Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliothek; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet 端ber: www.dnb.de abrufbar.
Titel: Hex-Hex-Hexen Prozesse in Deutschland Copyright © 2015 Hexenzeiten-Verlag ein Unternehmen der antizipativen Innovation Dienstleistung- & Handels UG (haftungsbeschränkt & in Gründung)
Alle Rechte des hier vorliegenden Werkes darf nicht in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder durch ein anderes Verfahren) ohne ausdrücklich durch uns erteilte, schriftliche Genehmigung reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden. Verfasser & Autor: Original Texte Herr Nix www.histor.ws hier nochmals herzliches Dankeschön für die freien Verwendung! Verfasser & Autor: Modifizierte Ausgabe Frau Ela Sturm & Andere Umschlaggestaltung: antizipative Innovation – Dienstleistungs‐ & Handels UG (haftungsbeschränkt) Druck & Vertrieb: Deutschland Hexenzeiten-Verlag ein Angebot der antizipative Innovation UG Marketing & Idee & Verlag: www.hexenzeitenverlag.de/vertrieb - Hexenzeiten-Verlag - antizipative Innovation UG. ISBN: 9789 4625 4324 9
Widmung:
Wir widmen dieses Buch allen der Hexenverfolgung zum Opfer gefallenen Frauen, Männer und Kindern, sowie deren Familien! Noch ereignen sich Hexenverfolgungen rund um den Globus. Selbst wir „neu-modernen“ Hexen können heute unseren Glauben kaum frei verkünden, ohne dass wir selbst in unseren entwickelten westlichen Ländern schief angesehen werden. Dies kann nicht sein, dies darf nicht sein und besonderes in unserem Land nicht! Wo bleibt die Glaubensfreiheit?
Danksagung: In erster Linie möchte ich dem Unternehmen antizipative Innovation und deren Mitarbeiter danken, da Sie mir meinen lang gehegten Wunsch erfüllten, und mich als Autorin aufnahmen und mir meine eigenen Webseite und online Shop als Lizenznehmer der tollen persönlichen Astrologie Bücher und damit die Chance zur Selbstverwirklichung gaben! Dann danke ich natürlich noch meinem Mann, Kinder und Familie. Sowie natürlich meinen Lesern! Vielen Dank das Sie mein Buch kauften! Ihre Ela Sturm!
Inhaltsverzeichnis
Seite 5
Vorwort
Seite 8
1. Die Geschichte der Hexen 1.1. Vorwort Hexe sein? 1.2. Europäische Hexenvorstellungen 1.3. Kurz erwähnt „Hexenbräuche“ 1.4. Hexen in aller Welt 1.5. Hexen in außereuropäischen Ländern 1.6. Hexenglauben in westlichen Industrieländern 2. Definition Hexenprozesse 2.1. Was waren Hexenprozesse? 2.2. Merkmale der Zauberhysterie 2.3. Moderne Legendenbildung 3. Zeiträume der Hexenverfolgung 3.1. Verfolgungen im Mittelalter 3.2. Verfolgungen in der frühen Neuzeit 3.3. Massenprozesse
Seite 9 Seite 15 Seite 17 Seite 19 Seite 21 Seite 22
Seite 24 Seite 26 Seite 28
Seite 32 Seite 35 Seite 39 5
4. Wer wurde verfolgt? 4.1. Die Zahl der Opfer 4.2. Uneinheitliche Opfertypik 4.3. Frauen in der Verfolgungszeit
Seite 43 Seite 45 Seite 47
5. Wer führte Hexenprozesse? 5.1. Nützlicher Zauberverdacht 5.2. Bürgerinitiative
Seite 52 Seite 54
6. Gründe der Zauberangst 6.1. Aberglaube als Angstphänomen 6.2. Frühneuzeitliche Logik
Seite 56 Seite 61
7. Verantwortung des Klerus 7.1. Keine Einheit in der Kirche 7.2. Beteiligung von Klerikern 7.3. Weltliche und kirchliche Gerichte 7.4. Die Konfession 8. Video: Hexenfolter Folterdokumentation Bamberg Teil 1 und Teil 2
Seite 64 Seite 66 Seite 68 Seite 72 Seite 76
6
7
Vorwort Liebe Leser, wir freuen uns, dass Sie Interesse an unserem kleinen Buch haben und hoffen, dass wir Ihren Erwartungen gerecht werden. Aber nicht nur dass, nein, wir möchten Ihnen etwas besonders bieten, - den dieses ist das erste Multimedia Esoterik Buch, - so finden Sie am Ende dieses Buches einen QR-Code, wenn Sie diese mit dem QR-Code-Reader einscannen (zum Beispiel der App von Quick Scan) können Sie ganz bequem über dieses Buch die Videos der Foltermethoden Teil 1+2 ansehen. An dieser Stelle möchten wir auch erwähnen, dass wir in unserem Forum ein sehr familiäres Verhältnis zueinander aufgebaut haben. Aus dem Grund werden die meisten Artikel in der „DU“- Form erscheinen. Und nun wünschen wir allen Leser viel Vergnügen beim durchstöbern unserer Zeitung! Ihre Ela Sturm Autorin im Hexenzeiten-Verlag
8
Kapitel 1 Geschichte der Hexen Kapitel 1.1.
Vorwort Hexe sein! Auch hier werden es die meisten gar nicht wissen wollen, wie dass mit der Wahrheit nun mal so ist... All diese Dinge sind unabdingbar um eine Hexe zu sein! Alles andere ist "nur" ein nettes Esoterikhobby - hat aber mit dem echten Hexentum nichts zu tun: Besonders sollten jene Mitmenschen den folgenden Text lesen, die schon irgendwelche dubiosen Einweihungen bekommen haben, und sich deshalb Hexe nennen. Wer nicht umfangreiches Wissen ßber alle Aspekte der Natur hat - ist alles MÜgliche jedoch niemals eine Hexe (oder ein Druide)! Was ist eigentlich eine HEXE bzw. ein HEXER? Kaum ein anderer Begriff ist mit so vielen verschiedenen und zumeist falschen Assoziationen verbunden wie dieses Wort. Das Wort "Hexe" wird zumeist als Schimpfwort verwendet, was sich beim näheren Hinsehen jedoch als ziemlich falscher Gebrauch erweist. 9
HEXE stammt vom althochdeutschen Wort "HAGAZUSSA" ab, was so viel bedeutet wie: "HECKENSITZERIN". (Die Silbe "HAG" findet sich auch in der Hagebutte wieder, der Frucht der Heckenrose) Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Was macht die Hexe in der Hecke? Die Hecke war, und ist, eine Abtrennung zwischen zwei Grundstücken. So hatten unsere mittelalterlichen Vorfahren die Vorstellung, dass auch das "Diesseits" vom "Jenseits" durch eine Hecke getrennt ist. Wobei man auch die Begriffe "Diesseits" und "Jenseits" im mittelalterlichen Kontext betrachten muss! Aus dem Jenseits kommt, so die mittelalterliche Vorstellung, das "höhere" Wissen. Wissen, das nicht jedem zuteil war wie z.B. das Wissen zu heilen, das Wissen über den Lauf der Gestirne, das Wissen um die Heilkraft der Pflanzen, das Wissen um das Wetter usw. Der Begriff "Hexen" oder "Hexer" beschreibt somit Menschen, die über besonderes und dem Menschen nützliches Wissen verfügen. Der Beruf Hexe/Hexer war sehr umfangreich und von der Bevölkerung gefragt und anerkannt.
10
Hexen waren und sind (!) selbständige Menschen, die ihren eigenen Kopf haben und sich nicht gerne zu sehr "kontrollieren" lassen. Der Ruf der Bevölkerung nach der Hilfe von Hexen und deren Unkontrollierbarkeit, waren den Machthabern des Staates selbstverständlich ein Dorn im Auge, was auch die irrsinnige Hexenverfolgung unserer Vorzeit ausgelöst hat. Wenn in weiterer Folge in diesem Text das Wort "Hexe" auftaucht, sind selbstverständlich immer beide Geschlechter gemeint, also auch die männlichen Hexen - die Hexer... Hexen wurden immer gerufen, wenn jemand krank war, wenn ein Kind zur Welt zu bringen war, wenn die Saat nicht aufgehen wollte, wenn die Tiere nicht werfen konnten, und auch dann, wenn es Krisen in menschlichen Beziehungen gab, um nur die bekanntesten Aufgaben der Hexen zu nennen. Hexen waren (und sind) somit z.B. Heiler und können als die Vorgänger unserer modernen Ärzteschaft betrachtet werden. Doch das ist erst der Beginn. Wenn eine Hexe eine Krankheit diagnostizierte (Anatomie; Pathologie) und eine Heilmethode vorschlug, konnte sie natürlich nicht einfach in eine Apotheke gehen und dort die Medizin kaufen. Sie musste sich ihre Heilkräuter 11
selbst pflücken und die Medizin auch selbst herstellen. Somit war eine Hexe zugleich Heiler, Biologe und Pharmazeut. Dies ist jetzt natürlich nur bezogen auf die Tätigkeit der Hexe als "Heilerin"... Auch die Hexen unserer Vorzeit haben sich bei ihrer "Gartenarbeit", wie es auch heute wieder modern ist, nach dem Mond und nach den Planeten orientiert. Eine Hexe hatte jedoch nicht die Möglichkeit eine Buchhandlung aufzusuchen und sich eine Tabelle zu kaufen um zu sehen, in welchem Tierkreiszeichen sich der Mond oder die Planeten gerade befinden. Auch der Zugang zu einem Computer war unseren Vorfahren verwehrt. Das bedeutet, dass eine Hexe zumindest über die Grundlagen der Astronomie Bescheid wissen musste, um Ihre Tätigkeit durchzuführen. Hexen wurden (und werden) natürlich über zukünftige Ereignisse gefragt. Den Menschen in unseren Breiten war es für das Überleben eine unabdingbare Notwendigkeit, über das kommende Wetter Bescheid zu wissen. Hexen konnten diese in die Zukunft gerichteten Fragen über das Wetter sehr gut und treffend beantworten (Stichwort: "Wetterhexe"). Um diese Antworten geben zu können, musste eine Hexe über umfangreiche Kenntnisse der Meteorologie verfügen. Auch als 12
Eheberaterin und bei Lebensproblemen wurden Hexen konsultiert, was natürlich nur dann Sinn macht, wenn sie über die Psyche des Menschen Bescheid wussten... Weiteres seien hier die Aufgabengebiete der Hexen als Priesterinnen bei Geburt, Hochzeit und Tod und bei Anrufungen an die Natur nicht vergessen. Medizin, Anatomie, Pathologie, Biologie (insbesondere Botanik), Astronomie, Meteorologie, Psychologie, "Religion" und vieles mehr sind also die Tätigkeitsbereiche und notwendigen Wissensbereiche der Hexen. All diese Dinge machen die Hexen zu nichts geringerem als den Vorfahren unserer modernen Wissenschaftler. Nackt in der Gegend rum laufen, irgendwelche "Göttinnen" anrufen, sich mit der Natur verbunden zu fühlen und Tee kochen können hat, wie man sieht, absolut nichts damit zu tun was eine echte Hexe ausmacht. Ein wenig "Feng-Shui" und "Reiki" nebst dem Brauen von "Pu-Erh Tee" ist nicht mehr und nicht weniger als ein ESO-Hobby - hat aber absolut nichts mit dem echten Hexentum gemeinsam!!! Diese Menschen haben zumeist ein Selbstwertproblem und wollen unbedingt elitär sein 13
und wichtiger als andere Menschen, ganz nach dem Motto: "Ätsch - ich bin Hexe und du nicht..." Eine echte Hexe stellt ihr Leben in den Dienst der Menschheit und ist immer da, um Hilfe zu leisten und immer bemüht, die Weiterentwicklung der Gesellschaft im ethischen wie auch im intellektuellen Sinn zu fördern. Um echte Hexe bzw. echter Hexer zu werden, muss sehr intensiv gearbeitet werden, und zwar nicht hin und wieder, sondern immer. Hexe zu sein, ist eine Lebensart. Ein Leben als "Wochenendhexe" zu führen, ist neuzeitlicher "esoterischer" Unfug und unbrauchbar... Autorin dieses Artikels ist Maga Mitglied Hexenzeiten Forum
14
Kapitel 1.2.
