Markus Orsini-Rosenberg · Reflex-Ionen

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Markus Orsini-Rosenberg Reflex-Ionen Malerei 2009 – 2016


Cover: Hainbuche im Sternenhimmel, 2015/16, Batik/Acryl/Pailletten/Molino, 370 x 660 cm Im Lichthof der Galerie3, Klagenfurt, Ausstellung „Reflex-Ionen“


Form/Palette, テ僕 auf Pappelsperrholz, Hainbuche + blauer Himmel, 2015, ca. 34 x 30 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 24. Dezember 2015 3


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vorhergehende Doppelseite: Park, Sommer, 2014, テ僕/Leinen, 170 x 280 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 7. September 2014 Form/Palette, テ僕 auf Pappelsperrholz, Fichte, Park, 2015, ca. 80 x 70 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 27. Jテ、nner 2015 6


Form/Palette, テ僕 auf Pappelsperrholz, Fichte, Park, 2015, ca. 70 x 70 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 28. Jテ、nner 2015 7


Form/Palette, テ僕 auf Pappelsperrholz, Schnee, Hainbuche, Park, 2015, ca. 70 x 70 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 31. Jテ、nner 2015 8


Form/Palette, Öl auf Pappelsperrholz, Winter, blauer Himmel und Äste, Park, 2015, ca. 70 x 70 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 11. Februar 2015 9


Form/Palette, テ僕 auf Pappelsperrholz, Wolken 24. 12. 2013, 37 x 27 cm auf Schablonenmalerei aus dem 19.Jh., 24. Dezember, 2013 10


Form/Palette, テ僕 auf Pappelsperrholz, Fichte, Park, 2015, ca. 70 x 70 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 18. Februar 2015 11


Teich mit Schilf bei Regen, 2015, テ僕 und Schlagmetall auf Leinen, 170 x 280 cm 12


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body nature awareness Zu Markus Orsini-Rosenbergs Landschaften Markus Waitschacher I Schwarz der Himmel Gelb die Erde Der Hahn zerfetzt die Nacht Das Wasser erhebt sich und fragt nach der Stunde Der Wind erhebt sich und fragt nach dir Ein weißes Pferd geht vorüber1

III Geruch zahlreiches Ungestüm Körper mit vielen Händen Auf unsichtbarem Stengel Ein einziges Weiß

Die Landschaft bleibt wohl ewige Projektionsfläche der Menschen, bald räumliche Bedingung, bald utopischer Horizont, ist dabei immer der Blick auf die Landschaft, immer das Bild davon. Ein kulturell geprägter Landschaftsbegriff meint eindeutig Landschaft als geschaffenes Land. Eine Art und Weise der Wahrnehmung, die eine Gegend als ästhetische Ganzheit begreift. Ein geschaffenes Bild, welches immer diesen Blick auf die Landschaft freilegt.

Mit dem Künstler in der Natur wird auch der Körper in der Landschaft verhandelt. So kommt die Körperlichkeit in den Malprozess, einerseits durch die direkte Verortung des Malers, der sich impressionistisch direkt vor Ort seine Landschaften erarbeitet, gleichzeitig kommt es in seiner Praxis zu einer weiteren „Verkörperlichung” – der Körperlichkeit der neuen Formen seiner Materialien – aus den klassischen geometrischen Formen der Leinwand werden biomorphe Gestalten, die als Objekte im Raum eine weiter Verdinglichung der Landschaft darstellen.

Markus Orsini-Rosenbergs Blick ist ein feiner, einsamer und menschenleerer Blick auf mannigfaltige Landschaften. Er ist gleichzeitig weniger romantisch als man zuweilen vermuten würde. In jedem seiner Landschaftsausschnitte schwebt eine Ahnung vom Archaischen, vom Brutalen, vom Prä- und womöglich PostMenschlichem mit. Jeder seiner Ausschnitte ist ehrlicher, und immer ehrlicherer pars pro toto.

Der Künstler spricht im Lassnigschen Sinne von body awareness, einer subjektiven Form der Körperwahrnehmung, der Körpersensibilisierung, die von Innen heraus auf stete Erkundung des eigenen Körpers geht. So definiert seine Selbstwahrnehmung die äußere Wahrnehmung, so verbinden sich äußere und innere Formen und bezeugen in ihrer Anwesenheit, unsere eigenen Formenund Denkgrenzräume.

