Jahresbericht 2017 des Naturpark Karwendel

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Vorwort

Inhalt

Wenn die Tage kürzer werden, dann ist für uns die Zeit für die Erstellung des Jahresberichts gekommen. Gemeinsam mit unserem Grafiker Alexander Erler sitzen wir dann bei einem Kaffee zusammen und kopfen, wie wir aus den vorliegenden 36 leeren Seiten etwas ganz Besonderes für unsere LeserInnen machen können. Keine ganz leichte Aufgabe. Haben wir doch den gemeinsamen Anspruch, unser inzwischen zehnjähriges „Kind“ immer ein Stück weiterzuentwickeln. Nur wie?

4 Chronik 6 Naturschutz 10 Erholung & Tourismus 18 Umweltbildung 24 Öffentlichkeitsarbeit 28 Wissen & Forschung 32 Partnerschaften 35 Ausblick

Auch der vorliegende Jahresbericht hat uns wieder Einiges abverlangt. Schlussendlich gaben wir etwa sämtlichen grafischen Elementen ein neues Erscheinungsbild. Inhaltlich dürfen wir euch vor allem die Geschichten über Alois Seelos und die Holzerhütte (Seite 16) und über unsere Junior-Rangerin Lena (Seite 21) ans Herz legen. Viel Freude beim Lesen wünschen Josef Hausberger, Obmann Hermann Sonntag, Geschäftsführer

Impressum Herausgeber und Medieninhaber: Naturpark Karwendel, Unterer Stadtplatz 19, 6060 Hall in Tirol, info@karwendel.org, www.karwendel. org. Titelbild: Alpen-Mohn (Sina Hölscher). Fotos: AlpPine Spirits, H. Brandl, M. Hausberger, A. Heufelder, S. Hölscher, ichmachefotos.com, Jakob Laner (LASI), O. Leiner, A. Prechtl, H. Sonntag, P. Steinmüller, F. Straubinger, TVB Achensee. Texte: Hermann Sonntag. Für den Inhalt verantwortlich: Hermann Sonntag. Gestaltung: Alexander Erler, Wattens. Druck: RWF, Volders

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Chronik Ereignisse und Begegnungen, an die wir uns gerne erinnern

Jän – Mär

Wintertouren am Achensee. Nach einem Schnupperangebot im Winter 2015/16 mit einer Winterführung pro Woche startete unser winterliches Naturschauspiel im vergangenen Winter so richtig durch. Regisseur und einziger Hauptdarsteller war unser Naturpark-Ranger Sebastian, der den TeilnehmerInnen allerhand Wissenswertes näher brachte. Mehr › S. 12/13

19. – 28.5.

Woche der Artenvielfalt. Bereits ein Klassiker im Jahreslauf ist die Woche der Artenvielfalt Mitte Mai, bei der wir uns wieder ordentlich ins Zeug warfen, um ein vielfältiges Programm anzubieten. Das kulinarische Highlight der Woche war der Naturpark auf dem Teller auf der Umbrüggler Alm.

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Chronik

8.3.

Zapfenstreich. Unsere hochprozentigste Kooperation präsentierten wir im März. Das junge Unternehmen AlpPine Spirits hat sich ganz dem Latschenlikör verschrieben. Die Früchte stammen – wie könnte es auch anders sein – aus unserem Naturpark, der zu 17 Prozent mit Latsche bedeckt ist. Wohl bekomm's! Mehr › S. 32

20.4.

Tourismustag. Bei unserem diesjährigen Tourismustag gingen wir gemeinsam auf die Umbrüggler Alm, wo wir kulinarisch erstklassig verwöhnt wurden. Natürlich präsentierten wir neben „den üblichen Neuigkeiten“ unseren Naturraum Karwendel, der inzwischen eine wichtige Besuchereinrichtung geworden ist. Mehr › S. 14/15

20.6.

Betriebsausflug. Wie schaut ein „Betriebsausflug“ des Naturpark-Teams aus? Ganz einfach. Wir fuhren zum Issanger und wurden handwerklich aktiv, indem wir zum Zwecke der Besucherlenkung den Steig im nördlichen Teil des Issangers erneuerten. Ein herzliches Dankeschön an Ephräm Unterberger von den Österreichischen Bundesforsten für die Materialspende. Erkenntnis des Tages: Lärchenbretter können brutal schwer sein!


21.6.

Spielschatz Engalm. Nach zweijähriger Planung eröffnete Hansjörg Reiter, Obmann der Engalm, mit allen Projektpartnern einen ganz besonderen Spielplatz im Almdorf. Dieser schafft es, auf spielerische Weise das Almleben auf der Engalm einst und jetzt zu vermitteln. Wir gratulieren zur hochwertigen Umsetzung und freuen uns, dass wir dafür die Grundidee und wissenswerte Inhalte liefern durften. Mehr › S. 14/15

3.10.

Balkenfest in Scharnitz. Folgendes Dilemma: Was macht man, wenn das Fundament schon vor dem Spatenstich fertig ist? Die Lösung: Wir legten gemeinsam mit Landesrat Hannes Tratter den ersten Grundstein, äh, Grundbalken für die Holzerhütte in der Länd in Scharnitz. Inzwischen steht die Hütte. Mehr › S. 16/17

29.6.

Carwendler – Gymnasiasten unterwegs. 30 Schüler und Schülerinnen des Camerloher Gymnasiums aus Freising durchquerten nach akribischer Vorbereitung in sechs Tagen den Naturpark Karwendel und lernten dabei, dass es in den Bergen rauf und runter geht. Anton Heufelder durfte sie einen Tag lang begleiten.

20.10.

Tagung Wege des Holzes. Auf Einladung des Naturparks trafen sich Mitte Oktober zahlreiche VertreterInnen von Museen im tirolerischbayerischen Grenzraum, um über die „Wege des Holzes“ zu reden. Dass wir dabei nicht auf dem Holzweg waren, zeigen die vielen positiven Rückmeldungen auf unsere Veranstaltung. Fortsetzung folgt nächsten Herbst.

