aMun Magazin Nr. 58

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Ausgabe 1 / 2019 | 3,50 € 21. Jahrgang / Heft Nr. 58

Magazin für die Freunde Ägyptischer Museen und Sammlungen

ISSN 2196-8942

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E D I T O R I A L

Dr. Thomas Ritter

Horst Creutz

Klaus Suckow

Dr. Jürgen Kroneberg †

Dr. Hartmut Häger

Dr. Angela Onasch

Dr. Andreas Brandstetter

Dr. Eva Eggebrecht

Verehrte Freunde und Förderer der Ägyptischen Museen und Sammlungen, im April 1999 hat der Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin e. V. das erste Heft von herausgegeben. 20 Jahre später, halten Sie die 58. Ausgabe in Ihren Händen. In dieser Zeit haben sich immer mehr Fördervereine angeschlossen, und heute bilden acht Fördervereine den Herausgeber. Nun ist es geschafft — unser Jubiläum „zwei Jahrzehnte “! Die Herausgeber haben sich auf ihrem letzten Arbeitstreffen in Hannover dafür ausgesprochen, dass die Oktober Ausgabe unsere Jubiläumsausgabe wird. In dieser werden Sie dann Details über den Werdegang unseres Magazins erfahren. Unsere Autorinnen und Autoren waren wieder sehr fleißig und stellten neun abwechslungsreiche Berichte und zahlreiche Veranstaltungshinweise zusammen. Vielen Dank hierfür! Wie angekündigt erfahren Sie in diesem Heft ab Seite 52 mehr über den GERMAN ­DESIGN AWARD 2019. Begleiten Sie die JuMis ab Seite 8 zur Königin vom Nil. Wie die Bürokratie etwas verhindert, lesen Sie ab Seite 36. Ein Bericht widmet sich einer zukünftigen Sonderausstellung in Berlin sowie einer über den kleinen Mann auf unserer Titelseite. Unser „bekannter Blick“ schaut dieses Mal nach Dresden und nach San José. Was für Überraschungen es bei einer Grabung geben kann, zeigt uns Herr Franzmeier ab Seite 20. Ein weiterer beschäftigt sich mit der Ehefrau eines Direktors. Ich wünsche Ihnen nun viel Vergnügen mit der neuen Ausgabe. Lassen Sie sich wieder überraschen, informieren und inspirieren! Ihre Eva Eggebrecht Unsere Museen im Internet: http://www.smb.museum http://www.aegyptisches-museum.uni-bonn.de http://www.museum-august-kestner.de http://www.rpmuseum.de http://www.gko.uni-leipzig.de/aegyptisches-museum http://www.khm.at 2


Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 03 Frank Förster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .04

Kleiner Mann ganz groß

Ein Bonner Uschebti auf Werbemission Christine Kundolf-Köhler / Daniela Rutica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .08

Kleopatra - Fake News über die Königin vom Nil

Ein Projekt der Jungen Mitglieder des Museumsvereins Hildesheim (JuMis) Fabienne Haas Dantes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Steindorffsche Amulette

im Rosicrucian Egyptian Museum San José, Kalifornien Henning Franzmeier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20

Farbenprächtige Überraschungen

Bericht von den Grabungen in Qantir-Piramesse in den Jahren 2016 und 2017 Verena M. Leppers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Cinderella, Sindbad & Sinuhe

Arabisch-deutsche Erzähltraditionen

Veranstaltungskalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Regine Schulz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34

Nachruf Dr. Jürgen Kroneberg Frank Förster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36

Requiescant in pacato

Berliner Dauerleihgaben nach 122 Jahren in Bonn wieder zurück im Hauptstadtdepot Manuela Gander / Marc Loth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Die ägyptischen Bestände der Skulpturensammlung Dresden Geschichte und Perspektiven

Christian E. Loeben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

UNGLAUBLICH:

Die hannoversche Ausstellung „O Isis und Osiris“ gewinnt einen GERMAN DESIGN AWARD 2019 Jan Moje . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56

Clara Passalacqua

Biographische Notizen zur Ehefrau des Ersten Direktors des Ägyptischen Museums Berlin

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .59

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I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .02


Kleiner Mann ganz groß Ein Bonner Uschebti auf Werbemission Frank Förster

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geraumer Zeit ansonsten leergezogen, d. h. sämtliche Institute und Abteilungen, die dort mit ihren Bibliotheken und Arbeitsräumen beheimatet waren – darunter auch die Abteilung für Ägyptologie – mussten weichen und teils recht entlegene Ausweichquartiere beziehen. Auch das Museumsbüro ist „ausgelagert” worden, glücklicherweise fand sich aber in Gestalt des ehemaligen Still- und Wickelraumes der Universität in der benachbarten Konviktstraße eine sehr nahegelegene und unverhofft ruhige Unterbringung.

eit vor gut zwei Jahren entschieden wurde, dass das Hauptgebäude der Bonner Universität dringend saniert werden muss, ist auch das Ägyptische Museum in dessen Ostflügel in zunehmendem Maße von den Baumaßnahmen betroffen. Noch ist die Betroffenheit eine verkraftbare, da das seit 2001 im ehemaligen Fechtsaal der Universität über dem Koblenzer Tor im ersten Stock untergebrachte Museum bis auf weiteres zugänglich bleibt und für den Publikumsverkehr zu den normalen Besuchszeiten offensteht. Doch ist dieser Gebäudetrakt nun seit

Abb. 1: Weit über sich hinausgewachsen – der Uschebti des Neferhotep blickt vom eingerüsteten Ostflügel des Uni-Hauptgebäudes gen Süden. © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Frank Förster 4


Die komplette Einrüstung des Ostflügels, die wegen der Arbeiten an der Fassade als Beginn der Baumaßnahmen erforderlich war, wirkt nicht nur wenig einladend, sondern lässt bei vielen Passanten leider den Eindruck aufkommen, dass dieser Gebäudeabschnitt komplett gesperrt ist. Dieser Eindruck wird noch durch einen Bauzaun direkt gegenüber dem Regina-Pacis-Weg 7 verstärkt, durch den ein weiträumiger Baustellen- und Lagerbereich abgegrenzt wird. Zwischen zwei Bauzäunen führt also nur ein relativ schmaler und unauffälliger Zugang zum Gebäudeeingang, was es willigen Besuchern nicht gerade einfach macht, das Museum zu finden; selbst diejenigen, die schon einmal vor längerer Zeit da waren, haben so ihre Schwierigkeiten. Angesichts dieser Situation

ist es kein Wunder, dass die Besucherzahlen im letzten Jahr merklich zurückgingen, und daran ließ sich auch durch die Anbringung von Museumsplakaten als „Leitsystem” entlang der Bauzäune nicht viel ändern. Um das Museum und die Lage seines Eingangs möglichst schon von weitem wieder besser sichtbar zu machen, wurde im November ein erfahrener älterer Mitarbeiter auf Werbemission geschickt: der Uschebti des Neferhotep aus der 19. Dynastie, der zum Altbestand der Bonner Sammlung von Aegyptiaca zählt (Inv.-Nr. BoSAe 746). Er ist bereits früher bei anderen Gelegenheiten als Werbeträger erfolgreich zum Einsatz gekommen (und hat es nun sogar auf eine Titelseite geschafft: siehe Cover!). Seine eher ungewöhnliche Farbe, weiße Fayence mit dunkelbrauner Bemalung, vor allem aber sein freundlich-sanfter Gesichtsausdruck machen den nur knapp 13 cm großen Helfer zu einem hervorragenden (Marken-) Botschafter unseres kleinen Museums – auch als „Türsteher”. Denn als solcher fungiert er nun quasi, in rund 40facher Vergrößerung auf einer insgesamt 7 m hohen und 2,5 m breiten Baugerüstplane abgebildet, die seitdem an der Südfassade des Gebäudes befestigt ist und von dort aus auch die zahlreichen Autofahrer begrüßt, die auf der Konrad-Adenauer-Allee in Richtung Innenstadt unterwegs sind und das Koblenzer Tor passieren. Auch an dieser Stelle sei dem zuständigen Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, der die Anschaffung der Gerüstplane freundlicherweise in dieser für uns schwierigen Zeit finanziert hat, noch einmal ein ganz herzlicher Dank gesagt – ebenso wie Mike Berger, der die graphische Vorlage gestaltete!

Abb. 2: Im Original nur 12,7 cm hoch: Der kleine Mann in seiner Vitrine. © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Frank Förster 5


Als weithin sichtbarer Wegweiser und typischer Vertreter des Alten Ägypten, aber auch als einer, der von Natur aus stellvertretend auf alle arbeitsrelevanten Fragen eine positive Antwort parat hat (oder jedenfalls haben sollte) und, wo immer nötig, selbst mit Hand anlegt (jedenfalls sollte), verrichtet unser kleiner Uschebti nun seit ein paar Monaten seinen „magischen” Dienst in luftiger Höhe – und die Besucherzahlen sind in der Tat wieder leicht gestiegen. Angesichts des im sog. Uschebti-Spruch (Totenbuchspruch 6) vorkommenden Passus, wo vom „Überfahren des ‚Sandes’ des Ostens und des Westens” als speziellem Aufgabenbereich solcher magischen Totenfiguren die Rede ist,

müssen wir nur aufpassen, keine Begehrlichkeiten beim BLB NRW zu wecken… Mit einer vorübergehenden Schließung des Museums ist bei fortschreitender Renovierung zu rechnen, dies ist derzeit aber noch völlig unabsehbar. Für aktuelle und geplante Sonderausstellungen siehe den Veranstaltungskalender in diesem Heft; etwaige Änderungen werden rechtzeitig auf unserer Homepage bekanntgegeben: http://www. aegyptisches-museum.uni-bonn.de Neferhoteps alter ego und das ganze Museumsteam heißen Sie also weiterhin herzlich willkommen!

Abb. 3: Unübersehbar weist „der Antworter” nun den Weg zum durch die Bauzäune etwas versteckten Museumseingang im Regina-Pacis-Weg. © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Frank Förster

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Abb. 4: Auch anderweitig schon öfter im Einsatz gewesen: Ob allein als Clooney-Verschnitt ...

Abb. 5: ... oder als einer von vielen: Unser Uschebti inmitten einiger Arbeitskollegen, wie er schon auf der Rückseite des Museumskatalogs von 2004 prominent zu sehen war. © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Isabel Stünkel

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Kleopatra - Fake News über die Königin vom Nil Ein Projekt der Jungen Mitglieder des Museumsvereins Hildesheim (JuMis)

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Christine Kundolf-Köhler / Daniela Rutica Kleopatra VII. (69–0 v. Chr.) hatte zeitlebens mit Fake News und feindlicher Propaganda von Seiten ihrer politischen Gegner zu kämpfen. Umgekehrt scheute die Königin vom Nil aber auch nicht davor zurück, ihrerseits Propaganda zu verbreiten. Als Erbin des reichsten Landes im Mittelmeerraum versuchte die Ptolemäerin zeitlebens die Unabhängigkeit Ägyptens zu bewahren. Sie erreichte dies zunächst durch ihre Beziehung zu Julius Caesar. Nach Caesars Ermordung 44 v. Chr. verbündete sich die Königin mit dem Feldherrn Marcus Antonius, dem als Triumvirn die östlichen Gebiete des römischen Reiches unterstanden. Doch damit wurde sie unweigerlich in den römischen Bürgerkrieg hineingezogen.

ake News können verheerende Wirkungen haben, manchmal lösen sie militärische Konflikte aus oder bestimmen über den Ausgang von Wahlen oder Kriegen – nicht erst in der aktuellen Weltpolitik. Fake News sind so alt wie die Geschichte, manche überdauern Jahrhunderte und werden immer weiter tradiert. Am Beispiel der ägyptischen Königin Kleopatra VII. beschäftigten sich 12 Junge Mitglieder des Museumsverein (JuMis) mit den Auswirkungen von Fake News in Geschichte und Gegenwart. Herausgekommen sind dabei ein Film und eine eigene Kleopatra-Vitrine innerhalb der aktuellen „Irrtümer und Fälschungen der Archäologie“ ­Sonderausstellung im Roemerund Pelizaeus-Museum in H ­ ildesheim.

Abb. 1: JuMis in action: Pauline, Lilli und Eva-Lotta bei der Recherche zu Kleopatra VII. Foto: © Christine Kundolf-Köhler

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tras Leben und ihrer Rezeptionsgeschichte. Als Quellen dienten dabei Texte antiker Autoren, aber auch Biographien, Ausstellungskataloge, Comics, Jugendbücher und zahlreiche Erzeugnisse der Populärkultur. Schwerpunkte dabei waren die Schlacht von Actium und verschiedene Kleopatra-Bilder, die von Geschichtsschreibern, Dichtern, Malern, Autoren und auch Regisseuren im Laufe der Zeit entworfen wurden und neben der historischen Komponente auch immer zeitspezifische Frauenbilder berücksichtigten.

Im Vorfeld der Ausstellung „Irrtümer und Fälschungen“ hatten sich die Jungen Mitglieder des Museumsvereins (JuMis) Ariane, Carolina, Elsa, Eva-Lotta, Joris, Lilly, Megan, Pauline, Scarlett, Taddeo, Bastian und Robin bereits mit aktuellen Debatten um Fake News in den sozialen Medien beschäftigt und sich bei der Landeszentrale für politische Bildung fortbilden lassen. Doch Fake News sind keine Erfindung des Internetzeitalters: Gemeinsam mit Christine Kundolf-Köhler (Kulturwissenschaftlerin und Museumspädagogin), Daniela Rutica (Ägyptologin und Künstlerin) und Nira Kleinke (Museumspädagogin und Ägyptologin) recherchierte die Gruppe ein Wochenende lang historische Fakten über das Leben der ptolemäischen Königin und die Schlacht von Actium – einem sehr anschaulichen Beispiel für Fake News in der Antike. Nach einem einführenden Vortrag und einer Dokumentation beschäftigten sich die JuMis in Gruppenarbeit mit verschiedenen Themen zu Kleopa-

Vor und nach der Schlacht von Actium (31 v. Chr.), in der Antonius und Kleopatra gegen ihren weströmischen Gegner Oktavian kämpften, wurden alle Register gezogen. Der Bürgerkrieg zwischen den beiden Triumvirn um die Vorherrschaft im römischen Reich wurde zu einem regelrechten Ost-West-Konflikt aufgebauscht. Zielscheibe der weströmischen Propaganda war dabei die ägyptische

Abb. 2: Die JuMis in action beim Filmdreh im Roemer- und Pelizaeus-Museum Foto: © Christine Kundolf-Köhler

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Gegner – auf einer sehr persönlichen Ebene – zu deskreditieren. Nach der Schlacht von Actium stellte Oktavian die Seeschlacht als grandiosen Sieg über Antonius und Kleopatra dar – aber war er das wirklich? Neuere Forschungen und quellenkritische Bewertungen kommen zu einem ganz anderen Bild: Strategisch gesehen stellte sich das Heerlager von Antonius bei Actium als Falle heraus. Seine Truppen waren vom Nachschub abgeschnitten und die Lage wurde durch Nahrungsmangel, Epidemien und Überläufer immer verzweifelter. Antonius und Kleopatra entschieden sich dafür, die Belagerung mittels einer Seeschlacht zu beenden, die allerdings höchstwahrscheinlich als reines Rückzugsgefecht geplant war. Dieser Durchbruchsversuch glückte auch teilweise. Den Schiffen von Kleopatra, welche die Kriegskasse mit sich führten, gelang der Durchbruch durch die feindliche Blockade und auch Antonius gelang mit mehreren Schiffen die Flucht aufs offene Meer – insgesamt konnten sich 60 Schiffe retten, doch knapp zwei Drittel der Flotte wurde vernichtet, ging in Flammen auf oder

Königin Kleopatra, die als Antonius Geliebte und stärkste Bündnispartnerin einen großen Teil der Kriegsflotte finanzierte. Als Königin, Ausländerin und vor allem als Frau verkörperte sie gleich drei Aspekte, die man auf weströmischer Seite zum Feindbild stilisieren konnte. Man verurteilte Antonius dafür, dass er der Königin zu viel Macht und Mitspracherecht gewährt und den gemeinsamen drei Kindern, sowie ihrem Sohn von Julius Caesar, römische Ländereien geschenkt habe. Man machte Antonius zum Vorwurf, seine römische Ehefrau (die Schwester Oktavians) verlassen zu haben und stilisierte Kleopatra zur verhängnisvollen Femme fatale. Im östlichen Mittelmeerraum galt die ägyptische Königin dagegen als Hoffnungsträgerin und als Inkarnation der Göttin Isis. Prophezeiungen aus dieser Zeit legen nahe, dass man sich in ihr die Retterin vor der römischen Expansionspolitik erhoffte. Lange vor der militärischen Konfrontation zwischen Antonius und Oktavian wurden deshalb Gerüchte, Verleumdungen und eben Fake-News benutzt, um den politischen

Abb. 3: Kamera läuft: die JuMis mit Frederik Preuschoft und Daniela Rutica beim Filmdreh Foto: © Christine Kundolf-Köhler

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habe – eine Legende, die sich bis ins frühe 20. Jahrhundert hielt und in Theaterstücken, Romanen und Filmen weitertradiert wurde. Und so ist die Rezeptionsgeschichte Kleopatras inzwischen ein eigenes Thema und es fällt manchmal schwer, die genaue Trennlinie zwischen Fakten und Mythos zu ziehen.

war zur Kapitulation gezwungen. Gemessen an der Ausgangssituation handelte es sich jedoch um keine völlige Niederlage, sondern um einen teilweise geglückten Rückzug mit dem Ziel, sich mit Antonius Landlegionen zu vereinen und die Entscheidungsschlacht an einen günstigeren Standort zu verlagern. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Als Oktavians Boten mit der Nachricht von dessen überragendem Sieg das Landheer von Antonius zuerst erreichten, ergaben sich die Soldaten ohne Gefecht.