II Wie der Wald in seinem Bett von Blättern Schläfst du in deinem Bett von Regen Du singst in deinem Bett von Wind Du küßt in deinem Bett von Funken

IV Rede lausche antworte mir Was der Donner sagt Das versteht der Wald

Der Blick des Künstlers scheint ein ruhiger, ja ein in der Landschaft ruhender. Dabei wird dem in eine zentrale Bedeutung zugeschrieben. Diese Landschaften, die eben keine fernen Weiten, selten horizontale Ebenen durch deklinieren, diese Bilder der Landschaft sind Bilder aus ihrem innersten heraus. Der malende Blick wirkt eingeschlossen in der ihn umgebenden Natur. Zuweilen wird es zu einem regelrechten „sich-frei-schauen” aus einer rätselhaften, nicht durchschaubaren, im engen Sinne des Wortes, Landschaft. Markus Orsini-Rosenberg schaut nicht in oder durch die Natur, es wirkt beinahe, als blicke er aus der Natur heraus.

1 Octavio Paz: „Dauer”. In: Ders.: Gedichte. Frankfurt am Main: 1980, S. 179. 14

In einem neuen Bilderzyklus stellt der Künstler ein Gleichnis der Formen auf. Sich in die Höhe streckende, wild auswachsende Farnpflanzen werden lodernden Lagerfeuern und sterbenden Baumstrünken gegenübergestellt. Urpflanzen, die weit vor den Menschen existierten, gleichzeitig die Zähmung von wildem Feuer, gar die Kunstfertigkeit Feuer zu entfachen, als ein kulturelles Merkmal der Menschwerdung. Beides wird als Form betrachtet und verstanden und als solche sich gegenübergestellt. Beides wirkt in seiner Stärke und Kraft einander nicht ausschließend oder gar gegenteilig, vielmehr zeigt die analoge Darstellung archaische Grundstrukturen auf. Sterben, Wachsen, Zerstören, Errichten – Wieder zeigen die Ausschnitte des Künstlers, dass sie pars pro toto verstanden werden müssen, dass sie Teile einer Welt sind, die aus so vielen Ausschnitte besteht, unmöglich sie alle darzustellen. Sehr wohl aber Systeme und Strukturen aufzuzeigen.


V Ich gehe hinein durch deine Augen Du kommst heraus durch meinen Mund Du schläfst in meinem Blut Ich erwache auf deiner Stirn

Markus Orsini-Rosenberg wagt sich an Grenzen der inneren Wahrnehmung und äußeren Darstellung. Er agiert mit klassischen Materialien und Sujets, lädt diese jedoch mit absolut modernen Fragestellungen auf. Sein Blick auf die Landschaft ist ein einsamer, gleichzeitig lässt er unwahrscheinlich viel Platz für “den Anderen”. Seine Bildwelten sind menschenleer, gleichzeitig so eindeutig menschliche. Er blickt als Individuum, subjektiv.

VI Ich werde mit dir in einer Steinsprache reden (Du antwortest mir mit einem einsilbigen Grün) Ich werde mit dir in einer Schneesprache reden (Du antwortest mir mit einem Fächer von Bienen) Ich werde mit dir in einer Wassersprache reden (Du antwortest mir mit einem Kanu von Blitzen) Ich werde mir dir in einer Blutsprache reden (Du antwortest mir mit einem Turm von Vögeln)

Markus Waitschacher, Kulturanthropologe und freier Kurator arbeitet in diversen Kunst(Vermittlungs)Projekten, unter anderem am Universalmuseum Joanneum im Bereich zeitgenössischer und moderner Kunst. Seit 2012 mitbetreut er den Kunstraum haaaauch-quer in Klagenfurt. 15


Teich, 2015, Öl und Schlagmetall auf Leinen, 200 x 160 cm Ausstellungsansicht “one work gallery vienna“ 16


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Form/Palette, テ僕 auf Pappelsperrholz, Fichte, Park, 2015, ca. 80 x 70 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 27. Jテ、nner 2015 19


Form/Palette, テ僕 auf Pappelsperrholz, Hainbuche, Blau, 2015, ca. 70 x 20 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 19. Dezember 2015 20


Form/Palette, テ僕 auf Pappelsperrholz, Sommer, Park, 2015, ca. 80 x 80 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 25. Juni 2015 21


Baumstrunk 1, テ僕, Leinwand, 70 x 50 cm, 2016 22


Baumstrunk 2, テ僕, Leinwand, 70 x 50 cm, 2016 23


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S. 24 bis 27: Hochwald, Ausstellungsansicht Kulturzentrum Meierhof Schwertberg, 2013 Tondo, Fichte von unten, テ僕 auf Leinen, 2009, 200 cm Durchmesser 28


