Die Briefmarke

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DIE

BRIEFMARKE Post und Philatelie in Österreich

2.10 5.12 58. Jahrgang 60. Februar Mai 2010 2012 Einzelpreis EUR 3,50 Sponsoring Post, Entgelt bezahlt, Verlagspostamt 1060 Wien, GZ: 02 Z 031235 S

Siehe Seite 34:

GRATIS

Foto: Thomas Rieger

für unsere Leser!

 150. Todestag von Johann Nepomuk Nestroy  HIBRIA 2012: 11. bis 13. Mai in Hirtenberg  Gewinnen Sie Tickets für das Musikfestival Grafenegg


in diesem heft Editorial...........................................................................................................................................3

Sammlertreffen: HIBRIA 2012. ........................................................................................4-5 Großes Frühjahrs-Gewinnspiel......................................................................................6-7 PHILATELIE

Aktuell: 900 Jahre Stift Herzogenburg – Zeitzeuge der Ewigkeit...............................................8-10 Vorphilatelie: Von Postrouten und Leitvermerken....................................................................50-51 Thematische Philatelie: Mittelalterliche Glasgemälde aus Österreich......................................52-53 Feldpost: Neues von Österreichs Auslands-Feldpostämtern........................................................ 54 Anekdote: Johann Nestroy............................................................................................................54 Porto Spezial: 70 Groschen-Bautenganzsache – Die letzte Ortspostkarte Österreichs............... 55 Philatelie und Zeitgeschichte: Die Ostmark 1938/1945 – Wenn Briefe sprechen....................56-57 Ganzsachen: Ökonomisches Recycling...................................................................................58-59 Kopfnuss: Auflösung – Flugpostbrief nach Düsseldorf.................................................................. 59 Ansichts- und Motivkarten: Die Frauen im Leben Goethes......................................................60-61

SAMMELN

Das EXLIBRIS – mit der Briefmarke verwandt.........................................................................62-63 Die Thematik-Sammlung...............................................................................................................64

ALBUM

Sondermarke „150. Todestag Johann Nestroy“................................................................................ I Editorial...........................................................................................................................................II Impressum.......................................................................................................................................II Sondermarke „900 Jahre Stift Herzogenburg“............................................................................... III Sondermarke „100 Jahre SV Ried“................................................................................................IV Sondermarke „100 Jahre Dampfschiff Schönbrunn“......................................................................IV Sondermarke „100 Jahre Entdeckung Kosmische Strahlung – Victor F. Hess“..............................V Neu und attraktiv......................................................................................................................VI-VII Sondermarkenblock „Europa 2012: Visit Austria“.........................................................................VIII Nachlese.................................................................................................................................VIII-IX Sondermarke „Tag der Briefmarke“................................................................................................IX Philatelietage im Mai.......................................................................................................................X Neuausgaben...........................................................................................................................XI-XII Bilanz 2011: Post steigerte Umsatz und Ergebnis.........................................................................XII Sonderstempel......................................................................................................................XIII-XIV Sonderpostbeförderungen........................................................................................................... XIV AWZ und Rekozettel..................................................................................................................... XV Postämter-Chronik....................................................................................................................... XV

VERBAND

VÖPh-Jugend...........................................................................................................................65-66 Neues aus dem Verband...............................................................................................................66 Termine: Wettbewerbsausstellungen, Auktionen, Philatelistische Veranstaltungen.................67-70

GESELLSCHAFT

Neues aus unseren Verbandsvereinen....................................................................................70-73

SERVICE

Literatur....................................................................................................................................74-75 Leserforum....................................................................................................................................75 Wortanzeigen................................................................................................................................76 Impressum.....................................................................................................................................79

STAMP!

