TOMORROW TODAY
0417
INNOVATIVES BAUSTELLENMANAGEMENT // AIT sorgt für mehr Qualität und Sicherheit EMISSIONSFREIE URBANE LOGISTIK // Auszeichnung für Leuchtturm-Projekt „EMILIA“ SCHUTZ FÜR ÖFFENTLICHE VERWALTUNG // „COMPACT“ erhöht Cyber Security deutlich
ANALYSE VON WIRKMECHANISMEN
PFLANZEN RESILIENTER MACHEN
DR.IN CLAUDIA JONAK
PRINCIPAL SCIENTIST IN THE FIELD OF PLANT STRESS BIOLOGY
Andreas Vrabl, Head of Center for Vision, Automation & Control, Nicole Brosch, Junior Scientist und Petra Thanner, Research Engineer (r.).
TOMORROWTODAY 2
MECHANISMEN ERFOLGREICHER PFLANZEN VERSTEHEN
Top-Story
Pflanzen sind eine Primärressource von großem ökonomischem und ökologischem Wert: Ihre Produktionssysteme liegen den „4 Fs“ – Food, Feed, Fiber und Fuel – zugrunde. Unter Leitung von Claudia Jonak werden am AIT innovative, nachhaltige Technologien entwickelt, die das Ertragspotenzial und die Resilienz von Pflanzen gegenüber Umweltstress erhöhen bzw. steigern. Mais, Reis, Weizen und Soja repräsentieren heute fast zwei Drittel der gesamten landwirtschaftlichen globalen Produktion. Mehrere Studien haben gezeigt, dass sich die weltweite Pflanzenproduktion bis 2050 verdoppeln muss, um den Herausforderungen durch steigende Bevölkerung, Ernährungsveränderungen und wachsenden Biokraftstoffverbrauch begegnen zu können. Doch die aktuellen Zuwachsraten decken den künftigen Bedarf bei weitem nicht. Im Gegenteil: Durch Faktoren wie den Klimawandel, die Zunahme von extremen Hitze- oder Kälteperioden, Trockenheit oder andere extrinsische Einflüsse werden das Wachstum und die Entwicklung von Pflanzen – und daher ihr Potenzial bzw. ihren landwirtschaftlichen Nutzen – stark beeinträchtigt. „In den letzten Jahrzehnten konnten wir erfolgreich den Ernteertrag steigern. Doch diese Wachstumsraten halten mit dem erwarteten nötigen Bedarf an Pflanzenprodukten nicht Schritt“, sagt Claudia Jonak, Principal Scientist in the Field of Plant Stress Biology.
Fotos und Coverbild: PicturePeople
ERTRAGSPOTENZIALE STEIGERN Der durchschnittliche Ertragsverlust bei Mais beträgt zwei Drittel des möglichen Gesamtpotenzials, bei Weizen sind es fast 80 Prozent, bei Kartoffel und Zuckerrübe an die 50 Prozent. Solche durch suboptimale oder widrige Wachstumsbedingungen verursachte Verluste kann sich die Menschheit künftig einfach nicht mehr leisten: „Wir müssen neue Lösungen finden, die Pflanzenproduktion nachhaltig zu steigern, ohne weitere Flächen für den Ackerbau aufzuschließen. Dazu müssen wir das Ertragspotenzial und die Resilienz von Nutzpflanzen gegenüber Umweltstress steigern bzw. erhöhen.“ Um entsprechende innovative und nachhaltige Technologien zu entwickeln, ist es wichtig, die Methodik erfolgreicher Pflanzen zu verstehen. „Diese setzten eine Kombination unterschiedlicher Strategien auf unterschiedlichstem Organisationslevel ein“, beschreibt es Jonak. Die AIT-Expertin hat
TOMORROWTODAY 4
Das AIT-Forschungsteam verfolgt zwei interdisziplinäre, komplementäre technologische Ansätze, um Vitalität, Robustheit und damit Ertragssicherheit von Pflanzen unter widrigen Umweltbedingungen zu erhöhen.
Hansjörg Stampfl, Maria-Amparo Asensi-Fabado, Florentina Freynschlag, Claudia Jonak, Natalie Freiberger, Bikram Pandey, Zoltán Takács (v. l. n. r.)
Top-Story
tät, die Robustheit und damit die Ertragssicherheit von Pflanzen unter widrigen Umweltbedingungen zu erhöhen.“ Metabolismus ist eng mit dem Wachstum und der Entwicklung, und damit der Leistungsfähigkeit der Pflanzen, verknüpft. Widrige Umweltbedingungen haben einen großen Einfluss auf den Stoffwechsel. Um sich erfolgreich an Umweltstress anzupassen, ist es wichtig, dass sich der Stoffwechsel an die vorherrschenden Bedingungen anpasst. Eingebettet in ein exzellentes Forschungsumfeld werden darüber hinaus Entwicklungssynergien mit der Forschungsgruppe um Angela Sessitsch geschaffen, die sich mit der Wechselwirkung zwischen Pflanzen und benefiziellen Mikroorganismen beschäftigt. In Teilbereichen leistet das AIT Pionierforschung und betritt technologisches Neuland. Bereits ausgerollte Projekte bzw. Auftragsforschungen zeigen ein enormes Potenzial, von dem sowohl die Industrie als auch die Gesellschaft langfristig profitieren werden.
