Kestutis Lapsys · nighty night

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Kestutis Lapsys nighty night Das Ewige Archiv



Kestutis Lapsys nighty night

Das Ewige Archiv


Wien | AT · 1991– 2020 Kestutis Lapsys 4


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Kestutis Lapsys: nighty night. A Memory The voice of Kestutis Lapsys was so calming, pleasant and gentle that I once fell asleep lying on the couch with him sitting at the head end while he was telling what subsequently annoyed him so much that he left shortly afterwards in consternation. I got to know Kestutis in 1991 after his close friend and art teacher colleague, the painter Wolfgang Egger, died. I had spent a year of study abroad with Wolfgang in Poznan / Poland in 1977/78, Kestutis took care of the estate, some time later we were working on a catalog with the artist‘s works and became friends. He kept telling me about his childhood in a camp for “expatriats” on the outskirts of Kufstein, where he had grown up with his parents, who had fled from Lithuania. I very much regret that I did not record any video with him, with the exception of a very short video that was only 27 seconds long: Kestutis Lapsys drew the Pokémon PANTIMOS in 2014 without a template - just from memory - and talked about drawing. My son who loved Pokémon at the time - had his birthday and Kestutis spontaneously decided to draw PANTIMOS (“always cleaning”) on a map that I had brought with me from Poland in 1978. Kestutis also had a fondness for Pokémons and such a large collection of Pokémon paraphernalia that the district newspaper published an article on them! The video is short, but includes some essential aspects of Kestutis: his way of speaking, his voice, his very special clothes, his chains, rings and amulets - he was a „very special character“ in the best sense of the word. Kestutis was an art teacher in the best sense of the word, a popular professor, artist, great draftsman - with pencil and smartphone alike, a wonderful storyteller and dear friend. In 2011 we put together a catalog with works by Kestutis from previous years. At my suggestion, he wrote all the texts, including his biography, by hand. As a result, he gave me scans of many of his works and asked me to include them in the database of my project „The Eternal Archive“ and to keep them. This is one of the reasons why I am now publishing this catalog, shortly after Kestutis passed away on March 16, 2021. This publication contains an extract from the catalog from 2011 and more recent works. Kestutis developed a mastery of drawing with a pen directly on the display of his smartphone. He often used the title „nighty night“ for his nocturnal excursions and the resulting work - hence the title of this brochure. During his occasional visits to the studio, Kestutis either strictly forbade me to photograph him (but then confirmed to me in writing once that I would be allowed to photograph him the next time), or he enthusiastically participated. The session with the Krone, which Götz Bury had tailor-made for me, was a lot of fun for both of us. Thank you Kestutis for your being, your strength, your ideas, thank you for a long friendship! I miss you very much!

Peter Putz The Eternal Archives


Kestutis Lapsys: nighty night. Eine Erinnerung Die Stimme des Kestutis Lapsys war so beruhigend, angenehm und sanft, dass ich einmal, auf der Couch liegend, er am Kopfende sitzend, eingeschlafen bin während er erzählte, was ihn in der Folge so ärgerte, dass er kurz darauf konsterniert abzog. Kennengelernt habe ich Kestutis im Jahr 1991, nachdem sein enger Freund und Kunsterzieher-Kollege, der Maler Wolfgang Egger verstorben war. Mit Wolfgang hatte ich 1977/78 ein Auslandstudien-Jahr in Poznan/Polen verbracht, Kestutis kümmerte sich um den Nachlass, einige Zeit später arbeiteten wir an einem Katalog mit den hinterlassenen Arbeiten des Künstlers und freundeten uns an. Er erzählte mir immer wieder von seiner Kindheit in einem Lager für „Expatriats“ am Rande von Kufstein, in dem er mit seinen Eltern, die aus Litauen geflüchtet waren, aufgewachsen war. Ich bedaure sehr, dass ich kein Video aufgenommen habe mit ihm, mit Ausnahme eines ganz kurzen, nur 27 Sekunden langen Videos: Kestutis Lapsys zeichnete 2014 ohne Vorlage – nur aus dem Gedächtnis – das Pokémon PANTIMOS und sprach über das Zeichnen. Mein Sohn – damals Pokémon begeistert – hatte Geburtstag und Kestutis entschloss sich spontan, auf eine Landkarte, die ich 1978 aus Polen mitgebracht hatte, PANTIMOS („immer putzen“) zu zeichnen. Kestutis hatte ebenfalls eine Vorliebe für Pokémons und eine so große Sammlung von Pokémon-Paraphernalia, dass die Bezirks-Zeitung einen Artikel dazu veröffentlichte! Das Video ist zwar kurz, umfasst aber einige wesentliche Aspekte von Kestutis: seine Art zu reden, seine Stimme, seine ganz spezielle Kleidung, seine Ketten, Ringe und Amulette – er war in bestem Sinne ein „very special character“. Kestutis war ein Kunsterzieher in bestem Sinne, ein beliebter Professor, Künstler, ein großartiger Zeichner – mit Bleistift und Smartphone gleichermaßen, ein wunderbarer Erzähler und lieber Freund. Im Jahr 2011 stellten wir eine Katalog mit Arbeiten von Kestutis aus früheren Jahren zusammen. Auf meinen Vorschlag hin schrieb er alle Texte, inklusive seiner Biographie mit der Hand. In der Folge übergab er mir Scans vieler seiner Arbeiten und bat mich, sie in die Datenbank meines Projektes „Das Ewige Archiv“ aufzunehmen und zu bewahren. Dies ist einer der Gründe, warum ich diesen Katalog nun veröffentliche, kurz nach dem Ableben von Kestutis am 16. März 2021. Diese Publikation beinhaltet einen Auszug des Kataloges aus 2011 und neuere Arbeiten. Kestutis entwickelte eine Meisterschaft, mit einem Stift direkt am Display seines Smartphones zu zeichnen. Für seine nächtlichen Ausflüge und die dabei entstehenden Arbeiten verwendete er oft den Titel „nighty night“ – daher auch der Titel dieser Broschüre. Kestutis hat mir bei seinen fallweisen Besuchen im Studio entweder strikt verboten, ihn zu fotografieren (hat mir dann aber einmal schriftlich bestätigt, dass ich ihn das nächste Mal fotografieren darf), oder er hat begeistert mitgemacht. Die Session mit der Krone, die Götz Bury für mich maßgeschneidert hatte, machte uns beiden jedenfalls großen Spaß. Danke Kestutis für Dein Sein, Deine Kraft, Deine Ideen, Danke für eine lange Freundschaft! Ich vermisse Dich sehr!

