Peter Putz · Portraits von Verfolgten und Widerständigen in der Zeit des NS-Terror-Regimes

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Peter Putz

Portraits von Verfolgten und Widerständigen in der Zeit des NS-Terror-Regimes Titel, 2020, 297 x 210 mm, Bleistift, Filzstift /Papier

Das Ewige Archiv


Georgy Halpern wurde im Alter von neun Jahren in Auschwitz ermordet. Der Bub war eines von 1,5 Millionen Kindern, die Opfer des Holocausts wurden. Georgys Familie musste fliehen und wurde zerrissen, der Bub fand Zuflucht im französischen Kinderheim Maison d‘Izieu. Bis Klaus Barbie, der Leiter der Lyoner Gestapo, 1944 die Deportation von 44 Kindern – darunter sieben aus Wien – und der Erzieher anordnete. Fast alle wurden in Auschwitz vergast. Die Eltern von Georgy überlebten und kamen in Kontakt mit Beate und Serge Klarsfeld – dem Ehepaar, das Barbie, den „Schlächter von Lyon“, und andere Naziverbrecher ausgeforscht hat. So entstand das nun auch auf Deutsch vorliegende Buch „In Erinnerung an Georgy Halpern. Briefe von Maison d‘Izieu“, in dem Serge Klarsfeld berührende Schreiben des Buben an seine Eltern sowie viele Fotos dokumentiert hat.Das Maison d‘Izieu nahe Lyon ist seit 1994 eine Gedenkstätte. Vor dem Haus Franz-Josefs-Kai 25 in Wien, wo der Bub und seine Eltern ursprünglich zu Hause waren, gibt es eine Gedenktafel an Georgy Halpern und die ermordeten Kinder. Fotovorlage: © Gedenkstätte Maison d‘Izieu / Coll. Henry Alexander via Der Standard Innehalten in der Wiener Innenstadt: Gedenken an die Kinder von Izieu https://www.derstandard.at/story/2000055329616/innehalten-in-der-innenstadt-gedenken-an-die-kinder-von-izieu Die Kinder von Izieu waren eine Gruppe von 44 jüdischen Kindern, die am 6. April 1944 auf Befehl des Lyoner Gestapo-Chefs Klaus Barbie zusammen mit ihren sieben Betreuern verschleppt und über Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Davor diente von Mai 1943 bis April 1944 ein 80 Kilometer von Lyon entfernt liegendes Hofgut in der Gemeinde Izieu unter dem Namen La Maison d’Izieu der Aufnahme jüdischer Kinder unterschiedlicher Nationalität, deren Eltern von den Nationalsozialisten deportiert worden waren. Überlebt hat nur León Reifmann, der durch ein Fenster im Treppenhaus fliehen und sich im Nachbargehöft verstecken konnte, sowie eine der Betreuerinnen, Lea Feldblum, die 1987 im Prozess gegen Klaus Barbie als Zeugin der Anklage aussagte. Seit 1994 ist das Maison d‘Izieu eine Gedenkstätte, die von Staatspräsident François Mitterrand als eines seiner ‚Grands travaux‘ eingeweiht wurde. https://de.wikipedia.org/wiki/Kinder_von_Izieu

Sämtliche Zeichnungen entstanden im Mai und Juni 2020 Alle: 297 x 210 mm, Bleistift und Filzstift auf Papier

