Das Künstler*innen Buch

Page 1

hcuB Das Künstler*innen Ausstellung im Rahmen der Städtepartnerschaft Bamberg – Villach


2


hcuB Das Künstler*innen Ausstellung im Rahmen der Städtepartnerschaft Bamberg – Villach

Christine Frick, Angelika Gigauri, Beka Gigauri, Hermine Gold, Nora Gomringer/Reimar Limmer, Lena Maria Gräwe, Christine Gruber, Katharina Heubner, Matthias Höppel, Das Institut /INFuG, Gerd Kanz, Simone Lorenz, Monika Meinhart, Monika Pellkofer-Griesshammer, Heike Preier, Heidrun Schimmel, Peter Schoppel, Michaela Schwarzmann, Maria Söllner, Marianne Vordermayr, Eva Maria Winter, Andrea Wunderlich Nadja Brugger-Isopp, Caroline, Simone Dueller, Günter Egger, Gernot FischerKondratovitch, Eva Funk, Lisa Huber, Angelika Kaufmann, Cornelius Kolig, Arnold Kreuter, Heinz Ortner, Astrid Pazelt, Peter Putz, Barbara Rapp, Johanna Sadounig, Sheida Samyi, Elisabeth Schwendner, Hubert Sielecki, Herwig Steiner, Céline Struger, Julian Taupe, Larissa Tomassetti

3


4


Die Partnerschaft Bamberg-Villach hat ihre Wurzeln in der gemeinsamen Vergangenheit, denn unsere Stadt war rund 750 Jahre im Besitz der Bamberger Bischöfe. Die Alte Bamberger Burg, nach der Sanierung seit dem Jahr 2003 Wohnstätte für 23 Familien, erinnert noch an jene Zeit. Zwar hat sich im Laufe der Jahrhunderte die Art des Miteinanders gewandelt, die freundschaftliche Beziehung der beiden Städte ist jedoch geblieben Bereits in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kam es zu ersten Kontaktaufnahmen und Schulaustauschaktionen. Am 25. Juni 1973 wurde diese Freundschaft in der Alten Hofhaltung in Bamberg schließlich mit einem Partnerschaftsvertrag besiegelt. Heute, 43 Jahre später, stellen wir mit großer Freude fest, dass sich zwischen Bamberg und Villach eine tragfähige, echte und herzliche Freundschaft entwickelt hat. Eine Freundschaft, die in einer neuen Qualität internationalen Verständnisses weit über die offiziellen Begegnungen hinaus von Vereinen, Gruppen, Familien und Einzelnen in beachtenswerter Vielfalt mit pulsierendem Leben erfüllt ist. Bamberg und Villach leben mit ihrer Städtepartnerschaft im besten Sinne der europäischen Integration. Unsere Freunde aus Bamberg fühlen sich in Villach heimisch und umgekehrt ist es genauso. Gegenseitige Besuche bei Veranstaltungen unterstreichen nicht nur die Freundschaft, sondern sind Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung. Es ist wichtig, diese Begeisterung an die nächste Generation weiterzugeben, damit lieb gewordene Beziehungen und Freundschaften bewahrt und neue hinzugewonnen werden, denn auch die beste Partnerschaft braucht Pflege. Wir sind stolz auf unsere Stadt. Wir sind stolz auf unsere Partnerstadt Bamberg, die seit 1993 als größtes zusammenhängendes Altstadtensemble Europas unter besonderem Schutz des UNESCO-Welterbes steht. Es ist unsere Aufgabe, auch in Zukunft alles dazu beizutragen, dass die Bürgerinnen und Bürger der beiden Städte zusammenfinden und grenzenlose Gemeinsamkeit leben.

Günther Albel Bürgermeister der Stadt Villach

Vom 11. März bis zum 24. April dieses Jahres haben 46 Künstlerinnen und Künstler aus Oberfranken sowie 22 Kunstschaffende aus Österreich in der Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer Einblick in ihr Schaffen gegeben. Vom 4. Mai an ist ein Teil der Ausstellung „Das Künstler*innen-Buch“ nun in der Villacher Galerie in der Freihausgasse zu sehen. Ihre Leiterin, die Galeristin Edith-Eva Kapeller hat diese besondere Kooperation mit großem persönlichem Einsatz begleitet und mitkonzipiert. An dem Projekt war auch der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler in Oberfranken (BBK) mit seinem ersten Vorsitzenden Gerhard Schlötzer an maßgeblicher Stelle beteiligt. Allen die an dieser gemeinsamen Ausstellung mitgewirkt haben, danke ich herzlich. Zu den Themen „Buch“ und „Kunst“ hat die Weltkulturerbestadt Bamberg übrigens eine enge historische Verbindung. So beherbergt unsere Stadt seit rund tausend Jahren mit der „Bamberger Apokalypse“ (entstanden zwischen 1000 und 1025) und dem „Lorscher Arzneibuch“ (um 795) zwei Meisterwerke der mittelalterlichen Buchkunst, die zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehören. Herzlichen Dank sage ich allen Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit ihren Werken an der Ausstellung „Das Künstler*innen-Buch“ beteiligen. Gerne hat die Stadt Bamberg dieses Projekt im Bereich der Bildenden Kunst unterstützt. Die Ausstellung ist ein weiteres fruchtbares Ergebnis der Partnerschaft zwischen unseren beiden Städten, die am 25. Juni 1973, also vor mittlerweile über vier Jahrzehnten, feierlich besiegelt wurde. Längst ist aus dieser Partnerschaft eine enge Freundschaft geworden, die sich nicht auf die politischen Repräsentanten beschränkt, sondern von den Bürgerinnen und Bürgern intensiv und gerne gelebt wird. Das zeigen die vielen lebendigen Verbindungen und gegenseitigen Besuche von zahlreichen Vereinen, Verbänden und Institutionen. Der Ausstellung „Künstler*innen-Buch“ wünsche ich viele interessierte Besucherinnen und Besucher.

Andreas Starke Oberbürgermeister der Stadt Bamberg

5


6


Mit großer Freude hat die Galerie Freihausgasse die Einladung des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Bamberg-Oberfranken, im Rahmen der Städtepartnerschaft Bamberg – Villach eine gemeinsame Ausstellung zum Thema „Das Künstler*innenbuch“ zu zeigen, angenommen. Von allen Medien ist das Buch wohl dasjenige, welches die größte Spannung in sich trägt. Bedingt durch die Auseinandersetzung des Betrachters mit dem Manifestierten, Festgehaltenen wird immer wieder etwas Neues geschaffen - das Ding an sich in der Betrachtung ergänzt und erst dadurch vervollständigt. So entfalten sich Bilder, Figuren, Erzählungen. Auch der Besuch einer Ausstellung bedingt, dass man sich auf das Gezeigte einlässt und mit offenem Blick sich selbst darin begegnet, etwas Neues zu entdecken. Die interkulturelle Ausstellung „Das Künstler*innen-Buch“ zeigt Bücher von 22 Bamberger und 22 Villacher KünstlerInnen. Diese KünstlerInnenbücher sind so mannigfaltig, so vielfältig wie die moderne Kunst selbst. Es sind Arbeiten in den unterschiedlichsten Formen und Techniken; Gezeigt werden Skizzen- und Konzeptbücher, Reise- oder Studiotagebücher, die mehr oder weniger Privates der KünstlerInnen offenbaren, Bücher mit Originalgrafiken, Zeichnungen, Fotografien, Malereien, skulpturale Gebilde, Comics und Leporellos. Hier ein Hinweis auf mittelalterliche Corpora, dort ein augenzwinkernder Verweis auf den E-Book-Hype. Es sind Dokumentationen des künstlerischen Schaffens und nicht zuletzt sind diese Bücher selbst Kunstwerke. Es ist hochspannend, sich auf diese Bücher visuell und teilweise auch haptisch einzulassen, in ihre Bilder, Erzählungen und Phantasien einzutauchen. Ich wünsche Ihnen beim Besuch der Ausstellung oder auch beim Blättern in diesem Ausstellungskatalog viele interessante Gedanken und Bilder, die hoffentlich durch und über die gezeigten Werke hinaus bei Ihnen entstehen.

Edith Eva Kapeller Kuratorin Galerie Freihausgasse

Am Anfang war das Wort. Künstlerbücher stand auf einer Liste mit möglichen Ausstellungsthemen an der Pinnwand im Büro des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Oberfranken. Einmal im Jahr kann dieser regionale Verein, der Teil des bundesweiten BBK ist und die Interessen professioneller bildender Künstler vertritt, in der Bamberger Stadtgalerie Villa Dessauer ausstellen. Er tut dies seit vielen Jahren unter Titeln wie: „Wanderer durch die Welt“, „Wo bleibt das Schöne?“, „Zimmer frei“, „verzweigt“, „Respekt“, „Ware Kunst – wahre Kunst“, „DIN A-4“. Durch den Kontakt mit der Galerie in der Freihausgasse Villach wuchs die Idee, von Künstlerinnen und Künstlern aus Oberfranken und Kärnten gestaltete Bücher zu einem gemeinsamen Konzept zusammenzufassen und in Ausstellungen in beiden Partnerstädten – im Umfang angepasst an die vorhandenen Räumlichkeiten – zu zeigen. Dazu mussten Präsentationsformen gefunden werden, die sowohl den Arbeiten gerecht werden als auch dem Publikum möglichst umfassenden Einblick gewähren. Deshalb liegen die meisten Bücher auf speziell gefertigten Pulten und soweit es die oft empfindlichen Unikate zulassen, können die Besucher mit Baumwollhandschuhen darin blättern. So unterschiedlich die Arbeitsgebiete der Bildenden Kunst sind, scheint das Buch doch das verbindende Glied zu sein. Manche Bücher dokumentieren den täglichen Arbeitsprozess und waren nie für die Öffentlichkeit gedacht, werden hier aber ausnahmsweise gezeigt. Andere sind das in einer größeren Auflage gedruckte Endprodukt einer längeren Schaffenskette. Auch die kreative Umarbeitung vorhandener Bücher und die schaffende Reflexion des Themas Buch an sich, sind Konstanten dieser Ausstellung. Immer ist die Abfolge, die Geschichte, wichtiger als die einzelne Seite, das Einzelbild. Darin ist das Buch dem Film verwandt. Es fügt einzelne Arbeiten in einen zeitlichen Zusammenhang, der durch Umblättern sowohl vorwärts als auch rückwärts gelesen werden kann. Auch wenn das zunächst nicht beabsichtigt war, entsteht lesbarer Sinnzusammenhang und in den Galerieräumen treten die einzelnen Bücher in Beziehung zueinander, das ist der Mehrwert einer Buchausstellung.

Gerhard Schlötzer Vorsitzender BBK Oberfranken

7


Mikrokosmen, Multiversen, Mysterien, Exerzitien – Das Phänomen „Künstlerbuch“. Prof. Dr. Hubert Sowa

Es mag banal und tautologisch klingen: „Künstlerbücher“ sind Bücher, die von Buchkünstlern gemacht sind. Das wären im Grunde nicht nur alle von Hand gemachten, mit Bildern und Kalligraphien geschmückten und auch als Objekte gestalteten Bücher vom vorgutenbergschen Typus, sondern auch alle handwerklich gedruckten typographisch und graphisch gestalteten Bücher, ja u.U. auch industriell hergestellte Bücher, deren Gestaltung ja nach wie vor in den Händen von Typographen, Designern, also angewandten Künstlern usw. liegt (was sogar für Telefonbücher gilt). Eine präzisere Eingrenzung scheint kaum möglich. Zugleich hilft aber auch die extreme Entgrenzung des Begriffs nicht wirklich weiter, denn wir verstehen unter „Künstlerbüchern“ – in Unterscheidung von wissenschaftlichen Büchern, belletristischen Büchern, Bilderbüchern und Bildbänden usw. – in der Regel bestimmte „abweichende“ und „spezielle“ Formen von Büchern, die als Phänomene im Rahmen der Entwicklung der Kunst der Moderne aufgetreten sind, also Bücher, die im Rahmen der Bildenden Kunst der Moderne die Form des Buches in einer besonderen Weise benutzen und reflektieren. Diese Künstlerbücher sind weder literarische Bücher, noch wissenschaftliche Sachbücher, obwohl sie Anteile dieser anderen Buchformen enthalten können. Sie müssen auch nicht unbedingt „handgemacht“ sein. Man könnte auch sagen: In der Form des „Künstlerbuches“ manifestiert sich ein künstlerisches Denken, das sich weder auf das Gemälde, die Graphik, das Foto, die Plastik usw. beschränken will, auch nicht auf die Textillustration usw., sondern grenzüberschreitend verschiedene Gestaltungsmedien zwischen Bild, Text und Materialität nutzt, um so eine eigene und originäre mediale Form zu schaffen, die dennoch morphologisch dem klassischen Medium „Buch“ ähnelt. Ein komplexer Befund Das klingt nun wiederum sehr kompliziert und ungenau. Ein Blick in die jüngere Kunstgeschichte hilft weiter: Als 1977 im Rahmen der „documenta 6“ in Kassel erstmals eine umfangreiche Ausstellung von Künstlerbüchern gezeigt und in einem Katalog systematisiert wurde, wurde in diesem Zusammenhang eine Fülle heterogener Phänomene präsentiert, die sich auch aus heterogenen historischen Traditionen ableiteten. In der documenta-Kollektion fanden sich: Schachteln und objektartige Sammelalben aus der Tradition der FluxusKunst; davon abgeleitete Objektkataloge und -zeitschriften; künstlerische Protokoll-, Projekt- und Tagebücher mit Skizzen, Texten, Dokumenten; verfremdete, überarbeitete, umfunktionierte und zerstörte Bücher, die ursprünglich „normale“ Bücher gewesen waren aber in ihrem Sinn gravierend verwandelt wurden; „Antibücher“, die zwar manche Eigenschaften von gewohnten Büchern aufgreifen, andere aber systematisch negieren; Buch-Objekte von skulpturalem oder plastischem Charakter; Rauminstallationen unter Verwendung von Büchern; systematisch geführte Künstler-Skizzenbücher, die sich bestimmten Themen oder Ereignissen widmen, wie etwa die traditionellen Werkstattbücher oder Reisetagebücher; 8

