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Vorübergehend geschlossen
from ERKER 07 2021
by Der Erker
Mitte Juni ließ das Gerücht aufhorchen, dass das Altenheim „Schloss Moos“, in dem derzeit 35 Bewohner untergebracht sind, geschlossen werden soll. Ein Brief, den die Sozialgenossenschaft zum Hl. Vinzenz an die Angehörigen und Bezugspersonen der Bewohner des Altenheimes verschickt hatte und in dem die Schließung angekündigt wurde, war an die Öffentlichkeit gelangt.
In besagtem Schreiben ging der Unterzeichner Ulrich Graf von Toggenburg, Präsident der Sozialgenossenschaft, nicht näher auf die Gründe ein, sondern sprach lediglich von gesetzlichen Vorgaben, die nur mehr schwer gewährleistet bzw. nicht mehr erfüllt werden könnten. So sei man gezwungen, nach einer Phase der koordinierten Unterbringung der Bewohner das Haus zu schließen. Kurz zusammengefasst schien das Schreiben inhaltlich kaum einen Zweifel an einer endgültigen Schließung aufkommen zu lassen. Diese Nachricht sorgte nicht nur unter den Angehörigen der Heimbewohner und den Mitarbeitern für erhebliche Aufregung, sondern ließ – kurz bevor die Entscheidung zum Standort für das Bezirksaltenheim fallen sollte – wipptalweit die Wogen hochgehen. Schließlich deckt Schloss Moos rund ein Drittel des im Wipptal bestehenden Bedarfes an Pflegeplätzen ab. Verständlicherweise wurden Sorgen und Fragen geäußert, ob und wie die Altenbetreuung zukünftig noch gewährleistet werden kann. Die anschließenden Gespräche mit politischen Vertretern und den Verantwortlichen für die Führung des Altenheimes Schloss Moos ergaben ein etwas komplexeres und differenzierteres Bild. Alle Seiten scheinen gewillt, nach einer Lösung zu suchen und alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit das Altenheim Schloss Moos eine Zukunft hat. So wurde wenige Tage nach Bekanntwerden des Briefes das Thema auf der Gemeinderatssitzung in Pfitsch (eigener Bericht auf S. 19) sehr emotional diskutiert; von Schwierigkeiten aufgrund von Personalmangel war dabei die Rede, aber nicht von einer dauerhaften Schließung. In einer gemeinsamen Stellungnahme gingen kurz darauf Bürgermeister Stefan Gufler und Präsident Graf Toggenburg näher auf die Gründe ein. Darin heißt es, dass die Sozialgenossenschaft vor der Situation stehe, den regulären Pflegedienst im Altenheim, nicht zuletzt auch aufgrund akuten Personalmangels, aktuell nicht mehr aufrecht erhalten zu können. Wie kürzlich bekannt wurde, haben bereits im vergangenen Jahr einige Fachkräfte Schloss Moos verlassen, weiteres Personal wird durch die Suspendierungen aufgrund der Impfverweigerung wegbrechen. „Gemeinsam mit den Sozialpartnern vor Ort wird daher intensiv nach einer Lösung gesucht“, so Gufler und von Toggenburg, „um die Heimbewohner vorübergehend in nahegelegenen Ausweichstrukturen und bei Weiterbeschäftigung des noch einsatzbereiten Pflegepersonals zu betreuen.“ Nach wie vor stünden die Gemeinde und die Sozialgenossenschaft uneingeschränkt auch hinter dem Projekt zur Sanierung und Erweiterung des Altenheimes Schloss Moos. Leider sei das Projekt nach erfolgreich durchlaufener Genehmigungsphase zuletzt aus verschiedenen Gründen ins Stocken geraten. Mit den „verschiedenen Gründen“ sind vor allem die Unstimmigkeiten zwischen der Sozialgenossenschaft, die das Heim führt,
Stefan Gufler: „Die Sozialgenossenschaft ist auf jeden Fall gewillt, das Altenheim Schloss Moos weiterzuführen, sofern die entsprechenden Voraussetzungen bestehen.“
„Keine Entscheidung zu Lasten der Betroffenen“
Stellungnahme von Waltraud Deeg, Landesrätin für Soziales
Die Pflegesituation im ganzen Land und insbesondere auch im Wipptal ist mir ein großes Anliegen und sehr wichtig. Daher haben das Amt für Senioren und ich alles, was an Unterstützung möglich war, in den vergangenen zwei Jahren gegeben, damit der Umbau und damit die strukturellen Voraussetzungen für eine bedarfs- und zeitgerechte Pflegestruktur in Schloss Moos endlich geschaffen und die Umbauarbeiten starten können. Derzeit laufen auch weiterhin viele Gespräche, um ein Fortbestehen und insbesondere auch den Umbau abzusichern. Für mich steht fest: Keine Entscheidung darf zu Lasten der pflegebedürftigen Heimbewohner und der Mitarbeiter gehen, die in der Pandemiezeit Großartiges geleistet haben. Wir tragen alle eine gemeinsame Verantwortung und ich bin zuversichtlich, dass es nach weiteren Gesprächen doch zu einer Lösung in diesem Sinn von Seiten aller Beteiligten kommt.
und dem Vinzenverein, in dessen Besitz sich Schloss Moos befindet, gemeint. Eine interne Geschichte, wodurch sich der Umbau verzögert, die aber letztendlich mit dem Altenheim selbst nichts zu tun hat. Auf Nachfrage des Erker teilte Gufler mit, dass die Sozialgenossenschaft auf jeden Fall gewillt sei, das Altenheim Schloss Moos weiterzuführen, sofern die entsprechenden Voraussetzungen gewährleistet seien; diesbezüglich seien noch einige Aspekte zu klären. Man hoffe, durch die angestrebten Gespräche entsprechende Klärungen herbeiführen zu können, vor allem in Bezug auf das Bauvorhaben. Es wird deshalb weiterhin von einer vorübergehenden Schließung ausgegangen, so Gufler. Präsident Graf Toggenburg erklärte ebenfalls, dass mit einer vorübergehenden Schließung des Altenheimes gerechnet wird. „Wir können den Dienst rechtlich und fachlich nicht mehr abdecken“, so der Präsident der Sozialgenossenschaft. Zusätzlich erschwert werde die Situation durch die Problematik der Impfpflicht. Eine kurzfristige Lösung sei nicht in Sicht, da es an qualifiziertem Fachpersonal fehle. Man sei daher bemüht, die Bewohner in möglichst nahen Strukturen unterzubringen. Diesbezüglich stehe man in intensivem Austausch mit der Bezirksgemeinschaft und der Landesabteilung für Soziales. „Derzeit gehen wir davon aus, dass das bereits genehmigte Projekt zum Neu- und Umbau des Altenheimes baldmöglichst beginnen kann und die Struktur somit in neuer Form weitergeführt wird“, so Graf Toggenburg. „Ich glaube sehr wohl, dass es nach Beruhigung der landesweiten Unsicherheit, gerade im Personalbereich, und der Fertigstellung des ‚neuen‘ Altenheimes Schloss Moos Zukunftsperspektiven geben wird. Allerdings braucht es auch von politischer Seite Anregungen und auch ein Überdenken der Ausbildung.“ Wie bereits im Bericht über den Neubau des Bezirksaltenheimes (Erker 06/2021) angeklungen, gestaltet sich der Bereich Pflege bzw. das fehlende Fachpersonal sowie die fehlenden Betten nicht nur für das Wipptal, sondern für ganz Südtirol zu einer besonderen Herausforderung. Lesen Sie in der kommenden Ausgabe, mit welchen Lösungen und Strategien man dem Pflegenotstand im Wipptal begegnen will.
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Schloss Moos – eine Institution
Seit über 60 Jahren ist Schloss Moos im Besitz der Vinzenzgemeinschaft, ab 1950 wurde es von den Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul als Altenheim geführt. 2013 hat die „Sozialgenossenschaft zum Hl. Vinzenz“ das Haus übernommen, 2016 wurden die letzten Ordensschwestern in den Ruhestand verabschiedet. Nicht nur das Bezirksaltenheim in Sterzing entspricht nicht mehr den heutigen Bauvorschriften, vor allem in Hinsicht auf die Brandschutzbestimmungen, sondern auch „Schloss Moos“ muss an die neuen Bestimmungen angepasst werden. Im vergangenen September wurde der Durchführungsplan für die Erweiterung bzw. den Umbau genehmigt, mit dem ein angrenzender Neubau entstehen sollte. Zudem ist eine Renovierung der für 48 Pflegebetten akkreditierten Struktur geplant, der überwiegende Teil der Zweibett-Zimmer wird durch Einbett-Zimmer ersetzt. Die Baumaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von rund zwölf Millionen Euro hätten eigentlich bereits im Frühjahr beginnen sollen, diese verzögern sich jedoch wegen der bereits erwähnten Unstimmigkeiten zwischen Sozialgenossenschaft und Vinzenzverein. Derzeit wird das Heim von Präsident von Toggenburg und seinen Mitarbeitern vom ‚Vinzenzhaus‘ in Bozen geführt, nachdem die langjährige Heimleiterin Barbara Seidner das Haus Ende März verlassen hat.
Wipptal Entscheidung gefallen
Bis zum 18. Juni hatten die Wipptaler Gemeinden Zeit, der Bezirksgemeinschaft ihre Entscheidung zum Standort des neuen Bezirksaltenheimes mitzuteilen. Nicht sonderlich überraschend fiel dann die Mehrheitsentscheidung zugunsten des alten Standortes aus. Bereits im Vorfeld hatten sich nämlich nicht nur die vier SVP-regierten Gemeinden unter Bürgermeister Martin Alber (Brenner), Stefan Gufler (Pfitsch), Sebastian Helfer (Ratschings) und Thomas Klapfer (Franzensfeste) für den alten Standort ausgesprochen, sondern auch die Bezirksleitung. Nach Rücksprache mit Entscheidungsträgern in Bozen, nach Abwägung der unterschiedlichen Kosten und besonders nach Anhörung der verschiedenen Interessensgruppen sei diese rationale Entscheidung in Einmütigkeit und auch im Interesse einer zeitlichen Optimierung gefallen, so die SVP-Bürgermeister. Überprüfen möchte man dabei aber auch die Möglichkeit der Einbindung der lokalen Wirtschaft bei der Realisierung des Altenheimes am alten Standort – wie vom Bezirksausschuss des lvh im Wipptal gefordert –, demzufolge die Ausschreibung so gestaltet werden sollte, dass möglichst viele lokale Betriebe daran teilnehmen können. Nicht glücklich mit der Entscheidung der SVP-Bezirksleitung zeigte sich Franz Kompatscher, Bezirksobmann der SVP. Der neue Standort hätte durch die Kooperation mit der lokalen Bauwirtschaft zu einem zukunftsträchtigen und qualitativ hochwertigen Bau geführt. Das PPP-Verfahren hätte auch eine langjährige professionelle Wartung des Gebäudes garantiert. Das wichtigste Argument aber sei, dass am alten Standort eine zukünftige Erweiterung, die aufgrund der demographischen Entwicklung der Wipptaler Gesellschaft unumgänglich sein wird, nur schwer möglich ist, was am neuen Standort sehr wohl möglich gewesen wäre, so Kompatscher. „Ich hätte das Bezirksaltenheim zwar lieber am neuen Standort gesehen, aber meine persönliche Meinung spielt keine Rolle. Nun gilt es nach vorne zu schauen und nicht zurück“, ist auch Bezirkspräsidentin Monika Reinthaler überzeugt. Man werde mit voller Kraft und vollem Einsatz an der Umsetzung des Projektes am alten Standort arbeiten.
Wipptal Arbeitsmarkt bessert sich
Im Moment, so Walter Niedermair vom Amt für Arbeitsmarktbeobachtung dem Erker gegenüber, bessere sich die Situation am Arbeitsmarkt wieder. Langsam näherten sich die Beschäftigungszahlen wieder jenen von 2019 an – und damit an das Niveau vor der Covid-19-Krise. Seit März 2020 waren die Arbeitslosenzahlen, mit zwischenzeitlichen Besserungen im Sommer vergangenen Jahres, sukzessive angewachsen. Um 40
Prozent im Vorjahr – und in den ersten fünf
Monaten dieses Jahres war ein weiterer
Anstieg zu beklagen:
Waren im Jahr 2020 in den sechs Wipptaler Gemeinden durchschnittlich 639 Personen arbeitslos gemeldet, so waren es in den Monaten Jänner bis Mai dieses Jahres durchschnittlich 845 Personen, mit 517 sehr viel ARBEITSLOSE IM WIPPTAL mehr Frauen als Männer (328). Die mit Abstand am meisten Arbeitslosen entfielen mit 483 2016 331 in dieser Zeit auf den Beherber2017 353 gungssektor; andere Bereiche 2018 375 waren weniger stark von der 2019 399 Covid-19-Krise betroffen. Mit 874 Personen wurden im 2020 639 März dieses Jahres am meisten 2021* 845 Arbeitslose gezählt, seither sin* Jänner – Mai; Quelle ken die Arbeitslosenzahlen wie-
Landesabteilung Arbeit, Arbeitsservice der. Im Mai waren es noch 746. Nun weist der Trend auf eine weitere Erholung hin. lg
ARBEITSLOSE NACH GEMEINDEN
2019 2020 2021* Brenner 51 80 99 Franzensfeste 30 41 51 Freienfeld 45 72 94 Pfitsch 49 75 99 Ratschings 97 174 245 Sterzing 128 198 257
Wipptal 399 639 845
* Jänner – Mai 2021
Aktion „Das Wipptal impft“
Der Südtiroler Gesundheitsbetrieb startet Mitte Juli in Zusammenarbeit mit der Bezirksgemeinschaft Wipptal und den Wipptaler Gemeinden die Aktion „Das Wipptal impft“. Wie Bezirkspräsidentin Monika Reinthaler erklärt, habe man aus dem beinahe sorglosen Umgang mit der Pandemie im vergangenen Sommer gelernt, in dessen Folge Vorwürfe an die politischen Verantwortlichen laut wurden. „Nichts tun ist deshalb keine Option“, so Reinthaler, die betont, dass nun jeder gefordert sei, seinen Beitrag zum Schutz der gesamten Gesellschaft zu leisten. „Das einzige Mittel, das wir haben und das uns vor einer erneuten Infektionswelle schützen kann, ist die Impfung.“ Der „Vax-Day Wipptal“ findet am 16. Juli (erste Dosis) und am 6. August (zweite Dosis) jeweils von 8.00 bis 20.00 Uhr im ehemaligen Despar-Gebäude in der Brennerstraße statt. Die Impfungen sind kostenlos; es wird mit dem Impfstoff Biontec Pfizer geimpft. Gleich anschließend kann der digitale Impfpass heruntergeladen werden; dieser ist 15 Tage nach der Erstimpfung gültig. Mitzubringen sind die Gesundheitskarte, die ausgefüllte Einverständniserklärung und der Anamnesebogen. Informationen und Formulare können unter www.wipptal. org/wipptalimpft bzw. der Rufnummer 0472 726470 eingeholt werden.
Sterzing Starke Führung für starke Zukunft
(v. l.) Florian Zerzer, Dr. Hartmut Steinle, Dr. Michael Engl, Dr. Luca Sebastianelli, Pierpaolo Bertoli, Dr. Micòl Cont, Dr. Peter Bacca, Harald Frena, Christine Zelger und Thomas Widmann
Vakante Primariate nachbesetzen, Ärztenachwuchs sicherstellen, den Fortbestand von Abteilungen und peripheren Krankenhäusern gewährleisten. Das ist die neue Strategie der Politik und des Sanitätswesens. Anfang Juni wurden bei einer Pressekonferenz am Krankenhaus Sterzing die ersten Erfolge präsentiert sowie Primaria Micòl Cont (Pädiatrie), die Primare Peter Bacca (Anästhesie) und Hartmut Steinle (Medizin) sowie der interim geschäftsführende Direktor Luca Sebastianelli (Neurorehabilitation) vorgestellt.
Vor einigen Jahren bangten Bevölkerung, Ärzte und Pflegepersonal noch um die Schließung des Krankenhauses Sterzing. Wurden damals schleichend Abteilungen abgebaut, hat die Politik mittlerweile einen neuen Kurs eingeschlagen. Dem Krankenhaus Sterzing oberste Priorität zukommen zu lassen, sei die richtige Entscheidung gewesen, so Christine Zelger, Direktorin des Gesundheitsbezirkes Brixen. „Ohne die kleinen Krankenhäuser hätten wir die Pandemie nicht überlebt, es wäre zum Kollaps gekommen“, so Gesundheitslandesrat Thomas Widmann. Vor zwei Jahren hatte er das Grundkonzept für die Zukunft des Krankenhauses Sterzing vorgestellt. Ziel war und ist es, die peripheren Strukturen nachhaltig zu stärken, und zwar im Rahmen eines abgestuften Versorgungsmodells. Dies, so Dr. Michael Engl, ärztlicher Direktor am Krankenhaus Sterzing, sei mit der Schaffung eigenständiger Abteilungen und deren Besetzung durch Primariate auch gelungen. Dr. Engl und Pflegedienstleiter Harald Frena betonten die gute Zusammenarbeit zwischen Primaren und Koordinatoren. „Das Krankenhaus ist Teil eines Südtiroler Netzwerks, das schnell und flexibel reagieren kann“, so Frena. Neben dem Normalbetrieb und der Versorgung von Covid-19-Patienten betreute das Krankenhaus in den vergangenen Monaten die Quarantänestation Gossensaß mit, Mitarbeiter beteiligten sich konstant an Impfaktionen im Bezirk sowie an Testaktionen, u. a. auf dem Sadobre-Gelände in Freienfeld. Äußerst wertvoll sei laut Dr. Engl auch die Anstellung von Dr. Paolo Rossi (Notaufnahme) und Dr. Simon Demetz (Orthopädie, Unfallchirurgie). Die Pflege habe vieles zu schultern, vor allem in Zeiten der knapp werdenden Personalressourcen.
Hochwertige Versorgung
Trotz Ärztemangel ist es gelungen, gleich drei Abteilungen mit hochqualifizierten Primarärzten zu besetzen und dadurch die kleine Krankenhausstruktur aufzuwerten und nachhaltig abzusichern. „Es geht um hochwertige Gesundheitsversorgung, aber auch um die
DIE SÄUGLINGSMEDIZINERIN
Micòl Cont leitet seit dem 1. Jänner 2021 die Abteilung Pädiatrie. Die gebürtige Meranerin arbeitete als Assistenzärztin auf der Pädiatrie am Krankenhaus Meran, absolvierte auf der Neonatologie des Universitätsspitals Zürich die Ausbildung zur Kinderärztin, war Oberärztin der Allgemeinen Pädiatrie und Abteilungsleiterin der Säuglingsabteilung am Kinderspital Zürich und erlangte in Bern den „Master of Medical Education“ (MME). Cont ist zudem Dozentin an der Universität Zürich und an der USI in Lugano (Università della Svizzera ltaliana). „Ich habe viel gesehen, gelernt, viele Schicksale begleitet“, so die Mutter von zwei Kindern. In Sterzing legt Cont den Fokus auf Gesundheitsförderung, Prävention und Entwicklungspädiatrie, u. a. durch die Ambulanz für Kinder bis zu drei Jahren und die Sprechstunde für übergewichtige Kinder und Frauen. In Zusammenarbeit mit der Gynäkologie Sterzing will sie in den nächsten zwei Jahren ein Frauen-Kind-Gesundheitszentrum aufbauen. Bezirksdirektorin Zelger bezeichnet Cont als „Wirbelwind, der viel Schwung und Elan mitbringt“.
ANÄSTHESIST AUS LEIDENSCHAFT
Peter Bacca leitet seit August 2020 den Dienst für Anästhesie und Wiederbelebung, wo er bereits während seiner Facharztausbildung u. a. als Assistenzarzt und Oberarzt und später als Ärztlicher Leiter, als stellvertretender und schließlich als geschäftsführender Direktor tätig war. Bacca ist zudem als Notarzt im Wipptal im Einsatz. Sein Ziel ist es, die leitliniengerechte Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Bezirk aufrecht zu erhalten. Personelle Ressourcen in der Anästhesie zu finden, sei sehr schwierig. Trotzdem sei man in Sterzing auf einem guten Weg, ein fixes, stabiles Team aufzubauen. Trotz Corona war es Bacca ein Anliegen, im reduzierten Ausmaß am Krankenhaus auch Operationen durchzuführen. Baccas großes Ziel ist es, wie einst 3.000 bis 3.500 Operationen pro Jahr zu erreichen. Seit jeher wurden in Sterzing junge Assistenten ausgebildet, u. a. Primar Dr. Marc Kaufmann und leitende Oberärzte in Innsbruck. Diese Tradition soll weiter fortgeführt werden. Zelger nennt Bacca einen „Anästhesisten aus Leidenschaft“.
