Tomorrow Today, 07/2013

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Developing the technologies, methods and tools of tomorrow

Neues SmartEST-Labor:

VERKNÜPFUNG ZWISCHEN VIRTUELLER UND REALER WELT ��

MOBILITY

GESICHERTER KONZERTGENUSS FORESIGHT & POLICY DEVELOPMENT

WISSENSCHAFTLICHER TELLERRAND-BLICK

SAFETY & SECURITY

WOLKIGE AUSSICHTEN FÜR KRITISCHE INFRASTRUKTUREN HEALTH & ENVIRONMENT

NATÜRLICHES EMPOWERMENT FÜR PFLANZEN


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ALPBACHER ALPBACHER ALPBACHER ALPBACHER ALPBACHER TECHNOLOGIEGESPRÄCHE TECHNOLOGIEGESPRÄCHE TECHNOLOGIEGESPRÄCHE TECHNOLOGIEGESPRÄCHE TECHNOLOGIEGESPRÄCHE 2013 2013 2013 2013 2013 TECHNOLOGIEGESPRÄCHE 2013 Die Zukunft der Innovation: Voraussetzungen - Erfahrungen - Werte

22.-24.08.2013 22.-24.08.2013 22.-24.08.2013 22.-24.08.2013 22.-24.08.2013 22.-24.08.2013 Congress Congress Congress Congress Congress Centrum Centrum Centrum Centrum Centrum Alpbach/Tirol Alpbach/Tirol Alpbach/Tirol Alpbach/Tirol Alpbach/Tirol Congress Centrum Alpbach/Tirol

Informationen: www.alpbach-technologyforum.com, Auskünfte: claudia.klement@ait.ac.at

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➜ INHALT/EDITORIAL

AIT-BILANZ 2012

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FAHRPLAN DURCH DIE ALPBACHER TECHNOLOGIEGESPRÄCHE

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Vom 22. bis 24. August ist das Gipfeltreffen der heimischen und internationalen FTI-Szene. Verpassen Sie nicht den Anschluss und melden Sie sich noch heute an.

CLOUD-COMPUTING FÜR KRITISCHE INFRASTRUKTUREN

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Die Datenwolke hat mit zahlreichen Cloud Services längst bei Privatanwendern Einzug gehalten. Nun arbeitet das AIT im EU-Projekt SECCRIT daran, dass selbst kritische Infrastrukturen die Vorteile des Cloud-Computing nützen können.

VERKNÜPFUNG ZWISCHEN VIRTUELLER UND REALER WELT

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Seit Ende April verfügt das AIT Austrian Institute of Technology mit dem SmartEST-Labor über Europas modernste Infrastruktur in der Smart Grid-Forschung.

NATÜRLICHES EMPOWERMENT FÜR PFLANZEN

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Pflanzen stehen in enger Beziehung zu Bakterien in ihrer Umgebung. Diese symbiotischen Verhältnisse stärken auf natürliche Weise ihre Widerstandskräfte und fördern das Wachstum. AIT-ForscherInnen nutzen ihr Wissen um die Pflanzen- Bakterien-Interaktion für zahlreiche Anwendungen – nicht nur im Agro-Bereich.

GESICHERTER KONZERTGENUSS

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AIT sorgt mit ausgefeilten Methoden der Modellierung und Simulation für erhöhte Sicherheit der BesucherInnen von Großveranstaltungen – so auch beim Sommernachtskonzert im Schlosspark Schönbrunn.

WISSENSCHAFTLICHER TELLERRAND-BLICK

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Mit der „International Foresight Academy“ werden erstmals Foresight-Aktivitäten rund um die Welt verbunden. Das vom AIT koordinierte EU-Projekt untersucht beispielsweise, wie Foresight zur Organisation partizipativer Prozesse in Demokratien verwendet werden kann.

AIT SENIOR SCIENTIST PHILINE WARNKE

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INNOVATIONSKALENDER

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SCIENTIFIC PAPERS

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Foto: www.peterrigaud.com

EDITORIAL Volle Auftragsbücher, das fünfte Jahr in Folge schwarze Zahlen, durchwegs Lob – sowohl vom Aufsichtsrat, von Forschungspartnern und auch von unseren Shareholdern: Die Performance des AIT Austrian Institute of Technology hat den richtigen Vortrieb. Das bestätigen auch die Anfang Juni im Rahmen unserer Bilanzpressekonferenz präsentierten Zahlen. Auf den nächsten Seiten lesen Sie, an welchen strategischen Stellschrauben zu drehen war, um trotz weltwirtschaftlich bewegter Zeiten derart stabile Forschungserträge einzufahren. Und dieser erfreuliche Trend, so zeigen es die stetig steigenden Forschungskooperationen, wird sich auch in diesem Jahr fortsetzen. Maßgeblicher Strategiehebel war dabei zweifelsfrei die Fokussierung auf ausgewählte Forschungsbereiche entlang der globalen Infrastrukturthemen der Zukunft. In diesen auf fünf Departments aufgeteilten Forschungsfeldern haben wir uns zum Ziel gesetzt, mittels konsequenter Ausrichtung auf Systemkompetenz unseren Forschungs- und Industriepartnern jenen Technologie- und Innovationsoutput zu liefern, den sie morgen dringend für ihr Business brauchen. Auch in der vorliegenden Ausgabe werden Sie erkennen, dass jene Themen, die vom AIT aufgegriffen werden, schon bald unser Leben maßgeblich mitprägen. Beispielsweise arbeiten AIT-WissenschaftlerInnen im neuen SmartESTLabor – übrigens das einzige seiner Art in ganz Europa – an innovativen Lösungen zur Einbettung alternativer Energiesysteme in so genannte „Smart Grids“, also in interaktive, „intelligente“ Stromnetze. Im Health & Environment-Department forschen KollegInnen an speziellen Pflanzen-Bakterien-Interaktionen, die die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen Schädlinge auf natürliche Weise maximal stärken können. Schädlingen und Viren der anderen Art sind unsere ForscherInnen im Safety & Security-Department auf der Spur. Sie sind aktuell dabei, das immer beliebtere Cloud-Computing auch für kritische Infrastrukturprogramme zu erschließen. Beachten Sie auch die Rückfragehinweise pro Geschichte: Unser Kommunikationsteam ist für Sie da. Michael H. Hlava Head of Corporate and Marketing Communications

IMPRESSUM. Tomorrow Today ist ein Magazin, das in Form einer Medienkooperation mit dem AIT Austrian Institute of Technology umgesetzt wird. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Austria Innovativ. Medieninhaber und Verleger_Bohmann Druck und Verlag GesmbH & Co. KG., A-1110 Wien, Leberstr. 122, Tel.: +43 1 740 95-0. DVR: 0408689. Geschäftsführung_Gabriele Ambros, Gerhard Milletich. Herausgeber_AIT Austrian Institute of Technology, Tech Gate Vienna, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien, Tel.: +43 (0) 50550-0. Verlagsleitung_Patrick Lehnhart. Chefredaktion_Michael Hlava, E-Mail: michael.hlava@ait.ac.at, Christian Klobucsar, E-Mail: klobucsar.zv@bohmann.at. Redaktion_Margit Noll, Daniel Pepl. AutorInnen dieser Ausgabe_Alfred Bankhamer, Angelika Prohammer, Doris Griesser. Projektmanagement:_Daniel Pepl. Grafisches Konzept:_Anita Frühwirth. Layout_ Markus Frühwirth (REPROMEDIA). Druck_Druckerei Odysseus, Haideäckerstr. 1, A-2325 Himberg. Titelfoto_AIT. Erscheinungsweise_4-mal jährlich. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. ISSN 1994-5159 (Print), ISSN 1994-5167 (Online). Gratis Abo via E-Mail_cmc@ait.ac.at.

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➜ Inside

AIT-Bilanz 2012:

Positive Entwicklung und Volle Auftragsbücher /// Nur ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen kann starker Partner sein. AIT Austrian Institute of Technology schreibt das fünfte Jahr in Folge schwarze Zahlen. Das kommende Vierjahres-Budget soll nun die geplante Internationalisierungsoffensive sicherstellen. /// Mit einem Jahresgewinn von 2,5 Millionen Euro kann das AIT zum fünften Mal in Folge posi­ tiv bilanzieren und hat damit auch 2012 eine sehr zufriedenstellende Betriebsleistung erbracht. Das hohe Niveau der Auftragsstände und ein wach­ sender Anteil der Erlöse aus kofinanzierten Pro­ jekten zeigen, dass Österreichs größte außer­ universitäre Forschungsstätte gut aufgestellt ist

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und die eingeschlagene Strategie funktioniert. Entsprechend gut gelaunt verwies Aufsichtsrats­ vorsitzender Hannes Androsch im Rahmen der AIT-Bilanzpressekonferenz Anfang Juni im Wie­ ner TechGate auf eine alte Journalistenweisheit, demnach gute Nachrichten leider „fad“ seien. Dennoch stünden für das AIT aktuell spannende Zeiten an, da das Budgetgespräch mit den Share­

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Inside

holdern im Rahmen der Leistungsvereinbarun­ gen – inklusive „fresh money“ für die geplante In­ ternationalsierungsoffensive – in seine finale Phase geht. Diese sowohl vom BMVIT, als auch von der Industriellenvereinigung empfohlene Ex­ pansion ist bereits in der nachjustierten For­ schungsstrategie, die auf den Zeitraum 2014 bis 2017 angepasst wurde, berücksichtigt und steht zur Vorlage an den Forschungsstrategischen Bei­ rat bzw. den Aufsichtsrat bereit. Wirtschaftsstrategische Punktlandung

„Unseren Finanzierungsschlüssel (40 Prozent Basisdotierung, 60 Prozent Förderprogramme und Auftragsforschung) haben wir im Wesentli­ chen erreicht. Wir sind aktuell nur noch ein Prozent vom Ziel entfernt“, freut sich AIT-Ge­ schäftsführer Anton Plimon über die wirt­ schaftsstrategische Punktlandung des abgelau­ fenen Geschäftsjahres. Aber auch für das laufende Jahr 2013 erwartet sich der kaufmän­ nische Geschäftsführer weiterhin eine positive Entwicklung des heimischen Forschungsriesen. AIT punktet mit Systemkompetenz

„Erfreulich ist die Tatsache, dass 2012 sowohl im Bereich Auftragsforschung als auch bei der kofi­ nanzierten Forschung eine beachtliche Steigerung zum Vorjahr erzielt werden konnte. Mit einem Er­ lös-Plus von rund 20 Prozent sind gerade jene Pro­ jekte, bei denen Mittel beispielsweise aus EU-För­ dertöpfen zur Finanzierung beitragen, besonders stark gestiegen“, gratuliert AIT Aufsichtsratspräsi­ dent Hannes Androsch der AIT-Geschäftsleitung und seinen MItarbeiterInnen für diese gute Perfor­ mance, trotz aktuell nach wie vor schwierigen glo­ balen Wirtschaftsrahmenbedingungen. Geschäftsführer Plimon: „Unsere Konzentration auf Infrastrukturthemen, bei denen wir aufgrund unserer umfangreichen Systemkompetenz punkten können, zeigt bereits erste positive Wir­ Hannes Androsch /// AIT-Aufsichtsrats­ präsident „Erfreulich ist die Tatsache, dass 2012 sowohl im Bereich Auftragsforschung als auch bei der kofinanzierten Forschung eine beachtliche Steigerung zum Vorjahr erzielt werden konnte.“

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kung auf das Jahresergebnis. Sicherheitsthe­ men wie das Projekt ‚FASTPASS’ oder unsere Kompetenz im Bereich Smart-Grids werden in den nächsten Jahren noch stärker als bisher zum positiven Ergebnis des AIT beitragen. Durch unsere gute Verankerung am Markt ist es uns gelungen, den Auftragsstand 2012 gegenüber dem Jahr davor um 3,6 Prozent auf rund 134 Millionen Euro zu erhöhen.“ Plimon weiter: „Unser eingeschlagener Weg wird nun durch eine Nachjustierung der Strategie in­ Anton Plimon /// AIT-Geschäftsführer „Unser eingeschlagener Weg wird nun durch eine Nachjustierung der Strategie innerhalb der einzelnen Departments verfeinert und optimiert.“

nerhalb der einzelnen Departments verfeinert und optimiert. Dabei stehen ein höherer Grad an Internationalisierung, die Bündelung unserer Kompetenzen zu ‚major systems‘ und die Entwick­ lung spezifischer ‚business-cases‘ im Vorder­ grund. Der Schwerpunkt liegt dabei aber immer auf unserer Systemkompetenz, die das AIT lang­ fristig als strategischen Partner sowohl in der na­ tionalen, als auch internationalen Forschungsund Innovationsszene positionieren wird!“ AIT „zündet dritte Raketenstufe“

„Bildlich gesprochen zünden wir gerade die dritte Stufe des AIT-Raketentriebwerkes“, sagt Prof. Wolfgang Knoll, wissenschaftlicher Ge­ schäftsführer des AIT. Innerhalb der Depart­ ments, Geschäftsfelder und natürlich auch de­ partmentübergreifend wurde intensiv an der Aktualisierung der vorhandenen AIT Strategie ge­ arbeitet, um den Anpassungsbedarf aufgrund von Marktgegebenheiten und anderen Einflussfakto­ ren zu fixieren. Verbesserung auch abseits der Bilanzsummen

Als Bestandteil der Finanzierungsvereinbarung zwischen dem BMVIT und dem AIT wurden finan­ zielle und nicht-finanzielle Leistungsindikatoren definiert, die den Zielerreichungsgrad in spezifi­ schen Teilgebieten messen. Mit den „Scientific &

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Performance Indicators“ werden regelmäßig die nicht-finanziellen Leistungen verglichen. So konnten 2012 insgesamt 20 Patente angemeldet werden (2011: 15), die Anzahl der Publikationen ist in einigen Bereichen gestiegen und auch die Anzahl der DissertantInnen nahm zu (2012 153 DissertantInnen). 18 Dissertationen (2011: 12) und 55 Diplomarbeiten (2011:51) wurden am AIT ab­ geschlossen. Bei den Personal-Zu- und Abgän­ gen hat sich sehr positiv gezeigt, dass das AIT im vergangenen Jahr um insgesamt 20 ForscherIn­ nen zulegen konnte.