konzeptuelle Kunstwerke in Form von Büchern, die eine eigene, neue Art des bildlich-schriftlichen Denkens entwickeln und die die mediale Grenzüberschreitung an sich selbst thematisieren. Ein Beispiel, das in der damaligen Präsentation zu sehen war, kann die Problemlage des letztgenannten Typs verdeutlichen: On Kawaras Buchwerk “One Million Years“ bestand aus zehn monumentalen, schwarz gebundenen und mit Goldprägung beschrifteten Bänden. Ihr Inhalt war die Auflistung aller Jahreszahlen von 998.031 v. Chr. bis 1969 n. Chr., säuberlich und seitenfüllend hinter- und untereinander in Zeilen gedruckt. Dieses konzeptuelle Buchwerk ist weder für die Lektüre noch für die Betrachtung gefertigt. Es vermittelt keine Erkenntnis, sondern eine Idee. In der Vitrine liegend stimuliert es primär die Vorstellungskraft des Betrachters, der sich im Blick auf die in ihrer Masse und Fülle präsenten Folianten die erhabene Unendlichkeit der Zeit vorstellen kann, die als Vergangenheit auf die Jetztzeit – 1969 – zuläuft. Dieses Buch-Objekt enthält Informationen – sogar eine Überfülle von Informationen. Aber es will sie nicht in der gewohnten Weise an den Leser weitergeben, wie das bei normalen Büchern geschieht. Es bestätigt die Form „Buch“ – man kann es blättern und lesen und ins Regal stellen – und zugleich macht es deutlich, dass es kein normales Buch ist. Vielmehr stellt es ein Experiment mit der Buchform und dem Buchinhalt an, führt das klassische Buch an eine Grenze, an der es fragwürdig wird: Das Buch wird zum mysteriösen Bild der Zeit – akribisch das Unendliche buchstabierend. Bildermächtige Bücher Eine derart kritische, abweichende Umgangsweise von Künstlern mit der Buchform gehört in die extreme Phase avantgardistischer Kunst im Ausgang der „zweiten Moderne“. In der sog. „ersten“ oder „klassischen“ Moderne bis zum 2. Weltkrieg gab es zwar durchaus auch schon grenzüberschreitende Umgangsformen von Künstlern mit dem Buch. Aber diese Formen waren doch im Wesentlichen Fortsetzungen des klassischen illustrierten Buches – entweder als Bild-Text-Buch oder als reines Bilderbuch. Die oft opulenten druckgraphischen Buchwerke von Künstlern wie Matisse, Braque, Picasso, Max Ernst, Dali oder Miró zeichneten sich dadurch aus, dass sie die klassische Hierarchie des „führenden“ Textes und des „dienenden“ Bildes in Frage stellten1. Das Bild wurde dominant, die Schrift oft kalligraphisch-bildhaft eingesetzt. Auch bekamen die Bücher mitunter durch ihr ungewöhnliches Format Objektcharakter. Mitunter ähnelten sie klassischen illustrierten Büchern, mitunter autonomen Bildromanen, mitunter auch Bildmappen, Katalogen oder Bildsammlungen. Sie alle aber wenden sich vom Einzelbild ab und definieren sich wesentlich durch die „Bildfolge“. Sie benutzen also den „diskursiven“ (durchlaufenden) Charakter des Buches, um ein fluideres und umfangreicheres Bilddenken zu realisieren. Die „Diskursivität“ des Buches ermöglicht – dem Film vergleichbar – den Zugriff auf andere inhaltliche Dimensionen, und sie übertrifft die Zeigekraft des Einzelbildes: Diese z. T. durchaus bereits experimentell operierenden Bild-Bücher (paradigmatisch sei das Buch „Jazz“ von Henry Matisse genannt) sind auf „Ausweitung, Totalität und Prozessualität“ hin angelegt, zugleich konsequent auf


„Widersprüche“ und „Brüche“. Im Grunde sind das Ideen, die schon in der frühen Romantik vorgeprägt wurden, in der der „Roman“ zum Inbegriff künstlerischer Totalität wurde (Novalis!)2: der radikal gedachte Roman ist ein komplexes Weltbuch, das sich kaum mehr linear erzählen lässt. Sich selbst reflektierende Buchmysterien Auch noch nach dem zweiten Weltkrieg nahmen Künstler der „zweiten Moderne“ diesen Faden auf: Antoni Tapies, Asger Jorn, Jean Dubuffet, die Lettristen und Situationisten, aber z.B. auch Anselm Kiefer, Jörg Immendorf oder Jochen Gerz schufen Buchwerke, die entweder klassische Bilderbücher oder Bild-TextBücher sind. Die Tendenz zur Entgrenzung radikalisiert sich in solchen Beispielen, in denen überhaupt keine lineare Lektüre mehr angelegt ist, sondern die Offenheit vielperspektivischer Bildpartikel vorherrscht. In extremer Weise ist das dort der Fall, wo unter dem Einfluss von FLUXUS aleatorische Prinzipien ins Spiel kommen, ja diskursiv lesbarer „Sinn“ fundamental negiert wird. In diesem Einflussfeld entstehen Bücher, die sich selbst als Objekt thematisieren, sich in sich selbst verschließen, oder die sich so vollkommen öffnen, dass sie direkt das ALLES der Welt zeigen. Wenn Dieter Rot etwa schon in den 1970er Jahren eine „Sammlung flachen Abfalls“ in Buchform bringt, wenn Bücher sich zum Ephemeren hin entgrenzen, wenn Sammel- und Archivierungstendenzen sich um ihrer selbst willen in gigantischen Büchern ausleben, in Romanen von der Erhabenheit des ALLES, in Büchern, die zugleich Objekte und Medien sind, dann ist die Buchkunst der zweiten Moderne ganz in ihrem Element. Das Buch wird dann zu einer Denkform, in der sich eine genuine Art des künstlerischen Denkens und Arbeitens ereignet, die alle medial begrenzten Formen sprengt und die Schönheit der beständigen Veränderung, der unbegrenzten Partikularisierung und Dynamisierung zu realisieren versucht3. Es wird zu einem komplexen Organismus der Aufzeichnung von ALLEM, zum Multiversum, in dem kein Augenblick der Zeit verloren geht. Und es wird zu einem in Mysterium umso stärker verschließt, je mehr es sich öffnet. Die ausgestellten Bücher Die Bücher der Villacher Ausstellung – wie schon zuvor der noch etwas umfangreicheren Bamberger Ausstellung – gewähren Einblick in diese Mysterien des modernen KünstlerInnenbuches – und zugleich können sie diesen Einblick doch auch nicht vollständig gewähren, denn es gehört zum Wesen der Bücher, dass sie das, was sie zeigen, zugleich verbergen. Jede hier und jetzt aufgeschlagene Seite verbirgt die davor- und dahinter liegenden Seiten. Buchrücken und Buchdeckel sind zeigefreudige Schauseiten, die das Innere verbergen. Sich mit Büchern beschäftigende KünstlerInnen sind vielleicht von allen Bildenden KünstlerInnen die mitteilungsfreudigsten – und zugleich die verschlossensten. Vielleicht arbeiten viele auch nur für sich selbst. Ihr weit ausgreifendes Streben nach Perfektion des Erforschens und Erfassens von VIELEM und ALLEM ist zugleich ein Streben nach Intimität, Verheimlichung und Verschlossenheit. Es gibt in dieser Ausstellung gemalte, gezeichnete, fotografierte und gedruckte Bücher, es gibt Unikate und multiplizierte Auflagenbücher. Es gibt Bücher mit und ohne Text, Tagebücher, Dokumentationen, kleine und große Bildromane, Emblembü-

cher, betont kostbare und betont pover gemachte Bücher. Es gibt heitere, naive, gesprächige, barock überquellende und hochreflexive, hermetische, minimalistische, schweigsame Bücher, solche die argumentieren, dokumentieren, erzählen oder auch einfach nur darlegen und zeigen. Manche Bücher zeugen von asketischen Exerzitien, von Disziplin, Präzision und Kargheit, andere von wildem Sichausleben und Sichverschwenden. Es gibt Bücher zum Anfassen und solche, die sagen: „Fass mich nicht an!“ In vielen von Ihnen erscheinen die uralten, z. T. mythischen Metaphern vom „Buch der Welt“, dem „Buch des Lebens“, dem „Buch der Weisheit“, dem „Buch der Natur“ oder dem „Buch der Geschichte“4 in neuem künstlerischem Gewand. Manchen Besuchern wird es wohl mit diesen Büchern so gehen wie dem reisenden Heinrich von Ofterdingen in Novalis’ gleichnamigem romantischen Roman, der einen Eremiten in seiner Höhle besucht, seine Bibliothek bewundern darf und dort ein besonders rätselhaftes Buch findet, in dem er blättert: „Er blätterte mit unendlicher Lust umher. […] Er hätte sich sehnlichst gewünscht, die Sprache zu kennen, denn das Buch gefiel ihm vorzüglich, ohne dass er eine Sylbe davon verstand. Es hatte keinen Titel, doch fand er noch beym Suchen einige Bilder. Sie dünkten ihm ganz wunderbar bekannt, und wie er recht zusah, entdeckte er seine eigene Gestalt ziemlich kenntlich unter den Figuren.“5

Prof. Dr. Hubert Sowa Kunst und ihre Didaktik Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Literatur: Blumenberg, Hans: Die Lesbarkeit der Welt. Frankfurt/M. 1981. Haenlein, Carl (Hrsg.): Das Buch des Künstlers. Malerbücher aus der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Bayerische Akademie der Schönen Künste München. München/Hannover 1989. Katalog „documenta 6“, Band 3. Kassel 1977. Novalis: Heinrich von Ofterdingen. In: Novalis: Werke, Tagebücher und Briefe. Hrsg. Hans-Joachim Mähl und Richard Samuel. München/Wien 1978. Band 1, S. 237-383. Roob, Alexander: Theorie des Bildromans. Köln 1997. 1 2 3 4 5

Vgl. Haenlein 1989 Vgl. Roob 1997, S. 20 ff. Vgl. ebd. S. 16 f. und 50 f. Vgl. hierzu umfassend Blumenberg 1981. Novalis, S. 312

9


Künstler*innen aus Bamberg

Christine Frick Fotografischer Blick in den bosnischen Wäschekorb, 2003 Die Fotoserie zeigt Wäscheleinen vor Kulissen mit Kriegs- und Armutsspuren in Bosnien aus den Jahren 2002 bis 2007. Die Serie hat ihren Ursprung in den Erfahrungen einer Kriegsflüchtigen von 1914 und 1941 und basiert auf deren Aussage: »Unverschuldete Armut hat ein sauberes Gesicht«. Die Fotos spiegeln die Anstrengungen zur Sauberkeit und damit zur Wahrung der eigenen Würde dieser Menschen wider.

1966 geboren in Forchheim | Studium des dreidimensionalen Gestaltens, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg | 1. und 2. Staatsexamen; künstlerischer Schwerpunkt: Fotografie | Diverse Ausstellungen, Workshops, (EU-)Projekte und Symposien im In- und Ausland, u.a. in Zusammenarbeit mit Goethe-Instituten, der Robert-Bosch-Stiftung und dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg | Alumna der Robert-Bosch-Stiftung Berlin | Leitung Werkstatt in der Fabrik; Vorstand im kind, kunst, kultur e.V. | Projektbeiratstätigkeit MitOst e.V. | Ausstellungskoordination BBK Oberfranken Die ursprüngliche Aufgabe der Fotografie liegt im Abbilden der Wirklichkeit. Durch Motivwahl, Ausschnitt und Bildbearbeitung löst Christine Frick diese sichtbare Welt auf und erkundet das Rätselhafte dahinter. 10


Angelika Gigauri Zehnmonatige Weltreise 1987/88 3 Reisetagebücher mit Skizzen und Reisebeschreibungen 1. Buch: Indien: Delhi – Srinagar – Ladakh – Delhi – Jodhpur – Jaisalmer – Jaipur – Agra – Varanasi Nepal: Kathmandu – Pokhara – Treckingtour Burma: Rangoon – Maymo – Pagan – Rangoon Thailand: Bangkok – Phuket – Ko Samet China: Peking – Xian – Chengdu – Kunming – Guilin – Hongkong Singapur 2. Buch: Neuseeland: Nord- und Südinsel Australien: Sydney – Rockhampton – Cairns – Darwin – Ayers Rock – Adelaide – Melbourne – Sydney Fiji Islands Hawaii – Oahu 3. Buch: USA: Los Angeles – Grand Canyon – Las Vegas – Death Valley – Sequoia Park – Yosemite – San Francisco – New York...........Kulmbach

1952 geb. in Kulmbach; 1970-74 Studium an der FH-München, mit Abschluss als Grafik-Designerin 1980-2000 Studium an der Universität München (Kunsterziehung), mit Abschluss des 1. und 2. Staatsexamens 1987-88 zehnmonatige Studienreise nach Asien, Australien, Neuseeland, Südsee, USA 1992 Ausbildung zur Yogalehrerin bei Heinz Grill 1997 Teilnahme an der Fachtagung für Pflanzenfarben am Goetheanum in Dornach mit Günter Meier. Er forschte 30 Jahre an der Herstellung der Pflanzenfarben. Seit 1997 Malerei mit Pflanzenfarben 2006 Kennenlernen der Pflanzenfarbenherstellung durch Andrea Partheymüller-Gerber 2014-15 Fachfortbildungen zum Thema „Geistiges Schauen“ in Italien (Tenno) mit Heinz Grill 11


Beka Gigauri Sichtungen 2011 bis 2013 Unbewusste Zeichnungen

1969 geboren in Tbilisi, Georgien 1986 – 1991 Studium der Malerei an der Staatlichen Kunstakademie Tbilisi ab 1992 wohnhaft in Deutschland 1997 – 2001 Studium an der HDK Berlin, Klasse Walter Stöhrer, mit Meisterschüler-Abschluss unter Leitung der Professoren Marwan und Dieter Appelt 2000 Austauschstudium an der New York Studio School (USA) 12


Hermine Gold Reise an die entlegenen Orte der menschlichen Seele, 2012 Leporello Gedanken und Bilder zu den verschiedenen Zuständen, Empfindungen, Gefühlen, denen der Mensch immer wieder ausgesetzt ist. Er muss sich jedes Mal von Neuem mit ihnen auseinandersetzen, wenn er sein Leben bewältigen will.