25.10.

Japaner im Gelände. Toni Heufelder kümmerte sich heuer wieder um die interkontinentale Zusammenarbeit. Auf Einladung der Innsbrucker Nordkettenbahnen durfte „Toni-san“ beim zweiten Wintereinbruch die heimatliche Bergwelt und deren Bewohner präsentieren.

Chronik

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Naturschutz


Ziel

1

Naturschutz im Wald Der Naturpark Karwendel stärkt den Naturschutzgedanken in den Wäldern des Karwendel mit besonderem Fokus auf die international bedeutenden Vogelarten. Dabei wird sowohl eine Integration in die forstwirtschaftliche Planung, als auch die Umsetzung ausgewählter Artenschutzprojekte angestrebt.

Ziel

2

Wildnisidee Der Naturpark Karwendel trägt durch Weiterführung und Neuausweisung von Naturwaldreservaten, durch Erhalt natürlicher Fließstrecken und Besucherlenkungsprojekten an Fließgewässern dem Wildnisansatz Rechnung.

Ziel

3

Unsere Almen Der Naturpark Karwendel arbeitet mit den bewirtschafteten Almen im Naturpark zum Erhalt der typischen Artenvielfalt, des Landschaftsbildes und zur Verbesserung von Zielarten wie dem Birkhuhn zusammen.

Ziel

4

Team Karwendel Der Naturpark Karwendel schafft Sympathie für den Naturschutz indem Freiwillige die Möglichkeit haben, sich im Rahmen des Team Karwendel zu engagieren. Der Naturpark positioniert sich mit dem Team Karwendel als wichtigste regionale Freiwilligenorganisation im Bereich Natur- und Umweltschutz.

Zehnstufiges Umsetzungsbarometer laut Karwendelprogramm 2020 Fortschritt bis 2017 Fortschritt 2017

‹ Sonnenröschen im Karwendelfels (Foto: Sina Hölscher)

Naturschutz

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Unsere Marina im Einsatz für den Pannonischen Enzian Es ist halb zehn Uhr vormittags am Issanger. Das Gras ist noch leicht feucht vom gestrigen Regen. Zum Arbeiten ist es heute optimal, weil es leicht bewölkt ist und somit die Sonne nicht so unbarmherzig heruntersticht, wie wir es hier schon oftmals erlebt haben. Auch die gefürchteten Sommergewitter werden heute ausbleiben. Unsere zwölf Freiwilligen sind schon über eine Stunde beim Rechen auf der artenreichen Grünfläche aktiv. Marina Hausberger, unsere Projektleiterin Team Karwendel, ist natürlich selbst mit Rechen bewaffnet und arbeitet sich gemeinsam mit allen anderen Reihe für Reihe nach unten. Die Atmosphäre ist locker, alle sind voll motiviert und kommen gut voran. „Es bedarf vieler Vorbereitungen, bis eine Aktion so eingespielt ist und scheinbar mühelos funktioniert. Dies reicht von ersten Gesprächen mit lokalen Akteuren, der Akquise der Freiwilligen, das Suchen von Sponsoren, über die Anmeldung bei Versicherungen, die Wartung des Werkzeugs und vieles mehr“, erklärt Marina, die scheinbar mühelos den Überblick

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Naturschutz

bewahrt und alles im Griff hat. Vor mehr als fünf Jahren, beim Start des Team Karwendel, war das noch deutlich chaotischer, da damals die Wochenend-Aktionen neben der normalen Arbeit organisiert und umgesetzt wurden. Der Qualitätssprung in den letzten zwei Jahren ist offensichtlich und gibt uns heute die Möglichkeit, über zehn Aktionen pro Jahr bestens organisiert anzubieten. Heuer waren es ganz genau zwölf Aktionen mit exakt 250 TeilnehmerInnen und 2075 geleisteten Arbeitsstunden. Damit sind wir inzwischen der größte Anbieter ehrenamtlicher Aktivitäten im Tiroler Naturschutz. Wir sehen uns damit abseits der Aktionen selbst auch als Botschafter für das Ehrenamt im Naturschutz. Zurück auf den Issanger. Um kurz nach fünf Uhr packen wir alles zusammen und verlassen müde, aber sehr zufrieden den Artenvielfalts-Hotspot im Halltal. Die Arbeit für heuer ist getan. Beim Parkplatz am Halltaleingang verabschieden wir uns von den Freiwilligen nicht selten mit dem Zusatz „bis zum nächsten Jahr“, wenn wir wieder gemeinsam für den Pannonischen Enzian und das Birkhuhn ausrücken.


‹ Karwendel pur: Johannistalbach und Laliderer Wände (Foto: Sebastian Pilloni)

Der RiSSbach – mehr als nur Lebensraum für den FluSSuferläufer. Das Isarflusssystem mit dem Rißbach ist für unsere Naturschutzarbeit ein Dauerbrenner. Prominentester Bewohner der Schotterbänke ist der Flussuferläufer, der von unseren Naturpark-Rangern mit einem Bündel an Maßnahmen bestens umsorgt wird. Inzwischen konnten wir den Lebensraum Schotterbank um Untersuchungen zu äußerst seltenen Heuschreckenarten und der Deutschen Tamariske ergänzen.

Marina Hausberger, Team Karwendel-Projektleiterin, blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück.

Grenzenlose Zusammenarbeit. Erfreulicherweise konnten wir die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz und anderen Organisationen deutlich verstärken und ein gemeinsames Interreg-Projekt zum Wildflussmanagement einreichen.

Naturschutz auf der Alm. Acht Almen beteiligten sich am Projekt „Naturschutzplan auf der Alm“. Ab nächstem Jahr finden die ersten Umsetzungsmaßnahmen statt, die gemeinsam mit den Bewirtschaftern und Behörden vereinbart werden.