Hochwald, Geテ、st II, Petzen, 2014, テ僕 auf Leinen, 200 x 180 cm 29


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S. 30 + 31: Hochwald Ossiacher Tauern, Ausstellungsansicht Kulturzentrum Meierhof Schwertberg, 2013 Durchblick, Park in Damtschach, Winter, 2009, テ僕 auf Leinen, 180 x 140 cm 32


Fichte im Winter in Braun, Park, 2009, テ僕 auf Leinen, 300 x 170 cm 33


Park – Sommer 1, Öl, Leinwand, 100 x 90 cm, 2014 34


Park – Sommer 2, Öl, Leinwand, 100 x 90 cm, 2014 35


Lagerfeuer 2, テ僕, Leinwand, 70 x 50 cm, 2016 36


Lagerfeuer 1, テ僕, Leinwand, 70 x 50 cm, 2016 37


Spiegeleis, テ僕, Silber, Leinwand, 170 x 280 cm, 2015/16 38


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Reflexion, テ僕, Silber, Leinwand, 136,5 x 110 cm, 2016 40


Reflexionen Bach beim Teich, テ僕, Silber, Leinwand, 140 x 110 cm, 2015 41


Spirits, テ僕, Silber, Leinwand, 210 x 199 cm, 2015 42


Reflexionen Bach beim Teich, テ僕, Silber, Leinwand, 170 x 110 cm, 2016 43


Foto: © Matthias Koslik

Markus Orsini-Rosenberg 1961 in Wien geboren 1982–‘92 Studium der Malerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Maria Lassnig und C. L. Attersee. (Arch. H. Hollein), Diplom für Restaurierung. Einzelausstellungen: 1991 Himmel im Wald, Galerie Cen, Wien 1992 Ostebene / Ostrava, pinx. Galerie, Wien 1993 Das Haus am Fluss, Galerie Sikoronja, Rosegg 1994 Seen, Galerie Holzer, Villach 1995 Der Raum ( mit Michal Curik), Galerie Kindlinger, Klagenfurt 1997 Jalousie, Galerie Inge Freund, Klagenfurt 1998 Balt-Orient-Express-Bar-Europa, Galerie Holzer, Villach week-end, Künstlerhousepassage,Wien o.T., Amthof-Kellergalerie, Feldkirchen, Kärnten 1999 plein air, loop – raum für aktuelle Kunst, Berlin 2000 Streifzüge, Galerie Sikoronja Streifzüge, Yppenplatz, Art & Weise, Wien 2000. haaaauch, Klagenfurt Malerei, Galerie Freihausgasse, Villach (mit Götz Bury) In Lacandonas Dickicht, LacANDona, 2004 tableau, heartgallery, Paris Liebe und Leidenschaft, (mit Bernhard Tragut) Galerie 3, Klagenfurt 2005 Landschaften, Galerie im Schloss Porcia, Spittal an der Drau 2007 Horizont, Galerie Vorspann, Bad Eisenkappel Lärmschutz, Galerie 3, Klagenfurt (mit Johannes Domenig) 2009 Simulakrum, Museum Moderner Kunst Kärnten, Burgkapelle, Klagenfurt 2010 Movimenti, Künstlerhaus Klagenfurt, (mit Rainer Wulz) 2012 Malerei, Galerie3, Klagenfurt (mit Alina Kunitsyna) 2013 Hochwald, AO&Lodge, 776, Wien 2013 Kulturzentrum Meierhof Schwertberg 2014 Winter 2013/14, Haus Winkler – Jerabek 2015 one work gallery, Wien, Johanniterkirche, Feldkirch 2016 Reflex-Ionen, Galerie3, Klagenfurt 44


