Angolo #1

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• Monatszeitschrift nur vorhanden Online • http://issuu.com/angoloonline • www.corner-salzburg.at • Angolo Nr.1/2014

mag Jug azin v end - oM kul tur und Cor zen ner tru m

Kultur Musik Kinder und Jugendliche EVENTS

Januar 2014 • Salzburg

#1



◦ januar ◦ WHAT’S GOING ON? Corner Info .........................................................................................4 Editorial...............................................................................................5

Musik Live on stage Januar

Alexander Habitzreuther.....................................................................6

Kultur Drei Spanier in Salzburg Cristina Rodriguez Riós, Alba Felpete López und Jonay Sánchez Bacallado ..........................................................8

Kinder und Jugenliche Mein Lieblingsbuch von Nikita Nayyar: Der kleine Prinz, Antoine De Saint-Exupery.....................................10 Mein Lieblingsfilm von Julia Pisanu: Das Leben ist schön, Roberto Benigni.............................................11 Das Mädchen mit den Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen Kommentar von Ahmet Yagmur.......................................................12

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PROGRAMM JANUAR JUGEND- & KULTURZENTURM CORNER 25.1 21.00 CORNER LIVE BETTY’S APARTMENT PIVOT POINTS TWO PONYS AND A TRASHCAN

Eintritt 7,- € / 4,- € (ermäßigt)

IMMER DONNERSTAGS NACH WUNSCH KINO IM CORNER AB 19:30

FIND US

im Techno-Z, Campus 3 Austraße 3b, 5020

mit Buslinie 6 (Richtung Itzling West) bis Jakob-Haringer-Straße oder

0662 / 45 45 -16 0662 / 45 45 -17 (fax) buero@corner-salzburg.at

M U S I K UNTERRICHT SCHLAGZEUG MONTAG 17:30 - 19:30 GITARRE MITTWOCH 17:00 - 20:00

R A D I O SENDUNG 15./21.1 18:30 AUF 107,5 Mhz

Corner Jugend- und Kulturzentrum Salzburg

w w w. r a d i o f a b r i k . a t

ÖFFNUNGS Z E I T E N BÜRO DI-FR: 9:00 12:00 OFFENER BETRIEB DO-SA: 1622/1:00 TEENAGER NACHMITTAG DI-MI: 16:00 19:00 SPORTRAUM


editorial Als ich das erste Mal über „Angolo” nachgedacht habe, habe ich noch nicht wirklich an „Angolo” gedacht. Ich meine, ich war auf der Suche nach einer interessanten Aufgabe, die meinen Freiwilligendienst im Jugend- und Kulturzentrum Corner irgendwie bedeutender machen würde. Es stellte sich heraus, dass die Idee eines Onlinemagazins die perfekte Verbindung aus den Dingen sein würde, die ich in einem Projekt verwirklichen wollte und das nicht nur für mich. Das Teilen von Ideen, Fähigkeiten und Zeit ist etwas, das sich sehr gut in die Struktur eines Jugendzentrums integrieren lässt und für mich ist es die perfekte Möglichkeit, meine Leidenschaft für Grafik, für das Schreiben und insbesondere für Menschen zu verbinden. Ich verstehe „Angolo“ als offenen Raum für jeden, der eine Idee teilen möchte, sei es die eigene oder nicht. Es ist ein Raum für Kultur, Musik und das tägliche Leben. Es ist eine Chance, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Warum also der Titel „Angolo“?!? Das ist eigentlich zugegebenermaßen keine so originelle Geschichte. Angolo ist die italienische Übersetzung des Wortes „corner“. Es hat eine positive Bedeutung, wo mit auch immer du es assoziierst. Meistens hast du aus den Ecken die beste und kompletteste Sicht von dem, was du betrachtest. Alessia Scuderi EU-Freiwillige im Jugend und Kulturzentrum Corner