Fotos: PicturePeople
ÄPFEL LÄNGER LAGERN Ein praktisches Beispiel für die Forschungsarbeiten von Claudia Jonaks Team ist das Projekt „Heißer Apfel“, in dem umweltverträgliche Behandlungen erforscht werden, um die Lagerfäule von Äpfel zu Analysiert werden u. a. die Kommunikationsstrukturen vermindern und dadurch ihre Lagerfähigkeit zu erhöder verschiedenen Organi- hen. „Im Rahmen dieser Auftragsforschung analysieren wir fundamentale Mechanismen, um Lösungen zu sationseinheiten. entwickeln, die sowohl die Obstproduzenten als auch den Handel unterstützen“, meint Jonak. „Heißer Apfel“ ist zuvor an der Universität Wien und am Gregor Mendel Institut ein gutes Beispiel dafür, wie im AIT systemübergreifend gefür molekulare Pflanzenbiologie der Österreichischen Akaforscht wird, um Wirkweisen zu verstehen und zu nutzen. demie der Wissenschaften geforscht und Analysen auf allen Organisationsebenen durchgeführt. „Ich bringe dieses Wissen ins AIT ein und möchte das Know-how über die molekularen SÜSSE IMMUNITÄT VON PFLANZEN Mechanismen der Stresstoleranz nutzen, um die Vitalität und die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegenüber widrigen Die globale Bedeutung der Pflanzenforschung belegt das Umwelteinflüssen weiterzuentwickeln und zu erhöhen“, meint Projekt „Süsse Immunität“, ein bilaterales Projekt zwischen Claudia Jonak, die mit ihren Forschungsarbeiten seit 2014 Belgien und Österreich. Hier forscht Jonaks Team daran, wie mehr als 1.000 Zitierungen erlangen konnte und vier Patente Pflanzen ihren Stoffwechsel rasch an vorherrschende Bedinbegründet hat. In ihrem Forschungsgebiet „To improve biogungen anpassen können: „Wir arbeiten an der Entwicklung mass and seed yield in fluctuating environments” zählt das von zellulären Energiesensoren, die den Stoffwechsel in kurAIT zu den führenden RTOs. zer Zeit mit dem aktuellen Energiestatus koordinieren bzw. abgleichen, um eine rasche Anpassung des Pflanzenwachstums an vorherrschende Umweltbedingungen zu ermögliINTERDISZIPLINÄRE UND chen.“ Analysiert werden unter anderem die KommunikatiKOMPLEMENTÄRE TECHNOLOGIEN onsstrukturen der verschiedenen Organisationseinheiten. „In der intrazellulären Kommunikation ist Timing alles“, meint Basierend auf ihrem Wissen über Stresssignaltransduktion Jonak. „Wir klären, welche Wirkmechanismen und Funktionsund metabolische Regulation, das die bereits am AIT existieweisen dem zugrunde liegen und wie man diese beeinflusrende Expertise komplementiert und erweitert, baut Claudia sen kann“, betont die international anerkannte Expertin für Jonak ein neues Research Topic am AIT auf: „Im Rahmen der Stresssignaltransduktion in Pflanzen. neuen AIT Strategie (2018-21) verfolgen wir zwei interdisziplinäre, komplementäre technologische Ansätze, um die Vitali-
TOMORROWTODAY 6
Im Forschungsbereich Smart and Resilient Cities setzt das AIT auf die Bündelung unterschiedlichster Kompetenzen. Artificial Intelligence soll helfen, aus dem komplexen Beziehungsgeflecht in Städten konkrete Planungsvorhaben abzuleiten. Dazu soll auch in Kürze ein eigenes Urban Intelligence Lab beitragen.
Die Stadt ist unbestritten der Lebensraum der Zukunft. Auf nur zwei Prozent der Weltoberfläche beherbergen Städte rund die Hälfte der Weltbevölkerung – bis zum Jahr 2050 wahrscheinlich sogar mehr als zwei Drittel. Diese globale Entwicklung wirft viele Fragen auf: Wie wollen wir in Zukunft leben? Wie wollen wir wohnen, wie können wir bauen, uns fortbewegen und uns mit Energie versorgen? Wie wollen wir uns ernähren? Wie werden wir unsere Städte organisieren? Wie soll die urbane und außerurbane Mobilität gestaltet werden? Das ständige Wechselspiel von Wachstum, gesellschaftlichen Visionen und realer Stadtentwicklung braucht demnach immer wieder Innovationen, um die Zukunft der Stadt zu formen
Foto: CC David Leo Veksler
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ FÜR DIE STADTPLANUNG DER ZUKUNFT
Smart City
Auf nur zwei Prozent der Weltoberfläche beherbergen die Städte rund die Hälfte der Weltbevölkerung, bis 2050 wahrscheinlich sogar mehr als zwei Drittel.
und Industrie muss es sein, Wissen und Technologien für die Planung und den Betrieb von Smart Cities zu entwickeln und damit einen Innovationsvorsprung und Wettbewerbsvorteil für Städte und Unternehmen zu generieren“, sagt Reinhard König, „vor dem Hintergrund der Digitalisierung und Dekarbonisierung unterstützen wir damit verbundenen Transformationsprozesse für eine nachhaltige Stadtentwicklung.“ Beim Cognitive Computing wird ein Computersystem nicht wie bislang üblich im Vorfeld für alle eventuellen Problemlösungen programmiert, sondern lernt selbständig immer mehr dazu. Es funktioniert im Prinzip also wie das menschliche Gehirn und kann wie dieses auf unbekannte Probleme reagieren, indem es autonom nach Lösungen sucht. „Das bekannteste Beispiel für Cognitive Computing ist das von IBM entwickelte Programm ‚Watson’, das vor sechs Jahren den ‚Jeopardy’-Meister schlagen konnte“, erklärt Reinhard König, „um so etwas zu leisten, muss der Computer den Kontext der Fragen verstehen.“ Das war bis dahin dem Menschen vorbehalten. Seit diesem spektakulären Durchbruch wird Artificial Intelligence bereits in vielen Bereichen eingesetzt. Beim AIT will man die künstliche Intelligenz nun für einen nachhaltigen, menschenfreundlichen Städtebau nutzen. „Um die komplexen Probleme einer Stadt in den Griff zu bekommen, suchen wir quasi in Kooperation mit dem Computer nach Lösungen“, so König. Der studierte Architekt und Stadtplaner arbeitet seit 2016 beim AIT. Königs Expertise im Bereich Artificial Intelligence und Stadtentwicklung fließt parallel dazu auch in das Future Cities Lab der ETH Zürich in Singapur ein. „Diese Kooperation mit Singapur ermöglich es uns, die neuesten Methoden für eine teilautomatisierte Stadtplanung zu testen“, berichtet der AIT Principal Scientist. Als Junior-Professor für Computational Architecture an der Bauhaus-Universität Weimar lehrt und forscht er überdies zu computerbasierten Methoden für eine nachhaltige Stadt- und Raumplanung und zur Entwicklung algorithmischer Entwurfsmethoden. und den unterschiedlichsten Bedürfnissen gerecht zu werden. Es sind Themen wie diese, die dazu führen, dass die Bedeutung der nachhaltigen Stadtentwicklung weltweit wächst. Am AIT setzt man dazu spezielle Akzente.
