Michel Brunner
A L L der E Schweiz EN
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www.as-verlag.ch © AS Verlag & Buchkonzept AG, Zürich 2017 © Alle Rechte vorbehalten Layout, Konzept, Texte & Bilder: Michel Brunner (www.proarbore.com) Drohnenbilder: Siehe Bildnachweis Herstellung: AS Verlag & Grafik, Urs Bolz Korrektorat: Carla Ritter-Just, Müllheim Druck und Einband: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe ISBN 978-3-906055-67-1 Der AS Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016 – 2020 unterstützt.
Inhaltsverzeichnis
S. 5 S. 6 S. 8
S. 10
7
S. 54
Wettingen AG Platanen-Allee
S. 52
STANDORTKARTE
ALLEENPORTRÄTS
S. 258 ALLEENINVENTAR
GELEITWORT
S. 278 LITERATURVERZEICHNIS
VORWORT
S. 286 BILDNACHWEIS
EINLEITUNG
47
S. 126 Maienfeld GR Pyramidenpappel-Allee
80
S. 194 Diessenhofen TG Birken-Kirschen-Allee
10
S. 60 Allmendingen bei Bern BE Linden-Allee
48
S. 132 Zizers GR Birnen-Allee
81
S. 198 Märstetten TG Apfel- & Birnenspalier-Laubengang
11
S. 64
Belp BE Rosskastanien-Allee
49
S. 136 Delsberg JU Eichen-Linden-Allee
83
S. 202 Romanshorn TG Platanen-Allee
13
S. 70 Büetigen BE Pyramidenpappel-Halballee
50
S. 144 Les Genevez JU Gemischte Baumarten-Allee
88
S. 210 Collina d‘Oro TI Säulenzypressen-Allee
14
S. 74
52
S. 150 Alberswil LU Hainbuchen-Laubengang
95
S. 216 Cudrefin VD Pyramidenpappel-Halballee
20
S. 80 Oberhofen am Thunersee BE Hainbuchen-Laubengang
54
S. 154 Kriens LU Lärchen-Linden-Allee
96
S. 220 Ecublens & Saint-Sulpice VD Platanen-Allee
22
S. 84
57
S. 164 Chézard-Saint-Martin NE Fichten-Allee
100
S. 222 Yverdon-les-Bains VD Pappel-Halballee
23
S. 90 Schlosswil BE Linden-Buchen-Allee
60
S. 168 Milvignes /Colombier NE Platanen-Rosskastanien-Doppelallee
102
S. 226 Martigny VS Pappel-Pyramidenpappel-Allee
27
S. 96
Rothenfluh BL Birnen-Walnuss-Halballee
62
S. 174 Villiers NE Gemischte Baumarten-Allee
103
S. 228 Turtmann VS Pyramidenpappel-Weiden-Halballee
30
S. 106 Basel /Hirzbrunnen & Riehen BS Roteichen-Halballee
63
S. 180 Buochs NW Hainbuchen-Laubengang
104
S. 232 Walchwil ZG Birken-Allee
34
S. 110 Düdingen /Balliswil FR Gemischte Baumarten-Allee
67
S. 184 Flawil /Tal SG Weiden-Laubengang
107
S. 238 Hofstetten ZH Weissdorn-Halballee
41
S. 118 Satigny GE Hybridnuss-Allee
74
S. 186 Biberist SO Linden-Allee
109
S. 246 Uitikon & Zürich /Albisrieden ZH Bergmammutbaum-Allee
42
S. 122 Versoix GE Platanen-Halballee
75
S. 188 Feldbrunnen-St. Niklaus SO Linden-Allee
118
S. 250 Zürich /Sihlfeld ZH Platanen-Halballee
Burgistein BE Linden-Allee
Rüeggisberg BE Thuja-Allee
6
SH
Schaffhausen
72 85
80
84 86 30
BS
29
31
Basel
JU
Delsberg
51 50
5 28
26
49
Liestal
BL
NE 61 56
95
58 94 100
Freiburg
Zug 52
LU
Luzern
35
22
12
19
11
10
21
15
34
14
98
Bern 18
23
BE
24 25
FR
17
104
67
106
Stans
53
64
Sarnen
OW
63
65
NW
9 8
44
SZ
43
Glarus
46 66
Schwyz 93
70
SG
71
ZG 79
AR
Appenzell
AI
108
55
83
St. Gallen Herisau
107
109 118 119
54
60
110
114 116 113
6
16
Neuenburg 59
4
AG
Zürich
7
68 69
77
62
Aarau
76
111
ZH
1
TG
117 115 120
73
13
2
75
78 74 57
27
81
Frauenfeld
112
3
SO
Solothurn
82
105
GL
47
45 48
Altdorf
Chur
UR
20
GR
33
VD
32
99 96 97
Lausanne
42 39 40 37
41
GE
101 103
Genf
Sitten
38 36
VS
TI Bellinzona 90
!
102
88 92
Quelle: Bundesamt für Landestopografie
89 91 87
Nur klein im Alleen- inventar enthalten
!
