Sprachenrede – einfache Fremdsprachen oder ekstatisches Reden

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28.1.2010

ARTIKEL

Sprachenrede

‌einfache Fremdsprachen oder ekstatisches Reden | apologet


Sprachenrede

Im Neuen Testament wird einige, wenige Male ein Phänomen thematisiert, welches für sich genommen, als nicht besonders spektakulär zu bezeichnen ist: Das Reden in Fremdsprachen. In der pfingst-/charismatischen Bewegung wird eine gewisse (religions- und kultübergreifende) Praktik, die sogenannte Zungenrede bzw. Sprachenrede, auch Glossolalie (von altgr. γλῶσσα (glôssa), „Zunge, Sprache“ und λαλέω (laleô), „sprechen, reden“) damit identifiziert. Außerhalb dieser Bewegung steht man dieser Meinung äußerst kritisch gegenüber und verbindet mit dem Reden in fremden Sprachen in erster Hinsicht die verschiedenen Zeichen aus Mk16,17. Kernsätze pfingstlich/charismatischer Lehre    

Erweis der sogenannten Geistestaufe persönliche Gebetssprache der Verstand ist ausgeschaltet unbekannte Sprache

   

geistliche Kriegsführung Fürbitte wenn die Worte fehlen/Geheimnise mit Auslegung auch Botschaften

Was man zunächst feststellt, wenn man sich diesem Thema nähert ist, das im Wesentlichen sechs Bibelstellen, und ein ganzes Kapitel zu diesem Thema existieren. Das ist nicht wirklich viel. Zudem das Kapitel 14 des 1Korintherbriefes eine Kritik am Umgang mit dieser Thematik darstellt. Die erste Bibelstelle zu diesem Thema findet sich darüber hinaus im AT. Wenn man die Bibelstellen betrachtet, stellt sich die Frage, woher die pfingstlich/charismatischen Lehren stammen.   

Jesaja 28,11 (s.a. 5Mo28,49; Jer5,15) Markus 16,15ff Apostelgeschichte 2,1-21

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Apostelgeschichte 10,44-48 Apostelgeschichte 19,1-7 1Korinther 12-14

Textbetrachtung Jesaja 28,10-12 Erwarte Drangsal auf Drangsal, Hoffnung auf Hoffnung, noch ein bisschen, noch ein bisschen (Zeit) wegen der Verachtung(, die) von den Lippen (floss) in einer anderen Sprache, denn sie werden zu diesem Volk sprechen und ihm sagen: Dies ist die Erholung für den, der Hunger hat, und dies ist die Zerschmetterung, und sie wollten nicht hören. Septuaginta Deutsch Situation: Im Zusammenhang dieser Textstelle wird dem Leser mitgeteilt, daß Israel das Reden Gottes – offensichtlich das der Propheten – als “kindlich” abgelehnt und sich von Gott abgewandt hat. Jesaja, ein Prophet, warnte vor der Eroberung und Zerstreuung Israels. Die Assyrirer eroberten Israel und die Israeliten hörten diese unter sich reden [SPRACHE, BOTSCHAFT und ZEICHEN], dies war die Bestätigung des angekündigten Gerichtes durch Jesaja, weil Israel Gottes Wort abgelehnt hatte. Das alles spielte sich ca. 700 Jahre v. Chr. ab. Alttestamentliche Begebenheiten werden im Hebräerbrief als Schatten auf die neutestamentliche Erfüllung beschrieben.

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Drei grundlegende & wiederkehrende Merkmale:   

BOTSCHAFT konkrete, faßbare Information (hier: Umkehr zu Gott oder Gericht -> Christus V16), Verkündigung, Predigt, Lob Gottes ZEICHEN Bestätigung, Legitimation (hier: Gerichtsandrohung) SPRACHE verständlich, irdisch (hier: Assyrisch)

Wir machen jetzt einen Sprung von – wie gesagt – ca. 700 Jahren in die Zukunft, direkt zu den letzten Augenblicken vor der Himmelfahrt: Textbetrachtung Markus 16,15-18 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird’s ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen werden. LUT Immer davon ausgehend, das man bei der Auslegung biblischer Texte mit verschiedenen, vernünftigen Fragestellungen herangehen sollte (zu wem sagt wer, was, wann in welchem Zusammenhang etc.), läßt sich – nach meinem Verständnis – in dieser Bibelstelle mindestens ein grundlegender ZWECK der neutestamentlichen GABE des Redens in anderen (FREMD)SPRACHEN erkennen. Situation: Christus spricht hier zu den elf Jüngern/Aposteln (Juden! 1Kor1,21ff) am Ende der gemeinsamen dreijährigen Reise und fährt gleich zum Himmel auf. Er spricht nicht zu den 70 Jüngern, erst recht nicht zu all denen die ihm im Verlauf der letzten Jahre gefolgt sind. Dies ist eine Prophetie für die Apostel. Von der Erfüllung dieser Prophetie lesen wir bereits in Vers 20 (bereits Vergangenheit, s. a. Heb2,4)! Auch die Parallelstelle in Lukas 24,48 zeigt, daß hier explizit die Apostel gemeint sind. Er sendet an dieser Stelle konkret die anwesendes Apostel mit einem Missionsauftrag aus, um erstens das Evangelium der gesamten Schöpfung zu verkündigen [BOTSCHAFT] und verbindet dies zweitens mit einer Prophetie über begleitende ZEICHEN, zu welchen neben dem Austreiben von Dämonen (Apg16,18), Schlangen aufheben (Apg28,5), Schwachen die Hände aufzulegen (Apg9,12) eben auch drittens das Reden in FREMDSPRACHEN (Apg2,4) gehörte.

