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S端dtirol | South Tyrol | Alto Adige
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Inhalt
Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Programm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Basisvorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exkursion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Workshops . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vortrag. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abschlussdiskussion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Teilnehmer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Partner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veranstalter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Impressum Copyright: © 2010 ap35 GmbH Bildmaterial: Daniel Grund, ap35 Grafik: Anja Sawatzke, ap35 Texte: Dr. Oliver Herwig, Florian Semmler, ap35 Andreas Gottlieb Hempel
Auflage:
Deutsch Italienisch Englisch
1500 Stück 500 Stück 500 Stück
Alps, Technologies & Architecture
Je differenzierter der Lebensraum durch die ihn definierten Bedingungen wird, desto spannender stellt er sich dar. Die Alpen sind seit Menschengedenken ein extremer und gegensätzlichen Lebensraum. Die stetige Anwendung und Anpassung von neusten Verfahren und Technologien haben eine dauerhafte Besiedlung ermöglicht. Soziale Bedürfnisse und die Nutzung der Bauwerke prägten die regionale Baukulturen. Architektur ist Baukultur. Die erreichte Qualität in der Architektur, hervorgegangen aus den Konflikten zwischen geografischer Lage, Flächen, Nutzungen, Tradition und Gestaltung macht die Bautätigkeit in den Alpen für Architekten weltweit interessant.
Das Bild von Südtirol mit seinen nur 500.000 Einwohnern hat sich in den letzten Jahren vom romantischen Bergbauern-Image zu einem innovativen Wirtschaftsstandort gewandelt. Insbesondere innerhalb des Bausektors haben sich Unternehmen entwickelt, die mit der hohen Qualität ihrer Produkte weltweit konkurrieren können. Großteils sind es familiengeführte Handwerksbetriebe die einen starken persönlichen Charakter bewahrt haben. Die verschiedenen Fachleute der Baubranche sind Hüter des Wissens und können spezifische Fragen beantworten. Oft wird dabei vergessen, dass alles miteinander zusammenhängt, Systeme sich wechselseitig beeinflussen und scheinbare Kleinigkeiten in einem anderen Bereich durch eine Neuinterpretation Vorteile erzeugen. Überlagerungen, Verknüpfungen und Parallelitäten finden sich in vielen Themen und allen Lebensräumen. Aufgaben können in Zukunft nur gelöst werden, wenn alle beteiligten Spezialisten aufeinander zugehen und sich gemeinsam durch neue Ideen inspirieren. alpitecture vernetzt die Akteure der Architektur in den Alpen um Synergien für die Zukunft zu generieren. Die Teilnehmer von alpitecture code 2-10 haben durch ihren unvoreingenommenen Blick von außen und ihre lösungsorientierten Anregungen zu speziellen Bauaufgaben im Land während der Workshops einen Beitrag für die Baukultur geleistet und tragen damit zu deren fortschrittlichen Entwicklung bei.
Vorwort
Immer knapper werdender Baugrund in dörflichem bzw. städtischem Umfeld, und die gegebenen Sichtbarkeit des Bauwerks, ob am Hang der Berge oder im Tal, haben im Laufe der Zeit von den Bewohnern eine Sensibilität im Umgang der von ihnen gestalteten Landschaft erzwungen. Über Architektur wird gesprochen, weil deren Wert erkannt wurde.
alpitecture involviert die dafür geladenen Teilnehmer persönlich in die Baukultur von Südtirol.
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Bauwerke werden für die Zukunft erstellt. Deren Konzeption erfordert vom Architekten und Investor eine Vielzahl von Entscheidungen, die gegeneinander abgewogen werden. Je höher die Kosten, die mit der Entscheidung verbunden sind, und je vielfältiger die Handlungsalternativen desto intensiver sollte eine Auseinandersetzung stattfinden. Gerade wenn die nutzbare Fläche in Konkurrenz zu landwirtschaftlicher Produktion, gewerblicher Nutzung oder Wohnen steht, wird lange vor einem möglichen Baubeginn eine kritische Betrachtung mit dem in Frage kommenden Standort verlangt. Alpine Landschaftsräume stehen besonders in diesem Spannungsverhältnis. In Südtirol sind ca. 5 % der Gesamtfläche des Landes wirtschaftlich nutz- und bebaubar.
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Programm
Programm
1. Tag Donnerstag 10.06.2010 » Anreise » Begrüßung und Vorstellung der Teilnehmer in der Handelskammer Bozen » Hausführung Handelskammer Bozen » Basisvorträge im Hotel Therme Meran » Kunst Meran – „Wohnen in den Alpen“ Ausstellung » Vortrag Plasma Studio, London, Sexten im Kurhaus Meran » Abendessen im Moccaria, Kurhaus Meran » Transfer Theiner‘s Garten Bio Vitalhotel, Gargazon, Check in
2.Tag Freitag 11.06.2010 » Beginn der Exkursion, Transfer nach Brixen » Fernheizstation Brixen » DUKA, Brixen » Frener & Reifer Metallbau, Brixen » Erlacher inkl. Mittagsimbiss, Barbian » Kellerei Tramin, Tramin » Pfarrkirche Leifers, Leifers » Schloss Sigmundskron, Messner Mountain Museum, Firmian » Kellerei Terlan, Terlan » Hangar FRI-EL Green Power, Bozen Süd » Höller KG, Leifers » Abendessen » Rückfahrt Theiner‘s Garten
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» Hausführung » Workshops Teil I – Aufgabenstellung » Workshops Teil II – Ausarbeitung » Mittagessen » Workshops Teil III – Ergebnisse » Präsentation der Ergebnisse » Diskussion der Ergebnisse » Diskussion mit den Partnern » Vortrag von Astrid Piber, UNStudio Amsterdam in der Landesberufsschule Bozen » Podiumsdiskussion » Abendessen
Programm
3. Tag Samstag 12.06.2010
Das ist Südtirol in Zahlen:
» Die autonome Provinz Bozen-Südtirol, nördlichste Provinz Italiens, 7.400 km2, davon knapp 10% dauerhaft kultivierbar, etwa ¼ liegt zwischen 1.000 und 1.500 m und 2/3 darüber. » Von ca. 500.000 Menschen gehören rund 70% der deutschen, 25% der italienischen und 5% der ladinischen Sprachgruppe an. Der Ausländeranteil beträgt etwa 6%. » Katholischen Glaubens sind 98% der Bevölkerung. » 1 /3 der Beschäftigten arbeiten im Dienstleistungsbereich, ¼ im produzierenden Gewerbe und etwa 12% in der Landwirtschaft. Mit 2% hat Südtirol die niedrigste Arbeitslosigkeit in der EU. » Verwaltet werden von der Landesregierung acht Bezirksgemeinschaften und 116 Gemeinden. Die Landeshauptstadt ist Bozen mit rund 100.000 Einwohnern, es folgen die Stadtgemeinden Meran (35.000), Brixen (20.000), Leifers (16.000), Bruneck (14.000), Sterzing (6.000), Klausen (5.000), die kleinste Stadt ist Glurns mit 900 Einwohnern. Die meisten Menschen wohnen im ländlichen Raum. » Der höchste Berg ist der Ortler mit 3.905 m und in den Dolomiten erreicht der Langkofel 3.179 m. » Das Land gliedert sich in 7 Talgemeinschaften: Vinschgau, Etschtal, Eisacktal-Wipptal, Pustertal, Salten-Schlern, Burggrafenamt und das Südtiroler Unterland. » Die größeren Flüsse sind Etsch (140 km), Eisack (96 km), Rienz (81 km), Ahrn (50 km), Talfer (46 km) und Passer (43 km). » In den Alpen ist der Kalterer See der Wärmste und die Seiser Alm die Größte.
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Südtirol
» 4,5 Mio. Gäste übernachten jährlich 27-millionen Mal in den 211.000 Betten der rund 10.000 Beherbergungsbetriebe.*
Südtirol
Das ist Südtirol in Worten:
Diese Statistik sagt wenig über die Faszination Südtirols aus. Nichts über das erregende Gefühl, das schon Goethe 1782 auf dem Brenner empfand, als er mit der Postkutsche Bozen erreichte und im Tagebuch den südlichen Eindruck notierte. Sechzig Heereszüge der deutschen Kaiser führten über den Brenner zur Krönung durch den Papst nach Rom. Diese Strecke war durch zahlreiche Burgen abgesichert. Für die reisenden Kaufleute entstanden stattliche Gasthöfe und die Waren wurden unter den malerischen Laubengängen der Städte gehandelt. Handwerker und Künstler hinterließen auf ihrem Weg zwischen Nord und Süd Beispiele ihres Könnens in den Klöstern, Kirchen, Schlössern und Ansitzen.
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Das friedliche Nebeneinander der Kulturen und Sprachen wurde nach der Annexion Südtirols 1918 durch Italien aus dem Gleichgewicht gebracht. Für die Industrialisierung Bozens wurden Zehntausende von italienischen Arbeitern in Südtirol angesiedelt, die deutsche Sprache verboten und die deutschen Ortsnamen oft in völlig willkürlicher Weise italianisiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde nach zähen Verhandlungen 1972 das heute gültige, sehr weitgehende Autonomiestatut für Südtirol beschlossen. Der enorme wirtschaftliche Aufschwung trug seitdem dazu bei, dass die ethnischen Gegensätze ausgeglichen werden konnten und sich das Zusammenleben der Volksgruppen normalisierte. Dennoch: Kindergärten und Schulen sind nach Sprachzugehörigkeit getrennt, öffentliche Stellen werden nach ethnischem Proporz mittels Wettbewerben vergeben und bei den Italienern hat sich vielfach Enttäuschung über den Verlust ihrer früheren Bevorzugung breitgemacht. Es wird wohl noch eine Weile dauern bis sich alle als Südtiroler in einer Region fühlen, die ihre einmalige Kultur- und Sprachenvielfalt voll ausnutzt.*
Südtirol
Für Millionen von Touristen fängt schon auf dem Brenner der ersehnte Süden an. Auf der Südseite der Alpen ist das Wetter beständiger, schön, mild und trocken. Die nördlichsten Weinberge Italiens finden sich im Talbecken von Brixen. Hier beginnt die Kulturlandschaft Südtirols, die mit Trockenmauern, Weinterrassen, Obstgärten, Feldern, Weiden und Flussauen dem bäuerlichen Fleiß der Jahrhunderte zu verdanken ist. Kaum eine Region weist auf engem Raum so vielfältige Landschaften auf. Wenn am Kalterer See die Badesaison beginnt, kann man im Schnalstal noch Skifahren. Wer nicht im bleichen Gestein der Dolomiten klettern möchte kann durch die einsamen Wälder des Regglberges oder weite Hochalmen wandern. Wer die sommerliche Glut im Vinschgau meiden möchte folgt den kühlenden Wasserläufen der Waale. Wem der lebhafte Betrieb in den Städten zuviel wird genießt noch spät im Herbst leuchtende Tage unter goldenem Weinlaub der Buschenschänken. Vor dem Kunstinteressierten breiten sich die Schätze einer Baukultur aus karolingischer Zeit über Gotik, Renaissance und Barock bis zum Jugendstil aus. Einer Baukultur, die von herrschaftlichen Ansitzen, von stattlichen Erbhöfen und reich ausgeschmückten Kirchen neben behäbigen Gasthöfen geprägt ist. Altösterreichische und italienische Einflüsse überschneiden sich hier ebenso wie in der Küche.
Das Eisacktal Die Landkarte zeigt mit der bedeutendsten Verkehrsachse zwischen Deutschland und Italien – Autobahn, Staatsstraße und Bahnlinie – eine durchgehende Linie zwischen Brenner und Bozen. Doch was sie verschweigt, ist die in den Zentralalpen beispiellose Abfolge von unterschiedlichen Talschaften. Der Eisack, der in der Nähe des Brennerpasses entspringt und den Talgrund durchfließt, erhält sein Wasser aus den immer weiter zurückweichenden Gletschern der Stubaier- und Zillertaler Alpen. Er bildete einst die Sumpflandschaft des Sterzinger Mooses. Dann mäandert er weiter durch die Talenge zwischen den steil aufragenden Waldhängen bis Franzensfeste. Bis hier hin wird das oberer Eisacktal als Wipptal bezeichnet, ein Ausdruck, der auf den Namen des römischen Kastells vipitenum an der Stelle des heutigen Sterzing hinweist.
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Südtirol
Der zur Elektrifizierung der Brennerbahn bei Franzensfeste 1941 in Betrieb genommene Stausee überflutete die Brixner Klause, das Felsentor, hinter dem sich das weite Brixner Becken öffnet, das mit seinen Obst- und Weingärten bereits eine südliche Stimmung verbreitet. Es beginnt der zweite großräumige Abschnitt des Eisacktales. Bei Brixen vereinigt sich der Eisack mit der aus dem Pustertal kommenden Rienz. Behäbig fließt der Fluss weiter zwischen Mittelgebirgslandschaften von besonderem Reiz und uralter Besiedelungskultur, durch die Verengung des Tals bei Klausen, bis Kollmann im unteren Eisacktal. Hier, bei der alten Zollstelle, wird das Tal bis Bozen zur gefährlichen, steilwandigen Schlucht, der „via Mala Südtirols“. Die alten Römer und auch die deutschen Kaiser bevorzugten eine höher gelegene Streckenführung über den Ritten. Erst 1314 wurde auf Betreiben des Bozner Kaufmanns Heinrich Kunter entlang dem reißenden Eisack der „Kuntersweg“ als Handelsstraße in den Fels geschlagen. 1867 die immer wieder durch Muren und Überschwemmungen gefährdete Brennerbahn mit zahlreichen Tunnels angelegt und 1972-1974 die schwungvoll auf hohen Pylonen geführte Autobahn als technische Meisterleistung fertiggestellt. Doch im Talgrund sieht der Durchreisende wenig von den sanften Hochflächen um Kastelruth, Seis oder Völs und erfährt nichts von den sonnigen Dörfern auf den Hängen des Ritten. Vom Tschafon oder vom Puflatsch aus muss man das untere Eisacktal betrachten, um es ganz zu erfassen. Im Bozner Becken beruhigt sich der Fluss.
Zu Füßen von Schloss Kardaun über dem Eingang des Eggentals, dann zwischen Weingärten, Feigenbäumen, Oleandern und Zypressen entlang der Bozner Leiten, schließlich durch die Gewerbegebiete der Stadt fließt der Eisack, um sich unterhalb von Sigmundskron mit der Etsch zu vereinen. Seit den Zeiten der Römer ist der Brennerweg eine wichtige Verbindung zwischen Nord und Süd: Schauplatz der Völkerwanderung, Durchzugstrecke von über sechzig Heereszügen deutscher Kaiser (unterwegs zur Krönung nach Rom, in den Kampf oder auf Kreuzzug). Albrecht Dürer verewigte Klausen in seinem Kupferstich „Das große Glück“, Goethe fuhr mit der Postkutsche durch das nächtliche Tal und die Generäle Napoleons hinterließen Spuren der Verwüstung. Im Zweiten Weltkrieg wurde kaum eine Eisenbahnlinie häufiger bombardiert, als die Strecke zwischen Brenner und Bozen. Ab den 1950er Jahren wälzte sich ein ständig zunehmender Strom sonnenhungriger Urlauber über den Brenner an die Adriastrände. Schließlich wurde – mit dem Schengener Abkommen – die Brennergrenze, die seit der Annexion Südtirols durch Italien nach dem Ersten Weltkrieg besteht, faktisch aufgehoben. Zoll- und Passkontrollen und die in den Ferienzeiten nervenden Staus verschwanden. Das Dorf Brenner reduzierte sich auf ein Zehntel seiner Einwohner und sucht heute – u.a. mit einem modernen Outlet-Center – nach einer neuen Bestimmung. Das Eisacktal hat keinen genormten Massentourismus. Wer Bergeinsamkeit und die Stille sucht, wird sie vor allem im Wipptal und in den weitgehend ursprünglich gebliebenen Seitentälern von Ridnaun, Villnöss oder Tiers finden. Urlaub in privat geführten Ferienzimmern und auf Bauernhöfen ist ebenso möglich wie Ferien in kleinen historischen Hotels unter familiärer Führung. Der Urlauber wird vom überwältigenden Reichtum an herrschaftlichen Ansitzen, Burgen, Kirchen, Wallfahrtskapellen, Museen mit Meisterwerken, Freskenzyklen von einmaligem Wert, Bildstöcken am Wegesrand und alten Höfen fasziniert sein. Der Genießer wird neben der traditionellen bäuerlichen Kost die verfeinerte Eisacktaler Küche mit ihren altösterreichischen und mediterranen Einflüssen sowie ausgezeichnete Weine vorfinden. Schließlich gesellen sich zum Reiz der Gegend die freundlichen und offenen Menschen, die seit Jahrhunderten in diesem Tal der Reisenden gute Gastgeber sind. Auch für sie und ihre Abstammung als Deutschtiroler, Ladiner oder Italiener gilt, was für Landschaft, Klima, Vegetation, Küche, Architektur und Kunstgeschichte zutrifft: Das Eisacktal schließt zugleich den Norden und den Süden ein.*
Land der Burgen Keine zweite Region in Europa kann im Verhältnis zu ihrer Größe eine so hohe Anzahl an Burgen und Schlössern aufweisen wie Südtirol. Insgesamt werden über 780 Burgen, Schlösser, Ansitze, Festungen und Ruinen gezählt. Sie spiegeln auf einzigartige Weise die Baugeschichte des Landes durch die Jahrhunderte wider. Dabei ist ihr Erscheinungsbild außerordentlich vielfältig, nicht nur bedingt durch die unterschiedlichen geografischen Lagen, sondern auch aufgrund häufiger Umbauten.
Kirchen und Klöster – Orte der Stille
Die Geschichte des Burgenbaus begann im 12. Jahrhundert und erlebte ihren Höhepunkt um die Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Fluchtburgen des frühen Mittelalters wiesen noch eine einfache Struktur auf: die Herrschenden ließen quadratische – seltener runde – Wehrtürme auf Hügeln oder Anhöhen errichten. Diese waren von einer Ringmauer umgeben, hinter der die Bevölkerung Schutz suchen konnte. Neben dem Hauptturm entstanden später Wohnbauten, die erst im 14. Jahrhundert größere Ausmaße annahmen und zu Beginn des 16. Jahrhunderts mitunter zu wahren Wohnpalästen wurden. Nach und nach kamen Befestigungsanlagen gemäß den neuesten militärischen Erfordernissen hinzu – wie etwa Bastionen, Schießscharten und Geschützstände für die Artillerie.
Als Otto der Große mit seinem Zug zur Kaiserkrönung durch den Papst die Tradition der kaiserlichen Krönungszüge begann, war ein sicherer Weg nach Süden notwendig. Das gelang nun mit der Hilfe der Kirche. Die Fürstbistümer entlang Eisack und Etsch wurden gegründet. Ludwig das Kind schenkte dem Säbener Bischof 901 den Hof Prichsna, aus dem die Bischofsstadt Brixen entstand. 1027 bekam der Brixner Bischof die Eisackregion als Reichslehen übertragen, das Bistum Trient hingegen das Unterland mit Bozen, das Überetsch und den Vinschgau. So konnten sich beide Fürstbistümer unabhängig von Bayern bzw. Verona entwickeln. Aus innerkirchlichen Gründen übten die Bischöfe die weltliche Macht nicht selbst aus, sondern belehnten Vögte mit Grafschaften, die sich bald konkurrierend gegenüberstanden. Schließlich gingen die Grafen von Tirol als Sieger des Kräftemessens hervor und behielten die Macht über die Bistümer Trient und Brixen, bis die letzte Gräfin von Tirol, Margarete Maultasch, 1363 die Regierungsgewalt an Herzog Rudolf IV. von Habsburg übergab. Damit begann die 555 Jahre währende Zugehörigkeit Südtirols zum katholischen Hause Habsburg. Wie im übrigen christlichen Abendland auch, hatten bis in die Neuzeit hinein die Klöster Aufgaben der schulischen Erziehung und Kultivierung des Landes übernommen. Zu wichtigen Mittelpunkten wurden dabei die im 12. Jahrhundert erbaute Benediktinerabtei Marienberg im Vinschgau und das vom Brixner Bischof Hartmann 1142 gegründete Kloster Neustift im Eisacktal, das bis heute von den Augustiner Chorherren geführt wird. Neben diesen geistlichen Zentren entstanden zahllose Kapellen, viele beliebte Wallfahrtsorte und hunderte schöner Kirchen in Südtirol, in denen auch heute noch die Gläubigen Orte der Stille und der Besinnung vorfinden.*
* Textauszüge aus folgenden Büchern von Andreas Gottlieb Hempel sind mit * gekennzeichnet Architektur & Wein ausgezeichnete Weinarchitektur in Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol Callwey Verlag, München | erscheint im Dezember 2010 Erlebnis Eggental Kultur und Natur um Rosengarten und Latemar Folioverlag Bozen/Wien | 2010
Südtirols schönste Hotels 88 kleine Paradiese Folioverlag Bozen/Wien | 2009
Culturonda Südtirol Kultur und Lebensart erwandern und erleben Folioverlag Bozen/Wien | 2008
Vinschgau in einem Zug Mit der Bahn durch das westliche Südtirol Folioverlag Bozen/Wien | 2006
Architektur in Südtirol Aktuelle Bauten – ein Architekturführer Callwey Verlag München | 2008
Erlebnis Eisacktal Wandern, einkehren, Kultur entdecken Folioverlag Bozen/Wien | 2008
Südtirols schönste Hotels, Gasthöfe und Pensionen 88 kleine Paradiese für Wochenendtrips und Urlaubstage | Folioverlag Bozen/Wien | 2005 (vergriffen)
Südtirol
Als die Grafschaft Tirol schließlich 1363 an die Habsburger übergeben und etwas später die Hauptstadt von Meran nach Innsbruck verlegt wurde, wandte sich das Trentino der italienischen Kultur zu, während sich Südtirol nach Norden orientierte – eine Entwicklung, welche die weitere Geschichte der Region entscheidend bestimmen sollte. Mitte des 14. Jh. war der Höhepunkt des Burgenbaus erreicht, die verbliebenen Burgen verloren mehr und mehr ihre Befestigungsfunktion und wandelten sich zu teilweise prunkvollen herrschaftlichen Sitzen. Die strengen Bauformen wichen dabei vielfach der Formensprache eleganter Schlösser und Jagdsitze. Anfang des 19. Jahrhunderts machte sich der Verfall vieler Burgen bemerkbar, bis Ende des Jahrhunderts ein wahrer Restaurierungsboom einsetzte – häufig getragen von romantisch-verklärten Vorstellungen. Beispiele dafür sind die Brunnenburg bei Meran, Schloss Garnstein im Thinnetal und Welfenstein bei Mauls. Heute tragen die noch erhaltenen Burgen, von denen derzeit rund 30 besichtigt werden können, wesentlich zum Bild der besonderen Kulturlandschaft Südtirols bei.*
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Für die Errichtung der zahlreichen Burgen in Südtirol war die Schlüsselstellung ausschlaggebend, die diese Region zwischen dem deutschen Kaiserreich im Norden und dem römischen Kirchenstaat im Süden einnahm. Die deutschen Kaiser sicherten das Eisack- und Etschtal als Durchzugsgebiet nach Italien. Dazu vereinten sie herzogliche mit kirchlicher Macht: Es entstanden die vom Kaiser abhängigen Fürstbistümer Brixen und Trient.
