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HOMOSEXUALITÄT — WANDLUNGEN — IDENTITÄT 39 LEBENSBERICHTE MARKUS HOFFMANN (HRSG.)
MarkusHoffmann(Hrsg.) Weilicheswill www.fontis-verlag.com
MarkusHoffmann(Hrsg.)
Identität.39Lebensberichte
Weilicheswill Homosexualität.Wandlungen.

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vomSchweizerBundesamtfürKulturunterstützt.

©2023byFontis-VerlagBasel

Umschlag:CarolinHorbank,Leipzig

IllustrationenUmschlag:@dreammachine/freepik.com

Satz:JustinMesser,InnoSet,Basel

Druck:Finidr

GedrucktinderTschechischenRepublik

ISBN978-3-03848-258-1

Inhalt VorwortvonMarkusHoffmann ............................9 1.Werbinich?AufderSuche!Unterwegs! ..................28 Eva: EinClownohneManege? VomfalschenIdyllzurwahrenEva .........................30 Anonym: AlsdieweiblicheHälftederMenschheit GeschlechtsidentitätalsProzess ..........................43 Anna: EinZwillinglerntzusichzustehen GespürfürmeineemotionalenGrenzen .....................56 Jasmin: WerbringtmeineWeltwiederinOrdnung? SehnsuchtnachGeborgenheit ............................68 Julia: DerstolprigeWegzumir...........................81 Caterina: WeilesdasLebenschönermacht!.................92 2.MeinWegimGlaubenundinderGemeinde ...............107 MarkusHoffmann: VonderMagiezurBegegnung MeinWegimGlaubenundseineWirkungaufmeineHomosexualität 109 FranziAnderssohn: VomZerrbildzumEbenbild DemHassaufmeinFrauseinentwachsen ....................122 Andrés: DieBeichtehatmeinLebenverändert...............127 Suki: WiegehtBeziehung?..............................135 Clemens: MonogamkannichnurmiteinerFrau..............149 Gabriel: WasichmirvonderGemeindewünsche.............156 3.IchkennedieAnziehungzubeidenGeschlechtern ...........163 Charlotte: AusflugmitBernd SzeneneinerinnerenReise ..............................164 Samuel: Binich,wiemansagt,bisexuell? Ichglaubenicht!......................................178 Marius: ZweiSeeleninmeinerBrust......................188 Michaela: «Ichkommschonalleinzurecht»–Denkste!.........193 5

8.FürmichwareseineSucht

9.Ichhabegelernt,Freundschaftenzuleben

............................208 Daniel: IhrgroßesJagabmirdieSicherheit,umihreHand anzuhalten..........................................209 Martin: WieichmeineFraueroberthabe...................218
..................228
MeinDaseinisteineZweierbeziehung.........229 Thomas: Ich,derFußballfan.............................238
«DieserWegwirdkeinleichtersein,dieserWeg iststeinigundschwer».................................244
...........258
DerWegzumeinerTochter........................259
MeineSöhnebrauchenmichalsihrenVater......265
imInterview:MeineKindersollenwissen, werichbin..........................................271
........................282 Yvonne: BriefanYvonne...............................283 Carla: «Warumweinstdu?Wensuchstdu?».................292 DavidMädicke: DieinnereEinsamkeitwarmeinGeheimnis.....305 MarcelDammert: WashilftgegenSchamundSelbstablehnung?..315 Hanna: MeinHerzwarwieversteinert.....................322
4.Verliebt,verlobt,verheiratet
5.LedigseinundalsSingleglücklichleben?
StefanSchmidt:
ChristophKiehne:
6.VaterschaftlebentrotzverunsichertemMannsein
Simon:
RalfFritzsche:
PeterRechsteiner
7.WiebewältigeichmeinTrauma?
.............................327
IchgingdenanderenandieWäsche...................328 Paul: PornografiewarmeineRettungsinsel..................337
Silas:
.................344
AufdemWegzurFreundschaft.....................345
Offener,transparenter,ernsthafter DieganzeWirklichkeitbejahen ...........................353 6
Jannis:
StefanSchmidt:
10.IchhabestarkeVeränderungerlebt! ......................362 Marco: Esmusstemalallesraus! SelbstbeobachtungundWagnisalsSchlüsselzurVeränderung .....364 Isabell: Transition AusSchmerzstarreindieLebendigkeit ......................374 Bernd: MeineFrauistschön,klug,eigenständigundweißmich herauszufordern......................................392 Pascal: BevaterunghalfmiraufdieSprünge.................398 Johannes: Soweitichzurückdenkenkann,wollteichFrau undKinder..........................................406 11.Warumicheswill ....................................414 Jost: WarumichalsChristnichthomosexuelllebenkann–undwill SiebenganzpersönlicheGründe ..........................415 NachwortvonDominikKlenk ..............................423 7