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Merkmale:  

BOTSCHAFT vom Reich Gottes, die gute Nachricht, Christus ist das Wesentliche in diesem Text, auch hier: Umkehr oder Gericht ZEICHEN zur Bestätigung und Legitimation von neuen Botschaften und den Übermittlern, hier dem Evangelium und den Aposteln. Paulus weist in 2Kor12,12 konkret auf den Zweck von Zeichen hin! SPRACHE nicht mehr nur Hebräisch wie bisher, sondern der ganzen Schöpfung in vielen neuen Sprachen

In der Apostelgeschichte 1,8 führt Lukas den Auftrag der Mission noch ein wenig detaillierter aus. In diesem kurzen Textabschnitt finden wir weitere interessante Aspekte. Wenn wir in Jesaja28,11 die Verheißung im AT finden, knüpft Christus in Markus16,15 und Apg1,8 daran an bzw. erneuert diese, lesen wir in Apg2, Apg8, 14, Apg10,44 und Apg19 von der Erfüllung. In der weiteren Stelle in 1Kor12-14 korrigiert Paulus die Handhabung. Textbetrachtung Apostelgeschichte 2,1-13 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an “einem” Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein. LUT Situation: Wie Jesus es ihnen vor seiner Himmelfahrt befohlen hatte, blieben die Jünger/Apostel in Jerusalem und waren am jüdischen Pfingstfest alle zusammen als sich die Verheißungen sowohl des Propheten Joel, wie auch Jesaja erfüllten.

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Merkmale:  

BOTSCHAFT verkündigt wurden die großen Taten Gottes, bzw. Christus denn Juden und explizit auch den Proselyten/Konvertiten in Jerusalem, wieder: Umkehr oder Gericht ZEICHEN um die Erfüllung der Verheißung des Herrn an die Apostel (Markus 16), und den Juden die es verstanden an Israel (Jesaja28) zu bestätigen, wurde als Zeichen des Gerichts (Ablehnung von Christus) offensichtlich erkannt, da es sie entsetzte, Gottes Wort in anderen Sprachen als Hebräisch zu hören. Wenige Jahre später (66-70n.Chr) wurde Jerusalem zerstört und die Juden zerstreut. SPRACHE es waren alles bekannte menschliche Sprachen und eine bewußte Verkündigung derjenigen, die in den für sie fremden und nicht erlernten Sprachen redeten bzw. predigten.

Textbetrachtung Apostelgeschichte 10,44-48 Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten. Und alle Gläubigen aus der Beschneidung, die mit Petrus gekommen waren, gerieten außer sich vor Staunen, daß die Gabe des Heiligen Geistes auch über die Heiden ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Sprachen reden und Gott hoch preisen. Da ergriff Petrus das Wort: Kann auch jemand diesen das Wasser verwehren, daß sie nicht getauft werden sollten, die den Heiligen Geist empfangen haben gleichwie wir? Und er befahl, daß sie getauft würden im Namen des Herrn. Da baten sie ihn, etliche Tage zu bleiben. LUT Situation: Petrus verkündigt das Evangelium in Judäa nachdem er von Gott auf eindrückliche Weise überzeugt worden ist (Situation Mischlinge/Samariter-Heiden). Die ersten Heiden werden zur Gemeinde hinzugefügt (in den Leib hinein getauft, 1Kor12,13) und das ohne vorherige Konvertierung zum Judentum (Beschneidung=Zeichen). Ein wenig später findet aus diesem Grund sogar ein Konzil in Jerusalem statt (Apg15). Merkmale:  

BOTSCHAFT Das Evangelium gilt im vollen Umfang auch den Heiden, was jedoch erst nach massiver Überzeugungsarbeit Gottes “akzeptiert” wird ZEICHEN um Gottes Hinwendung zu den Völkern zu bestätigen: die Gläubigen aus den Juden mußten anerkennen, das Gott keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Heiden machte, denn sie hörten sie in anderen Sprachen reden, es war offensichtlich das sie wiedergeboren waren, da sie sichtbar den Heiligen Geist empfangen hatten. SPRACHE wieder offensichtlich menschliche Sprachen, welche die Redenden zwar nicht kannten und gelernt hatten, aber den Juden bekannt waren (nicht unwahrscheinlich Hebräisch oder/und Aramäisch, ansonsten sprachen die Heiden Koine), da sie die Heiden Gott “hoch preisen” hörten.