Gruppenausstellungen (Auswahl): 1987 Hypnodrom, Projekt der Wiener Festwochen mit Daniel Spoerri, Wien 1988 Orientalismus, Galerie Mana, Wien 1989 Meisterklasse Maria Lassnig, Heiligenkreuzerhof, Wien 1990 Prag-Wien, Emauskloster, Prag; Gasometer, Wien Totalitäre Zone, Stalin Monument, Prag 1991 For a free Russia, Modern Art Gallery, St. Petersburg Rotwelsch, Kongresshalle, Brünn; Gute Zeiten, Alte Sargfabrik, Wien 1992 Wildwuchs, Nachwuchs, Künstlerhaus Klagenfurt 1993 Babylon, Schloss Damtschach, Kärnten 1995 Così fan tutti, Galerie Christine König, Wien Wasser und Wein, Kunsthalle Krems 1996 Wintersalon, Mestna Galerija Ljubljana Elements, Österreichische Malerei, John Lane G., Dublin, Palais Esplanade, Meran Tu felix Austria, Galerie Christine König, Wien Balt Orient Express, ifa-Galerie Berlin, Nationalgalerie Bucarest, Kunsthalle Exnergasse, Wien 1998. tout est frais sauf la glace Galerie J&J Donguy & Bibliotheque Polonaise, Paris 1999 Sisisimen, Galerie Menotti, Baden bei Wien Landschaft, Galerie 3, Klagenfurt Faistauerpreisanwärterausstellung, Galerie in Traklhaus, Salzburg Soho in Ottakring, Wien 2000 Soho in Ottakring, Wien LandSchaffen, NöArt, Niederösterreich Randori, loop, Raum für aktuelle Kunst, Berlin Mitte Souvenir, IG – Bildende Kunst, Wien Transferatu, zkm Köln, ifa – Galerie Berlin, Nationalgalerie Bucarest 2000. tre pittori dalla carinzia, Casa Confraternita, Udine, Lichtblicke – Utriniki, Galerie Sikoronja, Rosegg 2000. bbebä – Semperdepot, Akademie der bildenen Künste, Wien reloop, loop -Raum für aktuelle Kunst, Heeresbäckerei, Berlin 2003 a pattern of human physiognomy – Atelier Expositur, Graz die Farben Berlins – Stadtblind, Berlin Sampler, loop – Raum für aktuelle Kunst, Heeresbäckerei, Berlin 2004 room to move – Kunsthalle Exnergasse, Wien Mittagskogel – Galerie Sikoronja, Rosegg Blickwechsel, – Museum Moderner Kunst Kärnten 2005 Das Beste Billig, ehemaliges Kaufhaus Osei (MASC - Foundation), Wien 2006 Viennafair, The international contemporary art fair focused on CEE, Messezentrum Wien, Galerie 3, Klagenfurt Museum für angewandte Kunst, MAK, Wien / Österreich KOM.alphaΩ7, Museum Sammlung Friedrichshof 2007 zerissener Vorhang, Ateliers Ragnarhof, Wien 2008 Mit eigenen Augen, ehemalige Studenten von Maria Lassnig, Heiligenkreuzerhof, Hochschule für angewandte Kunst Wien Museum des Nötscher Kreises, K08, Kunst aus Kärnten von 1945 bis heute, Museum Moderner Kunst Kärnten, Wanderausstellung in Kärnten, „Landschaft“ Kunst im Spiel, Museum Moderner Kunst Kärnten 2009 Wörthersee, Galerie3, Klagenfurt Kunst im Spiel, Museum Moderner Kunst Kärnten 2010 Lange Nacht der Museen, Warmbaderhof, park-lounge, Villach Neujahrsausstellung 2010, Galerie im Amthof, Feldkirchen, 2011 today is tomorrow – Schauplatz Malerei, Künstlervereinigung MAERZ, Galerie März, Linz 2012 fokus sammlung 03, Landschaft, Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt 2013 ahnen, Schloss Grafenstein, Kärnten, 20 + 20, Galerie Freihausgasse/Galerie der Stadt Villach 2014 Eröffnungsausstellung der Galerie Andrea Madesta, ehemals Galerie Peter Bäumler, Regensburg 2015 FRONTERAS EN CUESTIÓN II, Centro de Desarrollo de las Artes Visuales, Habana Vieja, Cuba 2016 Schauplatz Natur, Galerie Andrea Madesta, Regensburg

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Markus Orsini-Rosenberg Reflex-Ionen Malerei 2009 – 2016

Kontakt: Markus Orsini-Rosenberg Damtschacher Straße 9241 Wernberg m-o-r@damtschach.at www.damtschach.at/m-o-r

Gestaltung: Peter Putz · www.ewigesarchiv.at Fotos: Markus Orsini-Rosenberg Ferdinand Neumüller (Seiten 34 + 35, 38 + 39, 40, 41, 42, 43)

© Markus Orsini-Rosenberg Damtschach 2016


Form/Palette, テ僕 auf Pappelsperrholz, Hainbuche, Blau, 2015, ca. 20 x 70 cm Arbeitsfoto im Landschaftspark Damtschach, 24. Dezember 2015 Umschlag hinten: Farn, テ僕, Leinwand, 70 x 50 cm, 2016


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