Amnesty International Deutschland: Rechenschaftsbericht 2014

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AKTIONEN, ERFOLGE, ZAHLEN UND FAKTEN. DAS JAHR 2014 RECHENSCHAFTSBERICHT


AMNESTY INTERNATIONAL setzt sich auf der Grundlage der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte für eine Welt ein, in der die Rechte aller Männer, Frauen und Kinder geachtet werden. Die Stärke der Organisation liegt im freiwilligen und finanziellen Engagement von weltweit mehr als sieben Millionen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen und Altersgruppen, die Amnesty als Mitglieder, finanzielle Förderer oder durch ihre Beteiligung an Amnesty-Aktionen unterstützen. Gemeinsam setzen sie Mut, Kraft und Fantasie für eine Welt ohne Menschenrechtsverletzungen ein. Amnesty erhielt 1977 den Friedensnobelpreis. SPENDENKONTO: Amnesty International Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE 233 702050 0000 8090100 BIC: BFSWDE33XXX

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IMPRESSUM

© Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V. V.i.S.d.P.: Markus Beeko Redaktion: Anton Landgraf, Karolin Nedelmann, Susanne Wohmann Gestaltung: schrenkwerk.de Druck: DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH Art.Nr.: 04015 Titelfoto: Aktion bei der Amnesty-Jahresversammlung 2014 in Münster © Amnesty

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Foto: Amnesty

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2014 war ein Jahr, dass besonders von Krisen und Kriegen wie in Syrien, im Irak oder in der Ukraine geprägt war. Weltweit befanden sich so viele Menschen auf der Flucht vor Krieg und Gewalt wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Eines unserer wichtigsten Anliegen im vergangenen Jahr war daher der Einsatz für einen besseren Schutz von Flüchtlingen in Europa. Weil die Europäische Union die »Festung Europa« weiter ausbaut, müssen tagtäglich Menschen auf dem Mittelmeer und anderen gefährlichen Routen auf der Suche nach Sicherheit und Hilfe ihr Leben riskieren. Ende September 2014 reiste ich mit einer internationalen Amnesty-Delegation nach Italien (siehe S. 17), vor dessen Küsten es immer wieder zu Bootsunglücken kommt. Wir wollten uns mit den Flüchtlingen und ihren Helferinnen und Helfern solidarisch zeigen und den Todesopfern der europäischen Abschottungspolitik gedenken. Doch es gab auch Momente der Freude, zum Beispiel, als mir der Pastor von Lampedusa lachend erzählte, dass er wegen Amnesty diesen Beruf gewählt hat. Er schrieb Briefe an politische Gefangene und erkannte dadurch, was Menschenrechte wirklich für andere und das eigene Leben bedeuten. Vor allem in solchen Momenten wird mir immer wieder bewusst, welch eine große und vielfältige Bewegung wir sind, die unterschiedlichsten Menschen die Möglichkeit gibt, sich für andere einzusetzen. Es sind diese Vielfalt, das Engagement und die Durchsetzungskraft von Millionen Menschen weltweit, die Amnesty so besonders und wirkungsvoll machen. Mit Ihrem Engagement und Ihrer Unterstützung tragen Sie dazu bei, dass das auch in Zukunft so bleibt. Ihre Spende ermöglicht beispielsweise Ermittlungsreisen in den Irak, damit wir sagen können, was ist – und dazu

Foto: Henning Schacht / Amnesty

LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE,

beitragen können, dass es so wird, wie es eigentlich sein sollte. Sie helfen uns, dass wir mit der Kampagne »Stop Folter« unseren jahrzehntelangen Kampf gegen Folter erfolgreich fortsetzen können oder dass wir uns auch bei neuen Themen wie der Zensur und Massenüberwachung im Internet gut aufstellen können (siehe S. 14). Unterstützen Sie uns und unseren Einsatz für die Menschenrechte – denn oft ist es die Geringschätzung der Menschenrechte, die zur Entstehung von Konflikten führt. Umgekehrt gilt: Ein umfassender Menschenrechtsschutz beugt gewaltsamen Konflikten vor. Der Einsatz für die Menschenrechte aller Menschen ist deshalb die beste Prävention gegen Gewalt – und die wichtigste Investition in den Frieden. Das ist zwar bisher noch nicht bei den Verantwortlichen der Sicherheits- und Außenpolitik angekommen. Aber wir bleiben auch mit Ihrer Hilfe dran. Ihre

Selmin Çalışkan Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland 3


WELTWEITER EINSATZ FÜR DIE MENSCHENRECHTE BELARUS: Der Menschenrechtsaktivist und Vorsitzende des Menschenrechtszentrums Viasna, Ales Bialiatski, ist frei. »Ich bin überzeugt, dass meine Freilassung durch nationalen und internationalen Druck erwirkt wurde.«

PORTUGAL: Im September 2014 ratifizierten weitere Staaten, unter ihnen Portugal, den internationalen Waffenhandelsvertrag (Arms Trade Treaty, ATT). Damit trat ein bahnbrechendes internationales Abkommen zur Kontrolle des Waffenhandels, für das sich Amnesty seit mehr als 40 Jahren eingesetzt hat, endlich in Kraft.

MEXIKO: Sechs Studierende starben, 43 weitere »verschwanden«, als die Polizei sie im September im Ort Iguala angriff. Den Behörden zufolge sollen alle 43 tot sein, eindeutige Belege dafür fehlen. Polizei, Mitglieder einer kriminellen Bande und der lokalen Politik waren beteiligt, unklar ist die Rolle von Armee sowie Behörden und Politik auf Bundesebene. 23.000 Menschen gelten in Mexiko als vermisst.

BRASILIEN: Landesweit protestierten Tausende Menschen im Vorfeld und während der Fußball-Weltmeisterschaft. Ihre Kritik an gestiegenen Preisen und mangelnder Qualität öffentlicher Dienstleistungen, insbesondere im Verhältnis zu den hohen, staatlichen Ausgaben für die WM, ging um die Welt. Die Behörden reagierten mit unverhältnismäßiger Gewalt, willkürlichen Festnahmen und unfairen Anklagen. Das Amnesty Journal widmete dem Thema ein Sonderheft.

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NIGERIA: Die islamistische bewaffnete Gruppierung Boko Haram überfiel mehr als 20 Städte, tötete mehrere Zehntausend Zivilist_innen und entführte wiederholt Mädchen und Frauen, die zwangsverheiratet wurden, wie die 276 Schulmädchen aus Chibok. Im Kampf gegen Boko Haram folterten Regierungssoldaten wiederholt Verdächtige und richteten sie außergerichtlich hin.

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Tagtäglich werden die Rechte von Menschen weltweit verletzt. Amnesty International setzt sich für diese Menschen ein: Mit Recherchen vor Ort, Länder- und Themenberichten, Kampagnenund Lobbyarbeit und natürlich dem Einsatz für den Einzelfall. Hier eine Auswahl der Ereignisse, die uns im Jahr 2014 besonders beschäftigt haben.

UKRAINE: Der bewaffnete Konflikt eskalierte: Mehr als 4.000 Menschen sind in der Ostukraine bis Ende 2014 getötet worden, darunter viele Zivilist_innen. Beide Konfliktparteien verletzten wiederholt das Kriegsrecht, wie Amnesty in mehreren Berichten dokumentierte: Sie beschossen die Zivilbevölkerung und entführten gezielt Akteur_innen der Gegenseite. Auch die Verantwortung für die mehr als 100 Toten und zahllosen Verletzten während der Maidan-Proteste in Kiew blieb bisher ungeklärt.

TÜRKEI: Die Polizei agierte mit exzessiver Gewalt, die Geheimdienste bekamen mehr Befugnisse und Behörden verboten Kundgebungen. Auch das Internet und die Arbeit von Journalist_innen wurde kontrolliert. Wegen regierungskritischer Inhalte waren Facebook und Twitter zeitweise nicht erreichbar. Staatliche Nachrichtensperren schränkten zudem die freie Berichterstattung ein.

ÄGYPTEN: Auch unter dem neuen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi gingen die Sicherheitskräfte extrem gewaltsam vor und töteten wiederholt Protestierende. Tausende Personen wurden festgenommen und in unfairen Verfahren verurteilt. Es gab auch mehrfach Todesurteile. Besonders das Umfeld der Muslimbrüderschaft, NGOs und Journalist_innen waren der behördlichen Willkür ausgesetzt.

JAPAN: Weltweit saß niemand so lange im Todestrakt wie er, seit März 2014 ist er endlich frei: Iwao Hakamada. 1968 war der Japaner nach einem unfairen Prozess wegen Mordes zum Tode verurteilt worden. Er leidet unter den Folgen der jahrzehntelangen Isolationshaft. Amnesty fordert, dass der Prozess neu aufgerollt wird, damit der ehemalige Box-Star seine Unschuld beweisen kann.

SUDAN: Das Todesurteil und die Peitschenstrafe wurden aufgehoben, Meriam Yehya Ibrahim ist frei. Gemeinsam mit ihrem nicht einmal zwei Jahre alten Kind war die 27-Jährige inhaftiert worden. Mit Ketten an den Füßen brachte sie ihr zweites Kind im Gefängnis zur Welt. Mehr als eine Million Menschen hatten sich weltweit für sie eingesetzt, um zu verhindern, dass sie wegen »Abkehr vom islamischen Glauben« gehängt wird.