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Textbetrachtung Apostelgeschichte 19,1-7 Es geschah aber, während Apollos in Korinth war, daß Paulus, nachdem er die höhergelegenen Gebiete durchzogen hatte, nach Ephesus kam. Und als er einige Jünger fand, sprach er zu ihnen: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie aber antworteten ihm: Wir haben nicht einmal gehört, daß der Heilige Geist da ist! Und er sprach zu ihnen: Worauf seid ihr denn getauft worden? Sie aber erwiderten: Auf die Taufe des Johannes. Da sprach Paulus: Johannes hat mit einer Taufe der Buße getauft und dem Volk gesagt, daß sie an den glauben sollten, der nach ihm kommt, das heißt an den Christus Jesus. Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. Und als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie redeten in Sprachen und weissagten. Es waren aber im ganzen etwa zwölf Männer. LUT Situation: Paulus begegnete auf seiner Missionsreise in Ephesus einer Gruppe von Männern die sich als “Jünger” betrachteten, aber als er sie fragte, ob sie bereits mit dem Heiligen Geist getauft wären, war ihnen unbekannt, das die Ausgießung bereits geschehen ist. Merkmale: 

BOTSCHAFT nicht mehr die Bußtaufe des Johannes welche ein äußeres Zeichen der Identifikation mit dem gottesfürchtigen Israel war, sondern die Geistestaufe des Herrn welche zur Gemeinde hinzutat ZEICHEN um den neuen Zeitabschnitt zu bestätigen: Der alte Bund ist durch den neuen Bund ersetzt, das Reden in anderen Sprachen bezeugte die verheißene Taufe des Herrn bzw. die Wiedergeburt. SPRACHE wieder ist nichts anderes erkennbar, als daß es sich wohl um menschliche Sprachen und kein ekstatisches Lallen handelte, die die Redenden nicht kannten.

Es existieren nun diese drei Fälle in der Apostelgeschichte in denen Menschen in anderen Sprachen (keine unbekannten Sprachen!) redeten und Gott verkündigten, jedesmal als Zeichen für die Juden, da der Glaube der Juden von Forderungen nach Zeichen gekennzeichnet war (Lk16,19-31; Joh12,37 Apg2,1-11, 10,44-46; 19,6-8, 1Kor1:22, 1Kor14:22). Und zwar einerseits als ein Gerichtszeichen für Israel (Jes28,11). Israel hat seinen Messias abgelehnt und andererseits als Zeichen der Hinwendung Gottes zu den Heiden. Die Reaktion eines Teils der Juden zu Pfingsten war dann ja auch Entsetzen (Apg2,12, Apg22,2122). Darunter ist meines Erachtens das Sprachenreden der Heiden einzuordnen (Apg10,4448), da es den Juden weiterhin zeigte, daß Gott auch diesen den Heiligen Geist gab bzw. diese wiedergeboren und errettet wurden. In zweiter Hinsicht hat Gott die Sprachenrede nach Apg2,4 benutzt, um Christus zu verkündigen, zu predigen. Bei den Korinthern bemängelt Paulus später das Durcheinander der Sprachenrede und das es keiner verstand, womit dieser Zweck nicht erfüllt werden konnte. Daher kann das Reden in fremden Sprachenrede, nach meinem Verständnis, offensichtlich auch als Offenbarungsgabe, neben der Prophetie und der Erkenntnisrede eingeordnet werden. Das Neue Testament lag in den Gemeinden noch nicht vor und diese waren auf direktes Reden Gottes angewiesen. www.apologet.de

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Im 1Korintherbrief finden wir – unter dem Gesichtspunkt der Kritik an den Korinthern, sowohl bei der Anwendung wie auch der grundsätzlichen Haltung zu den Dienstgaben – eine Liste von geistlichen (Wunder/Zeichen-) Gaben, welche von den anderen Aufzählungen eklatant abweicht. Interessant und auffällig ist, daß ausschließlich die (fleischlichen) Korinther Korrektur beim Umgang mit diesen Gaben brauchten. Entweder gab es diese Gaben in den anderen Gemeinden nicht, oder es Bestand dort diesbezüglich weder Lehrnoch Korrekturbedarf. Textbetrachtung 1Korinther 12,27-13,1;13 Ihr aber seid [der] Leib des Christus, und jeder ist ein Glied [daran] nach seinem Teil. Und Gott hat in der Gemeinde etliche eingesetzt, erstens als Apostel, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer; sodann Wunderkräfte, dann Gnadengaben der Heilungen, der Hilfeleistung, der Leitung, verschiedene Sprachen. Sind etwa alle Apostel? Sind etwa alle Propheten? Sind etwa alle Lehrer? Haben etwa alle Wunderkräfte? Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Können alle auslegen? Strebt aber eifrig nach den vorzüglicheren Gnadengaben, und ich will euch einen noch weit vortrefflicheren Weg zeigen: 13,1 Wenn ich in Sprachen der Menschen und der Engel redete, aber keine Liebe hätte, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. „…“ 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe. LUT Situation: Die Gemeinde in Korinth wurde vom Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise (Apg 18) gegründet. Nachdem die dortigen Juden das Evangelium mehrheitlich ablehnten, wandte er sich den Heiden zu und blieb ca. 1 ½ Jahre. Korinth war zur damaligen Zeit ein richtiges „Sündenbabel“. Der erste Korintherbrief ist eine Antwort auf einen Brief der Korinther, in welchem diese von vielen Problemen berichteten und Lehrfragen gestellt haben. Wenn man sich an den Anfang des Korintherbriefes erinnert, war es insbesondere für „Juden“*Matth12,39+ kennzeichnend, Zeichen zu „fordern“ und nicht auf das Wort der Propheten, den Tanach, die Bibel zu vertrauen. Ihre Haltung war es, das sie erst dann glauben wollten, wenn sie Zeichen sähen. Nun wurden auch von den Korinthern, Paulus nennt sie „fleischlich“ und „Kinder im Glauben“ (1Kor3,1ff), Zeichen zu einer Hauptsache erhoben. Der 1Korintherbrief ist also in erster Linie ein Brief der Zurechtweisung und Korrektur einer konkreten historischen – und hier von Bedeutung – heidenchristlichen Gemeinde. Die Korinther – ehemalige Götzendiener – haben das Entscheidende und Ewige mit dem Sekundären und Zeitweiligen vertauscht. Nicht die Vielfalt, sondern das Außergewöhnliche: “Zeichen”, “Wunder”, “Gaben” bzw. “Ämtern”, nicht aber die Liebe zu anderen war ihnen wichtig. Einzelne taten sich hervor und definierten sich z.B. über Ämter oder Gaben, soweit, daß es zu Spaltungen kam.

