Tomorrow Today 2/2015 (deutsch)

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02 2015

TOMORROWTODAY Developing the technologies, methods and tools of tomorrow

Editorial

Smart Grids 2.0

Michael Hlava Head of Corporate and Marketing Communications, AIT Austrian Institute of Technology Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung: michael.h.hlava@ait.ac.at

Fotos: Peter Rigaud; c/o Shotview Photographers; Armin Kübelbeck

Forschen für die Infrastruktur von morgen Das AIT Austrian Institute of Technology forscht an den entscheidenden Infrastrukturthemen der Zukunft. Ein Forschungsschwerpunkt ist dabei der Bereich der Energieversorgung von morgen, bei der Wind und Sonne als erneuerbare Energiequellen eine immer größere Rolle spielen werden. Um diese Integration auch praktisch umzusetzen, bedarf es jedoch weitreichender infrastruktureller Maßnahmen. Eine der wichtigsten wird dabei die Transformation der bislang passiven Stromnetze zu aktiven und intelligenten Speicher- und Regelungssystemen sein. Denn nur mit smarten Netzen, den „Smart Grids“, können wetterabhängige und dezentrale Wind- und Solaranlagen so in das Stromsystem inte­ griert werden, dass die Netze der Zukunft auch weiterhin stabil bleiben. Das AIT verfügt zum Forschungsthema „Smart Grids“ über umfassende Expertise und besitzt mit „SmartEST“ eines der modernsten Smart-Grids-Testlabore der Welt. Dass eine hochrangig besetzte Fachjury das SmartEST-Labor nun mit Höchstnoten bewertete, freut uns ganz besonders. Die internationalen Expertinnen und Experten des Evaluierungsgremiums sehen im Labor eine „einzigartige Testinfrastruktur“ für die Entwicklung und Prüfung von Komponenten für die Smart Grids von morgen und erwarten sich dadurch „die Entwicklung neuer Netzdienstleistungen und Geschäftsmodelle für erneuerbare Energieträger“ in diesem zukunftsträchtigen Gebiet. Erfahren Sie auf den nächsten Seiten mehr über die AIT-SmartGrids-Forschung und noch Vieles mehr. n

Das AIT (Energy Department) unterstützt politische Entscheidungsträger, Systembetreiber, Dienstleister und Hersteller in der Planung und Umsetzung der intelligenten Stromnetze von morgen.


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TOMORROWTODAY

Energie-Infrastruktur

Smart Grids 2.0 Smart Grids – auch „intelligente Netze“ genannt – sind ein Muss, wenn es darum geht, Wind- und Solarenergie in stabile Netze zu integrieren. Das zeigen auch die ersten Erfahrungen aus der Smart-GridModellregion Salzburg, in der die bislang passiven Stromleitsysteme schon als aktive Stromdirigenten für die Energieerzeuger und -verbraucher dienen. Nun ist die Technologie reif für den großen Roll-out. Das AIT Austrian Institute of Technology zählt zu den internationalen Spitzeninstituten in der Entwicklung von SmartGrids-Technologien und bietet für die neue Energiewelt intelligente Regelungsstrategien für maßgeschneidertes Spannungsmanagement und Simulationsmodelle. Smart Grids: Von Pilotprojekten zum kompletten Netzumbau Erneuerbare Energie aus Wind und Sonne bereitet Energieversorgern so manches Kopfzerbrechen. Denn umso mehr wetterabhängige Wind- und Solarkraftanlagen in das Netz integriert werden, desto schwieriger wird es, das Stromnetz stabil zu halten. Die Lösung: Smart Grids – oder intelligente Netze. Sie können beispielsweise Lastspitzen vermeiden, indem sie große, nicht zeitkritische

