CHEMNITZER ZEITUNG
Samstag, 22. Januar 2011
IHRE FRAGE
Was wird aus den Supermarkt-Plänen? Ein „Freie Presse“-Leser, der auf dem Kaßberg wohnt, bittet um Auskünfte zum Stand der Planungen für Einkaufsmöglichkeiten in dem Wohngebiet. „Freie Presse“ hatte berichtet, dass der Bau zweier Supermärkte vorgesehen ist. Der Leser fragt: Gibt es zu den Plänen konkrete Informationen? Antwort der Stadtverwaltung: Was den Standort Ulmen-/Ecke Ahornstraße betrifft, so hat das Baugenehmigungsamt im Juni 2010 die Zulässigkeit eines Lebensmittelmarktes im Gelände der ehemaligen Wema-Union bestätigt. Bislang hat der Bauherr sein Vorhaben noch nicht konkretisiert, ein Bauantrag liegt also derzeit nicht vor. Für den Standort an der Gerichtsstraße wurde im Oktober 2010 die Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses genehmigt. Ob und wann die Genehmigung umgesetzt wird, ist derzeit nicht bekannt. (gp) Haben auch Sie eine Frage? Schreiben Sie an „Freie Presse“, Kennwort „Ihre Frage“, Brückenstraße 15, 09111 Chemnitz oder E-Mail an: anfrage.chemnitz@freiepresse.de
NACHRICHTEN STADTUMBAU
Rathaus stellt Pläne für Quartiere vor Die Chemnitzer sind eingeladen, über Entwicklungsziele für ihre Stadtteile öffentlich zu diskutieren. Baubürgermeisterin Petra Wesseler hat gestern Entwürfe für die neuen Detailkonzepte erstmals öffentlich vorgestellt. Diese Gebietspässe geben Auskunft über die Pläne für acht stadtteilübergreifende Quartiere. Dabei orientiert sich die Verwaltung an den Grenzen, die für die Einwohnerversammlungen von Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig gezogen wurden. Die Pläne sollen nächste Woche auf der Internetseite der Stadt einsehbar sein, die eigentliche Bürgerbeteiligung ist von Februar bis Mai geplant. So sollen die Pässe vom 28. Februar bis 31. Mai im Technischen Rathaus öffentlich präsentiert und der Internetauftritt für das Beteiligungsverfahren freigeschaltet werden. Außerdem will Wesseler in jedem der acht Gebiete Einwohnerversammlungen abhalten. (grit) www.chemnitz.de
GRÜNA
Zwei Menschen bei Unfall verletzt Zwei Menschen sind in der Nacht zum Freitag auf der Chemnitzer Straße im Stadtteil Grüna verletzt worden. Ein 27-jähriger Autofahrer war mit seinem Audi A6 in Richtung Hohenstein-Ernstthal unterwegs. In einer Rechtskurve geriet das Fahrzeug ins Schleudern, kam nach links von der Fahrbahn ab, stieß gegen einen Baum und schleuderte zurück auf die rechte Fahrbahnseite. Verletzt wurde sowohl der Fahrer, als auch sein Beifahrer (37). Den Sachschaden gab die Polizei mit knapp 15.500 Euro an. (gp)
Freie Presse
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Neue Gesichter fürs Echo Wie Fassade, Dach und Hof des Weltechos verändert werden könnten, zeigen seit gestern Abend Entwürfe von BauhausStudenten aus aller Welt. Zudem hat der Betreiberverein des Weltechos damit begonnen, seinen Geburtstag zu feiern. VON KATHARINA LEUOTH
Wäre Oscar ein Mann, könnte man ihn so beschreiben: Er sei merkwürdig im doppeldeutigen Sinn, gastfreundlich und unerschrocken, sagt Ulf Kallscheidt. Er kennt Oscar gut, denn er ist sein Vorsitzender. Oscar ist einer der beiden Betreibervereine des Kulturzentrums Weltecho. Und da der Verein in diesem Jahr 20 wird, gibt es eine neue Veranstaltungsreihe: „Oscar Zwanzig“. Gestern Abend bewies Oscar aber zunächst seine Gastfreundlichkeit. Studenten aus aller Welt, die an der Bauhaus-Universität Weimar studieren, präsentierten in der neuen Ausstellung „Anbau“ ihre Entwürfe für ein Weltecho mit neuem Gesicht. Sie zeigen, wie die zur Innenstadt gerichtete Seitenwand, Dach und Hof mit Kunst verändert werden könnten.
Auf Graffiti Mosaiksteine setzen und mit Farbe vergolden – das möchte die Griechin Eleni Frondaraki. So könnte sie die illegalen, vergänglichen Graffiti am FOTOS (3): ANDREAS TRUXA Weltecho in etwas Beständiges verwandeln und die Fassade verändern. Realisierbare Idee, fand die Jury und vergab den ersten Platz.