DER NETZWERKER
Hartmut Steinle aus Baden-Württemberg leitet seit dem 1. Dezember 2020 die medizinische Abteilung. Er machte in Berlin und St. Gallen eine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin und arbeitete als Oberarzt an der Universitätsklinik für Gastroenterologie und Hepatologie in Innsbruck mit Ausbildung zum Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie. Es folgten weitere Spezialsierungen in der interventionellen Endoskopie, insbesondere der Endosonografie und ERCP – seine berufliche Leidenschaft, die er in Sterzing einbringen möchte, indem er ein modernes Zentrum der interventionellen Endoskopie und eines gastroenterologischen Schwerpunkts aufbaut. Steinle ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Südtirol kennt er vor allem durch seine Vertretungsdienste. Besonders beeindruckt haben ihn das motivierte Pflegepersonal sowie die gute Zusammenarbeit mit sehr gut ausgebildeten Mitarbeitern im ärztlichen und nicht-ärztlichen Bereich: „Wir brauchen uns vor Innsbruck nicht zu verstecken.“ Zelger bezeichnet Steinle als „guten Netzwerker“.
DER BERUFENE
Luca Sebastianelli leitet seit Juli 2017 die einfache Struktur der Neurorehabilitation und ist seit dem 1. März 2021 geschäftsführender Direktor der neuen komplexen Struktur. Die Abteilung für Neurorehabilitation in Sterzing hat sich zum Referenzzentrum für die Rehabilitation von Patienten mit neurologischen Erkrankungen aus der gesamten Provinz entwickelt. Die Abteilung für Neurorehabilitation ist auch ein Zentrum für anwendungsorientierte klinische Forschung. „Wir haben immer wieder neue Ziele vor uns. Die Ansprüche auf internationalem Niveau sind hoch“, so Sebastianelli. Sterzing könne gut mithalten und habe sich schon jetzt international einen Namen gemacht. Die Neurorehabilitationsabteilung in Sterzing besteht aus einem multidisziplinären Team von rund 60 Personen. Sebastianelli setzt sich das ständige Wachstum der Abteilung zum Ziel, um den tatsächlichen Bedarf in der Provinz abdecken zu können und dabei immer mehr innovative und personalisierte multidisziplinäre Behandlungswege zu etablieren. Zelger bezeichnet Sebastianelli als einen „Schatz mit Berufung im Herzen“. Sebastianellis Frau arbeitet in Sterzing im Bereich Forschung.
strukturpolitische Bedeutung von Krankenhäusern“, so Landesrat Widmann. Viele fähige Kandidaten hätten sich laut Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli um ein Primariat beworben. Es sei eine ausgezeichnete Wahl getroffen worden. Es freue ihn, dass die vier Abteilungen wieder eine stabile Führung haben und Kontinuität und Qualität für lange Zeit gesichert sei. Auch Florian Zerzer, Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, dankte jedem einzelnen. Der Einsatz der vergangenen zwei Jahre habe sich mehr als gelohnt. Sterzing sei im Ausland längst nicht mehr nur wegen dem Roßkopf bekannt, sondern auch wegen der hochwertigen medizinischen Betreuung. Knapp die Hälfte der Patienten kommt von außerhalb des Bezirks. Neben Erfahrung und Wissen, die sich die neuen Primare im In- und Ausland angeeignet haben, bringen sie auch Gestaltungswillen mit. „Die Primare zeigen uns, dass möglich ist, woran wir glauben. Wir werden mit euch lernen und weiterwachsen.“
Nächste Herausforderung: Pflegemangel
Nicht alle Probleme seien damit gelöst, viele seien erst jetzt entstanden, so Zelger. Einvernehmliche Lösungen zu finden sei sowieso nicht immer einfach. „Wir streiten oft, dass die Fetzen fliegen, aber dann ist alles wieder gut“, meint sie mit einem Schmunzeln. Bis Jahresende stehe dem Sanitätsbetrieb noch eine intensive und herausfordernde Zeit bevor. Auch in Sterzing werde es aufgrund der eingeführten Impfpflicht Einbrüche beim Sanitätspersonal geben. Es brauche viele Ideen, Kreativität, Kraft, Mut und Vertrauen, den Pflegemangel ausgleichen zu können. „Bringt uns Lösungen“, so Landesrat Widmann zur Belegschaft des Krankenhauses Sterzing, „und wir setzen sie gemeinsam um.“ rb
„Agitatorische und populistische Vorgangsweise“
Stellungnahme von Bürgermeister Martin Alber
Nach dem Ableben von Bernardo Ponzano im Jänner dieses Jahres stand die Gemeindeverwaltung vor der Herausforderung, den Gemeindeausschuss gemäß demokratischer Rahmenrichtlinien wieder aufzustocken und damit die Repräsentanz der italienischen Gemeindebürger innerhalb der Gemeindeführung zu gewährleisten. Für den verstorbenen Gemeinderat Ponzano rückte die zweitgewählte Kandidatin der Liste „Partito Valore Umano“ Verena Marcassoli in den Gemeinderat nach. Damit erhöhte sich die Frauenquote im Gemeindeausschuss von bisher einem Ausschussmitglied auf deren zwei. Gemeinderätin Marcassoli gehört der ladinischen Sprachgruppe an, damit war die italienische Sprachgruppe im Gemeinderat nur noch durch den Rat Giuseppe Sabatelli von der Oppositionspartei „Fratelli d’Italia“ vertreten. Die Vertretung der Sprachgruppen in den jeweiligen Verwaltungsfunktionen wird in Südtirol durch das Autonomiestatut geregelt. Und das bildete auch die Grundlage für die Entscheidung der Gemeindeorgane, weiterhin eine Vertretung der italienischen Sprachgruppe im Gemeindeausschuss zu garantieren. Gemeindeausschuss und Gemeinderat entschieden nach gewissenhafter Abwägung und Prüfung der politischen und rechtlichen Ausgangssituation, eine Gemeindebürgerin italienischer Muttersprache von außen in den Gemeindeausschuss zu wählen. Diese Gemeindebürgerin sollte politisch eine möglichst neutrale Position einnehmen. Der Bürgermeister und der Gemeindeausschuss unterbreiteten deshalb dem Gemeinderat den Vorschlag Stefania De Bettin. In der Gemeinderatssitzung vom 6. April 2021 wurde Stefania De Bettin vom Gemeinderat Brenner mit einer Gegenstimme und drei Enthaltungen bei elf Dafür-Stimmen in den Gemeindeausschuss gewählt. Damit setzte der Gemeinderat ein starkes demokratisches Zeichen, das auch und vor allem die politischen Verhältnisse im Gemeinderat berücksichtigte. Eine politische Mehrheit für eine Wahl des Gemeinderates Sabatelli von der Liste „Fratelli d’Italia“ in den Gemeindeausschuss war bzw. ist unter derzeitigen Gesichtspunkten nicht realistisch. Auch eine dafür notwendige Umgestaltung des Gemeindeausschusses ist realitätsfremd und entspricht nicht den politischen Mehrheitsverhältnissen im Gemeinderat. Die Entscheidung, eine italienische Mitbürgerin von außen in den Gemeindeausschuss zu wählen, fußt auf folgenden Grundlagen: die Sicherstellung und Einhaltung der Frauenquote im Gemeindeausschuss sowie eine Vertretung der italienischen Mitbürger im Ausschuss. Die derzeitige agitatorische und populistische Vorgangsweise der Partei „Fratelli d’Italia“ zeigt auf, warum eine Zusammenarbeit mit dieser Fraktion in der derzeitigen Situation nicht möglich ist und vor allem demokratiepolitisch nicht mehrheitsfähig ist. Auf propagandistischen Unterlagen der Partei wurde italienweit unsere Gemeinde Brenner als „anti-italienisch“ und mit folgenden Aussagen beschrieben: „Basta odio antiitaliano!“ oder „Inammissibile discriminazione“. Dies entspricht schlichtweg nicht der Wahrheit und in keinerlei Art und Weise der politischen Einstellung der demokratisch gewählten Institutionen der Marktgemeinde Brenner. Selbst der Alleinvertretungsanspruch dieser Partei in Hinblick auf die italienische Bevölkerung ist an den Haaren herbeigezogen. Drei andere Parteien haben ebenso erhebliche Stimmenanteile aus der italienischen Bevölkerung erhalten, zwei italienische Kandidaten der „Freien Liste Brenner“ sogar erheblich mehr Vorzugsstimmen als der Kandidat Giuseppe Sabatelli, der nur aufgrund der Wahlarithmetik einen Sitz im Gemeinderat hat. Deshalb sind die Aussagen von „Fratelli d’Italia“ unqualifiziert und untergriffig. Ich darf abschließend zwei Dinge festhalten: Es ist mir ein ehrliches Anliegen, eine angemessene Vertretung der Frauen im Gemeindeausschuss zu gewähren, und ich finde es gut, wenn die beiden Frauen auch unterschiedlichen Sprachgruppen angehören. Es ist mir zudem wichtig, unmissverständlich klarzustellen, dass sich dieser Gemeindeausschuss mit allen Mitteln nicht nur für ein friedliches, sondern für ein gutes und konstruktives Zusammenleben der deutschen und italienischen Sprachgruppe einsetzt und einsetzen will. Die Gemeinde Brenner ist nicht irgendeine Gemeinde. Die Geschichte hat dem Namen „Brenner“ eine sehr starke Symbolkraft verliehen. Diese Symbolkraft muss nach den Jahrzehnten, in dem der Begriff für die Trennung stand, für das Miteinander der Sprachgruppen und Völker in Europa stehen.
Brenner
Einspruch abgelehnt
Auf seiner jüngsten Sitzung Ende Juni hat der Gemeinderat von Brenner einen Einspruch der Partei „Fratelli d’Italia“ abgelehnt.
Nach dem Tod von Bernardo Ponzano Anfang Jänner musste der dadurch vakante Referentenposten nachbesetzt werden. Auf der Grundlage mehrerer Rechtsgutachten entschied sich Bürgermeister Martin Alber für die parteilose Stefania De Bettin, da der Posten einer Frau der italienischen Sprachgruppe vorbehalten war; der Gemeinderat sprach sich mehrheitlich dafür aus (Erker 05/2021). Gegen diese Entscheidung hat die Partei „Fratelli d’Italia“ um Alessandro Urzì Einspruch erhoben, da sie sich übergangen fühlte. Mit einer Gegenstimme von Giuseppe Sabatelli (Fratelli d’Italia) sprachen sich die Räte nach einer angeregten Diskussion für die Ablehnung des Einspruches aus. Fratelli d’Italia hatte in der Causa bereits vorher Rekurs beim Verwaltungsgericht eingereicht.
Ausweisung einer Tourismuszone
Nachdem die Kommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung zur Errichtung einer Tourismuszone in Ladurns ein negatives Gutachten abgegeben hatte, fasste der Gemeinderat mit mehrheitlicher Zustimmung einen Beharrungsbeschluss, da die Gemeinde als ein touristisch strukturschwaches Gebiet eingestuft ist und eine neue touristische Zone eine soziale und wirtschaftliche Aufwertung bedeuten würde. „In anderen bereits ausgewiesenen Tourismuszonen werden aufgrund verschiedener Schwierigkeiten in nächster Zukunft sicher keine touristischen Betriebe realisiert“, so Bürgermeister Martin Alber. In der beantragten Zone hingegen hätte der Eigentümer – der Antrag wurde von Agnes Christina, George Thomas, Maria und Andreas Brunner eingereicht – hingegen Interesse, schnellstmöglich einen Betrieb zu errichten, was „für das gesamte Tal und auch für das Skigebiet Ladurns dringend notwendig“ sei, so der Bürgermeister.
Für den Teil der Zone, der sich laut Gefahrenzonenplan in einer roten Zone befinde, werde nach Lösungen gesucht, um die Gefahrensituation zu entschärfen. Edeltraud Zössmayr und Christian Bacher von der Freien Liste Brenner sprachen sich gegen den Beharrungsbeschluss aus.
Haushaltsänderung
Im Zuge einer Haushaltsänderung wurden u. a. Mehreinnahmen in Höhe von 61.800 Euro für den Umbau (44.100 Euro) und die außerordentliche Instandhaltung (10.000 Euro) der Schule in Gossensaß sowie die außerordentliche Instandhaltung von Straßen (23.000 Euro); 10.000 Euro fließen in die Beseitigung von illegal abgelagertem Müll am Hühnerspiel, 6.800 Euro in den Kindergarten Brenner und 6.500 Euro in die Naherholungszone Nestl. Mehrkosten in der GIS-Erfassung verschlingen 5.500 Euro.
Ladurns: Die Gemeinde unterstützt die Ausweisung einer neuen Tourismuszone.
Gemeindebaukommission
Der Gemeindebaukommission gehören Bürgermeister Martin Alber (Ersatz Peter Mair/Robert Holzer), Ralf Dejaco, Margot Wittig, Johannes Wild (Ersatz Hermes Vigna), Veronica Azzali (Ersatz Roberta Micheli), Peter Constantini (Ersatz Christian Andreas Mahlknecht), Johannes Niederstätter (Ersatz Hannes Ladstätter) und Marianne Erlacher (Ersatz Ursula Sulzenbacher) an. Die Bauordnung der Gemeinde wurde mit einer Gegenstimme von Christian Bacher genehmigt.
Franzensfeste 8.000 Tonnen Müll
Mitte Juni hat der Gemeinderat von Franzensfeste per Videokonferenz eine Gemeinderatssitzung abgehalten. Thema war u. a. die Müllentsorgung in der Abfalldeponie Sachsenklemme. Gemeinderätin Linda Zaira Franchino (Fortezza vive/Fratelli d‘Italia) stellte eine Anfrage zur Müllablagerung in der Abfalldeponie Sachsenklemme. Laut lokalen Presseberichten sollen über einen längeren Zeitraum hinweg aus allen Teilen der Provinz große Abfallmengen in der Mülldeponie Sachsenklemme entsorgt worden sein, um die Zentraldeponie in Bozen zu entlasten. Doch die Lagerung dieser Art von Rückständen in der Mülldeponie Sachsenklemme sei nicht zulässig gewesen. Bürgermeister Thomas Klapfer antwortete, dass die Abfalldeponie Sachsenklemme nicht von der Gemeinde, sondern von der Bezirksgemeinschaft Eisacktal verwaltet werde und die Gemeinde deshalb auch keine Befugnis habe, die Deponierung von Abfällen zu genehmigen oder abzulehnen. Laut einem Schreiben des Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Eisacktal, Walter Baumgartner, hatte Landeshauptmann Arno Kompatscher im November 2019 eine Notverordnung erlassen. Bis Februar 2020 sollten bestimmte Abfälle außerhalb von Bozen entsorgt werden. Die Maßnahme wurde bis Dezember 2020 verlängert. Aus insgesamt sieben Abfallbehandlungsanlagen in Südtirol wurden 7.981 Tonnen des Abfallgemischs EAK 191212 – laut Europäischem Abfallkatalog sind dies diverse Abfälle und Materialmischungen aus mechanischer Behandlung von Abfällen, die keine gefährlichen Stoffe enthalten – angeliefert und deponiert, da die Deponie Sachsenklemme zur Endlagerung dieses Abfallproduktes geeignet sei. Weitere Lieferungen dieser Art seien derzeit nicht geplant. Auch Konsolidierungsmaßnahmen seien in der Deponie derzeit weder geplant noch notwendig.
Bilanz geändert
Der Gemeinderat hat auf seiner Sitzung die Jahresabschlussbilanz abgeändert. Nachdem der Betrag von 39.741 Euro nicht mehr für Covid-19-Maßnahmen vinkuliert ist, wird er u. a. für Ausgaben für den Bauhof, gemeindeeigene Gebäude, Dienstleistungen und Registerspesen zweckgebunden. Im Investitionsteil sind 156.820 Euro eingebaut worden, die sich aufgrund von Rückständen 2020 ergeben haben. Verwendet wird der Betrag u. a. für Spiel- und Freizeitplätze (14.000 Euro), die Telekommunikationsvernetzung in der Grundschule Franzensfeste (26.000 Euro), die Anpassung von Elektroanlagen in den Feuerwehrhallen Franzensfeste und Mittewald (10.500 Euro) und im Gemeindegebäude (2.000 Euro), für die Einrichtung in Gemeindebüros (18.500 Euro), die energetische Sanierung der Grundschule Franzensfeste (24.000 Euro), die Errichtung des Gehsteiges im Ortsteil Sams (39.000 Euro), den Bau des Verbindungsweges (20.000 Euro) und für ein Online-Vormerksystem für Tennisstunden in der Sportanlage südlich von Franzensfeste (2.000 Euro).
Franzensfeste Labor für die Gemeinschaft
Der Gemeinderat von Franzensfeste hat einen Planungswettbewerb für das „Haus der Begegnung Franzensfeste“ ausgeschrieben. Das rund 500 m2 große ehemalige ANAS-Gebäude im Ortszentrum soll abgerissen, neu aufgebaut und zu einem sozialen, kulturellen und offenen Treffpunkt für die Dorfbevölkerung umfunktioniert werden. Für das Projekt stellt die Gemeinde insgesamt rund 950.000 Euro zur Verfügung. Im ehemaligen ANAS-Gebäude von Franzensfeste steckt eine fast 200 Jahre alte Geschichte. In der typisch pompejanisch-roten „Casa Cantoniera“ wohnte einst der Straßenwärter, der eine Straßenstrecke von drei bis vier Kilometern kontrollierte und instand hielt. Der König von Sardinien hatte dieses Berufsbild um 1830 per Dekret eingeführt. Als nach 150 Jahren die Wartungszentren italienweit neu organisiert wurden, übernahm Südtirol die Zuständigkeit für die Staatsstraßen im Land. 2017 gingen 24 Straßenwärterhäuser, darunter jenes von Franzensfeste, von der italienischen Straßenverwaltung ANAS in das Eigentum des Landes über. Die Provinz überließ das Gebäude der Gemeinde unentgeltlich, mit der Auflage, dass es in den kommenden 24 Jahren nicht verkauft werden darf. So schmiedeten Bürger, Bürgermeister, Vereine und Verbände Pläne, wie das Gebäude in Zukunft genutzt werden könnte. Es soll ein Haus für alle werden, ein offenes multifunktionales Ereignis-, Freizeit- und Gemeinschaftszentrum, ein kultureller Treffpunkt für alle Generationen. Geplant ist ein Haus der Musik und des Tanzes, u. a. für Theater, sanfte Gymnastik und Kino, ein Haus der Erinnerungen mit einer Bibliothek voller Bücher und Brettspiele, gespendet und gesammelt von Bewohnern von
Franzensfeste, mit großem Wohn- und Lesezimmer, wo sich jeder aufhalten kann. Das neue Gebäude soll auch ein Haus des Komforts und der Erholung sein: gemütlich eingerichtet wie ein Zuhause, mit Garderobe und weichen, bequemen Sitzgelegenheiten, mit TV Aus dem ehemaligen Straßenwärterhaus entsteht ein Aktivlabor für Kunst, Musik, Tanz, Spiele, Kino und Kulinarik. und Internet. In den neuen vier Wänden soll auch ein Haus des Geschmacks und der Künste Platz finden, mit Kochzone, Kühlschrank, Ofen und einem Tisch mit bis zu 30 Sitzplätzen. Neben Kochkursen sind auch Kurse für angewandte Kunst und Technik geplant. Kurzum: Aus dem Haus entsteht ein Labor für die Gemeinschaft, eine Art Aktivlabor, in dem Bürger bei Kunst, Musik, Tanz, Spielen, Kino, Kulinarik und mehr ihren Gemeinschaftssinn stärken können. Autonomen, aber kontrollierten Zugang bekommen die Bürger mittels Magnetkarte, für dessen Aushändigung sie sich in der Gemeinde registrieren müssen. Zehn Architekten sind eingeladen worden, innerhalb 8. Oktober ihre Projektvorschläge einzureichen, darunter Christian Schwienbacher (Brixen), Stefan Hitthaler (Bruneck), Stifter und Bachmann (Pfalzen), KUP Architekten, (Brixen), En.Ar.Tec (Vahrn), Totronic Architekten (Brixen), Raum 3 Architekten (Brixen), Markus Hofer und Hermann Gschnitzer (Brixen), Flaim Prünster Architekten (Bozen) und Barbara Breda (Bozen). Im November wird feststehen, wer den Planungswettbewerb gewonnen hat. rb
Sterzing „Anscheinend geht es ohne Strafe nicht!“
Kurz und bündig wurden bei der letzten Gemeinderatssitzung in Sterzing die sieben Tagesordnungspunkte abgehandelt. Gesprochen wurde einmal mehr über Probleme mit Müllsündern.