Neuer Forschungsstrategischer Beirat

Aufsichtsratspräsident Hannes Androsch: „Ein nicht unwesentlicher Teil der erfolgreichen Entwicklung des AIT ist auch auf die Empfeh­ lungen des Forschungsstrategischen Beirates, den wir vor rund vier Jahren installiert haben, zurückzuführen. In den letzten Wochen hat sich dieser neu konstituiert und ist mit namhaften internationalen WissenschaftlerInnen und Ken­ nern der Forschungs- und Technologiebranche besetzt.“ Internationale Erfolgsprojekte – vor fünf Jahren noch unmöglich

Im Berichtsjahr 2012 hat sich das AIT internati­ onal erfolgreich vernetzt. Kooperationen gibt es vom MIT – Massachusetts Institute of Techno­ logy in den USA über Singapur (NTU – Nanyang Technological University) bis hin zu zahlreichen Forschungspartnern in China. Aber auch inner­ halb Europas arbeitet das AIT mit maßgeblichen „Research and Technologie Organizations“ (RTO’S) zusammen. Prof. Wolfgang Knoll: „Schon jetzt können wir auf eine Reihe von in­ ternationalen Erfolgen wie etwa der Ausarbei­ tung des ‚low-carbon-city-action-plans‘ für die Fünf-Millionen-Einwohnermetropole Nanchang in China zurückblicken. Und viele neue Projekte sind bereits in Ausarbeitung. Geplant sind bei­

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Fotos: AIT Austrian Institute of Technology/APA-Fotoservice/Rastegar, Peter Rigaud c/o Shotview Photographers

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spielsweise Projekte zur Entwicklung von Kon­ zepten und Lösungen für eine Stromversorgung mit hohem Anteil von Photovoltaik in chinesi­ schen Verteilernetzen ebenso, wie der For­ schungsschwerpunkt ‚Intelligent Vision Sys­ tems (IVS)‘, an dem rund 60 AIT ExpertInnen arbeiten.“ Um die internationale Sichtbarkeit des AIT auszu­ bauen, wird mit dem Thema „Mikrobielle Bio-Ef­ fektoren bzw. Bio-Pestizide“ ein weiterer For­ schungsschwerpunkt gebildet. Dabei sollen neue Wirkmechanismen von Mikroorganismen gegen Phytopathogene identifiziert werden. Mit dem Projekt „Urban“ wird das AIT seine hohen Kom­ petenzen im Bereich der städtischen Infrastruk­ tur bündeln und dieses Forschungsgebiet weiter ausbauen. Das Ziel dabei ist, das AIT zur wich­ tigsten Drehscheibe der kommunalen Forschung in Österreich und Europa zu machen. Wolfgang Knoll /// AIT Geschäftsführer

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology/APA-Fotoservice/Rastegar, Peter Rigaud c/o Shotview Photographers

„Schon jetzt können wir auf eine Reihe von internationalen Erfolgen – beispielsweise in China – zurückblicken. Und viele neue Projekte sind bereits in Ausarbeitung.“

„Best Heads“ als zentraler Erfolgsfaktor

Knoll weiters: „Jetzt ist die entscheidende Frage, ob wir in der Lage sind, die besten Köpfe weltweit pro Thema zu rekrutieren. Das ist ein globales Match und macht erforderlich, dass wir international auch dort vor Ort sind, wo die­ ses Match gespielt wird.“ Der wissenschaftliche Geschäftsleiter verweist dabei auf die internati­ onalen Erfolgsprojekte des AIT, die jedenfalls vor fünf Jahren noch nicht denkbar gewesen wären. ///

Weitere Infos: Michael H. Hlava, Head of Corporate and Mar­ keting Communica­ tions, Tel.: +43 505 504014, E-Mail: michael. hlava@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at

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AIT – At a glance ■■ Gesellschafter: 50,46 Prozent: Republik Österreich (BMVIT – Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie) 49,54 Prozent: Verein zur Förderung von Forschung und Innovation (Industriellenvereinigung Österreich) ■■ Aufsichtsrat: Hannes Androsch (Vorsitzender), Gerhard Riemer (Stellvertreter), Maria Kubitschek (Stellvertreterin) Peter Egger, Ingolf Schädler, Peter Schwab, Edeltraud Stiftinger, Wolfgang Pell, Michael Millauer, Bernhard Schatz,Gerhard Murauer, Klaus Pseiner (vom Betriebsrat entsandt): Karl Farthofer, Rudolf Orthofer, Eva Wilhelm, Friederike Strebl, Gustavo Fernandez, Reinhard Schnitzer ■■ Forschungsstrategischer Beirat (SRAB): Bertil Andersson (Präsident Nanyang Technological University, Singapur) Robert L. Clark (Dean of Engineering and Applied Sciences, University of Rochester, New YorK, USA) Kristina Johnson (CEO Enduring Energy, LLC, USA) Jürgen Mlynek (Präsident Helmholtz-Gemeinschaft, GER) Helga Nowotny (Präsidentin des Europäischen Forschungsrates ERC) ■■ Geschäftsführung: Anton Plimon Wolfgang Knoll Chief Financial Officer (CFO): Alexander Svejkovsky Head of Corporate and Legal Services: Christian Meixner ■■ Departments: Energy (Head: Brigitte Bach) Mobility (interim Head: Christian Chimani) Safety & Security (Head: Helmut Leopold) Health & Environment (Head: Michaela Fritz) Foresight & Policy Development (Head: Josef Fröhlich) ■■ Tochtergesellschaften: Nuclear Engineering Seibersdorf (NES) Seibersdorf Laboratories LKR Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen

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➜ Veranstaltungsvorschau

DIE ZUKUNFT DER INNOVATION:

Voraussetzungen – Erfahrungen – Werte /// Die vom AIT Austrian Institute of Technology gemeinsam mit dem ORF/Ö1 organisierten Alpbacher Technologiegespräche gelten als Gipfeltreffen der heimischen Forschungs-, Technologie- und Innovations-Community. Vom 22. bis 24. August werden die brennendsten Zukunftsthemen behandelt. Zum Auftakt erörtern Spitzenrepräsentanten der involvierten Ministerien, der Industriellenvereinigung und des Forschungsrates in einer Talk-Runde den Weg Österreichs zum Innovation-Leader. ///

tums mit herkömmlichen klassischen Unternehmen in Wettbewerb treten. Moderation: Rainer Nowak (Chefredakteur, Die Presse, Wien) Graphen – Hoffnungsträger zukünftiger Technologien

Eine hauchdünne Schicht aus reinem Kohlenstoff beweist große Stärke: Das „Wundermaterial“ Graphen verspricht Superlative auf zahlreichen Gebieten und wurde als europäisches „Flagship“-Projekt prämiert. Was ist an Anwendungen zu erwarten? Moderation: Helga Nowotny (Präsidentin, European Research Council, Brüssel) Von der Forschung zum wirtschaftlichen Erfolg

Das sind die Themen der Plenen: Die Zukunft der Innovation – internationale Perspektiven

Das Internet mit seinen vielseitigen Anwendungen wird alle Bereiche unseres Lebens in Zukunft noch stärker durchdringen. Zahlreiche Innovationen und neue Geschäftsmodelle werden durch den Einsatz des Internet erst möglich. Damit werden neue Formen des Unternehmer-

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Im globalen Wettlauf um Ressourcen wird neues Wissen als Produktionsfaktor immer wichtiger. Damit wächst der Druck, aktuelle Forschungsergebnisse wirtschaftlich besser zu verwerten. Wie wird sich die Rolle der Spitzenforschung im Innovationssystem in Zukunft verändern? Einleitung und Moderation: Helga Nowotny (Präsidentin, European Research Council, Brüssel)

Wir im Universum

Die Beantwortung der Frage nach Leben im All ist so alt wie die Menschheit selbst. Durch den

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Einsatz neuer Technologien in der Astrophysik können einige Fragen bereits beantwortet werden. Dabei kann die bemannte Raumfahrt zur Klärung mancher Phänomene eine wichtige Rolle spielen. Einleitung und Moderation: Jürgen Mlynek (Präsident, Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V., Bonn) i-Learning – Die Zukunft des Lernens in der digitalen Welt

Neue Erkenntnisse darüber, wie das kindliche Gehirn denkt, ermöglichen es, Lernprozesse wirkungsvoller zu gestalten. Wie lässt sich ein sinnvoller Umgang mit interaktiven digitalen Medien damit verbinden? Moderation: Joachim Treusch (Präsident, Jacobs University Bremen) Herausforderungen der biomedizinischen Forschung

Die biomedizinische Forschung ist eine wichtige Voraussetzung zur Erkennung der inneren molekularen Strukturen und ihrer Wechselwirkungen. Allerdings steigen mit jeder neuen Erkenntnis auch die Komplexität der Verursachung und damit die Chancen der Heilungsprozesse. Welche Durchbrüche durch neue Therapieverfahren Anlass zu neuer Hoffnung geben, ist Gegenstand dieses Plenums. Moderation: Wolfgang Knoll (Geschäftsführer, AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Wien) Innovation planen: Irrwege und Auswege

Grundlagen und Erfolgsfaktoren für Innovationen werden in einer Reihe von Disziplinen seit längerem erforscht. Wie lässt sich dieses komplexe Wissen aber nachhaltig in die Planung neuer Technologien umsetzen? Moderation: Joachim Treusch (Präsident, Jacobs University Bremen) Open Dialogue – Smarte Mobilität für Smart Cities

Ein offenes Dialog- und Diskussionsforum, basierend auf einem Ideen- und Projektwettbewerb, das erstmals im Rahmen der Technologiegespräche realisiert wird. Technologische und soziale Innovationen stehen im Mittelpunkt des interaktiven Abendprogramms. Veranstaltungspartner: AustriaTech in Zusammenarbeit mit APA Science

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Veranstaltungsvorschau

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Cybercrime und Cybersecurity

Der Kampf gegen Cybercrime wird zu einer Schlüsselfrage der digitalen Informationsgesellschaft. Wie können wirksamere Methoden der Prävention und internationale Zusammenarbeit den Schaden begrenzen? Moderation: Alexander Klimburg (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Österreichisches Institut für internationale Politik, Wien)

Die wunderbare Welt der Quantenmechanik

Den meisten Menschen ist nicht bewusst, wie sehr unser alltägliches Leben von der Quantenmechanik abhängt. Auf unterhaltsame Weise und mit zahlreichen Beispielen auch aus der Welt der Science Fiction erschließt diese beinahe „mathematik-freie“ Einführung die Prinzipien einer Wissenschaft, die unsere Welt bestimmt. Moderation: Joachim Treusch (Präsident, Jacobs University Bremen) Das sind die Themen der Arbeitskreise: AK 1: Die Wertschöpfungsketten der Zukunft

Im Zentrum des Arbeitskreises stehen Überlegungen zu einer nachhaltig gestalteten Wertschöpfungskette, die Europas Wettbewerbsfähigkeit stärkt und gleichzeitig im globalen Kontext ausbaut. Wie kann also die Wertschöpfungskette der Zukunft aussehen? Welche Fragen stellen sich, welche Chancen ergeben sich daraus? Wie kann man sie aus Unternehmenssicht optimal gestalten? Wie lässt sich das Innovationssystem dafür nützen? Wie berücksichtigt man Trends, z.B. digitale Integration, Netzwerke und flexible Strukturen? Diskutiert wird mit Persönlichkeiten aus dem Wirtschaftsleben sowie jungen HighPotentials. AK 2: To develop the future – Innovation von morgen am Beispiel internationaler Leitbetriebe

Leitbetriebe tragen in Österreich drei Viertel der gesamten F&E Aufwendungen des privaten Sektors und stellen in Folge einen Großteil der innovativen Produkte und Dienstleistungen am Markt. Gerade auf dem Sektor der „Grand Challanges“, den großen gesellschaftlichen Herausforderungen von morgen, sind Lösungsansätze – von der

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AK 3: Smart City – Wege zur urbanen Mobilität von morgen

Der effiziente Umgang mit knappen Ressourcen wird immer mehr zum Schlüsselfaktor für wirtschaftliche Entwicklung und Lebensqualität. Die Alpen eignen sich aufgrund der naturräumlichen Bedingungen hervorragend für die Erforschung und Praxis innovativer Ressourcennutzung. Im Arbeitskreis wird diskutiert, wie Gebirgsforschung essentiell zur nachhaltigen Ressourcennutzung beiträgt; zudem werden am Beispiel des Rohstoffes Holz Nutzungspotenziale in Wirtschaft und Gesellschaft veranschaulicht. Der Arbeitskreis soll Empfehlungen liefern, wie multilaterale Kooperationen zur gewinnbringenden Entwicklung des Zukunftsraums Alpen beitragen können. AK 6: Das Potenzial von IKT-Tools im Open Innovation-Prozess

Das rasante Wachstum urbaner Ballungsräume ist eine der großen globalen Herausforderungen unserer Zeit. Gleichzeitig sind es aber auch die Städte selbst, die über das nötige Potenzial an Wissen, Kreativität und Innovationskraft verfügen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln und Transformationsprozesse einzuleiten. Besonders gefragt sind Ideen, Konzepte und Modelle zur Mobilität der Zukunft – Schlüsselthema für die Gestaltung des komplexen Organismus einer Smart City von morgen, in der die individuelle Lebensqualität der Menschen ebenso gesichert ist wie die ökonomische Standortqualität im internationalen Wettbewerb.

Die Innovationskraft von Unternehmen ist die Triebfeder für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand in der Gesellschaft. Entscheidende Erfolgsfaktoren sind die effiziente Generierung und Umsetzung von Innovationen. Hierzu werden immer öfter externes Wissen und externe Ressourcen in sogenannten offenen Innovationsprozessen der Unternehmen unter Nutzung von IKT-Tools, die diese Prozesse erst ermöglichen, eingebunden. Der Arbeitskreis will das Potenzial dieser Tools anhand theoretischer und praktischer Beispiele zu Innovationsmanagement über Unternehmensgrenzen hinaus näher betrachten.

AK 4: „Frontrunner“ als neuer Ansatz der FTI-Politik

Hochtechnologie hält in alle Lebensbereiche Einzug und ermöglicht uns schnelles, vernetztes Arbeiten. Aus diesem Grund wird der Cyberspace zur kritischen Infrastruktur, aber auch zur Zielscheibe für Attacken. Welche Bereiche der Wirtschaft sind von Cybercrime betroffen und wie sind die Auswirkungen auf Wertschöpfung und das Vertrauen in Unternehmen? Sicherheit fordert ein gezieltes Handeln von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Ist Cybersecurity eine rein technologische Angelegenheit oder sind Bewusstseinsbildung, MitarbeiterInnenschulungen oder sogar ein Ausstieg aus dem Netz richtige Maßnahmen zur Prävention?

Die österreichische FTI-Landschaft ist in den letzten zehn Jahren quantitativ und qualitativ enorm gewachsen und zeigt bei allen Indikatoren Fortschritte. Der große Sprung nach vorne ist geglückt. Die Ziele der Bundesregierung für die Zukunft (FTI-Strategie) sehen bis 2020 wesentliche Wachstumsraten und schließlich einen Sprung zur Gruppe der europäischen Innovation Leader vor. Ist ein „more of the same“ an Förderlogik und –Instrumenten dafür ein adäquater Ansatz? Welche spezifischen Maßnahmen helfen forschenden Spitzenunternehmen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen?

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AK 5: Zukunftsraum Alpen: Fokus nachhaltige Ressourcennutzung

AK 7: Web attack! Der Kampf gegen Hacker und Datenverlust

Fotos: Klobucsar, AIT Austrian Institute of Technology, Peter Rigaud c/o Shotview Photographers

Idee bis zur Markteinführung – einem enormen Spannungsfeld zwischen kürzer werdenden Produktzyklen und rasch wachsenden asiatischen Märkten ausgesetzt. Im Arbeitskreis werden die „Zukünfte“, die Leitbetriebe sehen, ebenso behandelt wie die Strategien, mit denen sie sich vorbereiten, um am Standort erfolgreich zu sein.

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AK 8: Industrie 4.0 – Auswirkungen auf die Arbeitswelt der Zukunft

AK 11: IPM – Voraussetzungen für Wohlstand und Erfolg

Die vierte industrielle Revolution, in Gang gesetzt vom Internet der Dinge, macht durch Effizienzsteigerung in der produzierenden Industrie einen Wettbewerbsvorteil möglich. Sie löst wirtschaftliche, gesellschaftliche und organisatorische Herausforderungen aus. Sich verändernde Anforderungen in der Arbeitswelt, kürzere Konjunkturzyklen, verstärkte Produktindividualisierung und sich wandelnde globale Einflussfaktoren spielen dabei eine Rolle. Der Arbeitskreis gibt Antworten auf: Was ist Industrie 4.0? Wie entwickelt sich die Arbeitswelt? Was bedeutet das für Arbeitskräfte, Unternehmen und Regionen?

Der Schutz geistigen Eigentums, also die Erteilung zeitlich begrenzter Monopole an den Berechtigten, ist kein Selbstzweck, sondern Grundlage und Anreiz jeder innovativen Tätigkeit im Rahmen der Marktwirtschaft. Der Arbeitskreis beschäftigt sich insbesondere mit den Chancen und Möglichkeiten eines wirksamen Patentschutzes als Grundlage für betriebswirtschaftlichen Erfolg und volkswirtschaftlichen Nutzen, wie Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand im europäischen und globalen Kontext.

AK 9: Green Tech: Vision und Business ECO-Mobilität

Sicherheitsforschung ist ein junges Forschungsfeld, das auf EU- Ebene für gesellschaftspolitische Kontroversen und den Vorwurf eines nicht funktionierenden Marktes sorgt. Wie ist es möglich, dass gerade in diesem Feld Österreich unter Federführung des bmvit die Rolle eines erfolgreichen Innovation-Leader einnehmen kann? Die Antwort liegt im KIRAS-Konzept und dessen einzigartiger, innovativer Einbindung aller relevanten Akteure. Der Fokus des Arbeitskreises soll auf den Herausforderungen für das Forschungsthema „Sicherheit“ im Spannungsfeld Gesellschaft, Technologie und Markt liegen.

