Transalp Tirol - Der Bericht aus dem Magazin TREKKINGBIKE

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WERE 21.01.2009

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Reportage Trekkingradler auf Mallorca

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TRAUMTOUR: TRANSALP BRENNER

Nebenstrecke bei Gossensass. Hier kรถnnen Radfahrer dem Verkehr entgehen.


TRANSALP BRENNER IN SÜDTIROL WURDE JETZT DER RADWEG ZWISCHEN BRENNER UND BOZEN FERTIGGESTELLT. DAMIT IST EINER DER ÄLTESTEN HANDELSWEGE ÜBER DIE ALPEN FÜR RADFAHRER NEU ERSCHLOSSEN. WIR WAGTEN DIE ERSTBEFAHRUNG DER STRECKE.

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HOCH ÜBER INNSBRUCK FÜHRT DIE ALTE RÖMERSTRASSE AUF SCHMALEN WEGEN BEINAHE BIS ZUM BRENNERPASS. UNTER UNS DIE EUROPABRÜCKE, DAHINTER DER STUBAI GLETSCHER.

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Die Trostburg bei Waidbruck. Der Radweg verl채uft stets gesch체tzt am Fluss entlang.


Idealer Stopp für eine Übernachtung. Am Achensee oberhalb vom Inntal.

START IM BAYERISCHEN VORALPENLAND, ZIEL DAS LIEBLICHE SÜDTIROL. DAZWISCHEN LIEGEN ÜBER 1000 ERLEBNISSE FERNAB VOM VERKEHR. Komfortable Tunneldurchfahrt kurz vor Bozen. Der Radweg verläuft auf der alten Bahntrasse.


Nach schroffen Felsen, liebliche Weinberge. Zum Kalterer See führt ebenfalls ein Radweg.

ABENTEUER PUR: WER EINMAL EINE ALPENÜBERQUERUNG MIT DEM FAHRRAD GEMACHT HAT, WIRD DIESES ERLEBNIS NIEMALS VERGESSEN.

Mit ein paar Höhenmetern mehr lässt sich vor Sterzing die Hauptstraße vermeiden.


TOM BIERL ❘ text & fotos

Neugierig blicken wir in das riesige schwarze Loch. Am Rand des gigantischen Tunnelbogens sind noch deutlich die schwarzen Rauchspuren zu sehen, die von den mächtigen Dampflokomotiven zeugen, die hier unter voller Last laut schnaufend den Pass erklimmen mussten. Heute herrscht auf der einst wichtigsten europäischen Eisenbahnverbindung idyllische Ruhe. Hinter uns liegt der Alpenhauptkamm und der Brennerpass, vor uns die alte Bahntrasse und das Eisacktal, das Tor zum lieblichen Südtirol. Vor vier Tagen haben wir gemeinsam mit den Guides von Alps Biketours München die Packtaschen gepackt, um eine neue Alpenüberquerung in Angriff zu nehmen. War so ein Abenteuer bislang eher eine Domäne für geländegängige Mountainbikes, ist es jetzt mit der geschickten Kombination von in den letzten Jahren fertig gestellten Fernradwegen auch für den Trekkingrad-Fahrer möglich. Vorausgesetzt man besitzt ein gewisses Maß an Kondition und ein Rad mit ausreichender Übersetzung. Fünf Fahretappen haben wir uns für die Strecke Bad Tölz – Kalterer See vorgenommen. Die Tagesetappen sollten dabei 1000 Höhenmeter und 80 Kilometer nicht überschreiten. Wer’s gemütlicher will, plant einfach ein oder zwei Stopps mehr ein. Wer einen sportlichen Anspruch hat, kann die Strecke auch durchaus in drei Tagen schaffen. Schon der Auftakt im bayerischen Oberland ist grandios. Die „Via Bavarica Tyrolensis“ ist ein vor vier Jahren fertig gestellter Radwanderweg, der die Landeshauptstadt München quer durch die Berge hindurch mit dem Inntal verbindet. Einfachere Variante ist die Strecke über den Tegernsee, sportliche Trekkingradler packen die steilere Passage über den idyllischen Sylvensteinsee an. Am Achenpass treffen sich beide Varianten wieder und es geht am türkisfarbenen Achensee vorbei hinunter ins Inntal. Wer bergab steile Schotterstrecken scheut, dem sei die historische Achenseebahn ans Herz gelegt, die laut schnaufend und pfeifend auch Radfahrer gerne abenteuerlich hinunter transportiert. Im Inntal klinken wir uns in den bestens ausgeschilderten Inntalradweg in Richtung Innsbruck ein. Doch Alpenüberquerer müssen sich nicht in das Verkehrsgewühl der Landeshauptstadt wagen. Weit besserer Stopp ist die historische Salzstadt Hall, deren Altstadt bestes Zeugnis über die Bedeutung des alten Handelsweges abgibt. Von hier aus packten bereits die Römer die Erklimmung des Alpenhauptkamms an. Die Römerstraße bis nach Matrei am Brenner ist zwar als

