EFAtec 2019 (deutsch)

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Freiheit und Sicherheit

REVIEW ALPBACHER TECHNOLOGIEGESPRÄCHE Europäisches Forum Alpbach 2019


RGANISERS #EFAtec16

OOPERATION PARTNERS

MEDIA PARTNER

SCIENTIFIC PARTNERS

MEDIA PARTNER ONLINE

INDUSTRIAL PARTNER

UPPORTING PARTNERS

S WELL AS

ENERAL PARTNERS OF THE EUROPEAN FORUM ALPBACH 2016

REVIEW #Efatec19


INHALT /

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INHALT DIE TECHNOLOGIEGESPRÄCHE BEIM FORUM ALPBACH 2019 ALS KOMPAKTER RÜCKBLICK ZUM NACHLESEN UND INFORMIERT-SEIN.

04 / STATEMENTS Zum Geleit: Wolfgang Knoll, Monika Eigensperger, Franz Fischler, Hannes Androsch.

08 / PLENARY SESSIONS Freiheit und Sicherheit im digitalen Zeitalter.

10 / FTI TALK Mehr Exzellenzforschung zur Stärkung der Innovationsdynamik.

12 / KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND CYBERSECURITY Vom richtigen Umgang mit neuen und künftigen Bedrohungen.

14 / KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND ROBOTIK

Hollywood-Visionen von KI und Robotern sind noch weit entfernt.

16 / FALLING WALLS LAB – TICKETS NACH BERLIN Zwei Forscherinnen wollen Mauern einreißen.

17 / SOCIAL AND EXHIBITION AIT Gartenfest, #ART TEC

18 / FÜHRUNGSKRÄFTEENTWICKLUNG IN WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG Diversität im Management und Freiheit in der Bildung sind gefragt.

20 / ARIZONA DREAMS: EINE INITIATIVE DER ARIZONA STATE UNIVERSITY DIGITALISIERT DIE BILDUNG Neue Wege durch digitale Ausbildungsprogramme.

22 / BIOÖKONOMIE – UNVERZICHTBAR FÜR DIE ZUKUNFTSSICHERUNG DER MENSCHHEIT Transformation des auf fossilen Energien beruhenden Systems durch Bioökonomie.

23 / TU AUSTRIA INNOVATIONS-MARATHON

24 Stunden nonstop an realen Aufgabenstellungen von Unternehmen arbeiten.

24 / IF YOU COULD READ MY MIND...

New Imaging, Gehirnforschung und nichtinvasives Neuroimaging.

27 / JUNIOR ALPBACH, Ö1 KINDERUNI ALPBACH Diskussionen und Workshops zu digitaler Freiheit und Sicherheit.

28 / BREAKOUT SESSIONS 13 Arbeitskreise zur Vertiefung aktueller und künftiger Themen für F&E, Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.

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IMPRESSUM Herausgeber, Medieninhaber und Inhalt Alpbacher Technologiegespräche AIT Austrian Institute of Technology GmbH Mag. Michael Hlava Giefinggasse 4, 1210 WIen cmc@ait.ac.at, www.ait.ac.at Erscheinungsort und Termin Wien, Oktober 2019 Produktion Alpbacher Technologiegespräche AIT Austrian Institute of Technology GmbH Mag. Michael Hlava Claudia Klement Daniel Pepl, MAS MBA Giefinggasse 4, 1210 WIen cmc@ait.ac.at, www.ait.ac.at Druck Druckerei Bösmüller 2000 Stockerau Verleger Verlag Holzhausen GmbH 1110 Wien, Leberstraße 122 Redaktion, Gestaltung und Satz Harald Hornacek, Alfred Bankhamer; Layout: Repromedia/Sofia Deak Produktionsleitung: Joachim Mittelstedt


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/ EINLEITUNG

GELEITWORT /

INTELLIGENZ FÜR DIE ZUKUNFT

Wolfgang Knoll, Managing Director AIT

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Foto: Peter Rigaud

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ie Alpbacher Technologiegespräche starteten heuer erstmals mit einem Kunstprojekt. Die Ausstellung „Uncanny Values“ des MAK widmete sich der Frage, wie sich Kultur und Technologie, Menschsein, Macht, Kontrolle und Orientierung im „unheimlichen Tal“ der KI entwickeln werden. Das passte perfekt zum diesjährigen Thema „Freiheit und Sicherheit“. Was können bahnbrechende neue Technologien wie KI oder neuronales Imaging zum menschlichen Fortschritt beitragen, was versprechen neue Formen des Wirtschaftens wie Bioökonomie? Zugleich stellen sich Fragen zu Ethik und Sicherheit. Das gilt besonders für ein stark digitalisiertes, hochvernetztes Zeitalter, in dem zunehmend autonome Maschinen miteinander kommunizieren. Die Basis hierzu sind die digital vernetzten Infrastrukturen – und sie müssen sicher sein. Cybersecurity ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit und war eines der Hauptthemen bei den Technologie– gesprächen, wobei stets die Balance zwischen unserem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Risiko, die Freiheit zu verlieren, gesucht werden muss. Das AIT Austrian Institute of Technology ist im Bereich Cybersecurity und vielen weiteren zukunftsbestimmenden Forschungsthemen rund um Digitalisierung, Dekarbonisierung oder Smart Industries ganz vorne dabei in Europa – auch mit dem klaren Ziel, den Wissens- und Innovationsstandort Österreich zu stärken und für künftige Generationen zu sichern. Zwei Plenary Sessions zum Thema Künstliche Intelligenz leitete unser wissenschaftlicher Partner ERC. Systeme mit Künstlicher Intelligenz unterstützen uns in immer mehr Lebensbereichen – ob als persönliche Assistenten im Alltag, als autonome Fahrsysteme, in Medizin oder in Wirtschaft. Sie verändern unser Leben grundlegend und bieten die Chance, für die Menschheit große Verbesserungen zu schaffen. Ein spannendes Thema für F&E. Doch wie können Talente für die Wissenschaft und Wirtschaft identifiziert, entwickelt und gehalten werde? Diese Frage behandelte die renommierte Helmholtz-Gesellschaft deutscher Forschungszentren. Talente benötigen vor allem eines: Freiheit, um ihr kreatives Potenzial entwickeln zu können. Hierzu ist noch viel im Bereich Bildung, an den Universitäten und auch in den Unternehmen zu tun. Unser heuriger Gast, die Arizona State University, demonstrierte, wie Bildung effizient digitalisiert werden kann. Welcher Pioniergeist in jungen Menschen steckt, die das Ziel haben, die Welt zu verändern, zeigte das Falling Walls Lab Austria wieder eindrucksvoll. Und beim TU Austria Innovations-Marathon konnten Studierende aus der ganzen Welt beweisen, welche kreativen Lösungen sie für konkrete Aufgaben aus der Wirtschaft in nur 24 Stunden entwickeln können. Soviel geballte Kreativität an einem Ort macht Lust auf mehr. Das Thema für das Europäische Forum Alpbach 2020 steht schon fest: es lautet „Fundamentals“ und verspricht, sich noch weiter in unerforschte Gebiete vorzuwagen. Dazu dürfen wir demnächst auch einen neuen, sehr renommierten wissenschaftlichen Partner präsentieren. Wir laden Sie schon jetzt herzlich zu den nächsten Technologiegesprächen vom 27.- 29. August 2020 ein.


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GELEITWORT /

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND DIGITALE ETHIK

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Monika Eigensperger,

Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

ORF-Radiodirektorin

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er Futurist Ray Kurzweil, ein Anhänger des „Transhumanismus“, prophezeit, dass im Jahr 2045 die Intelligenz der Maschinen jene der Menschen übertreffen werde. Ob man den bedingungslosen Technik– optimismus solcher Zukunftsvisionen eher als utopisch oder dystopisch empfindet, hängt von grundsätzlichen Einstellungen zur Technik ab. Ausschlaggebend dafür ist auch die gesellschaftliche Diskussion darüber und Medien sind hier ein entscheidender Faktor. Umso wichtiger erscheint es, dass die Alpbacher Technologiegespräche, an denen Radio Ö1 seit vielen Jahren als Mitveranstalter beteiligt ist, das menschliche Maß der Technikgestaltung immer wieder in den Mittelpunkt rückt. „Freiheit und Sicherheit“, das diesjährige Generalthema des Europäischen Forums, ist ein besonders anregender Kontext, um interdisziplinär darüber zu diskutieren, wie soziale Auswirkungen von Technologie schon bei der Entwicklung ausreichend berücksichtigt werden können. Dabei sollte nicht nur danach gefragt werden, was technisch möglich ist, sondern was Menschen von der Technik wollen. Der Wert der Freiheit im digitalen Zeitalter lässt sich nicht auf Gedankenfreiheit und Handlungsfreiheit reduzieren. Es geht auch darum, in einer technologie-geprägten Umwelt das Richtige wollen zu können, wie die Wirtschaftsinformatikerin Sarah Spiekermann in ihrem aktuellen Buch über „Digitale Ethik“ bemerkt hat. Die Abhängigkeit vieler Menschen von ihrem Smartphone, die negativen Auswirkungen von Filterblasen und Echokammern im Internet zeigen Probleme auf, die öffentlich zu diskutieren sind. Künstliche Intelligenz sollte uns Menschen bei der Wissensgewinnung und Willensbildung unterstützen, aber nicht die Entscheidungen für unser Handeln abnehmen und uns abhängig machen. Bei Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz und Robotik sollten wir Menschen Distanz bewahren und die negativen digitalen Nebenwirkungen in Grenzen halten können. Das setzt Wissen, aber auch Partizipation voraus. Qualitätsjournalismus und öffentlich-rechtliche Medien sind eine wichtige Voraussetzung dafür. Sie bilden eine verlässliche Plattform für einen gesellschaftlichen Dialog, der möglichst viele Menschen mit einschließt. So werden die Berichte über Forschung und Technologie in den Wissenschafts- und Bildungssendungen von Ö1 und auf science.ORF.at auch mit aktuellen ethischen Fragen verknüpft. Die sozialen Gestaltungsmöglichkeiten von Technologie konstruktiv zu vermitteln und den Dialog darüber anzuregen, ist das Anliegen. Auch die „Ö1 Kinderuni Alpbach“ bezieht seit vielen Jahren Mädchen und Buben im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren in die Frage nach dem „Wie“ und „Warum“ von Wissenschaft und Technologie mit ein. Neugier auf Wissenschaft und Medienkompetenz in den digitalen Welten kann auch Generationen verbinden.


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/ EINLEITUNG

GELEITWORT /

DIE NOTWENDIGKEIT TECHNOLOGISCHER INNOVATION

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Präsident Europäisches Forum Alpbach

Foto:EFA/Bogdan Baraghin

Franz Fischler,

uf kaum einen anderen Bereich war „Freiheit und Sicherheit“, das Generalthema des Europäischen Forums Alpbach 2019, so spannend umzulegen wie auf die Technologiegespräche. Das alles vernetzende Internet schafft ja ungeahnte Freiheiten, verspricht Information und Bildung für alle, zeigt aber auch seine dunklen Seiten wie Cyberkriminalität, Mobbing oder gezielte Informationsmanipulation. Das Internet der Dinge erweitert nun auch noch unsere Sinne; kluge Assistenten und Roboter nehmen uns gepaart mit Künstlicher Intelligenz unangenehme Arbeiten ab. Wie nutzen wir alle diese neuen Freiheiten am besten? Auf welchem Minimum an Sicherheit sollte die Gesellschaft beim Einsatz neuer Technologien bestehen? Darauf gab es in gut 20 Diskussionsveranstaltungen oder Breakout Sessions zahlreiche aufschlussreiche Antworten, was auch viel zum Ziel des Forums beigetragen hat: Nicht nur zu beschreiben, wie eine freie Gesellschaft aussehen könnte, sondern gemeinsam darüber nachzudenken, welche Voraussetzungen für eine solche Gesellschaft nötig sind und wie wir sie schaffen. Dabei muss es auch um Freiheit für die Zukunft gehen – nichts anderes ist nämlich Nachhaltigkeit. Und für mehr Nachhaltigkeit ist noch viel mehr Innovation nötig, gesellschaftlich und gerade auch technologisch. Ein weiteres selbstgestecktes Ziel zu Beginn des Forums war es gewesen, das EFA von einer Diskussionsplattform hin zu einem Inkubator für neue Lösungsansätze weiterzuentwickeln. Mit den neuen Alpbach Learning Missions sind wir gut in diese Richtung unterwegs. Dabei behandelten Stipendiat*innen für mehr als zwei Wochen gemeinsam mit Expert*innen eine Problemstellung und versuchten, zu einer konkreten Lösung zu kommen. Diese Gruppen stellten ihre Ergebnisse dann auch bei einer Plenarveranstaltung vor. Eine von ihnen hatte sich mit der Frage „Wie kann der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft gelingen?“ auseinandergesetzt. Etwas, was ohne den Einsatz modernster Technologien sicher nicht denkbar und, wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Rede unterstrich, gleichzeitig unabdingbar ist: „Wenn es der Weltgemeinschaft nicht gelingt, die Pariser Klimaziele einzuhalten, sind (…) alle anderen Fragen, die die Menschheit hat, schlicht und einfach nebensächlich und egal.“