SYSTEMISCHER ANSATZ Um die ganzheitliche Ausrichtung der Stadtforschung im AIT weiter voranzubringen, wurde mit Reinhard König kürzlich ein erfahrener Experte für nachhaltige Stadt- und Raumplanung zum „Principal Scientist“ für Cognitive Urban Design Computing ernannt. „Das Ziel der österreichischen Forschung
AUS DATEN ERKENNTNISSE GEWINNEN Innovative Stadtplanung, die alle für die Stadtbewohner relevanten Aspekte berücksichtigt, ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Immerhin interagieren zahlreichen Aspekte miteinander und beeinflussen sich gegenseitig. Cognitive Computing hilft dabei, mittels Algorithmen in diesem unübersichtlichen Abhängigkeitsgeflecht zu klaren Erkenntnissen zu gelangen. Einfache Lösungen sind allerdings auch über Artificial Intelligence nicht zu haben: „In der Regel muss man sich bei der Stadtplanung um Kompromisslösungen bemühen“, so Reinhard König, „denn was etwa für den Autoverkehr gut ist, kann
TOMORROWTODAY 8
Planungsvorschläge hinsichtlich vieler Aspekte automatisch analysieren und gegenüberstellen. Zudem lassen sich mittels Cognitive Urban Design Computing beliebig viele Planungsvarianten automatisch erzeugen. Gleichzeitig kann man aus allen Varianten Gruppen herausfiltern und ähnliche Ideen im Rahmen einer „Landkarte“ zusammenführen. Planungsentscheidungen können auf diese Weise auf Basis fundierter Daten und anhand einer umfassenden Auswahl an Alternativen getroffen werden. „So lassen sich Vorhersagen dazu treffen, wie eine Planung wahrscheinlich funktionieren wird – und wie diejenigen, die davon betroffen sind, zu den Vorschlägen stehen. Das ermöglicht dann auch ein gezieltes Feedback an alle TeilnehmerInnen. Gerade der letzte Punkt ist besonders wichtig“, weiß König.
Reinhard König: „Stadtplanung ist nicht allein Energie- oder Wohnraumplanung. Wir wollen eine neue Lebensqualität im urbanen Raum ermöglichen.“
für FußgängerInnen unter Umständen eine Zumutung sein.“ Was man wie bewertet, ist letztlich das Ergebnis eines gesellschaftlichen Diskurses. Und diese politische Dimension lässt sich mit Cognitive Computing optimal in die Stadtplanung integrieren. „Über die neuen Medien können BürgerInnen künftig eine viel aktivere Rolle bei der Gestaltung ihrer Stadt einnehmen als bislang“, weiß König. Um eine Mitgestaltung der Bürger (Co-Design) zu ermöglichen, sind aber neue Tools nötig. Daher arbeitet das AIT auf mehreren Ebenen daran, entsprechende Lösungen zu entwickeln. So lassen sich stadtplanerische Prozesse durch Co-Design neu gestalten. Eine Möglichkeit ist, die UserInnen zu fragen, wo etwas platziert sein soll, wo man sich Bäume wünscht oder auch wie „Parklets“ gestaltet werden können. Diese kleinen Insellösungen, die anstelle von Parkplätzen künftig vermehrt zum Einsatz kommen sollen, werden gerade in Großstädten wie Wien immer beliebter. „Eine App kann es erleichtern, solche Projekte umzusetzen“, meint König. So könnte ein App auch entsprechende mit dem Projekt verbundene Dokumente einbetten: „Die Idee ist, klein anzufangen, Projekte zu initiieren, damit später daraus größere stadtplanerische Aktivitäten entstehen können.“ Denn die Frage sei letzten Endes ja, wie man mehrere Meinungen in ein Projekt einfließen lassen könne. Hier helfe die Künstliche Intelligenz in der Analyse. So könne man neue oder bewährte
Um alle diese Möglichkeiten zu integrieren, wird ein eigenes AIT Urban Intelligence Lab implementiert. Es soll als Treffpunkt unterschiedlicher Stakeholder dienen, Raum zum Konzept- und Ideenaustausch sein und die bisherigen Labs, die bereits in Zürich oder in Singapur bestehen, in manchen Bereichen erweitern. Es wird in einem nächsten Schritt auch möglich sein, physische Modelle in das Lab zu integrieren – ein wichtiger Aspekt beispielsweise in der Planung von großen städtischen Vorhaben. Ausserdem können sich mittels VR-Brille Interessierte dreidimensional in eine Planung hineinversetzen. Entscheidend ist für König auch hier der systematische Ansatz, der am AIT gelebt wird. „Stadtplanung ist eben nicht allein Energie- oder Wohnraumplanung. Wir wollen eine neue Lebensqualität im urbanen Raum ermöglichen“, sagt König, „dabei müssen alle Aspekte berücksichtigt werden, die Impact auf weitere Themen haben. Derzeit machen wir es uns ein bisschen einfach: Wir entwickeln Technologien, die unseren Energieverbrauch reduzieren. Die Stadt als Ganzes wird aber noch zu wenig reflektiert.“ Wenn die Städte wachsen, müssen sie mehr Menschen Wohnraum und Arbeitsplätze bieten, mehr Ressourcen schonen als heute, eine Verdichtung der Flächen anstreben oder auch neue Formen der Mobilität anbieten. „Wir müssen uns auch fragen, wo künftig die Nahrung produziert wird, die wir in der Stadt brauchen“, gibt König ein weiteres Beispiel. Das heißt für Reinhard König auch, dass die heutige Dominanz der ökonomischen Sicht zugunsten einer ökologischen, nachhaltigen Sichtweise verändert werden muss. Das wiederum bedeutet, „die bestehende Systemlogik aufzubrechen“, wie es König formuliert – also neue Lösungen anzubieten, die den Menschen nicht als Einschränkung, sondern als positive Alternativen präsentiert werden.
