ARGUS Projekt-Newsletter 3 (Deutsch)

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ARGUS: Assisting personal guidance system for people with visual impairment

Newsletter Nr. 3 August, 2013

Leitartikel

Das Projekt im Überblick

Nach dem erfolgreichen Test eines Prototyps für einen vorläufigen Machbarkeitsnachweis lag der Fokus auf der Entwicklung der grundlegenden Bestandteile und Eigenschaften des ARGUSSystems mit dem Ziel, einen ersten funktionalen Prototypen fertigzustellen, der im dritten Quartal 2013 getestet wird.

Akronym: ARGUS Name: Assisting personal guidance system for people with visual impairment Kofinanziert durch die EU im 7. Rahmenprogramm für ICT Zielsetzung: ICT-2011.5.5 (ICT zur intelligenten und personalisierten Inklusion) Vertragsnr. FP7-28841 Start: Oktober 2011, Ende: März 2014 Projekttyp: Kooperationsprojekt Projektstatus: Aktiv Projekt-Website: http://www.projectargus.eu

Diese Ausgabe beschreibt die wesentlichen Eigenschaften des entwickelten Systems. Außerdem wird die Teilnahme an verschiedenen Konferenzen und zusätzliche Öffentlichkeitsarbeit angeführt. Das ARGUS-Team.

Inhalt        

Nutzertests in kleinem Rahmen Positionierungseinheit Routing-Anwendung Akustisches Modul Website & soziale Netzwerke Integration und Validierung Öffentlichkeitsarbeit Nächste Schritte


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Nutzertests in kleinem Rahmen Ziel der Nutzertests Der Ansatz des nutzerorientierten Designs spielt eine wichtige Rolle im Projekt ARGUS. Die Regeln des nutzerorientierten Designprozesses werden daher in allen Entwicklungsphasen des Projekts maßgeblich angewendet. Diese Maßnahme ist ein Garant für die Implementierung einer maßgeschneiderten und nutzerfreundlichen Lösung, die die Anforderungen der Zielgruppe der blinden und sehbehinderten Nutzer tatsächlich erfüllt.

OK-Systems durchgeführt wurden, umfassten drei blinde Nutzer, die der spanischen Blindenorganisation ONCE angehören. Vier Nutzer wirkten bei den Tests mit, die von Vicomtech in San Sebastian organisiert wurden. CEIT ALANOVA vollzog die Tests mit drei potenziellen Nutzern in Wien.

Tests in Soest (Deutschland)

Mit diesem Hintergrund beschloss das ARGUSTeam, verschiedene Nutzertests in kleinem Rahmen durchzuführen, um passende 3DNavigationstöne auszuwählen in Bezug auf: • individuelle Nutzerakzeptanz; • erwartete Wahrnehmungsraten, speziell in Verbindung mit Umgebungsgeräuschen; • geeignete Audio-Qualität der Navigationstöne, die den Bedürfnissen der Zielgruppe in lärmerfüllten Umgebungen entspricht; • statische (und daher sichere) Nutzertests, um die unterschiedlichen Navigationsprinzipien vorzustellen. Mit Bezug auf die oben erwähnten Navigationsprinzipien bietet das ARGUSKonsortium der Zielgruppe zwei unterschiedliche Navigationsmechanismen. Die Entscheidung obliegt somit dem Nutzer, welcher besser für ihn geeignet ist.

Nutzer-Rekrutierung Die Tests fanden im Mai 2013 statt und wurden von Expertenteams des Projektkonsortiums an fünf unterschiedlichen Orten durchgeführt. Das Team, das von 425 in Southsea rekrutiert wurde, umfasste zwei blinde Nutzer. Das Siemens Accessibility Competence Center rekrutierte 10 Schüler des LWL-Berufskollegs Soest, einer Schule für Blinde und Sehbehinderte in Soest, das sich 40 Kilometer entfernt von Paderborn befindet. Die Tests, die in Madrid von

Die Tests in Deutschland fanden in den Räumlichkeiten des LWL-Berufskollegs Soest statt, um die komfortabelste und sicherste Umgebung für die eingebunden Schüler sicherzustellen, die ihre ersten Erfahrungen mit dieser Art von Tests machten. Zwei Interviewerteams, bestehend aus Barrierefreiheitsexperten von Siemens, bereiteten daher die erforderliche Ausrüstung für die Tests in kleinem Rahmen in unterschiedlichen Laborräumen des LWL-Berufskollegs vor. Alle Interviewerteams führten die Tests vollständig unabhängig voneinander aus, um unverfälschte und nachhaltige Ergebnisse für die weitere Entwicklung des ARGUS-Prototyps zu erhalten.