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GELEITWORT /

INNOVATION ERMÖGLICHEN

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Hannes Androsch, Vorsitzender des Aufsichtsrats des AIT und Vorsitzender des Rats für Forschung

Foto: ORF/Hans Leitner

und Technologieentwicklung

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ie Technologiegespräche in Alpbach sind seit 36 Jahren der Treffpunkt in Österreich, um über wichtige Themen der Menschheit, neueste Technologien, soziale Entwicklungen und dringend erforderliche Maßnahmen im regionalen wie globalen Umfeld zu diskutieren. Dank der Organisation durch das AIT Austrian Institute of Technology und den ORF (Radio Österreich 1) konnten auch heuer wieder hervorragende Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gewonnen werden, wobei das Leitthema „Freiheit und Sicherheit“ besondere Brisanz im immer rascheren Technologiewettlauf einnimmt. Wissenschaftler wie Martin Rees oder Stephen Hawking haben zum Teil sehr düstere Prognosen und Bedrohungen für unsere Zukunft festgehalten. In der Tat gibt es viele gefährliche Megaentwicklungen, die im politischen Tagesgeschehen viel zu wenig Beachtung finden. Dazu zählte lange der Klimawandel, der nun immer mehr Jugendliche und Erwachsene zu Protesten auf die Straße treibt. Auch bei Umweltverschmutzung, Sicherung von Rohstoffen, Bereitstellung von sauberem Wasser, Bewältigung der Flüchtlings- und Migrationsströme oder wachsenden Ungleichheiten ist noch viel zu tun. Die Digitalisierung kann Abhilfe verschaffen, wozu eine sichere digitale Infrastruktur erforderlich ist. Das heurige Jahrbuch zu den Technologiegesprächen mit dem Titel „Technologie im Gespräch. Sicherheit im Cyberraum“ widmet sich diesem wichtigen Thema. Neue nachhaltige und sichere Technologien sind gefragter denn je, um beispielsweise trotz steigendem Energiebedarf die Dekarbonisierung voranzutreiben und die Energiewende zu meistern. Alle diese Veränderungen erfolgen im rasanten, ja atemberaubenden Tempo. Wir laufen Gefahr, in verwundbare Abhängigkeiten zu geraten, wenn es uns nicht gelingt, unsere technologische und digitale Souveränität zu sichern. Die neuen Herausforderungen bieten zugleich eine große Chance im globalen Wettbewerb, neue Technologien zu entwickeln und zu etablieren. Damit wir in Österreich nicht im globalen Wettbewerb zurückfallen, müssten 30 Milliarden Euro in Wissenschaft, Forschung und Innovation investiert werden. Zugleich bedarf es auch grundlegender Reformen im Bildungswesen und in der Forschung, denn trotz hohem Input ins österreichische Forschungssystem ist der Output gering. Wichtig ist, die seit Jahren diskutierten Maßnahmen wie Forschungsförderungsfinanzierungsgesetz, Forschungsförderungsdatenbank, Exzellenzinitiative und auch endlich die Umsetzung einer Innovationsstrategie für das nächste Jahrzehnt in Angriff zu nehmen. Der Forschungsrat hat auf diese dringlichen Punkte immer wieder hingewiesen. Es ist evident, dass wir für die großen Herausforderungen entsprechend qualifiziertes Personal benötigen und für dieses entsprechende Einsatzmöglichkeiten schaffen müssen. Anderenfalls werden wir gefährliche Brain Drains hinnehmen müssen. Europa, und besonders Österreich, hat inzwischen gegenüber führenden Ländern wie China, den USA, Japan, Südkorea oder Singapur einen gravierenden Aufholbedarf. Sonst droht die Gefahr, anstatt an der Spitze im Mittelfeld zu landen.


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/ PLENARY SESSIONS

FREIHEIT & SICHERHEIT DER RASANTE TECHNOLOGISCHE WANDEL VERÄNDERT UNSERE GESELLSCHAFT UND DIE ART, WIE WIR KÜNFTIG LEBEN UND ARBEITEN WERDEN. KÜNSTLICHE INTELLIGENZ, ROBOTIK UND DAS INTERNET DER DINGE STELLEN DIE MENSCHHEIT VOR NEUE HERAUSFORDERUNGEN: IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN NOTWENDIGER SICHERHEIT, GEWÜNSCHTER FREIHEIT UND PERSÖNLICHER EIGENVERANTWORTUNG ENTSTEHEN INNOVATIVE DENKANSÄTZE UND LÖSUNGEN.

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BEI DEN DIESJÄHRIGEN TECHNOLOGIEGESPRÄCHEN STANDEN THEMEN WIE DATA SCIENCE UND ARTIFICIAL INTELLIGENCE, CYBERSECURITY UND ROBOTIK, ABER AUCH NEUE LERN- UND LEHRFORMEN, DIE DURCH DIGITALE TECHNOLOGIEN BEGRÜNDET WERDEN, IM MITTELPUNKT. MEHR ZU DEN TECHNOLOGIEGESPRÄCHEN 2019:

Foto: ORF/Hans Leitner

www.alpbach.org/de/event/tec19/

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/ PLENARY SESSIONS

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/ PLENARY SESSION

FTI TALK Florian Frauscher, Christoph Neumayer, Helga Nowotny, Andreas Reichhardt, Barbara Weitgruber / Chair Rosa Lyon Die Alpbacher Technologiegespräche, organisiert von AIT und Ö1, starteten heuer mit einem Kunstprojekt. Bei der Eröffnung tauchten im vollen, abgedunkelten Vortragssaal als erstes Emoticons auf der großen Projektionsfläche auf, die etwas Seltsames an sich hatten. So wie die Sprache im Hintergrund. Sie sind Teil der #ART TEC 2019-Ausstellung „Uncanny Values“ (unheimliche Werte) und gänzlich von Künstlicher Intelligenz erzeugt. Marlies Wirth, Kuratorin am MAK – Museum of Applied Arts in Wien, stellte die Grundfrage: Wie werden sich Kultur und Technologie, Menschsein, Macht, Kontrolle und Orientierung im unheimlichen Tal der Künstlichen Intelligenz entwickeln? Bieten neue Technologien künftig mehr „Freiheit und Sicherheit“? Franz Fischler, Präsident des European Forum Alpbach (EFA), wies in seiner Eröffnungsrede auf den oft antagonistisch verstandenen Charakter der Begriffe „Freiheit und Sicherheit“ und deren komplexe Zusammenhänge hin. Wolfgang Knoll, wissenschaftlicher Geschäftsführer des AIT, ging in seiner Ansprache auf die große Bedeutung der heuer hochaktuellen Themen wie Cybersecurity, Robotik, Bioökonomie, KI oder auch die neuen Formen des Lernens ein. Die Technologiegespräche moderierte wieder ORF-Wissenschaftsredakteur Andreas Jäger. Den FTI-Talk eröffnete – nach einer Videopräsentation zu den obigen Themen – schließlich Rosa Lyon, Moderatorin und Redakteurin beim ORF. Sie verwies als Chair gleich auf Hannes Androsch, AIT-Aufsichtsratsvorsitzender sowie Vorsitzender des Forschungsrats, der heuer nicht nach Alpbach kommen konnte – aber mit seiner Forderung, dass in Österreich 30 Milliarden Euro in Wissenschaft, Forschung und Innovation investiert werden müssten, um nicht zurückzufallen, für mediales Aufsehen gesorgt hatte. Als Vertretung konnte Helga Nowotny, selbst Mitglied des Forschungsrates und Vorsitzende des ERA Council Forum Austria, gewonnen werden, die auf brisante Themen wie die Lücke zwischen dem relativ hohen Input ins österreichische Forschungssystem und dem eher geringen Output einging. Die Ursachen dafür seien komplex. Handlungsbedarf wurde schon mehrfach in Studien etwa vom Forschungsrat oder der OECD festgestellt. „Wir vom ERA Council plädieren sehr dafür, Exzellenz und Effizienz deutlich zu steigern“, so Nowotny, wozu sehr faire und transparente Wettbewerbsregeln in der Forschung notwendig seien. Die besten Köpfe müssen dabei in allen Domänen gesucht werden. Um effizienter zu werden, bedarf es jedenfalls einer klaren Vorstellung von den Zielen, die man erreichen wolle. Dann müssen dafür die nötigen Mittel eingesetzt sowie der eingeschlagene Weg laufend evaluiert werden, um rasch auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Forschungspolitik: „For-

schung darf nie isoliert betrachtet werden, es bedarf guter Netzwerke und Kooperationen. Wir müssen Europa immer mitdenken“, so Nowotny. Auf die Frage der Moderatorin, was im nächsten Regierungsprogramm stehen müsse, antwortete Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung: „Wir müssen darauf achten, dass wir Dynamik aufnehmen und die Geschwindigkeit zumindest beibehalten.“ Das sei in einer politischen Übergangsphase nicht einfach. Wichtig ist laut Neumayer, dass der finanzielle Rahmen für die richtigen Investitionen bereitstehe und ein System aufgebaut werde, das insgesamt integriert gedacht und auf Exzellenz und Output abgestimmt sei. „Wenn wir Österreich wettbewerbsfähig halten wollen, braucht es mehr Forschung und Innovation“, betonte Bundesminister Andreas Reichhardt, der auf eine Grafik des BMVIT verwies, die den „Motor der Innovation“ darstellte. Bildung, Forschung, marktfähige Produkte sowie Faktoren wie Digitalisierung, Industrie 4.0 oder auch eine alternde Gesellschaft seien als ganzes System zu sehen. Damit sich dieser Motor schnell drehe, brauche es die ausreichende Finanzierung und eine passende Governance sowie ein langfristiges Denken über Legislaturperioden hinaus. Dann ging der Minister auf das kurz vor den Technologiegesprächen vorgelegte Forschungsrahmengesetz ein: „Das Butterbrot ist da, der Schnittlauch – die Finanzierung – fehlt noch“, so Reichhardt, der betonte, dass sich Investitionen in die Forschung immer rechnen. Mit dem Rahmengesetz könne sich die kommende Regierung ganz auf die Budgetfrage für das Forschungsförderungsgesetz konzentrieren. Barbara Weitgruber, Sektionschefin der Abteilung Wissenschaftliche Forschung und Internationale Angelegenheiten im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), wies auf die Erfolgsgeschichte der europäischen Forschungsrahmenprogramme hin. Insgesamt 1,3 Mrd. Euro Rückflüsse bzw. 200 Mio. Euro pro Jahr konnten im aktuellen Programm schon erzielt werden. „Das Geld ist aber nur die eine Seite, viel wichtiger ist das europäische Know-how, das >

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Barbara Weitgruber

Franz Fischler

Fotos: ORF/Hans Leitner, EFA/Bogdan Baraghin

Christoph Neumayer

Andreas Jäger, Marlies Wirth, Wolfgang Knoll

Andreas Reichhardt

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Helga Nowotny


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/ PLENARY SESSIONS

nach Österreich kommt“, so Weitgruber, die auch mehr Exzellenz und interdisziplinäre Zusammenarbeit erreichen will. Österreich ist etwa beim European Research Fund sehr erfolgreich. Florian Frauscher, Sektionschef im BMDW für Innovation und internationale Politik, ging auf die standortrelevante Forschung ein, bei der Österreich mit Institutionen wie den Christian Doppler Labors, COMET-Zentren und ACR-Zentren im europäischen Spitzenfeld liege. „Diese Stärken müssen wir weiter ausbauen“, so Frauscher, der auch mehr Mut zum Risiko fordert. Zum Schluss warnte Helga Nowotny noch: „Die größte Gefahr geht von der Selbstzufriedenheit aus. Wenn wir glauben, wir stehen gut da und es geht die nächsten zehn Jahre so weiter, könnten wir uns stark täuschen.“