Foto: AIT
EIN LABOR FÜR DIE STADTPLANUNG VON MORGEN
Performance & Success
FOCUS ON PERFORMANCE & SUCCESS Brigitte Bach: „Große Chance
EBE SMART.BASE
für alle beteiligten Unterneh-
INNOVATIVES BAUSTELLENMANAGEMENTSYSTEM
men und den Wirtschaftsstandort Österreich“
Für Verkehrsmanagementsysteme ist die automatische Datenerfassung und -verarbeitung rund um Baustellen und Verkehrsereignissen oft problematisch: zeitlicher Beginn und das Ende einer Baustelle bzw. Auf- und Abbau der Leiteinrichtungen werden zumeist händisch dokumentiert, die Daten stehen nicht aktuell und in digital verarbeitbarer Form zur Verfügung. Zudem sind die Einträge im Bautagebuch nicht immer vollständig und die Informationen können nicht zeitgerecht an die Ver-
INNOVATIONSCLUSTER
Fotos: AIT, Asfinag
ENERGIEWENDE IN DER INDUSTRIE „NEFI – New Energy for Industry“ erhält den Zuschlag für die Errichtung einer thematischen Vorzeigeregion für Energieinnovationen. Der Innovationscluster hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen der Industrie deutlich zu reduzieren, bis zu 100 % erneuerbare Energien einzusetzen und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. NEFI wurde als eine von drei Vorzeigeregionen ausgewählt, um Energieinnovationen in Österreich voranzutreiben. Das österreichische Konsortium will in den nächsten 8 Jahren demonstrieren, dass eine vollständige Dekarbonisierung und der Einsatz von bis zu 100 % erneuerbarer Energie in der Industrie mit Innovationen aus Österreich machbar, wirtschaftlich sinnvoll und ökologisch vorteilhaft ist. „Wir sind hocherfreut, dass unser Konsortium aus über 80 Unternehmen, 14 Forschungseinrichtungen und 5 öffentlichen Institutionen jetzt beweisen kann, dass die österreichische Industrie mit innovativen Technologien ‚Made in Austria‘ einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten kann“, sagt Brigitte Bach, Head of Center for Energy und Leiterin des NEFI-Innovationsclusters. Mehr dazu auf www.nefi.at sowie auf www.vorzeigeregion-energie.at
AIT-Know-how für besseres Verkehrsmanagement auf Baustellen.
kehrsmanagementsysteme übertragen werden. All das führt immer wieder zu Fehlinformationen und zur Reduzierung der Servicequalität. Daher hat das AIT gemeinsame mit EBE Solutions GmbH und heimbuchner consulting GmbH die neue Internet of Things (IoT)-Fußplatte „EBE Smart.Base“ zur Detektion und Übertragung der Verkehrsqualität und von Stauerscheinungen im Baustellenbereich entwickelt. Diese funktioniert praktisch als Ein-AusSchalter für eine Baustelle und übermittelt in Echtzeit den Aktivierungszustand an ein Verkehrsmanagementsystem. Die Aufstellung verursacht keinen Mehraufwand für das Baustellenpersonal und gliedert sich somit lückenlos in den normalen Baustellenbetrieb ein. Im Auftrag der ASFINAG entwickeln die ExpertInnen des AIT Center for Mobility Systems darüber hinaus gemeinsam mit EBE Solutions GmbH und der Franz Janschitz Ges.m.b.H. den sogenannten IMIS Trailer – einen intelligenten, mit entsprechender Sensorik ausgestatteten Vorwarn-Anhänger, der dazu beitragen soll, das Straßenverkehrsnetz in Österreich sicherer zu gestalten. Projektleiter Michael Aleksa vom AIT Center for Mobility Systems: „Unsere Aufgabe im Projekt besteht in erster Linie darin, die adäquate Datenverarbeitung sicherzustellen und jene Schnittstellen zu implementieren, die eine reibungslose Übertragung zwischen Trailer und Verkehrsleitstand möglich machen.“
TOMORROWTODAY 10
AUSZEICHNUNG
HORIZON 2020
BEST PAPER AWARD FÜR BERNHARD DACHS
ABSCHLUSSKONFERENZ FRESHER-PROJEKT
Bernhard Dachs vom AIT Center für Innovation Systems & Policy gewann bei der CONCORDi-Konferenz der Europäischen Kommission in Sevilla den Preis für das beste Paper. Das Paper untersucht Rückverlagerungen von Produktionsaktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz und kommt zum Schluss, dass neue Technologien wie Industrie 4.0 in einem positiven Zusammenhang mit Rückverlagerungen stehen. Dieser Zusammenhang erklärt sich aus dem Wunsch vieler Firmen, die Flexibilität ihrer Produktionsprozesse zu steigern. Sowohl Industrie 4.0 als auch Rückverlagerungen helfen Firmen, dieses Ziel zu erreichen. Die Erwartung ist, dass es deshalb auch in Zukunft zu deutlich mehr Rückverlagerungen kommen wird.
Zivilisationskrankheiten (non-communicable diseases, NCDs) wie z. B. Diabetes, Krebs, Fettleibigkeit oder Herzgefäßerkrankungen sind die häufigste Todesursache von Menschen in der EU und der größte Kostentreiber bei den Gesundheitsausgaben. Wie können wir diese Krankheiten und ihre Ursachen eingrenzen und was ist die Rolle der Politik dabei? Diese Fragen stellte das Projekt FRESHER „Foresight and Modelling for European Health Policy and Regulation“. Am 7.12. fand nach erfolgreicher 3-jähriger Forschungsarbeit des AIT Center for Innovation Systems & Policy sowie Energy, die Abschlusskonferenz in Brüssel statt. Ergebnisse waren u. a. verschiedene Szenarien zur Entwicklung von NCDs. Diese unterschieden sich z.B. hinsichtlich der Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung, der Ausprägungen der Emissionen, der baulichen Verdichtung der Städte oder Ausgewogenheit der Ernährung. Diese Faktoren haben starken Einfluss auf die öffentliche Gesundheit und sollten politisch reguliert werden. Mögliche Maßnahmen wurden im Projekt unter Beteiligung der OECD in einem Mikrosimulationsverfahren erstellt. Als wichtigste Ansatzpunkte haben die WissenschaftlerInnen die Beseitigung der gesellschaftlichen Ungleichheit und einen besseren und gerechteren Zugang zur Gesundheitsversorgung identifiziert. Infos: www.fresher-project.eu
BATTERIEFORSCHUNG
BEST STUDENT ORAL PRESENTATION AWARD FÜR KATJA FRÖHLICH Katja Fröhlich, Junior Scientist des Batterieforschungsteams im Center for Low-Emission Transport, wurde beim E-MRS Fall MEETING (European Materials Research Society) in Warschau für ihren Vortrag zum Thema „Materials for energy storage, production & harvesting applications” mit dem „Best Student Oral Presentation Award“ ausgezeichnet.
Bernhard Dachs hat sich mit Rückverla-
Das gesamte Forschungsteam freut sich mit Katja Fröhlich über ihren herausragenden Erfolg.
