Ait Tomorrow Today 11/2013

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Developing the technologies, methods and tools of tomorrow

Innovation Systems:

WETTBEWERBSVORSPRUNG DURCH USER EXPERIENCE í˘˛í˘ś

MOBILITY

ONE-STOP-SHOP FĂœR DIE BATTERIEENTWICKLUNG ALPBACH TECHNOLOGY FORUM 2013

ERGEBNISSE DER ARBEITSKREISE

SAFETY & SECURITY

CYBERLIFE 2030 – SICHER IN DIE DIGITALE ZUKUNFT HEALTH & ENVIRONMENT

SMART HOMES FĂœR SELBSTBESTIMMTES WOHNEN


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➜ INHALT/EDITORIAL

INTERVIEW MIT DEN AIT-MANAGING DIRECTORS

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REVIEW: ALPBACH TECHNOLOGY FORUM 2013

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Tomorrow Today präsentiert die Ergebnisse vom wichtigsten Meetingpoint der heimischen Forschungs-, Innovations- und Technologieszene.

GANZHEITLICHE PLANUNG FÜR INTELLIGENTE STÄDTE

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AIT-ForscherInnen unterstützen mit ihrem Know-how nicht nur österreichische Städte bei ihrer Verwandlung in „Smart Cities“, sondern begleiten auch chinesische MillionenMetropolen auf dem Pfad zur Nachhaltigkeit.

CYBERLIFE 2030 – SICHER IN DIE DIGITALE ZUKUNFT

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Wem darf man im Internet vertrauen? Wie lässt sich kritische IT- und Energieinfrastruktur effizient schützen? Das AIT beschäftigt sich in zahlreichen Forschungsprojekten mit Cybersecurity.

SMART HOMES FÜR SELBSTBESTIMMTES WOHNEN

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Am AIT wird Know-how aus hochspezialisierten Kompetenzfeldern gebündelt, um maßgeschneiderte Ambient Assisted Living-Lösungen für SeniorInnen zu entwickeln.

WETTBEWERBSVORSPRUNG DURCH USER EXPERIENCE

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Mit dem Geschäftsfeld „Technology Experience“ stärkt das AIT seine Stärken auf dem Gebiet der Systemkompetenz, indem es auch die Erfahrungswelt der TechnologienutzerInnen bei allen Projekten miteinbezieht.

ONE-STOP-SHOP FÜR DIE BATTERIEENTWICKLUNG

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Leistungsfähige und kostengünstige Batterien sind die Grundvoraussetzung für den Durchbruch der Elektromobilität – die ExpertInnen des Batteriemateriallabors am AIT entwickeln dafür die materialwissenschaftlichen Grundlagen.

INNOVATIONSKALENDER

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SCIENTIFIC PAPER

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Foto: www.peterrigaud.com

EDITORIAL Innovationen brauchen heute mehr Vorteile als nur neue technologische Möglichkeiten, um erfolgreich zu sein. Für die Entwicklung von Innovationen und deren Vermarktung ist es notwendig, die Zusammenhänge innerhalb der komplexen Systeme im jeweiligen Forschungsbereich zu kennen. Diesem strategischen Grundsatz folgend konzentriert sich das AIT in seiner Forschungsarbeit auf Infrastrukturthemen, bei denen wir aufgrund unserer umfangreichen Systemkompetenz national und international punkten können. In der vorliegenden Ausgabe des TOMORROW TODAY informieren wir Sie nicht nur über jene Entwicklungen, an denen unsere WissenschaftlerInnen aktuell arbeiten, um für die großen Herausforderungen von Morgen gerüstet zu sein – diesmal lesen Sie auch ausführlich über die Inhalte und Diskussionen der Arbeitskreise, die im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche 2013 stattgefunden haben. Führende Persönlichkeiten, Young Talents und Future Leaders aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik treffen sich jedes Jahr im kleinen Tiroler Bergdorf Alpbach, um drei Tage lang über die Grand Challenges nachzudenken und natürlich auch entsprechende Antworten zu finden. Ab Seite 6 finden Sie unsere Nachlese zu den zwölf Arbeitskreisen der Alpbacher Technologiegespräche. Antworten des AIT finden Sie auch im Interview der beiden AIT Managing Directors. Anton Plimon und Wolfgang Knoll blicken ab Seite 3 ein wenig zurück und ganz viel nach vorne. Sie erklären, an welchen Stellen die AIT-Strategie Nachjustierungsbedarf gezeigt hat und wie sie die Internationalisierungsoffensive vorantreiben wollen. Eine besonders offensichtliche Nachjustierungsmaßnahme ist die Transformation des Foresight & Policy Development Departments hin zum Innovation Systems Department. Warum dies erforderlich wurde, erklärt uns Manfred Tscheligi ab Seite 26, der ab sofort das Forschungsteam rund um Josef Fröhlich ergänzt und das immer wichtiger werdende Thema „User Experience“ einbringt. Beachten Sie auch die Rückfragehinweise pro Geschichte: Unser Kommunikationsteam ist für Sie da. Michael H. Hlava Head of Corporate and Marketing Communications

IMPRESSUM. Tomorrow Today ist ein Magazin, das in Form einer Medienkooperation mit dem AIT Austrian Institute of Technology umgesetzt wird. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Austria Innovativ. Medieninhaber und Verleger_Bohmann Druck und Verlag GesmbH & Co. KG., A-1110 Wien, Leberstr. 122, Tel.: +43 1 740 95-0. DVR: 0408689. Geschäftsführung_Gabriele Ambros, Gerhard Milletich. Herausgeber_AIT Austrian Institute of Technology, Tech Gate Vienna, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien, Tel.: +43 (0) 50550-0. Verlagsleitung_Patrick Lehnhart. Chefredaktion_Michael Hlava, E-Mail: michael.hlava@ait.ac.at, Christian Klobucsar, E-Mail: klobucsar.zv@bohmann.at. Redaktion_Margit Noll, Daniel Pepl. AutorInnen dieser Ausgabe_Alfred Bankhamer, Angelika Prohammer, Doris Griesser. Projektmanagement:_Daniel Pepl. Grafisches Konzept:_Anita Frühwirth. Layout_Markus Frühwirth (REPROMEDIA). Druck_Druckerei Odysseus, Haideäckerstr. 1, A-2325 Himberg. Titelfoto_AIT. Erscheinungsweise_4-mal jährlich. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. ISSN 19945159 (Print), ISSN 1994-5167 (Online). Gratis Abo via E-Mail_cmc@ait.ac.at.

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AIT-Strategie „zwei-punkt-eins“:

Fokussierung auf Wachstum und Internationalisierung /// AIT Austrian Institute of Technology soll in den nächsten Jahren zu einer zentralen europäischen Anlaufstelle bei Forschungsfragen in Infrastruktursystemen ausgebaut werden. Wie dies gelingen soll, haben wir die beiden AIT Managing Directors gefragt. /// Tomorrow Today: Hätten Sie mit dem Wissen von heute bei Ihrer umfassenden Umstrukturierung vor sechs Jahren die gleichen Forschungsschwerpunkte gesetzt? Anton Plimon: Im internationalen Vergleich gilt das AIT Austrian Institute of Technology mit seinen rund 1.100 Beschäftigten als eher kleines Forschungsinstitut. Ohne entsprechende Fokussierung auf einige wenige Bereiche hätten wir da-

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her niemals unsere heutige Marktposition erreichen können. Wolfgang Knoll: Jene fünf Schwerpunkte, auf die wir uns konzentrieren, eben „Energy“, „Mobility“, „Safety & Security“, „Health & Environment“ und „Innovation Systems“, dem ehemaligen „Foresight & Policy Development“, finden sich auch in den aktuellen strategischen Programmen der Europäischen Kommission wie etwa Horizon

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2020 sowie in den Grand Challenges der heimischen FTI-Strategie. Unsere Strategie hat gegriffen.

TT: Wenn, wie Sie sagen, das AIT in der internationalen Wahrnehmung ein eher kleines Forschungsinstitut ist – wie kann es sich dann im globalen Forschungswettbewerb behaupten? Plimon: Indem wir allfällige Ressourcendefizite mittels Kooperationen wettmachen. Denn es ist definitiv so, dass das Erreichen von kritischen Massen entscheidet, ob wir mit unseren ausgewählten Themen international sichtbar sind. Forschungsthemen müssen daher von Beginn an Anton Plimon /// AIT-Geschäftsführer Innovationen brauchen heute mehr Vorteile als nur neue technologische Möglichkeiten, um erfolgreich zu sein. Für die Entwicklung von Innovationen und deren Vermarktung ist es notwendig, die Zusammenhänge innerhalb der komplexen Systeme im jeweiligen Forschungsbereich zu kennen.

vernetzt angegangen werden. Mit unserer Arbeit versuchen wir gleichzeitig auch die Schaffung der optimalen Rahmenbedingungen zu beeinflussen, die Europa im globalen Wettbewerb stärken sollen. Das lässt sich auch an den zahlreichen internationalen Forschungsprojekten ablesen, in denen das AIT eingebunden ist, oder sogar europaweit Konsortialführer ist. Wir konnten in den letzten Jahren europäische Schlüsselprojekte erfolgreich einwerben. Knoll: Mit unserer strategischen Positionierung und der damit verbundenen internationalen Sichtbarkeit sind wir zum relevanten Netzwerkpartner aufgestiegen. Dieser AIT-Wissensvorsprung strahlt natürlich im globalen Forschungsgeschäft auch auf Österreich aus, was für die heimische Wirtschaft in zahlreichen Zukunftsbereichen sehr vorteilhaft ist.

TT: Das AIT ist also im weltweiten Forschungsnetz gut verankert. Dennoch haben Sie sich kürzlich selbst eine Nachjustierung der Strategie verordnet. Warum?

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Plimon: Strategien für Research and Technology Organisations (RTOs) müssen kontinuierlich nachjustiert werden. Bei AIT geschieht dies in 4-Jahres-Zyklen. Dies ermöglicht uns Entwicklungen entsprechend konkret konzipieren zu können. Zudem werden natürlich auch die bereits etablierten Forschungsschwerpunkte weiterentwickelt. Dabei fließen die Analyse der bisherigen Lessons Learned ebenso in unsere Arbeit ein, wie auch die Antizipation neuer Möglichkeiten. Knoll: Wir haben beispielsweise erkannt, dass dort, wo wir zusätzlich zu unserem Technologiewissen auch Systemwissen aufbauen konnten, die Einwerbung großer Projekte deutlich besser funktioniert hat. Der konsequente Auf- und Ausbau von Systemwissen war sozusagen unsere größte „Lesson learned“. Denn nur mit diesem ganzheitlichen Blick lässt sich erkennen, was künftige Technologien leisten können müssen. Wir haben daher eine Reihe von Themen identifiziert, die nun departmentübergreifend bearbeitet werden.

TT: Sie haben vor kurzem in Alpbach angekündigt, in den nächsten Jahren deutlich wachsen zu wollen – auch international. Wie deutlich? Knoll: Es ist kein willkürlicher Wunsch, sondern die Antwort auf die äußerst positive Entwicklung unserer Forschungsschwerpunkte. Dazu gehören auch die erfolgreiche Positionierung der Teams und der strategischen Partnerschaften. Jetzt gilt es jene Ressourcen zu stärken, die erforderlich sind, um unser komplettes Potenzial ausschöpfen zu können. Wenn wir jene Position in Europa erreichen wollen, die wir uns vorgenommen haben, dann brauchen wir Wachstum. Und wir sind bereit dafür. Dieses Wachstumspotential wurde bereits auch bei unseren Shareholdern identifiziert. Daher rührt unser Wachstumskurs. Plimon: Selbstverständlich soll dabei unser Finanzierungsmodell beibehalten werden – also 40 Prozent Grundfinanzierung, 30 Prozent wettbewerblich eingeworbene Forschungsmittel und 30 Prozent mittels Aufträgen aus der Industrie. Mit diesem Finanzierungsmix ist gewährleistet, dass wir neben der Forschungsarbeit für die Wirtschaft auch konsequent daran arbeiten können, unsere Grundlagen- und Systemkompetenzen ganz allgemein weiter auszubauen.

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology, Krischanz & Zeiller, Peter Rigaud c/o Shotview Photographers

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TT: Also Wachstum, um den Shareholdern höhere Gewinne ausweisen zu können? Plimon: Nein! Unser Ziel ist die schwarze Null in der Bilanz. Erwirtschaftete Gewinne fließen daher in erster Linie in neue Forschungsprojekte sowie in Internationalisierungsmaßnahmen. Unser Aufsichtsratsvorsitzender Hannes Androsch hat einmal sehr treffend gesagt, dass das AIT kein Sparverein sei. Selbstverständlich steht bei uns aber die konsequente Minimierung der Overheadkosten im Fokus – zugunsten höherer Mittel für die Forschung.

TT: Neben einer finanziellen wird wohl auch eine personelle Aufstockung erforderlich sein. Wie könnte der Personalstand 2015 aussehen?

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology, Krischanz & Zeiller, Peter Rigaud c/o Shotview Photographers

Knoll: Aktuell sind wir in einzelnen Bereichen limitiert, da wir die erforderlichen Spezialisten nicht finden. Wir müssen somit im internationalen Wettbewerb um hochqualifizierte ForscherInnen und WissenschafterInnen noch deutlichere Impulse setzen – zum Beispiel mittels gemeinsamer PhD-Programme mit Universitäten. Auch unsere Karrieremodelle, die wir definiert haben, sind international noch zu wenig bekannt. Hier müssen wir offensiver werden.

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TT: Zumindest mit anderen Forschungseinrichtungen steht das AIT aber in direkter Konkurrenz – beispielsweise im Wettbewerb um Forschungsaufträge. Knoll: Wir sprechen hier von Cooptition. Natürlich stehen wir mit anderen Research and Technology Organisations (RTOs) und Universitäten im nationalen und internationalen Wettbewerb um Fördermittel und die Umsetzung von Schlüsselprojekten. Gleichzeitig ist aber die intensive ZuWolfgang Knoll /// AIT Geschäftsführer „Wir haben erkannt, dass dort, wo wir zusätzlich zu Technologiewissen auch Systemwissen aufbauen konnten, die Einwerbung von Projekten deutlich besser funktioniert hat.“

sammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen wesentlich. So stärkt das Zusammenspiel von Grundlagenforschung und angewandter Forschung die notwendigen kritischen Massen und ermöglicht das Aufgreifen neuer Technologien und Entwicklungen. ///

Plimon: Es ist schwer, in den identifizierten Grand Challenges entsprechende Key-Player zu finden, da diese natürlich global sehr gefragt sind. Das Recruiting von Nachwuchs, High Potentials und Top-ForscherInnen wird immer mehr zum wettbewerbsentscheidenden Faktor.

TT: Stichwort Wettbewerb: Vermarktet das AIT jene Forschungsergebnisse, die nicht im Rahmen von Auftragsforschung für die Wirtschaft entstanden sind, selbst? Plimon: Zu „unseren Produkten“ zählen zum Beispiel Know-How, Prototypen, Algorithmen und Modellbibliotheken in Infrastruktursystemen, die wir über unterschiedliche Mechanismen mit Partnern für konkrete Produkt-, oder Dienstleistungsentwicklungen einsetzen. Wir gehen nicht zum fertigen Produkt, das ab Lager gekauft werden kann, sondern bieten das entsprechende F&E-Umfeld um diese Produkte zu realisieren und neue Konzepte vorzudenken.

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Weitere Infos: Michael H. Hlava, Head of Corporate and Marketing Communications, Tel.: +43 505 504014, E-Mail: michael. hlava@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at

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Alpbach Technology Forum: Die Ergebnisse /// Zahlreiche forschungsstrategische Entscheidungen der Bundesregierung, die in den letzten Jahren getroffen wurden, fußen auf Impulsen, die im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche entstanden sind. Welche Lösungsansätze in diesem Jahr gefunden werden konnten, lesen Sie auf den nächsten Seiten. ///

●● alpbacher technologiegespräche Die vom AIT Austrian Institute of Technology gemeinsam mit dem ORF/Ö1 und in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Forum Alpbach initiierten und organisierten Technologiegespräche finden jährlich im Rahmen des Tiroler Forums Alpbach statt. In diesem Jahr trafen sich am 22. August führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, um drei Tage lang in Form von zahlreichen Plenarveranstaltungen und Arbeitskreisen Antworten auf jene Herausforderungen zu finden, die unsere Gesellschaft schon bald maßgeblich prägen werden. Das übergeordnete Generalthema lautete dabei: „Die Zukunft der Innovation: Voraussetzungen – Erfahrungen – Werte“.

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AK 1: Die Wertschöpfungsketten der Zukunft

Im Zentrum dieses Arbeitskreises standen Überlegungen zu einer nachhaltig gestalteten Wertschöpfungskette, die Europas Wettbewerbsfähigkeit stärkt und gleichzeitig im globalen Kontext ausbaut: Wie kann die Wertschöpfungskette der Zukunft aussehen? Welche Fragen stellen sich, welche Chancen ergeben sich daraus? Wie kann man sie aus Unternehmenssicht optimal gestalten? Wie lässt sich das Innovationssystem dafür nutzen? Im ersten Beitrag lag der Fokus auf Wertschöpfungsketten in Europa und den Chancen für die Jugend: Europa habe nur einen großen Rohstoff und das seien die „besten Köpfe“. Die Chancen für die Jugend Europas seien vital mit deren Bildung verbunden, die es

Fotos: Klobucsar

Nachfolgend finden Sie die gekürzten Zusammenfassungen aller Ergebnisse vom wichtigsten Meetingpoint der heimischen Technologieszene. Die ausführliche Langversion ist im Originalwortlaut unter www.ait.ac.at/ATG2013 abrufbar.

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AK 1: Die Wertschöpfungsketten der Zukunft

ihnen ermögliche, das vorhandene Potenzial zu nutzen, um positiv zur Wertschöpfungskette beitragen zu können. Doch wer ist eigentlich verantwortlich für die Zukunft der Jugend? Dies stellt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Der Fokus eines Beitrages aus Unternehmersicht lag auf internationalen Wertschöpfungsnetzwerken. Spezialisierung einzelner Unternehmen, Expansion in den internationalen Markt und rechtliche sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen zwingen förmlich zur Kooperation mit anderen Unternehmen. Speziell bei der Implementierung komplexer Projekte reicht dabei eine Abfolge einzelner Schritte entlang einer linearen Wertschöpfungskette nicht mehr aus. Hier bedarf es einer vielfach vernetzten und ineinander verzahnten parallelen Abwicklung mehrerer Subprojekte. Auch die Rolle Chinas in der Weltwirtschaft wurde analysiert: Mit fortschreitendem Wirtschaftswachstum und sich ändernden Standort- und Weltwirtschaftsbedingungen stehe China vor der Herausforderung, sich von einem Schwellenland zu einem Industrieland zu entwickeln. Es gibt dabei klare Innovations-Zielvorgaben auf der Basis der Fünfjahrespläne. Skizziert wurden weiters die Fundamente einer beginnenden Reindustrialisierung der USA. Diskutiert wurden dabei die Auswirkungen von USoriginären Technologieschüben auf Amerikas zukünftige Position im globalen Wettbewerb. In einem weiteren Beitrag wurde thematisiert, dass künftig intelligente leistungserstellende Maschinen mit den IT-Systemen des operativen Lenkungssystems verschmelzen. In Folge des erhöhten Automatisierungsgrades werde sich die Rolle des Menschen als Entscheider in den Lenkungsprozessen verändern. In zukünftigen IT-Systemen werden wesentlich mehr Daten als heute zur Verfügung stehen. Eine solche „Weltsprache“ der Fertigung erscheint nur möglich, wenn Standardisierungsanstrengungen in Produktion und Logistik erfolgen.

