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Titel der amerikanischen Originalausgabe: Why Revival Tarries Copyright © 1959 by Leonard Ravenhill Die amerikanische Originalausgabe ist erschienen bei: Bethany House Publishers A Ministry of Bethany Fellowship International 11400 Hampshire Avenue South, Minneapolis, Minnesota 55438, USA. All rights reserved. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Dorothea Appel. Bibelstellen wurden nach der Revidierten Elberfelder Bibel, © 1985 R. Brockhaus Verlag Wuppertal und Zürich zitiert. Copyright © der deutschen Ausgabe 2000 by Asaph-Verlag, D-Lüdenscheid Umschlaggestaltung: IMAGE Grafik-Design, D-Landsberg DTP: Verlagsagentur Otto, D-Monheim Druck: Breklumer Druckerei M. Siegel, D-Breklum Printed in Germany ISBN 3-931025-65-9 Bestellnummer 147565 Für kostenlose Informationen über unser umfangreiches Lieferprogramm an christlicher Literatur, Musik und vielem mehr wenden Sie sich bitte an:
ASAPH, D-58478 Lüdenscheid Email: ASAPH@T-Online.de - Internet: www.asaph.net
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F端r meine liebe Frau Martha
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Leonard Ravenhill wurde 1907 in Leeds, Yorkshire, England, geboren. Nach seiner Bekehrung bereitete er sich am Cliff College auf seinen Dienst vor. Bald zeigte sich, dass seine Berufung die des Evangelisten war, eine Berufung, der er mit Eifer und Energie nachkam. Er entwickelte sich zu einem der führenden englischen Evangelisten. Seine Freiluftversammlungen führten während der Kriegsjahre nicht selten zum Verkehrschaos, wenn sich die Menschenmassen um ihn drängten. Im Jahr 1939 heiratete Ravenhill Martha, eine Krankenschwester irischer Abstammung. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor: Paul und David sind ebenfalls im vollzeitigen geistlichen Dienst, Philip ist Lehrer. Im November 1994 ging Leonard Ravenhill heim zu seinem Herrn. Seine Frau Martha lebt in der Nähe von Lindale, Texas.
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INHALT Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 007 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 009 Was auch immer aus dir wird – strebe nach der Salbung! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 011 Gebet berührt die Ewigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 017 Ein Ruf nach Salbung auf der Kanzel und Aktion in der Kirchenbank . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 021 Wo sind die Eliasse Gottes? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 031 Erweckung auf dem Friedhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 039 Warum die Erweckung auf sich warten lässt . . . . . . Seite 051 Ist Predigen mit brennendem Herzen eine verloren gegangene Kunst? . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 059 Ungläubige Gläubige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 065 Gesucht – Propheten für einen Tag des Gerichts! . . . Seite 071 Feuer erzeugt Feuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 079 Warum raffen sie sich nicht auf? . . . . . . . . . . . . . . . Seite 087 Die abgefallene Kirche in einer verlorenen Welt . . . Seite 095 Gesucht – Propheten, die Predigern predigen . . . . . . Seite 103 Ein Reich-Gottes-Bauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 111 Gebrandmarkt – für Christus! . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 119 „Gib mir Kinder oder ich sterbe“ . . . . . . . . . . . . . . . Seite 127 „Der Auskehricht der Welt“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 137 Gebet so gewaltig wie Gott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 145 Wenn die Kirche geht, so geht die Welt . . . . . . . . . . Seite 151 Wohlbekannt in der Hölle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 157 Anhang: Fragen zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 163
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ANMERKUNG
DES
VERLAGES
Seit dem ersten Erscheinen dieses Buches sind fast vierzig Jahre vergangen. Manche in diesem Buch beschriebene Auseinandersetzung, wie etwa die mit dem Kommunismus, ist ausgestanden. Nicht ausgestanden sind (leider) die geistlichen Schwachpunkte, die Ravenhill in diesem Buch anspricht und in denen er die Hauptgründe für das Ausbleiben von Erweckung in unserer Hemisphäre sieht. Der heutige Leser sollte erstgenannte Punkte in ihrem zeitgenössischen Kontext verstehen und sein Hauptaugenmerk auf die geistlichen Grundaussagen richten.