Europäische Hexenvorstellung Die Hexenvorstellung im europäischen Mittelalter hing von bestimmten Voraussetzungen ab. Dazu zählte die christliche Glaubensvorstellung, dass der Teufel und seine Untergebenen, wie z. B. Dämonen, Inkuben und Sukkuben, wirklich existierten. Sie verfügten über Macht in der Welt und standen in physischer Beziehung zu Menschen, mit denen sie auch Verträge schlossen. Im europäischen Mittelalter hielt man Hexen für Dienerinnen des Teufels. Dafür, dass sie nach vertraglichen Vereinbarungen dem Teufel dienten, erhielten sie angeblich bestimmte Fähigkeiten, vor allem die Macht, Krankheiten zu verursachen, zu heilen oder sie von einer Person auf eine andere zu übertragen. Sie sollten Unwetter hervorrufen, Männer impotent und Frauen unfruchtbar werden lassen und Missernten sowie Unfruchtbarkeit bei Tieren heraufbeschwören können. Man hielt sie für fähig, Liebe mit Hilfe spezieller 15
Tränke wachzurufen, aber auch mit Amuletten und Zaubersprüchen zu zerstören. Sie konnten einer Person Schaden zufügen oder sogar ihren Tod bewirken, wenn sie den so genannten bösen Blick einsetzten oder Nadeln in ein Wachsmodell des Opfers stachen. Ferner glaubte man, sie könnten sich unsichtbar machen und würden auf Besen fliegen. Ihnen wurde auch nachgesagt, dass sie die Zukunft vorhersagen, unbelebte Gegenstände beleben, die Toten wieder beleben, Geister beschwören und sich und andere in Tiere verwandeln können, insbesondere in Katzen und Wölfe (siehe Werwolf). In Märchen und Sagen erscheinen sie häufig als rothaarig, bucklig, dürr, mit Hakennase und Kopftuch, Stock und Katze (siehe Hexe im Märchen).
16
Kapitel 1.3.
Kurz vorweg Hexenbräuche Hier wollen wir nun kurz vorweg auf die Hexenbräuche eingehen, - eine ausführliche Deutung und Beschreibung der Bräuche wird noch folgen! Als der berühmteste „Hexentreffpunkt” im alten und mittelalterlichen Europa gilt der Brocken, der höchste Gipfel des Harz, den Goethe in seinem Faust beschreibt. Die zwei wichtigsten Sabbatfeste fanden in der Nacht vom 30. April (Walpurgisnacht) und in der Nacht vom 31. Oktober (Halloween) statt. Der „Hexensabbat” wurde auch in den Nächten vom 31. Juli (Lammas oder Schnitterfest) und vom 1. Februar (Lichtmess) und wahrscheinlich in anderen Nächten abgehalten. Die christliche Vorstellung eines Hexensabbats speist zum einen aus der Tatsache, dass während des gesamten Mittelalters vorchristliche Fruchtbarkeitsrituale wie Sonnwendfeiern abgehalten wurden, zum anderen aus dem institutionalisierten Antisemitismus der 17
mittelalterlichen Kirche, der die Deutung des j端dischen Sabbats als geheime Ketzertreffen lancierte. Hier sehen wir den Hexenaltar auf dem Brocken
18
Kapitel 1.4.
Hexen in aller Welt Ägyptische Aufzeichnungen berichten von Zauberern und Wahrsagern, die ihre Fähigkeiten von fremden Göttern erhielten. Die ägyptische Darstellung der Begegnung von Moses und dem Pharao zeigt Moses als Hexer und seine Anhänger als Diener eines fremden und abscheulichen Gottes. Demnach sind sie Hexer. In der biblischen Darstellung derselben Episode erscheinen die ägyptischen Experten, die mit Moses wetteifern, als böse Zauberer. Die biblische Anordnung „Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen” (2. Mose 22, 17) lieferte eine der wichtigsten Rechtfertigungen für die Hexenverfolgungen in späterer Zeit. Ein noch früheres Verbot der Hexerei enthält der Kodex Hammurapi. Auch in den antiken Kulturen Griechenlands und Roms spielten Hexen und Magier eine bedeutende Rolle. Thessalien in Griechenland galt als Zentrum der Hexenkunst. Die erste systematische Hexenverfolgung ist aus dem Jahr 367 n. Chr. überliefert und erfolgte auf Anordnung des römischen Kaisers Valerian. 19
In ihrer Anfangszeit war die christliche Kirche tolerant gegenüber den religiösen Vorstellungen des einfachen Volkes. Personen, denen die Ausübung magischer Praktiken nachgewiesen wurde, mussten lediglich Buße tun. Geistliche, die sich bemühten, die Macht der Kirche zu festigen, versuchten zunächst Konflikte mit den zahlreichen Gläubigen der alten Religionen zu vermeiden, um allmählich mehr Einfluss gewinnen zu können. Deshalb tolerierten sie traditionelle religiöse Praktiken und nahmen, zuverlässigen Aufzeichnungen zufolge, häufig selbst daran teil.
Kapitel 1.5.
Hexen in außereuropäischen Ländern In einigen nichtwestlichen Gesellschaften haben Hexen oder Hexer, auch Schamanen oder Schamaninnen genannt, eine gesicherte und unangefochtene Stellung in der Gemeinschaft inne, so etwa bei den meisten Ethnien des zirkumpolaren 20
Raumes. Es wird angenommen, dass sie ihre Macht von Geistern erhalten, die von der Gemeinschaft verehrt oder zumindest gefürchtet werden. Personen, die Zugang zu der Geisterwelt haben sollen, werden mit Ehrfurcht oder Furcht angesehen. Der Voodoo auf Haiti und in anderen lateinamerikanischen Ländern kann als eine Form der Hexerei betrachtet werden. In Afrika ist Hexerei ein weit verbreitetes Phänomen. In der Republik Südafrika ist seit Mitte der neunziger Jahre ein regelrechter Hexenwahn entstanden, der dazu geführt hat, dass bereits mehrere Hundert Menschen als Hexer und Hexen verbrannt wurden. In den ländlichen Regionen im Osten Indiens werden seit Jahrhunderten Dians genannte Frauen verfolgt, die aufgrund ihrer übersinnlichen Fähigkeiten für Krankheiten, Tod oder Streitigkeiten verantwortlich gemacht werden. Bei diesen Hexenverfolgungen werden meist auch die nächsten Verwandten der vermeintlichen Hexen ermordet. Seit Mitte der neunziger Jahre haben diese Verfolgungen noch einmal zugenommen, da so genannte Hexen-Doktoren nun verstärkt den allgemeinen Hexenwahn schüren. Aufgrund der schlechten medizinischen Versorgung in der Region, 21
also mangels Alternativen, wendet sich die Bevölkerung an diese Heiler, die bei einem Versagen ihrer Heilkünste die Dians für ihre Fehler verantwortlich machen.
Kapitel 1.6.
Hexenglauben in westlichen Industrieländern In den Vereinigten Staaten hält sich der Glaube an Hexerei besonders in den Südstaaten in relativ isoliert lebenden Gruppen. Bis vor kurzem waren Hexen in einigen Teilen Pennsylvanias, wo noch im 17. Jahrhundert Hexenverfolgungen stattgefunden haben, überaus gefürchtet. In Europa haben besonders die Forschungen der Ethnologin Jeanne Favret- Saada Ende der siebziger Jahre in Westfrankreich neue Erkenntnisse über zeitgenössische Hexenvorstellungen erbracht. Eine Vielzahl neuerer volkskundlicher Monographien aus ländlichen Regionen in ganz Europa zeigt, dass Hexenvorstellungen auch in modernen Gesellschaften weiterleben. 22
In den vergangenen Jahren hat in den modernen Gesellschaften allgemein das Interesse am Okkultismus zugenommen. Das Auftauchen moderner Formen der Hexerei, oft als Wiccakult (abgeleitet von dem altenglischen Wort wicce mit der Bedeutung Hexe) bezeichnet, wird in der Regel einem wachsenden Interesse an alternativen Religionen zugeschrieben. Quellennachweis: Microsoft ® Encarta ® Enzyklopädie 2004. © 1993-2003 Microsoft Corporation.