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/ PLENARY SESSION

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND CYBERSECURITY Anne-Marie Chun Witt, Sepp Hochreiter, Stefan Mangard / Chair Jean-Pierre Bourguignon Die rasant zunehmende Vernetzung aller möglichen Geräte ­sowie unzählige neue Dienste etwa fürs mobile Bezahlen bieten für Cyberkriminelle immer größere Angriffsflächen. Jean-Pierre Bourguignon, Präsident des ERC, der diese Session kuratierte, startete gleich mit einer Publikumsfrage: „Schadet oder hilft Künstliche Intelligenz der Cybersecurity?“ In der Wahl lag „helfen“ deutlich vorne, wenn auch die KI ebenfalls die dunkle Seite nutzt. Anne-Marie Chun Witt, zuständig für Produktmarketing bei dem kalifornischen Unternehmen Synack, Inc., das eine „Crowdsourced Security Testing Platform“ anbietet, startete mit erschreckenden Zahlen. Cyberangriffe könnten Unternehmen laut einer Accenture-Studie 5,2 Billionen Dollar in den nächsten fünf Jahren kosten. Verantwortlich dafür seien vor allem die immer stärkere Abhängigkeit von komplexen internetfähigen Geschäftsmodellen sowie mangelnde Schutzmaßnahmen. Die Unternehmen investieren laut Chun Witt aktuell jährlich rund 188 Milliarden Dollar in Cybersecurity, trotzdem steige die Cyberkriminalität. „Deshalb müssen wir smarter und nicht härter arbeiten“, so die Expertin. Ein Problem sei der Mangel an SecuritySpezialist*innen. In den nächsten Jahren soll es 3,5 Millionen unbesetzte Stellen im Security-Bereich geben. KI-Systeme ließen sich zwar gut skalieren, seien aber nicht so kreativ wie Menschen und finden laut Chun Witt nicht einmal halb so viele Schwachstellen wie Menschen. Die Zukunft der Cybersecurity liege deshalb in einer „shared crowd of security talent“, also einem Netzwerk mit den talentiertesten Security-Spezialist*innen

der Welt, das Organisationen zur Verfügung gestellt wird. Denn nur wenige Unternehmen und Organisationen hätten die Ressourcen für eine hohe Sicherheit. Die Security-Plattform verteilt die Aufgaben passend an Systeme mit Künstlicher Intelligenz und Menschen, um Bedrohungen proaktiv in Echtzeit zu begegnen. Mit der aktuellen KI-erweiterten Security-Plattform von Synack, auf der über 1.000 Top-Security-Spezialist*innen aus über 60 Ländern – inklusive Österreich – vertreten sind, konnte bereits die Cybersecurity in Organisationen innerhalb von zwei Jahren um 200 Prozent gesteigert werden. Sepp Hochreiter, einer der KI-Pioniere in Sachen Deep Learning und Leiter des Institut für Machine Learning an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU), bedauerte nach einem kurzen Überblick über die Entwicklung der KI besonders, dass Europa zwar hervorragende technologische Innovationen in Sachen KI aufweisen könne, aber die Vermarktungserfolge vor allem amerikanische Unternehmen wie Google, Amazon oder Facebook erzielten. Seine in Europa entwickelte Deep Learning-Technologie LSTM ermögliche es etwa den zuvor genannten Unternehmen, viel Geld zu machen. Mit der Initiative ELLIS (European Laboratory for Learning and Intelligent Systems) – einem Netzwerk, um in Europa Exzellenz im Bereich Machine Learning zu erreichen – wurde nun ein erster Schritt gesetzt, damit der alte Kontinent nicht weiter gegenüber den USA und China zurückfällt. In Linz soll eines der ELLIS-Zentren für KI entstehen. Wichtig sei, dass die hervorragenden Ingenieurleistungen in Europa mit KI verknüpft werden. Das Know-how müsse hierbleiben und vor allem sollten auch Produkte und Kontakt zu Kunden selbst entwickelt werden. Das Kundenfeedback sei sehr wichtig, um bessere Maschinen und Dienste anbieten zu können. Als ein wichtiger Schritt wird diesen Oktober an der JKU ein Lehrgang für AI mit Fokus auf Deep Learning eröffnet. Als Abschluss zeigte Hochreiter anhand von KI-generierten FakeFaces, Fake-Airplanes oder Fake-Bridges, was heute schon alles mit KI möglich ist. Stefan Mangard vom Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie an der TU Graz, das im Vorjahr mit der Aufdeckung der Prozessorensicherheitslücken Meltdown und Spectre für internationales Aufsehen gesorgt hatte, ging besonders auf die akademische Sicherheitsforschung ein, die sehr wichtig sei, da viele Industrien sich nun > auf einmal im Reich des Internets der Dinge, von Big

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Den Innovationsmotor weiter ankurbeln. Das Regierungsprogramm 2017-2022 hat den Beschluss eines Forschungsfinanzierungsgesetzes vorgesehen – ein Projekt, das höchste Priorität genießt. Um den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Österreich weiterzuentwickeln und zu attraktiveren, darf es in diesem Bereich keinen Stillstand geben. Das vom BMVIT vorgeschlagene Forschungsrahmengesetz (FRG) schafft daher erstmals eine spezifische gesetzliche Regelung, die den Notwendigkeiten einer langfristigen FTI-Finanzierung für mehr Planungssicherheit und einer Reduktion des Verwaltungsaufwands Rechnung trägt. Die Ausgestaltung des Finanzierungspfades wird eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Bundesregierung sein. Es muss in unser aller Interesse liegen, den Innovationsmotor in Österreich weiter anzukurbeln: F&E ist nicht nur ein Eintrittsticket für Unternehmen in Exportmärkte, sondern sorgt auch für Wachstum, mehr Beschäftigung und stärkt ­damit den Zukunfts- und Technologiestandort Österreich. Andreas Reichhardt,

Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

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Rosa Lyon

Florian Frauscher

Fotos: EFA/Andrei Pungovschi, ORF/Hans Leitner

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Stefan Mangard

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Sepp Hochreiter


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/ PLENARY SESSIONS

Data oder Cybersecurity befinden – mit all den bislang unbekannten Problemen. Sichere Systeme zu bauen sei heute sehr kompliziert und schwierig. Um dies zu ändern, benötige es noch viel Forschung. „Wir müssen dabei über den aktuellen Stand unserer Technologie hinausgehen und unsere Systeme von der Skizze an überdenken“, so Mangard. Heute würden viele Systeme vernetzt, die an sich alle sicher sein sollten, aber oft auch schlecht untereinander harmonieren. Oft fehle der Blick auf das gesamte Umfeld. „Wir als Community müssen zusammenkommen und an offenen Plattformen arbeiten. Offenheit ist der Schlüssel für Sicherheitstechnologie“, so Mangard. Noch dazu schaffe Offenheit auch Vertrauen für neue Systeme wie beispielsweise für das Smart Home.

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/ PLENARY SESSION

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND ROBOTIK Tamar Makin, Stefan Roth / Chair Jean-Pierre Bourguignon Die zweite Session zum Thema Künstliche Intelligenz leitete ebenfalls Jean-Pierre Bourguignon, Präsident des ERC. Seine Frage zu Beginn: „Was ist eigentlich ein Roboter?“ Dazu zählen einfache Schweißroboter genauso wie etwa selbstfahrende Autos. Tamar Makin vom Institut für kognitive Neurowissenschaften am University College London, deren Forschung sich damit beschäftigt, was Änderungen am Körper im Gehirn bewirken, machte gleich einen Ausflug nach Hollywood, zu den Cyborg-Visionen in Filmen und der aktuellen Realität. „Ingenieure haben schon wirklich bemerkenswerte Roboterarme entwickelt, die Menschen mit einer verlorenen Hand vieles ermöglichen“, so Makin. In naher Zukunft werde es auch Technologien geben, die auf Augmentation setzen, die einem Menschen etwa eine zusätzliche Roboterhand geben oder Gliedmaßen verstärken. Damit diese Technologien künftig erfolgreich und sicher eingeführt werden können, müsse die komplexe Interaktion unseres Körpers, unseres Gehirns und unserer Wahrnehmung aufeinander abgestimmt werden. „Wir besitzen im Gehirn einen Plan von unserem ganzen Körper“, so Makin. Und diesen Plan lerne die Wissenschaft nun für ihre artifiziellen Ziele zu nutzen, was einen völlig neuen Ansatz in der Neurowissenschaft darstelle. Mittels Brain Decoding lassen sich nun Funktionen genau festlegen. Nicht nur Amputierte können so künstliche Prothesen steuern, sondern das Gehirn erkennt auch neue künstliche Gliedmaßen. So wurde etwa in einer Studie Menschen ein neuer Daumen hinzugefügt und trainiert, der daraufhin vielfältig eingesetzt werden konnte. „Der Daumen wird embodied“, meint Makin. Das zeige sich auch im Gehirn, in dem sich die normale Handrepräsentation verändert. Die Augmentation führe dazu, den eigenen Körper anders zu bedienen. „Wenn nun Menschen

acht Stunden in einer Fabrik etwa mit einem künstlichen Daumen arbeiten“, hinterfragt Makin, „werden sie dann ohne diesen auch sicher heimfahren können?“ Das Gehirn ist jedenfalls smarter als von uns gedacht und kann auch neue, zusätzliche künstliche Körperteile erkennen. „Wir sind noch weit entfernt von Hollywoodvisionen wie im Film ´I,Robot´, in dem Roboter Hunde ausführen, Müll sammeln und Kinder betreuen“, sagte Stefan Roth, Leiter des Visual Inference Lab an der Technischen Universität Darmstadt. Die meisten Roboter erfüllen heute in der Industrie nur eine Aufgabe und Systeme wie etwa selbstfahrende Staubsauger benötigen nur sehr wenig KI. Roboter müssen erst multitask-fähig werden und hierfür ihre sehr komplexe Umwelt erfassen können, die zudem unzählige menschliche Verhaltensregeln umfasst. „Humanoide Roboter benötigen einen Sinn, der zeigt, was um sie herum passiert“, so Roth. Deshalb sei das Forschungsfeld Computer Vision sehr wichtig, um flexible, menschliche Roboterassistenten zu entwickeln. Das werde aber noch einige Zeit benötigen. Auch autonome Fahrzeuge würden sich noch lange nur in sehr gut strukturierten Umgebungen bewegen. Um die hohe Komplexität der Welt zu meistern, setzt das Visual Inference Lab etwa auf semantische Imageanalysen, in denen versucht wird, jedes Pixel eines Bildes einem Gegenstand zuzuordnen, um so beispielsweise Hindernisse und Gefahren rasch zu erkennen. Das erfolgt mit Hilfe von Deep Neuronal Networks, die aus hunderten Millionen kleiner Knoten bestehen. Diese müssen aber zuerst einmal adjustiert werden. Um diese Systeme zu trainieren, sind Unmengen an Daten erforderlich. „Wir haben dazu Daten aus Straßenszenen gesammelt und dann 5.000 Bilder für das System beschrieben“, so Roth. Für eine hohe Genauigkeit genügt das aber noch nicht. Deshalb setzt das Visual Inference Lab auf simulierte Daten. In einem Forschungsprojekt mit Intel bewegen sich die Autos nun virtuell in Open World Computer Games in einer klar definierten Umgebung. Das beschleunigt den gesamten Lernprozess des KI-Systems um das 800-fache. Um auch völlig unerwartete Gegenstände – etwa einen Koffer – zu erkennen, wurde neben der Semantik auch die Geometrie und Bewegung ins System einbezogen. Alles könne aber nie erkannt werden, weshalb zusätzlich noch ein Sicherheitsnetz erforderlich sei. „Um autonome Systeme in breitem Einsatz zu ermöglichen, ist noch viel Grundlagenforschung erforderlich“, resümierte Roth.

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Jean-Pierre Bourguignon

Anne-Marie Chun Witt

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Stefan Roth

Fotos: ORF/Hans Leitner

KI und Robotik: Noch vieles offen.

Tamar Makin

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/ PLENARY SESSIONS

FALLING WALLS LAB

ZWEITES TICKET NACH BERLIN VERGEBEN

Rosser (Alpbach School of Entrepreneurship), Sumeet Kumar (Alpbach School of Entrepreneurship), David Nderu (Ph.D. Student Universtität Tübingen), Julia Pazmandi (Predoctoral Fellow, Research Center for Molecular Medicine & Ludwig Boltzmann Institute for Rare and Undiagnosed Diseases), Laurin Herbsthofer (Ph.D Student, Med University of Graz), Bianca Grabner (University Assistant, TU Graz), Jürgen Mlynek (Chairman Board of Trustees Falling Walls Foundation), Wolfgang Knoll (Managing Director, AIT Austrian Institute of Technology)/v. l. n. r.

„Das Falling Walls Lab ist ein großartiges Event, um junge Forscher*innen zu ermutigen, ihre Ideen auf internationaler Ebene zu diskutieren. Gute Forschung allein reicht nicht aus“, sagte Prof. Wolfgang Knoll, Managing Director des AIT Austrian Institute of Technology und Organisator der Alpbacher Technologiegespräche. Komplettiert wurde die Falling Walls Plenary Session durch die Teilnahme dreier Kandidat*innen der Alpbach Summer School on Entrepreneurship von Hermann Hauser, Julie Rosser, Daniel Grunenberg und Sumeet Kumar. Hier konnten sich Rosser und Grunenberg mit ihren Pitches „Pregenerate accelerates drug development for arthritis“ und „CURRATEC“ durchsetzen und werden ihre Arbeiten beim Falling Walls Venture in Berlin präsentieren, einer Plattform für aufstrebende Start-ups.

FREIE FAHRT ZUM FALLING WALLS LAB-FINALE Bianca Grabner fährt gemeinsam mit J­ ulia Pazmandi zum Falling Walls LabFinale am 8. November nach Berlin. Die jungen Talente nutzen das innovative Umfeld des internationalen Labs und können sich mit renommierten Expert*innen von der Harvard Business School, der TU München und der New York University vernetzen. Insgesamt werden über 100 Finalist*innen vor der ausgewählten Fachjury in Berlin präsentieren. Am Ende des Finales werden drei Gewinner*innen gekürt, die mit dem Titel „Falling Walls Young Innovator of the Year“ ausgezeichnet werden.