Werner Graus (SVP) kritisierte den teilweise katastrophalen Zustand bei den Wertstoffinseln. „Bereits
am Samstag laden die Leute ihren Müll ab, der aber erst am Montag abgeholt wird, es stinkt und es wurden schon Ratten beobachtet. Für die Anwohner sind solche Zustände eine große Belastung“, so Graus, der erklärte, dass er bereits von einigen Bürgern darauf angesprochen worden sei. Der SVP-Gemeinderat regte an, bei jeder Wertstoffinsel eine Video-Kamera zu installieren, um die Situation in den Griff zu bekommen. Stadtrat Heinrich Forer pflichtete Graus bei und erklärte, dass man wohl tatsächlich wieder strenger vorgehen müsse. Neben der Beauftragung von zwei Studentinnen, welche die Besucher der Wertstoffinseln beraten und ihnen dabei helfen sollen, die richtige Tonne für ihren Müll zu finden, setze man auch auf Information in der Presse. Graus entgegnete, dass nicht das fehlende Wissen das Problem sei, sondern der fehlende Wille. „Da helfen nur Strafen oder Video-Überwachung“, zeigte sich Graus überzeugt. Auf Nachfrage von Gemeinderätin Evi Frick (SVP) erklärte Forer, dass man das System mit den Müllsäcken zwar beibehalten werde, aber in Zukunft „codierte“ Müllbeutel verwenden wird. Somit sei zu früh oder falsch entsorgter Müll bis zum Urheber zurückzuverfolgen. Zudem rüste man drei Container für den Restmüll mit einem Chip-Karten-System aus. Die Bürger hätten dann die Möglichkeit, zu jeder Tag- und Nachtzeit ihren Müll zu entsorgen. Forer berichtete bei dieser Gelegenheit von einer Besichtigung des Abfallwirtschaftszentrums in Natz-Schabs. „Nachdem der Verschmutzungsgrad des Biomülls so hoch ist, dass er zum Großteil verbrannt werden muss, besteht die Möglichkeit, dass er ab 1. Jänner des kommenden Jänners nicht mehr angenommen wird – sollte sich die Situation nicht bessern“, so Forer. Die Gemeinde Sterzing müsste sich dann selbst um die Entsorgung des Biomülls küm-
Biomüll: Wird er nicht korrekt entsorgt, muss sich die Gemeinde Sterzing wohl etwas einfallen lassen. mern. Bürgermeister Peter Volgger fügte hinzu, dass man die codierten Müllsäcke, die zur falschen Zeit auf die Straße gestellt würden, zwar einsammeln werde, aber in der Folge die Müllsünder mit Strafen belegen würde. „Anscheinend geht es ohne Strafe nicht!“, so Volgger.
In Kürze
Einstimmig genehmigt wurde die Gemeindebauordnung. Zur technischen Vertreterin der Gemeinde wurde Ingenieurin Kathrin Kral ernannt, zu ihrem Stellvertreter Dominik Kinzner. Einstimmig fiel auch die Wahl von Martina Pecher zur Vorsitzenden der Gemeindekommission für Raum- und Landschaft aus. Nachnominiert wurde Andreas Mahlknecht. Ebenfalls einstimmig genehmigt wurde die Umwidmung von Wald in bestockte Wiese der Gp. 401 in der Fraktion Tschöfs. In Bezug auf die Eishalle berichtete Bürgermeister Volgger von einem erneuten Treffen mit der Staatsanwaltschaft. Er könne derzeit nicht sagen, wann das Gelände freigegeben werde. Derzeit werde die Möglichkeit ausgelotet, ein Provisorium zu errichten. Man habe sich diesbezüglich auch in den Nachbargemeinden Freienfeld und Pfitsch nach einem Übergangsstandort umgesehen.
Ratschings Grundsatzentscheidung getroffen
Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung von Ratschings wurde u. a. eine Grundsatzentscheidung zum Bau des Bezirksaltenheimes getroffen.
Mit einem Grundsatzbeschluss sichert die Gemeinde Ratschings ihre finanzielle Beteiligung am Neubau des Bezirksaltenheimes zu. Wie Bürgermeister Sebastian Helfer erklärte, hätten sich die vier Wipptaler SVP-Bürgermeister für den alten Standort ausgesprochen – dies sei allerdings kein Politikum, wie derzeit kursierende Gerüchte vermuten. „Jede Gemeinde trifft die Entscheidung autonom“, so Helfer. Er begründete die Entscheidung damit, dass das PPP-Projekt zu unübersichtlich sei und niemand mit Bestimmtheit wisse, ob und wie schnell es zu einem guten Ende gebracht werden könne. Auch die übrigen Gemeinderatsmitglieder sprachen sich für die Beibehaltung des alten Standortes aus, die Entscheidung fiel somit einstimmig aus.
Akustikplan
Architekt Raimund Thaler stellte den Räten den Akustikplan der Gemeinde (GAK) vor, in dem konstante Lärmquellen – es handelt sich dabei vor allem um technische Anlagen – erfasst sind. Verkehrslärm und Lärm, der nur sporadisch auftritt, wird darin allerdings nicht aufgenommen. Arch. Raimund Thaler stellte den Gemeinderäten den Akustikplan vor.
Damit wird ein einheitliches Regelwerk geschaffen, um die Lebensqualität zu erhöhen und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Eingeteilt in sechs Klassen, mit welchen die Immissionsgrenzwerte festgelegt werden, wurde das gesamte Gemeindegebiet von Ratschings erfasst: In die niedrigste Klasse I mit einem Tagesgrenzwert von 50 dBA und einem Nachtgrenzwert von 40 dBA fallen beispielsweise Schulen und Kindergärten, in die Klasse VI mit einem Tages- und Nachtgrenzwert von 70 dBA Gewerbegebiete mit durchgehendem Betrieb. Wie Thaler erklärte, zähle Gasteig zu den lärmbelasteten Fraktionen, Telfes, Jaufental und Ridnaun hingegen zu den ruhigen Gebieten.
Haushaltsänderung
Mit der dritten Haushaltsänderung wurden in erster Linie Gelder für das Sommerprojekt bereitgestellt. Aus dem laufenden Teil werden Nachzahlungen aus der IMU (25.000 Euro), ein Landesbeitrag für das Sommerprojekt (77.000 Euro) und die Rückvergütung für ein Video-Projekt über die Gilfenklamm (4.900 Euro) verbucht, bei den Einnahmen aus dem Investitionsteil ein staatlicher Beitrag zur Energieeffizienz (100.000 Euro), Grundstücksregelungen (8.800 Euro), der Erhöhung der Baukostenabgabe (18.000 Euro) und der Erhöhung der Erschließungskostenabgabe (48.000 Euro). Im laufenden Teil der Ausgaben stehen u. a. Kosten in Höhe von 3.000 Euro (Instandhaltung Sportplatz Stange), 10.000 Euro (Reinigungsmaßnahmen Sommerprojekt), 30.000 Euro (Lebensmittel und Verköstigung Projekt Sommerbetreuung), 74.000 Euro (Betreuungspersonal Sommerprojekt), 10.000 Euro (Feuerversicherungen) zu Buche, die Ausgaben im Investitionsteil betreffen die Reparatur einer Wasserleitung (15.000 Euro), technische Spesen zur Energieeffizienz (2.000 Euro) und die Umstellung auf LED-Beleuchtung (100.000 Euro). Die Abänderung wurde einstimmig genehmigt.
Gemeindebauordnung
Die Gemeindebauordnung wurde nach eingehender Diskussion einstimmig genehmigt. In der siebenköpfigen Gemeindekommission für Raum- und Landschaft führt Bürgermeister Sebastian Helfer den Vorsitz, die übrigen sechs Mitglieder sind Sachverständige, die von den Gemeinden aus dem entsprechenden Verzeichnis ausgewählt werden: Ursula Unterpertinger (Baukultur; Ersatz Gert Forer), Johann Wild (Agrartechiker, Ersatz Hermes Vigna), Miriam Rieder (Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Ersatz Sigrid Mairhofer), Peter Constantini (Sachverständiger für Raumplanung, Ersatz Christian Andreas Mahlknecht), Johannes Niederstätter (Sachverständiger für Landschaftsschutz, Ersatz Hannes Ladstätter), Marianne Erlacher (Sachverständige für Naturgefahren, Ersatz Ursula Sulzenbacher). Den Vorsitz der kleinen Kommission, die aus drei Personen besteht, führt Ursula Unterpertinger. Als Sachverständiger für Landschaftsangelegenheiten fungiert Geometer Christian Hafner.
In Kürze
Im kommenden Schuljahr soll das Fleisch für die Schul- und Kindergarten-Mensen vom lokalen Anbieter Wippland bezogen werden. Als eine der ersten Gemeinden hat Ratschings das im neuen Raumordnungsgesetz vorgeschriebene Gemeindenentwicklungskonzept ausgearbeitet. Wie Helfer erklärte, habe man alle nötigen Dokumente bereits im vergangenen September in den zuständigen Landesämtern eingereicht. Obwohl es zu einigen Verzögerungen gekommen sei, hoffe man auf einen Abschluss bis Ende des Jahres.
„Aufgrund der Impfmüdigkeit geraten wir in eine Situation, in der wir mehr Impfstoff zur Verfügung haben als Impfwillige“, erklärte Helfer, der die Gemeinderatsmitglieder aufforderte, die Bevölkerung zu einer Impfung zu motivieren. „Die Impfung reduziert eindeutig das Risiko einer schweren Erkrankung und beugt damit einer neuerlichen Welle im Herbst vor“, so der Bürgermeister. Auf Bezirksebene seien Impftage bzw. Impfwochenenden im Gespräch. Auf Landesebene zähle die Gemeinde Ratschings nicht gerade zu den Vorzeige-Gemeinden und es bestehe noch erheblicher Aufholbedarf. „Einen weiteren Lockdown können wir uns nicht mehr leisten“, so Helfer.
Pfitsch Große Sorge um Altenheim
Das Altenheim Schloss Moos in Wiesen: vorübergehende oder endgültige Schließung?
Zügig behandelten die Gemeinderäte auf ihrer Sitzung Mitte Juni die acht vorgesehenen Punkte auf der Tagesordnung. Überhaupt herrschte zwischen SVP und Bürgerliste deutlich mehr Konsens als gewohnt.
Erstmals seit der Bildung des Gemeinderates hat die Bürgerliste „Gemeinsam für Wiesen Pfitsch“ für eine Abänderung des Haushalts gestimmt. Bisher hatte sie sich bei Abstimmungen, die u. a. den Ausschuss, den Bürgermeister sowie Haushaltsänderungen betreffen, kategorisch ihrer Stimme enthalten. Im Investitionsprogramm werden 5.000 Euro für eine neue Telefonanlage, im laufenden Teil 82.000 Euro für Sommercamps und eine Zirkuswoche sowie 6.000 Euro für eine Rückerstattung an die Bezirksgemeinschaft Wipptal eingebaut. Auch eine Verordnung wurde abgeändert, damit die Ortspolizei Sterzing, Mitarbeiter des Steueramtes sowie in eigenen Beschlüssen namhaft gemachte Gemeindebedienstete ab sofort befugt sind, die Müllentsorgung im Gemeindegebiet zu kontrollieren. Auf Grundlage einer Musterverordnung des Gemeindenverbandes genehmigten die Räte zudem die neue Gemeindebauordnung, die mit 1. Juli in Kraft tritt. Laut Gemeinderat Renato Bussola sollte die Gemeinde bei Projekten, die das öffentliche Interesse betreffen, vorab informiert werden. Gemeinderätin Claudia Raffl schlug die Gründung einer beratenden Gestaltungskommission vor, die sich u. a. mit der Ästhetik von Bauwerken auseinandersetzt und zu einem transparenten Informationsfluss beitragen soll. Emotionalstes Thema auf der Sitzung war das Altenheim Schloss Moos in Wiesen, wo in diesen Tagen die seit Jahren geplanten Sanierungs- und Umbauarbeiten beginnen sollten (eigener Bericht auf S. 8). „Das Wipptal muss zusammenstehen“, so die Gemeinderäte unisono. „Wir müssen geschlossen zeigen, dass das Altenheim gebraucht und gewollt wird.“ Die Gemeinde habe viel Vorarbeit geleistet, damit es zum Umbau von Schloss Moos komme, so Gufler. Man werde nun alle Instanzen aktivieren, um eine Lösung zu finden. Auch müsse man sich gemeinsam mit der Landespolitik dafür einsetzen, Pflegestrukturen wieder funktionstüchtig zu machen. Derzeit gebe es südtirolweit einen katastrophalen Pflegenotstand, nicht nur in Altenheimen, auch in Krankenhäusern, so Reinthaler. Man arbeite mit allen Kräften darauf hin, u. a. den Ausbildungsweg von Pflegekräften kürzer, dualer und attraktiver zu gestalten.
Österreich und seine neue Gastbevölkerung: kein Vorbild für Südtirol
Migration und die Integration der Zuwanderer sind heute eines der zentralen Probleme in Europa. Auch in Südtirol lebten Ende 2020 über 51.000 Ausländer, fast zehn Prozent der Bevölkerung. Die Mehrheit davon sind nicht „marroccani“ und Flüchtlinge, die aus dem Süden Italiens nach Norden kamen, sondern Zuwanderer aus anderen EU-Ländern; ohne sie würde auch die Südtiroler Wirtschaft zusammenbrechen. Die Integration von Zuwanderern kann als erfolgreich abgeschlossen angesehen werden, wenn sie die Staatsbürgerschaft erlangen. Inwieweit dies für Zuwanderer und ihre Kinder möglich ist, variiert in Europa erheblich. Auf der restriktiven Seite liegt Österreich, das 2020 mit 16,5 Prozent zwar EUweit den höchsten Ausländeranteil aufwies (abgesehen vom Sonderfall Luxemburg), jedoch eine sehr restriktive Politik im Hinblick auf die Verleihung der Staatsbürgerschaft verfolgt.
In diesem Zusammenhang gab es vor kurzem eine paradoxe Meldung über die Bevölkerungsentwicklung Österreichs im Jahr 2020. Obwohl als Folge der Pandemie mehr Menschen gestorben sind als sonst, hat die Zahl der gemeldeten Einwohner um 31.600 Personen zugenommen – nur um etwa 10.000 weniger als in den Jahren vorher. Darin zeigt sich zum einen, dass Zuwanderung ein Prozess ist, der weder durch die Politik noch durch massive andere Ereignisse kurzfristig beeinflussbar ist. Viele wichtige Branchen, etwa Industrie und Gesundheitswesen, wurden durch die Pandemie wenig beeinträchtigt oder haben sogar mehr Arbeitskräfte benötigt. Was dieses Bevölkerungswachstum aber noch bemerkenswerter macht, ist die Tatsache, dass die Zahl der österreichischen Staatsbürger um 13.000 Personen gesunken ist. Wie ist das möglich? Das Rätsel löst sich, wenn man sieht, dass die Zahl der Einbürgerungen abgenommen hat. Seit 2015 pendelt diese zwischen 9.000 und 10.000 Personen pro Jahr; 2020 waren es nur noch 8.796. Das heißt, dass von 100 in Österreich ansässigen Nicht-Österreichern nur 0,7 die Staatsbürgerschaft erlangen – ein Wert, der europaweit an unterster Stelle steht (gemeinsam mit Ländern wie Tschechien und Slowakei). Seit 2003, als es mit 45.000 einen Spitzenwert an Einbürgerungen gab, hat dieser Wert kontinuierlich abgenommen. Die Zunahme der Ausländer ist nicht nur auf Zuwanderung zurückzuführen, sondern auch darauf, dass in Österreich im Vorjahr 17.199 Kinder als Ausländer auf die Welt gekommen sind und hier als solche aufwachsen, zur Schule gehen und arbeiten werden. Es ergibt sich damit die absurde Situation, dass der Großteil dieser Kinder und Jugendlichen kaum nennenswerte Beziehungen zum Herkunftsland ihrer Eltern aufweisen, sich dagegen voll als Österreicher fühlen wird, aber kein Staatsbürger dieses Landes ist. Diese Situation ist zurückzuführen auf die in den vergangenen Jahren verschärften Bedingungen für den
Erwerb der Staatsbürgerschaft. Diese wird automatisch nur nach dem Prinzip des „ius sanguinis“ verliehen, also aufgrund der Abstammung von österreichischen Eltern. Für alle anderen ist sie an sehr strenge Bedingungen gebunden, wie Mindestaufenthaltsdauer von zehn Jahren, Nachweis einer guten Beherrschung der deutschen Sprache und ein in vielen einfachen Erwerbstätigkeiten kaum erzielbares Einkommen. Man kann die Situation nicht anders sehen als jene der Gastarbeiter, die 1960 bis 1975 nach Österreich gekommen sind. Von ihnen erwartete man, dass sie nach dem Wegfallen des Bedarfs wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehren würden. Inzwischen hat man gesehen: Es wurden Arbeitskräfte gerufen, aber Menschen (und ihre Familien) sind gekommen und sie wollen bleiben. Aber nicht wenige der heutigen Ausländer in Öster-
reich stehen noch schlechter da als die seinerzeitigen Gastarbeiter: Sie können kaum zurückkehren, da in ihren Herkunftsländern hohe Arbeitslosigkeit herrscht und sie sich dort – wie die jungen Menschen – als völlig Fremde fühlen würden. Es gibt in diesem Zusammenhang noch ein weiteres Paradoxon: Rund 600.000 Ausländer wohnen schon zehn Jahre und länger in Österreich. Eine detaillierte Analyse in einem neuen Band zur Doppelstaatsbürgerschaft von Rainer Bauböck und dem Verfasser dieses Beitrags zeigt, dass unter Berück-
von Max Haller
Österreich vergibt die Staatsbürgerschaft nach den „ius sanguinis“.
sichtigung zusätzlich relevanter Kriterien wahrscheinlich rund 375.000 Personen die Voraussetzungen für die Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft erfüllen. Warum suchen sie nicht dafür an? In diesem Band werden auch die Gründe dafür untersucht. Für Zuwanderer aus EU-Ländern – insbesondere die größte Gruppe darunter, die deutschen Staatsbürger – bringt die österreichische Staatsbürgerschaft kaum zusätzliche Rechte (abgesehen vom Wahlrecht). Außerdem ist die Staatsbürgerschaft eines westlichen Landes mehr „wert“ als etwa jene von Rumänien, gar nicht zu reden von Afghanistan oder Syrien. Daher ist unter Zuwanderern aus westlichen EU-Ländern das Interesse am Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft gering. Zwei weitere Gründe sind schon länger bekannt: Der eine sind die hohen Hürden und Kosten für ihre Erlangung, der andere die Bindung an das Herkunftsland. Die Notwendigkeit, einen höheren Anteil der schon lange in Österreich lebenden Ausländer zum Ansuchen um die Staatsbürgerschaft zu motivieren, ist inzwischen auch der Politik, insbesondere in Wien, bewusst geworden. Was man dafür tun könnte, ist recht klar. Eine Möglichkeit ist die Erleichterung der Doppelstaatsbürgerschaft. Damit könnte man vermutlich auch tausende deutsche Staatsbürger erreichen, die durchaus Interesse an der österreichischen Politik haben. Einen solchen Schritt würde auch die Mehrheit der nahezu halben Million Österreicher, die derzeit im Ausland leben, befürworten. Dies zeigte sich in einer eigenen Umfrage im Rahmen der genannten Publikation, die der Weltbund der Auslandsösterreicher durchführte. Aber auch Ausländer aus Drittstaaten, die noch immer eine Bindung an ihr Herkunftsland empfinden, könnte man damit vermutlich motivieren. Eine Doppelidentifikation mit Herkunfts- und Ankunftsland ist für alle Migranten weltweit normal (den Autor dieser Zeilen eingeschlossen) und stellt kein Hindernis gegen eine volle Integration ins Aufnahmeland dar. Die Verleihung der Staatsbürgerschaft ist selbst ein Faktor, der Integration fördert, wie in vielen Studien gezeigt wurde. Die große Sozialphilosophin Hannah Arendt schrieb, es gebe nur ein einziges Menschenrecht, nämlich die Staatsbürgerschaft. Staatenlose entbehren jeder Art von Rechten. Der Großteil derer, die in Österreich leben, ohne die Staatsbürgerschaft dieses Landes zu besitzen, hat jene eines anderen Landes. Aber erst als Staatsbürger Österreichs haben sie vollen Zugang zu allen Lebenschancen, die dieses wohlhabende Land bieten kann. Durch ihre in vielen Branchen inzwischen unentbehrliche Arbeit tragen sie auch wesentlich zu Österreichs Wohlstand bei. Aber auch die demokratische Qualität Österreichs, die Chance zur Artikulation aller Interessen im politischen Prozess wird signifikant beeinträchtigt, wenn 1,5 Millionen der im Land lebenden neun Millionen Einwohner dabei nicht wirklich partizipieren können. Für die Politik sollte es ein zentrales Anliegen werden, dass ein Großteil dieser Menschen nicht mehr nur als „Gäste“ gesehen wird. Auch Italien ist bei der Vergabe der Staatsbürgerschaft sehr restriktiv. Im Vergleich zu Österreich steht es aber besser da: Mit einer Einbürgerungsquote von 2,2 liegt es im EU-Mittelfeld. Auch in Südtirol selbst sieht die Lage besser aus als in Österreich: Von 2016 bis 2019 erlangten immerhin 8.329 ausländische, in Südtirol ansässige Personen die italienische Staatsbürgerschaft.