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Georgy Halpern 3


Fritz Grünbaum, (* 1880 in Brünn, Österreich-Ungarn; gestorben am 14. Januar 1941 im KZ Dachau), war ein österreichischer Kabarettist, Operetten- und Schlagerautor, Regisseur, Schauspieler und Conférencier. Am 10. März 1938, dem Tag vor dem Einmarsch der deutschen Truppen nach Österreich spielte er mit Karl Farkas ein letztes Mal im Simplicissimus. Danach erließ die Reichskulturkammer Auftrittsverbote für jüdische Künstler. Grünbaum versuchte einen Tag später mit seiner Frau in die Tschechoslowakei zu flüchten, wurde an der Grenze aber abgewiesen. Eine Weile versteckte er sich in Wien; dann wurde er verraten und am 24. Mai 1938 in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Später wurde er nach Buchenwald und schließlich wieder nach Dachau gebracht. Er starb – laut Totenschein „an Herzlähmung abgegangen“ – am 14. Januar 1941 im KZ Dachau, nachdem er an Silvester noch ein letztes Mal vor seinen Leidensgenossen aufgetreten war. Er starb entkräftet von Tuberkulose, trotzdem verstummte seine spitze Zunge bis zum Schluss nicht. Er conferierte zum Beispiel, wie er das „Tausendjährige Reich“ zu besiegen gedenke oder dass der völlige Mangel und das systematische Hungern das beste Mittel gegen die Zuckerkrankheit sei. Als ihm ein KZ-Aufseher ein Stück Seife verweigerte, antwortete Grünbaum: „Wer für Seife kein Geld hat, soll sich kein KZ halten“. Sein Grab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (wiki) Zeichnung: PP · 20200609. Fotovorlage: Eine der letzten Aufnahmen von Fritz Grünbaum, ausgestellt in den Besucherund Ausstellungs-Räumlichkeiten des KZ Dachau bei München, via öpd https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Grünbaum

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Fritz GrĂźnbaum 5


Käthe Leichter (1895 in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben 17. März 1942 in der NS-Tötungsanstalt Bernburg, Deutsches Reich) war eine österreichische Sozialwissenschaftlerin, sozialistische Gewerkschafterin und Gründerin und Leiterin des Frauenreferats der Wiener Arbeiterkammer. 1925 übernahm Käthe Leichter den Aufbau des Frauenreferats in der Wiener Arbeiterkammer. In dieser Position baute sie systematisch eine Datenbank mit Material über arbeitende Frauen auf und erhob mit Fragebögen detailliert deren private und berufliche Lebensumstände. Der Einmarsch der Truppen des nationalsozialistischen Deutschlands am 12. März 1938 in Österreich hatte für die Familie Leichter die Folge, dass sie aufgrund ihrer politischen Gesinnung sowie des Rassenwahns verfolgt wurde.Käthe Leichter wurde, während sie ihre legale Ausreise vorbereitete, nach Verrat durch den Spitzel Hans Pav (geb. 1902), einen ehemaligen Sportredakteur der „Arbeiter-Zeitung“, am 30. Mai 1938 von der Gestapo festgenommen. Trotz zahlreicher ausländischer Interventionen deportierte das NS-Regime Käthe Leichter im Jänner 1940 ins Frauen-KZ Ravensbrück. Käthe Leichter starb im März 1942. Sie wurde im Alter von 46 Jahren als Häftling des KZ Ravensbrück in der NS-Tötungsanstalt Bernburg in Deutschland im Zuge der sogenannten Aktion 14f13 mit Giftgas ermordet. Zeichnung: PP · 20200602 (Fotovorlage: © Familienarchiv Franz und Kathy Leichter via orf) https://de.wikipedia.org/wiki/Käthe_Leichter

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Käthe Leichter 7


Franz Jägerstätter, (* 1907 in St. Radegund, Oberösterreich; † 1943 in Brandenburg-Görden), war ein österreichischer Landwirt. Als Kriegsdienstverweigerer im Zweiten Weltkrieg wurde er wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt und hingerichtet. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 lehnte er es ab, das ihm angebotene Amt des Bürgermeisters zu übernehmen. Bei der am 10. April folgenden Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich votierte er als Einziger im Ort mit „Nein“. Die negativen Erfahrungen beim Militär, die Euthanasiemorde der Nationalsozialisten, von dem er um diese Zeit erfuhr, und die Verfolgung der Kirche durch die Nationalsozialisten festigten seinen Entschluss, nicht wieder zum Militär einzurücken. Er erklärte öffentlich, dass er als gläubiger Katholik keinen Wehrdienst leisten dürfe, da es gegen sein religiöses Gewissen wäre, für den nationalsozialistischen Staat zu kämpfen. Seine Umgebung versuchte ihn umzustimmen und wies ihn auf die Verantwortung seiner Familie gegenüber hin, konnte aber seine Argumente nicht widerlegen. Nach der Erklärung seiner Wehrdienstverweigerung wurde er am 2. März nach Linz ins Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis gebracht. Am 4. Mai wurde er nach Berlin-Tegel verlegt. Er weigerte sich, seine Wehrdienstverweigerung zu widerrufen. Seine letzten Zweifel wurden zerstreut, als er durch den Gefängnisseelsorger Heinrich Kreutzberg erfuhr, dass der österreichische Pallottinerpater Franz Reinisch ebenfalls den Wehrdienst verweigert hatte und dafür hingerichtet worden war. Jägerstätter meinte: „Das habe ich doch immer gesagt, ich kann doch nicht auf dem falschen Weg sein, wenn aber sogar ein Priester sich so entschieden hat und dafür in den Tod gegangen ist, dann darf ich es auch tun.“ Am 6. Juli verurteilte ihn der 2. Senat des Reichskriegsgerichts (RKG) in Berlin-Charlottenburg wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode. Am 14. Juli wurde das Urteil von Admiral Max Bastian, dem Gerichtsherren des RKG, bestätigt. Laut RKG war Jägerstätter bereit, Sanitätsdienst zu leisten, worauf das Gericht jedoch nicht einging. Franz Jägerstätter wurde am 9. August 1943 in das Zuchthaus Brandenburg an der Havel gebracht und dort um 16 Uhr durch das Fallbeil hingerichtet. Jägerstätter wird seit 2007 in der römisch-katholischen Kirche als Seliger verehrt. Zeichnung: PP · 20200603 (Fotovorlage: via Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes) https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Jägerstätter