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Foto: Hans Leitner/ORF

Hermann Hauser (Amadeus Capital Partners), Daniel Grunenberg (Alpbach School of Entrepreneurship), Julie

Zwei Forscherinnen wollen Mauern einreißen: Bianca Grabner von der TU Graz konnte das Alpbacher Publikum überzeugen, Julia Pazmandi vom CeMM gewann bereits im April. In Alpbach wurde das Rennen um ein zweites Ticket zum Finale des Falling Walls Lab in Berlin entschieden: Bianca Grabner von der TU Graz konnte mit ihrer Idee zu neuen Ansätzen in der pharmazeutischen Wirkstoffsynthese das Publikum überzeugen. Neben der Siegerin der Österreich-Vorrunde im April, Julia Pazmandi, bewiesen die drei Kandidat*innen David Nderu, Bianca Grabner und Laurin Herbsthofer ihr großes Potenzial und präsentierten im Rahmen von dreiminütigen Pitches ihre Innovationen.


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Fokus auf Exzellenzforschung. Innovatives Know-how aus Österreich für Europa, Vernetzung von wissenschaftlichen Spitzenforscher*innen, Stärkung des FTI-Systems – der Erfolg, den Österreich in „Horizon 2020“ erzielen konnte, wird unseren Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort nachhaltig stärken. Nun steht mit „Horizon Europe“ das nächste Rahmenprogramm kurz vor seinem Start. Mit Missionsorientierung, klar definierten Themenfeldern und dem Fokus auf Exzellenzforschung kann es dazu beitragen, Europa im internationalen Wettbewerb neu zu definieren. Ein klares Bekenntnis zu Forschung, Entwicklung und Innovation verlangt auch neue Zugänge in der Unternehmensfinanzierung. Umso erfreulicher ist es, dass der Europäische Innovationsrat (European Innovation Council/EIC) sich nun aktiv in die Finanzierung von innovativen Ideen und Produkten einbringen kann. Gemeinsam mit dem ERC (European Research Council) gewinnt Europas FTI-System damit die Chance, zu neuen Ufern aufzubrechen. Barbara Weitgruber,

Sektionschefin im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF)

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AIT GARTENFEST: AUF WACHSTUMSKURS Wie immer gut besucht war das traditionelle AIT Gartenfest. Bundesminister Andreas Reichhardt sagte namens des BMVIT auch künftig größtmögliche Kontinuität zu, damit das AIT weiter wachsen könne. Isabella Meran-Waldstein von der IV unterstrich die Rolle des AIT als Partner und Technologie-Enabler für die Industrie. AIT Managing Director Anton Plimon betonte die große Bedeutung einer starken Position des AIT, „weil Innovation wie ein Tsunami über uns rollt. Wer nicht vorne dabei ist, hat verloren.“ AIT Managing Director Wolfgang Knoll freute sich u. a. über das große Interesse junger Teillnehmer*innen.

OPEN DOORS: #ART TEC

Fotos: EFA/Bogdan Baraghin, Ruth Altenburger

SCHNITTSTELLEN VON KUNST, TECHNOLOGIE UND WISSENSCHAFT Großartiger Satellit der VIENNA BIENNALE FOR CHANGE 2019: Mit der Ausstellung „UNCANNY VALUES. Künstliche Intelligenz & Du“ erforscht das MAK eines der wichtigsten Themen der kommenden Jahrzehnte, das auf alle Bereiche unseres Lebens folgenreiche Auswirkungen hat: Künstliche Intelligenz (KI). Im Zentrum der Ausstellung stehen Fragen nach Kultur und Technologie, Menschsein, Macht, Kontrolle und Orientierung im unheimlichen Tal der Künstlichen Intelligenz. Die Inhalte der Ausstellung sind auf der Website uncannyvalues.org abrufbar.

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FÜHRUNGSKRÄFTEENTWICKLUNG IN WISSENSCHAFT UND WIRTSCHAFT Julia Friedrichs, Thomas Sattelberger, Daniel Zajfman / Chair Helga Nowotny / Welcome Otmar D. Wiestler „Eine absolute Grundvoraussetzung, um all die heutigen großen Herausforderungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu meistern, sind talentierte, kreative Köpfe“, eröffnete Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gesellschaft Deutscher Forschungszentren, der diese Session kuratierte. Und genau um diese Talente ist ein globaler Wettkampf ausgebrochen. Helga Nowotny, Mitglied des Forschungsrates und Vorsitzende des ERA Council Forum Austria, verwies gleich zu Beginn auf den 1997 erschienenen McKinsey-Bericht, in dem der Begriff „war on talent“ erfunden wurde. Man sprach von „talent flow“ und „talent traffic“ vor allem in Richtung USA. Dahinter steckten insbesondere demographische Entwicklungen und die Globalisierung. Nun komme im Zeichen der Digitalisierung und ihrer Innovationsflut der „new war on talents“, bei denen etwa Google das 500-fache eines üblichen Gehalts für besonders talentierte Menschen zahle. „Ein Talent ist ein Versprechen, eine Begabung, ein Potenzial, das irgendwann eingelöst wird“, so Nowotny. Dies erzeuge auch eine gewisse Spannung. Talente gäbe es überall – sie müssten nur von der Kindheit an gefördert werden und schon hier würden Ungleichheiten einsetzen. Der Wettbewerb und die Selektion führen dazu, dass viele Talente liegen blieben und jene, die es geschafft haben, sich zu ähnlich seien. „Ein Verlust an Diversität führt in pluralistisch werdenden Gesellschaften zu Verwerfungen“, warnte Nowotny. Nach der Einführung startete die Paneldiskussion mit Julia Friedrichs, Filmregisseurin und Autorin von Büchern wie „Gestatten Sie, Elite“ und Dokumentationen wie „Ungleichland“, Thomas Sattelberger, Bundestagsabgeordneter und Innovationssprecher für die FDP, der zuvor unter anderem Vorstand bei der Deutschen Telekom war, sowie Daniel Zajfman, Physiker und Präsident des Weizmann Institute of Science. Das Thema: Wie findet man Talente, was hat sich geändert und welche Hürden gibt es? Sattelberger ging gleich auf zwei unterschiedliche Ansätze bei der Talentsuche ein. Zum einen den sehr elitären Ansatz, der etwa in den USA bei den großen Industriegiganten in den 1990-er Jahren im „Krieg um die Effizienz und nicht um Innovationen“ verfolgt wurde. Der andere Weg zur Talentbildung findet in Biotopen wie etwa dem Silicon Valley statt. Hier entwickeln sich in einem Umfeld der Projekte, der Forschung und der Innovationen „emerging leaders“. „Ich war immer für den nicht-­

elitären Ansatz, um Talente zu finden und zu entwickeln“, so der ehemalige Manager. Egalitäre Personalentwicklungsmethoden führten etwa bei Lufthansa dazu, dass es sogar Flugbegleiter*innen ins obere Management brachten. Da aber eine gewisse Ungleichheit in der Realität nicht verhindert werden könne, sei es laut Sattelberger wichtig, Biotope für die Entwicklung zu bilden wie etwa im Film „Der Club der toten Dichter“. Hier wurden Schüler von einem engagierten Lehrer inspiriert, jenseits des schulischen Drills die Welt zu entdecken. „So etwas sollten wir in allen Schulen, Universitäten und Unternehmen einrichten“, betonte Sattelberger. „Talentierte Leute zeichnen sich immer durch vier Parameter aus: eine generelle Neugier, die Leidenschaft an der Sache, Wissen und das nicht unwichtige Talent, glücklich zu sein, um so auch Möglichkeiten zu erkennen“, sagte Daniel Zajfman. Und Talent benötige vor allem eines: die Freiheit zum Denken – was in einer Organisation nicht immer leicht zu bewerkstelligen sei. Aber auch Leistungsdenken sei sehr wichtig, um zu Spitzenleistungen zu motivieren. „Eliteinstitutionen müssen raus gehen, damit alle sehen, was gemacht wird und alle daran partizipieren können“, so Zajfman. „Wir haben große Programme im Bereich wissenschaftliche Erziehung, erreichen damit über 350.000 Kinder in der Peripherie und gehen auch in die Gefängnisse.“ Man verliere seine Integrität und Exzellenz nicht, wenn man von einem Elfenbeinturm zu einem Leuchtturm werde. „So gewinnt man auch neue Talente in der gesamten Bevölkerung“, betonte Zajfman. Leistung und Exzellenz zu fördern, ist auch für Julia Friedrichs wichtig. „Das Problem ist aber, dass jungen Leuten erst einmal die Möglichkeit gegeben werden muss“, so Friedrichs, „es wird schon sehr früh nach Herkunft und Elternhaus selektiert.“ So stammen 80 Prozent der Vorstandsvorsitzenden aus den oberen 4,5 Prozent der Gesellschaft. „Die Elite rekrutiert sich selbst, da sie sich ähnlich ist“, sagt Friedrichs. Die individuelle Begabung zähle da weniger. Damit werde aber schon bei Kindern das ganz große soziale Versprechen „wenn du was >

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Julia Friedrichs

Otmar D. Wiestler

Fotos: ORF/Hans Leitner

Thomas Sattelberger

Daniel Zajfman

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Helga Nowotny


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willst und was kannst, dann kannst du auch was werden“, gebrochen. Das führe zu den aktuellen Problemen wie Frust und Wut sowie zu Elitenverachtung auf der einen Seite sowie auf der Führungsebene zu sehr homogenen Gruppen, die den aktuellen Herausforderungen einer sich rasch wandelnden Gesellschaft mangels Diversität nicht gewachsen seien. Einig waren sich bei der Diskussion alle, dass das Schulsystem in Deutschland und Österreich dringend reformiert gehöre. „Wir haben noch immer die gleichen Ungleichheiten wie in den 1960-er Jahren“, so Thomas Sattelberger. Und Daniel Zajfman betonte: „Lehrer*innen haben keine Freiheit, die talentierte Menschen aber benötigen. Und nur talentierte Leute können talentierte Kinder unterrichten.“ Eine radikale Transformation der Schulen und auch der Universitäten sei jedenfalls dringlich erforderlich.

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ARIZONA DREAMS: EINE INITIATIVE DER ARIZONA STATE UNIVERSITY DIGITALISIERT DIE BILDUNG Robert Page, Peter Schlosser / Chair Manfred Laubichler Als Gast der Technologiegespräche kam heuer die Arizona State University (ASU), die größte Universität in den USA mit 120.000 Studierenden, zu Besuch. Und zwar real, obwohl sie besonders für ihre digitalen Ausbildungsbildungsprogramme bekannt ist. Das Ziel der ASU ist schlicht, die Bildung weltweit für alle zu verbessern. Manfred Laubichler, Professor und Direktor des Center for Biosocial Complex Systems, verkündete auch gleich, dass die ASU in Alpbach nicht nur den Erfahrungsaustausch suche, sondern auch gemeinsame Initiativen mit Universitäten in Europa initiieren möchte. Er startete mit der Frage: „Wie erreichen wir, dass wirklich alle Talente repräsentiert sind und auch eine Chance für eine höhere Ausbildung bekommen?“ Denn mit den herkömmlichen Methoden könne der Bedarf an Menschen mit höherer Bildung weltweit nicht mehr gedeckt werden. Die Antwort darauf sei die Digitalisierung. Aktuell hat die ASU rund 41.000 Studierende in 175 Online-Programmen und bietet über 4.500 Onlinekurse. „All dies war nur dank radikaler technischer Innovationen im Bildungssystem möglich“, betonte Laubichler. Der Wandel an der öffentlichen Universität begann vor 18 Jahren. Da veränderte ASU-Präsident Michael Crow die Struk- >

Gemeinsam an einem Strang ziehen. Viele kluge Köpfe und Ingenious Partners tragen zum Erfolg der Alpbacher Technologiegespräche bei. „Nur durch die Kooperation und die vertrauensvolle Zusammenarbeit unterschiedlicher Expert*innen, politischer Entscheidungsträger*innen und wissenschaftlicher Institutionen wird es möglich, alljährlich ein hochstehendes und wegweisendes Programm zu den Alpbacher Technologiegesprächen zu bieten“, betont Michael Hlava, Head of Corporate and Marketing Communications bei AIT, der gemeinsam mit Claudia Klement federführend in der Organisation ist. Der Dank gilt daher dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie Bundesminister Andreas Reichhardt, dem Generalsekretär der Industriellenvereinigung Christoph Neumayer, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und hierbei in Vertretung der Wissenschaftsministerin Iris Rauskala der Sektionschefin Barbara Weitgruber, in Vertretung von Bundesministerin Elisabeth Udolf-Strobl (Ressort Digitalisierung und Wirtschaftsstandort) Sektionschef Florian Frauscher sowie Prof.in Helga Nowotny, die u. a. den Rat für Forschung und Technologieentwicklung repräsentiert. Seitens der beiden Veranstalter AIT und ORF Radio Ö1 wurde auch ein Dank an Marlies Wirth, Kuratorin der Vienna BienDas Projektteam der Technologiegespräche:

nale, für ihr Wirken im Rahmen des Kulturprogramms ARTtec ausgesprochen. Von den beiden wis-

Michael H. Hlava, Claudia Klement, Wolfgang

senschaftlichen Themenpartnern gebührt Otmar D. Wiestler von der Helmholtz-Gemeinschaft Deut-

Knoll (alle AIT), Martin Bernhofer (ORF Ö1)

scher Forschungszentren sowie Jean-Pierre Bourguignon, Präsident des European Research Councils, Dank. Von großer Bedeutung ist auch der Einsatz von Jürgen Mlynek, Chairman of the Board Presse“, „Terra Mater“ sowie die „Futurezone“. Der Dank geht auch an die zahlreichen Sponsoren der Technologiegespräche, die diese Jahr für Jahr unterstützen.