Konsequente Forschung und Entwicklung setzen „grüne“ Visionen in innovative Geschäftsmodelle um. Der Mobilität kommt im Bereich Green Tech Research besondere Relevanz zu. Die Weiterentwicklung der Mobilität zur ECO-Mobilität – einer zukunftsfähigen, emissionsarmen und leistbaren Fortbewegung in Verbindung mit regenerativen Energieträgern – ist daher eine wesentliche gesellschaftliche Herausforderung. VertreterInnen der Industrie, der Forschung und der öffentlichen Hand diskutieren ECO-Mobilität aus den Blickwinkeln Technologie, Ressourcen und Infrastruktur sowie Ökonomie und Gesetzgebung. Fotos: Klobucsar, AIT Austrian Institute of Technology, Peter Rigaud c/o Shotview Photographers

Veranstaltungsvorschau

AK 10: Identität 2.0: der digitale Mensch

Während die theoretische Möglichkeit von Parallelwelten auf quantenmechanischer Ebene nach wie vor heftig diskutiert wird, findet sie auf virtueller Ebene längst statt. Sie ist unserer ITGesellschaft geschuldet, die nicht nur ihre Kommunikation, sondern auch immer mehr Teile des sozialen Lebens zunehmend ins Web verlagert. Es sind dabei aber längst nicht nur mehr die „sozialen Netze“, die unseren Alltag in der digitalen Welt bestimmen. Wie bei allem im Leben bringt diese Entwicklung sowohl erhebliche Vorals auch Nachteile. Wer gibt die Regeln in unserer digitalen Parallelwelt vor? Welche Möglichkeiten bietet die vor anschreitende Digitalisierung des Wissens? Und vor allem: Inwieweit werden uns die technologischen Innovationen ermöglichen, noch tiefer in diese digitalen Welten vorzudringen?

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AK 12: Sicherheitsforschung: Zukunft für die sichere Gesellschaft

Sonderveranstaltung: Strategieempfehlungen zur FTI Internationalisierung

Die österreichische Bundesregierung hat sich in ihrer 2011 veröffentlichten FTI Strategie ‚Der Weg zum Innovation Leader‘ zum Ziel gesetzt, dass Österreich in die Gruppe der Innovation Leader in Europa aufsteigt. Zur Ausarbeitung von Strategieempfehlungen zur Internationalisierung der FTI über die EU hinaus hat die FTI Task Force die Arbeitsgruppe „Internationalisierung und FTI Außenpolitik“ eingerichtet. Im Zuge dieser Sonderveranstaltung werden die erarbeiteten Strategieempfehlungen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und zur Diskussion gestellt. ///

Weitere Infos: Michael H. Hlava, Head of Corporate and Marketing Communications, Tel.: +43 505 504014, E-Mail: michael. hlava@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at

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➜ Safety & Security

CLOUD-COMPUTING für kritische Infrastrukturen /// Die Datenwolke hat mit zahlreichen Cloud Services längst bei Privatanwendern und zahlreichen Unternehmen Einzug gehalten. Nun arbeitet das AIT mit Partnern im EU-Projekt SECCRIT daran, dass selbst kritische Infrastrukturen die Vorteile des Cloud-Computing nützen können. ///

●● auf den punkt gebracht Cloud-Computing hat sich in vielen Bereichen schon etabliert und bringt große Vorteile im Bereich Skalierbarkeit, Kosten und Zugriffsmöglichkeiten. Als größter Nachteil werden oft Sicherheitsbedenken gesehen. Um Cloud-Services auch für kritische Infrastrukturen nützen zu können, sind zuvor viele organisatorische, rechtliche und technische Fragen zu klären. Das AIT arbeitet im Rahmen des EU-Projekts SECCRIT an Cloud-Computing-Technologien für den Einsatz in sensiblen Umgebungen. Das Ziel sind Risikomanagement-Ansätze, technologische Komponenten, die Verknüpfung von rechtlichen und technischen Aspekten und technische Zertifizierungen für den Cloud-Einsatz, damit Betreiber kritischer Infrastrukturen klare Entscheidungsgrundlagen für einen möglichen Cloud-Computing-Einsatz zur Verfügung haben.

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Vom Hype zum alltäglichen Dienst. Cloud-

Computing hat in kurzer Zeit rasch mit zahllosen Mail-, Onlinestorage- bzw. ganzen Plattform-Lösungen Millionen von NutzerInnen gewonnen. Die Vorteile des Wolkenzeitalters sind vielfältig. Einer ist etwa der einfache, weltweite Zugang übers Internet, der den Datenaustausch und das Zusammenarbeiten vereinfacht Die Server der Cloud Provider sind zudem in manchen Fällen besser vor Cyberattacken geschützt als in Unternehmen. Cloud Computing spart aber vor allem auch teure

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Investitionen in eigene Serverfarmen, die im Regelfall kaum ausgelastet sind, dafür aber bei wirklich intensiven Auswertungen und Analysen schnell ihr Limit erreichen. Die Wolke entledigt noch dazu von lästigen Dingen wie Wartung, Service und Updates. Wirklich sicher?

Freilich hat die Auslagerung von Daten und Rechenkapazitäten auch Nachteile, wobei es besonders um das Thema Sicherheit geht. Wie gut sind die Server bei den Cloud-Providern abgesichert, wie sicher ist die Verbindung, wie zuverlässig die Verfügbarkeit oder wie vertrauenswürdig der Geschäftspartner? Fragen gibt es sehr viele. Das gilt besonders für kritische Infrastrukturen. Organisationen wie die Cloud Security Alliance, ENISA oder BITKOM stellen derzeit nur einen Teil der Antworten für Organisationen und Service Provider für das Implementieren von Cloud Applikationen bereit. „Es mangelt im Rahmen von Cloud-Computing-Szenarien für kritische Infrastrukturen noch immer an Ideen für konkrete Problemlösungen sowie für das optimale Design, die Implementierung und die Prüfung von Sicherheitsaspekten“, erklärt Markus Tauber von der Forschungsgruppe ICT Security am AIT Safety & Security Department. Um die IT in sensiblen Gebieten auch Cloud-fähig zu machen, hat das AIT das EU-Projekt SECCRIT (SEcure Cloud computing for CRitical infrastructure IT) in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern auf die Beine gestellt. Dabei waren die Erfahrungen aus dem nationalen KIRAS Sicherheitsforschungsprogramm des BMVIT sehr hilfreich. Seit Jänner 2013 läuft das mit 4,8 Millionen Euro ausgestattet dreijährige Projekt. Das AIT übernimmt dabei die Koordination. Als Partner konnten ETRA I+D (Spanien), Fraunhofer IESE (Deutschland), das Karlsruhe Institute of Technology (Deutschland), NEC Europe Ltd. (U.K.), die Lancaster University (U.K.), Mirasys Ltd (Finnland), die Hellenic Telecommunications Organization (Griechenland), die Stadtverwaltung von Valencia (Spanien) und die Amaris Technologies GMBH (Austria) gewonnen werden.

Offene Fragen bei Zertifizierungen und Standards

„Unser Ziel ist es, die Cloud-Computing-Technologien hinsichtlich Sicherheitsrisiken in sensiblen

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Umgebungen zu analysieren und zu bewerten“, so SECCRIT-Projektleiter Tauber. Denn gerade in diesem Bereich sind noch viele Fragen offen. Insbesondere fehlen auch noch Standards und Zertifizierungen für kritische Infrastrukturen, auf die sich Kunden künftig bei der Risikoabwägung verlassen können. Für das AIT als Infrastruktur- und Security-Spezialist passt das Thema perfekt ins Forschungsprogramm. Da es wegen der fehlenden Standards und Erfahrungen im Bereich der sicheren Infrastrukturen noch keine Cloud-Anwendungen gibt, wurden mit den Partnern zwei konkrete Case Studies entwickelt, um an diesen Beispielen alle möglichen Anforderungen durchzuspielen. Das umfasst sowohl technische als auch juristische Fragen zum Thema Datensicherheit, Datenschutz und Risikomanagement. Der Projektpartner Mirasys ist beispielsweise im Bereich Überwachungstechnologie und Bildverarbeitung für kritische Infrastrukturen wie Flughäfen oder militärische Einrichtungen zuständig. Gerade im Bereich der Videoüberwachung fallen nur große Rechenleistungen an, wenn nach einem Alarm oder Vorfall die Bildarchive durchsucht werden müssen. Das passiert idealerweise nur ein paar Mal im Jahr. Hier lohnt es Markus Tauber /// Engineer, Safety & Security Department „Unser Ziel ist es, die CloudComputing-Technologien hinsichtlich Sicherheitsrisiken in sensiblen Umgebungen zu analysieren. Denn gerade in diesem Bereich sind noch viele Fragen offen.“

sich besonders, anstatt eigener großer Serverfarmen Speicherplatz und Rechenzeit bei einem Cloud-Provider zu nutzen. Natürlich können diese oft hochsensiblen Daten und Überwachungsbilder nicht einfach in eine der herkömmlichen öffentlichen Clouds ausgelagert werden. Das gilt ebenso beim zweiten Partner, der Stadt Valencia, die ein Verkehrskontrollsystem betreibt. „Auch hier geht es um das Thema Skalierbarkeit und Kosteneinsparung“, erklärt Thomas Bleier, Leiter der ICT Security Forschungsgruppe am AIT.

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Use Case zur Problemerkundung

Am Beispiel der Case-Studie für die fiktive Nebula Central Station, einer großen U-Bahnstation in Europa, die auch 45 Geschäfte, Bars und Restaurants umfasst, zeigt sich schnell die Problematik. Nach einem Vandalenakt ist der U-BahnBetreiber mit rund 100.000 Euro Sachschaden und einer zweitägigen Schließung der Station konfrontiert. Verdächtige konnten keine identifiziert werden. Nach den Reparaturarbeiten wiederholten sich die Zerstörungen, weshalb ein neues Videoüberwachungssystem installiert wird, das von einem Sicherheitsunternehmen betrieben wird. Dieser lagert die Daten und Rechenleistung wiederum zu einem Cloud-ServiceProvider aus. Als in einer Nacht erneut großer Schaden angerichtet wird, versagt das System. Der U-Bahn-Betreiber macht die Service-Provider verantwortlich, die sich gegenseitig beschuldigen. Die Frage ist nun, wer in so einem Fall zahlen muss und wie es dazu kommen konnte? Ein anderes Beispiel spielt den Fall eines betrunkenen, prominenten Politikers durch, der sich in der U-Bahn-Station übergeben muss. Am nächsten Tag finden sich Bilder der Überwachungskameras von dem Vorfall in einer Boulevardzeitung. Der Politiker klagt den U-Bahn-Betreiber, der wiederum die Operatoren klagt, die sich wiederum gegenseitig beschuldigen. Neue Herausforderungen für die Cloud

An dem U-Bahn-Beispiel lassen sich die Herausforderungen für ein Cloud-Computing-Projekt in einem kritischen Umfeld gut demonstrieren. Wichtige Themen sind dabei die Zuverlässigkeit (Warum gab es keine Videobilder vom Vandalenakt?), ein datenzentriertes Sicherheitskonzept (Lag der Fehler im Kamerasystem oder im verarbeitenden Cloud-System? Warum gab es keine LogFiles?), Cyber Resilience (Wie konnte Bildmaterial an die Presse gelangen? Waren es Insider oder Hacker?) und Cyber Accountability (Wieso gibt es zum illegalen Datenzugang keine Log-Files?). Die zentralen Untersuchungsgebiete für diese Szenarien sind demnach die sichere Datenkommunikation, die Verschlüsselung und sichere Speicherung, die Authentifizierung und Autorisie-

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rung, die Verhinderung von Datenverlust sowie die Nachverfolgbarkeit von Vorfällen. Die Cloud verstehen lernen

„Wir versuchen, bei diesem Projekt Cloud-Computing aus den unterschiedlichsten Sichtweisen zu betrachten“, erklärt Bleier. Die Ziele von SECCRIT sind die klare Definition gesetzlicher Richtlinien, ein genaues Verständnis der Risiken von Cloud Computing sowie der Funktionsweise der Cloud, die Entwicklung von policy-basierten Methoden zur Spezifikation und Umsetzung von Sicherheitsanforderungen in Cloud-Anwendungen, die Darstellung von Best Practice Beispielen für sichere Cloud Services und die Demonstration von SECCRIT an zwei realen Fällen. Damit soll künftigen Anwendern das Abschätzen von Risiken klar möglich sein und die Systeme selbst sicherer werden. Wie sich am U-Bahnbeispiel zeigt, sind dazu auch viele rechtliche Fragen zu klären. Zu den weiteren Forschungsfragen zählen Themen wie High Assurance. „Hier geht es darum, wie man auf einer technischen Ebene gewisse Sicherheitsgarantien erreichen kann“, so Bleier. Ein visionäre Frage ist wiederum der Wechsel von der bisherigen Systemsicherheits- auf eine datenzentrierte Sicherheitssichtweise. „In der Cloud sind das Thema ja die Daten, während die Systeme dynamisch sind“, erklärt der AIT-Sicherheitsspezialist. Dazu müssen überhaupt erst neue Sicherheitsmechanismen entwickelt werden. Eine weitere Forschungsfrage ist Cyber Resilience, wo es um den Umgang von Cyber Attacken und einer sicheren Betriebsführung in der Cloud geht. Und schließlich geht es noch um die Accountability. Durch Monitoring soll es möglich sein, zu prüfen, ob der Cloud Provider auch wirklich das einhält, was er verspricht. Thomas Bleier /// Senior Engineer, Safety & Security Department „Eine wesentliche Forschungsfrage ist ‚Cyber Resilience‘, wo es um den Umgang von Cyber-Attacken und einer sicheren Betriebsführung in der Cloud geht.“

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology, Krischanz & Zeiller, www.123rf.com

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Risikomanagement als zentrale Aufgabe

Im Vergleich zu herkömmlichen Cloud Anwendungen ist es bei kritischen Infrastrukturen wichtig, dass auch der Kunde über definierte Schnittstellen auf die Cloud-Infrastruktur zugreifen kann. „Nur so lassen sich die zusätzlichen Sicherheitsanforderungen auch spezifizieren und verifizieren“, erklärt Projektleiter Markus Tauber. Das AIT selbst arbeitet besonders an den Themen Assurances und Risikomangement. Welche zusätzlichen Risiken entstehen durch Cloud Computing, welche technische Lösungen sind erforderlich? Das Ziel ist nicht nur ein Katalog, der solche Fragen klärt, sondern Lösungen, wie Cloud Provider entsprechend zertifiziert werden können, um die Anforderungen an kritische Infrastrukturen zu erfüllen. Dazu wurde auch ein User- und Advisory Board eingerichtet, um wertvollen Input von möglichst vielen Seiten berücksichtigen zu können. ///

Weitere Infos: Safety & Security Department, Michael Mürling, Tel.: +43 505 50-4126, E-Mail:michael. muerling@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at/ ict-security

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology, Krischanz & Zeiller, www.123rf.com

Research services Aktuelle Sicherheitskonzepte für die Netzwerke der Zukunft müssen in der Lage sein, Infrastrukturen und Geschäftsprozesse nicht nur grenzüberschreitend, sondern auch über verschiedene Administrationsdomainen mit unterschiedlichen Beteiligten hinweg zu schützen – unter Berücksichtigung der jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen sowie der individuellen Sicherheitsstandards. Das AIT Safety & Security Department entwickelt daher: ■■ Generische Sicherheitsarchitekturen und Services für die Auffindung, Integration und Bewertung von Informationen (z. B. Sensordaten), in denen komplexe heterogene Informationsquellen zusammengeführt werden, um neue Einblicke in politische und gesellschaftliche Bereiche zu gewinnen. ■■ Sicherheitslösungen der nächsten Generation zur Bekämpfung von Gefährdungen und Bedrohungen, die das Internet künftig mit sich bringen wird, sowie zum Schutz der EndbenutzerInnen, ihrer Wechselbeziehungen und Transaktionen, ihrer Privatsphäre, Geräte, Inhalte und Daten gegen bösartiges Verhalten. ///