Einsätze des Team Karwendel

Rasten unterm Bergahorn. Unser Team Karwendel war heuer wieder äußerst fleißig. Da darf schon einmal im Schatten eines Bergahorns gerastet werden.

Naturschutz im Wald. Im Herbst 2017 konnten wir das erste Totholzprojekt mit dem Stift Fiecht abschließen. Das ÖBFOperat Achenwald/Bächental, das zahlreiche besonders hochwertige Lebensräume beinhaltet, wird in der ersten Hälfte 2018 finalisiert. Erfreulicherweise konnten wir auch das Kooperationsprojekt mit dem Biohotel Leutascher Hof verlängern und werden damit unser Engagement in den Scharnitzer Wäldern ausdehnen können.

2 Müllaktionen

4 Almpflege

4 Biotop-Pflege & Artenschutz 2 Alpine Infrastruktur Entwicklung gegenüber Vorjahr

Naturschutz

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Erholung & Tourismus


Ziel

1

Besucherinfrastruktur Die Besucherinfrastruktur im Naturpark Karwendel bietet den BesucherInnen eine ansprechende und zeitgemäße Information und unterstützt damit auf vielfältige Weise unsere Zielsetzungen in den Bereichen Erholung & Tourismus, Bildung und Naturschutz.

Ziel

2

Naturparkhaus Hinterriß Das Naturparkhaus wird als wichtige Besuchereinrichtung von Einheimischen und Gästen wahr- und angenommen.

Ziel

3

Mehrtägiges Besucherangebot Das Besucherangebot wird in Richtung eines mehrtägigen Angebotes weiterentwickelt, um ein möglichst intensives und einzigartiges Naturerlebnis zu gewährleisten.

Ziel

4

Angebot für Einheimische Die Besucherangebote werden von den Einheimischen stärker wahr- und angenommen.

Ziel

5

Touristisches Aushängeschild Der Naturpark wird als ein Aushängeschild im Bereich „Natur“ bei den Tourismusbetrieben integriert und kommuniziert.

Ziel

6

Mitarbeit Plattform Bergwelt Tirol – Miteinander erleben Der Naturpark Karwendel wird im Rahmen des landesweiten Projekts Bergwelt Tirol – Miteinander erleben eine der Modellregionen für eine Freizeitaktivität im Sommer.

Ziel

7

Besucherlenkung zu spezifischen Themen In den Themenbereichen Müll, Campieren und Mountainbiken können maßgebliche Verbesserungen erreicht werden.

Ziel

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Öffentliche Anreise Der Naturpark etabliert sich als Modellregion im Wandertourismus mit öffentlicher Anreise.

‹ In der Woche der Artenvielfalt gab es nicht nur geistige Nahrung (Foto: Jakob Laner)

Erholung & Tourismus

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Tourismus – muss das sein? Bei einer Exkursion von Raufußhuhn-Experten wurde ich vor Kurzem von einer Teilnehmerin aus der Steiermark gefragt, ob ich im Naturpark denn auch mit dem Tourismus zusammenarbeiten muss? Ich musste leicht schmunzeln und versuchte, ihr zu erklären, dass die Zusammenarbeit auch von unserer Seite sehr gewünscht ist und aus meiner Sicht sehr gut funktioniert. Diese Begehung hat mir einmal mehr vor Augen geführt, dass eine gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern im Tourismus keine Selbstverständlichkeit ist. Die Zahlen stimmen Umso erfreulicher ist der Blick auf die diesjährigen Zahlen betreffend unserer Naturexkursionen. Insgesamt konnten wir bei 189 Exkursionen 2141 Personen die Natur des Karwendels näherbringen, was wiederum ein Rekordergebnis darstellt, wobei es kritisch betrachtet durchaus große Unterschiede zwischen den Regionen gibt (siehe Diagramm rechts oben).

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Erholung & Tourismus

Neues im Winter und Sommer Neue Angebote entwickelten wir einerseits für das Winterprogramm am Achensee und andererseits in Zusammenarbeit mit den Innsbrucker Nordkettenbahnen und dem Tourismusverband Innsbruck für das Wanderprogramm auf der Nordkette. Die Entdeckertour Richtung Pfeishütte fand insgesamt acht Mal statt. Beide Programme werden nächstes Jahr wieder angeboten. Unsere Ranger sind überall Zuhause Wenn unsere Naturpark-Ranger Sina und Sebastian – womöglich auch noch gemeinsam – im Büro auftauchen, lässt dies nur wenig Interpretationsspielraum zu. Entweder der Winter ist endgültig ins Land gezogen oder das Wetter ist für die nächsten Tage „als wirklich grausig“ vorausgesagt. Die dritte Möglichkeit wäre, dass Sina ihren Computer oder ihr Fernglas (wieder einmal) ramponiert hat. Ja, das Büro ist nicht das natürliche Biotop unserer Ranger, dafür sind sie im Naturpark selbst überall Zuhause. Und das schon seit 2010. Anfangs durchaus noch skeptisch beäugt und mit manchen uncharmanten Attributen bedacht, gehören sie heute genauso zum Karwendel wie andere Institutionen auch.


189

Entwicklung gegenüber Vorjahr

Naturexkursionen

16

108

Hinterriß

Achensee

24

Seefelder Plateau

14

27

Hall/Absam

Zirl/Innsbruck

Sie sind nicht nur die persönlichen Visitenkarten des Naturparks für BesucherInnen und Einheimische, sondern erfüllen darüber hinaus viele Naturschutzaufgaben und arbeiten bei zahlreichen Projekten zur Besucherlenkung mit. Ein besonderes persönliches Anliegen ist Sina und Sebastian die Zusammenarbeit im Rahmen des Programms Bergwelt Tirol miteinander erleben. Hier haben sie vor allem in den letzten zwei Jahren viele Daten gesammelt und sich sehr fundiert mit dem Thema Mountainbiken beschäftigt. Durch das große Engagement der beiden sind viele Kooperationen entstanden. Sina ist inzwischen eine beliebte Referentin bei einschlägigen Tagungen zu diesem Thema, wie etwa beim Leitersymposium des Deutschen Alpenvereins.