Ein kleiner Voodoo – Altar 23
Kapitel 2 Definition Hexenprozesse Was waren Hexenprozesse Okkultismus und Geisterbeschwörung hat es gegeben seit es Menschen gibt. Darin wird sich vermutlich auch nichts ändern. Deshalb gibt es immer Menschen, die Angst haben vor der Macht all jener, denen sie okkulte Kräfte oder Verbindungen zu übernatürlichen Mächten zutrauen. Deshalb sind die Zeugnisse über die Verfolgung von Zauberei zeitlos. Sie sind zu finden in der Bibel aus Jahrhunderten vor Christus bis zur Zeit des Neuen Testaments, in Mittelalter und Neuzeit bis in unserer Tage. Schon in der römischen Antike gab es umfangreiche Zauberverfolgungen mit vielen Opfern, darunter vor allem Christen. Auch heute gibt es Zauberverfolgungen, ihre Zentren sind Afrika und Indien. Der letzte moderne europäische Prozess wegen Zauberei nach altem Recht des 17. Jahrhunderts endete 1944 in London mit einem Schuldspruch (Fall Helen Duncan). Der letzte offizielle Gerichtsprozess wegen Zauberei wurde 1979 in Nairobi / Kenia verhandelt. Die westafrikanische Geheimgesellschaft "Kwifon" zum Beispiel hat sich die Ausrottung von Geisterbeschwörern zur Aufgabe gemacht. Regelmäßig gibt es Todesfälle unter Verdächtigten, noch um unsere Jahrtausendwende eine dreistellige jährliche Ziffer. Eine afrikanische Regierung hat 24
Schutzgruppen gebildet, welche die Bewohner der Dörfer vor sich selbst beschützen. Die indische Zauberjagd grassiert vor allem im Norden des Landes, einer strukturell unterentwickelten Konfliktregion mit Grenzstreitigkeiten.
Kapitel 2.2.
Merkmale der Zauberhysterie Als Hexenprozesse oder Hexenverfolgung wird ein europäisches Hysterie-Phänomen bezeichnet, das zwischen 1500 und 1700 etwa 20.000 Todesopfer alleine im Deutschen Reich forderte. Merkmale des zu jener Zeit auch in anderen Ländern verbreiteten Massenwahns waren: a) allgemeine Angst vor Zauberei als Ursache von Elend und Not in schwieriger Zeit, b) streitbare Diskussionen und zahlreiche Druckschriften über die Zaubergefahr, c) ein mächtiger Zeitgeist, in dem widersprechende Meinungen gefährlich waren, d) Verdächtigungen und Denunziationen gegen angebliche Übeltäter, e) Anzeigen vor den Behörden und Gerichten wegen angeblicher Zauberei, 25
f) Massenprozesse gegen Unschuldige und ungerechtfertigte Hinrichtungen. Typisch für jene Verfolgung war auch, dass in Publizistik und öffentlicher Meinung eine einheitliche Vorstellung darüber entstand, was Hexerei sei. Dies ist feststellbar anhand von theoretischen Schriften der Zauberjäger (z.B. Kommissar Schulheiß) sowie im Ablauf der protokollierten Gerichtsverfahren. Das heute so genannte "Konzept der Hexerei" umfasste die Themen a) förmlicher Pakt mit Satan, besiegelt mit dem Teufelsmal auf der Haut (Stigma Diabolie), a) regelmäßige konspirative Treffen der Teufelsdiener (Hexensabbat), b) Pflicht zur wöchentlichen magischen Übeltat, um das Reich Satans auszubreiten, c) geschlechtliche Vereinigung von Menschen und Dämonen, Zeugung von Wechselbälgern, d) Vererbung des Teufelspaktes von Eltern auf die Kinder. Angst vor oder Interesse an Okkultismus, Geisterbeschwörung und Zauberei sind zeitlose und kulturunabhängige Konstanten, die normalerweise keine Opfer fordern. Deshalb sind sie kein typisches Merkmal der sogenannten Hexenjagd. Diese war
26
vielmehr gekennzeichnet durch die ungewöhnliche Dominanz dieser Mythenthemen in der öffentlichen Meinung und die juristische Umsetzung von allgemein verbreiteten Ängsten und Verdächtigungen in offiziellen Massenprozessen und Hinrichtungen. Die sogenannte Hexenjagd müsste korrekterweise als Malefizjustiz bezeichnet werden, dies war auch historisch der authentische Begriff.
Kapitel 2.3
Moderne Legendenbildung Nach gewissen Pausen kehrt das Interesse an der sogenannten "Hexenjagd" wellenförmig immer einmal wieder. Es diente bereits auf unterschiedliche Weise konkreten politischen Interessen. Erstaunlich ist die große Differenz zwischen den Erkenntnissen der Geschichtsforschung und verbreiteten Meinungen heute. Letztere bleiben weitgehend dominiert von den Mythen und Inanspruchnahme des Themas aus Interessen früherer Zeit.
27
Dies liegt sicher auch an der mythischen Atmosphäre von Zauberei und der erotischen Bildmacht von "armen gefolterten Frauen", die auch früher schon kommerziell genutzt wurde in der populären Flugblatt-Literatur. Die Differenz liegt aber wohl noch mehr in gesellschaftspolitischen Interessen begründet, die auch heute mit dem Thema verbunden werden. Der Einsicht in die Ursachen und Hintergründe des realen historischen Phänomens hat das nicht gedient: a) Verfolgungszeit (1550-1650) Im Konfessionsstreit beschuldigten sich traditionelle Kirche und reformatorische Kirche gegenseitig als satanisch und zauberisch. Beide behaupten, die jeweils andere Seite betreibe Zauberei und sei vom Teufel verführt. Dies sehe man daran, dass dort nicht entschieden genug gegen die Hexerei vorgegangen werde. Der Vorwurf war nicht immer unberechtigt, da es tatsächlich im Klerus beider Seiten abergläubische Vorstellungen und Praktiken gab. Diese Einzelfälle waren aber typisch für die Zeit und nicht für die jeweilige Konfession. Protestanten ergänzten ihrer Kritik mit Verdächtigungen symbolhafter Riten und Sakramente der katholischen Kirche als magisch-fetischistische Beschwörungen. b) Katzenjammer (1700-1800) 28
Nach dem Ende der Zauberjagd nahm der Streit zwischen den Konfessionen andere Akzente an. Nun beschuldigten sich beide Konfessionen, die Schuld an den unschuldigen Opfern der Zauberjagd zu haben. Protestanten nutzten vor allem die Tatsache, dass zahlenmäßig mehr Opfer in katholischen Ländern zu finden waren. Verschwiegen wurde, dass dieses Faktum auch kaum verwundern kann, wenn der flächenmäßig und Bevölkerungsmässig größere Teil des Reichsterritoriums zur Verfolgungszeit katholisch regiert war. Die um diese Zeit aufkommende philosophisch-politische "Aufklärung" wiederum war atheistisch und setzte sich für die bürgerliche Selbstbestimmung ein gegen religiöse Autoritäten. Sie nutzte die sogenannte Hexenverfolgung, um gleich alle Kirchen und jede Religion zu verunglimpfen und damit zu beweisen, dass ihr eigener Ansatz fortschrittlicher sei und dringend benötigt werde. c) Staatlicher Kirchenkampf (1850-1945) Ebenso wie die Bedeutung der christlichen Kirchen im modernen Nationalstaat abnahm, wandelte sich die Instrumentalisierung der sogenannten Hexenjagd. Mit dem Aufstieg des protestantisch geprägten Preußens als dominante Macht in Deutschland nahmen Bemühungen zu, den kulturellen Einfluss der katholischen Kirche zu reduzieren. Deren Bindung an eine übernationale 29
Autorität (Papst) war dem modernen Nationalstaat verdächtig. Für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wird von einem Kulturkampf zwischen preußischem Staat und katholischer Kirche gesprochen. Dieses Bemühen reichte bis zu den Maßnahmen des späteren NS-Staates. In ihm richtete die SS eine eigene Forschungsgruppe ein, die zum Zweck der Anprangerung von Religion und Kirche eine heute durchaus nützliche Karteisammlung von historischen Malefizprozessfällen anzulegen begann. d) Kultureller Modernismus (1970- heute) derzeitige mythenhafte Vorstellungen sind geprägt von dem Jahrhunderte langen Missbräuchen und Verzerrungen des Themas. Demnach fanden die Verfolgungen im Mittelalter statt, richteten sich speziell gegen Frauen (Hexen), forderten Millionen von Opfern und wurden von der Kirche organisiert. Nichts davon stimmt. Viel Interesse an einer wahrheitsgetreueren Darstellung der realen historischen Vorgänge besteht jedoch nicht. Denn wiederum wird die Nützlichkeit des Themas für praktische Zwecke erkannt. Feministische Aktivisten nutzen es zur Durchsetzung ihres Machtkampfs um Finanzpfründe und lukrative Posten in Staat und Gesellschaft. Das Vorgehen nahm ursprünglich seinen Anfang im USFeminismus der 1970er Jahre. Dieser ist durch seine traditionelle Ignoranz vor Fakten und mangels 30
kultureller Nähe zu historischen Quellen besonders anfällig für Phantasie schäumende Märchen über die Vergangenheit. Als nützlich für den publizistischen Marktwert des Themas erweisen sich immer wieder die pornographischen Aspekte der traditionellen Legenden, denen nun mit Hilfe psychologischer Argumente verkaufsfördernder wissenschaftlicher Nimbus verliehen wird. Seit einiger Zeit, ab den 1990er Jahren, sind die Kenntnis und das Bewusstsein um die realen historischen Hintergründe der sogenannten "Hexenjagd" deutlich gewachsen. Insbesondere quellenorientierte und detailbewusste Regionalstudien haben dazu einen wichtigen Beitrag geleistet.