Zusätzlich gross unter den Alleenporträts enthalten
Die Standortziffern dienen als Referenznummer und finden sich als Vergleichsmöglichkeit in den Einleitungstexten, den Alleenporträts sowie im hinteren Buchteil im Alleeninventar.
Einleitung
IDEOLOGIE DIE ALLEE – IDEE UND ERFINDUNG DES MENSCHEN
Bild rechts: Das private Anwesen des Landsitzes «Weisse Laus» ist ein frühes barockes Zeugnis und besitzt eine alte Laube (vgl. Nr. 78)
Gewiss war die Natur Ursprungsinspiration einer Baumreihe, beispielsweise ein von Wasser umsäumter Pflanzengürtel einer Oase, ein durch Gewässer begrenztes Gehölz oder ein ergrünter Lawinenzug an der Vegetationsgrenze. Auch Waldbäume, insbesondere jene der kalifornischen Mammutbaumwälder, verblüffen teils mit einer anscheinend präzisen Anordnung einer Baumreihe. Diese entsteht, wenn Jungbäume auf dem nährstoffreichen und zu Beginn vorteilhaft erhöhten Untergrund eines gestürzten, geradwüchsigen Waldriesen spriessen. Entlang des modernden Stammes entwickeln sich die Bäume wegen des geringen Lichtanteils und dem beschränkt zur Verfügung stehenden Wurzelbereich in erstaunlich regelmässigen Abständen, was mit fortgeschrittenem Alter der Bäume und der Auflösung des liegenden Mutterstammes durchaus wie eine künstliche Anpflanzung anmuten kann. Abgesehen von diesen natürlichen Umständen ist die «Idee der Allee» aber eine durch den Menschen erschaffene Erfindung, die erst im Barock ihre Hochblüte erlebte. Im Vergleich zu anderen Erfindungen ist unbekannt, wann, wo und von wem die erste Allee angelegt wurde. Prinzipiell wäre dies bereits mit dem Sesshaftwerden des Menschen in der Urzeit denkbar. Auch die Anwendung gezielter Proportionen wusste der Mensch schon sehr früh einzusetzen. Davon zeugt bereits die vor rund 35000 Jahren aus Mammutelfenbein geschnitzte «Venus
12
von Hohlefels» oder spätestens die ägyptische Baukunst im Altertum (siehe S. 30). Die Allee ist ansonsten an einen Weg geknüpft; in Mitteleuropa entstanden während der jüngeren Steinzeit (2 000 v. Chr.) die ersten Wegenetze, als die Menschen Tauschhandel betrieben. Da die Alleenliteratur das Thema meist geografisch angeht, bleibt die zeitliche Entstehungsgeschichte der Alleen oft verwirrend. Obschon man keine klare chronologische Abfolge zu zeichnen vermag, soll im Kapitel «Historiologie» versucht werden, darauf Bezug zu nehmen. Um die Anwendungsvielfalt von Alleen zu erklären (siehe unter Typologie), ist es wichtig, auch auf kunst- und kulturgeschichtliche Aspekte einzugehen. Dass Alleen ursprünglich aus okönomischen oder repräsentativen Gründen gepflanzt wurden und dass einer individuellen Allee keine grosse Verehrung zuteil wurde, zeigt auch der Umstand, dass im Vergleich zu anderen Baumkulten mythologische Ansätze unbekannt sind. Da sich die Allee praktisch aus der Landschaftsarchitektur entwickelte, wird neben den wichtigsten geschichtlichen Wendepunkten in der Malerei, Musik, Mode, Literatur, Wissenschaft und Politik der Fokus hauptsächlich auf die Architektur gerichtet. Die Einteilung in Epochen entwickelte sich in den einzelnen Ländern oft zeitverschoben oder unabhängig, weshalb eine klare zeitliche Einteilung oft nur auf sehr groben Angaben beruhen kann.
ROSSKASTANIEN IM ROKOKO 11
Auf alten Sujets erkennt man den «tapis vert»
ROSSKASTANIEN-ALLEE Belp BE
Im Frühling ein weisser Teppich mit abertausend Blütenköpfen, die den düsteren Gang selbst nachts noch erhellen. Wer hier die Szenerie verinnerlicht, verfällt in Dornröschens Schlaf und merkt erst, was es geschlagen hat, wenn die nächtlichen Klänge der in den alten und teils hohlen Bäume hausenden Eulen einen wachrufen. Verloren schien mir bei Tage auch eine einsame Tulpe, deren rotes Blütenkleid neckisch aus dem Bärlauchmeer lugt. Auch sie perfekt inszeniert, als hätte man sie dorthin verpflanzt. Aber ausser dem 2017 renovierten Bassin, Springbrunnen und der Grotte am Ende der «Südallee», hat man der Natur hier freien Lauf gelassen. Die verwunschene RosskastanienAllee auf dem privaten Areal der Campagne Oberried ist gerade deshalb europaweit so einmalig. Der Mensch hat Prunkvolles erschaffen, aber erst die Natur sorgte für Vollendung! Im kalkweissen Blütentraum ist es, als hinge man Kopf über an einer rokokoverzierten Stuckaturdecke, umgeben von Rosskastanien, die wie mächtige Kronleuchter, fürstlich geschmückt mit unzählbaren weissen Blütenkerzen, an Versailles Spiegelsaal erinnern. Ein gelungenes Ensemble, das zum einen dank eines vernachlässigten Eingriffs durch den Menschen, zum anderen durch den stets feuchten, quellreichen Boden und die intensive Beschattung der Rosskastanien den Bärlauch gedeihen liess. Auch die Rosskastanien kommen in jungen Jahren mit sehr wenig Licht aus und nutzen jeden Zwischenraum.