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VORWORT In großen Industriebetrieben sind manche Mitarbeiter nur für den Fall einer Panne angestellt. Wenn irgendwo im Getriebe etwas schiefläuft, treten diese Männer in Aktion, lokalisieren und beseitigen das Problem und bringen alles wieder zum Laufen. Für diese Leute ist ein glatt laufendes System nicht von Interesse. Sie sind Spezialisten für das Auffinden und Korrigieren von Fehlern. Im Reich Gottes ist es nicht viel anders. Gott hatte immer seine Spezialisten, deren Hauptaugenmerk dem moralischen Niedergang galt, dem Verfall der geistlichen Gesundheit in Kirche und Volk. Ich spreche von solchen Männern wie Elia, Jeremia, Maleachi. In kritischen Momenten der Geschichte tauchten sie auf, um im Namen Gottes und der Gerechtigkeit zu tadeln, zurechtzuweisen und zu ermahnen. Wenn das geistliche Leben Israels oder der Kirche in Ordnung war, konnten tausend oder zehntausend gewöhnliche Priester, Pastoren oder Lehrer ruhig und fast unbemerkt arbeiten. Wenn aber das Volk Gottes von den Pfaden der Wahrheit abwich, erschien sofort, quasi aus dem Nichts, der Spezialist. Sein Instinkt für Schwierigkeiten brachte ihn dem Herrn und Israel zu Hilfe. Solch ein Mann konnte wohl drastisch, radikal, vielleicht auch schon einmal gewalttätig sein, und das neugierige Volk, das sich zusammenfand, um ihm bei der Arbeit zuzusehen, brandmarkte ihn bald als extrem, fanatisch, negativ. Und in gewisser Hinsicht hatten sie Recht. Er hatte nur eins im Sinn, war ernst und furchtlos, genau wie es die Umstände erforderten. Manche schockierte, andere verschreckte er und machte sich nicht wenige Feinde, aber er wusste, wer ihn berufen hatte und was zu tun er gesandt war. Sein Dienst richtete sich auf den Notfall aus, und deshalb wirkte er anders als die anderen, wie ein Außenseiter.
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Solchen Leuten schuldet die Kirche mehr, als sie je zurückzahlen könnte. Interessanterweise versucht sie ihnen selten zu Lebzeiten zu danken, aber die folgende Generation baut ihnen ein Denkmal und schreibt ihre Biographie, als wolle sie instinktiv und verlegen eine Verpflichtung übernehmen, die die vorhergehende Generation weitgehend ignorierte. Wer Leonard Ravenhill kennt, wird in ihm den religiösen Spezialisten erkennen, den Mann, der von Gott nicht dazu gesandt wurde, die übliche Arbeit der Kirche zu tun, sondern den Baalspriestern auf ihrem eigenen Berggipfel die Stirn zu bieten, den achtlosen Priester am Altar zu beschämen, sich dem falschen Propheten entgegenzustellen und die Menschen, die von ihm in die Irre geführt werden, zu warnen. Solch ein Mensch ist kein einfacher Gesellschafter. Der BerufsEvangelist, der die aufgewühlte Versammlung so bald wie möglich verlässt und im teuersten Restaurant feiert und mit seinen Helfern lustig ist, wird diesen Mann als Ärgernis empfinden, denn der kann sich der Last des Heiligen Geistes nicht entziehen, wie man einen Wasserhahn zudreht. Er besteht darauf, immer und überall Christ zu sein; und auch das unterscheidet ihn von seiner Umgebung. Leonard Ravenhill gegenüber kann man nicht neutral sein. Seine Bekannten lassen sich ziemlich eindeutig in zwei Gruppen einteilen, die, die ihn über die Maßen lieben und bewundern, und die, die ihn von ganzem Herzen hassen. Und was für den Mann gilt, gilt sicher auch für seine Bücher, für dieses Buch. Der Leser wird seine Seiten entweder schließen, um einen Ort zum Beten zu suchen, oder er wird es voller Ärger wegwerfen und sich den Warnungen und Aufrufen darin verschließen. Nicht jedes Buch, nicht einmal jedes gute Buch kommt als Stimme von oben, aber ich denke, dass das hier der Fall ist. Es ist eine Stimme vom Himmel, weil der Autor eine Stimme vom Himmel ist, und der Geist des Autors findet sich in seinem Buch wieder. A. W. Tozer