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Franz Jägerstätter 9


Sr. Maria Restituta Kafka (* 1. Mai 1894 in Hussowitz bei Brünn, Österreich-Ungarn; † 30. März 1943 in Wien), mit dem bürgerlichen Namen Helene Kafka, war eine österreichische Ordens- und Krankenschwester und Märtyrerin, die sich während der Zeit des Nationalsozialismus den Machthabern widersetzte. Papst Johannes Paul II. sprach Sr. M. Restituta 1998 selig. Schwester Restituta weigerte sich, Kruzifixe aus den Krankenzimmern zu entfernen. Sie lehnte es zudem ab, „arische“ Patienten gegenüber „fremdrassigen“ zu bevorzugen. Diese Haltungen und zwei von ihr diktierte regimekritische Texte wurden ihr zum Verhängnis. Der Chirurg Lambert Stumfohl, Mitglied der SS, denunzierte Schwester Restituta. Am Aschermittwoch, den 18. Februar 1942, wurde sie im Operationssaal von der Gestapo verhaftet. Am 29. Oktober 1942 wurde sie wegen „Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Am 30. März 1943 wurde Maria Restituta Kafka im Wiener Landesgericht durch Enthauptung hingerichtet. https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Restituta_Kafka Zeichnung: PP · 20200526 (Fotovorlage: © Erzdiözese Wien)

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Sr. Maria Restituta Kafka 11


Jura Soyfer (* 1912 in Charkow, Russisches Kaiserreich; † 16. Februar 1939 im KZ Buchenwald) war in den 1930er Jahren ein politischer Schriftsteller in Österreich. Er publizierte in mehreren Zeitschriften und verfasste insgesamt fünf Stücke und drei erhaltene Szenen, die bis heute aufgeführt werden. „Jura Soyfer war ein politischer Schriftsteller im Wien der 1930er Jahre. Er hatte großes Sprachgefühl, Humor und einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Mit seinen Reportagen, Gedichten und Theaterstücken dokumentierte er den aufkeimenden Faschismus und den Übergang vom Ständestaat in die nationalsozialistische Diktatur wie kaum ein anderer. Obwohl ihn bis zuletzt der Wille, gegen die Gräueltaten der Nationalsozialisten anzukämpfen, am Leben hielt, starb er mit 26 Jahren im Konzentrationslager Buchenwald. Sein Handwerk und seine Waffe war die Sprache, und er beherrschte sie wie kein Zweiter in seinem intellektuellen Umfeld – und das, obwohl sein Lebenswerk bei anderen als Frühwerk gelten würde.“ Ausgezeichnete, umfangreiche Darstellung von Leben und Werk in der Wiener Zeitung online: https://www.wienerzeitung.at/_wzo_daten/media/Storytelling/soyfer/index.html Zeichnung: PP · 20200521 (Fotovorlage: unbek. Autor, CC, via Wiener Zeitung)