Verbraucher wie Kühlanlagen oder Industrieanlagen kurzzeitig abschalten. Sie sparen aber auch KonsumentenInnen künftig viel Geld, indem etwa Haushaltsgeräte oder Ladestationen für Elektroautos erst aktiv werden, wenn beispielsweise überschüssiger, sehr günstiger Wind- oder Solarstrom vorhanden ist. Damit profitieren alle vom intelligenten Stromnetz. Das AIT Austrian Institute of Technology zählt bei der Entwicklung von Smart Grid Technologie zu den weltweit führenden Institutionen. Dabei verfügt es nicht nur über eines der international modernsten Smart-Grid-Labore, in dem „Hard- und Software“ für intelligente Netze unter realen Bedingungen getestet werden können, sondern sammelt auch anwendungsorientiertes Wissen aus Smart-Grids-Pilotversuchen oder -Modellregionen. „In den letzten zehn Jahren hat sich der Bereich Smart Grids beachtlich entwickelt“, betonte Brigitte Bach, Leiterin des Energy Department am AIT kürzlich bei der Veranstaltung „Smart Grids Dialog“ in der Salzburger Residenz, „nun ist die Zeit reif für den großen Roll-out“. Die Modellregion Salzburg und viele weitere Projekte erlauben einen ersten Blick in die Zukunft. Wie das smarte Zeitalter aussehen kann, zeigt sich etwa in der Musterwohnanlage „Rosa Zukunft“ in Salzburg. Dort werden nicht nur neueste Energietechnik und intelligente Stromzähler (Smart Meter) eingesetzt, sondern auch Feedbacksysteme wie beispielsweise eine App, die zeigt, wann der Strom am günstigsten ist. Für die BewohnerInnen brachte das schon große Einsparungen. Das Smart-Grid-Leuchtturmpro-

In Smart Grids Modellgemeinden wird getestet, wie sich mit einem aktiven Stromnetz die Energieversorgung der Zukunft intelligent managen lässt.


Smart Grids 2.0

jekt in Köstendorf, das vom AIT geleitet wird, belegt wiederum, dass sich selbst ein sehr hoher Anteil an PV-Anlagen und Ladestationen für Elektroautos dank intelligentem Stromnetz bestens meistern lässt. Die Smart-Grids-Technologie ist nun bereit, um das ganze Energienetz komplett zu erneuern und so auch große Solaroder Windstromanteile im Netz stabil zu beherrschen.

In den letzten zehn Jahren hat sich der Bereich Smart Grids beachtlich entwickelt. Nun ist die Zeit reif für den großen Roll-out. Brigitte Bach, Head of Energy Department, AIT

Fotos: AIT, APA/Salzburg AG

Das Netz als Dirigent Das Netz dient nun nicht nur mehr zur Stromlieferung, sondern auch als „Dirigent“ und Speicher. Voraussetzung ist, dass es genau über seine Verbraucher und Erzeuger Bescheid weiß. Je smarter, umso mehr kann gespart werden. Laut Michael Strebl, Geschäftsführer der Salzburg Netz GmbH, tragen die Smart-Grids-Projekte maßgeblich dazu bei, die Energiewende leistbar zu machen. So ist beispielsweise die Einbindung erneuerbarer Energie ins Stromnetz durch Smart-Grids-Technologien um bis zu 50 Prozent günstiger als der konventionelle Netzausbau. Um in der Modellregion Salzburg die neuen Technologien umfassend auszutesten, wurde ein interdisziplinäres Team aus Energiewirtschaft, Wohnungswirtschaft, Industrie, Consulting und Forschung gebildet. Die erste Phase, in der passive Verteilernetze zu aktiven gemacht und in Pilotprojekten getestet wurden, ist nun abgeschlossen. „Nun geht es darum, all diese Erfahrungen weiterzuentwickeln, die Einzelprojekte zusammenzufassen und auf größere Regionen auszuweiten“, erklärt Wolfgang Hribernik, Head of Business Unit Electric Energy Systems am AIT. Dabei zeigen die Evaluierungsergebnisse der abgeschlossenen Projekte, wo in der alten Infrastruktur angesetzt werden muss, um ein völlig neues, intelligentes Netz zu schaffen. Bestnoten für das AIT Smart Grids Labor „SmartEST“ Ein wichtige Rolle spielt hier besonders auch das SmartEST („Smart Electricity Systems and Technologies”)-Labor des AIT in Wien, in dem mit wissenschaftlichen Methoden, technischen Konzepten und Entwicklungstools die bessere Netzeinbindung dezentraler erneuerbarer Energieträger und Speicher entwickelt wird. Im Labor können Smart-Grids-Architekturen simuliert und mit realen Komponenten getestet werden. Damit bietet das AIT eine weltweit einzigartige Prüf- und Forschungsinfrastruktur, um „Hardund Software“ für intelligente Netze unter realen Bedingungen zu testen und zu optimieren. Umso erfreulicher ist, dass jüngst eine internationale Fachjury dem AIT bei der Endevaluierung des Projektes zur Errichtung des Smart-Grids-Labors (das vom Klimaund Energiefonds geförderte Forschungsprojekt DG-EV-HIL) Höchstnoten gab. Auch Innovationsminister Alois Stöger lobte das