1945 geboren in Oberrodach/Kronach 1964-67 Studium an der Pädagogischen Hochschule Würzburg Seit 1990 künstlerisch tätig (Malerei und Objektkunst) Mitgliedschaft im Kunstverein Erlangen und im Berufsverband Bildender Künstler Oberfranken (BBK) Beteiligung an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland. 13


Nora Gomringer · Reimar Limmer Lockbuch – Kleine Novelle vom Verlassen und Werden in Bildern und Zeilen, Zeichen und Wunden, 2015 In ihrem »Lockbuch« kombiniert Nora Gomringer kurze Textelemente mit eigenen Fotografien, die ganz aus dem Leben stammen, nämlich weitestgehend auf verschiedenen Kontinenten mit dem Handy aufgenommen wurden. Satz und Buchgestaltung von Reimar Limmer. Veröffentlichung der Maximilian-Gesellschaft für das Jahr 2015. Fadengeheftete Broschur mit Transparentumschlag im Schuber. 112 Seiten. 26 x 18,5 cm.

Nora Gomringer hat sieben Lyrikbände vorgelegt und schreibt für Rundfunk und Feuilleton. Zuletzt veröffentlichte sie die Gedichtbände „Mein Gedicht fragt nicht lange reloaded“ sowie „Morbus“ (beide Voland & Quist). Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen sowie Aufenthaltsstipendien in Venedig, New York, Berlin, Ahrenshoop, Krems und Nowosibirsk wurde ihr 2012 der Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik zuerkannt, 2015 erhielt sie den Weilheimer Literaturpreis und den Ingeborg-Bachmann-Preis. Nora Gomringer lebt in Bamberg, wo sie das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia leitet. Reimar Limmer studierte von 2000 bis 2005 Kommunikationsdesign. Seitdem ist er als Grafiker und Illustrator vor allem im Kulturbereich tätig und illustrierte zuletzt Nora Gomringers „Monster Poems“ und „Morbus“ (beide Voland & Quist). Er lebt und arbeitet in Bamberg. 14


Lena Maria Gräwe Maros Spur Maros Spur Der Schnee schmilzt und ist doch kaum gefallen. Und so schmilzt auch die Wärme unter dem Schnee. Grau ist der Himmel, so grau als könnte da noch mehr kommen. Aber es sind keine Flocken, es ist nur Regen. Regen. Nichts regt sich mehr. Da ist nur das Bleituch des Himmels; nur dieser lähmende Augenblick und das Seufzen und der stumme Schrei hinter euren Händen, die zusammengewachsen sind wie am Waldrand das frische Sommergesträuch. Hände. Waren so kleine Hände, wie Töne in sanftem Moll, zart wie die Kohlmeisen an der Birke dort drüben, waren so kleine Füße so frisch, so neu, so wunderbar wie eine erste Spur im Schnee. Schnee. Ach, den Schnee braucht die Erde ja, und, wenn er geht, den Regen, und alle Tränen fließen ins dunkle Meer und alle Augenblicken sinken in die Stille, und jeder Seufzer und jeder Schrei gehört zum großen Akkord des Sterbens wie des Lebens. Leben. 2000 – 2002 Studien der Philosophie, Kunstgeschichte, Italienisch 2002 – 2007 Studium Lehramt Kunsterziehung, Bauhaus-Universität Weimar 2007 – 2008 Studium Freie Kunst (Diplom), Bauhaus-Universität Weimar 2010 – 2013 Lehrtätigkeit am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt seit 2013 Lehrtätigkeit am Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt seit 2003 freie künstlerische Tätigkeit und Ausstellungsbeteiligungen

Bobby Langer, Januar 2016

Gruppenausstellungen (Auswahl):
 wechselstrom | 2003 | malerei | weimar rewake 41 | 2004 | zeichnung im raum| weimar das tier in mir | 2005 | video | weimar retrospekt | holzskulptur | 2006 | graz bilderwahn | galerie eigenheim | malerei| 2006 | weimar weimar – New York |2007 | kunsthalle | weimar kulturmodell | 2009| rauminstallation | passau bazzonale| 2010 | malerei | weimar kontaktfestival | 2011| malerei | bamberg TRIO | 2013 | malerei | bamberg RESPEKT bbk Jahresausstellung | 2013 | malerei | bamberg A4 bbk Jahresausstellung | 2014 | malerei | bamberg 15


Christine Gruber Reklame! AnnoJant 2000 Wildern in Büchern Meine Improvisationen (ent)falten sich an Bildern, Texten oder Themen der Bücher, die ich mir aneigne. Zum Beispiel AnnoJant!: Zeit ist ein anrüchiges Wort. Ich war von Jugend an und ich bin, kaum sichtbar, rot. Frosch singt die Lieder in Blei. Kalt oder warm ist Kunst die beste Qual für Teufel. Weltbeherrschende Schönheit ins Sanatorium, allen voraus. Das Alter ist eine Hyäne. Sie werden schon recht grau, beste Hyäne, wollen wir schlafen? Im Wasser der Ostsee. Die See ist kalt. Stromer wärmt die Frau zu Hause. Herz kostet nichts, Liebling.

Malerin | geboren in Bobingen bei Augsburg | lebt seit 1982 in Bamberg. Studium (1973 – 1982): Studium der Kunsterziehung und Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München | Studium der Kunstgeschichte und Anglistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München 1. und 2. Staatsexamen für Kunsterziehung an Gymnasien | Diplom für Malerei. Preise: 1981 Förderstipendium der Stadt München | 1987 - 1988 Stipendium des Landes Niedersachsen, 1987 – 1988 Gast im Atelierhaus Worpswede | 1990, 1996, 2000 Gast im Wilke-Atelier, Bremerhaven | 1996 Volker-Hinniger-Preis, Bamberg | 1996 Anerkennungspreis der Nürnberger Nachrichten | 1998 – 1999 Atelierstipendium des Bayerischen Staates | 2000 Stipendium der Stadt Bremerhaven | 2000 Frauenförderpreis des Landkreises Augsburg. Arbeiten im öffentlichen Raum: Ansbach, Staatliches Hochbauamt | Bamberg, Museen der Stadt Bamberg und Stadtbücherei | Bremen, Stadtsparkasse | Bremerhaven, Deutsches Schifffahrtsmuseum und Morgenstern-Museum | Markt Eggolsheim, Rathaus | Würzburg, Universitäts-Kinderklinik. 16


Katharina Heubner Regulärer Zustand? Eine performative »KonzeptBuchProduktion« Book on Demand beschreibt ein Verfahren, welches Bücher erst dann in die Postproduktion gibt, wenn sie bestellt bzw. schon bezahlt sind. Dieses Verfahren wird vor allen Dingen von kleinen Verlagen verwendet, um finanziellen Risiken aus dem Weg zu gehen und bezüglich des Layouts flexibel zu bleiben. Ich mache mir für die Ausstellung dieses Verfahren zunutze und werde in der Ausstellung das von mir geschaffene Buch »Regulärer Zustand?« erst dann produzieren, wenn ich einen Auftrag von einem Gast bekomme.

2015 Ernennung zur Meisterschülerin seit 2015 Postgraduales Studium Kunst im öffentlichen Raum, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg 2009 – 2015 Studium Bildhauerei, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, Prof. Michael Stevenson und Prof. Claus Bury 2006 – 2009 Ausbildung zur Buchbinderin (Einzel- & Sonderfertigung) 1986 geboren in & aufgewachsen bei Coburg 17


Matthias Höppel Fliegen, tröllern, tirilieren, hüpfen, zwitschern, musizieren. 2016 Matthias Höppel zeichnet Schüler bei der Arbeit. Diese Zeichnungen zeigen den Alltag des Unterrichts, der ab und an aus den Fugen geraten und so manchen Schülern zusätzliche Hausaufgaben bescheren kann. Die im Laufe der Jahre gewachsene Sammlung an Gedichten der Schüler und den Zeichnungen ist ein fortlaufender Prozess und wird in diesem Buch erstmals zusammengefasst.

1980 geboren in Bamberg 2001 – 2008 Schauspieler am Theater „thevo“, Nürnberg 2001 – 2003 Studium der Freien Grafik, Malerei und Objektkunst bei Prof. Rolf-Gunter Dienst an der Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg 2003 – 2005 Studium der Kunsterziehung bei Prof. Christine Colditz, AdBK, Nürnberg 2005 – 2008 Studium der Freien Kunst und Kunsterziehung bei Prof. Thomas Hartmann, AdBK, Nürnberg 2010 2. Staatsexamen in Kunsterziehung lebt und arbeitet in Nürnberg 18


Institut für Untersuchungen von Grenzzuständen ästhetischer Systeme (DAS INSTITUT / INFuG) Friedolin Kleuderlein Bernhard Kümmelmann Hubert Sowa seit 1981 Das seit 1981 im »Skriptorium« entstehende CORPUS von Handschriften und gedruckten Büchern ist ein komplexes Bildund Textwerk, das bisher nur an drei Orten teilweise gezeigt wurde. Teilelemente sind z.B.: Baseler Corpus (9 Bände), Kronacher Corpus (77 Bände), Graues Westwerk (5 Bände), Graues Emplekton (11 Bände), Blaues Corpus (11 Bände), Rotes Corpus (27 Bände), Gelbes Corpus (11 Bände), Kleine Schriften (150 Bände), INFuGIANA (zwischen 1985 und 2000: 17 Bände). Außer den als Schriftenreihe gedruckten »INFuGIANA« sind die Corpora UnikatHandschriften mit Zeichnungen, Partituren, Gesängen und gemalten Bildern. In der Villacher Ausstellung wird das »Kronacher Corpus« gezeigt.

Das Institut/INFuG: 1981: Gründung 1987: Bamberg, Neue Residenz: »Stolpern im Grenzland« 1989: Kassel, documenta 8, Rahmenprogramm: »Laborversuch im Reflektorium« 1992: Het Apollohuis Eindhoven: »Cameramusik Dritte Übung« 1993: Steirischer Herbst Graz: »Cameramusik Vierte Übung« (mit Rainer Gottemeier) 1999: 7. Internationale Performance-Konferenz in Glarus/Schweiz: „Sprachlisten“ 8. Internationale Performance-Konferenz in Frankfurt/Main: „Wer ist im Bild?“ 19


Gerd Kanz Endless River 2016 »Ich wusste, der Horizont würde nie enden und stapfte drauf los« 1966 geboren in Erlangen 1987 – 1993 Studium Freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, bei Prof. L. Scharl und Prof. J. Grützke Preise und Anerkennungen: 1989 Kulturförderpreis der Stadt Coburg 1991 Meisterschüler bei Prof. Scharl 1993 Kulturpreis Land Coburg 1994 Debütantenpreis des Freistaates Bayern 1996 Stipendium Künstlerbahnhof Ebernburg, Bad Münster a. Stein 1998 Projektförderung des Bayerischen Kulturfonds 1999 Projektförderung des Bayerischen Kulturfonds 2000 Landesanstalt für Wein- u. Gartenbau, Veitshöchheim, Kunst am Bau, 1. Preis 2009 Kunstpreis Blau-Orange, KV Coburg, 1. Preis 2011 Otmar Alt – Stipendium, Hamm 2012 Kunstpreis d. Fördervereins d. Landesgartenschau Bamberg, 1. Preis 2014 Künstler des Monats der Metropolregion Nürnberg 2016 Kunstpreis Hassberge, 1. Preis 20


Simone Lorenz Ein Buch 2015 Eine kurzweilige Lektüre, die ein humoriges Textwerk verspricht und vielleicht auch den einen oder anderen unersättlichen Handyuser für kurze Zeit vom Marathon-SMS-Tippen abhält. Wissenswertes: Wenn auch klein, ist es ein Buch. Fachleute würden es als flexible Broschur bezeichnen. Durch den Innenfalz entsteht der Ausgleich, den die gefalzten Blätter benötigen. Gleichzeitig verschwindet der Heftfaden unsichtbar für die Außenansicht im Falz. Neodym-Magnete verschließen das Buch auf eine elegante Weise. Der Karton für die Mappe wurde aus geschredderten Katalogen angefertigt – in Memoriam Quelle. Auf alle Fälle: mit Vergnügen, erlebt recherchiert geschrieben gestaltet gedruckt gefalzt gebunden

Buchbindermeisterin seit 1996 Mitarbeiterin in der Buchwerkstatt des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Eigene Buchbinderei in Eggolsheim -> Experimentelle Einbände und Buchrestaurierung. Fortbildung bei Prof. Mechthild Lobisch, Edwin Heim, Hedi Kyle... Kursleiterin für verschiedene Buchbindetechniken und Papiergestaltung Ausstellungen im In- und Ausland. Designpreis des Oberfränkischen Handwerks 2012 Die Idee | Das Papier | Mein Handwerk In meiner Werkstatt entsteht Traditionelles und Innovatives aus Papier. Qualität und Funktion stehen dabei an erster Stelle. In Verbindung mit außergewöhnlichen Materialien und Methoden erschaffe ich Bücher und Faltwerke, in die Gedankenspiele oder Geistesblitze niedergeschrieben werden können. Ebenso gestalte ich maßgerechte Aufbewahrungsboxen, individuelle Präsentationsmappen, sowie Alben der besonderen Art und auch exklusive Karten & Kuverts.
 21


Monika Meinhart Dear Life Visual Diary (fotografisches Skizzenbuch) # 1.1 Arbeitsgrundlage sind fünf im Digitaldruck erstellte erste Fassungen eines Buches, einer Grundidee folgend, ohne genaue Titelangabe, ohne genaues Thema, mit vielen leeren Seiten. Die Idee ist, diese Bücher als fotografische Skizzenbücher weiterzuverwenden. Mögliche Titel sind eingefügt. Zusätzlich eingefügte Fotografien, Notizen, Kopien und lose eingelegte Fotografien verdichten die erste gedruckte Fassung. WORK IN PROGRESS Fotografien: Großformat, Mittelformat, Kleinbild, Digitalfotos, Handyfotos, Holga-Fotos, Kopien, Scans, Google-StreetView-Aufnahmen Alle Fotografien: © Monika Meinhart, Ausnahme: zwei Google-Street-ViewAufnahmen, ein eingelegtes Foto einer Postkarte meines Großvaters, eine Privataufnahme unbekannter Herkunft.

