3 minute read
Altheider Weihnachtsbrief und gute Noten (Werner Bartsch / Günter Rösner
gehöre, wird immer älter und wir werden weniger. Manche können vielleicht ermessen, wie viele Arbeitsstunden in einem Jahrbuch von bis zu 250 Seiten Umfang stecken, die Arbeit für eine neue Ausgabe gingen ja schon kurz nach Erscheinen der letzten Ausgabe weiter und dauerten das ganze Jahr an! Das ist irgendwann altersbedingt nicht mehr machbar. Aber - das soll auch nicht verschwiegen werden - es hat großen Spaß gemacht! Wir haben versucht, für die Nachwelt das festzuhalten, was zwar in vielen Veröffentlichungen schon geschrieben wurde, aber nicht aus Sicht der Altheider Heimatgemeinschaft. Somit ist der Altheider Weihnachtsbrief eigentlich eine Fortsetzung des „Heimatbuch Altheide Bad“, das Georg Wenzel 1990 herausgegeben hat!
Somit gehen 27 Jahre Heimat-Dokumentation zu Ende, leider!
Advertisement
Hinweis: Im Weihnachtsbrief 2016, Seiten 118-128 brachten wir die Geschichte des Altheider Weihnachtsbriefes unter dem Titel: „Zwischen Vergangenheit und Gegenwart: der „Altheider Weihnachtsbrief“
Mit heimatlichen Grüßen Ihr/Euer Eberhard Scholz
Altheider Weihnachtsbrief und gute Noten
Werner Bartsch / Günter Rösner – Heimatgemeinschaft Falkenhain/Neuwilmsdorf
Wieder war ein Altheider Weihnachtsbrief gefertigt und dem interessierten Kreis zugegangen, da wurde eine liebe Geschichte an mich herangetragen, von der ich sofort überzeugt war, dass diese im nächsten Weihnachtsbrief Aufnahme finden sollte.
Heimatfreund Günter Rösner, heute Montabaur, hatte sich über die Glückwünsche seiner Heimatgemeinschaft zu seinem 80. Geburtstag sehr gefreut und in diesem Zusammenhang nachstehend aufgeführte Geschichte mitgeteilt:
Meine Enkelin Ida, damals 15 Jahre alt, hatte im Herbst 2016 in der Schule im Fach Geschichte das Thema „Nachkriegszeit“ durchgenommen. Sie hatte die Aufgabe erhalten, möglichst einen Zeitzeugen zu finden und diesen zu befragen. Ich war ihr Zeitzeuge und konnte ihr, aus meiner selbst kindlichen Erinnerung heraus, einiges über unsere Vertreibung und den Einzug in die neue Heimat berichten.
Ich weiß noch: Am 22. März 1946, einen Tag vor meinem 9. Geburtstag mussten wir, meine Mutter, meine Schwester fast 2 Jahre alt und ich unsere Wohnung mit dem, was wir tragen konnten, verlassen. Im Finanzamt Glatz habe ich dann meinen Geburtstag „gefeiert“. Meine Mutter hatte vorher noch einen Kuchen für mich gebacken, damit wenigstens etwas Geburtstagsstimmung
aufkommen sollte. Das werde ich ihr niemals vergessen. Vom Transport nach Bünde ist mir nicht so viel in Erinnerung geblieben. Ich weiß nur noch, dass wir in Güterwaggons untergebracht wurden, dass die Mütter für uns gesorgt haben, dass der Zug öfter Aufenthalt hatte und wir regelmäßig entlaust wurden. Wir Kinder hatten weitgehend keine Probleme, für uns war das mehr ein „Abenteuer“ gewesen.
Ich habe meiner Enkelin weiter erzählt, dass wir bei der Firma Ahlers in Elverdissen in Notquartieren untergebracht waren, dann bei einer Familie zwangseinquartiert wurden und später in Baracken am Ortsiekerweg in Herford die erste Wohnung fanden. Für uns Kinder war das wieder „Abenteuer pur“, für unsere Mütter allerdings nicht! Für sie war es – oftmals ohne die Ehemänner/Väter – eine schwere Zeit. Von Vorteil war hier jedoch, dass wieder viele Nachbarn und Freunde aus der Heimat zusammen waren.
Meine Enkelin hatte sich Notizen gemacht und konnte meine Geschichte im Unterricht vortragen. Und dann kam der Altheider Weihnachtsbrief 2016, gerade passend und ergänzend mit dem Thema „Ankommen – Mutfassen…“, der meine Schilderungen bestätigte und sogar mit Bildern vom Lagerleben ergänzte. Diesen Altheider Weihnachtsbrief hat meine Enkelin mit in die Schule genommen. Dort wurde er als Zeitdokument verarbeitet und gewürdigt.
Meine Enkelin Ida hat dieses Thema mit großem Interesse unter meiner Begleitung aufgearbeitet und in den Unterricht eingebracht. Die Bewältigung dieses doch umfangreichen, für sie aber auch interessanten Themas wurde mit guten Noten gewürdigt. Selbstverständlich ist auch der „Opa“, trotz des leidvollen Themas, stolz auf die Enkeltochter.
Werner Bartsch: Heimatfreund Günter Rösner hat auf meine Bitte hin zugestimmt, diesen Brief im Altheider Weihnachtsbrief veröffentlichen zu dürfen. Es ist schön zu erfahren, dass auch heute noch Kinder so objektiv seitens der Schule an diese Gegebenheiten deutscher Geschichte herangeführt werden. Dass hier der Altheider Weihnachtsbrief hat wieder helfen können, zeigt nicht nur die Rolle, die der Weihnachtsbrief stets gespielt hat, sondern auch, dass eine objektive Aufarbeitung zum Verständnis der Folgegenerationen und dem Zusammenwachsen der Völker stets dienlich ist. Dass hier der Großvater aktiv geworden ist, zeigt m. E. wirklich gelebte Heimatarbeit!
Heimatfreund Günter Rösner bedauert außerordentlich, dass der diesjährige Altheider Weihnachtsbrief wohl der letzte sein wird, denn er hat gerne darin „geblättert“, weil immer wieder Erinnerungen geweckt wurden und auch Informationen, die aufgrund des damaligen Alters fehlen, zu finden sind.