66
Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt im Pindosgebirge, in den Schluchten des Balkans. Der «Schwarze Schatten» der Rosskastanie ist zu einem Begriff geworden. Dank der lichtschluckenden Eigenschaft wurde die Rosskastanie mit ihren riesigen Blättern als bevorzugter Alleebaum gepflanzt. Darüber hinaus eignete sie sich vorzüglich für die Kühlung der darunter befindlichen Bierkeller und wurde deshalb in Bayern zum Stammgast der Biergärten. Über das erfrischende Schattenreich in Belp schrieb 1909 übrigens auch Schriftsteller Otto Friedrich Rudolf von Tavel (1866 – 1934): «Der Reichtum an Schattenbäumen und der grosse Überfluss an Quellwasser machten Oberried zu einer der schönsten Sommerresidenzen des an hübschen Landsitzen so reichen Kantons Bern.» Von Tavel ging übrigens in die Literaturgeschichte ein, als er 1901 den ersten berndeutschen Roman «Jä gäll, so geit’s» schrieb – ein Familiendrama, das im Landsitz Oberried spielt. Die Rosskastanie wurde als Modebaum allerdings nicht von allen bejubelt. Antoine-Joseph Dezallier d’Argenville (1680 –1765) meinte als Schriftsteller und Naturhistoriker abschätzig: «[...] aber all die Gerüche, die sie ununterbrochen in den Alleen verursacht, durch den Fall ihrer Blüten im Frühling, durch den Fall ihrer Igel und Kastanien im Sommer und ihrer Blätter zu Beginn des Herbstes, vermindern doch ihren Wert. Hinzu kommt, dass sie sehr von Maikäfern befallen wird und von Raupen, die sie wäh-
DIE ZWÖLF APOSTEL UND IHRE ZWILLINGE 22
THUJA-ALLEE Rüeggisberg BE
Mit der Gründung des um 910 erbauten Benediktinerklosters in Cluny im Burgund erlangte diese Abtei dank der von den Mönchen eingehaltenen strengen Regeln des Heiligen Benedikt grosse Berühmtheit und damit auch Reichtum. Die Klosterreform machte Cluny im Mittelalter rasch zu einem religiösen Zentrum und breitete sich durch ihre Schenkungen in ganz Europa aus. Die Cluniazenser unterstützten vor allem auch die Jakobspilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela und bauten an der Pilgerroute Klöster, Hospize, Herbergen und Spitäler. Auch in der Schweiz entstanden Cluniazenser-Niederlassungen, beispielsweise auch in Romainmôtier, Payerne, Saint-Sulpice und auf der St. Petersinsel, um einige zu nennen. Das erste Tochterkloster im deutschsprachigen Raum entstand bereits ab 1075 – es wurde auf erhöhter Lage in Rüeggisberg erbaut. Im Wesentlichen war die Bauart von der Mutterkirche in Cluny inspiriert, verschiedene Bauelemente wie auch die Verwendung von Ziegeln deuten aber darauf hin, dass die Erbauer nicht aus Frankreich, sondern eher aus der Lombardei kamen. In Rüeggisberg boten die kaum mehr als ein halbes Dutzend dort lebenden Mönche den Pilgern Unterkunft und Verpflegung an. Die Blütezeit des Klosters war allerdings nur von kurzer Dauer, und bereits in der Krise vor 1300 wohnten die Mönche nur noch in einem Teil der Klosteranlage. Einige Räume waren bereits damals
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nicht mehr unterhalten, verbrannt oder eingestürzt, in anderen hausten Bauernfamilien mit ihren Tieren. Die Freiburger plünderten 1341/42 das Kloster, welches danach von Prior Simon von Nyon erneuert wurde, schliesslich aber 1484 in Misskredit geriet und dem St. Vinzenzenstift am Berner Münster einverleibt wurde. Die leerstehenden Gemäuer wurden daraufhin abgetragen und für anderweitige Bauzwecke verwendet. Zu Beginn benutzte der Ortspfarrer immerhin den Südflügel noch als Wohnhaus, danach entstand eine Mädchenerziehungsanstalt, 1875 brannte das Kloster aber schliesslich nieder. Das heute noch erhaltene Querhaus im Norden wurde bis 1942 als Haberhaus (Scheune) genutzt, eine Ansichtskarte um 1910 – fotografiert von Ernst Selhofer – zeigt eine mit Bäumen und Sträuchern zugewucherte Ruine mit eingezäuntem Garten. 1938 –1947 sowie 1988 –1991 wurden bei Restaurationen die Grundrissmauern freigelegt und die romanische, dreischiffige Basilika liess sich wieder erahnen. Allerdings besteht heute gerade mal nur noch ein Elftel des Klosters, das früher mit 52 m Länge und 27 m Breite das grösste Sakralgebäude der Region darstellte. Heute wird man beim Betreten des ehemaligen Hauptschiffes von zwei Reihen Thujen eingeschlossen, die hier zu je sechs Stück nebeneinander stehen. Die immergrünen Wächter der Schlosskirche helfen der inneren Einkehr und mahnen zu Ehrfurcht am heiligen Ort.