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EINLEITUNG Hier mein einfaches Angebot von Broten und Fischen – schlichte Kost, ohne den Zuckerguss einer Hochzeitstorte. Wie der Seemann, den ich einmal einen Soldaten verprügeln sah, „weil,“ so sagte der Seemann, „er meine Mutter beleidigt hat,“ so empfinde ich, dass mein Herr beleidigt und seine Kirche gekränkt wurde. Und glaube mir, dass ich unter dieser zweifachen Verwundung leide. Die Kirche hat viele Feinde. Kann da das Schwert in meiner Hand ruhen? Niemals! Schätzungsweise eine Million Menschen lesen jede Ausgabe des „Herold Seines Kommens“ allein in der englischen Sprache. Manche Kapitel in diesem Buch sind Artikel aus alten Ausgaben und wurden schon von Millionen gelesen (was mich weder beschämt noch stolz macht). Es gibt ein Dutzend anderer „Herolde“ auf spanisch, deutsch, französisch etc. Man kann also sagen, dass durch dieses Blatt wie auch durch die „Alliance Witness“ und andere Zeitschriften Gott nicht-akademische Aufsätze zum Segen für Viele nutzen konnte. Ich bete, dass auch du, geneigter Leser, durch sie Hilfe erfährst. Herzlich danke ich meinem geschätzten Freund und geistlichen Berater, Dr. A. W. Tozer, dafür, dass er so freundlich war, das Vorwort zu schreiben. Mein uneingeschränktes Lob gilt Frau Hines und ihrer Tochter Ruth für ihre gute Arbeit beim Tippen und Korrigieren der Manuskripte. (Jeglicher Gewinn aus dem Verkauf dieses Buches fließt in die Übersee-Mission. Leben wir mit ewigen Werten im Blick!) Leonard Ravenhill
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Weder Gelehrsamkeit noch Reinheit der Sprache, weder geistige Weite noch Redegewandtheit noch Persönlichkeit können mangelndes Feuer ersetzen. Durch Feuer steigt Gebet auf. Die Flamme gibt dem Gebet sowohl Zugang als auch Flügel, sowohl Annahme als auch Energie. Ohne Feuer kein Weihrauch, ohne Flamme kein Gebet. E. M. Bounds Erhebt die schlaffen Hände mit Glauben und Gebet; stärkt die wankenden Knie. Habt ihr Fasten- und Gebetstage? Stürmt den Thron der Gnade und lasst darin nicht nach, und die Barmherzigkeit wird herniederkommen. John Wesley Bevor die große Erweckung in Gallneukirchen ausbrach, verbrachte Martin Boos Stunden und Tage und oft Nächte in einsamen Fürbittekämpfen. Wenn er dann predigte, waren seine Worte wie Feuer und die Herzen der Menschen wie Gras. D. M. McIntyre, D.D. Wie viele Christen können nicht beten und bemühen sich wild entschlossen, durch das Besuchen von Gebetskreisen usw. die „heilige Kunst der Fürbitte“ in sich zu kultivieren – aber das ist völlig sinnlos. Für sie und für alle heißt das einzige Geheimnis eines wirklichen Gebetslebens: „Seid erfüllt mit dem Geist“, welcher ist „der Geist der Gnade und des Flehens“. Rev. J. Stuart Holden
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Kapitel eins WAS AUCH IMMER AUS DIR WIRD – STREBE NACH DER SALBUNG! Das Aschenputtel der heutigen Gemeinde ist die Gebetsversammlung. Diese Dienerin des Herrn bleibt ungeliebt und unbeachtet, denn sie behängt sich weder mit den Perlen der Intellektualität, noch glänzt sie mit den Seidenstoffen der Philosophie oder bezaubert mit der dreifachen Krone der Psychologie. Sie trägt das Selbstgestrickte der Ernsthaftigkeit und Demut und schämt sich nicht zu knien! Gebet ist deshalb so anstößig, weil es im Grunde nicht zu geistiger Wirksamkeit passt. (Damit will ich nicht sagen, dass Gebet für geistige Trägheit steht; in diesen Tagen ist Effizienz äußerst wichtig.) Gebet hängt nur von einem ab, nämlich von Geistlichkeit. Man braucht nicht geistlich zu sein, um zu predigen, das heißt, homiletisch perfekte und exegetisch genaue Vorträge auszuarbeiten und zu halten. Mit einer Kombination von Gedächtnis, Wissen, Ehrgeiz, Persönlichkeit plus wohlbestückten Bücherregalen, Selbstvertrauen und dem Gefühl, etwas geschafft zu haben – Bruder, die Kanzel ist dein – heutzutage fast überall! Solches Predigen berührt die Menschen; Gebet berührt Gott. Predigen hat Auswirkungen auf die Zeit; Beten hat Auswirkungen auf die Ewigkeit. Die Kanzel kann ein Schaufenster sein, in dem wir unsere Talente ausstellen; im stillen Kämmerlein findet jede Selbstdarstellung ihr Ende. Die Tragödie dieser späten Stunde ist, dass wir zu viele Tote auf den Kanzeln haben, die zu viele tote Predigten an zu viele tote Menschen weitergeben. Fürchterlich! Eine merkwürdige Sache habe ich gesehen „unter der Sonne“, selbst in fundamentalistischen Kreisen; das ist das Predigen ohne Salbung. Was
