Made in USA -Tauchen 08/2013

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Das Sternenbanner vor dem AquaLung-Sitz in Vista. Amerika, das ist Baseball, Cops und Hollywood. Diesen Lifestyle muss man verstehen, denn hier taucht man anders als bei uns.

Made in USA

Aqua Lung kennt jeder. In Deutschland werden die Produkte, die wir kaufen, aber nicht entworfen. Darum ist TAUCHEN nach Kalifornien geflogen, um einmal selbst zu erleben, was hinter der Lifestyle-Werbung der Firma steckt.

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ie Sonne brennt erbarmungslos auf den Asphalt. Endlos reihen sich die SUVs und Riesenwagen, die die Amerikaner so lieben, aneinander und schleppen sich träge über den grauen Asphalt mit seinen schwarzen Altersflecken wie müde Ameisen. Links und rechts der Freeways gruppieren sich identische Häuschen mit Garage und Garten in den rostbraunen Hügeln Kaliforniens wie Kulturen von Pilzen, und in jedem Garten schießen Sprinkler-Anlagen Wasser in die Vorgärten der Stadt. Nordöstlich von San Diego, knapp zwei Stunden von der steinigen Geröllwüste der mexikanischen Grenze entfernt, liegt Vista. Eine 100 000-EinwohnerStadt, die wirkt, als gäbe es hier höchstens 10 000 Bewohner, einen Sheriff, ein Post-Office und vielleicht eine kleine Shopping-

Don Rockwell (rechts), Chef von Aqua Lung Amerika, und TAUCHEN-Redakteur Alexander Krützfeldt (links).

Mall. Aber nicht mehr. Ohne das Wasser und die Klimaanlagen wäre dieser ganze Teil von Kalifornien nichts als tote Wüste – und fast unwirklich erscheinen

Übrigens:

Seit 1990 gehört Sea Quest zu Aqua Lung, auch Don Rockwell arbeitete selbst beim renommierten Jacket-Hersteller. Der Nachfolger vom „Pro QD“ ist das „Axiom“ von Aqua Lung.

die klimatisierten Räume der Büros, die erst möglich machen, dass in dieser Hitze hier überhaupt jemand anständig arbeiten kann. Aqua Lung ist vielen ein Begriff. Nicht nur hier in Vista. Oder bei der amerikanischen Grenzpolizei, die sofort weiß, wovon wir sprechen, als wir die Pässe zeigen – „ah, die Tauchfirma“ – ein Nicken und der wissende Blick hinter den verspie-

gelten Flieger-Sonnenbrillen der Border-Patrol-Beamten. Dann geben sie uns die Dokumente zurück. Aqua Lung ist für viele Deutsche Inbegriff für Tauchequipment – „Look“-Maske, ApeksRegler, Whites-Anzüge. Trotz allem kann man sich fragen, was all die hochglanzpolierten Werbeplakate mit unserer Wirklichkeit Zuhause am See zu tun haben – und genau darum haben wir uns auf den Weg nach Kalifornien gemacht, um genau das zu erfahren. Die Adresse: 2340 Cousteau Court. Im Labor Don Rockwell ist der Chef hier. Der 55-Jährige, der den vielleicht coolsten Namen für einen Hollywood-Action-Helden trägt, leitet hier die Geschicke und Geschäfte der MillionenFirma. „Uns ist es wichtig, zu

Aqua Lung investiert Unmengen an Zeit in die Qualitätskontrolle in Mexicali – Dry-Cores und Jackets werden hier gefertigt.

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Ein Jacket besteht aus rund 100 verschiedenen, kleinteiligen Papierskizzen, die in Größe und Form mehrfach verändert und angepasst werden. Aus ihnen wird ein Prototyp, der vom ersten Entwurf bis zur Entstehung des fertigen Teils, das produziert werden soll, im eigenen Haus entsteht – und das dauert. Je nach Komplexität des Entwurfs zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Viele Prototypen entstehen aus einem Entwurf und werden getaucht und wieder verworfen, bis das Endprodukt fertig ist (Beispiel: „Soul i3“).