ALLEE MIT BAUMSAAL AM SCHLOSS WYL 23
Die Nachpflanzungen aus Linden um 2001/02
LINDEN-BUCHEN-ALLEE Schlosswil BE
Im Kanton Bern scheint es von Schlössern oder zumindest Schlösschen, wie man die Herrenhäuser (Campagnen) liebevoll bezeichnet, nur so zu wimmeln. Die Denkmalpflege zählt 68 solcher Baulichkeiten, die früher oftmals nur den Sommer über Patriziern als Landsitz dienten. Zwei Dutzend dieser Herrschaftssitze sind in privatem Besitz, darunter auch Schloss Wyl mit seinem 43m hohen Bergfried. Nicht wenige der Schlösser weisen auch heute noch Restbestände barocker Gartenanlagen mit dazugehörigen Schlossalleen auf. Eine von insgesamt zwei Alleen am Schloss Wyl gilt mit rund 500 m als längste Schlossallee des Kantons Bern. Wie jedes Schloss hat auch Schloss Wyl eine wechselhafte Besitzergeschichte hinter sich. Erstmals erwähnt wurde es 1146 durch die Freiherren von Wiler an einem in Worb tagendem Gericht. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde das Schloss mit dem markanten Hauptturm ausgestattet. Nachdem das Geschlecht der Herren von Wiler ausgestorben war, ging das Schloss nach 1350 an verschiedene städtische Bernburger über, die ihre Herrschaftsrechte aber verloren, als 1789 die Franzosen einmarschierten. Nach 800-jähriger Zugehörigkeit wurde im Jahre 2000 das Schlossgut vom Schloss getrennt und an den Bauern Hans Stucki verkauft. Auch das Schloss, das rund 200 Jahre lang als Regierungsgebäude benutzt wurde, kam 2011 wieder in private Hände und wurde
92
vom Medienwissenschaftler und Unternehmer Prof. Dr. Matthias Steinmann, dem auch das Schlössli Ursellen gehört, erworben. Steinmann gründete die «Stiftung Schloss Wyl», womit Park und Allee öffentlich begehbar bleiben und die meisten Räume nach Wunsch für Anlässe aller Art zur Verfügung stehen. So lockten nicht nur die Ausstellungen zahlreiche Besucher an, auf dem Standesamt des Schlosses haben sich bis 2017 bereits über 180 Hochzeitspaare trauen lassen. Dem schreibversierten Schlossherrn ist es zu verdanken, dass nebst der dokumentarischen Schlossgeschichte auch viele persönliche Gedanken rund um sein Leben und seine Schlösser zusammengetragen wurden. Die Steinmanns nahmen nie ein Blatt vor den Mund und wussten ihrem Ärger über Ungerechtigkeiten stets Luft zu machen und sich zu wehren. Das Bauerngeschlecht Steinmann litt nämlich einst auch unter den Machtansprüchen der Herrschaft von Schloss Wyl. 1653 war es Kriegsrat Hans Steinmann, der die revolutionären Bauernkrieger aus Gysenstein mit anführte und sich in einem Volksaufstand gegen die habgierige Obrigkeit zur Wehr setzte. Er war vermutlich auch dabei, als man sich 1653 im Bauernkrieg in Huttwil zusammentat und als Bauernführer Niklaus Leuenberger (1615 – 1653) im April desselben Jahres den Murifeld-Friedensvertrag mit den «gnädigen Herren» abschloss. Kurz darauf wurde der Vertrag aber
ES RÜTTELT DER WIND AM KLAPPERGESTELL 47
Wechselständigkeit schützt am besten vor Wind
PYRAMIDENPAPPEL-ALLEE Maienfeld GR
In der Bündner Herrschaft entlang der Rheinebene sind Baumreihen im Vergleich zu anderen Regionen im Kanton Graubünden gut vertreten. Das längste und schönste Teilstück einer Alleenroute, die praktisch von Landquart bis nach Sargans führt, befindet sich auf dem Gemeindeboden von Maienfeld. Der Zweckverband Falknis, ein Forstund Werkbetrieb, unterhält im Auftrag des Tiefbauamts Maienfeld hier einen einzigartigen Alleenbestand. Bereits in der Flur Stelli stehen im Süden die ersten Alleebäume neben der Landstrasse und führen auf 2,8 km Länge bis zum Städtli Maienfeld, das für touristische Zwecke gerne auch als Heididorf bezeichnet wird. Im mittleren Abschnitt begleiten die Bäume zwei- bis dreireihig zusammen mit dem Mülbach die Kantonsstrasse. Hier bilden vor allem Birken (vgl. Nr. 46) und daneben Erlen einen eindrucksvollen Alleenbestand. Ansonsten finden sich auch Eschen, Kiefern, Eichen, Walnüsse und Feldahorne. Die Alleentour lässt sich aber durchaus erweitern, denn wenn man die Hauptstrasse nordwärts weiterfährt, trifft man kurz vor dem Rheinübergang auf eine Pyramidenpappel-Allee, und auf der anderen Seite der Brücke wurden in Bad Ragaz beidseitig junge Pyramideneichen angepflanzt. Nördlich davon fällt an der Maienfelderstrasse eine Birken-Allee auf, deren Anzahl Bäume aber leider bereits stark abgenommen hat. Ausserhalb von Bad Ragaz an der Sarganserstrasse steht in der Gemeinde Vilters-Wangs