Dienstfahrzeug verwaist. Wo ist der Ranger geblieben?

Erholung & Tourismus

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Ab Mitte 2018 soll die Eulenausstellung fertig gestellt sein.

Unsere Besuchereinrichtungen Im Naturparkhaus Hinterriß begann mit Mai eine neue Epoche. Nach Barbara Baumgartner, die das Haus acht Saisonen unter ihrer Obhut hatte, stellten wir eine neue Frauschaft für den Sommer 2017 zusammen. Julia Pöckl und Maria Probst, beide aus der bayerischen Nachbargemeinde Lenggries, kümmerten sich mit viel Empathie um die zahlreichen BesucherInnen und setzten auch das vielfältige Veranstaltungsprogramm vor Ort bestens um. Maria, studierte Försterin, war darüber hinaus auch immer wieder mit uns im Gelände unterwegs, so etwa bei der Team Karwendel-Aktion am Großen und Kleinen Ahornboden. Insgesamt blicken wir mit mehr als 10.000 BesucherInnen auf eine erfolgreiche Saison zurück. Der Naturraum Karwendel: Relief zum Staunen Seit knapp eineinhalb Jahren ist der Naturraum Karwendel auf der Umbrüggler Alm geöffnet und erfreut sich bei den BesucherInnen großer Beliebtheit. Im Frühling spielten wir einige neue Themen (Gipfel, Übergänge, Quellen, Wald) auf das Relief und installierten eine automatische Besucherzählung. Auch zahlreiche Fachgruppen waren auf Einladung

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Erholung & Tourismus

des Innsbrucker Forstamts bzw. des Naturparks Karwendel zu Besuch im Naturraum. Für die nächste Saison planen wir gemeinsam mit Andreas Wildauer vom Forstamt Innsbruck weitere thematische Ergänzungen. Auch die Beschilderung des Naturraums auf den Wanderschildern ist noch ausständig. Eulen nach Thaur tragen: Ausstellung beim Romediwirt Josef Bertsch vom Verein CHRONOS kann sehr beharrlich sein. Diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, dass die Gemeinde Thaur die Räumlichkeiten oberhalb des Romediwirts für eine historischarchäologische und naturkundliche Ausstellung bereitstellt. Für uns ist dies eine großartige Chance, den Naturpark Karwendel in Thaur zu präsentieren. Das konkrete Thema werden dabei die vier heimischen Eulen sein. Wir tragen sozusagen Eulen (von der naturwissenschaftlichen Sammlung in Hall) nach Thaur.


2141 TeilnehmerInnen bei Naturexkursionen

136

1104

Hinterriß

Achensee

290

Seefelder Plateau

117

494

Hall/Absam

Zirl/Innsbruck

Naturparkhaus Hinterriß: Mehr als 10.000 BesucherInnen waren wieder bei uns zu Gast.

Seit Sommer 2017 gibt es den Spielschatz Engalm, der sich als attraktiver Anlaufpunkt für die ganze Familie etablieren wird und viel Wissenswertes rund um das Almleben zu bieten hat.

Erholung & Tourismus

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Wege des Holzes Balken für Balken: Der Scharnitzer Tischlermeister Alois Seelos hat als „professioneller Hochstapler“ ein Stück Holzer-Geschichte geschrieben.

Die Dachpappe ist fixiert und die letzten Fenster sind eingesetzt. Alois Seelos hat es tatsächlich noch geschafft – bevor der bereits seit Tagen prognostizierte Schneefall einsetzte und das gesamte Areal der Länd in Scharnitz mit einer halbmeterhohen Schneeschicht bedeckte. Die Wochen zuvor arbeitete der Tischlermeister gemeinsam mit seiner Tochter Johanna und einigen Helfern tagtäglich von früh bis spät auf seiner Baustelle, wo er Balken für Balken die alte Holzerhütte aus dem Gleirschtal wieder aufbaute. Jene Hütte, die ab Sommer 2018 die Geschichte der Holznutzung, des Holztransports durch die Gleirschklamm und vor allem das Leben der Holzer und Pflanzweiber erzählen wird. Bis dahin war es für alle Beteiligte ein langer Weg. Rückblende: Mai 2015. Die alte Holzerhütte im Gleirschtal soll abgerissen werden. Als Alois Seelos im Gasthaus davon erfährt, will er die Hütte unbedingt erhalten. „Ich habe die alte Hütte auf eigenes Risiko erworben, obwohl ich damals noch nicht genau wusste, was ich damit anstellen werde“, erklärt Seelos unverblümt. Er bietet sie dankenswerter Weise zuallererst dem Naturpark Karwendel als Ausstellungsraum an. Nach einer gemeinsamen

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Erholung & Tourismus


‹ Baustellenbesuch. Im Rahmen der ersten Fachtagung Wege des Holzes besuchten wir die Baustelle in Scharnitz (Foto: Naturpark Karwendel)

Fakten zum Projekt

Titel Wege des Holzes – Kulturgeschichte und natürliche Vielfalt Förderprogramm INTERREG V-A ÖsterreichBayern 2014-2020, Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)

Laufzeit Oktober 2016 bis Oktober 2019

Umfang 1,7 Millionen Euro (davon 75% Förderung)

Projektpartner Tirol Naturpark Karwendel (Leadpartner), Gemeinde Scharnitz

Begehung vor Ort sind alle von der Idee begeistert. Doch nun beginnen erst die Mühen: Projekteinreichungen, Finanzierung, Behördengenehmigungen und vieles mehr muss geklärt werden. Die Monate ziehen dahin. In der Zwischenzeit lagert Seelos die Hütte in Form mehrerer Holzstapel in seinem Garten. Schlussendlich muss er über zwei Jahre zuwarten, bis er mit dem Aufbau beginnen kann. Nun hat Alois Seelos zumindest auf dieser Baustelle Pause. Bis nächsten Frühling.