Fotos: Klobucsar

AK 2: To Develop the Future

Im Arbeitskreis „To develop the future – Innovation von morgen am Beispiel internationaler Leitbetriebe“, der vom Verein zur Förderung von Forschung und Innovation und der Industriellenvereinigung initiiert wurde, erörterten hochrangige VertreterInnen von forschungsintensiven, internationalen Leitbetrieben Zukunftsthesen hinsichtlich ihrer langfristigen Relevanz als auch ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit. Im Anschluss wurden diese Thesen unter Mitwirkung der Arbeitskreis-TeilnehmerInnen diskutiert. Festgehalten wurde, dass Leitbetriebe in Österreich 75

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Martin Kugler (Arbeitskreisleitung), Editor Science, Die Presse, Vienna; Sabine Herlitschka (Einleitungsstatement), Chief Technology Officer, Infineon Technologies Austria AG, Villach; Lisa Marie Forstner PhD Candidate, Institute of Enterprise-wide Software Systems, FernUniversität in Hagen; Kurt Gruber Corporate Vice President, Corporate Supply Chain, Infineon Technologies AG, Neubiberg; Christian Kesberg Austrian Trade Commissioner, Austrian Trade Commission New York, Austrian Federal Economic Chamber, New York; Markus Klein Student, Institute of Computer Aided Automation; Participant in the TUtheTOP Program, Vienna University of Technology, Vienna; Hermann Mattanovich Member of Executive Board, Frequentis AG, Vienna; Lars Mönch Professor for Enterprise-wide Software Systems, Department of Mathematics and Computer Science, University of Hagen; Birgit Murr Counselor and Head, Science and Technology Section, Austrian Embassy Beijing, Günther Wellenzohn (Arbeitskreisbetreuung) Head, Innovation Management, Infineon Technologies Austria AG, Villach

AK 2: To Develop the Future Giovanni Franco (Arbeitskreisleitung) Founder and CEO, ICA (Italia) Istituto per la Creatività Applicata S.r.l., Milano; Gerhard Riemer (Einleitungsstatement) Head of Education, Innovation & Research, Federation of Austrian Industries, Vienna; Anton Mayer Vice President Corporate Engineering and Research & Development Europe, Magna International Inc., Oberwaltersdorf; Wolfgang Pell Chief Research Officer; Head, Competence Center Innovation, VERBUND AG, Vienna; Pierre Schlosser Advisor, Energy Policy & Generation (Renewables), EURELECTRIC – Union of the Electric Industry, Brussels; Peter Schwab Head of Research & Development, voestalpine AG, Linz; Monika Sturm Senior Manager, Sustainable Cities, Siemens AG Österreich, Vienna; Erwin Toplak Chief Operating Officer, Kapsch TrafficCom AG, Vienna; Marlis Baurecht (Arbeitskreisbetreuung) Division Resources & Infrastructure/Innovation & Technology, Federation of Austrian Industries, Vienna

Prozent der gesamten F&E-Aufwendungen des privaten Sektors tragen und in Folge einen Großteil der innovativen Produkte und Dienstleistungen am Markt bereitstellen. Gerade am Sektor der „Grand Challenges“ – den großen gesellschaftlichen Herausforderungen von morgen – sind Lösungsansätze einem enormen Spannungsfeld zwischen kürzer werdenden Produktzyklen und rasch wachsenden asiatischen Märkten ausgesetzt. Diskutiert wurde im Arbeitskreis vor allem über die zukünftigen gesellschaftlichen Anforderungen an Individualverkehr, Materialien, Energienetze und IKT. Große Einigkeit herrschte dabei, dass in den Forschungsstrategien einerseits wechselnde Paradigmen, als auch gesetzliche Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind. Vor allem Letzteres könne in den Augen der Vortragenden sowohl als Innovationsaktivator als auch -hemmnis für Hochtechnologien, die sich in Zukunft am Markt etablieren, fungieren. AK 3: Smart City – Wege zur urbanen Mobilität von morgen

Städte sind der Motor für Innovationen. Seit 2012 leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land und verbrauchen bereits 75 Prozent der Ressourcen. Herausforderungen wie der Klimawandel können nur in Städten bewältigt werden. Vorrangiges Ziel sei

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Alpbach Review AK 3: Smart City – Wege zur urbanen Mobilität von morgen Paul Tesarek (Arbeitskreisleitung) Editor-in-Chief, Vienna Regional Studio, Austrian Broadcasting Corporation, Vienna; Bernhard Engleder Head, Municipal Department 28 – Road Management and Construction (MA 28); Chairman, ITS Vienna Region, Vienna; Andreas Knie Managing Director, Innovation Centre for Mobility and Societal Change; Head of Business Development, DB FuhrparkServices, Berlin; Gerald Murauer Head of Corporate Technology Central Eastern Europe (CEE), Siemens AG Österreich, Vienna: Gabriele Payr Director General, Wiener Stadtwerke Holding AG, Vienna; Martin Russ Managing Director, AustriaTech – Federal Agency for Technological Measures Ltd., Vienna; Paul Verhoef Head of Unit, New and renewable energy sources, Directorate General for Research and Innovation, European Commission, Brussels; Veronika Haunold (Arbeitskreisbetreuung) Chief Executive Officer, TINA Vienna Urban Technologies & Strategies GmbH, Vienna

AK 4: „frontrunner“ als neuer ansatz der fti-Politik Michael Binder (Arbeitskreisleitung) Director Strategy, Austrian Research Promotion Agency (FFG), Vienna; Rupert Pichler (Arbeitskreisleitung) Head, Department III/I 2 – Research and Technology Funding, Federal Ministry for Transport, Innovation and Technology, Vienna; Thomas Heimer Professor, Innovation Management and Project Management, RheinMain University of Applied Sciences, Wiesbaden; Scientific Advisor, Technopolis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main; Norbert Mühlburger Managing Director, WESTCAM Datentechnik GmbH, Mils bei Hall; Wolfgang Polt Director of Centre for Economic and Innovation Research – POLICIES – JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, Graz/Vienna; Klara Sekanina Director of the Secretariat, CTI – Commission for Technology and Innovation, Innovation Promotion Agency, Bern; Heinz Seyringer Head of Research Collaborations, Zumtobel Group, Dornbirn; Mario Steyer (Arbeitskreisbetreuung) Department III/I 2 – Research and Technology Funding, Federal Ministry for Transport, Innovation and Technology, Vienna

die Erhaltung der hohen Lebensqualität in der urbanen Region. Davon abgeleitet bestünde die Aufgabe für die öffentliche Verwaltung in der zukunftsweisenden Organisation von Verkehrskonzepten, welche diese Lebensqualität sichern. Verkehrsprobleme werden zukünftig in einer smarten City nicht mehr durch den Ausbau von Infrastruktur, sondern durch die verbesserte optimale Nutzung der bestehenden Services vorangetrieben. Intermodale Mobilitätskonzepte schaffen einen hohen Vernetzungsgrad der Verkehrssysteme. Städte müssen sich entscheiden, welche Rolle sie neuen Mobilitätsangeboten wie der Elektromobilität bieten wollen. Einstellungen, wie ein eigenes Auto besitzen zu wollen, haben sich grundlegend geändert. Für die unter 30-jährigen ist ein eigenes Autos weniger Statussymbol als früher. Im Bereich Mobilität wird es in Zukunft weniger um privaten Besitz als um die Bereitstellung von öffentlichen Mobilitätsangeboten gehen. Kooperationsmodelle der Zukunft im Bereich urbaner Mobiltät funktionieren nur vernetzt. Die smarte Region spielt hier eine bedeutende Rolle. Fragen wie die der zukünftigen Energiegewinnung stehen dabei im Mittelpunkt: Die Energie solle dort erzeugt werden, wo sie gebraucht wird. Der Unterschied zwischen Stadt und Land bleibt weiterhin bestehen. Im urbanen Raum werden Carsharingmo-

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delle in naher Zukunft das Stadtbild prägen. Eine Smart City kann nur im Kontext einer smarten Region betrachtet werden, denn es geht weniger um die technologischen, sondern vielmehr um die organisatorischen Herausforderungen. Hierzu braucht es vor allem auch Regulierungsnormen die eine gewisse Flexibilität zulassen. Die Europäische Ebene kann hier die notwendige Plattform bieten, sodass ein echter Erfahrungsaustausch zwischen den Smart Cities Europas stattfindet. AK 4: „Frontrunner“ als neuer Ansatz der FTI-Politik

Österreich ist gut durch die Finanzkrise gekommen. Neben Arbeitsmarktpolitik sind auch der Anteil von sowie der Fokus auf die Innovationskraft der Industrie und die industrielle Forschung für ein stabiles Umfeld verantwortlich. Das Vorhandensein von Frontrunnern und „dominanten Nischenplayern“ zeugt von einer hohen Ausdifferenzierung technologischer Felder bei gleichzeitigem Qualitätsbewusstsein mit hoher Bereitschaft zu Forschung, Entwicklung und ständigen Innovationen. Die Kriterien „Top-3 Marktführer“, ein deutlich wahrgenommener Preis- und Qualitätswettbewerb als dominantes Moment für die vorgefundenen Märkte sowie Technologieführerschaft zeichnen ein Frontrunner-Unternehmen aus. Erfolg haben diese Unternehmen durch die Qualität ihrer Produkte, die Fähigkeit, technische Innovationen hervorzubringen, und die Qualifikation der MitarbeiterInnen in den Unternehmen – sie streben eine Qualitätsführerschaft an. Frontrunner sind aber auch mit spezifischen Hindernissen für dieses permanent notwendige Innovationsverhalten konfrontiert: Eine lange Entwicklungsdauer, das wirtschaftliche/technologische Risiko sind für diese Unternehmen besonders relevant, die Partnersuche für Innovationskooperationen sowie unternehmensinterne, organisatorische Probleme scheinen fremd. In der Schweiz überwiegt die „Grundförderung“ deutlich gegenüber der wettbewerbsorientierten Förderung. In Deutschland stellt sich die Förderlandschaft stark fragmentiert dar. Neben Bundesförderungen spielen auch Förderungen auf Landes- und Gemeindeebene eine bedeutende Rolle. Die allgemeinen Problemstellungen Deutschlands im FTI-Bereich ähneln jenen in Österreich. Aus Sicht von FrontrunnerUnternehmen zählen die Fördersysteme von Österreich, Deutschland und der Schweiz zu den besten in Europa. Größtes Problem ist jedoch die Umsetzung systemischer Innovationen sowie junge KMU zu Inno-

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AK 5: Zukunft Alpen: Nachhaltige ressourcennutzung

vationen zu bewegen. Ein möglicher (neuer) Weg müsste die Technologieaufgeschlossenheit erhöhen und vor allem die Finanzierungsunterstützung auf Stärkung der Innenfinanzierung ausrichten. AK 5: Zukunft Alpen: Nachhaltige Ressourcennutzung

Die nachhaltige Regionalentwicklung und Ressourcennutzung in Gebirgsräumen ist in den letzten 30 Jahren zu einem intensiv diskutierten Forschungsthema geworden. Letztes Jahr wurde die 1992 in der so genannten „Rio-Deklaration“ festgeschriebene Bedeutung der Gebirgsentwicklung neuerlich bekräftigt. In diesem Zusammenhang widmete sich der Arbeitskreis in sechs Beiträgen den Themen Gebirgsforschung im allgemeinen, der Gemeinwohlökonomie, den Biomasse-Produktionsketten, dem Thema Holz als Werkstoff, dem Beitrag des internationalen Forschungsprogrammes „MAB – The Man and the Biosphere“ zur nachhaltigen Regionalentwicklung und der Nachhaltigkeitsforschung im globalen Kontext. Er begann mit einer landschaftsökologischen Exkursion durch das Inneralpbachtal, an der Bundesminister Karlheinz Töchterle, der slowenische Wissenschaftsminister, der Schweizer Staatssekretär für Bildung sowie der Landeshauptmann von Südtirol teilnahmen. Die rund 50 TeilnehmerInnen begrüßten die Initiative der vier Minister zur Stärkung der multilateralen Kooperation im Bereich der Gebirgsforschung mit Fokus auf nachhaltige Ressourcennutzung. Mit ebensolcher Freude wurde die Ankündigung von Minister Töchterle aufgenommen, dass für eine Ausschreibung der Erdsystemwissenschaften, die bereits den ersten Baustein der Kooperationsstärkung darstellt, 4,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Am Ende der Veranstaltung kamen die TeilnehmerInnen überein, dass die zukünftige Zusammenarbeit nicht nach Themen gegliedert, sondern einer Forschungsstruktur folgen soll, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Alpen, Kommunikation mit Experten und die weltweite Vernetzung in den drei Bereichen Klima, Natur und Lebensqualität interdisziplinär untersuchen soll. AK 6: Das Potenzial von IKT-Tools im Open Innovation-Prozess

Der Arbeitskreis des Wirtschaftsministeriums beleuchtete die vielfältigen Konzepte von Open Innovation aus theoretischer sowie aus praktischer Sicht. Open Innovation erfordert von den Unternehmen, Innovationsimpulse von außen zu identifizieren und mit

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Axel Borsdorf (Arbeitskreisleitung) Professor, Institute of Geography, University of Innsbruck; Director, Institute of Interdisciplinary Mountain Research, Austrian Academy of Sciences, Innsbruck; Karlheinz Töchterle (Begrüßung) Federal Minister for Science and Research of the Republic of Austria, Vienna; Astrid Björnsen Gurung Scientific Program Manager, MRI Mountain Research Initiative Europe, Institute of Geography, University of Bern; Georg Grabherr Vice-Director, Institute of Interdisciplinary Mountain Research, Austrian Academy of Sciences, Innsbruck; Christian Hoffmann Senior Researcher, Institute for Regional Development and Location Management, EURAC – European Academy, Bolzano; Pavel Kabat Director and CEO, IIASA – International Institute for Applied Systems Analysis, Laxenburg; Nike Krajnc Head, Department for Forest Technique and Economics, Slovenian Forestry Institute, Ljubljana; Alfred Teischinger Professor, Institute of Wood Science and Technology, University of Natural Resources and Life Sciences, Tulln; Cooperation Platform ForestWood-Paper (FHP), Vienna; Karolina Begusch-Pfefferkorn (Arbeitskreisbetreuung) Head, Department II.4a – Ecology, Resource Management

anderen Innovatoren partnerschaftlich umzusetzen. Dafür ist oft ein tiefgehender Änderungsprozess in der Innovationskultur des Unternehmens nötig. Die effiziente Generierung und Umsetzung von Innovationen sind entscheidende unternehmerische Erfolgsfaktoren. Hierzu werden immer öfter externes Wissen und externe Ressourcen über so genannte offene Innovationsprozesse der Unternehmen unter Nutzung von IKT-Tools eingebunden. Weiters wurde die Ressource „User-Kreativität“ thematisiert, bei der vor allem die Masse der User ausschlaggebend ist, die aber auch ein Umdenken der Wirtschaftspolitik hinsichtlich Open Innovation erfordere. Weiters wurde gezeigt, wie bei der Siemens AG erfolgreich IKT-Tools eingesetzt werden, um den Öffnungsprozess für Innovation zu unterstützen. Dabei wurde auch auf die Vision eines global vernetzten Marktplatzes eingegangen. Festgehalten wurde, dass IKT-Tools in Innovationsprozessen, die weit über die Unternehmensgrenzen hinausgehen, nicht mehr wegzudenken sind und künftig eine noch größere Rolle spielen werden. Eine der großen Herausforderungen bestehe künftig darin, solche Tools nicht nur den großen Unternehmen, AK 6: das potenzial von ikt-tools im open innovation-prozess Maria Bendl (Arbeitskreisleitung) Head, Department C1.10 – Research and Technology, Federal Ministry of Economy, Family and Youth, Vienna; Nikolaus Franke Director, Institute for Entrepreneurship and Innovation, Vienna University of Economics and Business, Vienna; Michael Heiss Corporate Technology, Innovation and Technology Management (CT TIM), Open Innovation and Scouting, Siemens AG Österreich, Vienna; Gertraud Leimüller Founder and Chief Executive, winnovation consulting gmbh; Chairwoman, arge creativ wirtschaft austria, Vienna; Manfred Moormann Head of Department Public Sector, Healthcare & Partnermanagement, A1 Telekom Austria AG, Vienna; Eveline PupeterFellner Managing Director, emporia Telecom Produktions- und Vertriebs GesmbH & CoKG, Linz; Klaus Puchbauer-Schnabel (Arbeitskreisbetreuung) Staff Member, Department C1.10 – Research and Technology, Federal Ministry of Economy, Family and Youth, Vienna; Jürgen Rattenberger (Arbeitskreisbetreuung) European and International Programmes, Austrian Research Promotion Agency (FFG), Vienna

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sondern auch KMU zugänglich zu machen. Diskutiert wurde auch, ob der Erfolg von Innovation planbar ist, wie IKT-Tools dabei unterstützen können, und es wurde hinterfragt, ob „Open Innovation“ die gesuchte Lösung sei. Fest stehe jedenfalls, dass bei Innovation die Wichtigkeit der Bedürfnisse des Endkunden im Vordergrund seien und nicht, was technisch möglich ist. Demnach zählen Open-Innovation-Wettbewerbe als hochwertige Quelle von Lösungen. AK 7: Web attack! Der Kampf gegen Hacker und Datenverlust

