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«Man muss als Dirigentin viele Rollen spielen»

Das argovia philharmonic hat Delyana Lazarova für sein Weihnachtskonzert engagiert. Die vielversprechende junge Dirigentin hat bereits bedeutende Orchester dirigiert und gab erst kürzlich ihr USA-Debüt.

von Sibylle Ehrismann

Delyana Lazarova gehört zu einer jüngeren Generation erfolgreicher Dirigentinnen, die ihren Weg konsequent gehen können Seit ihrem Sieg bei der «Siemens Hallé International Conductors Competition» im Februar 2020 in Manchester assistiert sie beim Hallé Orchestra dem dortigen Chefdirigenten Sir Mark Elder und ist Direktorin des Hallé Youth Orchestra. Wettbewerbe gehören zu jeder internationalen Musikerkarriere Sie sind jedoch sehr fordernd und die Konkurrenz ist gross. Deshalb sind der Umgang mit Stress und das Bewahren der Nerven stets Teil des Künstlerberufs Lazarova hielt dem Druck ein weiteres Mal stand und gewann auch beim renommierten Aspen Music Festival 2020 den Dirigentenwettbewerb Aber bringen ihr diese Siege etwas für ihre weitere berufliche Karriere?

«Es hilft sehr, wenn man einen Wettbewerb gewinnt», erzählt Lazarova «Es werden wichtige Agenten auf einen aufmerksam und auch die Orchester sehen sich auf dieser Plattform nach dem Nachwuchs um.» Natürlich hat auch Lazarova intensiv dafür gearbeitet «In dieser Zeit lernt man viel und man bekommt durch die Konkurrenz eine Standortbestimmung, wo man momentan steht Mir haben die Wettbewerbe auch geholfen zu realisieren, welche Fortschritte ich gemacht habe.»

Lazarova wurde zwar in Bulgarien geboren, für ihr Musikstudium ging sie aber in die USA, wo sie einen Master in Violine machte. Wie kam sie zum Dirigieren? «Schon als Kind hat mich das Dirigieren fasziniert Ich begann jedoch mit dem Violinstudium. Ich sang sehr gerne und die Lage der Violine ist ja der menschlichen Stimme am nächsten Erst während des Studiums besuchte ich auch Dirigierkurse und wurde schon bald gefördert.»

Zwar ging Lazarova in die USA, um dort Violine zu studieren Für das Dirigierstudium kam sie dann aber in die Schweiz an die Zürcher Hochschule der Künste. Auch Lazarova bestätigt, dass hier Professor Johannes Schlaefli «die beste Dirigierschule überhaupt» aufgebaut hat

In Schlaeflis Klasse schaffen es nur zehn bis zwölf auserwählte Studierende, und die baut der Maestro nicht nur sukzessive auf, er begleitet sie auch nach dem Studium auf ihrem Karriereweg. Seine Empfehlung ist Gold wert.

Junge Dirigentinnen und Dirigenten brauchen ein Orchester, um arbeiten und sich entwickeln zu können. Delyana Lazarova hatte das Glück, in Manchester als Siegerin des Wettbewerbs die Assistenz und das dortige Jugendorchester übernehmen zu können. Mittlerweile hat sie aber auch schon namhafte Orchester wie das City of Birmingham Orchestra, das BBC Philharmonic, das Orchestra National de France und das Musikkollegium Winterthur dirigiert. Wie kam sie dazu? «Das Hallé Orchestra in Manchester ist ein wichtiges Sprungbrett», so Lazarova. «Wenn man auf diesem Level angekommen ist, wird man beachtet, der Name macht die Runde Wichtige Agenten und Orchesterintendanten besuchen dort meine Konzerte, um mich zu hören.» Und Lazarova hat den Sprung in die höhere Liga geschafft, wenn auch erst als Gastdirigentin

Was zeichnet ihrer Meinung nach eine gute Dirigentin aus? «Man muss in erster Linie eine gute Kommunikatorin sein», so Lazarova «Wir dirigieren nicht nur ein Werk von Brahms, sondern Menschen, die Brahms spielen. Und man muss viele Rollen wahrnehmen: Psychologin, Werbefachfrau, man muss die verschiedenen Orchesterinstrumente alle kennen, wissen, wie sie funktionieren. Und es ist wichtig, dass man für die erste Probe gut vorbereitet ist Dafür braucht man genaue Partiturkenntnisse und sollte vertiefte Recherchen zum Werk gemacht haben »

Das Dirigieren ist ein sehr harter Job Die Konkurrenz ist gross und man ist eigentlich immer gefordert: Partituren studieren, Proben, Konzertieren, Reisen Wie sieht Lazarovas Arbeitsalltag aus? «Momentan arbeite ich gerade mit der NDR Radiophilharmonie. Morgens studiere ich eine Stunde die Partitur, dann habe ich vier Stunden Probe Danach gebe ich wie >

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