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Villa Senar – ein auratischer Ort
Gut geschützt von einer Gartenanlage mit hohen Bäumen befindet sich auf der Halbinsel Hertenstein ein traumhaftes Anwesen: die Villa Senar, die Sergei Rachmaninoff von 1934 bis 1939 jeweils in den Sommermonaten bewohnte. Lange Zeit war das Juwel nur Insidern bekannt, seit März 2023 ist es nun bei Konzerten für das Publikum geöffnet, nachdem die Stadt Luzern die Liegenschaft gekauft und grundlegend saniert hatte.
von Dr. Verena Naegele
Am Vierwaldstättersee konnte sich Rachmaninoff endlich den lang ersehnten Traum eines eigenen Hauses verwirklichen Die Gegend kannte er seit 1902, als ihn nach Fertigstellung seines 2. Klavierkonzerts die Hochzeitsreise mit Natalia hierher führte 1930 erwarb Rachmaninoff dann das Grundstück und beauftragte die Luzerner Architekten Alfred Möri und Karl Friedrich Krebs mit dem Bau einer Villa im Bauhausstil, die er Senar nannte, ein Akronym aus den Namen des Ehepaars.
Der Weg aus der Schaffenskrise
Schon während der Bauzeit schwärmte Rachmaninoff: «Ich stehe hier, freue mich an dem Anblick und stelle mir vor, welche Schönheit in meinem Zimmer mit dem grossen Fenster herrschen wird.» Seit langem befand sich der Komponist in einer Schaffenskrise, hier in der Ruhe und Erhabenheit des Ortes hoffte er, zu neuer Energie zurückzufinden, wie er es einst auf seinem russischen Landgut Iwanowka erlebt hatte Tatsächlich konnte er 1932, noch im Gärtnerhaus, die Korrekturen seiner Corelli-Variationen fertigstellen.
Die Villa Senar mit der prächtigen Gartenanlage wurde für Rachmaninoff zum Sehnsuchtsort, wo er sich zurückziehen und arbei- ten konnte. Kaum eingezogen, begann er mit der Komposition eines seiner berühmtesten Werke: der Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43. Der Knoten war geplatzt, Rachmaninoff komponierte wie aus einem Guss, empfing Musikerfreunde wie Vladimir Horowitz und Nathan Milstein und begleitete sie leidenschaftlich auf seinem Steinway-Flügel, der noch heute in der Villa steht
Von der Schweiz in die USA
In den folgenden Jahren komponierte Rachmaninoff hier auch seine 3 Sinfonie, welche die Stimmungen des Ortes mit dem See und dem Park heraufzubeschwören scheint. Schliesslich erlebten die Internationalen Festwochen Luzern 1939 ein denkwürdiges Konzert, an welchem Rachmaninoff auf Toscaninis Zureden hin seine Rhapsodie und das 1 Klavierkonzert spielte Danach emigrierte er in die USA, wo er sein letztes Werk, die «Sinfonischen Tänze» in einer Fassung für zwei Klaviere und einer Fassung für Orchester komponierte. Auch dieses Werk, das als musikalisches Tagebuch konzipiert ist, kann die Aura des (verlorenen) Paradieses in Hertenstein nicht verleugnen Er starb 1943 in Kalifornien ⋅