Partizipation - Beteiligungsstrategien in der Architektur Beispiele

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siedlung quinta monroy

abb.1 die fertigen rohbauten stehen bereit für den einzug der bewohner

Auftraggeber:

Andrés Iacobelli,

Land:

Jahr:

Chile Barrio

Alfonso Montero,

Chile

2003-2004

Architekten:

Tomès Cortese,

Ort:

Bereich:

ELEMENTAL: Alejandro Aravena,

Emilio de la Cerda

Iquique

Architektur


abb. 2 konstruktionsprinzip rohbau

abb. 3 wüstenstadt iquique in chile abb. 4 grundriss erdgeschoss

rohbau Die neu entstandene Siedlung für einkommensschwache Bewohner in der chilenischen Wüstenstadt Iquique ging aus einer vorher bestehenden Ansammlung notdürftiger Unterkünfte hervor, die unter beträchtlichen Sicherheitsproblemen litt. Die über Jahrzehnte illegal gewachsene, schon bestehende Infrastruktur aus Versorgungs-, Bildungsund Erholungseinrichtungen sollte erhalten bleiben. Die Architekten griffen die Entstehungsprinzipien informeller

abb. 5 grundriss 1.OG

Siedlungen auf, bei denen oft mit gefundenen Materialien improvisiert und ungeplant gebaut wird.

Um die daraus

resultierenden Sicherheitsrisiken zu umgehen, präsentierten sie einen sehr intelligenten Lösungsvorschlag: Die Architekten errichten einen Rohbau, der alle kostenintensiven Bauteile, wie Wasser- und Stromversorgung, sowie

abb. 6 grundriss 2.OG

Treppen beinhaltet. Die Baukörper sind L-förmig angelegt, sodass ein Freiraum zwischen zwei Gebäuden entsteht, welcher von den Bewohnern entsprechend ihrer ökonomischen Verhältnisse erweitert werden kann. Diese zweite Hälfte ist räumlich und konstruktiv angelegt, damit Negativfolgen wie Einstürze und zu starke Verdichtung vermieden werden. Die Kosten des Rohbaus mit einer Grundfläche von 36m² belaufen sich auf 7500 US Dollar, die Verdopplung der Fläche kostet im Folgenden ca. 1000 US Dollar. Die Siedlungsstruktur besteht aus vier Höfen, um die jeweils 25 Wohneinheiten organisiert sind. Diese Größe soll eine funktionierende Selbstverwaltung ermöglichen.

abb. 7 lageplan der siedlung


bewohner bauen erweiterungen Nachdem die Rohbauten errichtet wurden, begannen die Bewohner entsprechend ihren finanziellen Möglichkeiten und im eigenen Tempo mit dem Ausbau und der Erweiterung des Wohnraumes, der bewusst gesetzten Freiräume der Architekten. Dabei waren sie nicht sich selbst überlassen. Mit Hilfe von zahlreichen pädagogischen Werkzeugen wie Papiermodellen, Skizzen, Ortsbegehungen und lifesize Planlayouts arbeiteten die Architekten mit den Bewohnern zusammen und halfen ihnen, ihre eigene Wohneinheit und abb.8 abstecken der maße des zukünftigen wohnkörpers

ihre Nachbarschaft zu visualisieren. Sie organisierten Workshops in kleinen Einheiten, bei welchen die Bewohner Handzeichnungen entwickelten, grundlegende Diskussionen über Ästhetik führten oder über mögliche Standardisierungen der Erweiterungen redeten, genauso wie über die Veredelung der Fassade oder Fensterkonstruktionen. Einfache und standardisierte Konstruktionsmaterialien gewährleisten, das Hinzufügen so leicht wie möglich zu gestalten und stabile, langlebige Erweiterungen zu schaffen. Alle 93 Wohneinheiten sind heute komplett

abb.9 kostenberechnung

ausgebaut, individuell verputzt und farbig gestrichen.

abb.10 papiermodelle

abb. 11 minimalistischer ausbau des rohbaus

abb. 12 workshop architekten und bewohner


ein erfolgsmodell Der Marktwert der Gebäude lag 2009, nur 5 Jahre nach Fertigstellung der Rohbauten, bei der dreifachen Höhe der Entstehungskosten. Dieser Erfolg ist nicht nur wirtschaftlich als positiv zu vermerken. Er erzielt ebenso wichtige soziale Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung der Familien, die sich, aus unteren Schichten kommend, durch den Wertanstieg des Eigentums vor Ort etablieren und Verantwortung übernehmen konnten. Das Modell verbreitete sich in Chile, aber auch in Mexiko und Brasilien und mittlerweile existieren 1750 Wohneinheiten dieser Art weltweit. Teilweise abb.13 rohbauten mit erweiterungen

wurden sie in kleinen Variationen an die klimatischen Besonderheiten der Region angepasst. In einer Wohnanlage in Mexiko wurde beispielsweise eine durchgehende Überdachung beigefügt (Abb. 15). Der Erfolg begründet sich meiner Meinung nach auf den beschriebenen, sinnvollen Methodiken der Partizipation, aber sicherlich vor allem auf dem Aneignungswillen der südamerikanischen Bevölkerung. Da den Menschen dieser Länder informelles Bauen bekannt ist, diese Siedlung sogar aus einer informellen Siedlung hervorging, ist es naheliegend, dass die Bewohner ohne Probleme die schon bekannten Bauprinzipien anwenden und dankbar

abb.14 gestalteter wohnraum

die Hilfestellung der Architekten annehmen. Die Wohnhausanlage ist ein Beweis dafür, dass soziale Architektur für einkommensschwache Bewohner, als Lösungsvorschlag auf das Problem wachsender Armut und der daraus resultierenden Wohnungsnot, durchaus mit knappen finanziellen Mitteln angegangen werden kann, ästhetische Schwerpunkte setzt und die konkreten Bedürfnisse der Bewohner integriert. Die strukturelle Strenge des Entwurfs garantiert trotz unvorhersehrbaren, chaotischen Überformungen durch die Bewohner, eine durchgehende, klare architektonische Linie.

abb.15 variation in mexiko

Literatur / Bilder / Links: Andreas Lepik: Small Scale Big Change – New Architectures of Sicial Engagement, New York, 2010, S.83ff. ARCH+ 211/212: Think Global, build social, S.127ff. Abb 10: http://www.continuum.com.au/courseimages/1255106/1255106_0_Elemental%20Design.jpg Abb 14: http://www.onsitereview.ca/storage/elemental_monterrey_housing_04_medium.jpg?__SQUARESPACE_CACHEVERSION=1268922314479 alle anderen Abbildungen: http://www.moma.org/interactives/exhibitions/2010/smallscalebigchange/projects/quinta_monroy_housing

notizen


grundbau und siedler

abb.1 der grundbau steht bereit für den ausbau durch die siedler

Auftraggeber:

Anne-Julchen Bernhardt,

Land:

Jahr:

PRIMUS development

Jörg Leeser

Deutschland

2012 (Grundbau)-2013 (Siedler)

Architekten:

Ort:

Bereich:

BeL Sozietät für Architektur

Hamburg

Architektur


stahlskelettbau Schon 1914 stellte Le Corbusier seine Vision eines Stahlskelletbaus vor, der von den Bewohnern selbst ausgebaut werden sollte. Im Laufe des Jahrhunderts griffen Architekten immer wieder diese Idee auf, skizzierten, träumten und nur wenige fanden den Weg in die Realität. Die kölner Architekten BeL Sozietät wagten sich an die Umsetzung dieses Experiments in Deutschland im Rahmen der IBA Hamburg 2013 als Pilotprojekt zum Thema Smart Price Houses. Sie stellten einen Stahlskelettabb.2 domino - haus von le corbusier 1914

bau in Form eines Zwei- oder Dreispänners mit fünf offenen Geschossen zur Verfügung. Dieses Grundskelett stellt den Erschließungskern einschließlich Parkplätze, vertikale Verund Entsorgungsinstallationen und wird als Phase Grundbau bezeichnet, die 2012 abgeschlossen wurde. Anschließend kamen die Siedler, die bis zum Sommer 2013 einzogen und die Geschossebenen entsprechend ihrer Bedürfnisse ausbauten. Für den eigenen Ausbau gab es keine zeitlichen Begrenzungen. Pro Geschoss wurden drei Wohnungen zwischen 30 und 150m² Größe untergebracht, insgesamt sind es 12 Wohneinheiten. Jedes Geschoss besitzt im Rohbau eine umlaufende Balkonebene, sodass während der Ausbauphase durch die Eigentümer auf ein kostspieliges Baugerüst verzichtet werden kann. Das Projekt in Hamburg-Wilhelmsburg soll in Zukunft auch auf anderer Orte

abb.3 der rohbau steht bereit für die siedler 2012

übertragbar sein.

abb.4 eine umlaufende balkonbrüstung erspart ein baugerüst – die siedler bauen zusammaen – eine vision der architekten

abb. 5 grundriss erschließungskern und stützen, eg, fertige grundrissvariationen


abb.6 modellbaukasten grundrissgestaltung

abb.7 handbuch zum eigenausbau

heimwerker sind gefragt Die Siedler können anhand eines Konfigurationsmodells

porte gut möglich sind. Der Fahrstuhl ist als Lastenaufzug

im Maßstab 1:50 und einem Setzkasten mit Möbeln die

ausgelegt. Der Ausbau, der mit 3,2m überhohen Etagen

Grundrissorganisation erproben und diese unabhängig von

erfolgt komplett als Mauerwerksbau mit hochgedämm-

der Tragstruktur flexibel an ihre individuellen Bedürfnisse

ten Leichtbausteinen. Die Außenfassade wird monolithisch

anpassen. Es haben sich am Ende zwei typische Grundrisse

als reiner Mauerwerksbau in 48cm Dicke mit eigens für das

als besonders nachgefragt herausgestellt (Abb.5). Typ eins

Projekt entwickelten Steinen errichtet. Sie ist selbsttragend

folgt unter Verzicht von Fluren und anderen reinen Erschlie-

und erfüllt nur die Funktionen des Wetter- und Wärme-

ßungsräumen einem System nutzungsneutraler Räume. Alle

schutzes. Das konzeptionelle Ziel des Projekts verfolgte

Räume sind untereinander verbunden und ihre Belegung

den maximalen Selbstbau durch den Nutzer auf der Etage.