Karl der Große strebte nach der Eroberung des Langobardenreiches 774 auch die geistliche Herrschaft über Oberitalien an, veränderte die Bistumsgrenzen und erhob die Kirchenprovinz Salzburg zum Erzbistum (798). Diese Orientierung nach Norden sollte in der Zukunft kaum zu unterschätzende Folgen für die Geschichte Südtirols haben.
10 BASISVORTRĂ„GE
Um die Kultur Eines Landes zu verstehen ist es notwendig einen tieferen Einblick zu bekommen. Drei Vorträge von renommierten Fachleuten des Landes schaffen die Basis, um sich Wissen anzueignen und eine argumentative Meinung zu bilden. Die Schwerpunkte Architektur, Regionalplanung und Wirtschaft stehen dabei im Mittelpunkt.
11 BASISVORTRÄGE
Basisvorträge
Die baukulturelle Entwicklung Südtirols » Dr. Arch. Josef March, Ressort für Bauten, Vermögen, ladinische Schule und Kultur der autonomen Provinz Bozen-Südtirol » 1973 Diplom an der TU Wien » 1975 Architekt im Dienst der Südtiroler Landesverwaltung » seit 1981 leitende Funktion » seit 1988 Landesbaudirektor des Landes Südtirol, verantwortlich für alle öffentlichen Bauten des Landes » seit 2002 Ressortdirektor des Ressorts für öffentliche Bauten, Vermögen, ladinische Schule und Kultur
12 BASISVORTRÄGE
» Neubauzone Semirurali, Darbourne & Darke, 1986
» Cusanus Akademie Brixen, Othmar Barth, 1962
Heute wird die zeitgenössische Architektur in Südtirol international wahrgenommen. Die Architektursprache im Land hat sich seit der Nachkriegszeit stetig weiterentwickelt. Durch die faschistische Repression unter Mussolini und die Kriegsereignisse fehlten nach dem Krieg generell Akademiker, so auch Architekten. Othmar Barth, Luis Plattner, Helmuth Maurer u.a. bildeten einen kleinen Kreis der, hauptsächlich in Wien studierten, Architekten in Südtirol. Die 1970er Jahre waren geprägt von einem überhandnehmenden Regionalismus, gefolgt von der Postmoderne in den 1980er Jahren. In den frühen 1990er Jahren beginnt die Landesverwaltung moderne Architektur zu fördern – eine „aus der Tradition entwickelte neue Baukultur in Südtirol“. Damit wurde die Grundlage einer positiven Haltung für moderne Architektur in der Bevölkerung und Politik geschaffen. Effiziente Gesetze sowie eine funktionierende Raumordnung unterstützen die Haltung gegenüber moderner Architektur – heute wird über Baukultur diskutiert.
» Mädchenschule Tschötsch bei Brixen, Othmar Barth, 1970
Die Landesverwaltung nahm und nimmt bewusst eine Vorbildfunktion in Fragen der architektonischen Qualität ein. Eine breite Wettbewerbskultur und die damit verbundene internationale Konkurrenz trägt zu einer Steigerung der Qualität in der Architektur bei. Seit 1980 sind Planungswettbewerbe im Bauressort selbstverständlich. Zwischen 1975 und 1990 entstanden bemerkenswerte öffentliche Bauwerke: gastgewerbliche Berufsschule in Brixen, Feuerwehrschule in Vilpian, Landhaus II, Jugendzentrum Bruneck etc. Viele Gemeinden und private Bauherren in Südtirol folgten und folgen dem Beispiel der Landesverwaltung. So findet sich eine moderne und innovative Baukultur überall im Land. Besonders zu erwähnen ist die qualitätsvolle Architektur, die im privaten Sektor von mutigen Bauherren initiiert wird. Zeitgemäße Architektur ist zum Gesprächs- und Diskussionsthema in der Öffentlichkeit geworden. Eine große Chance für die moderne Baukultur. Die Herausforderungen der Zukunft wurden vom Land erkannt. So soll in der Planung generell eine stärkere Verwurzelung der Bauwerke mit der Tradition und Landschaft angestrebt werden. Die neuen Erfordernisse an Bauaufgaben müssen erkannt werden, um sich ihnen zu stellen: Es gilt den KlimaHaus-Gedanke architektonisch gut umzusetzen, alternative Energiequellen zu integrieren sowie eine Nachhaltigkeit des Gebauten zu erzielen. Mit diesen Herausforderungen übernimmt das Land eine weitere Vorbildfunktion.
» Europäische Akademie Bozen, Klaus Kada, 2002
13 BASISVORTRÄGE
Baukultur ist die Summe aller Leistungen, welche die natürliche und gebaute Umwelt verändern. Die Identität der Baukultur stützt sich auf die Tradition und Geschichte einer geografischen Region. Baukultur betrifft alle Menschen. Sie bewegen sich in einer gebauten Umwelt und sollten Verantwortung für deren Qualität übernehmen. Die kulturelle Entwicklung in der Geschichte Südtirols war geprägt durch den Machtanspruch Italiens und Österreich-Ungarns.
Die Architektur in Südtirol zwischen zwei Kulturen » Dr. Arch. Lukas Abram, Präsident der Architektenkammer Südtirol a. D.
14 BASISVORTRÄGE
» Partner im Architekturbüro Abram & Schnabl, Bozen » 1995 – 2002 Architekturstudium an der TU Graz » 2002 Staatsprüfung in Venedig » 2005 Zertifizierter KlimaHaus-Experte » seit 2003 Redakteur der Zeitschrift „Turrisbabel“ » seit 2009 Landessachverständiger für Landschaftsschutz und Urbanistik » seit Februar 2009, Juryvorsitz Architektouren der BYAK » 2005 – 2009 Präsident der Architektenkammer Südtirol
» Haus Mimmi, Settari, Dreikirchen, Lois Welzenbacher, 1924
» Hotel Alpi, Armando Ronca, 1956
» Hotel Kurzras Schnalstal, Abram & Schnabl, 1980
» Winecenter Kaltern, feld72, 2006
Die Zugehörigkeit Südtirols zur Österreich-Ungarn Monarchie führte im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen des gehobenen Tourismus zur Umgestaltung der Städte. Meran wurde zur Kurstadt ausgebaut. Die Städte wurden erholsame Ableger der Großstadt. Zum Teil wurden die Gebäude, oft mondäne Hotels, von den gleichen Wiener Architekten errichtet. Architektur im Historismus von Architekten aus Dresden, München und dem Süddeutschen Raum geplant. Einheimische standen dieser Entwicklung skeptisch gegenüber und sahen ihre Städte von Fremden verändert. Diese Entwicklung kam nach dem Ersten Weltkrieg zum Stillstand. In Südtirol wurde der Wunsch nach einer Abkehr vom Historismus wach, eine neue Orientierung folgte den Ideen von Werkbund und Neues Bauen. Zudem verspürten die Architekten, vielleicht auch vor dem Hintergrund der einsetzenden „Italianisierung“ unter dem Faschismus ab 1922, die Verpflichtung gegenüber der lokalen Bautradition, sie wollten die Wesenszüge des Tirolerischen herausarbeiten und kamen zu einer Absage an alles Übertriebene, Überladene und Ornamentale. Architekten orientierten sich bei neuen Gebäuden an der anonymen ländlichen Baukultur. Es entstand ein Regionalismus und eine neue Körperlichkeit (z.B. Hotel Panna) nach dem Verständnis des nationalsozialistischen Menschenbildes. Baumeister wie Lois Welzenbacher prägten neue Tendenzen durch Gebäude, die auf den Ort eingehen und eine ungekannte Leichtigkeit vermitteln. Nach 1930 wird die Berufsausübung für österreichisch ausgebildete Architekten in Italien schwierig. Sie sind nicht mehr zeichnungsberechtigt. Büros lösen sich auf. Der faschistische Anspruch für Bozen: Stahlindustrie und Wachstum durch sizilianische Arbeitskräfte auf 100.000 Einwohner (obwohl Bozen weder Erz- noch Kohlevorkommen hat). Die Erweiterung der Stadt durch ein Industriegebiet nach Südenhat bis heute Folgen, das Aufheizen der Innenstadt durch den Südwind.
Bozen war nach dem Krieg in Folge von elf Bombenangriffen fast vollständig zerstört. Und die Gesellschaft war gezwungen, erst wieder zu sich selbst zu finden. Die Wunden, die der Anschluss an Italien verursacht hatte, mussten verheilen. Der Heimatpflegeverband wendete sich nationalsozialistischen Ideen zu und nahm den Südtiroler Formenkatalog aus den 1930er Jahren wieder auf. Dies führte im Zuge des prosperierenden Fremdenverkehrs zur bekannten Verkitschung und verhinderte über lange Zeit jegliche Diskussion über zeitgenössische Architektur. Während sich die deutschsprachigen Südtiroler weiterhin auf das ländliche Bauen konzentrierten, wurden die italienischen Kollegen in den Städten aktiv. Zwischen 1960 und 1980 wurden 43,5 Mio. m³ Neubauten errichtet. Das ist mehr als bis 1960 insgesamt in Südtirol gebaut wurde. Der aufkommende Tourismus mit seiner Forderung nach Betten-Kapazität hat wesentlich dazu beigetragen. Mit der Erschließung durch Straße und Strom sowie steigende Mobilität wurde der Zersiedelung Vorschub geleistet. Bei nur ca. 5% wirtschaftlich nutzbarer und bebaubarer Landesfläche musste etwas geschehen. 1970 gab es ein Landschaftsschutzgesetz, damals das fortschrittlichste Europas, ab 1972 auch einen ersten Landesraumordnungsplan und ab 1974 die ersten Naturparks. Innovative Projekte wurden vor allem von der Kirche ermöglicht, die als Bauherr den Mut aufbrachte neue Gestaltungsformen zu erproben. Z.B. Helmuth Maurer: Exerzitienhaus in Nals 1963, Othmar Barth: Schülerheim in Salern, Mädchenschule in Tschötsch, Wohnsiedlung Haslach; Abram & Schnabl: Kirche Kastelbell 1973. Ende der 1980er schwand die strenge Raumordnung: Landesrat Benedikter wurde abgewählt. Die Partei verschenkte die sorgsam bewahrte Landschaft an ihre Wähler: Die Industrie bekam Expansionsflächen, die Bauern ihre Stadelkubatur, die Hoteliers drei Erweiterungsschübe. Das Amt für Raumordnung entmachtet, Bauleitpläne werden nur mehr in den Gemeinden erstellt und nicht koordiniert. Öffentlicher Raum fand keine Beachtung mehr. In einzelnen Quartieren wurden im Rahmen von Wettbewerben Plätze zu öffentlichem Raum im Sinne des Gemeinschaftsgedankens. Heute findet sich eine Vielzahl gelungener Projekte, die aus dem Kontext des Ortes entstanden sind. Es können nicht alle genannt werden, als Beispiel sind zu erwähnen: Weingut Manincor, Kaltern 2004, Walter Angonese mit Rainer Köberl und Silvia Boday; Winecenter, Kellerei Kaltern, 2006, feld72; Landesberufsschule Bozen, Bozen, 2007, Höller & Klotzner Architekten; bis zum SALEWA-Headquarter im Industriegebiet Bozen Süd von Cino Zucchi Architetti – Park Associati, das bis 2011 eröffnet werden soll.
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Identität ist ein Wort, das von den politischen Vertretern aller Sprachgruppen in Südtirol täglich, fast stündlich, neu deklariert wird. Die Frage nach dem Wesen und der Wertvorstellung der Südtiroler in der heutigen Zeit, ihr überregionaler Kontext und ihre Ansprüche abseits vom sozialen Wohlstand kann nur schwer beantwortet werden. Identität findet ihren stärksten Ausdruck, für alle sichtbar, in der Architektur. Der Konflikt zwischen dem italienschen, deutschen und ladinischen Kulturkreis hatte, obwohl er hauptsächlich politisch verursacht war, immer schon Auswirkungen auf die Baukultur in Südtirol.
Regionalentwicklung und Standortmanagement in Südtirol » Dipl.-Ing. Lisa Kofink, EURAC research Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement
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» 2001 – 2002 Studium der Raumplanung am Blekinge Institute of Technology, Karlskrona, Schweden » 2005 Abschluss in Raum- und Umweltplanung an der Technischen Universität Kaiserslautern » seit 2005 Mitarbeit im Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement an der Europäischen Akademie Bozen (EURAC research) » seit 2008 Koordinatorin an der Europäischen Akademie Bozen, Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement (EURAC research)
Die Regionalwirtschaft hingegen befasst sich mit wirtschaftlicher Effizienz räumlicher Strukturen und beinhaltet vor allem Analyse und Förderung der Standortfaktoren, welche einen Raum attraktiv, bzw. wettbewerbsfähig machen. In der Regionalwirtschaft, und – entwicklung spielt der Tourismus in Südtirol eine große Rolle. So trägt das Gastgewerbe mit 11,9% (Herstellerpreise) zur Wertschöpfung bei. Südtirol ist im Hinblick auf Tourismusintensität, Bettenauslastung und Beherbergungsdichte im Spitzenfeld der Alpen vertreten. Die Anforderungen an eine Region im Wettbewerb kann in Basisfaktoren (z.B. Erreichbarkeit), Wettbewerbsfaktoren (u. a. Architektur) und Differentiatoren (spezielle, einzigartige Kompetenzen) gegliedert werden. Die Faktoren zusammen bilden die Kernkompetenz einer Region. Auf Grundlage der Kernkompetenzen können in der Folge Themen für eine Region und darauf aufbauend einzigartige und wettbewerbsfähige Produkte definiert und entwickelt werden. Standortmanagement in Südtirol heißt, betriebswirtschaftliche Prinzipien in Regionalentwicklung und Standortfragen zu integrieren. Der Standort wird zum Unternehmen, dessen Management die zukünftige Entwicklung in eine geplante Richtung lenkt und damit mehr als einen Standortfaktor und mehr als eine Zielgruppe (Unternehmen, Einwohner, Gäste) berücksichtigt.
Es wird nicht mehr ein Produkt, sondern integrierte Leistungssysteme mehrerer Branchen angeboten. Als Beispiel kann das Engagement Wirtschaftstreibender aus den verschiedenen Sektoren (Winzer, Touristiker, Bauern und Vertreter des öffentlichen Lebens) in Kaltern genannt werden, die mit einer Kommunikationsagentur ein Leitbild für ihren Ort erarbeiteten. Das Ergebnis war das Profil „wein. kaltern“ eine Qualitätsoffensive der Weinproduzenten mit ihrem Dorf. Unter der Marke „wein.kaltern“ wurde eine neue Marke entwickelt und ein „wein.weg“ in Form einer Achterschleife durch den Ort, über Weinlagen und – höfe bis zum Kalterer See ausgebaut. Kreuzungspunkt der Schleife ist das Weinhaus PUNKT im Dorfzentrum. Das Gebäude wurde vom Wiener Architekt Hermann Czech 2005 umgestaltet. Es lädt als Vinothek ein, alle in Kaltern produzierte Weine zu verköstigen. Eine weitere Verknüpfung von zeitgemäßer Architektur, Tourismus und Weinkultur wurde im neuen Verkaufsgebäude Winecenter der Kellerei Kaltern realisiert. Das Architekturbüro feld72 aus Wien gewann den geladenen Wettbewerb mit einem Bauwerk, das als Landmark auf dem Weg von Bozen zum Kalterer See – das Gebäude liegt direkt an der Hauptstraße – auf die mobile Wahrnehmung des 21. Jahrhunderts, wie auf die lokale Identität gleichermaßen Rücksicht nimmt. Durch alle diese Maßnahmen wurde Kaltern ein Wirtschaftunternehmen mit verschiedenen Abteilungen, die alle von der gemeinsamen Entwicklung profitieren.
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Regionalentwicklung beruht auf dem Zusammenspiel verschiedener Elemente (Bevölkerung, Wirtschaft, Verkehr usw.) und wird mit dem Wachstum der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer Region in Verbindung gebracht.
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Exkursion
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Exkursionsziele
Kraft -Wärme-Kopplung-Anlage Brixen Duka, Brixen Frener & Reifer Metallbau, Brixen Kunst Meran Hotel Therme Meran
Theiner‘s Garten Bio Vitalhotel
Kellerei Terlan
Erlacher Innenausbau
Landesberufsschule Bozen Handelskammer Bozen
Schloss Sigmundskron Hangar FRI- EL Green Power Pfarrkirche Leifers Höller KG, Leifers
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Kellerei Tramin
Handelskammer Bozen, Bozen Bozens Stadtzentrum bietet eine spannende Abfolge von Räumen. Nicht nur im Hinblick auf Plätze, Straßen, Gassen, Parks und die Linien der Flüsse von Talfer und Eisack, die sich tief in das Stadtgefüge einschneiden, nein, auch in den Inhalten. Dem historischen Stadtkern steht auf der anderen Seite der Talferauen die italienische Stadterweiterung der 1920-30er Jahre gegenüber. Auch wenn beide Teile gewisse Strukturen verbinden, wie etwa die Neuinterpretation der Laubengänge, so treffen wir doch auf zwei grundverschiedene Atmosphären, die „gemütliche“ Altstadt angereichert mit der Emotion der Geschichte und die „rationalistische“ Neustadt, in der die Stadträume kühl abgehandelt werden.
Wie hat sich ein modernes Verwaltungsgebäude mit beachtlicher Baumasse in diesen unterschiedlichen Kontext in der Sprache unserer Zeit einzufügen? Zum einen durch die Lage, die ist durch die Wahl des Grundstückes gewissermaßen ein Glücksfall. Ergänzt der Neubau doch die schon bestehenden großmaßstäblichen Bauten der Umgebung: Den wuchtigen Theaterblock mit seiner Verkleidung aus hellem Naturstein, die feinsinnig aufgegliederte Anlage des bischöflichen Ordinariats als Putzbauten und einen Hotelbau mit lebhaft gegliederter Fassade aus Betonteilen.
Dieser Ansatz mit seinen unterschiedlichen räumlichen Definitionen nimmt wie selbstverständlich an dieser, bisher noch diffusen Stelle die Randbedingungen der Altstadt auf: Platz, Boulevard, Innenhof und jede Menge innerstädtischer Verkehr, vor allem Fußgänger aus dem gegenüberliegenden Parkhaus, deren erster Eindruck, wenn sie aus dem Untergrund auftauchen, die Ecke des Verdiplatzes ist. Dem trägt das neue Gebäude Rechnung. Mit weit geöffneter gläserner Halle über Eck empfängt es einladend den überraschten Besucher, der diese Geste von der eher kühl und glatt wirkenden Fassade zunächst nicht erwartet hätte. Innen tun sich großzügige, öffentlich zugängliche Räume auf, die vergessen lassen, dass man eigentlich ein Bürohaus mit vielen Einzelzellen für die Sachbearbeiter betreten hat. Diese halböffentlichen Innenräume lassen sich auch an den Fassaden ablesen. Dort, wo die transparente Verglasung durchgeht sind Hallen, Galerien, Innenhöfe und Treppenhäuser angeordnet während sich hinter den hellen Brüstungsbereichen Büroräume befinden. Ein klar wirkender Bau, der damit die Architektur des „rationalistischen“ Stadtteils aufnimmt und doch der intimen Altstadt durch seine räumlichen Verflechtungen entspricht.*
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Zum anderen wurde im Architekturwettbewerb der Vorschlag des Architekten Wolfgang Simmerle prämiert, der eine Blockrandbebauung entlang der Südtiroler Straße und um die Ecke zum Verdiplatz vorsah. Nur der Teil der Handelskammer entspricht der ursprünglichen Planung von drei Blöcken: Einem räumlichen Mäander gleich öffnen, schließen und umschlingen sich Frei- und Zweckräume. Es entwickelt sich ein Innenraum, der mit seinen Plätzen, Wegen, Brücken und Sichtverbindungen als „dreidimensionale Stadt“ konzipiert ist. Zwischen jedem Teilstück führt eine schmale Gasse in den Innenhof, von dem der Verdiplatz, das bischöfliche Ordinariat und das Theater erreicht werden können. Künftig ein einladender, ruhiger Innenhof mit Café und Bäumen.
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» Architektur: Architekturbüro Wolfgang Simmerle » Bauherr: Handelskammer Bozen » Bauzeit: 2004 – 2007
Bereits in den 60er Jahren wurden mit dem Kauf von Bauparzellen in der Südtiroler Straße die Grundlagen für den Neubau der Handelskammer gelegt. Erst 1997 verabschiedete die Gemeindeverwaltung den Durchführungsplan zur Verbauung der Südtiroler Straße. Das Institut für Sozialen Wohnbau, die Gemeinde Bozen und die Handelskammer schrieben als Bauherren einen gemeinsamen Planungswettbewerb aus.
Hotel Therme Meran und Therme Meran, Meran
Foto: Therme Meran/Tappeiner.
