![](https://assets.isu.pub/document-structure/200223103413-8e6577b8a5e42f1bd6a50891425f4689/v1/afa71fddf9e3cdd22975d8b21c64d54c.jpg?width=720&quality=85%2C50)
4 minute read
FRAUEN IHRE INDIVIDUELLE
„WIR MÖCHTEN DER FRAU IHRE INDIVIDUELLE SILHOUETTE ZURÜCKGEBEN.”
Technischer Fortschritt, die Entwicklung neuer Materialien und die Verbesserung von Produktionsprozessen ermöglichen es, immer gezielter auf die Bedürfnisse von brustoperierten Frauen einzugehen. Claudia Reichl, Produktmanagerin, und Nils Stelter, Projektmanager in der Produktentwicklung von Brustprothesen, erklären im Interview, wie bei Amoena die Bedürfnisse der Frauen aufgenommen und in innovative Produkte umgesetzt werden.
Redaktion: Woher kommt bei Amoena der Impuls für die Entwicklung neuer Produkte? Nils Stelter: Das ist ganz unterschiedlich. Mal sind es neue technische Möglichkeiten oder neue Materialien, die eine Neu- oder Weiterentwicklung eines Produktes möglich machen. Damit sind wir in der Lage, bekannte Bedürfnisse noch besser zu bedienen. Mal sind es ganz neue Produktanforderungen, die beispielsweise durch neue Operationsmethoden entstehen. Bei allen Entwicklungen stehen aber die Bedürfnisse der brustoperierten Frauen im Zentrum. Bei den Brustprothesen gibt es heutzutage eine große Auswahl.
Ist es so schwierig, eine passende Brustprothese zu finden? Nils Stelter: Jede Frau, jede Silhouette ist einzigartig. Als innovatives Unternehmen ist es für uns eine besondere Herausforderung, unsere Produkte ständig weiterzuentwickeln. Wie bereits erwähnt, ändern sich die Anforderungen, aber auch die technischen Möglichkeiten wandeln sich. Damit sind wir in der Lage immer bessere Lösungen auch für besondere Herausforderungen anzubieten.
Wie erfahren Sie von den Bedürfnissen der Frauen? Claudia Reichl: Als weltweit führender Anbieter von Brustprothesen bekommen wir sehr viele Rückmeldungen von Frauen aus unterschiedlichen Ländern. Aber auch das Feedback des Fachhandels und des medizinischen Fachpersonals ist uns sehr wichtig. Sie beraten die Frauen und wissen zum Beispiel um die Herausforderungen beim Finden einer perfekt sitzenden Prothese. Wir hören hier genau hin, wie wir mit Produktneuentwicklungen auch ihre Arbeit unterstützen können.
Welche besonderen Herausforderungen sind das? Claudia Reichl: Manche Frauen haben ein sehr unebenes, empfindliches Narbengebiet, andere leiden aufgrund von Medikamenten unter starken Gewichtsschwankungen oder bräuchten eigentlich eine Zwischengröße bei ihrer Prothese. Lymphödeme im Brustbereich verändern oft die Silhouette innerhalb kurzer Zeit. In all diesen Fällen ist eine Prothese, die sich individuell anpassen lässt, von Vorteil. Die bisherigen Standardprothesen können dies nicht in diesem Maße bieten.
Nils Stelter: Genau diese Frauen tun sich oft schwer, eine gut sitzende Prothese zu finden. Wir haben in den letzten Jahren intensiv an einer Lösung gearbeitet und können nun mit unseren Adapt Air Brustprothesen eine Produktreihe anbieten, die genau diesen Frauen eine optimale Versorgung bietet.
Was ist das Besondere an dieser neuen Prothese? Nils Stelter: Die Adapt Air Prothese hat eine integrierte Luftkammer und ein sehr weiches, speziell entwickeltes Ventil. Mittels einer kleinen, genau dafür entwickelten Pumpe wird ganz einfach Luft zugeführt oder abgelassen. Somit kann die Mitarbeiterin im Sanitätsfachhandel das Volumen der Prothese an die Silhouette der Frau individuell anpassen, was den Anpassungsprozess deutlich verkürzt und ein optimales Ergebnis liefert. Dasselbe kann die Frau auch daheim selbst machen – jederzeit und ganz einfach. Claudia Reichl: Die Rückseite der Prothese passt sich dabei ganz individuell an die Brustwand an und sorgt so für eine angenehm, körpernahe Passform. Das temperaturregulierende Comfort+ Material verhindert, dass die Frau unter der Prothese schwitzt.
Durch die Luftkammer und besonders leichtes Silikon hat die Prothese gleichzeitig einen deutlichen Gewichtsvorteil gegenüber Standardprothesen.
Das hört sich einfach an. Entweicht die Luft nicht nach einer Weile wieder? Claudia Reichl: Dank des speziellen Ventils bleibt die Luft tatsächlich so lange in der Prothese, bis sie wieder abgelassen wird. Auch unsere Testträgerinnen berichten, dass keine Luft entweicht und sie über Monate hinweg nicht nachpumpen müssen. Selbst der Test im Flugzeug hat keine merkbare Volumenänderung ergeben. Wir haben einen Prototyp im Büro, in dem ist das Luftvolumen seit 3 Jahren nahezu unverändert.
Das perfekte Produkt also? Nils Stelter: Es gibt viele Frauen, die sehr zufrieden mit ihrer bisherigen Prothese sind. Und das ist gut so. Aber all denjenigen, die bisher keine gut sitzende Prothese gefunden haben oder die einen sehr hohen Anspruch an die Passform ihres Brustausgleichs haben, können wir nun mit unserer Adapt Air Reihe eine optimale und in Teilen individuelle Lösung bieten. Brustprothesen zählen in Deutschland und Österreich zu den Medizinprodukten. Die Kosten für die brustprothetische Versorgung werden daher normalerweise von den Krankenkassen übernommen. Betroffene Frauen haben in der Regel alle 2 Jahre einen Anspruch auf eine neue Prothese.
Welche Entwicklungstrends sehen Sie für die Zukunft? Nils Stelter: Die Adapt Air ist die einzige in Serie gefertigte Prothese, die dennoch individuell anpassbar ist. Der Trend hin zu einer noch stärkeren Individualisierung, die vollständige Maßanfertigung - also auch der Grundform - bleibt weiter eine Herausforderung für die Zukunft.
![](https://assets.isu.pub/document-structure/200223103413-8e6577b8a5e42f1bd6a50891425f4689/v1/a500c21fbba8007b9fa63c8ab7f04bde.jpg?width=720&quality=85%2C50)
Claudia Reichl ist seit 18 Jahren bei Amoena und koordiniert als Produktmanagerin alle produktbezogenen Aktivitäten rund um die Brustprothesen. Sie ist die zentrale Schnittstelle vor allem zwischen der Produktentwicklung, dem Marketing und dem Vertrieb. Nils Stelter ist seit über 20 Jahren im Unternehmen als Projektmanager in der Produktentwicklung tätig. Neben der Entwicklung neuer Produkte und der Anfertigung von Prototypen, zählt auch die Umsetzung eines durchdachten Produktionsprozesses zu seinen Aufgaben. Erst dieser ermöglicht schließlich eine Serienfertigung von neuen Produkten.