Projekt: „Mit dem SmartEST-Labor legen wir den Grundstein, dass Smart-Grids-Technologien „Made in Austria“ rascher von der Forschung in den Markt kommen.“ Ein Blick in die Zukunft Wie die Zunft aussehen könnte, zeigt sich in Köstendorf. Hier ist eine Netzsituation mit einer hohen Dichte an Photovoltaik-Anlagen und Ladestationen für Elektroautos schon real. Für das Mittelspannungsnetz wurden in anderen Projekten schon ausgereifte Lösungen entwickelt. Nun geht es besonders darum, Lösungen für die Ortsverteilernetze im Niederspannungsbereich zu finden. Im Testgebiet mit 99 Haushalten liefern 43 PV-Anlagen in Summe rund 200 kWp, werden 36 Elektrofahrzeuge betrieben sowie fünf PVSpeichersysteme geprüft. „Wir konnten mit unseren Simulationsmodellen wesentlich dazu beitragen, Smart-Grid-Technologien in Planung und Betrieb neuer Energiesysteme zu integrieren“, so Wolfgang Hribernik . Mit den echten Daten aus den Netzen können die Modelle und Reglungskonzepte wiederum für weitere Projekte optimiert werden. Kompletter Netzumbau Die Erkenntnisse aus den bisherigen Smart-Grid-Forschungsprojekte zeigen, dass die Umstellung auf ein weitgehend regeneratives Energiesystem weit mehr als nur der Ersatz fossiler Energiequellen ist. Der ständige Ausgleich zwischen Erzeuger und Verbraucher erfordert schlicht einen Totalumbau des Energiesystems, wobei die Informations- und Kommunikationstechnologien eine Schlüsselkomponente darstellen, um die Aufnahmekapazität der vorhandenen Netze deutlich zu erhöhen.

Jetzt geht es darum, all diese Erfahrungen weiterzuentwickeln, die Einzelprojekte zusammenzufassen und auf größere Regionen auszuweiten. Wolfgang Hribernik, Head of Business Unit Electric Energy Systems, AIT

Roll-out Nach Abschluss der ersten Phase der Smart-Grids-Modellregion Salzburg und zahlreichen weiteren Projekten in Österreich geht es nun darum, die Übertragbarkeit und Skalierbarkeit der Einzelprojekte auf ganz Europa zu prüfen. „Österreich kann eine führende Rolle in der neuen smarte Energiezukunft einnehmen“, betont Theresia Vogel, Geschäftsführerin vom Klima- und Energiefonds. Daran wird auch schon gearbeitet. „Wir entwickeln gerade in einem europäischen Forschungsprojekt Strategien für einen großflächigen Roll-out der Smart-Grid-Technologien“, erklärt Wolfgang Hribernik, Leiter des Forschungsbereichs elektrische Energiesysteme am AIT. Ziel ist es schließlich, sowohl für die Industrie als auch für die Netzbetreiber Tools bereitzustellen, die den noch hohen Aufwand für das Engineering für die Integration von SmartGrid-Technologien und -Lösungen deutlich reduzieren. n

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TOMORROWTODAY

Focus on Performance & Success

In dieser Ausgabe von Tomorrow Today berichten wir über F & E-Output für unsere Kunden aus den AIT-Departments Mobility, Energy, Health & Environment, Innovation Systems und Digital Safety & Security. Leistungsbeweise, die zeigen, wie unsere Kunden davon profitieren.