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Genau dies kritisiert Paulus in 1Kor12,27ff. Nicht Gaben an sich, oder dem Wunsch Gaben zu haben wird hier kritisiert, sondern die falsche Prioritätensetzung und Intention.   

BOTSCHAFT der Heilige Geist offenbart sich immer zum Nutzen aller, nicht jeder hat dieselbe Gabe SPRACHE verschiedene Sprachen, kein Wort davon das keine menschliche Sprachen waren, welche die Redenden nicht kannten ZEICHEN Es ist absolut auffällig, das in den anderen Gabenlisten (Eph4,8-12; Röm12,6-8; 1Petr4,10) die Zeichengaben und Wunderkräfte fehlen! Paulus baut hier erkennbar eine Argumentation auf, in welcher er die Prioritätensetzung der Korinther hinsichtlich der Zeichengaben – beispielhaft am Vergleich der Prophetie mit dem Reden in Fremdsprachen – und den Aposteln, dem Wort und der Liebe hinterfragt.

Ebenso wird beispielsweise bei der Erfüllung mit dem Heiligen Geist in Apg4,31; 9,17 und in Eph5,18-20 das Reden in anderen Sprachen nicht erwähnt. Nun kommen wir zu dem Kapitel in dem Paulus ausführlich seine Kritik am Beispiel der Gegenüberstellung des Redens in Fremdsprachen und der Weissagung/Prophetie festmacht. Die einzelnen Verse des folgenden Kapitels eignen sich hervorragend dazu, diese je nach dem für oder gegen das moderne Zungenreden zu verwenden. Meiner Überzeugung kann man jedoch dieses Kapitel nicht ohne Berücksichtigung der herausgearbeiteten Merkmale aus den anderen Bibeltexten: Das daß Reden in Sprachen in allen anderen Bibelstellen eine menschliche, verständliche Sprache, mit konkreten Informationen und einem zeichenhaften Charakter ist, lesen! Im Kapitel 13, dem schönsten Kapitel des Briefes endet Paulus mit den Worten: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.“ und leitet damit über zu den Ausführungen über das Reden in Sprachen. Textbetrachtung 1Korinther 14,1-2 1 Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber um die Gabe der prophetischen Rede! 2 Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist von Geheimnissen. 1Kor14,2 ist, wie der gesamte Korintherbrief als Ermahnung zu verstehen. Wenn jemand in Sprachen redet und dies nicht ausgelegt wird, redet er zu Gott und niemand versteht ihn, er „erbaut“ sich nur selbst. Daher kann man nicht von zwei verschiedenen Arten des Sprachenredens, einmal als „private Auferbauung“ und das andere Mal als „Zeichen“ für die Menschen. sprechen. Nein, es ist grundsätzlich zur Auferbauung anderer Menschen gedacht, wie alle Gaben immer Dienstgaben sind (1Petr4,10). In Korinth waren nicht, wie zu Pfingsten in Jerusalem, viele Personen aus dem Ausland anwesend, man sprach grundsätzlich eine gemeinsame Sprache (Griechisch/Koine). Wenn man in der Korinther Gemeinde beispielsweise einen der in Apg2 angesprochenen Sprachen oder Dialekte gesprochen hätte, wäre dies für die Anwesenden in der Regel unverständlich, ein „Geheimnis“ geblieben. Nur Gott (und der Redende) verstanden das Gesagte. www.apologet.de

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Eine andere ebenso mögliche Bedeutung des Wortes „Geheimnis“ bezieht sich auf den Inhalt. Wir finden diverse, vorher unbekannte Wahrheiten – „Geheimnisse“ – im NT, welche durch den Heilige Geist (Joh16,13) offenbart wurden:        

