GUKKI

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N. 01 / AUTMN 2020

Fashion-Vintage-Mag

Gukk

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ED TOR AL by Anna Pommer

Die erste Ausgabe GUKKI stellt eine Premiere unter den Fashion Magazinen dar und war wahrscheinlich in seiner Form schon längst überfällig. Entgegen der kommerziellen Fashion Magazine, geht es bei GUKKI nicht darum „welche Brand als nächstes gekauft werden soll oder welche eben nicht“. Die Mode selbst steht im Fordergrund sowie ein bewusster Umgang mit ihr. Ich möchte den Leser auf neue Ideen bringen, selbst kreativ zu werden, vielleicht etwas umzudenken und Liebe für Vintage Mode entflammen. Es geht also darum den Käufer nicht zum Kauf zu animieren und damit die Fast Fashion Industrie weiter anzuheizen, sondern neu zu kombinieren, auf die Suche zu gehen und das was einem gefällt wiederum in seiner eigenen Art umzusetzen. Dinge zu tun, zu tragen oder zu konsumieren, hat sich mit den Ansprüchen der Gesellschaft im Laufe der Zeit verändert. Moden sind Momentaufnahmen des kontinuierlichen Wandels und doch wiederholen sich Trends immerwieder. So simpel es klingt, Second Hand ist die Lösung für Umwelt, Kleiderschrank und Geldbeutel. Wenn nicht jetzt umdenken, wann dann?


So viel mehr als ein Trend vintage

07 Honest essential of cosmetics

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for face and body

Männersache – High Heels?

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werdegang

Baskenmütze & Barett a short story

19 Echtfell gegen Kunstfell a short story

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NHALT

Pink

mädchen oder jungenfarbe?

23 shopping with a difference interview

Fashion one hit wonder hollister

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Materialien erkennen guide der stoffe

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the fashion revolution trends in decades

43 bad fashion decisions one hit wonder

big booty for what? die weibliche Figur

47 Fünf Gründe warum_ second hand die Lösung ist

Grün, grüner – Du? ethisch korrekt?

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61 Nö, lass mal.

petition gegen falsche besteuerung

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throwback

H

st o

r y f rom

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w o n

n a d th en


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vintage

@Harpe‘s Bazaar Ramona Nickl

Vintage, so viel mehr als ein Trend. Wer nicht erst seit der omnipräsenten Begeisterung für alles mit dem Siegel Vintage Mode secondhand shoppt, kennt das Gefühl: Wie besonders es ist, wenn man sich mit einem Berg an Motivation durch einen ebenso großen Berg an Kleidung auf dem Flohmarkt wühlt. Wie einzigartig man sich fühlt, wenn man diesen einen neuen Fund zum ersten Mal ausführt und bei der bewundernden Frage auf den Fundort nonchalant erwidern kann: „Das ist Vintage.“ Und wie sehr man seinen Kleiderschrankinhalt wertschätzt, wenn man ganz genau weiß, um welches Schätzchen man wo, mit wem, wie lange gefeilscht hat, um es dann mit pochendem Herzen endlich sein Eigen nennen zu dürfen. Vor allem aber ist Vintage – neben Leidenschaft, Trendbegriff und Shoppingvariante – eines: Der richtige Schritt in einen nachhaltigeren Umgang mit Mode. Ein wachsendes Bewusstsein für diese Notwendigkeit bestätigt auch der Re-Sale Report des Luxus-Online-Shops für Secondhand-Mode, Rebelle: Laut einer Umfrage unter mehr als 2.500 deutschen Kundinnen geben 61 Prozent an, im kommenden Jahr mehr Mode aus zweiter Hand kaufen zu wollen. „Re-sale spielt eine große Rolle für die Kreislaufwirtschaft in der Mode. Konsumenten freuen sich über eine Möglichkeit, ihren CO2-Fußabdruck durch den Kauf von pre-loved Mode zu reduzieren. Auch die Corona-Krise hat das Bewusstsein für ein neues Konsummodel weiter verstärkt: Die Menschen kaufen weniger, dafür aber stärker qualitativ hochwertige Stücke, die sie länger tragen“, sagt dazu Cécile Wickmann, Gründerin und CEO von Rebelle StyleRemains GmbH.

Wieso wir unsere Einstellung gegenüber Mode dringend ändern müssen. Die Mode hat ein Problem – und das sollte uns alle kümmern: Schließlich sind es nicht nur Textilunternehmen, die jährlich Schätzungen zu Folge rund 150 Milliarden neue Kleidungstücke verkaufen, sondern zugleich auch die Konsumenten, die diese kaufen. Doch das ist nicht alles: Statt die neu gekauften Kleider gut zu pflegen und nach dem Kauf möglichst viel und lange zu tragen, ist Kleidung auch 2020 für viele immer noch ein Wegwerfprodukt – laut Textil-Fibel 5 des Greenpeace Magazins landen alleine in Europa pro Jahr 4,3 Millionen Tonnen Kleidung unverwertet auf dem Müll. Und nicht nur das gedankenlose Entsorgen unerwünscht gewordener Jeans, Shirts und Sneaker ist problematisch. Auch die konventionellen Herstellungsweisen von Kleidung sind ein Faktor, weshalb die Textilbranche trotz erster, wichtiger Schritte wie dem Fashion Pact weiterhin zu den größten Umweltverschmutzern der Industrie gehört. Nicht nur türmen sich deshalb beispielsweise in Bangladesh, wo im April 2013 die wohl bislang schlimmste Katastrophe im Zusammenhang mit der Modeherstellung eintrat, als die Textilfabrik Rana Plaza einstürzte und tausende Menschen unter sich begrub, bis heute Berge an Müll aus anderen Fabriken. Nebenbei kontaminieren die für den Färbeprozess verwendeten Substanzen die Gewässer und vergiften die Gesundheit der Menschen, die unter teils fragwürdigen Bedingungen arbeiten müssen – das ist der Preis, den andere Menschen bezahlen müssen, für das Bedürfnis der vorrangig westlichen Welt, möglichst schnell die neuesten Trends kaufen und tragen zu können. All diese Tatsachen sind in den vergangenen


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a good

K nd of

generat on


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vintage


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Jahren und Monaten oftmals wiederholt worden, inzwischen (beinahe) allseits bekannt – und dennoch ist es kein Zuviel, erneut zu betonen, dass der Weg in eine nachhaltige, umwelt- und menschenfreundliche Mode noch lange ist. Und dass wir es als Aufgabe von uns allen betrachten sollten, an den gegenwärtigen Umständen dringend etwas zu ändern. Für eine menschenfreundlichere Zukunft und die Bewahrung unserer Natur. Vintage als logische Konsequenz der Mode.

der 2000er gilt: Statt neue Dinge zu kaufen, die auf alt gemacht sind, ist es doch logisch und konsequent, die authentischen Stücke der jeweiligen Zeit zu kaufen und ihnen durch dadurch ein Weiterleben zu ermöglichen. Wer keine Nerven, Zeit oder schlicht und einfach keine Möglichkeiten an seinem Wohnort hat, um Vintage- und Secondhand-Teile auf Flohmärkten, Tauschevents und in Stores zu suchen, findet online eine Alternative – und mit etwas Glück, den richtigen Filtereinstellungen und Geduld auch das ein oder andere seltene Designer-Stück aus einer längst beendeten Zusammenarbeit.

„Bis 2030 sollte jedes fünfte Kleidungsstück aus einem zirkulären Geschäftsmodell stammen.“ fashion on climate-report Doch die Tendenz zeigt glücklicherweise: Die Konsumenten denken um, die Mode tut es auch. Immer mehr Labels bekennen sich zu mehr Transparenz und ergreifen Maßnahmen, um ihre Unternehmen und Arbeit langfristig nachhaltiger zu machen. Darüber hinaus zeigen junge Modelabels, dass faire Mode nichts mehr mit dem Vorurteil Öko zu tun hat – und sich grüne Kleidungsstücke und die High Fashion nicht ausschließen. 2020 machen zugleich Modelabels wie Chloé, Celine oder Givenchy durch ihre Kreationen für Frühjahr und Sommer die Styles der vergangenen Dekaden wieder begehrenswert – wodurch viele Konsumenten ihren Fokus auch auf Secondhand-Kleidung ausweiten. Ob für die Mode der 60er, 70er und 80er Jahre oder jüngere Designs


SHE HAS ONE L FE Our mother natur, our origin. If we would be honest to ourself, any human achievement would not have been possible without her.


We are dependent on her & act as if we were the masters of the universe, the omniscience in creature. We have to wake up. Now! – You‘re Welcome.


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generation

Männersache – H gh Heels? @Vice Stefanie Katzinger Es gibt kaum ein anderes Mode-Accessoire, das so sehr mit dem gesellschaftlich geprägten Bild einer typischen Frau assoziiert wird, wie High Heels. Sex and the City erhob den diesbezüglichen Schuhtick zur Religion und sogenannte Frauenmagazine werden niemals müde zu erklären, wie sich mit Stöckelschuhen nicht nur die Beine optisch verlängern oder nahezu jedes Outfit aufwerten lässt, sondern welche elementare Rolle hochhackige Schuhe angeblich im Leben einer Frau spielen sollten. Es liegt vielleicht genau an dieser Fetischisierung, an dieser unmittelbaren Assoziation zwischen High Heels und Weiblichkeit, dass sich so manche Frau offen gegen das Tragen von High Heels ausspricht. Es gab aber Zeiten, in denen High Heels nicht wirklich viel mit der Objektifizierung von Frauenkörpern zu tun hatten. Im Gegenteil: Im mittelalter-

Zwischen Emanzipation & patriachaler Unterdrückung. lichen Mitteleuropa wurden Stöckelschuhe mehr-heitlich von Männern getragen, die vor allem aus Machtgründen auf Absätzen herumstolzierten. Denn tatsächlich signalisierten High Heels über Jahrhunderte hinweg Autorität, Überlegenheit und Prestige. Attribute, die Frauen damals nur in seltenen Fällen zugesprochen wurden — weshalb ihnen in Regionen des mittelalterlichen Zentraleuropas und der Neuen Welt das Tragen der symbolträchtigen Heels verwehrt wurde. Wer sich diesem Verbot widersetzte, machte sich dem Widerstand gegen die patriarchale Repression schuldig. Frauen, die diesem Diktat Widerstand leisteten, stellten unter oft großem Risiko die männliche Deutungshoheit und deren Alleinherrschaftsanspruch infrage und können heute als Pionierinnen späterer Frauenbewegungen betrachtet werden. Die Geschichte

dieses Schuhs, der gleichermaßen eng mit Unterdrückung auf der einen, wie auch mit Emanzipation auf der anderen Seite verbunden ist, begann allerdings nicht in Europa. Die ersten Aufzeichnungen über Stöckelschuhe reichen bis ins alte Ägypten des Jahres 3500 vor Christus zurück. Einigen Historikern und Historikerinnen zufolge waren es vermutlich persische Soldaten, die die Mitteleuropäer etwa 5.000 Jahre später zu der Mode inspirierten. Diese Reiter bestritten ihre Kämpfe mit Pfeil und Bogen und mussten zwecks Treffsicherheit fest in ihren Sätteln stehen. Um sich dazu optimal in die Steigbügel einhaken zu können, trugen sie an ihren Schuhen zentimeterhohe Absätze. Der intensive Kulturaustausch mit Persien um 1600 ermöglichte dann den Stöckelschuh-Boom am männlich dominierten Parkett Mitteleuropas.


