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Der Rosengarten in der Kunst

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GEH-SUNDHEIT

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König Laurins Berg Der Rosengarten in der Kunst

Der Rosengarten ist Südtirols sagenumwobenster Berg und Kulisse der Landeshauptstadt Bozen. Zahlreiche Künstler haben sich mit dem Motiv auseinandergesetzt. Der Obmann des Museumsvereins Bozen Gerald Mair stellt uns anhand der aktuellen Rosengartenausstellung im Stadtmuseum Bozen einige künstlerische Perspektiven einheimischer und auswärtiger Maler auf den Rosengarten vor.

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Als der Wunsch seitens der Sektion Bozen des AVS an mich herangetragen wurde, anlässlich des 150-jährigen Gründungsjubiläums der Sektion eine Bilderausstellung zum Thema Rosengarten im Turm des Stadtmuseums mit dem Bozner Museumsverein als Partner zu zeigen, mag ich wohl kurz gezögert haben in Vorahnung der großen Arbeit und der Verantwortung für die Sicherheit der Exponate usw., aber dann erinnerte ich mich an die frühe Verbindung zwischen Museumsverein und Alpenverein in Bozen und sah die Möglichkeit, diese wieder wachzurufen. Viele der Gründer des Bozner Museumsvereins vor über 135 Jahren waren bereits aktive Mitglieder des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Nach einem Gespräch im Vorstand des Museumsvereins, wo das Projekt einstimmig gutgeheißen wurde, konnte ich dem AVS eine Zusage machen und an die Arbeit gehen. Als das geringste Problem erwies sich dabei das Ausfindigmachen der Bilder. Unser Verein konnte selbst acht der wichtigsten Bil der zur Verfügung stellen, und die anderen wurden mir von persönlich bekannten Sammlern gerne ausgeliehen.

Der Berg als Objekt für die Kunst Wie hat sich die Sicht auf die Berge im Laufe der Zeit verändert? Eines ist klar, die Berge sind erst vor nicht allzu langer Zeit als interessante Objekte für

die darstellende Kunst entdeckt worden. Wenn man also die in Pinakotheken und Sammlungen vorhandenen Abbildungen mit Schwerpunkt Berg durchforstet, entdeckt man, dass mit dem Bau der Brennerbahn um 1860 auswärtige Künstler mit der malerischen Darstellung unserer einheimischen Bergwelt begonnen haben. Beispielhaft dafür stehen die Engländer Edward Theodor Compton und dessen Sohn Edward Harrison. Ihnen folgten bald darauf auch einheimische Maler bis herauf in die Gegenwart.

Blickfang Rosengarten Einen Querschnitt durch diese etwa 150 Jahre versucht unsere Ausstellung im Turm des Stadtmuseums zu bieten, wobei eine bunte Vielfalt von den bekanntesten Südtiroler bis zu ausländischen Malern zusammengetragen wurde, die sich bei uns niedergelassen haben oder als kurzfristige Besucher Motive aus unserer Bergwelt abgebildet haben. Wohl am häufigsten wurde dabei der im Nordosten von Bozen sichtbare Dolomitengipfel des Rosengartens als Motiv gewählt, meistens vom Bozner Talkessel oder auch vom Tierser Tal aus, von wo der Rosengarten besonders beeindruckend wirkt. Der Rosengarten wurde zum Blickfang sowohl in der Literatur (Karl Felix Wolff) als auch in der Kunst ein beliebtes Malermotiv.

Wenn man bedenkt, dass in den Jahrzehnten zuvor bedeutende Repräsentanten der deutschen Hochkultur, wie J. W. v. Goethe, Heinrich Heine, W. A. Mozart und viele andere, in Bozen waren und keiner davon das Rosengartengebirge weder wahrgenommen noch erwähnt hat, lässt das tief blicken.

Compton, Pionier der Bergmalerei Die klassische alpine Malkunst ging in unserer Gegend, wie ich schon eingangs verraten habe, vom Engländer Edward Theodor Compton aus. Er folgte seinen britischen Landsleuten bei der Erschließung der Alpen als Bergsteigerparadies und lernte dabei wohl die Berge mit anderen Augen zu

betrachten. Seine Art, die Berge darzustellen, stellte alles, was es bis dahin auf dem Gebiet gab, in den Schatten. Daher gibt es heute wohl kein alpines Museum, das nicht einige Compton-Bilder hängen hat. Auch dessen Sohn Edward Harrison entwickelte sich zu einem guten Berg- und Landschaftsmaler, wenn er auch nicht das Niveau seines Vaters erreichte. Drei der Bilder in unserer Ausstellung stammen von ihm.

Rosengartenmaler Wolff Der Rosengartenmaler schlechthin unter den einheimischen oder eingebürgerten Malern war Richard Wolff, der Bruder des Sagenforschers Karl Felix Wolff. Man nannte ihn nicht umsonst den Rosengartenmaler, da dieser Berg das häufigste Motiv seiner Bilder war. So ein Rosengartenbild ist eines der zentralen Exponate der Ausstellung und befindet sich im Besitz des Museumsvereins Bozen. Es wurde auch als Deckblatt für das Jubiläumsbuch der Sektion verwendet – eine bessere Wahl hätte man nicht treffen können.