» Architekten Entwurf: Rüdiger Baumann und Julia Zillich, Berlin » Architekten Ausführung und Einrichtung: Matteo Thun, Mailand » L andschaftsarchitekten: Lützow7, Berlin, Cornelia Müller und Jan Wehberg » Bauherr: Thermen Meran AG » Baujahr: 2005
Meran hat fast 300 Sonnentage im Jahr und liegt mit seinem milden Klima – überragt von Dreitausendern – doch mitten im Gebirge. Subtropische Pflanzen überwintern hier in frischer Gebirgsluft. Kultur, Shopping und eine Hotellerie auf teurem Niveau erwarten die Gäste. Meran hatte als Hauptstadt Tirols seinen Höhepunkt zwischen 1317 und 1420. Die Altstadt und die zahlreichen adeligen Ansitze geben Zeugnis davon. Als die Hauptstadt Tirols nach Innsbruck verlegt wurde, folgte für Meran fast ein halbes Jahrtausend die Bezeichnung „Kuhstadtl“. Mitte des 19. Jahrhunderts begann dann Merans zweite Karriere als Kurstadt des europäischen Hochadels auf den Spuren der Kaiserin „Sissi“. Mit dem Bahnanschluss ab 1881 entstanden palastartige Grandhotels und der Kurarzt Dr. Franz Tappeiner legte die nach ihm benannte Promenade an. Im neuen Kurhaus wurde Walzer gespielt. Der Erste Weltkrieg und die Annektion Südtirols durch Italien beendete alles. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Meran lange gebraucht wieder ein bestimmtes Niveau des Tourismus zu erreichen. Die Grandhotels waren veraltet, das Publikum ein anderes. Dennoch hat Meran in den letzten Jahrzehnten viel getan, um den alten Glanz aufzu-frischen und mit kulturellen Events neue Angebote hinzuzufügen. Um Meran hat man leicht radonhaltige Quellen entdeckt. Es lag nahe dafür ein Thermalbad zu errichten. Ergänzt wurde es durch ein erstklassiges Hotel, das allen Komfort unserer Zeit bietet. Aus einem internationalen Wettbewerb gingen die Berliner Architekten Baumann und Zillich hervor, deren Entwurf der Ausführung zugrunde gelegt wurde. Die Ausführung wurde vom Architekten Matteo Thun geplant. Die im Dezember 2005 eröffnete Therme Meran hat es geschafft, das unverfälschte Südtirol mit dem modernen Mediterranen zu verbinden. Die gläserne Architektur der Therme Meran gibt dem Besucher freien Blick auf die umliegenden Bergketten, so dass der Gast im Dialog mit der Landschaft, dem Wasser und den ursprünglichen Elementen Südtirols steht. Klare Linien in der Architektur, die Verwendung von wertvollen Natursteinen und Hölzern beim Bau sowie die Nutzung von regionalen Produkten im Spa & Vital Center zeugen vom Verständnis und dem Respekt vor der Natur.
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Neben dem umfangreichen Raumprogramm für die Schwimmbecken innen und außen, der Saunalandschaft, dem Wellness- u. Fitnesscenter für die Therme und dem 300 Bettenhotel mit eigenem Spa und Konferenzräumen spielt besonders die städtebauliche Anordnung im Gefüge der Stadt Meran eine entscheidende Rolle. Über einer Tiefgarage mit Kunstinstallationen entstand auf der linken Passerseite ein großzügiger Platz zwischen Therme und Hotel. Er bildet die zentrierte Gegenposition zur langgestreckten Kurpromenade auf der Altstadtseite, von der er über eine neue Fußgängerbrücke erreichbar ist und ein neuer Anziehungspunkt Merans wurde. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick über die Stadt zu den Schneespitzen der Texelgruppe, man sieht in die Thermenanlage und über den anschließenden Park weit in das Burggräfler Land hinaus oder genießt auf der Terrasse den Service des Hotels. Für die etwas sterile Rechtwinkligkeit der beiden Baublöcke entschädigt die Wahl eines schönen, warmtönigen Natursteins für die Fassaden beider Gebäude.*
Kunst Meran im Haus der Sparkasse, Meran Kunst Meran ist eine Galerie und ein Forum zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst, wird von einem Verein getragen und von zahlreichen Institutionen gefördert. Mit durchschnittlich 10.000 Jahresbesuchern und mit zahlreichen Veranstaltungen und internationalen Verbindungen nimmt Kunst Meran einen hervorragenden Platz im kulturellen Leben Südtirols ein.
Erste Bauelemente des Gebäudes stammen aus dem Mittelalter. Das Gebäude ist gekennzeichnet durch die typischen Zeichen der Meraner Laubenhäuser: schmaler, sehr langgestreckter Grundriss (40 x 9 m), Kopffassade mit Erker an der Laubengasse, und einer, über alle Geschosse offenen Belichtungshalle. Das Architekturbüro Höller & Klotzner war bedacht die alte Struktur zu erhalten und die neuen Elemente Glas und Stahl, sichtbar einzusetzen. Durch den Lichthof sollte mehr Licht in den zentralen Innenhof gelangen. Gleichzeitig hatten die Architekten die nicht ganz einfache Aufgabe das schmale und sehr tiefe Gebäude entsprechend der Nutzung aufzugliedern. Dabei haben sie sich für eine gestalterische Neutralität der Räume entschieden. Weiße Wände und Holzböden aus Langriemen erfüllen dienend den zurückhaltenden Hintergrund für die wechselnden, sehr unterschiedlichen Ansprüche der Ausstellungskonzepte.
Exkursion
Nur die gelungene Renovierung des alten Sparkassensaales bietet einen eigenen Charakter. Die übrigen Räume leben, wie so häufig in Galerien oder Museen, vom Licht, das die ausgestellten Gegenstände zur Geltung bringen soll. Die natürliche Lichtführung von oben – Seitenlicht war durch die eingebaute Situation des Hauses nicht möglich – ist den Architekten meisterhaft gelungen, aber auch die künstliche Ausleuchtung der Räume lässt nichts zu wünschen übrig. Hier ist durch die Beschränkung auf das Wesentliche, auch der Materialien, eine unaufgeregte Galeriearchitektur entstanden, die mit ihrer lässigen Noblesse einen guten Rahmen für die Kunst gibt.*
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»A rchitektur: Höller & Klotzner Architekten, Meran »B auherr: Stiftung Südtiroler Sparkasse » Bauzeit: 2000 – 2001
Das historische Haus unter den Lauben in der Altstadt von Meran ist im Besitz der Südtiroler Sparkasse und wurde umfassend saniert, so dass rund 500 m2 Ausstellungsfläche auf verschiedenen Ebenen zur Verfügung stehen. Ein eigenes Atelier kann externe Künstler beherbergen und das Café Kunsthaus ist ein beliebter Treffpunkt im historischen Zentrum geworden. Der historische Sparkassensaal dient für Vorträge und Konzerte und wird auch für externe Veranstaltungen vermietet.
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage, Brixen
» Architektur: Modus Architects, Matteo Scagnol, Sandy Attia, Brixen » Bauherr: Stadtwerke Brixen AG » Baujahr: 2007 » 1. Preis beim 5. Südtiroler Architekturpreis
Die Stadt Brixen könnte als ökologische Musterstadt gelten: Die historische Altstadt ist fahrverkehrsfrei, es gibt ein Citybusnetz, das von der Bevölkerung viel genutzt wird. Das Fahrrad- und Wanderwegenetz in und um die Stadt ist beachtlich, die Wasserversorgung ebenso vorbildlich wie die Abwasser- und Müllentsorgung und ein Fernwärmenetz, das die gesamte Stadt umfasst steht kurz vor der Fertigstellung. Die Fernheizungsanlage benötigt mehrere Zwischenstationen von denen diejenige an der Mozartbrücke, südlich des Altstadtkerns, ein geradezu spektakuläres Bauwerk geworden ist – obwohl von den Dimensionen gegenüber den benachbarten Klöstern und Schulen eher klein. Technische Bauten werden gestalterisch in der Regel vernachlässigt. Trafostationen, Umspannwerke, Abwasseranlagen, Heizwerke werden – ähnlich wie Brücken – meist als reine Ingenieurbauwerke betrachtet, ohne Architekten geplant und in ihrer Ungestalt einfach so hingenommen. Anders bei der Fernheizstation Brixen: Die intelligente Kombination von notwendiger technischer Bauanlage, mit einem Treffpunkt für Jugendliche, in einer exponierten Lage zwischen Brückenkopf und Verkehrswegen ist gelungen in das Stadtgefüge integriert. An der stark befahrenen, aber vom Straßenraum mit großen Bäumen sehr schön bepflanzten Mozartallee gab man sich sichtlich Mühe und beauftragte einen jungen begabten Architekten mit einer besonderen Lösung: der funktionelle, technische Baukörper – natürlich aus Beton – erhielt ein großes Schaufenster zur Uferpromenade des Eisackflusses. Hier kommen Fußgänger, Jogger und Radfahrer vorbei und können neugierig in das technische Gedärm der Anlage blicken, die sich innen blitzsauber und mit hochglanzverchromten Rohrleitungen dem Betrachter darbietet. Als zweite Haut hat der Betonblock ein Kettenhemd aus Stahlgewebe übergezogen bekommen, das in seinem Rahmen zu unterschiedlicher Höhe aufsteigt und nachts in wechselnden Farben hinterleuchtet wird. Oben auf dem Dach, eingefasst von der Stahlkonstruktion, ist eine Skateboardanlage untergebracht.*
DUKA Ausstellungsraum, Brixen
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1993 wurde der erneute Wechsel des Unternehmens an den jetzigen Standort notwendig. Das moderne Gebäude, inmitten der schönen Südtiroler Landschaft, ist Ausdruck für die Vision: Dem Neuen gegenüber offen, die Chancen nutzen und trotzdem in der eigenen Art verwurzelt bleiben. 2006 wurde der neue Ausstellungsraum mit einer Fläche von 600 m² eröffnet. Mit der Natur als Kulisse wurde ein Präsentationsraum mit einer hohen Flexibilität, unabhängig aktueller Einrichtungstrends, geschaffen. Einzelne Szenarien thematisieren die Typologien der Duschkabinenreihe und deren Besonderheiten. Das Beleuchtungskonzept und Fadenvorhänge inszenieren die Ausstellung.
»A rchitektur: ra.be interior design » Bauherr: duka AG » Baujahr: 2006
FRENER & REIFER Metallbau, Brixen Das Konzept des Neubaus war bereits durch das bestehende Gebäude, das im Jahr 1995 als Erster von 3 Bauabschnitten erbaut wurde, vorgegeben. Im 2. Bauabschnitt wurde die markante Aufstockung der Halle um zwei Ebenen (Produktion und Büro-& Verwaltung) vorgenommen.
» Architektur: BRT Architekten - Bothe, Richter, Teherani, Hamburg » Bauherr: FRENER & REIFER Metallbau GmbH » Statik: Studio di Ingegneria Srl Bergmeister » Bauzeit: 2004 – 2007
FRENER & REIFER Metallbau GmbH zählt zu den international führenden Unternehmen im Fassadenbau, daher war es naheliegend eine besondere Fassade aus den vom Unternehmen vorwiegend verarbeiteten Materialien, Glas, Stahl und Aluminium, zu schaffen. Die Fassadengestaltung setzt einen Akzent in der Industriezone. Die Architekten entwarfen eine Glasfassade, die in stilisierter Form einen Wald darstellt. Die „Baumstämme“ bestehen bis zur Decke aus bis zu 90% transparentem Glas. Die Füllungen zwischen den „Bäumen“ sind aus transluzentem Glas gearbeitet. Im Foyer wurden sie in einer Edelstahlverblechung ausgeführt. Der Innenausbau der Büro- & Verwaltungsetage wurde durch das Unternehmen Höller KG ausgeführt.
ERLACHER Innenausbau, Barbian/Waidbruck ERLACHER Innenausbau kann auf eine langjährige und traditionsreiche Geschichte zurückblicken. Die seit 1905 bestehende und weit über die Landesgrenzen bekannte „Tischlerei Schenk“ in Waidbruck wurde 1976 von Toni Erlacher übernommen, vergrößert und seither mit Erfolg weitergeführt. 2009 wurde sichtbar und formal, dem neuen Zeitgeist entsprechend, das neue Verwaltungsgebäude an der Straßenachse Bozen-Klausen (Ex-Postgebäude) positioniert. Der Betrieb besitzt als erstes Unternehmen italienweit die Umweltzertifizierung ISO-14001 und ist 2009 als das beste Klimahaus mit „A Gold“ ausgezeichnet worden. Besonders hervorgehoben wurden die Qualitäten der Raumakustik, im Schallschutz und der Beleuchtungstechnik.
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Orte der Stille – Kloster Säben Sebenum nannten die Römer den steilen Dioritfelsen, der die Enge des Eisacktals über dem heutigen Klausen überragt. Als der „heilige Berg Säben“ oder die „Akropolis von Südtirol“ wird er noch heute mit Verehrung gerne bezeichnet. Dieser geradezu erhabene Ort wurde um 400 n. Chr. unter dem Metropoliten von Aquileia zum Ausgangspunkt der Christianisierung Tirols noch in römischer Zeit. Mit dem hl. Ingenuin ist Säben 590 Bischofssitz geworden. Das heutige eindrucksvoll hoch über Klausen gelegene Kloster wurde schließlich zum Symbol für christliche Tradition in Südtirol. *
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» Architektur: Dr. Arch. Stefan Gamper » Interne Planung: Toni Erlacher & Manfred Erlacher » Bauherr: Erlacher Innenausbau KG » Mehrere Bauabschnitte: 1997 – 2008
Kellerei Tramin, Tramin Bereits 1898 wurde die Kellerei Tramin als eine der ersten Kellereigenossenschaften Südtirols gegründet. 290 Mitglieder bewirtschaften eine Gesamtrebfläche von 220 Hektar. Es werden 1,2 Mio. 0,75-l-Flaschen jährlich produziert. Die bestehenden Kellereigebäude waren architektonisch nicht weiter bemerkenswert. Der geplante Umbau setzte deshalb auf eine gestalterische Lösung, die auch städtebaulich der Schlüsselposition am Ortseingang gerecht wird. Der Blick geht von dort über endlos erscheinende Rebflächen hinüber zum Kalterer See und zum Mitterberg. Gleichzeitig bildet die Baugruppe den nördlichen – bisher nicht sonderlich attraktiven – Ortseingang.
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»A rchitektur: Architekt Werner Tscholl, Morter »B auherr: Kellereigenossenschaft Tramin » Bauzeit: 2008 – 2010
In einem ausgewählten Plangutachten wurde das außergewöhnliche Projekt von Werner Tscholl ausgewählt, dessen Bau im Frühjahr 2008 begonnen und zwei Jahre später beendet wurde. Mit einer Geste, die ausgebreiteten Armen entspricht, wurden zwei Flügelbauten vor dem bestehenden Gebäude angeordnet mit denen der Ankommende im Weindorf Tramin durch die bedeutendste Weinkellerei des Ortes einladend willkommen geheißen wird. Die Flügelbauten bilden einen zweigeschossigen Hof, der durch die steile Straßenneigung zwei Zufahrten ermöglicht: die untere für die überdeckte Anlieferung und die obere für den offenen Empfang der Besucher. Der u-förmige neue Bauteil ist dem Bestand so vorgelagert, dass man diesen zunächst nicht mehr wahrnimmt. Für die Gestaltung der neuen Baukörper greift der Architekt auf Formen zurück, die er dem Erscheinungsbild blattloser Gerippe winterlicher Rebstöcke entnimmt. Die bizarren Formen hat er in eine Stahlkonstruktion übersetzt, die als Rahmen die dahinter mit Abstand liegenden Glasfassaden tragen. Die Besucher betreten den erdgeschossigen Verkaufsraum oder den darüber liegenden Saal und werden an dieser überhöhten Stelle von einem umwerfenden Panorama empfangen. Das Gebäude hat einen, der Qualität der dort erzeugten Weine entsprechenden, Symbolwert erhalten und entwickelt sich bereits zu einem Reiseziel architekturbegeisterter Weinfreunde.*
Wein Der Gewürztraminer als autochthone Rebe Südtirols hat das Weindorf Tramin weltberühmt gemacht und die Kellerei wurde in den letzten Jahren mit internationalen Auszeichnungen, vor allem für diesen Wein geradezu überhäuft. Wie in Südtirol vielfach üblich bietet auch diese Kellerei verschiedene Qualitätslinien: die Klassiker, die Cuvée-Weine, die Lagenweine und die Spitzenweine. Dazu gibt es als Spezialität noch die Gewürztraminer Spätlese, eine edelsüße Beeren- bzw. Trockenbeerenauslese, deren Trauben bis in den November am Stock reifen. Die Sortenvielfalt ist beachtlich: neben dem Vernatsch, der hier als klassischer Kalterersee noch ein Drittel der Produktion ausmacht gibt es bei den Weißweinen Weißburgunder, Chardonnay, Sauvignon, Pinot Grigio, süßen Goldmuskateller, Müller–Thurgau, Gewürztraminer und Riesling und bei den Rotweinen Lagrein, Merlot, Cabenet-Sauvignon, Blauburgunder und Rosenmuskateller. Drei Cuvées, Stoan, Roan und Loam erweitern die Vielfalt des höchst qualifizierten Weinangebots, dessen Paradepferd sicher der Gewürztraminer „Nussbaumer“ ist. Weinempfehlung: Gewürztraminer Nussbaumer 2009 Faszinierende Aromen von Rosen mit der Würze von Litschi und Honig überwältigen in diesem Klassenbesten.*
Erweiterung Pfarrkirche Leifers, Leifers Die Kirche zu den Heiligen Antonius Abt und Nikolaus entstand um 1250 mit dem romanischen Kirchturm und dem Chor. 1509 wurde gotisch und 1650 barock erweitert. Schließlich wurde 1856 das Kirchenschiff in neugotischem Stil umgebaut, das sich jetzt für die angewachsene Bevölkerung als zu klein erwies. Alle bisherigen Vorschläge, das bestehende Kirchenschiff zu erweitern, waren auf Ablehnung in der Bevölkerung gestoßen. Erst der jetzige Vorschlag für einen Anbau, der das Erscheinungsbild der alten Kirche bewahrte, fand Zustimmung.
Der alte Kirchenraum dient jetzt mit Taufbecken und Beichtstühlen als Tageskapelle. Der romanische Chor wurde wieder geöffnet und der Hochaltar mit dem Gnadenbild in seine Tiefe versetzt. Der alte Kirchenraum wirkt dadurch großzügiger als zuvor. Durch das Glasgelenk fällt Licht von oben, die alte Fassade modulierend. Stärker wirkt das Licht, das über der Altarrückwand einfällt und das riesige Kreuz über dem Altar hinterleuchtet.
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Die warmen Töne der Vertäfelungen aus kanadischem Ahorn umschmeicheln den Betrachter, der sich von den sanft geneigten Wänden und der aufschwingenden Decke in eine mystische Welt versetzt fühlt. Auch der Boden fällt unmerklich zum Altar hin ab – man betritt gleichsam schwankenden, heiligen Boden. Ein Raum, der den Besucher verunsichert und gleichzeitig willkommen heißt. Der Blick konzentriert sich auf das große goldene Kreuz, das den einzigen rechten Winkel und damit Sicherheit in diesem Raum vermittelt. Hinter dieser Inszenierung des Transzendenten befinden sich mit Foamglass isolierte Betonwände und Stahlträger. Fassade und Dachdeckung sind mit geschupptem Buntmetall (Tombak) verkleidet. Aber all das Dingliche zählt wenig gegenüber der eindringlichen Atmosphäre dieses sakralen Raumes.*
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» Architektur: Höller & Klotzner Architekten, Meran » Bauherr: Pfarrei St. Antonius Abt und St. Nikolaus » Bauzeit: 2000 – 2003 » Überbaute Fläche: 890 m² » Bauvolumen: 8.400 m³ » 1. Preis beim 3. Südtiroler Architekturpreis
Die Architekten entschieden sich für einen fast ganz geschlossenen Baukörper, der von außen keine sakralen Assoziationen weckt. Er ordnet sich dem alten Kirchenbau unter, getrennt durch eine gläserne Verbindung, durch die auch die Nordfassade der Kirche erlebt wird. Man betritt die Kirche wie immer schon über den Haupteingang in der alten Westfassade und durch einen Nebeneingang im Süden, der aber das interessantere Raumerlebnis in der Achsenbeziehung zum Neubau bietet.
Messner Mountain Museum, SchloSS Sigmundskron, Firmian Schloss Sigmundskron – oder „der verzauberte Berg“, wie der Extrembergsteiger Reinhold Messner die größte Burgruine Südtirols auf der nördlichen Spitze des Mitterberges zwischen Etsch und Überetsch gerne bezeichnet. Der verzauberte Berg war wohl schon in prähistorischen Zeiten mit einer Wallburg befestigt. In der Reihe der im Mittelalter zur Sicherung der wichtigsten Verbindung zwischen Nord und Süd entstandenen Burgen war Sigmundskron zunächst Sitz der Trentiner Bischöfe und später der Grafen von Tirol. Während der Auseinandersetzungen mit Venedig 1473 erwarb Herzog Sigmund „der Münzreiche“ die Burg und wandelte sie gemäß der damals neuesten Verteidigungstechnik in eine weitläufige Festung um. Dabei wurde die alte Burg weitgehend abgetragen. » Architektur: Werner Tscholl, Morter » Bauherr: Autonome Provinz Bozen-Südtirol & Reinhold Messner » Baujahr: 2005
Hohen politischen Symbolwert für Südtirol erhielt Sigmundskron in unserer Zeit, als der spätere Landeshauptmann Silvius Magnago dort auf einer Großkundgebung 1957 mit der Formulierung „Los von Trient“ die Autonomie für Südtirol einforderte. Viele Jahre stand die Ruine dann ungenutzt bis Reinhold Messner erreichte, dass sie ihm als Hauptsitz seiner fünf geplanten und mit Sulden, Juval und Monte Rite bereits realisierten Museen über das Thema „Berge“ vom Land Südtirol zur Verfügung gestellt wurde. Im Messner Mountain Museum auf Schloss Sigmundskron dreht sich alles um die Berge: Modelle, Skulpturen, Expeditionsgegenstände und Fotografien sollen die Faszination der Bergwelt vermitteln. Aber auch derjenige, den diese Thematik weniger interessiert, sollte Schloss Sigmundskron wegen der einzigartigen Qualität der neuen Einbauten besuchen. Die Vorgabe an den Architekten war das historische Gemäuer zu erhalten und alle Eingriffe zu jedem Zeitpunkt rückgängig machen zu können. Die neue Architektur tritt in den Hintergrund. Rohre, Strom- und Wasserleitungen sind ebenso wenig sichtbar, wie die Glasdächer auf den Türmen von außen. Stahl, Glas und Eisen wurden als moderne und gleichzeitig zeitlose Werkstoffe verwendet. Die ruinösen baulichen Reste der Burganlage wurden auf das Wesentliche zurückgeführt, spätere unwichtige Zutaten entfernt, notwendige Ergänzungen sensibel eingefügt. Der Bestand wurde sozusagen wetterfest gemacht. Der eigentliche Mittelpunkt der Anlage, die Ruine einer Kapelle auf dem höchsten Punkt der Anlage, einem Porphyrfelsen, freigestellt – sie ist nicht zugänglich, ein karges Monument für sich.