Das Buch „Dual Citizenship“ von Rainer Bauböck und Max Haller, 2021 erschienen im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ist digital kostenlos erhältlich unter verlag.oeaw.ac.at/dual-citizenship-and-naturalisation-global-comparative-and-austrian-perspectives.
Pflersch Asylbewerber lernen Kräuteranbau
Seit einigen Jahren arbeitet der „Botenhof“ der Wipptaler Kräutergärten im Pflerschtal mit der „Cooperativa di Lavoro Miledù“ aus Como, die Arbeitsmöglichkeiten für einige der Asylbewerber und Flüchtlinge schafft, die in dieser Gegend Wurzeln schlagen möchten. Bernhard Auckenthaler hat sein umfangreiches Wissen über essbare Kräuter und Blumen zur Verfügung gestellt, um die Entwicklung des Sozialunternehmens zu unterstützen, das soziale Aus-
grenzung bekämpft und das lokale Landschafts-,
Umwelt- und Kulturerbe pflegt. Neben der Förderung der Kunst der Trockenmauern sowie der Wiederherstellung von Terrassenlandschaften und verlassenen Wegen rund um den Comosee hat Miledù mit Hilfe von Auckenthaler eine Linie von Kräuter- und Blumenprodukten für die Gastronomie auf den Markt gebracht. Damit wurde die Wiedergewinnung eines verlassenen Grundstücks und die Aufnahme verschiedener landwirtschaftlicher Aktivitäten, darunter zwei Bienenstände und ein Kräutergarten, ermöglicht. Der Botenhof und das Pflerschtal haben in diesem Prozess der Einbeziehung und Aufwertung der Landschaft und des landwirtschaftlichen Erbes ein Beispiel gesetzt, dank ihrer Fähigkeit, den Schutz der biologischen Vielfalt mit der Förderung eines Tourismusmodells und der nachhaltigen Produktion sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht zu verbinden.
Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino strebt einen Stromzusammenschluss am Brenner an, um die europäische Verbundenheit und die Modernisierung im Hinblick auf eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung voranzutreiben. Die grenzüberschreitende Verbindung der Stromnetze sei einem dynamischen Wirtschaftswachstum und der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes dies- und jenseits des Brenners zuträglich, zumal Energiegewinnung und Energiesicherung zu den großen weltweiten Zukunftsfragen zählten, sind sich die Landeshauptleute von Tirol, Günther Platter, von Südtirol, Arno Kompatscher, und des Trentino, Maurizio Fugatti, einig. Sie plädieren daher für die stärkere Vernetzung von ökologisch verträglichen und volkswirtschaftlich sinnvollen Stromnetzen. Einen solchen Schritt haben die drei Landeshauptleute der Euregio im Juni im Umspannwerk Edyna am Brenner mit einem symbolischen Stromzusammenschluss gesetzt. Mit dabei waren der Vorstandsvorsitzende der Tiroler Wasserkraftwerke AG TIWAG, Erich Entstrasser, und der Verwaltungsdirektor des italienischen Stromnetzbetreibers TERNA, Adel Motawi.
Wipptal
Erstes mobiles Bodenlabor
Biogas Wipptal arbeitet derzeit an mehreren privatfinanzierten Dekarbonisierungsprojekten in den Bereichen erneuerbare Kraftstoffe, CO2-Verwertung, Produktion von Bio-Dünger und neuerdings an der Entwicklung emissionsarmer Ausbringsysteme für den Landbau. Vor kurzem wurde der weltweit erste Multifunktionssensor für Echtzeitbodenanalysen, entwickelt vom Kooperationspartner Stenon, im Wipptal in Betrieb genommen. Als Südtirols erster Produzent für Bio-Dünger hat sich Biogas Wipptal im Rahmen einer Projektarbeit mit dem Thema Ressourceneinsparung in der Landwirtschaft beschäftigt und ein Konzept ausgearbeitet, mit dem versucht wird, das Problem der unkontrollierten Düngung von Grünland, aber auch im Obst- und Weinbau durch den Einsatz modernster Sensortechnik zu lösen. In Zusammenarbeit mit dem Technologie-Startup Stenon ist es Biogas Wipptal gelungen, das weltweit erste mobile Bodenlabor nach Südtirol zu holen. Die intelligente Sensorik ist in der Lage, Böden in Sekundenschnelle auf ihren Nährstoffgehalt zu überprüfen. Damit kann der Bauer, ohne aufwendige Bodenanalysen im Labor durchführen lassen zu müssen, innerhalb von Sekunden ablesen, welche Nährstoffe seine Böden brauchen. Die Datenübermittlung in Echtzeit, die in einer 3D-Grafik der Anbaufläche dargestellt wird, schafft die Grundlage für eine präzise Düngerversorgung. Damit wird ersichtlich, welche Bereiche des Bodens mit Wasser oder Dünger versorgt werden sollten und wo ausreichend Nährstoffe vorhanden sind. Somit ist es mit dem Einsatz dieses Multifunktionssensors möglich, den Einsatz von Dünger maßgeblich zu reduzieren und ihn dort dosiert einzusetzen, wo er auch tatsächlich von der Pflanze aufgenommen werden kann. Daraus ergibt sich ein enormes Einsparungspotential von Dünger und Wasser und verhindert dadurch den Eintrag von Nitrat in das Grundwasser. Der erste Sensor wurde in Anwesenheit der Geschäftsführer von Stenon, Dominic Roth und Martin Jahr, an Johannes Daum, Projektleiter der Biogas Wipptal, übergeben. Erste Feldversuche wurden noch am selben Tag ausgeführt und das System allen interessierten Bauern vorgestellt. Biogas Wipptal stellt das mobile Bodenlabor von Stenon allen seinen 62 angeschlossenen Milchbetrieben kostenlos zu Verfügung. In Kombination mit seinen drei emissionsarmen Ausbringgeräten soll damit ein neues ökologisches Bewusstsein in der Südtiroler Landwirtschaft angestoßen werden. Der Stenon Multifunktionssensor kommt zudem in einem weiteren
Teilprojekt namens „Nutridrip“ zum Einsatz, das demnächst als neue Technologie einer kombinierten Präzisionsbewässerung und Flüssigdüngung der Südtiroler Wein- und Obstwirtschaft vorgestellt wird.
Bauvorhaben vorgestellt
Im Juni wurde am Sitz der Bezirksgemeinschaft Wipptal interessierten Gemeindevertretern die neue Unternehmensstrategie und die Bauvorhaben der Biogas Wipptal GmbH vorgestellt. Im Anschluss daran konnten die Anwesenden Fragen stellen und ihre Meinung äußern. Den ausführlichen Bericht dazu lesen Sie auf www.dererker.it.
GEMEINDE STERZING: „Aktion scharf“ gegen Müllsünder
COMUNE DI VIPITENO: “Iniziativa forte” contro i trasgressori dei rifiuti
In den Containern der 12 Wertstoffinseln an den 48 wohnortnahen Sammelpunkten für Restmüll und Kartone sowie im Recyclinghof kann der gesamte anfallende Abfall kostengünstig entsorgt werden. Einige wenige Unverbesserliche oder Schlaumeier machen diese bürgerfreundliche Mülltrennung und Wertstoffsammlung zunichte und verärgern zunehmend jene, die verantwortungsvoll handeln. Im Bild der Inhalt einer Biomülltonne. Die Folge: teure Sammlung und doppelte Kosten. Tutti i rifiuti prodotti possono essere smaltiti, con un basso costo, nei container delle 12 isole ecologiche per il riciclaggio, nei 48 punti di raccolta per i rifiuti residui e per il cartone - posizionati nelle vicinanze delle case e nel centro di riciclaggio. Alcune persone incorreggibili o furbe stanno “rovinando” questa raccolta differenziata e riciclabile a misura di cittadino e fanno sempre più arrabbiare coloro che agiscono invece in modo responsabile. Nell’immagine il contenuto di un container per la raccolta di rifiuti organici. La conseguenza: raccolta costosa e costi doppi.
Die Verunreinigung der Wertstoffe durch Fremdstoffe verursacht höhere Kosten bei der Entsorgung und Mindereinnahmen beim Verkauf der einzelnen Wertstoffe für die Wiederverwertung. Biomüll lose oder in Papiersäcken >>>> Kompostierung in Schabs = 0,07 €/kg Biomüll verunreinigt mit Nylon/Plastik/auch Bioplastik >>>> Verbrennungsofen in Bozen = 0,13 €/kg
La contaminazione dei riciclabili da parte di materiali estranei causa costi più elevati per lo smaltimento e minori ricavi nella vendita dei singoli materiali riciclabili. Rifiuti organici sfusi o nei sacchetti di carta >>>> compostaggio a Sciaves = 0,07 €/kg Rifiuti organici contaminati da Nylon/plastica/anche bioplastica >>>> inceneritore a Bolzano = 0,13 €/kg
WENN DER INHALT DER BIOMÜLLTONNEN WEITERHIN SO VERUNREINIGT IST, WERDEN DIESE ENTFERNT.
Weitere Maßnahmen der Gemeinde:
• Information und Aufklärung über den Wert der Mülltrennung • Beratung und Aufsicht an den Wertstoffinseln durch 2 Praktikantinnen • 3 Container für Restmüll mit 24 h Einwurfmöglichkeit mittels Chip • Überwachungskameras an den Wertstoffinseln • Strafbescheide an jene, die es immer noch nicht verstehen.
KURZINFO: leichte Kartone (z. B. jene für Nudeln, Reis, Kekse u. ä.) kommen in den Papiercontainer. Nur Kartone aus Wellpappe kommen zur Kartonsammlung. Wellpappe ist leicht erkennbar an der gewellten Papierbahn (siehe Beispielbild) Styropor kommt nicht in den Container für Kunststoffe und erst recht nicht zum Karton, sondern kann kostenlos im Recyclinghof abgegeben werden!
SE IL CONTENUTO DEI CONTAINER PER LA RACCOLTA DEI RIFIUTI ORGANICI CONTINUERÀ A ESSERE COSÌ CONTAMINATO, ESSI VERRANNO TOLTI.
Ulteriori provvedimenti del Comune:
• Informazioni e chiarimenti sul valore della raccolta differenziata • Consulenza e supervisione delle isole ecologiche da parte di 2 tirocinanti • 3 container per i rifiuti residui, dotati di “chip” e con possibilità di conferimento per tutte le 24 ore • Videocamere di sorveglianza presso le isole ecologiche
• Sanzioni nei confronti di coloro che, comunque non vogliono capire
BREVI INFORMAZIONI: cartone leggero (p.es. quello della pasta, del riso, dei biscotti e simili) vanno conferiti nel container della carta. Solo il cartone ondulato deve essere portato nei punti di raccolta del cartone. Il cartone ondulato è facilmente riconoscibile per la sezione ondulata del cartone (vedi foto). Polistirolo non deve essere gettato nei container per la plastica e specialmente non nel cartone, ma può essere consegnato gratuitamente presso il centro di riciclaggio!
Die Kapuziner im Wipptal
400 Jahre Klostergeschichte gehen zu Ende
von Paul Felizetti
Es geht ein großes Kapitel Sterzinger Kirchengeschichte zu Ende, wenn im September der letzte Kapuzinerpater das Kloster in Sterzing verlassen wird. Wie keine andere Ordensgemeinschaft hat der Orden der Minderen Brüder Kapuziner das religiöse Leben in unserem Bezirk seit seiner Gründung vor beinahe 400 Jahren maßgeblich bestimmt.
Es schaute gar nicht gut aus um die Kirche in den Pfarreien unseres Bezirks vor rund 400 Jahren. Die Zeiten des Bauernaufstandes rund um Michael Gaismair im Jahr 1525 und die von Martin Luther in Wittenberg ausgegangene Reformation hatten tiefe Wunden aufgerissen. Nicht nur unter der Knappschaft des ausgedehnten Berggerichts Gossensaß-Sterzing, sondern auch im Bürgertum der Stadt und in der eher ärmlichen Landbevölkerung in den Tälern rund um Sterzing hatten sich nicht wenige von den im Lande herumziehenden Predigern von den teilweise revolutionären Lehren begeistern lassen. Ja sogar unter der heimischen Priesterschaft wandte sich der eine und andere von der „alten“ Kirche ab. Eine besonders große Anhängerschaft fanden im Wipptal die Wiedertäufer. Das Leben der Täufer war in der wortgetreuen Auslegung des Neuen Testaments ganz auf die Nachfolge Christi ausgerichtet. Die Mitglieder der Bruderschaften lebten in völliger Gütergemeinschaft und Gewaltlosigkeit. Sie lehnten kategorisch die Säuglingstaufe ab und praktizierten die Gläubigentaufe, weshalb sich für die Anhänger dieser radikal-reformatorischen Bewegung der eigentlich völlig unzutreffende Begriff „Wiedertäufer“ eingebürgert hat. Ein anderes Merkmal der Täufer war das Brotbrechen beim Abendmahl als Zeichen der Gemeinschaft. Die Gemeinschaften der Täufer, die sich von der „Welt“ absonderten, konnten sich ihre Vorsteher selbst wählen. Da sie jeglichen Eid verweigerten und auch den Wehrdienst ablehnten, barg die Ausbreitung ihrer Lehre nicht nur für die Kirche, sondern auch für die weltliche Obrigkeit einiges an Zündstoff. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie sowohl von Seiten der Amtskirche, als auch – und das in noch viel rücksichtsloserem Ausmaß – von Seiten der weltlichen Regierung mit aller Gewalt verfolgt wurden. Nicht wenige Wipptaler haben damals aus religiöser Überzeugung ihre Heimat verlassen und so manche haben diese mit dem Tod bezahlt. Allein für das Gericht Sterzing sind zumindest 30 Hinrichtungen von Wiedertäufern bezeugt. Die Amtskirche versuchte mit dem ökonomischen Konzil von Trient, das 1545 begann und nach drei Sitzungsperioden im Jahr 1563 seinen Abschluss fand, auf diese Herausforderung und auf die zumindest teilweise berechtigten Kritikpunkte zu reagieren. Eine
zentrale Rolle bei der Umsetzung der Konzilsbeschlüsse spielten die verschiedensten Ordensgemeinschaften, insbesondere der von Ignatius von Loyola gegründete Jesuitenorden, dessen Schwerpunkt in den verschiedenen kirchlichen Bildungsinstitutionen lag. Die Pfarreien wurden zur Führung von Eheregistern, in der Folge auch von Tauf-, Sterbe- und Firmbüchern angehalten. Am wichtigsten war wohl die Aufforderung, in allen Diözesen Priesterseminare zu errichten, was nicht nur zu einer besseren Ausbildung der Seelsorger, sondern mit der Zeit auch zu einer spürbaren Zunahme des einheimischen Klerus führen sollte. Als Folge des Konzils von Trient wurden sämtliche Pfarreien der Diözese in regelmäßigen Abständen von Vertrauensmännern des Brixner Bischofs einer strengen Kontrolle unterzogen. Was diese in den Pfarreien vorfanden, wurde fein säuberlich zu Papier gebracht und dann dem Fürstbischof berichtet. Diese Visitationsprotokolle erlauben uns heute einen anschaulichen Blick in den Zustand der drei Wipptaler Pfarreien. Diese befanden sich – man kann es wohl nicht anders bezeichnen – in einem erbärmlichen Zustand. Deshalb braucht man sich auch nicht zu wundern, dass der Weg aus dieser Krise ein langer und steiniger gewesen ist. Einen regelrechten Meilenstein für die religiöse Erneuerung im Wipptal stellte zweifelsohne die Gründung des Sterzinger Kapuzinerklosters dar. Der Kapuzinerorden ist ein Reformzweig, der sich vom Franziskanerorden abgespalten und im Jahr 1528 mit der päpstlichen Bulle „Religionis zelus“ von Papst Klemens VIII. die Erlaubnis ihrer strengeren Lebensweise nach dem buchstäblichen Sinne des „Poverello aus Assisi“ erhalten hat. War anfangs ihr Wirkungskreis auf Italien beschränkt, konnten sich die Kapuziner bald auch jenseits der Alpen ausbreiten. Nach Tirol kamen die Kapuziner unter Erzherzog Ferdinand II., der in zweiter Ehe mit Anna Katharina von Gonzaga verheiratet war. Nördlich der Alpen sollten sich die Kapuziner neben den Jesuiten zur wohl stärksten Kraft der katholischen Erneuerung nach den Wirren der Reformation entwickeln. Am 11. August 1625 richteten der „Pfleger, Bürgermeister und Rat, auch die vom Ausschuss der Stadt und des ganzen Landgerichtes Sterzing“ ein Gesuch um den Bau eines Klosters an das Provinzkapitel der Kapuziner. Sie versicherten, dass die Stadt- und Landgerichtsuntertanen nach Kräften zum Bau eines „Klösterleins“ beitragen würden. Von einem „Klösterlein“ wollte die Ordensleitung in Rom allerdings nichts wissen, wenn schon, sollte es ein richtiges Kloster für mindestens zwölf Religiosen sein. Der Bau wurde schließlich ermöglicht durch großzügige Schenkungen des Brixner Hofrichters und Rates Hans Jakob von Söll und vor allem von Claudia von Medici, der Witwe des Landesfürsten Leopold V. Die ersten Kapuziner konnten im Jahr 1630 das neue Kloster beziehen, während die dazugehörige, der hl. Maria Magdalena geweihte Klosterkirche am 11. Oktober 1637 vom Brixner Weihbischof Anton Crosini feierlich eingeweiht werden konnte. Die Brüder des Kapuzinerordens lebten hauptsächlich von Spenden der Bevölkerung und waren aufgrund ihrer einfachen Lebensweise in „froher Armut“ mit dem einfachen Volk zutiefst verbunden. Die ältere Generation erinnert sich bestimmt gerne daran, wie der „Ringlpater“ regelmäßig ins Dorf
Im Garten des Sterzinger Kapuzinerklosters
„Lösung mit sozialem Hintergrund“