Diese komplexen geschichtlichen Abläufe für die Ausstellung zu bearbeiten, stellte sich für die JuMis als sehr anspruchsvolles Projekt heraus. Nach der Quellenrecherche wurden zunächst die chronologischen Abläufe in Gruppenarbeit zusammengetragen und mit Hilfe von farbigen Karten visuell dargestellt. Dabei wurde das komplexe Zusammenspiel von Fakten und Fiktion, bewussten oder irrtümlichen Falschmeldungen, Zufällen, Erwartungshaltungen, Gerüchten, Verleumdungen, Halbwahrheiten und Manipulationen deutlich. Eine Führung mit dem Kurator Dr. Christian Bayer durch die Ägyptenausstellung half außerdem dabei, Kleopatra innerhalb der römisch-griechischen Zeit Ägyptens einzuordnen und sich ein Bild ihrer Epoche zu machen. Dabei entstand die Idee,

Die Seeschlacht von Actium wurde insofern mehr durch Fake News als durch wirkliche militärische Überlegenheit zu der grandiosen Entscheidungsschlacht, als die sie Oktavian, der spätere Augustus, und die römischen Schriftsteller, später stilisierten. Um die Schlacht im Nachhinein zu heroisieren, verbreiteten römische Autoren zahlreiche Legenden: Die gehässigste dieser Geschichten besagte, Kleopatra habe Antonius in der Schlacht verraten und sei feige geflohen, worauf der liebeskranke Feldherr ihr gefolgt sei und die Schlacht verloren

Abb. 4: Kleopatra-Rezeption, die ägyptische Königin als Romanheldin, Werbe-Ikone und Sammelfigur Foto: © Christine Kundolf-Köhler

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„Wir selbst nehmen täglich viele Nachrichten wahr. Nicht immer überprüfen wir sie auf ihre Echtheit. Eigentlich hinterfragen wir Meldungen oft nur, wenn sie uns in irgendeiner Weise verwirren, neugierig machen oder schockieren. Weniger dramatische Lügen bleiben daher wohl unaufgedeckt. Wir sehen eine Gefahr darin, dass sie uns trotzdem unterbewusst beeinflussen. Wir haben andererseits auch schon Meldungen als Fake News bezeichnet, die aber der Wahrheit entsprachen – einfach, weil sie nicht unseren Vorstellungen entsprachen.

eine eigene Vitrine zu Kleopatra innerhalb der geplanten „Irrtümer und Fälschungen“ Sonderausstellung zu gestalten. Als Exponate wählten die JuMis und Ägyptolog*innen dabei eine antike Kleopatra-Münze und eine Isis-Statuette aus. Kombiniert mit einem Foto der Reliefdarstellung der Königin aus Dendara sind damit die beiden antiken Kleopatra-Bilder abgedeckt: das römisch-griechische Münzportrait und die altägyptisch stilisierte Darstellung der Königin und Göttin. Die antiken Ausstellungstücke wurden durch eine moderne ägyptische 50 Piaster Münze, die eine Königin im ägyptisierenden Stil zeigt, und weitere Materialien zur ­ Rezeptionsgeschichte der ägyptischen Königin ergänzt: Ein eigener Bereich zeigt Kleopatra als Lego-, Playmobil-, und Asterix-Sammelfigur. Auch die Ausstellungstexte wurden selbst verfasst: Megan und Ariane (15 Jahre) haben den Zusammenhang von Kleopatra und den antiken Fake News für die Besucher folgendermaßen zusammengefasst:

Durch unsere persönlichen Erfahrungen und das Projekt als JuMis in action schauen wir inzwischen genauer hin. Wir sind vorsichtiger geworden, leiten nicht mehr ungefiltert weiter und veröffentlichen weniger Informationen über uns selbst. Uns ist bewusst geworden, dass Fake News keine Erfindung des Internets oder der sozialen Medien sind. Falschmeldungen gibt es schon, seit Nachrichten verbreitet werden.

Abb. 5: Zwei antike Kleopatra-Münzen und eine IsisStatuette in der Ausstellung „Irrtümer und Fälschungen der Archäologie” Foto: © Daniela Rutica

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„Drama-Einlage“ und ist neben der Kleopatra-Vitrine fest in der Sonder-Ausstellung installiert.

Am Beispiel von Kleopatra VII. erfuhren wir, dass Falschmeldungen Kriege auslösen bzw. entscheiden können. Bis in unsere Gegenwart hinein lassen sich viele weitere Beispiele finden. Sie beeinflussen Weltpolitik und – geschichte bis hin zum Tod von Menschen. Meist kann man den Wahrheitsgehalt nicht mehr eindeutig überprüfen.“

Das tragische Ende der Geschichte von Antonius und Kleopatra hat bereits Shakespeare inspiriert. Ein Jahr nach der Schlacht von Actium belagerten Oktavians Truppen Alexandria. Und wieder ist von Fake News die Rede: Antonius erhält die falsche Nachricht von Kleopatras Tod und stürzt ­ sich in sein Schwert. Der schwerverletzte Feldherr wird zu Kleopatra getragen und stirbt in ihren Armen. Wenige Tage später nimmt auch Kleopatra sich das Leben und ihr ältester Sohn Caesarion wird von Oktavians Soldaten ermordet. Damit endete die Unabhängigkeit Ägyptens – doch der Mythos Kleopatra wurde geboren. Aus Propaganda, Fake News und Mythen entstand ein Bild der ägyptischen Königin, das über ­Jahrhunderte bis heute immer weiter tradiert wurde. Und so ist Kleopatra eher als schöne Verführerin bekannt, mit der für Seife und Kosmetikprodukte geworben wird, denn

Neben der Planung einer Vitrine war durch die Beschäftigung mit Kleopatra in Film, Musical und in der Werbung auch die Idee für einen eigenen Ausstellungs-Film entstanden. Dieses Projekt wurde mit Hilfe von Frederik Preuschoft an einem weiteren Termin realisiert. In Form eines Interviews stellen und beantworten dort Ariane, Carolina, Elsa, Eva-Lotta, Joris, Lilly, Megan, Pauline, Scarlett und Taddeo Fragen zu Fake News in Geschichte und Gegenwart und fassen die Ereignisse in Kleopatras Leben rund um die Schlacht von Actium prägnant und charmant zusammen. Dabei waren sie selbst auch für die Ton- und Filmaufnahmen zuständig. Der Film endet mit einer kleinen

Abb. 6: Die Planung für die KleopatraVitrine in der „Irrtümer und Fälschungen” Ausstellung im Roemer-und PelizaeusMuseum Foto: © Christine Kundolf-Köhler

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als visionäre Politikerin, die laut Plutarch Ausstellungen. Als Scouts für Gleichaltrige 8 Sprachen beherrschte und den Lauf der und Kulturbotschafter über Generationen Geschichte entscheidend mitprägte. hinweg sind sie die Zukunft des Museums. Die Jungen Mitglieder des Museumsvereins (JuMis), die sich über das jährliche Workshopangebot hinaus für ihr Museum engagieren wollen, initiieren und begleiten in ihrer Freizeit als „JuMis in action“ Projekte, Veranstaltungen und Workshops. Sie forschen zu Sammlungsinhalten und gestalten

Ansprechpartner: Dagmar Mai und Benita Hieronimi (Vorstand des Museumsvereins) Christine Kundolf-Köhler (Begleitung der JuMis)

Abb. 7: Die fertige JuMi Vitrine „Kleopatra - Fake News über die Königin vom Nil und Fake News heute” mit dem Ausstellungsfilm in der Sonderausstellung „Irrtümer und Fälschungen der Archäologie” Foto: © Daniela Rutica

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Abb. 8: Beim Kleopatra-Workshop entstand auch die Idee zu einer Selfie-Station. Passend zum „Einhorn von Quedlinburg”, das in der Sonderausstellung „Irrtümer und Fälschungen der Archäologie” gezeigt wird, schufen die JuMis Carolina, Lilly, Joris, Megan und Ariane gemeinsam mit der Künstlerin und Bildhauerin Konstanze Thomas-Zach das „JuMicorn” Foto: © Daniela Rutica


Steindorffsche Amulette im Rosicrucian Egyptian Museum San José, Kalifornien Fabienne Haas Dantes

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as Institut der Rosenkreuzer in San José, Kalifornien, wurde 1927 von H. Spencer Lewis, dem Vorsteher des Ordens AMORC (Antiquus Mysticusque Ordo Rosae Crucis) dazu eingerichtet, dieser Glaubensgemeinschaft ein kulturelles Zentrum zu geben, das gleichzeitig auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Die Rosenkreuzer fühlen sich der ägyptischen Kultur verbunden und führen ihre Lehren auf deren Mysterienkulte zurück. Beinahe

von der Grundlegung des Parkes an war eine ägyptische Sammlung vorhanden, die über lange Zeit vom belgischen Ägyptologen Jean Capart (1877–1947) kuratiert wurde. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vergrößerte sich die Sammlung durch die ägyptischen Objekte, welche Lewis auf seinen Reisen durch Ägypten erwarb. Zudem konnte die Kollektion durch gestiftete Stücke nach und nach erheblich erweitert und gleichzeitig der Grundstock für ein Museum gebildet werden.

Abb. 1: Eingangsfassade und Sphingenallee des Rosicrucian Egyptian Museum in San José, Kalifornien © Foto durch The Rosicrucian Egyptian Museum 15


Zunächst musste Lewis mit einem alten orientalisierenden Gebäude unweit des heutigen Museums vorliebnehmen. Das alsdann so benannte „Rosicrucian Egyptian and Oriental Museum” vermochte jedoch schon bald nicht mehr der rasch wachsenden Sammlung genügend Raum zu bieten, und so war es an der Zeit, nach einem größeren Gebäude Ausschau zu halten. Am 26.11.1966 fand die Einweihung des von Earl Lewis entworfenen neuen Ägyptischen Museums statt. Die damit in Zusammenhang stehenden Gebäude imitieren den ägyptischen Baustil in ansprechender Weise. Die maßstabsgetreue Nachbildung eines ägyptischen Tempels und ein Park, in dem sich Repliken von Obelisken, Sphingen und einem Pylonen finden, sollen den Besucher auf eine virtuelle Reise zum Land am Nil mitnehmen.

auf eine Studie der anthropomorphen und theriomorphen Götteramulette beschränken musste, wären Vorhandensein und Art weiterer Steindorffscher Amulette noch zu prüfen. Die sechs Amulette sind als Schenkung eines gewissen Ulrich S. Carrington verzeichnet. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich der Sohn Georg Steindorffs, der 1933 in die USA auswanderte und seinen leicht erkennbaren jüdischen Namen „Steindorff” in „Carrington” anglisierte und umänderte. So konnte er auch weiterhin als Herausgeber und Übersetzer tätig sein. Die junge Familie Carrington wohnte in Sherman Oaks, in der Nähe von Los Angeles. 1939 emigrierte auch der Vater, Georg Steindorff, unter Mitführung seines gesamten Antiken- und Möbelinventares, einschließlich ca. 100 Ägyptiaca in die USA. Er fand am Walters Art Museum in Baltimore eine Arbeitsstelle und wohnte anschließend bis zu seinem Lebensende in Nord Hollywood. In diesen Jahren begegneten sich Sohn und Vater wieder. Unterdessen als amerikanischer Staatsbürger anerkannt, erlangte Georg Steindorff 1946 eine Stellung als korrespondierendes Mitglied der Sächsischen Akademie. Nach dem Tod des Vaters am 28. August 1951 war Ulrich Steindorff aus finanzieller Not dazu gezwungen, einen großen Teil von dessen Sammlung zu veräußern. Georg Steindorffs Nachlass gelangte so 1952 an die Southern Methodist University in Texas, wo er als Steindorff Collections in der Bridweel Library verzeichnet ist. Doch eine bescheidene Gruppe von Kleinobjekten ging davon losgelöst im gleichen Jahr in die Bestände des Rosicrucian Museum in San José über, wo sie bis heute innerhalb dieser Sammlung ein kostbares Kleinod bilden. Es handelt sich um sechs sich ähnliche, sorgfältig gearbeitete, spätzeitliche bis ptolemäische Götteramulette aus hellblauer Fayence.

Die Sammlung umfasst rund 5 000 Ob­jekte aus allen Epochen der ägyptischen Geschichte, wobei die Amulette durch eine eher kleine, aber dennoch ansehnliche Anzahl vertreten sind. Die anthropomorphen und theriomorphen Götteramulette bilden den prozentual größten Teil der Amulettsammlung des Museums. Alle Stücke wurden dem Rosicrucian Egyptian Museum entweder von Privatsammlern gestiftet oder vom Museum selbst angekauft. Während der Katalogisierung der eben genannten Amulettgruppe durch die Autorin entpuppten sich sechs der aus insgesamt 117 Götteramuletten bestehenden Sammlung als Kleinode aus der ehemals Steindorffschen Sammlung. Die Abfolge der Inventarnummern lässt vermuten, dass noch weitere Amulette aus der ehemals Steindorffschen Sammlung in das Rosicrucian Museum überführt worden sind. Da sich die Autorin allerdings im Rahmen ihrer Lizentiatsarbeit 16


Abb. 2: Amulett Bes, RC 1426, Fayence, 6.8 x 2.5 x 1.2 cm, 27. - 30. Dyn. Zeichnung und Foto: © Fabienne Haas Dantes

Abb. 3: Amulett Horus, RC 1472, Fayence, 3.2 x 0.6 x 1.2 cm, 26. Dyn. Zeichnung und Foto: © Fabienne Haas Dantes

Der nackte, kleingestaltige Gott steht mit gebeugten Beinen auf einer rechteckigen Basis. Die Hände ruhen auf den Knien. Die großen Augen, der von einem strähnigen Bart umrahmte geöffnete Mund und die abstehenden Ohren verleihen dem Gesicht einen freundlichen Ausdruck. Der breite Rückenpfeiler stützt die Figur und läuft nach oben hin in die gefächerte Federkrone aus. Die Figur ist hinter dem Kopf und hinter den Kniekehlen horizontal durchbohrt.