Im Arbeitskreis 7 wurde diskutiert, wo online-user und Firmen an Grenzen stoßen, und wie weit der unentbehrliche Cyberspace sicher gestaltet werden kann. Eine wichtige Grundvoraussetzung ist das Schaffen eines Sicherheitsbewusstseins im Umgang mit persönlichen und geheimen Daten im Internet. Denn Kriminelle nützen zunehmend BotNetze, um die Kontrolle über fremde Rechner zu erlangen und sie in ihr eigenes kriminelles Netzwerk einzubinden. Es bedarf daher dringend neuer polizeilicher Strategien, um eine effektivere Bekämpfung auf nationaler und internationaler Ebene zu ermöglichen. Ein erster Schritt ist es, Spezialisten auf dem Gebiet der Cybercrime-Bekämpfung auszubilden. Ein Team der TUWien hat sich darauf spezialisiert, Systeme zu knacken und dadurch deren Verletzlichkeit zu dokumentieren. Solche Spezialisten sind am Markt äußerst gefragt, denn wer perfekt im Angriff ist, weiß auch, wie man sich effektiv schützt. Gefahren lauern nicht nur im Internet, sondern können oft auch aus dem firmeneigenen Netz stammen. Dem Umgang AK 7: web attack! der kampf gegen hacker und Datenverlust Walter Seböck (Arbeitskreisleitung) Head, Management and Economics Department and E-Governance and Administration, Danube University Krems; Petra Bohuslav (Einleitungsstatement) Member of the Provincial Government of Lower Austria for Economic Affairs, Tourism, Technology and Sports, St. Pölten; Ian Brown Associate Director, Cyber Security Centre; Senior Research Fellow, Oxford Internet Institute, University of Oxford; Adrian Dabrowski Researcher, SBA Research, Vienna University of Technology, Vienna; Johann Haag Deputy Rector; Head, Course on IT Security and Information Security, University of Applied Sciences, St. Pölten; Leopold Löschl Head, Department V/V 2 – Computer and Network Crime, Criminal Intelligence Service Austria, Federal Ministry of the Interior, Vienna; Hartmut Müller Managing Director, Raiffeisen Software Solution und Service GmbH, Vienna; Ruchna Nigam Computer Virus Analyst and Security Researcher, Fortinet Threat Research and Response Center, Biot; Ireen Christine Winter Study Programme Director, Economic and Cyber Crime, University of Applied Sciences Wiener Neustadt; Project Coordinator, ALES-Austrian Center for Law; Claus Zeppelzauer (Arbeitskreisbetreuung) Division Head Companies & Technology, Department Head Technopols, ecoplus. The Business Agency of Lower Austria, St. Pölten

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mit Berechtigungsvergaben, Sicherheitsimplementierungen und der passenden Infrastruktur innerhalb eines Unternehmens muss daher größeres Augenmerk geschenkt werden. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe seien den Attacken auf elektronische Unternehmensdaten oft wehrlos ausgesetzt, da keine passende Sicherheitsstruktur vorhanden ist. Festgehalten wurde, dass Sicherheitsstandards gesetzlich verankert und sogar durch Kontrollorgane überprüft werden sollten, da sonst Sicherheitssysteme aus Kostenersparnisgründen nicht ausreichend genützt werden. Jedenfalls könne ein sicheres Internet nur durch Offenheit und Interoperabilität realisiert werden. Verbrecherische Aktivitäten im Internet könnten dadurch zurückgedrängt werden, dass nationale und supranationale Regulatoren vor allem Internetdienstleistern verbindliche Regeln vorgeben, wie deren Algorithmen zu gestalten sind, um Interoperabilität mit anderen Systemen zu ermöglichen. Den wichtigen Akteuren müssen ökonomische Anreize geschaffen werden, um die Sicherheit ihrer Systeme zu verbessern. Nicht die Kontrolle, sondern die Reduktion von Schwachstellen und die Verbesserung der Nutzbarkeit seien der Schlüssel, um langfristig den Cyberspace sicher zu gestalten. Unerlässlich ist aber auch, eine Bewusstseinsbildung für den sicheren Umgang mit Daten zu schaffen. Eine Zusammenarbeit auf globaler Ebene im Bereich der Strafverfolgung und einheitliche Sicherheitsstandards werden nötig sein. AK 8: Industrie 4.0 – Auswirkungen auf die Arbeitswelt der Zukunft

Die vierte industrielle Revolution, in Gang gesetzt vom Internet der Dinge, bringt durch Effizienzsteigerung einen Wettbewerbsvorteil in der produzierenden Industrie, löst gleichzeitig aber auch wirtschaftliche, gesellschaftliche und organisatorische Herausforderungen aus. Eine zentrale Rolle spielen dabei neue Anforderungen in der Arbeitswelt, verstärkte Produktindividualisierung und neue globale Einflussfaktoren. Die Art der Arbeit wird sich bis 2050 grundlegend verändern. Identifiziert wurden vor allem fünf Trends, die unsere künftige Arbeitswelt beeinflussen: in erster Linie Technologien, aber auch das Auseinanderklaffen zwischen den Qualifikationen der Arbeitskräfte und den vom Arbeitsmarkt geforderten Fähigkeiten, geografische und demografische Diskrepanzen in der Arbeitsplatzverfügbarkeit, ein wachsender Pool ungenutzter Talente sowie alternative Währungen wie Bitcoin. Darüber hinaus werden sich unsere Arbeitsplätze von Produktionsjobs

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AK 8: industrie 4.0 _ auswirkungen auf die arbeitswelt der zukunft

(2020+) zu Transaktionsjobs (2030+) und weiter zu Interaktionsjobs (2040+) wandeln. Die langfristige Herausforderung besteht nicht nur darin, die durch die Rezession verloren gegangenen Arbeitsplätze zurückzuholen, sondern auch zu verstehen, wie sich die Arbeit wandelt, und so viele ArbeitnehmerInnen wie möglich auf die Jobs der Zukunft vorzubereiten. Die Vision des Internets der Dinge impliziert, dass Objekte des täglichen Lebens als Schnittstellen zur physischen Welt ausgestattet sind und damit die Lücke zwischen realer und virtueller Welt schließen. Auf die industrielle Produktion umgelegt, kann das Internet der Dinge zweifellos die Effizienz und Produktivität industrieller Prozesse erhöhen. Dies eröffnet für europäische Unternehmen große Chancen durch die Entwicklung, Produktion und den Verkauf von Technologien zur industriellen Vernetzung. Um die Produktion in der Region zu stärken, müssen alle Möglichkeiten technisch innovativer Lösungen ausgeschöpft und ein Schwerpunkt auf Kompetenz, Erfahrung und Einbeziehung der Belegschaft gelegt werden. Da die Schwellenländer immer weiter aufholen und neueste Technologien über globale Produktionsnetze genutzt und verbreitet werden, sieht sich der Industriesektor in Hochlohnländern gezwungen, die Kompetenzen und Fähigkeiten von Menschen und Organisationen ständig weiterzuentwickeln. Das Geheimnis des Erfolgs liege darin, die Zusammenarbeit zu fördern und unterschiedliche MitarbeiterInnen, unterschiedliche hierarchische Ebenen und ExpertInnen aus unterschiedlichen Abteilungen in die Pro­ zess­entwicklung einzubeziehen. Im Bereich Arbeitskräfte zählen Aspekte der Work-Life-Balance, Telearbeit und flexible Arbeitszeitgestaltung zu den wichtigsten strategischen Maßnahmen, um Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. AK 9: „Green Tech: Vision und Business ECO-Mobilität“

Demografische Entwicklung, Urbanisierung, Globalisierung, Ressourcenknappheit und Klimawandel sind die Megatrends des 21. Jahrhunderts und Folgen der menschlichen Lebenskultur. Sustainable Business – auch für Mobilität – wird angesichts dieser Trends nicht nur zunehmend wichtiger, sondern Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg, den sozialen Zusammenhalt sowie den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Um beispielsweise den Verkehrssektor für den Übergang in eine Low-Carbon-Economy zu gestalten, sind innovative Konzepte und Technologien für eine ressourcenschonende, klimafreundliche und auch leist-

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Gerhard Klein (Chair) Head of Department PC Production Central, MAN Truck & Bus AG, Munich; Doris Hummer (Introduction) Member of the Provincial Government of Upper Austria responsible for Education, Science and Research, Women and Youth, Linz; Michael Strugl (Introduction) Member of the Provincial Government of Upper Austria responsible for Economic Affairs and Labour, Linz; Alan Christie Senior Lecturer, Business Institute, University of Ulster; Franz Hammelmüller Managing Director, SKF Österreich AG, Steyr; Klaus Huttelmaier Managing Director, Robert Bosch AG, Vienna; Martin Kuhlmann Scientist, Sociological Research Institute Goettingen, Georg-August-University, Goettingen; Jochen Schlick Deputy Head of Research Innovative Factory Systems, German Research Centre for Artificial Intelligence, Kaiserslautern; Diane-Gabrielle Tremblay Director of the CURA on work-life balance over the lifecourse; Canada Research Chair on the socio-organizational challenges of the Knowledge Economy, Téléuniversité, Université du Québec, Montreal; Anke Merkl-Rachbauer (Coordination) Head of Location.Marketing.Communications, TMG OÖ. Technologie- und Marketinggesellschaft m.b.H., Linz

bare Mobilität gefordert. VertreterInnen der Industrie, der Forschung und der öffentlichen Hand diskutierten im Rahmen des Arbeitskreises ECO-Mobilität aus den Blickwinkeln Technologie, Ressourcen und Infrastruktur sowie Ökonomie und Gesetzgebung. Dabei wurden auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen ebenso wie ethische Aspekte beleuchtet. Basierend auf der Definition der ECO-Mobilität als zukunftsfähige, emissionsarme und leistbare Fortbewegung in Verbindung mit regenerativen Energieträgern gilt es, nicht nur steigende Marktprognosen für nachhaltige Mobilität in ihren unterschiedlichen Facetten zu bedenken, sondern auch die verschiedenen, sich bietenden Marktsegmente als Chance für die Zukunft auszuloten und zu nutzen. Diese umspannen Effizienzsteigerung und Emissionsreduktion, alternative Kraftstoffe sowie alternative Antriebstechnologien, bis hin zu Verkehrssteuerung und Verkehrsin­ frastruktur. Zentral sei vor allem der Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe. Thematisiert wurden auch die ethischen Aspekte der Mobilität, indem beleuchtet wurde, wie ethische Überlegungen die Umsetzung von (ECO-)Mobilität – auf den unterschiedlichen EbeAK 9: „Green Tech: Vision und Business ECO-Mobilität“ Johann Fank (Arbeitskreisleitung) Scientific Director, Resources – Institute for Water, Energy and Sustainability, JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, Graz; Jost Bernasch Managing Director, Virtual Vehicle Competence Center, Graz; Walter Böhme Head of Innovation Management, OMV AG, Vienna; Martin Faulstich Managing Director, Clausthaler Umwelttechnik-Institut GmbH, Clausthal-Zellerfeld; Leopold Neuhold Head, Institute of Ethics and Social Thought, University of Graz; Wolfgang Steiger Director, Future Technologies/Global Government Affairs, Volkswagen AG, Wolfsburg; Ursula Zechner Head, Department IV – Transport, Federal Ministry for Transport, Innovation and Technology, Vienna; Sonja Kranz (Arbeitskreisbetreuung) Strategic Planning, JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, Graz; Aldo Ofenheimer (Arbeitskreisbetreuung) Head, Organization, Business Development and Marketing, Virtual Vehicle Competence Center, Graz

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nen Produktion, Distribution und Rezeption – beeinflussen können und sollen. Auszüge der VortragsKernaussagen: Die Steigerung der Energieeffizienz aller Prozesse ist zwingend und wird zur preiswertesten Energiequelle. Eine Diversifizierung der Energieträger minimiert das Risiko lokaler und politischer Abhängigkeiten. Für die Industrie muss es hinsichtlich des Aufbaus der neuen notwendigen Infrastruktur für alternative Kraftstoffe verbindliche Ziele und politische Vorgaben geben. ECO-Mobilität hat weitreichende Auswirkungen – bis hin zur Stadtplanung, da nicht nur Straßen und Transportwege entsprechend adaptiert werden müssen, sondern selbst die Wohnraumplanung der Zukunft miteinzubeziehen ist. AK 10: „Identität 2.0: der digitale Mensch“

Die Vortragenden des von der Forschung Austria initiierten Arbeitskreises waren sich einig: Wenn ich mich im Internet bewege, geht es um ein Abwägen zwischen Nutzen und Gefahr; Sensibilisierung ist wichtig, denn Informationen bleiben für immer im Netz; es gibt eine Ambivalenz zwischen der Skepsis vor Datenspeicherung und der freiwilligen Veröffentlichung sensibler Daten. Die rechtlichen Aspekte seien jedenfalls komplex, da für das Internet verschiedene Rechtsordnungen und Zuständigkeiten gelten. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sieht zwei Prinzipien, die gleichrangig sind, aber oft kollidieren: Medien- und Meinungsfreiheit stehen oft dem Recht auf Ehre des anderen gegenüber. Das Bundeskriminalamt behandelt rund 10.000 Fälle von Cyberkriminalität pro Jahr, sieht diese jedoch nur als Bruchteil der Dunkelziffer. Wichtig wäre es laut dem BKA, Internet-Trainings sowie Awareness dafür in Schulen genauso wichtig zu nehmen wie etwa die Verkehrserziehung. Diskutiert wurde unter anderem darüber, wie demokratisch das Internet ist. Denn zu den bisherigen vier Staatsmächten (Legislative, Judikative, Exekutive und AK 10: „Identität 2.0: der digitale Mensch“ Gerald Gross (Arbeitskreisleitung) Founder and Director, gross:media e.U., Vienna; Ivona Brandic Assistant Professor, Distributed Systems Group, Information Systems Institute, Vienna University of Technology, Vienna; Stefan Bumerl Managing Director, CRYPTAS it-Security GmbH, Vienna; Thomas Corsten Professor, Department of Ancient History, Classical Studies and Epigraphy, University of Vienna; Sebastian Eschenbach Head, Department of Economics, University of Applied Sciences, Eisenstadt; Friedrich Faulhammer Rector, Danube University Krems; Gerald Ganzger Lawyer, LANSKY, GANZGER & Partner Rechtsanwälte GmbH, Vienna; Franz Lang Deputy Director General for Public Safety and Director, Criminal Intelligence Service Austria, Federal Ministry of the Interior, Vienna; Christian Klobucsar (Arbeitskreisbetreuung) Editor-inChief, Austria Innovativ, Bohmann Druck & Verlag GmbH & Co. KG, Vienna

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Medien) kommt die allgemeine Öffentlichkeit dazu, was das System zwangsläufig beeinflusst. Eine demokratiepolitische Gefahr nennt sich „Slacktivism“ (slacker und activism), was bedeutet, dass Menschen ihre Stimme online eher schneller und unüberlegter abgeben. Festgehalten wurde auch, dass die große Herausforderung unserer Zeit die enorme Datenmenge sei. Wie kann ich diese Datenflut nutzen? Zum Beispiel für „Cloud Computing“. Dabei kann effizient auf ökologische und ökonomische Faktoren eingegangen werden, weil Daten nicht an physikalische Orte gebunden sind. Cloud Computing könnte nach Wasser, Gas, Strom und Telefon zur ‚5th Utility’ unserer Zeit werden. Dieses Segment befinde sich jedoch erst auf einem Level, der damit verglichen werden kann, als müssten wir Wasser aus dem Brunnen nach Hause tragen. In der Publikumsdiskussion galt das Kerninteresse neben der Internetsicherheit vor allem der Problematik bezüglich der Abwägung zwischen der größtmöglichen Sicherheit auf der einen und der maximalen individuellen Freiheit auf der anderen Seite. Hier war man sich auf dem Podium einig, dass diese Abwägung zwar jeder Einzelne für sich selber treffen muss, dass es aber auch in Zukunft Instanzen geben wird müssen, die hier die Linie vorgeben. AK 11: Intellectual Property Management

Diskutiert wurde im Arbeitskreis unter anderem die Frage, ob das derzeitige Patentsystem die Sicherung von intellektuellen Eigentumsrechten und damit die Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand noch gewährleisten kann. In diesem Zusammenhang wurde eine aktuelle Umfrage zitiert, die Geheimhaltung, Entwicklungsvorsprung oder andere Schutzmechanismen in den meisten Hochtechnologiebranchen weiter verbreitet sieht. Dies bedeutet, dass Unternehmer ihre F&E-Ergebnisse auf diese Weise effektiver geschützt sehen als mittels Patenturkunde. Dennoch gilt vor allem für junge, technologieaffine Unternehmen die Absicherung des Wissens mittels Schutzrechten als „überlebensnotwendig“. Denn bei der Investorensuche spielen Patente eine entscheidende Rolle. Die aws entwickelt derzeit im Rahmen eines EU-Projektes erste Parameter, wie künftig die Bewertung von Schutzrechten in die Kreditvergabe eingebunden werden kann. Spätestens seit der Vollrechtsfähigkeit von Universitäten rückt auch bei den Hochschulen die kommerzielle Verwertung der Forschungsergebnisse verstärkt in den Mittelpunkt. Für die entsprechende Verwertung fehlen jedoch unter

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AK 11: Intellectual Property Management

anderem oft Risikokapital bzw. unternehmerisches Know-how. Wünschenswert wäre daher die Einrichtung regionaler Transferzentren zur Verbesserung der Kooperation zwischen den Akteuren und als Ansprechstelle für die Industrie. Nach fast 40 Jahren gelang vor kurzem die internationale Einigung auf das EU-Patent. Dadurch wird künftig der flächendeckende Patentschutz innerhalb der EU wesentlich vereinfacht. Durch die Einrichtung eines Europäischen Patentgerichtes werden unter anderem auch Entscheidungen in Verletzungs- und Nichtigkeitsklagen EU-weit Gültigkeit haben. Conclusio des Arbeitskreises: Geistiges Eigentum ist kein Selbstzweck, sondern Grundlage und Anreiz jeder innovativen Tätigkeit im Rahmen der Marktwirtschaft und damit eine der Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum, Wohlstand und Erfolg. Im Rahmen der Diskussion wurde einmal mehr klar, dass zum Innovationsstandort Österreich auch innovative Wege gehören, um das heimische IP-Kapital national und international verstärkt ins Verdienen zu bringen. AK 12: „Sichere Gesellschaft = Gesicherte Zukunft = Sicherheitsforschung“

„Sicherheitsforschung“ ist ein junges Forschungsfeld, das auf EU-Ebene oft auch für gesellschaftspolitische Kontroversen und den Vorwurf eines nicht funktionierenden Marktes sorgt. Trotz dieser Herausforderungen ist es Österreich gelungen, in der Sicherheitsforschung, die gleichzeitig als Wegbereiter für einen rasch wachsenden globalen Zukunftsmarkt gehandelt wird, ein erfolgreicher Innovation-Leader zu werden. Die Vortragenden beleuchteten dieses erfreuliche Ergebnis aus ihren jeweiligen Expertisefeldern Politik, Wirtschaft, Technologie- und Sozialwissenschaften. In lebhafter Diskussion wurden die verschiedenen Stärken und Schwächen des Konzepts Sicherheitsforschung und die daraus resultierenden Konsequenzen unter aktiver Einbindung der Zuhörerschaft klar herausgearbeitet und kritisch diskutiert. Die österreichische Sicherheitsforschungsphilosophie spiegelt sich klar im Förderprogramm KIRAS wider. Dieses fördere nur Projekte, an denen Akteure aus Wirtschaft, Forschung und (öffentliche oder private) Endnutzer verpflichtend teilnähmen. Primärziel müsse dabei die Erhöhung der objektiven Sicherheit in Verbindung mit dem subjektiven Sicherheitsempfinden der BürgerInnen sein. Festgehalten wurde, dass die frühzeitige Investition in ein flexibles Forschungssystem wie etwa „Open Innovation“ einen entscheidenden Erfolgsfaktor für die österreichische Sicherheitsforschung darstelle. Bei