Israel und die Heidenchristen Röm11,25-32 und Eph3,1ff. Entrückung 1Kor15,51-55 und 1Thess4,10-17 Zusammenfassung aller Dinge unter einem Haupt Christus etc.(Eph1,9 -14.) Erbteil und Erben Gottes und Miterben Christi (Röm8,17), Christus in uns (Kol1,25-29) Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen (Kol2, 1-3) Das Geheimnis Christi (Kol4,3-4) Bosheit, (Thess2,7)

3 Wer aber prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. Paulus betont hier den besonderen Nutzen der Weissagung/prophetischen Rede, da diese im Gegensatz zur nicht übersetzten Sprachenrede alle erbaut! Das Wesen der Erbauung ist offenkundig informativer Natur, dahingestellt, ob es Ermahnung, Ermunterung, Offenbarung, Vorhersage oder Ähnliches darstellt. 4 Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde. Wer in einer Fremdsprache redet, wird nicht verstanden und hat nur selber etwas davon. So wie ich diese Gabe verstehe, bekam der Redner von Gott die Fähigkeit, sich in einer nicht erlernten Sprache zu artikulieren und wurde demzufolge durch die geistliche Aussage selbst erbaut. Es soll aber prinzipiell darum gehen, daß man anderen zum Nutzen sein soll, nicht nur sich selbst. Das Reden in anderen Sprachen ist demnach keine mystische oder ekstatische Erfahrung, sondern eine sinnhafte Fähigkeit. Gott ist ein Gott der Ordnung, sein Geist hilft uns zur Selbstkontrolle/Zucht/Nüchternheit. Roger Liebi und auch Heinz-Georg Wedel, sehen hier eine Verbindung zu einem anderen sehr bekannten Sprachwunder der Bibel: dem Turmbau zu Babel. Auch hier haben Menschen, die vorher allesamt nur eine Sprache sprechen konnten, von Gott in einem Augenblick neue, für sie fremde Sprachen erhalten in denen sie sich vollständig artikulieren konnten ohne diese Sprachen vorher erlernt zu haben. Mit dem Gericht der Sprachverwirrung endete Gottes Wirken mit der Völkerwelt. Ein Kapitel später beginnt Gott in Abram, sein Volk, die Hebräer, Israel entstehen zu lassen und wendet sich durch die Propheten grundsätzlich an Israel und durch eine Sprache (Hebräisch). Erst zu Pfingsten zeigt Gott durch das Reden in fremden Sprachen (das Gegenteil der Sprachverwirrung), welches zeichenhaft die Sprachverwirrung aufhebt, daß er sich mit seinem Heilswirken den Nationen wieder zuwendet.

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Das Reden in „neuen Zungen“ bzw. „Sprachen“ bezeugte folglich, daß Gottes Heilsbotschaft nun über den hebräisch-aramäischen Sprachraum hinausging. Kein anderes Zeichen konnte dafür geeigneter sein! Es veranschaulichte den heilsgeschichtlichen Übergang des Heilsangebots: Beginnend bei den Juden in Apg2, ging es dann über die Samariter (Mischvolk) in Apg8 bis hin zu den Heiden (Nationen) in Apg10 – genau entsprechend der in Apg1,8 angezeigten Reihenfolge. In den Evangelien ist noch die strikte Trennung Israel’s von den Heiden erkennbar, in der Apostelgeschichte wird die Hinwendung und Öffnung zu den Nationen bzw. Heiden deutlich. 5 Ich wollte, dass ihr alle in Zungen reden könntet; aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch reden könntet. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde dadurch erbaut werde. Man kann hier sowohl mit „auslegen“, wie „übersetzen“ übersetzen. Das Reden in Sprachen ist eine Gabe Gottes und hatte ihren Platz. Der Vergleich mit der Weissagung/Prophetie deutet darauf hin, daß hier ein ähnlicher Vorgang vonstatten ging, wie z.B. bei der Inspiration der Autoren der prophetischen Bücher der Bibel, die jeweils ihre eigene Persönlichkeit und eigenen Verstand nicht verloren. Das passierte sicherlich auch nicht bei den Personen die in anderen Sprachen redeten. Ein übernatürliches, mystisches Phänomen an sich (z.B. ekstatisches Reden) erbaut nicht, sondern der Inhalt des Gesprochenen, eben entweder übersetzt, oder gleich als Weissagung, bringt geistliches Wachstum, „erbaut“. Der Apostel Paulus hebt erneut deutlich hervor, das die inhaltlich für alle verständliche Weitergabe prophetischen Redens, nicht übersetzter Rede in fremden Sprachen vorzuziehen ist. 6 Nun aber, liebe Brüder, wenn ich zu euch käme und redete in Zungen, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht mit euch redete in Worten der Offenbarung oder der Erkenntnis oder der Prophetie oder der Lehre? Paulus stellt hier das Reden in Sprachen in eine Reihenfolge mit verschiedenen anderen Offenbarungsgaben und macht klar, daß es um den lehrreichen Nutzen bzw. Gewinn verständlicher Information für die Gemeinde an sich gehen soll. In den folgenden Beispielen/Analogien zeigt er deutlich auf, daß Laute oder Töne an sich nutzlos sind, es nicht um seelisch-mystische Erfahrung gehen kann. 7 Verhält sich’s doch auch so mit leblosen Dingen, die Töne hervorbringen, es sei eine Flöte oder eine Harfe: wenn sie nicht unterschiedliche Töne von sich geben, wie kann man erkennen, was auf der Flöte oder auf der Harfe gespielt wird?8 Und wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten? 9 So auch ihr: wenn ihr in Zungen redet und nicht mit deutlichen Worten, wie kann man wissen, was gemeint ist? Ihr werdet in den Wind reden.