Der Gott posiert mit dem linken Bein vorgestellt vor einem Pfeiler, der auf der Höhe der Doppelkrone abschließt. Eine dreiteilige, fein gesträhnte Perücke verdeckt den Übergang zwischen Vogelkopf und Menschenkörper. Die Arme mit geballten Händen hängen herab und lassen einen kleinen Freiraum zum Rumpf offen. Der Rückenpfeiler ist unterhalb der Brusthöhe der Figur horizontal durchbohrt.

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Abb. 4: Amulett Isis, RC 1476, Fayence, 2.5 x 0.5 x 0.9 cm, 26.–27. Dyn. Zeichnung und Foto: © Fabienne Haas Dantes

Abb. 5: Amulett Horuskind Kebehsenuef, RC 405, Fayence, 3.8 x 1.4 x 0.3 cm, ptolemäisch Zeichnung und Foto: © Fabienne Haas Dantes

Die Göttin schreitet auf einer langrechteckigen Basis. Sie trägt eine dreiteilige Perücke, auf der das Thronzeichen steht. Die Arme fallen herab und bilden zum Rumpf hin je einen kleinen Freiraum. Hinter der Figur steht ein auf der Höhe des Kopfschmucks endender Rückenpfeiler, der in der Mitte horizontal durchbohrt ist.

Auf dem rechteckigen Täfelchen ist in flachem Relief eine im Profil nach links stehende mumienförmige Figur mit abstehendem, langem Schurz dargestellt. Sie trägt einen Falkenkopf mit dreiteiliger Perücke und einen Halskragen. In den Händen hält die Gestalt eine sA-Schleife vor dem Körper. Das Amulett ist in allen vier Ecken durchbohrt. Die Rückseite ist unbearbeitet.

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Abb. 6: Amulett Re-Harachte, RC 1471, Fayence, 3.3 x 0.7 x 1.2 cm, 26. Dyn. Zeichnung und Foto: © Fabienne Haas Dantes

Abb. 7: Amulett Thot, RC 1473, Fayence, 3x0.6x0.9cm, 27. - 30. Dyn. Zeichnung und Foto: © Fabienne Haas Dantes

Der Gott steht mit dem linken Bein vorgestellt auf einer langrechteckigen Basis vor einem Rückenpfeiler, der auf der Höhe des Kopfschmucks schräg abfallend abschließt. Den Übergang vom Vogelkopf zum menschlichen Körper kaschiert eine fein gesträhnte, dreiteilige Perücke, die auf Brust und Schultern fällt. Auf dem Kopf trägt der Gott eine Sonnenscheibe mit Uräus. Bekleidet ist die Figur mit einem fein plissierten, kurzen Schurz mit Gürtel, der unter der Taille ansetzt und den tiefen Nabel freilässt. Die Arme mit den zu Fäusten geballten Händen hängen herunter und bilden zum Rumpf hin einen Zwischenraum. Der Rückenpfeiler ist in Taillenhöhe der Figur horizontal durchbohrt.

Das linke Bein vorgestellt, ist der Gott auf einer rechteckigen Basis platziert. Die langen Arme hängen locker herab, der linke Arm folgt leicht dem vorgesetzten Bein. Die Hände sind zu Fäusten geballt und enden auf gleicher Höhe wie der fein plissierte, kurze Schurz, der den tiefen Nabel freilässt. Der zierliche Vogelkopf ist vor eine fein gesträhnte, dreiteilige Perücke gesetzt. Der gekrümmte Schnabel wird durch einen kleinen Steg getragen. Die Figur wird hinten von einem Rückenpfeiler gestützt, der unterhalb der Perücke endet und auf Brusthöhe des Gottes durchbohrt ist.

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Farbenprächtige Überraschungen Bericht von den Grabungen in Qantir-Piramesse in den Jahren 2016 und 2017 Henning Franzmeier

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ie Grabungen des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim in der Ramsesstadt, die neuerdings in Kooperation mit der Humboldt Universität zu Berlin unternommen werden, waren schon in der Vergangenheit immer wieder für Überraschungen gut. So auch in den beiden ­Kampagnen im Herbst 2016 und 2017. Dabei wurde an einem Grabungsplatz gearbeitet, der auf der Basis der Ergebnisse der umfangreichen magnetischen Messungen ausgewählt worden war, die insbesondere Helmut Becker und Jörg Fassbinder (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) zwischen 1996 und 2012 durchführten. Zum ersten Mal wird hier ein monumentales Gebäude der Ramsesstadt in den Blick genommen. Der Grundriss des dort in den Ergebnissen der Messungen sichtbaren Gebäudekomplexes, enthält sowohl Elemente, die an einen Palast erinnern, als auch solche, die an einen Tempel denken lassen (Abb. 1). Als Ziel der Grabung ist so insbesondere die Bestimmung der Funktion des Gebäudes definiert. Weiterhin sollen Datierung und Nutzungsgeschichte des ­Areals unter die Lupe genommen werden. Die Lage in unmittelbarer Nähe des modernen Dorfes Qantir bringt darüber hinaus eine Gefährdung durch Überbauung mit sich und unterstreicht die Notwendigkeit der Arbeiten.

Die in den Jahren 2016 und 2017 durchgeführten Grabungen sollten der Verifikation der Ergebnisse der magnetischen Messungen dienen und erste Aufschlüsse über die Stratigrafie ermöglichen. Dazu wurden insgesamt vier kleine Flächen mit einer Ausdehnung von ca. 250 m2 geöffnet. Diese sind an Punkten lokalisiert, an denen die magnetischen Messungen interessante Strukturen

Abb. 1: Ausschnitt aus den Ergebnissen der magnetischen Messungen, der den Gebäudekomplex zeigt, der derzeit untersucht wird. Aufnahme: © H. Becker

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Objekte mit dem Namen des Merenptah nicht lang nach dem Tod dieses Pharaos angefertigt wurden. Gleichzeitig spricht aufgrund des Fundzusammenhanges nichts dafür, dass dieses Material nach seiner Entsorgung nochmals umgelagert wurde. Somit ist anzunehmen, dass die Mauer, die zu den konstitutiven Elementen des Gebäudekomplexes gehört, in der Zeit des Merenptah oder wenig später niedergelegt wurde und sich in der Nähe der Werkstätten befand. Aufgrund der geringen Größe des Schnittes kann jedoch nichts über die Gebäude der Umgebung ausgesagt werden.

aufweisen. Es zeigte sich sehr schnell, dass an keinem der gewählten Grabungsschnitte Schichten erhalten sind, die später als an das Ende der 19. oder den Beginn der 20. Dynastie datieren. Ob dies durch eine Abtragung höher gelegener Schichten oder die Nichtexistenz späterer Nutzungen des Areals zu erklären ist, ist beim derzeitigen Stand der Arbeiten nicht zu beantworten. Einer der Grabungsschnitte wurde direkt am Rand der modernen Bebauung angelegt und sollte zur Klärung eines Mauerzuges dienen. Dieser wurde in einer Tiefe von ca. 1 m auch erreicht. Darüber lag jedoch eine Grube, die Produktionsabfälle einer Schmuckwerkstatt enthielt. Unter den Funden waren zahlreiche Halbedelsteinsplitter und Bohrkerne sowie Model zur Herstellung kleiner Objekte aus Fayence. Neben dieser interessanten Kombination, die die enge Nähe der Herstellung von Schmuck aus Fayence und Halbedelsteinen zeigt, bieten die Fayencemodel auch einen Anhaltspunkt für die Datierung. Fünf Model, die mit der gleichen Patrize gefertigt wurden, dienten der Herstellung von kleinen Plättchen mit dem Namen des Merenptah (Abb. 2). Es kann plausibel angenommen werden, dass

Die größte zusammenhängende Fläche wurde etwa 50 m südlich in einem Bereich angelegt, der in den magnetischen Messungen als Eingangsbereich interpretiert wurde. Es kann vorweggenommen werden, dass sich dies bislang nicht bestätigte. Stattdessen wurde unterhalb einer späteren Bebauung bislang ungeklärter Ausmaße, eine Ecke einer Struktur freigelegt, bei der es sich vermutlich um ein Becken handelt. Dieses war mit einem hellen Putz ausgekleidet und bis in eine Tiefe von maximal 40 cm erhalten. In dem ansonsten sehr homogenen Füllmaterial befanden sich mehrere Schüttungen

Abb. 2: Fayencemodel aus der Grube. In der zweiten Reihe von rechts sind Model mit dem Namen des Merenptah zu erkennen. Foto: © Robert Stetefeld

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aus Putzfragmenten. Diese stellen die bislang größte Überraschung des Grabungsplatzes dar, handelt es sich doch um einen Kalkputz, der mit polychromer Malerei dekoriert war (Abb. 4). Im Zuge der Bergung und der ersten Bearbeitung durch Mitarbeiterinnen und Studierende der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim (HAWK) konnte bereits nachgewiesen werden, dass es sich um zum Teil als Fresko aufgebrachte Malerei handelt. Aufgrund der zumeist kleinteiligen Fragmentierung konnten bislang keinerlei Motive identifiziert werden. Bei diesem Fund handelt es sich um den ersten Rest einer solchen Ausmalung, der bislang in der Ramsesstadt gefunden worden ist.

In einer Ecke des Beckens wurde zu einem späteren Zeitpunkt eine Grube zum Anmischen von Mörtel eingefügt. Diese brachte eine weitere Überraschung mit sich, waren doch in dem aus Mörtel bestehenden Grubenboden Fußspuren erhalten, die aufgrund ihrer geringen Größe die Anwesenheit von Kindern auf der Baustelle belegen, ohne dass sich jedoch aussagen lässt, ob diese dort bereits arbeiten mussten. Die Keramik und die anderen Funde lassen eine Datierung sowohl des Beckens und auch der Verfüllung in die Zeit Ramses II. und spätere 19. Dynastie zu. Von besonderem Interesse ist der Fund einer kartuschenförmigen Plakette mit dem Namen Ramses II., die ihre engsten Parallelen in Stücken aus Gründungsgruben besitzt (Abb. 5). Zwar wurde sie nicht in primärer Lage, also in einer Gründungsgrube, entdeckt, doch mag sie darauf hinweisen, dass sich eine solche in der näheren Umgebung befand. Etwa 15 m nördlich dieser Befunde, die die Reste der Malereien erbrachten, wurde ein weiterer Schnitt angelegt. Dieser widmete sich einer Fläche, in der sich in der Magnetik eine Säulenstellung abzeichnete. Tatsächlich wurden hier auch vier Säulenbasisfundamentgruben erfasst (Abb. 6); Reste der Säulen selbst jedoch fehlten und es ließen sich lediglich Ausrissgruben nachweisen, die aus der Zeit stammten, als diese Abb. 3: Orthofoto des Beckens Fotos und Bearbeitung: © Frank Stremke

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Abb. 5: Plakette Ramses II.; FZN 17/0138 Foto: © Robert Stetefeld

Abb. 4: Bemalte Putzfragmente aus der Verfüllung des Beckens. Foto: © Robert Stetefeld

niedergelegt wurden. Weiterhin zeigte sich, das nicht einmal mehr die den Säulen zugehörigen Fußböden erhalten waren. Vielmehr handelte es sich bei dem Material in den Bereichen zwischen den Fundamentgruben um eine Planierschicht. Diese war jedoch sehr fundreich und erbrachte unter anderem einige mykenische Keramik. Eine Datierung der Planierschicht in die Zeit Ramses II. ist wahrscheinlich.

Insgesamt weisen die bislang dokumentierten Funde und Befunde definitiv auf einen königlichen Gebäudekomplex, der vermutlich in die Regierungszeit Ramses II. datiert und der definitiv schon unter Merenptah deutlich verändert wurde. Spätere Bauphasen können bislang kaum klar erfasst werden. Die Funktion muss noch unbekannt bleiben, wobei jedoch eine Tendenz zu einem palatialen Gebäude vorhanden ist. In den kommenden Jahren ist geplant, den monumentalen Gebäudekomplex umfassend auszugraben und Teile aller seiner Elemente archäologisch zu erfassen. Dabei wird sich hoffentlich die Funktion klären lassen, eine Frage, die aufgrund der bisherigen Funde und Befunde einige Spannung aufkommen lässt. Darüber hinaus ist zu hoffen, dass sich die Darstellungen und der Kontext der Malereien identifizieren und somit deuten lassen.

Abb. 6: Säulenbasisfundamentgrube im Profil. Erkennbar sind zwischen Sand und Ackerboden Kalksteinsplitter, die möglicherweise von der Säulenbasis stammen. Foto: © Robert Stetefeld

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Cinderella, Sindbad & Sinuhe Arabisch-deutsche Erzähltraditionen Verena M. Lepper

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n einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten zunehmend von Abgrenzung geprägt sind, ist es umso wichtiger, sich den vielfältigen, auch historisch gewachsenen Gemeinsamkeiten der verschiedenen ­Kulturen forschend zu widmen und diese einer internationalen Öffentlichkeit aufzuzeigen. ‚Cinderella, Sindbad & Sinuhe’ ist eine Kooperation der beiden Institutionen Ägyptisches Museum und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und

Arab-German Young Academy of Sciences and ­ Humanities (AGYA) und basiert auf einem vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekt. Geschichten werden seit Jahrtausenden auf die verschiedensten Arten erzählt: Sie werden von Eltern an ihre Kinder weitergegeben in Häusern, Hütten oder Zelten, durch Märchenerzähler auf Marktplätzen, in

Abb. 1: Blick in die Ausstellungsgestaltung der Architekten ChezWeitz. Grafik: © Julia Volkmar, Spatial and Graphic Design 24


arabisch beeinflusste Werke des deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe sowie seltene Manuskripte und Bucheditionen der deutschen Brüder Grimm und von Tausendundeiner Nacht. Multimedial wird die Ausstellung mit Beispielen aus der heutigen modernen Erzähltradition in der arabischen Die Ausstellung erkundet wechselseitige Welt und in Deutschland komplementiert. Einflüsse und gemeinsame Ideen arabischer Es werden früheste literarische Zeugnisse und deutscher Erzähltraditionen. Beginnend mit dem Alten Ägypten und Mesopotamien gezeigt, die mehr als 4 000 Jahre alt sind. Diese präsentiert sie frühe literarische Überliefe- Erzählungen und Geschichten inspirieren bis rungen, untersucht, wie Erzählungen und heute Schriftsteller, Künstler, Filmemacher Geschichten über Zeiten und Räume hinweg und Wissenschaftler auf der ganzen Welt. adaptiert und interpretiert werden und zeigt Der ägyptische Nobelpreisträger für Literatur Nagib Mahfuz schrieb eine moderne Fassung Parallelen in den Erzähltraditionen auf. von Sinuhe und Papyrus Westcar. Das antike Zum ersten Mal werden in Deutschland Erbe hat sich auf die arabischen Kulturen in unverwechselbare Meisterwerke gemeinsam unterschiedlichster Weise ausgewirkt. präsentiert, wie die altägyptische Erzählung Die Art und Weise, wie Geschichten adapdes Sinuhe, die älteste Version der Achikar-Geschichte aus Elephantine, ein seltenes tiert und interpretiert werden, gibt einen arabisches Manuskript des Bani Hilal-Epos, Hinweis darauf, wie Ideen über Zeiten und Räume hinweg weitergegeben werden. Dies wird unter anderem anhand der Geschichte des Sindbad verdeutlicht. Die Ausstellung weist auf Gemeinsamkeiten in den Erzähltraditionen hin: Verschiedene Versionen von Cinderella sind beispielsweise sowohl in Deutschland als auch auf der Arabischen Halbinsel zu finden. Kaffeehäusern oder Schulen einem größeren Publikum zugänglich gemacht oder durch Tänze, Umzüge, Feste, Theater- und Musikaufführungen tradiert. Dadurch prägen sie die Identität und das Selbstverständnis der Menschen und ihrer Gemeinschaften.