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Foto: AIT

of Trustees der Falling Walls Foundation. Die Medienpartner der Technologiegespräche sind „Die


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Peter Schlosser

Manfred Laubichler

Robert Page

Fotos: ORF/Hans Leitner

Robert Page, Manfred Laubichler, Peter Schlosser

Reges Publikumsinteresse

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turen radikal und experimentierte, um die „New American University“ zu schaffen. Diese soll nicht nur Exzellenz bieten, sondern auch der ethischen und sozioökonomischen Diversität des Landes entsprechen. Dazu wurden die Ausbildungsprogramme radikal reformiert. „Die große Herausforderung zur Lösung der aktuellen globalen Probleme ist sicherzustellen, dass die richtigen Leute die Möglichkeiten bekommen, um ihren Beitrag für die Gesellschaft zu leisten“, so Laubichler. Dafür stehe auch der Titel dieser Session: Arizona Dreams. Robert Page, emeritierter University Provost und Regents Professor an der ASU, betonte, dass die ASU neben den Verpflichtungen als öffentliche Universität für den Staat und seine Steuerzahler auch globale Verpflichtung habe. Laut UNESCO werde in den nächsten zehn Jahren der globale Bedarf an Menschen mit höherer Ausbildung von aktuell 160 Millionen auf 410 Millionen ansteigen. „Dazu müssten fünfzehn Jahre lang jede Woche vier Universitäten für 80.000 Studierende gebaut werden“, so Page – also ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb habe die ASU EdPLus gegründet, ein digitales Unternehmen innerhalb der Universität. Diese Digital Learning Platform umfasst über 130 unterschiedliche digitale Technologien, Tools und Services. Seit kurzem können sogar Laborübungen digital mittels Simulationen virtuell vollzogen werden. Zugleich ging die ASU weltweit Partnerschaften mit Universitäten, Unternehmen und Technologiepartnern ein, um vom Vorbereitungskurs fürs Studium bis hin zu Kursen fürs lebenslange Lernen alles anbieten zu können. Eine eigene App begleitet Studierende am Weg im Studium individuell gemäß ihren Bildungszielen. Für Undergraduates wird etwa das Programm eAdvisor angeboten, das – mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet – den ganzen Studienverlauf verfolgt und Vorschläge gibt, wenn beispielsweise andere Kurse, Karrierewege, etc. günstiger erscheinen. Das ermögliche adaptives Lernen und zeige schon deutliche positive Auswirkungen auf die Ausfallsraten. „Es geht darum, den richtigen Kurs zur richtigen Zeit anzubieten“, so Page. Alle Onlinekurse werden deshalb auch getestet und mit dem klassischen Unterricht verglichen. Stark ist die ASU ebenfalls bei den Kooperationen mit Unternehmen. So können sich beispielsweise mit dem speziell entwickelten Starbucks-Programm rund 40.000 Mitarbeiter*innen und deren Familien über ASU online weiterbilden. Für die ASU sind solche Kooperationsprojekte eine weitere Möglichkeit, um Bildungsbarrieren zu verringern. Zugleich wird auf der ASU der klassische Universitätsbetrieb am Campus ausgebaut und freilich auch mit neuen Lerntechnologien ausgestattet. Peter Schlosser, Vizepräsident und Vize-Provost sowie Leiter der Global Futures Initiative an der ASU, ging schließlich auf globale Zukunftsinitiativen ein, die in Zeiten des Anthropozäns und Herausforderungen wie der Klimaerwärmung und angesichts von übermäßigen Ressourcenverbrauch besonders wichtig seien. Es bleibe nur mehr eine Dekade Zeit, um etwa den Klimawandel entsprechend der Pariser Klimaziele einzubrem-

sen. „Dafür ist ein proaktives planetares Management erforderlich“, so Schlosser. Zu diesem Zwecke wurde das Global Futures Laboratory geschaffen, um sinnvolle Beiträge für die Sicherung eines bewohnbaren Planeten und das Wohlergehen der Menschheit zu schaffen. Das Netzwerk deckt mit vielen Partnern die fünf Themenfelder Lernen, Entdecken, Netzwerke, Lösungen sowie Öffentlichkeitsarbeit und soziales Engagement ab.

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BIOÖKONOMIE – UNVERZICHTBAR FÜR DIE ZUKUNFTSSICHERUNG DER MENSCHHEIT Daniela Jacob, Elspeth MacRae, Maria Patek, Joachim von Braun / Chair Ulrich Schurr „Nur mit einem integrativen, systematischen Forschungsansatz können die großen Probleme der Menschheit angegangen werden“, betonte Ulrich Schurr, Leiter des Bereichs Pflanzenwissenschaften am Institut für Bio- und Geowissenschaften im Forschungszentrum Jülich sowie Vorsitzender des Bioeconomy Science Center in Jülich. Deshalb seien systemische Antworten auf die Probleme des Anthropozäns und hier besonders eine rasche Transformation des auf fossilen Energien beruhenden Systems zu einer biobasierten Kreislaufwirtschaft gefragt. All dies ermögliche eine nachhaltige Bioökonomie, die sich die Natur mit ihren Energie- und Stoffwechselkreisläufen als Vorbild für technologische Entwicklungen sowie nachhaltige Produktions- und Wirtschaftssysteme nimmt. Doch wie implementiert man so eine Bioökonomie? Deutschland will beispielsweise bis spätestens 2033 aus dem Kohleabbau aussteigen. Für die betroffenen Regionen, zu denen auch Jülich zählt, wird nun mit dem Projekt „Bioökonomie Revier Rheinland“ eine Modellregion entwickelt, die den Weg in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft wissenschaftlich begleitet aufzeigen möchte. Wichtig sei dabei, so Schurr, die vorhandenen regionalen Stärken zu berücksichtigten und alle Interessensgruppen zu integrieren. Die schon laufenden Projekte rei- >

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Foto: ORF/Hans Leitner

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TU AUSTRIA INNOVATIONS-MARATHON

ENERGY BOOST INNOVATION 24 Stunden nonstop an realen Aufgabenstellungen von Unternehmen arbeiten und bei den Alpbacher Technologiegesprächen mit Innovationskraft überzeugen: Der TU Austria Innovations-Marathon 2019 forderte 40 Studierende heraus. Acht Unternehmen legten Fragen aus der Praxis in die Hände ausgewählter Alpbach-Stipendiat*innen, die in Teams 24 Stunden Zeit hatten, Lösungen und Prototypen zu entwickeln. Gemeinsam mit dem Organisationsteam der TU Austria – dem Verbund der drei österreichischen technischen Universitäten TU Wien, TU Graz und Montanuniversität Leoben – formulierten die Unternehmenspartner reale Herausforderungen als Aufgabenstellungen: • ams – Thema: Sensors for social media • Constantia Flexibles – Thema: Packaging solutions for children and elderly people • Energie Steiermark – Thema: Inclusive public e-charging station • Hilti AG – Thema: How to design a lightweight drill? • LIEBHERR – Thema: Navigate your food and chat with your fridge! • LOGICDATA – Thema: Office work experience of the future • PALFINGER – Thema: Safe, efficient and comfortable cargo securing method • Philips – Thema: Hardware solution for students and young adults to bring more health into their kitchen Einen Tag und eine Nacht lang wälzten die Studierenden Ideen, diskutierten und entwickelten Konzepte. Kein Schlaf, dafür gesunde Snacks, literweise Kaffee, Yoga und Haftnotizen warteten auf die Teilnehmer*innen. Zusätzliche Unterstützung bot das

Die 40 Teilnehmer*innen am TU Austria Innovations-Marathon gaben alles: Voller Einsatz, offene Diskussionen, Know-how, Kreativität und Durchhaltevermögen – das sind die wichtigsten Zutaten, um in nur 24 Stunden innovative Lösungen zu entwickeln.

Österreichische Patentamt. Um ihren Platz beim InnovationsMarathon mussten sich die Studierenden aus über 20 Ländern vorab bewerben. Entsprechend ihrer Studienrichtung, ihrer persönlichen Interessensgebiete und sozialen Kompetenzen wurden die Teams zusammengesetzt. Viele Ideen – ein Lösungskonzept Unzählige Ideen wurden geboren, diskutiert, verworfen oder überarbeitet. Letztendlich arbeitete jedes Team eine Lösung zur Präsentation aus. Diese wurden Unternehmenspartnern und Gästen am Freitag, den 23. August, knapp 24 Stunden nach dem Start-Gong um 9:00 Uhr, sehr kreativ und unterhaltsam präsentiert. Die Industriepartner waren beeindruckt von den Ansätzen und nahmen alternative Zugänge und frische Ideen mit. Die erschöpften Studierenden waren stolz auf ihre Leistungen und konnten interessante Kontakte knüpfen.

„Graphic Recording“ in Alpbach. Auch heuer sorgte Dennis de Jonge für ein live gezeichnetes Protokoll der Alpbacher Technologiegespräche. Die visuelle Dokumentation und Begleitung von Diskussionen, Workshops, Gruppenprozessen und Veranstaltungen ist nicht Foto: TU Austria/Harald Tauderer,Dennis de Jonge

nur spannend in der Gestaltung, sondern auch ein verbindender Faktor und ein in Erinnerung bleibendes Element. Im Bild die Darstellung zur Plenary Session „Künstliche Intelligenz und Robotik“.

Die Graphic Recordings zu den Plenary Sessions können unter folgendem QR-Code ­abgerufen werden: AI & Robotics Graphic Recording von Dennis de Jonge

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chen von der Kreislauf-Bioökonomie, Künstlicher Intelligenz oder Agrorobotics bis hin zur nachhaltigen Speiserestverwertung. „Hier wird gezeigt, wie Nachhaltigkeit, Wertschöpfung und Beschäftigung Hand in Hand gehen können“, so Schurr. „Die größte Innovation im 21. Jahrhundert wird die Verbindung von Biologie und Technologie sein“, zitierte Joachim von Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn und Vorsitzender des Deutschen Bioökonomierates, den 2011 verstorbenen ­Apple-CEO Steve Jobs. Damit starte ein völlig neues Zeitalter, das ein umfassendes Verständnis von Bioökonomie erfordere. Es gehe dabei nicht nur um Biomasse, sondern auch deren wissensbasierte Produktion und Nutzung sowie um das Erkennen innovativer biologischer Prozesse und Prinzipien. Nur so könnten schließlich wirklich nachhaltig Güter und Dienste entlang aller ökonomischen Sektoren angeboten werden. „Das Ziel ist die Biologisierung der Wirtschaft“, so von Braun. Wie bei der Digitalisierung soll sie alle Bereiche umfassen. Dabei gehe es nicht nur um technologische Innovationen, sondern ebenso um soziale, organisatorische und politische Innovationen, Dialog, Inklusion und Dinge wie die Sharing Economy. „Um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ist Bioökonomie der Schlüssel“, so von Braun, die durch den Erhalt der Natur zudem kollektive Sicherheit biete. Am Weg dorthin müsse die Wachstumsstrategie hin zu einem „grünen Wachstum“ verändert werden. Und das eigene Verhalten. „We have to battle our ´inneren Schweinehund´“, so von Braun. Bioökonomie sei nicht an sich nachhaltig, sondern müsse so gestaltet werden. Dafür biete sie unzählige Innovationschancen, wie beispielsweise auf Ameisen- und Bienenforschung basierende Systeme zur autonomen Entscheidungsfindung oder zahlreiche bioinspirierte Technologien schon zeigen. Elspeth MacRae, Chief Innovation & Science Officer bei SCION, einem der sieben Crown Research Institute (CRI) von Neuseeland, das sich auf Forschung und Technologie für den Wald, die Forstwirtschaft und andere Biomaterialsektoren spezialisiert hat, zeigte aktuelle Projekte und Vorhaben in Sachen Bioökonomie aus Neuseeland. „Das Potenzial für Produkte aus dem Wald ist riesig“, so MacRae. So sollen in Neuseeland die BIP-Beiträge aus den Wäldern verzehnfacht werden, die CO2Emission auf Null gesenkt und unter anderem auch erodiertes Land in Wald verwandelt werden. All dies soll zu einem höheren Lebensstandard für alle führen. Dazu laufen schon zahlreiche Projekte für Bioraffinerien, Leichtbautechnik, die Rindennutzung, Biotech-Bäume, Bioplastik, mobile Produktionsanlagen oder 4D-Printing. Ganz dem Thema Klimaerwärmung bzw. dem jüngsten IPCCBericht widmete sich Daniela Jacob, Direktorin des Climate Service Center im Helmholtz-Zentrum Geesthacht. „Die Bioökonomie ist auch ein Teil eines Systems – nämlich der Erde, auf der wir leben“, so Jacob. Und sie könne viel zur Erreichung der Klimaziele beitragen. „Wichtig ist vor allem, dass wir früh unseren CO2-Ausstoß reduzieren, sonst muss mit Technologien sehr viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt werden, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen“, so Jacob. Solche Technologien