Cybersicherheit

Leopold Skopi k Bleier (H r s g .) L e op ol d Skopi k Bl e i e r

und Erkenntnisse aus rheitsforschung

s Internet schnell zu einem massiven wirtschaftlichen Betätigungsfeld entwickelt, mungen. Das Ausnutzen von Schwachstellen in IKT-Systemen ist inzwischen ein staatlich geförderte Forschungsprojekt CAIS beschäftigte sich deshalb mit der tack Information Systems auf nationaler Ebene mit dem Ziel, die Widerstandsn Systeme zu stärken und ihre Verfügbarkeit und Vertrauenswürdigkeit zu erhöhen. n die Identifizierung der künftigen Cyber-Risiken und -Bedrohungen, die ken zur Anomalieerkennung, die Entwicklung modularer Infrastrukturmodelle nen zur Risiko- und Bedrohungsanalyse, und schließlich die Analyse und mögliche ber Attack Information Systems.

1 Cyber Attack Information Systems

ttack tion Systems

Hel mut L eopold Florian Skopi k Thomas Bleier (H r s g .)

Cyber Attack Information Systems

Er fa hr u ngen u nd Erkennt nisse a u s d e r I K T- S i c h e r h e i t s f o r s c h u n g

ISSN 1439-5428 ISbN 978-3-662-44305-7

Helmut Leopold, Florian Skopik, Thomas Bleier (Hrsg.): Cyber Attack Information Systems. Erfahrungen und Erkenntnisse aus der IKT-Sicherheitsforschung, Springer Vieweg, Wien

Cyberkriminelle treiben im Internet ein immer perfideres Spiel. Unternehmen und Infrastruktureinrichtungen, von Stromnetzen bis Ölpipelines, werden mit immer ausgefeilteren Methoden angegriffen. Das Ausnutzen von IKT-Schwachstellen hat sich dabei bereits zum einträglichen „Geschäftsmodell“ weiterentwickelt. Durch die immer stärkere Vernetzung und Konnektivität werden immer raffiniertere Angriffe aber in Zukunft weiter zunehmen. Das AIT Digital Safetey & Security Department befasst sich deshalb bereits seit langem fokussiert mit dem Thema Cybersicherheit und hat dafür unter anderem federführend das staatlich geförderte Forschungsprojekt „Cyber Attack Information System“ (CAIS) mitentwickelt. Mit CAIS soll künftig die Widerstandsfähigkeit vernetzter IKT-Systeme durch den Einsatz neuer Techniken erhöht werden. „Diese sollen etwa schnell und sicher Anomalien von externen und unbekannten Serverzugriffen erkennen helfen“, sagt Helmut Leopold, der Leiter des AIT Digital Safetey & Security Departments. Ende März ist nun im Springer-Verlag das Buch zum Forschungsprojekt erschienen, wo alle Erfahrungen zusammengefasst wurden. n

Krebsforschung

AIT tritt ForschungsKonsortium zur Krebsfrüherkennung bei Krebs so früh wie möglich erkennen ist das Ziel des internationalen „Early Diagnosis Consortium“ (EDC) – einer Kooperation von Cancer Research UK und dem Unternehmen Abcodia –, dem das AIT Austrian Institute of Technology kürzlich beigetreten ist. Mit neuen Forschungsansätzen sollen Zellveränderungen frühestmöglich sichtbar werden, noch bevor Symptome auftreten oder der Tumor Metastasen bilden kann. Das AIT bringt dafür seine Expertise in der Biomarkerforschung ein, besonders auf dem Gebiet des Autoantikörper-Ansatzes. Entstehen Tumorzellen, produziert der Körper Proteine, die Autoimmunreaktionen hervorrufen. Die dabei vom menschlichen Organismus gebildeten Autoantikörper können zum Teil schon Monate oder sogar Jahre vor der klinischen Diagnose der Erkrankung im Blut vorgefunden werden. Biomarker für die Diagnose von Brust-, Darm- oder Lungenkrebs konnten AIT-ExpertInnen bereits identifizieren und patentieren. n

Wir sind mit unseren innovativen AutoantikörperTechnologien in der Lage, die minimal-invasive Diagnostik zu verbessern, wozu wir nur sehr geringe Mengen Blut oder Speichel benötigen. Martin Weber, Leiter Health & Environment Department der Molekularen Diagnostik, AIT