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Tests in Madrid (Spanien) Die Tests in Madrid wurden von OK-Systems unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit und des bevorzugten Orts der eingebunden Nutzer durchgeführt. Zwei Nutzer wurden aufgrund ihrer früheren Teilnahme und ihres Wissens über das Projekt (sie waren bereits in die vorausgehenden Tests bezogen auf das unbeeinträchtigte allgemeine Hören involviert) ausgewählt. Ein weiterer Nutzer wurde bedingt durch seine Unkenntnis über das Projekt und binaurale Töne ausgewählt. Auch unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Ausgangslage der Nutzer wurde die Zielsetzung erreicht und führte zu wertvollen und schlüssigen Ergebnissen.

Tests in San Sebastian (Spanien) Vicomtech führte in San Sebastian Tests unter Mitwirkung von ONCE und der Teilnahme von vier Nutzern mit unterschiedlichen Sehbehinderungen durch. Obwohl eine hohe Schwankung der Wahrnehmung unter den Nutzern vorlag, war es allen möglich, selbstständig mit dem System zu navigieren, sofern für ausreichend Training gesorgt wurde. Daher ist Training ein Schlüsselelement und sollte eine wesentliche Rolle bei den finalen Tests des ARGUS-Prototyps spielen. Eine weitere wichtige Feststellung ist, dass die Nutzer eine einfache EinTon-Navigation anstelle eines Drei-Punktbasierten virtuellen Wegkonzepts bevorzugen. Den Nutzern gefiel das Konzept, aber sie fanden, dass sie für die Zielführung nicht so viel Information brauchen. Sie stellten auch fest, dass drei Ringe für spezielle Situationen wie Kollisionsvermeidung geeignet sein könnten.

Tests in Wien (Österreich) Im Mai 2013 führte CEIT ALANOVA in Wien mit drei potentiellen Nutzern Tests durch: zwei männliche Blinde und eine weibliche Sehbehinderte, alle mit gutem Hörvermögen. Zwei Nutzer wiesen gute PC-Kenntnisse auf, ein Nutzer nahm bereits an ähnlichen Tests teil. Die Tests wurden in Kooperation mit der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs durchgeführt. Im Allgemeinen konnten die Nutzer durch die Verwendung der

Navigationstöne nicht wirklich eine klare Richtung identifizieren.

Tests in Southsea (Großbritannien) 425 führte Nutzertests in kleinem Rahmen durch, um Feedback über das binaurale Konzept von ARGUS zu erhalten. Die Tests fanden in einer leisen statischen Umgebung der Bibliothek von Southsea statt und nahmen ziemlich viel Zeit für jede Person in Anspruch. Das ARGUS-System war nicht optimiert für jeden Nutzer und Training wurde notwendigerweise eingeschränkt.

Ergebnisse der Tests Das Hauptziel der Tests in kleinem Rahmen war es, einige operative Parameter des akustischen Moduls zu definieren und vorab zu bewerten, um dem Nutzer letztendlich die richtige Wahrnehmung von Distanz, Richtung und Geometrie basierend auf 3D-Tönen zu bieten. Da diese Ergebnisse mit der jeweiligen Tonart eng verbunden sein können, wurden unterschiedliche Töne getestet und bewertet. Wahrnehmung von Entfernung, Richtung und Geometrie wurden während der Tests in kleinem Rahmen evaluiert. Die erarbeiteten Ergebnisse zeigen eine kleine Systemschwäche bezogen auf die räumliche Wahrnehmung. Diese neue Thematik wird nun berücksichtigt, um diese Aspekte in der finalen Systemimplementierung zu verbessern.