Fotos: AIT, AIT/Krischanz Zeiler
gerungen von Produktionen beschäftigt.
MULTIMODALER VERKEHR
FUTURE CITY TIFLIS: WIRKUNGSANALYSE DES WICHTIGSTEN ÖV-KNOTENS Die ForscherInnen des Centers for Mobility Systems lieferten im Auftrag der Asian Development Bank einen Beitrag zur Umgestaltung und Modernisierung des ÖV-Knotens rund um die Metro-Station Didube im Norden der georgischen Hauptstadt Tiflis. Unter Anwendung von IMPACT und SIMULATE wurden in verschiedenen Szenarien die Einführung eines Bus-Rapid-Transit-Systems, die Zusammenlegung der zurzeit sehr ver-
Wiens Stadträtin Ulli Sima, EMILIA-Projekt leiter Boschidar Ganev, VCÖ-Sprecher Christian Gratzer und Peter Ullrich von der ÖBB-Infrastruktur AG (v. l. n. r.).
URBANE LOGISTIK
Fotos: Wimmer/AMP, AIT
VCÖ-PREIS FÜR EMILIA Das Leuchtturm-Projekt EMILIA gewann den VCÖ-Mobilitätspreis 2017 für Wien. Boschidar Ganev, AIT-Experte und Projektkoordinator von EMILIA, nahm von Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima die Auszeichnung stellvertretend für 14 österreichische Projektpartner entgegen. EMILIA („Electric Mobility for Innovative Freight Logistics In Austria“) entwickelt Lösungen für eine CO2freie urbane Logistik. Mit neuartigen Logistikkonzepten und technologischen Optimierungen soll die Belieferung in Städten durch den Einsatz von E-Fahrzeugen umweltfreundlich, flexibel und effizient werden. EMILIA ermöglicht eine Express-Lebensmittel-Zustellung binnen 60 Minuten mit dem elektrischen Lastenrad und verbessert die Paketzustellung in der Seestadt Aspern durch einen lokalen Paketshop und den Einsatz von E-Mobilen. Gleichzeitig erhöht EMILIA die Fahrzeugreichweite um 15 % mit neuartigem Motor und Antriebsumrichter. Mehr auf: www.emilia-project.at
Das AIT analysierte verschiedene Modelle im ÖV-Angebot rund um den Knoten Didube in Tiflis.
teilt platzierten Regionalbus-Stationen zu einem zentralen Busbahnhof sowie verschiedene Arten der fußläufigen Verbindung zwischen den einzelnen Haltepunkten betrachtet. Dazu wurden eine mikroskopische Verkehrssimulation implementiert und mit PTV VISSIM das multimodale Verkehrsgeschehen im Stationsumfeld bzw. mit dem von AIT entwickelten Fußgängersimulationsframework die Passagierströme im Inneren der Station simuliert und einer Wirkungsanalyse unterzogen. „Als Ergebnis wurde eine Bewertung der verschiedenen Szenarien und Maßnahmen geliefert, die als Entscheidungshilfe für die Stakeholder in der Stadtverwaltung dienen soll, welche Maßnahmen gesetzt und in welcher Reihenfolge sie umgesetzt werden sollten“, betont Gernot Lenz, Research Engineer am AIT Center for Mobility Systems. VERANSTALTUNG
10. RANSHOFENER LEICHTMETALLTAGE Die Ranshofener Leichtmetalltage feiern heuer ihr 10. Jubiläum und laden WerkstoffwissenschaftlerInnen und ExpertInnen aus der Leichtmetallbranche zum Fachaustausch ein. Vom 13. bis 14. Juni 2018 dreht sich in Linz alles um „Hochleistungsmetalle und Prozesse für den Leichtbau der Zukunft“. Anlässlich dieses Meilensteins überrascht das LKR seine Teilnehmer mit einigen Neuerungen am Konferenz-Konzept: neue Vortrags-Formate, digitale Konferenz-Tools, Moderator Andreas Jäger (ORF III) sowie den traditionellen Abend-Empfang im ARS ELECTRONICA. Early-Bird-Tickets bis 17.01.2018 unter: www.lmt.ait.ac.at
TOMORROWTODAY 12
EU-PROJEKT
SI-DRIVE STÄRKT SOZIALE INNOVATION Soziale Innovation gilt als Schlüsselkomponente, um auf gesellschaftliche Herausforderungen zu antworten und brennende strukturelle Probleme zu lösen. „Für uns steht im Vordergrund, dass soziale Innovation absichtsvoll versucht, auf ein soziales Problem einzugehen und es zu lösen“, sagt Doris Schartinger vom AIT Center for Innovation Systems & Policy. Mit zahlreichen internationalen Partnern zielte das EU-Projekt SI-Drive darauf ab, theoretische und empirische Grundlagen dafür zu verbessern und Empfehlungen für zukünftige Politikstrategien zu entwickeln. Eine weltweite Datenbank, wo über 1.000 Beiträge zu sozialer Innovation gesammelt sind, lieferte die Grundlage. Ende Oktober wurden in Brüssel die Ergebnisse präsentiert und Politik-Empfehlungen diskutiert.
Stephanie Schwarz entwickelt im Rahmen von kURAGE innovative Trainingskonzepte.
KURAGE
PERSUASIVES SPIEL FÖRDERT ZIVILCOURAGE IM ALLTAG
Der Publikumsandrang auf dem diesjährigen Smart City Expo World Congress war enorm.
KONGRESS
ONE-STOP-SHOP FÜR DIE SMART CITY Das AIT Austrian Institute of Technology präsentierte seine umfangreichen Services für Stadtplanung und Mobilität der Zukunft auf dem Smart City Expo World Congress in Barcelona. Die Palette reicht von Architektur und Stadtplanung über Energie und Mobilität bis hin zur IKT und vereint wissenschaftliche Expertise und langjährige Umsetzungskompetenz für urbane Innovationen. ExpertInnen des AIT analysieren dabei die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Ebenen und Dimensionen des städtischen Netzwerks, das Menschen, Gebäude, Mobilität und Infrastruktur ebenso umfasst wie Prozesse, Klima, Daten und Informationen. Das AIT hat eine breite Palette von Tools entwickelt, um ein nachhaltiges, leistbares und effizientes Mobilitätssystem für die Städte der Zukunft zu schaffen. Das AIT setzt unter anderem Smartphones ein, um die zurückgelegten Wege und verwendeten Verkehrsmittel von Personen automatisch zu erfassen.