In sechs Konzepträumen werden Themen und Motive der Erzähltraditionen in der arabischen Welt und in Deutschland gegenübergestellt. Es werden dadurch vielfältige kulturelle Austauschprozesse zwischen der arabischen Welt und Deutschland beleuchtet.

Abb. 2: Altägyptische Kalksteinscherbe (Ostrakon) mit einem Auszug aus der Geschichte des Sinuhe in hieratischer Schrift, Kalkstein, 19. Dynastie (ca. 12921186 v. Chr.), Ägypten, P 12379 © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Foto: Sandra Steiß

Die Ausstellung wird vom 18.04.2019 bis 18.08.2019 im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel gezeigt. ­ 25


V E R A N S T A L T U N G E N

BERLIN

02. Juni 2019 – 11:00 Uhr

„Krankheit, Verleumdung und üble Nachrede“ Das hieratische Orakelamulett für Djedchonsefanch Prof. Dr. Verena Lepper

Sonderausstellungen Neues Museum

18. April 2019 – 18. August 2019 Mo, Di, Mi, Fr, Sa, So: 10:00 Uhr – 18:00 Uhr Do: 10:00 Uhr – 20:00 Uhr

01. September 2019 – 11:00 Uhr

„Eine gewiefte Geschäftsfrau?“ Ein Pachtvertrag aus byzantinischer Zeit Dr. Marius Gerhardt

Cinderella, Sindbad & Sinuhe Arabisch-deutsche Erzähltraditionen Die Ausstellung erkundet wechselseitige Einflüsse sowie gemeinsame Ideen arabischer und deutscher Erzähltraditionen und untersucht, wie diese durch Zeit und Raum hinweg adaptiert und interpretiert wurden. Präsentiert werden erste schriftliche Überlieferungen von Erzählungen und Märchen, angefangen bei den frühesten bekannten Beispielen aus dem Alten Ägypten und Mesopotamien. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA).

Die Veranstaltung ist frei. Der Eintritt in das Museum muss von Nichtmitgliedern entrichtet werden.

Vorträge Forschung im Museum II Brugsch-Pascha-Saal

17. April 2019 – 19:00 Uhr

Kunstwerk des Monats 2019

Ausstellungseröffnung zum Thema „Arabisch-deutsche Erzähltraditionen“

Neues Museum Pädagogikraum im 3. OG Anschließend Führung am Objekt im Raum 1.09 („Dreißig Jahrhunderte“)

21. Mai 2019 – 19:00 Uhr

Goethe und der Orient (Diskussionsabend) Prof. Dr. Marcel Lepper Prof. Dr. Verena Lepper

In der Veranstaltungsreihe „Kunstwerk des Monats“ werden in diesem Jahr ganz besondere Objekte des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung vorgestellt, die zum Teil nicht in der Dauerausstellung zu sehen sind.

18. Juni 2019 – 19:00 Uhr

Kalila wa Dimna. Ein einzigartiges Werk der Weltliteratur Prof. Dr. Beatrice Gründler

07. April 2019 – 11:00 Uhr

„Kritischer Blick“ Ein „Porträt“ des Mittleren Reichs Dr. Olivia Zorn

16. Juli 2019 – 19:00 Uhr

Maqamat – Schelmengeschichte und die Reisen eines Trickbetrügers Prof. Dr. Bilal Orfali

05. Mai 2019 – 11:00 Uhr

„Kleider machen Götter“ Zwei Mumienbinden aus Theben Dr. Jana Helmbold-Doyé

16. August 2019 – 19:00 Uhr

Finnisage zur Ausstellung mit dem Thema „Arabischdeutsche Erzähltraditionen“

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Sonderausstellungen Verlängert bis 31. Mai 2019 Di – Fr: 13:00 Uhr – 17:00 Uhr Sa + So: 13:00 Uhr – 18:00 Uhr

FÜHRUNGEN

Neues Museum Akademie | Gesprächsreihe 7

Crafting Power – Konzepte und Praxis von Arbeit im prä- und frühdynastischen Ägypten

29. April 2019, 06. Mai 2019, 13. Mai 2019, 20. Mai 2019, 27.05.2019, 03. Juni 2019 – 15:00 – 16:30 Uhr

Bis heute fasziniert den Fachmann wie den Laien gleichermaßen die Handwerkskunst aus den frühesten Perioden der altägyptischen Geschichte – seien es nun die reliefverzierten Prunkpaletten aus Grauwacke, die glänzend polierten Steingefäße oder die dünnwandige, teils fein dekorierte Keramik des 4. und 3. Jahrtausends v. Chr. Was können wir aus den bisher vorliegenden archäologischen Funden und Befunden zur Arbeitsorganisation und Herstellung dieser Objekte sagen? Inwieweit trugen sie zur Etablierung und Festigung von Herrschaftsstrukturen einer gesellschaftlichen Elite bei? Anhand des in der Bonner Lehrsammlung befindlichen Materials werden Bedeutung und Wertigkeit bestimmter Technologien und Arbeitsprozesse beleuchtet.

Von Narmer bis Ptolemaios – Streifzug durch 3000 Jahre ägyptische Geschichte Kosten 40 Euro zzgl. Eintritt Vorverkauf: Ab 10. Januar 2019 online und an allen Kassen der Staatlichen Museen zu Berlin.

Ausstellungsgespräch Tandemführung 18. Mai 2019 16:00 Uhr – 18:00 Uhr

Einzigartiger Freund des Königs – Beamtentum im Alten Ägypten Für Erwachsene mit und ohne Sehbeeinträchtigung Kosten 6 Euro zzgl. Eintritt Teilnahmekarten sind online buchbar und am Veranstaltungstag an der Museumskasse erhältlich.

Noch bis zum 31. Mai 2019 Di – Fr: 13:00 Uhr – 17:00 Uhr Sa + So: 13:00 Uhr – 18:00 Uhr

Sinnüberschuss und Sinnreduktion von, durch und mit Objekten: Materialität von Kulturtechniken zur Bewältigung von Außergewöhnlichem

WORKSHOP

Amulett, Kette, T-Shirt oder Kugelschreiber – wir alle besitzen kleine, mit Sinn aufgeladene Gegenstände, die uns Glück bringen sollen. Im Rahmen eines neuen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekts geht die kleine Arbeitsausstellung diesem universellen Phänomen in verschiedenen Zeiten und Kulturen nach, wobei die beteiligten Disziplinen Ägyptologie, Altamerikanistik und Medizingeschichte/Mad Studies jeweils beispielhaft ein Objekt zur Sinnauf- oder -entladung von Gegenständen zeigen.

Neues Museum

26. Mai 2019 – 14:00 Uhr - 16:00 Uhr

Hieroglyphen – Schreiben wie die alten Ägypter Angebote für Kinder (9 – 12 Jahre) Workshop-Kosten 9 Euro (Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr) Anmeldung erforderlich bis drei Werktage vor Veranstaltungsbeginn. Begrenzte Teilnehmerzahl.

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V E R A N S T A L T U N G E N

BONN

17. September – 19:00 Uhr

Das Grab des Qen auf der Qubbet el-Hawa-Nord aus der Ramessidenzeit Prof. Dr. Friederike Seyfried


V E R A N S T A L T U N G E N

BONN

Sonderveranstaltung

(Fortsetzung)

16. April 2019 – 19. April 2019

18. Juni 2019 – 30. November 2019

Ostern einmal anders erleben! Im genannten Zeitraum wird im Museum täglich eine Führung um 14:00 Uhr (bei Bedarf eine zweite um 16:00 Uhr) angeboten, an der Eltern mit ihren Kindern kostenfrei teilnehmen können (sie bezahlen nur den Eintrittspreis von 2,50 € bzw. 2,00 € pro Erwachsenen/ Kind). Für das richtige Ostergefühl können die Kinder zudem kostenlos und jederzeit während der Öffnungszeiten bei einer Ostereiersuche im Museum mitmachen. Außerdem werden gegen einen geringen Aufpreis verschiedene Bastelaktivitäten angeboten (z. B. Bemalung von Papyri, Taschen oder Töpfen mit ägyptischen Motiven oder dem eigenen Namen in Hieroglyphen, Basteln von Armbändern etc.).

Kaiserliche ­Pharaonen – pharaonische Kaiser. Die Herrschaft der römischen Principes zwischen Republik und ägyptischem Königtum Die als Gemeinschaftsprojekt der Alten Geschichte und der Ägyptologie im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Macht und Herrschaft“ an der Universität Bonn konzipierte Ausstellung wird in verschiedenen Unterthemen zentrale Fragen nach dem Charakter und dem Selbstverständnis der pharaonischen und kaiserlichen Macht und Herrschaftsausübung der römischen Principes am Nil behandeln. Das Spannungsfeld zwischen den vermeintlich fundamental verschiedenen und doch miteinander in Verbindung tretenden Modellen der Herrschaft, Pharao und Kaiser, die sich teils durch die politische Großwetterlage, teils durch persönliche Vorlieben und gesellschaftliche Trends immer wieder miteinander in Bezug setzten, soll dabei im Detail wie auch in einer übergreifenden Vernetzung beleuchtet werden. (Siehe Beitrag im Heft Nr. 57, ab Seite 64)

Dauerausstellung Drei Wege nach Ägypten Die Dauerausstellung ist in drei Bereiche gegliedert, die drei Wege beschreiben, das Alte Ägypten zu erkunden: Reichtum und Vielfalt der pharaonischen Kultur werden in Vitrinen zu den Themen Keramik, Werkzeuge, Leben und Luxus, Schrift, Pharao, Götter, Mythen und Tod sowie Kunst gezeigt, die gemeinsam ein Kulturhistorisches Panorama des Alten Ägypten entwerfen. In der Studiensammlung werden Amulette, Gefäße, Uschebtis und zahlreiche weitere Objekte nach Material, Form und Funktion geordnet präsentiert. Dadurch lassen sich Formen und Gattungen unterschiedlicher Herkunft aus verschiedenen Epochen vergleichen. In der Studiensammlung befinden sich auch die Grabausstattungsobjekte aus den Bonner Ausgrabungen auf der Qubbet el-Hawa bei Assuan. Das Kabinett des Sammelns schließlich stellt einzelne Kollektionen und ihre Sammler vor. Sie stehen beispielhaft für die Auseinandersetzung mit und Aneignung der pharaonischen Kultur im Heute. In der Dauerausstellung finden sich zudem in der neuen „Forschungsvitrine“ Informationen zu Objekten, die Gegenstand von Abschlussarbeiten, von Aufsatzund Buchprojekten oder von laufenden Forschungsarbeiten sind.

Vorträge 17. April 2019 – 18:30 Uhr

Frühe Phonetisierung der ägyptischen Schrift Prof. Dr. Andréas Stauder 15. Mai 2019 – 18:30 Uhr

Aktuelle archäologische Forschungen in der Region Assuan Prof. Dr. Ludwig Morenz et al. 19. Juni 2019 – 18:30 Uhr

5. Hans-Bonnet-Gedenkvortrag: Hans Bonnet und die Forschungen zur altägyptischen Religion am Beispiel von Synkretismus und Frömmigkeit Prof. Dr. John Baines

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24. April 2019 – 18:30 Uhr

Der „Kunstfund Gurlitt“ – ein Weckruf für die Provenienzforschung? Dr. Andrea Baresel-Brandt, Leiterin Fachbereich Lost Art beim Deutschen Zentrum Kulturverluste

Sonderausstellungen Noch bis zum 28. April 2019

Von Krösus bis Karl – Weltgeschichte in Münzen

08. Mai 2019 – 18:30 Uhr

Noch bis zum 29. September 2019

Die Biographie eines Schatzfundes: 980 n. Chr. bis 1934 Dr. Simone Vogt

Spuren der NS-Verfolgung. Provenienzforschung in den kulturhistorischen Sammlungen der Landeshauptstadt Hannover

15. Mai 2019 – 18:30 Uhr

Der Leiter des Kestner-Museums 1938-1945: Ferdinand Stuttmann

23. Mai 2019 – 29. September 2019

Ausdruckstanz und Bauhausbühne

Öffentlicher Vortrag des Freundes- und Förderkreises Antike & Gegenwart e.V.

Führungen

Dr. Claudia Andratschke, Provenienzforschung, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover

14. April 2019 - 11:30 Uhr

Die Highlights der Ägyptischen Sammlung Theresa Kohl, M.A.

05. Juni 2019 – 18:30 Uhr

Das Alte Ägypten – eine Einführung Viktoria Elisa Stöxen

„Meine Liebe zu Griechenland entstand im Krieg“. Der Autor, Bibliothekar und Sammler Erhart Kästner (1904–1974) Dr. Anne Viola Siebert

16. Juni 2019 – 11:30 Uhr

Sonderveranstaltungen

12. Mai 2019 – 11:30 Uhr

Kosmetik im Alten Ägypten Viktoria Elisa Stöxen

05. April 2019 und 06. April 2019 jeweils 11:00–18:00 Uhr

Vorträge

Barock und Gegenwart – Alte Technik, neue Gestaltung Im Kontext der Ausstellung „Prachtstücke. Kunst und Kultur der Barockzeit“ präsentieren vier regionale Kunsthandwerker*innen ihre Arbeiten und zeigen Handwerkstechniken.

17. April 2019 – 18:30 Uhr

Sammeln in Hannover. Friedrich Culemann (1811–1886) und seine Sammlung im städtischen Kontext

05. April 2019, 15.00 Uhr

Öffentlicher Vortrag des Freundes- und Förderkreises Antike & Gegenwart e.V. in Kooperation mit dem Stadtarchiv Hannover

Auf der Haut und in den Händen - Historische Impressionen über Textilien und Holzspielzeug

Dr. Thorsten Henke, Hannover

Peter Struck von KRONEN SIEBEN zeigt Kurz- und Trickfilme auf 16 mm aus den 30er bis 60er Jahren. Eine nostalgische Zeitreise durch die Welt des Handwerks!

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V E R A N S T A L T U N G E N

HANNOVER


V E R A N S T A L T U N G E N

HANNOVER

HILDESHEIM

19. Mai 2019

Sonderausstellungen

(Fortsetzung)

Noch bis zum 26. Mai 2019

Internationaler Museumstag

Irrtümer und Fälschungen der Archäologie

22. Mai 2019 – 18:30 Uhr

Die Ausstellung geht der Wahrheit auf den Grund, vom Einhorn bis zu den HitlerTagebüchern.