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Positionierungseinheit

Acht unterschiedliche Töne wurden während der Tests in kleinem Rahmen evaluiert. Im Allgemeinen zeigten die erhaltenen Ergebnisse Abweichungen bezogen auf Sicherheit, Klarheit und Anpassungsfähigkeit der unterschiedlichen Töne. Das finale ARGUS-System wird jene Töne enthalten, die von den Nutzern am besten bewertet wurden.

Weitere Ergebnisse bezogen sich nicht nur auf operationale Parameter: Geeignetes Training scheint der Schlüssel dazu zu sein, um sicherzustellen, dass die Nutzer die Töne so wie beabsichtigt interpretieren.

Als tragbares mobiles Gerät bevorzugen die Nutzer ihr Smartphone – sie möchten kein zusätzliches Gerät nutzen. Aufgrund der Tatsache, dass aktuell verfügbare Smartphones nicht die Positionsgenauigkeit und -integrität liefern, die in ARGUS benötigt wird, wird ein separates Lokalisierungs- und Navigationsmodul (Positionierungseinheit) als Blackbox ohne visuelle Schnittstelle entwickelt. Die Positionierungseinheit zielt darauf ab, hochgenaue Informationen bezogen auf Position, Richtung und Geschwindigkeit an das Smartphone zu liefern, die der Genauigkeitsanforderung von ARGUS gerecht werden. Die Bestimmung dieser Größen wird durch das Koppeln von GNSS-Messungen (Messungen eines globalen Navigationssatellitensystems) und Messungen geliefert von einer inertialen Messeinheit (IMU) sichergestellt. Heutzutage dient GNSS als Schlüsseltechnologie für Navigation – auch für Nutzer, die zu Fuß unterwegs sind. GNSS erlaubt eine Positionsbestimmung mit ausreichender absoluter Genauigkeit, aber es leidet unter der Anforderung einer Sichtverbindung zwischen GNSS-Antenne und Satellit. Wenn ein Hindernis ein oder mehrere Satellitensignale blockiert, verringert sich die Positionsgenauigkeit und im schlimmsten Fall – wenn weniger als vier Satelliten sichtbar sind – ist keine Positionierung möglich. Speziell in Häuserschluchten tritt eine Signalblockierung auf und beeinflusst die Navigationsleistung maßgeblich. Außerdem ist es schwierig, die Lage des Nutzers mit GNSS zu bestimmen, vor allem wenn nur eine GNSSAntenne benutzt wird. Abhilfeschaffende Messungen können durch die Nutzung von autonomen Sensoren erreicht werden, die zusätzliche Daten für die Positionsberechnung liefern. Typischerweise werden inertiale Sensoren verwendet, um die Verfügbarkeit der Position zu verbessern. Diese Messungen können kurze GNSSBeobachtungslücken überbrücken.


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Bewegungssensoren wie Beschleunigungsmesser und Gyroskope können genutzt werden, um relative Positionen, Geschwindigkeiten und Richtungsänderungen zu berechnen. Oft sind Beschleunigungsmesser und Gyroskope mit einer orthogonalen Ausrichtung der Achsen in einer IMU enthalten. Die Verwendung einer IMU ist eine Herausforderung aufgrund ihrer großen Messabweichungen, der extremen stochastischen Veränderungen und der schnellen Änderung von Fehlercharakteristiken. Wird eine IMU jedoch zusammen mit GNSS verwendet, ergänzen sich die beiden. Die kurzzeitige Genauigkeit von GNSS ist gering, aber die längerfristige Genauigkeit von GNSS ist hoch. Eine IMU wird durch ihr gegensätzliches Verhalten charakterisiert: Die langzeitige Genauigkeit ist sehr gering aufgrund der Sensorenfehler, während die kurzzeitige Genauigkeit hoch ist. Die unterschiedlichen Eigenschaften von GNSS und inertialen Sensoren befähigen beide Systeme zur gemeinsamen Nutzung. Die Nachteile des einen Systems werden durch die Vorteile des anderen Systems beseitigt. Solch eine Kombination im Bereich der Navigation wird normalerweise mit einem Kalman-Filter durchgeführt, der ein optimales Instrument für die Fusion von unterschiedlichen Sensoren ist. Der Kalman-Filter führt zu einer Verbesserung der Genauigkeit, Verfügbarkeit und Integrität bezogen auf die Position und Lage des Benutzers. Einerseits dienen die Beobachtungen eines GNSSEmpfängers als absolute Positionsinformation, andererseits werden von der IMU bereitgestellte Beschleunigungsund Winkelgeschwindigkeitsmessungen für die Lagebestimmung und für die Berechnung der Geschwindigkeit des Nutzers verwendet. Beschleunigungen werden verwendet, um die Benutzergeschwindigkeit basierend auf verlässlicher Schritterkennung abzuleiten.