Staatliche Fachoberschule für Gestaltung Nürnberg. Ausbildung zur Porträt-Fotografin Studium an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg-Simon-Ohm Kommunikationsdesign, Schwerpunkt Fotografie. Abschlußarbeit: Ausstellungskonzept + Buchgestaltung freiberufliches Arbeiten in den Bereichen Grafik und Fotografie Diverse Ausstellungen im In- und Ausland. 22


Monika Pellkofer-Griesshammer Unter Wasser … conditioned habits level books, 2012 Das Unikatbuch »Unter Wasser…« ist Teil des Werkblocks »Unter Wasser halte ich immer die Luft an…11:35«. Was ist steuerbar, was geschieht unbewusst, wo entsteht Beeinflussung? Welche Rolle spielt Konditionierung und wie kann ich sie sichtbar machen? Die Aussage des im Buch gedruckten Satzes »Unter Wasser halte ich immer die Luft an« erscheint eigentlich banal, doch wird gerade dadurch die Aufmerksamkeit auf natürliche Reaktionen und mögliche Konditionierungen gerichtet. Der natürliche Reflex des Atmens und Luftanhaltens dient als Pars pro Toto für Reaktionen, die unbewusst ablaufen, doch durch Konditionierung lenkbar sind. Apnoetaucher (apnoe aus dem Griechischen = Nicht-Atmung) steuern z. B. bewusst den normalerweise unwillkürlichen Vorgang des Atmens. Durch gezielte Übungen wird der Sauerstoffgehalt im Blut erhöht und der Atmungsreiz hinausgezögert und unterdrückt. Der offizielle Weltrekord aus dem Jahr 2009 für das Zeittauchen ohne Geräte, also mit nur einem Atemzug, liegt bei 11:35 Minuten.

Lebt und arbeitet
mit eigenem Atelier im fränkischen Ahorntal; seit 1985 intensive Auseinandersetzung mit Malerei und Grafik
 Studium für Kommunikationsdesign an der FH Wiesbaden. Abschluss als Diplom-Designerin, danach mehrjährige Tätigkeit als Artdirektorin; bereits ab 1990 Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland; seit 1995 selbständig als freischaffende Künstlerin;
 seit 1999 Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler BBK; ab 2010 intensive Beschäftigung mit künstlerischem Hochdruck
und alten Buchdrucktechniken, öffentliche und private Ankäufe. Kunst am Bau/im öffentlichen Raum. Arbeitsgebiete: Malerei, Objekt, Grafik, Künstlerbuch. Zahlreiche Einzelausstellungen und Beteiligungen im In- und Ausland, u. a. in: Deutschland, Frankreich, Italien, Litauen, Österreich, Polen, Slowakei, Tschechische Republik. Ihre Arbeiten sind geprägt von der Beschäftigung mit reduzierten Zeichenelementen, dem Einsatz einer ganz eigenen Farbintensität und der Verknüpfung mit erinnerbarer Symbolsprache. Eigens entwickelte Zeichencodes übersetzt sie in Bilderwelten und formt neue lesbare Spuren. Die Verdichtung eines Konzeptes über die serielle Arbeit macht dabei den Reiz für sie aus. Immer wieder entstehen dadurch Bilderzyklen, die sich mit der Thematik des Erinnerns und Bewahrens auseinandersetzen. Werkreihen, die in die Tiefe gehen, voller Kraft und poetischem Potential. Ihre Bilder entstehen vorwiegend in Mischtechnik auf Leinwand, die Grafiken mittels experimentellem Unikat- oder Hochdruck. Objekte und Künstlerbücher fügen sich ergänzend zu ihren Bilderwelten. 23


Heike Preier Als den Bildern Flügel wuchsen 2013 Das Buch ist ein Gemeinschaftswerk, entstanden mit der Autorin und Kunsthistorikerin Anna Elisabeth Albrecht. Die Entstehung eines Flügelaltars im ausgehenden Mittelalter ist keineswegs ein trockenes Thema. Die Autorinnen haben in ihrer spannenden und charmant erzählten Geschichte Figuren geschaffen, in deren Freuden und Nöten sich die Menschen von heute wiederfinden können: Da ist der alternde Meister, der zwischen verletztem Stolz und der Freude am Talent seines Sohnes hin und hergerissen ist. Da ist der Alltag in der mittelalterlichen Stadt, den wir mit unserer Gegenwart in Beziehung setzen können. Es gibt Freundschaft, zarte Liebe und Tod – eben alles, was zum Leben gehört.

Geboren 1968 1989 – 1996 Studium der Archäologie in Freiburg 2002 – 2007 Ausbildung in Malerei und Drucktechniken in Leipzig und Dresden seit 2010 Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Oberfranken seit 2011 Dozentin an der Fachoberschule Ebermannstadt, Fach Gestaltung seit 2015 Studium der Kunstpädagogik an der Universität Augsburg 24


Heidrun Schimmel inside out – outside in 2010/2015 Bücher, Schrift- und Bildrollen, gestapelte Schrifttafeln etc. manifestieren als Objekte immer auch die Wechselbeziehung von Innen und Außen, also Bewegung, folglich den Faktor Zeit. Fadenheften ist ein Vorgang in der Zeit wie Ein- und Ausatmen, wie Schreiben mit Nadel und Faden. Faden-, Stoff-, Papier- und andere Rollen erfordern und ermöglichen ein Auf- und Entrollen beim Herstellungsprozess, zum Betrachten, Gebrauch, Lagern. Ein von mir gewählter fixierter Ab-/Ausschnitt meiner Textil-Arbeiten ist sichtbar. Die Rolle als Ganzes ist immer Vorstellung und Erfahrung: »material as matter«.

1941 geboren in Bamberg 1960 – 1962 Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, Textildesign 1962 – 1965 Akademie der Bildenden Künste München, Malerei und Kunsterziehung 1974 Diplom für Malerei 1962 – 2001 Wohnort: München, seit 2001 ist der Wohnort wieder Bamberg seit 1958 Arbeit mit Textil-Material zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland,vor allem in England und in den USA 25


Peter Schoppel Faltung – F2, 2016 Rückblickend auf meine Kindheit ist mir die besondere Form eines Kinderbuchs in Erinnerung: nur zwei Deckel, zwischen denen sich die Illustration einer Geschichte befindet. Eine Geschichte ohne Text, nur Bilder, die auf die Interpretation des »Vorlesers« warten – egal ob im stimmlichen, verbalen Miteinander oder im stillen, fantasievollen Betrachten eines Einzelnen. In der heutigen technologisch aufgerüsteten Zeit lebend, erzähle ich nun als Kind gebliebener Künstler eigene gemalte Geschichten – illustrierte Geschichten von den »Faltungen des Lebens«.

1958 geboren in Bamberg 1975 – 1978 Ausbildung zum Bauzeichner 1981 – 1998 Zeichnung, Malerei, Radierung bei E. Stengele, R. Mühlnickel, Bamberg ab 1987 Aufbau eines eigenen Ateliers und einer Druckwerkstatt in Gundelsheim 1998 – 2005 Radierung bei Ruth Clemens Europäische Kunstakademie Trier 2001 Ausstieg aus dem Beruf 2001 – 2003 Studiengang Malerei und Druckgrafik an der Europäischen Kunstakademie Trier seit 2004 Mitglied im BBK Oberfranken seit 2005 freischaffend als Maler und Grafiker tätig seit 2015 Mitglied im Bund Fränkischer Künstler 26


Michaela Schwarzmann Himmelsgarten Ein Projektbuch 2016 Dieses Buch dokumentiert das Kunstprojekt »Himmelsgarten«, das zum 1000-jährigen Bestehen der Klosteranlage St. Michael von der Stadt Bamberg ausgelobt wurde. Bei diesem Projekt konnte ich vier Wochen an einem besonderen Ort arbeiten und ausstellen, dem Nordpavillon des Klostergartens. Sehr wertvoll war für mich der Austausch mit den Besuchern: die ersten Reaktionen, die Gespräche, die sich entwickelten und die Orte, aus denen die Menschen kamen. Angereichert mit Gästebucheinträgen zieht sich eine Auswahl der Pflanzen des Himmelsgartens durch dieses Buch. Die Einträge sind überwiegend anonymisiert und maschinengeschrieben, um die Leserlichkeit zu gewähren. In der Ausstellung wurden die Arbeiten direkt im Licht präsentiert, doch im Buch gelten andere Gesetzmäßigkeiten. Hier fällt das Licht nur während des Umblätterns durch die diaphanen Papiere hindurch. Der Betrachter, der so die transparenten Blätter belebt, ihre Vorder- und Rückseiten miteinander kombiniert, wird damit selbst zum Gestalter. Es entstehen Überlagerungen, Verdichtungen, Freiräume. Die verschiedenen Wachstumsphasen der Pflanzen werden beleuchtet, überlagert und dargestellt. Die Vorderseiten sind »gestochen« scharf gearbeitet, die dahinterliegenden unscharf, farbig, vergänglich.

1985 – 1989 Keramikfachschule in Selb/Oberfranken 1989 – 1995 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg Zweite Vorsitzende im BBK Oberfranken, freischaffend und als Dozentin tätig verschiedene Ausstellungen / Gruppenausstellungen 27


Maria Söllner … auch ich war in Arkadien … Fertige, kleine abstrakte Landschaften, mit Fineliner/Tuschestift meist nach Musik auf Karteikarten gezeichnet; imaginäre Landschaften, mit den zeichnerischen Mitteln Punkt, Linie, Schraffur gestaltet, in ein horizontal-vertikales Liniengefüge (Raster) eingefügt.

1949 geboren in Hahnbach (Bayern) 1969 Abitur 1969 – 1972 Studium Lehramt für Grund- und Hautschule mit Schwerpunkt Kunst in Würzburg 1972 – 1974 Lehrerin in Berlin 1974 – 2012 Sonderschullehrerin in Bamberg, verheiratet, drei Kinder seit 1995 Mitglied des Berufsverbands Bildender Künstler in Oberfranken (BKK) Fortbildung durch Bildhauer- und Zeichenkurse an den Sommerakademien in Salzburg, Neuburg a. d. Donau und der Europäischen Kunstakademie in Trier Ausstellungsbeteiligungen in Bamberg, Bayreuth, Kulmbach, Hof, München, Pilsen (Int. Biennale der Zeichnung 2014) 28


Marianne Vordermayr Viertel Eins, 2015 Der Bezug zu den Dingen ist längst verloren gegangen. Unter Hüllen und Staub findet sich Übriggebliebenes aus Strukturen die nicht mehr existieren. Ein nostalgisches Gefühl bleibt aus. Einzig bleibt die Betrachtung der Dinge im heutigen Licht. Ein Haus verändert sich, es wird ausgeräumt. Die Erinnerung kehrt zurück und verwischt sich selbst zugleich. Die hinterlassenen Spuren eines Individuums – die Objekte eines Lebens werden verteilt und veräußert. Menschen lösen Vertrautes auf und stehen zwischen den Dingen. Der Mensch ist nicht mehr anwesend. Lediglich die Räume geben als Zeugen Auskunft über ein vergangenes Leben. Fenster werden geöffnet um Luft und Licht hineinzulassen, der Blick schweift nach außen. Innen hat das Haus seinen Zweck als Wohnraum verloren, es befindet sich in einem Zwischenmoment und wird von allen Dingen des Lebens befreit, während das Licht weiterhin den Raum strukturiert und Platz macht für eine visuelle Untersuchung dieses Ortes. Mit einem stillen Blick auf den Istzustand hält Marianne Vordermayr diese Zeit des Verschwindens und der Veränderung in ihren Fotografien fest.

Studium der Freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg in der Klasse von Prof. Heike Baranowsky, 2014 wurde sie zur Meisterschülerin ernannt. Mit den Medien Fotografie, Bewegtes Bild und Zeichnung entwickelt sie bildnerische und installative Arbeiten. Sie geht von persönlichen Beobachtungen, Geschichten und Erfahrungen aus. Die Inhalte ihrer Arbeiten führen sie häufig zu Themen der Vergänglichkeit, der Veränderung und der damit deutlich werdenden Zeit. 29


Eva -Maria Winter Annele Bannele, 2008–2010 Orientiert am alten Kinderreim entstand das Buch »Annele Bannele« zwischen den Jahren 2008 und 2010. Dabei befasste ich mich mit Artefakten der Vergangenheit und ihrer Wirkung auf den heutigen Betrachter. Zeitungsausschnitte, Notizen und Werbeanzeigen treffen als Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit auf Elemente zeitgenössischer Printmedien sowie Zeichnungen und Skizzen. In freier Interpretation des Kinderreims begibt sich das Buch auf die fiktiven Spuren Annele Banneles, die sich aufmachte, um nichts anderes zu tun, als im Laden Knackwurst zu holen. Der Weg, den sie betritt, ist die Collage einer Reise durch die Zeit. Die fragmentarische Zusammenstellung, deren Elemente aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen sind, gibt einen Einblick in die Banalitäten, Kuriositäten und Widersprüchlichkeiten unseres Alltags. Annele, Bannele Geht in Laden, Will für‘n Dreier Knackwurst haben. Für‘n Dreier gibt es nich, Annele, Bannele ärgert sich

2011 – 2014 Master of Arts, Studium der Kunstgeschichte, Schwerpunkt: Museumsarbeit, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 2009 – 2011 Bachelorstudiengang, Studium der Kunstgeschichte und Italoromanistik, FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg 2006 – 2009 Studium der Freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg Teilnahme an diversen Ausstellungen und Kunstprojekten im In- und Ausland. 30


Andrea Wunderlich Jean Paul, Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal, I–III, 2012 Die Geschichte des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz von Jean Paul inspirierte die Künstlerin zu drei Buch-Unikaten. Das Buch No. 1 beinhaltet Textpassagen, in denen es um die Person des Schulmeisterleins geht; No. 2 greift die Passagen auf, in denen Wutz sich verliebt; No.3 erzählt von der Zeit zwischen Schulabschluss und Berufsbeginn, nicht nur von den glücklichsten Wochen im Leben des Schulmeisterleins, sondern auch von der Zeit, in der andere neidvoll auf den genießerischen Wutz schauen.