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ist Salbung? Ich weiß es kaum. Aber ich weiß, was sie nicht ist (oder wenigstens weiß ich, wenn sie nicht auf meiner eigenen Seele ist). Predigen ohne Salbung macht nicht lebendig, sondern tötet. Der Prediger ohne Salbung ist ein Geschmack des Todes für Tote. Das Wort lebt nicht, wenn auf dem Prediger keine Salbung ist. Prediger, was auch immer aus dir wird – strebe nach der Salbung. Brüder, wir kämen sehr gut zurecht, wenn wir nur halb so (modern pseudo-) intellektuell wären, aber doppelt so geistlich. Predigen ist eine geistliche Sache. Eine Predigt, die im Kopf geboren wurde, erreicht den Kopf; eine Predigt, die im Herzen geboren wurde, erreicht das Herz. Ein geistlicher Prediger wird geistlich gesinnte Menschen hervorbringen. Salbung ist nicht eine sanfte Taube, die mit ihren Schwingen an die Predigerseele anklopft; sie muss vielmehr verfolgt und gewonnen werden. Salbung lässt sich nicht erlernen, nur erwerben – durch Gebet. Salbung ist Gottes Ritterschlag für den Prediger-Soldaten, der im Gebet gerungen und gesiegt hat. Der Sieg wird nicht durch das Abfeuern intellektueller Patronen oder Weisheiten auf der Kanzel errungen, sondern in der Gebetskammer; er ist gewonnen oder verloren, bevor der Prediger seinen Fuß überhaupt auf die Kanzel setzt. Salbung ist wie Dynamit. Salbung kommt nicht durch die Mittler-Hände des Bischofs, und sie verschimmelt auch nicht, wenn der Prediger ins Gefängnis geworfen wird. Salbung lässt die Botschaft zu den Menschen durchdringen, sie macht sie süß und die Herzen weich. Wenn der Hammer der Logik und das Feuer menschlichen Eifers das steinerne Herz nicht öffnen können, dann wird die Salbung erfolgreich sein. Welch ein Gemeindebau-Fieber herrscht zur Zeit! Und doch werden all diese Altäre ohne gesalbte Prediger nie reumütige Büßer sehen. Stellt euch einmal vor, Monat für Monat führen Fischerboote, ausgestattet mit der neuesten Radartechnik und modernsten Geräten, auf die See hinaus, nur um ohne Fang
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zurückzukehren – welche Entschuldigung ließen wir für diese Erfolglosigkeit gelten? Und doch bleibt in Tausenden Kirchen Woche für Woche und Jahr für Jahr der Altar leer, und diese Unfruchtbarkeit deckt man durch falsche Anwendung des Schriftworts „Mein Wort … wird nicht leer zu mir zurückkehren.“ (Das scheint übrigens einer der sehr wenigen Texte zu sein, von denen die Dispensationalisten vergaßen uns zu sagen, dass sie an die Juden geschrieben waren!) Es ist eine schlimme Tatsache, dass die Altarfeuer entweder erloschen sind oder sehr niedrig brennen. Die Gebetsversammlung ist tot oder liegt im Sterben. Durch unsere Einstellung zum Gebet sagen wir Gott, dass wir das, was im Geist begonnen wurde, im Fleisch vollenden können. Welche Gemeinde fragt je ihre Kandidaten für das Pastorenamt, wieviel Zeit sie im Gebet verbringen? Und doch taugt der Geistliche keinen Pfifferling, der nicht zwei Stunden täglich im Gebet verbringt, Studium hin, Studium her. Die heutige Kirche steht auf dem Bürgersteig und beobachtet erhitzt und frustriert, wie die von Sünde dominierten bösen Geister Moskaus mitten auf der Straße stolzieren und Drohungen ausstoßen gegen „alles, was lieblich ist und einen guten Ruf hat“. Darüber hinaus hat der Teufel die Wiedergeburt durch Reinkarnation ersetzt, den Heiligen Geist durch Schutzgeister, göttliche Heilung durch die Christliche Wissenschaft, den wahren Christus durch den Antichristen. Was hat die Gemeinde gegen diese Übel, Kommunismus und Papsttum, zu bieten? Wo ist das Übernatürliche? Sowohl auf den Kanzeln als auch in der Presse scheint in letzter Zeit jegliche religiöse Kontroverse von Schläfrigkeit übermannt worden zu sein. Sogar Rom nennt uns nicht mehr Protestanten; wir heißen nur saft- und kraftlos „Nicht-Katholiken“! Ist das nicht bezeichnend? Wer aber kämpft jetzt „ernsthaft um den Glauben, der einst den Heiligen vermittelt wurde“? Wo sind unsere
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gesalbten Kanzel-Kreuzritter? Prediger, die Menschen fischen sollten, fischen heute allzu oft nach Komplimenten von Menschen. Früher haben Prediger Saat ausgestreut; jetzt fädeln sie intellektuelle Perlen aneinander. (Stellt euch ein Feld vor, auf das Perlen ausgesät wurden!) Schluss mit diesem lahmen, kraftlosen Predigen, das niemanden anrührt, weil es im Grab geboren wurde und genährt in einer Seele ohne Feuer, ohne Gebet. Man kann predigen und dennoch verloren gehen, nicht aber beten und verloren gehen. Wenn Gott uns in den Dienst berufen hat, dann, liebe Brüder, dringe ich darauf, dass wir Salbung empfangen. Was immer aus dir wird – strebe nach der Salbung, sonst werden verwaiste Altäre das Zeichen unseres ungesalbten Intellektualismus sein.