Vorwort vonMarkusHoffmann

«Weilicheswill»–DiesesBuchisteineWortmeldungvonMenschen,diehomosexuellempfinden.Aberdasistschonfalsch.Denndie39Personen,die hierausihremLebenberichten,erlebenunddeutenihre(Homo-)Sexualitätje anders:MarceloderDavidempfindenausschließlichhomosexuell.Samuel, derals18-Jährigerhomosexuellempfand,empfindetheuteeherheterosexuell. ErhatsichineineFrauverliebtundistheuteverheiratet.Carlaerzähltvon mehrfachemsexuellemMissbrauch.AuchsielebtezeitweiseineinergleichgeschlechtlichenBeziehung,fühltesichdamitabernichtwohl,dennsiekonnte sichinderBeziehungnichtabgrenzenundhatteSchwierigkeiten,ihreeigenen Bedürfnissewahrzunehmen.ErstalssieanihrerFähigkeitzurAbgrenzungarbeitete,merktesie,dasssiebeiFraueneigentlichnicht-sexuelleNähesucht. HeutekannsiediesinderGemeinschaftmitFrauenverwirklichen.

DieBeispielewerfendieFrageauf:WelchePersonenmeldensichmitdiesemBuchzuWortundwarum?EssindMenschen,dienichtindiemittlerweile gewohntenSchablonenvon«homosexuell»und«heterosexuell»passen.Auch ihreLebenssituationenpassennichtzumTypusdes«homosexuellenMenschen»,dervondenMedienvermitteltwird.DenneinigederAutorinnenund AutorenlebenbewusstledigundverzichtenaufSexualität.Siebegründendas entwedermitihremchristlichenGlaubenodermiteineminnerenKonflikt,der esihnennichtmöglichmacht,einePartnerschaftaufAugenhöhezuführen. Anderehingegensindverheiratet,weilsieeineÖffnungihrerhomosexuellen GefühleinRichtungHeterosexualitäterlebthaben.Manchevonihnenhaben einestarkeVeränderungerlebt,anderenehmensowohlheterosexuellealsauch homosexuelleImpulseinihremLebenwahr.

Fragtmandaher,wasdenAutorinnenundAutorendiesesBuchsgemeinsam ist,dannistesdies:HierschreibenPersonen,diegelernthaben,ihrehomosexuellenImpulse,obvergangenoderfortbestehend,alsAspektihresLebens anzunehmen,ohnedarauseinenLebensstilodereinehomosexuelleoder queereIdentitätabzuleiten.Gemeinsamistihnenauch,dasssiesichinjeunterschiedlichenLebenssituationenbefinden,dasssiesichinihremLebenje

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andereFragenbeantwortethabenundeinenWegfindenmussten,ihrenchristlichenGlaubeninBezugaufihrenicht-heterosexuelleOrientierungzuverstehen.Und:SiemusstenzueinerLebensgestaltungfinden,fürdieeskeinVorbild gibt.ÜberdieseLebensgestaltungredensieindiesemBuchunterelfverschiedenenÜberschriftenundgebendamitEinblickindas,waseinenMenschenbewegenkann,wennersichinseinemLebenvordasThemaHomosexualitätgestelltsieht.