mit Nutzungen wird vom Siedler festgelegt. Typ zwei folgt

Die Architekten standen den Heimwerkern mit Beratungs-

dem Prinzip offener Gemeinschaftsräume und definierten

gesprächen zur Seite. Zudem besichtigten Bauleiter und

Individualzonen. Hier entsteht die Flexibilität durch die

Handwerker regelmäßig die Baustelle, um den Siedlern bei

Aneignung der offenen Räume. Anhand dieses Raumsystems

Problemen vor Ort weiterhelfen zu können. Die Architekten

wird ein Grundrisssystem vorgegeben, dass eine flexible

hofften, dass der Transfer von Wissen und Fähigkeiten

Nutzung der Räume ermöglicht. Es wird nicht vorgegeben,

zwischen den Bewohnern zu gegenseitigem Verständnis und

welcher Raum als Bad, Küche oder Schlafzimmer genutzt

zum Gemeinschaftsgefühl beiträgt.

werden muss. Die Empfehlungen dienen als Hilfe und müssen nicht umgesetzt werden. Je nach Wunsch kann die

zu viel gewollt?

Fassade bündig mit dem Brüstungsband abschließen, oder

Wahrscheinlich hat es nicht grundlos 100 Jahre gedauert,

nach innen gesetzt, Balkonflächen bieten. Ein Handbuch

bis die von Le Corbusier präsentierte Vision in Deutschland

gibt eine detaillierte Anleitung zum Eigenausbau der Wohn-

tatsächlich realisiert wurde. Die Architekten konstatieren

parzellen. Der Selbstbau erzeugt einen hohen Bedarf an

selbst, dass die Baukosten letzten Endes höher lagen, als

Baustoffen, der durch Baumärkte gedeckt werden kann.

geplant. Damit konnte nicht erreicht werden, dass tatsächlich

Das Treppenhaus ist so dimensioniert, dass Materialtrans-

einkommensschwache Menschen mit Migrationshinter-


abb. 8 fassadengestaltung architektenvision

abb.9 fassadengestaltung sommer 2013

grund die Chance einer Eigentumswohnung bekamen. Die Gruppe der Siedler ist gemischt und vom Bauherrn in Gesprächen mit den Interessenten so ausgewählt, dass sie zusammen passt. Es ist anzunehmen, dass sich unter ihnen Menschen befinden, denen die Möglichkeit der Mitbestimmung zeigte, wie sie offene Wohnformen gestalten können, die ihnen sonst unter Umständen vorenthalten bliebe (Abb.10). Die Grundstimmung der Siedler lag bei geringerem Aneignungswillen, als beispielsweise in Südamerika. So wünschten sie sich am Ende eine Fassadengestaltung, die von den Architekten vorgeschlagen wurde. Auch die Grund-

abb.10 beispiel offener grundriss

rissvariationen blieben unwesentlich. Anzunehmen ist

unbekannt. Da der Ausbau geltenden Wärmeschutzbedin-

allerdings, dass der Standort im städtischen Raum Grund

gungen gerecht werden musste, fühlten sich viele Siedler der

für die Passivität sein könnte, da die Selbstbauphilosophie

Aufgabe im Selbstbau nicht gewachsen und beschränkten

der Menschen teilweise geringer ausgeprägt ist als auf

sich auf die Oberflächengestaltung, eine Freiheit die sich

dem Land. Sicher tragen die kulturellen Gegebenheiten in

aber in jeder Mietswohnung findet. Das Modell hat sicher

Deutschland ebenso dazu bei, schließlich ist uns die Struktur

Potential, müsste aber an etlichen Stellen noch optimiert

informellen Bauens in eigener Erfahrung weitestgehend

werden. Spannend bleibt die Weiterentwicklung des Projekts zu verfolgen.

Literatur / Bilder / Links: ARCH+ 211/212: Think Global, build social, S.128ff. und wS.136ff. http://www.iba-hamburg.de/fileadmin/Slideshows_post2013/02_Wissen/01_Whitepaper/130612_Grundbau_und_Siedler.pdf Abb 7: http://www.ytong-silka.de/baubuch/ http://www.bauwelt.de/cms/bauwerk.html?id=10692411#.UvUgpvuviSo alle Abbildungen: http://afasiaarq.blogspot.com/2013/04/bel.html

notizen


wohnheimareal ökopop

abb.1 terassen mit anschließenden kräutergärten und kleinen wohnzimmerleuchten im außenbereich

Auftraggeber:

Dipl.-Ing. Susanne Hofmann

Land:

Jahr:

Studentenwerk Berlin

Architekten BDA gemeinsam

Deutschland

2012

Architekten:

mit den Baupiloten der TU

Ort:

Bereich:

die Baupiloten

Berlin

Berlin

Innenarchitektur


verbindung von außen- und innenraum Für die Studentenwohnanlage Siegmunds Hof in Berlin von

befinden sich das Freiluftwohnzimmer und der Sportplatz.

1961 entwickelten Susanne Hofmann Architekten gemeinsam

Große, langgestreckte Sitzsteine und Gemeinschaftsterrassen

mit den Baupiloten der TU Berlin das Konzept Ökopop, eine

werden von Sonnenanbetern und Sportfans gleicherma-

ökologisch nachhaltige und energiebewusste Architektur,

ßen

die den heutigen Vorstellungen eines gesunden, umweltbe-

geben dem Außenraum hier das richtige Ambiente für ein

wussten Zusammenlebens und -wohnens entspricht. Ökopop

Sommerpicknick in der Dämmerung. Kleine Kräutergärten

verbindet beide, sich scheinbar widersprechende Wohnideale:

geben den Studierenden die Möglichkeit anzupflanzen,

das Leben in der pulsierenden Großstadt mit dem ruhigen,

zu gärtnern und sich selbst zu versorgen. Die Raum-

erholsamen Leben auf dem Land. Siegmunds Hof Haus 13

aufteilung

Haus für urbane Gartenfreunde stellt den ersten Bauabschnitt

7 unterschiedliche Zimmergrößen und -typen garantieren

der Masterplanung für das Studentenwohnheim Siegmunds

eine gute Durchmischung und Einbindung der Bewohner.

Hof dar. Eine gezielte Aufwertung der Außenanlagen war

Gemeinschaftszonen im Innenraum fördern Kommunika-

benutzt.

der

Überdimensionierte

Innenräume

wurde

Wohnzimmerleuchten

neu

strukturiert:

wichtiger Bestandteil des Entwurfs. Neue Pro-

tion und geselliges Zusam-

gramme und Funktionen wurden angesiedelt,

menleben in entsprechendem

um den vorhandenen, ungenutzten Außenraum

Wechsel mit Individualzonen.

zu rekultivieren und die Qualität des Ortes zu reaktivieren. Der Stadtplatz vor Haus 13 fungiert als verbindender Ort für die gesamte Anlage und öffnet das Studentenwohnheim zur Stadt hin. Auf der ruhigeren Rückseite

abb.2 ökopop diagramm des gebäudes mit außenanlagen


beteiligung am entwurfsprozess Wesentlicher Entwurfsbestandteil der Baupiloten sind partizipatorische Verfahren, bei denen die zukünftigen Nutzer in moderierten Workshops zu ihren konkreten Wünschen und Bedürfnissen befragt werden. Ein solcher Workshop stellt die Planungsgrundlage des Wohnheimareals dar. Die Baupiabb.3 partizipationsseminar thema joker

loten sind überzeugt, dass ohne die Mitbestimmung der Nutzer keine nachhaltige Vision entwickelt werden kann. Da es sich um die Renovierung und Neugestaltung eines Wohnheims handelt, werden Studierende als Experten auf dem Gebiet des studentischen Wohnens herangezogen. Mittels Feldforschung, Wohnversuchen, Befragungsmethoden und Planspielen nehmen sie Wohnvorstellungen und Wohnträume von Studierenden auf, kartieren und erörtern diese, um schließlich daraus innovative Wohn-

abb.4 partizipationsseminar thema spielfeld

konstellationen zu entwickeln. Der weitreichende Partizipationsprozess erforschte Wohnbedürfnisse einer großen, anonymen Nutzergruppe. Aus 274 geführten Interviews bezüglich eines gemeinsamen Wunsch-Wohnens mit Vielen, wurden die unterschiedlichsten gewünschten Tätigkeiten und atmosphärischen Beschreibungen herausgefiltert und kategorisiert: beispielsweise für die Tätigkeiten ich bin ein häuslicher Typ oder ich bin ein Workaholic oder für die atmosphärischen Beschreibungen wie Gemütlichkeit oder Wetter. Daraus wurde ein Legespiel mit Aktions- und Atmosphärenkarten entwickelt mit dem Thema Spiel Deinen Wohntraum – Wohn Deinen Spieltraum: 1. Wärm‘ Dich auf! 2. Dein Spielfeld 3. Die Basiskarten 4. Was tust Du gerne? Was wolltest Du schon immer mal

abb.5 partizipationsseminar thema nutze den raum

tun? 5. Wie soll es da sein? 6. Joker 7. Nutze den Raum 8. Ein letzter Blick. Auf den Partizipationsseminaren aufbauend entstand ein buntes Konzept: den einzelnen Häusern wurden Charaktere zugewiesen, die unterschiedlichste Bewohner ansprechen sollen: Gemeinschaftshaus für Partytiger und Kaffeetrinker, Gemeinschaftshaus für Sportfreaks und Workaholics, Wohngemeinschaft für Sauna- und Waldliebhaber, Ruhige Wohngemeinschaft am Wäldchen und Haus für urbane Gartenfreunde, welches im Haus 13 als erstes realisiert wurde. Auch die grundlegende Raumorganisation und die Erweiterung des Außenraumes fußt maßgeblich auf den Ergebnissen der Seminare. Ob die bunte Gestaltung der Innenräume durch allgemeine Farbtrends bestimmt ist, oder ebenso auf Individualwünsche der Befragten eingeht,

abb.6 partizipationsseminar thema wie soll es da sein?