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Petri Bäckström, Leiter der Sicherheitsproduktlinie der Mirasys GmbH in Finnland, über cloud-basierte Dienstleistungen in kritischen Infrastrukturen. Herr Bäckström, Ihr Unternehmen arbeitet im Rahmen des Projektes SECCRIT zusammen mit dem AIT und anderen Partnern daran, eine neue Art des Cloud Computing zu entwickeln, da diese Technologie derzeit für kritische Infrastrukturen nicht sicher genug ist. Was sind diese zentralen Sicherheitsbedenken? Üblicherweise sind in jenen Branchen, in denen unser Unternehmen tätig ist, Video-Überwachungsnetzwerke in sich geschlossen (isoliert). Das hat sich jedoch schrittweise geändert – insbesondere mit der Übertragung der Verantwortung von Sicherheitsorganisationen in Richtung IT und operativ tätiger Unternehmen, die bestrebt sind, einen Mehrwert durch neue Anwendungen und Dienstleistungen zu generieren. Das kann jedoch nicht erfolgreich umgesetzt werden, solange die Risiken und Bedrohungen in Bezug auf sensible Informationen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Welche Vorteile könnte die Cloud speziell in Ihrem Geschäftsfeld der Videoüberwachung bringen? Cloud-basierte Dienstleistungen, oder gehostete/ betreute Plattformlösungen, breiten sich schnell aus und werden nicht nur als zusätzlicher Speicherort, sondern als ganzheitliche Ansätze gesehen, die entscheidende Überwachungslösungen beinhalten sowie verschiedenen Anspruchsgruppen Zugang zu relevanter Information bieten. Bei der VideoÜberwachung kann der Bedarf an Rechnerleistung und Speicherplatz deutlich variieren. Simplifiziert bedeutet es, dass dies – beispielsweise durch zusätzliche Videoanalysen – zu deutlich erhöhten EDV-Anforderungen führt. Da der Bedarf an Rechenleistung stark schwanken kann, bietet Cloud-Computing sowohl für die herkömmliche Videoüberwachung als auch in der fortgeschrittenen Videoanalyse gegenüber geschlossenen Systemen deutliche Vorteile, da das System derart flexibel bleibt. Was sind die großen Herausforderungen im Rahmen dieses Projektes? Sie liegen bei der Anwendung Cloud-basierter Dienstleistungen nach wie vor in der Sicherheit und Konnektivität der Daten. In jenen Bereichen, in denen die Datensicherheit größte Bedeutung hat, muss jedes Risiko so weit wie möglich ausgeschlossen sein, bevor so sensible Daten wie etwa Videomaterial in die Cloud übertragen werden können. Darüber hinaus steht es jedem frei, seine Softwarelösung derart zu gestalten, dass diese mit möglichst wenig – optimalerweise sogar ohne – menschliche Intervention je nach Bedarf angepasst werden kann. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Mirasys und dem AIT? SECCRIT ist das erste Projekt, bei dem wir auf verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten. Der Projektstart ist jedenfalls ausgezeichnet verlaufen. Wie schätzen sie generell die Innovationsleistung des AIT ein? Ich sehe AIT als weltweit führenden Innovator mit einer ausgezeichneten Erfolgshistorie und wertvollen Ergebnissen in unterschiedlichen Gebieten, wie etwa in der Sicherheit und Zuverlässigkeit von Computern sowie im Bereich „Intelligent Vision Systems“. ///

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➜ Energy

Verknüpfung zwischen virtueller und realer Welt /// Seit Ende April verfügt das AIT Austrian Institute of Technology mit dem SmartEST-Labor über Europas modernste Infrastruktur in der Smart GridForschung. Mittels einzigartiger Simulationstools können auf rund 400 m2 die modernen Energienetze der Zukunft virtuell vormodelliert und ausgetestet werden, was allen Beteiligten enorme Zeitund Kosteneinsparungen bringt. ///

●● auf den punkt gebracht

Erneuerbare Energien werden zunehmend

Mit dem am 24. April eröffneten „Smart Electricity Systems and Technologies Laboratory“ – einem Großprojekt mit Gesamtkosten von rund acht Millionen Euro – festigt das AIT sowohl national als auch international seine Position als führendes Forschungsinstitut im Bereich der Smart Grids. In diesem Labor können ab sofort mehrere Komponenten eines Stromnetzes – beispielsweise Photovoltaik-Anlagen, elektrische Speicher sowie Ladestationen für Elektrofahrzeuge – gleichzeitig simuliert werden, was europaweit einzigartig ist. Das SmartEST Labor des AIT wird damit sowohl für Netzbetreiber als auch für Komponentenhersteller zu einer unverzichtbaren Forschungs- und Testinfrastruktur auf dem Weg zum Stromnetz der Zukunft.

zur Herausforderung für die weltweiten Stromnetze. Denn immer mehr dezentrale Erzeuger wie Photovoltaik-Anlagen, Windkraftwerke oder Biomasseanlagen wollen ihre Energie ins Stromnetz einspeisen. Daher muss die bestehende In­ frastruktur für diese Veränderungen nachgerüstet werden. Daher arbeiten ForscherInnen weltweit intensiv an intelligenten Systemlösungen der Netze, in denen Strom und Informationen

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nur in eine Richtung fließen. Es herrscht eine ständige Wechselwirkung zwischen Erzeugern, Netzen und Verbrauchern. Österreich gilt in diesem Forschungsbereich als Vorreiter und hat bereits vor mehr als zehn Jahren begonnen, intensiv im Bereich der Smart Grids zu forschen. Vor allem das AIT Austrian Institute of Technology hat sich als größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung im Bereich der Stromnetze von morgen auf europäischer Ebene etabliert. Beweis dafür ist unter anderem die federführende Beteiligung am Zusammenschluss europäischer Spitzenlabors für dezentrale Energietechnologien (DERLab), sowie seinem internationalen Pendant, dem Smart Grid International Research Facility Network (SIRFN) der Internationalen Energieagentur. Nun ist dem AIT Energy Department ein weiterer Baustein gelungen, seine führende Position in Europa auszubauen. Mit dem neuen SmartEST Labor (Smart Electricity Systems and Technologies) haben die WissenschaftlerInnen am AIT Austrian Institute of Technology in Wien ab sofort eine europaweit einzigartige Forschungsinfrastruktur zur Verfügung, um die verschiedenen Komponenten erneuerbarer Energie in Echtzeit für den realen Stromnetz-Betrieb zu untersuchen. Simulierte komplexe Zusammenhänge in Echtzeit

Im neuen Labor werden die komplexen Vorgänge zwischen den künftigen Erzeugern und Verbrauchern getestet. Dabei wird ein Abschnitt eines Stromnetzes in Echtzeit in unterschiedlichsten Szenarien nachempfunden. So können mehrere Komponenten gleichzeitig simuliert werden, zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage, ein elektrischer Speicher und eine Ladestation für Elektrofahrzeuge – also eine Konstellation, wie wir sie in der Zukunft öfter vorfinden werden. Dadurch ergeben sich völlig neue Testmöglichkeiten, die es weltweit in dieser Form bisher noch nicht gibt. Brigitte Bach /// Head of AIT Energy Department „Unser Ziel ist es, die Energieinfrastruktur für künftige Herausforderungen zu rüsten und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie auf dem Markt der Smart Grids zu stärken.“

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„Unser vorrangiges Ziel ist es, die Energieinfrastruktur für die künftigen Herausforderungen zu rüsten und die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie auf dem zukunftsträchtigen Markt der Smart Grids zu stärken“, so Brigitte Bach, Head of AIT Energy Department und ist überzeugt, dass das SmartEST Labor einen entscheidenden Beitrag dazu leisten wird. Vorteile für Hersteller und Netzbetreiber

Das AIT Austrian Institute of Technology bietet mit dem neuen Labor sowohl Herstellern von Technologiekomponenten (z. B. Wechselrichtern) als auch Netzbetreibern die Möglichkeit, die Wechselwirkungen zwischen Anlagen und übergeordneten Netzebenen zu analysieren und ihre Produkte und Konzepte fit für die Zukunft zu machen. „Der Totalumbau des Energiesystems stellt die Netzbetreiber vor neue Herausforderungen. Wir in Salzburg möchten diese Entwicklung proMichael Strebl /// Geschäftsführer Salzburg Netz GmbH „Es geht uns um die Integration erneuerbarer Energien und um die Herausforderung, den Strombezug ohne Komfortverlust für unsere Kunden zu steuern.“

aktiv aufgreifen, mitgestalten und unterstützen. Es geht uns um die Integration erneuerbarer Energien und um die Herausforderung, den Strombezug ohne Komfortverlust für unsere Kunden zu steuern“, so Michael Strebl, Geschäftsführer Salzburg Netz GmbH. „Das SmartEST Labor ist ein Novum. Es gibt uns die Möglichkeit als langjährigem Partner des AIT, unsere Smart-Grids-Lösungen in dieser neuen Forschungsumgebung weiterzuentwickeln. Denn in den nächsten Jahrzehnten wird die Einführung von intelligenten Stromnetzen – sogenannten Smart Grids – sowie die Interaktion der Netze mit intelligenten Gebäuden als Energieerzeuger, Speicher und Verbraucher die größte Herausforderung für die Energiebranche und Gebäudebetreiber sein. Siemens ist bereits seit Jahren mit diesem Zukunftsthema befasst und erarbeitet gemeinsam mit Energieversorgern die passende Strategie für die intelligenten Netze der Zukunft“,

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um sich mit den großen Energiefragen auch außerhalb der Marktentwicklung auseinanderzusetzen. Das AIT Austrian Institute of Technology spielt damit in der europäischen Liga mit, was man auch an den hochrangigen Gästen an der Laboreröffnung erkennen kann. András Siegler, Direktor in der Europäischen Kommission im Bereich Energieforschung, nahm persönlich an der Laboreröffnung teil. Wolfgang Hesoun /// Generaldirektor Siemens Österreich

betont Wolfgang Hesoun, Generaldirektor von Siemens Österreich. GroSSes internationales Interesse

In der nach wie vor jungen und von Veränderung geprägten Branche der erneuerbaren Energien, braucht es exzellente Forschungsinfrastruktur,

DIE VORTEILE FÜR … Netzbetreiber ●● Know-how-Gewinn in Fragen aktiver Verteilnetze, z.B.: Power Quality, Stabilität, Schutzaspekte, etc. ●● Entwicklung, Umsetzung und Test innovativer Regel- und Systemkonzepte bzw. Einsatz neuer Geräte für aktiven Netzbetrieb ●● Evaluierung von Konzepten für virtuelle Kraftwerke und Microgrids: koordiniertes Einspeiseverhalten von dezentralen Erzeugungsanlagen ●● Nachbildung künftiger Netzstrukturen zur Bestimmung der Auswirkungen zusätzlicher dezentraler Stromerzeuger oder Lasten in verschiedenen Netzabschnitten

Komponentenhersteller ●● Optimierung von Komponenten und Netzanbindung durch Entwicklungsbegleitung und Validierung neuer Konzepte und Prototypen ●● Test von Komponentenprototypen unter quasi-realen Bedingungen – Verhalten bei Netzstörungen, hoher Anschlussdichte, Netzfehlern, dynamischer Belastung sowie variablen Umweltbedingungen (Temperatur und Feuchte) ●● Überprüfung der Einhaltung nationaler und internationaler Anschlussbedingungen und Normen auf Basis der umfassenden Akkreditierungen von AIT

Öffentliche Institutionen und Regulierungsstellen ●● Untersuchung der Auswirkungen von technischen Rahmenbedingungen zur Steigerung des Anteils von erneuerbaren Energieträgern im Netz ●● Technische Unterstützung bei der Entwicklung von Normen und Grid Codes ●● Entscheidungshilfen für Förderinstrumente

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Der Einsatz neuartiger Technologien ist der Schlüssel zur Energiewende. Innovation gilt daher als zentraler Lösungsansatz für die Erreichung der nationalen und globalen Klimaziele. Die Steigerung der Energieeffizienz ist dabei eines der erklärten Forschungsziele des Klimaund Energiefonds. Theresia Vogel /// Geschäftsführerin Klima- und Energiefonds „Die Unterstützung des SmartEST Labors durch den Klima- und Energiefonds ist ein Vorzeigebeispiel für einen effektiven und effizienten Fördermittel-Einsatz.“

„Die Unterstützung des SmartEST Labors durch den Klima- und Energiefonds ist ein Vorzeigebeispiel für einen effektiven und effizienten Fördermittel-Einsatz. Wir schaffen damit eine Win-WinSituation, bei der sowohl die Forschung als auch die Anwender-Industrie profitieren“, so Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds. SmartEST Labor: Zahlen und Fakten

Bereits im Jahr 2007 wurde mit der Konzeption des Labors begonnen. Die Entwicklung und Errichtung des Labors wurde mit Unterstützung des Klima- und Energiefonds und mit Eigenmittel des

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology, Krischanz & Zeiller, APA, Schneider Electric Solar

Rund 150 Gäste aus dem In- und Ausland verfolgten am 24. April die feierliche Eröffnung des SmartEST Labors – einer europaweit einzigartigen Forschungseinrichtung zur Simulation intelligenter Stromnetze.

„Wir sind bereits seit Jahren mit dem Zukunftsthema Smart Grids befasst und erarbeiten gemeinsam mit Energieversorgern die passende Strategie für die intelligenten Netze der Zukunft.“

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AIT Austrian Institute of Technology finanziert (jeweils vier Millionen Euro). Mit SmartEST positioniert sich das AIT Energy Department europaweit als einzigartiger Smart-Grids-Forschungsknoten für die Industrie und bietet ausgezeichnete Arbeitsbedingungen für hochqualifizierte, internationale WissenschaftlerInnen.

Weitere Infos: Energy Department, Michaela Jungbauer, Tel.: +43 505 50-6688, E-Mail:michaela.jungbauer@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at/energy

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology, Krischanz & Zeiller, APA, Schneider Electric Solar

Research services Das SmartEST Labor bietet modernste Infrastruktur und qualifizierte ExpertInnen für Forschung und Entwicklung im Bereich Smart Grids. Hier lassen sich Komponenten der dezentralen Erzeugung sowie ihre Wechselwirkungen mit der Netzinfrastruktur in einer sicheren Laborumgebung unter realistischen Bedingungen testen. Die Infrastruktur umfasst unter anderem konfigurierbare Labornetze, Netzsimulatoren, PVSimulatoren, Einrichtungen für „Power-Hardware-in-the Loop“-Simulationen sowie eine Klimakammer zur Durchführung von Tests bei extremen Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen. Die Kombination dieser unterschiedlichen Einrichtungen eröffnet völlig neue Testmöglichkeiten, die weit über das herkömmliche Maß hinausgehen. Das SmartEST Labor steht Netzbetreibern und Herstellern zur Verfügung und leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung und Optimierung von neuen Produkten und Regelstrategien. ■■ Prüfung von Komponenten und Systemen der dezentralen Erzeugung mit simulierten Netzen und Primärenergiequellen (z.B. PV-Wechselrichter) ■■ Elektrische Schalt-, Funktions- und Leistungstests gemäß Norm ■■ Gleichzeitige Prüfung von Leistungs- und Kommunikationsinterfaces der Komponenten ■■ Leistungs- und Alterungstests bei kontrollierten Umweltbedingungen ■■ Simulation und Prüfung einzelner Komponenten sowie ganzer Systeme und Anlagen ■■ P-HIL-Tests mittels Echtzeitsimulationen und MultiDomain Co-Simulation (Rapid Modeling und Prototyping von Systemen und Komponenten dezentraler Erzeugungsanlagen) ■■ Simulation von Smart Grid Szenarien ///