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FOTOs: A. Krützfedt / Francis Blétry (www.scubashop.ch)

vom prototyp zum produkt


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Mexicali hat rund eine Million Einwohner und liegt an der US-Grenze.

Francisco Ochoa (links) und AquaLung-Deutschland-Chef Werner Thomaier.

verstehen, dass wir nicht einfach Geld verdienen wollen“, sagt er und lächelt, ohne den gestrengen und bestimmten Ausdruck eines Geschäftsführers in seinen Augen zu verlieren. „Wir wollen den Sport voranbringen – wir wollen, dass die Hemmschwelle zum Tauchen gesenkt wird und dass wir es jedem so einfach wie möglich machen, ins Wasser zu gehen“, sagt Rockwell, „und das soll sich in unseren Produkten widerspiegeln.“ „Es ist wichtig, gewisse Kernkompetenzen zu haben“, erklärt Rockwell. „Apeks macht hervorragende Atemregler, daher ist Apeks unsere technische Schiene für sehr anspruchsvolle Taucher, und obwohl diese Marke zu uns gehört, muss sie vom Namen her eigenständig sein. Denn jeder kennt Apeks und verbindet etwas Besonderes damit.“ Dasselbe gilt für Whites: Aqua Lung hat sich durch den Kauf der kanadischen Firma die Möglichkeit geschaffen, einen besonderen Trockentauchanzug ins Sortiment aufzunehmen – einen Anzug für jedermann quasi. Aber Aqua Lung reicht durch seine Historie auch weit bis nach Frankreich und Deutschland hinein, wo es eigene, sehr selbstständige Niederlassungen gibt, die durch die Geschichte von Cousteau und Gagnan bedingt sind. Und dies sind nur zwei der insgesamt 14 Niederlassungen auf der Welt mit wieder einigen Untermarken wie Technisub und Aqua Sphere, die in den Konzern eingespeist wurden, 92

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um ABC-Ausrüstungen und Schwimmartikel zu produzieren. Außerdem vertreibt Aqua Lung auch Suunto. Und trotzdem ist die Firma nur ein geringer Geschäftsbereich des mächtigen Mutterkonzerns, des Industrie- und Medizin-GasHerstellers Air Liquide. Als die Sonne am höchsten steht und droht, ihre Hitze trotz Klimaanlage in die Büros abzugeben, fällt uns der funkelnde Pool im Garten auf. „Natürlich legen wir unseren Mitarbeitern

Im Werk in Mexicali arbeiten rund 250 Mitarbeiter. Sie fertigen am Tag mehrere hundert Produkte und sogar mehrere Linien gleichzeitig.

nahe, jedenfalls denen, die es wollen, einen Tauchkurs zu machen“, erklärt Rockwell. „Einige von uns gehen regelmäßig zusammen tauchen.“ Der Pool „im Garten“ dient aber nicht nur der spontanen Erfrischung bei den sonnigen Temperaturen Süd-Kaliforniens: Hier werden auch Jackets auf Herz und Nieren geprüft. Aqua Lung lässt sie in einer Wettermaschine schnell altern und simuliert so unzählige Tauchgänge für die Auftriebskörper – um zu sehen, wie sie der massiven Alterung standhalten. „Wir machen das auch mit den Produkten der Mitbewerber, um zu sehen, wer vielleicht was besser macht“, sagt Rockwell. „Es ist enorm wichtig, sich genau den Markt anzuschauen.“ Auch die Regler werden auf 50 Meter Tiefe in einem Wasserbecken genau geprüft, die Jackets zum Platzen gebracht, um ihre Füllmenge unter Stressbedingungen zu überprüfen. Und anders, als oft gedacht, wird der Auftrieb der Tarierwesten sowohl im leeren Zustand als auch mit Flasche und Testdummy im Jacket überprüft. Und das laut Hersteller bei jedem einzelnen Produkt, das später ausgeliefert wird. Ein enormer Zeitaufwand. „Aber Qualität ist für uns alles“, sagt Rockwell und faltet die Hände auf dem Tisch. Mexiko, 45 Grad celsius Nach drei Stunden in der steinigen Wüste Südkaliforniens, nach einer kurzen Rast in einer