Routing-Anwendung Die Routing-Anwendung von ARGUS ist so konzipiert, um Routen im GPX-Format zu berechnen, basierend auf dem vom Nutzer vorgegebenen Start- und Zielpunkt. Zusätzlich können zuvor hochgeladene Tracks heruntergeladen werden. Die RoutingAnwendung erlaubt dem Nutzer, neue Routen vorzubereiten, bevor er über binaurale Töne navigiert wird. Die erste Version der Routing-Anwendung wurde unter Verwendung von OpenStreetMap(OSM)Daten aufgebaut. Die Städte San Sebastian (Spanien), Soest (Deutschland), Wien (Österreich) und Portsmouth (Großbritannien) sind dabei abgedeckt. Hinsichtlich dieser Daten wurde ein Routing-Netzwerk aufgebaut, das auf dem verfügbaren Fußweg- und Straßennetzwerk von OSM basiert. Zusätzliche Informationen wie Points of Interest (POIs) wurden hinzugefügt. Die Routenberechnung wird von hinderlichen und hilfreichen POIs beeinflusst, die von den Nutzern in das ARGUS-System integriert werden können, indem sie die Webschnittstelle oder die entsprechende Funktion auf dem Smartphone verwenden. Das Hinzufügen von POIs wird durch das Multilayer-Informationsmanagementmodul auf dem Server unterstützt. Somit wird ein dynamisches, benutzerdefiniertes RoutingNetzwerk erstellt, um den geeignetsten Weg vom Start- zum Zielpunkt zu ermitteln. Die Gewichtung des Routing-Netzwerkes wird zusätzlich basierend auf der verfügbaren passenden Punktinformation in OSM berechnet. ARGUS-Nutzern wird die Möglichkeit eingeräumt, sich für POIs von anderen Nutzern in der Gemeinschaft anzumelden, die den berechneten Weg ebenfalls beeinflussen. Vor der Integration mit dem Rest der ARGUS-Module, wie der barrierefreien Nutzerwebsite, wurde eine einfache Webschnittstelle für interne Tests der berechneten Wege erstellt. Die nächsten Schritte bei der Entwicklung der Routing-Anwendung werden eine eingehende Evaluierung der Routengenerierung, die mögliche Integration von zusätzlichen detaillierten Fußgängerdaten und die Überarbeitung und


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Erweiterung des Routenberechnungsalgorithmus sein.

Akustisches Modul Das akustische Modul des ARGUS-Systems ist hauptsächlich verantwortlich für die Erzeugung von binauralen Tönen, die den Nutzer bei einer bestimmten Navigationsaufgabe leiten. Abgesehen von anderen besonderen Anforderungen basierend auf der Analyse der Nutzeranforderungen und den Ergebnissen der Tests zum uneingeschränkten Hören und der vorläufigen Machbarkeitsstudie in Paderborn sind viele weitere Merkmale bezüglich der Wahrnehmung von binauralen Tönen in das endgültige Design des akustischen Moduls eingeflossen.

Lokalisierung binauraler Töne Der Mensch kann anhand von drei verschiedenen Differenzen (ILD, ITD und ISD) erkennen, was mit dem einen und was mit dem anderen Ohr wahrgenommen wird und somit unterscheiden, ob die Tonquelle vorne, hinten, links oder rechts ist. Wenn das Geräusch aus vertikaler Richtung kommt, wird die Lokalisierung nur anhand der Reflektionen der Ohrmuschel und ihrer Form vorgenommen. In diesem Fall kommt nur eines der drei Merkmale zum binauralen Hören zum Einsatz. Aus diesem Grund sind Menschen nur schlecht in der Lage, vorne und hinten zu unterscheiden, wenn das geräuschreflektierende Objekt oder das Geräusch selbst aus vertikaler Richtung kommt.