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Friedrich Rödler (Arbeitskreisleitung) President, Austrian Patent Office, Vienna; Jürgen Antonitsch Chief Technology Officer, ZIZALA Lichtsysteme GmbH, Wieselburg; Bernhard Dachs Senior Scientist, Research, Technology & Innovation Policy, Foresight & Policy Development Department, AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Vienna; Christoph Ernst Assistant Secretary, Federal Ministry of Justice, Berlin; Sonja Hammerschmid Rector, University of Veterinary Medicine, Vienna; Bernhard Henhapel Patent Attorney, Kliment & Henhapel Patent Attorneys OG, Vienna; Edeltraud Stiftinger Managing Director, Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH, Vienna; Eveline Ronge (Arbeitskreisbetreuung) Ronge marketing_communication_event, Vienna

AK 12: „Sichere Gesellschaft = Gesicherte Zukunft = Sicherheitsforschung“ Karl Blecha (Arbeitskreisleitung) President, GFF – Society for the Promotion of Research, Vienna; Gernot Grimm (Einleitungsstatement) Head, Staff Group for Technology Transfer and Security Research, DG III – Innovation and Telecommunication, Federal Ministry for Transport, Innovation and Technology, Vienna; Karl-Heinz Dernoscheg Managing Director, Defence & Security Industry Group, Austrian Federal Economic Chamber, Vienna; Gi-Eun Kim Professor, Department of Biotechnology, Seokyeong University, Seoul; Council Member, Austrian Council for Research and Technology Development, Vienna; Reinhard Kreissl Scientific Director, Institute for the Sociology of Law and Criminology, Vienna; Helmut Leopold Head of Safety & Security Department, AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Vienna; Helmut Schnitzer Head, Security Policy Department, Secretariat of the National Security Council, Austrian Federal Chancellery, Vienna, Michael Brugger (Arbeitskreisbetreuung) Staff Group for Technology Transfer and Security Research, DG III – Innovation and Telecommunication, Federal Ministry for Transport, Innovation and Technology, Vienna; Ralph Hammer (Arbeitskreisbetreuung) Staff Group for Technology Transfer and Security Research, DG III – Innovation and Telecommunication, Federal Ministry for Transport, Innovation and Technology, Vienna

der Themenstellung „Technik versus Gesellschaftspolitik“ wurde festgehalten, dass erfolgreiche Sicherheitsforschung nur durch eine aufgeklärte geistes-, sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektive in enger Kooperation mit den Technikwissenschaften bestehen könne. Im Rahmen der Schlussdiskussion einigte man sich auf die zentrale Bedeutung von Sicherheitsforschung für die Gesellschaft, um neuen Herausforderungen innovativ begegnen zu können. Die Komplexität des Themas mache Sicherheit aber medial nicht leicht transportierbar. Von Seiten der Vortragenden wurde abschließend einhellig eingemahnt, dass erfolgreiche Sicherheitsforschung nur möglich sei, wenn auch entsprechende Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. ///

Weitere Infos: Michael H. Hlava, Head of Corporate and Marketing Communications, Tel.: +43 505 504014, E-Mail: michael. hlava@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at

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➜ Energy

Ganzheitliche planung für intelligente Städte /// Das AIT liefert EntscheidungsträgerInnen wissenschaftlich fundierte Konzepte und Methoden zur Gestaltung eines nachhaltigen Energiesystems für ihre Stadt, Gemeinde oder Region. ///

Wien will bis 2050 eine 80-prozentige CO2-Reduktion erreichen und die Nutzung erneuerbarer Energien auf über 50 Prozent anheben. Das AIT ist im Rahmen des TRANSFORM-Projekts dabei, entsprechende Entscheidungshilfen zur Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen zu entwickeln.

●● auf den punkt gebracht

Während sich unser Klima bedrohlich ver­ ändert, wachsen die Städte mit ihrem hohen

„Smart Cities and Regions“ lautet das Schlagwort, wenn es um die Transformation energieintensiver Städte und Regionen in nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsräume geht. Zahlreiche Initiativen auf nationaler und europäischer Ebene vermitteln dabei Orientierungshilfen auf den unterschiedlichen Wegen zu geringerem Energieverbrauch und CO2-Ausstoß sowie höherer Energieeffizienz und Lebensqualität. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz in Sachen Energienutzung wissen die ForscherInnen von AIT bestens über die komplexen Interaktionen zwischen den einzelnen Elementen des gesamten Energiesystems von Städten und Regionen Bescheid. Dieses aus langjähriger interdisziplinärer Forschung gewachsene Know-how unterstützt nicht nur österreichische Städte bei ihrer Verwandlung in „Smart Cities“, sondern soll auch chinesische Millionen-Metropolen auf dem Pfad zur Nachhaltigkeit begleiten.

CO2-Ausstoß und Energieverbrauch immer weiter. Bereits jetzt werden in der EU rund drei Viertel des gesamten Energieverbrauchs und der schädlichen Emissionen den Städten zugeschrieben. Um ihre ambitionierten Energie- und Klimaschutzziele zu erreichen, setzt die Europäische Union deshalb besonders auf innovative Energiekonzepte für Städte und Regionen. Damit sollen bis zum Jahr 2020 der Treibhausgasausstoß um 20 Prozent gesenkt, der Anteil der erneuerbaren Energien auf

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20 Prozent gesteigert und die Energieeffizienz um 20 Prozent erhöht werden. Das Erreichen dieser „20/20/20-Ziele“ wäre ein Etappensieg auf dem Weg zur angestrebten 80-prozentigen Reduktion der Treibhausgasemissionen (gegenüber 1990) bis zum Jahr 2050. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das nur durch eine grundlegende Neugestaltung der urbanen und regionalen Energiesysteme zu bewältigen ist. Unter dem Motto „Smart Cities and Regions“ sollen deshalb der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energieträger, hohe Energieeffizienz und ein effektives Energiemanagement forciert werden. Dabei geht es neben der Optimierung und Implementierung nachhaltiger Technologien verstärkt auch um eine intelligente Vernetzung sämtlicher Akteure und Infrastrukturen städtischer und regionaler Energiesysteme: von Energieversorgern über Verkehrs-, Stadt- und BauplanerInnen bis zu den einzelnen BürgerInnen. So sollen Gebäude künftig etwa mit Hilfe von PV-Anlagen, Solarkollektoren, Windturbinen und optimierten Dämmsystemen von Energieverbrauchern zu Energieproduzenten werden. Industrielle Abwärme wird in den Städten und Regionen der Zukunft nicht mehr ungenutzt bleiben, und die thermischen und elektrischen Netze werden so gestaltet sein, dass sie Energie auch aus dezentralen erneuerbaren Quellen beziehen und als Strom, Wärme oder Kälte effizient nutzen und bedarfsorientiert verteilen können. Der „European Strategic Energy Technology (SET) Plan“ der EU räumt deshalb der integrierten Planung von Städten und Regionen im Dienst der Nachhaltigkeit höchste Priorität ein. Konzertierte europäische Forschungs­ aktivitäten

Um das europäische Innovationspotenzial im Energiebereich anzuheben, wurde die „European Energy Research Alliance“ (EERA) gegründet. Diese Vereinigung führender europäischer Forschungseinrichtungen hat sich zum Ziel gesetzt, die Forschungsressourcen der EU zu bündeln, gemeinsame Strategien zu verfolgen und Doppelgleisigkeiten zu vermeiden. Dem AIT ist es in den vergangenen Jahren aufgrund seiner wissenschaftlichen Expertise im Bereich „Smart Cities“ gelungen, eine gestaltende Position auf europäischer Ebene einzunehmen. So wurde Ende 2011 auf Initiative und unter der wissenschaftlichen Leitung des Energy De-

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partments das „EERA Joint Programme Smart Cities“ ins Leben gerufen, in dem mehr als 60 europäische Forschungsinstitutionen ihr Know-how zusammenführen. Der Fokus dieses europäischen Forschungsprogramms liegt auf den Bereichen integrierte Energieplanung für Städte und Transformationsprozesse, urbane Energienetzwerke, energieeffiziente Gebäude sowie Technologien zur nachhaltigen Energieversorgung. „Um die komplexen Energiesysteme der Zukunft möglichst umfassend abbilden und optimieren zu können, geht es dabei insbesondere um Methodenentwicklung und Technologieintegration im urbanen Raum“, erläutert Reinhard Schütz, Business Developer am AIT Energy Department. Reinhard Schütz /// Business Developer, Energy Department „Um die komplexen Energiesysteme der Zukunft abbilden und optimieren zu können, geht es insbesondere um Methodenentwicklung und Technologieintegration im urbanen Raum.“

Internationale, nationale und regionale Transformationsprozesse

Im EU-Projekt TRANSFORM arbeiten 19 (Forschungs-)Institutionen und Unternehmen aus sieben Ländern mit einem Budget von rund 7,5 Millionen Euro an Strategien für eine erfolgreiche Transformation von sechs europäischen Großstädten – Amsterdam, Hamburg, Kopenhagen, Genua, Lyon und Wien – in „Smart Cities“. Für ausgewählte Bezirke dieser Städte werden dazu individuelle Konzepte zur Implementierung verschiedener Maßnahmen entwickelt, welche die unterschiedlichen rechtlichen, administrativen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen in den jeweiligen Städten berücksichtigen. Das AIT entwickelt dazu ein „Decision Support Environment“. Dessen Kern ist der interaktive „Energy Atlas+“, ein Simulations-Werkzeug, mit dem mittels interaktiver Karten analysiert werden kann, welche Maßnahmen in bestimmten Stadtteilen oder für einzelne Gebäudetypen notwendig sind. Dabei werden die Wirkungen dieser Maßnahmen räumlich explizit modelliert sowie berechnet,

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welches Etappenziel auf dem Weg zu den jeweiligen Smart City-Zielen erreicht werden kann. Auch auf nationaler Ebene wird intensiv an der Erreichung der 20/20/20-Ziele gearbeitet. Österreich ist sogar das erste europäische Land, in dem Konzepte für Smart Cities and Regions von Regierungsseite unterstützt werden. Mit dem Programm „Smart Energy Demo – FIT for SET“ Wolfgang Loibl/// Senior Scientist, Energy Department „Wir können anhand eines Simulationsmodells zeigen, wo welche Effizienzmaßnahmen gesetzt werden müssen, um die gewünschte CO2–Einsparung zu erreichen.“

werden konkrete Demonstrationsprojekte für Energieeffizienz und CO2-Reduktion in österreichischen Städten und Regionen gefördert und damit deren Beitrag für den SET-Plan der EU gestärkt.

Research services Energiekonzepte für Städte, Regionen & Länder Bei der Planung städtischer Energiesysteme muss auf eine effiziente Energienutzung, die Einbindung erneuerbarer Energiequellen und die Entwicklung einer flexiblen und gut dimensionierten Energieinfrastruktur für eine intelligente räumliche Verteilung der dezentral gewonnenen Energie geachtet werden. Praxistaugliche Konzepte für Smart Cities ebenso wie Energiestrategien für Regionen oder ganze Länder umfassen sämtliche Stadien des Transformationsprozesses von der Definition einer Vision über die Strategieentwicklung in Form einer Roadmap bis hin zur Implementierung auf Basis von Aktionsplänen. Das AIT verfügt in all diesen technischen, strategischen und organisatorischen Bereichen über fundiertes Know-how und viel Erfahrung. Kenntnisse, die Stadtverwaltungen und –planerInnen bei der Umgestaltung ihrer Städte in Smart Cities zugute kommen und die auch die Basis für Energiestrategien auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene bilden. ■■ Entwicklung von Strategien und Aktionsplänen für intelligente Städte und Regionen ■■ Erstellung integrierter Konzepte für eine energieeffiziente Neugestaltung, Revitalisierung oder Sanierung von Stadtteilen ■■ Räumliche (GIS-basierte) Analysen des Energieeinsatzes in Stadtteilen bzw. ganzen Städten sowie Modellierung von Zukunftsszenarien ■■ Wissenschaftliche Unterstützung bei der Erstellung nationaler und europäischer Energie-Roadmaps. ///

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Ehrgeizige Pläne für Wien

In 21 österreichischen Städten laufen derzeit „Smart City“-Projekte, etwa die Hälfte davon nutzt das AIT Know-how für ihre Strategieentwicklung. Besonders ambitionierte Ziele verfolgt die Bundeshauptstadt, die bis 2050 eine 80-prozentige CO2-Reduktion erreichen und die Nutzung erneuerbarer Energien auf über 50 Prozent anheben will. Maßnahmen auf zahlreichen Ebenen sollen dies ermöglichen: vom verstärkten Einsatz erneuerbarer Energieträger über thermische Gebäudesanierung bis hin zum weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrs. „Damit die Verantwortlichen die wirksamsten Maßnahmen aus den vorhandenen Möglichkeiten herausfiltern können, sind wir im Rahmen des TRANSFORM-Projekts dabei, für Wien und andere Großstädte eine entsprechende Entscheidungshilfe zu entwickeln“, erläutert AIT Senior Scientist Wolfgang Loibl. „Wir können dann anhand eines Simulationsmodells zeigen, wie weit und in welcher Kombination nachhaltige EnergieTechnologien genutzt und wo welche Effizienzmaßnahmen gesetzt werden müssen, um die gewünschte CO2–Einsparung zu erreichen“. Das AIT unterstützt auch andere österreichische Städte in ihren Smart City-Prozessen: etwa Salzburg, Linz, Innsbruck, Bregenz, Graz, Amstetten, Wörgl, Villach und Bruck an der Mur. „Neben der schrittweisen Umstellung der Energiesysteme wird in diesen Städten auch ein Bewusstseinsprozess in Gang gesetzt, der mittel- und langfristig tiefgreifende Veränderungen nach sich ziehen wird“, ist Loibl überzeugt. China goes eco

Der Ruf des AIT als erfahrener Begleiter auf dem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft ist mittlerweile sogar bis nach China gedrungen – jenes Land, in dem die Zahl der Millionenstädte am schnellsten wächst. So wurde das AIT Energy Department mit der Entwicklung eines „Low Carbon Hans-Martin Neumann /// Engineer, Energy Department „AIT wurde beauftragt, für den Su-Tong Eco-Business Park in China ein entsprechendes Energiekonzept zu entwickeln und wissenschaftliche Empfehlungen zu liefern.“

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology/Krischanz & Zeiller, Stadt Wien/PID/Michelle Pauty

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City Action Plan“ für die Fünf-Millionen-Stadt Nanchang beauftragt. An diesem Beispiel soll demonstriert werden, wie sich mit Hilfe eines intelligenten Gesamtenergiekonzepts trotz des enormen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums eine deutliche CO2-Reduktion erzielen lässt. Die in Zusammenarbeit mit örtlichen WissenschaftlerInnen und Behörden ausgearbeiteten Maßnahmen betreffen so gut wie alle städtischen Bereiche von der Energieversorgung über Gebäude und Industrie bis zur Mobilität. Ein weiteres Kooperationsprojekt mit China ist der Su-Tong Eco-Business Park, ein Best Practice-Beispiel für nachhaltige IndustrieparkEntwicklung. „Dieses zehn Quadratkilometer große Gelände ist Teil des Su-Tong Science and Technology Parks in der Nähe von Shanghai und soll nach relativ strengen Nachhaltigkeitskriterien errichtet werden“, berichtet der Stadtplaner

Hans-Martin Neumann, Engineer am AIT Energy Department. „AIT wurde beauftragt, ein entsprechendes Energiekonzept zu entwickeln und wissenschaftliche Empfehlungen für energieeffiziente Gebäudestandards, die Struktur eines ökologisch ausgerichteten Industrieclusters und ein nachhaltiges Stadtdesign zu planen“. Eine optimale Gelegenheit also, österreichisches Nachhaltigkeits- und Energieplanungs-Know-how in einem für Investoren und Betriebe höchst attraktiven Rahmen zu demonstrieren. ///

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology/Krischanz & Zeiller, Stadt Wien/PID/Michelle Pauty

Wiens Bürgermeister Michael Häupl über die Herausforderungen für Städte des 21. Jahrhunderts. Wien ist sowohl in globalen als auch europäischen Smart City Rankings regelmäßig im Spitzenfeld zu finden. Worauf führen Sie diese Vorreiterposition zurück? Auf eine konsequente Politik mit starkem Augenmerk auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit, auf die Arbeit der Menschen in der Stadt und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt. Gemeinsam haben wir Wien zu dem gemacht, was es heute ist: lebenswert, attraktiv, reich an Kulturgütern und eben auch smart. Wir haben uns bereits früh damit beschäftigt, was die Herausforderungen für Städte des 21. Jahrhunderts sind und – rückblickend betrachtet – die richtigen Schwerpunkte gesetzt. Zukunftsbereiche wie Wissenschaft, Forschung und Innovation wurden forciert, die Wirtschaft zielgerichtet gestärkt. Gleichzeitig gilt es, mit den Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, schonend umzugehen. Immerhin geht mit dem Klimawandel eine drastische Verknappung der natürlichen Ressourcen einher. Um das zu bewältigen, muss das vorhandene Know-how aller städtischen Bereiche miteinander vernetzt werden. Der Einsatz modernster Informations- und Kommunikationstechnologien unterstützt dabei. Dieser Mix erschien uns immer intelligent – heute sagt man dazu „smart“. Ich bin der festen Überzeugung, dass langfristig nur jene Städte eine hohe Lebensqualität garantieren können, die auch die Kriterien einer „Smart City“ berücksichtigen. Als eine der 21 österreichischen „FIT for SET“-Städte hat sich Wien sehr hohe Nachhaltigkeitsziele für die nächsten Jahre und Jahrzehnte gesetzt. Welche Schritte werden unternommen, um beispielsweise bis 2050 den CO2-Ausstoß um 80 Prozent zu reduzieren?