SosprechendieAutorinnenundAutorenüberdieSuchenacheinemUmgangmitihrersexuellenOrientierung,sieschreibenüberdieBedeutungdes GlaubensfürihrenWegundsieerzählenüberihrenUmgangmitsichundihren Beziehungen,wennsiesowohlhomosexuellewieheterosexuelleImpulsein sichspüren.AndereZeugnisseerzählenvonderGestaltungdesLedigseins undderEnthaltsamkeit,derElternschaft,derEhemiteinemgegengeschlechtlichenPartnerodervomUmgangmitderschmerzhaftenErfahrungvon TraumaundsexuellemMissbrauch.

DannwirdindenZeugnissenauchdasThema«Veränderung»angesprochen. NichtumdensimplenSloganzubedienen,«Veränderungistmöglich»,sondern umzurSprachezubringen,dassMenschendiessehrunterschiedlicherleben.

Mancheberichten,dasssieheutenurnochheterosexuellempfinden,andere sprechenehervoneinerstarkenVerlagerungihresEmpfindensinRichtungHeterosexualität.Odersieberichten,dasssichderCharakterderhomoerotischen Anziehungveränderthat.AlldieseSchwerpunktewerdenindenZeugnissen nichtfachpsychologischentfaltetundkönnenauchnichteinfachalsAnleitung füreineneigenenProzessgelesenwerden.VielmehrgebendieZeugnisseeinen EinblickinsehrpersönlicheProzesse,überdieöffentlichkaumoderniegeredet wird.OderdiealsTeilderRealitäteinfachausgeschwiegenwerden.

MitdemTitel«Weilicheswill»wollendieAutorinnenundAutorendieses Schweigendurchbrechen.NichtausGründenderSelbstdarstellung,sondern weilsieeineTürefürdiejenigenöffnenwollen,dieihresexuelleOrientierung nichteinfachdemIdentitätsbegriff«schwul»,«lesbisch»oder«bisexuell»zuordnenwollenundkönnen.SieselbstsindaufgrunddersexuellenOrientierung insFragengekommenundermutigenmitdiesemBuchdaherandere,Fragenzu stellen.

SieverbindenmitdemTiteldesBuchesauchdenWunsch,dassMenschen, dieähnlichfühlen,inihremNachdenkennichtgestörtwerden.Sieselbsthaben

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erlebt,dassdieGesellschafteinsolchesNachdenkenalsanstößigodergardiskriminierendgegenüberdenjenigenempfindet,dieihrenicht-heterosexuelle OrientierungalsLebensstilverwirklichenwollen.DasBuchistdaherauchein ProtestgegeneineGesellschaft,inderdieselbstkritischeAnalyseoderdieInfragestellungdessen,wasmaningleichgeschlechtlichemEmpfindenerlebt, mitStrafebedrohtwird.

EsistaberaucheineEinladungzumdifferenziertenDialog.Dennhinter demThemaHomosexualitätsammelnsichnichtnurMenschen,diemitihrer sexuellenOrientierungakzeptiertwerdenwollen,sondernauchMenschenmit konkretenFragen,NötenundLebenssituationen,dievombekanntenMainstreamabweichen.

«Weilicheswill»heißtdaherauch:WirwollenalsMenschen,dieihreSexualitätundihrPersonseinandersverstehen,ernstgenommenundinGesellschaftundKirchenichtandenRandgedrängt,ausgegrenztundübersehenwerden.DennwirhabeneinberechtigtesAnliegen,einfachschondeshalb,weil wirinLebenssituationenstehen,indenenwirnachAntwortensuchenunduns vorallemauchvonderchristlichenGemeindeOrientierungundWegbegleitungwünschen.

WersichaufdieFüllederPerspektiveneinlässt,diesichindenunterschiedlichenZeugnissenspiegeln,versteht,dassdieseineinemVorwortkaumabgebildetwerdenkönnen.DasVorwortwilldennocheinegewisseLese-und Verständnishilfegeben.DabeistelltsichdieFrage:WerliestdiesesBuch? UndwelcheOrientierungmusseineLesehilfedaherbieten?