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Für die B“ am Start. N T . s v IA zu „B serer Bühne e Songs live n u u e n f u a m u n , p re u a ar w . So ein Warm Am 18. Janu u produzieren z r das Ganze a m u w lb ia A B s e m u u n, ihr ne ertrag an MusikerInnen bruar beginne inen Plattenv e e F r h a im J ie n s te r Wir o tz testen, bev t sein sollte. die fünf im le n h h ä ic s rw e n l e a b a m h ei uch ein nserem ganz nebenb ieser Stelle a e Band aus u d in e n r a e s d a ie w w , s n s stolz, da Land gezoge . uch ein wenig a d in s d arriere bastelt n K u r s re n u ih n n e a u h e fr erfolgreic Proberaum so

© Nadine Schachinger

NB“ „BIA vs. T

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Corner

e g a t s Live oimnJanuar

Das neue J ahr im Jug endund Kultur zentrum C o rner beginnt m usikalisch w ie das alte, mit s ehr guter M u sik und noch m al guter M usik.

t”, „Betty’s Apartmen „Two Ponys and a Trashcan” und „Pivot Points” Live auf unserer Bühne sind am 25. Januar erneut zwei Bands aus unserem Proberaum zu sehen. Gesellschaft leistet ihnen eine junge Band aus Linz. Das Debütalbum des Salzburger Trios „Bettys Apartment“ zeigt gute Ansätze, wie sich Pop und Protest widerspruchslos vereinen lassen. Die Band beobachtet ihre Umwelt kritisch, macht sich Gedanken über unsere hedonistische Wohlstandsgesellschaft und punktet vor allem mit ihren nachdenklich, poetischen Songtexten, die mit zornigem Wunsch nach nachhaltiger Veränderung ungefiltert hinausgebrüllt oder auch nur ganz sanft in unsere Ohren geflüstert werden. Mit ihrer zeitlosen „Ballade vom Zündler” zeichnen sie ein sehr einprägsames Bild vom rechten Populisten,

der – angetrieben von blinder Zerstörungswut – die Gesellschaft bedingungslos in den Abgrund zu führen bereit ist. Stilistisch pendeln die 14 teils auf Deutsch, teil auf Englisch gesungenen Lieder zwischen Pop, Chanson und Country, wobei manche der eher humorvolleren Texte trotz kritischen Ansatzes ein wenig die Gefahr der Banalität in sich bergen. Dies tut aber dem durchwegs guten Debütalbum keinen Abbruch. Als Linzer Rohdiamanten kann man wohl die dritte Band im Bunde, die „Pivot Points“ bezeichnen. Sie sind die besseren Jake Buggs, Lou Reed trifft auf Bob Dylan und die Slackerlässigkeit der frühen 90er. Einfach sensationell! Alexander Habitzreuther

ve er Li 14 n r o C 20 nuar 1 Uhr a J . 25 b 2 ,- € ss a 4 a l n i E -€/ , 7 t t i Eintr rmäßigt) (e

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d n u e p y Stereot n e g n u h Überrasc Drei Spanier in Salzburg

Strand, Party, Sonne und Spaß – das sind einige Stereotype, die die Leute normalerweise mit dem Land verbinden, aus dem wir kommen – Spanien. Aber auch, wenn wir uns mit einigen dieser Begriffe identifizieren können, die Orte, aus denen wir stammen, sind mehr als Strand und Party und das gilt auch für die Menschen. Von Norden bis Süden, von Westen bis Osten, die Sprachen, die Landschaften, die und auch die Menschen geben dem, was Spanien wirklich beschreibt eine tiefere Bedeutung, als die Klischees, die jeder kennt. Seitdem wir nun ein paar Monate den Europäischen Freiwilligendienst in Österreich machen, denken wir auch über dieses Land in einer ganz anderen Weise, als wir es vorher taten, dank des Alltags, den wir hier in Salzburg verbringen. Werfen wir einen Blick auf unsere Vergangenheit, scheint es unmöglich, nicht darüber nachzudenken, was sich in dieser Zeit alles verändert hat: Was haben wir gelernt? Denken wir noch genauso über Österreich wie vorher? Lasst uns eine kleine Gedächtnisübung machen…

Was wussten wir über Österreich?