Die STARKEN Seiten für MARKEN-Kids.................................................................................77-79

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editorial

Was für ein Land! Ein Editorial über Österreich also. Das Thema der diesjährigen Europa-Marken lautet schließlich „Visit“ – und wir haben, Patriotismus hin oder her, kurzerhand ein „Visit Austria“ daraus gemacht, nona. Als ich vor ein paar Tagen gebeten wurde, ein Vorwort zu diesem Thema zu schreiben, habe ich mir, in gedanklicher Vorbereitung, ich gestehe, in so einem kitschigen Souvenirstandl in der Wiener Innenstadt einen waschechten Touristen-Reiseführer über Österreich gekauft, um zu sehen, was den Gästen unseres Landes da so alles mitgeteilt wird. Unter dem Titel „Was für ein Land!“ – der ist so gut, dass ich ihn, psst, gleich als Überschrift dieses Beitrags geklaut habe – steht geschrieben: „Kleines Land, ganz groß. Der Besucher staunt, was er alles zu sehen bekommt: mächtige Dreitausender und zahllose Seen, dazwischen alte Dörfer, junge Städte und Kulturlandschaften, die schon lange vor der Römerzeit besiedelt waren. Wien, die große alte Metropole, überstrahlt alles und gibt sich seit ein paar Jahren jugendlicher denn je. Aber Graz, Linz, Innsbruck und Salzburg stehen ihr in nichts nach. Wintersportler kommen in Österreich genauso auf ihre Kosten wie Sommerfrischler – und Liebhaber des guten Essens sowieso. Nirgendwo sonst gibt es so viele Biobauern wie zwischen Bodensee und Neusiedler See.“ – Hmm. Ich blättere weiter: „Österreich ist ein Naturjuwel. Gesegnet mit üppig grünen Landschaften, die einem das Herz aufgehen lassen.“ Zwei Seiten später: „Die Sachertorte wird in die ganze Welt geschickt, und die Mozartkugel ist überall bekannt.“ Fast schon will ich das Büchlein zuklappen, da schlage ich es doch noch einmal auf. „Die sprichwörtliche Gemütlichkeit ist eines dieser vielen Klischees, die über Österreich existieren: gekleidet in Lederhose oder Dirndl, stets einen Jodler auf den Lippen und abends im Frack oder Ballkleid tanzend ...“ Und so weiter, und so (walzerselig) fort.

Thomas Rieger Chefredakteur ALBUM

Ihr Partner für PHILATELIE & NUMISMATIK

Christoph Gärtner

Mein Resümee? Ich bin ehrlich froh, dass ich nicht erst nach Österreich kommen muss, weil ich nämlich, und darüber bin ich noch mehr froh, eh schon da bin. In einem Land, das so viel mehr zu bieten hat als schmucke Oberflächen und volkstümliches Umtata: ein modernes Lebensgefühl zum Beispiel, sicher eingebettet zwischen Tradition und Innovation, das, bei aller Kritik, den gegenwärtigen Vergleich mit anderen Staaten in (nahezu) keiner Wertung zu scheuen braucht. Außerdem, wie sagt man so gern? Daheim ist’s, wie wir wissen, sowieso am schönsten. Und – auch so ein Sprichwort – wenn’s am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören. Also Schluss jetzt. Abend wird’s. Raus aus der Lederhose, rein in den Frack.

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Christoph Gärtner GmbH & Co. KG

CG

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aktuell

900 Jahre Stift Herzogenburg

Zeitzeuge der Ewigkeit Philatelistisches und Bemerkenswertes aus dem Stift

Abb. 1

Die Abbildung 1 zeigt die vermutlich nicht naturgetreue, aber einzig erhaltende Ansicht des Klosters St. Georgen aus dem 12. Jahrhundert als Detail der Jubiläumspostkarte 1912. Das Original findet sich am Deckengemälde der Prälatenstiege. Ein reges, weltoffenes Klosterleben ist typisch für die Augustiner Chorherren. So verwundert es auch nicht, dass zahlreiche Schriftstücke sowohl im Archiv als auch in privater Hand von einem regen Schriftverkehr vom und ins Kloster zeugen. Aber auch berühmte Leute gingen aus seiner Lateinschule hervor, so Johannes Zinck und Wolfgangus, die zwischen 1399 und 1433 als Dekan bzw. Rektor der Wiener Universität aufscheinen.

Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg, Archiv

Der Archivarin Dr. Christine Oppitz gelang ein sensationeller Fund aus den Beständen eines dem Stift einverleibten Archivs von einer der umliegenden Herrschaften. Die Abbildungen 2 und 2a zeigen die Adressenseite und Unterschrift eines Antwortbriefes aus dem Jahr 1528 des Martinus Luther an die Edle Dorothea Jörger zu Tollet, den das kundige Auge der Archivarin wieder ans Tageslicht brachte (Archiv Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg). Pröpste und Konvent des Stiftes hatten immer ein ausgezeichnetes Verhältnis zum Kaiserhaus, was sich auch in zahlreichen Kaiser- und Kanzleibriefen niederschlägt. Leider sind zahlreiche Briefe in den 1960er-Jahren aus dem Stiftsarchiv verschwunden und tauchen nun sukzessive in Auktionen oder im Handel wieder auf (Abbildungen 3 bis 5). Abb. 2 und 2a

Abb. 3 und 3a

Die Abbildungen 3 und 3a zeigen einen Brief des damaligen Statthalters zu Österreich, Matthias, an „Den Ersamen Geistlichen unserm lieben Andechtigen Pauln Probsten des Gottshauss Herzogburg“ vom 11. Jänner 1600 und dessen Unterschrift. Pest und Türkenkriege mit ihren Steuerabgaben zehrten an der Substanz des Klosters. Schwer war der Stand Anfang des 17. Jahrhunderts, ein Großteil der Bevölkerung war protestantisch und es gab auch tätliche Übergriffe: 1617 wurde der Pfarrer von Inzersdorf durch protestantische Weinhauer ermordet, 1620 der Konvent aus dem Stift vertrieben. Erst Propst Martin III. (1621-1640) stellte die klösterliche Ordnung wieder her. An ihn ist ein Brief des Kaisers Ferdinand II. aus dem Jahr 1627 gerichtet (Abbildung 4 und 4a). Einige der Pröpste waren auch Mitglieder des Landtages. So erging eine Einberufung an den Propst Leopold Planta 1727 aus den Händen Kaiser Karl VI. mit seiner eigenhändigen Unterschrift, wie die Abbildungen 5 und 5a zeigen. Unter Propst Michael Teufel fielen die Klöster St. Andrä und Dürnstein an Herzogenburg – und der Volksmund raunte: „Der Teufel hat das Stift gerettet.“ Aus dieser Zeit (1795) besitzt der Autor einen Brief eines Adeligen, „An den Wohlgeborenen hochwürdigsten Herrn Michael Probsten und Prälaten des Chorherrn Stiftes zu Herzogenburg – Über Perschling – nach Herzogenburg“, der sich beim Propst für eine Jagdeinladung bedankt (Abbildung 6). Die Post vom und ins Stift ging damals per Boten