Radweg ausgewiesen, doch muss man sich die Strecke mit dem lokalen Verkehr teilen. Die Blicke auf die mächtigen Berge der Innsbrucker Nordkette und bis hin zum Stubai Gletscher entschädigen jedoch für alles. In Steinach muss der Radler dann eine Entscheidung treffen. Entweder schnell mit der lokalen Brennerbahn bis zum Pass oder 300 Höhenmeter steil auf einem Bergsträßchen hoch nach Nösslach und wieder hinunter nach Gries. Für die letzten drei Kilometer gibt es dann keine Alternative. Es geht die Brennerstaatsstraße bergauf. Doch schneller als gedacht ist das kurze Stück überwunden, der Brennerpass ist geschafft. Kurz nach Brennerbad wagen wir dann eine Erstbefahrung und blicken in den ersten schwarzen Tunnel. Der Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse ist hier oben noch nicht fertig, zuerst wird eine Thermalwasserleitung in den alten Bahndamm versenkt. Wer den ruppigen Schotterweg jedoch nicht scheut, kommt bereits ab hier verkehrsfrei hinunter ins Eisacktal. In weitem Bogen führt die alte Bahntrasse zunächst tief ins Pflerschtal hinein. Die markante Spitze des Tribulaun stets vor Augen. Von Gossensass geht eine kleine Asphaltstraße rechts von der Autobahn zunächst steil bergauf und dann direkt in die alte Silberstadt Sterzing hinunter.

Ein Cappuccino-Stopp in der alten Silberstadt ist obligatorisch. Der Zwölferturm und die Pracht der Häuser lassen den Reichtum ahnen, den die Bergwerke und der alte Handelsweg dem Südtiroler Städtchen über Jahrhunderte hinweg einbrachten. Doch Sterzing ist nur die erste Station einer ganzen Reihe von historischen Orten, die entlang des Radwegs nunmehr in Richtung Süden bis Bozen liegen. „Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land“, wurde einst über Südtirol fabuliert. Dank des Radwegs lässt sich dies nun auch auf einem Urlaub mit zwei Rädern erkunden. Clevere Alpenüberquerer machen jedoch in Bozen noch nicht Schluss, das sich ebenfalls bestens auf Radwegen durchqueren lässt. Abschluss-Highlight für jeden begeisterten Radfahrer ist der Radweg hoch zum Kalterer See. Die Strecke schlängelt sich durch Weinberge hindurch zunächst bis Eppan an der Weinstraße. Auch hier wurde eine ehemalige Bahnstrecke zum Radweg ausgebaut. Entsprechend sanft sind die Steigungen, entsprechend beeindruckend die alten Tunnels und Brücken. Der Zielort Kaltern ist dann allein schon wieder einen Urlaub wert. Zum Glück haben wir noch zwei Tage Zeit, bevor wir mit der Bahn wieder zurück müssen.

DER NEUE EISACKTAL-RADWEG Darauf haben Radfahrer schon lange gewartet. Im engen Eisacktal zwischen Klausen und Bozen wurde das letzte Teilstück des Eisacktal-Radwegs fertig gestellt. Damit ist eine neue Fernradroute über die Alpen möglich. Von München bis Verona können Radfahrer nun beinahe verkehrsfrei die Alpen überqueren. Es fehlen nur noch wenige kurze Teilstücke in Österreich und direkt oben am Brennerpass. Vorbildlich und mit hohem finanziellen Aufwand legte die Provinz Südtirol vom Brenner bis Bozen die Trasse an. Der Radweg ist durchweg asphaltiert, weist in südlicher Richtung nur wenige Steigungen auf und führt an der engsten Stelle zwischen Klausen und Bozen teils spektakulär angelegt durch die mächtigen Tunnels der alten Brennerbahn. Ein echtes Highlight! 2/2009 TREKKINGBIKE 23