Seit 2003 selbstständig als Kalligrafin und Buchkünstlerin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Kirchenmaler und Künstler Volker Wunderlich, führt sie das Atelier im Alten Feuerwehrhaus in Goldkronach, Bayern. Dort veranstaltet sie Kalligrafieworkshops und unterrichtet außerdem deutschlandweit. Sie bildet sich in Workshops nationaler und internationaler Schriftkünstler fort. Sie besucht die Int. Kalligrafiekonferenzen in Amerika, die Symposien der Universität von Sunderland und wurde 2010 zur privaten Meisterklasse von Sheila Waters in Washington eingeladen. Andrea Wunderlich und ihre Werke wurden bereits mehrmals ausgezeichnet, u.a erhielt sie 2010 den Kulturhauptpreis des Landkreises Bayreuth. Sie stellt national und international aus. Ihre Arbeiten werden in der internationalen Fachpresse veröffentlicht, darunter im jurierten Jahresheft der Letter Arts Review, New York und befinden sich in Sammlungen von Museen und im öffentlichem Besitz, u.a. in Deutschland, Österreich, Polen und Russland. Sie ist Mitglied in mehreren Künstlervereinigungen wie den Kunstvereinen Kulmbach und Bayreuth, focus europa e.V., ars scribendi, Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach, Calligraphy & Lettering Artists Society London, Letter Exchange London. Andrea Wunderlich ist außerdem Initiatorin des Europa Scriptoriums, das europäische und internationale Schriftkünstler zum gemeinsamen Arbeiten einlädt. 31


Das Künstlerbuch Eva Maria Winter, MA

Die Jahresausstellung des BBK Oberfranken steht dieses Mal ganz unter dem Motto Künstlerbuch – Ein facettenreicher Einblick in ein Kunstgenre, das die formalen, materiellen und medialen Eigenschaften eines der traditionsreichsten Kulturgüter der Informationsgesellschaft reflektiert und sich so in ein Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, Konvention und Innovation begibt. Blickt man zurück auf die Geschichte des Buches, fällt auf, wie eng diese von Beginn an mit der Bildenden Kunst in Verbindung steht. Dabei ging aus der frühen Synthese von Buch und Bildkunst eine moderne Kunstform hervor, die befreit von den tradierten Konventionen heute mit Nachdruck die große Wandelbarkeit eines im Grunde jahrhundertealten Mediums bezeugt und auf eine sehr subtile Art und Weise auch das Fortleben einer vermeintlich aussterbenden Spezies bekräftigt. In welchem Maße das Buch den zeitgenössischen Künstlern immer wieder neue Anreize bietet, zeigt nun die Jahresausstellung des BBK Oberfranken. Die Präsentation versammelt eine große Bandbreite ausgewählter künstlerischer Positionen und gewährt einen tiefen Einblick in ein so breitgefächertes Feld. Nachdem die Rotuli, die Schriftrollen des Altertums, einhergehend mit der Verbreitung des Christentums im Abendland seit dem 4. Jahrhunderte allmählich durch den Codex verdrängt wurden, etablierte sich ein Format, das sich in seinen Grundzügen bis in die Gegenwart erhalten hat. Der Akt des Umblätterns einzelner Seiten gewann an Bedeutung, doch waren Material und Entstehungsprozess noch weit von der modernen Buchform entfernt. In seinen Anfängen erforderte die Erschaffung eines solchen Buches avant la lettre sehr viel handwerkliches Geschick und durchlief mehrere zeitintensive Schritte. Waren teilweise zu Blöcken zusammengefasste Wachstafeln, deren Träger meist aus Buchenholz geschaffen waren, bereits in der Antike weit verbreitet, hatte sich auch in Konkurrenz zum Papyrus auf der Suche nach einer Möglichkeit einer dauerhaften Dokumentation das widerstandsfähige Pergament durchgesetzt. Während des Mittelalters wurde ein solcher aus tierischer Haut geschaffener Codex, ob religiösen oder profanen Inhalts, meist in klösterlichen Skriptorien in enger Zusammenarbeit von Skriptor, Rubrikator und Maler erstellt. Ein Blick auf die prachtvoll gestalteten Evangeliare, Perikopenbücher, Sakramentare oder Stundenbücher verrät noch heute, welche Kostbarkeit ein solches mit großer Sorgfalt von Hand geschriebenes und mit erlesenen Materialien, wie Lapislazuli und Gold, ausgeschmücktes und illuminiertes Buch darstellte. Dabei dienten solche Bücher nicht nur der Verbreitung des schriftlichen Inhalts, sondern, wie Herrscherbilder bezeugen – hierbei sei nur am Rande an das Perikopenbuch Heinrichs II. erinnert, das dieser dem Bamberger Dom schenkte – auch der Repräsentation. Die Macht des Wortes und des Bildes, der Literatur und der Bildenden Kunst ging in solchen Prachthandschriften Hand in Hand. Der verzierte und illuminierte Kodex wurde zum Kunstwerk erhoben. Diese große Wertschätzung des Codex als bedeutender Träger geistiger und künstlerischer Güter legte sowohl einen wichtigen Grundstein für das moderne Buch an sich, als auch für das spezielle Genre des Künstlerbuchs, das sich im Laufe des 20. Jahrhunderts ausbildete. Die allmähliche Verbreitung des Papiers – die erste deutsche Papiermühle wurde Ende des 14. Jahrhunderts in Nürnberg in Betrieb genommen – und die revo32

lutionäre Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg waren weitere Meilensteine auf dem Weg zum modernen Buch. Nun konnten die Schriften mit erheblich weniger Aufwand reproduziert werden und waren einer breiteren Masse zugänglich. Die fruchtbare Verbindung von Bildkunst und Buch beschritt damit aber auch einen neuen Weg. Statt der von Hand gefertigten Illumination waren die künstlerischen Beiträge meist Druckgraphiken oder zu Reproduktionszwecken in diese übertragen. Neben Holzschnitten, Kupferstichen und später Radierungen begleiteten Xylografien und Lithographien die maschinell erstellten Texte, bis erneut moderne Drucktechniken, wie Offset- und später Digitaldruck, die Buchgestaltung endgültig revolutionierten. Die Geschichte des Buches und dessen künstlerische Gestaltung ist auch in Anbetracht der unterschiedlichen kulturell bedingten Ausprägungen ebenso lang wie facettenreich. In nuce kristallisiert sich jedoch heraus, dass es sich dabei um eine einmalige Erfolgsgeschichte handelt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass dieses Medium, das so simpel und dennoch so vielseitig ist, bis heute immer wieder bildende Künstler in seinen Bann zieht. Von der einfachen Zusammenstellung schnell skizzierter Ideen bis hin zum holistischen Konzept, von der lockeren Bilderfolge bis hin zur dramaturgisch durchdachten Blickregie, von der rein bildbasierten Arbeitsweise bin hin zur konzeptuellen Textarbeit, vom Unikat bis hin zum Auflagenwerk und schließlich von der analogen bis hin zur digitalen Version – wie ein Blick auf die Ausstellungsbeiträge zeigt, erscheint die Spannbreite des künstlerischen Umgangs mit dem Medium Buch unermesslich. Ein Facettenreichtum, der insbesondere in den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte wurzelt. Mit der allmählichen Erweiterung des Kunstbegriffs seit dem 19. Jahrhundert hatte in der Bildenden Kunst auch die Entgrenzung des tradierten Buchformats, basierend auf einer künstlerischen Selbstreflexion des Mediums, begonnen. Immer mehr Künstler eigneten sich das tradierte Format auf ihre Weise an und brachen die Grenzen allmählich auf, bis schließlich, insbesondere mit den Konzeptkünstlern der 1960er und 1970er Jahre, der Buchkörper selbst zusehends infrage gestellt wurde. Der allgemein offene Umgang mit den künstlerischen Medien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der auch eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage nach der Materialisierung des Kunstgegenstandes vorantrieb und die künstlerische Idee an sich in den Fokus rückte, hat das moderne Künstlerbuch erst ermöglicht. Wie nun die Jahresausstellung des BBK beweist, ist die künstlerische Beschäftigung mit dem Buch noch lange nicht erschöpft. Immer wieder machen sich Künstler das Medium für ihre jeweiligen künstlerischen Zwecke zu eigen und beleuchten es auf diese Weise immer wieder von einer anderen Perspektive. Die Jahresausstellung des BBK Oberfranken, die dieses Jahr in Kooperation mit der Villacher Galerie Freihausgasse organisiert wurde, hat sich demnach einem Thema zugewandt, das gerade in der heutigen Zeit, in der mit der Verbreitung des E-Books der Tod des physisch erlebbaren Buchs immer wieder prophezeit wird, eine unheimliche Aktualität erfährt. Wie gehen Künstler heutzutage mit dem Medium um, welchen Einfluss haben die neuen Medien und inwieweit ist


die Geschichte des Buches, sind tradierte Vorstellungen und Techniken noch heute von Bedeutung. In der interkulturellen Schau werden künstlerische Positionen versammelt, die das Buch, sein zugrundeliegendes Konzept, aber auch den materiellen Körper reflektieren. Dabei führen sie nicht nur das große Spektrum des zeitgenössischen Künstlerbuchs vor Augen, sondern belegen auch, dass die digitalen Technologien vom Künstler nicht als Gefährdung wahrgenommen werden. In der freien Adaption der technologischen Möglichkeiten ergeben sich vielmehr neue Freiheiten. So entstehen neben der rein digitalen Version auch Werke, die einen Zwischenweg beschreiten, der sich zwar einerseits der digitalen Möglichkeiten bedient, sich aber andererseits nicht der haptischen Qualität des physischen Mediums entledigt, wie der auf ein aufgeschlagenes Buch projizierte Film desselben sich umblätternden Buchs vor Augen führt. Die Arbeit des österreichischen Künstlers Hubert Sielecki agiert durch die Doppelung des Buches, das ruhende analoge trifft auf das bewegte digitale, als ein Bindeglied zwischen den beiden Einheiten, bringt nicht nur Materialität und Immaterialität, sondern auch in Bezug auf die Inhalte Stillstand und Bewegung zusammen. Text und animiertes Bild gehen in Kombination mit der Fiktion des Weiterblätterns im „Dialogbuch“, das die Liebesbeziehung zweier Figuren behandelt, eine vielschichtige Verbindung ein. Während dieses Künstlerbuch sich zwischen den Welten bewegt, entscheiden sich andere für ein rein digitales, die meisten aber für ein analoges Werk. Es sind nur wenige Mittel, die Angelika Gigauri braucht, um den Betrachter auf eine „Zehnmonatige Weltreise“ zu entführen. Stift und Papier waren auch für Hans Dressel und sind für Maria Söllner oder Harald Hubl, der einen umfangreichen Einblick in seine große Skizzenbüchersammlung gewährt, unverzichtbare Werkzeuge. Andere dagegen greifen auf Pinsel und Farbe zurück oder kombinieren vielerlei Techniken miteinander, nehmen wie Marianne Vordermayr und Nelly Schrott den Fotoapparat zur Hand oder aber wie beispielsweise Heidrun Schimmel die Nähnadel. Es sind insgesamt 67 Künstler, 45 aus der Region Oberfranken und 22 aus Österreich, die sich in Bamberg zusammenfanden, um den BesucherInnen einen tiefen, teils bewegenden Einblick in ihr Schaffen zu geben. Von Zeichnung, Radierung, Malerei, Collage und Fotografie bis hin zum Film, die Techniken sind letztlich ebenso breitgefächert wie die Palette ihrer „Träger“, die von Papier über Leinwand, Kunststofffolien und Textilien bis hin zum Computerbildschirm reichen. Dabei tritt das Künstlerbuch als reines Bilder- oder Textbuch auf, ist Einweckglas oder aber Reminiszenz des mittelalterlichen Codex und des Rotulus. Manch eines wird in der Ausstellung sogar erst dann Form annehmen, wenn die Künstlerin von den BesucherInnen dazu aufgefordert wird. Durch die historischen Räume der ehemaligen Villa des jüdischen Hopfenhändlers Dessauer schreitend begeben sich die BesucherInnen der auf zwei Etagen verteilten Ausstellung auf eine visuell und haptisch erfahrbare Entdeckungsreise, denn einige der Arbeiten, Unikate und Auflagenwerke laden ausdrücklich dazu ein, sie zu berühren, in ihnen zu blättern und ihren Inhalt und das zugrundeliegende künstlerische Konzept zu erkunden. Da ist die fotografische Dokumentation eines verlassenen Hauses und seiner verwaisten Gegenstände, da wird das „Kapital“, nun ganz wörtlich genommen, in Form eines Sparbuchs präsentiert, da ist ein österreichisches Amtsbuch, dessen farbig hervorgehobene

Worte zwischen den Zeilen eine ganz andere Geschichte erzählen, da werden, wie in der Sammlung von Unikat-Handschriften mit Zeichnungen, Partituren, Gesängen und gemalten Bildern ersichtlich, Grenzzustände ästhetischer Systeme untersucht, oder ein vielsagender Blick in den bosnischen Wäschekorb gewährt. So unterschiedlich die Formen sind, so vielfältig sind auch die Inhalte selbst, wobei sich beide, Inhalt und Form, verschiedentlich durchdringen, Form und Inhalt im Buch als Objekt zusammenfallen können. So generieren sich eigentümliche Blickwinkel, die sich frei zwischen Tradition und Moderne bewegen. Gerade vor dem Hintergrund der gemeinsamen Geschichte der Städtepartner Bamberg und Villach – die österreichische Stadt gehörte über 750 Jahre lang zum Hochstift Bamberg, welches durch die „Heinrichs-Bibliothek“ zu einem bedeutenden Zentrum von Kunst und Wissenschaft wurde–erfährt der zeitgenössische Blick auf das fruchtbare Zusammentreffen von Buch und Bildender Kunst einen besonderen Nachdruck. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, bestehend aus Führungen, musikalischen Aktionen und Workshops, gibt die Möglichkeit, noch weiter in das Thema Künstlerbuch einzutauchen, Hintergrundwissen zu erlangen und die unterschiedlichen Sichtweisen noch intensiver zu erleben. Die aufwendigen Präsentationen in der Bamberger Stadtgalerie und in der Kärntner Galerie Freihausgasse würdigen ein künstlerisches Feld, das allzu oft im Schatten anderer Kunstgattungen steht und nur selten der Öffentlichkeit zugänglich ist. Dieses länderübergreifende Projekt führt spannungsvoll vor Augen, dass das Thema Künstlerbuch bis heute hochaktuell ist, die künstlerischen Möglichkeiten sich des Formats Buch zu bemächtigen noch lange nicht ausgeschöpft sind und zudem die Entitäten analog und digital nicht in Konkurrenz treten müssen, sondern auch Seite an Seite einen neuen Weg beschreiten können.

