Mittwoch, 29. Dezember 2010
CHEMNITZER ZEITUNG
Freie Presse
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IHRE FRAGE
Wer ist für das Streuen zuständig? Die Anfahrt zum Hospiz Chemnitz, Am Karbel, ist seit Tagen fast unpassierbar. Das berichtet ein Leser am Lesertelefon. Die Spurrinnen seien wie vielerorts ausgefahren und vereist. Das Befahren des abschüssigen Weges gleiche einer Rutschpartie. Deshalb fragt der Leser: „Wer ist für das Schneeschieben und Streuen zuständig?“ Antwort vom Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb (ASR): Auf öffentlichen Straßen ist der ASR für den Winterdienst zuständig. Dies erfolgt nach festgelegten Kategorien. Die Straße Am Karbel ist im Winterdienst in der Kategorie C eingeordnet und gehört damit nicht zu den Pflichtaufgaben des Winterdienstes. Gleichwohl hat der ASR zur Verstärkung Drittfirmen für Winterdienstleistungen im Nebennetz gebunden. Aufgrund der starken Schneefälle in den vergangenen Tagen und Wochen konnten wir Betreuungen im Nebennetz nicht zeitnah vornehmen. Daher haben sich Spurrinnen und Eisplatten gebildet, die zur Zeit für sehr schwierige Bedingungen sorgen. Entsprechend der aktuellen Wettersituation wird seit gestern verstärkt das C-Netz des Winterdienstes betreut. (bew) Haben auch Sie eine Frage? Schreiben Sie an „Freie Presse“, Kennwort „Ihre Frage“, Brückenstraße 15, 09111 Chemnitz oder E-Mail an: red.chemnitz@freiepresse.de
Neue Ideen für das Weltecho: Die Seitenwand des Kunst- und Kulturzentrums an der Annaberger Straße steht neben Dach und Hof im Mittelpunkt eines Projekts von Studenten der Bauhaus-UniverFOTO: ANDREAS TRUXA sität in Weimar. Sie haben Ideen entwickelt für eine neue Gestaltung des Hauses. Im Januar werden die Modelle gezeigt.
Weltecho als Weltempfänger Mit Riesen-Antenne, schwebendem Klavier und neuen Fenstern könnte sich das Weltecho verändern. Studenten aus aller Welt zeigen Ideen zur Gestaltung des Hauses. VON KATHARINA LEUOTH
NACHRICHTEN EINBRUCH
Diebe suchen Cocktail-Bar heim Unbekannte sind in der Nacht zum Dienstag in eine Cocktail-Bar an der Zschopauer Straße eingebrochen. Wie die Täter in das Gebäude gelangten, ist laut Polizei noch unklar. Die Diebe durchsuchten die Räume und hebelten eine Geldkassette auf, in der sich mehrere Hundert Euro befanden. Außerdem versuchten die Einbrecher, mehrere Spielautomaten aufzubrechen, was jedoch nicht gelang. Zur Höhe des hinterlassenen Sachschadens liegen noch keine Angaben vor. (bew) KOLLISION
Mit Alkohol im Blut unterwegs Als ein 42-jähriger Auto-Fahrer am Dienstag früh von einem Parkplatz auf die Einsiedler Hauptstraße fahren wollte, kollidierte er mit einem vorbeifahrenden Fahrzeug. Verletzt wurde bei diesem Unfall niemand. Der Fahrer, der vom Parkplatz kam, musste sich dennoch einem Arzt vorstellen – zur Blutentnahme. Denn: Ein Atemalkoholtest hatte einen Wert von 1,78 Promille ergeben. Der entstandene Sachschaden an beiden Fahrzeugen betrug nahezu 6000 Euro. (bew)
KURZ GEMELDET
Neuer Kurs Ein Bewegungs-Kurs für Frauen mit körperlicher Behinderung beginnt am 5. Januar in der Lila Villa, Kaßbergstraße 22. Der Kurs findet viermal jeweils mittwochs von 10 bis 11 Uhr statt. Trainiert werden Übungen zum Muskelaufbau. Fitnesstrainerin Claudia Gitter entwickelte nach einem schweren Unfall während ihrer Reha die Übungen – als Profi und als Betroffene. (bew)
Museum geschlossen Das Henry van de Velde-Museum in der Villa Esche, Parkstraße 58, bleibt vom 5. bis 9. Januar geschlossen. Grund ist die jährliche Parkettwartung. Das Museum hat ansonsten mittwochs, freitags bis sonntags und an den Feiertagen jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. (bew)
Ein bisschen verlebt sieht es aus, meint Georg Zey, aber trotzdem lebendig, sympathisch, „mit fast beschützenswertem Charakter“. Der Künstler philosophiert über das Weltecho, das Kunst- und Kulturzentrum an der Annaberger Straße. Ein großes Haus ist es mit einer großen, grauen Seitenwand – und die steht nun mit Dach und Innenhof im Mittelpunkt eines Projekts von Studenten der Bauhaus-Universität in Weimar, das unter anderem Ge-
org Zey als Gastprofessor geleitet hat.