Peter Putz Das Ewige Archiv

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Wien | AT · 2016 – 2017 Kestutis Lapsys 8


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Wien | AT · 2017

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Wien | AT · 2010 – 2015

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Wien | A · 2010 – 2013

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Kestutis returning from timewarp 17


HANDSCAPE Kestutis Lapsys // Landschaftsmalerei auf Händen

Die Handscape schenkte Kestutis seiner Tochter. Bild: Pigmentdruck auf Hahnemühle Bütten, Unikat Bild und Text: © Angela Andorrer, 2018 · andorrer.at

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Inmitten von bewaldeten Hügeln liegt ein Dorf im Tal. Da weht immer Wind. Rundherum sind viele Felder und Lichtungen, mit Getreide und verschiedenen Blumen. Es gibt eine Vielzahl an Gräben und reichlich Wasser, Tümpel, Bäche, frische Quellen, und das blubbert. Insgesamt ist die Landschaft hügelig, teils lieblich und dann doch wieder fast wild und unwirtlich, mit einer ungeheuren Vielfalt an Gesteinen und Vegetationsformen. Die streifenartigen parallenen Linienzüge sind vermutlich ausgehärtete Quarzgänge.

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Auszüge aus dem Katalog „Kestutis Lapsys“ (2015)

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Kestutis Lapsys, Zeichnungen, 2019

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Wien | AT · 2016– 2020

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Kestutis Lapsys

* 20. 9. 1947, Hall/Tirol – † 16. 3. 2021, Wien Geboren als Sohn litauischer Einwanderer. Studium der Grafik an der Hochschule für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste, Meisterklasse Melcher. Magister artium. Von 1976–2007 Lehrtätigkeit als Kunsterzieher am ORG I., Hegelgasse, Wien, wo er 1978 Wolfgang Egger kennenlernte. Es entstand eine tiefe Freundschaft und Verbundenheit über die berufliche Tätigkeit hinaus. Gemeinsame Reisen und Aufenthalte in den USA. Reisen und längere Aufenthalte in Asien und Amerika. Ausstellungen in Italien, Österreich und USA.

Kestutis Lapsys, Portrait der Eltern, ca. 1975 Kestutis Lapsys, Portrait of the Parents, ca.1975

* September 20, 1947, Hall / Tirol - † March 16, 2021, Vienna Born the son of Lithuanian immigrants. Studied graphics at the University of Applied Arts and the Academy of Fine Arts, Melcher master class. Master of Arts. From 1976-2007 teaching activity as an art teacher at ORG I., Hegelgasse, Vienna, where he met Wolfgang Egger in 1978. A deep friendship and solidarity developed beyond the professional activity. Joint trips and stays in the USA. Trips and longer stays in Asia and America. Exhibitions in Italy, Austria and the USA.