Projektpartner Bayern Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee

Natürlich war unser Projektleiter Franz Straubinger in dieser Zeit auch nicht untätig. Wir haben die Planung des Außengeländes abgeschlossen, die konkrete Finanzierung des Infozentrums gemeinsam mit unseren Projektpartnern geklärt und konnten bei der ersten Fachtagung Wege des Holzes zahlreiche Museen aus dem bayerisch-tirolerischen Grenzraum begrüßen. Weiters beauftragten wir ein zielgruppenspezifisches Tourismus-Konzept und brachten die erste Interreg-Abrechnung auf den Weg. Fortsetzung folgt!

Projektleiter Franz Straubinger (links) und Tischlermeister Alois Seelos

Erholung & Tourismus

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Umweltbildung


Ziel

1

Junior Ranger-Programm Durch unser Junior-Ranger-Programm können wir viele Kinder und Gäste aus den Karwendelgemeinden längerfristig für die Natur begeistern und unsere (eintägigen) Programme besser auslasten. Unsere Ferienangebote werden zu fixen Bestandteilen der regionalen Ferienprogramme der Gemeinden bzw. Tourismusverbände.

Ziel

2

Mehrtägige Programme Durch das Angebot von Mehrtagesprogrammen – im Speziellen Expeditionen – sprechen wir verstärkt auch Schulen außerhalb der Karwendelregion an.

Ziel

3

Projekttage Das Umweltbildungsangebot wird um schulische Projekttage/Praxistage erweitert.

Ziel

4

Naturparkschulen Wir gewinnen weitere Naturparkschulen in der Naturparkregion hinzu.

‹ Mehr Natur geht nicht! Schnappschuss bei unseren Naturerlebnistagen (Foto: Sebastian Pilloni)

Umweltbildung

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143

Veranstaltungen mit Schulen

3 Lehrerfortbildungen 11 mehrtägige Schulprogramme

9 Ferienprogramme 29 Schulbesuche

91 eintägige Schulprogramme 20

Umweltbildung


‹ Die Volksschule Eben war mit uns am Lamsenjoch unterwegs. (Foto: Jakob Laner)

Lena, 9 Jahre, Junior-Ranger Leichte Nervosität erfüllt unser Büro. Lena ist mit ihrer Mama zu uns gekommen, um die Prüfung zum Junior-Ranger zu absolvieren. Lena hat bereits an vielen Aktionen des Naturparks teilgenommen. Ihr Stickerheft ist mit zahlreichen Aufklebern verschiedener Exkursionen gefüllt. Nach den ersten Fragen legt sich die Aufregung ein wenig. Nun packt Toni sein Lieblingsobjekt aus: die alte Gamsdecke. Eine optimale Ausgangsposition, um mit Lena über die Lebensweise des Gamswilds zu plaudern. Lena hat die Fragen bestens gemeistert und erhält nun von uns den begehrten Junior Ranger-Aufnäher. Es ist schwer zu sagen, wer stolzer ist: Lena, ihre Eltern oder die anwesenden Naturpark-Mitarbeiter. Gemeinsam mit Lena haben zahlreiche Kinder bei unseren erstmals monatlichen Veranstaltungen teilgenommen. Zwischen fünf und 20 Kinder kamen jeden zweiten Samstag im Monat zusammen, um Spuren zu lesen, den Isarursprung mit dem Fahrrad zu erkunden oder den Steinadler zu beobachten. Auch beim Müllsammlen und beim Bau von Nisthilfen engagierten sich unsere Junior Ranger. Das re-

2726

Nachfrage ungebrochen Die Nachfrage nach unseren „normalen“ Umweltbildungsprogrammen war 2017 sehr stark. Nach den Rekordzahlen 2016 gab es heuer eine erneute Steigerung auf insgesamt 2726 TeilnehmerInnen (bei 143 Veranstaltungen). Wir gehen davon aus, dass dieser Wert auch in den nächsten Jahren nicht mehr übertroffen wird, da wir zukünftig verstärkt auf weniger Kindern, dafür aber auf intensivere Zusammenarbeit setzen.

TeilnehmerInnen bei Schul- und Ferienprogrammen

36 Lehrerfortbildungen 222 mehrtägige Schulprogramme

gelmäßige Programm hat sich bewährt. Inzwischen sind die Kinder eine eingeschworene Gruppe. Wir freuen uns schon auf das gemeinsame Programm im nächsten Jahr.

114 Ferienprogramme 527 Schulbesuche

1827 eintägige Schulprogramme Umweltbildung

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Die beiden Feiern in den Absamer Volksschulen waren › bestens organisiert und stark besucht (Foto: Otto Leiner)

Elena und Moritz von der Volksschule Eben am Achensee moderierten gekonnt durch die Prädikatisierungsfeier.

Herzlich Willkommen in der

Natur Park Schule

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Umweltbildung

Kurz vor Schulschluss steht uns in der Karwendelgemeinde Absam ein besonderer Feierreigen ins Haus. Beide ansässigen Volksschulen (Absam Eichat und Absam Dorf) erhalten das Prädikat Naturparkschule. Viele Monate der Vorbereitung gemeinsam mit Naturpark-Mitarbeiter Anton Heufelder gingen diesem Ereignis voraus, bevor es am letzten Freitag im Juni soweit war. Der Turnsaal der Schule ist mit Eltern und Großeltern schon gefüllt. Direktorin Elke Huber darf die zahlreichen Ehrengäste begrüßen, bevor die Darstellung der Schülerinnen und Schüler beginnen kann. Zahlreiche Darbietungen werden von den SchülerInnen mit viel Engagement präsentiert. Besonders in Erinnerung bleibt uns das selbstgeschriebene Karwendelgedicht, das vier SchülerInnen mit Inbrunst vortragen und damit die ein oder andere Träne der Rührung bei der stolzen Verwandtschaft auslösen. Auch in der Volksschule Absam Dorf geht es hoch her. Das Veranstaltungszentrum KIWI, vor dem die Naturparkschul-Fahne weht, ist sehr gut gefüllt, der Vorraum mit unzähligen Basteleien rund um das Thema Naturpark und seine Bewohner geschmückt.