konnte bei der Recherche nicht herausgefunden werden.


abb.7 isometrie zweierapartment in der planung

abb.10 freilichtwohnzimmer mit großen leuchten

fröhlich & zeitgemäß Die Baupiloten, eine wechselnde Studentengruppe der Fakultät Architektur an der TU Berlin, arbeiten gemeinsam mit dem berliner Architekturbüro Susanne Hofmann Architekten, welches die Haftung der Architektenleistung übernimmt. Sie entwickeln seit 2003 ausschließlich Projekte in partizipatorischen Verfahren, die oft als Pilotprojekte starten und durch ihren großen Anklang abb.8 bunt gestaltete räume im wohnheim

weiter ausgebaut werden. Die Wohnheimanlage ist ein schönes Beispiel für moderne, zeitgemäße Innenarchitektur, welche durch die Hinzunahme von Beteiligungsprozessen an Qualität gewinnt. Zudem sieht man die frische und visionäre Kraft studentischer Entwürfe.

abb.9 gemeinschaftsküche

Literatur / Bilder / Links: Abb 1,8,9,10 © NOSHE Abb 2, 3, 4, 5, 6, 7 © die Baupiloten http://www.competitionline.com/de/projekte/48821/per/post/79985 http://www.referenzbauten.de/studenten-wohnheim-siegmunds-hof-berlin.html http://www.baupiloten.com/

notizen


hartz iv wohnung

abb.1 architekt le van bo in seiner installation der hartz iv wohnung

Auftraggeber:

Land:

Jahr:

Open Design City

Deutschland

2011

Architekt:

Ort:

Bereich:

Le Van Bo

Berlin

Innenarchitektur / Mรถbeldesign


schöner wohnen auf engem raum Anlässlich des Internationalen Designfestivals DMY 2011 präsentierte der Berliner Architekt Le Van Bo in der Open Design City die Hartz IV Wohnung im Maßstab 1:1 als Musterwohnung. In der Pressemitteilung dazu heißt es: Basierend auf einer Einraum-Standardwohnung (WBS 70) hat Le Van Bo Selbstbaumöbel entworfen, die auf minimalem Wohnraum maximale Lebensqualität abb.2 schemaskizze der möbelzusammenstellung

ermöglichen sollen: essen, arbeiten, schlafen und knutschen. Und das alles auf nur 21 qm Wohnfläche. Die Hartz IV Möbel machen es möglich. Allen voran das SiWo Sofa (Abkürzung für Single-Wohnung), das sowohl Bett, als auch Sofa und Sitzbank in einem ist. Das SiWo Sofa kombiniert die verschiedenen Funktionen und übernimmt damit gleichzeitig die Aufgabe der Zonierung des Wohnraumes, trotz wenig Platz. Diese Einteilung ist laut Le Van Bo wichtiges Maß für die Wahrnehmung von Großzügigkeit des Raums und damit von Lebensqualität. Bei erster Betrachtung entstehen Zweifel, warum auf extrem engem Raum Platz am Tisch für 6 Personen angeboten sein sollte. Genau dort sieht Le Van Bo aber das Problem sozialer Ausgrenzung von Menschen niedrigen Einkommens: Ihre finanziellen Mittel lassen es in der Regel nicht zu, auswärtig zu essen und ihre kleine Wohnung bietet unzureichend Platz, um ihre Familie oder

abb.3 grundrissvariationen auf engstem raum

mehrere Freunde zu bewirten. Zu diesem Anlass kann das SiWo Sofa in Erweiterung mit Tisch und Sitzmöbeln für die Bewirtung einer großen Tafel benutzt werden. In der restlichen Zeit fungiert sie als großer Schreibtisch. Fraglich bleibt, ob die Kombination von Sofa und Sitzbank hinsichtlich ihrer gleichen funktionalen Ausrichtung als sinnvoll zu sehen ist. Die Harz IV Wohnung fügt die entworfenen Einzelmöbel des Architekten zu einem Ensemble zusammen und scheint eher einer großen Idee zu folgen, als einen tatsächlichen, realistischen Möblierungsvorschlag anzubieten. Eine einheitliche Linie klingt durch den Entwurfstil an. Ansonsten wirkt die Zusammen-

abb.4 prototyp der wohnung in 1:1 auf der dmy

abb.5 möbel der wohnung in 1:1 auf der dmy

stellung eher willkürlich.

abb.6 umwandlung des siwo sofas


möbel im selbstbau Le Van Bo konzipiert alle Möbel so, dass sie auch für

miteinander zu lernen – der Leitgedanke des Open Source. Hat

Menschen, die keine Ausbildung im Handwerk vorzuwei-

man weder Werkzeug noch Werkstatt zur Hand, findet man

sen haben, einfach nachzubauen sind. Auf seinem Blog

zahlreiche Links und Hinweise zu angeleiteten Workshops

kann man sich die Baupläne und Erklärungen kostenlos

und offenen Werkstätten. Auch Le Van Bo leitet Kurse an der

herunterladen. Allerdings bittet er im Gegenzug um einen

Volkshochschule oder an normalen Schulen (Abb.9). Entwi-

anschließenden Erfahrungsbericht mit Fotos, der auf dem

ckelte er zunächst die verschiedenen Einzelmöbel, welche

Blog veröffentlicht wird und von dem die stetig wachsende

sich unter anderem in der Hartz IV Wohnung finden, widmet

Open Design Community profitieren kann. Dieser Erfahrungs-

er sich zunehmend Projekten, die alternative Wohnformen

austausch der Selbstbauer trägt dazu bei, die einzelnen

und kritische Gesellschaftsphänomene, beispielsweise den

Möbel jeweils weiterzuentwickeln und voneinander bzw.

Mietkostenanstieg, thematisieren.

abb.7 bauanleitung des siwo sofas


ist der name programm? Über die Betitelung des Projekts als Hartz IV Möbel und Hartz IV Wohnung lässt sich streiten. Eines kann sich Le Van Bo aber sicher sein, Aufmerksamkeit erregt er damit garantiert. Der Untertitel des Blogs Konstruieren statt Konsumieren zeigt, um was es dem Architekten auch geht: Menschen zum Selbstbau inspirieren und damit gleichzeitig Gesellschaftskritik üben zu können. Sie positionieren sich zu einer Haltung, die Wert darauf legt, Wissen zu teilen, selbst aktiv zu werden, die eigene Umwelt zu gestalten, trotz oder gerade wegen eines niedrigen Einkommens. Durch die gewünschte Rückmeldung hat der Architekt einen Überblick über die Motivationen der Selbstbauer, welche bestätigen, dass tatsächlich die Hälfte der Anfragen von Menschen mit wenig Geld kommen. abb.8 inspiration zum selber bauen

Ob diese Personen Hartz IV empfangen, ist dabei für Le Van Bo irrelevant, sie eint der Wünsch nach bewusstem Konsum und Nachhaltigkeit durch Eigenproduktion. Le Van Bo bietet, indem er als ausgebildeter Architekt Designklassiker neu interpretiert und den Menschen zur Verfügung stellt, allgemeinen Zugang zum Design. Unter Zuhilfenahme der neuen Medien und Finanzierungsmodelle hat er erfolgreiche Konzepte entwickelt und eine große MitstreiterInnengemeinde um sich versammelt. Seine Auftritte zu renommierten Architektur- und Designmessen, wie beispielsweise seinem Vortrag und Workshop zur imm cologne 2014 beweisen, dass er mit seiner Designphilosophie auch in der Fachwelt zunehmend Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wünschenswert wäre vielleicht, dass er die tradierten Formen hinterfragen würde.

abb.9 zeitungsartikel über einen workshop an einer berliner schule

Muss denn eine Wohnung auf 21 m² tatsächlich alle herkömmlichen Möbel aufweisen? Welche Art von Möblierung wäre denn noch vorstellbar? Hier könnte ein biss-

Literatur / Bilder / Links: http://www.fontblog.de/hartz-iv-wohnung-ein-zuhause-zum-selberbauen fuereinebesserewelt.info hartzivwohnung.blogspot.com

notizen

notizen

chen mehr Innovationsbereitschaft durchaus mehr Pepp in die, doch recht steifen Entwürfe bringen. Vielleicht ist ein verbreitetes Verständnis von herkömmlichen Möbeln allerdings auch wichtige Grundlage, um ein generelles Interesse zu wecken und sich im Anschluss wieder davon zu befreien, wie es sich in den letzten Arbeiten des Architekten schon abzeichnet.


grandhotel cosmopolis

abb.1 blick in eines der hotelzimmer, welches von k端nstlern gestaltet wurde

Auftraggeber:

viele freiwillige B端rgerInnen

Land:

Jahr:

Diakonie Augsburg

der Stadt Augsburg

Deutschland

2011 - 2013 (Einzug)

Architekten:

Ort:

Bereich:

eine K端nstlergruppe

Augsburg

Innenarchitektur


kulturtreffpunkt Seit zwei Jahren arbeiten Künstler, Aktivisten

Herkunft und seinem Geldbeutel. Somit soll eine Begegnungsstätte für

und Bürger der Stadt Augsburg daran, einen

Einheimische und Reisende aus aller Welt entstehen. In der zweiten, dritten

seit Jahren leer stehenden 60er-Jahre-Bau

und vierten Etage befinden sich Zimmer für insgesamt 60, Asylbewerber, für

im Stadtzentrum in ein Hotel der besonderen

die die Regierung Schwaben Miete zahlt und Essenspakete liefert. Auf den

Art zu verwandeln. In dem ehemaligen

unteren fünf Geschossen sind dreizehn Ateliers für Künstler untergebracht,

Senioren- und Pflegeheim, das die Diakonie

die am Hotel mitarbeiten, dazu Räume für eine Flüchtlingsorganisation. Im

für eine Zwischennutzung von 3-5 Jahren

Souterrain entsteht ein Restaurant, im sechsten Stock eine Galerie und auf

zur Verfügung gestellt hat, wohnen seit

drei Etagen Zimmer für Gäste ohne Asyl, alle von den Künstlern des Haues

Sommer 2013 Asylbewerber, Künstler und

gestaltet. Um der zunächst sehr skeptischen Augsburger Gesellschaft das

Hotelgäste unter einem Dach. Für das, was

Projekt nahezubringen, haben im Grandhotel bereits über 50 Konzerte,

sie gern eine soziale Skulptur in Augsburgs Herzen

Lesungen, Workshops und dergleichen stattgefunden. In einer Stadt mit 270 000

nennen,

zwei

Einwohnern, 18 000 Studenten und 40 Prozent Migranten ist hier

wählten

Referenzen:

die

Grandhotel

Initiatoren

die

Raum für Fragen, die weit über die Stadt hinaus relevant sind, beispiels-

große Kultur der alten Hotels als Orte der

erinnert

an

weise: „Wie wäre es, wenn Flüchtlinge normaler Bestandteil der Gesellschaft wären?“.

Zusammenkunft. Cosmopolis bedeutet, dass

Ein Hotel revolutioniert nicht die Gesellschaft. Aber es macht etwas mit

hier jeder, der möchte, eine Heimat auf

seinen Besuchern. Hotelgäste können im täglichen Zusammenleben sehen,

Zeit haben kann, unabhängig von seiner

mit welchen Sorgen, Problemen und Vorgeschichten Flüchtlinge zu kämpfen

abb.2 schema umgebung und anbindung des grandhotels

abb.3 einteilung des hauses

abb.4 foyer mit bar und uhren mit zeiten aus den ländern der verschiedenen bewohner z.b. gaza, manila oder lampedusa


abb. 6 verschiedene kulturen treffen aufeinander

abb.5 das haus lebt durch das engagement freiwilliger helfer und bewohner

abb.7 bürotür dient als schwarzes brett

haben. Die wiederum erfahren Hilfe, Respekt und Teilhabe an ihrem Alltag,

können sich für die Dauer ihres Aufenthalts

etwas, das viele Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus sonst kaum

in einen aktuellen Kultur- und Hotelbetrieb

erleben. Interaktion statt Ausgrenzung hilft mögliche Vorurteile zu

nach ihren Möglichkeiten einbringen.

überwinden. Mittlerweile ist das Hotel ein beliebter Treffpunkt, den auch

Hotelgäste auf der Durchreise werden ihren

Touristen gerne ansteuern.

Aufenthalt im Rahmen eines einzigartigen

zwischennutzungskonzept

Projekts verbringen. Das System von Partizipation und Konsum kann neue überra-

Einer der Hauptinitiatoren ist ein Architekt. Trotzdem ist die Beteiligung

schende Serviceleistungen bieten, wie sie zum

verschiedener Menschen am Entstehungsprozess eher selbstverständliche

Beispiel in den historischen Grand Hotels

Voraussetzung, als geplante Strategie. Die meisten Zwischennutzungs-

üblich waren. Immer kann die Gestaltung

projekte funktionieren nach diesem Prinzip zufälliger Beteiligung, die im

der Gesamtskulptur in ästhetischer Hinsicht

Wachsen ihre Form findet. Im Grandhotel Cosmopolis folgt die Funktionalität

weiterentwickelt werden.

der Vielfalt: Das Mobiliar stammt aus Sozialkaufhäusern, vom Sperrmüll oder Spenden – gegen eine Wegwerfgesellschaft, für eine Partizipation an

es bleibt spannend

der Völkerverständigung. Die Initiatoren setzen auf Bürgerinitiative statt

Als Übergangsbleibe soll das Grandhotel für

auf verbreitete Scheuklappenmentalität. Partizipiert haben Verantwortliche

die Hotelgäste mit Asyl Zwischenstation

und Laien an der Entstehung und vor allem beteiligen sie sich an der

bis zum Umzug in eine eigene Wohnung

Endnutzung, denn Partizipation ist die Grundlage für das gesamte Projekt.

sein. Viele Asylbewerber fühlen sich bisher

Nur durch aktive Partizipation wird das Grandhotel bestehen können. Für

allerdings so wohl, dass sie das Hotel einem

Kulturschaffende besteht der Anreiz in der Mietfreiheit. Hotelgäste mit Asyl

angebotenem Umzug vorziehen.


Obwohl erst seit 6 Monaten bezogen, erhielt das Projekt bisher regional und überregional viel Aufmerksamkeit und wurde schon mit mehreren

Preisen

ausgezeichnet.

Diese

hohe Öffentlichkeitswirksamkeit lässt sich mit der Brisanz der Thematik begründen, denn der momentane Flüchtlingsstrom nach Europa und damit auch nach Deutschland wird nicht mehr abreißen. Das Grandhotel offenbart eine humane und intelligente Lösung für die Herausforderung zunehmender Flüchtlingsströme. Die Initiatoren freuen sich über die positive Resonanz, denn sie

abb. 8 ein künstlerisch gestaltetes hotelzimmer

kämpfen nicht nur um ständige Finanzierungsmittel, sondern auch mit den Rückschlägen durch plötzliche Abschiebung der Bewohnerfamilien. Diese traurigen Einzelfälle zeigen allerdings gleichzeitig, dass das Konzept aufzugehen scheint. Bei dieser Art der Beteiligung aller Bewohner und Akteure passiert eine schnelle, auf gegenseitiger Akzeptanz basierender Annäherung. Zu hoffen bleibt vor allem, dass sich die bisher vereinbarte Zwischennutzung bei weiterer

erfolgreicher

Entwicklung

des

Projekts verlängern wird. Da sich die Diakonie

abb. 9 ein künstlerisch gestaltetes hotelzimmer

seit Beginn wohlwollend auf die Seite der dass dieses Vorzeigeprojekt noch längere Zeit bestehen bleibt. Gerade durch den Aspekt der Partizipation unterschiedlichster Menschen im Alltag birgt es viel Potential, auch auf andere Regionen Deutschlands übertragen zu werden.

Literatur / Bilder / Links: abb. 10 ein künstlerisch gestaltetes hotelzimmer www.gensol.arte.tv http://www.taz.de/!112187/ http://grandhotelcosmopolis.wordpress.com/2011/11/03/konzept-fur-eine-soziale-skulptur-in-augsburgs-herzen/ http://grandhotelcosmopolis.files.wordpress.com/2011/11/111118_grandhotel-konzept_web.pdf

notizen

Initiatoren stellte, stehen die Chancen gut,


open house

abb.1 installation im Ăśffentlichen raum in form eines vertikalen dorfes

Auftraggeber:

Mitarbeiter von

Land:

Jahr:

APAP 2010

raumlaborberlin und

SĂźdkorea

2010

Architekten:

raumlaborkorea

Ort:

Bereich:

Anyang

Stadtplanung

raumlabor berlin


ein vertikales dorf in der großstadt Es handelt sich bei diesem Projekt nicht um eine billige Kopie von Herzog & de Meurons Vitra-Haus, eher um dessen genaues Gegenteil. Denn der Häuserturm, der vom berliner raumlabor an die Anwohner in Anyang übergeben wurde, ist eine öffentliche, partizipativ gestaltete Hausskulptur, gemeinsam errichtet und für eine gemeinschaftliche Nutzung und Gestaltung vorgesehen. Im Sommer 2010 fand im koreanischen Anyang das dritte Festival für öffentabb.2 offener pavillion mit sitzmöbeln

liche Kunst statt, das APAP (Anyang Public Art Project). Der Kurator Kyong Park hatte das Ereignis unter das Motto A New Community in the Open City gestellt. Die Kunstinstallationen und -projekte wurden dabei nicht an einem Punkt in der Stadt konzentriert, sondern über die öffentlichen Räume verteilt. Ziel war es, Prozesse zu initiieren in denen internationale und lokale Künstler gemeinsam mit den Bewohnern der Open City den Begriff der Community diskutieren und vor dem Hintergrund der rasanten urbanen und gesellschaftlichen Transformationen in Korea eine besondere Form von kollektivem Raum konstruieren. In Folge rapider Verstädterung wurden viele dicht besiedelte, gemischte Gebiete durch monofunktionale Wohnhochhäuser mit noch höherer Dichte ersetzt. Das Projekt ist in einem öffentlichen Park

abb.3 schema des open house

angesiedelt, angrenzend an ein zukünftiges, städtisches Sanierungsgebiet. Das Gebiet verfügt in seinem heutigen Zustand über eine lebendige Ökonomie, bestehend aus vielen kleinen Läden, Händlern, Bangs (öffentliche Räume mit verschiedenen Funktionen) und Restaurants. Die gut entwickelte soziale Struktur wird von den Bewohnern sehr geschätzt. Die gegenwärtige Stadtsanierung und die damit einhergehenden Baumaßnahmen zerstören all diese weichen Qualitäten der Stadt, Konflikte entstehen. Gleichzeitig fehlt es an Strukturen und Strategien, um diese Konflikte zu bewältigen. An diesem Punkt setzt das Projekt an. Das Open House ist ein Gebilde aus einer Stahlstruktur, an der auf fünf Ebenen 20 kleine Häuser mit Satteldach befestigt sind. Mit den Freiflächen, die sich vor den Häusern auf den Terrassen bilden, wirkt die Struktur wie ein vertikales Dorf. Die Häuser wurden ebenerdig gebaut und dann von einem Kran auf die stabile Stahlkonstruktion gesetzt. Die Gestaltung lehnt sich dabei an vorhandene Elemente im Park an. Die Form der Häuser bezieht sich auf die kleinen Tee-Pavillons, die im Park als Treffpunkte genutzt werden. Open House kombiniert individuelle, sowie kollektive oder öffentliche Nutzungen wie eine Bar, eine Küche, ein Teehaus, Shops, Ateliers, ein Kinderhaus, eine Galerie und ein Community-Farm.