gebe es schon, aber sie würden noch nicht ausreichen und die Nebeneffekte seien unklar. „Besser ist, auf CO2-arme und gerechte Lebensstile zu setzen“, so Jacob. Im Kampf gegen die Klimaerwärmung zähle jedes Jahr und jede schnelle Entscheidung. Maria Patek, Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus, ging auf die österreichische Bioökonomiestrategie ein, die heuer im März verabschiedet wurde und auch ein Schlüsselelement der nationalen Klima- und Energiestrategie ist. Das Ziel ist, bis 2030 die Treibhausgase um 36 Prozent zu reduzieren. Österreich habe im Bereich nachhaltige Forstwirtschaft eine lange Tradition, die noch viel Potenzial besitze – etwa für Holzfaserprodukte. Die jüngst erfolgte Eröffnung des höchsten Hochhauses in Holzbauweise in Wien sei ein Zeichen für biobasierte Innovation. „Das Hochhaus repräsentiert eine neue Art zu denken und ist ein grünes Investment“, so Patek. „Meine Vision ist, dass Österreich führend im Bereich Bioökonomie wird“. In den Diskussionen waren sich alle einig, dass die Bioökonomie unverzichtbar für die Zukunftssicherung der Menschheit sei.

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IF YOU COULD READ MY MIND… Josh Chartier, Jack Gallant / Chair Veronika Schöpf Veronika Schöpf, Beraterin bei Accenture und Gastprofessorin an der Medizinuniversität Wien, arbeitet schon seit 15 Jahren im Bereich New Imaging und Gehirnforschung. Beim „Gedankenlesen“ gehe es aber nicht um Dinge wie Telepathie, um Leute zu unterhalten. „Ich spreche über New Imaging-Technologien“, so Schöpf, wozu besonders die Magnetoenzephalographie, Elektroenzephalographie, Nahinfrarotspektroskopie und die am weitesten verbreitete Magnetresonanztomographie (MRT) zählen. All diese Techniken messen indirekt den Energieverbrauch. Wenn beispielsweise der rechte Arm gehoben wird, erkennt man das Signal am Unterschied zwischen sauerstoffreichem und sauerstoffarmem Blut. Heute spricht man in der Hirnforschung von Netzwerken, etwa für das Sehen, oder Be-

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Elspeth MacRae

Ulrich Schurr

Joachim von Braun

Maria Patek

Fotos: ORF/Hans Leitner

Veronika Schรถpf und Jack Gallant

Daniela Jacob

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wegungen, die einander beeinflussen. Multimodales Imaging verrät nun auch etwas über das Verhalten von Patient*innen – etwa wie ein Stimulus zum Heben der Hand wirkt. Es werden also nicht nur die Imaging-Daten, sondern auch alle Faktoren rundherum berücksichtigt. Bevor Bilder vom Gehirn analysiert werden können, müsse klar sein, welches die richtigen Fragen sind – also was überhaupt repräsentiert werde. Das macht es für die Gehirnforschung so kompliziert. „Wir wollen ein Google Maps fürs Gehirn“, so Schöpf. Das erforderliche Echtzeit-Netzwerk, das multimodale Möglichkeiten biete, gebe es nun. Am Beispiel des Geruchssinnes zeigte Schöpf den komplexen Zusammenhang zwischen Geruch und Gehirn auf. Die Verarbeitung von Gerüchen im Hirn funktioniert anders als bei den anderen Sinnen. Die olfaktorischen Rezeptoren sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Und olfaktorische Moleküle haben sehr viele Eigenschaften. Kaffee umfasst beispielsweise über 800 aktive olfaktorische Komponenten. Beim Riechen kommt es noch dazu darauf an, ob man weiß, was man riecht, männlich oder weiblich oder hungrig ist und einiges mehr. Zu den Geruchsfaktoren kommen auch zahlreiche menschliche Faktoren hinzu. Der Verlust des Geruchssinns ist für Patient*innen sehr schlimm. Hier konnte die Forschung über Veränderungen bei Hirnfunktionen feststellen, ob eine Geruchstherapie wirken werde. Und dabei wurde zugleich die wichtige Rolle des Mikrobioms in der Nase entdeckt. Für die Konsumindustrie ist wiederum die Macht der sozialen Düfte interessant. Jeder Mensch hat einen einzigartigen Geruchsabdruck. Gerüche beeinflussen sogar das Gedächtnis und unsere moralischen Entscheidungen. Und es gibt soziale Gerüche, die etwa über den Schweiß Informationen liefern wie Angst und unser Handeln beeinflussen. „Neuroimaging ist nicht Gedankenlesen, sondern eine Methode, um Gehirnfunktionen zu visualisieren, die uns helfen kann, Wahrnehmungsprozesse zu verstehen“, resümiert Schöpf. Jack Gallant, Professor am Institut für Psychologie an der University of California Berkeley, verwies gleich am Anfang seines Vortrages über nichtinvasives funktionelles Neuroimaging auf die enorm hohen sozialen und finanziellen Kosten von Hirnerkrankungen. Deshalb werde hier auch sehr viel geforscht. Ein Forschungsgebiet ist das Brain Decoding, welches auch einige ethische Fragen aufwerfe. Das menschliche Gehirn besteht aus hunderten Modulen und Karten, die in einem hochgradig verknüpften Netzwerk organisiert sind. Mit zahlreichen Aufzeichnungsmethoden für die Gehirnaktivitäten versucht man, Vorgänge und Funktionen zu erkunden. Auf Echtzeitdarstellungen in Form aufgefalteter Hirnkarten können heute genau die Hirnaktivitäten verfolgt werden, die beispielsweise beim Betrachten eines Filmes ausgelöst werden. Doch die genaue Zuordnung eines Stimulus ist komplex und erfordert semantische Konzepte, die von Materialeigenschaften bis hin zu Gefühlen alles abdecken. Mittlerweile gibt es schon über 2.000 unterschiedliche Konzepte, mit denen etwa eine Katze oder ein Hund definiert werden kann. Diese sind in vielen

Bereichen im Hirn – etwa für Aussehen, Geruch, soziale Beziehung – repräsentiert. Brain Decoding ist daher eine sehr komplexe Angelegenheit. Ein weiteres Problem bei der Hirnerkundung mittels Neuroimaging ist, dass diese „Karten“ nicht statisch sind, sondern sich dynamisch verändern können und dass jedes Gehirn etwas unterschiedlich ist. Ein Ansatz, um mehr über die Vorgänge im Gehirn zu erfahren, ist die Nutzung eines Fahrsimulators, der schon definierte Umgebungen darstellt und so die Zuordnung von Stimuli erleichtert. Aus diesem Wissen lässt sich schließlich ein Braindecoder dank eines inversen Decoding-Ansatzes entwickeln. Heute lassen sich etwa Elefanten in einem präsentierten Film in der vom Gehirn dekodierten Darstellung schon gut erkennen. Trotzdem meint Josh Chartier vom Chang Lab der University of California San Francisco: „Nichtinvasives Neuroimaging steckt noch in den Kinderschuhen“ und vergleicht es mit den ersten, sehr groben Fotografien. Für die Zukunft könnte Neuroimaging deutlich schneller Krankheitsdiagnosen oder auch Anwendungen für Konsument*innen bieten. Das werfe natürlich auch zahlreiche interessante und beunruhigende ethische Fragen etwa in Sachen Privatsphäre auf, wenn Daten direkt vom Gehirn verarbeitet werden. Auch die Justiz will etwa in den USA Zugriff auf Gehirndaten erlangen, wobei schon jetzt klar ist, dass es kein Zentrum für Lügen gibt. Menschen haben etwa bei Unfällen oft sehr unterschiedliche Erinnerungen. Für Gerichte sei die Genauigkeit von Braindecodern einfach zu gering. Josh Chartier stellte schließlich noch ein Computer-Gehirn-Interface für Sprache vor, das es Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen ermöglichen soll, wieder zu kommunizieren und so aus der sozialen Isolation zu kommen. Dazu wurde nicht nur ein semantisches Repräsentationssystem samt Aufzeichnung der Gehirnsignale entwickelt, sondern auch der Mund für die Sprachausgabe nachgebaut. In Tests funktioniert das System vorerst bei sprachfähigen Menschen schon ganz gut. Die Sprachausgabe soll nun noch viel klarer werden. Das System könnte dann v. a. auch Menschen dienen, die nicht sprechen können; dazu müssten auch spezielle Schulungen entwickelt werden. Das wird aber noch einige Jahre an Forschungsarbeit benötigen.

Josh Chartier

Foto: ORF/Hans Leitner

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JUNIOR ALPBACH – WORKSHOP ZUM THEMA „FAKE NEWS“ Philipp Agathonos, Helmut Leopold, Manfred Schleinzer / Begrüßung Barbara ­Weitgruber / Einführung Jessica Braunegger, Kerstin Kotal, Michael Mürling Junior Alpbach, ein seit 21 Jahren erprobtes Format im Rahmen der Technologiegespräche des Europäischen Forums Alpbach zur Vermittlung von Wissenschaft und Technologie an junge Menschen, widmete sich in einem Workshop, der von Barbara Weitgruber, Sektionsschefin im Bundesministerium für Bildung, eröffnet wurde, dem Themat „Fake News“. Organisiert wurde der Workshop durch das Center for Digital Safety & Security des AIT Austrian Institute of Technology und die Wissenschafts­ kommunikationsplattform ScienceClip.at, eine Initiative des OVE Österreichischer Ver­ band für Elektrotechnik, in enger Zusammenarbeit mit dem Österreichischen ­Bundesheer (BMLV) und dem Office of Science and Technology Austria (OSTA) an der Österreichischen Botschaft in Peking. Vorführungen, Diskussionen, Impulsreferate ­sowie Einblicke von Top-Expert*innen gaben den Teilnehmer*innen des Workshops ­detaillierte und praxisnahe Einblicke in die breite Thematik von „Fake News“. Zudem konnten sich die Jugendlichen in Workshop-Gruppen selbst als Wissenschafts­ journalist*innen erproben.

Ö1 KINDERUNI ALPBACH – ERSTAUNLICHES NICHT NUR FÜR DIE KIDS Lena Drummer, Sebastian Holzknecht / Begrüßung Barbara Weitgruber / ­Leitung Silvia Prock / Koordination Martin Bernhofer Selbst für größere Kinder oder sogar Erwachsene bot die Kinderuni Alpbach Erhellendes. Mal ehrlich: Hätten Sie ge­ wusst, dass in einer Minute im Internet rund 7,6 Mio. Youtube-Videos angesehen, 23 Mio. Nachrichten über WhatsApp ver­ sendet oder fünf Mio. „Likes“ auf Face­ book abgegeben werden? Die Kinder von heute sind mit Instagram, Netflix oder Google voll vertraut. Gut und wichtig war aber gerade deswegen der Rat von Se­ bastian Holzknecht, im Internet vorsich­ tig zu sein – und sich darüber bewusst zu sein, was dort alles sichtbar ist. Dazu wurden den Kindern spannende Bei­ spiele praxisnah vermittelt – coole Hands-on-Lesson for digital natives!

Teilnehmer*innen des Junior Alpbach Workshops 2019: Der richtige Umgang mit Fake-News ist essenziell in einer digitalisierten Medienwelt.

Wow-Effekte: Die jüngsten Alpbach-Teilnehmer*innen

Fotos: Michael Mürling/AIT, Hans Leitner/ORF

kamen ganz schön ins Staunen.

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/ BREAKOUT SESSIONS

BREAKOUT SESSIONS

Foto: EFA/Matteo Vegetti

FREIHEIT UND SICHERHEIT SIND WESENTLICHE POLE DER MENSCHLICHEN EXISTENZ. DIE RASANTE TECHNOLOGISCHE ENTWICKLUNG SORGT DAFÜR, DASS UNS EINERSEITS IMMER MEHR MÖGLICHKEITEN OFFENSTEHEN UND ANDERERSEITS NEUE RISIKEN ENTSTEHEN. DIE DIGITALISIERUNG FÖRDERT INNOVATIVE FORMEN DER KOLLABORATION, EBNET NEUE WEGE IN BILDUNG SOWIE FORSCHUNG UND STELLT WIRTSCHAFT, INDUSTRIE UND GESELLSCHAFT VOR NEUE HERAUSFORDERUNGEN. IN 13 BREAKOUT SESSIONS WURDE ZU DIESEN SPANNUNGSFELDERN DISKUTIERT.