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Egal ob Weissagung oder Reden in Sprachen, es ist nur dann brauchbar, wenn man weiß was gesprochen wird, wenn es verständlich ist, oder verständlich gemacht und eine geistliche Information vermittelt wird. Laute die man nicht versteht sind wertlos, egal ob für den Redenden, oder den Zuhörer. 10 Es gibt so viele Arten von Sprache in der Welt und nichts ist ohne Sprache. 11 Wenn ich nun die Bedeutung der Sprache nicht kenne, werde ich den nicht verstehen, der redet, und der redet, wird mich nicht verstehen. In anderen Übersetzungen wird hier der Begriff „Barbar“ benutzt. Dieser kommt aus dem Griechischen: bárbaros, und war die Bezeichnung im antiken Griechenland für alle, die nicht (oder schlecht) griechisch sprachen (wortwörtlich: „Stammler“). Hier fällt die Ähnlichkeit zu den „stammelnden Lippen“ auf. Die Inder verwenden das Sanskrit-Wort barbarāh (Plur.) ‚Stammler, Laller‘ zur Bezeichnung fremdartiger Völker. (deutsche Redensart: „Rhabarber Rhabarber“). Paulus variiert immer wieder ein und dasselbe Argument: Auf den Inhalt und die Verständlichkeit zum Nutzen aller kommt es an! 12 So auch ihr: da ihr euch bemüht um die Gaben des Geistes, so trachtet danach, dass ihr die Gemeinde erbaut und alles reichlich habt. Wiederum: Wenn wir geistliche Gaben anstreben und anwenden, dann grundsätzlich dafür der Gemeinde, den Geschwistern zu dienen! 13 Wer also in Zungen redet, der bete, dass er’s auch auslegen könne. Nach meinem Verständnis ist dieser Vers sehr einfach zu verstehen und besagt, das der, welcher in einer Fremdsprache spricht, betet, singt, dies auch übersetzen soll. 14 Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist; aber was ich im Sinn habe, bleibt ohne Frucht. Keinesfalls eine einfach zu verstehende Aussage, und wenn wir schon die verschiedensten, voneinander abweichenden Bibelübersetzungen wahrnehmen müssen, gibt es darüber hinaus völlig konträre Auslegungen. Hier ist grundlegend jedoch zum einen die Rede vom dem menschlichen Geist „pneuma“ (1Thess5,23; Ps77,7; Röm8,16). Und wenn vom Sinn „nous mou“ (Sinn, Bedeutung, Aussage, Aussagekraft) die Rede ist, geht es um den Verstand, das Denken und Verstehen. Der Heilige Geist inspiriert den Geist des Menschen mit bisher unbekanntem Wissen. Paulus sagt hier also, daß der Geist eines Menschen beim Reden in anderen Sprachen inspiriert betet, der Sinn, die Aussage jedoch anderen – so wie es eigentlich sein sollte – keinen Nutzen, keine Frucht bringt weil sie die Sprache nicht verstehen. Lediglich der Redner selbst wird, wie Vers 4 sagt, selbst erbaut durch das was er sagt.

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15 Wie soll es denn nun sein? Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand. 16 Wenn du Gott lobst im Geist, wie soll der, der als Unkundiger dabeisteht, das Amen sagen auf dein Dankgebet, da er doch nicht weiß, was du sagst? Der Redner weiß, was er sagt, der Sprachunkundige hingegen nicht. Der Redner kann „Amen“ sagen, wird erbaut, der sprachunkundige Hörer nicht. Dies ergibt Sinn, weil Paulus ja im gesamten Kapitel 14 den Vorzug der Prophetie gegenüber dem Reden in Fremdsprachen mit dem Argument herausstellt, das diese alle erbaut, Reden in Fremdsprachen jedoch nur den Redner selbst. Womit? Durch den Inhalt dessen was er redet. 17 Dein Dankgebet mag schön sein; aber der andere wird dadurch nicht erbaut. Noch einmal: Wenn wir geistliche Gaben anstreben und anwenden, dann grundsätzlich dafür der Gemeinde, den Geschwistern zu dienen! 18 Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle. Paulus hätte es gut gebrauchen können, da er auf seinen vielen Missionsreisen mit allen möglichen Fremdsprachen zu tun hatte (vgl. die Barbaren auf Malta [Apg 28,1], die Lykaonisch sprechenden Heiden in Lystra [Apg 14,11] etc.). Wobei hier auch an die natürlich Fremdsprachigkeit gedacht werden muß. 19 Aber ich will in der Gemeinde lieber fünf Worte reden mit meinem Verstand, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen. In Vers 6 hat Paulus deutlich gemacht was er hier meint, Worte mit dem Verstand, verständliche Worte, sind Worte der Offenbarung oder der Erkenntnis oder der Prophetie oder der Lehre. All das ist dem nicht übersetzten Reden in anderen Sprachen vorzuziehen. 20 Liebe Brüder, seid nicht Kinder, wenn es ums Verstehen geht; sondern seid Kinder, wenn es um Böses geht; im Verstehen aber seid vollkommen. 21 Im Gesetz steht geschrieben (Jesaja 28,11-12): »Ich will in andern Zungen und mit andern Lippen reden zu diesem Volk, und sie werden mich auch so nicht hören, spricht der Herr.« Wenn Juden vom „Gesetz“ bzw. von den „Weisungen“ sprachen, wurde damit der gesamte Tanach, das AT gemeint. Hier wird die Stelle, die wir als erstens angesehen haben zitiert: Jes28,11-12. Die Prophezeiung hat sich einmal vor 700 Jahren erfüllt (Naherfüllung) und zu Pfingsten in Jerusalem (Fernerfüllung). Ich sehe hier die wichtigere Bedeutung, da Gott schon damals wußte, daß Israel Christus den Eckstein (Jesaja 28,16) ablehnen würde. Es ist also ein Zeichen des Gerichts (Israel lehnte den Messias ab und nur ein Überrest von 3000 Menschen bekehrte sich zu Pfingsten) gewesen, aber darüber hinaus auch ein Zeichen der Hinwendung zur gesamten Schöpfung (Mk16,15ff): Gott sprach zu den Juden in Jerusalem in vielen fremden Sprachen und Dialekten. www.apologet.de