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Während also im 21. Jahrhundert ein Mann in High Heels mit homophober Diskriminierung und vielleicht sogar Gewalt konfrontiert ist, wäre er vor ein paar Jahrhunderten als heißer Statusträger bewundert worden — denn damals dienten Stöckelschuhe primär den Machos von Welt als dekadentes Modestatement. So kam es auch, dass sich der wohl trendigste unter den französischen Königen, Ludwig XIV., von seinem Hofschuhmacher eigens hohe Absätze anfertigen ließ. Nicht nur als extravagantes Stilmittel, sondern vor allem als Zeichen der Abgrenzung, waren seine Heels dabei mit rotem Leder gesäumt. Per Erlass beschränkte er das Tragen der Stöckelschuhe exklusiv für die Aristokratie. Der Historiker Philip Mansel schreibt, dass die damals noch sündteure rote Farbe abgesehen vom Wohlstand auch zum Ausdruck gebracht habe, dass der Adel schlichtweg nicht im Dreck gehen musste. Außerdem soll die Farbe für das Blut und die Bereitschaft gestanden haben, dass man allzeit dazu gewappnet sei, die Feinde des Staates mit Füßen nieder zu schmettern. Je höher der Schuh dabei hinauf reichte, je weiter man sich also vom irdischen Boden und dem Rest der Welt abhob, umso mächtiger war der jeweilige Träger. Daraus folgte, dass sich niemand mit höheren Heels als Ludwig XIV. himself schmücken durfte. Heute sind die roten Sohlen Markenzeichen von High Heels der Marke Louboutin—und repräsentieren angesichts ihrer Preisklasse noch immer eine gewisse Noblesse. Der Effekt von High Heels war damals ähnlich wie heute: Sie ließen einen größer und eleganter erscheinen und sie strahlten aufgrund der Machtsymbolik eine gewisse Sexyness aus. Jahre später suchte Napoleon mit dem Code Civil, alle Symbolismen der Ungleichheit zu verbannen, womit auch die Absätze für jedermann illegal wurden. Spätestens aber seit Hollywood 1950, entwickelte sich dem gegenüber ein regelrechter Stöckelfetisch: Der Stiletto kam auf und versetzte die Welt

in Aufruhr. Als phallisches Sinnbild an ach-so-zarten Frauenfüßen ließ er dieselben gleichsam schlanker und angeblich gefährlicher erscheinen — was sogar ein Verbot des Tragens in öffentlichen Gebäuden nach sich zog. Zugleich fand auch eine geschlechtsspezifisch striktere Trennung statt: Während bei Männern nur noch die Cowboy-Boots mitsamt Absatzhöhe gesellschaftlich akzeptiert wurden, erweiterte sich die Auswahl für Frauen. In den 60er- und 70er-Jahren wurden hohe Schuhe als Ausdruck sexueller Freiheit sowohl für Männer, als auch Frauen tragbar. Ein Trend, der nicht allzu lange anhalten sollte. In der Zwischenzeit verödet der Wes-

nicht bewusst ist. Denn Mode war und ist nicht nur Schutz vor Schmutz und Wetter, sondern auch eine gewichtige Botschaft über die eigene Identität, die einen einflussträchtigen Teil eines jeden gesellschaftlichen Prozesses darstellt. Feministinnen haben in diesem Sinne bereits einige Erfolge vorzuweisen: Sie wehrten sich erfolgreich gegen das Korsett, eigneten sich Hosen, Anzüge, Herrenschuhe und viele andere als männlich geltenden Modestile an. Mit diesen modischen Freiheiten erkämpften sie sich das Wahlrecht, die Entscheidungsfreiheit über ihre Arbeit, ein immer strenger werdendes Sexualstrafrecht und die bis heute konstant erstarkende Bestimmungsgewalt über ihre Körper. Wie auch eingangs erwähnt, kann Mode aber nicht nur befreien, sondern im Umkehrschluss auch unterdrücken. Und das tat sie nicht nur, indem sie bis zur Französischen Revolution die Aristokratie gegenüber dem Pöbel abhob oder Männer gegenüber Frauen, sondern das tut sie zu ähnlichen Zwecken bis heute. Erinnern wir uns beispielsweise an die Filmfestspiele in Cannes 2015, als es bei der Premiere von Carol mehrere Frauen wagten, in flachen Schuhen aufzutauchen. Explizit aufgrund ihrer nicht vorhandenen High Heels wurde ihnen der Zutritt zum Filmfestival verweigert.

ten wieder im reaktionären Saft seiner Verklemmtheit, die vor allem für Männer die Auswahl an Kleidungsstücken und generell an körperlichen Dekorationen limitiert. Während Frauen und Zugehörige anderer Geschlechter bis dato immer wieder modische Normen durchbrechen, sie für sich beanspruchen und damit die Grenzen vorgeschriebener Rollenbilder überwinden, erscheint der modische Horizont für Cis-Männer in unserer Zeit recht begrenzt, die Transformation vom High Heel als Männerschuh zum typisch weiblichen Attribut vollzogen. In der Wahl der Kleidung selbst liegt also Macht, auch wenn man sich ihrer

Während High Heels also durchaus einer Maßregelung gegenüber Frauenkörpern gleichkommen kann, vereint ihr Bedeutungsspektrum historisch betrachtet viel mehr: und zwar ebenso Macht wie auch Unterdrückung, Sex wie Aggression, Praktikabilität wie Ästhetik. Bis heute können High Heels alles auf einmal oder auch nur einzelne Aspekte davon vermitteln. Ihre Trägerinnen pochen dabei aber zu recht vor allem auf eines: Die Freiheit, sich selbst dafür oder dagegen zu entscheiden.


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Baskenmütze & Barett @Vice Alice Newell-Hanson

Das Barett steht erstaunlicherweise gleichzeitig für französische Schlichtheit und künstlerische Komplexität, für militärische Autorität und revolutionäre Ideologie. Erste Spuren des Baretts finden sich um 1500 v. u. Z. bei den alten Griechen auf Kreta. Seither ist die Mütze fester Bestandteil der europäischen Garderobe, und zwar vor allem in den Pyrenäen, wo Schäfer die Baskenmütze seit Jahrhunderten tragen. Ihr militärischer Touch geht auf die Chasseurs Alpins, die französischen Gebirgsjäger, zurück: Sie machten das Barett 1889 zum Teil ihrer Uniform und einige Militäreinheiten folgten der Idee, da das Barett ohne Krempe nicht das Blickfeld beeinträchtigt. Ironischerweise waren die berühmtesten Barett-Träger fast allesamt Revolutionäre. Im Jahr 1960 schuf der Fotograf Alberto Korda mit Guerrillero Heroico das berühmteste Porträt von Che Guevara: Er verewigte ihn mit einem schwarzen Barett, auf dem ein Generalsstern prangt. Diese Aufnahme, die heute zahllose T-Shirts ziert, machte das Barett endgültig zum Symbol des Widerstands. In den 60ern nutzte auch die Black Panther Party die Macht der Baskenmütze und machte sie zum Teil ihrer Uniform: schwarzes Barett, schwarze Hose, schwarze Lederjacke. Die puerto-ricanische Young Lords Party in New York trug violette Barette, und die Brown Berets der radikalen Chicano-Bewegung benannten sich sogar nach ihrem Erkennungszeichen. Als Beyoncé 2016 in der Superbowl-Halbzeit-Show auftrat, trugen ihre Tänzerinnen schwarze Barette als Hommage an die Panthers - und erhoben ihre Fäuste zum Black-Power-Gruß. Daraufhin bezeichnete der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani den Auftritt als Angriff auf die Polizei. Polizisten im ganzen Land protestierten, andere Zuschauer lobten hingegen

die solidarische Geste der Pop-Ikone mit der Black Lives MatterBewegung. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund ist es verständlich, dass das Barett wieder in Mode ist. Konfrontiert mit der andauernden Polizeigewalt in den USA und dem Aufstieg der neuen Rechten schaffen wir eine neue Ästhetik für eine neue Revolution.


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Echtfell gegen Kunstfell

@Vice Alice Hines

Kunstpelz ist nicht nur ein modisches Statement, sondern auch ein politisches. Wenn ein Promi ihn trägt, dann ist klar: sie hat ein Herz für Tiere, aber ist sie nicht auch die Art Mensch, die ihr Rassehündchen zur Pediküre bringt? Kunstpelz ist Teil eines Lebensstils von Menschen, die behaupten, genau so viel Wert auf Ethik wie auf Ästhetik zu legen. Sollte das so sein? Acryl, der Hauptbestandteil von Kunstpelz, schadet dem Planeten. In einem Bericht der EU-Kommission von 2014, in welchem neun Faserarten untersucht worden sind, schnitt Acryl mit der schlechtesten Umweltverträglichkeit ab. Woran liegt es, dass Kunstpelz umweltfreund­ lich scheint? Als er bekannt wurde, stellte man die Alternative dazu—echten Pelz— noch aus gefährdeten Tierarten wie Tigern und Jaguaren her. In den 1960ern und 70ern entstand eine enge Beziehung zwischen der Tierrechtsbewegung und Artenschützern. Heute gibt es viele Gruppen wie PETA, die das Töten von Tieren aus jeglichem Grund ablehnen. Anfang der 1990er verhalfen sie mithilfe von Modewerbungen dem Kunstpelz zu weltweitem Erfolg. So kosteten Nerzmäntel 1991 nur noch halb so viel wie in den 80ern. Kanadische Pelzhändler konterten: Pelz sei grün, weil er als Naturfaser biologisch abbaubar sei, von einer nachwachsenden Ressource stamme, wenn man die Tiere fachgerecht halte oder einfange. Synthetikfasern dienten als nützlicher Kontrast, waren sie doch bekanntermaßen

umweltschädlich und nicht erneuerbar. Jedoch geht von einem Pelzmantel eine dreimal so hohe Umweltbelastung als von einem Kunstpelzmantel aus. Da die Kosten von Echtpelz verrückterweise geringer sind, wird tatsächlich hier und da Echtpelz in das Kunstfell gemischt. Auch wenn es eine Kennzeichnungs-Pflicht gibt, fand eine Stiftung Warentest-Probe heraus, dass von 20 Berliner Geschäften, ganze fünf Kunstfellprodukte mit Pelz-Anteil verkauften. Resümierend dazu: Wenn ein umwerfender künstlicher Fuchspelz jemanden davon abhält, einen echten zu kaufen, dann ist das ein Sieg, selbst wenn dadurch auf lange Sicht die Zerstörung des Lebensraums der Füchse vorangetrieben wird. Doch ganzheitlich gesehen sollte jeder seinen Textilverbrauch hinterfragen und bewusster konsumieren. Braucht man jeden Winter eine neue Jacke mit Fellkragen? Und kann ich der Marke trauen?