Fotos: Rita Skof, Fira de Barcelona
„Soll ich einschreiten oder nicht?“ Im Alltag ergeben sich oft Situationen, die Zivilcourage oder Hilfeleistung erfordern. PassantInnen müssen die Notwendigkeit eines Eingreifens abwägen, ohne dabei ihre eigene Sicherheit zu gefährden. Das Projekt kURAGE untersucht Einflussfaktoren auf prosoziales Verhalten, wie z. B. Persönlichkeitsfaktoren oder generelle Einstellung gegenüber der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zukunft. „Basierend auf den Ergebnissen von zwei Feldexperimenten entwickeln wir ein Konzept für ein interaktives, persuasives Spiel, um Situationen, in denen ein Einschreiten aufgrund von Zivilcourage erwünscht ist, zu simulieren“, erklärt Stephanie Schwarz, Scientist am AIT Center for Technology Experience. Dieses Spielkonzept soll Einschränkungen von aktuell verwendeten Trainingskonzepten überwinden und somit effektiv prosoziales Verhalten in Zivilcourage erfordernden Situationen fördern.
INNOVATION CALENDAR Dank AIT-Technologien sollen öffentliche Verwaltungen künftig besser geschützt werden.
COMPACT
CYBER SECURITY FÜR DIE ÖFFENTLICHE VERWALTUNG Cyber-Angriffe stellen für die öffentliche Verwaltung ein immer größer werdendes Risiko dar. Im Projekt COMPACT werden daher innovative, effektive und spielerische Cyber Security Awareness-Methoden erforscht, entwickelt und evaluiert. Ziel ist es, die öffentlichen Verwaltungseinheiten und Ihre MitarbeiterInnen fit gegen Cyber-Angriffe zu machen. Außerdem vernetzt das Projekt bereits bestehende EUInitiativen und fördert den Informationsaustausch zwischen europäischen öffentlichen Betrieben. Das Center for Technology Experience leitet zwei Tasks zu den Themen Psychological Factors und Awareness Methods. „Bei den Awareness Methods entwickeln wir Interventionsmethodiken auf Basis von Gamification, um das Wissen und Bewusstsein der MitarbeiterInnen um Informationssicherheit in öffentlichen Betrieben zu erhöhen“, so Projektleiterin Cornelia Gerdenitsch. Das EU-Projekt läuft noch bis Ende 2019. Mehr dazu auf: www.compact-project.eu IKT-MASTERPIECE AWARD
Foto: Freepik/ by xb100
ROTES KREUZ PUNKTET MIT AIT-TECHNOLOGIE Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) belegte den zweiten Platz beim IKT-Masterpiece Award 2017. Somit erhielt zum zweiten Mal nach 2015 ein innovatives IKT-Projekt mit AIT-Technologie eine Auszeichnung bei diesem Wettbewerb. Das ÖRK entwickelte in enger Kooperation mit dem AIT eine Multi-Stakeholder-Plattform für das Crowd Tasking mit dem Ziel, den Einsatz von freiwilligen Helfern und die Erhöhung der Resilienz der Bevölkerung im Krisen- und Katastrophenfall zu optimieren. Die Besonderheit betrifft den weltweit in diesem Kontext einzigartigen Ansatz einer Verknüpfung von hierarchisch orientierten Strukturen und IT-Systemen mit den heute omnipräsenten Smartphones und sozialen Medien. Der dadurch unterstütze Crowd-Gedanke kommt im Katastrophenfall allen Bürgern zugute. „Wir haben im Kontext unseres Forschungsschwerpunkts im Krisen- und Katastrophenmanagement unsere Kompetenzen im Bereich der agilen Software- und IT-Systementwicklung eingebracht“, freut sich Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security am AIT, über die Anerkennung der Jury.
15.01.2018 // TOUR D‘ EUROPE Das AIT organisiert einen Workshop von Research and Innovation Staff Exchange (RISE) sowie dem schwedischen Thinktank zum Thema „Europas Forschungsund Innovationspolitik“. Ort: Wien AIT-Kontakt: Matthias Weber // 16.-18.01.2018 // EUROGUSS 2018 Die EUROGUSS gilt mit rund 600 Ausstellern und mehr als 12.000 erwarteten Fachbesuchern als führende Fachmesse rund um die gesamte Druckguss-Wertschöpfungskette. Ort: Nürnberg AIT-Kontakt: Andreas Kraly Infos: euroguss.de/ // 26.01.2018 // CRESSI FINAL CONFERENCE Abschlusskonferenz des EU-Projekts “CRESSI – Creating an Economic Space for Social Innovation”. Ort: Oxford AIT-Kontakt: Susanne Giesecke Infos: www.sbs.ox.ac.uk/ // 29.01.-02.02.2018 // VIENNA CYBER SECURITY WEEK 2018 Die internationale Fachkonferenz präsentiert innovative Ansätze und Lösungen zur Sicherheitsforschung. Infos: energypact.org/2018viennacybersecurityweek/ // //30-31.01.2018 // RISIS WEEK Internationaler Workshop im Rahmen des RISIS-Projekts zum Aufbau einer Forschungsinfrastruktur für Europa. Ort: Paris AIT-Kontakt: Thomas Scherngell Infos: risis.eu/events //
TOMORROWTODAY 14
MOBILITÄTSERHEBUNGEN MIT SMARTPHONES AIT Smart Survey bietet ein effizientes, qualitativ hochwertiges und kostengünstiges Service zur Sammlung von Mobilitätsinformationen mit Smartphones. Die zurückgelegten Wege und verwendeten Verkehrsmittel werden mittels Smartphone automatisch erhoben und in einem digitalen Mobilitätstagebuch gespeichert – weitaus genauer als bei einer schriftlichen Erfassung. Von Markus Ray, Head of Business Unit Dynamic Transportation Systems und Peter Widhalm, Scientist, AIT Center for Mobility Systems
Eine effiziente Planung und Gestaltung des Mobilitätsangebots erfordert die Erhebung umfassender Daten über das multimodale Personenmobilitätsverhalten. In diesem Zusammenhang stellen die Modellierung und Prognose der Verkehrsnachfrage besonders hohe Anforderungen an die Datengrundlage. In Bezug auf Detailgrad und Umfang sind im Rahmen von Mobilitätserhebungen dabei folgende Anforderungen zu berücksichtigen: • möglichst lückenlose Erfassung aller Wege und Etappen der intermodalen Wegekette, unabhängig von ihrer Länge und der Fortbewegungsform (z. B. auch kurze Fußwege); • detaillierte Informationen über Routen- und Verkehrsmittelwahl sowie aller multimodalen Umsteigeorte und -zeiten; • Langzeiterhebung des Mobilitätsverhaltens über mindestens eine Woche, da sich Multimodalität und Mobilität innerhalb und außerhalb der Alltagsroutine erst über einen längeren Zeitraum manifestieren: die Anzahl genutzter
•
Verkehrsmittel steigt erst nach etwa 7 Tagen nicht mehr deutlich an (Beckmann et al., 2006) und auch der typische Rhythmus, in dem sich viele Aktivitäten und Wege zyklisch wiederholen, zeigt sich erst nach mindestens einer Woche; kontinuierliche Aktualisierung der Daten für die Analyse von Trends und Anpassungen des Mobilitätsverhaltens an neue Angebote.