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Weitere Infos: Energy Department, Michaela Jungbauer, Tel.: +43 505 50-6688, E-Mail:michaela.jungbauer@ait.ac.at, Web: http://www.ait.ac.at/ energy

Es ist ein ganzes Maßnahmenbündel, das hier zum Einsatz kommt und das, eingebettet in eine langfristige Strategie, alle Bereiche der Stadt betrifft. Ein Schwerpunkt liegt jedenfalls auf der Steigerung der Energieeffizienz, sowohl von Gebäuden, als auch im Verkehrsbereich. Seit 2006 wird das städtische Energieeffizienzprogramm umgesetzt. Das wird ab 2015 in eine zweite Phase gehen. Dazu kommen der verstärkte Einsatz von erneuerbaren Energien sowie die forcierte Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien. Das Entscheidende ist das Zusammenspiel all dieser genannten Faktoren und eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Unsere Vorreiterrolle als europäische Umweltmusterstadt und als führende europäische Metropole bei Forschung und Technologieentwicklung wollen wir jedenfalls auch künftig behalten.

Worin liegt der konkrete Nutzen für die Wiener Bevölkerung? In der Entstehung neuer innovativer Lösungen, die den Alltag eines jeden erleichtern. Im Bereich der Mobilität ist als Beispiel der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel zu nennen. Die exzellente Infrastruktur ermöglicht den Bürgerinnen und Bürgern in Wien, die meisten Wege innerhalb der Stadt mit den Öffis zurückzulegen. Im Bereich des Wohnbaus helfen Solartechnologie oder Niedrigenergiestandards Geld bei den Heizkosten zu sparen. Oder blicken wir auf die Entwicklung im E-Government-Sektor. Hier können über einen barrierefreien Zugang rund 200 Amtswege online erledigt werden. Was prädestiniert AIT Ihrer Meinung nach als professionellen Innovationspartner bei der Umstellung auf ein nachhaltiges Energiesystem? Im Rahmen des Smart City-Prozesses braucht es eine zielgerichtete Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Stellen, zwischen der Wiener Stadtverwaltung, Forschungsinstitutionen und Unternehmen. AIT ist, als größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung Österreichs, ein bewährter Partner. Die Forschungsergebnisse, die erarbeitet werden, bilden eine wichtige Basis. /// Weiterführende Infos: http://smartcity.wien.at

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➜ Safety & Security

Cyberlife 2030 – Sicher in die digitale Zukunft /// Wem darf man im Internet vertrauen? Wie lässt sich kritische IT- und Energieinfrastruktur effizient schützen? Und wo können Täter überhaupt dingfest gemacht werden? Das AIT beschäftigt sich in zahlreichen anwendungsorientierten Forschungsprojekten mit Cybersecurity und war auch wissenschaftlicher Partner für die Organisation des KSÖ-Sicherheitskongresses, der Mitte September in Wien internationalen ExpertInnen eine ideale Diskussionsplattform bot. ///

Wie wird wohl die Welt im Jahr 2030 aussehen? Gewiss ist nur, dass sich unsere Gesell-

schaft schon in den letzten Jahren radikal durch die digitale Revolution verändert hat. Und dieser Wandel in eine immer stärker vernetzte Welt wirft viele Fragen auf, etwa zur eindeutigen digitalen Identität oder der Sicherheit neuer Systeme. Am mittlerweile dritten Sicherheitskongress des Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) mit 900 TeilnehmerInnen wurde am 12. September 2013 in Wien diesen Fragen nachgegangen. Antworten dringend erforderlich

●● auf den punkt gebracht Die Welt wird dank elektronischer Helfer immer smarter und vernetzter. Unter dem Motto „Cyberlife 2030“ gingen am Sicherheitskongress 2013 des Kuratoriums Sicheres Österreich 900 TeilnehmerInnen in Wien den neuen Sicherheitsanforderungen auf die Spur. Die digitale Revolution hat schon in den letzten Jahren radikale Veränderungen dank der vielfältigen Möglichkeiten des World Wide Web gebracht, ließ aber auch die Cyber-Kriminalität stark ansteigen. Smart Phones, Smart Grids und das neue Smart Living im vollvernetzten Haushalt erfordern neue Sicherheitskonzepte. Am Kongress wurden Themen wie Smart Living, Cloud Computing und Big Data sowie Digitale Identitäten, Partizipation und eGovernment intensiv diskutiert und einem Sicherheitscheck unterzogen.

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Die stark anwachsende Internetkriminalität mit schon sehr hohen Schadenssummen zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Heute ist der Tatort meist noch das klassische Internet: 2012 hatten schon 79 Prozent der ÖsterreicherInnen einen Internetanschluss über das Festnetz (mit den Smartphones sind es schon weit über 100 Prozent); weltweit waren es 2,4 Milliarden Internetzugänge, im Jahr 2000 laut Internet World Stats 361 Millionen. Und der Ausbau des World Wide Web geht ungebremst weiter. Immer mehr mobile Geräte, Fernseher, Maschinen und selbst die Energienetze finden Anschluss an das globale Kommunikationssystem. Neben klassischer Cybersecurity kommen nun neue Themen wie die Sicherheit von Smart Grids dazu. So ist der Umstieg auf Smart Metering

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EU-weit schon angelaufen. „Kommunikation und Energie sind unser Nervensystem. Ohne sie geht heute gar nichts mehr“, betont Helmut Schwabach, Senior Engineer im AIT Safety & Security Department. Auch die zunehmende Nutzung privater Smart Phones in Unternehmen (Bring Your Own Device), die Verlagerung von Daten und Dienstleistungen in die Cloud oder führerlose Autos, die bald schon mit Hilfe von GPS, Netzwerken und intelligenten Kameras sowie Sensoren im Straßenverkehr navigieren sollen, fordern neue Sicherheitskonzepte. Die zunehmende Vernetzung ist nicht aufzuhalten. Sie bietet mehr Komfort und Effizienz, aber zugleich immer größere Angriffspunkte für Hacker und Cyber-Kriminelle. Genaue Zahlen zum Cybercrime gibt es zwar keine, aber die großen ITSicherheitsunternehmen gehen weltweit von weit über eine Million Opfer pro Tag aus. Aufgrund der komplizierten internationalen Verflechtungen der Internetkriminalität und der mangelnden weltweiten Gesetzgebung sind die Aufklärungsquoten gering. Die Bestrafung der Täter ist oft unmöglich. Querschnittsmaterie digitale Sicherheit

Das Internet prägt zunehmend alle Lebensbereiche. Entsprechend breit war auch das Spektrum an Themen am Sicherheitskongress 2013, der unter dem Motto „Cyberlife 2030“ stand. Zahlreiche VertreterInnen aus der Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und der Politik diskutierten die aktuellen und künftigen Entwicklungen in der Gesellschaft bis ins Jahr 2030. „Bislang waren wir nur Gast beim Sicherheitskongress, diesmal konnten wir ihn auf wissenschaftlicher Ebene unterstützen und mitgestalten“, erklärt Schwabach. Initiativen wie das KSÖ, das als überparteilicher und unabhängiger Verein eine nationale Vernetzungs- und Informationsplattform für den Bereich innere Sicherheit darstellt, und Partnern wie dem AIT, das als führende Forschungsinstitution im Bereich angewandter Forschung stark mit der nationalen und internationalen Forschungs- und Wissenschafts-Community vernetzt ist, können den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Österreich nachhaltig stärken und positionieren.

Safety & Security

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(wie sicher lebt es sich in der komfortablen, total vernetzten Welt?), Cloud Computing und Big Data sowie Digitale Identitäten, Partizipation und eGovernment wurden einem Sicherheitscheck unterzogen. „Wir haben die strikte Trennung zwischen realer und virtueller Welt längst aufgegeben. Diese beiden Welten sind ineinander verschmolzen. Wir leben in einer „virtuorealen Welt“, meinte etwa Franz Einzinger, Leiter der Sektion I (Präsidium) im BM.I. Dass dies auch neue Herausforderungen unangenehmer Art bringt, zeigte der Cybercrime Report 2012 des Bundeskriminalamtes: erstmals wurden in Österreich über 10.000 Delikte statistisch erfasst. Dabei wird bekanntlich vieles nicht gemeldet. Sicher ist nur, dass neue Technologien in politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht neue Sicherheitsanforderungen bringen. Helmut Schwabach /// Senior Engineer, Safety & Security Department „Schon heute ist der Umgang mit Social Media Plattformen sehr unbedarft. Wir müssen diesbezüglich noch viel in Sachen Bewusstseinsbildung und Weiterbildung in der Gesellschaft erreichen.“

Die Szenarienstudie „Cyberlife 2030 - mit Sicherheit in die technologische Zukunft“ von Karl Rose, Professor an der Universität Graz, wagte den Blick in die Zukunft. Dazu hatten 100 internationale ExpertInnen 19 Zukunftstechnologien wie etwa Cloud-Computing, biometrische Daten oder auch 3D-Drucker auf ihre Sicherheitsrisiken überprüft. Die Zukunft wird laut der Studie jedenfalls total vernetzt sein, in der Menschen, Geräte, Sensoren ein allumfassendes Netzwerk bilden. Das birgt freilich auch zahlreiche Risiken. Besonders Unternehmen und hier vor allem KMU sind gefordert, sich verstärkt mit den neuen Technologien auseinanderzusetzen, um deren Sicherheitsrisiken richtig einschätzen zu können. Zugleich stellt das Thema Cybersecurity einen großen, stark wachsenden Markt dar, der für die Industrie und KMU große Geschäftschancen bietet. Big Data in der Cloud

„virtuoreale“ Welt

Heuer stand klar der Ausblick in die Zukunft im Mittelpunkt. Besonders die Themen Smart Living

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Einer der großen Trends nennt sich Big Data, also die teils schon echtzeitnahe Nutzung der riesigen Datenmengen etwa für Marktanalysen, die in Un-

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ternehmensspeichern und dem Internet lagern. Zu diesem Thema hielt Oxford-Professor Viktor Mayer-Schönberger eine Keynote, in der er sowohl auf die großen Chancen als auch auf die missbräuchliche Verwendung etwa durch falsche Interpretation oder Manipulation verwies. Eine große Herausforderung ist hier besonders die Anpassung des Datenschutzes an die neuen Technologien. Die zweite Keynote von Christan Klezl, Sicherheitsexperte bei IBM, befasste sich mit der Sicherheit in der Cloud. Im Zentrum des Kongresses standen drei große Paneldiskussionen und eine Schlussdiskussion, in denen es vor allem auch darum ging, eine breite gesellschaftliche Diskussion anzuregen. Deshalb kamen VertreterInnen aller Stakeholder-Gruppen zu Wort. Am Panel „Smart Living der Zukunft“, das von Helmut Leopold, Head of AIT Safety & Security Department, geleitet wurde, nahmen beispielsweise Philipp Irschik (Energie-Con-

AIT Sicherheitsforschung Das AIT Safety & Security Department ist in zahlreichen nationalen und internationalen Sicherheitsforschungsprojekten aktiv. Beispielsweise in nachfolgenden Projekten: Grenzsicherheit und automatische Grenzkontrolle: ■■ FBC - Future Border Control (national, KIRAS*) ■■ FastPass - A harmonized reference system for EU automated border crossing points (EU), MobilPass - A secure, modular and distributed mobile border control solution (EU) Cybersecurity: ■■ CAIS – Cyber Attack Information System, CIIS - Cyber Incident Information Sharing (national, KIRAS*) ■■ PRECYSE – Prevention, protection and reaction to cyberattacks to critical infrastructures, ECOSSIAN - European Control System Security Incident Analysis Network (EU) Smart Grid Security: ■■ SG2 – Smart Grid Security Guidance (national, KIRAS*) ■■ Sparks – Smart Grid protection against Cyber attacks, HyRim - Hybrid Risk-Management for Utility Providers (EU) Crisis and Disaster Management: ■■ Re-Acta - Resilience Enhancement by Advanced Communication for Team Austria (national, KIRAS*) ■■ CRISMA - Modeling crisis management for improved action and preparedness, ■■ EPISEC - Establish Pan-European Information Space to Enhance security of Citizens, ■■ C2-Sense – Interoperability Profiles for C2 Systems and Sensor Systems in Emergency, ■■ DRIVER – Driving innoVation in crisis management for European Resilience (EU) ///

trol Austria), Manfred Litzlbauer (Energie AG OÖ ), Josef Pichlmayr (IKARUS), Oliver Schmerold (ÖAMTC), Wolfgang Schwabl (Telekom Austria), Alfred Veider (Thales Austria) sowie, Markus Schaffhauser (ATOS) teil. Zum Thema Cloud Computing und Big Data meldeten sich Fachleute von IT- und Telekommunikationskonzernen ebenso wie vom Bundeskriminalamt zu Wort, während beim Thema Digitale Identitäten, Partizipation und E-Government besonders ExpertInnen von den Ministerien, dem Bundeskanzleramt, der Stadt Wien und dem Bundesrechenzentrum vertreten waren. In der Schlussdiskussion wurde intensiv über die drei dringlichsten Sicherheitsanforderungen, die sich uns durch neue Technologien in politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht in Österreich bis 2030 stellen, debattiert. Im Abschluss-Statement betonte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, wie wichtig es sei, die technologischen Errungenschaften sicher und pro-aktiv zu gestalten und zu nutzen. One-Stop-Shop für Sicherheitsforschung

„Wir konnten uns in den letzten Jahren stark als Ansprechpartner für anwenderorientierte Forschungsprojekte positionieren“, erklärt AIT Sicherheitsexperte Helmut Schwabach, „besonders wichtig ist dabei, die Lücke zwischen Forschung und Wirtschaft zu überbrücken.“ Sehr gut aufgestellt ist Österreich im Bereich eGovernment, wo es schon seit Jahren eine weltweit führende Rolle einnimmt. In den 1980er Jahren wurde beispielsweise schon das digitale Grundbuch eingeführt. Auch im Bereich eHealth gilt Österreich als Pionier. Kein Wunder, dass Österreich seit 2006 im eGovernment-Ranking der EU führt. Die Basis zu all diesen Diensten und neuen Annehmlichkeiten, die das vollvernetzte Smart-Living auch im Privatbereich bringt, ist eine effiziente, zuverlässige und sichere Infrastruktur. AIT setzt genau hier mit seinem breiten Know-how an, damit neue Technologien in Verwaltung, Telekommunikation, Energie und Transport auch wirklich sicher sind. Gerade für solche breiten Initiativen ist die Zusammenarbeit aller betroffenen Bereiche entscheidend. Deshalb sind Initiativen wie das KSÖ und andere Plattformen wie etwa „Innovation Platform for Security“ und Forschungsprogramme wie KIRAS oder das neue EU „Horizon 2020 security program“ sehr wichtig. Das AIT ist in zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsprojekten im Bereich Cybersecu-

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* Österreichisches Sicherheitsforschungs-Förderprogramm KIRAS – eine Initiative des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit)

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rity, sichere Smart Grids, Sicherheit in Cloud Computing Umgebungen oder Grenzsicherheit aktiv (siehe Infokasten). An wichtigen Forschungsthemen mangelt es nicht. Die zunehmende Verschmelzung von virtuellem und realem Leben, die Verbreitung von Sensoren-Netzwerken und unterstützender Technologie für alle Lebensbereiche wirft auch künftig noch viele Sicherheitsfragen auf. ///

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology, Krischanz & Zeiller, www.123rf.com, BMI

Kurt Hager, Leiter des Büros für Sicherheitspolitik im Bundesministerium für Inneres, über die Bedeutung des Sicherheitskongresses und die Wichtigkeit angewandter Sicherheitsforschung. Herr Hager, beim Sicherheitskongress 2013 des Kuratoriums Sicheres Österreich (KSÖ) ging es heuer besonders um das Leben im digitalen Zeitalter. Welches sind heutzutage aus Sicht des BM.I die wichtigsten Sicherheitsherausforderungen? Die globale Nutzung des Internets nimmt weiter zu. Immer mehr Menschen werden Zugang zum Internet und den dortigen Informationen und Anwendungen haben, und das Internet durchdringt mittels schnellerer und dichterer Vernetzung von Objekten und Anwendungen (Internet of Things und Pervasive Computing) immer stärker den Alltag der Menschen. Diese Entwicklung fördert auch die massive Zunahme der Nutzung des mobilen Internets, die Nutzung sozialer Medien, die Entwicklung neuer Zahlungs- und Finanzierungsformen (crowdfunding, digitale Währungen). Fortschritte in der Sensorik und der Machine to Machine Communication verändern unsere physische Umwelt und führen zum Entstehen neuer Konzepte wie jenes des intelligenten Verkehrs, bei dem es zu einer Vernetzung der Informations- und Steuerungsprozesse mit autonomen Fahrzeugen kommen wird. Ein Ende dieses rasanten technologischen Fortschritts ist nicht absehbar. Alle diese Entwicklungen und Themen wie z.B. Cloud Computing, Big Data und Predictive Analytics, Radio Frequency Identification (RFID), Biometrics, digitale Identität und 3D-Drucker bringen Chancen, bergen aber auch Risiken in sich. Die rasanten technologischen Entwicklungen, die unter den Schlagworten Digitalisierung, Vernetzung und Globalisierung zusammengefasst werden können, bestimmen immer stärker Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Cyber-Sicherheit und Datenschutz stellen hierbei große Herausforderungen dar. Gleichzeitig steigen die Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf Schnelligkeit und Benutzerfreundlichkeit der Leistungen von Behörden und Institutionen. Das Thema Cyber-Sicherheit und die damit verbundenen Risiken und Gefahren sind stets präsent. Dies gilt auch für die eigenen Systeme des BM.I. Eine besondere Herausforderung für das BM.I stellt dabei das massive Anwachsen der Cyberkriminalität dar. So ist die Zahl der Anzeigen bei Internetkriminalität von rund 2.711 im Jahr 2008 auf 10.231 im Jahr 2012 angestiegen. Im ersten Halbjahr 2013 wurden 6413 Fälle zur Anzeige gebracht. Auf Grund der vermehrten polizeilichen Präventionsmaßnahmen hinsichtlich der Gefahren des Internets ist ein Anstieg der Zahlen der Anzeigen zu erwarten. Mit der Einrichtung des Cyber Crime Competence Centers (C4) im Bundeskriminalamt, einer gemeinsam mit Fachhochschulen wie Hagenberg durchgeführten Aus-

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Weitere Infos: Safety & Security Department, Michael Mürling, Tel.: +43 505 50-4126, E-Mail:michael. muerling@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at/ ict-security

bildungsinitiative für „Cyber Ermittler“, und Sicher­heits­ forschungsprojekten reagiert das BM.I auf diese Entwicklung. Auf Grund der rasanten technologischen Entwicklung bleibt es jedoch leider nur zu oft ein „Reagieren“ auf bereits eingetretene Entwicklungen und kein proaktives Verhindern von Risiken und Bedrohungen.