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Unser Beten jedoch muss vorangetrieben und verfolgt werden mit unermüdlicher Energie, Beharrlichkeit, Durchhaltekraft und nie versagendem Mut. E. M. Bounds Ihr aber, Geliebte, erbaut euch auf eurem heiligsten Glauben, betet im Heiligen Geist. Judas Ach, machte uns der momentan traurige Zustand der Sache Jesu auf Erden doch betroffener, der Einfluss des Feindes und die furchtbare Verwüstung, die er in Zion angerichtet hat. Welch ein Jammer, dass ein Geist der Gleichgültigkeit oder zumindest fatalistischer Stoizismus so viele von uns lähmt. A. W. Pink Gebet war die vorrangigste Tätigkeit seines Lebens. Biograph von Edwin Payson Ganze Tage und WOCHEN verbrachte ich, ausgestreckt auf dem Boden, in stillem oder hörbarem Gebet. George Whitefield Jeglicher Zerbruch beginnt im Kämmerlein; kein Herz eifert, ohne im Stillen viel Umgang mit Gott zu pflegen, und nichts entschädigt für den Mangel daran. Berridge Es schien mir so, als wäre er geradewegs in den Himmel gegangen und hätte sich in Gott verloren; aber oft war er, wenn er gebetet hatte, weiß wie die Wand. Der Kommentar eines Freundes nach seiner Begegnung mit Tersteegen in Kronenberg
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Kapitel zwei GEBET BERÜHRT DIE EWIGKEIT Kein Mensch ist größer als sein Gebetsleben. Der Pastor, der nicht betet, spielt bloß; Menschen, die nicht beten, gehen in die Irre. Die Kanzel kann ein Schaufenster für die eigenen Talente sein; das Gebetskämmerlein erlaubt keine Selbstdarstellung. So armselig, wie die Kirche heute in vielem ist, ist sie beim Gebet doch am armseligsten. Geld, Organisation, Mode, Spiel, Gesang, Gerede, auch Ängste finden wir reichlich in unseren Gemeinden, aber wenig leidenschaftlichen, beharrlichen Gebetskampf. In diesem versagen heißt in allem versagen. Die zwei Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben als Christ sind Vision und Leidenschaft, welche beide aus Gebet geboren und durch Gebet genährt werden. Der Predigtdienst steht nur wenigen offen; der Gebetsdienst – das höchste aller menschlichen Ämter – allen. Geistlich Unreife sagen: „Heute abend gehe ich nicht, es ist nur ein Gebetstreffen.“ Vielleicht hat Satan wenig Veranlassung, die meisten Predigten zu fürchten. Aber die Erfahrungen aus der Vergangenheit bewegen ihn, seine ganze höllische Armee gegen das betende Volk Gottes zu versammeln. Moderne Christen wissen wenig vom „Binden und Lösen“, obwohl das unsere Pflicht ist – „Was du binden wirst.“ Hast du so etwas in letzter Zeit gemacht? Gott vergeudet seine Kraft nicht; um viel für Gott zu sein, müssen wir viel mit Gott sein. Diese Welt bewegt sich mit einer Geschwindigkeit auf die Hölle zu, gegen die unsere schnellsten Flugzeuge wie Schildkröten wirken, und doch können sich leider nur wenige von uns erinnern, wann sie das letzte Mal eine Nacht lang auf das Bett verzichteten, um im Gebet für eine welterschütternde Erweckung
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auf Gott zu warten. Unser Mitgefühl ist nicht bewegt. Das Gerüst halten wir für das Gebäude. Die Predigten in dieser Zeit lassen uns mit ihrer blassen Interpretation göttlicher Wahrheiten Aktion mit Salbung verwechseln, Durcheinander mit Kreativität und Lautstärke mit Erweckung. Das Geheimnis des Gebets ist Gebet im Geheimen. Ein Sünder hört auf zu beten, und ein Beter hört auf zu sündigen. Wir sind Bettler und Bankrotteure, aber nicht gebrochen, noch nicht einmal gebeugt. Gebet ist durch und durch einfach und einfach tiefgründig. „Gebet ist die einfachste Sprachform, die die Lippen eines Kindes ausprobieren können,“ und doch so erhaben, dass es jede Redekunst hinter sich lässt und den Wortschatz der Menschen übersteigt. Ein Niagarafall feuriger Worte bedeutet weder, dass Gott beeindruckt, noch, dass er bewegt ist. Einer der tiefgründigsten Fürbitter des Alten Testaments hatte keine Sprache – „Nur ihre Lippen bewegten sich, aber ihre Stimme hörte man nicht.“ Kein Sprachkundiger hier! „Unaussprechliches Seufzen“ – das gibt es. Sind wir so unter dem Niveau neutestamentlichen Christentums, dass wir den historischen Glauben unserer Väter (und was er bedeutete, was er bewirkte) nicht mehr kennen, sondern nur den hysterischen Glauben unserer Zeitgenossen? Gebet ist für den Gläubigen, was das Kapital für den Geschäftsmann ist. Kann jemand leugnen, dass im modernen Kirchengetriebe die Hauptsorge dem Geld gilt? Doch das, was die Gemeinden heute am meisten belastet, machte der neutestamentlichen Kirche am wenigsten Sorgen. Wir betonen das Zahlen, sie betonten das Beten. Wenn wir bezahlt haben, wird der Ort eingenommen; wenn sie gebetet hatten, erbebte er! Was das neutestamentliche, vom Geist Gottes inspirierte, die Hölle erschütternde und die Welt zerbrechende Gebet angeht, haben noch nie so viele so viel so wenigen überlassen.