Jonay, 30 Tenerife, Canary Island

Cristina, 22 ña Vielha, Catalu

Stereotypen sind die ersten Annahmen über etwas Ungekanntes. Sie helfen uns, eine Art mentale Landkarte über einen Ort zu erstellen, bevor wir ihn das erste Mal betreten. Als wir uns dafür entschieden, hier unseren Freiwilligendienst zu machen, wussten wir nicht viel über Österreich. Sicher hatten wir schon mal etwas über Mozart oder die Salzburger Festspiele gehört. Von den Österreichern erwarteten wir, sie würden sehr organisiert, streng, pünktlich und nicht so aufgeschlossen sein, wie wir es aus unserer Heimat gewöhnt waren. Übrigens hat sich, während der ganzen Zeit, in der wir hier leben, kein einziges Klischee für alle Menschen bewahrheitet. Auch wenn wir gern jede einzelne Sache klassifizieren möchten; als ein Teil der Natur sind wir einfach alle komplett verschieden. Es kommt immer auf die Person an, mit der du gerade zusammen bist und auf die Augen, mit denen du sie betrachtest. Dennoch ist es wahr, dass es zwischen unseren Kulturen einige Unterschiede gibt (etwa in der Art, wie wir die tägliche Routine bestreiten), welche uns manchmal das Gefühl geben, sehr weit weg von zu Hause zu sein. Die lange Distanz ist nichts, verglichen mit dem Gefühl in einer anderen Welt zu leben. Warum fühlen wir so? Hier kannst du ein paar Gründe erfahren:

Nice to… meet you? Wenn du zum Beispiel eine Person das erste Mal triffst, gibt sie dir natürlich die Hand zur Begrüßung. Eine ganz normale Geste um deinem Gegenüber zu 8


rezept ♥ Tortilla de patatas 1 kg Kartoffeln 1 große Zwiebel 5 Eier Olivenöl 1 Prise Salz (Für 4 Personen)

Schäle die Zwiebel und die Kartoffeln. Schneide die Zwiebeln in kleine Würfel und die Kartoffeln in schmale Scheiben und brate alles in einer großen Pfanne mit Olivenöl bei mittlerer Hitze an. Rühre regelmäßig um, bis die Kartoffeln goldig braun sind. Verrühre die Eier in einer Schale und füge das Salz, die gebratenen Kartoffeln und Zwiebeln hinzu und vermische alles. Danach kommt die Menge wieder in die Pfanne mit etwas Olivenöl. Auf hoher Flamme kochen und dann wenden, damit beide Seiten leicht braun werden. Mit Schinken oder Paprika kann die Tortilla noch verfeinert werden. Oder versuche doch deine eigene Kreation. Alba: „Ich habe dieses Rezept gewählt, weil Tortilla in ganz Spanien gekocht wird, egal ob Madrid, Malaga oder Cataluña.”

Alba, 26 Santiago de Compostela, Spain finden, um in der Stadt umher zu radeln. Das gefällt uns wirklich sehr, denn in Spanien ist es nicht so üblich. Vielleicht deshalb, weil manchmal die Radwege an einem bestimmten Punkt in der Stadt enden und einfach spurlos verschwinden.

zeigen, dass du ein höflicher Zeitgenosse bist und dich freust, denjenigen kennen zu lernen. Aber, würde man diese kulturelle Regel nicht kennen, schiene diese Situation total kalt für uns, die Leute aus dem Süden. Wir mögen es, anderen Menschen von Beginn an nahe zu sein, also küssen wir die Leute auf die linke und rechte Wange, wenn wir sie zum ersten Mal treffen.

Krampus! What’s going on? Am Ende unseres Artikels können wir nicht einfach aufhören, ohne ein Wort über die überraschendste Weihnachtstradition Österreichs zu verlieren. Spanien ist multikulturell und deshalb sind wir es gewohnt, mit verschiedenen Bräuchen konfrontiert zu werden. Aber inmitten von Salzburg etwas wie den Krampuslauf zu sehen, hatten wir wirklich nicht erwartet. Weihnachten, die Zeit der Liebe, des Friedens und … plötzlich hörst du die Glocken und die Krampusse erscheinen, um dich mit ihren Peitschen zu erwischen. Aber auch, wenn sie dich schlagen oder mit ihren gruseligen Masken erschrecken – das ist eine der Erfahrungen, die mehr und mehr dazu beitragen, dass wir uns an einem wirklich speziellen Ort fühlen und es immer etwas Neues zu entdecken gibt.