Wie hat sich in Österreich die Sicherheitsindustrie entwickelt und welche Rolle spielt darin die Forschung? Aus meiner Sicht hat Österreich eine international konkurrenzfähige Sicherheitsindustrie. Um im internationalen Konzert auch mithalten zu können, ist Innovation und Vernetzung mit internationalen Partnern notwendig. Hier kommt der Forschung besondere Bedeutung zu. Das Europäische Sicherheitsforschungsprogramm, früher FP7, nunmehr Horizon 2020, hat diese Vernetzung zwischen europäischen Partnern als Organisationsprinzip. Außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie das AIT kommt dabei eine Katalysatorfunktion im grenzüberschreitenden Aufbau von Kooperationen zwischen der Wirtschaft, aber auch den Bedarfsträgern zu. AIT spielt diese Rolle übrigens sehr erfolgreich, wie die aktuellen Erfolgszahlen zeigen. Im AIT ist angewandte Sicherheitsforschung ein wichtiger Schwerpunkt, und es wurden auch schon einige KIRAS-Forschungsprojekte (Anmerkung: KIRAS ist das österreichische Förderprogramm für die Sicherheitsforschung) gestartet und abgeschlossen. Wie bewerten Sie das Know-how des AIT in diesem Bereich? AIT hat sich für das BM.I als verlässlicher und hochkompetenter Partner bei der Abwicklung von KIRAS-Projekten erwiesen. Die Erfahrungen von AIT beim Managen von Forschungsprojekten, beginnend von der Projektentwicklung über die Abwicklung bis hin zur Bewertung und Nutzung der Forschungsergebnisse, sind für das BM.I äußerst wertvoll. Neben diesen Managementfähigkeiten bringt das AIT aber auch wichtiges Know How in Bereichen wie Bildverarbeitung, Datenanalyse usw. ein. Die Stärke von AIT im Forschungsbereich ist es, nahe an den Bedürfnissen des Anwenders, die Ergebnisse der Grundlagenforschung in praxisorientierte Anwendungsforschung zu übersetzen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem AIT? Ausgezeichnet! Herr Leopold hat ein ausgezeichnetes Team aufgebaut, das in der Lage ist, vertrauensvoll mit dem BM.I zusammen zu arbeiten. Für eine Sicherheitsorganisation wie dem BM.I ist dieses Vertrauensverhältnis in der Zusammenarbeit von essentieller Bedeutung. Wir beginnen jetzt sogar gegenseitig Expertinnen und Experten auszutauschen, um auch die jeweiligen Organisationslogiken und Managementverfahren besser zu verstehen. Unsere Kooperation ist bereits sehr eng, aber noch ausbaufähig. Daran sollten wir gemeinsam arbeiten. Die Zusammenarbeit mit AIT ist für uns ein Modell, das wir schrittweise auch auf andere vergleichbare Einrichtungen anwenden wollen. ///

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smart homes für selbstbestimmtes Wohnen /// Gut durchdachte und auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmte technische Hilfssysteme können ein sicheres und bequemes Altern in den eigenen vier Wänden beträchtlich erleichtern. Am AIT wird Know-how aus verschiedenen Fachbereichen gebündelt, um maßgeschneiderte AAL-Lösungen für SeniorInnen zu entwickeln. ///

●● auf den punkt gebracht Während unsere Gesellschaft immer älter wird, wachsen gleichzeitig die Ansprüche an die individuelle Lebensqualität. Fast jeder will so lange wie möglich unabhängig, sicher und bequem in seiner vertrauten Umgebung leben. Ein nachvollziehbarer Wunsch, dem die Forschung mit der Entwicklung neuer AAL-Systeme (Ambient Assisted Living) gerecht wird. Auch am AIT widmen sich ForscherInnen dem „Major System“ des technisch unterstützten Wohnens im Alter. Solche AAL-Systeme können potenzielle Gefahrensituationen im häuslichen Umfeld aufzeigen und im Optimalfall verhindern. Außerdem unterstützen sie die SeniorInnen bei der Bewältigung ihres Alltags, indem sie im Notfall Hilfe organisieren, an das Abschalten von Herdplatten erinnern oder den Kontakt zu Familie und Freunden erleichtern.

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1,9 Millionen Österreicherinnen sind älter als 60, in 20 Jahren werden es fast drei Millionen sein. Die meisten von ihnen haben den Wunsch, möglichst lange ein unabhängiges Leben zu führen. Wie kann das aber funktionieren, ohne Abstriche bei der Gesundheit oder der Sicherheit machen zu müssen? Wer sollte im Notfall oder bei den alltäglichen Aufgaben helfen? Diesen Herausforderungen stellen sich auf EUweiter Ebene zahlreiche Projekte zum Thema umgebungsunterstütztes Wohnen im Alter (AAL –

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Pressekonferenz zu smart homes: AIT-ForscherInnen statten im Burgenland betreubare Wohneinheiten des Arbeiter-Samariter-Bundes mit modernster Technologie aus. Im Bild v.l.n.r.: LH Hans Niessl, Michaela Fritz (Head of AIT Health & Environment Department), BK Werner Faymann, Reinhard Hundsmüller (Bundesgeschäftsführer ASBÖ), Innovationsministerin Doris Bures.

Ambient Assisted Living). Eines davon ist das vom AIT koordinierte Projekt RelaxedCare (Unobtrusive connection in care situations), in dem es vor allem um die Unterstützung informeller Pflegebzw. Betreuungspersonen geht. Diese sollen sich über ein intelligentes System laufend vergewissern können, ob es der zu betreuenden Person auch tatsächlich gut geht.

rum, auch den Angehörigen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, dass es ihren Angehörigen gut geht und sie im Notfall schnell zur Stelle sein können.“ In welchen Formen und mittels welcher Interfaces die Betreuungspersonen auf dem Laufenden gehalten werden sollen, wird zurzeit noch evaluiert. Die Möglichkeiten reichen von einer Lampe, die im Fall einer groben Normabweichung ihre Farbe än-

Im Notfall nicht allein

Basis dieses Sicherheitssystems ist eine Auswahl von einfach zu integrierenden Sensoren, die bestimmte Aktivitäten des täglichen Lebens erfassen und damit Rückschlüsse auf das Wohlbefinden ermöglichen. So kann etwa ein Bettsensor unter der Matratze registrieren, ob die Person zur gewohnten Zeit schlafen gegangen bzw. aufgestanden ist. Falls die Daten massiv von der üblichen Routine abweichen, werden im Bedarfsfall die Angehörigen informiert. „In diesem Projekt versuchen wir, die Interaktion der SeniorInnen mit dem System auf ein Minimum zu reduzieren“, betont Andreas Hochgatterer, Senior Expert Advisor und Koordinator der Ambient Assisted Living-Aktivitäten (AAL) im Health & Environment Department des AIT. „Letztlich geht es uns da-

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Andreas Hochgatterer /// Health & Environment Department „Wir streben im Projekt ‚RelaxedCare‘ ein ‚System in a box’ an, das einfach anzuwenden und von interessierten Firmen gut zu vermarkten ist.“

dert, bis hin zu einer App fürs Handy. Da das RelaxedCare-Projekt nicht nur von Forschungseinrichtungen, sondern auch von Unternehmen und Anwendervereinigungen getragen wird, werden bereits bei der Entwicklung des neuen Systems die Bedürfnisse aller Stakeholder berücksichtigt.

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„Grundsätzlich streben wir ein ‚System in a box’ an, das einfach anzuwenden und von interessierten Firmen gut zu vermarkten ist“, betont Hochgatterer. Um Letzteres sicherzustellen, arbeiten an diesem Projekt auch vier internationale Unternehmen mit, die sich mit der Entwicklung von Prototypen und Vermarktungsstrategien befassen. Die Salzburger 50plus GmbH wiederum ist die wichtige Schnittstelle zu den künftigen AnwenderInnen und ermittelt die realen Bedürfnisse und Vorbehalte der SeniorInnen, die als wesentlicher Beitrag in die Entwicklungsarbeiten einfließen. Mehr Flexibilität und Sicherheit

Auch auf nationaler Ebene widmen sich zahlreiche Forschungsprojekte dem technologisch unterstützten Wohnen im Alter. So wurde vom BMVIT im Jahr 2008 das Förderprogramm „benefit“ gestartet, in dem die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG entsprechende Projekte unterstützt. Nun werden erst-

Research services AAL – Ambient Assisted Living Verhaltensmustererkennung und –analyse Das AIT entwickelt innovative Lösungen zur sensorgestützten Erkennung und Analyse von Verhaltensmusteränderungen, um MedizinerInnen bei der Früherkennung, Diagnose und Therapie neurodegenerativer Erkrankungen zu unterstützen. ■■ Entwicklung selbstlernender Algorithmen und Modelle zur Erfassung und Analyse von Aktivitätsmustern und damit zur Erkennung kritischer Situationen ■■ Auswertung und Trendanalyse der Rohdaten über einen längeren Zeitraum ■■ Entwicklung von Erinnerungs- und Assistenzsystemen Offene Plattformen für AAL-Services Die „Middleware“ bildet die zentrale Säule von AAL-Anwendungen und sorgt für einen reibungslosen Datenaustausch. Das AIT forscht an einheitlichen, modular erweiterbaren Plattformen. ■■ Design standardkonformer Middleware-Plattformen zur Integration verschiedenster Sensoren, Komponenten und Services ■■ Mitgestaltung von internationalen AAL-Standards und -Normen Intelligente Benutzerschnittstellen Am AIT werden intuitiv bedienbare User Interfaces entwickelt, welche die Interaktion mit Assistenzsystemen erleichtern und so deren Usability und Akzeptanz erhöhen. ■■ Erforschung und Evaluierung neuer Konzepte für User Interfaces ■■ Entwicklung neuer NFC (Near Field Communication)-Technologien für die intuitive Interaktion mit AAL- und eHealth-Systemen ■■ Nutzung fotorealistischer Avatare für eine bessere Akzeptanz von AALTechnologien ■■ Einbindung bestehender User Interfaces in Middleware-Plattformen. ///

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mals großflächig „smart homes“ zum selbstbestimmten Altern in der Praxis getestet. „Mittlerweile geht es nicht mehr nur darum, die nötigen Technologien zu entwickeln, sondern sie in einem interagierenden System zusammenzufassen und dieses in den Wohnungen und Häusern der SeniorInnen in größerem Stil zu implementieren“, erläutert Michaela Fritz, Head of Health & Environment Department am AIT und Präsidentin der AAL Austria, einer Innovationsplattform für intelligente Assistenz im Alltag. Genau darauf zielt das vom AIT koordinierte Projekt „Leichter Wohnen“ (moduLAAr) ab, in dessen Rahmen 50 betreubare Wohneinheiten Michaela Fritz /// Head of Health & Environment Department „Mittlerweile geht es nicht mehr nur darum, die nötigen Technologien zu entwickeln, sondern sie in einem interagierenden System zusammenzufassen.“

des Samariterbundes Burgenland in mehreren burgenländischen Bezirken mit AAL-Technologien ausgestattet werden. „Die Erfahrungen, die wir dabei sammeln, fließen in die künftigen Planungs- und Umsetzungsprozesse ein und sollen die Basis für einen standardmäßigen Einsatz von AAL-Technologien schaffen“, so Fritz. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Kommunikation mit den BewohnerInnen, wobei die realistische Einschätzung ihrer Bedürfnisse und ihrer Bereitschaft zur Nutzung der neuen Technologien im Mittelpunkt steht. Die Wohnung als sichere Komfortzone

Wie sieht nun ein solches „smart home“ aus? „Die eingebauten AAL-Technologien decken Sicherheits- und Komfortfunktionen ebenso ab wie medizinische Hilfsdienste“, berichtet AAL-Koordinator Andreas Hochgatterer. So zeigt ein Bewegungsmelder im Badezimmer beispielsweise an, ob der/die BewohnerIn nach der üblichen Zeit das Bad auch wieder verlässt. Ist dies nicht der Fall – was unter Umständen auf einen Sturz hindeuten könnte – wird (falls der/die BewohnerIn nicht die Nachfrage quittiert, ob alles in Ordnung ist) ein Notruf an eine Zentrale abgesetzt und das Betreuungspersonal informiert. Die Benutzung des

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Systems erfolgt über leicht bedienbare Tablet-Computer, die bereits sehr gute Akzeptanzwerte erzielen. Auch die Erinnerung an die Medikamenteneinnahme und wichtige Termine, das Schalten der Beleuchtung oder die Essensbestellung erfolgen über das Tablet. Eine beträchtliche Erleichterung für die SeniorInnen bietet zudem das elektronische Gesundheitstagebuch, in welches die automatisch erfassten Blutdruck-, Blutzucker- oder Gewichtsdaten eingetragen und – wenn gewünscht – an einen Gesundheitsdaten-Server übermittelt werden, wo sie der betreuende Arzt einsehen kann.

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology/Krischanz & Zeiller, 123rf.com, APA-Fotoservice/Tanzer

Lebensqualität, die Kosten senkt

Aufgrund seiner problemlos erweiterbaren Multifunktionalität kann das „Leichter Wohnen“-System auch zur Kommunikation mit Verwandten und Freunden verwendet werden, wie zum Beispiel für Videotelefonie über den Tablet-Computer. „Durch die modulare Technologieausstattung können wir auf die individuellen Bedürfnisse der SeniorInnen optimal eingehen und das System beliebig aufbauen oder erweitern“, hebt Hochgatterer einen zentralen Vorteil der smart-home-Ausstattung hervor. Um die Sicherheit ihrer Daten müssen sich die BewohnerInnen übrigens nicht sorgen: Wer im Notfall zu informieren ist und in die Aufzeichnungen im Bedarfsfall einsehen darf, wird von den NutzerInnen selbst festgelegt. Wie aber sieht es mit den Kosten dieses komplexen Systems aus? „Angesichts der Tatsache, dass ein Pflegeheim­ platz einige Tausend Euro pro Monat kostet, amortisieren sich die Ausgaben für ein „Leichter Wohnen“-Starterpaket sehr bald“, beruhigt der Forscher. Bereits ein Jahr länger in der eigenen Wohnung bleiben zu können, bringt also neben dem Plus an Lebensqualität auch beträchtliche Einsparungen für das Gesundheitssystem. „Als Argument für die Wirtschaft reicht der demografische Wandel oder der gesellschaftliche und persönliche Nutzen einer Technologie aber nicht aus“, weiß Andreas Hochgatterer. „Deshalb erarbeiten wir im Rahmen dieses Projekts mit den Partnern auch erfolgversprechende Businessmodelle“.

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Major Systems am AIT

Ambient Assisted Living ist eines der großen Zukunftsthemen, deren Erfolg direkt von der Verknüpfung interdisziplinären Know-hows abhängt. Am AIT werden deshalb künftig mehrere Departments an AAL-Systemen arbeiten, wodurch eine differenzierte und ganzheitliche Herangehensweise an dieses komplexe Thema garantiert wird. Hohe Systemkompetenz in Verbindung mit einem holistischen Zugang zu den großen Herausforderungen unserer Gesellschaft, der technische mit gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Fragestellungen verbindet, kennzeichnet generell den Forschungsstil des AIT und bildet die Basis zahlreicher erfolgreicher Projekte. ///

Aufgrund seiner problemlos erweiterbaren Multifunktionalität kann das „Leichter Wohnen“System auch zur Kommunikation mit Verwandten und Freunden verwendet werden.

Weitere Infos: Health & Environment Department, Zlata Kovacevic, Tel.: +43 505 50-4406, E-Mail: zlata.kovacevic@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at/health_ environment

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➜ Innovation Systems

Wettbewerbsvorsprung durch User Experience /// Mit dem Geschäftsfeld „Technology Experience“ stärkt das AIT seine Stärken auf dem Gebiet der Systemkompetenz, indem es auch die Erfahrungswelt der TechnologienutzerInnen bei allen Projekten miteinbezieht. Was User Experience für Möglichkeiten bietet, hat Manfred Tscheligi gegenüber Tomorrow Today verraten. ///

Wischen, klicken, schieben, sprechen – die gesellschaftliche Akzeptanz künftiger Technologien hängt vor allem von einer durchdachten Umsetzung des Interfaces ab. Am AIT forschen ExpertInnen an genau dieser Schnittstelle zwischen Mensch und Technologie.

●● Zur Person Manfred Tscheligi leitet das neu gegründete Geschäftsfeld Technology Experience am AIT Innovation Systems Department und ist Universitätsprofessor für HumanComputer Interaction & Usability an der Universität Salzburg (Center for Advanced Studies and Research in Information and Communication Technologies & Society, Fachbereich Computerwissenschaften). Er ist verantwortlich für die Arbeitsgruppe Human-Computer Interaction & Usability und für das Christian Doppler Laboratorium für Contextual Interfaces. Er ist auch Gründer von CURE (Center for Usability Research & Engineering).

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Herr Professor Tscheligi, Sie sind Experte für Usability und gelten auf diesem Gebiet als Pionier in Österreich. Was dürfen wir uns darunter konkret vorstellen? Manfred Tscheligi: Usability bezeichnet die Benutzbarkeit von Systemen auf Basis bestimmter, messbarer Parameter. Beispielsweise, wie schnell sich ein Benutzer an einen Bedienungsablauf zurückerinnert. Wesentlich ist dabei die Messbarkeit derartiger Parameter, damit die reproduzierbare Ausprägung der Benutzerbarkeit festgestellt und konkret optimiert werden kann. In der Zwischenzeit greift uns der Begriff „Usability“ jedoch nicht weit genug. Wir sehen in der „User Experience“ unseren deutlich umfassenderen Ansatz viel besser beschrieben. Denn bei unserer Forschungsarbeit geht es nicht nur um die rein funktionale Verwendung, sondern vielmehr um die breitere Auseinandersetzung mit einem gesamtheitlichen Nutzungserlebnis. Mehr als je zuvor berührt uns der Umgang mit Technologie sowohl emotional, als auch intellektuell und sinnlich. Der Wechsel von einer reinen Betrachtungsweise hinsichtlich Benutzbarkeit auf eine breitere Perspektive bedeutet die strukturierte Thematisierung von Aspekten wie Freude, Ästhetik, Emotion, Vertrauen, Akzeptanz, Komfort, wahrgenommene Sicherheit oder Sozialität. All diese Aspekte fallen unter dem Begriff „UX“, also User Experience. Sie sind wesentlich im Umgang mit Technologie in den verschiedensten Situationen. Zudem entsteht auch eine situative bzw. kontextuelle Dimension. Denn unterschiedliche Gegebenheiten bedingen natürlich auch unterschiedliche Formen von User Experience.