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Alle für das Museum erforderlichen Einbauten wurden in unbehandeltem, langsam korrodierendem Stahl ausgeführt, Träger, Profile, Streckmetall. Alle neuen Teile wurden mit Abstand vor dem alten Mauerwerk angebracht. Die Distanz und das dem Stein gegenüber vergänglichere Material vermittelt dem Betrachter den Eindruck, dass die neuen Zutaten unserer Zeit wieder weggeräumt werden können, wenn eine weitere neue Funktion sich der Burganlage bemächtigen sollte – diese aber bestehen bleibt, so wie sie über Jahrhunderte schon Bestand hatte. Gleichzeitig ordnen sich die fragil wirkenden Metallstege, Wendeltreppen, Ausstellungsebenen, Geländer usw. der Museumsfunktion unter, dass sie wie selbstverständlich erscheinen, sich nicht aufdrängen.* Auszeichnungen: 2006 Architekturpreis der Stadt Oderzo; 2008 Internationaler Bauherrenpreis Dedalo Minosse
Kellerei Terlan, Terlan 1893 wurde die Kellerei Terlan als eine der ältesten Winzergenossenschaften gegründet – im gleichen Jahr wie die benachbarte Kellerei Andrian auf der westlichen Seite des Etschtales. Im Jahr 2007 wurden beide Kellereien zusammengelegt, ein Grund dafür, Terlan als gemeinsame Kellerei größer auszubauen.
Weinempfehlung: Quarz Sauvignon blanc 2009 Auf Quarz-Porphyr wächst dieser rassig mineralische Wein mit der pikant-salzigen Würze von Brennnessel, Holunder und Aprikosenaromen.*
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Wein Aus der Gründergeneration von 24 Weinbauern 1893 ist heute eine Kellerei mit ca. 100 Mitgliedern und einer Anbaufläche von 150 ha mit einer Produktion von 11.000 hl und 1,2 Mio. Flaschen geworden. Weiß- und Rotweine werden je zur Hälfte vinifiziert, sie alle tragen die kontrollierte Ursprungsbezeichnung DOC für die drei Qualitätslinien der klassischen Weine aus den traditionellen roten und weißen Südtiroler Rebsorten, unter denen der Terlaner und der Weißburgunder eine Spitzenposition einnehmen. Die Weingüter, deren Weine von ausgesuchten Terlaner Einzellagen stammen und im großen Holzfass vergoren und ausgebaut werden und schließlich die Selektionen aus den besten Lagen mit dem Ausbau im Barrique. Die Selektionen wie der „Quarz“ als Terlaner Sauvignon und der „Porphyr“ als Lagrein sind nicht nur die Qualitätsspitze der Kellerei sondern gehören zu den besten Weinen Südtirols mit ausgeprägter Komplexität und großer Langlebigkeit – was auch die über Jahrzehnte gelagerten Flaschen in der „Schatzkammer“ beweisen.
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»A rchitektur: arch.TV – Trojer, Vonmetz Architekten, Terlan »B auherr: Kellerei Terlan » Bauzeit: 2007 – 2009
Das Projekt der Architekten wurde über einen eingeladenen Wettbewerb ausgewählt, da sie sich mit dem Erhalt des Altbaus besonders auseinandergesetzt hatten. Der Bau aus der Gründungszeit behielt sein charakteristisches Erscheinungsbild, wurde aber mit der Einrichtung der Vinothek und der Verwaltungsräume umfunktioniert. Der ehemalige Hauptzugang wurde Ausgangspunkt einer Wegachse, die im Hof über dem Dach des Neubaus mit begehbaren Glasscheiben zwischen Cortenstahl-Platten für die Belichtung der darunter mehrgeschossig angeordneten Gänge zwischen alten und neuen Kellerräumen sorgen. Den Hof als zentralen Ankunftsbereich flankiert ein ebenfalls mit Cortenstahl verkleideter Turm für Installationen und Lift, der wie ein Ausrufezeichen die „Landmark“ etwa in der Mitte der baulichen Anlagen bildet. Einladend wirkt auch ein geschosshoch verglaster Pavillon mit dem Treppenabgang in den neuen Kellerbereich. Hier klingt bereits das charakteristische Material des Neubauteils an: rötlicher Porphyr aus den benachbarten Felsen. Aus ihm besteht hier nicht nur das schöne Detail eines eleganten Wasserbeckens, sondern mit ihm ist das Prachtstück der Kellerei, der große Barriquekeller einschließlich der Decke verkleidet – raffiniert sind dahinter alle technischen Anlagen versteckt und die Beleuchtung integriert. Ein höchst eleganter Raum für elegante Weine! Durch die zentrale Achse der Gänge ist die Orientierung in der Unterwelt der Kellerei verblüffend übersichtlich, einer von ihnen wurde sogar durch einen der bestehenden Betongärcavernen geführt – der Weg durch ein Fass von innen ist ein überraschendes Raumerlebnis. Gelungen ist auch die Einbindung der großen Baumasse durch die teilweise Bepflanzung mit Rebstöcken.*
Fri-El Hangar am Flughafen, Bozen Der Flugzeughangar wird die Basis einer Jetservicefirma. 3 - 4 Businessjets werden auf einer überbauten Fläche von 1.600 m² untergebracht. Der Hangar wird durch eine dreigeschossige Verwaltungseinheit ergänzt. In ihr befinden sich Serviceräume, Büros, ein Multifunktionssaal, eine Pilotenlounge. Unterkünfte für Piloten und Personal sind vorgesehen. Die endgültige Fertigstellung wird im Oktober 2010 erwartet.
» Architektur: Lukas Burgauner, Bozen » Bauherr: Fri-El Green Power AG » Bauzeit: 2009 – 2010
Höller KG, Leifers 1975 zog die Firma in die neue Halle (1.250 m²) nach Leifers. 1985 erforderte die zunehmende Auftragslage eine Erweiterung um 750 m² sowie die Errichtung eines Silos. Nach einer erneuten Erweiterung und der Errichtung des zweiten Silos 1991 hat das Unternehmen die heutige Größe von 3.600 m². 2007 wurde ein angrenzendes Grundstück zur Erweiterung der Fertigungshalle dazu gekauft. Ein Architekturwettbewerb für die Errichtung eines neuen Verwaltungsgebäudes wurde durchgeführt, den Wimmer-Armellini Architekten aus Bregenz gewinnen.
» Architektur: Architekten Wimmer-Armellini – Peter Wimmer, Ute Wimmer-Armellini, Bregenz (Wettbewerb) » Bauherr: Firma Höller KG » Bauzeit: 2007-2012
Aus dem Jury-Bericht: „Es entsteht ein Haus, das geprägt ist von eindrucksvoller Offenheit. Die Mitte bildet ein weitläufiger Freiraum, dessen Helligkeit die Besucher anzieht und in freundlicher Weise empfängt. Die zentrale Raumfolge – ein Innenhof in Verbindung mit einer zweigeschossigen Ausstellungshalle – enthält ein hohes Potenzial, die Kompetenz der Firma Höller „… vollendet Räume“ zu demonstrieren. Das Konzept reagiert souverän auf das Fehlen attraktiver Außen- und Innenräume, ein Kennzeichen von peripheren Gewerbegebieten.
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EXKURSION
Die Struktur des Bauwerks ist großzügig, klar und bietet mühelos Orientierung. Die Erschließung ist nicht nur stringent, sondern auch abwechslungsreich. Niemals entsteht der Eindruck der Beengtheit. Das bedeutet nicht nur eine Qualität für Kunden, sondern trägt auch wesentlich zu einem angenehmen Arbeitsklima bei. Überzeugend gelungen ist auch die Anbindung des Bestandes. Hervorzuheben ist das allgegenwärtige Prinzip der Öffnung. Das weit ausladende Vordach schafft eine Übergangszone zwischen Innen und Außen, die in diesem eher von hermetischen Fassaden geprägten Gewerbequartier eine überraschende Bereicherung darstellt. Eine einladende Geste, die dem offenen Geist des Unternehmens entspricht. Der Ausstellungsraum wird von hinten über den Innenhof belichtet, wodurch die hohen Verglasungen auch in der Realität transparent wirken und eine bestmögliche, tiefe Einsicht bis hin zum Innenhof bieten. Wohlüberlegte Ein- und Durchblicke verstärken zusätzlich den Eindruck der Offenheit und etablieren weiträumige Beziehungen, die beispielsweise durch eine gezielte Einsicht in die Werkstatt und eine strategisch gut positionierte Öffnung nach Norden entlang der Flucht, die rückwärtig den Innenhof begrenzt, entstehen.“
Theiner’s Garten Bio Vitalhotel, Gargazon Das Bio Vitalhotel „Theiner‘s Garten“ ist das erste Hotel Europas, das die gesamte Zertifizierung für nachhaltige Gastbetriebe durchlaufen hat. Das Haus verbraucht nur 1/15 CO2 eines konventionellen Hotels der gleichen Kategorie. Hier wird Klimapolitik umgesetzt und nicht nur darüber gesprochen. Der entsprechende Qualitätsnachweis wurde – aufbauend auf der jahrelangen Erfahrung im Bereich der Gebäudezertifizierung – von der KlimaHaus-Agentur des Landes Südtirol entwickelt. Er soll ein übersichtliches und leicht verständliches Instrument für die Planung und Bewertung darstellen.
» Architektur: baukraft Architektur, Dominik Rieder und Georg Rubner, Brixen » Bauherr: Walter Theiner » Bauzeit: 2008 – 2009 » Kubatur: ca. 22.000 m³
Das Konzept basiert auf der Überzeugung und Einstellung des Bauherren und seiner Familie zu einem Leben mit Bio und in ökologischer Verträglichkeit. Die Gäste können gesund leben und dabei die Annehmlichkeiten eines 4 Sterne Superior-Hauses genießen. Das Hotel möchte mit dem Vorurteil aufräumen, dass gesundes Leben automatisch mit Verzicht verbunden ist. Das Hotel wurde komplett in ökologischer Bauweise und in einem Holzsystem ohne Leim und Nägel errichtet.
Landesberufsschule, Bozen Städtebauliche Überlegungen bestimmen das äußere Erscheinungsbild der neuen Schule. Drei parallele Gebäuderiegel mit unterschiedlicher Länge und Höhe, bilden das Grundmuster des Schulkomplexes. Zwischen dem ersten und zweiten Riegel befindet sich die Eingangshalle mit der darunter liegenden Turnhalle und den beiden Erschließungstürmen. Die Gebäudeblöcke zwei und drei hingegen sind mit Stahlstegen verbunden, deren verglaste Fassaden vom Wiener Künstler Heimo Zobernig gestaltet sind.
EXKURSION
Wesentliche Materialien der Fassaden sind Sichtbeton, Stahl und Glas. Der gesamte Innenausbau mit Gipsfaserplatten führt zu einer sehr großen Behaglichkeit und einer optimalen Akustik in den Klassen.
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»A rchitektur: Höller & Klotzner Architekten, Meran » Bauherr: Autonome Provinz Bozen, Südtirol »W ettbewerb: 2001 » Bauzeit: 2001 – 2007 » Überbaute Fläche: 7.200 m² » Kubatur: 137.000 m³
Ein zweigeschossiger offener Portikus führt von der Straße zum Haupteingang in die Licht durchflutete, viergeschossige Eingangshalle mit Blickkontakt zu den umlaufenden Gängen, zwei offenen Treppenhäusern und zwei verglasten Aufzügen. Ein einfaches Erschließungssystem ermöglicht den rund 120 Lehrern und den ca. 1.000 Schülern eine leichte Orientierung im siebengeschossigen Schulgebäude. Der mittlere Gebäuderiegel ist im dritten Obergeschoß als Dachterrasse ausgebildet und wird als offene Pausenfläche genutzt.
Zwischen Keller und Kelch
In Südtirol ist die Rebe seit über zwei Jahrtausenden beheimatet. Schon in der römischen Kaiserzeit wurde „rätischer Wein“ geschätzt. Bevor Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg zu Italien kam, betrug die Anbaufläche noch ca. 10.000 ha. Dann aber, mit dem Verlust des österreichischen Binnenmarktes und mit der Verbauung der landwirtschaftlichen Nutzflächen in den letzten Jahrzehnten, schrumpfte die Anbaufläche auf etwa 5.000 ha. Weniger als 1% der italienischen Weine kommen aus Südtirol, dem kleinsten Weinbaugebiet Italiens. Doch immerhin werden hier über 20 Sorten angebaut, die sich mit den Spitzenweinen Italiens messen können. Für viele Betriebe stellt der Weinbau einen Nebenerwerbszweig dar. Sie keltern die Weine nicht mehr selbst, sondern verkaufen die Trauben an Genossenschaften und Privatkellereien. Seit einigen Jahren versuchen aber wieder viele Weinbauern erfolgreich ihr Glück als Eigenbauwinzer. Durch Zukauf oder Pacht sind dabei größere Rebflächen entstanden, für die eine eigene Kellerwirtschaft sinnvoll ist. Die Eigenbauwinzer sind damit, neben den Genossenschaften (60% der Produktion) und den Privatkellereien (30% der Produktion), die dritte Gruppe der Südtiroler Weinproduzenten.
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Südtirol
Seit den 70er Jahren sorgte zudem eine neue Generation von hochqualifizierten und ehrgeizigen Kellermeistern für einen Umschwung von Quantität auf Qualität. Südtiroler Weine erhalten inzwischen im Verhältnis zur geringen Anbaufläche die meisten Auszeichnungen in ganz Italien, vor allem für die Weiß- und Rotweine autochthoner Rebsorten wie Gewürztraminer, Vernatsch und Lagrein. Dazu trägt auch das besondere Klima bei: Warme Tage werden von kühlen Nächten abgelöst, so dass sich der Stoffwechsel der Reben verlangsamt und zu harmonischer Reife führt. Durch die Talwinde erhalten die Weinberge eine gute Durchlüftung. Diese sind wegen der geringen Niederschläge und der rund 300 Sonnentage fast durchweg mit Tropfbewässerung ausgestattet. Bei der Bodenbeschaffenheit – dem „Terroir“ – weist Südtirol mit den Vorkommen von Porphyr im Bozner Becken, Quarzphyllit im Eisacktal sowie Kalk, Dolomit und sandigem Mergel im Unterland markante Unterschiede auf, die den Wein mit feiner Mineralität prägen. Wenn es einen „typischen“ Südtiroler Wein gibt, dann ist er von feiner Fruchtigkeit, die vom zarten Apfel- und Birnenton des Weißburgunders über das Mandelaroma und den Veilchenduft der Vernatsch-Weine bis zum Blauburgunder mit seinem Kirscharoma und würzigen Unterton geht. Die einfachen Weine sind unkompliziert und werden jung genossen. Aber auch gehaltvolle dunkle Rotweine und Cuvées aus Blauburgunder, Merlot, Cabernet und Lagrein, die nach der Vergärung in Barriquefässern reifen und lange lagerfähig sind, wurden in den letzten Jahren gekeltert. Bei den Weißweinen ist neben den Sorten Weißburgunder, Müller-Thurgau, Kerner, Veltliner, und Silvaner mit Gewürztraminer, Sauvignon, Chardonnay und neuerdings auch Riesling eine Spitzenklasse entstanden, die vor allem wegen ihrer fruchtigen Frische zu den besten Italiens gehört. Übrigens ist die älteste Rebe Südtirols ungefähr 350 Jahre alt. Es handelt sich um die alte Weißweinsorte Versoaln, die auf Schloss Katzenzungen bei Prissian unter der Patenschaft der Gärten von Trauttmansdorff wächst.*
Genussland Südtirol
Spaghetti oder Knödel?
Auf der Südtiroler Speisekarte verbinden sich die Einflüsse einer ursprünglich bäuerlichen Küche mit jenen der deutsch- und italienischsprachigen Nachbarn zu einer Vielfalt von besonderer Charakteristik. Nudelgerichte und Knödel schließen sich nicht aus, sondern bilden ein verführerisches Nebeneinander. Dabei folgt man neben den „deutschen“ Tellergerichten gerne der italienischen Speisefolge des „antipasto“ (Vorspeise), „primo“ (erster Gang), „secondo“ (Hauptgericht) und „dolce“(Nachspeise) – die Nudelgerichte bilden dann meist den ersten Gang. Zu den warmen Vorspeisen zählt neben Nudeln aller Art – wie Spaghetti, Tagliatelle, Tortellini, Ravioli oder deren Südtiroler Variante, den Schlutzkrapfen (Teigtaschen mit Spinat und Topfen gefüllt), – eben auch der Klassiker der Südtiroler Küche, der Knödel. Es gibt ihn als Speckoder Leberknödel in der Fleischbrühe, als Tris – also je ein Speck-, Käse- und Spinatknödel mit zerlassener Butter und geriebenem Parmesan – oder dann als Semmelknödel zum Braten oder geselchtem Fleisch mit Kraut.
Eine Besonderheit im Südtiroler Speiseplan ist die „Marende“, eine Zwischenmahlzeit am Nachmittag. Dazu wird neben würzigem Almkäse auch der Südtiroler Speck serviert – fein geschnitten oder am Stück. Das Gütesiegel dieses leicht geräucherten Rohschinkens ist die geschützte Herkunftsbezeichnung „Südtiroler Speck GGA“ (geschützte geografische Angabe).
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Ein Hauch von Donaumonarchie umweht die Desserts wie den Kaiserschmarren und die Topfen- oder Marillenknödel. Im Herbst locken Süßspeisen wie der Kastanienreis und in der Vorweihnachtszeit Stollen und Früchtebrot, die saftigen „Zelten“ mit Rosinen, Datteln, getrockneten Feigen, Nüssen, und Pinienkernen. Zum Kaffee stellt sich die Wahl zwischen Apfelstrudel, Buchweizentorte und anderen Köstlichkeiten. Bei Dorffesten und den Kirchtagsfeiern duftet es verführerisch nach Krapfen und Strauben. Die Südtiroler Wirte decken ein breites gastronomisches Spektrum ab: von modernen Bars, in denen man sich zum schnellen Espresso oder einem Prosecco trifft, über gemütliche Kaffeehäuser bis zu eleganten Vinotheken mit großer Weinauswahl, von der Pizzeria, den Buschenschänken und bodenständigen Gasthäusern bis hin zu den Restaurants der Luxuskategorie, in denen sich fast siebzig Haubenköche erfolgreich und kreativ um die Verfeinerung der Südtiroler Küche auf der Basis heimischer Produkte und Rezepte kümmern (siehe Gastronomieführer „GaultMillau 2010“, Ausgabe Südtirol).*
Südtirol
Speck kommt oft auch beim Törggelen auf den Tisch. Das Törggelen bezieht seinen Namen von der alten hölzernen Traubenpresse, der Torggl, und ist zur Weinernte mit einer Wanderung zu den Buschenschänken der Weinbauern verbunden, wo neben Speck und Wein geröstete Kastanien, Kaminwurzen (geräucherte Hartwürste), Schlutzkrapfen, Rippchen vom Schwein („Rippelen“), knoblauchduftende Hauswurst oder Selchkarree, beides mit Kraut, und schließlich Graukäse, der mit Zwiebeln, Essig und Öl angemacht wird, angeboten werden. Auffällig ist die Vielfalt im Brotkorb von Vinschger Paarlen aus Roggenmehl, die paarweise gebacken werden, über Pusterer Breatln aus Roggen- oder Weizenmehl bis hin zum knackigen, harten Schüttelbrot oder den italienischen Sorten wie ungesalzenem toskanischen Weißbrot.
Norbert Niederkofler | www.n-n.it | Moccaria im Kurhaus | Meran » 1987 – 1990 Restaurant Kurhausstüberl Waging am See (1 Michelin-Stern), Chef de Partie, Entremetier, Gardemanier, Possionier » 1991 Restaurant Jörg Müller Sylt (1 Michelin-Stern) » 1992 Restaurant Aubergine Eckart Witzigmann München (3 Michelin-Sterne), Saucier » 1994 Hotel Rosa Alpina » Seit 1996 Restaurant St. Hubertus » Seit 2000 Realis & Chateaux » 2000 1 Michelin-Stern » 2003 – 2007 3 Frochette von Gambero Rosso, 17 Punkte im Giuda del Espresso, Gault Millau 3 Hauben 18 Punkte » 2004 – 2008 Restaurant mit den höchsten Auszeichnungen in Südtirol » Sept 2005 Restaurant des Monats der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ » Okt 2006 Auszeichnung mit dem zum 1. Mal vergebenen Preis „The Rising Star“, übergeben von Stefanie von Monaco, der Gruppe „Relais & Chateaux“ in Monte Carlo » Nov 2006 Auszeichnung mit dem zum 1. Mal in Südtirol und Trentino vergebenen zwei Stern MichelinStern „Mit 18 Jahren hatte ich ein großes Ziel vor Augen: Ich will die Welt sehen. Und ich hatte noch ein zweites, viel Bescheideneres: Ich will Koch werden. Mit viel Disziplin gelang es mir, die beiden Wünsche zu vereinen. Ich erlebte Niederlagen und Erfolge. Letztere gründen in meinen klaren Ideen und Zielen und im Bestreben mich täglich in Frage zu stellen und in Bescheidenheit zu üben. Als Lohn kann ich heute das machen, was mir Spaß macht, da mein Beruf mein Hobby und meine Lebensphilosophie ist.“ Restaurant: St. Hubertus im Hotel Rosa Alpina Kochbücher: St. Hubertus - Kochen mit Norbert Niederkofler. 2003 (ISBN: 8882662411), St. Hubertus and the Flavor of the Dolomites. 2006 (ISBN: 8879062964),
Abendessen im Loacker Moccaria, 10.06.2010 Menü » Melanzane und gegrillte Peperoni mit Ziegenfrischkäsemousse und Kräutern » Rinderfilet im Bergheu in der Salzkruste gegart mit Ofengemüse und Rotweinsauce » Geeister Apfelstrudel
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Südtirol
Weine » 2009 Chardonnay Salt, Kellerei E&N » 2008 Blauburgunder, Kellerei Meran
Genuss
Menü vom 12.06.2010 | Willi WInkler, Creafood | Bozen
Rosa gebratener Hirschrücken Zutaten für 6 Personen: » 600 g Hirschrücken, pariert » Ca. 10 Wacholderbeeren » Rosmarin, Thymian » Salz, Pfeffer aus der Mühle » Etwas Öl zum Anbraten
Südtiroler Käsenocken Zutaten für 6 Personen (ca. 18 Nocken): » 250 g Knödelbrot » 50 g Zwiebel » 30 g Butter » 150 g gemischten Käse (würzig) » 3 Eier » 100 ml Milch » 1 EL Mehl » 3 EL Petersilie, » Schnittlauch, fein gehackt » Salz, Pfeffer
Zubereitung: » Den Hirschrücken mit Salz und Pfeffer würzen, in heißem Öl kurz beidseitig anbraten, die zerdrückten Wacholderbeeren, etwas Rosmarin und Thymian darüberstreuen, im vorgeheizten Ofen bei 120° für ca. 20 Minuten braten (Kerntemperatur 56° C) » Den Hirschrücken aus dem Ofen nehmen, etwas ruhen lassen und vor dem Servieren nochmals kurz in heißem Öl mit frischen Kräutern nachbraten » In etwas dickere Scheiben schneiden » Mit Wildsauce und passenden Beilagen servieren
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Südtirol
Zubereitung: » Die geschälten und fein geschnittenen Zwiebeln in Butter goldgelb dünsten » Die Zwiebeln mit Milch und Eiern verrühren » Den Käse in kleine Würfel schneiden und mit dem Mehl und den frischen Kräutern zum gewürzten Knödelbrot geben » Die Eier-Milch-Masse dazu geben und alles zusammen vorsichtig vermengen » Ca. 7 cm große Nocken formen » In Salzwasser für ca. 15 Minuten kochen lassen » Mit Parmesan und Schnittlauch bestreuen und mit brauner Butter abschmelzen
Weinempfehlungen der Kellerei Tramin In der Wiege des Gewürztraminers entstehen dank des submediterranen Klimas und den starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, die unverkennbar, aromatischen Weine der Kellerei Tramin. Die kleinstrukturierte Landwirtschaft und der Zusammenschluss von 280 Weinbauern garantieren optimale Produktionsbedingungen und höchste Qualität.