Fotos: Springer-Verlag Berlin Heidelberg; AIT

Cyber Attack Information Systems


Perfomance & Success

Prozessoptimierung

Fokus Leichtmetall Aluminium und Magnesium sind Metalle, die wegen ihrer Leichtigkeit und anderen Materialeigenschaften in vielen Anwendungsbereichen enorm geschätzt werden. Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse erfordern aber einen großen Energieaufwand und gehen mit zum Teil nicht unbeträchtlichen Umweltbelastungen einher. Im COMET-Projekt Amoree* nimmt nun das Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen (LKR des AIT Mobility Departments) die gesamten Prozessketten genau unter die Lupe. Denn, so LKR-Geschäftsführer Andreas Kraly, „längst geht es bei Themen wie Energieverbrauch, Umweltschutz oder Gewicht nicht mehr nur um das fertige Produkt.“ Im Fokus der Forschungsarbeiten stehen sowohl Aluminium- als auch Magnesium­legierungen. Spezielle Fragestellungen betreffen die Prozessrouten Stranggießen, Pressen und Walzen sowie Fügetechniken. Sie werden in Kooperation mit namhaften Industrie­ partnern wie AMAG, HAI, Magna, nonferrum, HPI und MAS sowie mit den wissenschaftlichen Partnern ETH Zürich, Uni Salzburg, TU Wien und TU Graz bearbeitet. n Aluminium and magnesium processing optimization with special respect to resource and energy efficiency

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Motivationsforschung

Fotos: LKR; AIT Michael Bösendorfer; Shutterstock

Spielbewegung Wie motiviert man Menschen spielerisch zu mehr Bewegung? Das ist die grundsätzliche Fragestellung, mit dem sich das Projekt GEMPLAY (Gendered games Motivating Physical Activity) auseinandersetzt. Der Ansatz, der dabei verfolgt wird: Spezifische Computerspiele könnten so entwickelt werden, dass sie sowohl Männer als auch Frauen gezielt zu regelmäßiger Bewegung motivieren. GEMPLAY beschäftigt sich nun mit dem Bewegungsund Computerspielverhalten von einzelnen Personen. Dabei sollen vor allem genderspezifische Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten ausgemacht werden. Basierend auf den nutzungsspezifischen Bedürfnissen und Vorlieben werden gendergerechte Spielansätze entwickelt. n

In GEMPLAY nutzen wir den „Spaßfaktor“ von Computerspielen, um zu mehr körper­ licher Bewegung zu motivieren. Dabei wollen wir Spiele entwerfen, die sowohl Männer als auch Frauen ansprechen. Elke Mattheiss, Scientist, Business Unit Technology Experience Inno­ vation Systems Department

GEMPLAY: Mit eigens entwickelten Spielkonzepten sollen sowohl männliche als auch weibliche „Couchpotatoes“ zu mehr Bewegung motiviert werden.

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Perfomance & Success

Focus on Performance & Success

Elektromobilität

Speed for SME Der Motorsport gilt als die härteste Testumgebung für die Fahrzeugentwicklung. Das trifft auch für die Elektromobilität zu, denn der Trend zum Elektromotor macht auch vor dem Rally-Sport nicht Halt. „Speed for SME“* ist dabei ein Projekt, das es kleineren und mittleren

Unternehmen ermöglicht, Komponenten und Prototypen zu entwickeln, die die Elektromobilität fit für den Rennalltag machen. Das Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen (LKR des AIT Mobility Departments) wirkt in „Speed for SME“ in beratender Funktion bei der Integration von Leichtbaulösungen im Rally-Fahrzeug mit und entwickelt erste Prototypen von leichten Elektromotorengehäusen, die mittels Niederdruckgießverfahren hergestellt werden. „Wichtig ist dabei vor allem die Integration der Bauteile in das Gesamtkonzept und die optimale Ausnutzung des vorgegebenen Bauraumes durch eine kompakte Bauweise“, sagt LKR-Projektleiter Richard Kretz. Für die Herstellung der Elektromotorengehäuse werden intelligent verknüpfte Entwicklungstools, wie etwa Gießprozess- oder Erstarrungssimulation, eingesetzt. Das Ergebnis: schnellere und günstigere Produktion von rallytauglichen Bauteilen. n

Speed for SME: Rally-Sport mit Elektromobilen. Das LKR Ranshofen arbeitet mit an neuen Gesamt­ lösungen.