Moser, Stolz u.v.m. Es wäre eine Sünde, die übrigen Maler, von denen Werke in der Ausstellung hängen, zu übergehen. Es bleibt mir im Rahmen dieser Zeilen aber nur die Möglichkeit, sie zu skizzieren: Da ist einmal der allseits bekannte Bozner Maler Carl Moser zu nennen. Seine Rosengarten-Holzschnitte zieren zusammen mit Sarner Köpfen und den Bildern aus der Bretagne fast schon pflichtmäßig viele Bozner Wohnungen. Auch Albert Stolz darf nicht vergessen werden. Zusammen mit seinen Brüdern Ignaz und Rudolf Stolz bildeten diese die bekannte Bozner Stolz-Malerdynastie. Von Albert stammt das schöne Rosengartenbild mit Bozen-Gries im Vordergrund.

Mit qualitätsvollen Bildern aus der Zwischenkriegszeit und der frühen Nachkriegszeit sind folgende namhaf

te Maler vertreten: Anton Terza, ein Epigone von Carl Moser.

Erwin Merlet, Bozner Bergsteiger und Maler, der u .a. das leider nicht mehr vorhandene Hintergrundfresko an der Turmuhr des Museums geschaffen hat.

Rolf Regele, der Bozner Maler von europäischem Bekanntheitsgrad, u.a. wegen seiner im ganzen deutschen Sprachraum bekannten Blumenbilder. Hermann Rammlmair, der Bozner Aquarellist für stimmungsvolle Landschaftsbilder, meistens vom Ritten aus gemalt, wo er seine Sommerresidenz hatte. Karl Kamaun, der allseits bekannte „Vögelewirt“ aus Bozen. Er war Autodidakt und hat Albert Stolz in dessen Wohnung in der Bozner Rosministraße einige Male beim Malen zugeschaut und ein bisschen daraus gelernt, wie er mir einmal erzählte.

Hans Prünster, der hoch angesehene akademische Maler, aus dem Passeier gebürtig, aber lebenslang in Bozen ansässig. Er hat für den Alpenverein Südtirol wiederholt Zeichnungen mit alpinen Themen verfasst für Urkunden, Auszeichnungen und Diplome, kostenlos als großzügiger Unterstützer des Vereins. Man kann sagen,

Josef Costazza, Rosengarten vom Balkon des Malers aus gemalt, Öl auf Leinwand in Spachteltechnik, 2018. Das Gemälde, im Besitz des AVS, ist ein Geschenk des ÖAV anlässlich des Jubiläums 150 Jahre Alpenverein und wurde am 15. Juni 2019 in Toblach überreicht

dass Hans Prünster am ehesten als Künstler den alpinen Geist im Sinne des AVS verkörpert hat.

Andere namhafte Künstler wären hier noch zu nennen, wie z. B. Hugo Atzwanger, Max Sparer, Hubert Mumelter, Ulderico Giovacchini, Emanuel Fohn, Hans Weber Tyrol, Hans Gostner, Gottfried Seelos, Gottfried Überbacher, Titti Pobitzer Gotter, Vanni Viviani, Pierina Rizzardi, u. a.

Die Zeitgenössischen: Bonell, Kostner, Costazza Den unbestrittenen Höhepunkt der Ausstellung bildet ein wunderbares Ölbild. Betritt man den Ausstellungsraum im Museumsturm, ist das Auge des Betrachters sofort gefesselt von diesem großen Ölbild von Gotthard Bonell, sicher einer der bedeutendsten Südtiroler Maler der Gegenwart. Der Bergsteiger erkennt darin sofort die waagrechten Felsbänder, die den Rosengartensockel oberhalb der Kölner Hütte durchziehen. Hier ist meisterhaft das Detail eines Berges eingefangen, das für das unsichtbare Ganze steht.

Auch die den Ausstellungsraum am Eingang begrenzende Rosengartengrafik des Kastelruther Künstlers Hubert Kostner hat ihren besonderen

Reiz. Die auf das Minimum in Grau und Weiß reduzierte Silhouette der Rosengartenkette spricht den Betrachter auf einer fast abstrakten Ebene an.

Das vom Neumarkter Künstler Josef Costazza gemalte Rosengartenbild,

ein Geschenk des ÖAV an den AVS anlässlich der 150-Jahr-Feier in Toblach, stellt ein interessantes Beispiel für den Versuch dar, das in unseren Köpfen geprägte naturalistische Rosengartenbild in ein Spannungsgleichgewicht zwischen Flächen, Linien und Nichtfarben zu versetzen.

Das ist nicht mehr bloße Abbildung nach gewohntem Muster, sondern die Erschließung einer neuen Dimension, tieferer Schichten unseres Bewusstseins.

In all diesen Bildern treffen sich Malkunst und Berg, Kultur und Naturerlebnis, in einem weiteren Sinn: Museumsverein und Alpenverein. Dass der Maler auch Bergsteiger sei, kann nicht gefordert werden. Ein geschultes Auge kann aber erkennen, ob der Maler auch Bergsteiger war. Gerald Mair

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