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Die Juden konnten das Sprachwunder biblisch einordnen, die Heidenchristen und ehemaligen Götzendiener in Korinth jedoch nicht, daher der konkrete Hinweis von Paulus auf Jesaja28,11. Er erklärt den Korinthern hier den Zweck dieser Gabe: 22 Darum ist die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen; die prophetische Rede aber ein Zeichen nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. So wie bereits die Jesajastelle angedeutet hat und in Markus 16 zu lesen war, stellt Paulus hier auch noch mal fest, das diese Gabe zu den Zeichen zu zählen ist und eben keine private Gebetssprache der Gläubigen war, sondern von Gott ausdrücklich für Ungläubige bestimmt war, für die Ungläubigen aus Israel. 23 Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle redeten in Zungen, es kämen aber Unkundige oder Ungläubige hinein, würden sie nicht sagen, ihr seid von Sinnen? Der Zusammenhang zu dem Ereignis in Jerusalem bzw. der Jesajaprophetie wird hier ganz offenkundig. Die Juden welche die Sprachen nicht verstanden haben, werden die so Redenden für betrunken, also von Sinnen halten. 24 Wenn sie aber alle prophetisch redeten und es käme ein Ungläubiger oder Unkundiger hinein, der würde von allen geprüft und von allen überführt; 25 was in seinem Herzen verborgen ist, würde offenbar, und so würde er niederfallen auf sein Angesicht, Gott anbeten und bekennen, dass Gott wahrhaftig unter euch ist. Prophetie/Weissagen kommt von „propheteuo“; und bedeutet etwas gerade “herauszusprechen”. Prophetie ist jedoch keinesfalls mit “Offenbarung” gleichzusetzen, sondern ist das Reden von bzw. für Gott. Wenn aus der Heiligen Schrift vorgelesen oder zitiert wird, ist das nichts anderes als prophetische Rede, jedoch keine aktuelle , oder neue Offenbarung. Offenbarung vollzieht sich in einem geistgewirkten (theopneustos) Vorgang, bei dem der jeweilige Prophet oder Apostel das Geheimnis (was Christus betrifft) von Gott enthüllt bekam. Prophetie ist dann “lediglich” der darauf folgende, äussere Vorgang, die Rede, das niedergeschriebene Dokument die prophetische Schrift. etwas das bis dahin nicht bekannt, verborgen war und durch den Propheten ans Licht gebracht wird. 26 Wie ist es denn nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Lasst es alles geschehen zur Erbauung!27 Wenn jemand in Zungen redet, so seien es zwei oder höchstens drei und einer nach dem andern; und einer lege es aus. 28 Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde und rede für sich selber und für Gott. 29 Auch von den Propheten lasst zwei oder drei reden, und die andern lasst darüber urteilen. 30 Wenn aber einem andern, der dabeisitzt, eine Offenbarung zuteil wird, so schweige der Erste. www.apologet.de

