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DIE PSALMEN NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS

DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT


ZU DIESER AUSGABE Der Psalter gehört zu den meistgelesenen Büchern der Bibel. Ihren Ursprung haben die Psalmen im gottesdienstlichen Leben des Judentums. Das Volk Israel hat in seiner langen Geschichte mit den Worten der Psalmen geklagt und gelobt, gebetet und gesungen. Auch der christlichen Gemeinde ist diese Liedsammlung ans Herz gewachsen, weil sie wie kaum ein anderes Buch der Bibel vom Menschen und seinen Erfahrungen mit Gott spricht. Die Psalmen sind nach dem Grundprinzip des Parallelismus in sinnparallele Halbverse gegliedert, von denen jeweils der zweite im Druck durch Einrückung gekennzeichnet ist. Wo die erste Vershälfte überlang ausfällt, wird diese zusätzlich durch einen Schrägstrich zweigeteilt. Beim Psalmgesang ist an dieser Stelle eine Flexa (Abweichung um einen Sekund- oder Terzschritt nach unten) zu singen. Wenn die Psalmen von wechselnden Sprechergruppen vorgetragen werden, empfiehlt es sich, nicht schon bei der eingerückten Verszeile zur anderen Gruppe überzugehen, denn dies würde in vielen Fällen die Psalmverse sinnwidrig auseinander reißen. Besser ist es, wenn jeweils der ganze psalmodische Vers von einer Gruppe gesprochen (oder gesungen) wird; danach folgt die andere Gruppe mit dem nächsten. Nur zu Beginn kann der erste Halbvers vom Leiter allein »angestimmt« werden, worauf die erste Gruppe mit dem zweiten Halbvers einfällt. Als Abschluss empfiehlt sich der Lobpreis der Dreieinigkeit: »Ehre sei dem Vater und dem Sohne...« Damit wird der Psalm in das Licht der neutestamentlichen Botschaft gerückt.


Das Wort »Herr« hat immer dann die Form H ERR, wenn im hebräischen Grundtext der Gottesname, geschrieben »JHWH«, gebraucht wird. Durch dieselbe Schriftart werden wiederkehrende Zeilen in den Psalmen, sog. Kehrverse, hervorgehoben (z. B. WAS BETRÜBST DU DICH , MEINE S EELE), ebenso die einführenden Angaben und musikalischen Zwischenbemerkungen der Psalmen, jedoch werden dabei keine großen Anfangsbuchstaben verwendet (z.B. EIN PSALM DAVIDS oder SELA). »Kernstellen« und betonte Einzelwörter werden in dieser Ausgabe durch kursive Schrift hervorgehoben.


DER PSALTER

E RSTES B UCH D ER WEG DES F ROMMEN – DER W EG DES G OTTLOSEN 1

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Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen / noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des H ERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, / der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl. Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreut. Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der H ERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.

UND DIE 1

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G OTTES S IEG H ERRSCHAFT SEINES S OHNES

Warum toben die Heiden und murren die Völker so vergeblich? Die Könige der Erde lehnen sich auf, / und die Herren halten Rat miteinander wider den H ERRN und seinen Gesalbten: »Lasset uns zerreißen ihre Bande

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PSALM 2.3

und von uns werfen ihre Stricke!« Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer, und der Herr spottet ihrer. Einst wird er mit ihnen reden in seinem Zorn, und mit seinem Grimm wird er sie schrecken: »Ich aber habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.« Kundtun will ich den Ratschluss des H ERRN. Er hat zu mir gesagt: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum. Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.« So seid nun verständig, ihr Könige, und lasst euch warnen, ihr Richter auf Erden! Dienet dem H ERRN mit Furcht und küsst seine Füße mit Zittern, dass er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Wege; denn sein Zorn wird bald entbrennen. Wohl allen, die auf ihn trauen!

M ORGENLIED

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IN BÖSER

Z EIT

EIN PSALM DAVIDS, ALS ER VOR SEINEM SOHN ABSALOM FLOH.

Ach H ERR, wie sind meiner Feinde so viel und erheben sich so viele gegen mich! Viele sagen von mir: Er hat keine Hilfe bei Gott. SELA. Aber du, H ERR, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor. Ich rufe mit meiner Stimme zum H ERRN, so erhört er mich von seinem heiligen Berge. SELA.


PSALM 3.4 6

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Ich liege und schlafe und erwache; denn der H ERR hält mich. Ich fürchte mich nicht vor vielen Tausenden, die sich ringsum wider mich legen. Auf, H ERR, und hilf mir, mein Gott! / Denn du schlägst alle meine Feinde auf die Backe und zerschmetterst der Gottlosen Zähne. Bei dem H ERRN findet man Hilfe. Dein Segen komme über dein Volk! SELA.

E IN A BENDGEBET 1

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EIN PSALM DAVIDS, VORZUSINGEN, BEIM SAITENSPIEL.

Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst; sei mir gnädig und erhöre mein Gebet! Ihr Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lüge so gern! SELA. Erkennet doch, dass der H ERR seine Heiligen wunderbar führt; der H ERR hört, wenn ich ihn anrufe. Zürnet ihr, so sündiget nicht; redet in eurem Herzen auf eurem Lager und seid stille. SELA. Opfert, was recht ist, und hoffet auf den H ERRN. Viele sagen: »Wer wird uns Gutes sehen lassen?« H ERR, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes! Du erfreust mein Herz, ob jene auch viel Wein und Korn haben. Ich liege und schlafe ganz mit Frieden;

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PSALM 5

denn allein du, H ERR, hilfst mir, dass ich sicher wohne.

G EBET

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UM

LEITUNG

UND

B EWAHRUNG

EIN PSALM DAVIDS, VORZUSINGEN, ZUM FLÖTENSPIEL.

H ERR, höre meine Worte, merke auf mein Reden! Vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott; denn ich will zu dir beten. H ERR, frühe wollest du meine Stimme hören, frühe will ich mich zu dir wenden und aufmerken. Denn du bist nicht ein Gott, dem gottloses Wesen gefällt; wer böse ist, bleibt nicht vor dir. Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen; du bist Feind allen Übeltätern. Du bringst die Lügner um; dem H ERRN sind ein Gräuel die Blutgierigen und Falschen. Ich aber darf in dein Haus gehen durch deine große Güte und anbeten vor deinem heiligen Tempel in deiner Furcht. H ERR, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen; ebne vor mir deinen Weg! Denn in ihrem Munde ist nichts Verlässliches; ihr Inneres ist Bosheit. Ihr Rachen ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen heucheln sie. Sprich sie schuldig, Gott, dass sie zu Fall kommen durch ihre Ränke. Stoße sie aus um ihrer vielen Übertretungen willen; denn sie sind widerspenstig gegen dich.


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