128
ein Restbestand von Pyramidenpappeln, von denen viele bedauerlicherweise bereits gefällt wurden. Insgesamt verschwand zwischen Bad Ragaz und Sargans in den letzten 25 Jahren schon ein Viertel aller Pyramidenpappeln. Die ursprünglich zum Austrocknen der Naturstrassen und als Leitsystem angepflanzten Bäume werden leider auch heute noch wegen Sicherheitsbedenken oft frühzeitig gefällt. Die hier porträtierten Pyramidenpappeln an der Wiesenstrasse stehen aber glücklicherweise an einer wenig befahrenen Nebenstrasse. Mittlerweile hat sich die Allee sogar zu einer der schönsten ihrer Art in Europa entwickelt, wobei sie natürlich von einer herrlichen Alpenkulisse unterstützt wird. Sie beginnt neben der ebenso eindrucksvollen Birken-Allee und führt Besucher hinter dem Mülbachkanal Richtung Jenins. Im Gegensatz zu den gegenständigen Alleen, bei denen sich jeweils immer zwei Bäume links und rechts des Weges gegenüberstehen, wurde die Pyramidenpappel-Allee in Maienfeld wechselständig angelegt. Das versetzte Anpflanzen hat den Vorteil, dass Wurzelund Kronenraum mehr Platz bekommen. Wechselständige Alleen schützen ausserdem auch besser vor Wind. Von der Vogelperspektive aus betrachtet, fügen sich diese als zusammenhängendes Kronenbild abwechslungsweise linksund rechtsseitig ineinander und geben dem Ganzen Halt. Doch ist eine Allee wie eine Kette immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied, weshalb es wie bei gegenständiger
gänzt. Die heute vernachlässigte Allee war vermutlich ursprünglich ebenfalls vierreihig als Doppelallee angepflanzt worden. Es ist sicherlich kein Zufall, dass ihre Sichtachse ebenfalls zum Schloss zeigt. Doppelalleen erkennt man oft nicht auf den ersten Blick, denn während die insgesamt vier Reihen von der klassischen Zentralperspektive besonders klar daherkommen, wird der strenge Bezug zur Linie bei seitlicher Ansicht gebrochen oder optisch gar ganz aufgehoben. Vor allem die durch Efeu bewachsenen Stämme nehmen in der «Allée des Bourbakis» einen fast schon natürlichen Waldcharakter an. Die in Colombier angeordneten Alleen entsprechen aber klar barocker Vorstellung. Gärtnerische Richtlinien besagten früher, wie man eine Allee mit welcher Art in welchem Typus und mit welcher Schnitttechnik zu pflanzen und pflegen hatte. Die Anordnung der einzelnen Bäume zueinander wie auch der Abstände zu den Linien einzelner Reihen folgten sehr bewussten Proportionen. Die führenden Landschaftsgärtner gaben hierfür stets die Anleitung dazu, obschon die einzelnen Gartenkünstler nicht immer zwingend gleicher Meinung zu sein schienen. Eine Doppelallee wird grundsätzlich durch vier Reihen gebildet, das sind drei aneinanderhängende Alleen. Die Hauptallee in der Mitte ist meist wesentlich breiter als die beiden seitlichen Baumgänge. Gustav Ammann beobachtete beispielweise, dass bei einer äusseren Allee die beiden Baumreihen zueinander nur halb so weit ausseinanderstehen wie die beiden inneren Reihen der Hauptallee. So existieren beispielsweise Abstände von 3 x 6 x 3 Metern oder bei einer grossen Alleenanlage Abstände mit 8x16x8 Metern. Bei letzterem Beispiel wurden die Bäume innerhalb einer einzelnen Reihe – in der Tiefe betrachtet – mit einem Baumabstand von 4 Metern versehen, also wieder-
um die Hälfte des auf die Breite bezogenen Abstandes der äusseren beiden Baumreihen. Auch in Bezug auf die Gesamtlänge der Allee gab es Wunschmasse. «Denn, sind sie nach ihrer Länge zu breit, oder gar zu schmal, so verlieren sie dadurch vieles von ihrer Schönheit; dagegen aber kann man sie niemahls zu lang machen, sondern je länger sie sind, desto schöner fallen sie ins Auge.» – Entnommen aus «Oeconomische Encyclopädie, oder allgemeines System der Land-, Haus- und Staats-Wirtschaft, in alphabetischer Ordnung [...] von D. Johann Georg Krünitz». Landschaftsarchitekt Eduard Petzold (1815 –1891) äusserte sich kritisch gegenüber den neuen «Schönheitslinien» des englischen Gartenstils, wo klare Linien plötzlich verschmäht wurden und man die Alleen gebogen anpflanzte. «Man vergass dabei gänzlich, dass in den erhabensten Werken derselben die gerade Linie vorherrscht, wie wir es z.B. an dem sichtbaren Horizont des Meeres gewahren», so Petzold. Aber selbst der deutsche Gartengestalter Friedrich Ludwig von Sckell (1750 –1823) meinte: «Keine Auffahrt im natürlichen Geschmacke, und wenn sie auch alle malerischen Vorzüge darbietet, kann mit einem Pallaste, den die höhere Baukunst mit all dem Pompe, der ihr zu Gebot steht, geschmückt hat, so in Verbindung treten, als eine im grossen regelmässigen Style aufgestellte Avenue, [...]. Nur solche ehrwürdige künstliche Auffahrten vermögen zu verkünden, dass sie zum PrachtWohnsitze eines Regenten hinführen, und auch nur diese sind im Stande, durch ihren majestätischen Charakter, der ihnen ganz eigen ist, hier Fürstengrösse auszudrücken.» Auch wenn es nicht bekannt ist: Die für die Schweiz äusserst früh angelegten Doppelalleen in Colombier gehören entschieden zu den bedeutendsten des Landes und spielten vermutlich sogar eine Vorreiterrolle.
174
TRENNWAND FÜR LUST- UND NUTZGARTEN 81
Fünf Spalierobstbäume, wie schützende Hände
APFEL- & BIRNENSPALIER-LAUBENGANG Märstetten TG
Direktor Heinrich Gimpert (1867 –1943), Gründer einer Leim- und Düngerfabrik, liess die Villa Gimpert 1895 als Wohnsitz erbauen. Nach Gimpert wurden die Räumlichkeiten als Büro von der Firma «Polygal AG» benutzt, zuerst zur Miete, später wurde das Grundstück durch den Familienbetrieb käuflich erworben. Heutiger Geschäftsleiter und Inhaber ist Emanuel Greminger. Die Familie Greminger hat sich von Beginn an mit viel Herzblut dem Erhalt und der Pflege des historischen Parks gewidmet. So steht auch heute noch ein ganz besonderes Schmuckstück im privaten Villengarten. Hier trennt die wohl bedeutendste Obstspalierlaube der Schweiz den Park, der zum Lustwandeln einlädt, vom ehemaligen Nutzgarten. Dort, wo heute ein Wohnhaus steht, befand sich einst eine Versuchsfläche mit Treibbeeten der ehemaligen Düngerfabrik. Die räumliche Trennung wurde hier besonders gekonnt ausgeführt, wofür sich auch Marianne Probst, die sich seit bald 30 Jahren mit historischen Gärten befasst, vom ersten Augenblick an, als sie die Laube sah, begeisterte. Durch die jahrelange Zusammenarbeit mit Claudia Greminger, die selber stets tatkräftig im Park mit anpackte, entstand eine vertrauensvolle Freundschaft zwischen den beiden. Noch heute sind sie Feuer und Flamme, wenn es um die so geschickt geformte Obstbaumlaube geht, denn diese beinhaltet zur Hauptsache Birnen und vor allem sehr alte Spalieräpfel. Im Frühling leuchten hier die weisslich bis
200
rosaroten Blüten nachts sogar bei Vollmond, und das Gartenelement wirkt, als stünden mehrere Kandelaber mit unzähligen kleinen Kerzen auf einer Seite des Wandelgangs. Die Laube trennte übrigens einst nicht nur die beiden Gartenbereiche ab, sondern verband diese auch gleichzeitig. Denn dank der Obstbäume ist sie auch praktischer Natur und diente durch die Früchte im Herbst ein Stück weit der Selbstversorgung. Das Obst wurde hierfür in der nebenstehenden Remise gelagert, deren seitliche Tür auf den Laubengang ausgerichtet ist. Es ist gut möglich, dass die 1926 erbaute Remise, in der der ehemalige Gärtner einst einen Arbeitsraum hatte, erst erbaut wurde, nachdem die Laube bereits stand und man die Tür bewusst als Sichtachse einplante. Die um 1895 entstandene Parkanlage erinnert an jene von Zürcher Villen, wie man sie von Gartenarchitekt Evariste Mertens (1846 –1907) kennt. Mit der Pergola nahe der Villa Gimpert ist es gelungen, das Nützliche mit dem Schönen zu vereinen. Dazu beigetragen hat auch Claudia Greminger, die bewusst eine dezente Farbe für den Anstrich der Remise wählte, um das Gebäude in den Hintergrund treten zu lassen. Denn sie wolle nicht «Farbe um jeden Preis», sagt Greminger, die sich beruflich auf Raumkonzepte und Farbgestaltung spezialisiert hat. Der 50 m langen Spalierlaube schenkt man jedenfalls viel Aufmerksamkeit; es wurden bereits wieder junge Obstbäume in die Lücken nachgepflanzt.