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SCHAUT NICHT WEG! Menschenrechtsverletzungen geschehen oft im Verborgenen. Hinzuschauen und mit internationalen Kampagnen auf die Verbrechen aufmerksam zu machen, ist eine der zentralen Aufgaben von Amnesty. Im Jahr 2014 standen dabei zwei Themen im Vordergrund: Folter und Misshandlung sowie die Verletzung von sexuellen und reproduktiven Rechten. »STOP FOLTER« Ihre Peiniger kamen in der Dunkelheit: Am 7. August 2012 brachen Marinesoldaten um drei Uhr nachts in das Haus von Claudia Medina im mexikanischen Veracruz ein. Sie verbanden der 32-Jährigen die Augen, fesselten sie, verfrachteten sie in einen Lieferwagen und brachten sie zu einem Marinestützpunkt. Dort wurde die dreifache Mutter mit Schlägen, Tritten und Elektroschocks gequält. Die Soldaten spritzten ihr Chilipulver in die Nase, misshandelten sie sexuell und drohten ihr, sie mit einer Eisenstange zu vergewaltigen. »Sie wollten, dass ich Sachen gestehe, von denen ich gar nichts wusste. Da ich mich weigerte, haben sie mich gefoltert und sexuell misshandelt.« Damit die Schmerzen endeten, unterzeichnete Claudia Medina eine Erklärung, die sie vorher nicht durchlesen durfte. Vor Gericht zog sie das unter Folter erzwungene Geständnis zu-

rück, doch gegen ihre Folterer wurde nicht ermittelt. Claudia Medinas Fall ist einer von mehreren Einzelfällen weltweit, für die sich Amnesty International mit der im Mai 2014 gestarteten globalen Kampagne »Stop Folter« einsetzt. Folter ist eines der schlimmsten Verbrechen, das einem Menschen angetan werden kann. Sie ist nie gerechtfertigt und absolut verboten, immer und überall. Folter ist grausam und unmenschlich. Doch für unzählige Menschen ist sie trotzdem schreckliche Realität: Tagtäglich werden Menschen durch Folter in Todesangst versetzt und körperlich und seelisch kaputt gemacht. Sie erleiden unsägliche Schmerzen durch Schläge, Tritte, simuliertes Ertränken, Vergewaltigungen, Schlafentzug oder Elektroschocks. 1984 haben die Vereinten Nationen die UN-Antifolterkonvention verabschiedet. 157 Staaten haben sie seitdem ratifiziert. Doch in viel zu vielen Ländern steht das Folterverbot nur auf dem Papier. Die Regierungen dieser Staaten unternehmen nichts gegen Folter und Misshandlung oder ordnen sie sogar selbst an. Zum Auftakt der Kampagne veröffentlichte Amnesty den Bericht »Folter 2014: 30 Jahre gebrochene Versprechen«, der die erschreckende Verbreitung der schweren Menschenrechtsverletzung belegt: Im Zeitraum von 2009 bis 2014 hat Amnesty Folter und Misshandlung in 141 Ländern dokumentiert – in Drei-

Fotos: Henning Schacht / Amnesty

Mit einer Lichtinstallation demonstrierten junge Amnesty-Mitglieder im November 2014 in Berlin gegen Folter in Mexiko.

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viertel aller Länder. »In einigen Ländern handelt es sich um Einzelfälle. Aber in erschreckend vielen Ländern ist Folter alltäglich«, sagte die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Selmin Çalışkan, zum Kampagnenstart. Häufig seien Folter und Misshandlungen verbreitete Mittel der Polizei, um Geständnisse zu erpressen und so vermeintliche Ermittlungserfolge vorzuweisen. »Oft geschehen Misshandlungen aber auch im Namen der nationalen Sicherheit. Hier war die Rechtfertigung von Folter durch die USA im ›Krieg gegen den Terror‹ ein negatives Vorbild für die Weltgemeinschaft.« Damit Regierungen ihren Verpflichtungen endlich nachkommen, das Folterverbot respektieren und effektive Schutzmaßnahmen gegen Folter umsetzen, braucht es öffentlichen Druck. Und diesen Druck erzeugte Amnesty das gesamte vergangene Jahr über. Allein in Deutschland wurden rund 250.000 Unterschriften gesammelt. Bundesweit machten Gruppen mit mehr als 160 öffentlichen Aktionen, Podiumsdiskussionen und Infoständen auf das Schicksal von Folterüberlebenden aufmerksam. Vom 8. bis zum 17. Dezember lud Amnesty in den temporären »Stop-Folter-Shop« in Berlin ein. Gezeigt wurden Alltagsgegenstände wie Autobatterien, Messer oder Zigaretten, die in vielen Ländern genutzt werden, um Menschen auf grausame Weise zu quälen und zu misshandeln. Dane-

ben informierte eine Plakatausstellung über die weltweite Verbreitung von Folter. Abends fanden Veranstaltungen statt, darunter eine Lesung mit dem Schauspieler Ulrich Noethen, der den Erlebnisbericht eines Folterüberlebenden vortrug. Auch Murat Kurnaz, der viereinhalb Jahre im USGefangenenlager Guantánamo inhaftiert war, war zu Gast. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen fünf Länder: Marokko, Mexiko, Nigeria, die Philippinen und Usbekistan. Es sind nicht die »schlimmsten« Länder. Diese fünf Länder wurden deshalb ausgewählt, weil Folter dort ein großes Problem ist und weil Amnesty glaubt, dass dort mit der Kampagne konkrete Erfolge erzielt werden können, die bestenfalls auch in die Region ausstrahlen. Nachdem Amnesty im Rahmen der Kampagne »Stop Folter« Druck auf die mexikanischen Behörden ausgeübt hatte, wurden im Februar 2015 endlich sämtliche Anklagepunkte gegen Claudia Medina fallen gelassen, weil das »Geständnis« unter Folter erzwungen worden war. »Ich möchte mich bei allen Mitgliedern von Amnesty International weltweit bedanken«, so Claudia Medina. »Mein spezieller Dank gilt den 300.000 Menschen, die letztes Jahr Briefe für mich geschrieben oder eine Petition unterzeichnet haben.« www.stopfolter.de

»MY BODY, MY RIGHTS«

Aktion gegen Folter in Usbekistan vor der usbekischen Botschaft in Berlin im Oktober 2014.

Mit wem will ich Sex haben? Wann und wen heirate ich? Will ich es überhaupt? Möchte ich Kinder haben, wie viele und wann? All dies selbst entscheiden zu können, gehört zu den fundamentalen Rechten eines jeden Menschen. Staaten müssen diese sexuellen und reproduktiven Rechte gewährleisten und dafür sorgen, dass niemand diskriminiert wird. Klingt selbstverständlich? Für Millionen Menschen weltweit ist das nicht der Fall. In etlichen Ländern wird insbesondere Mädchen und jungen Frauen durch Gesetze und Traditionen das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper verweigert. Um dies zu ändern, startete Amnesty International im März 2014 die weltweite Kampagne »My Body, My Rights«. Jeder Mensch hat das Recht, über Fragen, die seinen Körper, seine sexuelle Identität und seine Fortpflanzung betreffen, frei und unabhängig zu entscheiden. Daran möchte Amnesty Regierungen mit der Kampagne erinnern. Sie soll aber auch vor allem junge Menschen dazu ermutigen, ihre Rechte in diesem Bereich besser kennenzulernen und einzufordern. http://amnesty.de/mybodymyrights

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Fotos: Henning Schacht / Amnesty

Im Dezember 2014 zeigte Amnesty in einer tempor채ren Ladengalerie in Berlin eine Ausstellung zur weltweiten Verbreitung von Folter sowie eine Auswahl von Alltagsgegenst채nden, die als Folterinstrumente verwendet werden.


Foto: Henning Schacht / Amnesty

Am 26. Juni 2014 nutzten AmnestyMitglieder den »Internationalen Tag zur Unterstützung der Opfer der Folter«, um ein Zeichen zu setzen: Mit öffentlichen Aktionen protestierten sie in Deutschland und rund 50 anderen Ländern gegen Folter. Mit Augenbinden hielten sie Regierungen, die ihre Augen vor dem Leid der Folteropfer verschließen, den Spiegel vor. Auch Schaufensterpuppen in Geschäften und Statuen erhielten Augenbinden, um der weltweiten Empörung Ausdruck zu verleihen.

Foto: Christian Ditsch / Amnesty

Die englischsprachige Berliner Amnesty-Gruppe rief im September 2014 zu einem Flashmob gegen Folter auf.

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EINSATZ MIT ERFOLG

Am 9. März 2009 wurde Ángel Amílcar Colón Quevedo in Mexiko von der Polizei bei einer Razzia aufgegriffen und inhaftiert. Er war auf dem Weg von seiner Heimatstadt in Honduras in die USA. Dort wollte er Geld für die Behandlung seines krebskranken Kindes verdienen, aber seine Reise endete im Nordwesten Mexikos in den Händen der Polizei. Er wurde geschlagen und getreten. Mexikanische Medien führten ihn als Kriminellen vor. Man brachte ihn auf eine Militärbasis, wo er weiter geschlagen und als »Scheiß-Neger« beschimpft wurde. »Ich musste die Schuhe von Mithäftlingen mit meinem Speichel putzen, meine Kleider hergeben und wie ein Soldat salutieren«, berichtete Colón später. Doch damit nicht genug. Ihm wurde eine Plastiktüte über den Kopf gezogen, sodass er fast erstickte. Folter und Misshandlungen hatten erst ein Ende, als er ein Geständnis unterschrieb für etwas, das er nicht getan hatte. Auf der Grundlage dieses »Geständnisses« wurde er bezichtigt, in das organisierte Verbrechen verwickelt zu sein. Er widerrief seine Aussage und prangerte die Folter an – vergeblich: In seiner Akte gab es zwar eine Notiz, gründliche Ermittlungen blieben jedoch aus.

Dem Urgent-Action-Netzwerk gehören weltweit nahezu 80.000 Menschen an. In Deutschland sind es etwa 10.000, die über akute Menschenrechtsverletzungen wie etwa willkürliche Festnahmen, Folter, Morddrohungen, Verschwindenlassen und bevorstehende Hinrichtungen informiert werden. Allein im Jahr 2014 hat Amnesty 616 Urgent Actions veröffentlicht. Im Netzwerk kann sich jede und jeder – auch online – für unmittelbar bedrohte Menschen einsetzen. Die Brief- und E-Mail-Appelle gehen direkt an die verantwortlichen Behörden oder Politikerinnen und Politiker. In vielen Fällen sind die Urgent Actions erfolgreich und führen zu Freilassungen, verkürzten Haftzeiten, umgewandelten Todesurteilen oder auch zur Ahndung begangener Menschenrechtsverletzungen. Unterstützen Sie Urgent Actions unter www.amnesty.de/urgent-actions.

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Foto: Amnesty

Fünf Jahre war Ángel Colón in Mexiko inhaftiert, unschuldig, ohne Prozess und unter katastrophalen Bedingungen: Er wurde gefoltert, verleumdet, rassistisch beschimpft und erniedrigt. Jetzt ist er wieder frei – nachdem sich das Urgent-ActionNetzwerk erfolgreich für ihn eingesetzt hat.

Gab nie die Hoffnung auf: Ángel Colón.