Mit P. Meinrad Gasser verlassen auch die Steyler Missionsschwestern das Wipptal. Das Kapuzinerkloster in Sterzing wird dann aufgehoben. Über die zukünftige Nutzung des Klosters laufen bereits Gespräche. „Genauere Informationen können wir dazu allerdings noch nicht geben, da wir selber noch nicht wissen, wohin die Zukunft uns hierbei führt“, so Provinzial Br. Erich Geir auf Anfrage des Erker. Grundsätzlich sei es bei Klosteraufhebungen immer so, dass das Gespräch mit der Pfarrei bzw. der Diözese für eine mögliche Nachnutzung gesucht werde. „Hier sind wir mit dem Dekan von Sterzing Christoph Schweigl im Gespräch. Da Reinhard Fuchs im Pfarrvermögensamt der Pfarrei Sterzing vertreten und zeitgleich Präsident der Stiftung Deutschhaus ist, haben sich auch in diese Richtung einige Ideen aufgetan. Jedenfalls suchen wir Kapuziner vordergründig immer eine Lösung, die einen sozialen Hintergrund hat und der breiten Öffentlichkeit zugute kommt, sofern sich entsprechende Möglichkeiten bieten.“ Ob die Liegenschaft in der Hand der Kapuziner bleibe, stehe zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. kam, von Haus zu Haus zog und für die Kinder Ringlein mit bunten Steinen – aus Glas natürlich – oder ein Medaillon für die Halskette bereit hatte. Einen Keil Speck, einen Butterknolle, ein paar Brotlaibe oder eine bescheidene Geldspende gab es in jeder Familie. Leer hat der Ringlpater ein Haus wohl nie verlassen, immer verbunden mit dem Segen für die ganze Familie. Die Gaben für die Sterzinger Kapuzinerpater verstaute ein ortskundiger Begleiter in seinem großen Tragkorb, den er dann am Ende des Tages schwer beladen ins Kloster nach Sterzing schleppte. Früher wirkte in der Regel dort ein gutes Dutzend Kapuziner. Zum einen Teil waren es Ordenspriester, zum anderen Teil handelte es sich dabei um Laienbrüder, deren Aufgabe neben dem über den ganzen Tag verteilten Gebet vor allem die Arbeit im Klostergarten oder in der Klosterküche lag. Mit ihrer Seelsorgetätigkeit im Kloster, als gewandte Prediger auf der Kanzel, als verständnisvolle Beichtväter, bei den zahlreichen Aushilfen in den Pfarreien, bei den Volksmissionen, bei Krankenbesuchen und karitativen Einsätzen, durch die Betreuung verschiedener Bruderschaften und der Mitglieder des Dritten Ordens hatten die Kapuziner einen besonders „guten Draht“ zum einfachen Volk und konnten sich stets allgemeiner Beliebtheit erfreuen. Wie sehr die Wipptaler ihre Kapuziner geliebt und geschätzt haben, beweist wohl am eindeutigsten die überaus große Anzahl von Ordenseintritten junger Männer aus dem Wipptal in den franziskanischen Bettelorden. In dieser Hinsicht kann kein anderer Orden den Kapuzinern auch nur annähernd das Wasser reichen. Wir wissen nicht weniger als 186 Kapuzinerpatres oder Kapuzinerbrüder aus den Pfarreien der heutigen Seelsorgeeinheit, wobei diese Aufstellung nicht einmal vollständig sein dürfte, falls jemand in ein Kloster außerhalb der Tirolischen Ordensprovinz eingetreten ist: Brenner 3, Gossensaß 6, Pflersch 1, Pfitsch 4, Wiesen 7, Ridnaun 2, Mareit 8, Ratschings 8, Trens 5, Stilfes 12, Mauls 16, Sterzing 115. Im Augenblick gibt es lediglich einen lebenden Kapuzinerpater aus dem Wipptal,
Pater Kurt Egger, Zwillingsbruder des 2008 verstorbenen Bischofs Wilhelm. Er hat sich neben seiner Ordenstätigkeit einen Namen als Sprachwissenschaftler gemacht und zahlreiche Publikationen zur Mehrsprachigkeit in Südtirol verfasst. Blättern wir in den Biographien dieser Diener Gottes, lesen sich die allermeisten Lebensgeschichten ziemlich ähnlich. Es sind in der Regel Männer, die ganz im Sinne des Ordensgründers, des hl. Franz von Assisi, still und bescheiden, in „fröhlicher Armut“ ihr ganzes Leben in den Dienst an ihren Mitmenschen gestellt haben, vor allem jenen, die am Rande der Gesellschaft lebten – und von denen hat es in der „guten, alten Zeit“ mehr als genug gegeben, nicht nur in Zeiten von Seuchen, Hungersnöten und Arbeitslosigkeit. Auch in Kriegszeiten war die Suppenküche im Kapuzinerkloster nicht selten der einzige Ort, wo es zumindest einmal am Tag eine warme Mahlzeit gab. Die Namen der allermeisten Ordensmänner sind in den meisten Fällen außerhalb der Ordensgemeinschaft längst in Vergessenheit geraten und selbst in ihren Heimatorten erinnert nichts mehr an sie. Über manche Wipptaler Kapuzinerpatres ließen Die Begräbnisstätte der Kapuziner im Sterzinger Friedhof sich aber höchst interessante Geschichten erzählen, wie etwa jene des 1748 in Augsburg verstorbenen Paters Gilbert (Michael) Bachmann aus Mauls, der in der Fuggerstadt viele Jahre lang als „Galgenpater“ wirkte. Dessen Aufgabe war es, die zum Tode Verurteilten betend auf dem Weg zur Richtstätte zu begleiten, sie möglichst im letzten Augenblick noch zu Reue und Umkehr zu bewegen und so ihre Seele vor dem ewigen Verderben zu bewahren. Nach der Vollstreckung des Urteils richtete der Galgenpater dann an die Schar der Schaulustigen, die diesem grausamen Spektakel beigewohnt hatten, eine flammende und abschreckende Rede. Oder die Geschichte des im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Paters Norbert (Johann) Mader, geboren am 9. Oktober 1804 in Mareit. Er schien „die Liebe, Sanftmut und Einfalt selbst zu sein“, eine schöne Seele, die überall nur das Gute sah und das Gute wollte. Selbst die verstocktesten Sünder bekehrten sich durch seine väterlichen Worte. Von
P. Fulgentius Hinterlechner aus Gossensaß P. Thomas Wild aus Ridnaun P. Hieronymus Hofer aus Mauls Der lächelnde Bischof P. Wilhelm Egger aus Sterzing
allen Seiten kamen die Leute, um bei ihm Trost und Rat zu suchen. Durch seinen Segen und durch seine „Behandlungen mit dem Öl aus der Lampe vor dem Tabernakel“ erwirkte er auffallende Heilungen nicht nur der Seele, sondern auch des Leibes. Dies erregte verständlicherweise den Neid der Ärzte und auch die liberale Presse sparte nicht mit Schmähungen des wundertätigen Paters. Dies veranlasste das fürstbischöfliche Ordinariat Trient, Pater Norbert weitere Krankenheilungen zu untersagen, was den gottesfürchtigen Mann nicht weiter bedrückte. Denn das Vertrauen des Volkes in sein Gebet und der Ruf seiner Heiligkeit erfüllten ihn mit tiefer Beschämung und ließen ihn zudem befürchten, es würde nach seinem Tod niemand für ihn beten, da man ihn ohnehin für einen Heiligen gehalten hatte. Pater Norbert Mader, der täglich zum Sterben bereit gewesen war, verstarb vom „Schlagflusse getroffen“, am 22. Juli 1860. Ein hochgelehrter Mann hingegen war Pater Fulgenz (Johann) Heidegger, geboren am 5. Juni 1802 in Rust am Eingang ins Jaufental. Griechisch und Hebräisch beherrschte er in einer derartigen Vollkommenheit, dass er das Alte Testament ohne Zuhilfenahme eines Wörterbuches in diese beiden Sprachen übersetzen konnte und – für Kapuziner der damaligen Zeit eher ungewöhnlich – an der Universität Innsbruck die für die Ausübung des Lehramtes erforderlichen Prüfungen ablegte. Für die Tiroler Ordensprovinz hat er sich unschätzbare Dienste erworben. Er bekleidete wiederholt das Amt eines Guardians und Definitors, dreimal war er Pater Provinzial. Nach seinem dritten Provinzialat sehnte sich der verdienstvolle Ordensmann schließlich nach Ruhe. Auf die Frage, in welches Kloster er sich zurückziehen möchte, meinte er, er würde auf alle Fälle den Anweisungen der Ordensoberen folgen, seine wenigen Habseligkeiten habe er aber bereits nach Sterzing geschickt. Da wusste man, was zu tun war. Die Stadt Sterzing hielt er nämlich für den schönsten Platz der Erde und Rust war ihm die Perle von Sterzing. Pater Fulgenz von Rust verschied am 16. April 1864. Der „jüngeren“ Kapuzinergeneration hingegen ist der aus Ridnaun stammende Pater Thomas (Peter) Wild unvergessen. Zunächst als Lehrer und später zusätzlich als Präfekt und Direktor des Seraphischen Knabenseminars in Salern hat er für den Ordensnachwuchs Großes geleistet hat. Er ist 1972 im Alter von nur 58 Jahren verstorben. Manche erinnern sich bestimmt auch noch an P. Hieronymus (Franz) Hofer aus Mauls, der sich mit unvorstellbarem Einsatz um die unzähligen Fernfahrer in der Zollstation Sadobre kümmerte und als ‚Brummi-Pater‘ in ganz Europa Bekanntheit erlangte. Neben der Hilfe in alltäglichen Schwierigkeiten versuchte P. Hieronymus, diese Menschen auch Gott näherzubringen. P. Hieronymus ist im März 1994 wenige Tage nach der Einweihung der Kapelle im Sadobre-Gelände verstorben. Eine ganz besondere Stellung im Kapuzinerorden nahm der aus Gossensaß stammende P. Fulgentius (Josef) Hinterlechner (1845 – 1917) ein. Um ein Haar hätte er es sogar zum General gebracht, allerdings nicht beim Militär, sondern als Oberster im Kapuzinerorden. Mehr als zwei Jahrzehnte diente er in Rom als Freund und rechte Hand zunächst als Sekretär und dann als Generaldefinitor dem Ordensoberen Bernhard Christen von Andermatt, der auch mit seiner Hilfe den Kapuzinerorden erfolgreich aus einer tiefen Krise führte. Aus der Hand von P. Fulgentius Hinterlechner wie auch von dessen Bruder P. Martin (Anton) Hinterlechner (1851 – 1919) gibt es eine stattliche Anzahl von Veröffentlichungen, die vor allem für die Mitglieder der Drittens Ordens bestimmt waren, der auch im Wipptal vor allem um die Jahrhundertwende zahlreiche Mitglieder zählte. Und schließlich sei noch des unvergessenen Bischofs Wilhelm Egger gedacht, den viele von uns sicher als lächelnden Bischof in lieber Erinnerung haben. Wilhelm Egger war im Alter von 16 Jahren in den Kapuzinerorden eingetreten. Er zwar als Fachmann der Bibelwissenschaften und Professor für Neues Testament an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen weit über die Grenzen der Diözese Bozen-Brixen hinaus bekannt. Trotzdem kam seine Wahl zum Bischof nach dem Rücktritt seines Vorgängers Joseph Gargitter für die allermeisten ziemlich überraschend. Es ist doch eher selten, dass ein Mitglied eines Bettelordens auf einem Bischofsthron landet. Die Bischofsweihe erfolgte am 31. August 1986 im Dom zu Brixen. Sein Wahlspruch als Bischof lautete „syn“, was „miteinander“ bedeutet. Das friedliche Zusammenleben der drei Sprachgruppen war ihm während seiner gesamten Amtszeit besonders wichtig. Bei festlichen Gottesdiensten verwendete er immer die drei Landessprachen. Von allem Anfang an verzichtete er auf allerlei unnötiges althergebrachtes Zeremoniell. Viel wichtiger war ihm der Kontakt zu seinen „Schafen“. Er versuchte stets, vor allem bei den Visitationen in den Pfarreien seiner Diözese, mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen. Auch als Bischof blieb er ein einfacher und bescheidener Ordensmann. Es fiel ihm leicht, auf die Menschen zuzugehen und sich mit allen Personen, egal ob es ein einfacher Bauer oder ein hoher Staatsmann war, zu unterhalten. 2000 wurde Bischof Wilhelm Egger die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Sterzing verliehen. Im Sommer 2008 verbrachte Papst Benedikt XVI. seine Sommerferien im Priesterseminar von Brixen. Wenige Tage nach seiner Abreise ist Bischof Wilhelm Egger am 16. August 2008 ganz überraschend im Alter von 68 Jahren einem Herzinfarkt erlegen. Seine letzte Ruhestätte fand er im linken Seitenschiff des Brixner Domes.
„Ein großes Geschenk Gottes“
Der bewegte Lebenslauf von Pater Meinrad Gasser
Pater Meinrad, der im Herbst das Kapuzinerkloster in Sterzing nach vielen Jahren verlassen wird, kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken.
Die Bauernfamilie Johann Gasser und Maria Hofer vom Winterlehof in Villanders freuten sich am 20. August 1938 über Familienzuwachs. Die Bäuerin gebar ihr viertes Kind, das auf den Namen Franz getauft wurde. Ein Onkel, Mitglied des Kapuzinerordens, vollzog die Taufe. Dabei sprach er heimlich den Wunsch aus, der Täufling möge später ebenfalls Kapuziner werden – dieses Wunschdenken ging dann tatsächlich in Erfüllung. Die Mutter schenkte insgesamt 16 Kindern das Leben, zwölf von ihnen erreichten das Erwachsenenalter. Früh lernte Franz die Arbeiten am Bauernhof kennen, wo er sich als Helfer einbringen musste. Bei der sehr religiösen Familie gehörte das traditionelle Gebet des Abendrosenkranzes mit Anrufung mehrerer Heiliger zum Tagesabschluss. Täglich sah Franz Gasser von seinem Heimathaus aus auf der gegenüberliegenden Talseite das Grödner Bahnl gemächlich nach Gröden hinein- und wieder herausfahren; es war im Ersten Weltkrieg als Verbindung zur Dolomitenfront gebaut worden. Die auf den Feldern und Äckern sowie in den Weinbergen arbeitenden Villanderer machten Feierabend, wenn gegen Abend das letzte Bahnl herausfuhr. 1960 wurde es eingestellt. Von seinem Heimatdorf aus hatte der Winterlesohn Franz auch einen schönen Blick auf die Geislerspitzen, die wohl in ihm die Sehnsucht weckten, hohe Berge zu besteigen, was er dann auch reichlich tat. Besonderen Spaß bereiteten dem Franz seine Aufenthalte auf der eigenen Alm auf dem Villanderer Berg. Als Viehhirte hatte er dort einmal ein einschneidendes Erlebnis: Er musste ein Rind suchen, das sich verlaufen hatte. Da fiel starker Nebel ein. Der Hüterbub verlor die Orientierung und blieb in einem Latschengestrüpp hängen. Da betete er laut zu Gott um Hilfe. Und siehe da: Bald kam ein Retter, der ihn aus der misslichen Lage befreite. Damals erkannte der Knabe, dass Gott hilft, wenn man ihm vertraut; er entwickelte daraufhin ein ganz starkes Gottvertrauen, das ihn stets begleitete. Der Bergbauernhof in Villanders erbrachte auf den Kornäckern genügend Roggen, Weizen und Buchweizen, um sich mit Mehl selbst zu versorgen. Buchweizen, allgemein Schwarzplenten genannt, wurde als Zweitfrucht nach der Roggenernte angebaut und im Oktober geerntet. So konnten die Bauern zwei Kornernten im Jahr einbringen. Oft ging Franz über den Dorfplatz von Villanders, der von der Stefans- und Martinskirche beherrscht wird, und stapfte die Dorfgasse hinauf, die durch das beeindruckende Gemälde „Das letzte Aufgebot“ von Franz Defregger über die Landesgrenzen hinaus berühmt
„Abschied von Sterzing schmerzt“
Nach 26 Jahren kommt für Pater Meinrad im Herbst der Abschied von Sterzing – nicht nur vom Kapuzinerkloster, sondern vor allem auch von den Menschen, für die er fast drei Jahrzehnte lang wichtige Dienste geleistet hat.
Erker: Pater Meinrad, seit 2003 haben
Sie – mit einer kurzen Unterbrechung in Sterzing gewirkt, in Kürze verlassen
Sie das Kapuzinerkloster. Wie erleben
Sie diesen Abschied?
Pater Meinrad Gasser: In all den Jahren verwächst man mit seinem Wirkungsort, ist mit allem vertraut. Da schmerzt die Loslösung schon. Dieser Abschied bedeutet ja auch das Ende einer 400-jährigen Klostergeschichte in Sterzing. Ich war bereits von 1955 bis 1958 hier als junger Philosophiestudent, auch mein erstes Seelsorgejahr nach der Priesterweihe habe ich hier absolviert. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich anfänglich das ganze Jahr hindurch alle Pfarreien barfuß in Sandalen aufgesucht habe – bis mir mein Oberer Schuhe gekauft hat, weil das für meine Gesundheit nicht zuträglich war.
Was verbindet Sie mit Sterzing?
Ich war gerne hier in Sterzing. Ich habe hier viel Gemeinschaft und Zuwendung erlebt. Viele Menschen sind gerne zu den Gottesdienst in der Kapuzinerkirche gekommen. Immer wieder durfte ich auch mit Blumen aus dem Klostergarten vielen eine Freude machen.
wurde; es erinnert anschaulich an die Kämpfe von 1809. Nach der Volksschule im Heimatdorf folgte der weitere Bildungsweg in Salern bei Vahrn, wo der aufgeweckte Bauernbub die Mittel- und Oberschule hinter sich brachte. Im Kapuzinerkloster in Klausen trat er in das Noviziat ein, als Vorbereitung auf die Vollmitgliedschaft im Orden. Drei Jahre lang studierte er bei den Kapuzinern in Sterzing Philosophie. Nach dem fünfjährigen Theologiestudium in Brixen erhielt er 1962 die Priesterweihe. Damals studierten rund 70 junge Männer im Brixner Priesterseminar, durchschnittlich gab es jährlich 20 Neupriester.
Auch als Krankenhausseelsorger hatte ich viele schöne Begegnungen. Ich empfand es immer als sehr kostbar, den Menschen in ihrer Krankheit nahe zu sein. Deshalb bin ich nach ihrem Tod oft auch zum Begräbnis gegangen, um von ihnen Abschied zu nehmen. Im Kloster war ich stets gut umsorgt und wurde von den Steyler Missionsschwestern kulinarisch verwöhnt.
Wohin führt Sie nun Ihr
Weg?
Obwohl der Abschied schwer fällt und ich gerne noch länger bleiben würde, freue ich mich nun darauf, in eine vertraute Mitbrüdergemeinschaft in Meran zu kommen. Ich werde mich voll und ganz von Sterzing lösen, um an meinem neuen Bestimmungsort Boden zu fassen und neue Aufgaben anzugehen.
AUS FRANZ WIRD PATER MEINRAD
Beim Eintritt in den Kapuzinerorden erhielt Franz den Ordensnamen Meinrad. Als Jungpriester kam er in Sterzing zum Einsatz, wo er in verschiedenen Pfarreien aushalf. 50 Jahre später sollte er dieselbe Aufgabe noch einmal übernehmen. Als Kooperator wirkte er von 1964 bis 1967 in der Kapuzinerpfarrei Müstair in der benachbarten Schweiz, wo er sich von 1973 bis 1980 auch als Pfarrer bewährte. Um bei den rätoromanischen Seelsorgskindern erfolgreich wirken zu können, erlernte er sogar ihre Sprache. Die Kooperatorenstelle in der Kapuzinerpfarrei Landeck hatte er von 1967 bis 1973 inne. Die Heimleiterstelle im Schülerheim von Salern beanspruchte von 1980 bis 1985 seinen vollen Einsatz. Als Religionslehrer unterrichtete er an der Oberschule für Familien- und Sozialberufe in Pairdorf/Tschötsch bei Brixen, die von den Steyler Missionsschwestern geführt wurde. Mit diesen arbeitete er später in Sterzing wieder zusammen. Anschließend war er für das „Team Glaubensmission“ freigestellt, gleichzeitig war er als Religionslehrer an der Kaufmännischen Lehranstalt in Brixen tätig. Zwischendurch hielt er in den Sommerferien im Sommerklösterchen „Gschnon“ oberhalb von Montan im Unterland Besinnungswochen für Jugendliche und Erwachsene ab. Laufend erfüllte er Wünsche für Taufen, Hochzeiten und Jubiläumsgottesdienste. Zwischen Wien und Zürich feierte er gar einige Hochzeitsmessen. Bei Begräbnissen in seinem Heimatdorf Villanders fühlte er sich sogar zur Teilnahme fast verpflichtet.