Kapitel 3 Zeiträume der Hexenverfolgung
Kapitel 3.1. Hexenverfolgungen im Mittelalter Einordnungen der "Hexenjagd" in das Mittelalter sind inzwischen Tradition. Verbunden damit ist das Werturteil, dass der Verfolgung rückständiges 31
Denken zugrunde liege, welches in der Neuzeit und Aufklärung überwunden worden sei. Das Mittelalter ist nicht nur ein Fachbegriff sondern seit der Aufklärung und europäischen Revolutionszeit auch ein weltanschaulicher Tendenzbegriff. Nachdem neuere statistische Daten einer mittelalterlichen Einordnung der Malefizjustiz entgegenstehen, wird auf andere Weise eine Rettung dieser Vorstellung versucht. Die Zeitgrenze der Epoche wird verschoben mit dem undefinierten Begriff "Spätmittelalter". Manche Beiträge rechnen auch das 17. Jahrhundert noch dazu. Zwar gibt es eine Epochendiskussion und die Grenzen der Zeiträume sind nicht auf ein Jahrzehnt zu fixieren. Doch ist dies keine Rechtfertigung für Beliebigkeit und es hat den Anschein, also ob in diesem Fall aus anderen als sachlichen Motiven an der Zeitskala geschraubt wird. Das Mittelalter ist die Zeit zwischen dem Ende des Römischen Reiches bis zu den Umwälzungen von Reformation, Entdeckung der Neuen Welt und der Buchdrucktechnik. Das Ende des Römischen Reiches wird mit der Reichsteilung im 6. Jahrhundert angesetzt, die Umwälzungen der Neuzeit mit dem 15. Jahrhundert (also Jahre, die mit 14 beginnen). Im Mittelalter wurde oft durch Gottesurteile und Zweikämpfe ermittelt, wer Täter oder Schuldiger 32
war. Verhandelt wurde nach dem Akkusationsprinzip. Das heißt: Erst auf eine Klage hin wurde ein Gericht einberufen, daher das bekannte Prinzip: "Wo kein Kläger, da kein Richter". Verhandelt werden konnte nur konkret angerichteter Schaden. Konnte der Kläger den Zusammenhang zwischen Schaden und Verdächtigem nicht beweisen, so wurde er selbst nach dem Maß der Strafe seiner Anklage verurteilt. Bei den schwer beweisbaren Vorwürfen auf Schadenstiftung durch Zauberei war dies immer zu befürchten, deshalb waren sie selten. Nur das kirchliche Gericht arbeitete nicht nach dem Akkusationsprinzip sondern ermittelte selbständig bekannt gewordene Verdachtsmomente (Inquisitionsprinzip). Es interessierte sich aber nicht für konkrete materielle Schäden sondern für geistliche Verfehlungen wie Häresie und Ketzerei. Klerikern war die Anwendung von Gewalt verboten, auch deshalb konnten geistliche Gerichte keine Strafen an Leib und Leben verhängen. Massenverfolgungen der Zauberei hat es im Mittelalter nicht gegeben. Es sind lediglich einzelne Fälle bekannt, in denen geistliche Gerichte nach dem Inquisitionsprinzip angebliche Zauberei als Gotteslästerung und Götzenverehrung (Idolatrie) verhandelten. Falls es überhaupt zu Hinrichtungen 33
kam, waren diese nur möglich durch Übergabe der Delinquenten an die weltliche Justiz. Auch weltliche Herrscher sahen zum Beispiel Ketzer und Häretiker als Übeltäter an.
Kapitel 3.2.
Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit In der Frühen Neuzeit, ab etwa dem 15. Jahrhundert, kopierte die weltliche Justiz das kirchliche Inquisitionsprinzip und ermittelte durch weltliche Amt Leute der Landesherren bekannt gewordenen Verdacht auf Schadenstaten (Offizialprinzip, Offizialklage). Die Schadenstiftung durch Zauberei wurde als Maleficium bezeichnet, ein Majestätsverbrechen, worauf obligatorisch die Kapitalstrafe (Todesstrafe) stand. Die sogenannte Hexenverfolgung wird also korrekt als Malefizjustiz bezeichnet. Damit waren die Möglichkeit zur privaten Bürger- Anzeige wegen vermeintlicher Zauberei wesentlich vereinfacht worden. Das Prozessrisiko für Bezichtigter war gering, denn die Behörden trugen die Gerichtskosten.
34
Zuständig für Majestätsverbrechen, also Straftaten wie das Maleficium, war das Hochgericht, auch Hochherrengericht genannt. Im Gegensatz zum Marck Gericht (Marthgericht) für Ordnungswidrigkeiten, das in die Zuständigkeit der Städte und Herrschaften fiel, unterstand das Hochgericht für Strafsachen dem Landesherren und seiner Hofbehörde selbst.
35
Haupt des Hochgerichts war der Vogt als Stellvertreter der Landesherren für einen bestimmten Verwaltungsbezirk. Er beauftragte meist den sogenannten Amtmann mit der Ermittlung von Straftaten. Die Ermittlung konnte auf dessen eigene Initiative begonnen werden oder auf Anzeigen von Bürgern. Vorsitzender eines Gerichts wäre eigentlich der Landesherr oder sein Stellvertreter gewesen, also der Vogt. An manchen Orten scheint dieser den Vorsitz aber wieder an den Amtmann delegiert zu haben, womit dann Ankläger und Verfahrensvorsitzender eine Person gewesen waren. Die eigentlichen Urteil er des Hochgerichts waren formal die sieben Schöffen. Die Bestellung zu diesem Amt erfolgte für lange Zeit, meist viele Jahre. Es war ein unbezahltes Ehrenamt, das an vielen Orten reiche Honoratioren unter sich verteilten. Die Inhaber des Amtes waren oft völlig ungebildet und unfähig. Das Verfahren dominierte dann der Amtmann als Ankläger oder andere Amt Leute wie die Kommissare als Spezialermittler, Prozesskostenabrechner und Kontrolleure der Justiz. Gesetzesordnungen für die weltliche Strafjustiz lagen in der Zuständigkeit der jeweiligen Landesherrscher. Manche Landesherren erließen spezielle Mandate und Gesetze gegen die Straftat 36
der Zauberei, so etwa in Bayern, Kur Köln oder Würzburg. Die 1532 veröffentlichte Konstitution Kriminalist Carolina (CCC) Kaiser Karls V. sollte eine reichsweite Angleichung der verschiedenen Landesgesetze ermöglichen. Die Regionalherrscher waren jedoch nicht bereit, sich ihre Jurisdiktion beschneiden zu lassen. Das Carolina trat also nur in solchen Fällen in Kraft, wo es keine eigenen Landesgesetze gab (Subsidiarrecht). Die regionalen Unterschiede der Rechtsordnungen waren nicht bedeutend. Sowohl Carolina als auch die meisten Landesgesetze standen in der Tradition römischer Rechtscodices (CIC) und örtlicher Bräuche. Die Folter (Tortur) als Ermittlungsinstrument war keine Besonderheit der Malefizprozesse. Je nach örtlicher Tradition wurde sie wie in anderen Strafprozessfällen auch eingesetzt. Durch sie sollten Verdächtige dazu verleitet werden, ein Wissen zu offenbaren, das nur der Täter haben kann. Damit wurde im Gegensatz zu den mittelalterlichen Gottesurteilen erstmals eine rationale Form der Tatermittlung angestrebt. Logisches Problem blieb dabei, dass nur ein Täter wissen kann, was Täterwissen ist. Das Gericht hätte also mindestens ebenso viel von der Tat wissen müssen und wäre nach dieser Definition also selbst als Täter entlarvt.
37
Kapitel 3.3.
Massenprozesse Zauberprozesse entwickelten eine Argumentationsmechanik, die aus jedem Verdacht praktisch schon einen Schuldbeweis machte. Gefördert wurden die Massenprozesse durch die Vorstellung, dass mit allen Katastrophen der Frühen Neuzeit das Ende der Zeit angebrochen sei, wie es die Apokalypse der Bibel schildert und dass ein Teufelsbund im Land umgehe, um die Welt zu vernichten. Jeder konnte dessen Mitglied sein. Jeder Zauberverdächtigte vor Gericht musste also nach seinen Kumpanen befragt werden. Die Folter schuf das Instrument, um Straftaten und Schuldige zu erfinden. So wurde es möglich, dass durch bösartige Gerüchte und Strafanzeigen, meist bestimmt zu anderen Zwecken, eine Kette von Ermittlungsverfahren ausgelöst wurde, die immer neue angebliche Zaubertäter produzierten. Die zahlreichen Opfer brutaler Tribunale waren kein Problem in einer Zeit chaotischer Zustände des Dreißigjährigen Kriegs und die von ihm geschaffene Gewöhnung an Tod und Gewalt.
38
Der direkte zeitliche Zusammenhang zwischen dem Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648 und den Massenprozessen der Hexenjagd ist statistisch nachweisbar. Dazu zunächst die Prozesszahlen aus dem katholisch regierten Fürstentum Kur Mainz: :
Daten aus: Pohl, Herbert: Hexenverfolgung und Hexenverfolgung im Kurfürstentum Mainz, 1988, S. 28 f
Kurz vor dem Kriegsbeginn liegt hier die Spitze der Verfolgungen, eine zweite im gleichen Zeitabstand kurz vor dem Ende des Krieges. Wie typisch dieser Verlauf für das ganze Reich und die Malefizjustiz insgesamt war zeigt der Vergleich mit dem protestantisch regierten Fürstentum Thüringen:
39
Daten nach Ronald Füssel. Die Spitze der Verfolgungen deckt sich in Thüringen fast exakt mit dem Kriegsgeschehen und zieht ihre Folgen noch bis zum Ende des Jahrhunderts hin. Der Einbruch zwischen 1640 und 1655 ist mit den Schlachtereignissen in Verbindung zu sehen. Typisch für diesen Bürgerkrieg war ja, dass seine Kämpfe nicht im ganzen Land zugleich waren, sondern regional verschieden auftraten. Der Krieg oder gar der militärische Sieg als protestantisch deklarierter Truppen beendete keineswegs die Malefizprozesse, sondern entzog ihnen am jeweiligen Ort lediglich zeitweise die Verwaltungsinstanzen. Als schwedische Truppen eigene Behörden in ihrem
40
Besatzungsgebiet schufen, fingen dort auch wieder Zauberverfolgungen vor Gericht an. eine Prozesswelle zwischen 1620 und 1640 kann in vielen Regionalstudien als Spitze der Verfolgungen bestätigt werden. Dies war die eigentliche Zeit der sogenannten Hexenprozesse. Der Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg ist nicht zu übersehen. Die Gründe dafür liegen nahe. Er trug zur Brutalisierung der Bevölkerung bei, die oft das Opfer unbändiger Söldner wurde. Das Chaos im Land trug gleichzeitig dazu bei, die landesherrliche Aufsicht zu schwächen und der Willkür der Bevölkerung mehr Raum zu geben. Dies zeigte sich zum Beispiel in Kur Trier und Kur Mainz, wo von Bürgern selbst gegründete "Ausschüsse" nach Faust- und Lynchrecht angebliche Zauberer jagten. Diese Verfolgung schuf zugleich ein emotionales Ventil, das den Eindruck vermittelte, nicht nur Opfer der Zeit zu sein, sondern sich schützen zu können gegen die Mächte des Bösen. Aber auch in formal streng bewahrten Justizen wie der von Thüringen wurde der Verfolgungsdrang in der Bevölkerung wirksam. Nach Meinung einiger Juristen waren in der Kriegszeit schon so viele Menschen umgekommen, dass es auf die Opfer ihrer Tribunale auch nicht mehr ankomme. Ihre persönlichen Motive waren verschieden: Opportunismus, Aberglaube, Karrierewille oder Bereicherungen am Konfiskationsvermögen der 41
Opfer. Der Krieg wurde mit religiösen und konfessionellen Argumenten um profane Ziele geführt. Die Jagd auf angebliche Zauberer bezog auch aus dem Konfessionsstreit der nachreformatorischen Zeit ihre Motive und Argumente. In einer Zeit allgemeiner Konfrontationen und fanatischer Parteinahmen war es ein gefährlicher Luxus, sich eine vom Zeitgeist abweichende eigene Meinung zu leisten. Stimmen der Vernunft hatten zur Zeit der Zauberjagd deshalb keine Chance.