Ab Juli 2014 setzte sich Amnesty für ihn ein. Es wurden Zeuginnen und Zeugen gehört, medizinische Gutachten eingeholt und Fakten geprüft, dann rief Amnesty zu einer Urgent Action auf. Allein aus Deutschland wandten sich über 2.000 Menschen an die mexikanischen Behörden und setzten sich für den inhaftierten Vater ein. Statt Geld schickte Colón Videonachrichten an seine Familie und ermutigte sie, die Hoffnung nicht aufzugeben. Im Oktober 2014 kam Colón frei. Seine Untersuchungshaft endete ohne weitere Auflagen. Colón ist überglücklich über das Ende seiner Tortur. »Folter ist ein Abbild des Hasses«, sagt er. Niemand solle dasselbe erleben müssen wie er. Tatsächlich werden in Mexiko regelmäßig »Geständnisse« durch Folter erpresst, um schnelle Ermittlungserfolge vorlegen zu können. Ángel Colón geschah das, wovor sich laut einer Amnesty-Umfrage aus dem Jahr 2014 nahezu zwei Drittel der mexikanischen Bevölkerung fürchten, wenn sie in Kontakt mit den Behörden kommen: Folter. Die Folgen sind fatal und ungerecht. Während Ángel Colón völlig unschuldig inhaftiert war, starb sein jüngstes, krebskrankes Kind zu Hause in Honduras. Ohne die weltweite Intervention säße Colón womöglich noch immer in Haft. AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014


DEN TÄTERN AUF DER SPUR Sie sind die Augen und Ohren von Amnesty International: 80 Amnesty-Ermittlerinnen und Ermittler sammeln weltweit Informationen über Menschenrechtsverletzungen. Auf der Grundlage ihrer Rechercheergebnisse veröffentlicht Amnesty Berichte, startet Urgent Actions und Kampagnen oder führt gezielt Lobbygespräche. Eine der erfahrensten Ermittlerinnen ist die Krisenbeauftragte Donatella Rovera. Massaker und Vertreibungen und kam zu dem Schluss: »Der IS versucht, alle Spuren nicht arabischer und nicht sunnitischer Gruppen auszulöschen.« Nach Einschätzung von Amnesty sind die Verbrechen des IS »ethnische Säuberungen von historischem Ausmaß«. In einem im Oktober 2014 veröffentlichten Bericht dokumentiert Rovera, dass auch schiitische Milizen Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen an Sunniten verübten – ohne dass die irakische Regierung eingriff. »Indem die Regierung in Bagdad Milizen gewähren lässt, billigt sie Kriegsverbrechen und fördert einen Teufelskreis von religiös motivierter Gewalt, der das Land weiter aus-

Verfolgen Sie die Arbeit von Donatella Rovera auch über Twitter: https://twitter.com/drovera

Foto: Olivier Laban-Mattei / AFP / Getty Images

Auf wie vielen Recherche-Missionen Donatella Rovera bereits gewesen ist, weiß die Italienerin schon gar nicht mehr. Abgesehen von zwei Unterbrechungen von insgesamt 30 Monaten arbeitet sie seit Oktober 1990 für Amnesty und war unter anderem in Syrien, Libyen, Somalia, Sudan und im Gaza-Streifen unterwegs. Im Jahr 2014 reiste Rovera mehrmals in den Irak, wo man versuchte, ihre Arbeit massiv zu behindern: »Das passiert andauernd. Mal aus purer Absicht von Konfliktparteien, die verhindern wollen, dass Ermittlungen etwas ans Licht bringen, was sie lieber verstecken möchten. Mal ist es die ausufernde Bürokratie, durch die sinnlose Barrieren aufgebaut werden.« Anfang November wollte Rovera beispielsweise in der südlich von Bagdad gelegenen Stadt Jurf al-Sakhr Berichten über schwere Kämpfe und Menschenrechtsverletzungen nachgehen, doch Polizei und Milizen ließen sie wiederholt nicht durch, angeblich aus Sicherheitsgründen: »Das war offensichtlich gelogen, denn gleichzeitig ließen sie Busladungen von Männern passieren, die für die Siegesfeier in die Stadt fuhren und später Videos von der Feier auf YouTube hochluden.« Die Recherchen von Rovera im Irak führten zur Veröffentlichung mehrerer Berichte, die unter anderem belegen, wie die sunnitische bewaffnete Gruppe Islamischer Staat (IS) im Norden des Landes systematisch Jagd auf Andersgläubige und Minderheiten machte. Für ihre Ermittlungen sprach Rovera mit vielen Überlebenden der

einanderreißt. Die irakische Regierung muss endlich aufhören, die Herrschaft der Milizen zu unterstützen.« Bei ihrer Arbeit macht Rovera im Grunde das, was auch die Polizei tut: »Beweise und Belege finden, und die Aussagen gegenchecken.« Das könne auch schon mal bedeuten, zwei Stunden zu fahren und ein Loch zu graben, um nach Munitionsresten zu suchen: »Denn Aussagen von Augenzeuginnen und -zeugen allein reichen nicht aus, wenn sie nicht durch andere Beweise verifiziert werden können.« Es gebe immer wieder Versuche von dieser oder jener Konfliktpartei, ihre eigene Agenda durchzusetzen: »Manche Menschen lügen absichtlich, andere liefern dir in gutem Glauben falsche Informationen, weil sie gar nicht wissen, dass sie falsch sind. Deshalb ist es äußerst wichtig, jedes noch so kleine Detail zu überprüfen und sich immer über die Rollen, Ziele und Positionen der verschiedenen Akteure im Klaren zu sein.« Denn nur, wenn die Beweise korrekt sind, können die Täterinnen und Täter zur Rechenschaft gezogen werden.

Beweise finden: Donatella Rovera (li) auf einer Ermittlungsreise im Gaza-Streifen.

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Foto: Toby Binder / Amnesty

MIT LIEBE GEGEN HASS Seit mehr als zehn Jahren kämpft Alice Nkom in Kamerun für die Rechte von Schwulen und Lesben, obwohl sie deswegen schon mehrmals Morddrohungen erhalten hat. Für ihr Engagement wurde sie von Amnesty International mit dem Menschenrechtspreis 2014 ausgezeichnet. Alice Nkom ist eine mutige Frau, die mit ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung und ansteckenden Lebensfreude innerhalb kürzester Zeit einen ganzen Saal in ihren Bann ziehen kann: Als die Aktivistin aus Kamerun am Abend des 18. März 2014 auf die Bühne des Berliner Maxim-Gorki-Theaters tritt, springen die rund 400 geladenen Gäste euphorisiert von ihren Sitzen auf und ehren die Juristin mit stehenden Ovationen. Die 69-Jährige erhielt den 7. Menschenrechtspreis von Amnesty International aufgrund ihres Einsatzes für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen (LGBTI). Ihre Aura und Eloquenz kommen ihr dabei zupass: Alice 12

Nkom arbeitet als Rechtsanwältin und verteidigt Homosexuelle, die in Kamerun wegen »Unzucht« vor Gericht stehen. In dem zentralafrikanischen Land drohen Schwulen und Lesben bis zu fünf Jahre Haft. Auch außerhalb des Gerichtssaals hat die Juristin den Kampf gegen Homophobie aufgenommen: 2003 gründete sie ADEFHO, die erste Nichtregierungsorganisation, die sich in Kamerun für sexuelle Minderheiten einsetzt. Die Organisation bietet unter anderem psychologische Beratung, sexuelle Aufklärung und Sicherheitstrainings an. Mit ihrem Einsatz für Homosexuelle hat sich Alice Nkom nicht nur Freunde gemacht. Sie erhält regelmäßig Morddrohungen. »Ich werde in

meiner Heimat beschimpft, bedroht und diffamiert«, sagt Alice Nkom. »Dass ich nun für meinen Einsatz erstmals mit einem Preis geehrt werde, bestätigt mich enorm.« Seit 1998 zeichnet die deutsche Amnesty-Sektion mit dem Menschenrechtspreis Persönlichkeiten und Organisationen aus, die sich unter schwierigen Bedingungen für die Menschenrechte einsetzen. Ziel des Preises ist es, das Engagement dieser Menschen zu würdigen, sie zu unterstützen und ihre Arbeit in der deutschen Öffentlichkeit bekannter zu machen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, die von der »Stiftung Menschenrechte, Förderstiftung Amnesty International« bereitgestellt werden. Nkom erklärte in ihrer Dankesrede: »Der Preis von Amnesty International erfüllt mich mit Freude, Stolz und Hoffnung. Ich teile ihn nicht nur mit den Menschen in Kamerun, für die ich mich einsetze, sondern mit all jenen weltweit, die die Menschenrechte verteidigen.« Nachdem sie den Preis entgegengenommen hatte, brach Nkom zu einer Vortragsreise durch mehrere deutsche Städte auf. Mit ihrer herzlichen Art und ihren starken Worten fesselte Nkom allerorts das Publikum. Die deutsche Amnesty-Sektion unterstützte Nkom nicht nur mit der Verleihung des Preises, sondern sammelte mit der Kampagne »Liebe ist kein Verbrechen« auch 54.000 Unterschriften, welche die Regierung Kameruns auffordern, endlich die Verfolgung von LGBTI zu beenden. Alice Nkom versteht die Auszeichnung als Ansporn: »Der Preis ist für mich wie das Gelbe Trikot der Tour de France. Es ist ein großer und wichtiger Etappensieg. Aber eines ist klar: Meine Arbeit geht weiter.« Ihre Dankesrede in Berlin versuchte sie übrigens so kurz wie möglich zu halten. Denn eines machte die lebenslustige Juristin bereits auf der Bühne klar: Es sollte noch genug Zeit bleiben, um im Theaterfoyer in die Nacht zu tanzen. AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014