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Jura Soyfer 13


Friedl Dicker-Brandeis, auch Friedl Dicker, Friedericke Dicker-Brandeis sowie Friederike Dicker-Brandeis und auf Tschechisch Bedriška (Friederike) Brandeisova (geboren 30. Juli 1898 in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben 9. Oktober 1944 im KZ Auschwitz) war eine österreichische Malerin, Designerin, Kunsthandwerkerin und Innenarchitektin. Im September 1942 wurde das Ehepaar in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Hier gelang es Friedl Dicker-Brandeis noch, Zeichenkurse für Kinder zu organisieren. 1944 wurde das Paar in das KZ Auschwitz überstellt. Dort wurde Friedl DickerBrandeis im Alter von 46 Jahren vergast. Ihr Mann Pavel Brandeis überlebte den Holocaust. Zeichnung: PP · 20200520 (phototemplate: unknown author, CC, via awarewomenartists) https://de.wikipedia.org/wiki/Friedl_Dicker-Brandeis

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Friedl Dicker-Brandeis 15


Agnes Primocic (* 30. Jänner 1905 in Hallein, Land Salzburg; † 14. April 2007 ebenda) war eine österreichische Kommunalpolitikerin der Kommunistischen Partei und antifaschistische Widerstandskämpferin. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich wurde Primocic wegen ihres politischen Engagements von der Gestapo mehrfach verhört und bis 1945 weitere drei Mal inhaftiert. Als ihr Ehemann und der älteste Sohn zu Beginn des Zweiten Weltkriegs eingezogen wurden, musste sie ihrem Mann versprechen, „politisch stillzuhalten“. Primocic blieb jedoch weiterhin aktiv, unterstützte Widerstandsgruppen und sammelte Geld für die Familien politisch Verfolgter. Obwohl sie für ihre beiden weiteren Kinder zu sorgen hatte, half sie dem oberösterreichischen Widerstandskämpfer Sepp Plieseis bei seiner Flucht aus dem KZ. Ihren Widerstand gegen die Nationalsozialisten begründete sie Jahre später damit, dass sie ihr Leben lang kein ruhiges Gewissen mehr haben hätte können, wenn sie einfach weggeschaut hätte, als Menschen in Not um ihre Hilfe baten. „Man muss anfangen, wenn Unrecht geschieht, denn nach dem Unrecht kommt die Gewalt“. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs riskierte sie ihr eigenes Leben, als sie mit ihrer Freundin Mali Ziegenleder den Kommandanten eines Außenlagers des KZ Dachau in der Nähe von Hallein mit dem bevorstehenden Einmarsch der amerikanischen Truppen unter Druck setzte, und rettete mit ihrem Mut 17 bereits zum Tode verurteilte Gefangene vor der angeordneten Erschießung.Die ehemalige Ehrenobfrau des KZ-Verbandes von Salzburg erfuhr von den offiziellen Stellen erst nach mehr als fünfzig Jahren Anerkennung für ihren Widerstand in der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich. Zeichnung: PP · 20200522 Fotovorlage: © Küchengespräche mit Rebellinnen, DVD Agnes Primocic https://de.wikipedia.org/wiki/Agnes_Primocic Küchengespräche mit Rebellinnen (2012) https://www.youtube.com/watch?v=RgGOYTNGRa4

