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Start einer neuen Konzertreihe
von Simon Müller
Die neue Konzertreihe «argovia philharmonic präsentiert» feierte mit dem grandiosen Auftritt des Oliver Schnyder Trios in der Alten Reithalle Aarau am 28 März 2023 ihre Premiere Das praktisch ausverkaufte Konzert bestätigt die Absicht des argovia philharmonic, die Alte Reithalle als neuen Konzertsaal in der Klassikwelt zu etablieren. Neben den erfolgreichen eigenen Sinfonie- und Kammerkonzerten sollen auch Gastensembles und Gastkünstler:innen unabhängig vom Orchesterbetrieb eingeladen werden. Die Stadt Aarau hat mit der Alten Reithalle ein Bijou, welches schweizweit einmalig ist. Die einzigartige Atmosphäre der Alten Reithalle muss national bekannt gemacht werden.
Am 8. November 2023 kommt der kanadisch-schweizerische Pianist Teo Gheorghiu in die Alte Reithalle Aarau und präsentiert mit «Morgen- und Abenddämmerung der Romantik» sein neues Programm Als echter Romantiker der Neuzeit lebt Teo Gheorghiu die Ideale dieser vergangenen Epoche, indem er eine harmonische Verbindung zur Natur pflegt, seine Wahrnehmung für Ästhetik schärft und mit existenziellen Fragen ringt.
Das Soloprogramm des Pianisten beginnt mit einem Beethoven'schen Paukenschlag, der die gesamte romantische Bewegung in ihrer musikalischen Form geprägt hat. Nach der Klaviersonate «Pathétique» setzt er mit der «Mondscheinsonate» noch einen drauf und kostet die sterbende Glut einer glorreichen Epoche aus, die weit über ein Jahrhundert andauerte Ein musikalisches Erlebnis, das Emotionen von Melancholie bis zur Ekstase zu umfassen verspricht. ⋅
TERMINE
Argovia Philharmonic Pr Sentiert Teo Gheorghiu
Teo Gheorghiu Klavier
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Klaviersonate Nr. 8 c-Moll op. 13 «Pathétique»
Klaviersonate Nr. 14 cis-Moll op. 27/2 «Mondscheinsonate»
Sergei Rachmaninoff (1873–1943)
Prélude cis-Moll op 3 Nr 2
Maurice Ravel (1875–1937)
Adagio aus dem Konzert für Klavier und Orchester in G-Dur arr. von Teo Gheorghiu
Francis Poulenc (1899–1963)
Intermezzo Nr 2 Des-Dur
Georges Gurdijeff (1866–1949)
10 Lento, quasi recitativo aus «Asian Songs and Rhythms Vol.1»
Sergei Rachmaninoff
Klaviersonate Nr. 2 op. 36
NOVEMBER 2023
Mi 08 19.30 Uhr Aarau
Alte Reithalle
RÜCKTRITT
DR IUR JÜRG SCHÄRER
Achtzehn Jahre lang war Dr. iur. Jürg Schärer Präsident des Vereins argovia philharmonic, früher bekannt unter dem Namen Aargauer Symphonie Orchester (ASO). Nun tritt er zurück. Im Gespräch hält er Rückschau auf seine langjährige Tätigkeit.
Jürg Schärer, deine Präsidentschaft war nicht nur eine lange, sondern auch eine bewegte Zeit.
Gibt es ein Ereignis, das dir in besonderer Erinnerung geblieben ist?
Jürg Schärer Für mich sind es zwei herausragende Ereignisse, die ich erwähnen möchte Als ich 2003 in den Vorstand des Vereins eintrat, kamen von der Abteilung Kultur des Kantons Aargau deutliche Signale, das ASO solle aufgelöst werden
Eine Ansage, die mich schockierte und gleichzeitig motivierte, alles zu tun, um die Zukunft des Orchesters sicherzustellen
Bewunderung, Freude und Respekt flössten mir in den Jahren 2017–2021 die Bereitschaft der Gönner:innen des argovia philharmonic ein, mit dem hohen Betrag von zwei Millionen Franken die Finanzierungslücke des Umbaus der Reithalle zu schliessen. Die sich darin manifestierende Solidarität mit unserem Orchester hat mich sehr berührt!