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Fßr diese Art Gebet gibt es keinen Ersatz. Entweder wir tun es – oder wir sterben!
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Eine Religion, in der es nur um Emotionen und Sensationen geht, ist der schrecklichste aller Flüche, die auf ein Volk kommen können. Der Mangel an Echtheit ist traurig genug, aber das Ärgernis der Verstellung eine tödliche Sünde. S. Chadwick Gut, wenn man die Vorstellung verliert, Glaube sei eine Frage des geistlichen Heldentums weniger Auserwählter. Es gibt Glaubenshelden, aber der Glaube ist nicht nur etwas für Helden, sondern geistliches Erwachsensein. Es ist eine Sache der Reife. P. T. Forsyth Wenn Gott seinem Volk große Gnade erweisen will, dann bekommt er sie zuerst ans Beten. Matthew Henry Wahrheit ohne Enthusiasmus, Moralität ohne Gefühl, Ritual ohne Seele sind Dinge, die Jesus ausnahmslos verdammt hat. Sie haben kein Feuer und sind so nicht mehr als eine gottlose Philosophie, ein ethisches System und ein Aberglaube. S. Chadwick Der Ruf des Kreuzes ist daher, in diese Passion Christi hineinzukommen. Wir müssen den Abdruck der Nägel auf uns haben. Gordon Watt Meine Not und deine große Fülle begegnen sich, und ich habe alles in dir. Unbekannt Ich habe Gesichter gesehen, auf denen die Taube sichtbar brütete. Charles Lamb von den Quäkern
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Kapitel drei EIN RUF NACH SALBUNG AUF DER KANZEL UND AKTION IN DER KIRCHENBANK Wenn jemand, der sich jahrelang durch ein ganz normales Christenleben geschleppt hat, plötzlich zu geistlicher Wachheit aufläuft, aggressiv für den Herrn kämpft und einen brennenden Eifer für die Verlorenen an den Tag legt, dann hat das einen Grund. (Aber wir leben heutzutage so unter Niveau, dass normale neutestamentliche Erfahrungen unnormal wirken.) Das Geheimnis solch eines „Turbo-Kameraden“ ist, dass er an irgendeinem Punkt wie Jakob mit Gott gerungen hat und daraus gezeichnet, aber auch „gestärkt durch den Heiligen Geist“ hervorgegangen ist! Für ein erfolgreiches Christenleben gibt es zwei unabdingbare Faktoren, nämlich Vision und Leidenschaft. Menschen kämpfen gegen die sich auftürmende See menschlicher, fleischlicher Kritik und stürmen die steinernen Höhen teuflischer Opposition, um das Kreuz Christi genau dort aufzustellen, wo die pure Grausamkeit wohnt. Warum? Weil sie eine Vision empfangen und eine Leidenschaft entwickelt haben. Nun, da wir uns innerlich so auf den Himmel ausrichten, werden wir gewarnt, dass wir auf der Erde nicht mehr zu gebrauchen sind. Bruder, darunter leidet diese Generation von Gläubigen nun eigentlich wirklich nicht! Die brutale und erschütternde Wahrheit ist, dass wir innerlich so auf Irdisches ausgerichtet sind, dass wir im Himmel nicht zu gebrauchen sind. Freund, wenn du deine Seele so gut kultiviertest, wie du an der Entwicklung deines Geschäfts arbeitest, wärst du eine Bedrohung für den Teufel; wenn du aber in geschäftlichen Dingen so armselig wärst wie in denen der Seele, müsstest du um dein Brot betteln.
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Vor vielen Jahren paukte mir George Deakin diesen guten geistlichen Gedankengang ein: Eine Vision ohne Aufgabe macht einen Visionär; eine Aufgabe ohne Vision ist Plackerei; eine Vision mit einer Aufgabe macht einen Missionar. Gut ausgedrückt! Jesaja hatte eine Vision, als Usija starb! Vielleicht gibt es jemanden auf deinem Weg, der die volle Vision des Herrn verdeckt. Geistliche Entwicklung kostet und ist manchmal schrecklich schwer. Bist du bereit für die Vision, auch zu diesem höchsten Preis – dem Verlust eines Freundes oder einer Karriere? Für die Revolution der Seele gibt es keinen Preisnachlass. Wenn du nur gerettet, geheiligt und zufriedengestellt werden willst, dann bist du in der Schlacht des Herrn nicht zu gebrauchen. Jesaja hatte eine dreidimensionale Vision. Beachte die Verse 1 bis 9 im 6. Kapitel Jesajas. Vers 5, WEHE, ein Wort des Bekennens, Zugebens; Vers 7, SIEHE, ein Wort der Reinigung; Vers 9, GEHE, ein Wort der Beauftragung. Es war eine nach oben gerichtete Vision – er sah den Herrn, eine nach innen gerichtete Vision – er sah sich selbst, und eine nach außen gerichtete Vision – er sah die Welt. Es war eine Vision der Höhe – er sah den Herrn hoch erhoben. Eine Vision der Tiefe – er sah die Abgründe seines eigenen Herzens. Und eine Vision der Weite – er sah die Welt. Eine Vision der Heiligkeit. Oh, Geliebte! Wie sehr braucht diese Generation von Gläubigen die Vision von Gott in all seiner Heiligkeit! Eine Vision des Höllischen – „Ich bin verloren … unrein!“, und eine Vision der Hoffnungslosigkeit – erkennbar in den Worten „Wen soll ich senden?“ In dieser Zeit – in der die durchschnittliche Gemeinde mehr von Werbung als von Gebet weiß, die Heiligung vergessen hat, weil sie den Wettbewerb pflegt, und Propaganda an die Stelle von Propagieren gesetzt hat – heute ist diese dreifältige Vision unbedingt erforderlich.