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KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND GOVERNANCE: FREIHEIT, VERTRAUEN, SICHERHEIT

CYBERSECURITY, PRIVATSPHÄRE, ETHIK – CHANCEN UND RISIKEN FÜR EINE DIGITALE GESELLSCHAFT

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Paula Boddington, Patrice Chazerand, Meredith Broussard, Sepp Hochreiter, Tim O’Brien, Jack Stilgoe / Leitung Klement Tockner / Koordination Marie-Louise Longin / Conclusio Ulrike Felt KI nehme besonders bei der Gewinnung neuer Einsichten und Handelsempfehlungen stark an Bedeutung zu, so Marie-Louise Longin (BMBWF) und Klement Tockner (FWF) in ihrer Einführung. Die politischen, sozialen und ethischen Folgen einer automatisier­ ten Wissensproduktion und ihre Grenzen dürften nicht vergessen werden. Patrice Cha­ zerand (Digitaleurope) forderte mehr internationale Zusammenarbeit, um ein Gover­ nance-Modell für KI zu entwickeln, welches die ethischen Werte der EU stärke und einen Mehrwert für Europa schaffe. Über die Bedeutung von Deep Learning und auto­ nomes Fahren referierte Sepp Hochreiter (JKU Linz). Im Bereich Governance würden neue KI-Anwendungen wie Chatbots helfen, ebenso bei der Betrugsbekämpfung, Kri­ minalitätsvermeidung oder Cybersicherheit, wobei ethische und soziale Aspekte be­ achtet werden müssten. Jack Stilgoe (University College London) ging auf den KI-Hype ein und die Frage, wie wir KI demokratisieren können – etwa mittels kooperativer In­ novationsmodelle, um bestehende Ungleichheiten durch vorurteilsbehaftete Datenbe­ stände nicht zu vergrößern. Wie Microsoft im Bereich Gesichtserkennung ein verant­ wortungsbewusstes KI-Modell entwickelt hat, zeigte Tim O´Brien, der zudem staatli­ che Regulierungen für KI forderte. Meredith Broussard (New York University) ging auf das Thema Artificial Unintelligence ein und warnte vor einem „Technochauvinismus“. Wichtig sei es, zu erkennen, was wir mit Technologie erreichen können, um die Welt für alle besser zu machen. Paula Boddington (Cardiff University) beschäftigte sich mit der Entwicklung von Technologien von Werten und wie damit die Entscheidungsfreiheit und Menschlichkeit verbessert werden könne.

Künstliche Intelligenz: Wir brauchen sie, aber wir benötigen auch einen verantwortungsvollen Umgang damit.

/ BREAKOUT SESSION

Dominik Engel, Katharina Krombholz, Michele Loi, Matteo Maffei, Stefan ­Mangard, Joe Pichlmayr, Marjo Rauhala / Leitung Edgar Weippl / Koordination Elisabeth Schludermann Sie sind widersprüchlich und zugleich voneinander abhängig: Sicherheit im In­ ternet, freier Datenaustausch und Schutz der Privatsphäre. Edgar Weippl (SBA Re­ search und TU Wien), Dominik Engel (Uni Salzburg), Katharina Krombholz (CISPAHelmholtz Center for Information Secu­ rity), Michele Loi (Uni Zürich), Matteo Maffei (TU Wien), Stefan Mangard, Joe Pichlmayr (Ikarus Securtiy) sowie Marjo Rauhala (TU Wien) gingen in dieser von der TU Austria unterstützten Diskussi­ onsrunde auf aktuelle Herausforderun­ gen im Bereich Cybersecurity und Ethik ein. Sie präsentierten Anwendungsfälle, um danach in einem Hands-on-Work­ shop nach Strukturen und Anreizen zu suchen, um Österreich weltweit als an­ erkannten Akteur in einer ethisch reflek­ tierten Cybersecurity-Forschung zu etablieren. Diskutiert wurde auch darü­ ber, was „privacy enhanced technolo­ gies“ leisten können. Weiters wurden mentale Modelle für kryptografische Werkzeuge und Protokolle vorgestellt, um Sicherheit benutzerfreundlicher zu machen, sowie das interdisziplinäre EUProjekt CANVAS präsentiert. Cybersecurity: In der Forschung gibt es noch einiges

Fotos: ORF/Hans Leitner

zu tun. Interdisziplinäre Ansätze sind dabei hilfreich.

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WIE VIEL FREIHEIT BRAUCHT EINE GESELLSCHAFT?

ARTIFICIAL INTELLIGENCE – FIT FÜR DEN INDUSTRIESTANDORT ÖSTERREICH

/ BREAKOUT SESSION

Christiane Druml, Iris Eisenberger, Gerald Ganzger, Walter Hammerschick, Wolfgang Mazal / Leitung Gabriele Ambros und Friedrich Faulhammer / Koordination Janina Nunez Wie viel Freiheit braucht die Gesell­ schaft? Wie viel Sicherheit ist nötig? Gabriele Ambros (Forschung Austria und Verlag Holzhausen) meinte, das Thema müsse aus einem breiten Kontext be­ trachtet werden. Friedrich Faulhammer (Donau-Universität Krems) betonte das Missverhältnis zwischen dem Wunsch nach mehr Freiheit und mehr Sicherheit. Christiane Druml (MedUni Wien) ging der Frage nach, was Forschung dürfen muss und wo sie an ethische Grenzen stößt. Iris Eisenberger (BOKU) sprach über Risiken der digitalen Effizienz und Sicherheit so­ wie die Gefahr von Fehlentscheidungen durch Algorithmen. Gerald Ganzger (Lansky, Ganzger und Partner) betonte, dass „mehr Freiheit im Internet zu Lasten der Freiheit des Einzelnen“ geht. Walter Hammerschick (Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie) stellte generell eine „Versicherheitlichung“ der Politik (Securi­ tization) fest. Und Wolfgang Mazal (Uni Wien) meinte pointiert: „Die Menschen nehmen viel Unfreiheit in Kauf, um ihre Freiheit zu genießen“.

/ BREAKOUT SESSION

Nuria de Lama, Sabine Theresia Köszegi, Clara Neppel, Michaela Regneri, Lucilla Sioli, Anouk Visser / Leitung Michael Wiesmüller / Koordination Lisbeth Mosnik Die nationale KI-Strategie soll Österreich in die Zukunft navigieren, wobei die Politik den Weg für eine verantwortungsvolle und nutzbringende AI in Europa bereiten soll. Michael Wiesmüller (BMVIT) referierte über Maßnahmen wie den Nationalen Rat für Robotik und Künstliche Intelligenz, das Weißbuch zur KI und den Strategieprozess „Mission für künstliche Intelligenz Österreich 2030“. Forschung und Innovation sei in diesem Bereich für den Industriestandort Österreich sehr wichtig. Besonders beleuch­ tet wurde die Evolution der Infrastrukturen (5G-Netz, Verkehr, Energiesektor). Clara Neppel (IEEE Technology Centre), Sabine Theresia Köszegi (TU Wien, HLG AI, Rat für Robotik) und Lucilla Sioli (Europäische Kommission) gingen speziell auf das Thema Verantwortung in der Künstlichen Intelligenz ein und sprachen über Standardisierung, Ethik-Interoperabilität, Richtlinien und Investitionsempfehlungen für vertrauenswür­ dige KI sowie die europäische Dimension. Über die industrielle Disruption von KI be­ richteten Michaela Regneri (Otto), Anouk Visser (Birds.ai) und Nuria de Lama (Atos), die auch gleich ihre technologischen Erfahrungen in die Runde einbrachten – etwa Verkehrsmanagement in Smart Cities oder Lageroptimierung – und Beispiele für Be­ triebsstörungen darlegten. Diskutiert wurde auch darüber, welche Probleme die KI und welche die Gesellschaft lösen solle.

Auf dem Prüfstand: Die verschiedenen Facetten der Künstlichen Intelligenz stellen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft vor neue Fragen und Herausforderungen.

Bewusstseinsbildung: Die Freiheit des Einzelnen erfor­

Fotos: ORF/Hans Leitner

dert auch den Blick für das große Ganze.

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(WARUM) BRAUCHT ES KUNST ZUR INNOVATION?

DIGITALISIERUNG IN DER INDUSTRIE – GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN AUS DER PERSPEKTIVE VON BETRIEBSRAT UND GESCHÄFTSFÜHRUNG

/ BREAKOUT SESSION

Elisabeth Gutjahr, Michael Hackl, Antoni Rayzhekov, Claudia Schnugg, Noah Weinstein / Leitung Manfred Tscheligi / Koordination Alina Krischkowsky / Einführung Andrea Klambauer Innovation passiert, wenn aus Zufall Nutzen wird. Kunst ist ein Raum, der nicht vom Nutzen bestimmt wird und wo Zufall Platz hat. So die Einleitung zur etwas anderen Breakout Session, unterstützt von ITG - Innovations- und Technologietransfer Salz­ burg, die Manfred Tscheligi (Uni Salzburg, AIT) eröffnete. Die Salzburger Landesrätin Andrea Klambauer gab eine einleitende Erklärung zur Frage, ob Innovation Kunst brauche. Experimentelle Künste machen nicht nur technologische Zukunftsszenarien greifbar, sondern die intensive Zusammenarbeit zwischen Technologie-Expert*innen und Künstler*innen könne auch Innovation stiften, wie an einigen Beispielen demons­ triert wurde. Antoni Rayzhekov (National Academy of Fine Arts Sofia, FH St. Pölten) stellte in einer Lecture-Performance Projekte vor wie etwa „#BIOCOIN“, bei dem das Publikum die Töne sehen und hören kann, die von auf Geld gewachsenen Bakterienko­ lonien erzeugt werden, oder wie man den Körper als Instrument benutzt. Über Kon­ texte und Rahmenbedingungen für kunstbasierte Innovation referierten Noah Wein­ stein (Autodesk’s Pier 9 Workshop und Residency Programme in San Francisco), Michael Hackl (Scinteco), Elisabeth Gutjahr (Mozarteum Universität Salzburg) sowie Claudia Schnugg (ArtScience Consultant). Im Anschluss wurde über aktuelle Anforde­ rungen für kunstbasierte Innovationen diskutiert.

Innovation: Kooperation zwischen Technologieexpert*innen und Künstler*innen als neuer Ansatz.

/ BREAKOUT SESSION

Ernst Daberto, Jörg Flecker, Christoph Krammer, Wolfgang Rathner, Hilda Telli­ oglu, Partrik Tirof / Leitung Roland Sommer und Kerstin Repolusk / Koordination Miron Passweg Digitalisierung und Automatisierung bringen in Unternehmen, Arbeitswelt und Gesell­ schaft starke Veränderungen mit sich. In die­ ser von der AK-Wien unterstützen Session diskutierten Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen aus Management und Be­ legschaftsvertretung über optimale Gestal­ tungs- und Organisationmöglichkeiten in Betrieben, um in der neuen, digitalisierten Wirtschaft Arbeitsplätze zu sichern und ge­ meinsam Erfolge zu erzielen. Christoph Krammer (Magna Steyr), Ernst Daberto (Swarovski), Wolfgang Rathner (Fill) sowie Patrik Tirof (Innio Jenbacher, PROGE Tyrol) teilten praktische Erfahrungen aus Digitali­ sierungsprojekten. Hilda Tellioglu (TU Wien) und Jörg Flecker (Universität Wien) widme­ ten sich dem aktuellen wissenschaftlichen Diskurs zu Auswirkungen der Digitalisie­ rung. Kerstin Repolusk (ExpertInnengruppe Mensch in der digitalen Fabrik) und Roland Sommer (Plattform Industrie 4.0) betonten die wichtige Rolle des Menschen für einen erfolgreichen digitalen Wandel. Veränderte Welten: Erfolgreiche Digitalisierung ist ohne

Fotos: ORF/Hans Leitner

den Menschen nicht möglich.

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FREIHEIT UND SICHERHEIT – DIE ERSTEN OPFER DER DIGITALISIERUNG?