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generation

Barbie ohne Rosa: GEHT NICHT. Bob der Baumeister in Vollmontur Rosa: SICHERLICH SCHWUL.


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@Vice Abby Moss

Mädchen + Rosa ≠ Blau + Jungen? Von Spielzeug über Tampons bis hin zu Küchendekor — Pink wird seit mehr als Hundert Jahren mit mädchenhaften und femininen Sachen in Verbindung gebracht. Der Farbcode sitzt tief und lässt sich nur schwer durchbrechen. Viele Leute sind der Meinung, dass die Pinkifizierung von Mädchen und der damit zusammenhängende binäre Farbcode — Blau ist für Jungs und Pink ist für Mädchen — altmodisch ist und neu belegt werden muss. Dabei durchlief die Farbe in ihrer Nutzung und Bedeutung einen nicht unerheblichen Wandel. Aus rein ästhetischer Sicht ist Pink einzigartig und unverwechselbar. Obwohl sich die kulturelle Bedeutung der Farbe im Laufe der Zeit verändert hat, bedienten sich sowohl die Modeindustrie, als auch politische Bewegungen und die Soziologie ihrer Aussagekraft. Um den Künstler Yves Klein zu zitieren: „Farben bewohnen einen Raum—sie sind hoch entwickelte Individuen, die ein Teil von uns werden.“ Genauso hat sich Pink immer und immer wieder selbst neu erfunden. Eine Vorstellung davon, wie die Farbe Pink aussieht, existiert bereits seit 800 vor Christus—seit Homer den Sonnenaufgang in der Odyssee als rosenfingrige Morgenröte beschrieb. Die Verwendung des eigentlichen Wortes Pink tauchte erst im 17. Jahrhundert auf, als der griechische Botaniker Theophrastus die Blumen aus der Familie der Nelkengewächse mit den rötlich gerüschten Enden Pinks nannte. Später, in der frühen Renaissance, wurde Christus auf Bildern in Pink dargestellt, da die Farbe mit Unschuld und dem Schoß der Mutter assoziiert wurde. Genauso wurde auch die Göttin Venus, die Matriarchin der Liebe und des Verlangens, mit strahlender Haut dargestellt, die zu dieser Zeit mit Pink gemalt wurde. Erst im 18. Jahrhundert läutete das Rokoko eine neue prächtige Pink-Ära ein. Um 1758 stellte die französische Porzelanmanufaktur Sèvres eine

Glasur namens Rosé Pompadour her — vermutlich benannt nach Madame Pompadour, der offiziellen Mätresse von König Louis XV, deren Lieblingsfarbe angeblich Pink war und die deutlich zur Popularität der Farbe beigetragen haben soll. Zudem ist es einer der frühesten Verweise darauf, dass Pink als feminine Farbe galt. Die Verbindung ist wichtig, dennoch wurde mit der Farbe während dem Rokoko auch Frivolität, Verführung und Korruption assoziiert, was sich wiederum darauf ausgewirkt hat, wie das komplette weibliche Geschlecht wahrgenommen wurde. Im frühen 19. Jahrhundert wurden helle Farben mit dem Exotischen und Tropischen in Verbindung gebracht und ein strahlendes Pink galt als luxuriöse Farbe. Die zufällige Entdeckung chemisch synthetischer Färbetechniken im Jahr 1856 verhalfen der Farbe zu ihrer vollen Kraft und ermöglichten es Designern, ihre Kleider in kräftige Farben zu tauchen. In der westlichen Kultur wird Pink vor allem als konträrer Farbentwurf zum vermeintlich maskulinen Blau gesehen. In Amerika, kurz vor dem zweiten Weltkrieg, war der binäre Farbcode allerdings genau andersherum: Pink war für Jungs und Blau für die Mädchen. Angeblich lag diese Verständnis in der Farbsymbolik des frühen 18. Jahrhunderts begründet, wo Rot ein Zeichen für Wohlstand und Männlichkeit war und vorwiegend von Männern getragen wurde. Damals wurden Jungs traditionsgemäß wie eine Miniaturversion ihrer Väter angezogen; und nachdem Pink ein Farbton von Rot ist, trugen kleine Jungs oft Pink. Es gibt unzählige Theorien darüber, wie und warum Pink in unserer Gesellschaft als feminine Farbe zementiert wurde. Eine Theorie führt auf zu der berühmten Pink-Liebhaberin First Lady Mamie Eisenhower zurück, die verrückt nach der Farbe war. Beispielsweise trug sie


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1951 zum Einführungsball des Präsidenten ein komplett rosarotes Kleid mit über 2.000 Strasssteinen. Man sagt auch, dass sie das gesamte Weiße Haus mit so viel Pink dekoriert hätte, dass die Reporter es nur noch den Pink Palace nannten — und all die amerikanischen Hausfrauen taten es ihr gleich. Das sogenannte Mamie Pink war irgendwann überall — vor allem in der Konsumkultur — als pinke Haushaltsgeräte, pinke Telefone, pinke Kleidung und pinkes Spielzeug den Markt überschwemmten und — wie erwartet — vor allem für Frauen und Mädchen beworben wurden. Als eine Ehefrau in Kriegszeiten repräsentierte Mamie den Inbegriff einer braven, pflichtbewussten Hausfrau, welche zum Sinnbild der amerikanischen Frau der 50er-Jahre wurde.

ACT UP das Dreieck als offizielles Logo mit auf und fügte die heute weltweit bekannte Botschaft SILENCE=DEATH (dt. Schweigen ist Tod) auf schwarzem Grund hinzu. Bis heute gilt das pinke Dreieck weithin als Zeichen der Solidarität und der Gleichberechtigung der Bewegung der LGBTQIA+ und wird als Zeichen des Stolzes getragen.

Im Laufe der Geschichte wurde Pink immer wieder mit Feminität und Weiblichkeit in Verbindung gebracht — Eigenschaften, die immer wieder fälschlicherweise als Schwäche betrachtet werden. Aus diesem Grund haben viele politische Bewegungen die Farbe Pink aufgenommen und eingesetzt, um ihre Anliegen auch optisch klarzumachen und einen gesellschaftlichen Umbruch zu repräsentieren. Während des zweiten Weltkriegs tauchte das umgekehrte rosa Dreieck, der sogenannte rosa Winkel, zum ersten Mal auf. Die Nazis verwendeten es damals dazu, schwule Männer in Konzentrationslagern zu kennzeichnen. Das pinke Dreieck wurde auf der linken Brust getragen — oft zusammen mit anderen farbigen Dreieckssymbolen mit einer speziellen Bedeutung — und sollte ein Zeichen der Schande darstellen. Später wurde es wieder aufgegriffen. Mit der Spitze nach oben gedreht wurde es während den Protesten in den 70er-Jahren, die den Stonewall-Unruhen folgten, zu einem internationalen Symbol für die Rechte Homosexueller. Im Jahr 1987 nahm die HIV/AIDS-Aktivistengruppe

Es ist also nichts Neues, dass die Farbe Pink mit Feminität verknüpft ist und es scheint, als würde sich die Binarität der Farben weiterhin verändern, während sich auch die Ästhetik und Geschlechteridentitäten weiterentwickeln. Geschlechter können und werden nicht anhand von Farben beurteilt und die Identität und das Potential von Kindern ist weder pink noch blau. Selbst wenn starke Frauen im Laufe der Geschichte Pink bevorzugten, dann war es doch ihre Entscheidung, die der Farbe ihr Selbstbewusstsein verlieh und andere dazu inspirierte, sie sich zu eigen zu machen.




#maskeauf


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old brand hype

@Vice Philin Peters Mein Teenager-Ich war komisch. Es hatte anstrengende Stimmungsschwankungen, Sechsen in Mathe und jede Woche neuen Liebeskummer. Und, es hatte diese eine unerklärliche Obsession: Kleidung von Hollister. Wahrscheinlich weiß jeder, der zwischen 2009 und 2014 ein Teenager war, was ich meine. Die Modekette Hollister, die vor neun Jahren nach Deutschland kam und fünf Jahre lang einen absurden Hype ausgelöst hat. Sie hat uns dazu gebracht, gnadenlos jeden Euro unseres mühsam gesparten Taschengeldes in Kleidung im Surferlook zu investieren, quer durch Deutschland zum nächsten, seltenen Hollisterladen zu fahren, um zwei Stunden in der Schlange vor dem Store zu stehen.