Vorhergehende Doppelseite: Fotos von Aufenthalten in den USA mit Wolfgang Egger, zur Verfügung gestellt von Frederic Rob Blair, mit dem ihn ebenfalls eine lange Freundschaft verband (s. untere Reihe, rechts) Obere Reihe: mit Schülerinnen des ORG I., Hegelgasse) Portraits Kestutis Lapsys: Wolfgang Egger war mit dem ersten Versuch eines Portraits von Kestutis Lapsys dermaßen unzufrieden und wütend, dass er das Bild ursprünglich wegschmeißen wollte, aber dann zerschnitt die Leinwand in 30 Teile, öste sie und band sie zu einem Buch. (s. linke Seite) Dieses gab er gemeinsam mit dem ihn zufriedenstellenden nächsten Versuch (rechte Seite) Kestutis als Geburtstagsgeschenk. Wolfgang Egger, 2. Portrait Kestutis Lapsys, 1986, 70 x 90 cm, Öl und div. Applikationen auf Leinwand. Previous spread: Photos of stays in the USA with Wolfgang Egger, made available by Frederic Rob Blair, with whom he also had a longtime friendship (see bottom row, right) Upper row: with students from ORG I., Hegelgasse) Portraits Kestutis Lapsys: Wolfgang Egger was so dissatisfied and angry with the first attempt at a portrait of Kestutis Lapsys that he originally wanted to throw the picture away, but then cut the canvas into 30 parts, eaten them and tied them into a book. (see left side) He gave this to Kestutis as a birthday present together with the next attempt (right side) that was satisfactory for him. Wolfgang Egger, 2nd portrait of Kestutis Lapsys, 1986, 70 x 90 cm, oil and various applications on canvas

Kestutis Lapsys zur Geschichte seiner Eltern: „Als ich die Bildgeschichte „Flucht …“ las, wurde mir warm und kalt ums Herz. Die Geschichte ähnelt sehr der meiner Eltern aus Litauen. Ich kenne sie nur aus ihren bruchstückhaften Erzählungen. Sie haben nie gern darüber geredet, besonders mein Vater nicht. Er war in der litauischen Widerstandsbewegung gegen die russischen Besatzer, wurde verwundet und gesucht. Wochenlang versteckte er sich in den Wäldern. Meine Mutter wurde inhaftiert, weil sie die litauische Fahne auf der Uni in Vilnius gehisst hatte. Die Flucht gelang auch ihnen übers Meer, bis nach Hamburg. An sich wollten von dort alle auf die großen Emigrantenschiffe nach Amerika, so auch meine Eltern, aber die Verwundung meines Vaters ließ ihn nicht ausreisen. So verblieben sie in Deutschland und gelangten von Lager zu Lager und schließlich auch nach Österreich, ins DP-Barackenlager Kufstein/ Tirol (Camp for Displaced Persons), das die Franzosen errichtet hatten: meine Mutter, mein Vater, zwei Koffer und mein kleiner Bruder, den sie im Arm hielten. Ich war noch nicht auf der Welt, wurde erst später dort geboren. Wann immer meine Eltern darüber sprachen, was sehr selten der Fall war, spürte ich diese belastende Schwere in ihren Worten. Euer Artikel und die Bildgeschichte brachten mir die Erinnerung. Ich wusste gar nicht, dass dieses Thema je so behandelt wird /wurde /werden könnte. Und dann ist es auch noch so großartig gezeichnet!!! Danke, Sprechblase! Kestutis Lapsys (Leserbrief im Comic-Magazin „Sprechblase“, Nr. 239)

Kestutis Lapsys on the story of his parents: “When I read the picture story “Escape…”, my heart felt warm and cold. The story is very similar to that of my parents from Lithuania. I only know her from her fragmentary stories. You never liked to talk about it, especially my father. He was part of the Lithuanian resistance movement against the Russian occupiers, was wounded and wanted. For weeks he hid in the woods. My mother was arrested for flying the Lithuanian flag at the university in Vilnius. They also managed to escape across the sea to Hamburg. From there everyone wanted to go on the big emigrant ships to America, including my parents, but my father‘s wounding did not allow him to leave the country. So they stayed in Germany and got from camp to camp and finally to Austria, to the DP barracks camp Kufstein/Tirol (Camp for Displaced Persons), which the French had set up: my mother, my father, two suitcases and my little brother, that they held in their arms. I wasn‘t born yet, I wasn‘t born there until later. Whenever my parents talked about it, which was very seldom the case, I could feel the heavy heaviness in their words. Your article and the picture story brought me the memory. I didn‘t even know that this topic would ever be / was / could be dealt with in this way. And then it is also drawn so wonderfully!!! Thank you, speech bubble! Kestutis Lapsys (Letter to the editor in the comic magazine „Speech Bubble“, No. 239)


Für Kestutis

Herausgeber: Peter Putz · Das Ewige Archiv A-1060 Wien · Mollardgasse 85 a / 1 / 41 +43 (0)664 111 98 12 archiv@ewigesarchiv.at · www.ewigesarchiv.at Gestaltung: Studio Putz+ Medien · Grafik · Kunst Portraitfotos, Portraitzeichnungen, Röhrenportrait und digitale Bildbearbeitung: Peter Putz Werke: © Nachlass Kestutis Lapsys

Publikation: © 2021 Das Ewige Archiv Alle Rechte vorbehalten

Abb. rechts: Peter Putz, „Der Zeichengott“, (Kestutis Lapsys), 2016, Acryl/Kartonröhre


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