INFOS: TRANSALP BRENNER VON BAD TÖLZ BIS ZUM KALTERER SEE CHARAKTER

Mit der Verbindung mehrerer, ausgeschilderter Radwege lassen sich nunmehr die Alpen nahezu verkehrsfrei auch über den Brennerpass überqueren. Mit Ausnahme der Erklimmung des Alpenhauptkamms halten sich die Steigungen auf dieser Strecke in Grenzen. Normaltrainierte sollten jedoch allein für den Abschnitt Hall/Brenner zwei Tage einplanen. Insgesamt müssen von Bad Tölz bis zum Kalterer See etwa 310 Kilometer und 3500 Höhenmeter bewältigt werden. Die Radwege sind nicht durchgehend asphaltiert. Für kurze, teilweise steile Schotterstrecken empfehlen sich eine gute Übersetzung und geländegängigere Crossreifen.

STRECKE

Historischer Cappuccino-Stopp in der Altstadt von Sterzing.

Als Startpunkt bietet sich Bad Tölz in Oberbayern an. Der Ort lässt sich bestens per Bahn erreichen. Hier führt der Radweg „Via Bavarica Tyrolensis“ über den Achenpass bis ins Inntal. Sportlichen Fahrern sei die Variante über den Sylvensteinspeicher empfohlen, gemütlicher geht es über Bad Wiessee in Richtung Österreich. Im Inntal folgt man dem Radweg bis Hall, dann auf der alten Römerstraße bis hoch nach Steinach und weiter auf der Nebenstraße (300 Höhenmeter) über Nösslach bis Gries/Brenner. Ab Brenner kurz auf der Bundesstraße bis vor Gossensass bergab und auf Nebenstraßen nach Sterzing (Radweg in Bau). Ab da wieder Radweg bis Bozen. In Bozen Radweg auf alter Bahntrasse bis Kaltern.

WEB-INFOS

Verkehrsfrei durch die Innenstadt. Perfekte Radwege in Bozen.

Zu allen vier Radwegen gibt es beste Infos im Internet: www.via-bavarica-tyrolesis.com; www.tirol.gv.at (Radwandern); http://biken. suedtirol.com; www.suedtirol-it.com (Radweg Südtirols Süden); www.theil.it

BESTE REISEZEIT

Der Brennerpass liegt 1374 Meter hoch. Eine Alpenüberquerung ist deshalb von Mai bis Oktober meist ohne Schnee machbar. Termine um den 15. August (Ferragosto) sollte man meiden.

ÜBERNACHTUNG

Attraktion Achenseebahn. Wer will, kann mit Fahrrad einsteigen. 24 TREKKINGBIKE 2/2009

Auf dem Jahrhunderte alten Handelsweg gibt es mehr als genug Übernachtungsmöglichkeiten. Das Vorbuchen ist empfehlenswert, aber nicht zwingend nötig. Es finden sich selbst in der Hochsaison meist noch leere Betten in einer für Radfahrer erträglichen

Entfernung. Tipp: Nach Möglichkeit schon am morgen über das lokale Fremdenverkehrsbüro am Zielort ein Quartier reservieren. Dann lassen sich alle Highlights am Weg unbeschwert und ohne Zeitdruck genießen.

EMPFEHLENSWERTER VERANSTALTER

Wir waren auf der Pilottour mit dem Münchner Reiseveranstalter ALPS Biketours unterwegs. Dieser hat sich auf Alpenüberquerungen mit dem Trekkingrad spezialisiert und legt bei der Auswahl der Hotels wert auf gehobenen Standard. Die „Transalp Trekking Tirol“ startet in Murnau und endet südlich vom Kalterer See in Tramin. Eine Woche inklusive Guide, Gepäcktransfer, Rücktransport und Übernachtung/HP kostet 965 Euro. ALPS, Tel. 089/5427880, www.go-alps.de.

LITERATUR/KARTEN

Diese drei Radkarten decken die Tour perfekt ab: Oberbayerisches Voralpenland, TirolOst Unterland, Südtirol. Alle Esterbauer, 1:75.000, je 6,90 Euro, www.esterbauer.com. Sehr empfehlenswert ist der „Radreiseführer München-Verona“ von Paul Bickelbacher, Galli Verlag, 11,90 Euro. Mit nützlichen Kurzerklärungen, Kartenausschnitten, sowie Telefonnummern der wichtigsten Fremdenverkehrsämter am Weg. www.galli-verlag.de

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