Eva Maria Winter ist beteiligte Künstlerin (s. S. 28)

33


Künstler*innen aus Villach

Nadja Brugger-Isopp Ohne den Schleier, 2016 »Ohne den Schleier« ist ein prozess- und erkenntnisorientierter Versuch, dem eigenen Unbewussten grafischgestisch Gestalt zu verleihen. Ausgangspunkt dieser Auseinandersetzung waren zwei Werke (Der Frühling, um 1478; Die Geburt der Venus, um 1485) des Renaissancekünstlers Sandro Botticelli. Seine Bildschöpfungen werden auch »als der Ausdruck einer intellektuellen Ekstase« beschrieben, »die nicht nur kontemplativ, sondern [als] glühendes inneres Handeln und angstvolles Suchen der frei wählenden Seele« ist. Diese »innere Handlung« versteht sich als »der Kampf zwischen der Geistigkeit und der Dichte und Schwere der Materie, d.h. zwischen Licht und Finsternis.« Diese Aspekte und gerade auch die vordergründige Ästhetik in Botticellis Malerei, die das Symbol und nicht die rein objektive Wiedergabe der Wirklichkeit darstellt, war eine spannende Herausforderung für einen bildhaften Dialog. Der wechselhafte Prozess erfolgte zwischen dem bewussten Auswählen und Komponieren mit Bildzitaten seiner beiden Werke und dem anschließenden eigenen spontanen Reagieren auf diese fremden, aus dem großen Kontext genommenen Bilderfindungen. Linienzüge, Zeichen und Spuren purer persönlicher Gestik entwickelten sich aus der Wahrnehmung der Dinge heraus selbst, wurden sichtbar durch den Verzicht auf Absichtlichkeit und Sinnkontrolle, und können als innerseelische Spiegelbilder interpretiert werden. Entstanden ist ein Buch mit zwölf Bildtafeln, die sich ähnlich der bildhaften Verschränkung absichtlich auch formal durch ihre Handhabung von rechts und links ineinander verschränken. Jeweils drei aufeinander bezogene Bildreihen korrespondieren miteinander, können aber auch mit anderen Seiten in Dialog treten. Dazwischen eingefügte Wortseiten stehen für sich als eigene, begriffliche, verbindende Glieder.

1965 in klagenfurt geboren 1985 – 90 studium an der hochschule für musik und darstellende kunst „mozarteum“ klassen für malerei und grafik (prof. prandstetter/steijskal) und für textiles gestalten (prof. franz) 1990 diplom – mag. art. 1987/88 teilnahme am kunstforum millstatt, kärnten 1991 preis und ausstellung „junge künstler’91“ der klagenfurter messe 1992 beteiligung an der gruppenausstellung „wildwuchs-nachwuchs“ künstlerhaus klagenfurt 1992 ausstellung „galerie g“, judenburg 1993 beteiligung an der gruppenausstellung „kunst von frauen aus villach“ arbeiterkammer villach 1993 beteiligung an der gruppenausstellung galerie „g“, Judenburg 2001 teilnahme am projekt „ameisen reisen zeilenweise“ im kunstraum starmann „zeilenweise – parallel“, klagenfurt 2006 teilnahme am projekt „gemmakunstschaun“ mit der rauminstallation „bodenlos-offen“ in villach 2007/08 ausstellung „netted cells“ galerie freihausgasse villach 2014 Teilnahme am 47. Int. Symposion im Kunstwerk Krastal ein Geburtstagsfest für eine Vision. „Who the f*** is Otto“ 34


CAROLINE Painted Poems, 2000 In meinem Atelier türmen sich Säulen aus Kunstzeitschriften, die ich, einmal gelesen, kaum wieder zur Hand nehme. Da ich es aber nicht übers Herz bringe, sie wegzuwerfen und schon immer zur Technik des Recyclings gegriffen habe, begann ich die Magazine nach meinem Ermessen zu streichen, umzugestalten, auszubessern, lustvoll zu übermalen und meine Meinung dazuzuschreiben. Ich grundierte, collagierte, zeichnete, malte und beschrieb die einzelnen Seiten. Jede Seite ein Bild. Von der ursprünglichen Zeitschrift blieb nicht mehr viel übrig. Hier und da Bildfragmente oder Wortfetzen, die ich mir zu verfremden erlaubte. So entstanden meine eigenen »Kunst-Zeit-Schriften« – Tagebücher mit Rohzustandsgedanken und kleinen Gedichten.

1940 geboren in Graz, lebt und arbeitet in Kärnten 1959 – ’62 Studium in Wien (Werbegraphik) seit 1958 intensive Beschäftigung mit Bildender Kunst (Abendakt an der Akademie der bildenden Künste Wien) ab 1972 zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland (Paris, New York, Laibach, Jerez d.l.F., etc.) Arbeiten im Besitz von öffentlichen und privaten Sammlungen Teilnahme an Symposien, Workshops und Editionen; vier Preise für Bildende Kunst Zahlreiche Ausstellungen 35


Simone Dueller knochenbrüche umarmen, 2016 Fragmente und Fertiggestelltes erzählen von Verletzungen, Krankheit, Umbrüchen, Zusammenbrüchen, Heilung, dem Sich-Wieder-Sammeln und Weitergehen. Die Texte wurden für Lesungen geschrieben und bisher noch nirgends veröffentlicht – erst im Buch wirken sie fortlaufend und zusammengehörig, nehmen aufeinander Bezug und ergänzen sich. Von einigen durften nur noch Fragmente übrig bleiben. Die Fotografien entstanden zeitlich zwischen den Texten und Zeichnungen. Sie sind Dokumente des Alltags und Momentaufnahmen, die als Inspiration dienen und sich als solche wiederum in den Texten wiederfinden. Die Zeichnungen markieren den Beginn der Arbeit mit einem neuen Medium, den Pastellkreiden. Sie entstanden während der intensiven Auseinandersetzung mit dem lyrischen Werk von Sylvia Plath. Auch hier schließt sich der Kreis zu den Texten und Fotografien. Entstanden ist ein Buch mit zwölf Bildtafeln, die sich ähnlich der bildhaften Verschränkung absichtlich auch formal durch ihre Handhabung von rechts und links ineinander verschränken. Jeweils drei aufeinander bezogene Bildreihen korrespondieren miteinander, können aber auch mit anderen Seiten in Dialog treten. Dazwischen eingefügte Wortseiten stehen für sich als eigene, begriffliche, verbindende Glieder.

1983 geboren in Villach. freischaffende Künstlerin, Kulturarbeiterin und Kunstvermittlerin. Außerdem DJ und Mutter. 2010 Gründung Kunstkollektiv Damensalon 2011 – 2013 Leitung Kulturzentrum Kulturhofkeller 2012 Kulturpreis des Landes Kärnten, Förderpreis darstellende Kunst 2013 Förderpreis outstanding artists award Frauenkultur seit 2014 Kunstvermittlung Galerie Freihausgasse diverse Ausstellungen und Projekte 36


Günter Egger Aus der Zeitung. Ein Bilderbuch zu Zeitereignissen, 1991 – 1995 In der Regel werden Zeitungsfotos kurz betrachtet, der darunter stehende Text flüchtig gelesen, danach landet die Zeitung meist im Papiercontainer. Über Jahre hinweg habe ich Zeitungsfotos gesammelt, später einige von ihnen mithilfe der zeitaufwendigen Radiertechnik handwerklich ver- und bearbeitet, längst abgetane Ausschnitte der Wirklichkeit sozusagen konserviert. Da die Bildbeschreibung fehlt, kann sich der Betrachter die Geschichten dazu selbst erfinden.

1956 geboren in Villach 1976 – 1981 Akademie der bildenden Künste Wien Meisterschule für Grafik bei Prof. Maximilian Melcher 1980 – 1982 Lehrauftrag an der Akademie der bildenden Künste Wien 1981 Diplom zahlreiche Ausstellungen und Beteiligungen im In- und Ausland 37


Gernot Fischer-Kondratovitch Die wahren Abenteuer sind im Kopf 2006 Die Serie »Die wahren Abenteuer sind im Kopf« entstand von 2004 bis 2006 und war als Verkaufsgag für eine CD-Präsentation gedacht. Da die Seiten der Bücher verklebt sind, muss sich der »Leser« die Geschichte bzw. den Inhalt gezwungenermaßen anhand des Buchtitels selbst zusammenreimen. Der Buchtitel ist somit nur noch eine Metapher für einen etwaigen Inhalt – und das Buch selbst wird zum Kunstobjekt, das an der Wand hängt.

1968 geboren in Villach 1987 Matura an der HAK Villach 1989/90 Studium an der Escuela de Artes Visuales in Caracas/Venezuela 1990/95 Mozarteum in Salzburg, Klasse Grafik 1995/97 Akademie der bildenden Künste Wien Diplom, Mag. art. Seit 1997 freischaffender Künstler lebt und arbeitet in Wien und Kärnten 38


Eva Funk Fuseli, 2013 Das Buch »Fuseli« (mit Texten und Grafiken) basiert auf einer Interpretation des Gemäldes »Der Nachtmahr« und auf der Biografie des Künstlers Johann Heinrich Füssli, welcher in England unter dem Namen Henry Fuseli bekannt war. Die drei Texte bestehen aus zwei Dialogen und einer Leseanleitung. Der erste Dialog behandelt das Thema Malerei und setzt sich mit der Erfahrung von Schlaflähmung und der damit verbundenen Angst, mit Halluzinationen und mit Mystik auseinander. In dem zweiten Dialog unterhält sich der Maler Füssli mit sich selbst und man erhält einen Einblick in sein Leben und die Philosophie von Kierkegaard. Die Leseanleitung erläutert in welcher Beziehung die beiden Dialoge zueinanderstehen und in welchem Zeitund Raumgefüge sie zu denken sind. Die Grafiken, welche in dem Buch sowie auf den beiliegenden drei Seidentüchern zu finden sind, sind dem »Der Nachtmahr« entnommen. Es handelt sich um eine Vervielfältigung der Augen der beteiligten Protagonisten des Gemäldes (die Frau, der Mahr, das Pferd).

1988 geboren in Villach, Österreich seit 2010 Universität der Künste Berlin (Manfred Pernice) 2012 – 2013 Royal Danish Academy of Fine Arts Copenhagen (Gerard Byrne) Zahlreiche Ausstellungen und Performances 39


Lisa Huber Kochbuch I und II, 2010/11 Während einer Arbeitsklausur im Jahr 2010 zur Vorbereitung eines größeren Projekts entstand in der Küche meines Ateliers in Zusammenarbeit mit Gottfried Uebele das erste Kochbuch. Während er kochte stellte ich sich darauf beziehende Papierschnitte her, die er wiederum mit handschriftlichen Rezepten ergänzte. Das zweite Kochbuch kehrte das Verfahren um: Er kochte nach zuvor entstandenen Papierschnitten und dokumentierte das Ergebnis handschriftlich. 1959 geboren in Villach/Afritz; lebt und arbeitet in Berlin/ Wien/ Kärnten 1979 – 1981 Kunstgewerbeschule, Klasse für Malerei, Graz 1981 – 1982 Bildhauerei bei Josef Pillhofer, Graz 1982 – 1988 Hochschule für angewandte Kunst Wien 1989 – 1990 Meisterschülerin bei Prof. A. Frohner 1990 – 1991 DAAD Stipendium, Kunsthochschule Berlin, bei Prof. Goltzsche 1992 – 1993 Gaststudium an der Hochschule der Künste, Berlin, bei Fritz Klein und Prof. Georg Baselitz 1996 Bauholding Kunstpreis (Sonderpreis) 1997 Aufenthalt in der Cité des Arts, Paris (6 Monate) 1999 Österreichischer Graphikpreis des Landes Tirol: 1. Preis Erwin-Ringel-Kunstpreis: 1. Preis; Kunstförderpreis des Landes Kärnten 40


Angelika Kaufmann Gedanken, Skizzen, Fragmente 1998 An ein Buch habe ich damals nicht gedacht – es war einfach eine Anhäufung von Gedanken, Skizzen, von Vorhaben und Entwürfen, die ich teilweise nie realisiert habe, die Skizzen geblieben sind: angerissen, unfertig und flüchtig. Sehe ich jetzt zurück, wird mir bewusst, dass ich immer mehr habe machen wollen, als ich machen konnte – Fragmente und immer wieder Fragmente. Aber was macht das schon – und heute denke ich: gut, dass ich nicht alles realisiert habe, was ich hätte realisieren können. Es gibt ohnehin schon viel zu viel. Und so gesehen ist es gut, so wie es ist.