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„Ohne Vision verdirbt das Volk.“ Ohne Leidenschaft verdirbt die Kirche, und sei sie noch so gut besucht. Ein weltbekannter Prediger, den Gott in den vergangenen paar Jahren in einer echten Erweckung mächtig gebrauchte (eindeutig und ganz anders als Massenevangelisation), sagte dem Schreiber, dass er eine ähnliche dreifältige Vision gesehen habe. Ich sehe noch immer den heiligen Schrecken auf seinem Gesicht, als er davon erzählte, wie er kaum wusste, ob er einen Traum hatte oder eine Vision sah, nicht wusste, ob er im Fleisch oder entrückt war. Er konnte eine Menge von unzählig vielen Menschen in einem Abgrund sehen – umgeben von Feuer –, eingeschlossen in dem „Irrenhaus des Universums“ – der HÖLLE. Dieser Prediger ist seitdem ein anderer geworden. Wie sollte es auch anders sein? Könnte Gott uns mit so einer herzzerreißenden Offenbarung betrauen? Sind wir in der Verborgenheit des Gebets und in der Schule des Leidens gereift, so dass unser Geist in der Lage ist, solch einen entsetzlichen Anblick zu ertragen? Gesegnet der Mensch, dem der Herr solch eine Vision mitteilen kann! Keiner lebt über seine Vision hinaus. Mit all ihrem Kopfwissen können Theologen die eisernen Vorhänge des Aberglaubens und der Dunkelheit nicht zerreißen, hinter denen seit Jahrtausenden Millionen Menschen zugrunde gehen. Nur Männer mit weniger Intellekt vielleicht, die aber eine tiefere Vision haben, können das tun. Geistlich gesinnt zu sein ist Freude und Frieden. Es kann jedoch sehr unruhig machen, wenn man außerdem auch noch statistisch gesinnt ist. Lies dies und weine: JAPAN – Die dortige Regierung bestätigt, dass die Bevölkerungszahl die 87-Millionen-Grenze überschritten hat. Die Nation wächst pro Jahr um eine Million einhunderttausend Menschen! Das bedeutet, dass die nichtchristliche Bevölkerung Japans in den vergangenen fünf Jahren um 5 Millionen zugenommen hat. Schreib dir das unbedingt auf deine Gebetsliste.
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KOREA – Hier gibt es neun Millionen Menschen, die zum Großteil auf der Flucht, heimatlos und fast ohne Nahrung sind. INDIEN – Millionen sitzen in Dunkelheit und Todesschatten. NAHER OSTEN – Hier gibt es eine Million arabischer Flüchtlinge. EUROPA – In Europa sind elf Millionen „Zwangsvertriebene“. Welch ein Leid für diese Menschen! CHINA – Eine drittel Million Flüchtlinge kommen aus dem kommunistischen China und leben in Slumhütten in Hongkong. Außerdem gibt es – eine Gebetslast für dich und für mich – 15 Millionen Juden; 315 Millionen Mohammedaner, 170 Millionen Buddhisten; 350 Millionen Konfuzianer und Taoisten; 255 Millionen Hindus; 90 Millionen Shintoisten und Millionen anderer, für die Jesus gestorben ist und die im Großen und Ganzen nicht mit dem gesegneten Evangelium erreicht wurden. Selbst das kirchenbewusste Amerika hat 27 Millionen Jugendliche unter 21 Jahren, die keine christliche Erziehung bekommen, und zehntausend Dörfer ohne Kirchengebäude. Fast eine Million Menschen in der Welt sterben jede Woche ohne Christus. Bedeutet dir das gar nichts? Diese sündenüberschwemmte Situation ruft nach Salbung auf der Kanzel und Aktion in der Kirchenbank! Unechte Religion muss weichen. Die „Amen-Corner“ ist mit dem ModelT-Ford Vergangenheit geworden; die Herrlichkeit der Campmeetings ist verblichen; der Eifer für Straßenversammlungen hat sich verflüchtigt. Vielleicht – wer weiß? – ist Gott zorniger über Amerika und England als über Russland! Ist das schockierend? Bedenke ganz nüchtern, dass Millionen in Russland nie die Botschaft des Evangeliums gehört haben, nie eine Bibel hatten und nie eine geistliche Radiosendung hörten. Sie würden zur Kirche gehen, wenn sie könnten.