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Warum wurde Ihrer Meinung nach diesem Forschungsfeld von der heimischen Industrie bisher so wenig Aufmerksamkeit geschenkt? Tscheligi: Keine Frage – es ist nach wie vor Einiges an Pionierarbeit zu leisten. Denn das Potenzial unseres Forschungsfeldes ist teilweise zu wenig bekannt und wird daher noch nicht entsprechend eingeschätzt. Es gilt also, den Hebel bereits in der Ausbildung anzusetzen. Allerdings steigt das Interesse stark an, und auch die Wahrnehmung des Themas erhöht sich zunehmend. Immer mehr Akteure sind sich der Tatsache bewusst, dass für den Konsumenten nicht mehr nur die funktionale Vielfalt zählt. User werden zunehmend kritischer – vor allem, was die Qualität des Interfaces betrifft. Sie ist die Schnittstelle zwischen Mensch und Technologie und damit letztlich für die User Experience verantwortlich. Denn mit der Erschließung neuer Möglichkeiten durch neue Technologien werden diese gleichzeitig auch immer komplexer. Unsere Aufgabe ist es, diese Komplexität zu reduzieren, um eine schnellere und effizientere Benutzung zu ermöglichen. Unser Ziel ist es aber auch, den Benutzern eine entsprechende User Experience zu bieten. Denn wenn die Interfaces auf die Bedürfnisse der Users abgestimmt sind, fällt es diesen unter anderem nachweislich leichter, komplexe Vorgänge zu erlernen. Diese Benutzungssichtweise ist zudem eine wesentliche Quelle für Innovationen. Das exakte Wissen, was wo wie getan wird, hat bereits vielen unserer Projektpartner neue Potenziale eröffnet und Wettbewerbsvorteile gebracht. Ihr Forschungsgebiet bedeutet vor allem, den Kunden ganz genau zu verstehen. Gibt es da eine Matrix, die – entsprechend angewendet – einen standardisierten Königsweg zu einem Erfolgsprodukt bringt? Tscheligi: Wir sprechen hier von User-CenteredDesign bzw. Experience-Centered-Design. Es geht um eine iterative Abfolge von Aktivitäten, um Benutzungsaspekte und Bedürfnisse in verschiedenen Situationen detailliert zu verstehen. Etwa durch teilnehmende Beobachtungen wie ethnographische Studien, die eine reichhaltige Quelle von Potenzialen sind. Die Umwandlung der Erkenntnisse in entsprechende Interfaces beziehungsweise Experiencekonzepte ist aus unserer Sicht untrennbarer Teil erfolgreicher technologischer Innovationen. Nur durch eine wohldefinierte

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Abfolge dieser stark empirisch geleiteten Aktivitäten kann die Qualität der Experience optimiert werden. Eine Reihe von Methoden und Ansätzen steht dafür schon zur Verfügung oder wird aktuell von uns weiterentwickelt. Beispielsweise arbeiten wir derzeit daran, wie man das Sicherheitsgefühl bei der Verwendung einer bestimmten Technologie durch entsprechendes Experience-Design erhöht.

Wenn Sie heute mit Industrievertretern über potenzielle Forschungskooperationen sprechen – wo orten Sie die größten Vorbehalte Ihrer Gesprächspartner? Tscheligi: Sehr oft sind es Bedenken zum Zeitund Ressourcenaufwand, da unsere Forschungsarbeit natürlich eine Verlängerung der Entwicklungszeit bedeuten kann, was dann auch die Kosten erhöht. Das Zeitargument ist jedoch bei entsprechender Planung der Aktivitäten und rechtzeitiger Verankerung der bereits beschriebenen Experience-Aktivitäten im Prozess auszuräumen. Experience-Centered-Design kann Hand in Hand mit den anderen Aktivitäten gehen und verringert oft sogar die Zeitspanne anderer Phasen, da man durch die intensive Benutzungsperspektive bereits zu Beginn sehr genau erkennen kann, was gemacht werden muss. Natürlich fallen für die entsprechenden Aktivitäten Kosten an, die optimierte Experience-Qualität macht dies jedoch in der Regel schnell wieder wett. Keine Industrie sollte heutzutage auf eine Experience-Sichtweise verzichten – jedenfalls über Innovationen und Optimierungen am Interface bis hin zu den verschiedenen Benutzergruppen nachdenken. Denn genau auf diesem Gebiet gewinnt oder verliert man eben potenzielle Auftraggeber im immer härteren Wettbewerb. Die Optimierung bzw. die Erschließung von User-Experience ist jedenfalls ausschlaggebend für die Akzeptanz von Innovationen. Ohne entsprechende Akzeptanz gibt es keine zukünftige und vor allem keine nachhaltige Verwendung.

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Innovation Systems

Seit kurzem sind Sie auch an Board des AIT – Austrian Institute of Technology. Was waren die Hauptargumente, mit Ihrem Institut am Innovation Systems (vormals Foresight & Policy Development) Department anzudocken? Tscheligi: Das AIT verfügt über eine Reihe von Kompetenzen in den unterschiedlichen Technologiefeldern und damit über weitreichende Systemund Technologieforschungskompetenz. Es entsteht dadurch eine äußerst spannende Synergie zwischen einem horizontalen und sehr interdisziplinären Bereich wie Technology-Experience und den bereits vorhandenen und erfolgreichen Technologie- und Forschungsfeldern. Komplexe Herausforderungen erfordern vielfältige Ansatzpunkte – beispielsweise im Themenfeld „Smart Cities“ – und dies ist in dieser Synergie natürlich deutlich leichter lösbar. Technology-Experience kann nur unter den entsprechenden technologischen Rahmenbedingungen erfolgreich untersucht und konzipiert werden und erweitert das Portfolio des Innovation Systems Department durch noch stärkere Benutzungs- und Akzeptanzforschung.

Was sind Ihre konkreten Ziele im Rahmen Ihrer Forschungsarbeit am AIT? Tscheligi: Wir verfolgen zwei grundlegende Forschungsziele. Einerseits geht es um User Experience in speziellen Anwendungskontexten. Spezielle Anwendungsbereiche und damit Anwendungssituationen formen entsprechende Interaktionskontexte, die zu einem umfassenden Konzept führen. Ein tiefes Verständnis von kontextuellen Charakteristiken und die fokusierte Orientierung auf zukünftige Formen von Experience sind die Voraussetzung für reife Technologien. Dies bildet den Forschungsbereich „Contextual Experience“. Die Hauptzielsetzung besteht in der Schaffung ganz spezieller Experience-Ansätze bezogen auf drei Betrachtungspunkte: Benutzer haben unterschiedliche Motivationen für die Nutzung von Technologie, abhängig von der Charakteristik als individuelle Person oder als

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Reicht es nicht auch, bereits definierte Standards und Normen einzuhalten, um die Gebrauchstauglichkeit sicherzustellen? Tscheligi: Es gibt eine Vielzahl von Standards, Normen und Designkriterien, und die sind durchaus hilfreich. Sie sorgen für höhere Designkonsistenz und erleichtern die Entwicklung. Diese stellen allerdings nur einen Rahmen dar beziehungsweise sorgen für einen Startpunkt. So etwa muss eine Anpassung auf die jeweiligen Ziel- und Benutzergruppen vorgenommen werden. Ein Standard kann nie die situativen Bedingungen vorausdenken. Beispielsweise sind die Anforderungen in unterschiedlichen Fabriken anders, wenn es um konkrete Interface-Konzepte geht. Nicht zu vergessen die sozialen und organisatorischen Gegebenheiten. Es braucht dazu den entsprechenden Prozess, um die Normen und Standards zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Form einzusetzen.

Fotos: 123rf.com, Klobucsar, Krischanz & Zeiller

soziales Wesen, und streben nach Optimierung persönlicher Werte. Technologien sollen die Möglichkeiten der Kommunikation und Kollaboration mit anderen unterstützen und verbessern. Technologien sollen persönliche Barrieren, Ängste und Einstellungen berücksichtigen und die Möglichkeiten verbessern, mobil zu sein bzw. die Umgebung, in der wir leben, besser zu erleben. Im zweiten Forschungsbereich „Experience Foundations“ geht es um die Untersuchung und Definition entsprechender Mittel und Mechanismen, um spezielle Experiences zu bewirken beziehungsweise möglich zu machen. Diese werden oft als Interaktionsparadigmen oder Interaktionstechniken bezeichnet. In den letzten Jahren sind eine Reihe neuer Ansätze entstanden – etwa Touch, Gestik, bewegungsbasierte Interaktion, Ambient Interfaces, Multi-Device-Interaktion. Der Blick in die wesentlichen Eigenschaften von Interaktion und Materialien zur Interaktion ist ein sehr aktueller Bereich – zum Beispiel unterschiedliche Materialien, um das Gefühl von Vertrauen zu transportieren. Zusätzlich thematisieren wir die für User Experience maßgeblichen und bestimmenden ExperienceTechnology-Experience kann nur unter den entsprechen- Faktoren als gezielte Messparameter von Experience-Qualität den technologischen Rahmenbedingungen erfolgreich und geeignete Werkzeuge zur Unterstützung bei der Schaffung untersucht und konzipiert werden und erweitert das neuer Experience-Formen für Portfolio des AIT Innovation Systems Department durch spezielle Technologie- und Annoch stärkere Benutzungs- und Akzeptanzforschung. wendungskontexte.

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Innovation Systems

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Ein neuer internationaler Trend ist, in eigenen Tscheligi: Technologische Innovationen bedingen „Usability Parks“ den Menschen besonders nutauch die Erweiterung der Möglichkeiten. Maschizerfreundliche Produkte vorzustellen. Ist das nen können immer komplexere Aufgaben lösen also das neue Messekonzept der Zukunft? und bedürfen weniger Interventionen durch den Tscheligi: Dies ist durchaus ein interessantes Menschen. Allerdings erfordern fast alle EinsatzKonzept und geht einher mit der zunehmenden Selektivität Der ganze Körper wird unter dem Stichwort „Embodied von Menschen, Produkte mit Interaction“ stärker herangezogen – etwa für bewegungshoher Usability bzw. Experience zu bevorzugen. Man basierte Interaktion oder die Steuerung per Gesten. Wir möchte diese Produkte mögarbeiten in Richtung neuer Interaktionsparadigmen, die lichst hautnah erleben, diese die Umgebung / den Kontext viel stärker nutzen wird. ausprobieren und beurteilen. Das erste Erleben prägt maßkontexte ein – zumindest punktuelles – Miteinangeblich die weitere Beziehung zu dem Produkt der von Mensch und Maschine. Aus User-Experioder einem Service. ence-Sicht ist es wichtig, den Menschen weiterhin Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Herausfordas Gefühl der Kontrolle zu geben. Kontrollverlust derungen in der Mensch-Maschine-Interaktion? macht unsicher und fehleranfällig. Ein Beispiel Tscheligi: Wir leben in einer vernetzten Welt mit könnte das sensorgesteuerte automatische Autoeiner Reihe von immer mehr vernetzten Objekten. fahren sein, das immer öfter thematisiert wird. So nimmt das „Internet der Dinge“ immer konAuch hier wird es Situationen geben, wo nach wie kretere Formen an. An immer mehr Stellen vervor der Fahrer einzugreifen hat – sei es in der bergen sich bestimmte Arten technischer IntelliÜbergabe der „Macht“ oder in kritischeren Situatigenz. Eine Brille ist beispielsweise bald nicht onen, die keiner der Kooperationspartner, also in mehr nur Sehbehelf, sondern – wie man anhand diesem Fall weder Auto noch Fahrer alleine bevon Google Glass sehen wird – ein „intelligentes wältigen kann. Hier geht es also um die optimale Objekt“, das radikal neue Möglichkeiten in sich Gestaltung der Kooperation aus Benutzersicht an birgt … und damit sicherlich auch viele Ängste den unterschiedlichen Synchronisationszeitpunkund Diskussionen auslösen wird. Aus Technoten. logy-Experience-Sicht haben wir sicher schon Zum Schluss der Blick in die Glaskugel: Bleiben bald zahlreiche „Interfaces der Dinge“, die es humanoide Roboter aus Ihrer Sicht Science Ficmitzugestalten gilt. Dazu gehört es, die Werte, tion? Oder anders gefragt: Bleibt die EntscheiBedürfnisse, Barrieren und Interessen der Bedungskompetenz in zentralen Lebensbereichen nutzer entsprechend zu berücksichtigen, um auch in Zukunft ausschließlich beim Menschen? breite Akzeptanz zu erreichen. Neue InteraktiTscheligi: Natürlich werden wir immer mehr Inonsformen sind technologisch reifer geworden, telligenz in technologischen Artefakten antreffen. um diese auch entsprechend in Interface-KonJedoch geht es – wie bereits beschrieben – dazepten heranziehen zu können. Der ganze Körper rum, von Anfang an das Miteinander von Technowird unter dem Stichwort „Embodied Interaction“ logie und Mensch über eine entsprechende Costärker eingebunden – etwa für bewegungsbaExperience methodisch zu gestalten. Dann ist die sierte Interaktion oder die Steuerung per Gesten. Frage, wer die Kontrolle hat, weniger relevant. /// Wir arbeiten in Richtung neuer Interaktionsparadigmen, die die Umgebung / den Kontext viel stärker nutzen wird. Kaffeeschalen oder Fußböden werden zu Interfaces, die interaktive InforWeitere Infos: mationen enthalten. Jedes Objekt erhält dabei ein Innovation Systems anderes Interface. Inwiefern werden sich die Grenzen zwischen Mensch und Maschine mittel- bzw. langfristig verschieben?

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Department, Beatrice Rath, Tel.: +43 505 50-4508, E-Mail:beatrice.rath@ ait.ac.at, Web: www.ait. ac.at/is

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➜ Mobility

One-Stop-Shop für die Batterieentwicklung /// Leistungsfähige und kostengünstige Batterien sind die Grundvoraussetzung für den Durchbruch der Elektromobilität – die ExpertInnen des Batteriemateriallabors am AIT entwickeln dafür die materialwissenschaftlichen Grundlagen. ///

●● auf den punkt gebracht Eines steht fest: die Zukunft ist elektromobil. Der Weg dorthin ist allerdings noch mit zahlreichen wissenschaftlichen Herausforderungen gepflastert – vor allem im Bereich Energiespeicher. Das im Juni eröffnete Batteriemateriallabor des AIT Mobility Department stellt sich dieser Herausforderung auf materialwissenschaftlicher Ebene. Basierend auf langjährigem Know-how und umfassender Geräteinfrastruktur bietet das Labor der Industrie ein breites Spektrum an Dienstleistungen in der Synthese, Optimierung und Charakterisierung von Materialien und Zellen für Lithium-Ionen Batterien, aber auch für die PostLithium-Generation. Die ExpertInnen schaffen damit die Grundlagen für künftige Energiespeicher mit hoher Lebensdauer, Effizienz und Kapazität.

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Elektrofahrzeuge spielen in sämtlichen Mobilitätsszenarien der Zukunft eine herausragende Rolle. Die meisten Automobilher-

steller haben bereits jetzt ein Elektro- oder Hybridmodell auf der Straße oder zumindest in den Startlöchern. Von zahlreichen ExpertInnen wird die Entwicklung leistungsfähiger und kostengünstiger Batterien als zentraler Faktor gesehen, um der Elektromobilität auf breiter Front zum Durchbruch zu verhelfen. Das AIT Mobility De-

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partment hat sich daher in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema elektrischer Energiespeicher befasst – etwa mit der Simulation, Messung und Prüfung der Performance von Zellen und Batteriemodulen unter realen Belastungsszenarien oder der Entwicklung superleichter und crashsicherer Batteriegehäuse bis hin zur Integration des Energiespeichers ins Gesamtfahrzeug. Dieses Know-how wird nun seit Juni durch ein neues Labor ergänzt, das sich mit der Entwicklung und Analyse von Materialien beschäftigt, die den Grundstein für künftige Energiespeichertechnologien bilden. „Die Erhöhung der Lebensdauer, Effizienz und Kapazität von Batterien – all das wird von unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern untersucht und optimiert. Das neue Batteriemateriallabor wird uns hier einen Riesenschritt nach vorne bringen“, ist AIT-Geschäftsführer Wolfgang Knoll überzeugt. „Das Labor sieht sich als OneStop-Shop für unsere Kunden aus der Automobilindustrie, der Batterieherstellung, der Materialentwicklung oder der Zellherstellung: Von der Materialentwicklung über die Optimierung bis hin zum Batterie-Testing stellen wir alle Services aus einer Hand zur Verfügung“, ergänzt AIT-Geschäftsführer Anton Plimon das Leistungsportfolio des neuen Labors. Finanzielle Unterstützung kam vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, der Industriellenvereinigung und der Technologieagentur der Stadt Wien (ZIT). „Mit den hier gewonnenen neuen Erkenntnissen auf Materialebene wollen wir den Einstieg der Automobilbranche in die Elektro-Ära wissenschaftlich fundiert unterstützen und die Evolution vom konventionellen Fahrzeug über verschiedene Hybridtechnologien bis hin zum reinen Elektrofahrzeug weiter vorantreiben“, fasst Head of Mobility Department Christian Chimani die strategische und technologische Zielsetzung des Batteriemateriallabors zusammen. Neue und optimierte Materialien

Die elektrochemisch aktiven Materialien im Inneren des Energiespeichers, also in den Elektroden und Elektrolyten, haben großen Einfluss auf Lebensdauer und Leistungsfähigkeit der Batterie. Aufbauend auf ihrem langjährigen Know-how im Bereich Zellchemie können die MitarbeiterInnen des Labors auf ein breites Methodenspektrum zurückgreifen, um für diese

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Komponenten neue Materialien mit verbesserten Eigenschaften zu entwickeln. „Das im Haus vorhandene Simulations-Know-how eröffnet uns dabei einen sehr effizienten Weg, um verbesserte Kristallstrukturen zu identifizieren, zu bewerten und schließlich mit verschiedenen chemischen Methoden zu synthetisieren“, so Atanaska Trifonova, Themenkoordinatorin für Electrical Energy Storage am AIT Mobility Department. Neben der Entwicklung neuer MateriChristian Chimani /// Head of Mobility Department „Mit seinem umfangreichen Arsenal an zerstörungsfreien und ‚in-situ‘-Analysemethoden nimmt das Batteriemateriallabor nicht nur in der heimischen Forschung eine Spitzenstellung ein.“

alien für die nächste Batteriegeneration geht es aber auch darum, bestehende Materialien zu optimieren. „Durch die gezielte Modifizierung der inneren Kristallstruktur oder der Oberflächenbeschaffenheit lassen sich die Eigenschaften der aus diesem Material gefertigten Zellen quasi maßschneidern“, umreißt die Materialwissenschaftlerin den hier gewählten Entwicklungsansatz. „Unser Ziel ist es, den Batterieherstellern neue Hochleistungswerkstoffe für Energiespeicher mit hoher Kapazität, langer Lebensdauer und hoher Umweltverträglichkeit zur Verfügung zu stellen“. Tiefe Einblicke ins Innere

Um diese robusten und umweltfreundlichen Hochleistungsbatterien entwickeln und optimieren zu können, ist auch eine detaillierte Kenntnis der Materialeigenschaften auf Anoden- und Kathodenseite unumgänglich. Ausschlaggebend sind dabei die Struktur und Chemie der Materialien ebenso wie ihre Oberfläche und Morphologie. Im Labor werden die Batteriematerialien daher eingehend mit Hilfe spektroskopischer, chemischer und physikalischer Methoden unter die Lupe genommen „Mit dem Röntgenspektrometer und dem Röntgendiffraktometer können wir zum Beispiel die chemische Zusammensetzung und die Kristallstrukturen der verschiedenen Materialien genau analysieren“, so Trifonova. Das Rasterelektronenmikroskop