1935 geboren in St. Ruprecht bei Villach 1953 – ’58 Hochschule für angewandte Kunst Wien 1964 – ’65 Akademie der Schönen Künste, Krakau seit 1963 Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland seit 1970 Illustrationen für Kinderbücher und Anthologien lebt und arbeitet in Wien und in Warnungs, NÖ. Neben vielen Preisen und Auszeichnungen erhielt Angelika Kaufmann im Dezember 2013 den Würdigungspreis für Bildende Kunst des Landes Kärnten. 41


Cornelius Kolig Makulatur, 1991 Während des Druckes des Buches »Flush« entstanden in der Druckerei Andruckbögen, die aus Sparsamkeitsgründen mehrmals bedruckt wurden. Diese Bögen wurden nicht wie üblich entsorgt, sondern zu einem Buch aufgebunden: das Ergebnis war eine kleine Auflage von 16 Stück, jedoch nicht wirklich identischer Makulatur-Exemplare.

1942 geboren in Vorderberg/Gailtal/Kärnten. 1979 Start des Paradies-Projektes in Vorderberg, auf einem etwa 6000 m2 großen Areal, bestehend aus Gartenteilen, Höfen und Gebäuden für die Lagerung und Benutzung der dort versammelten multimedial und vielsinnlich erlebbaren Objekte, Installationen, Körper- und Naturinszenierungen. Ein zwischen 1962 und heute entstandenes Lebens- und Gesamtkunstwerk. 2013 erscheint das für die Nutzung und Wartung des Paradieses unerlässliche und das Projekt ergänzende Handbuch „Cornelius Kolig Das Paradies Die Bedienungsanleitung“. 42


Arnold Kreuter Erinnerungen – Traum oder Wirklichkeit? 2010/2016 Es war mir, verbunden mit einer inneren Anspannung, schon lange ein großes Bedürfnis, einen wichtigen Abschnitt meines Lebens, meine frühe Kindheit, bildnerisch darzustellen. Nun muss ich zur Erklärung erwähnen, dass ich in den ersten Jahren meines Lebens, obwohl ich gut hörte, nicht sprechen konnte. Deshalb musste ich bei einem Arzt in Klagenfurt und danach in einer speziellen Kindergartengruppe erst mühsam die Lautsprache erlernen. Dieses sprachliche Handicap hatte sowohl in meiner Kindheit und Jugendzeit als auch im Erwachsenenalter mitunter Spott, Mitleid und Ausgrenzungen zur Folge. Als bildender Künstler fand ich trotz meiner Sprachbeeinträchtigung mehr Anerkennung und Wertschätzung und konnte so im Laufe der Zeit meine Angst oder Unsicherheit gegenüber den Mitmenschen etwas verlieren und vor allem mein Selbstbewusstsein stärken. Die Bilder zum Buch »Erinnerung – Traum oder Wirklichkeit« entstanden in den Jahren 1998–1999. In diesem Zeitraum gestaltete ich circa 130 spontane Skizzen mit Farbstiften oder Tuschezeichnungen und ungefähr 100 Aquarelle auf Ingres-Papier. Jedes Thema wurde in zwei bis vier Werken dargestellt. Während der Arbeit drangen immer mehr Erinnerungen aus der Kindheit – positive wie negative – in mein Bewusstsein. Es war faszinierend, wie weit ich mich dabei in die eigene Vergangenheit zurückversetzen konnte. Im Buch sind von dieser Bilderserie 30 Werke enthalten. Zu jedem Bild findet sich im Anhang ein kurzer Text als Erklärung. Es sind zusätzlich ein paar Fotos aus meiner Kinderzeit und Erinnerungen meiner verstorbenen Mutter enthalten. Die Arbeit an der Bilderserie »Traum oder Wirklichkeit« war für mich als Künstler eine notwendige Vergangenheitsbewältigung. Ich konnte mich »befreien«. 1980 geboren in Villach, lebt und arbeitet in Villach. Seit 1978 Teilnahme an Kunstseminaren bei Prof. Schneeweiß in Villach, Prof. Hanna Sadounig in Kroatien und Griechenland, Prof. Mag. art. August Svoboda in Kärnten, Salzburg, Steiermark und Wien, bei der akademischen Malerin Christine de Pauli-Bärnthaler sowie Dozent Helmut Hellmessen an der Sommerakademie Moosburg. 2013 Aufnahme Kunstverein postWERK Studienreisen u.a. nach Irland, Schottland, Großbritannien, Frankreich, in die Vereinigten Staaten und Island. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Österreich und Kroatien. 43


Heinz Ortner Das Tagebuch, 1998 jeden tag wenigstens eine zeichnung so entstanden fingerübungen spielereien spinnereien gemeinheiten witzige lustige heitere traurige zynische gemalte spontane schlechte gute hundsmiserable……. zeichnungen eine tägliche übung eben und beim durchblättern juhuuuu so kanns gehn immer wieder neue ideen

geboren 1953 in Villach 1974 – 76 Hochschule für angewandte Kunst, Wien seit 1980 Cartoonist, Illustrator zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland 44


Astrid Pazelt Villacher Totentanz, 2016 Das Buch »Villacher Totentanz« dokumentiert, wie das »Denkmal der Namen« in der Stadt Villach, die Namen der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1938 bis 1945. Es ist dem Verein »Erinnern-Villach« gewidmet, der seit 1994 daran arbeitet, Aspekte der verdrängten nationalsozialistischen Vergangenheit ins öffentliche Gedächtnis zu rufen. Diese Arbeit schließt an meine bisherigen Arbeiten zum Thema Totentanz an. Alle bisher vom Verein erfassten Namen sind im Buch ebenso festgehalten wie alle Sterbeorte. Leere Zeilen und Seiten ermöglichen ein Ergänzen. Zarte Linien stehen für die Stadt und das Mahnmal, der Totentanz und die Texte werden mit reduziertem Farbauftrag gegeneinandergesetzt. Der »Villacher Totentanz« umfasst 30 Seiten – alle in Acryl auf Leinwand (42 x 31 cm) – und ist mit einer Kordel gebunden und versiegelt. In der Vorbereitung dieses Erinnerungsbuches sind 2 Totentanzbücher entstanden: ein blaues Büchlein, 42 Seiten, Umschlag und Seiten in Acryl auf Leinwand, handgenäht, 14,5 x 12 cm; ein rotes Buch, 38 Seiten Acryl auf Leinwand, Umschlag Acryl auf Karton, mit Buchschrauben gebunden, 22 x 31 cm.

Geboren in Kärnten (A), lebt und arbeitet in Villach (A). Studium der Architektur und Soziologie. Magistra der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Ausbildung in Druckgraphik und Malerei bei Luise Kloos, Valentin Oman, Christine de Pauli, Ernst Gradischnig, Ingrid Jureit u.a. 2010 Abschluss des Studienganges und 2013 der Meisterklasse von Prof. Markus Lüpertz an der Kunstakademie Bad Reichenhall (D), Mitglied der Künstlergruppe „Breitengrad“ (D) und im Kunstverein Kärnten (A). www.malbuero.at 45


Peter Putz Das Ewige Archiv, 1980 – ∞ »Das Ewige Archiv« wurde im Jahr 1980 von Peter Putz gegründet und versteht sich als dynamische Enzyklopädie zeitgenössischer Identitäten. Es ist eine der umfangreichsten nichtkommerziellen und unabhängigen Bilddatenbanken Österreichs, mit einem Bildbestand ab dem Jahre 1905, mit Metadatenverzeichnis und detaillierter Verschlagwortung.

* 1954. Universität für angewandte Kunst Wien. Studien- und Arbeitsaufenthalte in Poznan/­PL (1977/78); Montréal/CAN, (1988/89); Paris; New York (1995). 1978 erste Animationsfilme; Lektor für Film und Neue Medien an mehreren Universitäten. Seit 1980 Arbeit am Projekt „Das Ewige Archiv“, 1988 Ausstellung im Museum moderner Kunst Wien. 1994 Veröffentlichung des Buches „Das Ewige Archiv · Virtual Triviality“. 2012 „Das Ewige Archiv · Heavy Duty XS“, Wien Museum; 2014 „Das Ewige Archiv · New Stuff“, Kunsthalle Wien; 2015 Les Archives éternelles, Paris, Maison Heinrich Heine; Das Ewige Archiv, Robert-Musil-Literaturhaus, Klagenfurt; The Eternal Archives & Mont Real Remix, Topological Media Lab, Montreal, CA Zahlreiche Ausstellungen und Auszeichnungen, Vorträge und Publikationen. 46


Barbara Ambrusch-Rapp [out of the] BOX, 2015 Die mögliche und unmögliche Auflösung von alltäglichen Kategorisierungen in der heutigen Gesellschaft steht seit Jahren im Fokus meiner künstlerischen Praxis. In Form von Bild, Objekt, Video, Text und Performance stelle ich Fragen zu (un)bewussten Zuordnungsmechanismen und Rollenklischees in den Raum. Dafür greife ich bevorzugt auf die Box, die Schachtel in all ihren (sinn)bildlichen Erscheinungsformen zurück. Der sowohl inhaltliche als auch formale Aspekt der Begrenzung und die Funktion des Bewahrens von systematischer Ordnung machen die Box für mich zum Paradebeispiel manifester Kategorisierung. »[out of the] BOX« visualisiert einerseits unterschiedliche Situationen und Zustände innerhalb gesellschaftlicher Normen (Bilder und Aphorismen). Andererseits lädt die Box dazu ein, sich auf spielerische Art und Weise mit Strategien zur Auflösung von normativen Strukturen zu beschäftigen (Holzbuchstaben).

Geboren 1972 in Klagenfurt am Wörthersee, lebt und arbeitet als freischaffende Multimedia-Künstlerin und Kulturaktivistin in Velden am Wörthersee Mitglied IG Bildende Kunst Wien - IAA international association of art Mitglied in verschiedenen Kulturvereinen und Künstler*innengruppen 2011 Kaiserswerther Kunstpreis Düsseldorf 2012 Kunstprojektförderung Land Kärnten Kultur 2014 Kunstpreis der Evangelischen Johanneskirche Klagenfurt 2014 Finale Kurzfilmwettbewerb „zoom in : goes cinematogräphin“ Innsbruck 47


Johanna Sadounig Menschen, 2015/16 Das Buch mit über 200 Seiten enthält Skizzen und gestaltete Darstellungen, die zwischen Dezember 2015 und Februar 2016 entstanden. Es umfasst ein breites Spektrum an Menschenbildern aus der Vergangenheit und ist schwerpunktmäßig auf die aktuelle politische, soziale, religiöse und weltanschauliche globale Situation ausgerichtet. Die »anonymen Portraits« stehen stellvertretend für menschliche Schicksale und Lebenssituationen, die das Einfühlungsvermögen des Betrachters, also eine zutiefst menschliche Fähigkeit anregen.

geb.1950 in Knittelfeld / Österreich seit 1975 bildende Künstlerin 1976 – 2012 Kunsterzieherin an der HBLA f. wirtschaftliche Berufe 1998 – 2012 Gründerin und Abteilungsleiterin der Höheren Lehranstalt für Künstlerische Gestaltung am Centrum Humanberuflicher Schulen, CHS Villach ab 2012 Kunstvermittlungsprogramme in Galerien und internationalen Ausstellungen, Biennalen Fortbildungsseminare im Bereich Bildnerische Erziehung an der Pädagogischen Hochschule Künstlerische Workshops in den Bereichen Zeichnung und Malerei 48


Sheida Samyi Zu früh, um einzugreifen, 2015 Als Künstler ein Buch, ein Werk anzufangen ist leicht, es fertigzustellen ist dagegen oft eine schwere Geburt, die häufig zu einem viel zu frühen Zeitpunkt einsetzt. Geschichten, Werke, Worte werden immer wieder erneuert und damit verändert. Ein jeder versteht sie auf seine Art, erweitert und bereichert sie durch seine eigene Geschichte. Sie berühren ihn und er erfüllt sie durch seine persönliche Handschrift mit neuem Leben. Dabei greift er mit Samthandschuhen oder mit grobem Händedruck ein. Wie auch immer, die Geschichte geht weiter, die Kunst findet kein Ende und sucht es auch nicht.

1966 geboren in Klagenfurt. Halbiranerin. Nach ihrer Ausbildung als Computergrafikerin an der Parsons School of Design in New York und praktischen Weiterbildung in Los Angeles arbeitet Sheida Samyi als Textilkünstlerin vorwiegend im Bereich der bildenden Kunst. Aufgrund der jahrelangen Entwicklung einer von beiden Seiten lesbaren Schrift, den „Duplikatenzen“ (Ausstellungen in Wien, London, New York/Guggenheim) und der aufwendigen Arbeit an dem beidseitig lesbaren Buch „Kunst am Ende - Ende nie ist Kunst“ entstand ein eigenes, unverwechselbares Schriftbild. Ihre beschrifteten Objekte, Foto- und Videoinstallationen betonen die Vieldeutigkeit von Worten und ihre Wandelbarkeit mit der jeweiligen Umgebung. Auch in Ihrer Lyrik (Preisträgerin des Lyrikwettbewerbes der „Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichts“, dem 6. Platz beim „Kärntner Lyrikpreis 2010“) und ihren Theaterproduktionen (Regie, Text, Video) lässt sie der freien Deutung mehr als den üblichen Spielraum. Die Erweiterung ihrer Lesungen mit Visuals führt zu einer Zusammenarbeit mit „Art Visuals & Poetry“ (Trakl remixed, Literaturhaus Salzburg 2012, Trakl remixed, Wien, Das Werk, 2012) und damit zu ihrem Poesiefilmdebüt „Gleich/Even“ (erstmals gezeigt im „Musuem am Buch“, Austria 2014) 49


Elisabeth Schwendner arbeits.PROBENsatz2015 »arbeits.PROBENsatz2015« ist eine auswahl von stoff&papier.stücke (1965–2015) aus dem eigenen fundus. in einer zusammenschau entstanden, die hier neu gestalteten »raumNahTcollagen«. »stoff&papier. stücke« bauen sich inzwischen dazwischen …aus vielfältigst gestochenen FADENverschmitzungen zu unterschiedlichsten raum.objekten zusammen. erste stoff.stücke entstanden1965–1967 in der hauptschule in velden am wörthersee | österreich. ich lernte an.ab.nähen heften trennen ab.ein.schneiden auf. spulen einfädeln zeichnen … in begeisterung manuelles & elektrisches näh.arbeiten.