Kapitel 4 Wer wurde Verfolgt?
Kapitel 4.1.
Die Zahl der Opfer Angaben zur Zahl der Opfer mussten aufgrund detaillierter Untersuchungen häufiger korrigiert werden und dies stets nach unten. Die genaue Zahl wird niemals mehr genau ermittelt werden können. Verbreitete Zahlen betreffen entweder einen speziellen Raum oder sind im Fall überregionaler, gar europaweiter Angaben Schätzungen. Über Osteuropa gibt es bislang so 42
gut wie keine gründlichen Studien. Die Schwierigkeit einer überregionalen Opferstatistik liegt abgesehen von noch unerforschten Räumen daran, dass viele Prozessakten in den Jahrhunderten seit der Verfolgung verloren gegangen sind sowie daran, dass die erhaltenen oft schwer zu lesen sind und unsystematische oder flüchtige Aufzeichnungen enthalten. Der Materialschwund gilt als zufällig, so dass die erhaltenen Justizakten als repräsentativer Durchschnitt gelten könnten, der statistische Hochrechnungen zulässt. Doch abgesehen von der Verschiedenartigkeit der Räume und Zeiten ist mindestens im Falle des Verfolgungsortes Bamberg die nachträgliche Fälschung der Gerichtsakten auf Anweisung des Landesherren Fuchs von Dornheim belegt und für etliche Kurkölner Verfolgungsorte gibt es vergleichbare Hinweise. Während sich im 18. und 19. Jahrhundert die Opferangaben noch nach Millionen gegenseitig überboten (Spitzenreiter 20 Mio.), mussten diese Zahlen während der zunehmenden Analyse der Dokumente und Zeugnisse schrittweise immer weiter reduziert werden. Nach heutigem Stand der Kenntnisse gab es schätzungsweise 100.000 Opfer in Europa und 20.000 im deutschsprachigen Raum während einer Zeit von 43
etwa 150 bis 200 Jahren. Die Zahl der Verkehrstoten in der Bundesrepublik Deutschland betrug im Jahr 1975 nach Angaben des Verkehrsministeriums 14870 Opfer, im Jahr 1995 noch immer 9454 Tote. Folglich wurden innerhalb von zwei Jahren in Deutschland ebenso viele Menschen durch den Verkehr getötet wie während der Zauberjagd in einem Zeitraum von 200 Jahren. Die Vergleichbarkeit besteht darin, dass auch in diesem Falle ein menschenbewirktes Problem grundsätzlich bekannt ist, ferner praktisch präsent ist, grundsätzlich eine potentielle Gefahr für jeden darstellt, aber als unvermeidlich angesehen und als beiläufig erachtet wird. So war auch die Haltung der öffentlichen Meinung zur Zauberjagd während der Verfolgungszeit.
Kapitel 4.2.
Uneinheitliche Opfertypik Die Frage nach den Opfern ist vor allem in moderner Zeit wichtig geworden. Wenn eine genaue statistische Darstellung über die 44
Eigenschaften der Opfer verfügbar wäre, könnte man daraus vielleicht Erklärungen für die Verfolgungen ableiten. Waren die Opfer der Zauberjagd Frauen, so wäre das vielleicht eine Frauenverfolgung, waren sie arm, so vielleicht eine Unterdrückung von Armen durch Reiche, usw. Informationen darüber werden gesammelt bei der Durchsichten von Prozessakten und der Auswertung der literarischen Zeugnisse wie Traktaten und Büchern. Die Schreiber der Prozessakten waren jedoch nicht an der Frage nach Opfertypen interessiert. Über Alter, Beruf und Vermögen der Beschuldigten werden selten Angaben gemacht. In Büchern und Traktaten der Verfolgungszeit sind eher Hinweise darauf zu finden, doch diese sind subjektive Urteile, möglicherweise einseitig oder unzuverlässig und nur schwer überprüfbar. Konkrete Zahlen und statistische Daten sind dort ebenfalls nicht zu finden. Diese Beweislage lässt also viel Raum für spekulative Phantasien. Davon wurde auch bereits reichlich Gebrauch gemacht. Die Auswertung der Prozessakten ist noch nicht abgeschlossen. In den Territorien wo dies geschehen ist, ergeben sich insgesamt uneinheitliche Befunde. An einigen Orten wurden mehr Männer, an anderen mehr Frauen Opfer der Prozesse. Mal waren es eher reiche Leute, mal mehr 45
arme, mal eher junge, mal eher alte. Zu den Opfern zählen Priester, Amt Leute, sogar Kinder. Wenn eine Typik erahnt wird, so trifft sie nur für ein spezielles Territorium zu und wird von den Untersuchungsergebnissen aus einem anderen Raum widerlegt. In der Kurkölner Grenzstadt Rheinbach wurden reiche alte Leute typische Opfer der Prozesse, in der Reichsstadt Salzburg waren es hingegen junge Bettler. In der Reichsstadt Köln waren es tendenziell eher soziale Außenseiter, in Thüringen und in Lippe hingegen voll integrierte Bürger und Honoratioren. In Trier und Bamberg wurden Kanzler und Hochschullehrer Opfer des Zauberverdachts. An vielen Orten waren es Amt Leute, Stadträte, Schöffen und reiche Kaufleute. Adelige und Priester wurden ebenso hingerichtet wie Kinder. Selbst den Kaiser des Reiches, Ferdinand I., verdächtigte man - übrigens zu - Recht als Nekromant.
Kapitel 4.3.
Frauen in der Verfolgungszeit Während der Verfolgungszeit gab es eine rege literarische Diskussion über die vermeintliche 46
Zauberei. Solchen Buchzeugnissen sind teilweise zu entnehmen, als ob Frauen spezielles Ziel der Zauberverfolgung waren. So etwa Titel und Inhalt des "Malleus Maleficium", dem Hammer gegen die "Übeltäterinnen". Auch Friedrich Spees berühmtes Werk "Cautio Kriminalist" verwendet die weibliche Genus Form für die Verfolgten (De Processibus Contra Sagas). Dies ist aber nicht typisch für die Zeit. Andere Bücher verwenden die Formulierung "Zauberer und Zauberinnen", auch in der lateinischen Form oder neutrale Bezeichnungen wie "Übeltäter" oder "Maleficanten". Bei der Durchsicht von mehr als 200 Büchern aus der Zeit vor dem Jahr 1700 über das Thema der Malefizjustiz zeigt sich, dass die überwiegende Mehrzahl der Titel nicht speziell auf Frauen gerichtet ist. Dies bestätigt auch der Befund aus Prozessakten. Der Anteil der Frauen unter den Prozessopfern kann örtlich über 80 Prozent liegen, an anderen Orten jedoch unter 30 Prozent. Aus der Reichsstadt Würzburg liegt eine historisch authentische Opferstatistik der dortigen Verfolgungen vor noch aus der Verfolgungszeit von 1627 bis 1629. Unter den 161 meist namentlich erwähnten und näher beschriebenen Opfern beträgt das Geschlechterverhältnis genau 51:49 (männlich: weiblich) 47
Würzburger Datenquelle W. Behringer: Hexen und Hexenprozesse, 1995, S. 251 ff. Seit dem 19. Jahrhundert dominierte die Betonung weiblicher Opfer in der Erinnerung an die Zauberprozesse. Dies hatte zum Teil propagandistische Gründe, da die Kritik an der Malefizjustiz oft Teil politischer Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen oder zwischen Staat und Kirche wurde. Es ist nach derzeitigem Kenntnisstand richtig, dass der weibliche Anteil unter den Opfern der Zauberjagd tendenziell höher lag als der männliche, wie die hier gezeigte, allerdings unbelegte und deshalb nicht nachprüfbare "Weltstatistik" zeigt. Immerhin
48
dokumentiert sie die oft erheblichen Unterschiede in der Gewichtung in unterschiedlichen geographischen R채umen. In Skandinavien und Osteuropa wurden offenbar mehr M채nner als Frauen Opfer des Zauberverdachts.
Weltstatistik" aus: B.P. Levack: Hexenjagd, 1995, S. 133.