„Ich war einer von euch & ganz vorne in der Schlange.“ Wir ließen Polaroidbilder mit einem der oberkörperfreien Männermodels vor dem Eingang machen. Wir kamen raus mit zahlreichen Tüten, auf denen ein Surfertyp mit Sixpack abgebildet war. Wir kleideten uns von Kopf bis Fuß in Hollister. Wir sprühten uns täglich mit dem süßen Duft des Ladens ein. Wir waren unglaublich cool. Es ist kein wirkliches Wunder, dass Tausende Teenager damals dem Hollisterhype verfallen sind. Vorher gab es ‚George, Gina and Lucy‘, Juicy Couture oder Buffalo. Dann war es Hollister. Das Konzept ist eigentlich

Ich war 9 Jahre später noch einmal bei Hollister und bin endlich erwachsen geworden. sehr einfach: eine junge Zielgruppe, die man gut beeinflussen kann. Attraktive Verkäufer, die man gut anhimmeln kann. Ein fancy Laden, in dem man gut alles verkaufen kann, wenn man es hübsch präsentiert Ich erinnere mich an diese Hollister-Erlebnisse besser als an meine Abiturprüfung. Den Laden, eine geheimnisvolle Holzhütte, riecht man schon aus hundert Metern Entfernung. Davor eine Schlange aus uniformierten Teenagern und genervten Eltern. Wird man nach ewiger Wartezeit in den Store gelassen, kann man ein Polaroidbild mit einem der hübschen Models machen, als wären sie Prominente. Sie begrüßen einen lässig auf Englisch. Der Laden ist abgedunkelt, kaum Licht. Die Farbe der Klamotten erkennt man oft erst richtig, wenn man wieder draußen ist. Gute-Laune-Indie-Musik dröhnt durch Lautsprecher. SurferBoy-Bands singen vom Strand und dem Meer und der großen Liebe. Vor den Umkleiden wird man behandelt wie eine Prinzessin. Alles macht Spaß. Neun Jahre später und ich trage kein einziges Teil mehr von Hollister. Ich war seit sieben Jahren nicht mehr in einem ihrer Läden. Ich bin nicht die Einzige. Wie bei jedem Markenhype folgt irgendwann der bittere Abstieg. Trotzdem bin ich neugierig, was aus dieser Community geworden ist, zu der ich so unbedingt gehören wollte und die meine Teenagerjahre so stark geprägt hat. Neun Jahre später und ich stehe wieder vor einem Hollister-Store. Wie gewohnt ist er in irgendeiner Mall, die gleiche Surferhütte mit der Hollister-

couch vor der Tür. Aber irgendetwas fehlt. Keine nackten Models begrüßen mich – oder sonst irgendwen, weil niemand in einer Schlange steht. Erwartungsvoll schreite ich die Stufen hoch, fühle die Nostalgie. Dann der erste Schock: Es ist hell. So hell, dass es viel zu sehen gibt. Die Klamotten verwirren mich. Ich finde sie langweilig, auf den meisten haben sie sogar das Logo vergessen. Basic Shirts und Jeans. Ich frage den Verkäufer, der mich übrigens nicht mit „Hey, what‘s up?!“ begrüßt hat, wieso es so hell ist. Seit ein paar Jahren gebe es neue Lampen, sagt er. Es gibt jetzt auch XL statt L als größte Größe, zumindest im Onlineshop. Und, es gibt einen Onlineshop. Der Verkäufer, er heißt nicht mehr Model sondern Sales Associate. Er zwinkert und sagt: „Du warst lange nicht mehr hier, oder?“ Er hat mich enttarnt. Betrübt laufe ich durch den Store, bis ich endlich die nostalgische Vertrautheit finde, nach der ich gesucht habe. Eine marineblaue Jogginghose mit dem Hollister-Schriftzug über dem kompletten Bein. Geil. Dazu ein passender marineblauer Pullover mit dem Möven-Logo. Ich sehe Tumblr-Bilder und Starbucks-Frappuccinos vor mir und klemme die zwei Teile unter meinen Arm. Während ich an karierten Hemden und eintönigen Cardigans vorbeilaufe, frage ich mich, wie ich damals übersehen konnte, wie uninspiriert die ganzen Kollektionen waren. Und wie habe ich es geschafft, die ganzen Skandale von Hollister vollkommen auszublenden? Dass CEO Mike Jeffries gesagt hat, er will keine dicken Menschen in


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seinen Shops einkaufen sehen? Dass sein ganzes Konzept unglaublich diskriminierend war? Sexistisch? Rassistisch? Ich wollte so sehr ein Teil dieser coolen Surfer-Community sein. Ich war damals eines dieser Mädchen, die es tatsächlich toll fanden, stundenlang vor den Umkleidekabinen in der Schlange zu stehen. Im Lärm, im Dunkeln. Dann zu warten, bis ein schönes Model meine Kleidungsstücke abnimmt, mich in eine Kabine eskortiert und mich darin einschließt. Ich habe mich selten so besonders gefühlt. Jetzt stehe ich seit zehn Minuten vor den kaum besetzten Umkleiden und warte auf meinen Prinzessinnenmoment. Hinter mir hat sich eine kleine Schlange gebildet. Irgendwann frage ich die Sales Associate, ob sie mir eine Kabine aufschließen kann. Sie schaut mich verwirrt an. Ob ich schon länger nicht mehr hier war? Die Jogginghose und der Pullover sehen an mir aus wie damals. Nur ich sehe mit ihnen fremd aus.

„Ich komme mir wahnsinnig bescheuert vor, mit diesen riesigen Logos an meinem Körper.“ Wie die Mutter von Regina George aus Mean Girls, die um jeden Preis wieder jung sein möchte. Meine Begleitung lacht laut auf, als ich in meinem Hollister-Look aus der Kabine trete. Auch an der Kasse ist es leer. Ich kaufe die Sachen trotzdem, aus Nostalgie, oder mehr: aus dem Wunsch, Nost-

algie zu spüren. Mein Sales Associate von eben fragt mich, ob ich in den Club Cali eintreten möchte. Ein verzweifelter Versuch von Hollister, noch einmal eine Community aufzubauen. Nein, danke. Man reicht mir eine Tüte, auf der natürlich kein Sixpack drauf ist. Die Zeiten sind vorbei. Und ich spüre: nichts. Wer geht heute noch zu Hollister? So, wie es an diesem Tag aussieht: eher wenige. Die Besucher sind gemischt, jung und alt, aber irgendwie sehen sie alle verloren aus. Als hätten sie sich nur hierhin verlaufen, trotten sie durch den Laden. Nirgends streiten sich 13-Jährige um das letzte XS-Poloshirt. Ich suche vergeblich nach meinem Teenager-Ich. Jemand, der mit leuchtenden Augen durch den Store rennt und seine letzten Euro Taschengeld zusammenkratzt. Zeit zu gehen. Ernüchtert sitze ich auf der Hollister-Couch vor dem Store, während sich der Mann neben mir eine Zigarette dreht. Damals hatte ich das Glück, großzügige und verständnisvolle Eltern zu haben, die mir jahrelang diese Jogginghosen und Pullover spendiert haben. Wahrscheinlich dachten sie, ihre Tochter würde es irgendwann von selbst einsehen. Es hat neun Jahre gedauert, aber die Erkenntnis ist definitiv da. Der Glanz ist weg. Was auch immer mich und viele andere Teenager damals begeistert hat, es ist nicht mehr da. Alles ist anders. So muss sich Erwachsenwerden anfühlen.

fash on one h t wonder


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interview

Wie bist Du zu vintage Mode gekommen? Ich bin so reingerutscht, wie ich es mir auch bei vielen Leuten vorstelle. Ich war arm und wollte einfach fantastisch aussehen. Meine Mutter und ich gingen in Secondhand-Läden, verkleideten und probierten uns aus mit den verschiedensten Marken, Materialien, Schnitten und Mustern. Es machte einen heiden Spaß und ließ uns wie reiche Mädchen aussehen und fühlen. Auch auf Flohmärtken stand ich schon öfter als junges Mädchen und habe versucht, mein Zeug los zu werden.

Nur vintage Mode? Ist das überhaupt umsetzbar? Mit 15 verstand ich, dass ich die gehypten (meist Fast-Fashion) Trends auch selbst aus alten Kleidungsstücken zusammenstellen konnte. Trends wiederholen sich und gerade Basics neu zu kaufen ist einfach schlichtweg dumm. Es gibt schon so unglaublich viele produzierte Kleidungsstücke, bei denen ein Anderer nur darauf wartet sie an jemand Neuen weiter zu geben. Deshalb versorge ich meinen Kleiderschrank seit vier Jahren fast ausschließlich aus Secondhand-Fünden. Er ist von oben bis unten mit atemberaubenden Stücken gefüllt und meine Geldbörse mit jeder Menge Scheinchen.

Wie findest Du das perfekte vintage Fundstück? Achte immer erst auf den Stoff, denn gerade die Haptik kann ausschlaggebend für die Qualität des Stoffes entscheident sein. Meist findet sich auch noch eine Materialangabe im Kleidungsstück selbst, das erleichtert die Einordnung. Gerade auf Flohmärkten besuche ich gern die Stände älterer Damen. Sie verkaufen für recht wenig Geld gern mal hochwertige Teile aus ihrer Jugend für kleines Geld und freuen sich immer, einen neuen glücklichen und jungen Abnehmer zu finden. Sowieso: wie schön ist die Vorstellung einem Kleidungsstück neues Leben einzuhauchen, dass bereits wahrscheinlich schon so viel erlebt hat?

Was ist Dein lieblings Vintage-Fund aller Zeiten?

@Vintage Lover Anna Pommer

Es gibt Teile, bei denen ich beim Kauf denke, den Fund schlechthin gemacht zu haben, aber trage es später nie. Und manchmal hängt ein Teil von Anfang an im Schrank um dann von mir ganz neu wiederentdeckt zu werden und dann nicht mehr ausgezogen wird. Oft sind aber ausschlaggebend, der Schnitt, wie er meine Figur umspielt und leider oft auch die Marke. Da die Marke zum einen den Wiederverkaufswert bestimmt, aber auch häufig die Langlebigkeit und das Material. Aber auch schon viele No Name-Artikel haben mein Herz zum schneller schlagen lassen.

Dennoch einen Fehlkauf gemacht? Merke ich nach kurzer Zeit, dass ich ein Teil wirklich nicht trage, hänge ich es erst ein-zwei Wochen beseite. Wenn es mir dann nicht fehlt, versuche ich es direkt weiter zu verkaufen um das Kleidungsstück im Kreislauf zu behalten. Mit den Einnahmen kaufe ich mir dann erst ein neues altes Teil. So hab ich mit meinem brechend vollen Kleiderschrank immernoch ein gutes Gewissen, nicht nur für meinen Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt.

shopp ng w th


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materialien

Mater al en erkennen

Der kleine Guide dich in der Welt der Stoffe zurecht zu finden. Gerade bei second hand Bekleidung fehlt die Materialangabe gerne mal, damit bewusst gekauft & getragen wird, hier ein paar Tipps. Stoffe kĂśnnen aus pflanzlichen, tierischen oder chemischen Fasern hergestellt werden. Dies erkennt man in der Regel nicht so einfach mit einem Blick. Doch es gibt einfache Methoden, um heraus zu finden woraus der Stoff besteht. Mit ein wenig Ăœbung & durch Testen verschiedener Stoffe erkennt man schon bald allein durch das Anfassen, um welches Material es sich handeln kĂśnnte.


