha.ch   Leben mit Allergien / Sport und Fun abrufbar. Bei Fragen geben wir dir und deinen Eltern telefonisch (031 359 90 00) oder per E-Mail (info@aha.ch   Betreff: aha!kinderlager) jederzeit gerne Auskunft.

Für Lehrpersonen Haben Sie sich im Unterricht schon einmal mit dem Thema Allergien auseinandergesetzt? Wäre dies ein spannendes Thema für eine Projektwoche? Die Stiftung aha! Allergiezentrum Schweiz lanciert im Jahr 2013 einen Wettbewerb zum Thema «Allergy – a trip around the world». Sie als Lehrperson können mit Ihrer Schulklasse daran teilnehmen und einen attraktiven Preis gewinnen. Projekte können ab Juni 2013 eingereicht werden. Informationen zum Kreativwettbewerb sind ab Mitte Mai 2013 unter www.aha.ch abrufbar. Fragen beantwortet gerne Sereina Maibach (sereina.maibach@aha.ch, Tel. 031 359 90 56).

Anaphylaxie-Workshop für Lehrpersonen In zunehmendem Masse sind auch Schulen mit dem Thema Anaphylaxie konfrontiert. Erste Schulen erklären sich als «nussfrei». Auch in den Medien wird das Thema aufgenommen. Es stellen sich verschiedene Fragen: Wie gehen Schulen/Lehrpersonen mit betroffenen Kindern um? Was ist in einem Notfall zu tun? Wie kann verhindert werden, dass ein Kind trotz Sicherheitsmassnahmen mit einem Allergieauslöser in Kontakt kommt? Was bedeutet dies für die Mitschülerinnen und Mitschüler oder für die Eltern? Um diesen Fragen zu begegnen, bietet aha! Allergiezentrum Schweiz einen praxisnahen Workshop für Lehrerteams an. Folgende Themen werden behandelt: - Medizinisches Hintergrundwissen (Was ist eine Allergie? Wie äussert sie sich? Wie kommt es zu einer anaphylaktischen Reaktion?) - Rechtliche Situation (Haftung bei einem Unfall), Rechte und Pflichten - Richtige Reaktion in einem Notfall (mit praktischer Anwendung von Notfallsets) - Pädagogische Massnahmen (Thematisierung in der Schule, in der Klasse)

Kreativwettbewerb Für Schüler Schülerinnen und Schüler zwischen 13 und 19 Jahren, wir suchen euch! Wir rufen euch auf, eure Ideen zum Thema «Allergy – a trip around the world» kreativ umzusetzen und damit am Wettbewerb teilzunehmen. Setzt euer Wissen, eure Fantasie und eure Kreativität voll ein und gewinnt einen attraktiven Preis. Wir bringen die besten Ein-

Lehrpersonen oder Teams sollen unterstützt werden, Wissen, Verständnis, Sicherheit und Kompetenz im Umgang mit betroffenen Kindern und ihren Eltern, den Mitschülerinnen und Mitschülern sowie deren Eltern auszubauen. Wenn Sie interessiert sind, an einem solchen Workshop teilzunehmen oder diesen weiterempfehlen möchten, kontaktieren Sie Hannes Lüthi, Leiter Fachteam der Stiftung aha! Allergiezentrum Schweiz (031 359 90 51, hannes.luethi@aha.ch).

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Das Kinderlager – ein Klassiker

sendungen auf unsere Website! Unser Ziel ist es, dass ihr euch mit einem Thema im Zusammenhang mit Allergien beschäftigt und ein Werk (Film, Video, Zeichnung, Collage, Fotos etc.) einreicht.


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Laktoseintoleranz ist Folge einer ungenügenden Bildung des Verdauungsenzyms Lactase im Dünndarm. Milchzucker (Laktose) wird so schlechter oder nicht mehr verdaut. Bei Einnahme von Milchzucker-haltiger Nahrung kann es zu Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall kommen. In Europa sind schätzungsweise 15 bis 25 % der Menschen von Laktoseintoleranz betroffen.

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Unsere Homepage www.laktose-intoleranz.ch gibt Ihnen vertiefende Informationen zum medizinischen Hintergrund, viel Wissenswertes zur Ernährung und zahlreiche Kochrezepte.

Pro Farma AG ist Kooperationspartner von aha! Allergiezentrum Schweiz

Laktoseintoleranz?

www.laktose-intoleranz.ch

Pro Farma AG Lindenstrasse 12, CH-6340 Baar, www.profarma.ch


Allergien oder Intoleranzen? Achten Sie auf dieses Gütesiegel

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Das Schweizer Allergie-Gütesiegel ist ein Label für Produkte, die Menschen mit Allergien und Intoleranzen einen Mehrwert an Sicherheit und Information bieten. Die Produkte sind zusätzlich geprüft und unabhängig zertifiziert. Sie werden empfohlen durch aha! Allergiezentrum Schweiz. Mehr Informationen auf www.service-allergie-suisse.ch

Service Allergie Suisse – die unabhängige Zertifizierungsstelle für das Schweizer Allergie-Gütesiegel


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