NUSSBAUMER
Gewürztraminer
Bezeichnung: Südtirol DOC Jahrgang: 2009 Traubensorte: Gewürztraminer Weinberge: Alle Trauben für unseren Gewürztraminer kommen aus der Lage Söll bei Tramin. Die Lage Söll erstreckt sich oberhalb der Ortschaft Tramin auf einer Höhe von ca. 350 m bis 550 m, und liegt eingebettet am Fuße der Bergkette um den Roen. Außerdem wird das gesamte Gebiet während der Wachstumsperiode der Trauben täglich von dem Wind „Ora“, der vom südlich gelegenen Gardasee die Weinberge gut durchlüftet, am frühen Nachmittag aufgesucht. Sensorische Eigenschaften: Der Name „Nussbaumer“ wurde vom Anbaugebiet, dem Nussbaumerhof in Söll abgeleitet, der mit seiner 700-jährigen Weinbaugeschichte zu einen der ältesten Höfe Tramins zählt. Der Wein präsentiert sich in einem leuchtenden intensiven Strohgelb. Im Glas entfalten sich die Duftnoten nach Rosenblättern, Zimt, tropischen Früchten und Nelken. Recht hohe Alkohol- und Extraktwerte, sowie der im Verhältnis niedrige Säureanteil geben dem „Nussbaumer“ seine besondere Art. Empfehlung: Wir empfehlen schön gereifte Weichkäse und Gänseleberpasteten. Er passt auch hervorragend zu Hummer und Krabben, sowie zu asiatischen, würzigen Gerichten. Serviertemperatur: 12-14° C Alkohol: 14,70% Vol.
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Südtirol
Flaschengröße: 0,75 l | 1,5 l Magnum
Genuss
URBAN Lagrein Bezeichnung: Südtirol DOC Jahrgang: 2007 Traubensorte: Lagrein Weinberge: Die Trauben für den Lagrein Urban stammen aus den Lagen um den Urbanhof in der Vill bei Neumarkt und Auer. Sei über 200 Jahren wird an diesem Hof Weinbau betrieben und ist durch seine Bodenbeschaffenheit eine exzellente Lage für diese Traubensorte. Diese Hügellage befindet sich auf ca. 235 m Meereshöhe. Sensorische Eigenschaften: Der Lagrein ist eine autochthone Rebsorte Südtirols mit rubin- bis dunkelgranatroter Farbe. Er duftet nach Veilchen und Brombeeren und ist voll und samtig im Geschmack, mit leicht herben Nuancen. Empfehlung: Empfehlen kann man den Lagrein zu Wildgerichten, dunklem gegrilltem und gebratenem Fleisch und Hartkäse. Serviertemperatur: 18 - 20° C Alkohol: 13,60% Vol.
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Südtirol
Flaschengröße: 0,75 l | 1,5 l Magnum
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Workshops
Workshops
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Workshops
Workshop 1: Architektur im alpinen Raum – Gewerbezonen und Industriegebiete Moderatoren
» Dipl.-Ing. Lisa Kofink EURAC research, Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement
Mentor
» Dipl. Arch. ETH Jürg Ragettli | Publizist, Dozent, Präsident des Bündner Heimatschutzes
» March(BI) Dott. Arch. DI Martin Mutschlechner www.stadtlabor.org, Innsbruck | Geschäftsführer
» Daniel Zwangsleitner EURAC research
» Hannes Auer Auroport | Verantwortlich für Arbeitsvorbereitung und Entwicklung
» Ursula Faix bad architects group, Innsbruck | Partnerin
» Jens-Peter Frahm SCHWEGER ASSOCIATED ARCHITECTS GmbH, Hamburg | Partner
» Klaus Höller Höller KG | Geschäftsführer
» Dipl.-Ing. Solweig Kieser | Burkhalter Sumi Architekten, Zürich | Projektleitung
» Christian Krapf Duka Geschäftsentwicklung Sanika
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Workshops
Teilnehmer
» Heinrich Geier Erlacher Innenausbau | Marketing, Verkauf und Vertrieb international
» Architekt RIBA Stephen Williams | Stephen Williams Associates, Hamburg | Inhaber
» Dipl.-Ing. Johannes Wohofsky | balloon_ Wohofsky ZT-KG, Graz | Gesellschafter
» Astrid Piber UN Studio, Amsterdam | Partnerin
» Arch. Dipl.-Ing.Thomas Pucher | Atelier Thomas Pucher, Graz | Geschäftsführer
Workshops
» Dipl.-Ing. Ernst Panse Landschaftsarchitektur Panse, Bautzen | Geschäftsführer
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» Dipl. Arch. ETH SIA Andreas Elmar Müller Müller & Truniger Architekten, Zürich | Partner
Workshop 1: Architektur im alpinen Raum – Gewerbezonen und Industriegebiete Thema: Gewerbegebiete werden durch die Gemeinden entwickelt und gewidmet. Seit Jahren haben viele Südtiroler Gemeinden tendenziell zuviel Flächen für Gewerbe zur Verfügung. Derzeit findet in einigen dieser Gemeinden deshalb wieder eine Rückwidmung der Flächen statt.
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WORKSHOPS
Die Möglichkeit zu Gewerbebetrieben Dienstwohnungen hinzu zu bauen, führt in Südtirol zu Gewerbegebieten mit zunehmender Wohnnutzung, aber ohne entsprechende Infrastruktur und Anbindung an die ursprüngliche Dorfstruktur. Enge Täler sind ein Grund des unkontrollierten Zusammenwachsens der Zonen an den Gemeindegrenzen. Zunehmende Leerstände tragen zur Unattraktivität der Gewerbezonen bei. Gerade in Regionen mit einer durch die geographischen Gegebenheiten begrenzt nutzbaren Fläche, in Südtirol sind das 5 % der Gesamtfläche, ist ein besonderer Umgang mit dieser wertvollen Ressource notwendig. Um dieses Thema der Bevölkerung bewusst zu machen, sollten Empfehlungen erarbeitet werden, die sich aus der Betrachtung bestehender räumlicher Situationen herleitet.
» Blick von Schloss Sigmundskron auf Bozen
Die Ziele des Workshops sind:
» Luftbild Bozen genordet
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WORKSHOPS
» Potentiale um Industriegebiete und Mischgebiete aufzuwerten? » Wie wird „Aufwertung“ definiert? » Mit welchen Maßnahmen kann dies erreicht werden? » Definition von verträglichen Bauvolumen in Gewerbegebieten?
Workshop 1: Architektur im alpinen Raum – Gewerbezonen und Industriegebiete Gruppe Daniel Zwangsleitner: Das Beispiel Gewerbepark Kardaun an der Autobahnauffahrt Bozen Nord Teilnehmer Hannes Auer | Ursula Faix | Christian Krapf | Daniel Zwangsleitner Ausgangssituation Der Gewerbepark Kardaun wurde auf Initiative von Unternehmern aus dem Eggental gegründet und aufgrund der besseren verkehrlichen Anbindung und der Flächenverfügbarkeit am Eingang des Eggentales realisiert. Momentan ist er gut ausgelastet. Das untersuchte Objekt befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinde Kardaun nördlich der Provinzhauptstadt Bozen und erstreckt sich über 21.500 m² Nutzfläche. Durch die Lage am nördlichen Stadtrand von Bozen sowie unmittelbar an Staatsstraße und Autobahnauffahrt gelegen und weithin sichtbar kommt dem Gebiet gleichsam als Eingangssituation in die Stadt Bozen besondere Bedeutung zu. Der Gewerbepark, fernab von besiedeltem Gebiet konnte nur mit aufwändigen Hangsicherungsarbeiten im steilen, vormals von Wald und Weinanbau geprägten, Nordhang errichtet werden.
SWOT-Analyse Das Team diskutierte zuerst die Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Gefahren des Gewerbeparks Kardaun. Die Architektur im Sinne einer geschmacklichen Einschätzung oder Beurteilung wurde im Rahmen des Workshops nicht diskutiert. Anhand der SWOT-Analyse ist ein guter Überblick über die Qualitäten bzw. Unzulänglichkeiten des Projektes gegeben. Strengths | Stärken » Kompakte Gestaltung » Gute Anbindung an straßengebundenen Verkehr » Radwegeanbindung » Gewerbegebiet für mehrere Gemeinden » Zerstört kein Ortsbild » Aus unternehmerischer Sicht: Günstiger Standort Weaknesses | Schwächen » Geringe Größe des Gebietes » Wenig Erweiterungsmöglichkeit » Hangsituation / Landschaft zu wenig berücksichtigt » Fördert Zersiedelung » Zerstört Landschaft Opportunities | Möglichkeiten » Kundengewinnung durch heterogenes Angebot
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Workshops
Threats | Gefahren » Durch zu starre Struktur zukünftige Entwicklung fraglich
» Der Gewerbepark Kardaun
Vorschläge zur Aufwertung des Objektes Im Rahmen der SWOT-Analyse wurde in der Diskussion festgestellt, dass der menschliche Maßstab in diesem Gewerbepark nicht berücksichtigt wird. Es scheint als wäre das Bauwerk nur aufgrund des Standortes konzipiert worden. Starre Strukturen und nicht vorhandene Erweiterungsmöglichkeiten schließen eine nachhaltige, wirtschaftliche Entwicklung des Bauwerks von vornherein aus. Eine Aufwertung orientiert sich daher in erster Linie an den Bedürfnissen der Nutzer des Gewerbeparks.
Generelle Leitlinien zur Errichtung von Gewerbeparks im landschaftlichen Grün Analysiert man die einzelnen Gewerbeparks kommt man bei allen zu den gleichen Ergebnissen: Eine nachhaltige Gesamtplanung findet unter dem Druck der bestehenden wirtschaftlichen Lage nicht statt. Überlegungen zu den in den Gebäuden stattfindenden Prozessen zum Planungszeitpunkt und in Zukunft sowie die Möglichkeiten für eine rentable Umnutzung werden nicht angestellt.
Für MitarbeiterInnen » Mehr fußläufig erreichbare Verpflegungsmöglichkeiten » Aufenthalts- und Regenerationsflächen gestalten und anbinden
Das Team hat daher generelle Leitlinien aufgestellt, die in einem bewussten Planungsprozess zu einer hohen Qualität des realisierten Projektes führen:
Für LieferantInnen » Wartezone gestalten und verbessern Für UnternehmerInnen » Masterplan für Erweiterungsmöglichkeiten Für PassantInnen (Tourismus etc.) » Äußere Gestaltung verbessern, (Sicht von oben etc.)
» LandschaftsarchitektInnen von Anfang an einbeziehen » Wettbewerbe verpflichtend und gefördert » Verfassung eines Standortbewertungsberichtes » Verkehrliche Anbindung nicht allein auf motorisierten Individualverkehr stützen » Mischnutzung horizontal sowie vertikal ermöglichen » Aufenthaltsqualität verbessern
» Luftbild Gewerbepark Kardaun
» Gewerbepark Kardaun- von gegenüberliegender Talseite
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Workshops
Für KundInnen » Orientierung verbessern mittels eines Leitsystems
Workshop 1: Architektur im alpinen Raum – Gewerbezonen und Industriegebiete Gruppe Lisa Kofink: „The new unten“ – Visionen für Bozen Süd Teilnehmer Heinrich Geier | Klaus Höller | Lisa Kofink | Thomas Pucher | Stephen Williams | Johannes Wohofsky Ausgangssituation Bozen Süd ist das größte Gewerbe- und Industriegebiet Südtirols. Es umfasst knapp die Größe der übrigen Stadt Bozen und stellt für die Ankommenden aus Süden die Eingangssituation in die Stadt dar. Neben einigen wenigen Großindustriebetrieben (Stahl) herrscht verarbeitendes Gewerbe vor. Es finden sich jedoch ebenfalls Dienstleistungsstrukturen, Einzelhandel sowie Technologie-orientierte Einrichtungen. In den vergangenen Jahren ist Bozen Süd zu einem attraktiven Standort für das Freizeitgewerbe (Bars, Diskotheken) geworden. Im Gebiet herrscht eine hohe Flächenversiegelung vor, gleichzeitig liegt es klimatisch ungünstig, da es heiße Südwinde nochmals aufheizt, bevor diese auf den Stadtkern treffen. Das Gebiet ist optimal angebunden, sowohl für den Individualverkehr als auch für den öffentlichen Verkehr.
Herausforderung Die Aufgabe für das Team wurde folgendermaßen formuliert: Planung und Gestaltung eines neuen Stadtteils für Bozen, der dem industriellen Erbe sowie der gesellschaftlichen und architektonischen Vielfalt der Stadt Rechnung trägt. Vision In der Diskussion hat sich die Arbeitsgruppe unter dem breiten Spektrum der Aufgabe auf die Aspekte Wirtschaft, Gesellschaft und Städtbau/Raumplanung konzentriert. Unter der Forderung – From Post-Industrialism to „Süd-Tirolism“ – wurde eine Handlungsanweisung erarbeitet, die ausgehend vom Ziel den Bestand betrachtet, daraufhin den Prozess definiert und Möglichkeiten der Kommunikation aufzeigt.
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Workshops
Der Süden von Bozen ist noch immer „der“ Standort bei großem Flächenbedarf einer gewerblichen bzw. industriellen Nutzung. Daher steht auch bei einer Neugestaltung des Areals der wirtschaftliche Aspekt an erster Stelle. Das Ziel sollte sein: Die nachhaltige Wirtschaftlichkeit zu fördern, ohne dass die unmittelbare Wirtschaftlichkeit in Mitleidenschaft gezogen wird. In der Diskussion wurde keine Hierarchie festgelegt, sondern festgestellt, dass auf allen drei Ebenen (Wirtschaft, Gesellschaft und Städtebau/Raumplanung) gleichermaßen angesetzt werden soll.
» Gewerbegebiet Bozen Süd
Letztlich beleben Menschen in einer vielfältigen Gesellschaft auch Gewerbezonen und tragen durch die Zeit, die sie gerne dort verbringen, zu einer qualitativen Aufwertung des Raumes bei. Ziel sollte sein: die Lebensqualität durch eine „Mischkultur“ mit Wohnen, Arbeiten, Freizeit und einer kulturellen Vielfalt zu steigern. Derzeit ist der Bestand geprägt durch ein negatives Industrie-Image, das durch eine positive Subkultur langsam aber stetig durchsetzt wird. Zudem findet in Südtirol immer noch eine Trennung zwischen der Deutschen und Italienischen Kultur statt. Die Ausbildung einer Mischkultur könnte gesellschaftlich wie städtebaulich die Basis für ein „Global Village“ sein. Dieses Experiment „in progress“ muss allerdings entsprechend gesteuert werden, um das resultierende neue Lebensgefühl dieses Stadtteils auch zu kommunizieren.
Der Prozess einer neuen Vision „The New Unten“ wird initiiert durch städtebauliche Veränderungen. Dieser städtebauliche Prozess kann mit der Wandlung von Industriebauten zu Industriedenkmälern mit offenen Nutzungen (Wohnen im Baudenkmal) beginnen. Ausschlaggebend für nachhaltige Projekte ist eine langfristige Betrachtungsweise bei kurz- und mittelfristiger Nutzung (Monitoring, Projektbegleitung). Der Umgang mit öffentlichen und privaten Freiräumen muss in den Mittelpunkt rücken. Eine vertikale Raumplanung wird bei Verringerung der Flächen eine zunehmende Rolle spielen. Dies kann die Ausgangslage für die Entwicklung einer zukunftsweisenden Bautypologie sein. Ohne Zweifel eine günstige Ausgangslage für die Kommunikation eins „hippen neuen Stadtteils“, für die Entdeckung neuer Lebensräume.
Wirtschaft
Gesellschaft
Städtebau/Raumplanung
Ziel
Nachhaltige Wirtschaftlichkeit Unmittelbare Wirtschaftlichkeit
Lebensqualität „Mischkultur“ Wohnen-Arbeiten-Freizeit Kulturelle Vielfalt
Nutzungsvielfalt Überlagerung von Nutzungen
Bestand
Subventioniert | 30% Leerstand Programm: Flughafen, Messe, Shopping, Office, Gewerbe, Schwerindustrie, Disko, Eventnutzung = Mischnutzung
„Negatives“ Industrieimage (Schwerindustrie im Abwandern) „Positive“ Subkultur (Spielraum) im Steigen Kulturelle Trennung de/it
Zentrale Lage Klare Begrenzung Gute Infrastruktur Fehlender Grünraum | Hohe Versiegelung Negativer Klimaeinfluss Zentrum
Prozess „The New Unten“
Konzentration auf Mischmärkte mit hoch- Mischkultur de+it wertigen Produkten „Global Village“ Experiment „in progress“
Städtebau = Prozess Wandlung von Industriebauten zu Industriedenkmälern mit offenen Nutzungen (Wohnen im Baudenkmal) Langfristige Betrachtungsweise bei kurzund mittelfristiger Nutzung (Monitoring, Projektbegleitung) Vertikale Raumplanung Umgang mit Freiräumen Experimentelle Bautypologien
Kommunikation
„Ein Unternehmen aus Südtirol“ (Dach- Neues Lebensgefühl marke)
Hipper Stadtteil „Von Post-Industrialism to Süd-Tirolism“ Entdeckung neuer Lebensräume
Workshops
Städtebau und Raumplanung gestalten das Umfeld für eine Neupositionierung der Gewerbezone mit dem Ziel einer Vielfalt und Überlagerung unterschiedlicher Nutzungen. Die zentrale Lage des Areals mit ihren klaren Begrenzungen, einer den Anforderungen angemessenen Infrastruktur, fehlenden Grünräumen und einer daraus resultierenden hohen Versiegelung der Flächen sowie einem negativen Klimaeinfluss auf das Zentrum von Bozen (vergleiche Workshop 3) stellt den aktuellen Bestand dar.
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Derzeit wird dieser Wirtschaftsstandort subventioniert, um dem hohen Leerstand mit 30% der Fläche entgegen zu wirken. Das Areal wird hauptsächlich durch Gewerbe, Industrie, Handel, Messe, Dienstleistung und Diskotheken gewerblich genutzt. Der Prozess einer Umwandlung konzentriert sich auf die Diversifikation des schon besehenden „Mischmarktes“ mit hochwertigen, lokalen Produkten. Die Kommunikation des Standortes kann unter einer gemeinsamen Dachmarke „Ein Unternehmen aus Südtirol“ erfolgen.
Workshop 1: Architektur im alpinen Raum – Gewerbezonen und Industriegebiete Gruppe Jürg Ragettli: Die Region Südtirol ist das Land der Dörfer Teilnehmer Jens-Peter Frahm | Solweig Kieser | Andreas E. Müller | Martin Mutschlechner | Ernst Panse | Armin Strickner
Ausgangslage Gegenstand und Ausgangspunkt der Betrachtung ist das Dorf Andrian zwischen Bozen und Terlan auf der westlichen Talseite der Passer. Eine Ortschaft mit heterogenen Dorfstrukturen, mehreren Siedlungskernen und zerstreuten Bauten, umgeben von weiten Obstplantagen und Rebbergen in den sanft geneigten Hängen, im Zentrum die Kellerei der Weingenossenschaft, im unteren Bereich des Dorfs die Hallen der Obstgenossenschaften.
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Workshops
Einstieg Objekt zum Thema ist ein Gewerbehaus am Fuße der Ortschaft Andrian, das mehrheitlich leer steht und nun mit trickreichen Ideen wie „Wohnen auf Zeit“ genutzt werden soll. Der Fokus der Überlegungen öffnet sich rasch auf die Strukturen des ganzen Dorfes. Aus der Diskussion zwischen auswärtigen und einheimischen Architekten und „Gewerblern“ resultieren eine These und ein Vorschlag.
» Luftbild von Andrian
Kommentar Das unbefriedigende Gewerbehaus am unteren Dorfeingang ist zwar fatal, weil es mit seiner Größe am Ort nicht integrierten, mediokrenen Ausbildung das Gesicht der Ortschaft prägt, ist aber nicht Symptom grundsätzlich falscher Strukturen. Wenn betrieblich und strukturell plausibel sowie städtebaulich und architektonisch bewältigt, könnte ein Bauwerk mit gewerblicher Nutzung an diesem Ort gar passend sein. Beobachtung Die Zersiedelung gibt es in einem bestimmten Ausmaß, die heterogenen Strukturen sind mehrheitlich aus der bäuerlichen Entwicklung heraus historisch begründet und gewachsen. Viele der baulichen und (land)wirtschaftlichen Strukturen stimmen. Die Komponenten sind grundsätzlich richtig und passend.