Zu diesen Aspekten der Personenmobilität liegen noch sehr wenige gesicherte empirische Daten vor, da sie aufgrund der besonders hohen Anforderungen an Erhebungsdetails und Beobachtungsdauer schwer zu erfassen sind.
TRADITIONELLE ERHEBUNGEN Etablierte Erhebungsverfahren, wie sie derzeit in Deutschland und Österreich angewendet werden, umfassen schriftlich-postalische Aus- und Rücksendung von händisch durch
Scientific Paper
die ProbandInnen auszufüllender Fragebögen und Mobilitätstagebücher, Telefoninterviews und webbasierte Befragungen. Diese Methoden sind mit großem zeitlichen und finanziellen Aufwand und einer großen Belastung der ProbandInnen verbunden. Daher sind traditionelle Erhebungen auf einige wenige Stichtage begrenzt und werden nur sehr selten wiederholt, um die erhobenen Daten zu aktualisieren. Die gewählte Route, Wegetappen und intermodale Umsteigepunkte werden nicht erfasst. Multimodale Wege werden einem Hauptverkehrsmittel zugeordnet oder nur sehr vereinfacht repräsentiert. Besonders aktive Fortbewegungsformen wie Gehen und Radfahren werden dabei oft nur unzureichend abgebildet. Wenn die ProbandInnen ihre Wege aus dem Gedächtnis rekonstruieren, besteht außerdem die Gefahr, dass die Wegeketten ungenau und lückenhaft berichtet werden. Im Rahmen der BRAWISIMO-Erhebung (Region BRAtislava WIen: StudIe zum MObilitätsverhalten) sowie der kürzlich abgeschlossenen Haushaltsbefragung „Österreich unterwegs“ wurden lediglich zwei Erhebungstage abgefragt. Schon am zweiten Tag zeigte sich eine deutliche Abnahme der Teilnahmebereitschaft der ProbandInnen, die sich in einer nicht durch andere Faktoren erklärbare systematische Reduktion der Anzahl berichteter Wege äußert. Um den resultierenden Verzerrungen entgegenzuwirken, muss den weiteren Erhebungstagen daher eine gesonderte Gewichtung zur Korrektur der Tageswegehäufigkeit zugeführt werden. Die erhobenen Wegedaten enthalten die Wegquelle und das Wegeziel, jedoch keine Information über Wegetappen und die gewählte Route. Nur das Hauptverkehrsmittel und JA/NEIN-Angaben zu anderen verwendeten Verkehrsmitteln wurden abgefragt, aber weder Reihenfolge noch Länge pro Modus und auch keine Daten zu Umsteigepunkten oder -zeiten.
Foto: AIT
TECHNOLOGIEGESTÜTZTE ERHEBUNGEN Um die Qualität und den Detailierungsgrad der erhobenen Daten zu verbessern, wurde in den letzten Jahren der Einsatz von GPS-Loggern in Prompted Recall-Erhebungen intensiv untersucht. Bei diesen Verfahren werden die gesammelten GPS-Daten den ProbandInnen in einer nachfolgenden Befragung als Erinnerungshilfe vorgelegt, um weitere Details zu den Wegen und Aktivitäten abzufragen. Um die Befragungslast für die ProbandInnen bei der Erfassung multimodaler Wege zu verringern, wurden im abgeschlossenen Projekt MODE bereits Algorithmen zu einer automatisierten Verkehrsmittelerkennung entwickelt. Dazu wurden Daten aus passiven GPS-Loggern genutzt, die im Vorgänger-Projekt MobiFIT gesammelt worden waren. Der Einsatz von GPS-Loggern bringt jedoch Aufwand und Kosten für die Anschaffung und den Hinund Rückversand der Geräte sowie für die Schulung der ProbandInnen mit sich. Bei der Konzeption von „Österreich unterwegs“ wurde die Verwendung von GPS-Loggern daher als zu kostspielig erachtet.
SMARTPHONES STATT GPS-LOGGER Der Einsatz von Smartphones anstelle von GPS-Loggern hat den Vorteil, dass ein großer Teil der Bevölkerung bereits über entsprechende Geräte verfügt und der Hin- und Rückversand der Geräte und Einschulung für die grundlegende Handhabung der Geräte entfallen. Smartphones verfügen zudem über zahlreiche Sensoren wie Accelerometer, Gyroskop und Magnetfeldkompass, die wertvolle zusätzliche Information für die automatisierte Rekonstruktion der Route, Wegetappen und der verwendeten Verkehrsmittel liefern können. In den Vorgängerprojekten NEMO-PHONE und PROVAMO, beide gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technology (bmvit) im Rahmen des Mobilitätsforschungsprogramms der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), wurden bereits Verfahren entwickelt, die mit Hilfe von Smartphones multimodale Reiserouten und die verwendeten Verkehrsmittel automatisiert erfassen und in einem detaillierten digitalen Wegetagebuch protokollieren. Die Ergebnisse dieser Projekte mündeten in einer Integration in AIT Smart Survey, einem von AIT entwickelten Erhebungs-System bestehend aus einer Smartphone-App, einem Backend-Server für die Speicherung und Verarbeitung der gesammelten Daten und einer Web-Applikation für die Einsicht, Kontrolle und Korrektur der erhobenen Wegedaten. Im Projekt ULTIMO wurde das technologiegestützte Verfahren um die automatische Erkennung der Wegezwecke erweitert. Zwecks Vermeidung von Benutzerinteraktionen zum manuellen Starten und Stoppen der Wegeaufzeichnung wurde in ULTIMO außerdem bereits eine automatische Erkennung von Wegebeginn und -ende entwickelt, die es erlaubt, den GPS-Empfang automatisiert nur für die Dauer eines Weges zu aktivieren und danach wieder abzuschalten.