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Agnes Primocic 17


Sepp Plieseis (* 20. Dezember 1913 in Bad Ischl, Ortsteil Lauffen; † 21. Oktober 1966 ebenda, amtlich Josef Plieseis) „war ein österreichischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Organisator der Partisanengruppe Willy-Fred im oberen Salzkammergut. Im Gegensatz zu bürgerlichen und linken urbanen Widerstandsgruppen war Plieseis ein Naturbursch, Bergsteiger und Wilderer und konnte so im Gebirge erfolgreich der Verfolgung durch die Ordnungspolizei und die SS bis Ende des Krieges entkommen. Sepp Plieseis wuchs als Kind einer armen Arbeiter- bzw. Kleinhäuslerfamilie in Bad Ischl auf. Er beteiligte sich an den Aktivitäten der Kinderfreunde und später der Sozialistischen Arbeiterjugend. Nach den Februarkämpfen 1934, an denen Plieseis auf Seiten des Republikanischen Schutzbundes in Ebensee teilgenommen hatte, war er von der österreichischen Sozialdemokratie enttäuscht und schloss sich den Kommunisten an. Weil die KPÖ jedoch ebenfalls verboten worden war und ein aktiver Widerstand gegen den Austrofaschismus immer schwieriger wurde, ging Plieseis 1937 nach Spanien und kämpfte dort auf Seiten der Republik im Spanischen Bürgerkrieg. Nach Spanien gelangte er über einen abenteuerlichen Weg von Österreich über die Schweizer Berge und schloss sich schließlich in Frankreich den internationalen Brigaden an. Nach dem Ende des Bürgerkriegs in Spanien und dem Sieg des Franquismus flüchtete er wieder nach Frankreich, wurde dort jedoch verhaftet und in verschiedenen Anhaltelagern wie Gurs, St. Cyprienne und Argiles interniert. Auf Grund des MolotowRibbentrop-Paktes war es jedoch 1940 zu einer kurzfristigen Entspannung zwischen den Nationalsozialisten und den Kommunisten gekommen, und so versuchte Plieseis 1941 nach einem erfolgreichen Fluchtversuch ins Salzkammergut zurückzukehren. Beim Übertritt über die französische Demarkationslinie wurde er jedoch von den deutschen Behörden als „Rot-Spanier“ verhaftet und ins Polizeigefängnis nach Linz, im nunmehr ebenfalls deutschen Gau Oberdonau, überstellt, wo er zunächst auf Grund einer noch offenen Verurteilung wegen Wilderei inhaftiert wurde. Nachdem er es ablehnte, in die deutsche Wehrmacht eingezogen zu werden, kam er von dort aus ins KZ Dachau. . . .“ https://de.wikipedia.org/wiki/Sepp_Plieseis Zeichnung: PP · 20200523 Fotovorlage: © Dokumentation der KPÖ-OÖ

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Sepp Plieseis 19


Rosa Jochmann (*1901 in Wien; † 1994 ebenda) war eine österreichische Widerstandskämpferin und sozialdemokratische Politikerin. Im August 1934 wurde sie in Wiener Neustadt bei einer Untergrundaktion verhaftet und anschließend zu einem Jahr Kerker und drei Monaten Polizeistrafe verurteilt. Im März 1938 wurde sie neuerlich verhaftet, aber bereits nach zwei Tagen wieder freigelassen. Sie verweigerte die Emigration und begann in einem jüdischen Textilgeschäft am Salzgries in der Inneren Stadt zu arbeiten. Obwohl man ihr die Möglichkeit zur Flucht bot, blieb Rosa Jochmann in Wien, wo sie unmittelbar vor Kriegsausbruch, am 22. August 1939, verhaftet und nach monatelanger Gestapohaft im März 1940 mit dem Vermerk „Rückkehr unerwünscht“ in ihrem Schutzhaftbefehl ins KZ Ravensbrück deportiert wurde (Schutzhäftling 3014). Sie wurde durch Fürsprache von Käthe Leichter von der Lagerleitung zur Blockältesten bestimmt. Sie war Vermittlungsinstanz zwischen Lagerleitung und Häftlingen. In Ravensbrück kam es unter anderem zu einer sechsmonatigen Dunkelhaft mit Essensentzug und Zwangsarbeit im Industrieblock. Als das Lager im Frühjahr 1945 von sowjetischen Truppen befreit wurde, blieb Rosa Jochmann mit vielen anderen zur Betreuung der Kranken zurück und wartete vergeblich darauf, dass die österreichische Regierung ihre Landsleute heimholte. https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Jochmann Zeichnung: PP · 20200531 (Fotovorlage: © Franz Blaha/ÖNB, 1952)