Eine Nebelmaschine in der Bar? Aber… warte mal… Rauchen die hier? Das ist einer der beeindruckenden Fakten an Österreich: Es ist erlaubt in Bars, Clubs und Pubs zu rauchen. Vor nicht allzu langer Zeit war das auch in Spanien noch möglich, aber für uns scheint es heute, als wäre es immer schon verboten gewesen. Deshalb geht es uns nicht richtig in den Kopf, wie es hier immer noch erlaubt sein kann. Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist Supermann das sind unzählige Fahrräder! Für uns ist es auch ziemlich komisch und cool zugleich, dass die Österreicher so viel mit dem Fahrrad unterwegs sind. Wo immer du hier hingehst, sieht du Fahrräder, abgestellt oder in Bewegung, und wo immer du hinschaust, du wirst einen Fahrradweg

Cristina Rodriguez Riós Alba Felpete López Jonay Sánchez Bacallado 9


. . . E T I R O MY FAV „Der k leine

Prinz“

von Anto ine de Sa int-Exupér y Welche Figur wärst du gern und warum? Wenn ich mir eine Figur aussuchen könnte, wäre ich gern der kleine Prinz. Vor allem deshalb, weil er so viele spannende Dinge entdeckt. Was macht dieses Buch so einzigartig? Ich finde, dass das Buch sehr spannend geschrieben ist. Der kleine Prinz besucht viele verschiedene Planeten, das finde ich schon besonders.

Wem empfiehlst du dieses Buch? Ich würde das Buch Kindern und Jugendlichen empfehlen.

Was kann man beim Lesen lernen?

Was ich gelernt habe, nachdem ich mit dem Buch fertig war, war, dass jedem etwas wichtig ist. Bei dem kleinen Prinz ist das zum Beispiel seine Rose.

Name: Nikita Nayyar Alter: 13 Lieblingsfarbe: Blau und Rot. Kann mich nicht entscheiden. Beste Sache bei schlechtem Wetter: Man kann vieles gemeinsam drinnen unternehmen, zum Beispiel Freunde treffen und sich unterhalten.

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ön“ h c s t s ben i e L s a D „ von Roberto Benigni Worum geht es in dem Film? Im Film wird das Schicksal einer jüdischen Familie in Italien gezeigt. Er spielt zur Zeit des Nationalsozialismus. Was macht diesen Film so einzigartig? Eine Szene hat mich besonders berührt: Als der Vater seinen Sohn im Konzentrationslager vor den Nazis versteckt hatte, sagte er zu ihm: „Komm erst wieder raus, wenn einen Panzer siehst!“ Es war kurz vor Ende des Krieges. Für den Vater kommt alle Rettung zu spät, aber der Sohn schafft es, sich vor den Nazis zu verstecken und zu überleben. Wem empfiehlst du diesen Film? Ich denke, dass der Film für alle über 12 Jahren sehenswert ist!

Was kann man beim Sehen lernen? Ich habe vor allem gelernt zu schätzen, was ich habe.

Name: Julia Pisanu Alter: 15 Lieblingsfarbe: Lila Wenn ich Präsident wäre, würde ich: in Österreich so ziemlich alles lassen, wie es ist. In Italien würde ich allerdings einiges ändern!