Timm Christmann ist Kampagnenkoordinator der deutschen Amnesty-Sektion und war im Jahr 2014 unter anderem für die Kampagne »My Body, My Rights« verantwortlich. Worauf kommt es bei der Arbeit eines Kampagnenkoordinators an? Zunächst wird gemeinsam mit allen Fachleuten der Sektion die Kampagnenstrategie entwickelt. Ist das gelungen, geht es darum, die Umsetzung zu koordinieren: Man muss sicherstellen, dass alle Stränge einer Kampagne wie On- und Offline-Mobilisierung, Pressearbeit, Lobbyarbeit oder Fundraising ineinandergreifen, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Als »Campaigner« bilde ich dafür die Schnittstelle. Was liegt Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders am Herzen? Eine gute und erfolgreiche Kampagne verändert etwas. Es reicht nicht, über Menschenrechtsverletzungen aufzuklären. Wir wollen spürbare Verbesserungen für die Betroffenen erzielen oder Gesetzesveränderungen erreichen. Damit uns das als globaler Organisation gelingt, stellt sich die Frage, welchen spezifischen Beitrag die deutsche Amnesty-Sektion leisten kann. Was ist im Alltag eines »Campaigners« die größte Herausforderung? Die Kampagnenziele und -planung immer fest im Blick zu behalten, auch wenn es plötzlich andere dringende Fälle, Themen oder Krisen gibt. Das ist nicht immer leicht. Wie findet man den richtigen Dreh, um ein Thema erfolgreich an die Öffentlichkeit zu bringen? Es ist wichtig, sich in die Menschen hineinzudenken, die man in erster Linie erreichen will. Das ist Fleißarbeit, da ist viel Analyse und Recherche gefragt. Es ist die ständige Suche nach Anknüpfungspunkten, für die sich die Leute interessieren und die uns helfen, mit unseren häufig doch sehr schwierigen und unangenehmen Themen Gehör zu finden. Warum macht Amnesty die Kampagne »My Body, My Rights«? Die Missachtung sexueller und reproduktiver Rechte führt in vielen Ländern der Welt zu massiven Menschenrechtsverletzungen – meist völlig unbeachtet. Beispiel El Salvador: Dort gilt ein absolutes Abtreibungsverbot. Auch Frauen, die eine Fehlgeburt hatten, werden oft verdächtigt, ihre Schwangerschaft abgebrochen zu haben. Ihnen drohen bis zu 50 Jahre Gefängnis. Etliche Frauen und Mädchen sind deswegen in Haft. Zudem wer-

www.amnesty.de/kampagnen

Foto: Sarah Eick / Amnesty

»DAS KANN NICHT SEIN, DAS MUSS SICH ÄNDERN«

den aktuell die Ziele für die internationale Entwicklungspolitik neu definiert. Uns ist wichtig, dass sexuelle und reproduktive Rechte dabei stärker in den Vordergrund rücken. Wie entscheiden Sie, wie ein Thema kommuniziert wird? Wenn wir Menschen zum Handeln auffordern, etwa zum Unterschreiben einer Petition, muss ihnen auch in kürzester Zeit klar werden, warum in dem jeweiligen Fall massives Unrecht geschieht. Der empörendste Aspekt eines Themas muss daher im Zentrum unserer »Geschichte« stehen. Wenn in El Salvador nach einer Fehlgeburt bis zu 50 Jahre Haft drohen, sieht jeder sofort ein: Das kann nicht sein, das muss sich ändern. Was war Ihnen bei der »My Body, My Rights«-Kampagne besonders wichtig? Wir haben – trotz aller Veränderungsziele – auch in Aufklärung investiert. Für die meisten Deutschen mögen sexuelle und reproduktive Rechte selbstverständlich sein, für Millionen Menschen sind sie es nicht. Das muss man vielen Leuten hierzulande erst einmal klarmachen, die in aller Regel eine Beziehung eingehen oder heiraten, wann und wen sie wollen, sich frei entscheiden können, ob sie Eltern werden wollen, oder nach einer Vergewaltigung Aussicht auf eine Strafverfolgung der Täter haben. Wir wollen, dass alle Menschen diese Rechte wahrnehmen können.

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»EXZESSIVE ÜBERWACHUNG IST EIN PROBLEM«

Wie sind Sie zu Amnesty gekommen? Warum setzen Sie sich für die Menschenrechte ein? Als Jurist fühlt man sich ja automatisch zu juristischen Themen hingezogen. Und dazu gehören die Menschenrechte in sehr grundlegender Form: Sie sind das Fundament für das Zusammenleben aller Menschen auf der Erde. Amnesty arbeitet sehr seriös und besitzt daher auch großes politisches Gewicht. Zugleich ermöglicht die basisdemokratische Struktur von Amnesty jedem Einzelnen, sich mit seinen Interessen und Kenntnissen einzubringen. Es fasziniert mich, Teil dieser weltweiten Bewegung zu sein. Keine andere globale Mitgliederorganisation bietet diese Mitwirkungsmöglichkeiten. Warum haben Sie sich auf das Thema »Menschenrechte im digitalen Zeitalter« spezialisiert? Ich denke, dass ich hier am meisten beitragen kann, da auch mein beruflicher Schwerpunkt auf dem Thema Datenschutz und Privatsphäre im Netz liegt. Das Internet bietet uns nie dagewesene Möglichkeiten, über alle Grenzen hinweg zu kommunizieren. Gleichzeitig wird in vielen Staaten überwacht, gefiltert und zensiert. Aufgrund der technischen Fortschritte können Sicherheitsbehörden heutzutage alles speichern und analysieren. Um die Nadel im Heuhaufen zu finden, wollen sie sich nicht mehr die Mühe machen, zunächst einen Verdacht zu etablieren, der ihnen sagt, wo sie suchen müssen. Stattdessen durchwühlen sie den ganzen Heuhaufen in der Hoffnung, schon irgendeine Nadel zu finden. Dieser sehr fundamentalen Bedrohung für die Menschenrechte müssen wir uns klar entgegenstellen. Wie sieht die Arbeit von Ihnen und Ihrer Gruppe aus? Zurzeit sind 14 Leute in unserer Gruppe aktiv, und wir können uns über mangelnden Zulauf weiterer Interessierter nicht beklagen. Wir entwerfen Positionspapiere, beteiligen uns an internen Konsultationen, veranstalten Workshops und machen Presse- und Lobbyarbeit. 2014 habe ich als Vertreter von Amnesty zum Beispiel eine Rede auf 14

Foto: Rich Serra

Amnesty stellt sich neuen Themen. Sebastian Schweda ist Sprecher der im Jahr 2014 gegründeten Amnesty-Themengruppe »Menschenrechte im digitalen Zeitalter«. Der 37-jährige Rechtsanwalt aus Saarbrücken gehört seit fast zehn Jahren zu den rund 30.000 Amnesty-Mitgliedern, die sich bundesweit ehrenamtlich engagieren.

der »Freiheit statt Angst«-Demo in Berlin gehalten und am »Internet Governance Forum« der Vereinten Nationen in Istanbul teilgenommen. Was planen Sie für die Zukunft? Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, warum exzessive Überwachung ein Problem ist und wie sich diese Entwicklungen negativ auf den Schutz der Menschenrechte auswirken. Unser Ziel ist es daher, mit der Zentrale in London eine weltweite Kampagne gegen anlasslose Überwachung vorzubereiten. Die Enthüllungen von Edward Snowden haben vielen den Wind aus den Segeln genommen, die Berichte über Massenüberwachung stets als Verschwörungstheorien abtaten. Aber es gibt immer noch zu viele, die sagen: »Ich habe nichts zu verbergen«. Doch diese Einstellung ist egoistisch. Eine demokratische Gesellschaft kann auf der Grundlage, dass für die Regierung alle transparent sein müssen, nicht funktionieren: Für etliche Berufsgruppen, wie Anwälte oder Journalisten, gibt es anerkannte Gründe, bestimmte Informationen vor der Regierung zu verbergen. Zum anderen ist die Aussage aber auch falsch, weil niemand weiß, was uns in den Augen des Staates plötzlich verdächtig machen könnte. Die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit ist schlicht aus den Fugen geraten. Daher wird uns das Thema Überwachung und Zensur auch in Zukunft stark beschäftigen. www.amnesty-digital.de

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WIR BLEIBEN DRAN! Ohne das ehrenamtliche Engagement von Expertinnen und Experten, die einzeln oder in Gruppen zu einem bestimmten Land oder Thema arbeiten, würde Amnesty International nicht funktionieren. Zu den Gruppen, die 2014 besonders viel zu tun hatten, gehörte die Länderkoordinationsgruppe zu Russland. zu Russland zu koordinieren und die Aktivitäten der deutschen Sektion aufeinander abzustimmen. Die Aufnahme von Informationen und deren Weiterverbreitung spielen dabei eine wichtige Rolle. In erster Linie sind das die Analysen und Aktionsvorschläge aus der Amnesty-Zentrale in London. Informationen, die wir aus Berichten in russischen und internationalen Medien gewonnen oder über unsere eigenen Kanäle erhalten haben, spielen wir aber auch an die Zentrale zurück. Deshalb halten wir engen Kontakt zu Aktivistinnen und Aktivisten in Russland und zu anderen deutschen NGOs, die zu Russland tätig sind. Um die Aufmerksamkeit der Medien und der Politik auf das Thema Menschenrechte zu lenken, betreiben wir Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit,

www.amnesty-russland.de

Foto: Henning Schacht / Amnesty

Dass 2014 ein schwieriges Jahr für die Menschenrechte in Russland werden würde, wussten wir schon zu Beginn des Jahres. Aber dass sich die Lage vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine derart verschlechtern würde, damit haben wir nicht gerechnet. Der Krieg führte auch zu einer Militarisierung der innenpolitischen Diskussion in Russland. NGOs, die sich für die Menschenrechte einsetzen, gelten nun mehr denn je als »Landesverräter« und werden mit Razzien und noch strengeren Gesetzen an ihrer Arbeit gehindert. In unserer Gruppe sind zurzeit zehn Ehrenamtliche aktiv, verteilt auf ganz Deutschland. Als Länderkoordinationsgruppe ist es unsere Aufgabe, sowohl die Arbeit des hauptamtlichen Sekretariats in Berlin als auch anderer ehrenamtlicher Amnesty-Gruppen

indem wir beispielsweise Gäste aus Russland einladen und für sie Gesprächstermine mit Abgeordneten und Ministerien vermitteln. Ende Januar war zum Beispiel die Aktivistin Lilija Schibanowa von der NGO Golos zu Besuch in Berlin. Wenige Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Sotschi machte Amnesty mit einer Aktion vor dem Brandenburger Tor auf die Menschenrechtsverletzungen in Russland aufmerksam und überreichte Schibanowa einen Teil der 16.852 Botschaften, die wir in Deutschland mit der Solidaritätsaktion »Liebesgrüße nach Russland« für die russische Zivilgesellschaft gesammelt hatten. Einige Aktivistinnen und Aktivisten hatten uns zu Jahresbeginn gesagt: »Vor und während der Spiele sind wir relativ sicher, weil die Welt auf Russland blickt. Aber danach befürchten wir, dass es schwierig wird. Dann müsst ihr für uns da sein.« Leider hat sich das bewahrheitet. Trotz schlechterer Bedingungen bleiben wir weiter dran – denn für die russische Zivilgesellschaft ist es von großer Bedeutung zu wissen, dass sie in ihrem Kampf für die Menschenrechte in Russland nicht allein ist.

Petitionsübergabe an die russische Botschaft in Berlin am 30. Januar 2014 vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Sotschi.