Wiederum begeistern die SchülerInnen mit ihren Darbietungen das gesamte Auditorium. Auch Bürgermeister Arno Guggenbichler muss bei einem Schülerinterview Rede und Antwort stehen und ist – wie auch alle anderen Gäste – begeistert. Schlussendlich erhalten die beiden Schulen, das Prädikat Naturparkschule, das von den Landesrätinnen für Bildung bzw. Naturschutz, Beate Palfrader und Ingrid Felipe, übergeben wird. Zwei äußerst gelungene Feiern gehen zu Ende. Eine weitere wunderbare Prädikatisierung mit der Volksschule Eben Ende November komplettiert das heurige Jahr. Abseits der Feiern haben wir mit den mittlerweile fünf (!) Naturparkschulen auch sehr intensiv gearbeitet und waren mit den Kindern viel im Naturpark unterwegs. Unsere Naturparkschulen werden immer mehr zur zentralen Strategie in der Umweltbildung.


Ă–ffentlichkeitsarbeit


Ziel

1

Medienpräsenz Der Naturpark Karwendel nimmt weiterhin eine führende Rolle unter den Österreichischen Naturparken hinsichtlich der Medienpräsenz in den Printmedien ein und schafft es auch im benachbarten deutschsprachigen Raum ausgewählte Themen zu platzieren.

Ziel

2

Umfassende Kommunikationsstrategie Der Naturpark Karwendel hat eine konsistente Strategie, welche Inhalte mit welchen Medien kommuniziert werden sollen. Darauf aufbauend werden Drucksorten, HP, Blog, Newsletter etc. entsprechend angepasst.

Ziel

3

Synergien mit TVB's Der Naturpark Karwendel arbeitet bei seiner Öffentlichkeitsarbeit enger mit den Tourismusverbänden und anderen Partnern zusammen, um Synergien, vor allem bei Medien im Ausland, besser zu nützen.

Ziel

4

Gemeindeschwerpunkt Durch einen speziellen Gemeindeschwerpunkt sind die Bürger der Karwendelgemeinden noch stärker über die Aktivitäten des Vereins informiert.

Ziel

5

Öffentliche Veranstaltungen Der Naturpark präsentiert sich in der Region mit einem zeitgemäßen und zielgruppenorientierten Auftritt und setzt mit ausgewählten eigenen Veranstaltungen Akzente im Sinne der green-event-Philosophie.

‹ Marina voll im Einsatz beim Kasermandl-Fest auf der Umbrüggler Alm (Foto: Anton Heufelder)

Öffentlichkeitsarbeit

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Die etwas andere Pressekonferenz: Die Vorstellung unseres ersten Naturparkprodukts – des Latschenlikörs „Zapfenstreich“.

Die Öffentlichkeitsarbeit hat sich aufgrund der Digitalisierung in den letzten zwei Jahrzehnten extrem gewandelt. Ende der 1990er Jahre wurden die Pressemitteilungen noch einzeln per Fax versandt, was man aus heutiger Sicht in die digitale Steinzeit einordnen würde. Die vielen technischen Annehmlichkeiten, die die handwerkliche Öffentlichkeitsarbeit erleichterten, schufen aber auch eine Informationsflut, die es Kommunikations-Zwergen wie Naturparks nicht gerade erleichtert, die Botschaft an den Mann und die Frau zu bringen. Der Naturpark Karwendel hat sich daher bei der diesjährigen Klausur viel Zeit genommen, um ein konsistentes Kommunikationskonzept zu verfassen, das den selbst gestellten Ansprüchen gerecht werden soll. Neben sehr grundlegenden Überlegungen wie gemeinsamen Werten und Botschaften umfasst das Konzept auch ganz praktische Anleitungen für die wichtigsten Instrumente unserer Öffentlichkeitsarbeit. In den nächsten Jahren soll es Schritt für Schritt umgesetzt werden.

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Öffentlichkeitsarbeit

Dass 2017 die tägliche Arbeit trotzdem nicht zu kurz kam, zeigen die Ergebnisse zu Clippings, Likes und Visits: Mit über 160 Clippings schaffte es der Naturpark Karwendel wieder auf das nationale Podest unter allen 48 österreichischen Parks und liegt tirolweit an der Spitze – zum fünften Mal in Folge. Auch unsere Homepage www.karwendel.org hat sich – trotz einiger technischer Probleme – weiter gut entwickelt und wurde von 55.000 Karwendelfreunden besucht. Die seit letztem Jahr forcierte Nutzung von Facebook schlägt sich erstmals in den Zahlen wider und bugsierte uns unter allen 101 gelisteten Naturparks im deutschsprachigen Raum auf Platz 10. Langfristig möchten wir uns unter den ersten fünf etablieren.


160+ 55.000 10 38 1000

Presseclippings

Homepage-BesucherInnen mit 342.000 Visits

Facebook-Fans: Platz

unter allen 101 Naturparks im deutschsprachigen Raum

Vorträge

mit rund

Vorträge Das persönliche gesprochene Wort im Rahmen von Vorträgen spielt nach wie vor eine zentrale Rolle in unserer Kommunikation (Gott sei Dank!). Die Vortragslast hat sich in den letzten Jahren auf mehrere Schultern bzw. Kehlen verteilt, was durchaus zu einer positiven Entlastung der Stimmbänder der Geschäftsführung beitrug. Besonders fleißige Referenten waren dieses Jahr unsere Rangerchefin Sina Hölscher, vor allem wenn es um das Thema Mountainbiken ging, und unser Philosoph Franz Straubinger, der grundsätzlich über nahezu jedes Thema referieren kann. Inzwischen können wir ne-

BesucherInnen

ben klassischen Präsentationen über den Naturpark eine durchaus breite Palette an fachlichen Themen abdecken und mit entsprechenden Grafiken und Bildern unterfüttern. 38 Vorträge wurden von knapp 1000 Personen besucht, wobei die Größe des Auditoriums naturgemäß sehr schwankt und sich zwischen 4 und 120 TeilnehmerInnen bewegte. Die Vielfalt des Naturparks bildet sich auch in den Vortragsthemen ab und bewegt sich schon mal zwischen Karwendel statt Karibik und einem Fachvortrag zum Thema Gewässerlebensräume.