49
Einigen Studien zufolge betrafen Zaubervorwürfe hauptsächlich den Haushalt (Sachschäden), Kinder und Vieh (Krankheit, Unglücke), der häusliche Lebensbereich also, in dem Frauen dominierten, während die Männer zur Arbeit außer Haus waren. Sicher ist, dass abergläubische Ängste am intensivsten von Frauen getragen wurden. Sie waren häufig die Trägerinnen von Verdächtigungen und bösartigen Zaubergerüchten gegen Nachbarn und Feinde. In den Prozessen traten sie als abergläubische Denunziantinnen auf. Dies bestätigen historische Zeugnisse wie Hermann Löhers "Wehmütige Klage", Friedrich Spees "Cautio Criminalis" die Prozessakten des Fürstentums Lippe, Kur Mainz, usw. Es hat heute den Anschein, als ob in der sogenannten Hexenverfolgung der Aberglaube seine eigenen Mütter verbrannte. Eine derzeit gängige Phantasievorstellung besagt hingegen, dass die ausschließlich weiblichen Opfer hingerichtet wurden weil sie "weise Frauen" waren (deshalb heute ausgestorben?). Die These verkennt vor allem die vielen Opfer unter Männern und Kindern, die mit frauenfixierten Deutungen nicht zu erklären wären und neue Ursachenfragen an die Zauberjagd stellen würden. Phantasiereiche feministische Argumentationen blühen vor allem in den USA und zeichnen sich oft durch grandiose Unkenntnis historischer Zusammenhänge aus sowie durch die Vermeidung von gründlichen 50
Quellenstudien. Es scheint, als ob die heute so gerne kolportierte Unterstellung sexueller Motive bei der sogenannten Hexenjagd insgesamt mehr aussagt über die Befindlichkeit unserer Zeit als über die historische.
Kapitel 5 Wer führte Hexenprozesse?
Kapitel 5.1.
Nützlicher Zauberverdacht Die juristischen Möglichkeiten der Justiz oder Aberglaube alleine erzeugten keine Massenprozesse. Prozesse waren teuer und die Landesherren konnten kein Interesse an der Ermittlung angeblicher Zauberei haben. Jeder Hingerichtete war ein Steuerzahler weniger, für die Prozesskosten kam lange Zeit der Landesherr oder eine Stadt selbst auf, bis dies unbezahlbar und eine Konfiskationsregelung notwendig wurde. Für Massenprozesse waren Massenanzeigen der Bürger notwendig und dafür musste es Motive geben. Anlass für Zauberverdächtigungen waren zum Beispiel Nachbarschaftsstreitereien. Der
51
Zauberverdacht war die damals mächtigste Waffe zur Vernichtung eines Gegners. Sieger blieb, wer sie als erste einsetzte. Der Beschuldigte konnte sich nicht verteidigen, da diese Verteidigung als satanische Lüge verdächtigt worden wäre. Wer bereits beschuldigt war und nun seinerseits den Gegner der Zauberei verdächtigte, suchte offenbar nur durch Teufelsgetränke von seiner eigenen Schuld abzulenken. Klug war, wer bei einem Streit möglichst rasch und als erster ein Zaubergerücht gegen den Feind vorbrachte. Wer einmal in die Blutmühlen der Malefiztribunale gerissen wurde, hatte an manchen Orten keine Chance mehr. Gegen den Zauberverdacht nützten keine Beziehungen oder hohen Amtswürden. in häufiger Anlass für Zauberverdächtigungen waren Schadensfälle aller Art: Krankheiten bei Mensch und Vieh, sehr oft auch Missernten, Folgen der Kleinen Eiszeit. Aus Thüringer Prozessakten ist der Zusammenhang von Schadensfällen und Zauberverdacht sehr gut zu entnehmen. Die von den Katastrophen der Zeit verängstigten Bürger fanden keine Erklärungen für das Elend ihrer Zeit. Sie hofften, dass mit Hilfe der Justiz gegen die mutmaßlichen zauberischen Übeltäter vorgegangen werden könne. In Süddeutschland schlug ein Schongauer Richter gar vor, ein Denkmal zu
52
errichten als nach einer blutigen Zauberjagd die nächste Ernte besser ausfiel.
Kapitel 5.2.
Bürgerinitiative Der Beginn einer opferreichen Zauberjagd ist an den meisten Orten auf eine Initiative aus der Bevölkerung zurückzuführen. Entweder war es eine Massenhysterie der örtlichen Bürgerschaft wegen Missernten oder Wetterschäden oder es waren Privatfehden, die eine Kettenreaktion auslösten. Ausgangspunkt der Justiztätigkeit wurde entweder eine Privatanzeige (z.B. in Thüringen), die Bestellung eines Kommissars als Sonderermittler (z.B. in Kur Köln), die Initiative eines Landesherrn (z.B. Bamberg) oder die Gründung von Lynchausschüssen (z.B. in Kur Trier). Nach den ersten Verhaftungen erbrachte die Folterung der Verdächtigten neue Namen weiterer Verdächtiger (Besagung), die wiederum verhaftet wurden, usw. So entwickelte sich eine Prozesswelle. In Kur Mainz sammelte die Bevölkerung eines Ortes aus eigener Initiative Geld, um die Kosten eines so dringend gewünschten Zaubertribunals abzudecken, in der Hoffnung, dass 53
diese Bitte von den Behörden dann rascher erfüllt werde. Von der Schuld der vielen Hinrichtungsopfer war die Mehrheit der Bürger grundsätzlich überzeugt. Solange, bis sie selbst beschuldigt wurden und in der Folter das Zaubern lernte (Hermann Löhers). In großen Scharen zogen die Schaulustigen zu den Hinrichtungsstätten und bestärkten sich gegenseitig in dem sicheren Gefühl, dass mit Hilfe der Justiz energisch gegen die mutmaßlichen Verursacher der Leiden ihrer Zeit vorgegangen werde. Die Zuschauermassen von Hinrichtungen in Linz waren so gewaltig, dass Rheinfähren kenterten und 40 Hinrichtungstouristen ertranken, um die Verbrennung von zwei Zauberern miterleben zu können. Der geflüchtete Schöffe Löhers wies seine Zeitgenossen höhnisch darauf hin, dass sie sich diese langen Wege doch sparen könnten, es werde gewiss bald ein Kommissar in ihren eigenen Ort kommen, um sie selbst zu verbrennen. Den weltlichen Behörden ist vorzuwerfen, dass sie von den offenkundigen Missständen der Zaubertribunale meist nichts wissen wollten und viel zu oft den unsinnigen Bitten der verblendeten Bevölkerung nach Zaubertribunalen nachgaben. Der Zeitzeuge Löhers wunderte sich in seiner
54
"Wehmütigen Klage", dass die Landesherren so viel Sorgfalt auf ihre Jagd, den Festungsbau oder die Hofhaltung verwandten, sich aber wenig darum kümmerten, was in ihren Gerichten geschah.
Kapitel 6 Gründe der Zauberangst
Kapitel 6.1.
Aberglaube als Angstphänomen Verbreitetes Interesse an der angeblichen Macht von Zauberei und Geisterbeschwörern wird es vor allem dann geben, wenn man dem Okkulten reale Macht zuschreibt. Diese Annahme kann dann entstehen, wenn man alltägliche Phänomene nicht erklären kann und wenn viele andere der gleichen Ansicht sind. Eine Verfolgung angeblicher Zauberei ist dann nicht weit, wenn diese unerklärlichen Phänomene bedrohlich sind oder so erscheinen.
55
Zu besonders eifrigen Gegnern des unheimlichen Bösen werden dann all jene, die sich als Einzelne oder als Gruppe schwach fühlen oder es sind; jene, die sich subjektiv benachteiligt oder geschädigt meinen. Die europäische Massenverfolgung angeblicher Zauberei fiel in die Zeit zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert, als es viele Gründe für Angst und Verzweiflung gab. Denn ab dem Beginn des 15. Jahrhunderts suchten unerklärlich erscheinende Katastrophen aller Art das Alte Reich heim: a) Kleine Eiszeit und Folgeschäden Besondere Bedeutung hatte eine einschneidende Klima Veränderung, die heute von Geologen und Meteorologen als "Kleine Eiszeit" bezeichnet wird. Sie ist in Bohrproben der Polargletscher nachweisbar. Sie war eine der vielen Schwankungen in den langfristigen Temperaturzyklen des globalen Klimas. Diese Klimaveränderung dauerte von Anfang 1400 bis Anfang 1800 und brachte Mitteleuropa ganzjährig tendenziell nasskaltes Wetter. In vielen Quellenzeugnissen sind Klagen der Menschen in der Frühen Neuzeit erhalten über "das andere Wetter", über "Maifröste", "verderbliche Hagelstürme" und Unwetter. Deren
56
Folgen waren zum Beispiel Missernten, deren wiederum Preisteuerungen und Hungersnöte. Durch Packeis wurden Ostseehandel und Fischfang beeinträchtigt, der Hansebund kam zum Erliegen. b) Untergang von Autoritäten Seit dem Spätmittelalter nahm der Autoritätsverlust der kaiserlichen Zentralgewalt zu. Dies führte zu ständigen Kämpfen. Fürsten standen gegen den Reichsregenten, Städte gegen diesen und die Fürsten, adelige Familien gegeneinander und jeder versuchte jeden gegeneinander auszuspielen. Die Umwälzungen der Reformation und deren weitere Spaltung in Calvinisten, Zwinglianer, Hussiten, usw. demontierten zusätzlich einen wichtigen geistigen Orientierungsrahmen, die Autorität der Kirche. In dieser Zeit erwachte das Selbstbewusstsein der Stadtbürger und der Bauern. Ebenso verstärkte sich aber auch die geistige Desorientierung im Sturm widerstreitender Meinungen und Ansichten. Entsprechend mächtig wurden in einer von Gewalt geprägten Zeit solche Instinkte wie der Aberglaube. c) Kriege und Seuchen
57
Die Begleiterscheinung von machtpolitischen und theologischen Zwistigkeiten, von alltäglicher Not und vom Untergang der Zentralgewalt waren Kriege aller Art. So etwa ein rund hundert Jahre dauernder Erbfolgekrieg in einem der größten und wichtigsten Reichsterritorien (Jülich-KleveMark und Berg), viele kleine und kleinste örtliche Kämpfe, vor allem aber der verheerende Dreißigjährige Krieg. Dessen Zerstörungsdimensionen wurden in manchen deutschen Territorien bis heute selbst durch die modernen Weltkriege nicht übertroffen. Die entfesselte Soldateska der Söldnerheere machte Jagd auf alles und jeden, manche der völlig zerstörten Siedlungen wurden bis heute nicht wieder aufgebaut (Wüstungen). Die ohnehin nicht rühmenswerten hygienischen Zustände der Zeit verschlechterten sich weiter durch die materiellen Nöte der Zeit. Die zahlreichen Truppenbewegungen während des Dreißigjährigen Krieges quer durch Europa führten zur Verschleppung von Seuchen. Die Zahl ihrer Opfer konkurrierte mit der von Verhungerten und Kriegstoten.
d) Katastrophenhäufung Alle genannten Probleme zusammen, von denen jedes einzelne schon genügt hätte für das Erlebnisvermögen eines Jahrhunderts, ballten 58
sich zwischen 1500 und 1650 zusammen. Begleitet wurde dieses grausige Szenario von Kometenerscheinungen, Einfällen von Wolfsrudeln in Walddörfern, von Wölfen zerrissene Kinder und Vieh, usw. Entsprechend war die moralische Wirkung auf die Bevölkerung. Tod, Grausamkeit und Gewalt waren alltägliche Erscheinungen. Da nahezu alle Lebensbereiche dem Untergang zuzustreben schienen, meinten manche, das Ende der Welt sei gekommen, die Zeit der Apokalypse.