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Rosa Jochmann 21


Margarete Schütte-Lihotzky (* 23. Jänner 1897 in Wien, Österreich-Ungarn; † 18. Jänner 2000 in Wien) war eine der ersten Frauen, die in Österreich Architektur studierten und wahrscheinlich die erste Frau, die den Beruf in Österreich umfassend ausübte. Sie lebte und arbeitete einige Jahre in Deutschland und der Sowjetunion. Der Entwurf der Frankfurter Küche machte sie international bekannt. Aufgrund wissenschaftlicher Forschung entwarf Grete Lihotzky das „Labor einer Hausfrau“, das auf den Grundlagen der „Griff- und Schrittersparnis“ auf minimalem Raum ein Maximum an Ausstattung bietet, um den Frauen die Arbeit zu erleichtern. In den Frankfurter Siedlungen wurden in mehreren Varianten ca. 12.000 Küchen eingebaut. Für die Wiener Werkbundsiedlung (1930–1932), die der Öffentlichkeit 1932 im Rahmen einer europäischen Wohnbauausstellung vorgestellt wurde, entwarf sie zwei Reihenhäuser mit je 35 m² Grundfläche. Unter den 32 Architekten der Siedlung war Schütte-Lihotzky die einzige Frau. . . 1933 stellte Schütte-Lihotzky ihre Arbeit bei der Weltausstellung in Chicago aus. 1934 unternahm sie Studien- und Vortragsreisen nach Japan und China. Bis 1937 blieb Schütte-Lihotzky in der Sowjetunion. 1938 übersiedelte Schütte-Lihotzky mit ihrem Ehemann nach Istanbul, wo sie die Möglichkeit hatten, an der „Akademie der Schönen Künste“ zu unterrichten und zu arbeiten. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges war Istanbul ein sicherer Ort für emigrierte Europäer, darunter Künstler und Architekten wie Bruno Taut und Clemens Holzmeister. In Istanbul traf SchütteLihotzky auch Herbert Eichholzer, einen österreichischen Architekten, der bemüht war, eine kommunistische Widerstandsgruppe gegen das Naziregime zu organisieren. Schütte-Lihotzky trat 1939 der österreichischen kommunistischen Partei (KPÖ) bei und reiste im Dezember 1940 nach Wien, um mit der österreichischen kommunistischen Widerstandsbewegung in geheime Verbindung zu treten. Nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft wurde sie am 22. Januar 1941 durch den Verrat des Spitzels „Ossi“ (den als KPÖ-Funktionär getarnten Gestapo-Agenten Kurt Koppel) von der Gestapo festgenommen. Eichholzer wurde am 7. Februar 1941 in Wien des Hochverrats beschuldigt, am 9. September 1942 vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt und am 7. Jänner 1943 im Landesgericht Wien geköpft. Obwohl auch für Schütte-Lihotzky die Todesstrafe beantragt war, verurteilte sie der 2. Senat am 22. September 1942 zu 15 Jahren Zuchthaus. Ihre Mitangeklagten Erwin Puschmann, Franz Sebek und Karl Lisetz wurden am 5. März 1943 hingerichtet. Schütte-Lihotzky kam ins Frauenzuchthaus nach Aichach, Bayern, aus dem sie am 29. April 1945 von kanadischen Truppen befreit wurde. (wikipedia) Zeichnung: PP · 20200610. Photo template: Franz Pfemfert, Universität für angewandte Kunst Wien

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Margarete SchĂźtte-Lihotzky 23


Reinhold Duschka (* 1900 in Berlin; † Mai 1993) war ein österreichischer Kunstschmied. Aufgrund seiner Hilfe gegenüber verfolgten Juden gilt er als Gerechter unter den Völkern. Duschka versteckte die jüdische Chemikerin Regina Hilde Kraus und ihre zehnjährige Tochter Lucia von Anfang 1939 bis April 1945 in seiner Werkstätte für Kunsthandwerk in der Mollardgasse 85 a, im 6. Bezirk Wiens (Werkstättenhof). Kurz nach Österreichs „Anschluss“ an das Deutsche Reich im Jahr 1938 sollte die Jüdin Regina Kraus, geb. Steinig, mit ihrer damals neunjährigen Tochter Lucia ihrem Mann nach Persien folgen, bekam zwar die nötigen Transitpapiere, hatte aber kein Geld für die Schiffspassage. Anfang 1939 wurde ihre Wohnung von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Duschka, der mit dem Vater befreundet war, gewährte Regina und Lucia Unterschlupf und Schutz vor Verfolgung und Deportation in seiner Werkstätte, obwohl er wusste, dass er sich damit in Todesgefahr begab. Er versorgte die beiden Versteckten mit Nahrung und Kleidung. Duschka beschaffte Lucia Lehrbücher, mit denen ihre Mutter sie im Versteck unterrichten konnte. Im Laufe der Zeit lernten Regina und Lucia, wie man Metalle für die Arbeit Duschkas bearbeitet, und halfen ihm dabei. Mit dem verdienten Geld kaufte Duschka auf dem Schwarzmarkt Nahrungsmittel für Regina und Lucia. 1944 wurde die Werkstätte Duschkas bei einem Bombenangriff der Alliierten schwer beschädigt. Duschka brachte Regina und Lucia, die nur durch einen Zufall überlebt hatten, in ein Ausweichquartier und später in ein kleines Sommerhaus nach Hütteldorf, wo er sie bis zum Kriegsende versteckt hielt. Bei seinen Nachbarn gab er sie als Verwandte aus dem „Altreich“ aus. Regina und Lucia konnten dadurch den Zweiten Weltkrieg überleben. Im April 2013 wurde eine Gedenktafel für Duschka an der Fassade in der Mollardgasse angebracht. Der Schriftsteller Erich Hackl hat dazu das Buch „Am Seil“ veröffentlicht. https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Duschka