WENIG FREIE ZEIT
Pater Meinrad war stets voll und ganz ausgelastet, sodass ihm wenig Freizeit blieb. Besondere Freude bereiteten ihm die vielen Bergmessen in den Sommermonaten – da ging dem Naturfreund förmlich das Herz auf. Als Bergfreund hat er viele Dreitausender unserer Heimat bestiegen. Seine gute körperliche Verfassung stellte er bei der Besteigung der Königsspitze in der Ortlergruppe von Sulden aus unter Beweis: Als der Bergführer schlapp machte, übernahm er dessen schweres Gepäck und schleppte es bis zum Gipfel. Öfters bestieg er auch in Rekordzeitzeit die Wilde Kreuzspitze in den Zillertaler Alpen. Nach seiner Pensionierung im Schuldienst im Jahr 2003 wurde er mit der Aufgabe des Seelsorgers im Kapuzinerkloster und am Krankenhaus in Sterzing betraut. Zahlreichen Sterbenden konnte er dort in ihren letzten Stunden tröstend beistehen. Besonders bei tragischen Todesfällen, vor allem von jungen Müttern oder Kindern, litt er sehr mit; schwerlich kam ihm dabei der Satz „Herr, dein Wille geschehe!“ über die Lippen. Oft schwang er sich auf sein Fahrrad, um schnell das Krankenhaus zu erreichen, um einem Todkranken den Abschied von dieser Welt zu erleichtern. An Sonntagen feierte er in der Krankenhauskapelle sonntags für Gläubige beider Sprachgruppen die heilige Messe. Dabei bewies er in seinen gehaltvollen Predigten, dass er auch die italienische Sprache perfekt beherrschte.
DIE JUGEND IM HERZEN
Als Seelsorger lag ihm besonders die Jugend am Herzen. Er veranstaltete deshalb dreimal im Jahr in Salern ein Jugendfestival, um vor allem bei den jungen Menschen das Interesse für den Glauben zu wecken. Durchschnittlich nahmen rund 500 Jugendliche daran teil. Den hl. Franz von Assisi, seinen Namenspatron, verehrte er sehr. Oftmals unternahm er eine Pilgerreise
„Abschied von Sterzing“
Nach 15 erfüllten Jahren verlassen wir Steyler Missionsschwestern Sterzing. In dieser Aufbruchsstimmung erinnern wir uns auch an die Situation von Pairdorf, als nach 36 Jahren im Einsatz an der Weiterbildung der weiblichen Jugend unsere Mission zu Ende ging. Damals folgte ein längeres Suchen nach einem geeigneten Standort. Schließlich nahm unsere Ordensleitung das Angebot der Kapuziner von Sterzing an. Am 7. Jänner 2007 übersiedelte unsere Gemeinschaft von Brixen/Pairdorf hierher nach Sterzing, und wir sind mit viel Wohlwollen aufgenommen worden. Wir waren sehr froh, dass P. Meinrad, der in Pairdorf als Religionslehrer wirkte, gleichzeitig mit uns begonnen hatte. In großzügiger Weise übergaben uns die Kapuziner das Kloster für 15 Jahre in Form einer Leihe. Die meisten von uns waren in ihrem Berufsleben Lehrerin, Erzieherin oder Krankenschwester, so taten wir uns nicht schwer, in einem der vielen Bereiche ehrenamtlich mitzuarbeiten. Eine der Schwestern war vom ersten Augenblick an in die Kapuzinerkirche mit ihrer Grotte verliebt und so lebte sie sich bald in (v. l.) Sr. Felixine, Sr. Maria Elisabeth, Sr. Kathrine, Sr. Berta, die Aufgabe als Mesnerin P. Meinrad, Sr. Rosavita und Sr. Maria Notburga ein. Eine andere Schwester schätzte sich glücklich, dass sie ihre Fähigkeiten im Pfarrhaushalt einbringen konnte. Wieder eine andere half an bestimmten Wochentagen im Pfarrbüro. Ebenfalls willkommen war eine Schwester in der Krankenseelsorge, wo sie mit P. Meinrad zusammenarbeitete. Zwei Schwestern zog es zu den Senioren ins Altersheim hin. Auf den verschiedenen Abteilungen war der Besuchsdienst willkommen. Mit einem Team von Frauen und einem Heimbewohner mit Gitarre gestalteten wir die Wortgottesfeiern. Eine weitere Schwester setzte sich auf vielfältige Weise im pastoralen Dienst in der Pfarre Telfes und als Telefonseelsorgerin in Bozen ein. Das Haus der Solidarität in Brixen/Milland mit den vielen Gästen aus afrikanischen Ländern schätzt die Mitarbeit unserer Schwester, die als Krankenschwester viele Jahre in Ghana gearbeitet hat. Mit Ausbruch der Pandemie trat auch für uns eine große Änderung ein. Von liebgewonnenen Menschen und Tätigkeiten mussten wir Abstand halten. Wir erkannten, wie wichtig es nun war, mehr Zeit für das Gebet zu nehmen, um Gottes Hilfe zu erflehen. Ferner konnten wir nur in eingeschränkter Weise den Caritasdienst weiter ausüben. Gleichfalls nutzten wir die verschiedenen Möglichkeiten, um die Kontakte zu pflegen, und wo nötig Trost zu geben. Berührend war für uns die Erfahrung, dass Bekannte auf uns zukamen und ihre Hilfe anboten, jetzt, in der Phase des Aufräumens. Wir wissen, als Missionarinnen müssen wir immer wieder loslassen und aufbrechen. Der Abschied fällt uns nicht leicht. Wir möchten die Jahre hier in Sterzing nicht missen. Eine große Stütze hatten wir an P. Meinrad, der uns in vielerlei Hinsicht treu zur Seite stand. Wohltuend war für uns die gute Zusammenarbeit mit Dekan Josef Knapp, seinem Nachfolger Christoph Schweigl und den anderen Priestern des Dekanates. Wir sind sehr dankbar für das große Wohlwollen und die Zuwendungen, die man uns allgemein geschenkt hat. Wie geht es weiter? Es geht weiter in Brixen! Eine neue Gruppe Steyler Missionsschwestern wird sich in Brixen niederlassen, mit dem Schwerpunkt Pastoralarbeit. Für die Sterzinger Gemeinschaft der Steyler Missionsschwestern Sr. Felixine Kofler
nach Assisi. Einmal weilte er an einem Aschermittwoch, einem strengen Fasttag, in der toskanischen Stadt. In der Küche wurde schon das Essen zubereitet, 50 Wiener Schnitzel lagen bereit. Als Reiseleiter sprach Pater Meinrad zuerst mit seinem Stellvertreter, später mit der ganzen Gruppe über die verzwickte Lage. Schließlich entschieden sie sich dafür, die Schnitzel trotz des Fasttages aufzuessen – ansonsten wären sie in den Küchenabfällen gelandet. Als Pragmatiker hat der Ordensmann in diesem Fall wohl richtig gehandelt.
„ALLES GUTE KOMMT VON GOTT“
Seine Eltern lebten ihm mit Überzeugung vor, christliches Brauchtum zu pflegen. So stellte er am Erntedanksonntag immer verschiedene Früchte auf den Altar der Kapuzinerkirche, um den Menschen klar zu machen: „Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn, drum dankt ihm und hofft auf ihn!“ Zu Weihnachten standen an beiden Altarseiten geschmückte Christbäume. Über dem Altar thronte eine große Weihnachtskrippe mit Bildern aus der Sterzinger Gegend. Als überzeugter Blumenfreund trachtete er immer danach, den Altar der Kapuzinerkirche mit passenden Blumen zu schmücken. Mit Sorgfalt und Liebe pflegte er seine Rosenstöcke im Kapuzinergarten. Sie danken es ihm, indem sie ihre ganze Blütenpracht entfalten und ihren Duft verströmen. In einem Schaukasten neben dem Haupteingang der Kapuzinerkirche stellte er stets passende Bilder mit ansprechenden Texten aus. Damit möchte er Interesse und Freude am Glauben wecken. In den vergangenen Jahren machte sich der Priestermangel auch im Sterzinger Pastoralbereich nachteilig bemerkbar, sodass Pater Meinrad an Wochenenden und Sonntagen in Telfes, Innerratschings und Jaufental fleißig aushalf und dort Gottesdienste feierte, bei denen er seine erstaunliche Beredtsamkeit wirksam einsetzte. Falls einmal die Fürbitten fehlten, konnte er aus dem Stegreif passende Bitten einbringen.
GROSSER VERLUST FÜR DAS WIPPTAL
Der allseits geschätzte Ordensmann wird am 1. September Sterzing verlassen. Auch die Steyler Missionsschwestern werden dem Sterzinger Kloster den Rücken kehren. Das bedeutet einen herben Verlust für den Bezirk, sowohl in menschlicher als auch seelsorglicher Hinsicht. Für seine jahrelange Tätigkeit als Seelsorger, insbesondere auch als Beichtvater, verdient sich Pater Meinrad ein ganz großes Vergelt’s Gott. Mögen ihm, dem eifrigen und schwungvollen Arbeiter im Weinberg des Herrn, noch einige gesunde Jahre beschieden sein! Er selbst fasst sein Leben mit folgenden Worten zusammen: „Alles zusammen ein großes Geschenk Gottes, für das ich nicht genug danken kann. Für die Lebenszeit, die mir Gott noch schenkt, überlasse ich mich der Gnade Gottes und der Fügung meiner Oberen.“
Luis Palla
Verabschiedung
Für Pater Meinrad Gasser sowie die Steyler Missionsschwestern wird in Sterzing zweimal eine Verabschiedungsmesse gefeiert, und zwar am 29. August in der Kapuzinerkirche und am 5. September in der Pfarrkirche.
Den Sommer besser hören
Die lang ersehnten sommerlichen Temperaturen laden zu vielfältigen Aktivitäten an der frischen Luft ein. Wenn Jung und Alt ihre Freizeit draußen verbringen, wird auch das Gehör vielseitig gefordert. Man freut sich an fröhlichem Vogelgezwitscher, dem Rauschen des Windes oder dem Lachen spielender Kinder und erlebt damit die wunderbare akustische Vielfalt seiner Umwelt. Bei Spaziergängen in aufblühender Natur, dem geselligen Zusammensein im Café oder dem Familiengrillen im Garten kommt es außerdem darauf an, ohne Probleme den Unterhaltungen in der Gruppe zu folgen und an Gesprächen teilzunehmen – und das sind nur einige Beispiele, die zeigen, warum gutes Hören immer auch ein Mehr an Lebensqualität bringt. Schon leichte Hörminderungen beeinträchtigen die Kommunikation oder machen sie ganz unmöglich. Da viele Menschen leichte Hörminderungen anfangs kaum bemerken, vermuten sie ihre
Schwierigkeiten beim Sprachverstehen in vermeintlich undeutlicher oder zu leiser Aussprache ihrer Gesprächspartner. Auch für Konzentrationsprobleme und die vorzeitige schnelle Ermüdung durch die übermäßige Höranstrengung finden sie keine konkreten Erklärungen. Hörminderungen treten fast immer schleichend auf. Dadurch gewöhnt man sich an das immer schlechtere Hören und geht mit der Zeit unbewusst zwischenmenschlichen Kontakten aus dem Weg. Gegen diese Beeinträchtigungen des Kommunikationsvermögens und der Lebensqualität hat die Hörakustik individuelle und wirkungsvolle Lösungen. Der erste Schritt sind regelmäßige Hörtests beim Akustiker, um bei Bedarf rechtzeitig etwas gegen einen Hörverlust zu unternehmen. Es geht vor allem darum, die Gewöhnung an das schlechtere Hören mit all ihren negativen Folgen zu verhindern. Denn rechtzeitig erkannte Hörminderungen lassen sich individuell sehr effektiv mit kaum sichtbaren, modernen Hörgeräten ausgleichen.
Sterzing
Roman Aukenthaler zum Ständigen Diakon geweiht
In der Pfarrkirche von Sterzing ist der 49-jährige Roman Aukenthaler aus Gasteig am Pfingstsonntag von Diözesanbischof Ivo Muser zum Ständigen Diakon geweiht worden. Aukenthaler ist damit der erste Diakon im Wipptal und einer von 28 Ständigen Diakonen in der Diözese Bozen Brixen.
Der 49-jährige Roman Aukenthaler aus Gasteig engagiert sich seit über zehn Jahren als Lektor und Kommunionhelfer in seiner Pfarrgemeinde. Er hat eine insgesamt sechsjährige Ausbildung absolviert und dabei die Brixner Theologischen Kurse abgeschlossen. Seit über zwei Jahren hat er sich auf das Ständige Diakonat vorbereitet, ehe er in der Sterzinger Pfarrkirche von Bischof Ivo Muser zum Diakon geweiht worden ist. Vor der eigentlichen Weihe hat Diözesanbischof Ivo Muser in seiner Predigt das Pfingstfest in Zusammenhang mit der Diakonenweihe gestellt. Pfingsten mit der Sendung des Heiligen Geistes gilt als Geburtstag der Kirche, weil seit dem Pfingsttag die Gemeinschaft der Menschen gewachsen ist, die an Jesus Christus glauben. Aus dem kleinen Kreis der Apostel wurde eine weltumspannende Gemeinschaft. Diesen Geburtstag stellte der Bischof in seiner Predigt in Zusammenhang mit der Diakonweihe: „An diesem Geburtstag unserer Kirche dürfen wir jetzt etwas miterleben, was mit dem Ursprung und mit dem Auftrag der Kirche eng verbunden ist. Und wahrscheinlich ist die Weihe eines Diakons in der langen Geschichte dieser Pfarrkirche sogar eine Premiere! Lieber Roman, du wirst an diesem Pfingstfest durch die Auflegung meiner Hände und durch das anschließende Weihegebet in den sakramentalen Dienst der Kirche hineingenommen. Nicht im eigenen Namen, sondern als Diakon, als Diener Jesu Christi sollst du zu den Menschen gehen.“ Der Bischof ging auch auf die Aufgaben ein, die Aukenthaler als Diakon im Dienst der Kirche erfüllen wird: „Du sollst in Jesu Namen die Taufe spenden. Du darfst Menschen in der Feier der Eucharistie den Leib und das Blut des Herrn reichen und Christus in seinem Sakrament zu den Kranken bringen. Du darfst den Bund der Ehe segnen. Im Namen und im Auftrag der Kirche darfst du viele Segenshandlungen vollziehen. Du sollst Menschen betend auf ihrem letzten irdischen Weg begleiten.“ Besonders ans Herz legte der Bischof dem Weihekandidaten den Einsatz für Arme und Kranke, Heimatlose und Notleidende: „Im Dienst der christlichen Caritas setzt sich fort, was du tust, wenn du den Gläubigen den Leib und das Blut des Herrn reichst. Diakonaler Dienst darf sich nicht nur beschränken auf den Dienst eines Diakons in der
Liturgie, sondern muss sich ausdrücken im ‚Dienst an den Tischen‘, der – gleich nach dem ersten Pfingstfest – den ersten sieben Diakonen in Jerusalem von den Aposteln übertragen wurde. Das heißt, du musst die Menschen mögen; die Menschen mit ihren Fragen, Sorgen, Erfahrungen, Hoffnungen und Freuden, mit ihrem Glauben und ihren Zweifeln müssen dir immer wichtig sein. Und vergiss nie: Im Sakrament der Weihe geht es nicht um eine persönliche Auszeichnung und nicht um persönliche Selbstverwirklichung, sondern um eine kirchliche Berufung zum Dienst an den Menschen im Namen Jesu.“ Schließlich ging der Bischof noch auf die Unterstützung des Weihekandidaten durch dessen Familie ein: „Lieber Roman, ich habe mit Freude wahrgenommen, dass deine Frau Karin und deine Tochter Selina ganz hinter dir stehen. Sie haben dich in deiner Vorbereitungszeit begleitet und gestützt. Lebe deine Berufung als Ständiger Diakon weiterhin im Kontext deiner Ehe und Familie. Lege das Zeugnis ab, dass die Ehe heilig ist, dass die Familie zu den großen Menschheitsgütern gehört, und bringe deine Erfahrung in Ehe und Familie in deinen diakonalen Dienst ein.“
Zur Person
Roman Aukenthaler wurde am 25. Juni 1971 als ältester Sohn des Josef und der Maria Kruselburger aus Mareit geboren. Auf einem kleinen Bauernhof in Pflersch wuchs er mit seinen Brüdern Christian und Karl auf. Sein ständiger Kontakt mit der Natur und der Bergwelt mit dem majestätischen Tribulaun erweckten in ihm eine tiefe Heimatliebe und eine große Bewunderung für Gottes Schöpfung.
Nach dem Schulbesuch arbeitete Roman zuerst als Maurer, dann als Kranfahrer; seit 2017 ist er beim Landesstraßendienst tätig. Der glücklichen Beziehung mit Karin Recla aus Sterzing, mit der er seit 2005 verheiratet ist, entstammt Tochter Selina. Die Familie wohnt in Gasteig. Die ehrenamtliche Tätigkeit des tiefgläubigen und einsatzfreudigen Mannes kann sich sehen lassen: sieben Jahre Ministrantendienst in Pflersch, 25 Jahre Hornist bei der Musikkapelle Pflersch, Gründungsmitglied des dortigen Theatervereins und 13 Jahre dessen Mitglied, 16 Jahre Mitglied der Volksbühne Jaufental, 13 Jahre Lektor und neun Jahre Kommunionhelfer in der Pfarre Sterzing und in Gasteig, oftmaliger Kantor und vier Jahre Mitglied des Pfarrsenderteams Sterzing. Die Pflege des Brauchtums, insbesondere der religiösen Bräuche, liegt ihm sehr am Herzen. Ein klares und echtes Bekenntnis seiner Familie zum katholischen Glauben prägte von Kindesbeinen an sein Leben. Radfahren und Skitouren zählen zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Durch Josef Knapp, den ehemaligen Dekan von Sterzing, bekam Roman die Anregung, sich theologisch weiterzubilden. So besuchte er von 2015 bis 2017 die Theologischen Kurse in Brixen. Die Ausbildung zum Ständigen Diakon absolvierte er von 2018 bis 2021. Er opferte viel Zeit, um das angestrebte Ziel, nämlich die Weihe zum Diakon, zu erreichen. Im Pfarrbrief schrieb dazu Dekan Christoph Schweigl: „Durch Handauflegung und Weihegebet des Bischofs wird Roman Aukenthaler aus Gasteig zum Ständigen Diakon geweiht. Er wird der erste Ständige Diakon im Wipptal sein. Die Pfarrgemeinde Sterzing und die Seelsorgeeinheit freuen sich auf den Dienst am Herrn und seinem Volk, den Roman in der Verkündigung, in der Caritas, in der Liturgie, im Gebet für die ihm Anvertrauten und im Unterwegssein mit den Menschen tun darf. Ich bitte um das Gebet für Roman und seine Familie und um wohlwollende Aufnahme und Begleitung in seinem zukünftigen Wirken. Gottes Geist begleite und segne den Dienst unseres neuen Diakons.“
Franzensfeste Arbeitgeber ausgezeichnet
© Handelskammer Bozen/Marion Lafogler
25 Arbeitgeber haben unterschiedliche Schritte des „Audit familieundberuf“ erfolgreich absolviert und dafür das familienfreundliche Zertifikat erhalten, darunter erstmals auch die Gemeinde Franzensfeste und das Unternehmen Autotest Südtirol srl, ebenfalls in Franzensfeste. Mit dem Audit unterziehen sich Arbeitgeber, unabhängig von der Betriebsbranche, -größe und -organisationsform, auf freiwilliger Basis einem stufenartigen Prozess, um die eigene Familienfreundlichkeit nach innen und nach außen zu stärken. Das Ziel ist eine familienbewusste Personalpolitik, die dem Arbeitgeber ebenso wie den Mitarbeitenden zugutekommen soll.
