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Faszination Nachtfotografie

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Kultbuch/Impressum

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„Du vergisst dich und die Zeit“

Faszination Nachtfotografie

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Alfred Stolzlechner ist begeisterter Landschaftsfotograf. Warum gerade die Nachtfotografie seine große Leidenschaft geworden ist, erzählt er im Gespräch.

Alfred, wie kamst du zur Fotografie?

Das Bergsteigen ist mir schon eine ewige Freude, die Bilder davon nahm ich in meine Erinnerung mit – und diese verblasste. Immer wieder staunte ich über die tollen Fotos meiner Kollegen, die dadurch den Erlebnissen etwas an Dauer verleihen konnten. So wollte auch ich es versuchen und begann vor etwa 10 Jahren recht zaghaft mit dem Fotografieren. Viel erfuhr ich bei Fotokursen durch den AVS, welche Sepp Hackhofer abhielt. Weiters las ich Fachliteratur. Schon bald merkte ich, dass eine gute Ausrüstung unabdingbar ist. Erst als ich diese angeschafft hatte, packte mich das Fieber so richtig! Vor allem das prächtige Farbenspiel der Sonnenauf- und -untergänge am Berg taten es mir an. Hierzu war ich viel in der Nacht unterwegs. Und dann entdeckte ich den farblosen Zauber der Nacht! Es war für mich nochmal eine Steigerung. Ja, die Nachtfotografie ist fast zur „Sucht“ geworden.

Was macht diesen besonderen Reiz aus?

Das lässt sich nicht in Worten fassen. Es ist das Gesamterlebnis: der mühsame Aufstieg auf den Berg, das Einstellen der Kamera, das Warten, der Sonnenuntergang, das Warten, bis es dunkel wird, die Szenerie des Sternenhimmels, die Stille, die anschwellende Kälte, der Wind, die langen Stunden, die Dämmerung, das Erwachen des

Tages im Sonnenaufgang, die Zufriedenheit beim Abstieg vom Berg. Und die spannungsvolle Erwartung, wenn ich daheim die Bilder auf den PC lade. Manchmal ist die Ausbeute an guten Bildern null, weil bei der Nachtfotografie die Einstellung recht heikel ist. Das Erlebnis aber ist immer großartig, ganz egal ob mir ein Topbild gelingt. Gerne mache ich auch Bilder im Zeitraffer, was zeitlich sehr aufwändig ist. Die Anreihung der Fotos ergibt dann mit einem eigenen PC-Programm eine Art Film. Vor allem faszinieren mich Zeitrafferfotos der Milchstraße. Im Ver-

gleich finde ich Zeitrafferaufnahmen von Wolken- oder Lichtspielen am Tag lange nicht so reizvoll.

Ich fotografiere gerne bei Neumond, wenn die Welt in tiefe Dunkelheit gehüllt und der Sternenhimmel ganz klar ist. Vollmond wiederum ergibt eine ganz andere Atmosphäre, eine viel hellere Nacht.

Ein Problem ist bei uns die Lichtverschmutzung, vor allem im Dolomitenraum. Man glaubt kaum, wie stark die Lichtstrahlung schon von einem kleinen Dorf ausgeht, durch Straßenbeleuchtung, Autos usw.

Zinsnock

Fotos: Alfred Stolzlechner

Was an Ausrüstung ist in deinem Rucksack?

Darin sind Schlafsack, Isomatte, Kleidung, Verpflegung, Getränke, Stative, Kameras und Wechselobjektive; meistens habe ich zwei Kameras mit, da ich eine für Zeitrafferaufnahmen verwende. Somit wiegt mein Rucksack gut 20 Kilo. Eine Schinderei, da wäre ein Sherpa oft angenehm. (schmunzelt)

Manchmal denke ich mir schon, was tust du dir an und was hast du da oben verloren in dieser einsamen Finsternis? Aber mit dem Aufblitzen der ersten Sterne vergisst du deine

Strudelkopf

wirren Fragen. Wenn ich den Sternenhimmel betrachte, fliegen die Gedanken weit weg. Du vergisst dich und die Zeit.

Ist es nicht auch recht schauderhaft, die Finsternis, die Geräusche?

Du hörst Tiere schreien, Äste knirschen, es flattert ein Vogel. Oder du siehst irgendwo ein Augenpaar leuchten. An solche Begebenheiten musst du dich gewöhnen. Denn allein unterwegs, empfindet man Laute ganz anders. Angst vor Tieren aber habe ich nicht, schon eher vor Menschen.

In der Gegend am Sorapis besuchte mich einmal ein Fuchs. Ich vernahm ein nahes Geräusch, schaltete die Lampe ein und sah, wie ein Fuchs um meinen Rucksack strich. Nur mit Mühe ließ er sich verscheuchen. Ein anderes Mal kam ein Wolf des Weges, als ich am Gipfel des Schönbergs in Weißenbach im Ahrntal auf den Sonnenaufgang

Cinque Torri

wartete. Schnell wollte ich das Objektiv wechseln, aber dieses Geräusch irritierte das Tier und es verschwand in leichtem Trott hinab ins Schwarzbachtal.

Bis du stets alleine unterwegs?

Es gibt nicht viele, die diese Leidenschaft teilen. Einmal hatte ich am Sextener Stein meine Kamera aufgebaut mit den Drei Zinnen im Fokus. Gegen Mitternacht sah ich das Licht

Klaussee

einer Stirnlampe näher kommen. Eine Gestalt gesellte sich zu meinem Standort, legte den Rucksack ab und montierte ein Stativ. Der Mann stellte sich als Alfred Erardi vor, der Präsident der Südtiroler Naturfotografen Strix. Ehrfürchtig beäugte ich ihn. Als Männer mit derselben Leidenschaft lud Alfred mich zu einem monatlichen Treffen der Strix ein. Ich zögerte, weil ich mich in einer unteren Liga fotografieren sah, schlug dann aber ein und

Passo Giau

bin seit ein paar Jahren Mitglied der Strix. Ich habe von ihnen sehr viel gelernt.

Was bedeuten für dich die Berge?

Der Kopf wird frei, ich kann tief durchatmen und aller Ballast fällt von mir. Bergsteigen tut mir unsagbar gut. Als der ehemalige Chef der Sektion Ahrntal, Peter Innerbichler, starb – er war mein Schwager –, bat mich sein Bruder Walter, die Betreuung der

Homepage zu übernehmen. Gerne willigte ich ein und mittlerweile helfe ich auch beim Wegmachen und -markieren. Die Arbeit des AVS lernte ich erst richtig kennen und schätzen, seitdem ich im Ausschuss bin. Es ist großartig, wie viele Freiwillige im AVS ihren Beitrag zum Wohle unseres Landes leisten! Ich bin begeistert und froh, dabei zu sein und meinen Teil beisteuern zu können.

Ingrid Beikircher

Drei Zinnen

Alfred Stolzlechner (*1956) aus St. Johann im Ahrntal ist Mitglied der Vereinigung Strix Naturfotografen Südtirol. Einige seiner Fotos sind auch im Museum für Bergfotografie Lumen am Kronplatz zu sehen. Er ist Mitglied im Ausschuss der AVS-Sektion Ahrntal.

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