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DEIN BRIEF KANN LEBEN RETTEN Der Amnesty-Briefmarathon ist die weltweit größte Briefaktion für Menschen in Gefahr. Auch im Jahr 2014 konnte er wieder mit einem neuen Rekordergebnis ins Ziel laufen. Für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen, für die er sich einsetzt, bedeutete er Entschädigungen, Haftverbesserungen oder überwältigende Solidarität. Von Litauen bis Liberia, von Brasilien bis Bangladesch, von der Dominikanischen Republik bis nach Deutschland: Auch im vergangenen Jahr beteiligten sich wieder Zigtausende Amnesty-Mitglieder, Unterstützerinnen und Unterstützer auf allen Kontinenten am Amnesty-Briefmarathon. In den Tagen rund um den 10. Dezember, dem »Internationalen Tag der Menschenrechte«, schickten sie Briefe, Faxe, E-Mails und SMS an Regierungen und Behörden und forderten sie auf, Gefangene freizulassen, Todesurteile aufzuheben oder Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Aber auch Opfer von Menschenrechtsverletzungen erhielten Briefe als Zeichen der Solidarität und Unterstützung. Amnesty hatte für den Briefmarathon 2014 wieder 12 Fälle aus 12 verschiedenen Ländern ausgewählt. Die deutsche Sektion setzte sich für fünf dieser Fälle ein, darunter den Blogger Raif Badawi aus Saudi-Arabien, der wegen »Beleidigung des Islams« und der Gründung der Webseite »Saudi-arabische Liberale« unter anderem zu zehn Jahren Haft und 1.000 Stockschlägen verurteilt worden war. Seine Ehefrau Ensaf Heidar berichtete: »Als mich Raif aus dem Gefängnis anrief, und ich ihm von den Aktivitäten von Amnesty erzählte, fing er vor Freude plötzlich an zu weinen.« Neben Badawi 16

setzte sich die deutsche Sektion unter anderem für die inhaftierte chinesische Bürgerrechtlerin Liu Ping ein, die zum Jahreswechsel erstmals von ihrer Tochter im Gefängnis besucht werden durfte. Ein weiterer Fall war die Romni Paraskevi Kokoni aus Griechenland. Sie und ihr Neffe wurden im Oktober 2012 in Etoliko auf offener Straße angegriffen. Die Behörden ignorierten diesen Fall von Rassismus lange Zeit. Im Dezember wurden die Täter endlich verurteilt. Bei kaum einer anderen Aktion wird der globale Charakter der Amnesty-Bewegung so deutlich wie beim Briefmarathon. So setzten sich Menschen in Moldawien für einen Folterüberlebenden in Usbekistan ein oder Menschen in Ghana für die – tatsächlich erreichte – Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Frauen und Mädchen in Südafrika. Für alle Briefmarathon-Fälle wurden weltweit insgesamt 3.245.565 Appellschreiben gezählt – ein neuer Rekord! Im Jahr zuvor waren es 2,3 Millionen Appelle gewesen. Auch in Deutschland wurden im vergangenen Jahr noch mehr Briefe verschickt. Insgesamt kamen über 170.000 Appelle zusammen, rund 71.000 mehr als im Vorjahr. Viele Mitglieder waren auf Weihnachtsmärkten unterwegs, um Briefe unterschreiben zu lassen. Andere hielten Mahnwachen ab, veranstalteten Benefizkonzerte oder Podiumsdiskussionen. Insgesamt gab es rund 190 Aktionen von Amnesty-Gruppen an mehr als 120 Orten quer durch die Republik. Erstmals wurde der Briefmarathon auch von fast 100 Schulklassen unterstützt. Deutschlandweit haben Schülerinnen und Schüler über 15.650 Briefe unterschrieben beziehungsweise oftmals selbst formuliert und aufwendig gestaltet. Wirklich beeindruckend! Für das Jahr 2015 wollen wir das Schulangebot weiter ausbauen. Je mehr Menschen aus allen Teilen der Welt zu Stift, Tastatur oder Handy greifen, umso größer ist der Druck auf die Verantwortlichen. Einen einzelnen Brief, der auf die Einhaltung der Menschenrechte pocht, mögen sie vielleicht noch zur Seite legen. Doch Hunderttausende können sie nicht ignorieren. AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014


»DIE HILFSBEREITSCHAFT DER MENSCHEN HAT MICH BEEINDRUCKT« Hunderte Menschen schweben jede Woche auf dem Mittelmeer zwischen Leben und Tod. Auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Armut riskieren sie in kaum seetüchtigen Booten ihr Leben, um in Europa Schutz zu suchen. Allein im vergangenen Jahr starben dabei 3.400 Flüchtlinge. Doch statt zu helfen, baut die EU die Festung Europa weiter aus. Das macht mich unglaublich wütend. Gemeinsam mit Selmin Çalışkan und einer Delegation aus Mitgliedern der deutschen, französischen und italienischen Amnesty-Sektion reiste ich im September eine Woche lang nach Rom, Sizilien und Lampedusa. Auf unserer Reise haben wir unter anderem mit Flüchtlingen gesprochen, die die gefährliche Fahrt über das Meer nur knapp überlebt haben, und auch mit Angehörigen der italienischen Marine, die innerhalb eines Jahres 170.000 Flüchtlinge rettete. Bei dieser Seenotrettung war Italien übrigens auf sich allein gestellt und hat von den anderen EU-Staaten weder finanzielle noch logistische Unterstützung erhalten. Wir haben Menschen kennengelernt, die teilweise selbst nicht viel haben und dennoch zutiefst human handeln, hilfsbereit sind und sich mit großer Empathie für die Flüchtlinge engagieren. Diese Menschen haben mich am meisten beeindruckt. In der sizilianischen Stadt Agrigento trafen wir beispielsweise zwei Schwestern, die ein Netzwerk von über 100 Personen aufgebaut haben und die Flüchtlinge tatkräftig unterstützen. Als bei dem Bootsunglück am 3. Oktober

Foto: Giuseppe Chiantera / Amnesty

Die Abschottungspolitik der EU drängt immer mehr Flüchtlinge auf die lebensgefährliche Route über das Mittelmeer. Eine internationale Amnesty-Delegation reiste im Jahr 2014 nach Italien, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Mit dabei war auch der Schauspieler Benno Fürmann, der Amnesty seit fast zehn Jahren unterstützt. Hier schildert er seine Eindrücke.

Benno Fürmann im Wrack eines Flüchtlingsbootes auf dem »Schiffsfriedhof« von Lampedusa.

2013 390 Flüchtlinge vor Lampedusa ertranken, haben sie Überlebende und Angehörige der Opfer bei sich aufgenommen. Das ist gelebte Nächstenliebe, und davor habe ich höchsten Respekt. Auch vor Giuseppe Cannarile, dem Kommandanten der Küstenwache von Lampedusa. Er war damals bei dem Unglück im Einsatz, und man merkt ihm an, dass ihn das Erlebte wohl niemals loslassen wird. Wenn man mit jemandem spricht, von dem man weiß, dass er Dutzende Leichen auf dem Wasser hat treiben sehen und von überall Hilfeschreie hörte, dann bleibt einem das noch lange im Gedächtnis. In Agrigento protestierten wir mit einer öffentlichen Aktion gegen die europäische Abschottungspolitik. Wir waren ein echter Hingucker und sorg-

ten für viel Aufsehen. Viele Passantinnen und Passanten kamen zu uns, um unsere Petition zu unterschreiben oder mit uns zu reden. Sie waren überrascht, als sie merkten, dass nicht nur italienische Amnesty-Aktivistinnen und -Aktivisten, sondern auch Deutsche und Franzosen dabei waren. Das hat sie sehr gefreut. Denn die Menschen fühlen sich bei der Unterstützung der Flüchtlinge alleingelassen – von der eigenen Regierung, aber vor allem von Europa. Mit unserer Delegationsreise, den vielen Gesprächen und der Aktion wollten wir ihnen zeigen, dass nicht ganz Europa wegschaut. Dass es in vielen Ländern Menschen gibt, die wissen, was hier geleistet wird. Wir wollten ein Zeichen der Solidarität setzen – und das ist uns hoffentlich auch gelungen. 17


S.O.S. Europa: Über 3.400 Menschen sind Schätzungen zufolge im Jahr 2014 auf der Flucht nach Europa auf dem Mittelmeer ums Leben gekommen. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind mitverantwortlich für diese menschlichen Tragödien, denn sie haben eine immer unbezwingbarere Festung geschaffen, um sich gegen Migrantinnen und Migranten abzuschotten. Damit verstoßen sie gegen die Menschenrechte. Amnesty sammelte mit der Kampagne »S.O.S. Europa« in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als 30.000 Unterschriften für eine humanere Flüchtlingspolitik: Die EU muss endlich die Seenotrettungsmaßnahmen für Flüchtlinge im Mittelmeer verstärken und sichere und legale Zugangswege nach Europa schaffen.

Die internationale AmnestyDelegation beim Migrationsrat von Palermo auf Sizilien.

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AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014


Fotos: Giuseppe Chiantera / Amnesty (3), Henning Schacht / Amnesty (1)

Gr채ber von auf dem Mittelmeer ertrunkenen Fl체chtlingen auf dem Friedhof von Lampedusa.

Mit mehr als 20.000 Papierbooten, von Menschen aus ganz Deutschland gefaltet, protestierte Amnesty im September 2014 im Berliner Ostbahnhof gegen die europ채ische Abschottungspolitik und forderte einen besseren Fl체chtlingsschutz.

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Fotos: Amnesty

Mitglieder der Gruppe Aachen beim Madrid-Marathon.

AUSGEZEICHNET GELAUFEN! Amnesty in Bewegung regte im Jahr 2014 nicht nur erneut zahlreiche Freizeit-Sportlerinnen und -Sportler sowie Amnesty-Gruppen zum bewegten Spendensammeln an, sondern wurde auf der weltgrößten Sportmesse, der ISPO (Internationale Fachmesse für Sportartikel und Sportmode) in München, ausgezeichnet. Unser sportliches Spendentool setzte sich klar gegen die Konkurrenz durch und gewann den »ISPO Communication Award« in der Kategorie »Social Awareness«.

ISPO-Award 2014 für Amnesty.