Kapitel 6.2. Die Frühneuzeitliche Logik Jede Wirkung muss eine Ursache haben. Was also war der Grund für diese Problemlagen der Frühen Neuzeit, die objektiv nicht abzustreiten sind und deren Zusammenballung auch heute niemand erklären könnte? Wer wagte es, zu widersprechen, wenn ein wort- oder schriftgewaltiger Prophet die Ursache aller Übel erkannt haben wollte: War in der biblischen Apokalypse nicht auch die Rede von Plagen über der Welt, von der Ausbreitung des 59
Satansreiches und seiner Anhänger? Diese Auffassung produzierte konkrete Phantasievorstellungen: Jede Donnerstagnacht sollen Teufelsdiener sich angeblich treffen zum Konvent, zu dem sie auf Besen und Tieren durch die Luft reiten. Dazu verhelfe ihnen eine Zaubersalbe (Schmer), die aus dem Leichenfett gekochter Kleinkinder zubereitet werde. Auf dem Konvent werde in orgiastischen Ausschweifungen der Teufel als Bocksgott verehrt, neue Schmer gekocht und neue Schandtaten für die kommende Woche verabredet. Wer in der vergangenen Woche sein Pensum an Übeltaten nicht erfüllt habe, werde vom Teufel ausgepeitscht. Unter der Woche seien diese Satansdiener normale Bürger und nicht mehr als Übeltäter zu erkennen. In Wahrheit jedoch können diese sich nachts in Katzengestalt durch die Häuser schleichen, um Krankheiten und Unglücke zu säen. Sie können auch den Kühen die Milch stehlen und Unwetter brauen. Wer auch nur eine dieser Ansichten bezweifelte, hatte damit bewiesen, dass er ebenfalls ein heimlicher Anhänger des Satansbundes war. Wer sich fromm gab, tarnte nur seinen Teufelspakt. Wer nicht fromm war, hatte dies erst recht bewiesen. Wer dazu schwieg, den hatte der Teufel stumm gemacht, wer etwas dazu sagte, wollte sich offenbar aus gutem Grund rechtfertigen. Die 60
Vermutung, es treibe sich eine Zaubersekte um, die für alle Katastrophen der Zeit verantwortlich sei, schien für den damaligen Verständnishorizont durchaus wahrscheinlich. Denn zu jener Zeit war das Interesse an Okkultismus und magischen Beschwörungen groß. Als Begleiterscheinung der Konfessionsstreitereien, Kriege, Hungersnöte und Seuchen suchten viele Menschen ihr Heil in Amuletten und abergläubischen Beschwörungen. Es fanden sich viele Geschäftemacher, die diese Nachfrage befriedigten. Dubiose Gaukler wiederum standen unter dem Erwartungsdruck ihrer Kundschaft. Eine in Köln verhaftete Frau gab im Verhör an, dass ihre Kunden unzufrieden wurden, wenn sie ihre Wunderbeschwörungen nicht mit kräftigen Zaubersprüchen begleitete. Diese Kunden waren die gleichen, die kurz darauf Jagd auf alle angeblichen Zauberer machten, umso mehr, wenn die Quacksalberei keinen Erfolg gebracht aber viel Geld gekostet hatte. Die Nachrichten über Zaubertaten und verbrannte Hexenmeister wurden im ganzen Reich in unzähligen Traktaten verbreitet. Die Bevölkerung sah den Grund dafür in der Zunahme an Zaubertaten und -tätern aber nicht in der Erfindung der Drucktechnik, der eigentlichen "schwarzen Kunst", die auch damals schon mehr Profit erzielte durch spektakuläre 61
Sensationsmeldungen als durch seriöse Information. Zufällig auch zu jener Zeit entwickelt (ab 1457) konnten aufrührerische Ideen oder gruselige Sensationen auf diese Weise rasch verbreitet werden. Zufällig weiter hinzu kamen neue Entdeckungen der Wissenschaften und die Entdeckung neuer Kontinente. Nichts schien mehr so zu sein wie vorher. Viele Menschen fühlten sich desorientiert. In der Zeit der Umwälzungen, Kriege und Seuchen zeigen die Gerichtsakten eine auffällige Brutalisierung in der Bevölkerung, eine Zunahme von Beleidigungen und Körperverletzungen wie eine Studie zum Fürstentum Lippe zeigt. Die politischen Konfrontationen in den Kriegen fanden ihr Spiegelbild in Nachbarschaftskonflikten der Bürger untereinander. Der Zaubervorwurf war eine geeignete Waffe zum Kampf gegen einen Feind: An eigene Beweise wurden keine Ansprüche gestellt, die Wirkung war oft tödlich. In einem Text aus jener Zeit heißt es: "Not macht die Menschen leicht gewissenlos".
62
Kapitel 7 Verantwortung des Klerus
Kapitel 7.1.
Keine Einheit in der Kirche Es ist fragwürdig, nach der Haltung oder Verantworte DER Kirche während der Hexenjagd zu fragen. Wer soll das gewesen sein, da die Hexenjagd ein Phänomen in der Zeit von Reformation und Dreißigjährigem Krieg war? In dieser Zeit war die Kirche gespalten und nicht nur zu reformatorischen Fragen. Streitereien unter Theologen und Klerikern über alle möglichen Themen scheinen dem heutigen Beobachter damals an der Tagesordnung gewesen zu sein. Es war eine Zeit des Wandels und Umbruchs in vielen Bereichen der Gesellschaft. Die Zauberjagd war kein Phänomen aus der Zeit einer starken sondern einer schwachen Kirche. Ausweislich der vielen historischen Zeugnisse und Dokumente aus der Verfolgungszeit gab es damals in der Kirche verschiedene Meinungen zur Hexenjagd. Ein typisches Beispiel ist der 63
Jesuitenorden, in dem Verbreiter des ZauberAberglaubens wie Martin Delrio und Gegner dessen wie Friedrich Speer zu gleicher Zeit in gleicher Ordensgemeinschaft zusammen standen. Der Ordensgeneral verpflichtete seine Kleriker zur Neutralität, er fürchtete - sicher zu - Recht dass sich hier neuer Konfliktstoff für Streit bilden könnte, der vermeidbar war. Ob dies eine gute und richtige Haltung zum Problem der Hexenjagd war, kann man heute anders beurteilen. Immerhin gab es für diese Entscheidung gewichtige Gründe und es ist zumindest fraglich, ob eine weitere Kirchenspaltung zur Frage angeblicher Zauberei die vielen Opfer hätte verhindern können.
64
Kapitel 7.2.
Beteiligung von Klerikern Schon durch das Thema wurden Theologen und Priester besonders berührt. Wer sonst als diese hätte zur Zeit der Zauberjagd im 17. Jahrhundert als kompetent für Fragen nach dem Teufel und dem Übernatürlichen gelten sollen? In der Kette von Ursache und Wirkung standen also nicht zuerst die Kirche und dann der Zauberverdacht sondern umgekehrt. Tatsächlich haben sich aber Kleriker aus Opportunismus oder Überzeugung auf die eine oder andere Weise zur Mitwirkung an der Zauberjagd gewinnen lassen. Dazu mussten sie auch nicht selbst aktiv werden, sondern diese Gelegenheiten wurden an sie herangetragen: a) wenn ein Verleger einen Theologen darum bat, ein gelehrtes Buch über das Hexenwesen zu schreiben, das er mit Gewinn zu verkaufen hoffte, b) wenn die Gemeinde den Pastor bat, beim nächsten Gottesdienst von der Kanzel zur Jagd auf Zauberer aufzurufen, c) wenn das Gericht einen Mönch darum bat, durch 65
Exorzismus ein Gerichtsverfahren vor dem Teufel zu schützen, d) wenn es darum bat, die Gefangenen der Malefizjustiz im Kerker seelsorgerlich zu betreuen. Für Kleriker war das Thema Zauberei grundsätzlich zwiespältig. Sie wurden schon durch ihren geistlichen Beruf als vertraut mit den übernatürlichen Mächten gesehen und gegen Priester war der Zauberverdacht deshalb rasch bei der Hand. Es sind zahlreiche historische Fälle bekannt, dass Priester als angebliche Zauberer während der Hexenjagd verbrannt worden sind. Gründe dafür konnte es sein, dass sie öffentlich die abergläubische und ganz offensichtlich unchristliche Malefizjustiz kritisierten, oder weil sie angeblich oder tatsächlich alchemistische Experimente oder dämonische Beschwörungen praktiziert hatten, was damals wohl nicht selten war. Selbst das Kölner Domkapitel bemühte örtliche Magier, als im 16. Jahrhundert der Domschatz gestohlen wurde.
66
Kapitel 7.3.