Psychologie des Hörens Viele Geräusche, die wir täglich hören, können nicht direkt gemessen werden; die Wahrnehmung von Höhe und Lautstärke entsprechen nicht direkt den gemessenen Werten der Amplitude und Frequenz des Geräusches. Außerdem werden nicht alle Geräusche zur Gänze wahrgenommen; viele Details gehen bei der Verarbeitung vom Ohr zum Gehirn verloren. Die Sensibilität des menschlichen Ohrs ist frequenzabhängig. Die am besten wahrgenommenen Frequenzen liegen im mittleren bis hohen Bereich, in dem die menschliche Sprache liegt. Um Geräusche im


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unteren Frequenzbereich wahrzunehmen, ist ein weitaus höherer Schalldruck notwendig als bei mittleren oder hohen Frequenzen. Diese Unterschiede können sehr einfach in einer Linie gleicher Lautstärke geschätzt werden.

ausgewählt, die von den Nutzern getestet wurden. Die Töne wurden mit Fokus auf Komfort, Klarheit und Sicherheit bewertet, indem die Nutzer sie zuerst alleine hörten und anschließend innerhalb einer Geräuschkulisse (Straßengeräusche).

Altersbedingter Hörverlust Die dem Gehörgang am nächsten gelegenen Haarzellen sterben als erstes ab, wodurch die Sensibilität des menschlichen Ohrs für hohe Frequenzen mit zunehmendem Alter abnimmt. Der Mensch verliert naturgemäß im Durchschnitt alle 10 Jahre einen Frequenzbereich von 2 kHz. In Hörgeräten kommen daher Tonus- und Ausgleichsregler zum Einsatz, um diesen Verlust zu kompensieren.

Der Haas-Effekt Wenn zwei identische Geräusche das Ohr erreichen, wobei einer von beiden mit einer leichten Verzögerung ankommt, wird das Gehirn das erste auswerten und das zweite ignorieren, auch wenn es weitaus intensiver ist. Wenn natürliche binaurale Töne zum Einsatz kommen, müssen frühzeitige Reflektionen zu jedem Zeitpunkt kontrolliert werden.

Binaurale Geräuschfilterung Die Fähigkeit, ein spezifisches Geräusch aus einer Geräuschkulisse herauszufiltern, wird enorm gesteigert, wenn man beide Ohren benutzt. Beim binauralen Hören werden nur sehr laute Geräusche oder zwei Geräusche, die aus derselben Richtung kommen, ausgeblendet. In lauten Umgebungen ist binaurales Hören daher sehr vorteilhaft, da Geräusche dank ihrer unterschiedlichen Position im Raum verschiedenen Quellen zugeordnet werden können.

Binaurale Tonauswahl Die kleine Nutzerstudie hat die endgültigen Wiedergabeparameter, die vom akustischen Modul verwaltet werden, und auch die Tonauswahl im finalen ARGUS-System sehr beeinflusst. Aus einer Liste von 27 möglichen unterschiedlichen Tönen wurden acht

Synthetische 3D-Töne Eine weiterentwickelte Version des akustischen Moduls wird einen unabhängigen 3DAudiogenerator zur Echtzeiterzeugung von binauralen Tönen enthalten. Der synthetische Teil des akustischen Moduls ist ein Algorithmus, der eine monoaurale Tondatei als Eingabe erhält und einen binauralisierten Ton mit den gewünschten Eigenschaften (Richtung) ausgibt. Diese Technologie ermöglicht es, Töne aktiv zu manipulieren, während der Nutzer sich bewegt, und synthetische 3D-Töne während der Navigation zu generieren.