WIE SICHER IST SICHER? LEBEN UND WIRTSCHAFTEN IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN KOMFORT – GESCHWINDIGKEIT – SICHERHEIT

Marco Di Filippo, Peter Gridling, Volker Kozok, Benedikt Strobl, Walter Unger / Leitung Manfred Schleinzer / Koordination Vinzenz Schrank

Thomas Kalcher, Heinz Moitzi, Michael Paulweber, Ingo Peitler / Einführung Michael Waidner / Leitung Heinz Mayer / Koordination Christian Derler

/ BREAKOUT SESSION

Manfred Schleinzer und Walter Unger (BMLV) führten in die aktuelle Bedro­ hungslage einer zunehmend vernetzten Welt ein. Nur mit einem Bündel an CyberSicherheitsmaßnahmen könnten die Risi­ ken auf ein tolerierbares Ausmaß redu­ ziert werden. Verteidigungsmaßnahmen zur Abwehr großer Angriffe auf die Souve­ ränität Österreichs sollten rasch umge­ setzt werden. Benedikt Strobl (NSIDE At­ tack Logic) ging auf die Rolle des Menschen als Einfallstor für Hacker ein. In die dunkle Welt des Internets, das Dark­ net, führte Volker Kozok (deutsches Bun­ desministerium der Verteidigung) und be­ richtete über die Herausforderungen bei der Schließung eines illegalen Drogen­ marktplatzes im TOR-Netzwerk. Marco Di Filippo (whitelisthackers UG) zeigte mit­ tels Livehacking, wie unsicher Smartpho­ nes sind. Mehr Cyber-Fitness und Anreize, um kritische Infrastrukturen gegen Cyber– angriffe robust zu machen, forderte Peter Gridling vom Bundesamt für Verfassungs­ schutz und Terrorismusbekämpfung.

/ BREAKOUT SESSION

Durch die Session führte Heinz Mayer, Direktor für Digitales bei Joanneum Research. „Angreifer haben im Moment ein einfaches Leben, weil wir zum Beispiel immer mehr Funktionalitäten in eine Cloud schieben“, startete Michael Waidner von Fraunhofer SIT die Diskussion und betonte, dass Cybersicherheit das notwendige Rückgrat der Digita­ lisierung sei. Untersuchungen zeigen, dass 73 Prozent aller Apps Sicherheitsprobleme haben und es in der Hälfte aller Unternehmen Cyberunfälle gegeben hat. Dabei wären 80 Prozent aller Angriffe einfach abzuwehren, wenn bereits vorhandene Technologien eingesetzt würden. Auf die Herausforderungen für die Automobilbranche ging Michael Paulweber von AVL List ein. „Die Software ist aus dem Auto nicht mehr wegzudenken, was auch zu einem starken Anstieg der Hacks führt“, so Paulweber. Das Validieren der Systeme von autonomen Fahrzeugen stelle schon eine wesentlich größere Herausfor­ derung dar, als sie zu bauen. „Heute ist nicht mehr Technologie im Fahrzeug, sondern das Fahrzeug ist Technologie“, sagte Thomas Kalcher von Magna Global, für den es wichtig ist, die Industrie rasch in Richtung Smart Factory zu bewegen, was aber auch neue IT-Security-Anforderungen bringe. Heinz Moitzi (AT&S) ging auf die Cybersecurity bei kritischen Systemen ein. Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit seien gefor­ dert. „Eine Bank ist eigentlich ein IT-Unternehmen. Garantiert wird 100 Prozent Ver­ fügbarkeit und maximale Sicherheit“, so Ingo Peitler vom Raiffeisen Rechenzentrum zum Thema Sicherheit im Finanzwesen. Einig waren sich alle, dass das Bewusstsein der Menschen für Cyber-Security geschärft werden müsse.

Digitalisierung als Sicherheitsproblem: Die zunehmende Verlagerung von Daten in die Cloud erzeugt neue Bedrohungsszenarien.

Sicherheit als Aufgabe: Die Zunahme an Cyber-Attacken

Fotos: ORF/Hans Leitner

erfodert ganzheitliche Sicherheitsstrategien.

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FREIES SPIEL DER INNOVATIONEN ODER SICHERER SYSTEMUMBAU?

TECHNOLOGIEOFFENSIVE – TURBO FÜR INNOVATION UND WOHLSTAND

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David Joao Carvalho, Bernd Datler, Bernd Klöckl, Marta Molinas, Martin Schaffer / Einführung Marc Elsberg / Leitung Markus Mooslechner und Theresia Vogel / Koordination Katja Hoyer Nach der Eröffnungsansprache von Theresia Vogel (Klima- und Energiefonds) hielt Bestsellerautor Marc Elsberg („Blackout“) einen Vortrag über die Anfälligkeit von Infra­ strukturen in unserer hochautomatisierten, vernetzten Gesellschaft wie etwa dem Elek­ trizitätsnetz. Das „Internet of everything and everyone” erhöhe die gegenseitigen Ab­ hängigkeiten und die Komplexität unseres sozialen Gefüges noch deutlich. Bernd Klöckl (TenneT TSO) beschrieb das stark vernetzte, an sich sehr stabile europäische Energie­ system. Die Energiewende bringe nun einen volatileren Systembetrieb und die Digitali­ sierung neue Innovationen – und damit auch neue Anforderungen, Bedrohungen und auch Chancen für die Versorgungssicherheit. IT-Sicherheit sei im Zeitalter des Internet der Dinge eine komplexe Angelegenheit, die viele Geräte über ihren ganzen Lebenszyk­ lus schützen sollte, betonte Martin Schaffer (SGS Digital Trust Services). Unsichere Produkte könnten durch Gesetze, Normen und Konformitätstests verhindert werden. Das EU-Gesetz zur Cybersicherheit sei dazu ein erster Schritt. Damit nicht einmal ein geheimer „Kill-Switch“ die ganze digitale Welt eines Landes lahmlege, müsste sie kon­ tinuierlich auf Angriffe geprüft werden. Marta Molinas (Norwegian University of Science and Technology) referierte über mögliche direkte Kommunikationswege zwischen dem Gehirn und beispielsweise Haushaltsgeräten in Smart Homes, um so besonders Men­ schen mit körperlichen Behinderungen viele neue Möglichkeiten zu bieten. Über die Ri­ siken aktueller und künftiger Angriffe auf unsere Kerninfrastruktur und Sektoren wie das Militär sowie Strategien zur Eindämmung sprach David Carvalho (NAORIS). Bernd Datler (ASFINAG) ging schließlich auf die besonderen Herausforderungen für die Ver­ kehrsinfrastrukturen ein. Neuralgische Angriffsziele: Verwundbare Infrastrukturen wie Energie- oder Verkehrs­ netze benötigen besondere Schutzmaßnahmen.

/ BREAKOUT SESSION

Josef Affenzeller, Hermann Erlach, Hermann Hauser, Hannes Hecher, Anna Holzmann, Matthias Weber / Leitung Isabella Meran-Waldstein / Koordination Anna Bohrn Isabella Meran-Waldstein (Industriellen­ vereinigung) betonte, dass sich Europa klar im globalen Wettbewerb positionie­ ren müsse, um seine Technologie-Souve­ ränität zu behalten. Wie können Techno­ logiekompetenz gestärkt und Wertschöpfungsketten in Österreich und Europa abgesichert und ausgebaut wer­ den? Anna Holzmann (Mercator Institute for China Studies) sprach über Chinas Weg zur globalen Technologieführer­ schaft und Auswirkungen auf Europa. Sie präsentierte eine neue Studie, die sowohl die Vorgehensweise der chinesischen Regierung als auch die Rolle der Privat­ unternehmen analysiert. Auf den Techno­ logiestandort Europa und die Charakte­ ristika des europäischen Forschungs- und Innovationssystems ging Matthias Weber (AIT) ein. Die aktuelle FTI-Entwicklung wurde schließlich in der Podiumsdiskus­ sion aus Unternehmenssichtweise disku­ tiert, an der Hermann Erlach (Microsoft Österreich), Hannes Hecher (Schiebel) und Josef Affenzeller (AVL List) teilnahmen.

Standortsicherung: Europa muss seine Technologie–

Fotos: ORF/Hans Leitner

kompetenz und seine Wertschöpfungsketten ausbauen.

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MIXED REALITY – DIE REALE WELT DIGITAL DARGESTELLT IM „VIRTUELLEN HAUS DER DIGITALISIERUNG“

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ – TECHNOLOGIE DER ­Z UKUNFT

DEMOKRATISIERTER STROMMARKT: FREIHEIT ZULASTEN DER SICHERHEIT?

/ BREAKOUT SESSION

Gregory la Blanc, Robin Lumsden, ­Thomas Moser, Tanja Zigart / Kommentar Tina Gruber-Mücke, Christian Neuhofer, Andreas Pumhösel, Martin Stauch / Einleitung Petra Bohuslav / Leitung Claus Zeppelzauer / Koordination Karin Herzog

/ BREAKOUT SESSION

Michael Affenzeller, Anton Aschwanden, Gregor Demblin, Nikolaus Forgo, Michael Hirschbrich, Sarah Spiekermann-Hoff / Leitung Florian Frauscher / Koordination Gabriele Schmid

/ BREAKOUT SESSION

Josef Sacher, Andreas Schneemann, Wolfgang Urbantschitsch / Leitung ­Barbara Battisti und Gerhard Christiner / Koordination Silvio Piskernigg Neue Akteure und Rollen im Strommarkt stellen große Herausforderungen an die Sicherheit der Stromversorgung. Bar­ bara Battisti (ORF) moderierte die von der APG Austrian Power Grid AG unter­ stützte Session. Wolfgang Urban– tschitsch (E-control) ging näher auf die „ReDezentralisierung“ und die Politisie­ rung des Strommarktes ein. Josef Sa­ cher (voestalpine Stahl) stellte den „Pro­ sumer“ voestalpine vor, der in Linz ca. 75 bis 80 Prozent des Strombedarfs selbst bereitstellen könne und am Regelener­ giemarkt Leistung für die Netzstabilisie­ rung zur Verfügung stelle. Andreas Schneemann (Energie Kompass, act4. energy) referierte über integrierte Ener­ giesysteme für Regionen auf Basis von erneuerbarer Energie. Für eine stabile Energieversorgung sei eine gezielte, per­ manent optimierte Energie-Lastver­ schiebung ein Lösungsansatz. „Erneuer­ bare Energiezukunft kann nur gelingen, wenn technische, regulatorische und energiepolitische Entwicklungen syste­ misch gemeinsam betrachtet werden“, resümierte Gerhard Christiner (APG).

Virtualität leben: Europa kann vom Silicon Valley lernen

Grenzen der Digitalisierung: Wie gehen wir mit perso­

Energiezukunft: Tiefgreifende Veränderungen im

und dennoch ganz eigene, erfolgreiche Wege gehen.

nenbezogenen Daten, Wissen und Regularien um?

Energiemarkt betreffen bisher getrennte Bereiche.

NÖ-Landesrätin Petra Bohuslav wies auf die einzigartigen Möglichkeiten von Mixed Reality hin. Danach präsentierte Claus Zeppelzauer (ecoplus) das „Virtu­ elle Haus der Digitalisierung“, eine regi­ onale Plattform, die alle Bereiche in NÖ digital vernetzt. Gregory La Blanc (Uni­ versity of Berkeley) ging auf Netzwerkef­ fekte von Innovation ein, konkret auf das Innovationsvorzeigezentrum Silicon Val­ ley. Thomas Moser (IMC Fachhochschule Krems) und Tanja Zigart (TU Wien) prä­ sentierten ein Mixed Reality-Projekt des „Virtuellen Haus der Digitalisierung“ und das FFG-Projekt „Mixed Reality-based Collaboration for Industry“. Danach folgte eine Präsentation von VR und AR mit Andreas Pumhösel (Knorr Bremse), Martin Stauch (BENE), Tina Gruber-Mü­ cke (IMC FH Krems) und Christian Neu­ hofer (MAN Truck & Bus Österreich). Im „Fireside Chat“ gab Robin Lumsden (Lumsden & Partners Attorneys at Law) Einblick in die Welt des Silicon Valley.

Fotos: ORF/Hans Leitner

Florian Frauscher (BMDW) führte in das Thema KI ein, eine Technologie, die heute schon unseren Alltag erleichtere, neue Geschäftsfelder schaffe, aber auch als Bedrohung gesehen werde. Wohin geht die Zukunft dieser Technologie? Michael Hirschbrich (Apollo AI) ging auf die Frage ein, wie wir künftig mit Produkten und On­ lineangeboten umgehen wollen, die aus dem Ausland stammen und sich nicht an europäische Frameworks und Regeln hal­ ten müssen. Wichtig sei auch, die aktuelle Ethikdebatte zur KI sachlich anzugehen und in eine tiefgreifende Reflexion über KI überzuführen. Gregor Demblin (tech2peo­ ple) zeigte in seiner Keynote einen Film über Exoskelette und erklärte, wie Startups im Bereich der Medizintechnik mit ei­ nem internationalen Netzwerk aus Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen und Patient*innen der Zugang zu Proband*innen und Daten verschafft werde. So lagerten etwa im AKH wertvolle Datenschätze für KI-Start-ups. Deep Learning verändere jedenfalls den Medi­ zinbereich komplett.

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2020 2017 2016

2016

Fundamentals 27.–29.8.2020

25.–27.08.2016

Congress Centrum Alpbach/Tirol Informationen: www.alpbach.org/tec Auskünfte: claudia.klement@ait.ac.at Congress Centrum Alpbach/Tirol Informationen: www.alpbach.org/tec Auskünfte: claudia.klement@ait.ac.at

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