Ausstellungseröffnung Ausdruckstanz und Bauhausbühne 15. Juni 2019 – ab 18:00 Uhr

Themenführungen

Nacht der Museen Das Motto im Museum August Kestner: Bauhaus und Tanz Ein vielfältiges Programm anlässlich der Sonderausstellung und 100 Jahre Bauhaus Musik im Museum

Jeden Sonntag um 14:30 Uhr

Dauerausstellung „ÄGYPTEN“ Anmeldung ist nicht erforderlich pro Person 2,00 € zzgl. Museumseintritt

Sinnesführung

22. Juni 2019 – 19:00 Uhr

Das Tagebuch der Anne Frank

„Museum der Sinne“

Mono-Oper (1969) von Grigori Frid (19152012). Grigori Frid wählte für seine Opern-Adaption einzelne Tagebucheinträge Anne Franks zur Vertonung aus. Paula Rohde (Sopran); Telmo Mazurek (Musikalische Leitung); Ruben Michael (Regie). Eintritt 5,00 €, erm. 4,00 €

Anfassen oder Experimentieren im Museum? Bei uns geht das! Die Aktiv-Führung leitet durch die Ausstellung und macht Kultur- und Erdgeschichte mit allen Sinnen erlebbar! pro Gruppe 40,00 € zzgl. Museumseintritt

Familienglück am Sonntag

Führung im Dunkeln!

14. April 2019 – 14:00–17:00 Uhr

„Museum der Sinne“

Tiere und Ungeheuer durch die Jahrtausende

Für sehende Menschen ist Dunkelheit verunsichernd, für Blinde aber Normalität. Mit Mut zum Experimentieren kann man die Ausstellung mit verbundenen Augen erleben. pro Gruppe 55,00 € zzgl. Eintritt

Tiere waren schon immer treue Begleiter der Menschen und ihre Eigenschaften, ihre besonderen Fähigkeiten oder Kräfte regten die Phantasie an. Fabelwesen und Ungeheuer wurden in Erzählungen und Mythen lebendig. Ihr lernt Tierdarstellungen aus unterschiedlichen Kulturen kennen, gestaltet Tiere und Ungeheuer aus Ton, als Mosaik und ein Salbgefäß in Tierform.

Führungen für Schulklassen Irrtümer und Fälschungen Überblicks- und Intensivführungen für alle Jahrgangsstufen Glaubt Ihr, eine Fälschung vom Original unterscheiden zu können? Meint Ihr zu erkennen, wo Irrtümer lauern? Macht den Test und geht mit uns auf Entdeckungstour durch die Ausstellung. Doch Vorsicht! Viel zu leicht lässt man sich in die Irre führen und erkennt in einem Skelett ein „echtes“ Einhorn und ist nicht verwundert, dass eine Krone einen schwenkbaren Bügel hat.

Museum August Kestner Ausentermin 11. Mai 2019

Europafest auf dem Opernplatz

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LEIPZIG

Sonderausstellungen

Vorträge

Campus Augustusplatz

Noch bis zum 10. November 2019 Di–Sa: 10:00 Uhr – 17:00 Uhr So: 11:00 Uhr – 17:00 Uhr Mo: geschlossen

04. April 2019 – 18:15 Uhr, Hörsaal 12

Falsche Faraonen – Wenn Ägyptologen Fälschern auf den Leim gehen Prof. Dr. Hans-W. Fischer-Elfert, Leipzig

ELEFANT Graue Riesen in Natur und Kultur Der Elefant ist das gewaltigste und großartigste Landtier – und steht auf der Liste der bedrohten Tierarten. Seine Ahnenreihe reicht rund 7 Millionen Jahre zurück. Wissenschaftler sind bis heute fasziniert von seinen Fähigkeiten, sich große Wegenetze zu merken und zählen zu können. Trotz ihrer großen Kräfte sind Elefanten ihrem Wesen nach sanftmütige Geschöpfe, sie setzen ihre Stärke gegen andere Lebewesen nur bei Gefahr ein, missbrauchen sie aber nicht.

02. Mai 2019 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

„Die Reichseinigung“ – Ein konkretes historisches Ereignis unter König Narmer-Menes? Dr. Angela Onasch, Leipzig 06. Juni 2019 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

Wenn Könige verschwinden. Politische Morde und wissenschaftliche Streichungen PD Dr. Dietrich Raue, Leipzig

Kabinettausstellung 26. Mai 2019 – 10. November 2019

04. Juli 2019 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

Klänge Alt Amerikas

Kult! Oder Kinderspiel?! Objekte aus der Welt der Kinder PD Dr. Nadja Braun, Leipzig

Musikinstrumente in Kunst und Kult

Dauerausstellungen

01. August 2019 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

Die Reliefsammlung – Kultur lebendig erleben

Ramses XIV. und das Ende der ägyptischen Geschichte. Imperialistische Interpretationen zum Ausgang des Neuen Reiches Dr. Lutz Popko, Leipzig

Das Kunstschaffen der alten Weltkulturen erleben - dazu wäre eine Reise zu den Stätten der antiken Weltkunst oder zu den Museen Europas und Amerikas nötig, denn keine Publikation kann den Eindruck des Kunstwerks in Originalgröße ersetzen, kein Bild die Griffigkeit einer Reliefwand oder Dreidimensionalität einer Statue vermitteln. Das Knauf-Museum bietet jedoch eine einmalige Alternative: Meisterwerke des alten Ägypten, Mesopotamiens, Persiens und des Hethiterreiches, weltberühmte Spitzenwerke griechischer und römischer Kunst, des alten Indien und der dem Europäer wenig bekannten Kulturen Altamerikas und der Osterinsel sind in den weitläufigen Räumen und dem großen Innenhof des historischen, ehemaligen Amtshauses in meisterlichen Abformungen ausgestellt. Weitere Infos unter: www.knauf-museum.de

05. September 2019 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

„Das Evangelium von der Taube und dem Ölbaum“ – Wunschdenken und koptische Handschriften Joost Hagen M.A., Leipzig 10. Oktober 2018, 18:15 Uhr – Hörsaal 8

Übersetzerische Stilblüten – Vom Grünen Leiden, Hebungen des Hustens und vom Bohren in der Nase Dr. Susanne Radestock, Leipzig

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V E R A N S T A L T U N G E N

IPHOFEN


V E R A N S T A L T U N G E N

LEIPZIG

23. Juni 2019 – 14:00 Uhr

Meine Glieder bestehen ewig – Mumienführung. Nicht geeignet für Kinder unter 14 Jahren. Kerstin Seidel M.A.

(Fortsetzung)

Führungen 13. April 2019 – 14:00 Uhr

Best of the Rest – Objekte, die sonst nicht im Rampenlicht stehen Dr. Marc Brose

13. Juli 2019 – 14:00 Uhr

Die Gräber der frühen Pharaonen – Altägyptische Pyramiden. Führung speziell für Kinder von 7-13 Jahren im Rahmen des Sommerferienpasses der Stadt Leipzig. Dr. Lutz Popko

28. April 2019 – 14:00 Uhr

Von Memi – Apa Abraham. Menschliches aus 3000 Jahren ägyptischer Geschichte Kerstin Seidel M.A.

28. Juli 2019 – 14:00 Uhr

Führung durch die Dauerausstellung Dr. Peter Dils

04. Mai 2019 – 11:00 Uhr

Zum Ägyptischen Museum und der Ägyptologie an der Universität Leipzig – Führung speziell für Studieninteressierte PD Dr. Dietrich Raue

10. August 2019 – 14:00 Uhr

Leben nach dem Tod? Jenseitsvorstellungen im Alten Ägypten. Führung speziell für Kinder von 7-13 Jahren im Rahmen des Sommerferienpasses der Stadt Leipzig. Billy Böhm M.A.

26. Mai 2019 – 14:00 Uhr

Führung durch die Dauerausstellung Kerstin Seidel M.A.

25. August 2019 – 14:00 Uhr

Der Restaurator führt durchs Museum – Eine andere Sicht der Dinge Karl Heinrich von Stülpnagel

08. Juni 2019 – 14:00 Uhr

Leben im Diesseits und Jenseits. Parallel gehaltene Sonderführung im Rahmen des Wave Gotik Treffens. PD Dr. Dietrich Raue / Lara Galow B.A.

14. September 2019 – 14:00 Uhr

Führung durch die Dauerausstellung Jana Raffel M.A.

08. Juni 2019 – 15:30 Uhr

Life and Death in Ancient Egypt. Sonderführung im Rahmen des Wave Gotik Treffens in englischer Sprache. Prof. Dr. Hans-W. Fischer-Elfert

22. September 2019 – 14:00 Uhr

Ägypten durch Kinderaugen sehen. Führung speziell für Kinder von 7 – 13 Jahren

Josephine Hensel M.A.

09. Juni 2019 – 14:00 Uhr

Leben im Diesseits und Jenseits. Parallel gehaltene Sonderführung im Rahmen des Wave Gotik Treffens. PD Dr. Dietrich Raue / Lara Galow B.A.

12. Oktober 2019 – 14:00 Uhr

Führung durch die Dauerausstellung Dr. Marc Brose

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Sonderausstellungen

Kunsthistorisches Museum Wien

Sonstige Veranstaltungen

Noch bis zum 28. April 2019

Hörsaal 8, Campus Augustusplatz

11. Mai 2019 – 18:00 – 24:00 Uhr

Spitzmaus Mummy in a Coffin and Other Treasures

Museumsnacht Halle + Leipzig

Wes Anderson and Juman Malouf

Pyramid’s Inn – Das Museum wird zur Spielhölle. Von „Senet“ bis zum „Schlangenspiel“ können viele altägyptische Brettspiele ausprobiert oder auch mit nach Hause genommen werden. Am 12. Mai bleibt das Museum geschlossen.

Noch bis zum 28. April 2019

Zuhanden Ihrer Majestät Medaillen Maria Theresias Das Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums bewahrt sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht die exquisiteste Sammlung an Medaillen Maria Theresias.

23. Mai 2019 – 10:30 – 17:00 Uhr

52. Neue Forschungen

Noch bis zum 30. Juni 2019

Gänztägig Vorträge zu verschiedenen Aspekten aktueller ägyptologischer Forschung mit Bezug auf Objekte aus der Leipziger Sammlung Nähere Informationen auf der Homepage www.aegyptisches-museum.uni-leipzig.de

Mark Rothko Mark Rothko (1903–1970) gehört zu den bedeutendsten Künstlern des zwanzigsten Jahrhunderts. Zum ersten Mal überhaupt werden nun seine Werke in Österreich gezeigt. Die Ausstellung bietet mit über vierzig seiner Hauptwerke einen Überblick über Rothkos gesamtes Schaffen – von seinen figurativen Anfängen in den 1930er Jahren über die Werke, die er im folgenden Jahrzehnt in seiner sogenannten Übergangsphase schuf, bis zu den revolutionären Bildern aus den 1950er und 1960er Jahren. Kate und Christopher Rothko, die Kinder des Malers, waren von Beginn an in das Projekt eingebunden und haben sich bereit erklärt, eine Reihe bedeutender Werke aus der Familiensammlung für die Ausstellung zu leihen. 15. Oktober 2019 – bis 19. Januar 2020

Caravaggio & Bernini Die international angelegte Ausstellung präsentiert erstmals ein großes und überwältigendes, visuelles Barockspektakel im Kunsthistorischen Museum. Im Zentrum steht dabei das bahnbrechende Werk des Malers Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610) und des Bildhauers Gian Lorenzo Bernini (1598-1680).

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V E R A N S T A L T U N G E N

WIEN

27. Oktober 2019 – 14:00 Uhr

Fest und Alltag im Alten Ägypten PD Dr. Dietrich Raue


Nachruf Dr. Jürgen Kroneberg * 13.06.1949  † 09.02.2019 Regine Schulz

M

zuständig war. Vier Jahre später verließ er Hildesheim, als er in Steinfurth zum Kreisdirektor gewählt wurde. Bereits 1985 war er Mitglied im Freundeskreis geworden und blieb Hildesheim und dem Museum stets verbunden. In der Mitgliederversammlung vom 23. Mai 2003 wurde Jürgen Kroneberg zum Vorsitzenden des Vereins gewählt, zuletzt bestätigten die Mitglieder ihr Vertrauen in ihn am 29. September 2018. Seit 2006 war er auch Mitglied des Aufsichtsrates der RPM-GmbH.

it großem Bedauern haben wir vom überraschenden Ableben des Vorsitzenden unseres Freundeskreises Ägyptisches Museum Wilhelm Pelizaeus Hildesheim e.V., Herrn Dr. Kroneberg, erfahren. Über viele Jahre hinweg war er ein sehr engagierter Förderer des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim, wir verdanken seinem unermüdlichen Einsatz sehr viel. Sein Engagement für das Museum begann im Jahr 1984, als er zum Stadtrat ernannt wurde, der für das Schul-, Kultur- und Rechtsdezernat

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als Rechtsanwalt bei Clifford Chance und White & Case in Düsseldorf, und ab 2011 war er Mitglied des Beirates EAC-Euro Asia Consulting PartG, München, Shanghai, Mumbai.

Jürgen Kroneberg wurde am 13. Juni 1949 in Halberstadt geboren und studierte nach dem Schulbesuch in Osnabrück Rechtswissenschaften an der Universität Bielefeld. Das Referendariat beendete er 1981 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen, im ­gleichen Jahr promovierte er zum Dr. jur. 1982 trat er bei der Bezirksregierung Weser-Ems in den Öffentlichen Dienst ein und wurde 1983 persönlicher Referent des Niedersächsischen Innenministers Dr. Egbert Möcklinghoff. Aus dieser Position kam er 1984 als Stadtrat nach Hildesheim. In Steinfurt blieb er bis zu seiner Wahl zum Oberkreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises im Jahr 1994. Von dort wechselte er 1997 in den Vorstand der RWE Energie AG und blieb dort in verschiedenen Funktionen bis 2009. Seit 2006 war er Aufsichtsratsvorsitzender der European Commodity Clearing AG und Lehrbeauftragter am Institut für Energierecht der Universität Köln sowie am Institut für Energie- und Regulierungsrecht der FU Berlin. Ab 2009 arbeitete er

Unser Vorsitzender war auch unser Freund, wir vermissen ihn sehr, wir trauern mit seiner Familie. Prof. Dr. Regine Schulz und der Vorstand: Joachim Blume, Rainer Jebing, Margot Rathenow, Dr. Angela Weyer stellvertretend für die Mitglieder: Dr. Christian Bayer, Dr. Eva Eggebrecht, Dr. Annamaria Geiger, Klaus-Dieter Krömmling, Prof. Dr. Ludolf Pelizaeus, Dr. Bettina Schmitz für den Hildesheimer Museumsverein: Dr. Hartmut Häger, Benita Hieronimi, Dr. Johannes Köhler, Dr. Ulrich Kumme, Dagmar Mai, Matthias Mehler

Wechsel im Vorstand des Echnaton Museum Minia e. V. Die nach dem Ableben von Frau Prof. Dr. Nicole Riedl-Siedow kommissarische Vorsitzende, Frau Margot Rathenow, übergab das Amt an die am 16.11.2018 von der Mitgliederversammlung neu gewählte Vorsitzende Frau Dr. Eva Eggebrecht. Stellvertretende Vorsitzende sind Frau Prof. Dr. Regine Schulz und Frau Margot Rathenow, Schatzmeister ist Herr Rainer Jebing.

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Requiescant in pacato Berliner Dauerleihgaben nach 122 Jahren in Bonn wieder zurück im Hauptstadtdepot Frank Förster Recht majestätisch blickte er viele Jahre lang den Besuchern entgegen, wenn sie sich der mit Abstand größten Vitrine des Ägyptischen Museums in Bonn näherten, welche dem Thema Totenkult und Begräbnissitten gewidmet ist (gelegentlich aber auch für moderne Kunstinstallationen oder andere Sonderausstellungen genutzt wird): ein dort aufgehängter schöner Anubis aus bemaltem Holz. Seit Dezember des vergangenen Jahres ist der dunkle Blickfänger,

der besonders jüngere Besucher in seinen Bann zog, spurlos verschwunden, ebenso wie 67 andere, zumeist deutlich kleinere und unscheinbarere Objekte, von denen fast alle als Teil der Dauerausstellung seit Eröffnung des Museums im Jahre 2001 durchgehend zu besichtigen waren. Nach 122 Jahren als Dauerleihgaben in Bonn sind sie alle wieder dorthin zurückgekehrt, woher sie einst kamen: in die Depots des Ägyptischen Museums in Berlin.