Wipptal Kleine Schulstatistik
Laut Landesinstitut für Statistik (ASTAT) wurden im Schuljahr 2019/20 im Wipptal 659 Kinder – 333 Buben und 326 Mädchen – in einem der 19 Kindergärten sowie 1.074 Schüler, davon 157 Ausländer, in einer Grundschule auf ihrem Bildungsweg begleitet. Die Grundschüler wurden verteilt auf drei Schulsprengel in 114 Klassen unterrichtet. 5,9 Prozent waren vom Religionsunterricht befreit. Die Mittelschule besuchten 601 Kinder, 319 Buben und 282 Mädchen, davon 63 mit Migrationshintergrund. 3,7 Prozent haben sich vom Religionsunterricht abgemeldet. Alle Schüler wurden versetzt. 366 Jugendliche, 160 Buben und 206 Mädchen, besuchten in Sterzing die Oberschule.
„Eine Bereicherung für die Ortskirche“
5 Fragen an Markus Moling, Referent für die Ausbildung der Ständigen Diakone
Als Referent für die Ausbildung der Ständigen Diakone begleitet Markus Moling die Kandidaten zum Ständigen Diakonat auf die Weihe hin. Seine erste Aufgabe besteht darin, ihre Berufung zu prüfen, d. h. zu schauen, ob die Kandidaten tatsächlich für diesen Weg geeignet sind, ob sie den Rückhalt der Pfarrgemeinde und des Pfarrers haben und ob sie sich in die Pastoral einbringen wollen und können. Nachdem ein Kandidat durch den Bischof zur Ausbildung zugelassen ist, folgt ein dreijähriger Ausbildungsweg. Darin werden verschiedene Schwerpunkte behandelt, die für die spätere Ausübung des diakonalen Dienstes hilfreich und notwendig sind. Einblicke in verschiedene pastorale Aufgaben wie der Krankenhausseelsorge oder der Ehevorbereitung gehören ebenso dazu wie der Predigtdienst und das Kennenlernen und Einüben von verschiedenen Gottesdienstformen. Da sich derzeit nur wenige Kandidaten auf das Ständige Diakonat vorbereiten, ist dieser Ausbildungsweg sehr individuell gestaltet.
Erker: Herr Moling, was ist ein Diakon?
Markus Moling: Der Diakon ist ein geweihter kirchlicher Amtsträger. Damit hat er ein Dienstamt der Kirche inne und steht somit im Dienst aller Getauften. Ein Diakon ist primär für die Diakonie beauftragt, d. h. für den Dienst am Nächsten, vor allem an den Kranken und Notleidenden in unterschiedlichster Form. Der Diakon übt auch liturgische Aufgaben in der Pfarrgemeinde aus. Er kann beispielsweise die Taufe spenden
oder beim Ehebund assistieren. Darüber hinaus gehört auch der Predigtdienst zu den Aufgaben des Ständigen Diakon.
Wie wird man Diakon?
Grundlegend dafür ist die persönliche Berufung. Dann braucht es auch das Einverständnis der Kirche auf zwei Ebenen. Einmal ist dies die konkrete Pfarrei oder Seelsorgeeinheit, wo ein Diakon dann wirken wird. Wesentlich ist das Einverständnis des Diözesanbischofs, der durch seine Mitarbeiter die Eignung prüft.
Zu unterscheiden ist die Diakonatsweihe, die jemand vor der Priesterweihe empfängt, von der Weihe zum Ständigen Diakon. Ständige Diakone können auch verheiratete Männer sein. Dann ist auch die Zustimmung der Familie und der Ehefrau unbedingt notwendig. Es ist wichtig und bereichernd, wenn diese Berufung von der ganzen Familie mitgetragen und gefördert wird. Das Ständige Diakonat wurde durch das Zweite Vatikanum wieder eingeführt, doch schon in der Urkirche gab es Diakone, die vor allem dem Bischof zugeordnet waren.
Welche biblischen Bezüge zum Diakonat gibt es?
In verschiedenen Paulusbriefen wird mit dem Ausdruck „Diakon“ ein Amt in der Gemeinde bezeichnet. Vor- und Urbild des diakonischen Dienstes ist dabei das Leben, Wirken und Sterben Jesu. Deshalb zählt das Diakonenamt auch zu den Dienstämtern der Kirche, die sich zuinnerst an der dienenden Haltung Jesu orientieren.
Welche Aufgaben hat ein Diakon?
Ein Diakon arbeitet in allen wichtigen Grundvollzügen von Kirche mit. Seine Aufgaben erstrecken sich vom karitativen Bereich über die Verkündigung bis hin zur Liturgie. Ein Diakon unterstützt dabei den Pfarrer in seinen vielfältigen Aufgaben und ist durch seine Berufung eine Bereicherung für die Ortskirche.
Wie viele Diakone gibt es in unserer Diözese?
In unserer Diözese gibt es derzeit 27 Ständige Diakone. Zwei Kandidaten sind in Ausbildung. Einer davon ist Roman Aukenthaler, der ja bald zum Diakon geweiht wird.
Neuer Walcher Shop in Stilfes
Unter dem Motto „WALCHER2021“ macht die Walcher Bakery in diesem Jahr einen großen Schritt nach vorne: Neben dem Auftritt mit neuem Erscheinungsbild im Frühjahr sowie vielen kleinen und großen Änderungen im Betrieb und im Sortiment heißt Sie die Walcher Bakery seit dem 31. Mai im neuen Standort in Stilfes herzlich willkommen. Nach intensiver Planung entstand im ehemaligen Ploner-Geschäft ein funktioneller und gut erreichbarer Treffpunkt für Jung und Alt, der neben den klassischen Bäckerei- und Patisserieprodukten der Walcher Bakery auch zahlreiche Güter des täglichen Bedarfs sowie frisches Obst, Wurst- und Milchwaren anbietet. Im Sortiment finden sich neben Südtiroler Klassikern auch einige Spezialitäten ausgewählter Produzenten aus Italien. Zudem gibt es einen großzügigen Barbereich mit gemütlichen Sitzgelegenheiten an der modernen Fensterfront, der zum Verweilen einlädt. Ob das großzügige Frühstück mit leckeren Produkten der Walcher Bakery, der schnelle Kaffee, der Aperitif mit Freunden oder das verdiente Feierabendbier – der neue Walcher Shop ist immer einen Besuch wert!
Stefan und Fabian mit Team freuen sich auf Ihren Besuch.
Whats Upp?!
im Wipptol
Von Tobi vom Jugenddienst
Treffpunkt Skatepark
10 Dinge, die du im Juli tun solltest:
1. das EM-Finale schauen (am 11. Juli)
2. einen Sonnenaufgang ansehen
3. grillen mit Freunden, Familie, Nachbarn
4. aus frischem Obst Eis machen (siehe Rezept auf dieser Seite)
5. ein gutes Buch in der Hängematte lesen
6. eine Bergwanderung machen
7. einen Tag lang einfach nichts tun und im Schatten liegen
8. ins Schwimmbad gehen
9. nach langer Zeit wieder einmal ein Konzert besuchen
10. in einem Bergsee schwimmen Diesmal waren wir auf dem Skatepark in Sterzing und haben dort mit der Skatergruppe über ihre Sportart, ihre Gruppe und ihre Pläne in diesem Sommer gesprochen.
Tobi: Wie lange skatet ihr schon und wie lange gibt es euch als Gruppe?
Skater: Also angefangen haben wir vor etwa sechs Jahren, einige vor fünf oder vier Jahren. Am Anfang waren wir zu zweit oder zu dritt und dann sind nach und nach weitere Skater dazugekommen. In unserer Gruppe gibt es aber auch einzelne, die nicht skaten, aber trotzdem oft im Park sind. Der Skatepark in Sterzing ist allgemein ein Treffpunkt und Aufenthaltsort für uns geworden.
Wie schaut es zurzeit aus? Gibt es viele Skateboard-Begeisterte in Sterzing?
Der Skatesport wird allgemein immer bekannter und größer, sehr viele Jugendliche interessieren sich dafür und wollen es ausprobieren. Dies kommt sicher auch davon, dass der Sport in den Social Medias sehr stark vertreten ist und bei den heurigen Olympischen Spielen in Tokio zum ersten Mal als olympische Disziplin dabei ist. Zurzeit gibt es in Sterzing ungefähr 20 Jugendliche aller Altersstufen, die aktiv skaten und regelmäßig im Park sind. Auch ältere Skater, die schon vor uns geskatet haben, kommen wieder öfters. Man kann also schon sagen, dass zurzeit ein Höhepunkt des Skatesports in Sterzing stattfindet. Es ist natürlich auch jeder willkommen, der mit dem Skaten anfangen möchte.
Habt ihr für diesen Sommer etwas Spezielles geplant?
Ja, im Juli wird es ein Event auf dem Skatepark geben – wir sind dabei zu planen, was genau mit den aktuellen Regelungen möglich ist. Auf jeden Fall freuen wir uns schon darauf, mal wieder etwas planen zu können. Super, danke euch fürs Gespräch!
Rezept für selbstgemachtes Eis:
Zutaten: 200 g gefrorene Früchte, z. B. Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren …), Pfirsiche, Aprikosen, entsteinte Kirschen, Melone, Apfel, Birne oder Banane, 100 g Joghurt, Sahne oder Quark – auch die veganen Alternativen. Zubereitung: Die Früchte zusammen mit dem Joghurt in einen Mixer geben und so lange mixen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Schon ist das Eis fertig!
Stilfes
Jugendpreis für ehrenamtlichen Einsatz
Südtirols Katholische Jugend (SKJ) vergibt seit 1988 jährlich den Jugendpreis an Personen, die durch ihren ehrenamtlichen Einsatz in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit Vorbild für die heutige Jugend sein können. Bei der Mitgliederversammlung Anfang Juni konnte Christoph Hasler aus Stilfes den Preis entgegennehmen.
Christoph, du hast schon in verschiedenen Funktionen mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet. Wie bist du zur Kinder- und Jugendarbeit gekommen?
Christoph Hasler: Wahrscheinlich durch meine Eltern. Sie sind auch in der Pfarrei aktiv und waren lange Zeit in der Jugendarbeit tätig. Gestartet bin ich als Ministrantenleiter in Stilfes mit Unterstützung meiner Mutter. Dann hat sich alles so entwickelt: Es kam die Jugendgruppe dazu und der Pfarrgemeinderat.
Du hast die SKJ-Ortsgruppe
Stilfes gegründet. Was hat dich dazu motiviert?
Es kamen Jugendliche auf mich zu, weil ich als Jugendvertreter im Pfarrgemeinderat saß. Sie haben einen Raum gesucht, wo sie gemeinsam etwas machen können und dann ist auch das Element SKJ im Raum gestanden. Wir haben uns dann entschieden, eine SKJ-Ortsgruppe zu gründen. Die Motivation war und ist, dass Jugendliche eine Möglichkeit haben, sich zu entfalten und Spaß zu haben, und dass sie so geschätzt werden, wie sie sind: ohne Leistungsdruck Gemeinschaft erleben zu können und auch der Glaube spielte eine immer größere Rolle.
Welche Aktionen und
Erlebnisse sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Wir haben im Ausschuss jedes Jahr versucht, ein abwechslungsreiches Programm zu organisieren. Manche Aktionen sind schon Fixpunkte, wie z.B. das Broomballturnier, die Spielenachmittage für Familien im Vereinshaus von Stilfes, die Werwolf- und Filmabende und sicher auch die Jugendmessen. Wir haben auch ein Kreuz gestaltet und durften es im Naherholungsgebiet Rofis aufstellen und dort erinnert es immer wieder an unsere Aktionen und an unsere Gemeinschaft. Eine größere Aktion war sicher die Berlin-Fahrt. Da konnte man die Jugendlichen von einer anderen Seite kennenlernen. Das war ein tolles Erlebnis.
Du bist im Pfarrgemeinderat von Stilfes tätig. Wie kam es dazu?
Die Jugendvertreterin im Pfarrgemeinderat hat mich damals gefragt. Ich war schon Ministantenleiter und dann auch für die SKJ-Ortsgruppe verantwortlich. Wir waren damals zu zweit und darüber war ich sehr froh. So war es einfacher, in dieses neue Ehren-
amt hineinzuwachsen und in der Pfarrei mitzuwirken. Es sollte eine gute Mischung zwischen erfahrenen und jungen Menschen sein – für ein gutes Miteinander. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass junge Menschen in einem Pfarrgemeinderat vertreten sind und mitgestalten.
Wie wichtig sind dir die drei
Säulen von Südtirols Katholischer Jugend?
Solidarisch sein: Ist ein Wert, der sehr wichtig ist in meinem Leben. Auch in meinem Beruf als Lehrer versuche ich das weiterzugeben. Jung sein: Ich fühle mich noch nicht so alt, wie ich bin. Das hängt sicher damit zusammen, dass ich mit jungen Menschen arbeite; sie haben eine besondere Energie und diese übertragen sie auf mich. Und es ist mir sehr wichtig, dass ich mir das beibehalte. Christ sein: Den Glauben habe ich nicht nur durch Südtirols Katholische Jugend erfahren, sondern auch durch die Familie, durch den Besuch der Gottesdienste. Der Glaube gibt mir ganz viel Kraft und positive Energie. Gott ist eine Kraftquelle und das merkt man jeden Tag.
Was gibt dir dein ehrenamtliches Engagement?
Es ist ein wichtiger Teil meines Lebens, der mir Energie gibt und nicht raubt. Ich lerne dadurch Kreativität kennen und Gemeinschaft. Ich habe gelernt, positiv und miteinander die Dinge anzugehen.
Interview: Heidi Gamper
Sterzing Gesundes Trinkwasser
© GS „Dr. J. Rampold“ Sterzing
Südtirolweit lief in diesem Schuljahr der Wettbewerb „Sanusplanet“, den Karin Mühlsteiger von der Grundschule Sterzing gemeinsam mit Magdalena Gschnitzer organisiert hat. Als Grundschulklasse musste ein Foto zum Thema „Gesundes Trinkwasser und Vermeidung von Plastikflaschen“ eingereicht werden. Die Klassen 3c und 4c der Grundschule „Dr. J. Rampold“ in Sterzing haben an dem Wettbewerb erfolgreich teilgenommen. Alle Schüler haben eine hochwertige Trinkflasche aus Glas bekommen. Die Sanusplanet-Trinkflaschen der Firma Sanuslife sind aus Glas, der Verschluss aus Bambus, die Hülle aus Hanf. Über die Sanusmap-App kann man weltweit nachsehen, wo man die Flasche mit Trinkwasser auffüllen kann. Von jeder Flasche werden drei Euro an Klima-, Menschenrechts- und Tierschutzorganisationen gespendet.
„Lernen trotz Corona, lernen dank Corona“
Das Sprachengymnasium am Oberschulzentrum Sterzing zieht Bilanz
Das Schuljahr 2020/21 war auch für uns, die Klasse 2a des Sprachengymnasiums am Oberschulzentrum Sterzing, anders als die vorherigen (Vivian), denn pandemiebedingt wechselten wir zwischen Präsenz- und Fernunterricht. Der Präsenzunterricht hat viele Vorteile, vor allem in Bezug auf das Erlernen von Sprachen, weil Sprechübungen und Gruppenarbeiten in Anwesenheit leichter möglich sind. Außerdem kann man einfacher zusätzliche Erklärungen erhalten. Gesünder ist es zudem, wenn man weniger Zeit vor dem Computer verbringen muss. Der soziale Kontakt zu den Klassenkameraden in Präsenz steigert die Motivation (Carolin). Der Corona-Test, den wir in der Schule machen können, gibt uns nicht nur mehr Sicherheit, sondern kann auch für Freizeitaktivitäten nützlich sein. Der Fernunterricht hat uns und unsere Lehrpersonen seit März letzten Jahres begleitet. Natürlich hat es dunkle Seiten gegeben, wie etwa technische Probleme,
I’ve learnt how aber auch viel Positives. Unser Schuljahr wurde durch die Unterstützung unserer to organize Lehrpersonen erleichtert, myself. sie versuchten uns stets bei Laune zu halten. Wir Theresa lernten, Ordnung in unsere Unterlagen zu bringen und uns unsere Zeit selbst einzuteilen (Theresa). Mit der Unterstützung unserer Familien konnten wir uns deshalb im Bereich Selbstständigkeit deutlich weiterentwickeln. Covid-19 hat unser Leben verändert (Vivian), jedoch nicht nur im Negativen: Wir haben uns in diesem Schuljahr trotz vieler Herausforderungen sprachlich weiterentwickelt und haben so den Spaß am Lernen nie verloren. Dank der Pandemie hatten wir die Chance, unsere Fähigkeiten am Computer auszubauen. Wir konnten trotz Homeschooling den Kontakt zu unseren Mitschülerinnen halten, was uns dabei half, diese Zeit fast problemlos zu überstehen. Auch unsere Lehrpersonen waren stets hilfsbereit und konnten uns während dieser Zeit vieles beibringen. Um uns immer wieder zu motivieren und etwas Abwechslung in den Unterricht zu bringen, organisierten unsere Lehrpersonen immer wieder Projekte,
Uno degli u. a. das mehrsprachige „Bienenprojekt“ (im Bild; aspetti leider fehlt Sandra). Dort hatten wir eine Woche lang importanti della die Gelegenheit, mehr über Bienen, ihre Bedeutung scuola in presenza für Mensch und Umwelt sowie ihre Produkte zu erfahren. Da das Projekt mehrsprachig war, konnten è il confronto con wir in den Sprachen Französisch, Italienisch und le altre persone. Englisch vieles dazulernen. Ein weiteres aufregendes Ereignis war das Online-Interview mit dem KameraCarolin mann Christopher Aoun und dem Filmeditor/Cutter Konstantin Bock des Films „Capernaum – Stadt der Hoffnung“. Es war schade, dass wir die beiden Experten nicht in Präsenz einladen konnten. Trotzdem hatten wir die Gelegenheit, ihnen Fragen zu stellen und einen Einblick in die Filmlandschaft zu bekommen. Zusammenfassend dürfen wir sagen, dass wir trotz der Umstände gut durch das Schuljahr gekommen sind. Hierfür sind wir dankbar und blicken nun gespannt unserem nächsten Schuljahr am Sprachengymnasium entgegen. Zuerst aber: Schöne Sommerferien! Buona estate! Have a nice summer! Bon été!
C’était une année particulière. Covid-19 a changé nos vies. Vivian
Der Campus der Claudiana neben dem Krankenhaus in Bozen
Berufe mit Zukunft warten auf dich!
Das Südtiroler Gesundheitswesen sucht Nachwuchs – die Claudiana bildet aus! Sechs neue Studiengänge starten im akademischen Jahr 2021/22, insgesamt 250 Studienplätze werden vergeben. Die Voreinschreibungen laufen vom 28. Juni bis zum 2. August.