DieWegbegleiter

DasvorliegendeBuchistausderÜberzeugungentstanden,dassdieStimmen dieserMenschenundihreGeschichtengehörtwerdenmüssen.FünfWegbegleiterhabendieGeschichtenderMenschenzusammengebracht,diesichin diesemBucheingefundenhaben.SiehabenGesprächeundInterviewsgeführt unddenAutorinnenundAutorenHilfestellungbeiderKonkretisierungihrer Zeugnissegegeben.DabeiwareseinVorteil,dasssicheinTeilderMännerbereitsüberlängereZeitmitihrerGeschichteundihremWegauseinandergesetzt hatte.AuchdieZeugnissederFrauenhabensichfeinsinnigentwickelt:Die

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meistenderAutorinnenhabensichimLaufedesProjektespersönlichkennengelernt.DaswareingroßerSchatzundeineenormegegenseitigeErmutigung.

DerWegvomWillen,dieeigeneGeschichteaufzuschreiben,biszumfertigenText,brauchteZeit.IneinigenFällenmehrereMonate.DieBegleitung warlohnendundauchnotwendig.VielederAutorinnenundAutorensindaufgrunddermedialenundgesellschaftlichenAtmosphäreunsicher,wieihreLebensberichteinderÖffentlichkeitaufgenommenwerden.Manchedurchliefen imEntstehungsprozessihrerZeugnisseauchPhasendesZweifelsundder Angst.AuchAngstdavor,dassjemandsieaufgrundihrerGeschichteerkennen unddiskreditierenkönnte.

DieseRealitätistmiteinGrunddafür,dassvielederZeugnisseuntereinem Pseudonymerscheinen.AlleAutorinnenundAutoren,undauchdieWegbegleiterdiesesBuches,kennendieErfahrungvonDiskriminierungunddie AuswirkungaufdieeigeneberuflicheKarriere,wennmanetwasDifferenzierteszumThema«Homosexualität»sagt,dasnichtdemMainstreamentspricht. SchnellfallendannWortewie«Homoheiler»,«Konversionsbefürworter»oder «Scharlatan».UndmithoherWahrscheinlichkeitwirdmaneinemrechten SpektrumzugeordnetundimöffentlichenDiskursgebrandmarkt.

WirsinddemFontis-Verlagdaherdankbar,dasserdenMuthat,diesesBuch inseinVerlagsprogrammaufzunehmen.DennnurdadurchkannunserWunsch erfülltwerden,derStimmederinderGesellschaftundzumTeilauchinder KirchezumSchweigenGebrachtenGehörzuverschaffen.

WaskanndasBuchleisten–fürwen?

IchstellemirvierGruppenvonLeserinnenundLesernvor.DieersteGruppe sindMenschen,dieselbstaufirgendeineWeisevomThemaHomosexualität betroffensind.DiezweiteGruppesindMenscheninseelsorgerlichenoder beratendenBerufen.DiedritteGruppeverschiedeneMenschen,denensichjemandaufgrundseinergleichgeschlechtlichenEmpfindungenanvertrauthat. UnddievierteGruppekönntenKritikersein,diedemBuchmitArgwohnbegegnenundjetztschonbeschlossenhaben,wassievonihmzuhaltenhaben.

WasnunkönnendieseunterschiedlichenGruppenvondiesemBucherwarten?

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ZunächsteinWortandieMenschen,diedasBuchalssogenannte«Betroffene» lesen.DadasThemameineigenesLebengeprägthat,kannichmichinsiebesondersguteinfühlen.VielleichterwartenSiealsBetroffeneindiesemBuch eineAntwortaufdieFragederVeränderung.DieseAntwortkannIhnendas Buchnichtgeben.AuchnichtdieZeugnisse,dievonVeränderungerzählen. DennwaseinMenschalsseineErfahrungberichtet,kannnichteinfachkopiert werden.DennVeränderungistnichteinfachmöglich.Werdasbehauptet,ist unseriösundleitetMenschenindieIrre.