These: Die Region Südtirol ist das Land der Dörfer! In der Arbeitsgruppe wurde diese These diskutiert. Folgender Sachverhalt wurde von der Gruppe erkannt: Das Dorf ist Ausgangspunkt und Keim der Prosperität Südtirols. Ein „Mischwesen“ als Wohnort und Arbeitsplatz. Ein Erfolgskonzept. Kleinteilige soziale und wirtschaftliche Strukturen sind noch weitgehend intakt. In gefestigten Strukturen sind handwerkliche Betriebe und landwirtschaftliche Betriebe verwurzelt, haben ihren Platz und Entwicklungspotential. Die Infrastrukturen für den Alltag, wie das unentbehrliche Lebensmittelgeschäft sind vorhanden. Das Dorf hat das Potential einer lokalen Einheit mit globalen Perspektiven. Auf Grundlage der These wurde von der Gruppe folgender Vorschlag erarbeitet:
Vorschlag: das Zertifikat / Label SÜDTIROLER DORF© Ein Prädikat, um die bauliche und landschaftliche, soziokulturelle und wirtschaftliche Identität zu stärken und weiterzuentwickeln. Das SÜDTIROLER DORF© muss bestimmte Kriterien erfüllen hinsichtlich seiner ökonomischen, soziokulturellen, baulichen, landschaftlichen usw. Qualitäten. Das Konzept „cittaslow“ 1999 in Italien in Anlehnungen an die Slow-FoodBewegung gegründet (www.cittaslow.info) kann dafür richtungweisend sein. Für die Siedlung ist ein Anforderungsprofil zu definieren. Bewusste Zersiedelung und zelebrierte Besiedelung können dabei Leitbild des gezielten Weiterbauens sein. Die Grenzen der Siedlung und neuralgische Punkte sind zu definieren, da diese das Ortsbild prägen.
» Das Gewerbehaus Andrian im ländlichen Umfeld
» Das Gewerbehaus Adrian
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Workshops
Für spekulatives Bauen von Gewerbebauten ohne Bedarf ist das Dorf der falsche Ort. Wenn ein Gewerbe-/Industriebau in einem bestimmten Zeitraum von etwa 5 Jahren keine Nutzung gefunden hat, ist ein Abbruch vorzusehen.
Workshop 1: Architektur im alpinen Raum – Gewerbezonen und Industriegebiete
Fazit Wie sehen Gewerbezonen und Industriegebiete der Zukunft aus? Und wie stellt sich der nachhaltige Mix aus Wirtschaftswachstum und Naturschutz ein? Der erste Workshop beschäftigte sich mit einem fundamentalen Problem der Alpenregion. Hohe Wertschöpfung und hoher Innovationsgrad der prosperierenden Wirtschaft stoßen auf natürliche Grenzen des Wachstums. Nur rund fünf Prozent Südtirols stehen zur Besiedlung zur Verfügung, und diese Fläche müssen sich Einwohner, Fremdenverkehr, Landwirtschaft und Wirtschaft teilen. Eine erste Analyse ergab, wie fragil die Balance aus Natur, Infrastruktur, Gewerbe, Landwirtschaft und Mensch geworden ist. Diese verlangt neues Denken und Planen über die Grenzen der Kommunen hinaus. Gewerbegebiete müssen in Zukunft gemeinschaftlich entwickelt werden. Statt Kirchturmpolitik zu betreiben, sollten Enge und Nutzungsmischung als Ansporn für eine übergreifende Regionalplanung dienen. Verträgliche Bauvolumen in Gewerbegebieten gehen über nackte Zahlen und Kubaturen hinaus, sie entstehen erst in dem Moment, wenn Natur als Ressource erkannt und in den Planungskontext einbezogen wird. Statt also Industriegebiete wuchernd ausgreifen zu lassen und Konflikte zwischen Industrie und Natur, Mensch und Landwirtschaft heraufzubeschwören, eröffnen sich in Südtirol Entwicklungsmöglichkeiten nur im Zusammenspiel aller Kräfte. Südtirol ist das Land der Dörfer. Kompakt und weltoffen, eingebettet in Natur und Tradition.
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Workshops
Das „Südtiroler Dorf“ als Marke soll in Zukunft Impulse geben für integratives Bauen und Denken in den Alpen. Es stärkt die bauliche, landschaftliche, soziokulturelle und wirtschaftliche Identität und entwickelt sie weiter.
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Workshops
Workshop 2: Zersiedelung von Dorfstrukturen und Naturräumen
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Teilnehmer Workshops
Moderatoren
Mentor
Teilnehmer
» Arch. Gerd Bergmeister bergmeisterwolf architekten, Brixen | Gesellschafter
» Dipl.-Ing. Dr. Arch. Thomas Ebner | Abteilung 28 - Natur und Landschaft, Autonome Provinz Bozen Südtirol
» Prof. Dipl.-Ing. Ruth Berktold MSc. | Yes Architecture, München, Graz | Gesellschafterin
» Dietmar Auer auroport GmbH, Bruneck | Inhaber und Geschäftsführer
» Josef Blasbichler Duka, Brixen | Geschäftsführung Sanika
» Prof. Dr.-Ing. Matthias Castorph | Goetz Hootz Castorph Architekten & Stadtplaner GmbH, München | Gesellschafter
» Dipl.-Ing. Architekt Olaf Arne Drehsen JSWD ARCHITEKTEN GmbH & Co. KG, Köln | Gesellschafter
» Dipl.-Ing. (FH) Manfred Ehrle | Arcass Freie Architekten BDA, Stuttgart | Partner
» Thomas Erlacher Erlacher Innenausbau, Barbian/Waidbruck | Inhaber und Geschäftsführer
» DI ERNST GISELBRECHT Ernst Giselbrecht + Partner Architektur ZT GmbH, Graz | Inhaber
» Dipl.-Ing. Innenarchitektur Ulrike Graefenhain | nps tchoban voss, Berlin | Projektleitung
» Heiner Grewsmühl petersen pörksen partner architekten + stadtplaner Bda, Lübeck, Hamburg |Projektleitung
» D ipl.-Ing. Nina Hambrusch Architects Collectives, wien | Projektleitung
» Dipl.-Ing. Robert Haranza | Querkraft Architekten ZT GmbH, Wien | Projektleiter
» Dipl.-Ing. Raffaela Hoffmann | Architektur Hoffmann, Meschede | Inhaberin
» Dipl.-Ing. Innenarchitektur Veronika Kammerer | Studio Lot, München, altötting | Partnerin
» Dipl.-Ing. (FH) Doris Lischnewski | AĞirbas Wienstroer Architektur & Stadtplanung, Neuss | Projektleitung
» Dipl.-Ing. Arch. Martin Maxa | h4a Gessert + Randecker Architekten BDA, Stuttgart | Projektleitung
» Dipl.-Ing. Architekt Jörg Müller | Auer + Weber + Assoziierte, Stuttgart | Partner
» Dipl.-Ing. (FH) Monika Obermüller | Büro für Architektur Monika Obermüller, Waldkirchen | Gesellschafterin
» Dipl. Ing. Jörg Radloff Fink & Jocher Architek ten und Stadtplaner, München | Projektleitung
» Dipl.-Ing. (FH) Stephanie Reichl | Brückner & Brückner, Tirschenreuth | Proejektleitung
» Gert Lanz Lanz Metall, Toblach | Inhaber
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» Dipl.-Ing. Thomas Groser DFA | Dietmar Feichtinger Architectes, Wien | Projektleitung
Workshops
Teilnehmer
Workshop 2: Zersiedelung von Dorfstrukturen und Naturräumen Thema:
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Workshops
Lebendige Dauersiedlungsräume brauchen einerseits Entwicklungsmöglichkeiten, andererseits sollten Veränderungen den Charakter eines Ortes sowie bestehende Werte nicht zerstören, sondern nach Möglichkeit positiv weiterentwickeln. In gebirgigen Regionen wie den Alpen sind der Siedlungs- und Landschaftsraum stärker als anderswo miteinander verwoben und beeinflussen deren gegenseitige Wahrnehmung. Bauliche Entwicklung ist hier immer zugleich Orts- und Landschaftsentwicklung. Großmaßstäbliche Eingriffe in den Orts- und Landschaftsraum verändern daher den Charakter und die Wertigkeit ganzer Landstriche nachhaltig.
Die Ziele des Workshops sind: » Anhand des Beispiels eines Viles (für die ladinischen Täler typische kompakte Siedlungsstruktur) sollen die Möglichkeiten einer integralen Siedlungs- und Landschaftsentwicklung erarbeitet werden? » Welche Parameter lassen sich für die Originalität einer Dorfstruktur, eines Landschaftsraumes definieren? » Welche Rolle spielen Baustrukturen heute, welche Beachtung finden sie in Dorfkernen, Wohngebieten, Handwerkszonen? » Wirtschaftliches Arbeiten erfordert in vielen Bereichen große Bauvolumen. Welche Verhältnisse von Bauvolumen und Landschaft sind verträglich? Welche Formen der Verknüpfung sind denkbar?
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Workshops
Die Teilnehmer des Workshops teilten sich in drei Gruppen auf: Die erste Gruppe – nochmals geteilt in drei Untergruppen – beschäftigte sich mit dem Thema „Weiterbauen“, die zweite mit dem Thema „Laufställe“ und die dritte mit dem Thema „Hotel“.
Workshop 2: Zersiedelung von Dorfstrukturen und Naturräumen Thema 1: „Weiterbauen“ Gruppe 1 Teilnehmer: Ruth Berktold (Mentor) | Veronika Kammerer | Gert Lanz | Jakob Meraner | Stephanie Reichl
Gruppe 2 Teilnehmer: Matthias Castorph | Thomas Erlacher | Robert Haranza | Jörg Müller | Jörg Radloff
Erstellte unter dem Titel „Kooperation Viles“ eine Analyse der Defizite und Potentiale. Als Defizite wurden bewertet: Die Rentabilität der Landwirtschaft, (Massen-) Toursimus, die Realteilung (die Aufteilung der Grundstücke zu gleichen Teilen an alle Erben), die Distanzen zu Zentren und die damit verbundene Infrastruktur und der Verkehr sowie die Abwanderung junger Menschen aus den Dörfern.
Diese Gruppe kam zum Ergebnis, dass die Zukunft der „Viles“ in einem „Nachbarschaftlichen Wachstum“ liegt.
Die Potentiale der „Viles“ liegen in der Wohnqualität, dem intakten Naturraum, der gewachsenen Dorfgemeinschaft mit gelebten Traditionen, dem ergänzenden Nebenerwerb von Handwerk-Tourismus-Landwirtschaft und den bestehenden traditionellen Dorfstrukturen. Die Gruppe entwickelte Visionen, deren Realisierung sofort begonnen werden könnten: Das Weiterbauen in den „Viles“, immer vom Zentrum ausgehend, in Form einer sensiblen Nachverdichtung, dabei wird die gewachsene Dorfstruktur erhalten. Den Ort neu beleben und stärken, die Rücksiedlung fördern und die Abwanderung verhindern. Neue Entwicklungen ermöglichen und bewusst auf eine Mischnutzung achten.
Ungeachtet der realen Eigentumsverhältnisse liegt jedes Gebäude im Zentrum eines „Kraftfeldkreises“. Die Gebäude sind bestimmt durch ihre zu erfüllenden Aufgaben, die das Volumen bestimmt, dem Abstand zueinander und der Topografie. Überlagerungen der Kreise können als Standorte neuer Bauwerke in Betracht kommen. Die Giebel-Ausrichtung bestimmen die Nachbargebäude. Durch die bewusste Nachverdichtung und einem minimalen Abstand zu einem bestehenden Bauwerk wird die Qualität des Ortes neu interpretiert. Die bestehenden Bauwerke sind die Referenzen. Sie werden zeitgemäß interpretiert und transformiert. Die Typologien der alten Grundrisse finden sich in den Neubauten wider. Material, Baukörper und Elemente orientieren sich am Bestand im „Viles“.
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Workshops
Als Strategien, um die Visionen zu erreichen, wurden folgende Methoden vorgeschlagen: Die traditionelle Landwirtschaft fördern (Subventionen); ein beratendes Gestaltungsgremium erstellt die individuelle Basisstrategie für jedes Dorf (Masterplan / Konzept); die Bevölkerung muss für die Maßnahmen sensibilisiert und über Bürgerbeteiligungen in Verantwortung genommen werden, deren Ergebnisse in Form einer Gestaltungsfibel (Masterplan) dokumentiert sind.
» Punktuelle Verdichtung eines „Viles“
» Kraftfeldkreisanalyse eines „Viles“
Thema 1: „Weiterbauen“ Gruppe 3 Teilnehmer: Dietmar Auer | Josef Blasbichler | Olaf Arne Drehsen | Doris Lischnewski | Monika Obermüller
» Adaption der bäuerlichen Architektur
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Workshops
Sechs Thesen formulieren das Ergebnis dieser Gruppe: » Keine Zersiedelung zulassen; bestehende Bausünden ignorieren. » Gezielte strukturelle Ergänzungen vornehmen; in den Talsohlen keine weitere Bebauung vornehmen und die Hangansichtigkeit erhalten. » Zwei Typologien: Ortsmitte mit Gemeinschaftsgebäude und Ortsrand mit Gestaltungssatzung. » Landwirtschaftliche Nutzung beibehalten: Ortsrand und Kubatur in die Topografie integrieren. » Plätze beleben: gestalterisch aufwerten und bestehende angrenzende Wirtschaftsgebäude umnutzen. » Umgang mit Hotels: Integration von kleinen Gastbetrieben und große Hotels in einen Weiler zusammenfassen.
Workshop 2: Zersiedelung von Dorfstrukturen und Naturräumen Thema 2 „Laufstall“ Teilnehmer Manfred Ehrle, Heiner Grewsmühl, Thomas Groser, Nina Hambrusch Früher fand Wohnen und Arbeiten harmonisch unter einem Dach statt, d.h. der Stall befand sich im Haus oder direkt daneben. Mehr Vieh benötigt größere zu bewirtschaftende Flächen. Der Stall im Haus wird zu klein. Eine Trennung von Wohnen und Arbeiten ist die Folge.
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Workshops
Landwirtschaftliche Anlagen werden ausgegliedert. Vorhandene Plätze werden aufgewertet, über sie erfolgt die Erschließung einer Verdichtung von Wohnnutzung im Ortskern. Parallel erfolgt die Erweiterung von baulichen Ensembles. Die landwirtschaftlichen Anlagen wie z.B. Laufställe werden in die Landschaft integriert und in die Topografie implantiert.
Thema 3 „Hotel“ Teilnehmer Ernst Giselbrecht, Ulrike Graefenhain, Raffaela Hoffmann, Martin Maxa, Werner Volgger Die Gruppe ging der Frage nach, ob Hotels für die Landschaft, Wirtschaft und Identität eine Chance oder Gefahr darstellen. Es wurde folgendes Ergebnis erarbeitet: Für die Landschaft wurde festgestellt, dass Hotelbauten dort gebaut werden sollten, wo keine anderen Funktionen möglich sind. Trotzdem muss das Bauwerk kontextbewusst und kubaturverträglich errichtet werden. Gebäude in Extremsituationen wecken das Interesse an einem Besuch. Für die Wirtschaft bedeutet dies: Moderne Gastfreundschaft in einer Innovationsgesellschaft mit einem ökonomischen Zukunftsmodell. Die bestehende Mikrourbanität des Weilers bleibt erhalten. Die Wirtschaftlichkeit für Errichtung und Betrieb eines Hotels wird durch eine kompakte Bauform unterstützt.
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Workshops
Für die Identität hat dies zur Folge, dass der Weiler als Kultureinheit erhalten bleibt. Die Gastfreundschaft und die örtlichen Traditionen sind die Basis für das Modell, die dem Gast bewusst vermittelt werden.
Workshop 2: Zersiedelung von Dorfstrukturen und Naturräumen
Fazit
Die Alpen und Südtirol im Besonderen zeigen Chancen und Probleme unserer Gesellschaft, wie in einem Brennglas. Sprengt das stete Wachstum die verbliebenen traditionellen Strukturen oder gelingt eine nachhaltige Verdichtung? Dieses Spannungsfeld aufzulösen war Gegenstand des zweiten Workshops. Er warb eindrücklich für lebendige Dorfstrukturen und Landschaftsräume, die Mensch, Landwirtschaft und Natur in ein Gleichgewicht bringen. Ein „Viles“, jene für ladinische Täler typische kompakte Siedlungsstruktur, wurde zum Ausgangspunkt der Analyse. Die bestehenden Gebäude und Strukturen identifizierten die Architekten und Stadtplaner als Kerne. Um sie legten sie Sphären möglicher Erweiterungen für Laufställe (Stallungen) und Wohnhäuser. Es ging nicht um brachiales Wachstum, sondern um intelligente Erweiterung. Schon auf dem Plan wurde deutlich: Das entstehende Geflecht wies die traditionell kompakte Siedlungsform auf. Der Workshop wies so Wege, wie wirtschaftliches Wachstum Hand in Hand mit intakter Lebensqualität und Landschaft stattfinden kann, dank sensibler Planung und dem Leitbild eines Naturraums, der stets die Grenzen der baulichen Entwicklung bestimmt.
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Workshops
Mit dieser Einschätzung schlug die zweite Arbeitsgruppe eine Brücke zur Forderung des ersten Workshops, der bereits das „Südtiroler Dorf“ und das Konzept „cittaslow“ als Chance erkannt hatte.
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Workshops
Workshop 3: Integrative Architektur und Energiesysteme Moderatoren
» Prof. Volkmar Bleicher Hochschule für Technik Stuttgart & Geschäftsführer Transsolar Energietechnik, Stuttgart
Mentor
» Carlo Calderan Chefredakteur der Zeitschrift „turrisbabel”
» Dipl.-Ing. Eckehart Loidolt | Schneider & Schumacher, Wien | Geschäftsführer
» Claudia Bradlwarter Keyobject, Bozen | Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
» Toni Erlacher Erlacher Innenausbau, Barbian/Waidbruck | Inhaber und Geschäftsführer
» Sebastian Finckh J. MAYER H. Architekten, Berlin | Projektleitung
» Volker Halbach blauraum architekten bda, Hamburg | Geschäftsführung
» Dipl.-Ing. (FH) Elmar Hasler | Baumschlager Eberle St. Gallen AG | Geschäftsführer
» Dipl.-Ing. Cornelia Herrmann | ch.architektur, Frankfurt a. Main | Inhaberin
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Workshops
Teilnehmer
» Dipl.-Ing. (FH) Marco Franzmann | Baumschlager Eberle St. Gallen AG | Projektleitung
» Dipl. Des. AKS Daniela Sachs Rollmann | Prof. R o l l m a n n & PARTNER , Homburg | Partnerin
» Dipl.-Ing. (FH) Monika Marasz | via Movo Bau+ Kunst, Detmold | Partnerin
» Thomas Pohl Lanz Metall, Toblach | Geschäftsführer
» Michael Purzer Frener & Reifer Metallbau, Brixen | HEad of Marketing and sales
» Cornelius Schlotthauer Zaha Hadid Ltd. Architecture, London, Hamburg | Associate
» Dipl.-Ing. Arch. BDA Prof. Hans Struhk struhkarchitekten, Braunschweig | Geschäftsfürer
» Dipl.-Ing. Thomas Wortmann | NOX/Lars Spuybroek, Rotterdam | Projektleitung
Workshops
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» Norbert Mair Keyobject, Bozen Geschäftsführer
Workshop 3: Integrative Architektur und Energiesysteme Thema:
Die Ziele des Workshops sind:
Industriegebäude haben hohe Potentiale für den Einsatz von intelligenten Energiesystemen.
» Aufzeigen der bestehenden Strukturen? » Entwicklung von zukunftsfähigen Modellen unter Berücksichtigung der städtebaulichen, architektonischen und energetischen Möglichkeiten? » Empfehlung von Maßnahmen zur Umsetzung
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Workshops
In wachsenden Industriezonen mit einem großen Anteil einer baulichen Altsubstanz und begrenzt erweiterbaren Flächen gilt es neue Modelle für eine Nutzung zu finden, die finanziell für Unternehmen interessant sind. Kerne dieser Modelle sind zum einen die Bauvolumen, deren Struktur, Konstruktion und Materialien. Zum anderen Maßnahmen, um Energie und Ressourcen einzusparen bzw. zu erzeugen.
Einführungsvortrag Prof. Volkmar Bleicher, Transsolar Energietechnik GmbH; Stuttgart,München,New York
CO2 Emissionen Der heutige globale Durchschnitt beträgt 4t CO2/pers/a; dies entspricht einer fossilen Dauerleistung von 1.800 W/pers. Das Ziel der Schweiz ist die 2.000 W–Gesellschaft: „nachhaltige Emission“: < 1t CO2/pers/a, dies kommt einer fossilen Dauerleistung von 500 W/pers gleich. Allerdings: Wohlstand und wirtschaftliches Wachstum benötigen eine Dauerleistung von 2.000 W/pers. Komfort im Sinne einer ökologischen Bauweise wird vom Menschen als Behaglichkeit wahrgenommen. Parameter für Behaglichkeit sind: » Solarstrahlung (Wärme / Licht), Tageslichtqualität, Frischluftversorgung Die empfundene Temperatur ist die operative Temperatur, sie ist die Summe aus der Lufttemperatur (Luftfeuchte) und der abstrahlenden Oberflächentemperatur. Im Bauprozess sind diese Parameter durch Grenzwerte in U-Wert, g-Wert, Lichttransmission, Direktstrahlung, Transparenz und Schallschutz definiert. Beeinflusst werden die vom Menschen empfundenen Werte durch Farbe (Lichtreflexion), Oberflächenbeschaffenheit (gespachtelt, Metall, Beton, Holz, Teppich), Raumakustik.