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Website & soziale Netzwerke Die ARGUS-Website ist der Haupteinstiegspunkt für neue Nutzer. Hier können sie sich registrieren, Informationen über das ARGUS-System abrufen, lernen, wie man es nutzt, und die Anwendung herunterladen, die anschließend auf dem Smartphone installiert werden kann. Die Website kann in jedem Browser ohne Installation zusätzlicher Software geöffnet werden und ist barrierefrei zugänglich für alle, insbesondere für Nutzer mit Sehbehinderungen, die die Hauptzielgruppe des ARGUS-Systems darstellen. Die erste Version der Website wird nur in Englisch verfügbar sein, aber nach und nach auch in andere Sprachen übersetzt werden, beginnend mit Deutsch und Spanisch. Die Website wird den registrierten Nutzern weitere Funktionen bieten, wie z.B. das Erstellen neuer Routen mit Angabe von Start- und Zielpunkt oder das Auswählen bereits erstellter Routen aus der ARGUS-Datenbank. Die Nutzer können Routen (inklusive besonderer Punkte und weiterer ergänzender Hinweise) auf ihr Smartphone laden, sodass das ARGUS-System sie entlang dieser Routen mittels 3D-Tönen führen kann. Außerdem können die Nutzer das ARGUS-Konto mit ihren Profilen in unterschiedlichen sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter verbinden, sodass sie Routen und Erfahrungen mit anderen Nutzern austauschen können. Diese, durch soziale Netzwerke erweiterte, Umgebung ermöglicht es den Nutzern, Hilfe von Freunden oder anderen ARGUS-Nutzern zu bekommen – entweder bei der Planung neuer Routen oder während der Zielführung. Nach der Navigation entlang einer Route können Nutzer diese inklusive wichtiger Punkte, die sie möglicherweise während der Navigation hinzugefügt haben, in die ARGUS-Datenbank einstellen und sie mit Freunden teilen.

Integration und Validierung Eine erste Version des ARGUS-Prototyps wird Mitte Oktober in Soest (Deutschland) validiert. Zuerst werden Integrations- und Leistungstests durchgeführt, um zu garantieren, dass alle Module korrekt integriert sind und entsprechend ihrer Spezifikation arbeiten. Des Weiteren werden Praxistests mit vier blinden bzw. sehbehinderten Experten durchgeführt. Die Aufgaben, die getestet werden, beinhalten das Registrieren und Anmelden im ARGUS-System, das Erstellen einer neuen Route, das Herunterladen einer erstellten oder existierenden Route auf das Smartphone, das Navigieren entlang der Route und das anschließende Hochladen der erstellten Route. Für diese Tests wird die ARGUS-Anwendung auf einem AndroidSystem (Version 4.2) installiert, welches die Eigenschaften unterstützt, die für die ARGUSFunktionalitäten benötigt werden. Vor den Tests erhalten alle Nutzer ein technisches und binaurales Training. Der Fokus des technischen Trainings liegt darin, sicherzustellen, dass die Nutzer die Website und die mobile Anwendung nutzen können; das binaurale Training stellt sicher, dass die Nutzer das Prinzip der 3DRoutenführung verstehen. Gleich nach den Tests werden kurze Nutzerbefragungen basierend auf einem Fragebogen durchgeführt, um die Funktionalität des Systems zu validieren. Bei der Validierung liegt der Fokus auf Barrierefreiheit, Nutzbarkeit und Nutzerzufriedenheit bezüglich Website und Smartphone-Anwendung. Ende des Jahres wird es einen weiteren Nutzertest geben, in dem die endgültige Version des Prototyps validiert wird. Diese finalen Tests finden in den Städten der Projektpartner statt: Soest (Deutschland), Wien (Österreich), Portsmouth (Großbritannien), San Sebastian und Madrid (Spanien). In diesem Test wird die gesamte Systemfunktionalität mit mehr als 70 Nutzern getestet. Diese finale Testphase wird in Zusammenarbeit mit den Blinden- und Sehbehindertenorganisationen durchgeführt, die das Projekt unterstützen: ONCE, FTS, RNIB, VIIAG und unterschiedliche deutsche und österreichische Blindenorganisationen.


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Öffentlichkeitsarbeit Teilnahme an Veranstaltungen ARGUS wurde beim 9. Europäischen ITS-Kongress in Dublin (Irland) vom 4. bis 7. Juni präsentiert. Dieser Kongress erlaubte der Öffentlichkeit, die neuesten europäischen Fortschritte im Bereich der intelligenten Verkehrssysteme und innovativen Verkehrslösungen zu entdecken und erfahren. Das Leitmotiv in diesem Jahr war: „Echte Lösungen für echte Bedürfnisse“.