Die Botschaft: Sport und Menschenrechte passen gut zusammen! Und Mitmachen ist ganz einfach: Melden Sie Ihr Sportprojekt inklusive Spendenziel (z.B. 300, 500 oder mehr Euro) im Internet an unter: www.amnesty-inbewegung.de. Berichten Sie über Ihre Motivation und bitten Sie Familie, Freunde, Kolleginnen und Bekannte, das Ganze mit einer Spende für Amnesty zu unterstützen. Ein Spenden-Barometer zeigt den aktuellen Spendenstand Ihres Projekts an. Sorgen auch Sie dafür, dass Amnesty weiter in Bewegung bleibt: www.amnesty-in-bewegung.de www.facebook.com/AmnestyInBewegung

ANLÄSSE GIBT ES GENUG Wann immer wir mit Freundinnen und Freunden, der Familie oder Kolleginnen und Kollegen zusammenkommen, gibt es Gründe zu sagen: Lieber Spenden statt Geschenke. Zwei Beispiele aus dem Jahr 2014 stellen wir vor. Sigrid Grube, Amnesty-Mitglied, 50. Geburtstag »Seit vielen Jahren arbeite ich ehrenamtlich für Amnesty International, zum Beispiel zu Burundi oder Chile. Ich organisiere Amnesty-Versammlungen mit, bin immer wieder bei Mahnwachen oder Podiumsdiskussionen dabei – und und und. Was liegt also näher, als zum Geburtstag meine Freunde, Familie, Nachbarn, Kollegen und Menschen aus der Amnesty-Gruppe einzuladen und um Spenden für Amnesty zu bitten? Dann muss sich auch niemand die Haare raufen wegen eines Geschenks, denn die Unterstützung kommt der Sache zugute, die mich seit vielen Jahren beschäftigt und immer wieder tief bewegt: Der Arbeit für die Menschenrechte!« Wir danken Sigrid für 1.100 Euro. 20

Frank Glücklich, Amnesty-Förderer, Ruhestands-Abschied »Seit über 40 Jahren unterstütze ich Amnesty International nach Kräften, mit größeren und kleineren Beträgen. Deshalb wollte ich meinen Ausstand als Geschäftsführer der Handwerkskammer Hamburg zum Anlass nehmen, alle meine Gäste nach einer Spende für die Menschenrechte zu fragen. Und was soll ich sagen, es ist einfach wunderbar, wie viele meiner Bitte gefolgt sind! Es war ein sehr schönes Fest, und gemeinsam haben wir eine beachtliche Summe zusammenbekommen. Amnesty ist eine der Organisationen, auf deren Arbeit ich übrigens immer wieder gerne aufmerksam mache. Das Engagement für Meinungsfreiheit und Menschenrechte liegt mir sehr am Herzen.« Wir danken Frank für 9.250 Euro. AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014


AMNESTY JOURNAL Aktuelle Nachrichten, packende Reportagen und spannende Interviews zum Thema Menschenrechte – das ist das Amnesty Journal. Es erscheint alle zwei Monate und besetzt innerhalb der deutschen Presselandschaft eine einzigartige Nische. Ausgabe für Ausgabe berichten Autorinnen und Autoren über den Einsatz für Menschenrechte weltweit oder dokumentieren deren gezielte Missachtung. Einer von ihnen ist der Auslandskorrespondent Carsten Stormer. Für seine journalistischen Arbeiten, unter anderem für eine in der August-Ausgabe des Amnesty Journals veröffentlichte Reportage, wurde er für den »Reemtsma-Liberty-Award« nominiert. Der Preis, der zu den renommiertesten für Meinungs- und Pressefreiheit im deutschsprachigen Raum gehört, würdigt »den Einsatz mutiger Auslandsjournalisten, die sich mit ihrer Arbeit in außergewöhnlicher Weise für die Freiheit einsetzen«. Stormer tut genau das, er hatte in seinem Text unter lebensgefährlichen Umständen aus dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Sy-

rien berichtet – eine von vielen Regionen, in denen es immer schwieriger wird, journalistisch zu arbeiten. Ein besonderes Highlight war auch die Februar-Ausgabe des Journals zum Thema »Gefährliche Liebe«, für das die Künstlerin Rosemarie Trockel zwei unterschiedliche Titelbilder gestaltete: Beide Motive setzen sich mit dem Recht auf eine eigene sexuelle Identität auseinander. Gerade aus der Kunstszene gab es viel Zuspruch und Interesse an dieser außergewöhnlichen Kooperation.

Ebenfalls für die »Titelseite« sowie das »Cover und die Coverstory« erhielt das Journal im Rahmen des »International Media Award« (icma) jeweils einen »Award of Excellence«. Insgesamt konkurrieren beim icma 364 Publikationen aus 17 Ländern. Die Jury lobte »das vorbildliche Konzept und Design« der Ausgaben im Januar und April. Bereits in den Jahren zuvor war das Journal mehrfach ausgezeichnet worden. Weitere Informationen finden Sie unter www.amnesty.de/journal

STIFTUNGSABEND IN HANNOVER Im November 2014 lud die Stiftung Menschenrechte zum Stiftungsabend. Zu Gast waren der mexikanische Menschenrechtsaktivist Abel Barrera Hernández, die niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz und die Amnesty-Generalsekretärin Selmin Çalışkan. Heidi Merk, ehemalige stellvertretende Ministerpräsidentin Niedersachsens, eröffnete den Abend, indem sie einige Projekte vorstellte und das Ziel des Abends ausgab: neue Stifterinnen und Stifter! Unter der Moderation von WolfDieter Vogel schilderte Abel Barrera die auch für ihn persönlich schwierige

und sehr bedrohliche Lage in seiner Heimat Mexiko sehr eindrücklich. Er kämpft dort für die Rechte der indigenen Bevölkerung und berichtete uns auch, dass die Verleihung des Menschenrechtspreises von Amnesty International im Jahr 2011 und die internationale Unterstützung seiner Arbeit eine große Hilfe und Schutz für ihn sind. Selmin Çalışkan stellte dar, wie der internationale Druck durch Amnesty bei den politisch Verantwortlichen zur Kenntnis genommen wird und sich auf die Menschenrechtslage auswirkt. Das Kuratorium der Stiftung Men-

schenrechte plant im laufenden Förderjahr, die Organisation von Abel Barrera finanziell zu unterstützen, um aktive Hilfestellung bei seiner schwierigen Arbeit zu geben. Wir freuen uns über jede finanzielle Zuwendung, die Sie auch steuerlich berücksichtigen können, und wünschen uns natürlich weitere Stifterinnen und Unterstützer. Aber auch Ihre Berichte im Freundesoder Geschäftspartnerkreis über die Arbeit der Stiftung Menschenrechte helfen uns sehr, unsere Basis zu verbreitern. 21


AMNESTY INTERNATIONAL IN DEUTSCHLAND: DIE FINANZEN ERTRÄGE/AUFWENDUNGEN

2014 2013

IN TAUSEND EURO

ERTRÄGE Beiträge Mitglieder/Förderung/Spenden Bußgeld-Einnahmen Sammlungen Verkauf von Materialien und Publikationen Erbschaften und Legate Sonstiges Summe Einnahmen

14.096 163 50 185 1.337 212 16.043

13.260 198 39 230 3.393 276 17.396

AUFWENDUNGEN Beiträge an das Internationale Sekretariat* Hilfszahlungen an gewaltlose politische Gefangene und Flüchtlinge Aktions-, Informations- und Bildungsarbeit, Finanzbeschaffung, Kampagnen Personalkosten für Lobby-, Länder- und Öffentlichkeitsarbeit, Betreuung Ehrenamt Mieten und Raumkosten Porti, Telefon, EDV Büromaterial Steuern, Abschreibungen, Sonstiges Summe Ausgaben

4.763 162 3.773 4.686 643 904 108 872 15.911

4.573 196 3.611 4.169 603 659 110 937 14.858

VERMÖGENSÜBERSICHT

IN TAUSEND EURO

2014 2013

AKTIVA Immaterielle Vermögensgegenstände Finanzanlagen Sonstige Vermögensgegenstände Forderungen aus Lieferungen und Leistungen Kassenbestand Bankguthaben Bewegungsgeld der Gruppen und Bezirke Vorrat Lager Rechnungsabgrenzungsposten Summe Aktiva

501 115 208 42 3,3 4.711 30 55 1.450 7.115

441 --256 39 1,5 4.941 29 29 1.058 6.794

PASSIVA Vereinsvermögen Rückstellungen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen Sonstige Verbindlichkeiten Summe Passiva

5.612 940 477 86 7.115

5.454 813 420 107 6.794

Der Jahresabschluss wurde geprüft durch die BDO AG. Bei der Auflistung der Beträge können aufgrund kaufmännischer Rundungen Differenzen auftreten. *Deutscher Beitrag für internationale Kampagnen, Ermittlungsreisen, Recherchen und Prozessbeobachtungen.

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AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014


LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE, Das Finanzjahr und auch die Entwicklung des Vereins sind 2014 positiv verlaufen. Dies ist gewiss auf unser gemeinsames Eintreten für die Menschenrechte und die Wirkung auch in Öffentlichkeit und Medien zurückzuführen.

Erneut konnten wir eine Steigerung in allen Beitragsbereichen gegenüber dem Vorjahr erzielen (siehe Beiträge Mitglieder/Förderung/Spenden). Bei den Erlösen aus Förderbeiträgen verzeichnen wir ein Wachstum von ca. vier Prozent. Erträge aus Spenden sind um ca. 9,5 Prozent und die Erlöse aus Mitgliedsbeiträgen sind um ca. 13,5 Prozent gestiegen. Mit diesem Polster können wir unseren satzungsgemäßen Grundauftrag gezielt umsetzen und mit öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen das Menschrechtsbewusstsein in der Bevölkerung weiter stärken. Auch die Erträge aus Erbschaften entwickelten sich mit ca. 1,3 Millionen Euro aus Nachlässen erneut besser als erwartet. Insgesamt sind die Erträge des Vereins gegenüber dem Vorjahr zwar auf rund 16,04 Millionen Euro gesunken, das entspricht jedoch einer Normalisierung unserer Einnahmen (vgl. Einnahmen aus Erbschaften 2013 und 2014).

ENTWICKLUNG DER AUFWENDUNGEN Die Aufwendungen des Vereins sind im Vergleich zum Vorjahr um ca. sieben Prozent gestiegen. Der Gesamtbetrag, den wir hiervon zur Arbeit der Internationalen Organisation beisteuern (siehe Beiträge an das Internationale Sekretariat), beläuft sich im Jahr 2014 auf 4,76 Millionen Euro. Die Hilfszahlungen an gewaltlose politische Gefangene und Flüchtlinge liegen mit 162 Tausend Euro unter Plan, da sich das Antragsvolumen im Vorfeld nie genau einschätzen lässt. Die Ausgaben für unsere Aktions-, Informations- und Bildungsarbeit, die Finanzbeschaffung und Kampagnen lagen 2014 um rund 162 Tausend Euro über dem Vorjahr. Die gestiegenen Personalkosten sind auf einen erhöhten Mitarbeiter_innen-Stand zurückführen. Um die Arbeit für die Menschrechte zu gewährleisten, wurde im Jahr 2014 mehr Personal benötigt.