Arbeitsmethode am Beispiel von Masdar City – Zero Carbon City, Abu Dhabi, UAE Architekt: Foster & Partners, London Bauherr: Abu Dhabi Future Energy Company
Definition einer nachhaltigen Stadt nach dem World Wildlife Fund – One Planet Living » keine CO2-Emissionen » Kein Abfall » Nachhaltige Transport- und Verkehrssysteme » Nachhaltige Materialien » Nachhaltige Nahrungskette » Nachhaltige Wasserkreisläufe » Erhalt von Lebensräumen und Artenvielfalt » Kulturelles Erbe » Fairer Handel » Gesundheit Standort und klimatische Bedingungen – Temperatur, Feuchte, Einstrahlung Der Standort für die Masdar City ist geprägt durch vier sehr heiße und feuchte Sommermonate von Mai bis August und vier sehr angenehme Wintermonate von November bis Februar bzgl. Temperatur und Feuchte. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 27°C, das entspricht der Erdreichtemperatur am Standort in 10 m Tiefe. Die jährliche Solarstrahlung erreicht einen Wert von 2205 kWh/m²a. Funktionseinheiten Die verschiedenen Nutzungseinheiten wie Wohnen, Gewerbe, Bildung, Gemeinschaft, Technologie Park etc. sind geordnet über die Fläche der Stadt verteilt. Durch diese Vermischung wird einer monotonen Zonenbildung entgegengewirkt. Die Bauphasen können sukzessiv nach Bedarf erfolgen und garantieren in den einzelnen Abschnitten schon die angestrebte Mischnutzung.
Workshops
Energie und Komfort im Sinne ökologischer Bauweise » Zentrale Frage: Wie wird sich unser Lebensraum in den nächsten Jahren entwickeln – wie muss er sich entwickeln? » 40% des weltweiten Energieverbrauches entfällt auf die Gebäude, in denen wir leben und arbeiten; dabei werden 36% aller globalen Treibhausgase freigesetzt. » Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wohnt heute in urbanen Räumen; Tendenz: im Jahr 2050 werden es wohl 70% sein. » Jeder Deutsche verbringt jedes Jahr in Summe 14 Tage im Auto. » Die Bewohner aller Städte der Welt verursachen 80% aller Treibhausgasemissionen. » Zitat – Urbanistin Jane Jacobs: „Neue Ideen brauchen alte Gebäude; die Spannung zwischen Tradition und Moderne; nicht Perfektion macht einen Ort lebenswert sondern Authentizität.“
Arbeitsmethode Standortanalyse mit den Einflüssen auf das Gebäude wie: Temperatur, Einstrahlung von Wärme und Kälte aus angrenzenden Zonen Wind, Regen/ Schnee, Mikroklima.
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Inhalt » Energie und Komfort im Sinne ökologischer Bauweise » Arbeitsmethode » Beispiel: Masdar City, Abu Dhabi » Fazit
Workshop 3: Integrative Architektur und Energiesysteme Konzeptansätze Als Grundlage des Konzeptes einer nachhaltigen Stadt in der Wüste wurden historische Vorbilder wie Bagh e Shahzadeh (Iran) und Shibam (Jemen) untersucht. Diese Städte zeichnen sich durch mehrgeschossige und dicht aneinander stehende, kubische Gebäude aus. Die Gebäude verschatten die schmalen Gassen und öffentlichen Plätze. Über Innenhöfe werden die Gebäude erschlossen. Sie sind der Lebensmittelpunkt der Bewohner. Ein über Jahrhunderte entwickeltes System der Bauform dient einer für menschliche Bedürfnisse als angenehm empfundene Belichtung und Belüftung. Die angestrebt verdichtete Bauweise wirkt sich positiv auf einen geringeren Verbrauch von Erdöl als Treibstoff aus. Je höher die städtebauliche Dichte der Personen auf einem Hektar, desto geringer der Ölverbrauch in MJ pro Jahr und Person. Vergleicht man die Dichten miteinander, so leben in europäischen Vorstädten 18 Personen auf einem Hektar Land. In einer verdichteten Stadt leben rund 140 Personen auf einem Hektar. In dieser Dichte bewegen sich 40.000 Einwohner im täglichen Verkehr auf einer Strecke von 700.000 km/Tag das sind 70% weniger als das die Einwohner einer Vorstadt mit 2.000.000 km/Tag tun. Entsprechend verhält sich die CO2 Emission pro Jahr. Verkehr verbraucht Fläche, ob als Fahrspur oder als Parkplatz. Berechnet auf eine nutzende Person können folgende Angaben gemacht werden: Fußgänger bewegen sich mit 5 km/h und verbrauchen eine Fläche von 0,8 m²/ Person, Fahrradfahrer sind 10 km/h schnell und benötigen 3 m²/Person, ein PKW fährt innerstädtische 40 km/h und verbraucht eine Fläche von 60 m²/ Person, am wenigsten Fläche benötigt eine voll besetzte Straßenbahn oder Metro. Sie transportiert eine Person mit 20 km/h die dabei nur 1,5 m²/Person Fläche in Anspruch nimmt.
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Workshops
Ohne Verbrennungsmotoren ist eine verminderte Stadtbelüftung möglich; damit können die heiß-feuchten Winde in den Aufenthaltszonen der Stadt reduziert werden. Die Winde am Tag werden über Grünbereiche geleitete und dabei gekühlt. Die Nachtauskühlung der Stadt erfolgt in umgekehrter Richtung mit kühlen Winden vom Land.
Eine konventionelle Stadt erzeugt über die konventionelle Architektur und Energieproduktion 80% über deponierten Abfall 13% und im Verkehr (Fossile Energieträger) 7% 1.750.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Einen Anreiz die Nachhaltigkeit der Kreisläufe für Wasser und Energie zu fördern. Die Design-Richtlinien für Gebäude berücksichtigen alle Aspekte einer CO2neutralen Stadt und sind wie folgt aufgebaut: » Lokale Klimabedingungen » Bewertung auf Stadtebene » Design-Richtlinien für die Stadtentwicklung » Generische Gebäude- und Straßenmodelle » Bewertung Grundlasten und Mikroklima » Systemempfehlungen » Grenzen der regenerativen Energieproduktion auf Stadtebene » Abschließende Lastprofile und Randbedingungen für eine typologische Entwicklung Fazit » Bedingt durch die begrenzte Energiedichte der regenerativen Energiequellen wie Sonne, Wind und Geothermie, muss ein erster Schritt zur Minimierung der Lasten und Verbräuche führen. 3 x E: Energieverbrauch, System Effizienz, regenerative Energiesysteme. » Ein nachhaltiges CO2 neutrales Konzept kann nicht nur über technische Konzeptionen gelöst werden. » Das bedeutet auch Änderungen in unserem alltäglichen Verhalten bezüglich Komfortansprüchen, Mobilität, Wasser-, Energie- und Materialverbrauch und Müllerzeugung. » Alle Energien müssen aus regenerativen Quellen kommen und wie alle Materialien in ein Kreislaufsystem fließen.
Erklärung Industriegebiet Bozen Süd
Industriegebiet Bozen Süd
das Etschtal über die versiegelten Flächen im Süden Bozens Temperaturen von bis zu 40° C in die Stadt.*
Die nördliche Spitze des Dreiecks weist in Richtung Bozen und seinem Bahnhof, dieser stellt derzeit den Hauptzugang zur historischen Altstadt dar. Es gibt keine sichtbare Verbindung zwischen Altstadt undIndustriegebiet. *Text: Lukas Abram
Workshops
Das Industriegebiet Oberau im Süden von Bozen wird im Osten von den steil aufsteigenden Hängen der Rotwand oberhalb von Haslach begrenzt. Der Eisack fließt von Nord-Ost kommend in einem Bogen westlich am Industriegebiet vorbei in den Süden. Entlang des Eisacks trennt die auf Brücken über den Ufern liegende Autobahn städtebaulich die Wohnstruktur von Bozen und die Industriezone. Unterhalb der Autobahn führt direkt am Fluss die Hauptstraße entlang. Südlich geht die Industriezone abrupt in landwirtschaftliche Anbauflächen über. Das Industriegebiet ist in einem orthogonalen Straßennetz angeordnet. Von Norden nach Süden die Hauptstraßen, von welchen die Erschließungsstraßen nach Osten und Westen abzweigen. Innerhalb der Industriezone gibt es ungenutzte Zwischenräume und leerstehende Gebäude.
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Nach Mussolinis Machtergreifung 1922, strebte er danach die ehemals österreichischen Provinzen Bozen und Trient dem italienischen Staatsgebiet auch ideologisch einzuverleiben. Sein Ziel war es aus Bozen und Gries, damals noch zwei getrennte Gemeinden mit insgesamt etwa 25.000 Einwohnern , eine italienische Industriestadt mit 100.000 Einwohnern zu machen. Im Süden Bozens wurden Stahlwerke und verarbeitende Betriebe angesiedelt, obwohl auch in der weiteren Umgebung weder Eisenerz noch Kohle abgebaut wurden. Der Standort wurde wohl auch unter dem Gesichtspunkt gewählt, die landwirtschaftlich geprägte Ökonomie der deutschsprachigen Bevölkerung durch Enteignung der Anbauflächen zu reduzieren. Eine aufwändige Infrastruktur mit Verladebahnhöfen und Zuliefergleisen ergänzte das Projekt. Die Industriebauten im Stile des Rationalismo und die neuen Wohnviertel zwischen Bozen und Gries in teilweise historisierendem, teilweise monumentalen Stil in Verbindung mit der faschistischen Herrschaft trugen dazu bei, die Ideen der Moderne bei der deutschsprachigen Bevölkerung Südtirols nachhaltig zu diskreditieren. Das Ziel von 100.000 Einwohnern wurde zwar erst lange nach dem 2. Weltkrieg erreicht, trotzdem leidet der Städtebau in Bozen bis heute unter den damals aus machtpolitischen Erwägungen getroffenen Entscheidungen: Die besten Entwicklungsflächen der Stadt mit der stärksten Besonnung Südtirols werden heute noch industriell genutzt. Außerdem bringt der allnachmittägliche Wind vom Gardasee im Sommer durch
Workshop 3: Integrative Architektur und Energiesysteme
Gruppe Volkmar Bleicher: Energetisches Konzept Randbedingungen und Strukturen Die klimatischen Randbedingungen (Temperatur, Wind [Temperatur, Richtung], Sonne, Mikroklima) haben erheblichen Einfluss auf die Aufenthaltsqualität und den Energieverbrauch des Quartiers. Als Besonderheit am Standort konnten die warmen Winde in nordöstlicher Richtung festgestellt werden, welche den Standort durch die breiten Straßen in gleicher Richtung zusätzlich erwärmen. Weiterhin konnten erhebliche energetische Potentiale durch die geologischen Verhältnisse (hoch anstehendes Grundwasser, feuchter Boden) lokalisiert werden. Bei der vorhandenen Infrastruktur (Versorgung, Verkehr, Entsorgung) fällt das dominierende Straßennetz auf. Wichtig für eine nachhaltige Entwicklung ist zudem das Verhältnis Arbeiten zu Wohnen. Dies führt zum einen zu einer Reduktion des Verkehrs und damit zum Rückbau der Straßen, zum anderen wird die Aufenthaltsqualität erhöht. Wohnen ist momentan am Standort nicht vorhanden.
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Workshops
Weitere wichtige Faktoren am Standort: » teilweise Smog » vorhandene Holzressourcen
Entwicklung/Empfehlung Anhand dieser Parameter wurde ein städtebauliches und energetisches Konzept entwickelt, welches nachfolgende Empfehlungen beinhaltet: » Straßen sollten in NO-SW Richtung schmal und nicht durchgängig sein, damit der heiße Wind nicht in die Straße fällt. » damit Rückbau der vorhandenen Straßen in Zick-Zack-Muster mit neuen Grünflächen, Wasser und Verdichtung durch Wohnungen und damit Schaffung von Aufenthaltsqualität und Wohnungen. » Breite Straßen und neue Erschließung Richtung O-W, hier kommt kühler Wind. » Dezentrale Geothermiekraftwerke und Holzkraftwerke (Standort abhängig von Windsituation). » Nutzung von Solarenergie für Wärme und Stromproduktion. » teilweise Aufwindkraftwerke angelehnt an die Berge für Energiegewinnung und Reduzierung Smog. Zusammenfassung: Volkmar Bleicher, 16.07.2010
Gruppe Sebastian Finckh: Aspekte der Verkehrsstruktur
Dreieckseite nord-westlich zum Eisack: Der historische Arbeiterbezirk am rechten Eisackufer ist durch den Fluss, an dessen Ufer parallel auch die aufgeständerte Autobahntrasse verläuft, durch die wenigen Brücken mehr vom Industrieareal getrennt als verbunden. Die flächenintensiven Straßenschleifen der Bozener Autobahnauffahrt liegen südlich des Industriegebiets. Dies hat zur Folge, dass sich der Autoverkehr zur Bozener Altstadt in Vermengung mit dem Lieferverkehr durch die dafür ursprünglich nicht vorgesehenen Straßen des Gewerbegebiets wälzt. Dreieckseite nord-östlich zur Rotwand: Am Fuß der Berge besteht durch die Steilheit der Hänge eine noch deutlichere Grenze, welche durch die dort verlaufende Eisenbahnstrecke akzentuiert wird. Dreieckseite südlich: Hier grenzt das Gebiet an den kleinen Bozener Flugplatz. In dieser Richtung lassen sich die einzigen Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft ausmachen. Drei Ziele wurden erarbeitet für die Vorschläge zu einer Verbesserung der bestehenden Situation unter Berücksichtigung einer künftigen nachhaltigen Entwicklung gefunden werden sollten. » Durchmischung der Nutzungen im Gebiet fördern. » Verkehrstechnische Verknüpfungen verbessern. » Diffuse Verkehrsituation entflechten. Durch diese Zielsetzungen soll sich die Attraktivität des Industrieareals für weitere Nutzungen steigern und damit die Dichte und die Flächeneffizienz insgesamt verbessern.
Der Pendlerverkehr sollte dadurch deutlich abnehmen. Bestehende Parkplätze und die Erschließungsflächen auf den Dachebenen können attraktiveren Nutzungen (Begrünung, Gastronomie, Schwimmbäder, Wohnen, Gärten, etc.) zugeführt werden. Mehr begrünte Zonen z.B. auf den Dächern verhindern das Aufheizen der Industriefläche im Sommer und tragen zu einer Verbesserung des Mikroklimas in der Altstadt bei. Durch die Höhenschichtung der Verkehrsströme bleibt dem notwendigen Lieferverkehr der (nun von Staus befreite) Straßenraum zur effizienteren Nutzung. Diese Maßnahmen tragen zu einer Erhöhung der örtlichen Aufenthaltsqualität bei. Das zu entwickelnde Verkehrsmittel, z.B. durch eine lokal ansässige Firma mit Erfahrung im Seilbahnbau, kann über ein Terminalgebäude (Park & Ride) im Bereich der Autobahnauffahrt Bozen Süd ringförmig die Altstadt mit der Industriezone verbinden. Entlang dieser Ringtrasse kann das Verkehrsaufkommen wesentlich reduziert werden. Das neue Verkehrsmittel könnte sich nach seiner Bewährung als experimenteller Prototyp, als das ökologische und ökonomische Nahverkehrsmittels für Städte mit ähnlichen Problemen erweisen und damit den zukunftsträchtigen, technologischen Standard der Region nachhaltig ausbauen. Auch eine Verknüpfung mit der kürzlich modernisierten Regionalbahn erscheint sinnvoll und möglich. Zuletzt wäre ein solch innovatives Verkehrsmittel eine zusätzliche Attraktion im bisher touristisch nicht wahrgenommenen Teil Bozens. Die in der Folge entstehende interessante Durchmischung der Nutzungen (Wohnen und Arbeiten) im untersuchten Gebiet kann den Siedlungsdruck auf die Talsohle etwas auffangen. Ein diesbezüglich neuartiger Gebäudetypus hat sich bereits in diesem Areal etabliert. Zusammenfassung: Sebastian Finckh, 27.06.2010 Workshops
Die Problematik des Verkehrsaufkommens wurde im Zentrum und an den Rändern des Industriegebiets untersucht. Dabei wurde deutlich, dass die topografisch verschieden ausgeprägten Seiten der dreieckigen Form des Gebiets unterschiedliche Charaktere aufweisen.
Folgende Lösungsansätze wurden in der Gruppe erarbeitet Ein neues öffentliches Verkehrsmittel sollte als Kombination aus Hochbahn, Seilbahn und Tram entwickelt werden, ähnlich der bereits in der Vergangenheit zum Einsatz gekommenen Systeme bei den Weltausstellungen Hannover und Barcelona. Durch Stationen auf bestehenden Gebäuden und eine Trassenführung über dem Straßenraum, werden Flächen mehrfach genutzt und Nutzungsüberlagerungen generiert. Die Fahrgastzellen können mit einer relativ hohen Geschwindigkeit zirkulieren und für das Ein- und Aussteigen aus dem Verkehrsfluss herausgeleitet werden.
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Aufgabe der Gruppe war es denkbare Strategien zur Verbesserung der Situation des Industriegebiets südlich von Bozen unter dem Aspekt der Verkehrsstruktur zu bearbeiten.
Workshop 3: Integrative Architektur und Energiesysteme
Gruppe Eckehart Loidolt: Aspekte der urbanen Strukturen Der bestehende Bebauungsplan über das Industrieareal im Süden von Bozen wird nach den Anforderungen der bauenden Unternehmen sehr variabel ausgelegt. Er stellt die Rahmenbedingungen mit Baulinien, Höhen, Dichte/ Versieglung für die Nutzung als Produktionsstätte oder für Dienstleistungen. Vision Von der Fläche zu Räumen. Ziel muss es sein die Aufenthaltsqualitäten in der bestehenden Industriezone zu steigern, um das zu Bozen gehörende Areal mit einer Mischnutzung als Wirtschafts- und Wohngebiet attraktiv zu gestalten und neu zu beleben. Das bestehende Denkmodell „Flächen für gewerbliche Nutzung“ muss in die räumliche Dimension und über den Horizont der Funktion hinaus erweitert werden.
Folgende Maßnahmen können dazu beitragen Das bestehende Straßen- und Wegenetz sollte dem menschlichen Maßstab angepasst und nicht ausschließlich für den Kraftfahrzeugverkehr ausgelegt werden. » Anbindung an das Stadtzentrum von Bozen über Grünzonen für Rad- und Fußwege (evtl. entlang des Eisack) und Neuordnung der Straßenachsen, auch um Barrieren gegen den mittäglichen heißen Ora-Wind aufzubauen. » Organisation der Personenströme. » Reduzierung des PKW-Verkehrs durch innovativen öffentlichen Nahverkehr. » Neugestaltung der Straßenprofile, z.B. mit schattenspendenden Bäumen und unterschiedlichen Oberflächen. Die Parzellengrößen sind im Sinne einer wirtschaftlichen Nutzung und innovativen Erweiterung bzw. nachträglichen Nutzungsänderung zu dimensionieren. Darüberhinaus sollte einem kompakten bzw. dichten Erscheinungsbild der Baukörperstruktur durch geeignete Maßnahmen begegnet werden, z.B. Nutzung der Dachflächen als Grünzonen oder für Photovoltaikanlagen bzw. zur Energiegewinnung.
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Der neue Stadtteil der ehemaligen Gewerbezone ist für eine moderate Mischnutzung mit Funktionen des täglichen Bedarfs zu bereichern. Dazu zählen in erster Linie Lebensmittelgeschäfte, Cafés und Restaurants, Kindertagesstätten, aber auch ein kulturelles Angebot wirkt als Generator, um die Lebensqualität zu steigern und eine gute „Mischung“ zu erreichen.
Workshops 71
Âť Grafik: Prof. Hans Struhk
Workshop 3: Integrative Architektur und Energiesysteme
Fazit: Weg vom Einzelgebäude, hin zu einer integrativen Planung, lautetete das Fazit des dritten Workshops. Anhand einer eingehenden Analyse des Industriegebiets Bozen Süd entwickelten die Teilnehmer Vorschläge, wie aus einer Monostruktur eine vielfältige Nutzungsmischung aus Arbeiten, Wohnen und Freizeit wachsen kann. Zunächst wurden die Potenziale des Gebietes ermittelt. Seine kompakte Struktur solle nach außen unbedingt beibehalten und nach innen differenziert werden: begrünte Dächer und Wasserreservoirs verbessern das Mikroklima, Solarthermie und Solarzellen auf den Werkshallen unterstützen den ökologischen Umbau. Sobald die Schwerindustrie Bozen verlassen hat, beschleunigt sich der Wandel. Straßenzüge können der Topographie folgen. Neue Erschließungen in Ost-West-Richtung brechen den nachmittäglichen warmen Wind vom Gardasee und reduzieren die Durchschnittstemperaturen um bis zu zwei Grad. Schließlich wagte der Workshop einen kühnen Blick in die Zukunft. Eine aufgeständerte Seilbahn könnte Altstadt und Industrieareale auf der zweiten Ebene verbinden. Die Ringbahn vermindert den Berufsverkehr und bietet Pendlern so wie neuen Bewohnern ein zuverlässiges, umweltschonendes Verkehrssystem.
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Workshops
Die Forderung war klar: Gezielte Investitionen in die Infrastruktur sparen Energie und wirken als Katalysator eines nachhaltigen Umbaus bestehender Monostrukturen hin zu einem vielfältigen Miteinander von Industrie und Wohnen, Mensch und Natur.
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Workshops
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Diskussion
Vortrag & Podiumsdiskussion
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Vortrag
Vortrag von Astrid Piber: UN Studio Design Modell – Schlüsselfunktionen in der Architektur » Astrid Piber » Partnerin UN Studio, Amsterdam » www.unstudio.com
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Vortrag
Astrid Piber ist Partnerin bei UNStudio mit mehr als zehn Jahren Erfahrung als ausführende Architektin von städtebaulichen Projekten und internationalen Wettbewerben, wie das Projekt der Ponte Parodi in Genua und dem Masterplan des Hafens von Las Palmas, Gran Canaria. Die realisierten Projekte Galleria Luxury Hall West (Seoul, 2003 – 2004) und Star Place Luxury Shopping Plaza, Kaohsiung (2006 – 2008) weckten ihr Interesse für weitere sich in Planung befindende Projekte mit gemischten Nutzungen und Einzelhandel, wie die Galleria Cheonan (2008 – 2010) und Raffles City Hangzhou (2008 – 2012). Seit 2006 ist sie Teil des UNStudio Management Teams und seit 2008 Partnerin bei UNStudio.