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Vielleicht ist es falsch, immer wieder zu beten, dass der Sünder eine Vision der Hölle bekomme. Ganz im Gegenteil, wahrscheinlich braucht er eine Vision von Golgatha, von dem leidenden Retter, der ihn bittet, Buße zu tun; denn warum sollte er nach Golgatha sterben? William Booth von der Heilsarmee soll gesagt haben, wenn er könnte, würde er die Ausbildung seiner Soldaten so abschließen, dass sie 24 Stunden über der Hölle hängen und ihre ewigen Qualen ansehen müssten. Der Fundamentalismus braucht wieder diese ehrfuchtgebietende Vision. Der stürmische, redegewandte Evangelist braucht sie am meisten! Charlie Peace war ein Verbrecher. Ihn kümmerten weder Gottes noch der Menschen Gesetze. Schließlich holte ihn das Gesetz ein, und er wurde zum Tode verurteilt. Am Morgen seiner Hinrichtung ließ man ihn im Armley-Gefängnis in Leeds in England seinen letzten Rundgang machen. Vor ihm ging der Gefängnisgeistliche, der routiniert und schläfrig einige Bibelverse vorlas. Der Verbrecher tippte den Prediger auf die Schulter und fragte, was er da lese. „Die Tröstung der Religion,“ war die Antwort. Charlie Peace war schockiert von der Art, wie er so berufsmäßig über die Hölle las. Konnte ein Mensch selbst im Schatten des Galgens so unberührt bleiben, dass er es fertigbrachte, einen Mitmenschen dorthin zu führen und trockenen Auges über eine abgrundtiefe Grube vorzulesen, in die dieser Mitmensch fallen musste? Konnte dieser Prediger den Worten glauben, es gäbe ein ewiges Feuer, das seine Opfer nie verbrenne, und doch ohne Zittern über den Satz hinweggleiten? Ist ein Mensch überhaupt Mensch, der ohne Tränen zu sagen vermag: „Du wirst in Ewigkeit sterben und doch nie die Erleichterung erfahren, die der Tod bringt“? All dies war zu viel für Charlie Peace. Und so predigte er. Hört seine Predigt an der Schwelle der Hölle. „Mein Herr,“ sprach er zu dem Prediger, „wenn ich glaubte, was Sie und die Kirche Gottes sagen, dass Sie glauben, würde
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ich nötigenfalls auf Händen und Knien über ganz England voller Glasscherben rutschen und denken, das ist es wert im Leben, um nur eine Seele vor solch einer ewigen Hölle zu erretten!“ Mein Leser, weil die Kirche das Feuer des Heiligen Geistes verloren hat, gehen Menschen in das Feuer der Hölle! Wir brauchen die Vision eines heiligen Gottes. Gott ist durch und durch heilig. Die Cherubim und Seraphim riefen nicht: „Allmächtig! Allmächtig ist der Herr!“, auch nicht „Allgegenwärtig! Und allwissend ist der Herr“, sondern: „Heilig! Heilig Heilig!“ Diese gewaltige hebräische Vorstellung muss unsere Seele wieder durchdringen. Wenn ich mich in der Hölle bettete, wenn ich die Flügel der Morgenröte erhöbe – dennoch wäre er da. Gott leitet uns in der Zeit; Gott, der unausweichliche Gott, erwartet uns in der Ewigkeit. Wir täten gut daran, hier mit ihm im Frieden zu sein und jetzt im Zentrum seines Willens zu stehen! Zitternd vor diesem dreifach Heiligen zu stehen, bevor wir unser Heim verlassen und zur Arbeit gehen, das wäre eine gewaltige Auferbauung für die Seele! Wer Gott fürchtet, fürchtet keinen Menschen. Wer vor Gott kniet, wird in jeder Situation stehen. Ein täglicher Blick auf den Heiligen würde bewirken, dass uns seine Allgegenwart zur Ruhe, seine Allmacht zum Staunen, seine Allwissenheit zum Schweigen bringen und seine Heiligkeit uns feierlich stimmen würden. Seine Heiligkeit würde unsere Heiligkeit. Lehre über Heiligkeit, der ein unheiliges Leben widerspricht, ist der Fluch dieser Stunde! „Ein heiliger Geistlicher ist eine schreckliche Waffe in den Händen Gottes.“ So sagte Robert Murray McCheyne. Vor den Erfahrungen des 6. Kapitels hatte Jesaja viele „Wehe“ für eine Menge Menschen. Jetzt sieht er sich selbst und ruft: „Wehe mir!“ „It’s me, it’s me, it’s me, O Lord, standing in the need of prayer!“ (Ich, Herr, brauche Gebet!) Wie wahr! Gibt es in meinem Inneren Zimmer mit unsauberen Bildern an der Wand? Haben wir Skelette in den Schränken unseres Herzens?
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