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Zoran Miletic, Senior Electrical Design Engineer bei Schneider Electric Solar, Canada Die voranschreitende Urbanisierung bzw. rasant wachsende Megacities erfordern vor allem auch innovative Konzepte am Energiesektor. Forscht Ihr Unternehmen an derartigen Energielösungen? Und falls ja, an welchen? Rasch wachsender Energiebedarf, in die Jahre gekommene Energieübertragungs- und -verteilungsinfrastruktur, kostenintensive Hochrüstung der Netze kombiniert mit einem hohen Durchdringungsvermögen bei der Energieerzeugung wie im Fall von Solar- und Windenergie, verlangen nach innovativen und intelligenten Energielösungen. Beim Unternehmen Schneider Electric Solar gibt es große Forschungsanstrengungen in Richtung innovativer Energielösungen, die betriebliche und industrielle netzgebundene Märkte bedienen sollen sowie Mikro-Netze und bislang nicht angebundene Märkte. Wo liegen die Herausforderungen bei derartigen Forschungsarbeiten? Wir stehen in dieser Branche vor einer Reihe von Herausforderungen, aber eine der größten ist mit Sicherheit die, ein „High Fidelity“-Testumfeld für die Bauartprüfung/Baumusterprüfung und Zertifizierung unserer intelligenten Energiesystementwicklungen zu schaffen – besonders für Hochleistungslösungen. Das SmartEST Lab des AIT bietet so ein Umfeld. Ja, das AIT hat mit dem SmartEST-Labor als einzige Forschungseinrichtung in Europa die Möglichkeit, sämtliche Entwicklungsmodule eines intelligenten Stromnetzes zu simulieren. Werden auch Sie diese Einrichtung nutzen? Ja, unsere nächste Generation der Hochleistungskonverter ist bereits gereiht für den Test und die Zertifizierung in diesem neuen AIT-Labor. Was sind aus Ihrer Sicht die prägenden Vorteile einer derartigen Vorabsimulation? Andere, als die Fähigkeit, verschiedene Energiequellen und Netzbedingungen bloß zu simulieren. Nämlich die, einen Einblick in das Verhalten des Systems und seiner einzelnen Komponenten zu bekommen. Das schafft einen hohen Level an Vertrauen/Zuversicht, dass sich unsere intelligenten Energiesysteme im realen Betrieb ebenso verhalten werden wie im Labor. Lassen sich Ihrer Einschätzung nach überall die herkömmlichen Stromnetze in Smart Grids transferieren? Es ist noch nicht so lange her, dass Nikola Tesla, ein serbischer Student an der TU Graz, von Wechselstromversorgungssystemen träumte. Damals hörte sich sein Traum wie ein Hirngespinst an. Heute sind diese Systeme gang und gäbe. Es ist schwer, Zukunftsprognosen zu stellen, aber es gilt als nahezu sicher, dass intelligente Stromenetze konventionelle Netzte ergänzen und parallel existieren werden. Ich behaupte, dass es ein energetisches Zusammenspiel zwischen diesen Netzen geben wird, in dem konventionelle Netze ohne intelligente Netze zu keiner stabilen Performance in der Lage sein werden. ///

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➜ Health & Environment

Natürliches Empowerment für Pflanzen /// Pflanzen pflegen enge Beziehungen zu Bakterien in ihrer Umgebung. Diese symbiotischen Verhältnisse stärken auf natürliche Weise ihre Widerstandskräfte und fördern das Wachstum. Die Expertise der AIT-ForscherInnen um die Pflanzen-Bakterien-Interaktion wird bei Unternehmen aus verschiedensten Bereichen eingesetzt. ///

Der Einsatz von Mikroorganismen zur Förderung der Widerstandsfähigkeit von Pflanzen birgt enormes wirtschaftliches Potenzial.

●● auf den punkt gebracht Um die rasant wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können, müssen in den nächsten drei Jahrzehnten doppelt so viele Nahrungsmittel produziert werden wie heute. Da sich die zur Verfügung stehende landwirtschaftliche Fläche aufgrund von Trockenheit und Verstädterung jedoch verringert, sind neue Lösungsansätze dringend gefordert. Anlass zu Hoffnungen jenseits der ungeliebten Gentechnik gibt vor allem die Erforschung des äußerst produktiven Zusammenlebens von Pflanzen und Bakterien. Gelingt es, die Mechanismen dieser fruchtbaren Symbiose zu entschlüsseln, können Pflanzen auf natürliche Weise und ohne den Einsatz von oft kritisch betrachteten, synthetischen Chemikalien in ihrem Wachstum gefördert oder stress- und krankheitsresistenter gemacht werden. AIT erkannte das große Potenzial dieses Wissenschaftszweigs bereits vor Jahren und kann mittlerweile beachtliche Forschungsergebnisse vorweisen.

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Stabile Partnerschaften stärken die Widerstandsfähigkeit gegen physische und psychische Anfechtungen. Ein Faktum, das nicht nur für Menschen gilt, sondern – wie die Forschung in den letzten Jahren nachweisen konnte – auch für Pflanzen. Deren Kraft, auch unter erschwerten Bedingungen gut zu wachsen, mit Stress etwa durch Trockenheit optimal umzugehen oder bestimmte Krankheiten abzuwehren, hängt nämlich unmittelbar mit der Beziehung zu den Mikroorganismen in ihrem direkten Umfeld zusammen. So befinden sich im Wurzelraum Tausende Bakteri-

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enarten, mit denen die Pflanze mitunter eine ebenso enge wie gewinnbringende Lebensgemeinschaft eingeht. Einige dieser Bakterien dringen sogar in die Pflanze ein: An die Tausend dieser sogenannten Endophyten leben in jedem einzelnen Gramm einer Pflanze. Im Vergleich zu den Wurzelbakterien kooperieren diese willkommenen Einwanderer noch enger mit der Pflanze und fördern ihr Wachstum und ihre Widerstandskraft. Es liegt also nahe, diese förderlichen Gemeinschaften genau zu analysieren und das so gewonnene Wissen für die Entwicklung von nachhaltigen Alternativen zu chemischen Düngemitteln und Pestiziden zu nutzen. Um in die Geheimnisse der Pflanzen-BakterienInteraktion vorzudringen, werden am AITStandort in Tulln molekularbiologische Methoden eingesetzt. „Damit können wir die DNA ganzer Bakteriengemeinschaften entschlüsseln und die für bestimmte Zwecke am besten geeigneten Bakterienstämme herausfiltern“, erklärt Angela Sessitsch, Head of Business Unit Bioresources und Wegbereiterin des neuen Wissenschaftszweigs in Österreich. Gemeinsam mit ihrer Forschungsgruppe konnte die Molekularbiologin unter anderem nachweisen, dass sich über den Signalaustausch zwischen Bakterien und Pflanze die Aktivität von Genen in der Pflanze ändert. Obwohl noch nicht alle Mechanismen dieser hoch komplexen Interaktion im Detail geklärt sind, lassen sich die bisherigen Erkenntnisse bereits in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen nutzen. GroSSes wirtschaftliches Potenzial

Der Einsatz von Mikroorganismen zur Förderung von Wachstum und Widerstandsfähigkeit der Pflanzen oder als biologische Alternative zu chemischen Pestiziden ist nicht nur wissenschaftlich spannend, sondern birgt auch ein großes wirtschaftliches Potenzial, das im Zuge des aktuellen Paradigmenwechsels in Richtung Nachhaltigkeit stetig weiter wächst. Das Interesse von in- und ausländischen Unternehmen an den neuen Erkenntnissen der Forschergruppe ist dementsprechend groß: Von Saatgutfirmen über Dünge- und Pflanzenschutzmittelhersteller bis hin zu regionalen Gemüsebauern, Blumenproduzenten, Baumschulen, Forstbetrieben oder Landschaftsplanern reicht die Bandbreite der möglichen Anwender.

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Für Sportplatzbetreiber wurde sogar ein spezieller Service am Tullner AIT-Standort eingerichtet: Sie können Rasenproben an die ForscherInnen schicken, um die Gräser auf Pathogenbefall untersuchen zu lassen. Daneben pflegt man aber auch gute Kontakte zu den Global Players der Agro-Welt. „Wir führen Gespräche mit einigen der weltweit größten Saatgutfirmen“, so Günther Reichenberger, Business Developer am AIT Health & Environment Department. „Unsere Angebote richten sich aber auch an kleinere Unternehmen, für die wir je nach Fragestellung und Problem maßgeschneiderte Lösungen entwickeln.“ Eine große Herausforderung für Pflanzen und damit auch für deren Produzenten ist etwa der mit dem Klimawandel zunehmende abiotiAngela Sessitsch /// Head of Business Unit Bioresources, Health & Environment Department „Mittels molekularbiologischer Methoden können wir die DNA ganzer Bakteriengemeinschaften entschlüsseln und so geeignete Bakterienstämme herausfiltern.“

sche Stress, der durch Trockenheit, Hitze, Frost, versalzte Böden oder Nährstoffmangel hervorgerufen wird. Ermöglicht man den gestressten Pflanzen eine Lebensgemeinschaft mit den richtigen mikrobiotischen Partnern, können sie sogar unter solch widrigen Umständen gesund bleiben und gut wachsen. Auch die Photosynthese lässt sich mit Hilfe von Endophyten positiv beeinflussen: „Bringt man diese Mikroorganismen in den Rasen ein, bleibt er länger üppig und grün, was beispielsweise für Golfplatzbetreiber nicht unwesentlich ist“, so Reichenberger. Der schwierige Weg zum Lebenspartner

Der wissenschaftliche Blick durchs Schlüsselloch auf das Beziehungsleben von Pflanzen und ihren Endophyten ist oft in eine enge Kooperation der ForscherInnen mit interessierten Unternehmen eingebunden. „Zwar experimentieren Firmen in Eigenregie mit Mikroorganismen, doch stoßen sie bei der Umsetzung der Ergebnisse in der Praxis oft an ihre Grenzen“, weiß Günther Reichenberger. „Immerhin handelt es sich hier um Lebewesen in komplexen Systemen, deren Beeinflussung alles andere als trivial ist.“

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Insbesondere das Einbringen der Mikroorganismen in die Pflanze oder in das Saatgut bzw. das Aufbringen auf ihre Blätter ist selbst für die Wissenschaft eine Herausforderung. „Mikroorganismen haben wie jedes Lebewesen eine ökologische Nische, in der sie leben können. Auch wir Menschen können, um einen plakativen Vergleich zu wählen, z.B. in der Raumfahrt nur mit höchstentwickelter Technologie und einer Reihe von Schutzmechanismen überleben“, verdeutlicht der AIT Business Developer das „Umsiedlungsproblem“. Methoden der Annäherung

Endophytische Bakterien sind an eine endophytische Lebensweise angepasst und können demnach gut in Pflanzen leben. Aber dorthin müssen sie erst einmal unversehrt gebracht werden. Man hat es hier also mit einem der Knackpunkte der

Research services Nutzung der Kooperation zwischen Pflanze und Mikroorganismen: Mikroorganismen spielen eine wesentliche Rolle für Wachstum und Widerstandsfähigkeit einer Pflanze. Das Health & Environment Department untersucht mit genbasierten Analysemethoden die molekularen Mechanismen von Pflanzen-Bakterien-Interaktionen. Dieses Wissen kann zur Förderung des Pflanzenwachstums, zur Bekämpfung von Schädlingen und zur Sanierung kontaminierter Böden durch Pflanzen eingesetzt werden. Rund 1.500 Bakterienstämme mit potenziell nützlichen Eigenschaften stehen am AIT zum Einsatz bereit. Anwendungen im Feld werden von den ForscherInnen in Form von Monitoring und Optimierung begleitet. Für den Einsatz in der Pflanzenproduktion und Bodensanierung werden geeignete Bakterienstämme ausgewählt. Nutzung des genetischen Potenzials pflanzenassoziierter Mikroorganismen: Für eine effiziente Auswahl geeigneter Mikroorganismen zum Einsatz in der Landwirtschaft, bei der Bodensanierung oder in der Industrie (z.B. neue Antibiotika und Enzyme) werden molekularbiologische Verfahren erarbeitet. Einerseits entwickeln die ForscherInnen HochdurchsatzScreenings, in denen eine Vielzahl von Stämmen getestet werden kann, andererseits setzen sie genomische Verfahren ein, um effiziente Mikroorganismen zu identifizieren. Mittels genomischer und metagenomischer Methoden können auch neue Eigenschaften bzw. Enzyme oder Metabolite aufgespürt werden. Zur Nachverfolgung von Mikroorganismen werden geeignete Marker entwickelt. Weiters können verschiedene Pflanzenpathogene detektiert werden, um einen schonenderen Pestizideeinsatz zu ermöglichen. ///

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„Zwar experimentieren Firmen in Eigenregie mit Mikroorganismen, doch stoßen sie bei der Umsetzung der Ergebnisse in der Praxis oft an ihre Grenzen.“

Endophytenforschung zu tun. Als Vorreiter in diesem relativ jungen Wissenschaftszweig hat AIT natürlich auch dafür praxistaugliche Lösungsansätze entwickelt. „Wir haben eine Methode zum Patent angemeldet, mit der man die Endophyten direkt in das Saatgut inkorporieren kann“, berichtet Günther Reichenberger. Der große Vorteil dieser Verfahrensweise: „Die Endophythen können nicht ausgewaschen werden und stehen bei der Keimung auch nicht in Konkurrenz mit anderen Bakterien.“ Aber auch die klassische Methode des Verkuppelns von Wirt und Gast wird am AIT gepflegt. Dabei bringt man die Endophythen auf das Saatgut auf, mit der Keimung gelangen sie dann in die Pflanze hinein. Ein anderer Weg ist die sogenannte Blattapplikation, bei der die Pflanzen mit Bakterien besprüht werden. Diese stimulieren die Blütenbildung, sodass die Pflanze im Endeffekt mehr Früchte trägt. Auf diese Weise kann auch das Blattwachstum gefördert oder der Zeitpunkt der Blüte vorverlegt werden. Um heraus-

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology/Krischanz & Zeiller, Fotolia

Die DNA-Analyse hat sich mittlerweile als hilfreiches Tool und Entlastung beim Golfplatzmanagement herausgestellt.

Günther Reichenberger /// Health & Environment Department

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Damit die jeweils passenden Bakterien zur Verfügung stehen, haben die AIT-ForscherInnen eine Sammlung von zurzeit 1.500 aus unterschiedlichen Pflanzen isolierten Endophytenstämmen angelegt.

zufinden, wie die Bakterien am effizientesten in die arrangierte Beziehung mit der Pflanze geführt werden können, laufen am AIT mehrere Forschungsprojekte. Im Rahmen von Firmenkooperationen werden die Ergebnisse auf ihre Praxistauglichkeit getestet.

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology/Krischanz & Zeiller, Fotolia

Bakterien statt Chemie

Damit für die verschiedenen Anforderungen die jeweils passenden Bakterien zur Verfügung stehen, haben die ForscherInnen eine Sammlung von zurzeit 1.500 aus unterschiedlichen Pflanzen isolierten Endophytenstämmen angelegt und zum Teil bereits in ihrer Funktionsweise charakterisiert. „Einige davon wurden schon für konkrete Anwendungen in Verbindung mit der Pflanze getestet“, berichtet Angela Sessitsch. Von den besonders interessanten unter ihnen wurde auch das Genom sequenziert. „Diese Sammlung ist unser Goldschatz!“, schwärmt Günther Reichenberger. „Sie ist wie eine wertvolle Bibliothek, deren Schriften wir Schritt für Schritt entziffern. Je mehr wir über sie wissen, desto lösungsorientierter können wir arbeiten.“

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Der Bedarf an diesem speziellen Know-how ist jedenfalls groß und wird zweifellos auch weiter steigen. „Vor zehn Jahren ist kaum jemand auf die Idee gekommen, im großen Stil Bakterien statt Chemie zum Pflanzenschutz einzusetzen“, so der Business Developer. „Mittlerweile haben sich die Vorzeichen jedoch geändert. Die Zulassungsbedingungen für chemische Pflanzenschutzmittel und Pestizide werden schwieriger, manche wurden sogar vom Markt genommen, und nicht zuletzt ist das Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein der Konsumenten gewachsen.“ Außerdem hat sich bereits gezeigt, dass der Einsatz von Mikroorganismen in diesem Bereich gut funktioniert und überdies billiger kommt. ///

Weitere Infos: Health & Environment Department, Zlata Kovacevic, Tel.: +43 505 50-4406, E-Mail: zlata.kovacevic@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at/health_ environment

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➜ Mobility

GeSicherTer Konzertgenuss /// AIT sorgt mit ausgefeilten Methoden der Modellierung und Simulation für erhöhte Sicherheit der BesucherInnen von Großveranstaltungen – unter anderem beim Sommernachtskonzert im Schlosspark Schönbrunn. ///

●● auf den punkt gebracht Das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker lockt Jahr für Jahr Zigtausende Kunstbegeisterte in den Schlosspark Schönbrunn. Bei Großveranstaltungen wie dieser müssen die Organisatoren die Sicherheit der BesucherInnen jederzeit garantieren können – auch bei Wetterumschwüngen oder unvorhersehbaren Ereignissen. Das AIT Mobility Department setzt wissenschaftlich fundierte Methoden zur Simulation, Vorhersage und Regelung von Personenströmen ein, um verschiedene Szenarien durchzuspielen und so die Organisatoren bei der Erstellung von maßgeschneiderten Sicherheitskonzepten zu unterstützen. Das Know-how der AIT ExpertInnen auf dem Gebiet Crowd Dynamics war nicht nur beim diesjährigen Sommernachtskonzert gefragt, sondern hat sich in den vergangenen Jahren auch beim Donauinselfest und bei der Fußballeuropameisterschaft 2008 bewährt.