Öffentlichkeitsarbeit

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Wissen & Forschung


Ziel

1

Naturschutz-Monitoring Im Bereich der Moorrevitalisierung und Biotoppflege leistet der Naturpark Karwendel durch begleitende Naturschutzforschung einen wesentlichen Beitrag für das praktische Wissen im Alpenraum.

Ziel

2

Attraktives Forschungsgebiet und Kompetenzplattform Der Naturpark Karwendel wird als interessantes Forschungsgebiet für Universitäten und andere Forschungseinrichtungen im deutschsprachigen Raum wahrgenommen und wird somit für alle Karwendelinteressierten zu einer Kompetenzplattform.

Ziel

3

Datenaufbereitung Der Naturpark Karwendel generiert über verschiedene Feldprojekte praktisches Wissen aus dem Gebiet und erstellt unter Berücksichtigung weiterer Quellen thematische Karten und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen.

‹ Die Elektrobefischung bildet die wissenschaftliche Grundlage für eine nachhaltige Fischereiwirtschaft. (Foto: Hermann Sonntag)

Wissen & Forschung

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Klein und eine echte Rarität: Umso erfreulicher, dass wir den KiesbankGrashüpfer am Rißbach nachweisen konnten.

Von Käfern, Libellen und unseren Vorfahren – aktuelle Forschung im Naturpark Obwohl wir recht wenig Zeit und noch weniger finanzielle Ressourcen für unsere Säule Wissen & Forschung haben, hat sich dieser Bereich heuer blendend weiterentwickelt. So konnte Manfred Kahlen, ehrenamtlicher Mitarbeiter der naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen, seine Käferarbeit über den Brand am Hochmahdkopf abschließen. Insgesamt wies er 326 Käferarten nach, darunter auch absolute Spezialisten wie Leiodes hybrida, ein Käfer, der sich in unterirdischen Pilzen entwickelt und das letzte Mal 1908 in Nordtirol nachgewiesen wurde. Interessanterweise sind diese Arten nur kurze Zeit nach dem Brandereignis anzutreffen. Die Arbeit wurde durch den Tiroler Naturschutzfonds maßgeblich unterstützt. Mit der Masterarbeit von Alexandra Schönegger (betreut durch Werner Holzinger vom Ökoteam), die im Sommer ein Praktikum bei uns absolvierte, wurden die Libellen im Naturpark erstmals systematisch bearbeitet. Wir rechnen mit den Ergebnissen im ersten Halbjahr 2018.

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Wissen & Forschung

Auch Dr. Caroline von Nicolai von der Ludwig-Maximilians-Universität München war wieder mit ihren StudentInnen auf der Laliders-Alm aktiv und konnte ihre Ergebnisse des Vorjahres nochmals bestätigen. Wir freuen uns schon sehr auf ihre Publikation, die gewiss auf breite Resonanz – auch abseits der wissenschaftlichen Gemeinschaft – finden wird. Jutta Köll, unsere nimmermüde Naturparkführerin, bewies einmal mehr, dass man keine Wissenschaftlerin sein muss, um neues Wissen zu generieren. Ihr gelang mit dem „Widerbart“ der Nachweis einer neuen Orchidee im Naturpark. Herzliche Gratulation! Ein wesentlicher Schritt für das schon länger geplante Karwendel-Wiki ist unserem Projektleiter Franz Straubinger mit der Realisierung des Interregprojekts Wege des Holzes (siehe Seite 16) gelungen, indem die nötigen Ressourcen für solch eine Einrichtung vorgesehen wurden. Erste sichtbare Ergebnisse gibt es mit Beginn nächsten Jahres.


Alles für die Fisch – neue Zeiten am Rißbach. Durch Martin Schoissengeier, den neuen Fischereipächter am Rißbach, hat sich viel Positives getan. In Zusammenarbeit mit Andreas Haas von den Österreichischen Bundesforsten wird an einem möglichst natürlichen Fischbestand abseits von Besatz gearbeitet. Fachliche Grundlage dafür bildet die Elektrobefischung im Herbst 2017, die in Kombination mit modernsten Methoden (eDNA-Analyse) zukünftig dafür sorgen wird, dass wir nicht nur lebendige Schotterbänke, sondern auch natürliche Fischbestände bekommen.

Die Heuschreckenforschung hat sich zu einer Leidenschaft unserer Naturpark-Ranger entwickelt. Zahlreiche besondere Arten konnten dadurch bereits dokumentiert werden und fanden Eingang in die Fachliteratur.

Wissen & Forschung

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Partnerschaften Zusammenarbeit anhand dreier Beispiele

Aus dem hässlichen Entlein einen Schwan machen Die Kooperation mit AlpPine Spirits www.alppinespirits.com

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Partnerschaften

Die Latsche ist weder besonders hübsch anzusehen noch besonders selten (zumindest in unseren Breitengraden). Umso höher ist es den zwei Jungs von AlpPine Spirits anzurechnen, dass sie das Image dieser Baumart durch ihren Latschenlikör gehörig aufpolieren wollen. Michael Moser und Max Obergruber sind auf dem besten Weg dazu. Doch wie kam es eigentlich zur Kooperation? Für Tirol nicht ganz ungewöhnlich, kam die Kooperation in einem Gasthaus zustande. Genauer gesagt, war es die Umbrüggler Alm, auf der wir zufällig mit Michael und Max ins Gespräch kamen. Innerhalb von vier Monaten wurde aus der Idee ein Plan. Seit April 2017 ist der Zapfenstreich aus dem Karwendel erhältlich und bereits in den ersten Almen und Hütten des Naturparks (und darüber hinaus) bekannt. Besonders charmant: Man muss beim Trinken kein schlechtes Gewissen haben, geht doch 1 Euro pro Flasche an den Naturpark.