Abb. 1: Anubis in der „Begräbnisvitrine” des Museums. © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: unbekannt (ca. 2012) 36


im Jahre 1896 nach Bonn gegeben worden waren, alles andere als einfach, überhaupt erst die Grundlagen für einen neuen Dauerleihvertrag zu schaffen. Denn damals gingen die als Dubletten in Berlin ausgewählten Aegyptiaca an das Akademische Kunstmuseum (nachfolgend: AKM), wo die der Klassischen Archäologie unterstellte Antikensammlung der Bonner Universität untergebracht war; eine ägyptologische Abteilung gab es zu diesem Zeitpunkt dort noch nicht. Erst im darauffolgenden Jahr wurde ein Lehrstuhl für Ägyptologie eingerichtet und mit Alfred Wiedemann (1856–1936) besetzt, der schon seit einigen Jahren als „außerordentlicher Professor” in Bonn tätig war und am AKM eine ägyptische Sammlung aufbaute. Auf ihn Wie sich bei ersten Recherchen zur Umset- geht letztlich wohl auch das offizielle Gesuch zung der Direktive schnell herausstellte, war zurück, von der Aegyptischen Abtheilung es im Falle der ägyptischen Objekte, die der Königlichen Museen – deren damaliger Am Freitag, dem 14. Dezember 2018, fand im Archäologischen Zentrum der Staatlichen Museen zu Berlin die Rückgabe statt, nur einen Steinwurf von der Museumsinsel entfernt, wo sich nun das „Neue Museum” mit Ägyptischem Museum und Papyrussammlung (nachfolgend: ÄMP) befindet. Hintergrund und Anlass für die aus Bonner Sicht traurige Rückkehr von Anubis & Co. war eine schon vor mehreren Jahren ausgegebene und offenbar an alle Berliner Staatlichen Museen gerichtete Direktive der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sämtliche alte Leihverträge nach heute gültigen Maßstäben zu aktualisieren, vor allem in juristischer und versicherungstechnischer Hinsicht.

Abb. 2: Anubis ebendort als Teil einer Installation mit moderner Kunst von Anja Schindler (Ausstellung „Der Tod ist himmelblau”, 2016/17; siehe 54, 2017, S. 41–46). Foto: © Kai Myller 37


Abb. 3: Die Restauratorinnen Iris Hertel, Kathleene Kerth und Nina Loschwitz vom ÄMP sowie Restaurator Andreas Bethke vom AKM bei der Rückgabe der Berliner Dauerleihgaben. Foto: Frank Förster

Direktor Adolf Erman ein ehemaliger Kommilitone Wiedemanns war – eine größere Menge Dauerleihgaben zur Ergänzung der Lehrsammlung des AKM zu erhalten. Mangels eigener Räumlichkeiten für ein Ägyptologisches Seminar blieben diese bis zum Jahre 1928 dort. Dann aber, mit dem gemeinsa-

men Antritt von Wiedemanns Nachfolger Hans Bonnet (1887–1972) und Richard Delbrueck (1875–1957), dem Nachfolger Georg Loeschckes (1852–1915) als Direktor des AKM, wurde vor allem aus Platzgründen entschieden, von den Berliner Dauerleihgaben nur diejenigen aus griechisch-römischer Zeit im AKM zu belassen und alle übrigen, also die pharaonischen, auszulagern, bis sich geeignete eigene Räum­ lichkeiten dafür finden lassen würden. Das Leihkonvolut von 1896 wurde also dauerhaft aufgeteilt.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und insbesondere ein Bombenangriff am 18. Oktober 1944 führten dann erschwerend dazu, dass beide Unterbringungsorte (die pharaonischen Stücke waren damals in einem Turm des kurfürstlichen Schlosses untergebracht, das der Universität noch heute als Hauptgebäude dient) von Kriegsverlusten betroffen waren, die neben einigen Objekten vor allem auch Inventarverzeichnisse und andere wichtige Dokumentationen umfassten. Da auch in Berlin relevante Unterlagen vernichtet worden waren, ergaben sich für die Identifizierung der alten Dauerleihgaben, die zu Kriegsende bereits rund ein halbes Jahrhundert in Bonn verbracht und dort das Ende von Kaiserreich, Weimarer Republik, Preußentum und „Drittem Reich” erlebt hatten, sowie für die genaue Erfassung von Verbleib und Zustand erhebliche Schwierigkeiten.

Abb. 4: Zu den Objekten, die in Bonn besonders vermisst werden dürften, zählen u. a. zwei hier im Vordergrund zu sehende Amulette in Gestalt eines Hasen und eines Djed-Pfeilers aus Fayence. Foto: Frank Förster

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Seiten auch ausdrücklich gewünscht wurde. Nichts schien dagegen zu sprechen, die einstigen Dubletten im Geiste des ursprünglichen Preußischen Bildungsauftrags und Humboldt’scher Ideale weiterhin sinnvoll als Anschauungs- und Lehrmaterial von Universitätssammlungen in der ehemaligen „Provinz” einzusetzen, anstatt sie in Berliner Depots zu verwahren. Leider erwiesen sich jedoch die Vertragsbedingungen der neuen Standardleihverträge als (zu) hohe Hürde, da sie – ohne hier näher ins Detail gehen zu müssen – erhebliche zusätzliche Versicherungskosten und auch einen Mehraufwand an Arbeit mit sich gebracht hätten (z. B. durch jährlich zu liefernde Berichte und fotografische Dokumentationen), was angesichts eingeschränkter finanzieller wie personeller Ressourcen an beiden Bonner Museen ohne weiteres kaum zu leisten ist. Auch die vertrag-

In einem aufwändigen und langwierigen Prozess, dessen Beginn mindestens auf das Frühjahr 2014 zurückgeht und an dem im Laufe der Zeit mehrere Kuratoren, Kustodinnen und andere Vertreter der verschiedenen beteiligten Institutionen mitgewirkt haben (im Wesentlichen Andreas Dorn, Martin Fitzenreiter, Jana Helmbold-Doyé und Nele Schröder-Griebel), konnte letztlich folgendes ermittelt werden: Im Ägyptischen Museum befanden sich noch besagte 68 und im AKM noch 39 von ursprünglich insgesamt 153 dauerhaft nach Bonn ausgeliehenen Aegyptiaca; die restlichen 46 Objekte müssen wohl als Kriegsverluste angesehen werden. Mit dieser verdienstvollen, mühseligen Klärung waren die Grundlagen für eine neue vertragliche Regelung zum Verbleib der Stücke in Bonn gegeben, der von allen

Abb. 5: Die beiden Seiten des auf den 21. Januar 1896 datierten Bewilligungsschreibens von Richard Schöne, dem damaligen Generaldirektor der Königlichen Museen zu Berlin, an Georg Loeschcke, den damaligen Direktor des Akademischen Kunstmuseums in Bonn. © Akademisches Kunstmuseum Bonn, Fotos: Jutta Schubert 39


lich vorgesehenen jährlichen Überprüfungen der Objekte durch Berliner Restauratoren hätten durch die geforderte Übernahme von Reise- und Unterbringungskosten eine empfindliche finanzielle Belastung bedeutet. So wurde trotz des engagierten, aber zwangsläufig wenig durchschlagkräftigen Bemühens seitens der Berliner KollegInnen vom ÄMP um eine günstigere Abänderung mancher Vertragsbedingungen und in Aussicht gestellter Erleichterung bei ihrer praktischen Erfüllung sowie nach einem ebenso vergeblichen, aber ebenso dankenswerten Versuch von Cornelia Weber, der Leiterin der „Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland” in Berlin, dort auf höherer Ebene etwas zu bewirken, nach langer Bedenkzeit schließlich schweren Herzens von den verantwortlichen Museumsdirektoren entschieden, die Leihgaben unter diesen Umständen zurückzugeben.

Jahren 1899, 1902, 1905, 1908 und 1911 auch nachgekommen wurde. Wohl wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges bricht die Reihe der Vermerke hier ab und wird danach nicht wieder aufgenommen, doch lassen interne Dokumente darauf schließen, dass es sich bei den „Mittheilungen” ohnehin nicht um ausführliche Berichte, sondern wohl eher um kurze Nachrichten dahingehend handelte, dass sich gegenüber dem letzten Mal nichts verändert habe. An Versicherungskosten schlugen – sofern die Generalverwaltung nicht auch in dieser Hinsicht entgegenkommend war, was im Regulativ als Option genannt wird – nur die einmaligen Kosten für den Transport von Berlin nach Bonn zu Buche (und ggf. retour, wie jetzt geschehen), und selbst die sonst unverzichtbare „Versicherung gegen Feuergefahr” kam, wie bei allen mit Leihgaben bedachten Staatsinstituten damals üblich, ausdrücklich „in Wegfall”. Abschließend wird festgelegt, dass den „Beamten und Kommissaren der General-Verwaltung (...) jederzeit der Zugang zu den betreffenden Kunstwerken (...) zu gestatten (ist)”, ohne dass hier aber von einer Übernahme von Reise- oder Unterbringungskosten die Rede ist. Die Kosten- und Arbeitsbelastung war also auf ein Minimum beschränkt worden, um möglichst reibungslos das zu erreichen, was beide Seiten erreichen wollten.

Die im AKM glücklicherweise erhalten gebliebenen originalen Vertragsunterlagen von 1896, die aus einem förmlichen Bewilligungsschreiben, einem Einzelheiten regelnden „Regulativ” und einem Objektverzeichnis bestehen, lesen sich trotz ihrer steifen Sprachform im Vergleich weitaus entspannter. Sowohl das an Georg Loeschcke gerichtete Schreiben als auch das zugehörige Regulativ sind von Richard Schöne (1840– 1922) unterzeichnet, dem damaligen weitsichtigen Generaldirektor der Königlichen Museen zu Berlin. Darin ist u. a. festgelegt, dass „eine Mittheilung über den Zustand der überwiesenen Gegenstände” „gefälligst” nur alle drei Jahre zu erfolgen hatte, eine recht erträgliche Auflage, der nach Auskunft handschriftlicher Vermerke auf der zweiten Seite des Bewilligungsschreibens in den

Die Zusammenarbeit mit den Berliner KollegInnen und insbesondere Restauratorinnen bei der Übergabe aller Objekte am 14. Dezember verlief nicht nur reibungslos, sondern ausgesprochen angenehm – die Rückgabe selbst ist es natürlich nicht. Von so manchem schmerzlich vermisst werden dürften in unserem Ägyptischen Museum – um hier nur einiges herauszugreifen (vgl. die 40


nachfolgende „Objektgalerie” mit Aufnahmen von A. Dorn und J. Helmbold-Doyé) – etwa die Bronzefigur einer geflügelten Isis (ÄM 198); ein Uschebti der Karomama, einer Gottesgemahlin des Amun aus der 22. Dynastie (ÄM 340); eine spätzeitliche

Bronzestatuette des Imhotep, von der sogar noch ein altes Foto von Alfred Wiedemann existiert (ÄM 2516); ein kleines, aber feines Amulett in Gestalt eines liegenden Hasen (ÄM 6017); ein weiteres, mehr als 10 cm großes Amulett in Gestalt eines Djed-Pfei-

Abb. 6: Die erste Seite vom „Verzeichnis der an das Akademische Kunstmuseum in Bonn leihweise abgegebenen Dubletten aus der aegyptischen Abtheilung”, das zusammen mit einem dreiseitigen „Regulativ für die Ausleihung und Aufstellung von Sammlungsgegenständen aus den Königlichen Museen zu Berlin außerhalb der Gebäude derselben” dem Bewilligungsschreiben vom 21. Januar 1896 als Anlage beigefügt war. © Akademisches Kunstmuseum Bonn, Foto: Jutta Schubert

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R.I.P.

ÄM 185

ÄM 198

ÄM 225

ÄM 340

ÄM 568

ÄM 570

ÄM 575

ÄM 591

ÄM 838

ÄM 871

ÄM 880

ÄM 1024

ÄM 1080

ÄM 1210

ÄM 1511

ÄM 2376

ÄM 2511

ÄM 2516

ÄM 2595

ÄM 2604

ÄM 2862

ÄM 3396

ÄM 3980

ÄM 3994

ÄM 4090

ÄM 4107

ÄM 4153

ÄM 4163

ÄM 4213

ÄM 4356

ÄM 4646

ÄM 4751

ÄM 4768

ÄM 4852

42


ÄM 4867

ÄM 4875

ÄM 4893

ÄM 5353

ÄM 5401

ÄM 5536

ÄM 5551

ÄM 5613

ÄM 5773

ÄM 5918

ÄM 5943

ÄM 5962

ÄM 6007

ÄM 6017

ÄM 6072

ÄM 6109

ÄM 6136

ÄM 6270

ÄM 6375

ÄM 6440

ÄM 6514

ÄM 7142

ÄM 8304

ÄM 8309

ÄM 8561

ÄM 8644

ÄM 9154

ÄM 9284

ÄM 10052

ÄM 10385

ÄM 10605

ÄM 11560

ÄM 12691

ÄM 12706

43

R.I.P.


Vergleich zu notorisch unterfinanzierten universitären Sammlungen immerhin weitaus bessere Lager- und konservatorische Bedingungen vorfinden: Der Fall gibt Anlass, an verantwortlicher Stelle ernsthaft darüber nachzudenken, ob bei gutgemeinten Dauerleihgaben an Universitätssammlungen in Zukunft nicht andere, ihrem Status und vor allem ihren finanziellen und personellen Möglichkeiten angemessene Modalitäten angewandt werden können als bei großen staatlichen (oder kommerziellen privaten) Das Paradoxe und Bedauerliche ist, dass Museen auf Augenhöhe. Vor 122, jetzt 123 mit der Rückgabe aus Systemzwang – abge- Jahren war man in dieser Hinsicht erfreulich sehen von der Berliner Bürokratie – nieman- flexibel. dem wirklich geholfen ist; es gibt eigentlich nur Verlierer. Humboldt’sche Bildungsideale und Preußischer Bildungsauftrag werden in die zweite Reihe versetzt, wenn nicht konterkariert, die beiden Bonner Lehr- und Schausammlungen sind spürbar ärmer geworden (wobei das AKM angesichts seiner Ausrichtung und seines Bestandes den Verlust sicher leichter verkraften kann als unser Ägyptisches Museum), und die meisten Objekte werden vermutlich auf unbestimmte Zeit wieder ein dunkles Dasein in Berliner Depots oder Magazinen fristen. Auch wenn sie dort im lers aus Fayence (ÄM 6270); ein Wurfholz (ÄM 10385); ein mit einer Sonnenscheibe bekrönter Uräus aus Holz (ÄM 10605) sowie das lange Zeit als „Bonner Sistrum” bekannte Musikinstrument, das kein solches ist, sondern eben ein Berliner (ÄM 11560). Für alle diese „Lieblingsstücke” und einige andere mehr gibt es in unserem kleinen Museum trotz manch anderer Attraktion keinen wirklich adäquaten Ersatz – von Anubis einmal ganz abgesehen.