Das UN Studio
UNStudio vermeidet vorgefasste Stilentscheidungen und entwickelt seine architektonischen Entwürfe auf der Basis gründlicher Recherchen, bei denen Fragen der baulichen Gliederung im Mittelpunkt stehen. Nachdem wir ein klares Konzept für eine spezifische Bauaufgabe erstellt haben, testen wir die Parameter des Raumprogramms anhand dreidimensionaler Modelle. Diese ermöglichen uns die Festlegung und Berücksichtigung von Aspekten wie Wegeführung, Infrastruktur und Programmdichte. Aus den Ergebnissen dieser Analysen werden kohärente und logische Raumgliederungen und Tragwerke entwickelt – und daraus die äußere Form des jeweiligen Gebäudes. UNStudio weiß, dass die Aufgaben des Architekten derzeit einem tiefgreifenden Wandel unterworfen sind. Neue, von der Industrie entwickelte Bautechniken, die gegenwärtigen transnationalen Rahmenbedingungen für Bautätigkeiten, neue Entwurfstechniken und die veränderte, in funktionaler Hinsicht komplexere Natur des architektonischen Projekts an sich haben uns dazu veranlasst, neue Arbeitsstrategien zu entwickeln. Unser Team bevorzugt einen „integralen“ Architekturansatz, das heißt einen nicht-hierarischen, vielfältigen, ideenreichen, das Ganze im Blick behaltenden Entwurfsprozess, der sämtliche Facetten architektonischer Erzeugnisse berücksichtigt. Zeit, Zweck, Bauweise sowie alle anderen materiellen und virtuellen Systeme und grundlegenden Werte werden analysiert, visualisiert, zueinander in Beziehung gesetzt und schließlich in eine alles umfassende Gebäudegestalt integriert. Die sich verlagernden Aufgabenfelder auf dem Gebiet der Bautechnik, des Städtebaus und der Infrastrukturplanung gehören zu den wichtigsten Parametern des architektonischen Entwerfens und Ausführens. Sie alle koexistieren in jedem einzelnen Projekt. Die neue, integrale Visualisierung eines Entwurfs ist eine Aufforderung an unsere Fantasie, auch unsererseits den Sprung von der Konstruktion zur Raumwirkung und von der Raumwirkung zur Raumgliederung zu wagen.
Vortrag
Für uns bedingen sich Umwelt, Markterfordernisse und Ausführung von Bauherrenwünschen gegenseitig. Sie alle ermöglichen unsere Arbeit, und wir arbeiten auf Ergebnisse hin, die sowohl unsere eigenen Zielsetzungen als auch die unserer Auftraggeber erfüllen. Unsere Mitarbeiter stammen aus verschiedenen Ländern. Jeder einzelne von ihnen kann eine Ausbildung und Berufserfahrungen in verschiedenen technischen Fachgebieten vorweisen. Als Netzwerker haben wir in unserem Büro eine hoch flexible Arbeitsweise entwickelt, zu der parametrisches Entwerfen und die Zusammenarbeit mit führenden Spezialisten anderer Disziplinen gehören. Die Nutzung von Kenntnissen aus anderen relevanten Fachgebieten erleichtert uns die Erprobung verschiedener Gestaltungsstrategien, in denen wir Raumprogramme, Bautechniken, Bewegungs- oder Verkehrsablaufanalysen zu integrierten Entwürfen verarbeiten. Seit seiner Gründung hat UNStudio an seinem Standort Amsterdam eine breite Palette von Bau- und anderen Projekten in den Niederlanden sowie im Ausland gestaltet – von öffentlichen Gebäuden, Verkehrsbauten, Büro- und Wohnhäusern bis hin zu Möbeln, Produkten und städtebaulichen Generalplänen.
Zu den bedeutendsten Projekten von UNStudio gehören das neue MercedesBenz-Museum in Stuttgart (2001 – 2006), das Kaufhaus Galleria in Seoul, Korea (2005), das Einfamilienhaus ViLLA NM im US-Bundesstaat New York (2002 – 2007), das Agora-Theater in Lelystad, Niederlande (2004 – 2007), und die Erasmus-Brücke in Rotterdam (1990 – 1996).
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UNStudio – 1988 von Ben van Berkel und Caroline Bos gegründet – ist ein niederländisches Architekturbüro, das sich auf Architektur, Stadtplanung und Infrastrukturen spezialisiert hat. Die Buchstaben UN stehen für United Network und beziehen sich auf den Teamcharakter der Firma. Eine Reihe von langfristigen Zielsetzungen bilden die Grundlage für die gesamte Arbeit des Büros. Sie prägen und bestimmen die Qualität der Leistungen auf dem Gebiet des Bauens. Wir sind bestrebt, einen wesentlichen Beitrag zur Architektur unserer Zeit zu leisten, unsere Leistungen in den Bereichen Entwurf, Bautechnik, Fachwissen und Management ständig zu steigern und uns als Spezialisten für öffentliche Netzwerk-Projekte zu erweisen.
Der Vortrag: UN Studio Design modell – Schlüsselfunktionen in der Architektur
Seit drei Tagen schon sind die Temperaturen in Südtirol so hoch wie das ganze Jahr noch nicht. Es ist fast schon zu heiß in der Aula der Landesberufsschule in Bozen. Rund 100 Architekten und Architekturinteressierte haben trotzdem die Gelegenheit genutzt, um Astrid Piber zu hören. Durch ihre weltweite Tätigkeit in englischer Sprache, derzeit hauptsächlich in China, fiel es ihr schwer die richtigen deutschen Worte bei der Erklärung des umfassenden Modells zu finden.
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Vortrag
Wer Rotterdam besucht hat die Erasmus Bridge vor Augen, wie sie mit einer großen Geste Hafen und Stadt verbindet. Das berühmte Frühwerk des Amsterdamer Architekturbüro UNStudio diente Astrid Piber als Beispiel, wie sich planerisches Neuland betreten lässt. Geeignete (Rechen)modelle helfen komplexe Bauaufgaben zu meistern.
Seit Jahren untersuchen die Architekten von UNStudio, wie sich Bewegungsströme, Warenflüsse und Anforderungsprofile mit Hilfe einer analytischen Entwurfsmethodik beschreiben und in Architektur umsetzen lassen. Designmodelle wie Deep Planning, V-Modell, Mathematisches Modell, Blob-zuBox-Modell und Inklusivitätsprinzip bieten rationale Raster, die Topographie und Nutzerprofile mit dem kulturellen Kontext verbinden. Diese Mischkultur herauszudestillieren und für den Entwurf produktiv zu machen sei in Südtirol freilich eine ganz andere Herausforderung als etwa beim Projekt Bahnhof Rotterdam. Piber spannte schließlich einen Bogen vom Hafen-Projekt Ponte Parodi in Genua über das Mercedes Benz Museum bis hin zur Konzerthalle Graz und den Hochhaustürmen von Raffles City im chinesischen Hangzhou. Ihr Fazit: Architektur und Stadtplanung hieße, „die inneren Qualitäten der Projekte zu verstehen“. Gerade aus China zurück, hielt sie einen Augenblick inne und sagte dann: „alpitecture waren zwei sehr inspirierende Tage, um wieder zurückzukommen auf den Boden der Tatsachen.“
Vortrag 79
Âť Mercedes-Benz Museum, Stuttgart, 2006
Alpitecture Abschlussdiskussion: Alpen – Technologie – Architektur Teilnehmer:
» Dipl.-Ing. Astrid Piber UN Studio, Amsterdam | Partnerin
» Dr. Markus Walder, EOS. – Export Organisation Südtirol der Handelskammer Bozen | Vizedirektor
» Dipl.-Ing. Ernst Giselbrecht | Ernst Giselbrecht + Partner, Graz
» Dipl.-Ing. Eckehart Loidolt Schneider & Schumacher, Wien | Geschäftsführer
» Prof. Volkmar Bleicher » Hochschule für Technik Stuttgart | Transsolar Energietechnik, Stuttgart | Geschäftsführer
» Dipl.-Ing. Carlo Calderan Chefredakteur der Zeitschrift „turrisbabel“, Bozen
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Diskussion
Moderation:
» Dipl.-Ing. Georg Klotzner Höller & Klotzner Architekten, Meran | Partner
» Dr. Oliver Herwig Journalist, Autor, derator, München
Mo-
Alpitecture Abschlussdiskussion: Alpen – Technologie – Architektur
„Es ist zu warm, und bald wird Steinschlag einsetzen. Es ist aber müßig, über den Verfall der Berge zu lamentieren, zumal man als Zeitgenosse selbst mit dazu beiträgt, dass das Eis schmilzt. Schließlich habe ich mich schon früher für den Erhalt der Berge starkgemacht, bin aber trotzdem Auto gefahren.“ Reinhold Messner, Westwand, 2009. Der Blick geht nach oben zu den Bergen und wandert zurück ins Tal. Wie lassen sich schöne Landschaften erhalten im Zusammenspiel von Mensch und Natur, Architektur und Infrastruktur? An dieser Frage entzündete sich innerhalb der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion in der Aula der Bozener Landesberufsschule eine Kontroverse. Die Täler zu bebauen sei die einfachere Lösung, die Hänge zu verschonen hingegen die Aufgabe. Konzentration sei keine Option. Der Blick auf traditionelle Siedlungsräume und -strukturen hingegen eine Bereicherung, ein gewinnbringender Weg in die Zukunft. Welche Rolle aber haben dabei Architekten und Stadtplaner? Hier zeigte sich Konsens: Die Architektur habe die Kraft Veränderungen darzustellen und auf den Weg zu bringen, sie bewirke aber wenig ohne eine gesellschaftliche Basis und ohne Resonanz in der Bevölkerung. Baukultur sei nicht einfach nur ein großes Wort, Baukultur sei gelebter Umgang mit Tradition, Landschaft und Menschen, deren Wünsche und Bedürfnisse jeweils neu mit den Anforderungen der Zukunft in Einklang gebracht werden müssten. Landschaft, verlorene Natur sei eben nicht reversibel, war zu hören. Entsprechend gingen die Anstrengungen verstärkt auf das Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Architekten, etwa bei der Revitalisierung von Industriegebieten, die von reinen Orten der Produktion in lebendige, mit Städten und Kommunen vernetze Quartiere überführt werden müssten. Die Voraussetzung für einen solchen qualitativen Umbau besitze Südtirol – durch die Mentalität seiner Bürger ebenso wie die Planungsinstrumente der Regionalplaner. Bauen sei ein Prozess, der über Generationen erst Qualität hervorbringe. Dazu bedürfe es weder Megasiedlungen noch Wolkenkratzer, die in Konkurrenz zu den Dolomiten stünden. Eigenwilligkeit sei wichtiger Teil der Identität, die sich auch in der Qualität des Gebauten ausdrücke. Sie zu erhalten bedürfe freilich einer neuen gesellschaftlichen Anstrengung aller. Vor allem aber müsse man Politiker, Bürger und Planer zusammenbringen und gemeinsam für das Ziel begeistern, die Alpen auch in Zukunft als lebenswerten Ort zu erhalten, im Einklang von Wirtschaft und Natur.
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Diskussion
Die anregende Diskussion wurde in der warmen Sommernacht bei einem typischen Südtiroler Buffet von den Gästen weitergeführt.
Teilnehmer
„Mit viel Freude und Interesse fuhr ich nach Südtirol, das ich durch Urlaubsaufenthalte früherer Jahre kannte. Ich war sehr überrascht, von der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der letzten Jahrzehnte und der großen und vielfältigen Südtiroler Architekturszene. Die Begegnungen mit Handwerk, Industrie, Raum- und Verkehrsplanung etc. gaben Einblicke in Baukultur, Wirtschaft und Regionalentwicklung und die sich abzeichnende Vernetzung als Zukunftschance.
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Impressionen Prolog
„alpitecture ist eine herausragende Initiative nicht nur um über Architektur in den Alpen gemeinsam nachzudenken, sondern diese auch hautnah zu erleben. So gesehen, ist es eine der ganz wichtigen Initiativen für Baukultur. Wer dies einmal miterleben durfte, stellt sich die Frage, warum solche Initiativen und Gastfreundschaften nicht überall in Europa praktiziert werden.“ Ernst Giselbrecht, Inhaber Ernst Giselbrecht + Partner Architektur, Graz
Die neue Kultur des Bauens und der Technologie ist sinnfällig und wird international aufmerksam verfolgt. Sie ist der ästhetischen Moderne und der Tradition Südtirols verpflichtet, beispielhaft sichtbar am architektonischen und technischen Ausdruck des vielfach praktizierten Holzbaus. Die Vorträge, Exkursionen, Workshops und Diskussionen zu Themen der Architektur und Technologie in der Alpenregion Südtirol und der diesbezügliche Umgang mit der Topografie, dem Klima, der Kultur und der Landschaft waren für mich sehr bereichernd und Kontakt fördernd. Insgesamt ein toller Erfolg!“ Prof. Hans Struhk, Inhaber struhkarchitekten Planungsgesellschaft mbH, Braunschweig
„Vielen Dank für die gute Leitung. Es ist sicher nicht einfach einen solchen „Haufen“ von Individualisten mit Charme, Freundlichkeit und Bestimmtheit zu lenken. Es ist aber gelungen. Die Reise war erlebnisreich und kurzweilig. Interessant deshalb, da ich bereits darüber bei Bekannten berichte,... das ist ja ein gutes Zeichen wenn was zu erzählen ist.“ Manfred Ehrle, Partner Arcass Architekten Stuttgart
„Danke für die fantastische Zeit und die kostbaren Erfahrungen, die mit der wunderbaren Initiative alpitecture ermöglicht wird. Ich bin sehr glücklich, dabei gewesen sein zu dürfen und werde mich immer sehr gerne an das Gesamtkunstwerk erinnern.“ Monika Marasz, freie Architektin, Detmold
„Vielen Dank noch einmal für die schöne und sehr anregende Reise. Ich habe viel Interessantes gesehen und gehört und vor allem sehr nette Leute kennengelernt. Mit Einigen werde ich mich im Herbst in Südtirol treffen. “ Jens-Peter Frahm, Partner Schweger Associated Architects, Berlin
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„Es hat mir sehr viel Spaß und Freude gemacht in Südtirol unterwegs gewesen zu sein. Auf den Exkursionen, bei den Vorträgen und in den Workshops habe ich viele Anregungen bekommen und einiges über Südtirol und die Alpenregion dazu gelernt.“ Cornelius Schlotthauer, Associate Zaha Hadid Architects Hamburg
Impressionen Prolog
„Ein interessanter Erfahrungsaustausch mit KollegInnen. Ein interessanter Erfahrungsaustausch mit Firmen. Eine Horizonterweiterung bezüglich der Firmenstruktur jenseits des Brenners. Eine sehr intensive Tour de Force durch die Weinberge und Industriegebiete Südtirols. Im Rückblick ein buntes Kaleidoskop an Eindrücken, aber auch entspannten Stunden im für mich sehr angenehmen Hotel. Persönlich hätte ich mir etwas mehr Zeit für den Workshop gewünscht, nicht viel, aber vielleicht einen halben Tag mehr. Ich habe für mich interessante Kontakte und abwechslungreiche Tage mitgenommen.“ Ursula Faix, Partnerin bad architects group, Innsbruck
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Partner
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Auroport - COMPETENCE IN DOOR SOLUTIONS Auroport steht seit nun mehr als 30 Jahren für herausragende Tür & Torkonzepte. Die Kompetenz des Unternehmens liegt in der Realisierung architektonischer Entwürfe in puncto beweglicher Gebäudeabschlüsse. Im Werk bei Bruneck werden mit 28 Mitarbeitern Sondertoranlagen, Haustüren, Hoftoranlagen und Funktionstüren (beschusshemmend, luftdicht, wasserdicht, schalldämmend) nach höchsten technischen und architektonischen Anforderungen hergestellt. www.auroport.it
» Dietmar Auer Inhaber & Geschäftsführer
» Hannes Auer Verantwortlich für Arbeitsvorbereitung und Entwicklung
» Martin Kusstatscher | Duka Brandmanagement
» Pepi Blasbichler | geschäftsführung Sanika
Duka – The shower enclosure | Sanika – Fertigbad duka versteht sich als Spezialist für Duschabtrennungen. Oberstes Ziel der Produktentwicklung ist die Schaffung vielfältiger Möglichkeiten zur individuellen Raumgestaltung. Maßgeschneiderte Produkte, Perfektion in Technik und Qualität sowie kurze Lieferzeiten zeichnen das Unternehmen seit seiner Gründung 1979 aus. Technische Details wie die innovative Klebetechnik, elegante Schiebeelemente oder das Falt-Pendelsystem werden bis ins kleinste Detail geplant und im Haus produziert. Das Partnerunternehmen Sanika entwickelt und vertreibt Fertigbäder in Leichtbauweise für den Hochbau und deckt mit 2 Produktlinien die Anforderungen des Marktes ab. Mit einer Produktion von ca. 3.000 Fertigbädern im Jahr gehört Sanika zu den Marktführern in dieser Branche in Europa.
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www.duka.it
» Christian Krapf | Ges c h ä f t s entwicklung Sanika
Erlacher Innenausbau – der Tradition Verbunden, an der Zukunft orientiert Erlacher Innenausbau ist auf Raumakustik und Schallschutzlösungen sowie Beleuchtungskonzepte spezialisiert, realisiert zeitgenössische Architektur nach Maß. Stark in der Einrichtung von gehobener Hotellerie, Gastronomie, Appartements und Resorts, öffentlichen Gebäuden, Verwaltungsstrukturen, Banken und Büros, Bibliotheken, Schülerheimen, Senioren- und Pflegeheimen sowie privaten Villen und Häusern. Seit 1976 erstellt das Unternehmen hochwertigen Innenausbau samt Interieur sowie Komplettlösungen bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe. www.erlacher.it
» Toni Erlacher Inhaber und Geschäftsführer
» Thomas Erlacher | Inhaber und Geschäftsführer
» Heinrich Geier Marketing und Verkauf | Vertrieb International
Frener & Reifer Metallbau – Gebäudehüllen, Metall - und Glaskonstruktionen „Wir finden Lösungen wo andere nicht suchen. Wir finden die Grenzen des technisch Machbaren. Für außergewöhnliche Entwürfe herausragender Architekten.“ Das Unternehmen wurde 1974 von Georg Frener und Franz Reifer in Brixen / Südtirol gegründet. Der Schwerpunkt liegt in der Beratung, Entwicklung, Planung, Projektmanagement, Fertigung und Montage nachhaltiger Kundenlösungen. Sonderentwicklungen für Gebäudehüllen, exklusive Konstruktionen in Glas, Metall und andere Materialien – für alle Gebäudetypen. Der Hauptsitz ist in Brixen, weitere Standorte in Italien, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Russland und USA.
» Michael Purzer Head of Marketing and Sales
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www.frener-reifer.com
Höller KG – vollendet Räume Das Unternehmen ist seit seiner Gründung 1949 inhabergeführt und fertigt Einrichtung auf Maß für öffentliche Gebäude, gehobene Hotels, Banken, sowie anspruchsvolle private Wohnbereiche. Als hoch spezialisierter Einrichtungsbetrieb vereint HÖLLER planerische Fähigkeiten mit der Erarbeitung technischer Details bis zur Beschaffung und Integration ausgefallener Materialien. Die Mitarbeiter sind Spezialisten und planen und fertigen auf einer Betriebsfläche von 5.000 m² alle Produkte in überprüfter Qualität. www.hoeller.com
» Klaus Höller Geschäftsführer Höller KG
» Gabriel Troger Verkaufsmanagement | internationale Projekte
» Jakob Meraner Tischlermeister | Verkaufs/Projektleiter
» Claudia Bradlwarter Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
» Norbert Mair Geschäftsführer und Gesellschafter
KeyObject – Ihr Wunsch. Unser Ziel. Das Unternehmen ist auf den schlüsselfertigen Innenausbau spezialisiert. KeyObject hat seinen Sitz in Bozen und eine Filiale in München. Das Team ergänzt sich mit Partnern eines perfekt funktionierenden Netzwerkes, so gelingt es Projekte reibungslos zu realisieren. Die Kombination aus innovativem Design, perfekter Funktionalität und handwerklich geprägter Fertigung verleiht dem schlüsselfertigen Innenausbau seinen individuellen und damit unverwechselbaren Charakter. Das Ergebnis der Planung ist zeitloses und innovatives Design, perfekt in Funktionalität und Langlebigkeit.
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www.keyobject.it
Lanz Metall – solutions in glass & metal LANZ Metall steht seit 1963 für ein breites und hochwertiges Leistungsangebot, das von klassischen Schlosserprodukten über innovative Projektlösungen bis hin zu kundenspezifischen Sonderkonstruktionen reicht. Die professionelle Kombination aus handwerklicher Erfahrung und aktuellem technischem Know-How macht LANZ Metall zum kompetenten Partner im konstruktiven Glas- und Metallbau. www.lanz.bz.it
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» Thomas Pohl Geschäftsführer
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» Gert Lanz Inhaber
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alpitecture – die einzigartige Plattform zur Kommunikation neuer Ideen aus den Themen Alpen, Technologie und Architektur wurde angeregt von ap35 und initiiert von EOS. – Export Organisation Südtirol der Handelskammer Bozen. „Wir ebnen den Weg zu neuen Kunden und Märkten.“ EOS. unterstützt Südtiroler Unternehmen beim Aufbau und Konsolidierung von Märkten, knüpft Netzwerke, nutzt Synergien und trägt damit zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und langfristig zur Erhaltung des Wohlstands in Südtirol bei. EOS. – Export Organisation Südtirol der Handelskammer Bozen | Via Alto Aldige 60|Südtiroler Straße 60 I – 39100 Bozen | T. +39 04 71.94 57 50 | www.eos-export.org
ap35 GmbH Architecture Management & Relationship Marketing ist die Agentur für Markenstrategie, Markendarstellung sowie Markenkommunikation im Fachbereich Architektur. Unser Focus ist auf Architekten sowie Unternehmen mit Architekturschwerpunkten ausgerichtet. Unsere Agenturinhalte umfassen: Marketing, Beratung, Strategie, Corporate Design, Kommunikationsdesign, Public Relation, New Media, Grafikdesign sowie Veranstaltungsmanagement. Unsere Agentur ist Partner internationaler erfolgreicher Architekten und Unternehmen.
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Veranstalter
ap35 GmbH | Magirus-Deutz Str. 12 | D – 89077 Ulm | T. +49 731.140 225 0 | www.ap35.de
Partner und Medienpartner von Alpitecture:
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Partner
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