Foto: Sarah Eick / Amnesty

ENTWICKLUNG DER ERTRÄGE

RESÜMEE FÜR DAS JAHR 2014 2014 war in finanzieller Hinsicht insgesamt ein erfolgreiches Jahr für Amnesty in Deutschland: Selbst ohne Sondereffekte konnten wir unsere Einnahmen steigern. In menschenrechtlicher Hinsicht war 2014 jedoch weltweit ein verheerendes Jahr für alle, die für die Menschenrechte eintraten und schutzlos Gewalt und Verfolgung ausgesetzt waren. Schauen wir nach Syrien, Nigeria und Mexiko oder – ganz nah – auf das Mittelmeer, prägen Krieg, Folter, Vertreibung und das Sterben von Flüchtlingen das Bild. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung unserer Arbeit. Mit Ihren Spenden tragen Sie dazu bei, dass wir uns täglich mit aller Kraft für die Menschenrechte einsetzen können. Dafür bitten wir Sie auch im Jahr 2015 um Ihren Einsatz und Ihre Hilfe. Herzlichen Dank. Ihr

Michael Reinig Geschäftsführer von Amnesty International in Deutschland 23


STRATEGISCHER WANDEL Die Welt ist in Aufruhr, überall nehmen Gewalt und Menschenrechtsverletzungen zu. Amnesty International stellt sich global neu auf, um den Herausforderungen zu begegnen. Es sind unruhige Zeiten. In zu vielen Ländern müssen wir Folter, Krieg gegen die Zivilbevölkerung, Massenvergewaltigungen, Verschwindenlassen, Repression von Minderheiten oder Vertreibung dokumentieren – die steigende Anzahl und Brutalität von Verbrechen gegen die Menschlichkeit fordern die ganze internationale Staatengemeinschaft. Und sie fordern uns alle, weltweit als Zivilgesellschaft aktiv für die Menschenrechte einzutreten. Wir bei Amnesty International stellen uns dabei auch immer die Frage, wie wir uns und unsere Arbeit weiterentwickeln sollten. Die geopolitischen Verhältnisse wandeln sich. Sogenannte Schwellenländer wie Brasilien, Chi-

na, Indien, Türkei und Südafrika spielen gegenüber den alten Machtzentren Nordamerika und Europa eine zunehmend wichtige Rolle im Hinblick darauf, welcher Stellenwert Menschenrechten zukommt. Aktive Unterstützung in großen Zahlen hat Amnesty International in der Vergangenheit vor allem im globalen Norden gefunden und mobilisiert. Mehr als 85 Prozent unserer Unterstützer_innen und über 95 Prozent unserer Einnahmen kamen bislang aus WestEuropa, Nordamerika und Australien/ Neuseeland. Erfreulicherweise engagieren sich nun auch mehr und mehr Menschen im globalen Süden mit Amnesty. Wir möchten Menschen an möglichst vie-

AMNESTY-KAMPAGNEN 2014 Für den Erfolg der Menschenrechtsarbeit braucht es viele Menschen, die unsere Aufrufe hören, sehen und sich daran beteiligen. Die folgenden Zahlen geben einen Überblick über die Reichweite, die wir in Bezug auf einzelne Medien bundesweit selbst messen konnten oder die uns zurückgemeldet wurde. Stop Folter Anzahl Gruppenaktionen: 174 Petitions-Unterschriften: 246.114 Presse-Clippings: 2.554 Digitale Kontakte: 206.420

Kamerun: Liebe ist kein Verbrechen! Anzahl Gruppenaktionen: 41 Unterschriften: 47.391 Presse-Clippings: 197 Digitale Kontakte: 53.859

My Body, My Rights Anzahl Gruppenaktionen: 12 Unterschriften: 15.399 Presse-Clippings: 9 Digitale Kontakte: 31.404

Russland: Freiheit statt Kontrolle! Anzahl Gruppenaktionen: 42 Unterschriften: 30.093 Presse-Clippings: 630 Digitale Kontakte: 31.816

Briefmarathon Anzahl Gruppenaktionen: 215 Unterschriften: 167.987 Presse-Clippings: 15 Digitale Kontakte: 49.380

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S.O.S. Europa: Flüchtlinge schützen! Anzahl Gruppenaktionen: 18 Unterschriften: 30.980 Presse-Clippings: 191 Digitale Kontakte: 90.547

len Orten eine Plattform für das gemeinsame Eintreten für die Menschenrechte bieten. Wir möchten weiter als vielfältige, internationale Bewegung wachsen und möchten im Sinne eines internationalen Schulterschlusses für die Menschenrechte noch enger mit Partnern überall auf der Welt zusammenarbeiten. Und näher an die Orte heranrücken, die Tatort schwerer Menschenrechtsverletzungen sind. Vor diesem Hintergrund hat die Internationale Ratstagung von Amnesty International beschlossen, unsere Arbeit stärker zu dezentralisieren. Im Rahmen eines »Global Transition Programme« verlagern wir einen erheblichen Teil unserer bislang in London gebündelten Aktivitäten und Ressourcen in neue Regionalbüros. Miteinander vernetzt arbeiten diese zukünftig »closer to the ground«,

KOSTEN AUF NORMALEM NIVEAU PERSONALKOSTEN 2011–2014 4.600 4.400 4.200 4.000 3.800 3.600 Tausend Euro

2011

2012

2013

2014

||||| Hauptamtliche Mitarbeiter_innen Im Jahr 2012 ergaben sich aus dem Umzug der Sektion von Bonn nach Berlin erhöhte Personalkosten, die sich 2013 und 2014 wieder im normalen Wachstumsrahmen bewegen. Das gute Ergebnis der letzten beiden Jahre, 2013 und 2014, erlaubt eine verstärkte Investition in qualifiziertes Personal und dadurch einen qualitativen und quantitativen Ausbau der Menschenrechtsarbeit.

AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014


enger verzahnt mit unseren aktiven Mitgliedern und regionalen Partnern vor Ort. Ziel des gesamten Prozesses ist eine direktere und unmittelbare Wirkungskraft unseres Einsatzes für die Menschenrechte. Die Regionalbüros in Nairobi, Hongkong und Dakar arbeiten bereits, weitere in MexikoCity, Kathmandu und Johannesburg sind im Aufbau. Begleitet wird dieser Prozess durch Amnesty-Gremien und -Strukturen, wie den Internationalen Vorstand, das Global Management Team und den Internationalen Rat. Als demokratische Organisation haben parallel hierzu Mitglieder, Mitarbeiter_innen

STETIGES WACHSTUM EINNAHMEN 2010–2014

und Partner die Möglichkeit, sich in Arbeits- und Fokusgruppen oder im Intranet zu informieren und einzubringen. Unsere Vision ist es, dass jeder Mensch weltweit die Rechte genießt, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben sind. Ohne Menschenrechte kann es keine Sicherheit und keinen Frieden für die Menschheit geben. Es bleibt die Aufgabe von Amnesty International, dass wir uns weiterhin mit aller Kraft, innerhalb klarer strategischer Ziele und Maßnahmen sowie mit konkreten Forderungen weltweit für die Menschenrechte einsetzen.

AUSGABEN FÜR SATZUNGSZIELE MITTELVERWENDUNG 2014

16 15

||||| ||||| ||||| |||||

Förderbeiträge Einmalspenden Erbschaften Mitgliedsbeiträge

Das finanzielle Engagement unserer Unterstützer_innen sichert unsere Unabhängigkeit von Staat, Wirtschaft, Religion und Politik. Wir freuen uns über die wachsende Unterstützung durch die Öffentlichkeit, die uns ermöglicht, den wachsenden Herausforderungen für die Menschenrechte aktiv zu begegnen.

NONPROFIT-KONFORME GEHÄLTER GEHALTSSTUFEN 2014 2 MA bis 90.000 Euro = 167 Tsd. Euro

14

3 MA bis 80.000 Euro = 207 Tsd. Euro

13 Mio. Euro

GESICHERTE UNABHÄNGIGKEIT EINNAHMEN 2014 NACH HERKUNFT

2010

2011

2012

2013

2014

||||| Einnahmen (2010 und 2013 bereinigt um Großspenden/hohe Erbschaften) Die Einnahmen der Sektion wachsen deutlich. Vor allem die seit 2013 stetige und strategisch geplante Sichtbarkeit durch Öffentlichkeitsarbeit und Werbung mit aufmerksamkeitsstarken Kampagnen zeigt Wirkung für die Menschenrechte!

||||| Internationale Beiträge, Projekte und Hilfszahlungen ||||| Lobbyarbeit und Länder, Themen, Asyl ||||| Kampagnen und Aktionen ||||| Indirekte Kampagnenkosten ||||| Verwaltungsaufwand Mit einem Anteil von rund 84 Prozent fließt der größte Teil unserer Ausgaben (direkte und indirekte Kosten) in die Umsetzung unserer satzungsgemäßen Ziele. Das heißt, dass wir weit über zwei Drittel unserer Einnahmen in die Verteidigung und Durchsetzung von Menschenrechten und Meinungsfreiheit weltweit investieren.

15 MA bis 60.000 Euro = 842 Tsd. Euro

54 MA bis 50.000 Euro = 1.896 Tsd. Euro (Arbeitnehmerbrutto-Jahresgehalt der festangestellten Mitarbeiter_innen (MA), Stand 31.12.2014) Uns ist es wichtig, dass die hauptamtlichen Beschäftigten eine den Maßstäben internationaler Nonprofit-Organisationen angemessene Vergütung erhalten.

IMMER MEHR MENSCHEN FÜR AMNESTY: WACHSTUM 2004–2014 2004 2014

0

10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000 110.000 120.000 130.000

Mitglieder

Spender_innen

Förder_innen

Ein stetiges und verlässliches Wachstum verzeichnen wir in der Mitgliedschaft, die uns nicht nur finanziell unterstützt, sondern aktiv an Aktionen und Kampagnen teilnimmt. Den größten Zuwachs verzeichnen wir bei den Förder_innen, die uns regelmäßig unterstützen.