Abb. 7: Das „Bonner Sistrum” (Berlin, ÄM 11560; Fragment mit modernen Ergänzungen). © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Andreas Dorn

Abb. 8: Altes und neues Foto von der Bronzestatuette des Imhotep (Berlin, ÄM 2516). © Ägyptisches Museum Bonn, Fotos: Alfred Wiedemann/Andreas Dorn 44


Abb. 9: Kriegsverlust: Oberteil einer Kalksteinstatuette (Berlin, ÄM 12940), von der nur noch dieses alte Foto von Alfred Wiedemann existiert.

Abb. 10: Ein letztes Fotoshooting mit Anubis (Berlin, ÄM 1080) vor der Rückgabe nach Berlin. Foto: Frank Förster

Abb. 11: Die fotogrammetrischen Aufnahmen könnten auch für einen 3D-Druck genutzt werden, so dass der dunkle Blickfänger, wenn auch auf andere Art, weiterhin im Bonner Museum präsent wäre. Foto: Frank Förster 45


Die ägyptischen Bestände der Skulpturensammlung Dresden Geschichte und Perspektiven Manuela Gander / Marc Loth

V

om Ägyptischen Museum Berlin aus gesehen befinden sich die nächstgelegenen ägyptischen Sammlungen in Leipzig und Dresden. Schon aus dieser geographischen Tatsache ergaben sich mannigfache Beziehungen in der Geschichte der Sammlungen und ihrer Objekte. Die im Vergleich kleinste und am wenigsten bekannte der drei Kollektionen liegt in Dresden. Da sie keine eigenständige Institution bildet, nie von einem „eigenen” Ägyptologen betreut wurde,

und außerdem die Ägyptologie hier nie als universitäres Fach etabliert wurde, hat man gern auf die ägyptologische Expertise der Nachbaruniversitäten und -museen in Berlin und Leipzig zurückgegriffen. Dabei blickt die Dresdner Sammlung auf eine ehrwürdige Historie zurück und war in ihren „Kinderjahren” Berlin und Leipzig mehr als ebenbürtig. Bereits im 17. Jh. sind Mumien in Dresden nachzuweisen.

Abb. 1: Vitrinen mit ägyptischen Objekten der Skulpturensammlung im „Studiendepot Antike“, Albertinum, Dresden © Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Marc Loth 46


Schon seit 1786 waren die wichtigsten ägyptischen Objekte im Japanischen Palais ausgestellt, 1894 zogen sie in das zum Museum ausgebaute Albertinum. Der Zweite Weltkrieg forderte zwar keine nennenswerten Verluste an Exponaten, jedoch stand von nun an für eine dauerhafte Präsentation der Aegyptiaca der Skulpturensammlung kein Raum mehr zur Verfügung. Sonderausstellungen und ihre Kataloge machten die Sammlung trotzdem publik: 1977 in Dresden, organisiert von Steffen Wenig aus Berlin, 1989 in Leipzig und 1993/94 in Dresden, betreut durch Leipziger Kollegen unter Elke Blumenthal. In den Jahren nach 1989/90 wurden außerdem ägyptische Exponate bei vielen Sonderausstellungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wie auch anderer Museen gezeigt. Seit dem Jahre 2012 können die Besucher des Albertinum am Wochenende im „Studiendepot Antike”

Eine Anzahl teils großformatiger Aegyptiaca gelangte mit der Erwerbung von Antiken in Rom (Sammlungen Chigi und Albani) und Berlin (Antikenkabinett der Brandenburgisch-Preußischen Kunstkammer) in die kurfürstliche Antiken-Galerie. Dazu zählen vier Mumien (u. a. Inv.-Nr. Aeg 777–779, vgl. Abb. 2), ein Sarg (H4-134-040), die Statuen dreier Löwen (Hm 16–18, Abb. 4) und eines Pavians (Aeg 760) und die Statuenfragmente einer ptolemäischen Königin (Aeg 768), eines Priesters der 18. Dynastie (Aeg 759) und des Antinoos (Hm 23). Im 19. und frühen 20. Jh. wuchs die Sammlung auf knapp 6000 ägyptische Objekte der pharaonischen und griechisch-römischen Zeit an, erworben v. a. von Alessandro Ricci (1831), Carl von Gemming (1881), Georg Steindorff (1896, vgl. Abb. 3), Ernst von Sieglin (1910) und Friedrich von Bissing (1912–34, vgl. Abb. 5).

Abb. 2: Mumie eines Mannes mit Portrait und Leichentuch, 4. Jh. n. Chr., Leinwand und Kartonnage, bemalt und vergoldet, H. 175 cm, aus Sakkara, Dresden, Skulpturensammlung, Inv.-Nr. Aeg 777 © Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: H.-P. Klut/E. Estel

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In der Sempergalerie ist als Ausstellungsfläche für die Aegyptiaca der Westzugang zur Antikenhalle im Untergeschoss reserviert worden. Knapp 400 Objekte sollen hier einen umfassenden Einblick in das pharaonische Ägypten gewähren, während in der Antikenhalle einige ägyptische Highlights der römischen Zeit ihren Platz finden werden. Bedauerlicherweise erlaubt es die momentane finanzielle Situation nicht, den Ausstellungsbereich Ägypten im Untergeschoss gleichzeitig mit der Neuaufstellung der Antiken im Dezember 2019 zu eröffnen. Da aber die jetzigen Ausstellungsflächen im Albertinum zukünftig nicht mehr für die Bestände der „alten Kunst” zur Verfügung stehen werden, hoffen wir auf eine Realisierung der Planungen in naher Zukunft. Dies bedeutet für interessierte Besucher, dass eine größere Anzahl altägyptischer Stücke nur noch bis voraussichtlich 2020 zu sehen sein wird. Die Zeit zwischen ihrem „Verschwinden” und ihrem erhofften fulminanten Wiedererscheinen in der Sempergalerie möchte ein Kurzführer der ägyptischen Sammlung überbrücken, der Ende 2019 erscheinen soll.

gut 170 altägyptische Stücke bewundern (Abb. 1), während in den Schaudepots im Museumsrundgang immerhin 26 größere Skulpturen und Reliefs pharaonisches und ägyptisierendes Kunstschaffen zeigen. Im Verlauf der Planungen des Umzugs der Antiken in die Sempergalerie hatte man sich entschieden, auch für die Aegyptiaca wieder einen dauerhaften Ausstellungsort zu schaffen. Diese Planungen – wie auch verschiedene andere Projekte – wurden durch Friederike Seyfried, Mitglied des Beirats zur Gestaltung der Antikensammlung in Dresden, tatkräftig unterstützt. Als Direktorin des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung Berlin und ehemalige Kustodin des Ägyptischen Museums – Georg Steindorf – der Universität Leipzig steht sie damit in guter Tradition der Berliner und Leipziger „Nachbarschaftshilfe”. Im Jahr 2018 wurde es dann möglich, die Autoren dieses Beitrages mit der ägyptologischen Betreuung der Ausstellungskonzeption und der Texterstellung für Kataloge und andere mediale Präsentationen zu beauftragen.

Abb. 3: Mumienmasken von Frauen, 1. und 2. Jh. n. Chr., Stuck, bemalt, H. 26 cm, Dresden, Skulpturensammlung, Inv.-Nr. Aeg 791 und 798 © Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Marc Loth

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Zwei dieser Mumien, mit den Portraits eines Mannes und einer Frau (Aeg 777, 778, Abb. 2), wurden von Pietro della Valle 1615 aus Sakkara mitgebracht und stellen damit die wohl frühesten in Europa nachzuweisenden ägyptischen Mumien dar. 1728 wurden sie für Dresden erworben. Wahrscheinlich aus demselben Fundkomplex stammt die Kartonnage-Maske Berlin ÄM 813, die bereits 1698 mit dem Kauf der Sammlung Bellori nach Berlin kam. Die Anfänge der Berliner Ägyptischen Sammlung einschließlich der Objekte della Valles erforscht derzeit Jana Helmbold-Doyé, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Berlin. Die dritte Mumie (Aeg 780) trägt eine vergoldete Mumienmaske und stammt aus dem Fayum. Erst 1912 gelangte sie aus der Sammlung des Malers Ludwig von Löfftz nach Dresden.

Im Folgenden wollen wir einige Objekte der Sammlung vorstellen und hierbei auch über die aktuellen Arbeiten informieren. Am Beginn stehen die Highlights, die aufgrund ihrer Bedeutung und ihrer Datierung gemeinsam mit den klassischen Antiken ab Dezember 2019 in der neu inszenierten Antikenhalle der Sempergalerie zu sehen sein sollen. Zu den für viele Besucher sicher spannendsten Objekten zählen die drei Mumien (Aeg 777, 778, 780) aus dem 2. und 4. Jh. n. Chr. Sie sind restauratorisch bearbeitet und werden im Kontext weiterer Grabdenkmäler aus Griechenland, Etrurien und Rom präsentiert. Eine angeschlossene Multimedia-Station soll interaktiv mittels aufbereiteter CT-Aufnahmen tiefe Einblicke ins Innere der Mumien und in neueste Untersuchungsergebnisse erlauben. Mit Fotos, Zeichnungen und Videos werden zudem das reiche Dekor der Mumientücher erklärt sowie Hintergrundinformationen zur Objektgeschichte und zum kulturellen Kontext altägyptischer Mumien illustriert.

Neben den Mumien wird eine Auswahl von zehn Mumienmasken des 1. und 2. Jh. n. Chr. ausgestellt (Aeg 791-800, Abb. 3). Ihre sorgfältig in Gips modellierten und bemalten Gesichter, häufig mit Augeneinlagen, sind von aufwendigen Haartrachten im

Abb. 4: Statue eines liegenden Löwen, 1. Jh. n. Chr., Granodiorit, L. 134 cm, aus Rom, Dresden, Skulpturensammlung, Inv.-Nr. Hm 16 = Aeg 770 © Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: H.-P. Klut / E. Estel

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Stil der zeitgenössischen römischen Mode Großen Garten in Dresden oder am Leipziumrahmt, doch zeigen sie manchmal auch ger Löwenbrunnen. In Berlin begrüßen den Szenen aus der pharaonischen Totenreligion. Besucher des Neuen Museums ebenfalls zwei ägyptisierende Löwenstatuen dieses Typs Außerdem werden zwei der drei Löwen- (vgl. Bernt Müller, Nr. 34). statuen (Hm 16 und 18, Abb. 4) den Besuchern wieder zugänglich gemacht. Sie Einen wahren Schatz aus dem Alten Reich zählen zu den bereits in der frühen Neu- stellen die sieben Reliefs aus dem Sonnenzeit in Rom wiederentdeckten Löwenfigu- heiligtum des Königs Niuserre dar (Aeg ren, die daher lange als wichtige Zeugnisse 742–748, Abb. 5). Sie zeigen Ausschnitte aus ägyptischer Kunst wahrgenommen wurden. dem Sed-Fest mit Darstellungen des Pharao, Gerade in der Ägyptenrezeption spielen sie von Beamten, Priestern, Dienern und Musieine prominente Rolle – Kopien derartiger kanten. Die geplante Restaurierung dieser Löwenfiguren findet man beispielsweise im Objekte verspricht neue Erkenntnisse zur Werktechnik und Farbigkeit dieser Objekte. Zeitgleich, aber in ihrer Bemalung weitaus besser erhalten sind die drei Reliefs aus dem Grab D 49 in Sakkara (Aeg 749–751), auf denen der Grabbesitzer mit seiner Frau neben landwirtschaftlichen Arbeiten wie Ernte, Rindertrieb und Schlachtung zu sehen ist. Das wissenschaftliche Potenzial vieler Objekte ist bisher noch nicht ausgeschöpft. Neben den wichtigen Erkenntnissen vergangener und zukünftiger Restaurierungsprojekte steht die ägyptologische Erschließung und Erforschung der Dresdner Aegyptiaca – abgesehen von Einzelobjekten – durchaus noch am Anfang (siehe Beiträge Friederike Seyfried, Nr. 30, Alexander Schütze, Nr. 32, Katrin John, Nr. 33). Der Sarg Aeg 782 stammt – anders als häufig zu lesen – aus der 26. Dynastie und gehörte der „Hausherrin“, Sängerin und Sistrumspielerin des Amun Djed-mut-anch, Tochter des Türhüters des Amun Paef-ju und der Schep-en-aset (?). Die Auswertung der CT-Daten der zugehörigen Mumie wird

Abb. 5: Relieffragment mit Darstellung des Sed-Festes: Thronender Pharao, 5. Dynastie, Niuserre, um 2400 v. Chr., Kalkstein, H. 87 cm, aus Abu Gurab, Dresden, Skulpturensammlung, Inv.-Nr. Aeg 742 © Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

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in Zukunft weitere Informationen zu dieser tuen, Götterstatuetten, Uschebti, Grabkegel, Grabstelen, Steingefäße, Papyri, Amulette Person liefern. und Siegel. Eine der beschrifteten Kanopen mit – wie Außerdem besitzt die Sammlung eine häufig – falsch zugeordnetem Deckel (Aeg 693) nennt als Besitzer einen „Vorsteher der beachtenswerte Auswahl an Steingeräten, Häuser“, dessen Name als Heqa-tayef-nacht tönernen und steinernen Gefäßen, Götterzu lesen ist (frühere Lesung: Tefnacht). Er und Dienerfiguren, Amuletten aus unter­ lebte in der 26. Dynastie, sein gleichbeti- schiedlichsten Materialien, Schmuck, Kostelter Vater hieß Psammetich. Zwei weitere metika, Schreibgerät, Spielzeug, Tiersärge Kanopen dieses Mannes sind in Berlin (mit und -mumien. Dieser bedeutende Bestand Nennung der Mutter) und Budapest nach- verdient zukünftig nicht nur eine gründliche wissenschaftliche Erforschung, sondern auch zuweisen. wieder eine angemessene öffentliche PräsenEin Tempelrelief aus der römischen Zeit tation. (Aeg 769, Abb. 6) kann nicht nur sicher in Für die hervorragende Zusammenarbeit die Zeit des Kaisers Augustus datiert werden, auch der angegebene Herkunftsort Theben möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bei allen Dresdner Kollegen bedanken, insbesonkonnte bestätigt und präzisiert werden. dere bei Stephan Koja, Kordelia Knoll, Saskia Zu den beschrifteten Objekten, die nur Wetzig, Stephanie Exner und Marcus Lilge. teilweise bekannt sind, zählen außerdem Sta-

Abb. 6: Inschriftfragment aus einem Tempel, Römische Zeit, Augustus, 22/21 v. Chr.–14 n. Chr., Sandstein, B. 44,5 cm, aus Theben, Dresden, Skulpturensammlung, Inv.-Nr. Aeg 769 © Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

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UNGLAUBLICH: Die hannoversche Ausstellung „O Isis und Osiris“ gewinnt einen GERMAN DESIGN AWARD 2019 Christian E. Loeben

I

m letzten -Heft wurde von der bereits unheimlich stolz machenden Nominierung gesprochen ... Nun geht der Dank an alle diejenigen -Leser, die uns daraufhin kräftig die Daumen gedrückt haben … es hat gewirkt: Die 2017/18 im Museum August Kestner gezeigte Ausstellung „O Isis und Osiris – Ägyptens Mysterien und die Freimaurerei“ wurde tatsächlich von der internationalen Experten-Jury des GERMAN DESIGN AWARD 2019 mit einem „Special Mention“-Preis in der Kategorie „Fair and Exhibition“ (Messe und Ausstellung) ausgezeichnet! Diesen Preis erhält eine Ausstellung, die mit einer außergewöhnlichen Gestaltung tatsächlich als Publikumsmagnet bezeichnet werden kann. Sie wurde – u. a. auch dank des engagierten

