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Nigeria
FLUCHT VOR DEM TERROR
Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas herrschen große Spannungen, auch wegen terroristischer Gruppierungen wie Boko Haram, die für die Vertreibung von Zehntausenden verantwortlich sind. Dr. Vincent Faboya Oluemi, Arzt und medizinischer Berater, berichtet von seiner Arbeit in einem Camp für Vertriebene in der nigerianischen Stadt Damboa.
„In den vergangenen Monaten gab es vermehrt bewaffnete Angriffe, Gewalt und Entführungen. Die Situation wird immer schlimmer. In der Umgebung sind Artillerie und Schüsse zu hören. Aber die Provinzhauptstadt Maiduguri ist relativ sicher. Die Angriffe passieren außerhalb der Stadt, und Damboa selbst ist ruhig.
Etwa drei Viertel unserer Patient*innen kommt von außerhalb des Camps, oft sind es Flüchtlinge, die in den umliegenden Dörfern leben. Der Andrang ist groß – schon um sechs Uhr morgens bilden sich regelmäßig Schlangen vor unserer Klinik. Das medizinische Personal behandelt oft mehr als 50 Personen am Tag.
Bei unserer Arbeit hier im Camp gibt es viele Herausforderungen, wie etwa die schlechten hygienischen Bedingungen. Dabei können wir Infektionen nur eindämmen, wenn Hygienestandards eingehalten werden. Jedes Jahr bricht die Cholera aus, meistens in der Regenzeit. 2018 haben wir eine große Cholera- Impfkampagne durchgeführt und 2019 tatsächlich signifikant weniger Erkrankungen registriert. Das war ein großer Erfolg für uns!
„Als ich einmal durch das Camp ging, fiel mir ein 12-jähriges Kind mit einer offenen Fraktur auf. Es hatte seit sechs Monaten im Bett gelegen und war extrem unterernährt. Es gelang uns, das Kind erfolgreich zu behandeln und sein Leben zu retten. Wenn der Junge mich heute sieht, winkt er mir immer und kommt zu mir.“ – Dr. Vincent Faboya Oluemi, Arzt und medizinischer Berater
Was ebenfalls schon seit zwei Jahren sehr gut funktioniert, ist das Überweisungssystem, wodurch Schwerstkranke in Krankenhäusern oder spezialisierteren Gesundheitsstationen weiterbehandelt werden können. Auch bei der Zusammenarbeit mit den anderen Organisationen erleben wir eine große Solidarität.“
Ärzte der Welt versorgt in den sieben Kliniken in und um Maidiguri und Damboa geflüchtete Menschen durch Basisgesundheitsdienste, Schwangerschaftsvor- und -nachsorge, Impfungen und die Behandlung von mangelernährten Babys und Kindern. Auch psychosoziale Angebote sind wichtig für die Menschen, die vor und während der Flucht oft schreckliche Gräueltaten miterleben mussten und teils selbst Gewalt erfahren haben. Für Überlebende sexueller Übergriffe gibt es spezielle Therapieangebote.
Wo wir sind
7 Gesundheitszentren in Maiduguri und Damboa, Bundestaat Borno im Nordosten Nigerias
Was wir wollen
Den Zugang zu Gesundheitsversorgung für die geflüchtete und einheimische Bevölkerung verbessern
Was wir tun
Basisgesundheitsversorgung; Psychosoziale Unterstützung; Ganzheitliche Hilfe für Überlebende geschlechtsbezogener Gewalt; Bekämpfung von Unterernährung
Was wir erreicht haben
(in allen von Ärzte der Welt unterstützten Kliniken)
67.800 Konsultationen, darunter 19.500 Schwangerschaftsuntersuchungen
19.300 Gemeindemitglieder nahmen an Sitzungen zur Gesundheitsaufklärung teil.
36.000 Teilnehmer*innen wurden durch psychosoziale Sitzungen (Einzel- und Gruppensitzungen) erreicht.
172 Betroffene wurden wegen geschlechtsspezifischer Gewalt behandelt.
Erstellung eines Cholera-Notfallplans
Finanzierung
1.175.257 € Auswärtiges Amt (Teilfinanzierung für Kliniken in Damboa und in Maiduguri)