kleinen, bedrückenden Geisterstadt, erreichen wir Calexico. Die beiden Städte Calexico und Mexicali sind beide zusammengesetzte Namen aus den Begriffen „Mexiko“ und „California“ – sie heißen so, weil beide Orte Schwesterstädte an der amerikanisch-mexikanischen Grenze sind. Calexico liegt im US-Teil, Mexicali ist sein Nachbar in Mexiko. Wer im Suff auf die Idee gekommen ist, diese beiden Städte so zu benennen, können uns auch die Einheimischen nicht sagen. Als wir die Grenze erreichen, fordert ein Schild auf Englisch die US-Bürger auf, ihre Schusswaffen abzulegen, weil die in Mexiko illegal sind. Hier am Grenzübergang reihen sich rostige und längst aufgegebene Lieferwagen und Trucks aneinander. Was wir in Mexiko wollen, fragen die Grenzbeamten, als sie unsere Pässe kontrollieren. Aqua Lung in Mexicali besuchen, sagen wir. Und vielleicht echten Tequila kaufen. Die Beamten nicken. Ja, Aqua Lung kennen sie – und Tequila kaufen möchte vermutlich jeder, der in das Land kommt. Mexicali liegt in einer Senke unterhalb des Meeresspiegels und sammelt die Wüstenhitze wie ein trockener Teich. Es ist drückend heiß, die Luft schwer. Vor Ort empfängt uns Francisco Ochoa, natürlich in einem klimatisierten Büro. Der 54-Jährige arbeitet seit 1997 für Aqua Lung und leitet die Fertigungsabteilung des Konzerns. Hier werden von 250 Mexikanern

Die Jacket-Produktion geschieht in Handarbeit. Nur das Zuschneiden und die Details macht die Maschine.

die Jackets und Anzüge gefertigt und überprüft – mehrere hundert Produkte am Tag. Als Ochoa uns zeigt, wie beispielsweise nicht nur jedes einzelne Jacket, bevor es in den Karton wandert, auf Nähte und Fehler überprüft wird, sondern auch

jeder Whites-Trocki 16 Minuten mit Luft gefüllt in einem Wasserbecken auf undichte Stellen überprüft und dann sogar noch aufgeblasen wird, sind wir zunächst sprachlos. Der Aufwand, der hier zur Kontrolle betrieben wird, ist nämlich wirklich be-

eindruckend. Ochoa führt uns in einen Raum mit einer großen Luftpumpe – „hier schließen wir alle Jackets an und befüllen sie, um zu sehen, welchem Druck sie standhalten“, sagt er. Von jeder Produktreihe wird ein Jacket „gesprengt“: Es wird gefüllt, bis es zerplatzt. Ein lauter Knall. „Dies hat jetzt 18 bar ausgehalten“, sagt Ochoa und lächelt, als hätte er es an der Lautstärke des Knalls erkannt. „Vorgeschrieben sind nur sechs bar.“ Als wir Mexiko verlassen, sind wir um eine Erkenntnis reicher: Wir sind in Deutschland nicht solcher Hitze ausgeliefert, die mit uns macht, dass wir den ganzen Tag mit Shorts und Surfbrett herumrennen. Aber nur diese zwei Orte erklären, warum Aqua Lung sich auf den Werbeplakaten hübsch, sexy und hipp gibt. Es ist wie das Leben hier – wirklich. Das muss man als RegenDeutscher erstmal verkraften. Alexander Krützfeldt

Aqua lung

1943 ging aus der Entwicklungsarbeit von JacquesYves Cousteau und Émile Gagnan der erste Atemregler hervor. Aus der damaligen Firma La Spirotechnique wurde 1958 Aqua Lung. 1990 kaufte Aqua Lung Sea Quest, 1997 kam Apeks hinzu und 2010 folgte Whites.

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FOTO: Aqua lung

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