Georg Zey Künstler und Professor
Von USA bis Israel Kunst am Bau lautete das Semesterthema für 18 internationale Studenten der Universität, die beispielsweise aus Mexiko, den USA, China, Griechenland und Israel kommen. Sie sollten Ideen entwickeln, wie Gebäude mit Kunst verändert werden können. Und zwar so realitätsnah wie möglich, sagt Zey. Daher suchten sie auch ein reales Haus. Zey erinnerte sich an das Weltecho. In dessen Vorläufer-Objekt, dem Voxxx, hatte er vor Jahren selbst ausgestellt; eine Kollegin zeigte ihre Arbeiten dann im neuen Weltecho an der Annaberger Straße. Davon hatte Zey Fotos gesehen und war überzeugt: Das Haus passt zu unserem Semesterthema. Und rannte bei Ulf Kallscheidt vom Betreiberverein Oscar offene Türen ein. „Wir waren 2007 angetreten, aus diesem Haus etwas Besonderes zu
FOTO: PRIVAT
machen“, sagt Kallscheidt. Während sie das im Inneren mit Konzerten, Kino und Ausstellungen bewerkstelligen, blieb die andere Frage bisher unbeantwortet: Wie kann man das Gebäude auch außen künstlerisch aufwerten? Von dem Projekt aus Weimar sei man daher „hellauf begeistert“ gewesen. Also schauten sich die Studenten das Weltecho vor Ort an, bekamen Fakten zur Geschichte des Hauses an die Hand. Sie sollten sich laut Zey darüber Gedanken machen, wie der Innenhof, das Dach und die zum Stadtzentrum zeigende Seitenwand neu gestaltet werden könnten. „Dabei mussten sie den Denkmalschutz bedenken und zudem zeigen, wie ih-
re Ideen aus Sicht der Statik technisch umgesetzt werden könnten“, so Zey. Und die Umsetzung dürfte nicht mehr als je 50.000 Euro kosten. Ein Student würde nun im Innenhof gern ein Klavier, oder besser gesagt einen Flügel, installieren. Schwebend, so, als würde er gerade transportiert und hinge dabei am seidenen Faden. Eine Installation, die sinnbildlich dafür stehen könne, mit welchen Unsicherheiten heute Kunst organisiert wird, so Zey. Ein anderer möchte eine Riesen-Antenne auf dem Dach anbringen – das Weltecho damit kennzeichnen als eine Art Radio, als Weltempfänger also, in dem Ideen auch von außerhalb zu Wort kommen. Andere Studenten überlegen, wie sie die Fenster an der Seitenwand vergrößern könnten; oder ob sie große Zeichen an die Wand aufbringen sollten, die schon von weitem das Haus als Kunstzentrum ausweisen könnten. Die Ideen werden vom 21. Januar bis 25. Februar im Weltecho präsen-
tiert. Mit Texten, Fotos, Zeichnungen, Computersimulationen und Modellen. Ob aber Ideen auch verwirklicht werden, steht in den Sternen. „Weder Stadt noch Weltecho haben Geld dafür“, sagt Zey.