DiebesteAntwort,dieSiealsBetroffeneindemeinenoderanderenZeugnis finden,kleidetsichmeistindieGestalteinerFrage,dieSiezureigenenReflexioneinlädt.EtwadieFrage:Wieerlebeichdennmeinenicht-heterosexuellen Empfindungen?GleichtsiederAnnahmevonHomosexualität,dieinunserer Gesellschaftheuteverbreitetist,oderistsiedochganzanders?VielleichtentdeckenSieineinemZeugnisaucheineTüre,durchdieSieselbstnochniegegangensind,unddamitverbundeneineEinladung,denSchritteinervertieften ReflexiondereigenenEmpfindungenzuwagen.

DasBuchkannSieaberauchzurGestaltungIhresLebenseinladenunddamitzufolgendenFragen:WiegestalteichmeinenGlauben?Dürfenmeine nicht-heterosexuellenEmpfindungendarineineRollespielen?Werweißeigentlich,dassichvondiesemThemainmeinemLebenumgetriebenwerde?

WeißmeineGemeindedavon?Weiß,wennSieverheiratetseinsollten,Ihr Ehepartnerdavon?Oder,wennSiesichgeradedoch,widerErwarten,ineinen gegengeschlechtlichenPartnerverliebthaben,habenSiemitihmoderihrdarübergesprochen?Oder:WiegestaltenSiedann,wennSiesichfürdasLedigsein entschiedenhaben,IhrLeben?HabenSieFreundinnenundFreunde,dieum Siewissen?HabenSieeinenOrt,andemSiesichsicherfühlenundNäheund Wärmeempfangenkönnen?

AufmanchedieserFragenfindenSieindiesemBucheineAntwortoder könnenlesen,wieanderemitdieserFrageumgegangensind.Vorallemwollen IhnendieAutorinnenundAutorendiesesBucheseinesvermitteln:Siesind nichtallein!UndSiebrauchensichfürIhrehomosexuellenGefühlenichtzu schämen!DieseAussageunterstreichenalle,diehierschreiben,mitihrem Mut.LassenSiesichalsoermutigen,bleibenSiemitIhrenFragennichtlänger allein!

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DanneinWortandieLeserinnenundLeserinseelsorgerlichenoderberatendenBerufen:VorallemwollenwirSiemitdenverschiedenenZeugnissenzu einemdifferenziertenBlickaufdasThema«Homosexualität»einladen.Denn esgibtnichtdenTypusdesHomosexuellen,sondernallenfallsMenschen,die solcheGefühlejeunterschiedlicherlebenundjeandersfürsichdeuten.Die Entscheidung,obSiedieseMenschenkennenlernenwollen,liegtanIhnen. DieEinladungdazuwirdinjedemderZeugnisseausgesprochen.Sicher,die Menschen,dieindiesemBuchschreiben,gebenkeineobjektivenAntworten aufdasPhänomenderHomosexualität.AberalsProfessionellewissenSiedas bereits.DennSiewissen,dassesaufdereinenSeiteobjektivierbareKriterien fürdasgibt,waswirpsychischenKonfliktnennen.

DanebengibtesaberauchdieGeschichte,diesichMenschenvonihrem subjektivenErlebenundLeidenerzählen.DiesenErzählungenmitRespekteinerseitsundmitprofessionellemVerstandandererseitsgegenüberzutreten,gehörtzumEthosIhresBerufes.

MeineEinladungalsMensch,derselbstimBereichPsychotherapieund Seelsorgeausgebildetist,wäredaher:TretenSiebeijedemZeugniseinen Schrittzurück.VersuchenSieeinfach,zuverstehen,wasderMenschIhnenerzählt.WennSiediesdannmitIhremFachwissenkontextualisieren,kommen SieaufneueFragen,vielleichtauchaufErkenntnisse,dieSiealsAnnahmein IhrtheoretischesForschenoderinIhrePraxismitnehmenkönnen.Dasz.B. wäreeinErgebnis,überdassichdieAutorinnenundAutorenfreuenwürden. DennmitihrenZeugnissenwollensiekeinewissenschaftlicheTheseaufstellen.SiewollenvielmehrdasFensterzueinemErlebenundeinerWirklichkeit aufstoßen,diesiebislangvielleichtaufgrundvonDenkverbotenundVorbehaltensonichthabenwahrnehmenkönnen.