Richard Kretz, LKR-Projektleiter „Speed for SME“: „Wir setzen intelligent verknüpfte Entwicklungstools ein.“

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ystematic development of propulsion systems S for enhanced electro mobility drive trains

Innovationsmodelle

Was bringt Crowdsourcing, Open Innovation & Co? Die Art und Weise, wie in Wirtschaft und Gesellschaft innoviert wird, ist derzeit einem rasanten Wandel unterworfen. Neue Informationstechnologien, die Bereitschaft von Kunden, sich an Entwicklungsprozessen zu beteiligen oder soziale Netzwerke ermöglichen neuartige Formen des Innovierens. Karl-Heinz Leitner, Senior Scientist Research, Technology & Innovation Policy Innovation Systems Department

Wie kann man das Wissen der Crowd für den eigenen Innovationsprozess einsetzen, was bringt Open Innovation? Diese und ähnliche Fragen untersucht derzeit im Auftrag der Austria Wirtschaftsservice GmbH das AIT Innovation Systems Department. Open Innovation, Crowdsourcing oder Geschäftsmodellinnovationen zählen dabei international zu den neuen Entwicklungstrends und finden auch zunehmend Einzug in die Praxis österreichischer Unternehmen. In mehreren Workshops werden mögliche Barrieren identifiziert und Erfolgsfaktoren analysiert, die durch Innovationspolitik und -förderung adressiert werden könnten. n

Longevity-Forschung

Spezialisierte Ribosomen gegen das Altern Wie kann man gesünder älter werden? Diese Forschungsfrage beschäftigt weltweit hunderte Forschungsgruppen. ForscherInnen von der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) haben nun gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern, darunter auch AIT-ForscherInnen, ein wichtiges Ergebnis in der sogenannten Longevity-Forschung entdeckt. Sie fanden heraus, dass das bisher kaum untersuchte Gen NSUN5 den Alterungsprozess verschiedener Organismen beeinflussen kann. Schaltet man das Gen aus, wird die Proteinsynthese in Zellen so „umprogrammiert“, dass Modellorganismen wie Fruchtfliegen oder Fadenwürmer länger leben. Kernziel des entdeckten Wirkmechanismus’ sind die sogenannten Ribosomen, die in den Zellen für die Eiweißsynthese verantwortlich sind. Die Studie wurde soeben im renommierten Wissenschaftsjournal „Nature Communications“ veröffentlicht. n

Fotos: LKR; AIT Krischanz Zeiler

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Innovations­kalender

Innovations­ kalender 7. 5. 27. 4.

Workshop „Kunststoffe, mit Foresight die Zukunft gestalten“ Das Innovation Systems Department des AIT veranstaltet mit Unterstützung des Kunststoff-Clusters einen Workshop zur Einführung in Foresight Methoden. Ort: Tech Gate Vienna, 1220 Wien Anmeldungen bei: beatrix.wepner@ait.ac.at

29.– 30. 4.

Sehen und verstehen – Bilder die uns entscheiden helfen Das AIT und das VRVis Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung stellen in Kooperation mit dem Wissenschafts- und Technologiepark Tech Gate Vienna modernste Technologieentwicklungen im Kontext von Bildverarbeitung und Visualisierung vor. Am Vorabend der Ausstellungseröffnung findet am 29.4. um 17.00 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema „F & E Kompetenz am Standort Wien – ein Motor für Wirtschaftswachstum?“ statt. Ort: Tech Gate Vienna, 1220 Wien Infos: ikt.wien

7. 5.

Ich bin online Diese Initiative, an der sich das AIT beteiligt, bietet Schulklassen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern ein erstklassiges Technologieprogramm mit internationalen Expertinnen und Experten, Keynotes, zahlreichen interaktiven Workshops sowie eine Ausstellung. Ort: Innsbruck Infos: ichbinonline.at

Otti Forum Luft/Wasser-Wärmepumpen Während dieser Konferenz bekommen Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Überblick über den Stand der Forschung, Trends und Perspektiven im Bereich der Luft/ Wasser-Wärmepumpen-Technik und deren Nachrüstmöglichkeit in urbanen Gebieten. Ort: TECHbase Vienna, 1210 Wien Ansprechpartner: thomas.fleckl@ait.ac.at

18.– 22. 5.