Hoffnung auf neuen Besitzer Eine Hoffnung besteht dennoch. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der das Haus bisher gehörte, hat es – nach langem Hin und Her – verkauft, wie die Bundesanstalt gestern bestätigte. Zwar wolle der neue Besitzer noch nicht an die Öffentlichkeit gehen; Zey und Kallscheidt aber betonen, dass er der Kunst zugeneigt sei und das Weltecho offenbar erhalten wolle. „Da wittern wir eine Chance, dass sich doch etwas von den Ideen zur Außengestaltung umsetzen lässt“, so Kallscheidt. Auch wenn es nicht gleich nächstes Jahr los gehen sollte – die Ideen der Studenten könnten zumindest als Anknüpfungspunkt für die nächsten Jahre dienen. ANZEIGE
Nachbarn sorgen sich wegen Treff Nach der Warnung des Verfassungsschutzes vorm Entstehen eines neuen Treffpunktes der rechtsextremistischen Szene in Markersdorf wächst die Sorge, der Stadtteil könne in Verruf geraten. VON MICHAEL MÜLLER
Die Nachricht traf die meisten Markersdorfer völlig unvorbereitet: Ein führender Vertreter der rechten Szene hat ein Wohn- und Gasthaus an der Markersdorfer Straße erworben und lässt es ausbauen. Der sächsische Verfassungsschutz geht davon aus, dass die Immobilie der rechtsextremistischen Szene zur Verfügung gestellt werden soll. Denkbar sei, dass die rechtsextreme Partei NPD beabsichtige, das Haus für ihre Zwecke zu nutzen, sagte ein Sprecher zur „Freien Presse“. Jan Schulze von der Bürgerinitiative Morgenleite/Markersdorf Nord (Bimm) macht aus seiner Überraschung kein Hehl. „Das ist ja ein Ding!“, lautete seine erste Reaktion. „Wir werden jetzt beobachten müssen, was dort vor sich geht, und reagieren, wenn im Umfeld etwas passiert.“ Er gehe davon aus, dass der Runde Tisch für demokratisches Engagement, der sich seit längerem mit zwei im Stadtteil Kappel ansässigen Läden der rechten Szene auseinandersetzt, sich auch mit der neu-
en Entwicklung in Markersdorf beschäftigen werde. Zumal eines der beiden Unternehmen in Kappel vom neuen Besitzer der Immobilie an der Markersdorfer Straße betrieben wird. Der Vertrieb PC Records gehört zu den deutschlandweit bedeutendsten der rechtsextremen Szene. Bis 2004 war er in Markersdorf ansässig; Bürgerproteste führten dazu, dass er und ein rechter Bekleidungsladen sich ein neues Domizil suchen mussten. Als besorgniserregend bezeichnete Thomas Doyé die Berichte über den neuen Eigentümer und die Befürchtungen des Verfassungsschutzes. „Der Ruf unseres Stadtteils, der in den vergangenen Jahren durch viele Maßnahmen aufgewertet worden ist, könnte durch solche Dinge leiden“, befürchtet der Religionspädagoge der in Markersdorf ansässigen evangelischen DietrichBonhoeffer-Kirchgemeinde. Sollten sich die Warnungen bestätigen, so sei es wichtig, dass die Anwohner informiert und aufgeklärt würden. „Es sollte Klarheit herrschen darüber, was dort an Ideologie passiert.“ Schon jetzt macht sich in der unmittelbaren Nachbarschaft Unbehagen breit. „Das ist krass“, sagte eine junge Frau. Und Jürgen Hedderich vom Kriminalpräventiven Rat im Rathaus mutmaßt: „Dieses Thema wird uns noch lange beschäftigen.“ KLARSTELLUNG Bei dem Objekt handelt es sich um das Grundstück Markersdorfer Straße 40 und nicht um die schon jetzt betriebene Gaststätte „Schankhaus Markersdorf“ auf dem Nachbargrundstück Markersdorfer Straße 38.