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materialien

Baumwolle Beliebt durch seine Hautfreundlichkeit, Atmungsfähigkeit & als nachwachsende Naturfaser bekannt, sollte man beim Kauf auf den Fadenlauf achten. Läuft dieser leicht diagonal, entsteht nach einigem Waschen eine schiefe Seitennaht, die sich nach vorne zieht. Dabei sollte man beim Neukauf wissen, dass allein ein T-Shirt in der Herstellung 4.100 Liter Wasser benötigt & eine Jeans ganze 8.000 Liter. Baumwolle fühlt sich trocken, normal temperiert & gleichmäßig weich an. Die Brennprobe – ein Faden des Gewebes wird entnommen & angezündet – sollte leicht holzig, rauchig riechen, denn es handelt sich um eine pflanzliche Faser. Viskose Die Viskose ist etwas kühler zwischen den Fingern, gleichmäßig glatt sowie sehr weich, fließend & zart. Er besteht aus – mit Chemikalien behandelten – Cellulose, die wiederum aus Pflanzenfasern gewonnen wird. Viskose knittert leicht & läuft 3-5% ein, also nach der Wäsche unbedingt in Form ziehen. Beim Kauf einer Viscoseware immer in das Material hinein greifen & mit der Faust zusammen drücken. Springt es danach einigermassen glatt wieder zurück, ist die Qualität in Ordnung. Bleibt es voller Knitter wie ein Stück zerknüllte Zeitung zurück, sollte man es lieber sein lassen. Modal/Acetat/Triacetat Modal kommt der Viskose nahe, ist jedoch widerstandsfähiger: lässt sich nass nicht so leicht zerreißen & knittert nicht so wie Viskose. Acetat & Triacetat werden oft als Kunstseide verwendet & sind nicht sehr wiederstandsfähig, weder trocken, noch nass. Beide Fasern schmelzen recht schnell, auch schon beim Bügeln. Bei der Brennprobe tritt ein stark stechender Essiggeruch auf, da Essigsäure bei der Herstellung verwendet wird. Wolle Tierisches Haar wird hierbei zu Garnen versponnen & ist wie Seide relativ schwer entflammbar. Sie fühlt sich oft leicht kratzig an, ist meist dicker bzw. voluminöser verwebt. So kann ein Wollstoff sehr viel Wasser aufnehmen, bis er sich überhaupt feucht anfühlt.

Kaschmir Kaschmir Wolle von den in der Mongolie, Iran & China lebenden Kaschmirziegen ist nicht schwer zu gewinnen, sondern wegen ihrer einzigartigen Eigenschaften die hochwertigste „Wollsorte“. Was Kaschmir Wolle von allen anderen Wollarten unterscheidet, ist ihre Feinheit. Mit einem Durchmesser von nur 15 bis 19 Mikrometern haben die Haare gerade mal 1/6tel des Durchmessers eines durchschnittlichen Menschen-Haars. So erklärt sich wohl auch, dass Kaschmir sich leicht anfühlt, aber sechsmal besser Wärme speichert als Wolle. Leinen Der Leinenstoff ist uneben & grober gewebt. Die Fasern des Stoffs werden aus der Flachspflanze gewonnenen & sind sowie stabiler als Baumwolle. Wenn ein Leinenfaden reißt, erhält man ein


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buschiges Schwänzchen, der Baumwollfaden ist immer glatt. Der höhere Preis des Materials entsteht durch den komplizierten Anbau von Flachs. Seide Dieses hochwertige & zart weiche Material hält im Winter warm & im Sommer kühl. Es gibt die verschiedensten Arten von Chiffon, Organza Seide bis hin zu Seidensatin (wobei Satin nicht gleich Seide ist). Daher variieren die Methoden Seide zu erkennen. Entweder etwa durch die Reibeprobe, dabei sollte ein knirschender „Seidenschrei“ zu hören sein oder die Brennprobe, wobei ein Faden des Gewebes entnommen & angezündet wird. Ist die Flamme gelblich/ weiß, brennt nicht allzu schnell ab & riecht nach verbranntem Haar, handelt es sich um Seide. Polyester Eine Chemie- & Mikrofaser aus primär Erdöl, die durch die Wäsche in den Abfluss gelangen, bei einem Fleece-Pulli allein 1.900 Fasern. Positiv ist, die Kunstfaser ist knitterfrei, reißfest, witterungsbeständig & nimmt nur sehr wenig Wasser auf – daher ist es vor allem für funktionale Sportkleidung geeignet & wurde dafür urspünglich auch entwickelt. Eignet sich aber nicht durch die Schwitzgefahr für ein langes Tragen im Alltag. Ein Polyesteranteil in Kombination mit Baumwolle, Wolle oder Viscose lässt das Material nicht so schnell ausleiern oder knittern. Erkennen kann man Kunstfasern darin, dass sie sehr schnell trocknen, sich beim Brenntest wie Plastik verhält & so auch schnell in Flammen aufgeht. Gerade das richtige Mischgewebe kommt Wolle oder Seide nahe, aber ist nicht mehr recyclefähig. Acryl Während Acryl farbechter als Polyester ist, ist Polyester formstabiler. Auch wenn Acryl ähnliche Eigenschaften wie Wolle hat, besteht es aus synthetischen Fasern. So gelangen durch eine 6 Liter Wäsche bis zu 700.000 Mikrofasern im Abwasser. Dazu kommt, dass Acryl nicht gut Wärme & Feuchtigkeit speichert, man friert & müffelt schneller.

Elastan Bei schwarzen Stoffen mit einem 5 % Elasthananteil besteht immer die Gefahr, dass der Elasthananteil schnell ausbleicht, denn Elasthan kann man nicht gut färben. Das sieht man am häufigsten bei schwarzen Jeans. Daher sollte man Kleidung aus dieser Materialkombination nur bei 30 Grad Feinwäsche waschen. Sonst ergibt das nach einigen Wäschen den typischen ausgewaschenen Grauschleier. *weitere Tipps Bei Kleidungsstücken mit Knöpfen ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn sich ein Ersatzknopf findet. Testen Sie bei Hosen und Jacken außerdem den Reißverschluss, ob er sich problemlos öffnen und schließen lässt. Zweiwege-Reißverschlüsse etwa gehen häufiger kaputt. Pilling Gerade bei Kunstfasern ist die Gefahr des Pillings (fusseln) groß. Da hilft entweder ein Fusselrasierer oder auch ein simpler Einwegrasierer, mit denen man die unschönen Knötchen entfernen kann.



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huge f nds Bauchfrei Spaghettiträger Plateau-Sneaker Flannel Cordstoff Sonnenbrille Baguette Tasche Schulterpolster Mom-Jeans


„Vintage Kleidungsstücke zu finden ist immer spannend. Man streift die vollgestopften Kleiderständer entlang. Farben, Muster und Materialien unterscheiden sich bei jedem einzelnen Stück. Und hinter jedem steckt seine ganz eigene Geschichte.“

Mode ist nicht nur eine Ausdrucksform der eigenen Persöhnlichkeit, sondern vorallem auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Veränderungen. Während etwa das 19. Jh geprägt war von großen Klassenunterschieden in der Bekleidung der Bevölkerung, verschwanden diese Unterschiede um die Jahrhundertwende zunehmend. Frauen trugen bereits zu Beginn des 20. Jh kein einschnürendes Korsett mehr und der technische Fortschritt nach dem Ersten Weltkrieg ermöglichte die Herstellung neuer Textilien. Auch die zunehmende Globalisierung hatte einen deutlichen Einfluss auf die Bekleidung. In den 1920er Jahren verschwammen nicht nur die Unterschiede zwischen den Schichten, sondern erstmals auch zwischen den Geschlechtern. Die Kleidung wurde deutlich freizügiger. Mit dem Beginn der Frauenemanzipation änderte sich auch die Frisurenmode, Frauen trugen erstmals kurz geschnittene Haare. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann der wirtschaftliche Aufschwung und die Damenmode wurde wieder femininer. Frauen trugen Kleider und Röcke, die ihre weibliche Figur betonten wie Bleistiftröcke und Petticoats. Das Massenphänomen der Jeans und dem T-shirt kam durch die amerikanischen Besatzer nach Deutschland. Die gesamte Kultur der 60er Jahre ging völlig neue Wege, so fiel in diese Zeit auch der politische Aufbruch der Jugend und die

Hippie Bewegung. Vor allem junge Menschen versuchten sich auch modisch von der Elterngeneration abzulösen. Die Hippie Bewegung brachte nicht nur Schlaghosen und Blumenkleider, sondern auch lange Haare für Männer und Miniröcke und Kurzhaarschnitte für Frauen. Der Hippie Stil hatte sich in den 70er Jahren endgültig etabliert und war im Mainstream angekommen. Bekleidung wurde in den 80er Jahren dann richtig farbenfroh und bunt. Die Silhouetten wurden extrem, sowohl Damen als auch Herren trugen Schulterpolster und Leggings. Während die unterschiedlichen Musikrichtungen die Mode der 90er Jahre beeinflussten. Die Hiphop Bewegung schwappte aus den USA zu uns, der Rock beeinflusste die Männermode mit Flannelhemd sowie enger Lederhose und der Techno brachte Plateauschuhe und den minimalistischen Matrix-Look zu uns. Gerade Bands wie die Spice Girls kombinierten diverse Richtungen und etablierten den „individuellen Look.“


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Das 21. Jh ist geprägt von Wiederholungen. Trends aus frßheren Jahren beeinflussen die Mode & werden bis heute stets wieder neu aufgelegt & interpretiert.