abb.4 karte der sehnsüchte im park


die bewohner gestalten mit Die Architektengruppe raumlabor aus Berlin ist für ihre partizipativen Interventionen im öffentlichen Raum bekannt. Von ihnen wurde lediglich das Grundkonzept vorgestellt. Bei diesem Projekt erarbeitete sie mit koreanischen Kollegen ein mehrstufiges Partizipations- und Entwicklungskonzept: mit den Werkzeugen Open House, Open Masterplan, Open Program, Open Exhibition und Bang Bang verweben sie 5 Ebenen der Auseinandersetzung mit der bestehenden Stadtlandschaft: das Erkunden, das Benutzen, das Bauen, das Planen und das Verorten. Die erste Phase des Projektes begann mit einer forschungsbasierten Kartierung und Dokumentation von vielen vorge-

abb.5 diagramm der werkzeuge im partizipationsprozess

funden Phänomenen, Situationen, sozialen Potentialen etc. Alle Funde wurden in einer, sich kontinuierlich weiterentwickelnden Karte festgehalten. Die Karte der Sehnsüchte zeigt die Wünsche von Einwohnern in unterschiedlichen Lebensumständen. Der Stadtdetektive Workshop diente der Erforschung der Stadt und der umliegenden Gegenden. Studenten erforschten die Umgebung des Hakwon Park. In Gruppen untersuchten und analysierten sie die verschiedene Gebiete und präsentierten ihre Ergebnisse und Erkenntnisse im Anschluss. Die Aktionen mit einer mobilen Pflanzstation waren der Auftakt zur Etablierung eines Nachbarschaftsgartens. Eine Lastkarre besuchte die benachbarten Bezirke um Töpfe und Pflanzen auszutauschen und die Einwohner einzuladen, einen eigenen Topf für den Nachbarschaftsgarten

abb.6 workshop stadtdetektive

zu bepflanzen. Es wurde ein Open House Immobilien Planungsbüro ins Leben gerufen, das anstatt Räume zu verkaufen, nach Ideen für die Nutzung des Ortes, der Häuser und Plattformen suchte. Parallel wurden Vorschläge gesammelt, wie die Struktur gemeinschaftlich organisiert werden könnte. Die Stahlstruktur und ein erstes Haus wurden errichtet, dann die Anwohner der umliegenden Stadtviertel zu Workshops eingeladen, in denen die Idee weiter entwickelt wurde. Gemeinsam entstanden Planungen über die genaue Anzahl der Häuser, Anwohner übernahmen die Patenschaft für gewisse Nutzungen, schließlich beteiligten sich, unter Anleitung eines Tischlers aus Seoul, knapp 200 Menschen am Bau der Häuser und deren Ausstattung. Das fertiggestellte Open House ist ein vertikales Dorf, eine architektonische und soziale Skulptur, die auf der Grundlage von subjektiven urbanen Studien entwickelt wurde und sich mit der existierenden urbanen Landschaft verwebt. Die Anwohner wurden als Nutzer in den Entwurf, die Programmierung und die Konstruktion involviert. Im Anschluss wurde ihnen das Objekt übergeben, um es in Eigeninitiative zu bewirtschaften und weiterzunutzen. Mittlerweile ist das Gebäude zu einem Treffpunkt und Zentrum geworden. abb.7 gemeinschaftliches bauen der häuser


diskussionsgrundlage Dieses Projekt ist ein Beispiel bauender Forschung im öffentlichen Raum, deren Ausgang offen ist. Es könnte sich also um temporäre Architektur handeln, aber auch der Beginn eines sehr nachhaltigen Gebäudes sein. Die Ausweitung planerischer Verantwortung vom Einzelentwerfer zu den Nutzern wird in eine Versuchsanordnung überführt, die sich erfüllen oder scheitern kann. Interessant ist an dem Experiment das Prinzip der abb.8 plattform mit offenem pavillion

geographisch-kulturellen

Vermischung.

Mit dem gesteuerten, partizipativen Bauen, angeleitet

durch

ein

deutsches

Büro,

wird ein alternativer Planungsansatz aus der jüngeren Tradition der europäischen Moderne nach Korea verlagert, wo dieser Ansatz kaum bekannt ist. Umgekehrt lebt die Stadtbaukultur Asiens sehr von informellen Aneignungsprozessen. Möglicherweise haben raumlabor mit diesem Projekt eine planerische Methodik an einem Ort eingeführt, der die dafür nötige Aneignungsfähigkeit besitzt. abb.9 pavillion mit raum für visionen

abb.11 soziale und architektonische skulptur

Literatur / Bilder / Links: alle Abb.: ©APAP http://www.raumlabor.net/?p=6919 http://www.raumlabor.net/?p=2732 http://afasiaarq.blogspot.com/2012/12/raumlaborkorea.html http://raumlaborkorea.tumblr.com/ http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Soziale_Skulptur_von_Raumlabor_in_Korea_1416229.html

notizen

abb.10 pavillion mit gärtnerei


lehrerwohnhäuser

abb. 1 einzelgebäude beherbergen wohnhäuser für die lehrer

Auftraggeber:

Francis Kéré

Land:

Jahr:

Komune Gando

Burkina Faso, Westafrika

2004

Architekten:

Ort:

Bereich:

Kéré Architecture

Gando

Architektur


architektur der notwendigkeit Das Dorf Gando liegt süd-östtlich der Hauptstadt von Burkina Faso. Es hat keinen Zugang zu fließendem Wasser oder Elektrizität und die Analphabetenrate liegt über dem Landesdurchschnitt von 75%. Es ist das Heimatdorf des Architekten Francis Kéré. Er baute hier 2001 noch während seines Studiums in Berlin eine Grundschule. Die Wohnsituation für Lehrpersonal auf dem Land stellt in Burkina Faso ein großes Problem dar. Die Lehrer weigern sich in der Regel die Städte zu verlassen, weil oft die Unterbringung abb.2 dorf gando mit ca 3000 einwohnern

auf dem Land eher provisorisch und die Beschaffung von geeigneten Wohnräumen schwierig ist. Das primäre Ziel des Lehrerhausprojektes ist es, ein klimagerechtes und nachhaltiges Projekt zu entwickeln, das den Bedürfnissen der Menschen sowie ihrer ökonomischen Situation entspricht. Die Häuser sollen Wohnkomfort bieten, der sich positiv auf die Arbeit der Lehrkräfte auswirkt und sie motiviert aufs Land zu ziehen ohne den Standard der Stadt zu vermissen. Das Konzept der Häuser basiert auf einem Grundmodul, das beliebig kombiniert und innerhalb eines traditionellen Gehöftes von der Bevölkerung gebaut werden kann. Jedes Modul entspricht der Größe einer traditionellen Rundhütte und erfüllt die Bedürfnisse einer Familie. Neben den Lehrergebäuden entstanden innerhalb der letzten 10 Jahre Schulerweite-

abb.3 dem klima angepasste architektur: innenraum klassenzimmer

rungen, eine Bibliothek, eine weiterführende Schule und ein Frauenzentrum.

abb.4 eines der schulgebäude des bildugnskomplexes, der mittlerweile mehrer schulen umfasst


beteiligung auf allen ebenen Bei diesem Projekt handelt es sich um eine der intensivsten Formen von Partizipation. Die Dorfbewohner sind seit Beginn in die Planung involviert. Sie sind am Gesamtbau beteiligt, der nur durch ihre Arbeitskraft entstehen kann und werden gleichzeitig zu fähigen Handwerkern ausgebildet. Die gelernten Fähigkeiten können so beim Bau des eigenen Hauses oder bei weiteren Projekten im Dorf angewendet werden. Gleichzeitig greift der Architekt auf ihr Wissen zurück und übernimmt traditionelle Bauweisen, die er mit einfachen, technischen Tricks verbessert. Damit wurde das Potential der Bevölkerung genutzt und den Einheimischen die Vorteile von natürlichen,

abb.6 einheimsiche arbeiter bauen die dachkonstruktion

traditionellen Materialien nahegebracht. Um das Projekt nachhaltig zu gestalten, waren einige Leitprinzipien maßgebend: ein ausgeklügeltes, natürliches Klimakonzept, kombiniert mit günstigen Bauweisen und der Nutzung von lokalen Materialien bildeten die Basis. Das Gebäude geht weit über die Funktion eines künstlerischen Experiments hinaus und ist Hoffnungsträger der Region. Mit seinem kontinuierlichen, ambitionierten Wirken verhalf Kéré der wirtschaftlich angeschlagenen Gemeinde zu neuer Beschäftigung und regionaler Bedeutung. Belohnt wurde dieses Engagement unter anderem mit mehreren Architekturpreisen. abb.7 viele dorfbewohner helfen am bau der lehrergebäude mit