MachenSiesichdabeibewusst:DiesesBuchsagtnicht:«WirhabendieWahrheit!»Essagtlediglich:DieseWirklichkeitunddiesesErlebengibtesauch.

NebenprofessionellenTherapeutinnenundTherapeutengibtesdannauchden theologischstudiertenMenschen,derimBereichvonSeelsorgearbeitet.Vor allemSiedürfensichvondenAutorinnenundAutorendiesesBucheszur WahrnehmungdermannigfaltigenGlaubens-undLebensfrageneingeladen wissen,dieindenZeugnissenzuTagetreten.Dennsiealleverstehensichals Christen.

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VermutlichsindSieinIhrerseelsorgerlichenoderpastoralenPraxisdereinenoderanderenähnlichenLebensgeschichtebegegnet.HabenSiesichaber schoneinmalgefragt,wieSieeinenMenschenmiteinersolchenGeschichte undmitseinenFrageninIhreGemeindeintegrieren?WieSieihnentlangseinerFragenundinnerenNötebegleitenkönnen?OderhabenSiesichschonmal gefragt,wieSieihntheologischfürseinenWegermutigenkönnen?DieTexte gebenaufdieseFragezwarnurzumTeileineAntwort,wollenSieaberzum Weiterdenkenermutigenoderdazu,geradedieseZeugnisseindiegemeindlicheoderseelsorgerlicheSchulungvonMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinzubeziehen.

GanzinderNähederebenerwähntenGruppebefindensichFreundinnenund Freunde,SchwesternundBrüdereinerchristlichenGemeindeoderFamilienangehörige,denensicheinMenschmitseinengleichgeschlechtlichenNeigungenanvertrauthat.VielleichthatSiediesverunsichertoderSiefragensich, welcheFrageneinsolcherMenschbewegtoderwieSieihnunterstützenkönnen.SicherbildendieZeugnissenichtjedeSituationundjedenMenschenab. Abersiemachendochdeutlich,dassbetroffeneMenschenBeziehungund Freundschaftbrauchen.UnddasssiegeschützteOrtebenötigen,andenensie überihreProzesse,ÄngsteundNötesprechenoderandenensieverlässliche Beziehungenwagenkönnen.GeradedieNotwendigkeitvonneuenBeziehungserfahrungenwirdinvielenZeugnissenunterstrichen.VielleichtsindSie alsFreundinoderFreund,alsSchwesteroderBruderdiePerson,dieeine solcheErfahrungschenkenkann.

VielleichtlesenSiedasBuchaberauchalsEhepartnerinoderEhepartnereines Menschen,dergleichgeschlechtlicheImpulseinseinemLebenkennt,undsind deshalbverunsichert.NichtseltenhöreichvonEheleuten,dasssieAngsthaben,dassdergleichgeschlechtlichempfindendePartneroderdiePartnerinsich injemandenvomgleichenGeschlechtverliebenkönnte.Ichhoffe,dassIhnen manchederZeugnissehelfen,IhrenEhepartnerzuverstehen,unddassesfür Sienachvollziehbarwird,warumgleichgeschlechtlicheFreundschaftenfür daspersönlicheWachstumundihreoderseineIdentitätwichtigseinkönnen.

Trotzdemabergiltauchdas:KeineEhepartnerinundkeinEhepartneristder TherapeutoderSeelsorgerseinesPartners.Verstehenmeintdaherweder,den

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Ehepartnerzuretten,nochihmirgendwelcheBedürfnissevondenAugenabzulesen.BedürfnissekönnenineinerPartnerschaftnuraufAugenhöheausgehandeltwerden.