Eines ist uns im vergangenen Jahr bewusst geworden: Das Gesundheitssystem und die damit verbundenen Berufszweige sind für uns alle enorm wichtig – nicht nur in unsicheren Zeiten, sondern ganz besonders im Hinblick auf die Zukunft: zunehmende Alterung der Gesellschaft, wachsende Ansprüche an Behandlung, Geburtshilfe, Pflege und Rehabilitation, wissenschaftlicher Fortschritt. Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen sich die Gesundheitsberufe fortwährend weiterentwickeln und genau dazu trägt Südtirols renommierte Fachhochschule Claudiana maßgeblich bei. Sie sorgt für die Aus- und Weiterbildung in diesem Sektor, sodass die Gesellschaft auf hoch qualifizierte Gesundheitsfachpersonen zählen kann. „Berufe im Gesundheitswesen sind gefragter denn je und werden es auch in Zukunft sein.“ Darüber sind sich der Präsident der Claudiana Klaus Eisendle, Direktor Guido Bocchio und der wissenschaftliche Leiter Michael Mian einig. „Wir bilden die Fachleute aus, die benötigt werden, um die großen Herausforderungen im Gesundheitswesen zu meistern. Zentral ist dabei das fruchtbare Miteinander von Lehre, Forschung und Praxis, das es uns ermöglicht, neueste Methoden für die Praxis zu adaptieren und wissenschaftliche Erkenntnisse in den Berufsalltag einfließen zu lassen.“
KrankenpflegerInnen – ein Beruf mit Zukunft – 150 Studienplätze warten auf motivierte junge Menschen
Damit leistet die Claudiana einen wichtigen Beitrag zur konstruktiven Veränderung des Gesundheitswesens hin zu einer qualitativ hochstehenden, wirksamen Gesundheitsversorgung in Südtirol. Die Studentinnen
Im Zentrum steht der Mensch – mit seinen gesundheitlichen, psychischen und sozialen Bedürfnissen
und Studenten werden bestens auf ihre berufliche Tätigkeit vorbereitet. Und das Zwischenmenschliche wird auch in Zukunft eines der wichtigsten „Medikamente“ im Gesundheitssektor sein.“
Online-Voreinschreibungen bis zum 2. August unter www.claudiana.bz.it
Im neuen akademischen Jahr starten insgesamt sechs neue Studiengänge: 150 Studienplätze sind für die Krankenpflege vorgesehen, 20 für die Hebammen und jeweils 20 Studienplätze für Physiotherapie, Biomedizinische Labortechnik, Medizinische Röntgentechnik und Techniken der Vorbeugung im Bereich Umwelt und Arbeitsplatz. Die Unterrichtssprachen sind Deutsch und Italienisch, daher ist ein Sprachzertifikat Voraussetzung für einen Studienplatz. Wer keines hat, kann am sprachlichen Eignungstest der Claudiana am 19. August teilnehmen. Die Aufnahmeprüfung für die limitierten Studienplätze erfolgt Anfang September. Der Unterricht startet im Oktober. Voraussetzungen für einen Studienplatz sind ein fünfjähriges Reifediplom, die Kenntnis beider Landessprachen, Freude am Umgang mit Menschen und an praktischer Arbeit sowie Flexibilität und Teamfähigkeit. Auch Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein sowie körperliche und psychische Belastbarkeit sind wichtig. Es gibt keine Altersgrenze. Mehr Informationen unter Tel. 0471 067200 oder auf unserer Webseite www.claudiana.bz.it; facebook: Claudiana; instagram: claudiana_landesfachhochschule
Vielfältig, zukunftssicher und verantwortungsvoll
Wer sich für Gesundheitsberufe interessiert, wird in Zukunft eine sichere Anstellung finden. Sie sind das pulsierende Herz in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sowie Mobilen Diensten und gerade in diesen Zeiten absolut krisensicher. Aber es gibt noch mehr Gründe, die für ein Vollzeitstudium an der Claudiana sprechen: ein dreijähriges Laureatsstudium zu Hause in Südtirol, vielseitige Praktikumsmöglichkeiten im In- und Ausland sowie die Festigung der Mehrsprachigkeit. Nach dem Studium gibt es eine große Auswahl an Spezialisierungen und tolle berufliche Perspektiven.
INFORMATIONEN
Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana
Tel. 0471 067200 www.claudiana.bz.it www.facebook.com/claudiana. bolzano
Sterzing Ehrung für Margot Niedermair Troyer
Vor kurzem wurde Margot Niedermair Troyer für ihre 30-jährige ehrenamtliche Tätigkeit in der Stadtbibliothek Sterzing geehrt. Im historischen Ratssaal von Sterzing bedankten sich Bürgermeister Peter Volgger, Kulturstadträtin und Bibliotheksratsvorsitzende Verena Debiasi, die Leiterin der Stadtbibliothek Karin Hochrainer sowie der Bibliotheksrat und alle Bibliotheksmitarbeiter bei ihr für ihr Engagement in all den Jahren. Im Winter 2021 hatte Margot Niedermair Troyer ihre ehrenamtliche Tätigkeit beendet: 30 Jahre lang hatte sie die Regale gepflegt, die Bücher in Ordnung gehalten und war der Bibliothek stets eine große Hilfe. Im Bild (v. l.) Bibliotheksleiterin Karin Hochrainer, Kulturstadträtin Verena Debiasi, Margot Niedermair Troyer und Bürgermeister Peter Volgger.
Wipptal KFS ehrt Zweigstellenmitarbeiterinnen
Der Katholische Familienverband Südtirol (KFS) ehrte bei der Wipp- und Eisacktaler Bezirksversammlung Ende Mai jene Zweigstellenleiter und Bezirksausschussmitarbeiter, die sich in den letzten zwölf (Auszeichnung „Silber“) bzw. 20 Jahren (Auszeichnung „Gold“) um den KFS verdient gemacht haben. Helga Plank, Zweistellenmitarbeiterin in Gossensaß, erhielt für ihre 21-jährige Tätigkeit eine Urkunde und die goldene Ehrennadel. Claudia Gantioler (Mauls) erhielt für 14 Jahre eine Urkunde und die silberne Ehrennadel. Für 12 Jahre erhielt Carmen Ainhauser (Trens) ebenfalls eine Urkunde und die silberne Ehrennadel. Im Bild (hintere Reihe v. l.) Anna Pfattner, Heidi Schmidt Pezzei, Ingrid Nitz, Adalgisa Marchi, Hans Heufler und Angelika Mitterrutzner; (vordere Reihe v. l.) Helga Plank, Margareth Engl, Edith Unterholzner, Toni Fiung, Doris Pichler und Manuela Unterthiner.
Blühendes Trens
Anfang Juni haben sich einige Freiwillige der Bildungsausschüsse von Freienfeld getroffen, um beim neu errichteten Auffangbecken in Trens eine Blumenwiese anzulegen. „Im Rahmen unseres zweijährigen Projektes ‚Natur erleben‘ hat sich der Bildungsausschuss Stilfes das Thema Bienen und Insekten ausgesucht. Da lag es nahe, auch einen Lebensraum mit Futterquellen und Nistplätzen zu schaffen. Die Grund- Die Schüler der 2. Klasse legen mit Anni Rainer einen Blühstreifen an. schüler wurden miteinbezogen, da der Wald, der bis vor kurzem hier stand, ‚ihr‘ Wald war“, so die Initiatorin des Projektes Helene Nössing. Gemeinde, Interessentschaft Trens, Schule und Amt für Wildbachverbauung zeigten sich sehr kooperativ und unterstützten das Projekt. Die Grundschüler der 1. und 2. Klasse legten dann auch beherzt Hand an: Sie sammelten Steine, rechten den Hang ab, brachten Kompost aus und pflanzten Blumen. „Das Anlegen einer mehrjährigen Blumenwiese mit einheimischem Saatgut ist ein kleiner Beitrag, um ein Stück Natur zu erhalten und dem dramatischen Rückgang der Insekten in den letzten Jahren entgegenzuwirken“, so Cilli Seehauser vom Bildungsausschuss Stilfes. Das Know-how holten sie sich von der Gemeinde Sterzing und deren Projekt „Kostbares Wipptal“, das in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Bildungsforum entstanden ist. Am 13. Juni ist auch das auf zwei Jahre angelegte Projekt „Natur erleben“, ein Gemeinschaftsprojekt der Bildungsausschüsse Mauls, Stilfes und Trens gestartet. Weitere Veranstaltungen im Veranstaltungskalender.
Pfitsch Paul Hofer bleibt Ortsobmann
Bei der Jahresversammlung der Ortsgruppe Wiesen/Pfitsch des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) im Gasthof „Alpenrose“ in Kematen wurde Paul Hofer vom Hotel „Hofer“ als Ortsobmann bestätigt. Dem Ausschuss gehören Ingrid Graus, Hermine Haselrieder, Thomas Volgger, Tamara Baur, Martina Rainer und Margit Graus an. Ortsobmann Hofer hielt einen Rückblick über das sehr schwierige vergangene Jahr. Viele Aktionen und Veranstaltungen mussten aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Einzig das Preiswatten zu Beginn des Jahres 2020 konnte die Ortsgruppe noch durchführen. „Nun gilt es, mit Zuversicht nach vorne zu blicken“, so Hofer. Zuversichtlich zeigte sich auch Gebietsobmann Manfred Volgger. Die Pandemie habe das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben stark beeinträchtigt. Viele haben mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. „Ein weiteres Problem ist der Personalmangel im Gastgewerbe. Viele Mitarbeiter haben sich aufgrund der Betriebsschließungen in anderen Bereichen eine Arbeit gesucht“, so Volgger. Verbandssekretär Reinhold Schlechtleitner betonte, dass der Verband sich weiterhin mit aller Kraft für die Mitglieder einsetzen wird. An der Jahresversammlung nahm auch Bürgermeister Stefan Gufler teil, der abschließend auf verschiedene Projekte auf Gemeindeebene einging, u. a. auf die Wegeinstandhaltung sowie die Dorf- und Verkehrsplanung zur Verschönerung des Landschaftsbildes.
Mareit
Biker Days des MC Falken
CLEARWATER CREEDENCE REVIVAL IN CONCERT
Die Biker Days sind zurück. Drei Tage lang. Vom 6. bis zum 8. August. Auf dem Clubhausgelände in Mareit. Und mit ihnen mehr als nur ein Hauch von Freiheit, von Unbeschwertheit, vom Gefühl von Born to be Wild nach all den Widrigkeiten und Einschränkungen im vergangenen Jahr. Und wie sie zurück sind! Mit legendärem Sound vom Feinsten. Mit der weltweit einzig offiziellen Nachfolgeband von Creedence Clearwater Revival, einer der erfolgreichsten US-amerikanischen Bands der 60er und 70er Jahre. Es gibt wohl kaum jemanden, der sie in seiner Jugend nicht mitgesungen hätte, ihre Welthits wie „Down on the Corner“, „Bad Moon Rising“, „Have You ever seen the rain“ oder „I Put a Spell on You“ – und natürlich „Proud Mary“. Wenn CCR am Freitagabend die unverwechselbaren Gitarrenriffs anzupfen und die Songs anstimmen, wird dies nicht nur die Herzen der etwas in die Jahre gekommenen Biker und Festivalgäste höher schlagen lassen. Nach dem Hauptkonzert von CCR am Freitagabend sorgt die deutsche Band „Men Behind“ mit der aus England stammenden Sängerin Amelia Brightman als Special Guest für knalligen und rockigen Sound. Die Band-Musiker haben bereits auch mit so bekannten Musikgrößen wie Nena, Udo Linderg oder Julia Neigel zusammen gespielt. Am Samstagnachmittag startet im Clubhaus dann die Motorradrundfahrt durch das historische Zentrum von Sterzing, bevor es am Abend bei freiem Eintritt nach über 20 Jahren mit der Originalbesetzung von „The Rubettes“ in neuem rockigen Gewand eine Italien-Premiere gibt. Special Guest ist mit Art Garfunkel jr. der Sohn von Garfunkel des FolkRock-Duos Simon & Garfunkel. Er wird die Legend Songs seiner Vaters in einer beeindruckenden Show präsentieren. Die Biker Days enden nach einem sonntäglichen Bikerfrühstück. Dann treten die Biker, die aus zahllosen Ländern Europas anreisen, wieder ihre Heimfahrt an.
Ab sofort sind Karten für die Konzerte (Clearwater Creedence Revival ...) für Freitag, den 6. August direkt bei Ratschings Tourismus erhältlich. Selbstverständlich können die Karten auch per E-Mail bestellt werden unter info@ratschings.info. Tel. 0472 760608
PROGRAMM
FREITAG, 6. AUGUST 2021 - EINTRITT 30 EURO
- 12.00 Uhr: Zugang zum Festgelände - 18.00 Uhr: DÄMMER-
SHOPPEN - 20.00 Uhr: live from USA ...
LINE UP: Clearwater
Creedence Revival
- 22.00 Uhr: live from
Germany ...
MEN BEHIND, special guest
AMELIA BRIGHTMAN (UK)
SAMSTAG, 7. AUGUST 2021 - EINTRITT FREI
- Bikerfrühstück - 15.00 Uhr: Start im Clubhaus. Motorradrundfahrt - 20.00 Uhr: live from UK ...
THE RUBETTES (ReUnion - Originalbesetzung) - 22.00 Uhr: live from Germany ... MEN BEHIND, special guest ART GARFUNKEL jr. (USA)
SONNTAG, 8. AUGUST 2021
- Bikerfrühstück - Verabschiedung
www.mcfalken.com
„ganz unform, und unrichterlich procediert“
Der Zaubereiprozess gegen Christina Holzer in Sterzing im Jahr 1628
von Hansjörg Rabanser
Beim Durchblättern von Sagenbüchern mit Erzählungen aus dem Sterzinger Raum wird man bezüglich Hexenleuten rasch fündig und stößt auf Namen wie Peifer Huisele, Pfui-Pfui-Nanni oder Hexe Furl. Im Gegensatz dazu scheint es im Stadt- und Landgericht Sterzing, das nach Meran zur größten Gerichtseinheit der Grafschaft Tirol zählte, kaum historisch verbürgte Hexen- und Zaubereiprozesse gegeben zu haben. Die Quellenlage hierzu ist äußerst spärlich, wie auch der hier vorgestellte Fall beweist, denn es handelt sich dabei um den einzigen bisher bekannten Fall wegen Zauberei im Stadt- und Landgericht Sterzing.
Am 24. Juli 1628 ließ Johann Baptist Bock, der Pfleger von Sterzing, ein Schreiben an den Brixner Stadtgerichtsanwalt Hans Veldner aufsetzen, in dem er sich für dessen zugesandte Ratschläge bedankte. Dabei hatte es sich um grundlegende Informationen zur Führung eines Hexenprozesses gehandelt, denn mit diesem Tatbestand sah sich der Pfleger im Jahr 1628 konfrontiert: In Sterzing war Christina Holzer wegen des Verdachts der Hexerei festgenommen und inhaftiert worden. Gegen diese sollte nun ein entsprechender Prozess in die Wege geleitet werden. Dass der Pfleger ausgerechnet in Brixen Rat holte, hatte seinen Grund, denn die Holzerin war dort bereits einmal inhaftiert gewesen. Bei der Angeklagten handelte es sich um die etwa 80-jährige Christina Holzer, bekannt als „Eggerin“, die vom Bäckerjungen Andreas Kolbinger angeblich bei Zaubereien beobachtet und aus diesem Grund bei Gericht denunziert worden war. Allerdings widerrief der Junge während des Verfahrens seine Aussage wieder. Über den genauen Inhalt des Prozesses oder die Art der Zaubereien ist mangels einschlägiger Quellen nichts Genaues bekannt. Der Verlauf des Verfahrens kann jedoch anhand der Schreiben zwischen dem Sterzinger Gericht und den Zentralbehörden in Innsbruck, die
Ansicht von Sterzing. Ausschnitt aus dem Panorama-Fresko (um 1750) von Josef Anton Baumann († vor/um 1764) im Grafenzimmer in der Deutschordenskommende Sterzing. (Foto: Hansjörg Rabanser)
bei Verfahren mit schwerwiegenden Delikten oder bei Todesurteilen eine Kontrollfunktion einnahmen, ansatzweise rekonstruiert werden.
Ein problematisches Verfahren
Am 4. August 1628 verließ ein Schreiben die Kanzlei der Tiroler Regierung in Innsbruck, das an Pfleger Bock gerichtet war: Man habe, so hieß es darin, die übersandten Unterlagen mit den Aussagen der Christina Holzer und auch jene des Bäckerjungen Kolbinger ausgiebig studiert und wünsche eine nochmalige Befragung der Beiden, diesmal jedoch im Beisein eines fachkundigen Rechtsgelehrten. Darauf basierend soll ein Urteil gefällt und dieses zur nochmaligen Kontrolle an die Regierung geschickt werden. Das Sterzinger Gericht kam dem Befehl augenblicklich nach, verhörte den Bäckerjungen sowie Christina Holzer und wandte bei dieser auch die Folter an; die Art derselben ist nicht genannt. Bereits am 8. August konnte das Gerichtsgremium die Unterlagen erneut nach Innsbruck senden, erntete am 12. August jedoch eine harsche Rüge der Regierung: Es sei ausdrücklich befohlen worden, einen Rechtsgelehrten hinzuzuziehen, was aber nicht geschehen sei. Aus diesem Grund retourniere man den Pro-
zess und fordere erneut eine Befragung im Beisein eines Juristen. Gerichtsgremien zogen nur ungern externe Rechtsgelehrte zu Rate, denn einerseits waren damit Kosten verbunden, andererseits war dies ein deutlicher Ein- und Angriff auf bzw. in die Kompetenz des Gerichts. In Sterzing dachte man ebenso und vermied die Hinzuziehung eines Rechtsgelehrten. Immerhin konsultierte das Gericht den Juristen und Brixner Kanzler Dr. Johann Georg Werndle (1584 – vor 1691). Dieses Vorgehen rächte sich allerdings, denn es kam im Zuge des Verfahrens zu gravierenden Fehlern. Nichtsdestotrotz sandte das Gericht am 22. August den geforderten Bericht samt Urteil nach Innsbruck, wo die Beamten sogleich auf die Verfahrensmängel aufmerksam wurden und am 27. September erneut mit Kritik reagierten: Es sei gesetzeswidrig gewesen, „das alt Achzig Järige weib“ der Folter unterworfen zu haben; auch der Prozess gegen den Jungen sei „ganz unform, und unrichterlich procediert“ worden. Verwundert zeigten sich die Beamten außerdem über das Urteil, welches das Gericht über den Bäckerjungen gefällt hatte, denn offenbar hatte dabei dessen zu Unrecht getätigte, zurückgenommene Denunziation keine Berücksichtigung erfahren. Die Regierung war des Weiteren der Meinung, dass die-
Ansicht der Ottoburg (l.) und des alten Regierungsgebäudes (r.) in Innsbruck, wo die Zentralbehörden ihren Sitz hatten. Grau aquarellierte Tuschfederzeichnung aus der Sammlung von Georg von Pfaundler (1795 – 1876). (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum: W 10061)
ser nicht nur „iung, etwas ainfalt: und unverstendig“ sei, wie das Gerichtsgremium argumentierte, sondern auch hinterlistig und dass dieser die Gerichtsleute „übl verfüert“ und getäuscht habe. Alles in allem missfiel der Regierung das Vorgehen des Sterzinger Gerichts und bestrafte es zur Übernahme der gesamten Gerichts- und Verpflegungskosten in der Höhe von 54 Gulden 36 Kreuzer. Außerdem sei die Angeklagte Christina Holzer gegen den Schwur der Urfehde wieder in die Freiheit zu entlassen, während Kolbinger dieser eine öffentliche Abbitte und einen Widerruf seiner Anschuldigungen leisten soll. Generell, so die abschließende Mahnung der Regierung, möge man bei künftigen Prozessen dieser Art bei verständigen Personen oder anderen Gerichten den nötigen Rat einholen.
Der Landesfürst entscheidet
Am 20. Oktober 1628 leitete die Regierung die grundlegendsten Informationen zum Prozess an den Landesfürst Erzherzog Leopold V. (1586 – 1632) weiter, berichtete diesem von den Verfahrensfehlern und hob hervor, dass die Angeklagte offenbar keine gefährliche Zauberei ausgeübt, „sonder bloß allerhand aberglaubige tatten […], denen das Paursvolckh in solchen und dergleichen felen [Fällen; Anm.] aller orten ergöben seÿ“ vollführt habe. Die Aufbürdung der Gerichtskosten stieß dem Sterzinger Gericht jedoch sauer auf und es versuchte, dagegen zu intervenieren. Mit Erfolg, denn am 20. November 1628 erhielt Johann Baptist Bock die schriftliche Mitteilung, dass der Landesfürst dem Gericht die Übernahme der Kosten gnädig erlasse. Man pochte allerdings darauf, dass Christina Holzer „durch geistliche als Capuciner oder andere von Iren superstitionen [Zaubereien; Anm.] und aberglaubigen sachen abgemahnt wirden solle“, da bekanntlich „solcher aberglauben an vilen orthen under der Paurschafft fast uberhand nimbt“. Man darf davon ausgehen, dass die Holzerin die geistlichen Unterweisungen auch erhalten hat. Am 7. Dezember retournierte die Regierung dem Sterzinger Gericht die Prozessunterlagen und sah den Fall als beendet an.