hänssler CLASSIC
Gesprächskonzert (CD 94.018)
J O H A N N
S E B A S T I A N
A C H (1685–1750)
E I H N A C H T S O R A T O R I U M
Leitung: Helmuth Rilling
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Gächinger Kantorei Stuttgart Vor vielen Jahren kam für die Gächinger Kantorei Stuttgart ein besonders ehrenvoller Name auf: “Stradivari der Chöre”. Dieser Begriff versuchte, unverwechselbare Eigenschaften dieses Ensembles zu beschreiben: den vollen, präsenten und ausgewogenen Klang der Stimmen, die Durchhörbarkeit des Gesamtklangs und die hohe rhythmische Perfektion, für die die Gächinger in ganz Deutschland, in vielen Ländern Europas, in Asien sowie in Nordund Südamerika bekannt sind. Der Chor wurde 1953 von Helmuth Rilling gegründet und bewahrt in seinem Namen den Ort, an dem sich seinerseits der junge Dirigent und seine Freunde zusammenfanden, um miteinander Musik zu erarbeiten und aufzuführen. Auf dem Programm stand die gesamte damals zugängliche acappella-Literatur, dazu zahllose Uraufführungen, auch und gerade von Stücken, die speziell auf diesen Chor mit seinem hohen Leistungsvermögen zugeschnitten waren. Eine besondere Vorliebe hegten Rilling und sein Chor für ältere Musik, aber auch für die Vokalmusik von Johannes Brahms, die bis weit in die sechziger Jahre hinein dem antiromantischen Geist der Zeit verpönt war. Daß diese Werke sich mittlerweile wieder durchgesetzt haben, ist auch ein Verdienst der Pionierarbeit der Gächinger Kantorei. In den siebziger Jahren wandte sich Rilling mit seinem Chor mehr der Musik für Chor und Orchester zu. Es begann das gewaltige Projekt der Gesamtaufnahme aller Kirchenkantaten und oratorischen Werke von Johann Sebastian Bach. Aber auch das Repertoire des 19. und 20. Jahrhunderts weckte das Interesse, gipfelnd in unvergesslichen Aufführungen des Deutschen . Requiems von Johannes Brahms 1977 mit
1977 mit dem Israel Philharmonic Orchestra in Tel Aviv, der Erstaufführung der Messa per Rossini dem musikalischen Denkmal italienischer Komponisten zum Todestag Gioacchino Rossinis beim Europäischen Musikfest Stuttgart 1987 oder der Uraufführung des “Requiem der Versöhnung” von vierzehn verschiedenen Komponisten im Jahre 1995. Immer wieder stehen unbekannte Werke (z. B. „Les Béatitudes“ von César Franck oder „Christus“ von Franz Liszt) oder die Uraufführung von Auftragskompositionen (die Ergänzung des Mozart-Requiems von Robert Levin, die Vollendung des Fragments „Lazarus“ von Franz Schubert durch Edison Denisov) neben exemplarischen Aufführungen der großen Oratorien auf dem Programm des Chores. Zusammen mit dem Bach-Collegium Stuttgart, aber auch mit anderen prominenten Orchestern gastiert die Gächinger Kantorei regelmäßig auf nahezu allen Kontinenten und in den großen Musikzentren der Welt. In Stuttgart bestreitet sie eine eigene, komplett ausgebuchte Konzertreihe wohl die einzige derartige Serie auf der Welt, die ausschließlich einem Chor und chorsinfonischen Werken gewidmet ist und von über drei-tausend Abonnenten besucht wird. Seit einigen Jahren müssen diese Konzerte, des großen Publikumsandrangs wegen, am folgenden Tag sogar wiederholt werden. Die Gächinger Kantorei ist heute ein Auswahlchor, der nach den Anforderungen der jeweiligen Werke besetzt wird. Die Sängerinnen und Sänger haben alle eine musikalische Ausbildung; im Hinblick auf die vielfältigen Programme und die hohe Konzertdichte wird von ihnen ein hohes Maß an Flexibilität, Probendisziplin, Lern-, Einsatzund Leistungsbereitschaft erwartet.
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HELMUTH RILLING vollendet werden. Sie wurde sogleich mit dem „Grand Prix du Disque“ ausgezeichnet. Bis zum 250. Todestag Bachs im Jahre 2000 wird Helmuth Rilling mit seinen Ensembles auch alle weltlichen Kantaten produziert haben und damit der erste und einzige Dirigent sein, der sich der gewaltigen Herausforderung des Bachschen Kantatenwerks gestellt hat – stets gehen einer Aufnahme ja umfangreiche Besetzungs-, Analyse und Verständnisstudien voraus.