1954 in Klagenfurt/ Österreich geboren 1970 aus Kärnten in die BRD verzogen 1990 Diplom zur DIin FH-Architektur München 1995 nach Villach/ Österreich zugezogen | 2007 nach Wien 2015 nach Klagenfurt bis 2001 als Architektin seither als Künstlerin mit kunsTücken. in verschiedensten objektWandeleien tätig 2015 :( auStellen auswahl perform&ausstellungkunst am see„wasseRaumPoesie“(2012) seeboden| millstättersee w.ortnahTraum.collage bei RUMMEL HUMMEL (2013) wien zeit.weilbleistift tusche papierfindsTücke auf leinwand im NASCHSALON (2014)wien :( weiterbewegt stoff&papierObjekte entstehen durch rauMaterialWandeleien. eine materilalMixTour beginnt und baut sich aus neu&recyclingMaterial einfach brauchbar neu zusammen (seit 2012) in wien | klagenfurt 50


Hubert Sielecki Dialogbuch, 2015 Auf einem Tisch liegt ein aufgeschlagenes leeres Buch, auf das von oben ein kleiner Beamer dasselbe Buch noch einmal projiziert. Das projizierte Buch blättert allerdings um und man sieht rechts den Text eines Dialoges aus einer Fernsehserie. Links erscheinen dazu die Ausschnitte aus meinem Film »Liebe TV«, in dem dieser Text in ähnlicher Form verwendet wurde. Liebe TV Du bist so wunderschön, Chris, so unglaublich unfassbar schön. Wie ist es überhaupt möglich, derart von einem jungen unerfahrenem Schulmädchen fasziniert zu werden… und… zu fühlen… was ich fühle. Meinst Du das wirklich? Was ich sage, das meine ich auch! Wir zwei sind füreinander geschaffen, (Chris) bei Dir fühl ich mich so unendlich geborgen, es stimmt einfach alles… Nur eines hat mir bis jetzt gefehlt, Nick. Du hast mir noch nie gesagt, was Du für mich empfindest! Jetzt weißt Du es! Ja, jetzt weiß ich es… Weißt Du, es gibt noch etwas, was mir bis heute noch gefehlt hat, Christen… Ich will Dich! Du hast mich doch! Ich will… Ich will mit Dir schlafen… Nick ich weiß nicht… Aber Ich weiß es, Chris. Ich muss Dir zeigen, was ich tief in meinem Inneren spüre, ich kann meine Gefühle einfach nicht mehr unterdrücken! Bitte… bitte sag nicht nein, Chris Ich liebe Dich! Ich liebe Dich so sehr… Kuss…

geb. 1946 in Kärnten, Österreich 1968 – 1976 Hochschule für angewandte Kunst in Wien, Filmhochschule Lodz Polen seit 1973 freischaffend künstlerisch tätig, experimentelle Farbfotografie, elektronisch, mechanisch und akustisch reagierende Objekte, Environments, Performance, Plakate ohne kommerziellen Zweck, alte Fototechniken. Musik und Malerei. Ausstellungen. Von 1982 bis 2012 Leiter des „Studio für experimentellen Animationsfilm“ in der Malereiklasse Maria Lassnig ab 1990 Christian Ludwig Attersee an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Gründung von Asifa Austria (1984), Animotion Films Vienna (1988), Filmgruppe A.S.K. (1990) Festivalteilnahmen, Preise und Auszeichnungen. 51


Herwig Steiner Eine Geschichte Österreichs, 2016 »Eine Geschichte Österreichs« ist ein Readymade des österreichischen Amtskalenders, dem erstmals im Jahr 1702 erschienenen Verzeichnis aller österreichischen Behörden, Ämter und öffentlichen Einrichtungen. Dieser Staatsdruck definiert und katalogisiert alle österreichischen Behörden, Körperschaften, Politiker und Beamte bis hin zu den kleinsten Einrichtungen. Der 1869 Seiten umfassende biennal erscheinende Druck ist hier Ausgangspunkt für eine neue Botschaft, eine Geschichte Österreichs aus 1864 Wörtern. Ein Satz, der nie durch einen Punkt unterbrochen wurde. Mit einem fluoreszierenden Textmarker, wie er in der Schule gerne zur Hervorhebung wichtiger Passagen und Zahlen verwendet wird, wählt der Künstler als Autor zweiter Ordnung ein einzelnes Wort pro Buchseite aus und setzt damit die Basis für das nächste Wort auf der folgenden Seite. Das Resultat ist eine experimentelle Lyrik basierend auf einem bereits bestehenden Werk anderen Ursprungs und anderen Kontextes. Von den Lesern und Besuchern kann die neue Botschaft mithilfe der markierten Wörter leicht nachgelesen werden. Der Leseeinstieg ist mangels einer vorgegebenen Partitur frei wählbar. »Eine Geschichte Österreichs« ist ein Hybrid aus Konzeptarbeit und Buchkunst und steht literarisch in der Tradition zeitgenössischer Dichtungen Ernst Jandls bis hin zu frühen Textexperimenten im Dadaismus. »Eine Geschichte Österreichs« ist womöglich ein kontextarmer nicht enden wollender Satz, bei dem die Performance des Blätterns genauso im Vordergrund steht, wie die Erinnerung an vorangegangene Wörter im Kontext der jeweiligen Buchseite. Das Vergessen gelesener Bücher tritt diesmal schon beim Lesen desselben ein. Der Künstler selbst hat angeblich selbst eine Affinität zu ähnlich performativ gelebten Satzexperimenten.

1978 geboren in Villach, lebt und arbeitet in Wien und Villach Herwig Steiner, auch HST, auch Beo Labostella, ist in den Bereichen Medienkunst, Film und Musik tätig. Entwickelt, gestaltet, produziert und promotet Projekte an den Schnittstellen nicht spezifisch gebundener Medien. Seine Themen konzentrieren sich auf jene Phänomene, bei denen die virtuelle Welt in die reale eindringt. 2007 – 2015 Mitarbeiter und Universitätsassistent an der Abteilung Medientheorie bei Prof. Peter Weibel an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2000 – ’06 Universität für angewandte Kunst Wien. Klasse für Digitale Kunst und Visuelle Mediengestaltung bei Prof. Thomas Fürstner, Prof. Karel Dudesek und Prof. Peter Weibel. Diplom 2006. Zahlreiche Ausstellungen. 52


Céline Struger The Adventures of Michel Houellebecq & Guillaume Apollinaire 2016 Das Buch entstand im Januar 2016 in Zusammenarbeit mit dem Studio DCW (Don’t cry – work). Es umfasst eine Sammlung von Zeichnungen und Texten, die im Jahr 2015 hergestellt wurden. Die Texte sind handgeschrieben und in englischer Sprache verfasst. Bei dem Druck handelt es sich um einfarbige, klammergeheftete Risographien. Bei der Umsetzung wurde darauf geachtet, den ästhetischen Kriterien des Genres Comic zu entsprechen und gleichzeitig den intimen Charakter einer Kleinauflage beizubehalten. So gibt es zusätzlich zur Gesamtauflage noch fünf Künstlerexemplare, denen ein handsignierter Siebdruck beigelegt ist. Die sechs einzelnen Comicstrips von je fünf zusammenhängenden Bildern beinhalten philosophische Betrachtungen der beiden Protagonisten Michel Houellebecq und Guillaume Apollinaire. Gespickt mit popkulturellen Kommentaren werden Themen wie der Disziplinenstreit zwischen Malerei und Skulptur oder die Fragmenttheorie angerissen. Die beiden Literaten werden exemplarisch für den intellektuellen (Post-) Humanisten des 20. bzw. 21. Jahrhunderts in unerwartete Situationen gebracht, in denen ihre Ressentiments über den Haufen geworfen werden. Die Comics entstanden und entstehen als Ergänzung zu Céline Strugers dreidimensionaler Arbeit. So werden Elemente des Mediums Comic (»Sprech-, und Denkblasen«, Tentakeln, Explosionen) in grafischer und skulpturaler Form aufgegriffen und in den Kontext bildender Kunst gesetzt. Houellebecq und Apollinaire werden dabei weniger als eigenständige Charaktere, sondern vielmehr als Träger und Platzhalter für kunsttheoretische Überlegungen herangezogen.

1982 in Klagenfurt geboren. Sie besuchte das Gymnasium St. Martin und schloss an der Universität Klagenfurt ein Betriebswirtschaftstudium ab. Von 2011 bis 2014 studierte sie in der Klasse TransArt (ehem. Bildhauereiklasse Erwin Wurm) an der Universität für angewandte Kunst Wien, von der sie 2014 das Fred Adlmüller-Stipendium erhielt. Im selben Jahr besuchte sie ein Masterprogramm an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam, wo sie auch ihre erste Einzelausstellung “The Way All Flesh Goes“ in der Galerie Percipi zeigte. Im darauffolgenden Jahr erhielt sie das Atelierstipendium des Landes Kärnten und lebte von Juli bis Dezember 2015 in der Cité Internationale des Arts Paris. Derzeit lebt und arbeitet Céline Struger in Kärnten und Wien. 53


Julian Johann Taupe Unterwegs, 2015 Die Ausstellung »Villach–Bamberg« war der Grund, mir ein teures, handgemachtes Buch anzuschaffen. Ab morgen beginnt die Reise mit dem Zeichenstift, Ziel unbekannt...

geb. 1954 in Gritschach bei Villach, Kärnten 1976 – 81 Akademie der bildenden Künste, Wien (Prof. Max Weiler) 1981 – 83 Lehrbeauftragter bei Prof. Arnulf Rainer, Akademie der bildenden Künste Wien 1983 – 84 Österreichisches Staatsstipendium für bildende Kunst 2011 Paris-Stipendium des Landes Kärnten 2014 Kunstpreis der Volksbank Kärnten Zahlreiche Ausstellungen – zuletzt: 2016 „Im Schatten der Öffentlichkeit“, Landesmuseum Innsbruck Rittergallery, Klagenfurt 54


Larissa Tomassetti RedPointDiary, 2015 Das »RedPointDiary« ist Teil eines sehr persönlichen Kunstprojekts, da es um meine Person als Fixpunkt kreist. Gleichzeitig stehe ich exemplarisch für alle anderen möglichen Personen, bin also zugleich einzigartig als auch beliebig austauschbar. Jedem Tag meines Lebens widme ich eine kleinformatige Skizze, die von einem roten Punkt ausgehend entsteht. Dieser ist stets gleich positioniert und bildet somit den konstanten Fixpunkt. Innerhalb dieser engen Vorgaben ergibt sich eine große gestalterische Freiheit. Die Zeichnungen entstehen spontan aus dem Moment heraus und ohne Vorüberlegungen. Sie bewegen sich zwischen abstrakten und gegenständlich anmutenden Gebilden und kommen – bis auf den roten Punkt – ohne Farben aus. Mittels diverser grafischer Techniken (Tusche, Graphitstift, Ritzzeichnung usw.) werden Ideen skizzenhaft festgehalten. Oft dienen diese Skizzen als Ausgangspunkt größerer Werke. Alle Zeichnungen der Serie werden nach einem einheitlichen logischen System durchnummeriert. 1 - 15041972 (the artist‘s birhtday) 15935 - 30112015 (today, 30. nov. 2015) Am heutigen Tag, dem 30.11.2015, besteht die Serie »RedPointDiary« aus genau 15935 Einzelzeichnungen. Es gibt also einen Fixpunkt, formal als roter Punkt erkennbar, um den herum sich alles ständig verändert. Obwohl er einen hohen Wiedererkennungswert besitzt, nimmt er stets eine andere Rolle ein. Er ist der Beginn jeder neuen Inspiration. So scheint er formal durch alle Zeichnungen zu springen, taucht einmal oben, einmal unten auf, ist Wiederholungstäter, ohne dass sich jemals etwas auf gleiche Weise wiederholt. Die Serie ist voller Widersprüche, voll von skizzenhaften Ideen. Es ist ein ernster und zugleich spielerischer Ansatz mit klaren Regeln und zugleich großen Freiheiten. Vielleicht kann es auch als Versuch gesehen werden, das Leben zu erfassen, Zeit zu messen, die eigenen Lebenstage zu zählen, die Beliebigkeit und Wichtigkeit eines jeden Moments vor Augen zu führen, Spuren zu hinterlassen. 1972 geboren in Villach 1990 – ’96 HS Mozarteum, Salzburg (Klassen Malerei + Grafik) 1995 Förderatelier im Salzburger Künstlerhaus 1996 Förderprogramm des Landes Salzburg (Galerie Traklhaus) 1999 Stipendium der „École des Beaux-Arts“ (ENSBA), Paris seit 2000 Atelier in Gmünd 2010 Erster Preis beim Kunst-am-Bau-Wettbewerb der Gemeinde Malta 2012 Preisträgerin beim Fotowettbewerb „wortimbild 2012“ Zahlreiche Ausstellungen 55


Impressum: Der Katalog erscheint zur Ausstellung „Das Künstler*innen-Buch“ in der Galerie Freihausgasse/ Galerie der Stadt Villach 4. Mai – 11. Juni 2016 Herausgeberin: Kulturabteilung der Stadt Villach Dinzlschloss, Schlossgasse 11 9500 Villach Galerie Freihausgasse · Galerie der Stadt Villach T.: + 43 4242/205-3450 · E: kultur@villach.at Kuratorin: Edith Eva Kapeller, Kontakt: e.e.kapeller@aon.at © 2016 Galerie Freihausgasse und die Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung und Wiedergabe auf jegliche Weise (grafisch, elektronisch und fotomechanisch sowie der Gebrauch von Systemen zur Datenrückgewinnung) – auch in Auszügen – nur mit schriftlicher Genehmigung der Herausgeberin. Ausstellungsfotografien: Künstler und Künstlerinnen Katalogredaktion: Edith Eva Kapeller Ausstellungsaufbau: Gerhard Fillei, Joachim Krenn, www.finnworks.at Sujet der Ausstellung und Kataloggestaltung: Peter Putz · www.ewigesarchiv.at Villach · 2016

56


57


58


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.