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Alles andere alS Kaiserwetter herrschte

heuer in Wien am 30. Mai, dem Tag des alljährlichen Sommernachtskonzerts der Wiener Philharmoniker im Schlosspark Schönbrunn. Aber auch bei Regen und Wind ließen es sich 15.000 BesucherInnen nicht nehmen, vor der prächtigen Barockkulisse den Werken der musikalischen Jahresregenten Wagner und Verdi zu lauschen. Das Sommernachtskonzert hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wahren Publikumsmagneten entwickelt und ist mittlerweile eine Großveranstaltung europäischer Dimension, die

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nicht nur den KünstlerInnen, sondern auch den Organisatoren alles abverlangt. Denn immerhin strömen bei Schönwetter Zehntausende in den weitläufigen Schlosspark und stellen den Veranstalter vor große sicherheitstechnische Herausforderungen. Eine zentrale Frage bei der Erstellung eines Sicherheitskonzepts ist dabei unter anderem, wie sich die Besucherströme auf dem Gelände verteilen bzw. wie lange die Räumung des Veranstaltungsbereichs dauern würde, wenn das Areal wegen eines nahenden Unwetters oder unvorhersehbarer Ereignisse evakuiert werden müsste. Aufgrund der strengen Sicherheitsauflagen einigten sich Behörden und Veranstalter daher darauf, ihr Sicherheitskonzept vorab mit Hilfe von Simulationen noch einmal auf Herz und Nieren testen zu lassen. Die Wahl fiel dabei auf die ExpertInnen für Crowd Dynamics des AIT Mobility Departments, die sich in Österreich als eine der ersten Adressen im Bereich Personenstromanalysen etabliert haben. Die in zahlreichen AIT Forschungs- und Kundenprojekten entwickelten Lösungen zur Simulation, Prognose und Regelung von Personenströmen haben sich in den vergangenen Jahren am Donauinselfest ebenso bewährt wie bei der Fußballeuropameisterschaft 2008. Was wäre wenn…

„Simulationen geben uns die Möglichkeit, dynamische Abläufe in komplexen Systemen zu untersuchen und werden deshalb in letzter Zeit bei der Planung von Großveranstaltungen verstärkt eingesetzt“, so Stefan Seer, Scientist am AIT Mobility Department. „Unter anderem können wir damit die Dichte von Menschenmengen, das Auftreten von Staus und die Sicherheit im Evakuierungsfall für verschiedene Szenarien ermitteln.“ In Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner Wagner Sicherheit GmbH führten die ExpertInnen für Crowd Dynamics eine Begehung vor Ort durch, um sich von den lokalen Gegebenheiten selbst ein Bild zu machen. In enger Abstimmung wurden verschiedene Evakuierungsszenarien definiert, die am Computer genauer unter die Lupe genommen werden sollten. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Beantwortung von zwei zentralen Fragen: Wie lange dauert die Evakuierung des Veranstaltungsbereichs, wenn eine unterschiedliche Anzahl von Ausgängen zur Verfügung steht? Welche Staugrößen entstehen auf den einzelnen Flucht-

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wegen und vor den Ausgängen? „Diese Fragen lassen sich mit der Simulation von ‚Was wäre wenn’-Szenarien am Computer zuverlässig und effizient beantworten“, erläutert Seer. Die richtige Wahl

Zentraler Punkt und größte Herausforderung bei der Simulation von Personenströmen ist die Wahl des richtigen Modells für den jeweiligen Anwendungsfall. „Wir fixieren uns dabei nicht auf ein Stefan Seer /// Scientist, Mobility Department „Simulationen geben uns die Möglichkeit, dynamische Abläufe in komplexen Systemen zu untersuchen und werden deshalb in letzter Zeit bei der Planung von Großveranstaltungen verstärkt eingesetzt.“

einziges Modell, sondern haben in den vergangenen Jahren ein flexibles Framework mit einer Reihe von Modellen für unterschiedliche Fragestellungen entwickelt“, erklärt Seer. Mit diesem breiten Portfolio können die ExpertInnen für Crowd Dynamics nun optimal auf die jeweiligen Kundenanforderungen eingehen. Will man zum Beispiel das Ein- und Aussteigeverhalten auf Bahnsteigen analysieren, muss man in einem mikroskopischen Modell sehr genau simulieren, wie die einzelnen Personen einander und Hindernissen ausweichen. Geht es, wie im Fall Schönbrunn, um die Ermittlung von Räumungszeiten bei einer sehr hohen Personenzahl, dann genügt ein sogenanntes mesoskopisches Modell. „Hier werden die Bewegungen aller Personen als aggregierter Fluss mit geringerer räumlicher Auflösung modelliert. In der virtuellen Welt verhalten sich Menschenströme nämlich ähnlich wie Ströme von Flüssigkeiten oder Gasen“, so der Experte. Aufgrund der langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Personenstromsimulation haben die ExpertInnen des Mobility Departments einen klaren Know-how-Vorsprung, wenn es um das Aufspüren der besten Kompromisse zwischen Genauigkeit und Rechenzeit geht. Virtuelle Personenströme

Nach der Definition der Szenarien und der Auswahl des geeigneten Simulationsmodells wurde der Grundriss des Schlossparks im Computer

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Research services Der Faktor Mensch ist ein zentraler Aspekt für die effiziente und sichere Durchführung von Großveranstaltungen ebenso wie für die nutzerfreundliche Gestaltung öffentlicher Infrastrukturen wie Flughäfen oder Bahnhöfe. Das Mobility Department nutzt sein langjähriges Know-how im Bereich Crowd Dynamics für die Simulation, Vorhersage und Steuerung von Personenströmen. Die ExpertInnen entwickeln modernste Analysetools, um beispielsweise Dichte, Frequenz oder Hauptpfade von Personenströmen in hochfrequentierten Bereichen abzuleiten. Auf Basis dieser Analysen können in der Folge verschiedene Szenarien zeit- und kostensparend simuliert werden, um maßgeschneiderte Lösungen für eine effiziente Planung und Optimierung baulicher und organisatorischer Maßnahmen zu entwickeln. Ein Schwerpunkt liegt auf der empirischen Erhebung und Analyse von realen Messdaten über Personenbewegungen, die als Input für Simulationsmodelle dienen. Für kundenspezifische Anwendungen werden individuell abgestimmte Simulationsmodelle entwickelt. Darüber hinaus führt das Department auch realitätsnahe Simulationen durch, um Infrastrukturbetreiber oder Veranstaltungsorganisatoren bei ihren Entscheidungen zu unterstützen. Dazu zählt unter anderem die Simulation der Auswirkungen baulicher Änderungen und operativer Prozesse auf Personenströme. ///

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nachgebaut. „Als Ausgangssituation wurde basierend auf den Erfahrungswerten der vergangenen Jahre eine Besucheranzahl von rund 50.000 angenommen“, so Seer. „Beim Start der Simulation bewegen sich alle KonzertbesucherInnen von ihren Sitz- und Stehplätzen relativ gleichzeitig zu den Ausgängen, wie das auch bei einer Räumung der Fall wäre. Am Computer kann man dann die Bewegungen dieser Menschenströme verfolgen – also das, was auf den Wegen, bei den Ausgängen, Kreuzungen und Engstellen passiert.“ Im Normalfall verlassen die KonzertbesucherInnen das Areal über den Haupteingang durch das Schloss und die zwei Seiteneingänge am Meidlinger und Hietzinger Tor. Für das Sicherheitskonzept war es aber zum Beispiel auch wichtig zu wissen, was passiert, wenn der Haupteingang blockiert ist, weil beispielsweise BesucherInnen aufgrund eines Gewitters im Durchgang stehen bleiben und die Nachdrängenden den Veranstaltungsbereich auf diesem

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology/Krischanz & Zeiller, Manfred Werner, Erwin_Sturm

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Die Simulationen der AITExpertInnen garantieren sichere Konzerterlebnisse – auch wenn plötzlich starker Regen einsetzt.

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nur in der Planung, sondern auch während der Veranstaltung selbst untersuchen. „Bei der Echtzeiterhebung von Bewegungsdaten können wir dabei auf unterschiedliche Quellen zurückgreifen“, so Stefan Seer. „Das Spektrum der verfügbaren Technologien reicht von Infrarotsensoren, Stereokameras, Lichtschranken und Laser bis hin zu GPS, RFID oder Mobilfunk.“ Durch die Verknüpfung dieser Daten mit den Simulationen können sowohl aktuelle Lagebilder als auch Kurzfristprognosen zur räumlichen Verteilung der BesucherInnen auf dem Veranstaltungsgelände erstellt werden. Dieses System zur Entscheidungsunterstützung erlaubt es somit Organisatoren und Einsatzkräften, kritische Situationen schon frühzeitig zuverlässig abzuschätzen. Im Rahmen des Forschungsprojekts EN MASSE wird das vom AIT entwickelte System beim diesjährigen Donauinselfest bereits erprobt.

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology/Krischanz & Zeiller, Manfred Werner, Erwin_Sturm

Geregelte Bahnen bei der bahn

Weg nicht ungehindert verlassen können. Die Simulation zeigt ganz klar auf, wo es in diesem Fall zu erhöhten Personendichten und damit zu potenziellen Gefahrensituationen kommt und wie sich die unterschiedlichen Szenarien auf die Räumungszeit auswirken. In enger Zusammenarbeit mit Wagner Sicherheit wurden schließlich aus dem Verhalten der virtuellen Besucherströme entsprechende Maßnahmen und Empfehlungen abgeleitet, wie Seer anfügt: „Mit Hilfe der Simulation konnten wir zum Beispiel auch ermitteln, wo gezielt der Personenstrom kontrolliert zu steuern ist und wo erfahrene OrdnerInnen mit Funkgeräten und Megaphonen postiert werden sollten, um die Situation zu beobachten und bei Bedarf einzugreifen.“ Von der Simulation zur Vorhersage und Regelung

Kombiniert man diese Simulationen mit Echtzeitmessungen, lassen sich Sicherheitsaspekte nicht

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Als weitere Anwendung der Personenstromanalyse entwickelten die AIT ExpertInnen zusammen mit den Wiener Linien ein System zur Regelung von Passagierströmen in der U-Bahnstation „Stadion“. Hier wird auf der Basis automatisch erfasster Zähldaten die Anzahl der Fahrgäste auf den Bahnsteigen laufend auf die Aufnahmekapazität der Züge abgestimmt. Das System namens RAVE ist seit der Euro 2008 bei sämtlichen Großveranstaltungen im Happel-Stadion erfolgreich im Einsatz, um den Passagieransturm bei größeren Events in geregelte Bahnen zu lenken. Auf Grund der Verlängerung der U-Bahnlinie U2 bis zur Seestadt Aspern im Herbst wird das intelligente Regelsystem derzeit erweitert und verfeinert. „All diese Anwendungsfälle zeigen, dass die numerische Simulation, Vorhersage und Regelung von Personenströmen einen wichtigen Beitrag leistet, um vor, während und nach Großveranstaltungen ein Höchstmaß an Sicherheit zu erzielen“, meint Seer abschließend. ///

Weitere Infos: Mobility Department, Christina Pikl, Tel.: +43 505 50-6322, E-Mail:christina.pikl@ ait.ac.at, Web: www. ait.ac.at/mobility

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➜ Foresight & Policy Development

Wissenschaflicher überden-Tellerrand-Blick /// Mit der „International Foresight Academy“ werden erstmals Foresight-Aktivitäten rund um die Welt verbunden. Das vom AIT koordinierte EU-Projekt erweitert nicht nur den Blickwinkel mittels internationaler Austauschprogramme und Seminare, sondern untersucht zugleich, wie Foresight zur Organisation partizipativer Prozesse in Demokratien verwendet werden kann, um beispielsweise großen gesellschaftlichen Herausforderungen effizienter zu entsprechen. ///

Wie kann sich eine Gesellschaft am besten

●● auf den punkt gebracht Das vom AIT koordinierte, dreijährige EU-Projekt International Foresight Academy (IFA) verbindet erstmals Foresight Aktivitäten rund um die Welt, um den Blickwinkel zu erweitern und neue Vernetzungsmöglichkeiten zu bieten. Partner aus zahlreichen europäischen und außereuropäischen Staaten nehmen teil. Im Zentrum steht die Frage, inwieweit Foresight als Instrument dienen kann, um demokratische Partizipationsprozesse in unterschiedlichen Demokratien zu fördern. Die IFA bietet unter anderem ein Austauschprogramm für WissenschaftlerInnen, Summer und Winter Schools für junge ForscherInnen und akademische Seminare an.

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auf komplexe und ungewisse künftige Entwicklungen vorbereiten? Diesem schwierigen Thema widmen sich diesen Herbst junge WissenschaftlerInnen im Schloss Laxenburg. Vom 9. bis 13. September findet in den Räumlichkeiten des International Institute for Applied System Analysis (IIASA) die erste IFA Summer School statt, in der intensiv untersucht wird, wie neue Foresight-Methoden und Bürgerbeteiligung effektiv eingesetzt

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werden können, um die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern. Die Summer School, in der praxisorientiert an Fallbeispielen Faktoren wie Ressourcenverknappung, Bevölkerungswachstum, kulturelle Unterschiede, Machtkämpfe und vieles mehr in den Vorschauen berücksichtigt werden, ist eine der zahlreichen Aktivitäten im Rahmen der International Foresight Academy (IFA), die besonders auch den Austausch und die Vernetzung von WissenschaftlerInnen zum Ziel hat. Das vom AIT koordinierte, dreijährige EU-Projekt mit Partnern aus Argentinien, Brasilien, Kanada, Russland und Südkorea sowie Deutschland, Finnland, Lettland, Österreich, Rumänien und der Schweiz verbindet erstmals Foresight-Aktivitäten rund um die Welt zum Thema Partizipation. Foresight zeigt dabei nicht nur Trends und mögliche Szenarien, die Entscheidungsträger in Politik, Forschung und Wirtschaft unterstützen, sondern schafft zugleich auch Strukturen und Netzwerke. Im zentralen Blickpunkt der IFA steht die Frage, inwieweit Foresight ein Instrument sein kann, um demokratische Partizipationsprozesse in unterschiedlichen Demokratien zu fördern. Das dreijährige Austauschprojekt wird über das Marie-Curie-Programm im 7. Forschungsrahmenprogramm finanziert und hat im Mai 2012 begonnen.