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trends

the fash on revolut on

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halter neckline taillierter rock babydoll dress bow collars miniskirt knee-high boots taillierte flared jeans oversized sunglass plattform heels leather jacket huge shoulder pads dad sneaker

marilyn coco chanel twiggy feminin office look mary quant replaced tights hippie-inspired relaxed hippie vibe disco look punk subculture Thierry Mugler atheletic wear

1880 1883 1986 1989 1990 1990 1994 1997 1998 1999 2000 2001

crop top/cardigan neon colors high leg sportswear faux fur/PUFFĂ„RMEL? minimalsm rave sunglass plaid pattern dr. martens boots logo-manie bucket hat baguette bag denim all over

celebrities & girlbands bright colors & patterns aerobics inspired as protest against fur simpel & clean matrix look grunge/clueless punk/dark wave scene show what you have mod subculture sex & the city britney & justin


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one hit wonder

bad fash on dec s on

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wide-collared shirt patchwork skirt flared jumpsuit pulli Ăźber schultern fallschirmhose pikes / winkle pickers all neon colors at one metallic prints vokuhila frisur rubber bracelets set rock Ăźber hose krepphaar

dackelohrkragen hippie/diy inspired disco fever typisch spieĂ&#x;er mc hammer pants extra lange spitze aerobics inspired new fabrics heute: finch asozial madonna high school musical christina aguilera

1991 1998 2000 2001 2002 2003 2004 2006 2007 2009 2012 2020

too thin eyebrows very wide-leg jeans velor tracksuit fluffies fellstulpen very low-rise jeans von dutch cappie crocs layered polos/shirts button-up vests ed hard print wedge sneakers gesichtsmaske

drew barrymore brand jnco juicy couture cybergoth paros hilton trucker kappe bootsfahrerschuh with popped collar layered over everything tattoo motive mit strass sneaker with heel corona-pandemie


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wieso überhaupt?

Die Geschichte der weiblichen Figur. Auf der Fashion Week 2017 in Paris gehe es laut Rei Kawakubo, Designerin von Comme des Garçons, in ihrer neuen Kollektion um die Zukunft der Silhouette. Anschließend präsentierte sie eine Reihe von Frauen, deren Form mit Isolierschaum komplett verschleiert wurde. Die Kollektion brachte sogar die US Modekritikerin Cathy Horyn dazu, sich die Frage zu stellen: „Möchte Kawabuko damit sagen, dass wir in Zukunft alle schrecklich unförmig sein werden?“ Sie stellte allerdings die falsche Frage. Die Frauen im Auge von Kawabukos trashigen Zyklonen sind nach wie vor gertenschlanke Models – sie betonen ihre eigentliche Figur nur nicht mehr. Man kann nur vermuten, dass unter dieser weißen Wolke mit denselben Haaren wie die Puppe Cynthia aus den Rugrats eine Frau steckt, deren oberste Priorität es nicht ist, ihre weiblichen Reize zur Schau zu stellen. Von den ausladenden Reifröcken von Marie Antoinette über das Skelett-Kleid von Elsa Schiaparelli und Salvador Dali bis hin zu Rihanna bei der Met Gala 2015 – viele der großen Momente der Modegeschichte drehen sich um die Silhouette der Frau. Dabei geht es nicht unbedingt um die tatsächliche Form des weiblichen Körpers, sondern vielmehr darum, wie viel Raum die Frauen einnehmen. Denn jede Veränderung der Silhouette spiegelt auch die Zeit wider, aus der sie stammt. Die erste große Veränderung hinsichtlich der weiblichen Silhouette wurde aus der Not heraus geboren. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden Frauen generell in die Form gezwängt, die eben gerade Mode war. Im Jahr 1917 wurden sie hingegen dazu aufgefordert, sich keine Korsetts mehr zu kaufen, da der Stahl, der in den Korsetts verarbeitet war, zu Kriegszwecken benötigt wurde. Laut dem amerikanischen Nachrichtensender NPR sparte man sich auf diese Weise genug Stahl, um zwei komplette

Kriegsschiffe zu bauen. Hinzu kam, dass es die Frauen sichtlich genossen, zur Abwechslung mal frei atmen zu können. Das dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, warum sie knapp zwei Jahrzehnte lang nicht mehr zu dieser Mode zurückgekehrt sind. Coco Chanel vertrat die Meinung, Frauen hätten es verdient, genauso unbeschwert zu leben wie Männer und setzte sich dafür ein, die moderne Frau mit legerer Kleidung zu versorgen. „Ich habe Frauen ein Gefühl von Freiheit verliehen“, sagte sie. „Ich habe ihnen ihren Körper zurückgegeben – Körper, die bis dahin schweißgebadet waren, wegen all dem Prunk, der Spitze, den Korsetts, den Unterkleidern und den Polstern, die damals Mode waren.“ Chanel kreierte zwei maßgebliche Outfits: den Damenanzug und das kleine Schwarze, die beide locker die weibliche Figur umhüllten. Diehl sieht in dem damaligen Kleidungsstil allerdings eine der größten Ironien der Modewelt der 20er-Jahre: Eigentlich würde man davon ausgehen, dass Frauen in einer Zeit, in der sie mehr Rechte erlangten und unabhängiger wurden, ihre weibliche Figur gefeiert hätten. Doch obwohl die Frauen in den 1920er-Jahren „in der Öffentlichkeit viel selbstbewusster auftraten“, wie Diehl sagt, „trugen sie Kleider, die die Wirklichkeit des weiblichen Körpers verneinten“. Das könnte auch daran gelegen haben, dass Coco Chanel ihren eigenen Komfort immer an erste Stelle stellte – was auch ihre geheime Zusammenarbeit mit den Nazis erklären könnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm dann Christian Dior ihren Platz in der französischen Modewelt. Mit Gürteln um die Taille, Mänteln mit weichen, schrägen und femininen Schultern und einem weiten Rock wurde Diors neuer Look zu einem Skandal. Das lag vor allem an seiner unverhohlenen Missachtung strenger Stoffrationierungen. Als er seine Kollektion 1947 vorstellte, war der Krieg zwar schon seit zwei Jahren


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generation

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wieso überhaupt?

vorbei, doch die Sparmaßnahmen waren immer noch in Kraft. Dior prophezeite einen Wohlstand, der erst noch bevorstand: Frauen, die in einem einzigen Outfit, das ihnen von ihren Ehemännern gekauft wird, wortwörtlich meterweise Stoff tragen, weil sie ja glücklicherweise endlich nicht mehr arbeiten müssen. Während der Weltwirtschaftskrise wurden Frauen zu wichtigen Arbeitskräften und der Zweite Weltkrieg zwang viele von ihnen, männerdominierte Berufe in Munitionsfabriken, beim Geheimdienst oder im Sport zu übernehmen. Als der Krieg dann vorbei war, sehnten sich die Menschen nach einfacheren Zeiten. „Man liest in den Magazinen der damaligen Zeit ganz häufig: ‚Die Frauen werden wieder auf einen Podest gehoben‘“, sagt Diehl. Der neue Look von Dior war eigentlich nichts weiter als eine wieder aufgewärmte Mode und brachte Unterkleider und Konstruktionen wieder, die man eigentlich schon in den 30er- und 40er-Jahren aufgegeben hatte. Dior selbst nannte seine Arbeit „die Rückkehr zum Ideal zivilisierten Glücks“. Chanel war mit ihrer Einschätzung hingegen weniger großzügig. Sie war der Meinung: „Dior zieht Frauen nicht an. Er polstert sie aus.“ Die nächste große Veränderung hinsichtlich der weiblichen Silhouette kam mit der Schauspielerin Mary Tyler Moore. „Ich habe all die anderen Schauspielerinnen gesehen, die in kurzen geblümten Hauskleidern und High Heels staubsaugten“, sagte Moore 1995 gegenüber Terry Gross in der Radiosendung Fresh Air, als sie danach gefragt wurde, was sie über die 60er-Jahre denkt. „Ich habe das nicht so gemacht und ich kannte auch niemanden, der so staubsaugte. Deswegen habe ich mich gefragt, warum wir nicht zeigen, wie es wirklich aussieht. Ich wollte mich in der Sendung so anziehen, wie ich es auch im wirklichen Leben tun würde.“ Die Spon-

soren verloren fast den Verstand. „Sie sprachen immer davon, unten noch mehr abzuschröpfen“, sagte Moore. „Ich nehme an, dass sie damit mein Sitzfleisch meinten und dass man ein wenig zu viel davon sah.“ Der Showrunner Carl Reiner handelte schließlich einen Waffenstillstand zwischen Moores Hintern und den Sponsoren aus: Laura Petrie würde nur einmal pro Folge Hosen tragen. Doch nachdem die Gesellschaft nicht unter dem Gewicht des Hinters einer Hausfrau zusammengebrochen war, erlaubten sie Moore, auch öfter Hosen zu tragen. „Letztendlich trug ich nur noch Hosen“, sagte Moore 2004 gegenüber einer Fernsehzeitschrift. 1975 Zuvor waren breite Schultern und auffällige Krawatten immer das Markenzeichen von erfolgreichen Männern, doch im Verlauf der 80er-Jahre ersetzen Frauen die Krawatte einfach durch auffälligen Schmuck oder einen Schal von Hermès. Ursprünglich hatten Schulterpolster, die als Wattierung in Militäruniformen dienten, einen ganz praktischen Hintergrund. Doch schon seit Ende der 30er- und Anfang der 40er-Jahre wurden sie auch bei Damenanzügen angebracht. Als die Frauen in den 80er-Jahren dann zu arbeiten begannen, kehrten auch die breiten Schultern zurück. „In den 1980er-Jahren drehte sich alles um Volumen“, sagt Diehl. „Die Röcke waren voluminös, genau wie die Schultern und die Haare.“ Die Schulterpolster der Frauen imitierten den breiten Schnitt italienischer Herrenanzüge. Um in der männerdominierten Geschäftswelt Erfolg zu haben, mussten Frauen also einfach nur ein wenig männlicher aussehen. Eine der Frauen, die diesen Kleidungsstil perfektionierte, war Margaret Thatcher. Sie nutzte die kastigen Anzüge, um sich – genau wie Lady