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Seit wann kennen Sie Amnesty International? Von Amnesty habe ich in den 1970er-Jahren aus Medienberichten erfahren. Mir gefielen die Ziele, das gemeinschaftliche, weltoffene Engagement und die Unabhängigkeit von Ideologien, Politik, Parteien und Religionen. Welches Menschenrechtsthema liegt Ihnen besonders am Herzen? Immer wieder motivierend sind für mich Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern, die sich dort für andere einsetzen, obwohl sie meist selbst bedroht sind. Amnesty kann zu ihrem Schutz beitragen, ihren Anliegen weltweit Öffentlichkeit verschaffen, sie finanziell unterstützen und Druck auf Verantwortliche ausüben. Auch Menschenrechtsbildung halte ich für eine

besonders wichtige Aufgabe. Alle Menschen sollten die eigenen Rechte und somit auch die Rechte anderer kennen. Da gibt es in Schulen oder auch bei der Polizeiausbildung noch viel zu tun. Was war der Auslöser für Ihre Spende? Ohne das kontinuierliche Engagement von vielen Ehrenamtlichen wie mir wäre es Amnesty International als unabhängiger Nichtregierungsorganisation gar nicht möglich, Menschenrechtsarbeit im globalen Umfang zu leisten. Hauptamtliche Kräfte sind aber unverzichtbar, um Ermittlungen durchzuführen, um Berichte, Stellungnahmen und Publikationen anzufertigen, um Aktionen und globale Kampagnen vorzubereiten, Material dafür zu erstellen und

Foto: privat

WELTOFFENES ENGAGEMENT UND SPENDEN ERWÜNSCHT

Helga Barten ist Mitglied und Spenderin.

den in der Öffentlichkeit agierenden Amnesty-Gruppen zur Verfügung zu stellen. Fehlende Gelder setzen uns daher Grenzen in der Menschenrechtsarbeit. Es kann gar nicht genug Menschen geben, die uns durch Spenden eine zuverlässige und kontinuierliche Menschenrechtsarbeit ermöglichen. SPENDENKONTO: Amnesty International Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE 233 702050 0000 8090100 BIC: BFSWDE33XXX

ORGANIGRAMM Amnesty International Internationaler Rat

Internationaler Generalsekretär Salil Shetty

Jahres-Mitgliederversammlung

Internationales Sekretariat in London

Vorstand deutsche Sektion

Internationale Regionalbüros

Internationale Sektionen & Strukturen

30.000 Mitglieder in Deutschland

Sekretariat deutsche Sektion in Berlin Generalsekretärin Selmin Çalışkan Länder Themen Asyl

Kampagnen + Kommunikation

Geschäftsführer Michael Reinig

Deutsche Sektion

Internationale Ebene

Internationaler Vorstand

Zentrale Dienste

7 Millionen Unterstützer_innen in über 150 Ländern

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AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014


AMNESTY INTERNATIONAL IN IHRER NÄHE Amnesty International Internationales Sekretariat London Peter Benenson House 1 Easton Street London WC1X 0DW Großbritannien Tel.: +44-207 413 5500 Fax: +44-207 956 1157 amnestyis@amnesty.org www.amnesty.org

Amnesty International Sektion der Bundesrepublik Deutschland e. V. Zinnowitzer Str. 8 10115 Berlin Tel.: +49-30/420 248-0 Fax: +49-30/420 248-488 info@amnesty.de www.amnesty.de

BEZIRKSBÜROS

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Bezirk Sachsen

www.amnesty-sachsen.de Büro Dresden Im ÖIZ, Kreuzstr. 7 01067 Dresden Tel.: 0160/6049595 Fax: 0351/4923360 info@amnesty-dresden.de www.amnesty-dresden.de

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Bezirk Sachsen-Anhalt

www.amnesty-sachsen-anhalt.de Schönebecker Straße 82–83 39104 Magdeburg. info@amnesty-sachsen-anhalt.de

Bezirk Berlin-Brandenburg www.amnesty-bb.de Greifswalder Str. 4 (II. Hof) Aufgang A, 3. Stock 10405 Berlin Tel.: 030/84109052 Fax: 030/84109055 info@amnesty-bb.de

Bezirk Mecklenburg-Vorpommern www.amnesty-greifswald.de www.amnesty-rostock.de www.amnesty-schwerin.de Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro info@amnesty.de

Bezirk Hamburg

www.amnesty-hamburg.de Eilbeker Weg 214 22089 Hamburg Tel.: 040/2207747 Fax: 040/2207740 bezirk@amnesty-hamburg.de

Bezirk Lübeck

www.amnesty-luebeck.de Wahmstr. 43-45 23552 Lübeck Tel.: 0451/7072043 Fax: 0451/7072083 info@amnesty-luebeck.de

Bezirk Bremen Weser-Ems www.amnesty-bremen.de Goetheplatz 4 28203 Bremen Tel.: 0421/327937 Fax: 0421/3378178 info@amnesty-bremen.de

Bezirk Kiel-Flensburg www.amnesty-kiel.de Büro Kiel Bremer Str. 2 24118 Kiel Tel.: 0431/86988 (AB) Fax: 0431/87900 office@amnesty-kiel.de

Büro Flensburg

www.amnesty-flensburg.de Initiativenzentrum Burgplatz 1 24939 Flensburg

Bezirk Hannover

www.ai-hannover.de Fraunhoferstr. 15 30163 Hannover Tel.: 0511/667263 Fax: 0511/392909 info@ai-hannover.de

Bezirk Ostwestfalen-Lippe www.amnesty-owl.de Jöllenbecker Str. 103 33613 Bielefeld Tel.: 0521/9679440 Fax: 0521/9679441 bezirk@amnesty-owl.de

Bezirk Braunschweig

www.amnesty-braunschweig.de c/o Udo Dittmann Große Straße 9 38116 Braunschweig Tel.: 0531/573419 (AB) info@amnesty-braunschweig.de

Bezirk Kassel-Göttingen

www.ai-kassel.de www.amnesty-goettingen.de Amnesty-Büro für Asylfragen Weenderstr. 42 37073 Göttingen

Bezirk Mittelhessen/Südwestfalen

www.amnesty-mittelhessen.de Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro info@amnesty-mittelhessen.de

Bezirk Düsseldorf

www.amnesty-duesseldorf.de Grafenberger Allee 56 40237 Düsseldorf Tel.: 0211/4792557 Fax: 0211/4792657 info@amnesty-duesseldorf.de

Bezirk Duisburg-Oberhausen

Bezirk Bonn-Koblenz

www.amnesty-bonn.de Heerstr. 30 53111 Bonn Tel.: 0228/9653191 mail@amnesty-bonn.de

Bezirk Mainz-Wiesbaden www.amnesty-mainz.de Kaiserstr. 26–30 55116 Mainz Tel./Fax: 06131/611820 info@amnesty-mainz.de

Bezirk Hagen-Sauerland

www.amnesty-duisburgoberhausen.de Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro bezirkssprecher@ai-bezirk-duisburgoberhausen.de

www.amnesty-hagen.de www.ai-iserlohn.de Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro info@amnesty.de

Bezirk Bergisches Land

Bezirk Frankfurt/Main

www.amnesty-bergisches-land.de Obergrünewalder Str. 32 42103 Wuppertal Tel.: 0202/87421 Fax: 0202/81705 ai3560@amnesty-bergischesland.de

Bezirk Dortmund

www.ai-dortmund.de Siegfriedstraße 12 44137 Dortmund Tel.: 0231/836711 info@ai-dortmund.de

Bezirk Ruhrgebiet-Mitte

www.amnesty-ruhrmitte.de Büro Essen Friedrich-Ebert-Str. 30 45127 Essen info@amnesty-ruhrmitte.de

Bezirk Münster-Osnabrück www.amnesty-muensterosnabrueck.de Achtermannstr. 10-12 48143 Münster Tel.: 0251/47302 Fax: 0251/57658 bezirk@amnesty-muensterosnabrueck.de

Bezirk Linker Niederrhein

www.amnesty-niederrhein.de Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro info@amnesty-niederrhein.de

Bezirk Köln

www.amnesty-koeln.de Domstr. 56 50668 Köln Tel.: 0221/121415 Fax: 0221/121563 info@amnesty-koeln.de

Bezirk Aachen

www.amnesty-aachen.de Adalbertsteinweg 123a 52070 Aachen Postfach 10 02 15 52002 Aachen Tel./Fax: 0241/513653 info@amnesty-aachen.de

www.amnesty-frankfurt.de Leipziger Str. 17 60487 Frankfurt/Main Tel.: 069/496149 Fax: 069/4909212 mail@amnesty-frankfurt de

Bezirk Darmstadt

www.amnesty-darmstadt.de Mainzerstr. 74b 64293 Darmstadt amnesty@kutsmichel.de

Bezirk Mosel-Saar-Westpfalz www.amnesty-msw.de Ev.-Kirch-Str. 8 66111 Saarbrücken Tel.: 0681/9102443 orga@amnesty-msw.de

Bezirk Rhein-Neckar

www.ai-rhein-neckar.de Augustaanlage 53 68165 Mannheim Tel.: 0621/415961 bezirk@ai-rhein-neckar.de

Bezirk Pfalz

Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro info@amnesty.de

Bezirk StuttgartNordwürttemberg

www.amnesty-stuttgart.de Lazarettstr. 8 70182 Stuttgart Tel.: 0711/233653 Fax: 0711/2369760 info@amnesty-stuttgart.de

Bezirk Tübingen

Bezirk Südbaden

www.amnesty-suedbaden.de Basler Str. 20 79100 Freiburg Tel.: 0761/75215 Fax: 0761/75281 info@amnesty-suedbaden.de

Bezirk Bodensee

www.amnesty-konstanz.de www.ai-lindau.de Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro Kurt Dangel Tel./Fax: 0751/96645 info@amnesty.de

Bezirk München und Oberbayern

www.amnesty-muenchen.de Volkartstr. 76 80636 München Tel.: 089/165412 Fax: 089/165404 kontakt@amnesty-muenchen.de

Bezirk Augsburg

www.amnesty-augsburg.de Weiße Gasse 3 86150 Augsburg info@amnesty-augsburg.de

Bezirk Ulm

www.amnesty-ulm.de Ensingerstr. 21 89073 Ulm Tel.: 0731/63632 kontakt@amnesty-ulm.de

Bezirk Mittel- und Oberfranken

www.amnesty-mittel-oberfranken.de Postfach 1037 90001 Nürnberg info@ai-nuernberg.de

Bezirk Oberpfalz

www.amnesty-oberpfalz.de Postfach 100134 93001 Regensburg mail@amnesty-oberpfalz.de

Bezirk Passau-Ostbayern

www.amnesty-passau.de Postfach 1966 94009 Passau info@amnesty-passau.de

Bezirk Würzburg

www.amnesty-wuerzburg.de Friedenstr. 3 97072 Würzburg Tel./Fax: 0931/886927 info@amnesty-wuerzburg.de

www.ai-tuebingen.de Wilhelmstr. 105 72074 Tübingen Postfach 1124 72001 Tübingen Tel.: 07071/7956617 info@ai-tuebingen.de

Bezirk Karlsruhe

www.amnesty-karlsruhe.de Durlacher Allee 66 76137 Karlsruhe Tel.: 0721/9663936 Fax: 0721/9663939 information@amnesty-karlsruhe.de

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