Als Student interessierte Rilling sich zunächst für Musik außerhalb der gängigen Aufführungspraxis. Ältere Musik von Lechner, Schütz und anderen wurde ausgegraben, als er sich mit Freunden in einem kleinen Ort namens Gächingen auf der Schwäbischen Alb traf, um zu singen und mit Instrumenten zu musizieren. Das begann 1954. Auch für die romantische Musik begeisterte sich Rilling schnell – ungeachtet der Gefahr, in den fünfziger Jahren hiermit an Tabus zu rühren. Vor allem aber gehörte die aktuelle Musikproduktion zum Interesse von Rilling und seiner „Gächinger Kantorei“; sie erarbeiteten sich schnell ein großes Repertoire, das dann auch öffentlich zur Aufführung gebracht wurde. Unüberschaubar die Zahl der Uraufführungen jener Zeit: Komponisten wie Johann Nepomuk David und Ernst Pepping schrieben für den leidenschaftlichen Musiker und sein junges, hungriges Ensemble, das sich seinerseits Kompositionen vornahm und zur Uraufführung brachte, die aufgrund ihrer Schwierigkeit noch nicht aufgeführt worden waren. Noch heute reicht Rillings Repertoire von Monteverdis „Marien-Vesper“ bis in die Moderne. Er initiierte zahlreiche Auftragswerke: „Litany“ von Arvo Pärt, die Vollendung des „Lazarus“-Fragments von Franz Schubert durch Edison Denissow sowie 1995 das „Requiem der Versöhnung“, ein internationales Gemeinschaftswerk von 14 Komponisten.
Helmuth Rilling ist kein gewöhnlicher Dirigent. Niemals hat er seine kirchen- und vokalmusikalischen Wurzeln verleugnet. Niemals aber macht er auch ein Hehl daraus, daß Musik um der Musik, Betrieb um des Betriebs willen nicht seine Sache ist. Stets geht es ihm bei seiner Arbeit darum, eine positive Atmosphäre zu schaffen, in der Musiker unter seiner Anleitung Musik und ihre Inhalte für sich selbst und für das Publikum entdecken können. „Musikmachen heißt, sich kennen-, verstehen und friedlich miteinander umgehen zu lernen“ lautet sein Credo. Die von Helmuth Rilling 1981 gegründete „Internationale Bachakademie Stuttgart“ wird deshalb gerne ein „Goethe-Institut der Musik“ genannt. Sie bietet die Möglichkeit zum umfassenden Studium der Werke Johann Sebastian Bachs. Darüber hinaus ist ihr Ziel, das kulturelle Leben vielfältig anzuregen, zum Nachdenken über Musik einzuladen und Begegnungen von musizierenden Menschen verschiedener Nationalität und Herkunft zu ermöglichen. Nicht zuletzt deshalb sind Helmuth Rilling zahlreiche hochrangige Auszeichnungen zuteil geworden. Beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit 1990 in Berlin dirigierte er auf Bitten des Bundespräsidenten die Berliner Philharmoniker. 1985 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der theologischen Fakultät der Universität Tübingen verliehen, 1993 das Bundesverdienst-kreuz am Bande, sowie, in Anerkennung seines bisherigen Lebenswerks, 1995 der Theodor-Heuss Preis und der UNESCOMusikpreis.
Im Verlauf seiner langjährigen Tätigkeit hat Helmuth Rilling auch andere Chöre geleitet, etwa den Figuralchor der Gedächtniskirche Stuttgart, bis 1982 die Frankfurter Kantorei oder, im Rahmen seiner Tätigkeit an der Indiana University, Bloomington, den Chor dieses Instituts. Der musikalisch-theologische Kosmos der Bachschen Kantatenwelt, die Kunst, theologische Inhalte musikalisch konsequent und dennoch „anhörbar“ auszudrücken, faszinierten Rilling jedoch in bisher ungeahnter Weise. Schnell wurde die Idee geboren, alle einhundertneunundneunzig Kirchenkantaten Johann Sebastian Bachs für die Schallplatte aufzunehmen. Am 21. März 1985, Bachs 300. Geburtstag, konnte diese in der Geschichte der Schallplatte bislang einzigartige Unternehmung
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CD1
Christiane Hampe, Mechthild Georg, Adalbert Kraus, Wolfgang Schöne,
Sopran / soprano / soprane Alt / alto / alto Tenor / tenor / ténor Bass / bass / basse
Walter Forchert, Hannes Läubin, Wolfgang Läubin, Bernhard Läubin, Peter Wirweitzki, Sibylle Keller-Sanwald, Wiltrud Böckheler, Günther Pfitzenmaier, Jakoba Hanke, Albert Michael Locher, Hans Joachim Erhardm, Michael Behringer,
Konzertmeister / concert master / premier violin solo Trompete / trumpet / trompette Trompete / trumpet / trompette Trompete / trumpet / trompette Pauken / timpani / timbales Flöte / flute / flute Flöte / flute / flute Fagott / bassoon / basson Violoncello / cello / violoncelle Kontrabaß / double bass / contrebass Cembalo / harpsichord / clavecin Orgelpositiv / positive organ / orgue positif
CD2 / 3 Martina von Bargen-Meiser, Marga Schiml, Adalbert Kraus, Wolfgang Schöne,
Sopran / soprano / soprane Alt / alto / alto Tenor / tenor / ténor Bass / bass / basse
Walter Forchert, Elisabeth Buchberger, Renate Gneiss, Sibylle Keller-Sanwald, Ingo Goritzki, Dietmar Keller, Günther Pfitzenmaier, Ulrike Böckheler, Harro Bertz, Hans Joachim Erhard, Martin Galling,
Konzertmeister / concert master / premier violin solo Violine solo II / violin solo II / violon solo II Fllöte / flute / flute Flöte / flute / flute Oboe / oboe / hautbois Englisch Horn / english horn / cor anglais Fagott / bassoon / bassoon Violoncello / cello / violoncelle Kontrabaß / double bass / contrebass Cembalo / harpsichord / clavecin Orgelpositiv / positiv organ / orgue positif 4
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