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notwendig. Nur so können etwa Themen wie die möglichen Auswirkungen der Klimaerwärmung, die Versorgung der stark steigenden Weltbevölkerung mit Nahrung oder auch die Überalterung der Gesellschaft in vielen Staaten erfasst werden. Gerade der internationale Austausch ermöglicht es dabei, einen externen Blick auf die eigene Gesellschaft zu bekommen. Demokratische Partizipation bei Zukunftsfragen

Foresight entwirft aber nicht nur Szenarien über mögliche künftige Entwicklungen, um beispielsweise Entscheidungsträger bei politischen und wirtschaftlichen Fragen zu unterstützen, sondern kann auch als Instrument dienen, die Öffentlichkeit bei politischen Entscheidungen stärker zu integrieren, um so zugleich schneller und besser informiert auf gesellschaftliche Herausforderungen reagieren zu können. Die Gestaltung von ZuPetra Schaper- Rinkel /// Senior Scientist, Foresight& Policy Development Department „Unter Partizipation wird international gesehen oft sehr Unterschiedliches verstanden.“

Foresight 2.0

In der Summer School werden die neuen Methoden für Foresight, die oft als „Foresight 2.0“ bezeichnet werden, gelehrt. Vor allem kulturelle und bewusstseinsbildende Faktoren sowie die unterschiedlichen Rollen und Funktionen aller relevanten Beteiligten finden nun stärkere Berücksichtigung. „Ziel ist es, vor allem jüngeren WissenschaftlerInnen die neuen Ansätze von Foresight zu vermitteln“, erklärt Susanne Giesecke, Senior Scientist im Foresight & Policy Development Department am AIT, die das IFA-Projekt leitet. Die Inhalte der Summer School hat der IFAPartner Foresight Canada zusammengestellt, der auf diesem Gebiet ein hohes Renommé genießt. Die selbst noch junge wissenschaftliche Disziplin Foresight hat ihre Methoden in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Bis vor kurzem wurden mit Foresight eher forschungs- und technologiepolitische Themen untersucht. Für die Erstellung von Szenarien komplexer gesellschaftlicher, politischer und technologischer Entwicklungen ist eine deutlich breitere Basis

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kunft ist ein zentraler Ansatzpunkt von ForesightProzessen. Dabei geht es nicht nur um Anpassung an neue Rahmenbedingungen, sondern um gesellschaftliche Gestaltungsoptionen. Mit der International Foresight Academy bekommen WissenschaftlerInnen der Partnerinstitutionen für einen Monat bis zu maximal zwölf Monaten die Möglichkeit, die Foresight-Aktivitäten in anderen Ländern zu studieren und zugleich wichtige Kontakte für künftige internationale Kooperationen aufzubauen. Susanne Giesecke hat beispielsweise schon einen dreimonatigen Besuch in Brasilien absolviert. Petra Schaper-Rinkel, Senior Scientist am AIT Foresight& Policy Development Department, konnte zweieinhalb Monate Erfahrungen in Argentinien sammeln. „Unter Partizipation wird oft sehr Unterschiedliches verstanden“, so Schaper-Rinkel, „in Argentinien geht es vor allem um Experten-Partizipation.“ Was in Argentinien derzeit als Neuheit unter Foresight initiiert wird, ist die Einführung von Prozessen, in

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denen alle Beteiligten aus Forschung und Entwicklung erstmals über Forschungsprioritäten diskutieren. Zugleich wundern sich WissenschaftlerInnen in Argentinien, die schon viele disruptive Ereignisse wie Wirtschaftskrisen erlebt haben, mit welchem Selbstverständnis in Europa Prozesse bis 2030 oder 2050 diskutiert werden. Argentinien zählte bis Anfang der 1950er Jahre zu den reichsten Ländern der Welt. Rahmenbedingungen wie Korruption, wirtschaftliche Besonderheiten – etwa die große Diskrepanz zwischen offiziellem Peso-Kurs und Schwarzmarktkurs in Argentinien – und vieles mehr sind wichtige Faktoren bei der Betrachtung von Foresight-Prozessen im globalen Kontext. Susanne Giesecke /// Senior Scientist, Foresight & Policy Development Department „Zur mittelfristigen Lösung von komplexen gesellschaftlichen Problemen ist ein sehr breiter internationaler Dialog erforderlich.“

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„In vielen Ländern außerhalb Europas ist es noch ziemlich fremd, dass Bürger an einem strukturierten Meinungsaustausch teilhaben können“, erklärt Giesecke. So ist in Brasilien ebenfalls alles sehr hierarchisch und top-down organisiert. Hier stehen oft andere Prioritäten – im Vergleich zu Europa – an oberster Stelle. „Wir verstehen unter Foresight insbesondere auch die Möglichkeit, partizipative Prozesse zu organisieren“, so Giesecke. Zur mittelfristigen Lösung von komplexen gesellschaftlichen Pro­ blemen ist jedenfalls ein sehr breiter internationaler Dialog erforderlich, in den möglichst viele betroffene Gruppen einbezogen werden sollten. Nur so können die großen gesellschaftlichen Herausforderungen auf internationaler Ebene wirklich gemeistert werden. Dabei müssen die sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergründe berücksichtigt werden. „Auch in Europa mangelt es hier oft noch an einem Blick über den eigenen Tellerrand“, meint die AIT-Foresight-Expertin. In Europa hat sich Foresight jedenfalls schon als wichtiges Instrument zur Entscheidungsfindung in der Politik und Wirtschaft durchgesetzt, wobei es meist noch um forschungs- und technologiepolitische Themen geht. „Um die sogenannten Grand Challenges zu meistern, die besonders die nächsten Generationen betreffen werden, sind deutlich breitere Foresight-Methoden erforderlich“, sagt Giesecke. Netzwerke für Foresight

Die IFA bietet deshalb auch mehrere Vernetzungsmöglichkeiten. Neben der Summer School in Laxenburg wird beispielsweise eine weitere in Brasilien 2014 organisiert. Um das sehr breite Thema der International Foresight Academy auf wissenschaftlicher Ebene zu fokussieren und vergleichend aus den unterschiedlichen Blickpunkten der Länder zu diskutieren, dienen akademische Seminare. Das erste findet mit dem Thema „Participatory Foresight for Smarter Futures – From Design to Impact“ vom 16. bis 19. September in Zürich statt. Demokratische Entwicklung

IFA will Erfahrungen mit Foresight-Aktivitäten in den unterschiedlichsten kulturellen und politischen Umfeldern rund um die Welt zusammenbringen. „In konkreten Austauschprojekten wird

Fotos: AIT Austrian Institute of Technology , Krischanz & Zeiller, www.123rf/Pariwat Intrawut, 12rrf/buchachon

Unterschiedliches Partizipationsverständnis

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untersucht, inwieweit Foresight ein Instrument sein kann, um demokratische Partizipationsprozesse in ganz unterschiedlichen demokratischen Ländern zu fördern“, sagt Giesecke. Deshalb wurden für die International-Foresight-AcademyLänder mit langer demokratischer Tradition wie die Schweiz oder Kanada, Staaten, die wie Österreich und Deutschland nach dem 2. Weltkrieg demokratisch wurden oder auch Länder wie Chile, Argentinien oder Russland, Lettland und Rumänien, die in den letzten 20 Jahren nach Diktaturen und kommunistischen Regimen wieder ganz andere kulturelle Entwicklungen durchgemacht haben. Das Austauschprogramm soll auch konkrete Kooperationsprojekte und Publikationen fördern. Das AIT könnte die IFA beispielsweise das eine oder andere Foresight-Projekt für Organisationen in Brasilien einbringen. ForscherInnen aus Brasilien und Argentinien werden bald schon das AIT für ein paar Monate besuchen. Als konkretes Ergebnis von IFA sind mehrere gemeinsame Publikationen zum Thema des Projektes geplant, die bereits während der Academic Seminars vorgestellt und diskutiert werden. Eines der Ziele der International Foresight Academy wird auf alle Fälle erreicht. Es wird mehr Verständnis für die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Foresight geben. ///

Weitere Infos: Foresight & Policy Development Department, Beatrice Rath, Tel.: +43 505 50-4508, E-Mail: beatrice.rath@ ait.ac.at, Web: www.ait. ac.at/f_pd

Research services Systemische Forschungs- Technologie- und Innovationspolitik FTI-Politik spielt eine zentrale Rolle für die Entwicklung von Innovationssystemen, die Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen. Hierfür müssen leistungsfähige und gut aufeinander abgestimmte Organisationsstrukturen, Governanceprozesse und Politikinstrumente entwickelt, analysiert und bewertet werden. Vor allem Foresight ist hierfür ein wichtiges Instrument. ///

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Günter Clar, Direktor Regionale Zukunftsstrategien und Innovation beim Steinbeis-EuropaZentrum Stuttgart, über partizipative Methoden und internationalen Austausch im Bereich Foresight. Welche Bedeutung haben partizipative Methoden wie Foresight für internationale Zukunftsstrategien? In der heutigen globalisierten Wirtschaft müssen erfolgversprechende Zukunftsstrategien für Regionen, Technologiesektoren, Cluster oder Unternehmen aus internationaler Sicht entwickelt, und ihre internationale Dimension spezifisch konkretisiert werden. Dafür ist fokussierter Input über relevante internationale Entwicklungen, Zusammenhänge und Wechselwirkungen unabdingbar. Im Laufe eines partizipativen Foresight-Prozesses soll, unter anderem, erreicht werden, dass die Teilnehmer solche Informationen nicht nur passiv konsumieren. Sie sollen in der Lage sein, aktiv ihren Horizont zu erweitern, um ihr spezifisches Wissen besser einzuordnen und zu bewerten. Auf solch einer soliden Grundlage können sie langfristig aussichtsreichere Chancen erkennen und vielversprechende, im Konsens erarbeitete und breit mitgetragene Aktionslinien entwickeln. Wie wichtig sehen Sie den internationalen Austausch von Erfahrungen im Bereich Foresight? Die Wechselwirkungen von internationalen Entwicklungen in Technologie und Gesellschaft auf die am Ende eines Foresight-Prozesses konkret zu entscheidenden lokalen Fragen werden immer komplexer. Es ist eine stetige Herausforderung, den schon zuvor angesprochenen Input adäquat zu selektieren und in optimaler Weise in den Prozess einzubringen. Der Aufbau eines internationalen Netzwerkes und ein, auch von konkreten Projekten unabhängiger Austausch über Methoden und Inhalte sind daher essenziell. In welchen Bereichen haben Sie mit ExpertInnen von Foresight& Policy Development zusammengearbeitet? Je nach generellem Foresight-Schwerpunkt (z.B. Region/Nation; breiter wirtschaftlicher Sektor; Technologie; Cluster) binden wir besonders am Anfang des Prozesses Foresight-ExpertInnen aktiv ein, die sich entsprechend spezialisiert haben oder dort Erfahrungen vorweisen können. Policy Development ExpertInnen sehen wir anfangs in einer eher beobachtenden Rolle und beziehen sie in der zweiten Hälfte eines Projektes aktiver ein. Von uns betreute Projekte sind z.B. Regionen in Europa und Südamerika; KBBE (die „Wissensbasierte Bio-Ökonomie“); Biotechnologie, IKT, Nano-Technologie; der Spitzencluster MicroTEC Südwest. Es ist ein hervorgehobenes Merkmal unserer Arbeit im Steinbeis-Europa-Zentrum, dass wir auch über diese wichtige Zusammenarbeit im „Strategic Policy Intelligence Cycle“ (Foresight, Folgenabschätzung, Roadmapping, Politikentwicklung) hinaus Unterstützung anbieten. Über das Steinbeis-Netzwerk oder das European-Enterprise-Network können wir auf maßgeschneiderte Verknüpfungen zwischen strategischen Entscheidungen und operationeller Umsetzung im Hinblick auf die angestrebten Innovationen hinarbeiten. Auch hierfür sind, um auf Ihre Anfangsfrage zurückzukommen, partizipative Ansätze am erfolgversprechendsten. ///

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➜ Berufsbilder

Karrierewege beim AIT /// Tomorrow Today sprach mit Philine Warnke, Senior Scientist im AIT Foresight & Policy Development Department, über die verstärkte internationale Mobilität speziell bei Foresight-WissenschaftlerInnen. ///

Philine Warnke, Senior Scientist im AIT Foresight & Policy Development Department

Sie haben rund drei Jahre für die Europäische Kommission (European Commission‘s Joint Research Centre) in Spanien geforscht sowie einige Jahre (zuletzt als stellvertretende Leiterin des Competence Centre für Innovations- und Technologiemanagement) am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung. Inwieweit lassen sich nun diese Erfahrungen bei Ihrer Arbeit am AIT einbringen?

Berufsbildlevel „Senior Scientist“ Die Herausforderung für Senior Scientists ist in erster Linie die Identifikation von relevanten wissenschaftlichen Entwicklungen im Umfeld und deren Einbeziehung in die strategische Planung. Ihre Aufgaben umfassen in weiterer Folge die Konzeption und die Planung von Eigenforschungsprojekten sowohl in der Jahresplanung als auch in der mittelfristigen Strategie des Geschäftsfeldes. Senior Scientists sind für die Betreuung von DissertantInnen und DiplomandInnen zuständig und begleiten zusätzlich jüngere MitarbeiterInnen bei deren Publikationen. Das AIT unterstützt die Senior Scientists sowohl bei ihrer wissenschaftlichen (z.B. Habilitation) als auch einer etwaigen komplementären wirtschaftlichen Weiterqualifikation. Das AIT fördert zeitlich befristete Auslandsaufenthalte an internationalen Partneruniversitäten und Forschungseinrichtungen. Bei einer außergewöhnlichen Führungskompetenz eröffnet sich einem Senior Scientist auch der Wechsel in das Berufsbild Management in Form der Position einer/eines Geschäfsfeldleiters/in.

Voraussetzungen ●● PhD oder äquivalente Qualifikation und mehrjährige Erfahrung in einer wissenschaftlichen Funktion ●● hochrangige Publikationen ●● International anerkannte Expertise in wissenschaftlichen Themenfeldern ●● Mobilität ●● gute Vernetzung nach „innen und außen“ (forschungs- und kundInnenbezogen) ●● Führungskompetenzen für die fachliche Leitung von Forschungsprojekten bzw. Projektportfolios

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In meinem jetzigen Arbeitsgebiet bei Foresight & Policy Development Department kann ich all meine Erfahrungen perfekt einbringen. Wir arbeiten sehr viel auf EU-Ebene. Dabei hilft es mir sehr, dass ich die Perspektive der EU Kommission „von innen“ kennengelernt habe. Am Fraunhofer ISI habe ich vor allem Kompetenz in der Entwicklung und Anwendung von ForesightMethoden, also Modelle zur Auseinandersetzung mit Zukünften, aufgebaut. Das kann ich jetzt sehr gut für unsere Kunden in Politik und Industrie anwenden.

Was war für Sie generell der ausschlaggebende Punkt, Ihre Projekte bei Fraunhofer gegen jene am AIT einzutauschen? Die Ausrichtung unseres Geschäftsfeldes auf systemische FTI-Politik ist in dieser Form in Europa einzigartig und entspricht genau auch meinem eigenen Forschungsinteresse. Zudem ist die Gruppe international exzellent positioniert, sehr gut vernetzt und bei vielen für mich relevanten Forschungslinien ganz vorne mit dabei. Schließlich ist Wien eine großartige Stadt, in der ich sehr gerne lebe. Wie wichtig ist internationale Erfahrung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler speziell im Foresight-Bereich? Sind Innovationsforscherinnen und -forscher besonders intensive Scientific-Nomaden, oder lassen sie sich durch spannende Projekte auch langfristig binden? Da Foresight ein recht kleiner Bereich ist, gibt es für viele Zukunftsforscherinnen und Forscher nur wenige Möglichkeiten, sich innerhalb ihrer Heimatländer auszutauschen und weiterzuentwickeln. Daher ist die Foresight-Community sehr international ausgerichtet. Viele Kolleginnen und Kollegen haben schon in verschiedenen Ländern gearbeitet. Ich persön-

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Frau Warnke – warum sind Sie Wissenschaftlerin geworden? Ich fand es immer spannend, Dinge zu hinterfragen und von verschiedenen Seiten zu beleuchten – so bin ich dann schließlich in der Wissenschaft gelandet.

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lich empfinde Auslandserfahrung als sehr wichtig für unseren Bereich, denn durch die Arbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern lernt man eigene Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen und darum geht es ja eigentlich in unseren Foresightprozessen. Außerdem haben wir sehr oft länderübergreifende Prozesse. Da ist es sehr von Vorteil, wenn man die Dynamiken, die in solchen gemischten Gruppen entstehen, kennt. Generell denke ich aber, dass internationale Erfahrung in der Forschung immer wichtiger wird. Aber sicherlich – wenn spannende Inhalte da sind, werden auch Zukunftsforscherinnen und -forscher gerne am Ort bleiben.