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das kleine madchen mit den schwefelhÖlzern von Hans Christian Andersen Es war so grässlich kalt; es schneite, und es begann dunkler Abend zu werden; es war auch der letzte Abend des Jahres, Silvesterabend. In dieser Kälte und in diesem Dunkel ging auf der Straße ein kleines, armes Mädchen mit bloßem Kopf und nackten Füßen; ja, sie hatte ja freilich Pantoffeln angehabt, als sie von zu Hause kam, aber was konnte das helfen? Es waren sehr große Pantoffeln, die ihre Mutter bisher benutzt hatte, so groß waren sie. Und die verlor die Kleine, als sie über die Straße weg eilte, weil zwei Wagen schrecklich schnell vorbeifuhren; der eine Pantoffel war nicht wieder zu finden, und mit dem andern lief ein Junge fort; er sagte, dass er ihn als Wiege benützen könne, wenn er selbst einmal Kinder bekäme. Da ging nun das kleine Mädchen auf den nackten kleinen Füßen, die rot und blau vor Kälte waren; in einer alten Schürze trug sie eine Menge Schwefelhölzchen, und ein Bund davon hielt sie in der Hand; niemand hatte ihr den ganzen Tag etwas abgekauft, niemand ihr einen Pfennig geschenkt. Hungrig und erfroren ging sie und sah so elend aus, die arme Kleine. Die Schneeflocken fielen in ihr langes blondes Haar, das sich so schön um den Nacken lockte; aber an diese Pracht dachte sie nun freilich nicht. Aus allen Fenstern leuchteten die Lichter, und dann roch es so herrlich nach Gänsebraten auf der Straße; es war ja Silvesterabend. Ja, daran dachte sie! In einem Winkel zwischen zwei Häusern, von denen das eine etwas mehr in die Straße vorsprang als das andere, da setzte sie sich hin und kauerte sich zusammen; die kleinen Beine hatte sie unter sich hinaufgezogen; aber sie fror noch mehr, und nach Hause gehen durfte sie nicht, sie hatte ja keine Schwefelhölzchen verkauft, nicht einen einzigen Pfennig bekommen, ihr Vater würde sie schlagen, und kalt war es auch zu Hause, sie hatten nur das Dach gleich über sich, und da pfiff der Wind herein, wenn auch die größten Spalten mit Stroh und Lumpen zugestopft waren. Ihre kleinen Hände waren vor Kälte beinahe ganz abgestorben. Ach, ein kleines Schwefelhölzchen konnte gut tun! Wenn sie nur ein einziges aus dem Bunde herausziehen, es an die Wand streichen und sich die Finger wärmen dürfte. Sie zog eins heraus. Ritsch, wie sprühte das, wie brannte es! Es war eine warme, helle Flamme wie ein Lichtchen, als sie die Hände darum hielt; es war ein wunderbares Lichtchen! Dem kleinen Mädchen schien es, als säße sie vor einem großen eisernen Ofen mit blanken Messingfüßen und einem messingenen Aufsatz; das Feuer brannte darin so wohltuend, es wärmte so gut. Nein, was war das! - Die Kleine streckte schon die Füße aus, um auch diese zu erwärmen - da erlosch das Flämmchen. Der Ofen verschwand - sie saß mit einem kleinen Stumpf des abgebrannten Schwefelhölzchens in der Hand. Ein zweites wurde angestrichen, es brannte, es leuchtete, und wo der Schein auf die Mauer fiel, wurde diese

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Originaltitel: „Den Lille Pige med Svovlstikkerne” Land: Denmark Sprache: Danish Erstveröffentlichung: December 1845

durchsichtig wie ein Schleier: sie sah gerade in die Stube hinein, wo der Tisch gedeckt stand mit einem schimmernden weißen Tuch, mit feinem Porzellan, und herrlich dampfte die gebratene Gans, mit Äpfeln und getrockneten Pflaumen gefüllt. Und was noch prächtiger war, die Gans sprang von der Schüssel herunter und wackelte auf dem Fußboden, mit Messer und Gabel im Rücken, gerade bis zu dem armen Mädchen hin kam sie; da erlosch das Schwefelhölzchen; und es war nur noch die dicke, kalte Mauer zu sehen. Sie zündete ein neues an. Da saß sie unter dem herrlichsten Christbaum; es war noch größer und geputzter als der, den sie durch die Glastüre bei dem reichen Kaufmann jetzt beim letzten Weihnachtsfest gesehen hatte; Tausende von Lichtern brannten auf den grünen Zweigen, und bunte Bilder, wie sie die Schaufenster schmückten, sahen auf sie herab. Die Kleine streckte beide Hände in die Höhe - da erlosch das Schwefelhölzchen; die vielen Weihnachtslichter stiegen höher und höher und höher, sie sah, es waren nun die klaren Sterne, einer davon fiel herunter und bildete einen langen Feuerstreifen am Himmel. „Jetzt stirbt jemand!” sagte die Kleine; denn die alte Großmutter, die einzige, die gut zu ihr gewesen, aber nun tot war, hatte gesagt: Wenn ein Stern fällt, geht eine Seele empor zu Gott. Sie strich wieder ein Schwefelhölzchen an der Mauer an, das leuchtete ringsum, und in dem Glanz stand die alte Großmutter, so klar, so schimmernd, so mild und gesegnet. „Großmutter!” rief die Kleine, „o, nimm mich mit! Ich weiß, du bist fort, wenn das Schwefelhölzchen ausgeht, fort, wie der warme Ofen, der herrliche Gänsebraten und der große gesegnete Weihnachtsbaum!” - Und sie strich in Eile den ganzen Rest Schwefelhölzer an, die im Bund waren, sie wollte die Großmutter recht festhalten; und die Schwefelhölzer leuchten mit solch einem Glanz, daß es heller war als der lichte Tag. Die Großmutter war nie zuvor so schön, so groß gewesen; sie hob das kleine Mädchen auf ihren Arm, und sie flogen in Glanz und Freude so hoch, so hoch; und da war keine Kälte, kein Hunger, keine Angst - sie waren bei Gott. Aber im Winkel am Hause saß in der kalten Morgenstunde das kleine Mädchen mit roten Wangen, mit einem Lächeln um den Mund - tot, erfroren am letzten Abend des alten Jahres. Der Neujahrsmorgen ging auf über der kleinen Leiche, die da saß mit den Schwefelhölzern, von denen ein Bund fast abgebrannt war. Sie hat sich wärmen wollen, sagte man; niemand wusste, was sie Schönes gesehen, in welchem Glanz sie mit der alten Großmutter eingegangen war in die Neujahrsfreude.