Das ARGUS-Team hat in den letzten Monaten außerdem an folgenden Veranstaltungen teilgenommen:  SightCity: 24. – 26. April, Frankfurt (Deutschland)  ENC 2013: 23. – 25. April, Wien (Österreich)  REAL CORP 2013: 20. – 23. Mai, Rom (Italien)  AGIT25: 3. – 5. Juli, Salzburg (Österreich) Siemens präsentierte das Konzept der 3DTonnavigation von ARGUS beim InMoBsWorkshop in Braunschweig, der am 28. und 29. Mai 2013 in den Räumlichkeiten des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR), das im Norden Braunschweigs liegt, stattfand. Der Fokus des Workshops lag in der Vernetzung und Kommunikation zwischen deutschen und europäischen Projektpartnern, die auf die Entwicklung von Navigationslösungen für die Zielgruppe der Blinden und sehbehinderten Nutzer spezialisiert sind. Das Barrierefreiheitsteam von Siemens präsentierte den nutzerorientierten Designansatz gefolgt von einer bewegten Plenumsdiskussion, die sich rund um die 3D-Tonnavigationsprinzipien von ARGUS drehte. Einige Präsentationsmaterialien wurden an die Teilnehmer verteilt. Ein erfolgreiches Vernetzen mit deutschen und europäischen Partnern wurde erreicht. Guide4Blind entschloss sich, ARGUS mit hochgenauen Kartendaten für

die bevorstehenden Nutzertests in Soest im Oktober zu unterstützen.

Internet Laufende Aktualisierungen finden Sie auf der www.projectargus.eu

und Neuigkeiten Projekt-Website:

ARGUS-Profile in sozialen Netzwerken:  facebook.com/ProjectArgus  twitter.com/projectargus  linkedin.com/groups/Project-Argus-4467131  vimeo.com/argusfp7  youtube.com/user/ArgusFP7 Audioversionen der früheren Ausgaben des ARGUS-Newsletters wurden im ARGUS-Podcast veröffentlicht und in die Projektwebsite eingebunden.

Publikationen  Ein Artikel wurde in Navigation News, dem Magazin des Royal Institute of Navigation (Mai 2013) veröffentlicht.  Etliche Konferenzbeiträge und Präsentationen wurden bei unterschiedlichen Veranstaltungen eingereicht.

Medien 

Ausstrahlung in einem österreichischen Radiosender: science.ORF.at (22. Juli)

Organisation von Veranstaltungen 

Siemens organisierte einen weiteren Workshop in Paderborn (Deutschland), in dem das ARGUS-System präsentiert wurde.


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Nächste Schritte im Projekt

Konsortium

Hauptaufgaben Im Oktober 2013 wird die Realisierung eines ersten funktionellen Prototyps des ARGUSSystems für Tests und Bewertungen bereit sein. Die ersten Bewertungsergebnisse werden den Gutachtern der Europäischen Kommission bei der zweiten Überprüfungskonferenz im November präsentiert. Basierend auf den Bewertungsergebnissen wird die Entwicklung des ARGUS-Systems verfeinert und komplettiert. In der finalen Projektphase werden zusätzliche Anstrengungen unternommen, um die Projektergebnisse zu veröffentlichen und für die zukünftige Verwertung vorzubereiten.

Teilnahme an Veranstaltungen In den nächsten Monaten wird das ARGUS-Team an folgenden Veranstaltungen teilnehmen:  AAATE 2013: 19. Sep., Vilamoura (Portugal)  ION GNSS 2013: 19. Sep., Nashville (USA) Besuchen Sie unsere Präsentation in Session F4: „New Products and Commercial Services”. Das gesamte Programm finden Sie online unter: http://www.ion.org/meetings/pnt2013program.cfm

 ICT 2013: 6. Nov., Vilnius (Litauen)

Newsletter abonnieren http://projectargus.eu/newsletter.asp

Projektunterstützer Kontaktinformation Oihana Otaegui VICOMTECH-IK4 (www.vicomtech.es) Mikeletegi Pasealekua 57 Parque Tecnológico E-20009 Donostia - San Sebastián, SPANIEN Tel: [+34] 943 30 92 30 contact@projectargus.eu http://www.projectargus.eu


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