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Was würden Sie als die für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler maßgeblichsten Vorzüge Ihres Arbeitgebers AIT nennen? Worin unterscheidet sich das AIT beispielsweise von Fraunhofer? Das AIT hat eine etwas höhere Grundfinanzierung als Fraunhofer und ist daher in der Lage, noch stärker wissenschaftlich zu arbeiten. Ein zweiter Vorteil ist es, dass die Departments dichter zusammen sind und daher besser zusammenarbeiten können als die 60 über ganz Deutschland verteilten Fraunhofer-Institute. Gerade für uns im Foresight, wo es immer um das Zusammenspiel von technischem und gesellschaftlichem Wandel geht, ist es wichtig, mit den technischen Fachleuten auf kurzem Wege kommunizieren zu können. Woran forschen Sie gerade? In einem sehr spannenden Foresight-Projekt für das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung - BMBF identifizieren wir gerade Anzeichen für gesellschaftlichen Wandel mit Relevanz für Forschung und Innovation. Das ist insofern neu, als in den Foresightprozessen für die Innovationspolitik bis vor kurzem fast immer die Technologien im Vordergrund standen, während die Einbettung in die Gesellschaft dann später dazukam. Da die deutsche Hightech-Strategie jetzt aber die gesellschaftlichen Herausforderungen adressieren möchte, haben wir eine ganz neue „bedarfsorientierte“ Foresight-Methodik entwickelt. Diesen Ansatz möchten wir weiterentwickeln und auch mit stärker partizipativen Verfahren verbinden. Weiterhin versuche ich, die Verbindung qualita-

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Berufsbilder

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tiver und quantitativer Methoden der Auseinandersetzung mit Zukunft voranzubringen. Da es in unsere Gruppe einige Modelliererinnen und Modellierer gibt, sind die Voraussetzungen dafür gut.

Ihre Mission ist es ja, in die Zukunft zu blicken. Wie sehen Sie beispielsweise die Verschiebung der Grenzen zwischen Mensch und Maschine? Müssen wir uns darüber fürchten, oder dürfen wir uns darauf freuen? Da gibt es keine eindeutige Antwort. Sicher ist, dass sich die Grenzen weiter verschieben und dass sich unsere Gesellschaften aktiv damit auseinandersetzen sollten, um diese Verschiebung bewusst zu gestalten. Gerade die unterschiedlichen Bewertungen müssen in breiten Dialogen thematisiert werden, wie es in verschiedenen Foresight Prozessen schon geschieht. In Ihrer Dissertation beschäftigten Sie sich mit der computergestützten Nachbildung und Untersuchung von Abschnitten in der Technikentwicklung. Können Sie Ihre darin entwickelten Thesen bezüglich Computersimulation bei Ihren aktuellen Forschungsarbeiten nutzen? In meiner Dissertation habe ich untersucht, wie sich die Technikentwicklung durch den Einzug von Modellierung und Simulation verändert und was das wiederum für Auswirkungen auf unser Verhältnis zur Technik hat. Das Thema ist immer noch aktuell und ich konnte es immer wieder in verschiedene Foresightprojekte einbringen. So haben wir in einem unserer Projekte zur Zukunft der Forschung die Zunahme von simulationsbasierten Methoden als einen wesentlichen Treiber von Veränderung der Forschungspraxis identifiziert. ///

Weitere Infos: Elvira Welzig, strategische Personalentwicklung, Tel.: +43 505 504008, E-Mail: elvira. welzig@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at

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➜ VERANSTALTUNGEN

INNOVATIONSKALENDER 10. 07.: H&E SEMINAR SERIES Die Health & Environment-Seminarreihe präsentiert Vorträge und Diskussionen von und mit führenden internationalen WissenschaftlerInnen entlang der AIT-Forschungsfelder. Am 10. Juli referiert Brian Cunningham von der “University of Illinois at Urbana-Champaign”, USA, über Nanostrukturen in der Biologie. Veranstaltungsort: Wien Infos: www.ait.ac.at/health_environment 15. – 19. 07.: 14TH INTERNATIONAL SOCIETY OF SCIENTOMETRICS & INFORMETRICS (ISSI) CONFERENCE Die 14. Konferenz der ISSI wird von der Universität Wien und dem AIT organisiert und widmet sich aktuellen Theorien der Informetrie und der Szientometrie und ihren Einsatzmöglichkeiten. Veranstaltungsort: Wien Infos: www.issi2013.org 22. – 24. 08.: ALPBACHER TECHNOLOGIEGESPRÄCHE Die Alpbacher Technologiegespräche sind Österreichs wichtigster Technologie- und Forschungs-Meetingpoint und werden vom AIT in Zusammenarbeit mit dem ORF/Ö1 organisiert und umgesetzt. Das ausführliche Programm und weitere Infos sind unter www.alpbachtechnologyforum.com abrufbar. Veranstaltungsort: Tirol Infos: www.alpbach.org 24. – 30. 08.: CIGRE HOCHSPANNUNGSKONFERENZ CIGRE „Conseil International des Grands Réseaux Electriques - International Council on Large Electric Systems" vereinigt weltweit Fachleute, die sich mit Planung, Bau, Betrieb, Service, Entwicklung und Konstruktion von Geräten und Systemen für Kraftwerke und elektrische Energieübertragungs- und Verteilungsnetze beschäftigen. Veranstaltungsort: Paris Infos: www.cigre.org 09. – 13. 09.: IFA INTERNATIONAL FORESIGHT ACADEMY SUMMER SCHOOL Im Rahmen der International Foresight Academy, einem vom AIT koordinierten dreijährigen EU-Projekt, findet eine Summer School statt, in der intensiv untersucht wird, wie neue Foresight-Methoden und Bürgerbeteiligung effektiv eingesetzt werden können, um die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern. Veranstaltungsort: Laxenburg Infos: http://ifa.cgee.org.br 16. – 19. 09.: IFA INTERNATIONAL FORESIGHT ACADEMY ACADEMIC SEMINAR Das erste Academic Seminar der International Foresight Acedemy widmet sich dem Thema "Participatory Foresight for Smarter Futures – From Design to Impact". Ziel ist es, das sehr breite Thema der International Foresight Academy auf wissenschaftlicher Ebene zu fokussieren und vergleichend aus den unterschiedlichen Blickpunkten der Länder zu diskutieren. Veranstaltungsort: Zürich Infos: http://ifa.cgee.org.br 21. – 26. 09.: WORLD CONGRESS OF NEUROLOGY Der „World Congress of Neurology“ ist die weltgrößte wissenschaftliche Neurologen-Tagung und findet dieses Jahr in Wien statt. Der Kongress wird von der ÖGN – Österreichischen Gesellschaft für Neurologie gemeinsam mit der EFNS – European Federation of Neurological Societies umgesetzt. Veranstaltungsort: Messezentrum Wien Infos: www2.kenes.com/wcn/pages/home.aspx

24. – 26. 09.: AAL FORUM Die jährliche Konferenz des Ambient Assisted Living Joint Programme (AAL JP) findet in diesem Jahr in Norrköping, Schweden statt. Dort werden die neuesten Technologie-Entwicklungen vorgestellt, die das alltägliche Leben älterer Menschen unterstützen. Veranstaltungsort: Norrköping Infos: www.aalforum.eu 24. – 27. 09.: SAFECOMP SAFECOMP ist eine jährliche Veranstaltung über Erfahrungen und Trends in den Bereichen Computer-Sicherheit und Zuverlässigkeit von Computer-Systemen und bietet reichlich Gelegenheit, Erkenntnisse und Erfahrungen über neue Methoden und praktische Anwendung über die Grenzen der verschiedenen Disziplinen auszutauschen. SAFECOMP konzentriert sich auf sicherheitskritische Computeranwendungen und ist eine Plattform für den Wissens-und Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Industrie und Forschungseinrichtungen. Veranstaltungsort: Toulouse Infos: www.safecomp.org

29.09. – 01. 10.: MODELS 2013 Die Veranstaltung „Models“ ist die erste Adresse für den Austausch von innovativen Ideen und Erfahrungen modellbasierter Ansätze in der Entwicklung von komplexen Systemen. Seit 1998 hat sich der Kongress als breites Forum für die Berichterstattung des wissenschaftlichen Fortschrittes sowie Erfahrungen aus der praktischen Anwendung modellbasierter Methoden positioniert. Veranstaltungsort: Miami Infos: www.modelsconference.org 17. 10.: AUSTRIAN INNOVATION FORUM Das Jahresforum für Innovation und neues Wachstum findet in diesem Jahr am AIT Austrian Institute of Technology statt. Das hochkarätige Programm unter dem Motto „BUSINESS DESIGN THINKING“ umfasst internationale Keynote-Vorträge und richtet sich an alle, die Innovationen voranbringen wollen: GeschäftsführerInnen und UnternehmerInnen, InnovationsmanagerInnen, LeiterInnen F&E, Marketing und Business Development, außerdem ForscherInnen und WissenschaftlerInnen. Veranstaltungsort: Wien Infos: www.austrian-innovation-forum.at

18. 10.: TECHNOLUTION 2013 Ziel der Veranstaltung ist es, Jugendliche, Eltern und PädagogInnen für das Thema „Frauen in der Technik“ zu interessieren und darüber hinaus das Bewusstsein zu schaffen, dass Frauen im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich selbstverständlich sind! Der Themenschwerpunkt des Kreativwettbewerbs liegt dieses Jahr auf dem historischen Rückblick: Frauen in der Technik sind nämlich kein Phänomen der jüngeren Zeit, sondern schon immer eine essenzielle Triebkraft des technischen und gesellschaftlichen Fortschritts. Veranstaltungsort: Wien Infos: www.technolution.info

22. – 24. 10.: UCAAT – USER CONFERENCE ON ADVANCED AUTOMATED TESTING Die UCAAT bietet eine ideale Gelegenheit für Test-DesignerInnen, Automatisierungs-Ingenieure sowie Qualitäts- und ProjektmanagerInnen aus der ganzen Welt, um sowohl Erfahrungen auszutauschen als auch über die neuesten Erkenntnisse und Fortschritte in der industriellen Nutzung von Testautomatisierung zu erfahren. Veranstaltungsort: Paris Infos: http://ucaat.etsi.org


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➜ SCIENTIFIC PAPER

AIT TOP JOURNAL PAPERS /// Aktuelle Forschungsergebnisse von AIT-WissenschaftlerInnen, die kürzlich in Impact-starken, renommierten internationalen Journalen publiziert wurden. /// M. Suda, C. Pacher, M. Peev, M. Dusek, F. Hipp: „QUANTUM INTERFERENCE OF PHOTONS IN SIMPLE NETWORKS“ Quantum Information Processing May 2013, Volume 12, Issue 5, pp 1915-1945. Quanten-Netzwerke bestehen aus optischen Bauelementen, die zum Beispiel mittels Glasfasern oder Wellenleitern zu Schaltelementen verbunden werden. Die „On-ChipLösung“ ist für die Entwicklung von zukünftigen Quanten-Computern von fundamentaler Bedeutung. Der in der US-amerikanischen Fachzeitschrift Quantum Information Processing publizierte Artikel „Quantum interference of photons in simple networks“ beschreibt verschiedene Arten von Quanten-Netzwerken und wie sich Photonen (Lichtteilchen) als Informationsträger darin verhalten.

M. Feldmann, M.-C. Asselin, J. Liu, S. Wang, A. McMahon, J. AntonRodriguez, M. Walker, M. Symms, G. Brown, R. Hinz, J. Matthews, M. Bauer, O. Langer, M. Thom, T. Jones, C. Vollmar, J.-S. Duncan, S. M. Sisodiya, M. J. Koepp: „P-GLYCOPROTEIN FUNCTION AND EXPRESSION IN TEMPORAL LOBE EPILEPSY: A CASE-CONTROL STUDY“ In press_Lancet Neurology (2013) IF 2011 23.462 Ungefähr ein Drittel aller Epilepsie-PatientInnen spricht nicht auf die medikamentöse Therapie mit Antiepileptika an. Die oftmals einzige Therapieoption für diese PatientInnen ist die chirurgische Entfernung von epileptischem GehirnGewebe. Ein möglicher Mechanismus dieser Therapie-Resistenz ist eine Überexpression des Arzneistoff-Transporters P-glykoprotein (Pgp) an der Blut-Hirn Schranke. Dieser Transporter pumpt Antiepileptika vom Gehirn zurück ins Blut und verhindert, dass Medikamente ihre pharmakologischen Zielstrukturen im Gehirn erreichen. Während eine Reihe von tierexperimentellen Studien schlüssige Beweise für die Transporter-Hypothese lieferten, ist die Relevanz der Transporter-Hypothese in humanen Epilepsie PatientInnen umstritten. Im EU-Projekt „Euripides“, an dem unter 13 europäischen Partnern auch das AIT Austrian Institute of Technology beteiligt war, wurde ein neues Positronen-Emissions-Tomographie (PET) Protokoll zur nicht-invasiven Messung der Pgp Aktivität an der Blut-Hirn Schranke entwickelt. Diese nun im Top Journal Lancet Neurology publizierte Studie liefert den ersten in vivo Beweis für die Gültigkeit der Transporter-Hypothese in zumindest einem Teil von therapieresistenten Epilepsie-PatientInnen. Des Weiteren erscheint das neu entwickelte PET-Protokoll sehr gut dafür geeignet, in zukünftigen

klinischen Studien jene Epilepsie-PatientInnen auszuwählen, deren Therapie-Resistenz durch Transporter Überexpression bedingt ist, um diese Personen dann mit einem Transporter-Inhibitor wie Tariquidar zu behandeln.

K. M. Weber, H. Rohracher: „A SYSTEMS APPROACH TO TRANSITION DYNAMICS: TOWARDS NEW RATIONALES FOR LEGITIMIZING GOAL-ORIENTED POLICY STRATEGIES Research Policy, 2012, 41, 6, 1037–1047 Warum soll der Staat in Forschung, Technologieentwicklung und Innovation intervenieren? Diese Frage beschäftigt Ökonomen und Politikwissenschaftler seit Jahrzehnten. Mit der Betonung der Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen als Motivation für öffentlich finanzierte Forschung steht seit einigen Jahren zunehmend die Frage nach Richtung und dem inhaltlichen Beitrag von Forschung und Innovation im Vordergrund der politischen Debatte. Allerdings gab es bislang keine systematischen Argumentationsmuster, mit denen man eine aktive Rolle des Staates bei der Ausrichtung von Forschungsagenden, häufig in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Stakeholdern, hätte begründen können. In dem im Jahr 2012 erschienenen Artikel wird ein umfassender Satz an Versagensargumenten entwickelt, der neben den klassischen Marktversagensargumenten und den strukturellen Systemversagensargumenten als neue Kategorie die sogenannten transformativen Systemversagensargumente einführt. Damit steht für die Politik ein umfassender Satz an grundlegenden Argumentationslinien zur Verfügung, die für die Begründung und Legitimierung politischer Eingriffe herangezogen werden können; ein Instrument, das insbesondere für die zunehmend geforderten Wirkungsabschätzung von Programmen und Maßnahmen genutzt werden kann.

T. Strasser, F. Andren, F. Lehfuss, M. Stifter, P. Palensky: „ONLINE RECONFIGURABLE CONTROL SOFTWARE FOR IEDS IEEE Transactions on Industrial Informatics,*Early Access - IEEE Xplore*(2013), S. 1 - 10. Energiesysteme der Zukunft müssen sowohl eine stetig wachsende Nachfrage nach Elektrizität bedienen können, als auch in der Lage sein, die TreibhausgasEmissionen zu vermindern. Die Erfüllung derart unterschiedlicher Bedürfnisse erfordert die Integration erneuerbarer Energien in großem Maßstab. Allerdings unterstützen heutige Energiemanagment- bzw. Automatisierungssysteme die zukünftige Anforderung der funktionellen Anpassung von Algorithmen im laufenden Betrieb nur unzureichend. Zentrales Ziel dieses Artikels ist daher, ein standardisiertes Konzept für eine rekonfigurierbare Software-Architektur in intelligenten elektronischen Geräten zur Steuerung von dezentralen, erneuerbaren Energiequellen zu definieren. ///

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Mehr Informationen über uns finden Sie hier:

Wenn es um bahnbrechende Innovationen geht, ist das AIT Austrian Institute of Technology der richtige Partner für Ihr Unternehmen: Denn bei uns arbeiten schon heute die kompetentesten Köpfe Europas an den Tools und Technologien von morgen, um die Lösungen der Zukunft realisieren zu können. Mehr über die Zukunft erfahren Sie hier: www.ait.ac.at

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