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@Vice Bethy Squires

Macbeth – vollkommen geschlechtslos zu machen. Rosa Schiller Crawhurst beschrieb Thatcher in Oxford Student als „eine Frau, die es ihre gesamte Karriere hinweg schaffte, ihre Kleidung und ihre Accessoires als cleveres Medium zu nutzen, um ihre Macht zu kommunizieren“. Außerdem wurde Thatcher regelmäßig dabei abgelichtet, wie sie sich mit Ronald Reagan einen Wettkampf darum lieferte, wer die breiteren Schultern hatte. Während die Frauen der 80er-Jahre ihrem Geschlecht abschwörten, um an die Macht zu kommen, boten die 90er wieder mehr Möglichkeiten, um sich selbst mit seiner Kleidung in Form zu bringen. Madonna beispielsweise betonte ihre weiblichen Reize, um ihre Silhouette in Szene zu setzen. Jean Paul Gaultiers Kegel-BH, der 1990 für Madonnas Blonde-Ambition-Tour entworfen wurde, wurde bei einer Auktion 2012 für umgerechnet rund 48.800 Euro versteigert. Dieser Trend hat sich zwar nie wirklich durchgesetzt, allerdings ist der Kegel-BH nur eine von vielen Kollaborationen der Sängerin mit dem Designer, der sich mit seiner Arbeit vor allem auf ihre Brüste konzentrierte. Im Jahr 1992 lief Madonna bei einer Benefizveranstaltung von Gaultier neben anderen in Latex gekleideten Stars oben ohne über den Laufsteg. „Heute Abend geht es um Schutz“, sagte Gaultier zu Beginn der Show. „Verwendet Kondome und schützt euch!“ Gaultiers Bustier muss also immer vor dem Hintergrund der damaligen AIDS-Epidemie betrachtet werden. Als Kind fand ich Madonnas kegelförmige Brüste ziemlich erschreckend, was die allgemeine Haltung gegenüber Sex zu Beginn der 90er-Jahre ziemlich gut zusammenfasst. Was die weibliche Silhouette betrifft, überlässt die aktuelle Mode zwischen Sport- und Freizeitbekleidung nicht mehr viel der Fantasie: Bodycon-Bandage-Kleider haben Lycra den Weg in die Alltagsmode gebahnt und der Hintern kam

im neuen Jahrtausend voll zur Geltung. Dank Kim Kardashian wissen wir mittlerweile alle, was Waist Trainer und Butt Pads sind und dank Remy Ma wissen wir, dass Nicki Minaj Po-Implantate hat – und genau hier schließt sich der Kreis. Die weibliche Figur wird damit soweit übertrieben, dass man sich an die Silhouette von viktorianischen Frauen erinnert fühlt, mit dem einzigen Unterschied, dass der ganze Stoff und Tüll von damals durch Kollagenspritzen ersetzt wurde. Doch obwohl diese Körperform laut Diehl „nicht der Mode entspricht“, ist sie trotz allem allgegenwärtig. Was Stars auf Instagram präsentieren, hat mittlerweile denselben Einfluss auf die Modewelt wie das, was in Magazinen abgedruckt wird. Am anderen Ende der Skala gibt es aber auch viele Menschen, die sich komplett außerhalb aller modischen Normen anziehen. „Das ist in vielen Fällen so eine Art antibürgerliche Rebellion“, sagt Diehl. „Die alten Regeln, die festgeschrieben haben, was vorteilhaft aussieht und was nicht, werden damit infrage gestellt.“ Fat Positivity, nicht-binäre Geschlechteridentitäten und andere progressive Ideologien suchen sich darüber ihre eigenen ästhetischen Ausdrucksformen. „Ich bin mit einem Stylisten befreundet, der mir erzählt hat, dass man niemandem mehr sagen kann: ‚Das steht dir nicht‘“, sagt Diehl. In anderen Worten: Die Zukunft der Silhouette wird in Zukunft sehr viel diffuser sein als bisher. Während sich die Gesellschaft immer weiter in sehr spezifische Subkulturen aufspaltet, wird auch Weiblichkeit nicht mehr länger nur durch eine einzige Form definiert werden können. In diesem Jahr werden bei der Met Gala alle Augen auf Kawakubo und Comme des Garçons gerichtet sein. Das alles wird den Moment markieren, in dem einer der größten modischen Regelbrecher wieder einmal Geschichte schreiben wird.


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umdenken

alternative

V!NTAGE

Wir haben es selbst in der Hand.


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vintage

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die lösung

Fünf Gründe warum_ second hand die Lösung ist.

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Eine echte Schatzsuche für Modeverrückte und es gibt noch mehr Gründe dem SecondhandRausch komplett zu verfallen.

Individualität

In Secondhandläden oder Onlineshops gibt es eine bunt zusammengewürfelte Mischung der verschiedensten Teilen. Jedes Stück ist individuell und nicht (mehr) von der Stange. Wir alle träumen doch von Looks und Outfits, die sich von anderen unterscheiden. Diese Läden bieten uns die perfekte Möglichkeit, genau diese zu finden. Unsere Flohmarkt-Schätze können so unseren ganz persönlichen Stil unterstreichen.

Nachhaltigkeit

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Wenn wir öfter mal zu Kleidung aus zweiter Hand greifen, sparen wir die gesamte Produktion ein. Dabei werden nicht nur an Treibhausgasen gespart sondern auch viele Ressourcen. Mit der richtigen Pflege halten unsere neuen Lieblingsstücke auch richtig lange. Beim Trendfaktor müssen wir also auf lange Sicht keine Abstriche machen. Diese Art des Shoppens bietet mindestens genauso interessante Hingucker, wie die herkömmliche.


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Inspirierartion

Secondhandshops und Flohmärkte sind eine super Quelle für Outfit-Ideen. Das große Angebot wirft nur so mit neuen Inspirationen um sich und regt uns an, auch mal neue Dinge auszuprobieren. Die Kunden in Secondhandläden sind nicht selten Modeverrückte und dementsprechend gekleidet. Wir lernen doch gerne von Gleichgesinnten! Und wer weiß, vielleicht sind wir das nächste Mal die heimliche Inspiration für jemand anderen.

Wir sparen Geld

Secondhandklamotten und Accessoires kosten meist nur einen Bruchteil von dem Originalpreis. Zwar zahlen wir bei Secondhandkleidung nochmal die Mehrwertsteuer wie bei neuer Kleidung, dennoch stellen wir uns mit unseren Käufen gegen die Fast-Fashion-Kultur und geben Kleidungsstücken ein längeres Leben, anstatt sie wegzuwerfen! Besonders bei zeitlosen Designer-Stücken können wir richtige Schnäppchen machen. Viele Online-Shops haben sich auf große Marken spezialisiert.

Es gibt so viel Auswahl

Damit meine ich nicht nur das Angebot, sondern auch die verschiedenen Shopping-Möglichkeiten: Der kleine Secondhandshop um die Ecke? Der fancy Vintage-Shop in der Innenstadt? Oder doch lieber Online-Shopping? Unser Offline Shopping kann sogar zu einem richtigen Event werden: Wie wäre es mit einem Flohmarkt-Ausflug am Wochenende oder einer kleinen Tausch-Party unter Freunden.


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die lücke

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„Wir konsumieren und kaufen ohne Ende in Sicht. Wir versuchen die Leere und Sinnloskeit mit Materiellem zu füllen um Glück zu verspüren. Was vor zwei Wochen noch neu war, ist Heute schon wieder veraltet. Gefangen im Kreislauf des Selbstdrucks und Kapitalismus.“ - gedanken


generation

T pps

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„Hier wirst du online und auch offline altes los & kannst neue Lieblingsteile finden.“

selbst einstellen

kleidung, möbel & bücher

vinted (früher kleiderkreisel)

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Plattformen & Shops


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Grün, grüner – Du? @Vice Madeleine Alizadeh

Seit vier Jahren versuche ich, Schritt für Schritt meinen Kleiderschrank etwas ethisch korrekter zu gestalten. Wie das geht, erkläre ich dir heute. Wird auch nicht depri. Versprochen. Sei einfach mal ehrlich zu dir selbst Als ich 16 war, habe ich mich ausschließlich für Jungs, die mich eiskalt ignorierten, interessiert. Jahrelang habe ich die Schuld der Tatsache gegeben, dass ich die Zwei-Stunden-Regel beim SMS-Antworten nicht eingehalten habe oder den zwei Kilogramm, die ich glaubte, zu viel zu haben. Irgendwann – mittlerweile unfassbar weise und in meinen Zwanzigern – beschloss ich, ehrlich zu mir selbst zu sein und mir einzugestehen, dass die Schuld eigentlich nur an mir und meinem Faible für selbstbezogene Muttersöhnchen gelegen ist. Was das mit unseren Kleiderschränken zu tun hat? Wir wissen, was da hängt und wie es hergestellt wurde. Weiß doch jedes Kind. Wir sind einfach leider verdammt gut darin, uns nicht damit auseinandersetzen zu wollen. Genau so, wie wir uns aber irgendwann mal ehrlich eingestehen müssen, dass unsere chronisch überzupften Augenbrauen mit 16 unserer Gesichtsform niemals geschmeichelt haben und dein Dorffriseur Rachels Stufenschnitt nie so wie in Friends hinbekommen wird, so müssen wir uns auch ehrlich eingestehen, dass wir was Textilien angeht, bisher nicht sehr reflektiert gehandelt haben und das ändern sollten. Durchbrich den Bullshit-Zyklus Das Unwort Millennial verursacht bei mir Augenrollen, ich verwende es jetzt trotzdem. Achtung: Millennials versuchen ständig, ein Loch in sich zu füllen. Der Sinn des Lebens wird durch einen Starbucks-Einwegbecher ersetzt und weil der Kloß im Hals, den wir verspüren, wenn wir das Büro betreten und einen Job machen, den wir eigentlich hassen, auch nicht von selbst weniger wird, rennen wir zum Textilschweden und stopfen die tiefe, schwarze Leere mit einem 7er Pack So-


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cken um 7,99€ und der nächsten Kette, die eigentlich so aussieht wie alle anderen, die wir haben. Irgendwann haben wir dann ein First-World-Mini-Burnout, weil unser Kleiderschrank übergeht, schauen ein paar Minimalism-Videos auf YouTube, lesen ein paar japanische Ausmistbücher und sortieren dann 70% unseres Kleiderkastens aus, weil wir den Großteil davon ohnehin nicht tragen. Plötzlich fühlen wir uns dann total gut, erleichtert und zen. Dann beginnt der Bullshit-Zyklus wieder von vorne und kurz darauf geht die Garderobe erneut vor Belohnungskäufen über, die wir nur getätigt haben, weil wir uns wiedermal beschissen und überfordert gefühlt haben. Breaking News: Fast Fashion lebt von diesen Gefühlen. Fast Fashion ist wie Lord Voldemort oder Ursula – sie ist der Wirt unserer Unsicherheit, empfängt sie mit Polyester-Acryl-Mischungen und dem dritten Paar weißer Sneaker. Die Leere in uns, die wir mit schneller Mode und Käufen versuchen zu füllen, macht uns arm und jemand anderen, in einem blank geputzten Hochhaus, sehr reich.