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Atanaska Trifonova /// Scientist, Mobility Department „Unser Ziel ist es, den Batterieherstellern neue Hochleistungswerkstoffe für Energiespeicher mit hoher Kapazität, langer Lebensdauer und hoher Umweltverträglichkeit zur Verfügung zu stellen.“

wiederum eröffnet einen detaillierten Einblick in die Morphologie im Nanometerbereich. „Diese Untersuchungen sowie weitere thermische, optische und granulometrische Messungen geben uns Aufschluss darüber, mit welchen Materialien und Materialkombinationen wir die gewünschten elektrochemischen Eigenschaften erzielen können“, so die Expertin. Mit seinem

Research services Das AIT Mobility Department hat sich in den letzten Jahren als anerkanntes Entwicklungszentrum für elektrische Antriebskonzepte positioniert und seine Kompetenzen im Bereich Batterien kontinuierlich ausgebaut. Mit dem Batteriemateriallabor stellt das Department der Industrie nun auch das nötige materialwissenschaftliche Know-how für die Entwicklung von Batterien der neuen Generation zu Verfügung. Materialsynthese und -optimierung: Ziel des Labors ist es, neue Batteriematerialien mit maßgeschneiderten Eigenschaften zu entwickeln und mit Hilfe nass-, mechano- und/oder elektrochemischer Methoden zu synthetisieren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Optimierung bestehender Elektrodenmaterialien durch Modifizierung der Oberfläche (Beschichtung) oder Struktur (Dotierung oder Substitution). Materialcharakterisierung: Im Labor steht eine Reihe zerstörungsfreier Analysemethoden zur Verfügung, um detaillierte Informationen über die Struktur und chemische Zusammensetzung der Materialien zu gewinnen. Das Methodenspektrum reicht von Röntgenspektrometrie und -diffraktometrie über Rasterelektronenmikroskopie bis hin zur Granulometrie. Die Akkreditierung des Labors und die Teilnahme an internationalen Ringversuchen gewährleisten qualitätsgesicherte Daten für die industrielle Entwicklung. Zellaufbau und -test: Im Zelllabor werden die neuen Materialien als Elektroden in Halb- und Vollzellen zusammengebaut. Nach eingehenden elektrochemischen Analysen erfolgt die Implementierung in Labor-Prototypen von Knopf- und Pouch-Zellen. Batterietests: Das Batterietestlabor ergänzt das materialwissenschaftliche Know-how durch Angebote in den Bereichen Zellcharakterisierung, Sicherheits- und Abuse-Tests, Post-Mortem-Analysen, Umweltsimulationen und Alterungstests von Zellen, Batterien und Packages. ///

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umfangreichen Arsenal an zerstörungsfreien und „in-situ“-Analysemethoden nimmt das Batteriemateriallabor nicht nur in der heimischen anwendungsorientierten Forschung eine Spitzenstellung ein. Das Labor ist darüber hinaus für eine Reihe von Materialanalysen offiziell akkreditiert und beteiligt sich regelmäßig an internationalen Ringversuchen. Diese Kombination gibt Kunden aus der Industrie die Gewissheit, dass sie auf wissenschaftlich fundierte und qualitätsgesicherte Daten zurückgreifen können. Vom Material zum Zell-Prototyp

Die Erkenntnisse aus der Synthese und Charakterisierung bilden die Grundlage für das anschließende Zelldesign. Im Zelllabor werden die neu entwickelten oder optimierten Materialien zu Elektroden verarbeitet und zu Halb- und Vollzellen zusammengefügt. In der Folge entstehen Rainer Weingraber /// Head of Business Unit Electric Drive Technologies „Wir können unter den verschiedensten Umgebungsbedingungen Leistungsprofile messen und so das Verhalten von Batterien bei mechanischen und thermischen Belastungen analysieren.“

aus diesen Grundbausteinen Labor-Prototypen von Knopf- und Pouch-Zellen für verschiedenste Batterietypen, die weiteren elektrochemischen Analysen unterzogen werden. „Ein Schwerpunkt unserer Arbeiten liegt derzeit auf der LithiumIonen-Technologie, wie sie auch in Handys und Laptops Anwendung findet, da sie durch ihren hohen Wirkungsgrad als derzeit vielversprechendste Lösung für die Elektromobilität gilt“, so Trifonova. „Zugleich forschen wir aber auch bereits an Materialien für die Batterien der Post-Lithium-Generation.“ Dazu zählen unter anderem Metall-Luft-Systeme, die eine sehr hohe Energiedichte aufweisen, aber auch neue Elektrolyte mit hoher thermodynamischer Stabilität, um die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer der Batterie zu steigern. „CSI Battery“: Validierung und Post- Mortem-Analysen

Ergänzt wird das Leistungsportfolio des Materiallabors durch das bereits bestehende Batterie-

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testlabor, in dem Zellen, Batterien und ganze Packages auf Herz und Nieren geprüft werden. „Wir können hier unter anderem Leistungsprofile unter definierten Umgebungsbedingungen messen und das Verhalten von Zellen und Batterien bei elektrischen, mechanischen und thermischen Belastungen sowie auch unter Extrembelastungen analysieren, et w a bei Kurzschlüssen, Überladung, Tiefentladung, Vibrationen, Staub, Salz oder extremen Temperaturen“, so Rainer Weingraber, Head of Business Unit Electric Drive Technologies. Auch Batterien sind vor Alterung und Tod nicht gefeit. Daher zählen Frühdiagnostik der Batteriealterung und Post-Mortem-Analysen ebenfalls zum Angebot des Labors. Durch eine eingehende Untersuchung, wie sich die Zellchemie nach dem „Lebensende“ der Zelle verändert, lassen sich Empfehlungen an den Hersteller bezüglich der Eignung der Zellen bzw. Optimierungsvorschläge ableiten. Gleichzeitig sind diese Untersuchungen auch wichtig, um die Restlebensdauer für das sogenannte „Second Life“ abzuschätzen. Denn Batterien mögen nach dem Einsatz im Elektroauto zwar nicht mehr genügend Leistung für den Antrieb haben, können aber für andere Zwecke durchaus noch nutzbringend eingesetzt werden, etwa für die Zwischenspeicherung von überschüssiger elektrischer Energie aus Solar- oder Windkraftwerken. Damit könnten „ausgediente“ Batterien zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen und durch diese Zweitnutzung auf längere Sicht auch zu einer Kostensenkung am Batteriesektor beitragen. „Durch den Boom bei Hybrid- und Elektroautos und die damit verbundenen hohen Stückzahlen wird die Entwicklung und Optimierung von Batterien künftig noch stärker vorangetrieben. Insbesondere im materialwissenschaftlichen Bereich besteht hier noch großes Potenzial“, ist Weingraber von der Bedeutung des Batteriemateriallabors für die elektromobile Zukunft überzeugt. ///

Weitere Infos: Mobility Department, Christian Chimani, Tel.: +43 505 50-6322, E-Mail:christian.chimani@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at/mobility

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➜ VERANSTALTUNGEN

INNOVATIONSKALENDER 22. – 24. 10.: UCAAT – USER CONFERENCE ON ADVANCED AUTOMATED TESTING 2013 Die „User Conference on Advanced Automated Testing“ bietet eine ideale Gelegenheit für Test-DesignerInnen, Ingenieure, die sich mit Prüfvorschriften und Automatisierung beschäftigen, Test-ExpertInnen, Qualitäts- und/ oder Projekt-ManagerInnen, sowie Dienstleistern aus der ganzen Welt Erfahrungen auszutauschen, sowie über die neuesten Fortschritte in der industriellen Nutzung der Testautomatisierung zu erfahren. Veranstaltungsort: Paris Infos: http://ucaat.etsi.org 28. 10.: AIT SEMINAR SERIES PRÄSENTIEREN FRANK WITTE (MEDIZINISCHE HOCHSCHULE HANNOVER) Mit den „Health & Environment Seminar Series“ holt das AIT Austrian Institute of Technology SpitzenforscherInnen aus den USA, Großbritannien, Schweden und Deutschland für Gastvorträge nach Österreich. Internationale ExpertInnen referieren zu Themen aus den Bereichen Gesundheit, Medizintechnik und Umwelt. Dabei wird ein starker Fokus auf den raschen Übergang der Forschungsergebnisse in den Markt gelegt. Am 28. Oktober referiert Frank Witte (Medizinische Hochschule Hannover) über „Challenges and future of biodegradable metal implants“. Veranstaltungsort: Tech Gate, Donau City Strasse 1, 1220 Wien Infos: www.ait.ac.at/ health_environment

5. – 6. 11.: SAFETRONIC 2013 Ein Großteil der Innovationen in der Automobilindustrie hat direkten oder indirekten Einfluss auf sicherheitsrelevante elektronische Systeme. Doch was ist der jeweilige Stand der Wissenschaft und Technik? Wie entwickeln sich die Normenwerke weiter? Die von und für ExpertInnen konzipierte Veranstaltung greift diese Themenfelder auf. Die Beiträge von Top-Know-how-TrägerInnen vermitteln Praxisbeispiele, aktuelle Forschungsthemen sowie den Stand der Normengebung und deren Anwendung. Alle TeilnehmerInnen sind eingeladen, in Bezug auf die Weiterentwicklung sicherheitsrelevanter Elektronik mitzudiskutieren. Veranstaltungsort: Stuttgart Infos: www.hanser-tagungen.de 6. – 8. 11.: ICT 2013: CREATE, CONNECT, GROW Die „ICT 2013“ bringt Europas beste Köpfe der IKT-Forschung mit UnternehmensleiterInnen, Web-Start-ups sowie digitalen StrategInnen zusammen, um gemeinsam Wege für die europäische IKT-Forschungspolitik zu skizzieren. TeilnehmerInnen können Ihre Visionen für die Zukunft einbringen und mit politischen Entscheidungsträgern der EU diskutieren. Gleichzeitig erfahren sie dabei auch noch über die neuesten Fortschritte in der EU-geförderten IKT-Forschung. Veranstaltungsort: Vilnius Infos: http://ec.europa.eu/digital-agenda/en/ict-2013

10. – 13. 11.: IECON Das AIT veranstaltet von 10. bis 13. November gemeinsam mit der Technischen Universität Wien die zum 39. mal stattfindende IEEE Conference on Industrial Electronics 2013 (IECON). Die IECON ist die „Flagship Conference“ der Industrial Electronics Society (IES) der IEEE, dem weltgrößten Ingenieursverband. Die Themen reichen von Energietechnik über Informatik und Kommunikationstechnik bis zu Robotik. Die Veranstaltung dient der Präsentation neuester Forschungsergebnisse und der Vernetzung von WissenschaftlerInnen aus Forschung und Industrie. Veranstaltungsort: Wien Infos: www.iecon2013.org 13. – 14. 11.: KINDER UND DIGITALE MEDIEN 2013 Der Kongress „Arbeitswelt, wir kommen!“ widmet sich an zwei Tagen, dem 13. und 14. November, Jugendlichen als zukünftige ArbeitnehmerInnen sowie dem Einsatz von digitalen Medien in der Arbeitswelt – von der Bewerbung 2.0 über Employer Branding mithilfe von Social MediaPlattformen, bis hin zur Online-Bewertung von Arbeitgebern und BewerberInnen. Veranstaltungsort: WKO Campus Wien Infos: www.kinderundmedien.at 14. – 15. 11.: INNOVATIONSKONGRESS 2013 Unter dem Motto „Die Kunst der Innovation. Vom Trend zum Geschäftsmodell“ nehmen auch heuer wieder an die 1.200 BesucherInnen am Innovationskongress in Villach teil. Besonderer Fokus wird auch heuer auf der praktischen Verwertbarkeit der am Kongress vermittelten Inputs liegen. Veranstaltungsort: Villach Infos: www.innovationskongress.at 21. 11.: AIT SEMINAR SERIES PRÄSENTIEREN HANS HERMANN RICHNOW (UFZ LEIPZIG) Mit den „Health & Environment Seminar Series“ holt das AIT Austrian Institute of Technology SpitzenforscherInnen aus den USA, Großbritannien, Schweden und Deutschland für Gastvorträge nach Österreich. Unterstützt werden die Vorträge von Kooperationspartnern des AIT: LISA Vienna - Life Science Austria, ÖGMBT (Österreichische Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie) und der Medizinischen Universität Wien (Institut für Krebsforschung). Am 21. November referiert Hans Hermann Richnow (UFZ Leipzig) über „Stabile Isotopentechniken zur Analyse organischer Schadstoffe in der Umwelt“ Veranstaltungsort: AIT, Konrad Lorenz Strasse 24, 3430 Tulln Infos: www.ait.ac.at/health_environment 26. – 27. 11.: 3RD MUNICH BIOMARKER CONFERENCE Das dritte Jahr in Folge bringt die Münchner Biomarker Conference die Biotech- und Pharma-Industrie mit WissenschaftlerInnen und ÄrztInnen zusammen, um die neuesten Trends der Biomarker-Forschung zu diskutieren. Die Konferenz deckt den gesamten Lebenszyklus eines Biomarkers ab und beschreibt, wie die personalisierte Medizin unser Gesundheitssystem ändern wird. Ergänzend zu den Fachvorträgen runden eine Poster-Session und eine Ausstellung das Programm ab. Am Abend des ersten Tages stellt ein festliches Dinner den idealen Rahmen zum Netzwerken dar. Veranstaltungsort: München Infos: www.m4.de/mbc


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➜ SCIENTIFIC PAPER

AIT TOP JOURNAL PAPERS /// Aktuelle Forschungsergebnisse von AIT-WissenschaftlerInnen, die kürzlich in Impact-starken, renommierten internationalen Journalen publiziert wurden. /// N. Glass, M. Schmoll, H. Cate, S. Coradetti: "PLANT CELL WALL DECONSTRUCTION BY ASCOMYCETE FUNGI" Annual Reviews Microbiol, 67 (2013), S. 477 - 498. Der Abbau pflanzlicher Biomasse trägt wesentlich zum globalen Kohlenstoffzyklus bei, und ein breitgefächertes Repertoire an Enzymen ist dafür erforderlich. Filamentöse Pilze sind für diesen Abbau von entscheidender Bedeutung. Ihre Enzyme ermöglichen die Nutzung der diversen damit erzeugten Abbauprodukte der Biomasse zur Herstellung von Bioethanol, chemischen Grundprodukten und Biopolymeren. Daher werden die metabolischen Fähigkeiten und Regulationsmechanismen der Enzymproduktion systematisch erforscht, derzeit vor allem in den Modellorganismen Trichoderma reesei und Neurospora crassa. Neue Forschungsergebnisse haben eine wesentliche Funktion nicht nur hydrolytischer, sondern auch oxidativer Enzyme aufgezeigt, sowie eine wechselseitige Beeinflussung auch anderer metabolischer Wege und Signalübertragungsmechanismen. Neben dem Substrat in der Umgebung des Pilzes wurde auch Licht als wichtiges Signal für die Regulation Biomasse abbauender Enzyme erkannt. Unser Artikel zeigt neue Erkenntnisse auf diesen Gebieten und behandelt den Abbau pflanzlicher Biomasse von der Detektion durch den Pilz in der Natur über die Weiterleitung und Modulation der dazugehörigen Signale, Aktivierung von Transkriptionsfaktoren und Anschaltung von Genen bis hin zur Produktion der benötigten Enzyme und deren Funktion. P. Palensky, F. Kupzog: „SMART GRIDS“ The Annual Review of Environment and Resources, 10.1146/ annurev-environ-031312-102947. Dieser Artikel behandelt den neuesten Stand der Smart Grid Forschung sowie aktuelle Feldversuche. "Smarte" Aspekte bahnen sich zur Zeit ihren Weg in die elektrischen Energiesysteme, sowohl auf der Transport- wie auch auf der Verteilnetzebene. Die immense Größe des Elektrizitätsnetzes macht die digitale Erneuerung allerdings auch zu einer Kostenfrage. Die Motivation hinter dieser Entwicklung sind wachsende Anforderungen bezüglich Sicherheit und Nachhaltigkeit der Energieversorgung im Schatten einer alternden Infrastruktur. Informationstechnik ist ein Schlüsselelement der Smart Grids: sie erlaubt das Zusammenspiel verteilter Energieressourcen, lokaler Regelungstechnik und der Energiemärkte. Die Erwartungshaltung ist, dass die Informationstechnik unser Energiesystem robuster, grüner und effizienter macht: eine Entwicklung die die Automobilindustrie bereits hinter sich hat. Nun vollzieht sich dieser Wandel im Energiesystem. Dieser Artikel bietet eine Einführung in das Thema, einen Blick auf aktuelle Aktivitäten und einen Ausblick auf offene Aspekte. B. Dachs, S. Biege, M. Borowiecki, G. Lay, A. Jäger, D. Schartinger: „SERVITISATION IN EUROPEAN MANUFACTURING INDUSTRIES: EMPIRICAL EVIDENCE FROM A LARGE-SCALE DATABASE“ The Service Industries Journal, 2013, published online: 14 Mar 2013, in print. Die festen Grenzen zwischen Sachgüterproduktion und Dienstleistungssektor verschwimmen zunehmend. Sachgüter-

erzeuger bieten mehr und mehr Dienstleistungen neben oder anstatt ihrer traditionellen Produkte an, während Dienstleistungsunternehmen immer technologieintensiver werden und so die Sachgütererzeugung beträchtliche Produktivitätsimpulse für den Dienstleistungssektor setzt. Der Aufsatz präsentiert neue Ergebnisse zu Dienstleistungsangeboten in der europäischen Sachgütererzeugung und überprüft die Ergebnisse früherer Fallstudien mit einem großen Sample von Firmenbeobachtungen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Umsatz mit Dienstleistungen in allen untersuchten Ländern noch gering ist (12,9% in der österreichischen Sachgüterproduktion). Unterschiede zwischen einzelnen Ländern erklären nur wenig die allgemeine Dienstleistungsintensität. Die Firmengröße ist hier wichtiger. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl kleine als auch große Firmen spezifische Vorteile bei Dienstleistungsangeboten haben. Außerdem erwirtschaften Firmen desto mehr mit Dienstleistungen, je komplexer ihre Produkte sind, ebenso wie innovative Sachgütererzeuger mehr Dienstleistungen anbieten. ///

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Mehr Informationen über uns finden Sie hier:

Wenn es um bahnbrechende Innovationen geht, ist das AIT Austrian Institute of Technology der richtige Partner für Ihr Unternehmen: Denn bei uns arbeiten schon heute die kompetentesten Köpfe Europas an den Tools und Technologien von morgen, um die Lösungen der Zukunft realisieren zu können. Mehr über die Zukunft erfahren Sie hier: www.ait.ac.at

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