2005 wurdest du zum Vereinspräsidenten gewählt, das Orchester befand sich finanziell, strukturell und musikalisch in keinem guten Zustand. Es war also kein gemachtes Nest. Warum hast du dich wählen lassen und was waren deine Ziele?
JS Ich habe zwei Jahre lang als Vorstandsmitglied miterlebt, wie laienhaft die ganze Struktur war. Douglas Bostock hatte zwar schnell eine Qualitätssteigerung des Orchesters herbeigeführt, aber nun musste die Geschäftsstelle nachziehen Eine umfassende strukturelle Reorganisation war bei der finanziellen Lage zwar unmöglich, aber ich wollte die Rahmenbedingungen verbessern, um das Orchester zu erhalten und weiterzubringen
Wie hat sich das Orchester in deiner Amtszeit strukturell entwickelt?
JS Ein wichtiger Teil war der Ausbau der Konzerte Die Sonntagskonzerte in Aarau wurden schnell zum Renner und bildeten einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung. Um die Geschäftsstelle zu professionalisieren, hätten wir eigentlich eine kaufmännische und eine künstlerische Leitung gebraucht, was aus finanziellen Gründen nicht möglich war – und noch immer nicht ist. Nach Jahren des Suchens und Improvisierens kam mit Christian Weidmann ein Vollblutmusiker auf die Geschäftsstelle, der uns künstlerisch weitergebracht hat Die Buchhaltung hingegen wurde abwechslungsweise von verschiedenen Personen übernommen
Inzwischen gibt es eine rollende Liquiditätsplanung, ein laufendes Controlling und nach dem ersten Saisonquartal und anschliessend regelmässige Prognosen betreffend den Jahresabschluss. Die Geschäftsstelle ist personell auf einem vertretbaren, aber nicht auf dem erforderlichen Niveau, da nach wie vor die kaufmännische Seite samt Marketing unterbesetzt ist
Die Entwicklung der Geschäftsstelle ging aber schon einher mit der finanziellen Beruhigung …
JS Ich führte viele Diskussionen mit dem Kanton und es kam zu einer Leistungsvereinbarung Auf der einen Seite erhalten wir aktuell
1,4 Millionen Franken aus dem
Swisslos-Fonds sowie als Betriebsbeitrag gemäss Kulturgesetz
390 000 Franken Auf der anderen Seite haben wir klar umrissene Aufträge, zu denen auch ausserkantonale Auftritte gehören Doch das kostet viel Geld und ist mit diesen Subventionen nur schwer zu stemmen.
Wie steht das Orchester heute qualitativ da?
JS Douglas Bostock hat durch die Neubesetzung einiger Positionen und mit seinen dirigentischen Fähigkeiten das Orchester auf ein neues Niveau gehoben Rune Bergmann baut darauf auf und entwickelt den Orchesterklang weiter. Wenn Musikerinnen und Musiker wie Oliver Schnyder, Albrecht Mayer, Alina Ibragimova oder Noah Bendix-Balgley als Solisten auftreten, dann ist das für unser Orchester eine Auszeichnung Und wenn man sich das Video vom Konzert mit Beethovens 7 Sinfonie unter Josep Vicent anschaut – wie das Orchester spielte, das ist einfach grossartig!
Als du das Amt angetreten hast, betrug die Konzertauslastung rund 50 Prozent. In Aarau spielte man im KuK, in Baden in der Trafo-Halle. Was war deine Vision?
JS Douglas Bostock ist ein begnadeter Unterhalter, er ist stets auf sein Publikum zugegangen und hat vieles bewirkt Der grosse Aufschwung gelang mit Christian Weidmann, der die Abonnement-Verkäufe um das Dreifache steigerte Seit dem Bezug der Alten Reithalle haben wir diese Abonnementszahlen mehr als verdoppelt. Auch Baden hat sich >