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bitte Übersehe mich nicht Manchmal leben wir ahnungslos neben einander her. Du kannst mich beim Vorbeigehen nicht sehen; nicht nur, weil ich zu klein bin für deine Augen. Selbst, wenn ich etwas größer wäre, würdest du mich nicht sehen. Du kannst meine nackten Füße nicht sehen, weil ich sie unter meinem Kleid versteckt habe. Du hättest meinen unbedeckten Kopf sehen können, wenn du hergeschaut hättest. Wahrscheinlich siehst du durch mich deinen Gänsebraten und deine bevorstehende Party. Du hättest auch meinen armen Papa nicht gesehen, wenn er hier gestanden hätte, obwohl er viel größer ist als ich. Du siehst wahrscheinlich deine Geschenke im Schaufenster leichter. Aber ich bin mir sicher, du würdest von mir ein paar Streichhölzer kaufen, wenn du mich gesehen hättest und hättest mir ein Paar Socken und Schuhe gegeben. Du konntest mich nicht sehen, weil es zu dunkel war und meine Streichhölzer nur ein kleines Licht entzündet hatten. Es wäre vielleicht besser, wenn ich große Kerzen verkauft hätte. Sie wärmen besser und die vorbeigehenden Menschen hätten mich besser gesehen. Aber Kerzen kosten mehr. Mein Papa hätte mich heute Nacht nicht hinaus geschickt, wenn er gewusst hätte, wie kalt es draußen werden würde. Der letzte Tag des Jahres wird mein letzter Tag sein. Aber morgen ist der erste Tag des neuen Jahres. Bitte geht nicht an Kindern in der ECKE vorbei, überseht sie nicht. Bitte schaut immer in die ECKEN, vielleicht sitzt dort ein Kind. Bitte schaut nach ihnen, ob sie Socken oder Schuhe anhaben. Wir sind die Geschenke des Lebens, wenn wir wahrgenommen werden. Ahmet Yagmur

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Impressum Angolo Januar 2014 #1 Medieninhaber © 2014 Issuu Inc. 131 Lytton Ave Palo Alto CA 94301 Herausgeberin Alessia Scuderi Redaktionsleitung Alessia Scuderi Redaktion Alessia Scuderi Cristina Rodriguez Riós Alba Felpete López Jonay Sánchez Bacallado Alexander Habitzreuther Ahmet Yagmur Ulrike Glöckner Grafik/Layout/Bildredaktion Alessia Scuderi Titelbild Felicita Sala Kontakt Jugend- und Kulturzentrum CORNER Austraße 3b 5020 Salzburg E-Mail: buero@corner-salzburg.at Homepage: www.corner-salzburg.at

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