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Sprachenrede 31 Ihr könnt alle prophetisch reden, doch einer nach dem andern, damit alle lernen und alle ermahnt werden. 32 Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan. 33 Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Wie in allen Gemeinden der Heiligen Hier spricht Paulus konkret in die Situation der historischen Korinther Gemeinde hinein. Der Ablauf der Versammlungen war offensichtlich von Unordnung und – wie wir zu Beginn des Briefes lesen – von Streit geprägt. Egal ob Prophetie oder Botschaften in Sprachen, beides sollte erstens nicht durcheinander, nicht in zu großer Menge weitergegeben werden. Die prophetischen Botschaften bedurften der Korrektur, die in fremden Sprachen der Übersetzung, zudem ist man hinsichtlich der Menge des Gesagten nur bedingt aufnahmefähig. Etwas ist dann „untertan“ wenn man es kontrollieren kann, weiß was man sagt und tut. Wir sollen uns beherrschen, haben einen Geist der Selbstbeherrschung und Zucht bekommen und sollen nüchtern sein. Daher konnte man sich auf keinen Fall darauf berufen, der Geist hätte einen dazu gedrängt Dinge überhaupt zu sagen bzw. man habe nicht schweigen können. 34 sollen die Frauen schweigen in der Gemeindeversammlung; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. 35 Wollen sie aber etwas lernen, so sollen sie daheim ihre Männer fragen. Es steht der Frau schlecht an, in der Gemeinde zu reden. 36 Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen? Oder ist’s allein zu euch gekommen? 37 Wenn einer meint, er sei ein Prophet oder vom Geist erfüllt, der erkenne, dass es des Herrn Gebot ist, was ich euch schreibe. 38 Wer aber das nicht anerkennt, der wird auch nicht anerkannt. 39 Darum, liebe Brüder, bemüht euch um die prophetische Rede und wehrt nicht der Zungenrede. 40 Lasst aber alles ehrbar und ordentlich zugehen. Fazit Das Reden in fremden Sprachen war die Befähigung eines Menschen durch Gott, in einer, oder mehreren nicht erlernten Fremdsprachen zu sprechen. Als Zeichen hatte es zwei Funktionen. Zum einen als Gerichtszeichen für den ungläubigen Teil Israels, zum andern als Gnadenzeichen für die Nationen. Hier geschah eine zeichenhafte Umkehrung des ersten biblischen Sprachwunders in der Bibel, der Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel. Eine weitere Funktion war offensichtlich, zur Auferbauung der Gemeinde zu dienen, mußte daher zwingend übersetzt werden. Entweder durch die Person selbst, der ja verstand was er sagte, oder eine andere, welche von Gott dazu befähigt wurde. In diesem Fall hatte diese Gabe dieselbe Qualität wie die Weissagung/Prophetie.

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Sprachenrede

Diese Zeichen- und Offenbarungsgabe existiert meiner Meinung nach heute grundsätzlich nicht mehr, da kein Erfordernis mehr dafür existiert. Die heilsgeschichtliche Situation in der damals entstehenden Urgemeinde war eine völlig andere als heute, eine Zeit des Umbruchs. Letztlich bleibt Gott der Souverän und der Geist teilt aus wie er will, aber weder die Zeichenfunktion wird heute gebraucht, noch als Offenbarungsgabe besteht eine Notwendigkeit, da wir die vollständige Offenbarung dessen, was Gott uns hier und heute offenbaren wollte, vorliegen haben in dem vollständigen Wort Gottes. Das was in den Pfingstgemeinden und der charismatischen Bewegung als “Sprachenrede” praktiziert wird, ist nach meinem Verständnis zu fast 100% eine “Spontansprache” (ich dachte selber über zwanzig Jahre in anderen Sprachen zu reden…). Persönliches Nachwort Man mag nun fragen, wie ich zu dieser neuen Sichtweise gekommen bin, da doch eine ganze Biographie in Frage gestellt ist. Nach meinem Verständnis existiert ausschließlich eine verbindliche Norm (norma normans) an der sich alles zu orientieren hat – unabhängig von dem was Menschen denken, der eigenen Glaubwürdigkeit und all dem was ich bisher für Richtig hielt – Gottes Wort! Die Veränderung meiner Position vollzog sich letztlich in einem Prozeß, der über mehrere Jahre andauerte. Anfangs eher schleichende, mit der Zeit immer stärker aufkommende Zweifel an bisher unkritisch übernommenen Glaubenssätzen. Begonnen hat alles mit der Erkenntnis über die eklatante Diskrepanz zwischen dem Anspruch und der Realität innerhalb der pfingstlichen und charismatischen Bewegung. Heilungsversprechen, Prophetien die sich nicht erfüllten, nichtbiblische Praktiken und Lehren. Dazu kamen viele Gespräche mit Geschwistern deren Position ich anfänglich keineswegs teilte, denen ich widersprach, deren Argumentation mich aber immer tiefer in die Beschäftigung mit dem Wort Gottes zu diesem Thema führte. Die wesentlichen Grundzüge des hier vorliegenden Ausarbeitung geht vor allem auf das intensive Studium der Schrift zurück, viele Anregungen, hilfreiche Argumente und weiterführende Gedankengänge, bis hin zu völlig neuen Sichtweisen habe ich jedoch diversen hilfreichen Büchern, Aufsätzen und Arbeiten[1] der unterschiedlichsten Standpunkte entnommen, auf die ich im Einzelnen nicht weiter hingewiesen habe, die ich aber nicht unerwähnt lassen möchte. Wichtig bei alledem ist und bleibt, daß ich mich weiterhin mit meinen Geschwistern besonders in der Pfingstbewegung verbunden weiß, auch wenn unterschiedliche Positionen vorhanden sind. Wichtig ist mir weiterhin, daß ich Rechenschaft[1Petr3,15] ablege über das, was ich erkannt habe. sdg apologet www.apologet.de

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