Mitwirkens der hannoverschen Freimaurer-Logen – von über 32 000 Besuchern gesehen, ihre Laufzeit wurde zweimal verlängert und das umfangreiche Begleitbuch erschien – nachdem es sowohl im Museum als auch beim Verlag hoffnungslos vergriffen war – in einer verbesserten und um Fotos der nun prämierten Ausstellung erweiterten Neuauflage. Und ihr Erfolg geht weiter: 2021 wird sie in stark erweiterter Form als große Jahresausstellung im Herzoglichen Museum der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha zu sehen sein! Der GERMAN DESIGN AWARD ist der internationale Premiumpreis des Rates für Formgebung. Sein Ziel: einzigartige Gestaltungstrends zu entdecken, zu präsentieren

Abb. 1: Die offizielle Preisträger-Aufnahme (Foto: GERMAN DESIGN AWARD 2019)

Abb. 2: Urkunde und Trophäe (Foto: Christian Rose, MusAK) 52


lich und nachvollziehbar macht, fasziniert.“ Das Museum ist auf diesen Preis besonders stolz, hat es doch mit der Beauftragung des jungen Gestalters Sebastian Moock, eigentlich noch Student an der Abteilung Design und Medien der Hochschule Hannover, offensichtlich einen guten Griff getan. In Zusammenarbeit mit Jan Linhart, Graffitikünstler aus Hannover, war er maßgeblich an der Ausstellungsgestaltung beteiligt und entwarf auch alle Printprodukte zur Ausstellung. Sebastian Moock hatte sich in Sachen Museumsdesign übrigens durchaus schon dadurch ausgezeichnet, dass er nicht nur die auf den Entwürfen des Künstlers Degenhard Andrulat basierenden Printprodukte zur Ausstellung „Götter, Gärten und Geehrte … unter Bäumen am Nil“ (siehe Nr. 53 S. 15–17) gestaltete, sondern auch das

und auszuzeichnen. Jährlich werden daher hochkarätige Einreichungen aus dem Produkt- und Kommunikationsdesign prämiert, die alle auf ihre Art wegweisend in der internationalen Designlandschaft sind. Der 2012 initiierte GERMAN DESIGN AWARD zählt zu den anerkanntesten Design-Wettbewerben weltweit und genießt weit über die Fachkreise hinaus hohes Ansehen. Mit dem Prädikat „Special Mention“ werden Arbeiten gewürdigt, deren Design besonders gelungene Teilaspekte oder Lösungen aufweist – eine Auszeichnung, die das Engagement von Unternehmen und Designern honoriert. Die Begründung der Jury im Wortlaut ist: „Wie die Ausstellung visuell und inhaltlich die Zusammenhänge zwischen den drei Ausstellungsbereichen verständ-

Abb. 4: Vergrößerter Ausschnitt von Abbildung 3

Abb. 3: Das Museum August Kestner an der offiziellen Preisträger-Wand (Foto: Erik Ulbricht)

Abb. 5: „O Isis und Osiris“ ist omnipräsent bei der Preisverleihungszeremonie (Foto: Sebastian Moock) 53


komplette graphische Konzept zur Tagung „Winckelmann and his Passionate Followers: Queer Archaeology, Egyptology, and the History of Arts 1750-2018“ (s. Nr. 57, S. 4-13) übernahm. An jemandem mit so viel Erfolg – er gewann 2018 übrigens auch zwei wichtige Design-Preise für seine Mitwirkung an der Gestaltung des Hochschul-Magazins „BRASILIA“ – wollen wir in Zukunft natürlich festhalten: Für Hannover soll er nicht nur weiterhin die spezielle Ägypten-Homepage, sondern auch die weltweit erste digitale Komplettbeschriftung einer ägyptischen Dauerausstellung realisieren …

und Trophäen wurden dann zwei Tage später, am 10. Februar 2019, im Rahmen einer großen Feier im Museum August Kestner der Presse und breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Umrahmt vom Klavierspiel von Maxim Böckelmann kamen neben den Museumsleuten, Freimaurern und Preisträgern sowie dem Ausstellungscokurator Florian Ebeling (Universität Heidelberg) auch die Studiendekanin der Abteilung Design und Medien an der Hochschule Hannover, Prof. Anke Bertram, sowie ein weiterer Preisträger des GERMAN DESIGN AWARD 2019 von dieser Hochschule zu Wort: Der Produktdesign-Student Erik Ulbricht gewann ebenfalls „Special Mention“ und zwar für seinen inzwischen bereits zweimal realisierten Entwurf des Pokals der jährlichen Deutsche Tourenwagen-Masters (DTM).

Am 8. Februar 2019 erfolgte schließlich die feierliche Design-Preisverleihung in Frankfurt/Main im Rahmen von „Ambiente“, der größten Konsumgüter-Messe der Welt. Die dort in Empfang genommenen Urkunden

Mit dem Spektrum vom Alten Ägypten über 300 Jahre Freimaurerei bis zum Design für Pokalgewinner mit super-schnellen Autos zeigte sich wieder einmal, dass das Museum August Kestner für viele Bereiche Heimstadt ist und große Bühne bereit hält … und das (wieder einmal) richtig schön zu feiern, ließen wir uns natürlich nicht nehmen! Hier noch einige Links zum weiteren Schmökern: https://bit.ly/2SJAzCc https://bit.ly/2tUy2LC

Abb. 6: Präsentation der Ausstellung im offiziellen Preisträger-Katalog und in der Design-Award-Ausstellung im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst (Fotos: Christian E. Loeben) 54

https://freimaurerei-undaegypten.de/


Abb. 7: Sebastian Moock bei der Feier im Museum August Kestner

Abb. 8: Erik Ulbricht stellt seinen preisgekrönten DTM-Pokal den Gästen der Feier vor

Abb. 9: Siegfried Schildmacher von der hannoverschen Freimaurerloge „Friedrich zum weißen Pferde“ ergreift das Wort

Abb. 10: Die Feiergäste füllen den Saal vor der Alten Fassade des Museums bis auf den letzten Platz (Fotos: Christian Rose, MusAK)

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Clara Passalacqua Biographische Notizen zur Ehefrau des Ersten Direktors des Ägyptischen Museums Berlin Jan Moje

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ngeregt von meiner Mitarbeit an verschiedenen Projekten zur Historie des Ägyptischen Museums Berlin beschäftige ich mich derzeit auch mit dem Gründungsdirektor Joseph Passalacqua als Privatmann. Untersuchungen zu seiner ägyptologischen Tätigkeit und den Problemen mit Lepsius gibt es diverse, jedoch waren bislang kaum Informationen über seine Person selber zu erlangen. Ein Abbild von ihm konnte ich bereits identifizieren (erscheint in der Zeitschrift für Ägyptische Sprache), weitere Studien zu seinen Wohnadressen und seiner Bestattung sind derzeit in Arbeit.

ßen eingestaubt und vollgestellt, dass „man … sich in der Rumpelkammer eines italienischen Antiquars zu befinden“ glaubte. Der endgültige Auslöser war dann ein vollbesetztes Nest mit einer Mäusefamilie, welches dem Hausherrn eines Abends von der Lampe auf seinen Tisch segelte. Nach Brugsch geschah dies während seines eigenen ersten Ägyptenaufenthaltes, der auf 1853/54 datiert. Somit sei es „leicht zu begreifen, daß Gedanken über den Vorzug der Ehe an Stelle der Jung- oder vielmehr Altgesellenwirtschaft in dem Kopfe des würdigen Sechzigers reiften. Er entschloß sich dazu, eine späte Vernunftheirat abzuschließen, trat unter das sanfte Joch der Ehe und fand Dabei stieß ich auch auf Informationen darin sein vermißtes Glück“. Diese Heirat hat zur Ehefrau von Joseph Passalacqua, über dann 1854 stattgefunden. die bislang überhaupt nichts bekannt war. Hier sollen nun erste biographische Notizen Einen Namen oder weitere Details nennt zu ihr präsentiert werden. Brugsch unverständlicherweise nirgends. Allerdings kann man den heute noch vorDie einzigen Angaben zur Heirat Pass- handenen, gedruckten Berliner Adressbüalacquas finden sich in der Autobiographie chern sowie den Unterlagen im Landesarchiv seines Schülers und Bewunderers Heinrich Berlin einige Informationen zur Ehefrau Brugsch, eines der bedeutendsten Ägypto- entnehmen. logen und Demotisten des 19. Jahrhunderts, der diese 1894 unter dem Titel Mein Leben Ihr Geburtsname lautete Clara Maria und mein Wandern veröffentlichte. Zur Ehe Regina Alifeldt. Sie war eine von mehentschloss sich Passalacqua ihm zufolge reren Töchtern des jüdischen Kaufmanns „aus Vernunftsgründen“, was in erster Linie Philipp Abramson Alifeldt und dessen auf dem Bedürfnis nach einer Reinigungs- Ehefrau Susette Alifeldt, Tochter des kraft beruhte. Die Wohnung des Direktors Ober­kantors Aron Beer. Philipp selbst war nach Brugsch nämlich überall derma- wurde am 21.09.1789 in Chodziesen (heute 56


Chodzież, Polen) geboren und lebte seit ca. 1802 in Berlin. 1814 erwarb er das Berliner Stadtbürgerrecht. Philipp handelte mit Baum­wolle, Leinen und Modewaren, 1835 gründete er ein „Institut für die Bekleidung dürftiger Zöglinge der hiesigen jüdischen Gemeinde-Knabenschule“.

lange ­ unverheiratet geblieben war, ist aus den vorhandenen Quellen leider nicht zu entnehmen. Über die Ehezeit als solche, gemeinsame Aktivitäten des Ehepaares Passalacqua oder überhaupt ihr Verhältnis zueinander schweigen die Quellen hingegen völlig. Auch eine Abbildung von Clara habe ich bislang nicht finden können. In den Archiven der St. Hedwigs-Gemeinde, der Passalacqua zugehörig war, ist darüber hinaus auch keine Eheurkunde oder Ähnliches erhalten. Hier möchte ich herzlich A. Bock vom Katholischen Dompfarramt St. Hedwig Berlin für diesbezügliche Auskünfte danken.

Clara wurde am 8. September 1826 um 2 Uhr nachmittags geboren, eine weitere Tochter der Alifeldts namens Jeanette, Kurzform Jenny, (28.08.1820 – 01.10.1908), heiratete 1845 Michael Pollack. Familie Alifeldt wohnte 1844 bis 1853 in der Kleinen Präsidentenstraße 3, danach in der Großen Präsidentenstraße 4, also in unmittelbarer Nachbarschaft zu Joseph Passalacqua, der ebenfalls in der Großen Präsidentenstraße logierte. Somit muss er die Alifeldts gut gekannt und auch gewusst haben, dass hier eine potentielle Ehefrau zu finden sei. Philipp verstarb Ende 1855/ Anfang 1856, da er ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in den gedruckten Berliner Adressbüchern auftaucht, ebenso wenig wie seine Witwe, falls sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch gelebt hat. So hat die Heirat mit Clara also kurz vor dem Tod ihres Vaters Philipp stattgefunden, so dass auch sie nicht mehr separat in den Adresskalendern genannt werden konnte, wie dies später dann für sie als Witwe Passalacquas belegt ist. Offensichtlich hat hier der Vater erfolgreich versucht, die bislang unverheiratet gebliebene Tochter noch vor seinem Tode in eine versorgte Stellung zu bringen, eine für die damalige Zeit nicht unübliche Vorgehensweise. Clara Alifeldt, geboren 1826, war zur Zeit der Heirat 29 Jahre alt, dreißig Jahre jünger als ihr neuer Ehemann. Warum sie für diese Zeit ungewöhnlich

Clara selber taucht erst wieder nach dem Tod ihres Mannes (1865) in den Urkunden auf. So findet sich für das Jahr 1866 der erste Eintrag der Witwe im Allgemeinen Wohnungsanzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, dessen Umgebungen und Charlottenburg. Der Wohnungsanzeiger von 1880 ist dann der letzte, in dem Clara Passalacqua auftaucht, ab 1881 schweigen alle Quellen über sie. Nach Ausweis des Berliner Landesarchivs, wo ihre Sterbeurkunde verwahrt wird, ist sie am 6. Februar 1880 im Alter von 53 Jahren verstorben. Das Ableben meldete auf dem Standesamt Michael Pollack, der bereits o. g. Schwager Claras und Ehemann Jeanette Alifeldts. Somit verstarb Clara Passalacqua rund 25 Jahre nach ihrer Heirat mit dem Gründungsdirektor des Ägyptischen Museums. Aufgrund der Kinderlosigkeit der Ehe endete hiermit die Existenz der Familie Passalacqua in Berlin. 57


Abb. 1: Abschrift des Geburtseintrages von Clara Alifeldt im jüdischen Geburtenregister Berlin AS 858, Doppelseite 6 rechts (Landesarchiv Berlin).

Abb. 2: Der erste Eintrag für Clara Passalacqua im Wohnungsanzeiger von 1866.

Abb. 3: Der letzte Eintrag für Clara Passalacqua im Wohnungsanzeiger von 1880.

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V.I.S.D.P.:

Hildesheimer Museumsverein c/o Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim GmbH Am Steine 1–2 31134 Hildesheim Tel.: +49 5121 9369-24 E-Mail: museumsverein@rpmuseum.de

Mike Berger, Berlin mike.berger@amun-magazin.de

Herausgeber und Redaktion: Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin e.V. Geschwister-Scholl-Straße 6 10117 Berlin Tel.: +49 30 266 42 5029 (Mi 09:30 – 14:30 Uhr) E-Mail: info@vaemp.de

Freundeskreis des Ägyptischen Museums der Universität Leipzig e.V. Goethestraße 2 04109 Leipzig Tel.: +49 341 9737014 E-Mail: fk_aeg.mus@uni-leipzig.de

Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums der Universität Bonn e.V. Regina-Pacis-Weg 7 53113 Bonn Tel.: +49 228 73 75 87 E-Mail: info@verein-ägyptisches-museum.de

Verein der Freunde des Kunsthistorischen Museums Hanuschgasse 3, Stiege 1 1010 Wien, Österreich Tel.: +43 1525 24 6901 E-Mail: freunde@khm.at

Antike & Gegenwart e.V. c/o Museum August Kestner Trammplatz 3 30159 Hannover Tel.: +49 511 168-42120

Lektorat: Erika Böning-Feuß, Berlin erika.boening-feuss@amun-magazin.de

Freundeskreis Ägyptisches Museum Wilhelm Pelizaeus Hildesheim e.V. c/o Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim GmbH Am Steine 1–2 31134 Hildesheim Tel.: +49 5121 9369-0 E-Mail: freundeskreis@rpmuseum.de

Satz und Layout:

Echnaton Museum Minia e.V. c/o Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim GmbH Am Steine 1–2 31134 Hildesheim Tel.: +49 5121 9369-0 E-Mail: echnaton-minia@rpmuseum.de

PRIMUS international printing GmbH Hochstraße 14 56307 Dernbach

Mike Berger, Berlin

Auflage: 3 000

Druck:

Titelbild: Uschebti des Neferhotep © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Isabel Stünkel

Die Verwendung von Texten, Bildern, Zeichnungen oder grafischen Arbeiten jeder Art ist ohne Genehmigung der Herausgeber urheberrechtswidrig und untersagt. Es dürfen weder Auszüge noch Artikel oder Abbildungen jeder Art fotokopiert, vervielfältigt oder elektronisch verwertet werden. Das Scannen von Seiten ohne Genehmigung der Herausgeber ist untersagt. Zitate bedürfen der Genehmigung der Redaktion und der Herausgeber. 59

I M P R E S S U M

Magazin für die Freunde Ägyptischer Museen und Sammlungen

Ausgabe April 2019 Heft-Nr. 58 / 21. Jahrgang ISSN: 2196-8942 (Print) ISSN: 2513-0161 (eBook)



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