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Im Mittelpunkt eine Bratsche

Die ersten beiden Kammerkonzerte der Saison haben es in sich: sie bringen viel französische Musik, und die exzellente Bratschistin Izabel Markova gibt sich als Preisträgerin der Schenk Stiftung die Ehre.

von Dr. Verena Naegele

Es kommt selten vor, dass die Bratsche im Mittelpunkt eines Konzertes steht Zu Unrecht, meint Dieter Ammann, Komponist und Stiftungsratsmitglied der Schenk Stiftung, dem das Instrument sehr am Herzen liegt: «Ich arbeite seit Langem an einem Konzert für Bratsche und Orchester für die wunderbare Tabea Zimmermann.»

Und so war Ammann als Jurymitglied beim Anhören der Bewerbungen für das Schenk-Konzert die Bratschistin Izabel Markova sofort aufgefallen, «verbindet ihr Spiel doch Eigenschaften, die in dieser Kombination sehr wertvoll sind», erklärt Ammann. «Da ist der dunkel gefärbte Grundton des Instruments –eine Bratsche ist eben keine heruntergestimmte Violine, sondern hat im Idealfall eine wirklich eigene Farbe.»

Für Izabel Markova war es eine Chance, bei einem Schenk-Konzert auftreten zu dürfen

«Die Stiftung vermag etwas zu bieten, das die Hochschulen während der Ausbildung finanziell nicht zu stemmen vermögen, nämlich den solistischen Auftritt mit Orchester», umschreibt Ammann die Besonderheit des Schenk-Konzerts Wie brillant die junge Musikerin spielt, konnte sie dann 2022 im Bratschenkonzert von Malcolm Arnold beweisen. Für ihre Darbietung gewann sie den Preis des argovia philharmonic und tritt nun im Oktober in der Kammermusikreihe auf

Izabel Markova wird nebst der «Suite en trio» des französischen Komponisten Gustave Samazeuilh auch zwei Werke von Claude Debussy spielen. Für Izabel Markova geht damit ein Traum in Erfüllung, endlich diese beiden herausragenden Stücke aufführen zu dürfen, wie sie schwärmt: «Debussy verfügt über eine einzigartige Fähigkeit, mithilfe der Klangfarben von verschiedenen Instrumenten unterschiedliche Bilder und Farben zu evozieren, die Kombination von Flöte, Harfe und Bratsche ist ein gutes Beispiel dafür.»

Ursprünglich hat Debussy die «Suite Bergamasque» für Klavier komponiert, doch ist das Werk mit dem berühmten «Claire de lune» ein solcher Renner, dass es mittlerweile viele Arrangements davon gibt, darunter auch eine raffinierte Version für Geige, Bratsche, Cello, Harfe und Flöte von Christophe Ladrette. Als Vorlage für das viersätzige Werk dienten Debussy diverse Cembalowerke der französischen Barockkomponisten Rameau und Couperin, die er kompositorisch in die Gegenwart holt Gleiches gilt für Debussys «Triosonate für Flöte, Viola und Harfe», die ebenfalls Bezug auf den französischen Barock nimmt Der erste Satz ist eine Pastorale, der zweite ein stilisiertes Menuett und das Finale ein schneller Tanzsatz, alles verziert mit arabesken Läufen. Für Izabel Markova eine prachtvolle Möglichkeit, sich zu präsentieren, zumal ihre Mitspieler:innen des argovia philharmonic kammermusikalisch sehr versiert seien, wie sie schwärmend feststellt Auch im zweiten Kammerkonzert gibt es Französisches zu hören, und zwar zwei Suiten von Francis Poulenc und Igor Strawinsky Bei Letzterem von Frankreich zu sprechen scheint auf den ersten Blick irritierend, allerdings basiert Strawinskys «L’Histoire du soldat» auf einem Libretto des Waadtländer Dichters Ferdinand Ramuz und wurde in Lausanne uraufgeführt – französischer Einfluss lieg also auf der Hand

Die Suite mit seiner neoklassizistischen Musik für sieben Instrumente besticht durch seine rhythmische Prägnanz. Auffällig hervorzuheben ist der durchgängige Gebrauch des Schlagwerks, das sowohl rhythmisch wie auch als Klangfarbe eingesetzt ist, was den geschätzten Solo-Schlagzeuger des argovia philharmonic, Pascal Iten, besonders herausfordert. «Ein cooles Stück, das ich schon mehrfach gespielt habe», wie Iten im Gespräch urteilt Die Suite umfasst Märsche, Tango, Walzer und Ragtime, also alles, was das Herz begehrt. Ähnliches gilt für Poulencs «Suite du Gendarme incompris» für die fast identische Instrumentenbesetzung. Die Verwandtschaft mit Strawinsky ist ohrenfällig, allerdings ist Poulencs französische Eleganz und sein Witz unüberhörbar. Das Stück, das nur selten gespielt wird, ist auch für Pascal Iten neu. Wir freuen uns alle auf diese «Neuentdeckung» ⋅

Preisträgerkonzert der Schenk Stiftung

Die Jmanuel und Eva Maria Schenk Stiftung Zofingen führt jährlich mit dem argovia philharmonic ein Orchesterkonzert für Musikstudent:innen der obersten Ausbildungsstufe durch Im Rahmen des Konzerts wird vom argovia philharmonic ein Sonderpreis für die beste Zusammenarbeit verliehen, der zu einem Konzert in der Kammermusikreihe berechtigt

Nächstes Preisträgerkonzert:

Fr, 24 11 2023, 19 30 Uhr, Stadtsaal Zofingen argovia philharmonic, Marc Kissóczy (Leitung)

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