Smart Grids Week Die Smart Grids Week hat sich mittlerweile als der Treffpunkt von Wirtschaft, Netz­ betreibern, Forschung und Verwaltung im Themengebiet der intelligenten Stromin­ frastrukturen etabliert. Ort: Tech Gate Vienna, 1220 Wien Ansprechpartner: Wolfgang Hribernik Infos: smartgrids.at

31. 5.– 3. 6.

EuroNoise 2015 Akustikexpertinnen und -experten aus ganz Europa werden sich beim zehnten Kongress der European Acoustics Association über neueste Entwicklungen in der Lärmforschung und -kontrolle austauschen. Ort: Maastricht Ansprechpartner: Manfred Haider Infos: Euronoise2015.eu

1.– 5. 6.

CTS 2015 Im Rahmen der International Conference on Collaboration Technologies and Systems (CTS 2015) organisiert das Innovation Systems Department eine Special Session zum Thema „Intelligent Cooperative Driving, and Autonomous Connected Vehicles“. Ort: Atlanta, USA Infos: cts2015.cisedu.info

8. 6.

AAL Workshop im Rahmen der International Conference on Communications Im Mittelpunkt dieses „Ambient Assisted Living“ (AAL-)Workshops steht das Thema „ICT enabled services and technologies for eHealth and Ambient assisted living“. Ort: London Infos: aalworkshop.org

9.– 12. 6.

Intersolar Europe Die Intersolar Europe ist die weltweit führende Fachmesse für die Solarwirtschaft und ihre Partner. Ort: München Infos: intersolar.de

10. 6.

VEROLOG-ELOCOT Die Konferenz und Publikumsdiskussion beschäftigt sich mit der laufenden Forschung zum Thema Elektromobilität und Güterlogistik und wird vom AIT in Kooperation mit der zur gleichen Zeit stattfin­ denden VEROLOG (8. 6.–10. 6.) organisiert. Ort: Wien Ansprechpartner: Jakob Puchinger Infos: select-project.eu/elocot

16.– 18. 6.

Automotive Testing Expo 2015 Die Automotive Testing Expo Europe ist die führende Veranstaltung, die sich der Qualität, Sicherheit, Zuverlässigkeit und Haltbarkeit der Fahrzeuge in ganz Europa verschrieben hat. Vorgestellt werden neue Technologien im Bereich Automobiltest, Evaluation und Qualitätstechnik. Ort: Stuttgart Ansprechpartner: Helmut Oberguggenberger Infos: testing-expo.com

16.– 20. 6.

GIFA Bei der weltweit bedeutendsten Fachmesse für Gießereitechnik werden wieder an die 800 Aussteller aus über 45 Ländern erwartet. Besucherzahl 2011: Mehr als 48.000. Ort: Düsseldorf Ansprechpartner: Andreas Kraly Infos: gifa.de

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AIT Top Journal Papers

AIT Top Journal Papers Aktuelle Forschungsergebnisse von AIT-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die kürzlich in Impact-starken, renommierten internationalen Journalen publiziert wurden. Spielerisch das Mobilitätsverhalten ändern Wer das Klima retten will, muss Menschen dazu motivieren, ihr Mobilitätsverhalten in Richtung Nachhaltigkeit zu verändern. Neue Ansätze versuchen dies in spielerischer Form mittels „Gamification“ zu erreichen. Über die Effizienz dieses Ansatzes ist freilich noch wenig bekannt. Ein Beitrag von ForscherInnen des AIT und des MIT Game Lab beschreibt nun ein Konzept, mit dem diese Lücke geschlossen werden kann. Basierend auf Forschungsarbeiten über unterschiedliche Spieler-Typen und Mobilitätsverhaltensstile wurde untersucht, mit welchen Spiel-Varianten diese Typen stärker motiviert werden können, neue und nachhaltige Mobilitätsalternativen in ihrer Routenplanung auszuprobieren. Die Resultate der Studie bilden nun die Basis für die Implementierung von Spiel-Bestandteilen in Mobilitäts-Informationssystemen. n Millonig A. and Mitgutsch K. Playful Mobility Choices:
Motivating informed mobility decision making by applying game mechanics EAI Endorsed Trans­actions
on Ambient Systems, 03 –10 2014 | Volume 1 | Issue 4 | e3