Büetigen BE 13 Pyramidenpappel-Halballee
Burgistein BE 14 Linden-Allee
1947 half das ganze Dorf mit, die 200 Pyramidenpappeln anzupflanzen. Man versuchte so, die öde Flur aufzuwerten und eine Wand gegen den Wind zu schaffen. Bereits dreimal hat man die Reihe seit 1947 gekappt und entastet.
Die auf den Kopf gesetzten Linden des privaten Zufahrtweges von Schloss Burgistein wurden bereits vor 1789 gepflanzt. Sie werden aus denkmalpflegerischer Sicht bewusst im Turnus von rund 10 Jahren zurückgestutzt.
Das private, 1690 erbaute Neue Schloss Gerzensee gehört seit 1984 dem «Studienzentrum Gerzensee, Stiftung der Schweizerischen Nationalbank». Die Platanen-Allee daneben führt zum privaten Gerzensee und ist nicht artenrein.
Langenthal BE 16 Roteichen-Halballee
Lauperswil BE 17 Pyramidenpappel-Allee
Nordwestlich des Bahnhofs Langenthal verläuft die Aarwangenstrasse. Oberhalb der viel befahrenen Hauptstrasse erhebt sich die stattlichste Roteichenreihe des Landes. Nahezu 100-jährig sollen die Bäume am Reitplatz sein.
Inspiriert durch Frankreichs Alleenlandschaft – die Familie Humbert in Bramegg hat dort selber Wurzeln – pflanzten Vater Manfred und Sohn André Humbert 1988 in der Stückzahl genau 66 Pappeln samt zugehöriger Hecke.
Nördlich der ehemaligen Landwirtschaftsschule Schwand befinden sich zwei Linden-Alleen. Eine davon ist gegenständig, die andere wechselständig angelegt worden. Weitaus eindrücklicher ist aber die Walnuss-Allee im Süden.
262
Gerzensee BE 15 Platanen-Allee
Münsingen BE 18 Walnuss-Allee
Oberhofen am Thunersee BE 20 Hainbuchen-Laubengang
Im spätbarocken privaten Schloss Gümligen von Willy Michel wurde mit dem Bau ab 1736 auch die Doppelallee angelegt. Linden, Berg- und alte Spitzahorne bilden einen «point de vue» zu Springbrunnen und Gartenarchitektur.
Zu den schönsten Parkanlagen der Alpenregion zählt jene im Schloss Oberhofen. Der hier am Thunersee befindliche Laubengang mit seitlich einbezogenen Sichtfenstern wurde schätzungsweise zwischen 1870 und 1890 gesetzt.
Die Baumreihe entlang der Werner Abeggstrasse geleitet die Besucher hinunter zur bekannten Abegg-Stiftung. Die 24 Bäume wurden 1968, ein Jahr nach der Eröffnung des Textilmuseums und Forschungsinstituts, gepflanzt.
Rüeggisberg BE 22 Thuja-Allee
Schlosswil BE 23 Linden-Buchen-Allee
In der ehemaligen Basilika der im Jahre 1075 erbauten Cluniazenser-Klosterkirche in Rüeggisberg stehen zur Visualisierung der heute fehlenden zwölf Pfeiler ein Dutzend Thujen in Alleeform aus den Jahren um 1938 –1947.
Die rund 500 m lange Linden-Allee wurde um Anfang des 18. Jahrhunderts neben Schloss Wyl gepflanzt und gilt als längste Schlossallee des Kantons Bern. Eine zweite, kürzere und verwilderte Allee steht westlich des Schlosses.
Von den beiden 960 m langen Alleen auf Burgergemeindeboden ist nur die «Allmendingenallee» befahrbar. Die parallel verlaufende «Burger Allmend» verfügt am Westende über eine mächtige Esche und ist besonders sehenswert.
19
Muri bei Bern /Gümligen BE Gemischte Baumarten-Doppelallee
263
Riggisberg BE 21 Rosskastanien-Halballee
24
Thun BE Gemischte Baumarten-Allee
Biberist SO 73 Apfel-Allee
Biberist SO 74 Linden-Allee
Feldbrunnen-St. Niklaus SO 75 Linden-Allee
Wer auf der A 5 in den Birchitunnel kommt, fährt praktisch direkt unter der Obstbaumallee hindurch. Darüber befindet sich nämlich in gleicher Ausrichtung der Asylweg, der westlich des Elisabethenheims Bleichenberg (vgl. Nr. 74) liegt.
Das Elisabethenheim Bleichenberg, ein christlich-soziales Alters- und Pflegeheim der Ingenbohler Schwestern, verfügt über einen schönen Birnen-Laubengang und parallel dazu eine der charakterstärksten Alleen der Schweiz.