abb.5 schema der natürlichen luftzirkulation

abb.8 frauen sind ebenso wie männer beteiligt


abb.10 gebäudekomplex der lehrerwohnhäuser

sonderform Das Gelingen des Projekts ist definiert über die notwendige Sensibilität des Architeken, mit den örtlichen Gegebenheiten zu interagieren, sodass es zur Symbiose von Architektenwissen und den vorhandenden Vorraussetzungen kommt und nicht zu bloßen Überstülpungen der afrikanischer Kultur durch westliche Architektenhaltungen. Als gebürtigem Afrikaner ist Kéré dies gelungen. Zahlreiche andere Architekten weltweit folgen mittlerweile seinem Beispiel. Auch Hochschulen gründeten sogenannte Design & Build Fakultäten, in deren Rahmen die Studenten Planungs- und Bauprozesse von Anfang bis Ende begleiten. Viele dieser Projekte finden in Dritte Welt Ländern statt. Studierenden wird gezeigt, wie breit ihr Wirkungsspektrum sein kann. abb. 11 plan des schulareals Literatur / Bilder / Links: ARCH+ 211/212: Think Global, build social, feature Francis Kéré Andreas Lepik: Small Scale Big Change – New Architectures of Sicial Engagement, New York, 2010. S33f Abb 2,5: © Kéré Architecture Abb 1,3,4: © Erik-Jan Ouwerkerk alle Abbildungen: http://afasiaarq.blogspot.com/2013/04/bel.html

notizen


torre david

abb.1 teilweise ausgebaute und bisher unausgebaute, obere stockwerke des hochhauses

Auftraggeber:

Alfred Brillembourg,

Land:

Jahr:

David Brillembourg

Hubert Klumpner

Venezuela

1990 (Bau) 2007 (Besetzung)

Architekten:

Ort:

Bereich:

B端ro Urban Think-Tank

Caracas

Stadtplanung / Architektur


die gewinner der bankenpleite Das Centro Financiero Confinanzas, auch Torre de David (deutsch Turm des David) genannt, ist das dritthöchste Gebäude Venezuelas und befindet sich in der Hauptstadt Caracas. Das Hochhaus entstand ab 1990 im Auftrag des Investors David Brillembourg und sollte ursprünglich als Sitz einer Großbank, Bürokomplex und Hotel dienen. Der bislang nur im Rohbau fertiggestellte Wolkenkratzer besitzt 45 Stockwerke und ist 192 Meter hoch. Bedingt durch die Finanzkrise und den Tod David Brillembourgs 1993 wurden die Arbeiten 1994 eingestellt. Nach ihm erhielt das Haus auch seinen Namen Torre de David. Nach dem Tod des Investors übernahm der venezolanische Staat das Gebäude. Im Oktober abb.2 investruine mitten im stadtzentrum

2007 besetzten einige Bewohner aus den Armenvierteln der

abb.4 fehlende aufzüge machen den aufstieg in die oberen stockwerke beschwerlich

abb.3 improvisierte fassadengestaltung durch die hausbesetzer

abb.5 großes atrium, welches über mehrere stockwerke reicht


Stadt die Investruine. Nach und nach bevölkerten immer mehr Menschen die leer stehenden Etagen und bauten diese mit provisorischen Mitteln in Eigeninitiative zu Wohnungen und als Handwerkswerkstätten aus. Schätzungen von 2012 gehen von ca.2500 bis 3000 illegalen Bewohnern des Hauses aus, darunter auch Angehörige der Mittelschicht, um den hohen Mieten in Caracas zu entgehen.

aktion aus der not entstanden Die zunächst mit Karton ausgebauten Wohnungen wurden sukzessive wohnlich gemacht. Die Glasfassade wurde teilweise demontiert und verkauft, die Löcher in der Fassade eigenhändig mit preisgünstigeren Materialien geschlossen. Im Gebäude hat sich inzwischen durch die Initiative der Bewohner ein gut funktionierender sozio-ökonomischer

abb.6 improvisiertes fitnessstudio auf dem dach mit toller aussicht über die stadt

Mikrokosmos etabliert, mit eigenen Läden und Friseurstudios, improvisierten Turnhallen und Fitnessstudios, und einem regen Beziehungsgeflecht aus Nachbarschaftshilfe und Tauschhandel. Dabei ist der Turm, obwohl in der Bevölkerung als solcher stigmatisiert, eben gerade kein Slum, sondern eine wohlorganisierte Gemeinschaft, die sich mit Hilfe der evangelischen Kirche selbst verwaltet. Um die Zukunft des Torre David auf sicherere Beine zu stellen, haben der venezolanische Architekt Alfredo Brillembourg und sein österreicher Kollege Hubert Klumpner, Professoren an der ETH Zürich, gemeinsam mit ihrem Forschungs- und Designteam des Urban-Think Tank 18 Monate die physische und soziale Organisationsstruktur dieser Ruinen-Heimat

abb.7 einache, aber funktionale wohnungseinrichtung im gebäude

studiert und Versorgungkonzepte für das Hochhaus erarbeitet. Ihre ETH-Kollegen Arno Schlueter und Jimeno Fonseca steuerten ein Energiekonzept bei, das auf fassadenintegrierten Kleinst-Windkraftanlagen, einer neuen Wasserversorgung und antriebslosen, allein durch die Gewichtskraft der Bewohner betriebenen, Aufzügen basiert. Entstanden ist ein gebautes, funktionierendes Konzept einer vertikalen Stadt.

abb.8 im gebäude gibt es mittlerweile eine funktionierende versorgungsstruktur


von wem architekten lernen können Die Architektenutopie der Wohnregale entstand bei diesem Projekt komplett ungeplant aus einer Notwendigkeit heraus, ohne das anfängliche Zutun von Architekten. Fehlender Wohnraum und ein riesiges, leerstehendes Gebäude mitten im Stadtzentrum einer südamerikanischen Großstadt führten zu dessen Besiedelung ganz im Sinne von informellen Siedlungen, verbunden mit den herkömmlichen Problemen selbiger: Sicherheitrisiken und fehlende Versorgungsstrukturen. Die Invasion des Torre durch die aktuellen Bewohner war im Gegensatz zu besetzten Häusern, die man aus Westeuropa kennt, nicht politisch motiviert. Durch die hinzukommende Hilfe der Architekten abb. 9 elektrizitäts- (links) und wasserversorgungskonzept (rechts)

wurden diese Strukturen teilweise hergestellt oder verbessert. Wo manch einer nur ein gescheitertes Bauprojekt sieht, haben sie ein Labor zur Erforschung des Informellen gefunden. Mit der Unterstützung der Schindler Group hat das Forschungsteam auch innovative Gestaltungslösungen erprobt, um neue Formen vertikaler Mobilität zu untersuchen. Man weiß nicht recht, wem hier mehr Bewunderung gebührt: der Selbsthilfe-Energie der Bewohner oder dem Versuch der Architekten, ein eigentlich funktionierendes System weiter zu optimieren. Auf diese Arbeit aufbauend, entstand eine Ausstellung mit ungewöhnlichen Vorschlägen darüber, wie existierende Strukturen in den Städten der Gegenwart, wie zum Beispiel Parkhäuser, nachgerüstet

abb. 10 ausstellung auf der architekturbiennale in venedig 2012

und transformiert werden können, um den dringenden Bedarf in Bereichen wie Wohnungsmangel und öffentlichem Freiraum zu decken. Das Projekt und die Ausstellung wurden auf der 13. Architekturbiennale in Venedig 2012 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Die Ausstellung will zeigen, dass die Zukunft der Stadtentwicklung in der Zusammenarbeit zwischen Architekten, privaten Unternehmen und der Weltbevölkerung der Slums liegt. Brillembourg und Klumpner richten einen Aufruf an alle Architektenkollegen, in den informellen Ansiedlungen der Welt ein Potential für Innovation und ein Experimentierfeld zu sehen mit dem Ziel, Gestaltung im Dienste einer

abb. 11 aktuelle ausstellung in berlin

gerechteren und nachhaltigeren Zukunft einzusetzen.

Literatur / Bilder / Links: http://www.monopol-magazin.de/artikel/20105807/Wie-wollen-wir-leben-als-Hausbesetzer-Torre-de-David-Squatting-Caracas.html http://www.archifm.ch/Portals/0/Content/Magazin/archiFM02-13_S21-23.pdf Abb 1: http://www.novonon.com/blog/wp-content/uploads/2013/06/1599x1202xskyscraperabandoned.jpg.pagespeed.ic_.osWXlfmwIF.jpg Abb 9: © SuAT/ETH Zürich (Arno Schlueter, Jimeno Fonseca) alle weiteren Abbildungen: © Iwan Baan

notizen


hafenstraße hamburg

abb.1 ein prägnanter schriftzug schmückt eines der häuser

Auftraggeber:

selbstorganisierte

Land:

Jahr:

Bewohnergruppe

Deutschland

seit 1981

Architekten:

Ort:

Bereich:

Hamburg

Stadtplanung / Architektur


hausbesetzung Die Hausbesetzerbewegung entstand Ende der 70er und in den 80er Jahren. Erstmals kam es zu Hausbesetzungen in Frankfurt im Herbst 1970 durch eine sehr gemischte Gruppe von Studenten, Familien aus Obdachlosensiedlungen und ausländischen Arbeitern im Frankfurter Stadtteil Westend Eppsteiner Straße 47. (sog. Frankfurter Häuserkampf). Anfang der 1980er war man soweit vernetzt, dass bundesweit die Hausbesetzer zu einem Kongress zusammen kamen. Die Hamburger Hafenstraße ist der Inbegriff für gewaltsame Hausbesetzungen im Stadtteil St. Pauli. Im Herbst 1981 werden die stadteigenen, von der SAGA verwalteten, leerstehenden und ziemlich verfallenen Häuser still besetzt. In den Monaten davor hatte es in Hamburg bereits zahlreiche Hausbesetzungen gegeben, die alle innerhalb von 24 Stunden abb.2 bunte fassadengestaltung 1987

durch Polizeieinsätze geräumt wurden. Von da an beginnt der bis zur endgültigen Räumungsklage dauernde Häuserkampf der Anwohner gegen Staat und Polizei. Die bunten, mit politischen Statements bemalten Häuser werden vom Hamburger Senat als ständige Provokation gesehen. Seitens der Polizei kommt es zu Hausdurchsuchungen unter fragwürdigen Vorwänden, Großeinsätzen mit Straßenabsperrungen und Wasserwerfereinsatz, sowie seitens der Bewohner zum Barrikadenbau, Straßenschlachten und Solidaritätsdemos mit mehr als 2000 Personen. Dies prägt das Bild der Hafenstraße in der Öffentlichkeit maßgeblich auch wenn die Bewohner immer wieder versuchen u.a. durch Spruch-

abb.3 auch 20 jahre später schmücken banner und malereien die fassaden

bänder an den Häusern und Straßenfesten ihre Anliegen öffentlich zu machen. 1995 werden die Häuser an eine Genossenschaft verkauft und danach saniert. Heute besteht die Hafenstraße aus 12 Häusern, die Eigentum der Genossenschaft sind. Entscheidungsgremium ist nach wie vor das Plenum, eine Versammlung aus Bewohnerinnen und Bewohnern, Anwohnern und Betroffenen. Entschieden wird nach dem Konsensprinzip.

abb.4 immer wieder kommt es zu gewaltvollen auseinandersetzungen


wohnraum als politikum Das erklärte Interesse der Bewohner bestand darin, den Abriss der Häuser zu verhindern, billigen Wohnraum zu erhalten und in diesem ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Innerhalb des Konfliktes wurde immer wieder versucht, den Zusammenhang zu anderen sozialen Konflikten herzustellen, was sowohl die Stärke der Hafenstraße ausgemacht hat, als auch Grund für die staatliche Repression war. Hausbesetzungen dieser Art stehen somit als extremer Ausdruck von Mitbestimmungswillen und selbstbestimmtes Leben und der gleichzeitigen Nutzung des Partizipativen als politische Meinung. Die Hausbesetzer handeln in eigener Initiative, nicht maßgeblich aus Notwendigkeit. Architekten spielen dabei zumeist keine Rolle, auch da es sich, wenn überhaupt, um Verschönerungsmaßnahmen handelt und selten um tatsächliche, strukturelle Eingriffe in die Bausubstanz, für die ein Architekt notwendig wäre. abb.5 internationales zeichen besetzter häuser

abb.6 politische statements auf bannern hängen an den fassaden


abb.7 ein besetztes haus in berlin steht für solidarität und selbstbestimmtes wohnen und zeigt das auch nach außen

bunt aber legal Viele ehemalig besetzte Häuser in Deutschland und den Niederlanden sind heute legalisiert. Das bedeutet, dass die Bewohner mit den Eigentümern Duldungs-, Miet- oder Nutzungsverträge abgeschlossen haben. Einige Mietverhältnisse sind nicht formell legalisiert, haben aber einen inoffiziellen Status durch Duldung. Neubesetzungen gibt es kaum noch oder sie sind nur von kurzer Dauer. Der Trend nach selbstbestimmtem, günstigem Wohnraum lässt allerdings nicht nach. Mittlerweile haben sich legale Wohnformen gefunden, beispielsweise Wächterhausprojekte (Beispiel Haus Halten). Gemeinsam haben diese Projekte, dass sie in ihrer Fassadengestaltung und der Gestaltung der gemeinschaftlichen Zonen Wert darauf legen, ihre Andersartigkeit nach außen zu kommunizieren: sie sind bunt, bepflanzt und heben sich von den restlichen Häusern der Straße ab. Durch ihre geschichtliche Prägung und ihr Auftreten werden sie oft als alternativ und hippiesk wahrgenommen und bauen eine Distanz zur konventionellen Umgebung auf. Ob diese Distanz absichtlich hergestellt wird, Ausdruck eines alternativen Weltbildes ist oder einfach nur künstlerische Sebstdarstellung sei dahin gestellt. Schade ist, dass diese Distanz manchmal Vorurteile hervorruft, die nicht immer gerechtfertigt sind und eine Hemmschwelle aufbaut, dort wo eigentlich Solidarität gewünscht ist. Allerdings sieht man ebenso, dass es ein Bedürfnis nach Selbstgestaltung gibt und Räume geschaffen werden können, damit dieser Wünsch gelebt werden kann. Literatur / Bilder / Links: Abb 1: © bilder-hamburg.de Abb 2: cinemaanarchia.blogsport.de Abb 3: © Arne List CC Abb 3: http://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/hafenstrasse103_p-18.html Abb 6: © picture-alliance / dpa Abb 7: http://www.solidarische-oekonomie.de/index.php/formen-und-beispiele/projekte-hierzulande/ wohnen-&-leben/113-hausbesetzung-in-den-ndl-kraken-teiweise-squatting-su http://www.schiebener.net/wordpress/?p=1981 http://de.wikipedia.org/wiki/Hafenstra%C3%9Fe

notizen


haus halten

abb.1 das wächterhaus in der demmeringstraße 21

Auftraggeber:

selbstorganisierte

Land:

Jahr:

Bewohnerschaft

Deutschland

2006 (Bezug)

Architekten:

Ort:

Bereich:

Leipzig

Stadtplanung / Architektur


wächterhäuser Das Wächterhäusermodell ist eine Form der Zwischennutzung von Wohnraum, welches sich ausgehend von Leipzig vor allem in den neuen, aber auch in den alten Bundesländern verbreitet hat. Der Ver­ein HausHalten e.V. gilt als Begründer dieses Zwi­schen­nut­zungs­kon­zep­tes. In vielen Leipziger Stadtteilen mit gründerzeitlicher Bausubstanz, zwischen sanierten, teilsanierten und fast schon in sich zusammenfallenden Wohnhäusern stehen sie: die sogenannten Wächterhäuser. Man erkennt sie an dem gelben Banner, welches an Haus angebracht ist und es so zweifelsfrei als Wächterhäuser kennzeichnet. Es handelt sich dabei um unsanierte und in der Regel unbewohnte Wohnhäuser, die durch ihre Funktion als Wächterhaus vor dem Zerfall und Beschädigungen jeglicher Art, wie Vandalismus oder Wetter geschützt werden sollen. Bei dem Haus auf der Deckseite handelt es sich um die Demmeringstraße 21. Das markante Eckgebäude befindet

abb. 2 wächterhaus in leipzig mit typischem banner

sich

auf der Gebäudesicherungsliste der Stadt Leipzig.

Mit dem in Südamerika lebenden Eigentümer konnte eine Gestattungsvereinbarung Haus abgeschlossen werden. Nachdem die Instandsetzungsarbeiten im Bereich Heizung, Wasser und Sanitär abgeschlossen wurden, wurde das Objekt im März 2006 von den ersten Nutzern bezogen. Noch im selben Jahr eröffnet die Werkstatt des Buchkinder e.V. im Erdgeschoss mit einem großen Fest. Im Geschäft nebenan haben die Mitglieder des Kunstvereins ihren Betrieb aufgenommen, parallel zu einer schrittweisen Modernisierung der Räume. Sie stellen ihre Räume als nichtkommerzielle Galerie insbesondere für junge KünstlerInnen und unkonventionelle Kunstausstellungen zur Verfügung. Auch in den oberen Etagen dieses Wächterhauses herrscht reges Treiben: Wohnund Arbeitsräume werden eingerichtet. Die Gestattungsvereinbarungen Raum wurden 2009 durch den Eigentümer in normale Mietverträge umgewandelt. Eine Mietpreisbindung blieb bis 2011 bestehen. Alle Nutzer können unter günstigen Mietbedingungen im Haus bleiben. Im Herbst 2010 wurde die Fassade des Hauses durch den abb. 3 improvisierte elektrische leitungen im treppenhaus

abb. 4 banner am haus

Eigentümer saniert.


legale hausbesetzung Das Wächterhausmodell ist als legale Art des sogenannten Instandbesetzten als offene Hausbesetzung einzuordnen. Die Öffentlichkeit und Nachbarschaft wird bewusst mit einbezogen, indem das Haus deutlich mit dem Banner markiert ist und viele Veranstaltungen stattfinden. Dieses Konzept nützt dabei allen Beteiligten: Der Eigentümer des Hauses spart sich die Kosten für Instandhaltung und weiß sein Haus in guten Händen, gleichzeitig bietet er den meist sehr kreativen Nutzern somit viel Raum für kleines Geld an. Die Nutzer dieser Wohnhäuser werden somit zu Wächtern über die ihnen anvertrauten Häuser und sind von nun an zuständig für Instandsetzungsabb. 5 gemeinsam organisierte veranstaltungen machen das leben im haus lebendig

arbeiten zur Schaffung von offenen Räumen für gemeinnützige Zwecke. Jedes neu übergebene Wächterhaus wird mit einem Fest bzw. einer Ausstellungseröffnung der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Feste dienen gleichzeitig dazu, die Ziele und Ideen der Wächter einem breiten, öffentlichen Publikum vorzustellen und natürlich auch um Akzeptanz und Interesse an dem Konzept der Wächterhäuser zu schaffen. Zu dem großen Kreis der Wächter zählen vor allem Künstler verschiedenster Richtungen, welche sich Ateliers, Galerien, Werkstätten oder Wohnraum in den Häusern herrichten. Unterstützt werden sie bei ihren Vorhaben und allen rechtlichen Dingen von dem Verein HausHalten e.V. Es handelt sich hier um eine selbstorganisierte Form der Partizipation mit hohem Improvisationscharakter der Nutzer, deren Rechte durch den Verein abgesichert sind.