Vier für Eins oder gebraucht Ich weiß, der Gedanke daran, getragene Winterstiefel zu kaufen, ist ungefähr so angenehm wie der Gedanke an Scheidenpilz im Sommer. Doch wenn man als Maßstab für Second Hand nicht die ausgetragenen, maßlos überteuerten Dr. Martens auf dem Flohmarkt im Mauerpark hernimmt, wird man merken, dass es verdammt viel gebrauchte Kleidung gibt, die kaum getragen wurde. Wenn man gebraucht kauft, spart man Geld, entlastet den Zyklus des Textilmülls und irgendwie fühle ich mich auch wie ein süßes, Aas fressendes Nagetier dabei (eine Babymaus zum Beispiel). Wer sich vom Scheidenpilzgedanken nicht trennen kann und die Art von Person ist, die Handdesinfektionsmittel in jeder Handtasche mitschleppt, aber kein Geld für überteuerte, skandinavische Designerkleidung in blassrosa Papiertüten hat, dem lege ich die 4-für-1Regel ans Herz. Statt vier Fast-Fashion-Teilen kannst du einfach ein hochwertigeres Kleidungsstück kaufen, das du dafür vier mal so lange tragen kannst.

Informiere dich Du liest diesen Text, also kannst du lesen. Du hast alle notwendigen Ressourcen, um dich über das, was in deinem Kleiderschrank hängt, zu informieren. Bevor du also das nächste Mal stundenlang vor Tinder rumhängst oder Tierbabys auf YouTube anschaust, informiere dich über die Textilindustrie. Seiten, wie die der Clean Clothes Campaign, oder Filme, wie The True Cost, sind wahre Orakel und auf Blogs wie Peppermynta Mag oder auch dem meinigen kannst du dich stundenlang durch einschlägige Beiträge durchklicken. Wenn du das getan hast, wirst du wissen, dass man für die Produktion eines Baumwoll-T-Shirts so viel Wasser braucht, wie man in zweieinhalb Jahren trinkt und dass du in fairer Mode nicht wie deine Tante Gertrud im Filzmantel mit Bernsteinkette um den Hals aussehen musst. Die Ausrede, dein Hund hätte deine Hausaufgaben gefressen, gilt übrigens nicht.

Sei auch mal ein Arschloch Obwohl ich eine selbsternannte Instagram-Good-Life-Prophetin bin, die high auf Prana ist und sich ausschließlich von vitalisiertem Wasser mit Edelsteinen ernährt, bin ich ab und an ein echt ignorantes Arschloch. Ich trinke mein Heißgetränk manchmal bei Starbucks, fliege viel zu viel mit dem Flugzeug und das Bio der Bio-Avocados macht sie auch nicht besser. Trotzdem kann ich nach vier Jahren sagen: Ich bin nicht mehr das Arschloch, das ich vor 2013 war. Niemand ist perfekt und jeder Babyschritt zählt. Du darfst also auch mal ein Arschloch sein, aber bitte nicht zu oft.


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Unser Gesellschaftssystem ist nicht perfekt, dass war spätestens klar, nachdem wir uns gegen die Tampon-Steuer als Luxusgut gewehrt haben. Und auch die Second-Hand-Besteuerung sollte neu gedacht werden.

Trau dich zu Demonstrieren ohne auch nur aufzustehen.


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@FAZ Theresa Weiß

Mode ist eine ziemliche Sünde. Nach einer vor ein paar Jahren erschienenen Studie der Ellen McArthur Foundation war die Industrie für den Verbrauch von 93 Milliarden Kubikmeter Wasser und 1,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß verantwortlich. Zum Vergleich: Der Luftverkehr erzeugt rund 918 Millionen Tonnen CO2. Im Report Towards the circular economy geben die Autoren an, dass wir derzeit 20 Kilogramm neue Kleidung und Schuhe im Jahr kaufen. Jeder. Und doch nutzen wir vieles davon nicht. Das britische

Sommer, der beim Thema Second Hand vor allem die Umwelt im Blick hat, kennt noch weitere Probleme von Fast Fashion: Die verwendeten Materialien sind oft minderwertig und keine Naturprodukte. „So werden in Deutschland jedes Jahr etwa 6336 Tonnen Mikroplastik bei der Textilwäsche freigesetzt.“ Damit Mode kein Wegwerfartikel mehr ist, fordert sein Verband darum, Produzenten in die Verantwortung zu nehmen, was die Entsorgung und Sammlung betrifft, und außerdem ein verpflichtendes Ökodesign für neu produzierte Ware festzulegen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber die Wiederverwendung. Selbst, wenn sich jemand entschließt, getragene Kleidung in die Altkleidersammlung zu geben, ist damit noch nicht garantiert, dass sie wirklich an jemanden weitergegeben wird. Philipp Sommer von der Deutschen Umwelthilfe sagt: „Wir haben in Deutschland hohe Sammelquoten, aber durch den Trend zur Billigmode finden sich kaum mehr Abnehmer für die Ware.“ Kosten und Nutzen stehen kaum im Verhältnis. Denn es ist zeitsowie kostenintensiv, Kleidung aufzubereiten. Jedes Stück muss in die Hand genommen, sortiert, gegebenenfalls weiter transportiert werden. Am besten für die Umwelt ist es, wenn Kleidung, die jemandem nicht mehr gefällt oder zu klein geworden ist, ohne viel Aufarbeitung und Transport weiterverkauft wird. Sie wird gewaschen und in einem Laden für einen niedrigeren Preis angeboten. So werden kaum neue Ressourcen eingesetzt. Doch Sommer sagt: „Second Hand ist bisher vor allem ein Segment für coole Hipster, die 80er-Jahre-Mode tragen wollen.“

Nö, lass mal. Reclycingprojekt Wrap hat erhoben, dass in den Schränken im Vereinigten Königreich Kleidung im Wert von 50 Milliarden Dollar vergessen vor sich hindümpelt und seit mindestens einem Jahr nicht getragen wurde.

Hierzulande sieht es nicht anders aus. In Deutschland fallen jedes Jahr etwa 1,35 Millionen Tonnen Alttextilien an. Davon würden etwa eine halbe Million Tonnen aufbereitet und wiederverkauft, sagt Philipp Sommer, der bei der Deutschen Umwelthilfe für Kreislaufwirtschaft zuständig ist. Eine weitere halbe Million Tonnen wird als Dämmmaterial, Putzlappen oder Malervlies genutzt. „Der restliche Anteil wird nicht getrennt erfasst und vor allem über die Restmülltonne einer Verbrennung zugeführt“, sagt Philipp Sommer, der bei der Deutschen Umwelthilfe für das Thema Kreislaufwirtschaft zuständig ist. Das verschwendet Ressourcen, denn bevor aus Baumwolle ein Shirt wurde, sind viel Wasser, Arbeit und Chemikalien eingesetzt worden. Das aufwendig produzierte Shirt einfach zu verbrennen, ist darum keine nachhaltige Lösung.

Dass Second-Hand-Ware kein Selbstläufer ist, hat auch der Verband Vernetzt e.V. gemerkt. Er setzt sich für die Belange von Second-Hand-Betrieben ein, also nicht nur für getragene Kleidung, sondern auch für Läden, die gebrauchte Elektrogeräte oder Möbel anbieten. Daniela Kaminski ist im Vorstand des Vereins und hat eine Petition gestartet: Sie und ihr Verband fordern, beim Verkauf von Second-Hand-Produkten null Prozent Mehrwertsteuer anzusetzen. Das würde die Geschäfte, die Gebrauchtes verkaufen, stark


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entlasten. Das sei nötig, weil viele Läden schließen müssten: Die Gewinnspanne sei zu niedrig, der Arbeitsaufwand hoch. Kaminski meint, dass es nur gerecht wäre, die Second-Hand-Läden steuerlich zu begünstigen: „Die Second-Hand-Betriebe sind gesellschaftlich wichtig, sie wirtschaften ökologisch verträglich und schaffen Arbeitsplätze für Menschen, die es sonst vielleicht schwerer hätten, eine Stelle zu finden.“ Und es gebe noch so viele weitere Vorteile: Zum Beispiel mache der Verkauf von Ware aus zweiter Hand die Produkte sozialen Schichten zugänglich, die sich sonst weder Handy noch Waschmaschine oder Designer-Pulli leisten könnten. Oder: Je mehr Waren im Kreislauf bleiben, desto geringer sind die Entsorgungskosten für die Gesellschaft. Kaminski glaubt, dass sich das Klima gerade wandelt: Second Hand steht nicht mehr in einer Öko-Ecke, für viele werde es normaler, nachhaltige Materialien zu kaufen. 2018 wurden laut einer Erhebung des Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels zuletzt knapp 14 Millionen Fairtrade-Kleidungsstücke in Deutschland verkauft. Das ist immer noch wenig im Vergleich zur Menge an Mode, die First Hand bei den großen Bekleidungsketten verkauft wird: pro Person etwa 60 Teile im Jahr. Doch der Erfolg ihrer Petition scheint Kaminski Recht zu geben, denn derzeit haben schon mehr als 51.000 Menschen unterschrieben und die Petition dem Wirtschaftsministerium übergeben. Jetzt ist die Politik dran.

schon, doch! Zu verfolgen auch unter: www.openpetition.de/petition/blog/wir-fordern -0-mehrwertsteuer-auf-secondhandkleidung


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polution



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© ANNA POMMER 2021 ALLE RECHTE VORBEHALTEN VERVIELFÄLTIGUNG NUR MIT ZUSTIMMUNG DER HERAUSGEBERIN.



Politik in Fashion

Gesellschaftliche und poltische Entwicklungen haben schon immer großen Einfluss auf die Mode genommen. Wieso dem so ist, an welchen Kleidungsstücken das abzulesen ist und wieso Mode eine größere Macht hat, als die meisten denken würden, wird in der nächsten Ausgabe behandelt.

see you soon in our second edition

next ed t on


Inzwischen gibt es unzählige Labels für Nachhaltigkeit, das Tierwohl oder bloß für das eigene greenwashing der Marke. Welchen man nun trauen kann und für was welche steht, wird mal ordentlich ausgeleuchtet.

Label Irrweg

DIY Ideen

Wenn alte Klamotten nicht mal mehr gut genug für den Altkleiderspende sind, gibt es doch noch einige Möglichkeiten geniale upcycling Projekte draus zu machen. Finde neue Deko-Ideen für umme und die Natur ist auch dankbar.

und so viel mehr zu entdecken...



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