Gut eingebettet? Welche Faktoren beeinflussen die Einbettung von Regionen in europäischen Forschungsnetzwerken? Dieser Frage ging eine AIT-Studie mit netzwerkanalytischen Methoden auf den Grund. Untersucht wurde die Einbettung einer Region in Forschungsnetzwerke mittels sogenannter Zentrali-

tätsmaße. Damit kann gemessen werden, wie zentral Netzwerkknoten liegen und welche Bedeutung ihnen insgesamt zukommt. Räumlich-ökonometrische Verfahren zeigen, dass vor allem die Wissensausstattung einer Region, etwa in Form von lokal verfügbarem Forschungspersonal, eine zentrale Einbettung in Forschungsnetzwerken unterschiedlicher Art bewirkt. Positive Effekte entstehen zudem durch räumliche Nähe zu anderen zentral positionierten Regionen. n Wanzenböck I., Scherngell T. and Brenner T. (2014) Embeddedness of regions in European knowledge networks: a comparative analysis of inter-regional R & D collaborations, co-patents and co-publications. The Annals of Regional Science, 2014, 53, 2, 337-368

Smart Grids im Test Die wachsende dezentrale Einspeisung, insbesondere aus Erneuerbaren Ressourcen (Distributed Energy Resources DERs) stellt die Stromnetze vor wachsende Herausforderungen in Sachen Stabilität, Zuverlässigkeit und Effizienz. Im AIT Smart­ EST-Labor („Smart Electricity Systems and Technologies”) können Auswirkungen der Einspeisung und Konzepte zur Einbindung von DERs in Smart Grids unter Realbedingungen getestet werden. Der unter der Leitung von AIT gemeinsam mit weltweit führenden Smart-Grids-Labors aus den USA (NREL, SANDIA) und Europa (DNV GL) entstandene Artikel gibt Einblick in die neuesten Forschungsergebnisse. n Bründlinger R., Strasser T., Lauss G., Hoke A., Chakraborty S., Martin G., Kroposki B., Johnson J. and de Jong E. Lab Tests IEEE power & energy magazine, march/april 2015, 30–42.

Neue Methoden gegen Cyberattacken

Die sexuelle Fortpflanzung des Schlauchpilzes Trichoderma reesei ist erst vor wenigen Jahren gezeigt worden. Nun zeigt eine neue Studie, daß VEL1, ein Protein der VELVET Gruppe, für die Kommunikation zwischen Pilzen wichtig ist. Es beeinflusst dabei das Senden und den Empfang von Pheromonsignalen sowie die Ausscheidung kleiner Moleküle, sobald ein Vermehrungspartner in der Umgebung erkannt wird. Damit sind Fortschritte in der industriellen Enzymproduktion und der ökologischen Schädlingsbekämpfung möglich. n

Advanced persistent threats (APT) sind Cyberattacken, die IT-Systeme so desavouieren, dass die Ursachen für Schäden lange Zeit nicht erkannt werden. Dafür setzen Cyber-Attentäter unter anderem Techniken ein, mit denen sensible Daten gestohlen werden können, ohne dass das im Gesamtsystem schnell sichtbar werden würde. Ein neu entwickeltes Diagnosesystem hilft nun zu erkennen, ob ein IT-System einem APT-Angriff ausgesetzt ist. Dafür wird das normale Systemverhalten mitprotokolliert und das komplexe Aktionsmuster aufgezeichnet. Anhand dieser Metadaten lernt das Detektionssystem, abweichende Aktionen zu erkennen, die auf einen APTAngriff schließen lassen. n

Bazafkan H., Dattenböck C., Böhmdorfer S., Tisch D., Stappler E., Schmoll M. Mating type dependent partner sensing as mediated by VEL1 in Trichoderma reesei. Mol Microbiol. 2015 Mar 11. doi: 10.1111/mmi.12993. [Epub ahead of print]

Ivo Friedberg, Florian Skopik, Giuseppe Settanni, Roman Fiedler Combating advanced persistent threats: From network event correlation to incident detection Computers & Security, Volume 48, February 2015, Pages 35–57

Wie Pilze flirten


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