Rechtstipp der Woche Berufskrankheit – Wer Ihnen hilft Wegeunfall: Wenn sich Berufsgenossenschaft oder Versicherung sperren Der Gesetzgeber hat Mitte 2009 eine neue Berufskrankheit, die Gonarthrose, in die Berufskrankheitenliste aufgenommen. Bisher hatten Fliesenleger, Ofensetzer, Pflasterer und andere handwerklich Tätige das Problem, negative Folgen einer lang andauernden handwerklichen Tätigkeit in überwiegend kniender Position als Berufskrankheit anerkannt zu bekommen. Obige Liste sah bis dato nur die Anerkennung von Meniskusschäden vor. Häufig wurde die Geltendmachung dieser Berufskrankheit mit Verweis darauf, dass eine Gonarthrose vorliege, abgelehnt. Mit der Anerkennung der Gonarthrose als Berufskrankheit empfiehlt es sich für jeden Arbeiter, der lange Zeit kniend tätig war und bei dem eine Gonarthrose festgestellt wurde, einen Antrag auf Anerkennung einer Berufskrankheit bei seiner Berufsgenossenschaft zu stellen. Wer häufig im Hocken, im Fersensitz oder kriechend gearbeitet hat (z.B. auch im KfzBereich), für den kommt die Anerkennung dieser Berufskrankheit in Betracht, wenn sich gesundheitliche Beeinträchtigungen daraus ergeben. Ob und inwieweit Berufsgenossenschaften Gonarthrose als Berufskrankheit anerkennen wer-
Rechtsanwalt Andreas Wiech Fachanwalt für Sozialrecht
Anwaltskanzlei Wiech Barbarossastraße 6 09112 Chemnitz Telefon: (0371) 43 30 734 Telefax: (0371) 43 30 951 andreas.wiech@gmx.de
den, ist aktuell nicht abschätzbar. Denn Urteile gibt es zu dieser neuen Berufskrankheit bislang kaum. In all diesen Fragen bin ich als Fachanwalt für Sozialrecht gern bereit, Ihnen mit Rat und Tat kompetent zur Seite zu stehen.
Wegeunfall – nicht abwimmeln lassen … Als eine Tochter ihre pflegebedürftige Mutter nach einem Arztbesuch nach Hause begleitete, stürzte die pflegebedürftige
Mutter die Treppe herunter. Beim Fallen riss sie die Tochter mit zu Boden. Diese erlitt dabei eine Fraktur des linken Knies. Die Mutter erhielt Leistungen nach der Pflegestufe I. Die Tochter pflegte ihre Mutter ca. 6 Stunden täglich. Die Berufsgenossenschaft lehnte die Gewährung von Leistungen aus der Unfallversicherung ab, weil das Begleiten zum Arzt nicht als versicherte Tätigkeit anzusehen sei. Das Bundessozialgericht (BSG) hat jedoch hierin einen Arbeitsunfall infolge einer versicherten Pflegetätigkeit gesehen. Personen, die einer pflegebedürftigen Person helfen und hierbei einen Unfall erleiden, haben gegenüber der hierfür zuständigen Berufsgenossenschaft gegebenenfalls Anspruch auf Gewährung von Leistungen (wie z.B. Verletztengeld, bei Dauerschäden Gewährung einer Rente usw.). Wenn Sie Probleme mit der Berufsgenossenschaft zwecks Durchsetzung Ihrer Ansprüche haben, rufen Sie mich einfach an. Es gibt keinen Anlass, sich vorschnell abwimmeln zu lassen. Schließlich geht es oft genug auch um viel Geld, und das mitunter über Jahre oder gar Jahrzehnte… Ich wünsche Ihnen einen guten – unfallfreien – Rutsch ins Jahr 2011!
Kontakt für „Rechtstipp der Woche“: Tel. 0351/48 52 990, E-Mail: agentur@allkommsax.de 3028537-10-1