In jüngster Zeit kam Smart Survey in drei weiteren Projekten zum Einsatz: - In der Studie DISCOVER wurde untersucht, welcher Mehrwert aus technologiebasierten Mobilitätser hebungen gewonnen werden kann. - Im Rahmen des Projekts MultiMo haben die Wiener Stadtwerke eine Erhebung des multimodalen Verkehrsverhaltens der NutzerInnen der WienMobil-Lab-Anwendung durchgeführt. - Gemeinsam mit bmvit, Land Steiermark, Land Kärnten und ÖBB wurde das Projekt Smart Journey – eine App für alle Öffis – durchgeführt. Ziel war es, zu erforschen, wie genau und zuverlässig die Fahrt– erkennung mittels Smartphone-App funktioniert.
TOMORROWTODAY 16
„BRIDGING“ IN SOZIALEN NETZWERKEN
BELASTUNGEN VON LÄRMSCHUTZWÄNDEN
ANALYSE VON UNFÄLLEN AN KREUZUNGEN
Dieser Artikel stellt einen neuen Ansatz der Sozialen Netzwerkanalyse vor, um die Positionierung von Akteuren in F&ENetzwerken zu beschreiben. Vor dem Hintergrund des wachsenden Interesses an Indikatoren zur Positionierung von Akteuren in F&E-Netzwerken, wird die ‚Bridging‘-Zentralität (BC) als eine neues Maß vorgeschlagen. Diese basiert auf dem Konzept von ‚Bridging paths‘, d. h. zwei Links, die drei Akteure (z. B. Forschungsorganisationen) miteinander verbinden. ‚Bridging‘ wird als zentrales Element zur Erweiterung der Wissensbasis einer Organisation betrachtet, insbesondere in Bezug auf nicht redundantes Wissen. Da ‚Bridges‘ auf der Ebene von Forschungsteams oft nicht beobachtbar sind, schlagen wir ein approximiertes Maß vor, indem wir BC als Funktion der Beteiligungsintensität eines Knotens, seiner Offenheit und der Diversifizierung von Verbindungen zu anderen Knoten beschreiben. Ein illustratives Beispiel zu Ko-Publikationsnetzwerken in der Nanotechnologie zeigt die Charakteristika des neuen Maßes auf und verdeutlicht die über den Stand der Literatur hinausgehenden Interpretationsmöglichkeiten.
Die Ermittlung der bei Zugvorbeifahrt an Lärmschutzwänden (LSW) entlang von Hochgeschwindigkeitsstrecken der Bahn einwirkenden aerodynamischen Druck-/Sog-Belastungen ist in unterschiedlichen Normen und Richtlinien geregelt. Das Paper behandelt derzeit in Anwendung befindlichen Normen und Regelwerke und erläutert die theoretischen Hintergründe der Berechnungsansätze. So wird die Anwendung der unterschiedlichen Normen und Regelwerke zur Ermittlung der aerodynamischen Druck-/Sog-Belastungen für einen allgemeinen und einen konkret ausgeführten Fall einer Lärmschutzwand auf offener Strecke demonstriert. Anschließend werden die Unterschiede in den Ergebnissen diskutiert. Bei einer Lärmschutzwand wurde von 2012 bis 2014 eine Dauermessstelle betrieben. Neben den tatsächlich bei Zugvorbeifahrt auftretenden Belastungen (Einwirkungsseite) wurde auch die Reaktion der Lärmschutzwand (Widerstandseite) gemessen. Am Lärmschutzwandsteher wurden Dehnmessstreifen instrumentiert und die Spannungsschwingbreiten ermittelt. Die Ergebnisse der Dauermessstelle werden mit den Ergebnissen, die sich gemäß den unterschiedlichen Normen und Regelwerken ergeben, verglichen und diskutiert.
Angesichts der jüngsten Fortschritte bei autonomen Fahrfunktionen besteht Bedarf an umfassenden Tests in virtuellen Simulationsumgebungen sowie auf realen Teststrecken. Dieser Artikel stellt ein neuartiges Datenanalyseverfahren vor, das die Vorbereitung, Analyse und Visualisierung von Unfalldaten umfasst, um kritische Pre-Crash-Szenarien an Kreuzungen als Grundlage für die Prüfung der Sicherheit von automatisierten Fahrsystemen zu identifizieren. Das Verfahren verwendet die k-Medoid-Methode, um historische Unfalldaten an Kreuzungen nach verschiedenen Faktoren zu clustern, und wendet Assoziationsregeln auf jeden Cluster an, um Fahrszenarien detaillierter zu spezifizieren. Die Studie ergab 13 Crash-Cluster für T-Kreuzungen und sechs Cluster für vierarmige Kreuzungen. Die Assoziationsregeln ergaben gemeinsame Crash-Merkmale, welche die Grundlage für die Szenariobeschreibungen bildeten. Die Ergebnisse stützen bestehende Ergebnisse bei Straßenverkehrsunfällen und bieten Benchmark-Situationen für Sicherheitstests.
Laurent Bergé, Thomas Scherngell , Iris Wanzenböck: “Bridging centrality as an indicator to measure the ‘bridging role’ of actors in networks: An application to the European Nanotechnology co-publication network.”; Journal of Informetrics, Volume 11, Issue 4, November 2017, Pages 1031-1042
S. Lachinger, M. Reiterer, H. Kari: „Lärmschutzwände entlang von Hochgeschwindigkeitsstrecken: Normung Berechnung – Messung“; Bauingenieur, 92. Jahrgang (2017), 92; S. 39 - 49.
P. Nitsche, R. Stütz, R. Welsh, P. Thomas: „Pre-crash scenarios at road junctions: A clustering method for car crash data“; Accident Analysis and Prevention, Elsevier (2017), 107; S. 137 - 151.
Impressum: Redaktionsleitung: Michael H. Hlava, Produktionsleitung: Daniel Pepl, Redaktion: Beatrice Fröhlich-Rath, Florian Hainz, Silvia Haselhuhn, Elisabeth Mrakotsky, M ichael Mürling, Fabian Purtscher, Juliane Thoß. Feedback bitte an: presse@ait.ac.at