abb. 6 modell des wächterhausprinzips des leipziger vereins haushalten e.v.


hoffnungsträger Besonders in ostdeutschen Städten gibt es ein Problem mit Leerstand und Verfall von alter Bausubstanz und gleichzeitigem, zunehmendem Mangel an günstigem Wohnraum. Das Wächterhausmodell bietet ein Konzept damit umzugehen, welches seinen Erfolg an etlichen Beispielen erprobt hat. Trotz Gentrifizierungsprozessen unterliegen die Wächterhäuser selten dem herkömmlichen Problem von Zwischennutzungen, dass abb.7 wächterhaus in leipzig mit sanierter fassade

erfolgreiche Nutzungen einer Immobilie zu Attraktivität verhilft, die anschließend gewinnbringend

verkauft

wird

und

die

Zwischennutzer auf die Straße setzt. Der HausHalten e.V. verhandelt mit den Eigentümern vertragliche Vereinbarungen, sodass die Nutzer nach der Sanierung weiterhin über günstige Mietkonditionen verfügen. Diese

Projekte

Motivationen

verbinden und

partizipative

gesellschaftliches

Engagement, denn ein Wächterhaus muss ein Konzept vorlegen, welches gemeinnützige Schwerpunkte aufweist. Die Macher kommunizieren mit der Öffentlichkeit und sind gleichzeitig auf Spenden und Unterstützung angewiesen. Oft gibt es noch ei­ ni­ ge freie Räume,

die

be­gut­ach­tet

und

ver­ge­ben

wer­den kön­nen. Durch diese unkonventionelle Idee der Nutzung

solcher

gefährdeten

Gebäude,

können Häuser gerettet werden, die früher oder später dem Zerfall zum Opfer gefallen wären und ein Gefühl von freiheitlichem, gesellschaftlichem Miteinander aufbauen.

Literatur / Bilder / Links: Abb 1: http://static.panoramio.com/photos/large/6203323.jpg Abb 2,3,5: © Lüdecke, Matthias Abb 4,6,7: http://www.haushalten.org Abb 8: freiraumzittau.blogsport.de http://www.solidarische-oekonomie.de/index.php/formen-und-beispiele/projekte-hierzulande/wohnen-&-leben/113-hausbesetzung-in-den-ndlkraken-teiweise-squatting-su http://www.haushalten.org/de/kommune.asp blog.haushalten-dresden.de

notizen

abb.8 einladung zum tag der offenen tür im wächterhaus zittau


miss sargfabrik

abb.1 die innere struktur schräger decken und böden zeichnet sich auf der fassade ab

Auftraggeber:

Land:

Jahr:

Verein für integrative Lebensgestaltung

Österreich

2000

Architekten:

Ort:

Bereich:

BKK-3 ZT GmbH

Wien

Architektur / Innenarchitektur


genossenschaft als bauträger In einer ehemaligen Sargfabrik in Wien standen zwei genossenschaftlich gebaute Wohnprojekte: 1996 die Sargfabrik und die Miss Sargfabrik als Erweiterung 2000. Die Bewohnergruppe, welche Ende der 80er Jahre die Architekten beauftragte und sich als Genossenschaft zusammenschloss, wünschte sich eine Wohnform, die über eine reine Bedarfsdeckung hinausgeht. Entstanden ist in der Sargfabrik ein offenes Wohnprojekt, bei dem das Miteinander Leben im Vordergrund steht. Kindergarten, Badehaus, Restaurant, Gemeinschaftsküche, Seminar-, Kultur- und Veranstaltungs­abb.2 gemeinschaftsräume waschküche

räume, Dach garten und begrünte Flächen lassen die Bewohner zusammen kommen und fördern den internen, sowie externen Austausch mit der Nachbarschaft auf insgesamt 1400 m² Fläche. In der Erweiterung Miss Sargfabrik wurden Einrichtungen verwirklicht, die vor allem der internen Gemeinschaft nutzen. Der kleinen Wohnungen wegen, wurde eine große, voll ausgestattete Gemeinschaftsküche, die im Bedarfsfall für Parties oder Essen verwendet werden kann, gebaut, weiterhin ein Bibliothek-Lese-Medienraum, ein Waschsalon und Teleworkingarbeitsplätze. Es wurde dabei versucht, unter dem Stichwort Synergie Einblicke zwischen den Nutzungen zu generieren: z.B. Buch lesen bis die Wäsche fertig ist - oder Kinder spielen im Leseraum während man

abb.3 schräge wände auch in den wohnungen

kocht - Cafepause bei den Teleworkern) und doch mit schallschluckenden Verglasungen soweit wie möglich Funktionen abzutrennen. Diese Gemeinschaftsräume befinden sich mitten im Haus und sind damit für alle Bewohner auf kurzem Weg erreichbar und durch die Lage quasi mit einem Wohnambiente vergleichbar.

abb.4 schwimm- und spabereich in der sargfabrik

abb.5 fassadenansicht


wohnbausymposium Das erste Projekt Sargfabrik entstand über viele Jahre

ermöglicht eine spätere Teilung durch Gipskartonwände.

hinweg durch zahlreiche Wohnbausymposien, in welchen

Übergänge zwischen Raumhöhen und Böden sind fließend.

die zukünftigen Bewohner diskutierten, wie sie genau

Geknickte Trennwände zwischen den Wohneinheiten bilden

wohnen wollten. Die Wohnerfahrungen in der Gemeinschaft

Rück­ zugs­ bereiche

und im Gebäude sind Grundlage für das neue Projekt Miss

differenziert erlebbare Raumkonfiguration. Es fanden sich

Sargfabrik und wurden in mehreren feed-back-Runden mit

Nachbarschaften entsprechend ihrer Lebensgewohnheiten

den derzeitigen BewohnerInnen der Sargfabrik ermittelt.

und Sympathien zusammen. Während des Planungspro-

Im Vordergrund stehen einerseits die zentral gelegenen

zesses konnten alle Bewohner in einer eigenen Planungs-

Gemeinschaftsräume, andererseits eine interessante und

besprechung die Grundrisse und die Gestaltung der eigenen

funktionale Gestaltung des Innenraums mit dem Leitgedanken

Wohnung mitbestimmen. Für die Gesamtstruktur war es

Landschaft im Haus. Es entstanden viele kleine, teilweise

den Architekten jedoch wichtig, zu definierien, wohin die

mehrgeschossige Wohneinheiten mit einem vergleichbaren

Architektur führen soll, welche Entscheidungen beibehalten

Ausstattungsstandard, der den Wechsel zwischen den

werden sollten. Der Architekt tritt somit als Moderator auf,

Wohneinheiten erleichtert. Ein weit offenes Stützenraster

argumentiert aber für eine architektonische Linie.

abb.6 schnitt nord süd

abb.11grundriss dachgeschosswohnung mit schrägen wänden abb.9 grundriss ebene 2 abb.8 ebene 1

abb.10 gemeinschaftsräume im gebäudekern

abb.7 schnitt ost west

aus

und

abb.11 dachgeschosswohnung mit schrägen wänden

ermöglichen

somit

eine


Schon allein die Erweiterung des ersten Gebäudes durch die Miss Sargfabrik zeugt vom Erfolg des Konzepts. Es ist innerhalb der letzten 15 Jahre in beiden Gebäuden ein buntes Zusammenleben einer heterogenen Bewohnergruppe entstanden. Die Gemeinschaftsräume werden sowohl von den Hausbewohnern, wie auch von außenstehenden Besuchern gut angenommen. Die besondere Gebäudestruktur der Miss Sargfabrik mit den abb.12 gruppenfoto der hausgemeinschaft

schrägen Decken / Böden war, so die Architekten, nur realisierbar durch die Baudurchführung in Form einer Genossenschaft. Da die zukünftigen Bewohner mit in den Planungsprozess eingebunden wurden, waren schon alle Wohnungen noch vor Fertigstellung vergeben. Die Architekten fanden ein ausgewogenes

Maß

zwischen

Mitbestim-

mungsmöglichkeiten der Bewohner und Architektenverantwortung,

sodass

die

Bewohner auch während des Baus ihre Wünsche äußerten, aber nicht selbst bauen mussten. Am Ende steht ein interessantes, abb.13 dachgarten auf der sargfabrik

ungewöhnliches und sehr gut funktionierendes Wohngebäude. Die Bauträgerform als Genossenschaft ist generell empfehlenswert als Modell für Baugruppen. Selbst von staatlicher Seite gibt es Hinweise und Ratschläge für die erfolgreiche Organisation von Wohnprojekten als Wohngenossenschaft, so beispielsweise auf der Website des Ministeriums für Familie bezüglich Wohngemeinschaften im Alter (letzte Fußnote). Ich sehe in

dieser

zwischen abb.14 bar und café in der sargfabrik

Form

der

Bewohnern

Zusammenarbeit und

Architekten

großes Potential.

Literatur / Bilder / Links: Abb 1: http://static.panoramio.com/photos/large/6203323.jpg Abb 2,3,5: © Hertha Hurnaus http://www.bkk-3.com/BUILDINGS/MISS-CONCEPT/miss-concept.htm http://www.bkk-3.com/BUILDINGS/MISS-CONCEPT/VIL/vil.html http://www.sargfabrik.at/ http://sieplcoatesstudio.weebly.com/miss-sargfabrik.html http://www.competitionline.com/de/projekte/49169 http://serviceportal-zuhause-im-alter.de/wissenspool-11-04-03.html?&layout=larg

notizen

die gemeinschaft wächst


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