Ulf Kallscheidt Oscar-Vorsitzender
FOTO: ARCHIV
Dass sie sich mit dem Weltecho befasst haben, liegt an ihrem Semesterthema: Kunst am Bau. Georg Zey als Gastprofessor an der Universität kannte den Oscar, eine Kollegin von Zey das Weltecho. Da dieses Gebäude laut Zey ein bisschen verlebt, aber sympathisch aussieht, zudem der Betreiberverein darüber nachdenkt, wie man es verändern könnte, rückte das Weltecho ins Zentrum der Semesterarbeit. Die 18 Studenten – unter anderem aus Israel, China und Mexiko – besuchten es, erhielten Fakten über seine Geschichte und entwickelten ihre Entwürfe. Gestern tagte eine Jury acht Stunden lang, unter anderem mit Chemnitzer Künstlern, Vertretern der Bauhaus-Universität und der Chemnitzer Denkmalschutzbehörde. Sie ermittelten die drei besten Konzepte. Der erste Platz ging an Eleni Frondaraki. Sie fange die Spuren am Haus ein, sagt die 27-jährige Griechin – und meint die Graffiti an den Wänden. Die wolle sie mit Mosaiksteinen besetzen und mit Farbe vergolden, und mit dieser Verwandlung daran anknüpfen, dass sich die Stadt selbst über Jahre verändert hat. Indem sie also eine illegale, schnelle Kunstform heutiger Zeit mit alter Mosaiktechnik bearbeiten will, transformiere sie etwas Vergängliches in etwas Ewiges – Vergleichbares habe man noch nicht gesehen, sagte Anja Richter von den Kunstsammlungen, die der Jury vorstand.
In diesem Entwurf steckt mehr, als man sieht – und zwar viel Physik. Johannes Abendroth visualisiert die Physik eines Echos mit in verschiedenen Winkeln angebrachten Stahlblechen. Juryentscheidung: zweiter Platz.
Diese Montage von Anthony Antonellis aus den USA zeigt eine weiße Fläche am Weltecho, die wie ein Straßenschild Licht reflektiert und so geometrische Formen erscheinen lässt. Juryentscheidung: dritter Platz.
Auch sollten die Studenten beachten, dass ihre Entwürfe realisierbar und theoretisch bezahlbar wären. Das habe Frondaraki beherzigt.
am Haus, um zu versinnbildlichen, dass in einer Stadt, die viele verlassen, etwas Bestand hat. Ob aber eine der Ideen tatsächlich verwirklicht wird, ist unklar. Im Moment fehlt Geld. Allerdings heißt es beim Oscar, dass der neue Besitzer des Hauses Interesse an baulichen Veränderungen habe. Öffentlich will er sich noch nicht äußern. Wie auch immer: Die Ideen könnten zumindest als Anknüpfungspunkt für die Zukunft dienen, sagt Kallscheidt. Als Rückblick auf 20 Jahre darf indes die Reihe „Oscar Zwanzig“ verstanden werden. „Oscar wurde von mehreren Künstlern gegründet, die Platz für ihre Arbeit suchten“, sagt Frank Maibier vom Verein. Fand man den zunächst im ehemaligen Atelier des Künstlers Carsten Nicolai, zog der Verein ein Jahr später in leer stehende Räume auf dem Kaßberg und machte sie unter dem Namen Voxxx bekannt, 2006 zog man in das Haus hinter dem Marx-Monument, 2007 in das an der Annaberger Straße, aus dem der Oscar das Welt-
„Die achtstündige Jury-Sitzung war anstrengend, weil die Entwürfe so gut waren.“ Ulf Kallscheidt Jury-Mitglied
Das treffe auch auf den Entwurf des Zweitplatzierten zu: Johannes Abendroth aus Weimar. Er bezieht sich in seiner Arbeit auf den Namen Weltecho. Dafür hat sich der 27-Jährige mit den physikalischen Grundlagen eines Echos herum geschlagen. Diese Physik macht er sichtbar mit neun polierten Stahlblechen, die in
verschiedenen Winkeln – das hängt mit der Echo-Physik zusammen – an die Kante der Seitenwand angebracht werden könnten. Drittplatziert wurde der Entwurf des 29-jährigen Anthony Antonellis aus den USA. Er würde eine Art weißes Schild an der Seitenfassade installieren, das wie ein Straßenschild Licht reflektiert. Je nach Einstrahlung – vom Autoscheinwerfer bis zum Mondlicht – erscheint auf der Fläche dann eine geometrische Form, ein Quader im Quader. Ein Entwurf, dem die Jury große Außenwirkung bescheinigt. Aber auch die anderen Ideen seien faszinierend, lobte die Jury, zu der auch Kallscheidt gehörte. „Die achtstündige Jury-Sitzung war anstrengend, weil die Entwürfe so gut waren.“ Darunter der große Trichter, den ein Student in die Hauswand bauen würde, um Geräusche von innen nach außen zu leiten; oder die Riesen-Glühbirne auf dem Dach als Zeichen dafür, dass in dem Haus Menschen Ideen entwickeln; oder der Anker
echo machte – mit Ausstellungen, Konzerten, Diskussionsrunden. „Oscar Zwanzig“ will nun Künstler einladen und Themen aufgreifen, die in der Vergangenheit eine Rolle spielten; im April ist ein Fest geplant. Zum Auftakt am Donnerstag gab es ein Konzert für Akku-Bohrer und Violine der Künstlergruppe „Kanaluntersuchung“ mit Maibier und Andreas Winkler. Hinzu kam Künstler Gregor-Torsten Kozik mit seiner Stimme. Und die wimmerte und wummerte, als würden die Stangen durch seinen Körper piksen – denn Kozik und Winkler saßen unter einem Gestell, auf dessen Dach Maibier Löcher bohrte und Stangen versenkte, die neben Koziks und Winklers Köpfen herauskamen. Eine Aufführung im Sinne von Oscar – unerschrocken und merk-würdig. DIE AUSSTELLUNG „Anbau“ ist bis zum 25. Februar im Weltecho an der Annaberger Straße 24, mittwochs bis freitags 17 bis 21 Uhr zu sehen. Die Reihe „Oscar Zwanzig“ findet an jedem 20. eines Monats statt.
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