Weltliche und kirchliche Gerichte Die Kirche als Institution war grundsätzlich nicht für die Verurteilung der vermeintlichen Straftat "Schaden durch Zauberei" zuständig. Dieses Delikt galt als konkrete materielle Schädigung anderer und war ein Majestätsverbrechen, das in die Kompetenz der weltlichen Gerichtsbarkeit fiel. In den weltlichen Gerichten der Verfolgungsgebiete wurden dem Thema entsprechend häufig und zahlreich religiöse Argumente und scheinheilige Vorwürfe gegen die angeblich gottlosen zauberischen Übeltäter verwendet. Das was fromm und gottgefällig sei, schienen damals nur die weltlichen Malefiztribunale zu wissen, jedenfalls taten sie so. Religion und Kirche wurden an manchen Orten von skrupellosen Juristen als Dekoration missbraucht, mit der sie das offenkundige Unrecht ihrer Gewalttribunale und ihren eigenen Aberglauben oder simple Gewinn- und Karrieresucht zu verbergen suchten. Nach Meinung von Zeitzeugen wie F. Spee oder H. Löhers gab es tatsächlich zahllose teuflische 67
Satansdiener im Land, eben solche Juristen in den Tribunalen. Es gab und gibt eigene kirchliche Gerichte, doch diese dürfen und durften schon aus Kompetenzgründen nicht mit Strafen an Leib und Leben von Verurteilten in die Befugnisse weltlicher Justiz eingreifen. Sachlich sind sie nicht zuständig für materielle Schäden sondern für Glaubensvergehen. Zur Zeit der Zauberjagden liegt jedoch ein Sonderfall vor. An vielen Orten war das geistliche Oberhaupt der örtlichen Kirche zugleich der örtliche Landesherr. Geistliche Herrschaftsgebiete waren zum Beispiel: Typus Klosterbezirke Freie Städte Fürstentümer
Beispiel Abtei Siegburg Stadt Bamberg Kur Köln
Oberhaupt Abt Bischof Fürstbischof
68
In den genannten Beispielen war ein Geistlicher Vorsitzender eines Gerichts und konnte in der Eigenschaft als Landesherr und Vorsitzender der weltlichen Gerichtsbarkeit ein Todesurteil in einem Strafrechtsfall aussprechen oder bestätigen. Wie auch in weltlichen Gerichten wurde die konkrete Durchführung der Verfahren an Amt Leute delegiert. Da der geistliche Herrscher ein Gerichtsurteil nicht selbst vollstrecken musste, konnte er dem Grundsatz treu bleiben, dass Geistliche sich nicht am Blut eines Menschen vergehen dürfen. In den Fürstbistümern und geistlich regierten Städten hatten die geistlichen Landesherren auch andere Verwaltungskompetenzen ihren weltlichen Amt Leuten überlassen. Was in den Ämtern geschah, kümmerte sie oft leider viel zu wenig. Manche Amt Leute meinten, mit einer scharfen Zauberjagd ihre geistlichen Landesherren einen Gefallen zu tun, der ihnen selbst Karriere oder andere Vorteile verschafft. Geistliche Landesherren des Alten Reiches gelten der Geschichtsforschung grundsätzlich als unprofessionell und herrschaftsschwach im Amt. Sie kontrollierten die weltlichen Behörden zu wenig und bemerkten wahrscheinlich viele Missstände nicht. Wer von ihnen überhaupt das Problem der 69
Malefizjustiz kannte, der scheute oft aus Feigheit oder Schwäche davor zurück, sich mit der öffentlichen Verfolgungsstimmung anzulegen. In Kur Mainz ließ ein Fürstbischof seine Opposition gegen die Hexenprozesse etwas zu deutlich erkennen, worauf unter den Bürgern Attentatsvorbereitungen gegen diesen "Erzzauberer" getroffen wurden. Ein Gegenbeispiel: Der zwar katholische aber weltliche Landesherr der Kurpfalz war ein strenger und mächtiger Herrscher. Hexenverfolgungen waren für ihn aufrührerische Umtriebe ungehorsamer Untertanen, die er nicht duldete sondern unterdrückte. In seinem Territorium gab es kein einziges Opfer der Zauberjagd. Dies scheint für die These unprofessioneller geistlicher Landesherren zu sprechen.
Kapitel 7.4. Die Konfession Es ist eine gängige Ansicht, in katholischen Territorien habe es mehr Opfer der Zauberjagd gegeben als in protestantischen. Als Beweis dafür 70
gilt zum Beispiel die berüchtigte spanische Inquisition gegen Ketzer und reformatorische Gesinnungen. Dieser angebliche Beweis hält einer Prüfung jedoch nicht stand. In Spanien und Italien gab es keine Massenprozesse wegen Zauberei und die Verfolgung angeblicher Zauberer endete meist dann, wenn die Inquisitionsprozesse gegen Ketzer und Häretiker begannen. Massenprozesse gegen Zauberei waren aber typisch für das Mutterland der Reformation. An der Behauptung einer speziellen katholischen Schuld kann also irgendetwas nicht stimmen. Protestantische und calvinistische Zauberjagden sind bekannt in Lippe, Thüringen und Brandenburg, sie passen zu Zitaten der skurril-abergläubischen Ansichten Luthers, der z.B. "die Teufel lieber aus Kannen und Schüsseln fressen und saufen" wollte, als sich "der Teufel teilhaftig zu machen, die in einem Juden wohnen". Aus statistischer Sicht ist zunächst zu fragen, ob ein Vergleich von Opfermengen nach Konfessionen überhaupt etwas beweist. Dazu genügt aber nicht der häufig angestellte absolute Vergleich. Ein fiktives Beispiel: Wenn in einem Land 25% der Einwohner und des Territoriums protestantisch wären und 75% katholisch, dann ist es naheliegend, dass unter Katholiken dreimal mehr Opfer der Zauberjagd zu finden sind als bei Protestanten. Wenn überhaupt könnte also nur eine relative Gewichtung der Opferzahlen etwas 71
aussagen. Doch selbst dabei gibt es ein grundsätzliches Problem: Was heißt in der Zeit der Malefizjustiz "katholisch" oder "protestantisch“? Die Untertanten mussten die Religion ihrer Landesherren annehmen (Coils Region - eius Religio). Einige Landesherren wechselten während des Dreißigjährigen Krieges die Konfession, gerade so, wie das der Krieg und seine wechselnden politischen Bündnisse opportun erscheinen ließ. Was die Untertanen also wirklich glaubten, ist damit schwer zu erkennen. Aber die Untertanen waren es nun einmal, die mit ihren Verdächtigungen und Anzeigen der Malefizjustiz ihre Verhandlungsmaterie gaben. In der Frühen Neuzeit wurde viel über Religion geredet und gestritten aber wenig an Gott geglaubt. Viele Quellenzeugnisse bestätigen dies. Zeitzeugen wie Hermann Löhers ein ehemaliger Schöffe eines Zaubertribunals, das etwa 150 Opfer verbrannte, oder wie der Jesuit Friedrich Spee beurteilten die Aktivisten der Malefizjustiz als gottlose und skrupellose Kriminelle, denen an Religion nichts lag. Vielen von ihnen gelang es über Zauberprozesse, sich am konfiszierten Vermögen der Hingerichteten zu bereichern und mit einem opportunistischen Aktionismus, der die Erwartungen des Zeitgeistes befriedigte, Karriere zu machen. Die Masse der Bevölkerung hatte entweder überhaupt keine religiöse Bildung 72
oder nur oberflächliche. Der Aberglaube wurde mächtiger als die Religion während des Reformationsstreits, denn "Wo keine Götter sind, da walten Gespenster" (Novalis).
Einen ganz besonderen Dank an dieser Stelle an Herrn Dr. Nix, der uns die Texte im Kapitel 2-7 zur Verfügung gestellt hat! Quelle: histor.ws/
73
Kapitel 8 Dokumentations- Video Hexenfolter Durch nachfolgenden scannen des QR-Codes können Sie beide Dokumentationen der Folter ganz leicht abrufen und ansehen! FolterMethoden der katholischen Inquisition – Teil 2
FolterMethoden der katholischen Inquisition – Teil 1
74
Weitere Quellenangaben:
0045 • http://forum.gofeminin.de/forum/loisirs5/ f222 0 loisirs5-Wie-finde-ich-einen-L ↵ iebeszauber-der-auch-wirklich-klappt.html 0037 • http://vampir55112.beepworld.de/hexen.htm 0020 • http://weltenwandler.forums3.com/magie/hexe n-und-hexer-t89.html 0019 • https://de.scribd.com/doc/273254/DieEsoterik-und-ihr-Ast-zum-beinahe-Ubersinnl ↵ ichen-Band-1 0019 • http://www.hexemelle.gmxhome.de/Hexen.htm 0016 • http://www.fischeroberschwaben.de/Geheimnisse%20Legenden%2 0Mysterien/855.html 0015 • http://bibliothek2005.beepworld.de/zauberei.ht m 0011 • http://diabolicworld.beepworld.de/hexen.htm 75
0011 • http://rettungsmaus85.beepworld.de/hexen.htm 0010 • http://www.cosmiq.de/qa/show/3437356/Gibtes-Menschen-welche-Hexenartig-sind/ 0008 • http://www.ehausaufgaben.de/Referate/D4194Hexenverfolgung-im-Mittelalter-Refe ↵ rat.php 0008 • http://schulen.edserver.com/index.php?schulid=283&id=1339 0008 • http://prinzesin-derdunkelheit.beepworld.de/hexenwissen.htm 0008 • http://kleiner-engelstod.beepworld.de/fabelwesenmythos.htm 0004 • http://www.mykath.de/topic/11842wicca/ 0003 • http://hp.knuddels.de/homepages/knuddels.de/ hp/73/meine kleine hexe.html 0003 • http://www.chefkoch.de/forum/2,1,32039/DerMai-Im-Zeichen-der-Wildkraeuter-Reze ↵ pte-und-anderes-Wissenswertes.html 0003 • http://www.cosmiq.de/qa/show/387677/Abwann-galt-eine-Frau-im-Mittelalter-als-H ↵ exe/ 0003 • http://www.pask.muc.kobis.de/zeitmaschine/mit telalter/hexen.htm 76
Wir, der Hexenzeiten-Verlag sind ein ganz junger Verlag, gerade gegründet. Daher suchen wir noch dringend Autoren, die Interesse haben, über unseren Verlag Ihre Bücher zu veröffentlichen, natürlich kostenlos auf Mage! Bei Interesse melden Sie sich bitte unter: info@hexenzeiten-verlag.de
77
Platz f端r eventuelle Notzien!
78
79
80