Abb. 4 und 4a

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aktuell

Abb. 5 und 5a Der Hl. Georg ziert den Torbogen des Georgitors zum Stift

Die Briefmarke 157.Auktion_Korrektur_Halbseite_quer_Juni 2012

Abb. 6

157. AUSTROPHIL BRIEFMARKENAUKTION 11./12. Juni 2012

Klassisches Altösterreich Sammlungen

Letzttag der Ausgabe 1850 Monatsangabe kopfstehend 175% vergrößert

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aktuell über die nächstgelegene Poststation in Perschling. Erst 1838 bekam Herzogenburg eine Briefsammlung, 1848 ein ärarisches Postamt. 1848 übernachtete Kaiser Ferdinand I. auf der Flucht in die Festung Olmütz mit seinem Gefolge im Stift. Im Krieg mit Preussen wurde das Stift zum Lazarett für die österreichischen Soldaten. 1902 wurde Propst Frig­dian Schmolk Landmarschall, also Vorsitzender des Landtages. Der Fotograf Ludwig Petschka entwarf 1912 eine Postkarte zum 800-Jahr Jubiläum (Abbildung 7). Propst Georg Baumgartner (1913-1927) führte das Stift durch die Wirren des 1. Weltkriegs und arbeitete als Forscher über die Urgeschichte eng mit dem in Herzogenburg ansässigen Dr. Josef Bayer, dem Finder der Venus von Willendorf und späteren Direktor des Naturhistorischen Museums, bei zahlreichen Ausgrabungen in der Umgebung zusammen.

Abb. 7

Abbildung 8 und 8a zeigen einen Rekobrief des Kuraten Georg Hahnl nach Wien an seinen Vater, frankiert mit dem Satz FIS I. – natürlich hoffnungslos überfrankiert. Der Autor vermutet, dass der Brief eigentlich dazu gedacht war, die umfangreiche Briefmarkensammlung des Stiftes zu bereichern. In der schwierigen Zeit des NS-Regimes waren Zwangsarbeiter aus Belgien und Bessarabien im Stift einquartiert. Die Keller dienten auch als Bombenschutzkeller während der Bombardements durch die Amerikaner. Am 14. April 1945 übergaben die Herzogenburger, allen voran Propst Ubald, ein weißes Tuch schwenkend, vor den Toren des Stiftes die Stadt an die russischen Besatzer. Abbildung 9 zeigt einen portogerechten Flugpostbrief in die USA (Nov. 1949) vom nunmehrigen Propst Georg Hahnl. Die Boniface Church gibt es heute noch immer unter dieser Adresse. Zur 850-Jahr-Feier öffnete das Stift seine Räumlichkeiten zur Schau unter dem Slogan „Stift Herzogenburg und seine Kunstschätze“, mit dem es noch heute wirbt, 1964 feierte man auch „1200 Jahre Herzogenburg“ im Stift mit der Aufführung eines Historienspiels. 1977 fand die Ausstellung „Kunst der Ostkirche“ statt – eine gemeinsame Messe mit allen in Österreich vorhandenen christlichen Religionen bildete den Startpunkt für eine noch immer andauernde ökumenische Tradition des Stiftes. Seit 1977 leitet Propst Maximilian Fürnsinn, ein gelernter Fleischhauer, mit viel Umsicht und Geschick das Stift. Da einer der Schwerpunkte der jungen Priester, die mit ihm ins Konvent eingetreten waren, die Jugendarbeit ist, verwundert es auch nicht, dass das Stift seit nunmehr 40 Jahren zu den NÖKISS (Niederösterreichische Kindersommerspiele) an den beiden letzten Ferienwochenenden seine Pforten für Kinder und Jugendliche aus Nah und Fern öffnet (Abbildung 10 – www.noekiss.at).

Abb. 8 und 8a

Mit der Ausstellung „Stift Herzogenburg – Zeitzeuge der Ewigkeit“ lädt das Stift heuer die Besucher zur Ausstellung anlässlich des Jubiläums „900 Jahre Stift Herzogenburg“ ein. Am 21. April wird die von der Österr. Post AG aufgelegte Briefmarke im Rahmen des Hochamtes in der Stiftskirche unter Anwesenheit des Landeshauptmanns präsentiert, das Sonderpostamt zum Ersttag wird dann am 5. Mai in den Räumlichkeiten des Stiftes Platz finden (www.stift-herzogenburg. at) – siehe auch Beitrag im ALBUM, Seite III.

Abb. 9 Abbildungen, wenn nicht anders angegeben: Archiv Mag. Erich Böck

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Abb. 10 DIE BRIEFMARKE 5.12

Mag. Erich Böck


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