Bewährt und gut Bio vom Berg www.biovomberg.at Natürlich ist es deutlich einfacher über neue Kooperationen zu berichten als über Altbewährtes. Trotzdem wollen wir wieder einmal BIO vom BERG vor den Vorhang holen. Die Zusammenarbeit mit dieser Tiroler Genossenschaft möchten wir auch nach 5 Jahren keineswegs missen. Sie ist inzwischen ein ganz wesentlicher Teil unseres Team Karwendel-Projekts geworden und wird von den TeilnehmerInnen nach wie vor sehr geschätzt.

Gut gekleidet, wohl behütet Ortovox www.ortovox.com Die teaminterne Diskussion über den richtigen Bekleidungspartner ist beinahe so alt wie der Naturpark selbst. Umso erfreulicher ist es, dass wir mit Thomas Nothdurfter von Ortovox einen unkomplizierten und kompetenten Ansprechpartner aus der Region gewinnen konnten. Der aus Achenkirch stammende Bergführer ist ein großer Karwendel-Fan und kennt sein Heimatgebirge wie seine Westentasche. Wir freuen uns, wenn wir unsere neuen Garnituren ausführen dürfen.

Partnerschaften

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Danke

unseren Projektpartnern A

B

Bayerische Oberlandbahn Bayerisches Ministerium für Umweltund Verbraucherschutz Bergwacht Bettelwurfhütte Biker Bahnhof BIO vom BERG Biohotel Leutascher Hof Birdlife Österreich

D

Deutsche Bahn Deutscher Alpenverein

E

E.C.O. Institut für Ökologie Euregio Zugspitze-Wetterstein-Karwendel

G

Gemeinde Absam Gemeinde Achenkirch Gemeinde Eben am Achensee Gemeinde Gnadenwald Gemeinde Reith bei Seefeld Gemeinde Scharnitz Gemeinde Seefeld in Tirol Gemeinde Stans Gemeinde Terfens Gemeinde Thaur

Marktgemeinde Vomp Marktgemeinde Zirl Markus Wasmeier Freilichtmuseum Möslalm N

Natopia Naturgucker.at Naturparkschule Absam Dorf Naturparkschule Absam Eichat Naturparkschule Eben Naturparkschule Pertisau Naturparkschule Vomp Nördlinger Hütte

O

Oesterreichischer Alpenverein Olympiaregion Seefeld Österreichische Bundesforste

P

Pfeishütte PORG Volders Postbus

R

Raiffeisen Club Tirol Region Hall-Wattens Regionalverkehr Oberbayern GmbH

S

Sektion Innsbruck, OeAV Sektion Nördlingen, DAV Sektion Oberland, DAV Sektion Schwaben, DAV Silberregion Karwendel Solsteinhaus Stift Fiecht-Georgenberg Swarovski Optik

T

Tirol Werbung Tiroler Landesmuseen Tiroler Naturschutzfonds Tiroler Steinöl Tiroler Umweltanwaltschaft TVB Achensee TVB Innsbruck und seine Feriendörfer

H

Hallerangerhaus Herzoglich Sachsen-Coburg und Gotha'sche Forstverwaltung

I

Innsbrucker Alpenzoo Innsbrucker Nordkettenbahnen Innsbrucker Verkehrsbetriebe

U

Katholisches Kreisbildungswerk Garmisch-Partenkirchen Kompass-Verlag

Umbrüggler Alm Universität Innsbruck Unser Lagerhaus

V

Verband der Naturparke Österreichs Verband Deutscher Naturparke

W

WWF Österreich

K

L

M

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Achensee Schiffahrt Agrargemeinschaft Engalm Agrargemeinschaft Eppzirler Alm Agrargemeinschaft Laliders Alpinschule Innsbruck (ASI) AlpPine Spirits Architekturbüro Gratl Arge Naturparke Arzler Alm

Danke

Land Tirol Landesbund für Vogelschutz (LBV) Landwirtschaftskammer Tirol Ludwig-Maximilians-Universität München Marktgemeinde Jenbach Marktgemeinde Rum

... und allen Mitgliedern, Förderern und Unterstützern des Naturpark Karwendel


Ausblick

90 Jahre unter Schutz Naturschutz

Integration der Vogelkartierung in das Naturparkmanagement Artenschutzprojekt Bergahorn Artenschutzprojekt Flussuferläufer Naturparke verwurzeln Managementplan Wildflusslebensräume Naturpark Karwendel neu

Erholung & Tourismus

Betrieb Naturparkhaus Hinterriß Ausstellung Naturraum Karwendel/Umbrüggler Alm Interregprojekt Wege des Holzes Eröffnung Ausstellung Thaur neu Eröffnung Holzerhütte in Scharnitz neu Montage Alpine Infopoints Naturexkursionen & Wanderangebote Bergferien auf Hütten Kompass-Wanderführer 4. Auflage Wöffi weiterentwickeln Leitveranstaltung Karwendelmarsch Naturpark Ranger Strategische Besucherorientierung

Umweltbildung

Junior-Ranger Programm Ferienprogramme rund ums Karwendel Entwicklung neuer Junior-Ranger Module Naturparkschulen

Öffentlichkeitsarbeit

www.karwendel.org, Ranger-Blog, Facebook Presseaktivitäten Schulungen und Plattformen für regionale Akteure Kommunikationskonzept neu

Wissen & Forschung

Karwendel Wiki neu Vortrag, Ausstellung & Buch Eine Landschaft erzählt ihre Geschichte Naturschutzforschung Issanger Naturschutzforschung Karwendelmoore


karwendel.org facebook.com/naturpark.karwendel


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