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Reinhold Duschka 25


Peter Putz, geboren 1954 in Ebensee/OÖ. Universität für angewandte Kunst Wien. Studien- und Arbeitsaufenthalte in Poznan/­PL (1977/78); Montréal/CAN, Concordia University, artist in residence (1988/89); Paris/F, Cité international des arts (1990); New York/USA (1995). 1978 Gründung der Bild-Manufaktur-Traunsee gemeinsam mit Hans Kienesberger und Walter Pilar und Herausgabe der Bild-Text-Edition Der Traunseher (1978 – 1981). 1978 erste Animationsfilme; Lektor für Film und Neue Medien an mehreren Universitäten. Seit 1980 Arbeit am Projekt Das Ewige Archiv, 1988 Ausstellung im Museum moderner Kunst Wien, 1994 Veröffentlichung des Buches Das Ewige Archiv · Virtual Triviality. 2012 Das Ewige Archiv · Heavy Duty XS, Buchpräsentation und Ausstellung im Wien Museum. 2014 Das Ewige Archiv · New Stuff, Buchpräsentation und Ausstellung in der Kunsthalle Wien. 2015 Les Archives éternelles, Paris, Maison Heinrich Heine Das Ewige Archiv, Robert-Musil-Literaturhaus, Klagenfurt The Eternal Archives & Mont Real Remix, Topological Media Lab, Concordia University, Montreal, CA Zahlreiche Ausstellungen und Auszeichnungen, Vorträge und Publikationen.

Peter Putz was born in Ebensee/Austria in 1954. University of Applied Arts Vienna (M.A.). Study and work abroad: Poznan, Poland (1977/78); Montréal, Canada, Concordia University, artist in residence (1988/89); Paris, France, Cité international des arts (1990); New York, U.S.A. (1995). 1979 founded the Bild-Manufaktur-Traunsee (Image-Manufacture-Traunsee) with Hans Kienesberger and Walter Pilar and published the picture-text-edition of Der Traunseher (1978 – 1981). First animated film 1978; has lectured on film and new media at numerous universities. Since 1980 has been working on the project The Eternal Archives. 1988 exhibition in the Museum of Modern Art Vienna 1995 publication of the book The Eternal Archives · Virtual Triviality 2012 The Eternal Archives · Heavy Duty XS, bookpresentation and exhibition in the Wien Museum. 2014 The Eternal Archives · New Stuff, bookpresentation and exhibition in the Kunsthalle Wien, Museumsquartier 2015 Les Archives éternelles, Paris, Maison Heinrich Heine Das Ewige Archiv, Robert-Musil-Literaturhaus, Klagenfurt The Eternal Archives & Mont Real Remix, Topological Media Lab, Concordia University, Montreal, CA Numerous exhibitions and awards, lectures and publications.

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Das Ewige Archiv

Peter Putz Portraits von Verfolgten und Widerständigen in der Zeit des NS-Terror-Regimes Zeichnungen · Drawings · 2020

Repros · Gestaltung · Design: Studio Putz+ Medien · Grafik · Kunst A-1060 Wien · Mollardgasse 85a / 1 / 41 +43 (0)664 111 98 12 archiv@ewigesarchiv.at · www.ewigesarchiv.at

Zeichnungen · Drawings © Peter Putz · 2020 www.ewigesarchiv.at www.eternal-archives.org



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