Die Südallee von Schloss Waldegg mit klassischem «Himmelsstrich» ist bereits seit 1709 nachgewiesen, die heute noch ältesten Linden wurden aber Anfang des 20. Jahrhunderts gepflanzt. Sehenswert ist auch die gemischte Ostallee.
Lostorf SO 76 Hainbuchen-Allee
Zwischen dem barocken Gartenparterre und dem Pavillon von Schloss Wartenfels steht die «Boskette», ein Korridor aus Hainbuche und Buchs. Die Hainbuchen stammen vermutlich von 1749 – sie wurden 1756 erstmals abgebildet.
Die 1,6 km lange Ramsernstrasse verbindet Oberramsern mit Messen. Linde, Birke, Eiche, Kirsche, Walnuss, Buche, Pappel, Esche, Hainbuche, Berg-, Spitz- und Feldahorn bilden eine der artenreichsten Alleen der Schweiz.
77
Messen SO Gemischte Baumarten-Allee
272
Solothurn /Vorstadt SO 78 Hainbuchen-Laubengang
Der bereits 1624 erbaute private Landsitz «Weisse Laus» gehört der Familie Farese. Die Laube wurde vermutlich erst 1760 nach dem Bau der Kapelle vor den Kapelleneingang gesetzt und verfügt über drei weitere seitliche Tore.
Schwyz SZ 79 Platanen-Halballee
Diessenhofen TG 80 Birken-Kirschen-Allee
Dieter Gemsch ist Besitzer des Herrenhauses Maihof. Sein Grossvater Joseph Gemsch pflanzte die 18 Platanen um 1915 /1916 beim Erwerb des Grundstücks. Diese werden alle drei Jahre vom Pächter der Liegenschaft geschnitten.
Zum Kundelfingerhof mit Fischzucht führt eine Allee, die sich abwechslungsweise aus Birken und Kirschen zusammensetzt. 1990 wurde sie als Ersatz für eine Obstbaumallee vom damaligen Besitzer Hermann Spiess angelegt.
Die private Villa Gimpert wurde 1895 erbaut. Der herrliche Laubengang mit Formobstbäumen besteht aus Äpfeln der Sorte Pariser Reinette, einer unbekannten Apfelsorte und vermutlich der Birnensorte namens Amanlis Butterbirne.
Müllheim TG 82 Thuja-Allee
Romanshorn TG 83 Platanen-Allee
Als Verbindung der Katholischen und Evangelischen Kirche säumen ein Dutzend Thujen den «Friedhofweg». Die 75-jährige Allee dient als Prozessionsweg, soll nun aber trotz der Proteste aus der Bevölkerung gefällt werden.
Noch 51 Platanen an der Strasse «Friedhofallee» sind aus der Gründungszeit der Allee vorhanden. Die Platanen wurden nämlich im November 1876 als Verschönerung für den kurz davor erbauten reformierten Friedhof gepflanzt.
Die bis zu 5,40 m dicken Stämme der mächtigen Linden wurden vermutlich nicht 1585 bei der Errichtung des zugehörigen Herrenhauses im Stil der Spätrenaissance gepflanzt, sondern eher erst 1725 beim Umbau zum Schloss Castell.
273
81
Märstetten TG Apfel- & Birnenspalier-Laubengang
Tägerwilen TG 84 Linden-Halballee
ALLE E N der Schweiz Wer von Alleen träumt, denkt vorwiegend an die hoch aufragenden Säulenzypressen der Toskana, an Napoleons kilometerlange Chausseen aus Pyramidenpappeln, an erhabene Baumreihen englischer Parkanlagen oder an die Deutsche Alleenstrasse, die die Ostsee mit dem Bodensee verbindet. Wer zauberhafte Alleen erleben möchte, muss dafür aber nicht weit reisen, denn man findet sie auch in der Schweiz. Manche davon zählen gar zu den schönsten Europas. Erstmals werden die 120 bedeutendsten Alleen und Laubengänge der Schweiz porträtiert. Von der Historie über die Entstehung und Entwicklung der Alleenkultur bis hin zu Besonderheiten einzelner Baumreihen behandelt dieser poetische Bildband mit viel Expertenwissen die zahlreichen unbekannten Standorte. Einzigartige Jahreszeiten-, Nacht- und Luftaufnahmen sowie historische Bilder bereichern dieses Pionier- und Standardwerk. Alleebäume sind ein Kulturerbe und lebendige Zeitzeugen. Sie widerspiegeln unseren geschichtlichen Hintergrund, sei es zu Zeiten der Renaissance, des Barocks oder der Belle Époque. Lassen Sie sich in die Welt der Alleen entführen, flanieren Sie einmal selbst auf majestätischer Baumpromenade, lustwandeln Sie durch den reizvollen Laubengang eines Prachtgartens oder verlustieren Sie sich unter einer schmucken Pergola auf einem Teppich rosaroter Apfelblüten.
Die Allee als Kulturerbe und Zeitzeuge ist lebende Architektur, die sich der Wertvorstellung und Weltanschauung der Menschen anzupassen vermag.
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ISBN: 978-3-906055-67-1