SchließlichmöchteichjeneLeserinnenundLeseransprechen,diedasBuch untereinenAnfangsverdachtstellen.Etwaden,dasssichhierMenschenzu Wortmelden,dieihreHomosexualitätverdrängenoderdiealshomophobzu etikettierensind.IchbitteSie,sehenSiedieAutorinnenundAutorennichtals GegneroderalsMenschen,diedurchihreLebensentscheidunganderediskriminierenwollen.ErkennenSieinihnenvielmehrMenschen,diemitdiesem BucheinDialogangebotmachen.Sietundas,indemsieeinenehrlichenEinblickinihrErlebenundihreLebensbewältigunggeben.WennSieamEnde derLektürezurErkenntniskommen,dasssicheinDialoglohnenwürde,so sindwiralsHerausgebergemeinschaftoffendafür.DenneineFragewirdvom derzeitigenDiskursnichtbeantwortet:WohabenMenschenmitdenhierdargestelltenLebensthemenihrenPlatzunterdemRegenbogen? EineLesehilfe

UmIhnenalsLeserinundLesereinbesseresVor-VerständnisfürdieLektüre derZeugnissemitaufdenWegzugeben,sindnachfolgendeinigeLesehilfen formuliert.

Lesehilfe1–Esgibtnicht«den»homosexuellenMenschen Eswurdeeingangsbereitserwähnt,dassdieAutorinnenundAutorennichtin dasüblicheSchema«desHomosexuellen»passen.Dennvonihmnimmtman an,dassersichseinerOrientierunggewissist,undsollteerdaranzweifelnoder sichdochmalindasandereGeschlechtverlieben,dannnurdeshalb,weiler nochnichtzuseinerwahrensexuellenIdentitätstehenkann.MitdiesemVerständnisimHintergrundwirdmanesschwerhaben,denAutorinnenundAutorenindiesemBuchfolgenzukönnen.Dennsiehinterfragenihresexuelle Orientierung,beobachtendarinKonflikte,erlebenkleineundgrößereVeränderungenundverliebensichdurchausübereinelängereZeitspannehinwegin einengegengeschlechtlichenPartnerodererlebenihreSexualitätfluideetc.–

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DamitstelltsichfürSiealsLeserinoderLeserdieFrage,wieSiedieseGruppe einordnenkönnen.

Bedenktman,dasssichiminternationalenVergleichzwischen1,5und2% derMenschenalsausschließlichhomosexuellempfindenddefinieren,aber4 bis6%sichirgendwozwischendenPolen«homosexuell»und«heterosexuell» platzieren,dannwirddeutlich,dasssichindiesemBuchkeineMinderheit,sondernehereineMehrheitzuWortmeldet.UnddiesekannsichvorLebensfragen gestelltsehen.

DaistzumBeispielSamuel(58).Mit18Jahrenempfanderhomosexuell. AlsersichjedochinseineFrauverliebte,empfanderaufeinmalausschließlichheterosexuell.DazumussteerseinegleichgeschlechtlichenEmpfindungenwederverleugnennochunterdrücken.AlsjedochJahrespäternebender heterosexuellenOrientierungwiederhomosexuelleGefühleauftauchten,er aberinzwischenVatergewordenwar,standervorFragen:Sollteerseine FrauaufgrundvonhomosexuellenGefühlen,dienebenseinenheterosexuellenauftauchten,verlassen?SollteerindenhomosexuellenGefühlendas AuftauchenseinerwahrenIdentitäterkennen?AberwenndieHomosexualitätdiewahreIdentitätist,warumwarendanochheterosexuelleGefühlefür seineFrau?

Wirsindgewohnt,Folgen,diesichauseinersexuellenOrientierungergeben könnten,reduziertundindividualisiertzubetrachten.Wirreduzierensieetwa aufdieFragevonLustundLiebe.ReduzierenSexualitätaufdasErlebenim Augenblick.Oderindividualisierensieundermutigen,dassjedernachseiner Fassonglücklichwerdensoll.DieseArtderReduktionklammertaberdie FragederLebensperspektiveaus,dieüberdenaugenblicklichenMomenthinausweist.DochgenaudieserFragehabensichdieAutorinnenundAutorenin ihremLebengestellt.Johannes(41)zumBeispiel.ErhateineÖffnungseiner gleichgeschlechtlichenNeigunginRichtungHeterosexualitäterlebt.Dennoch nimmterheutenochhomosexuelleImpulseinseinemLebenwahr.Männer undFrauenwieermüssendaherirgendwanneineEntscheidungfällen.Will ichtrotzzeitweiserhomosexuellerAnziehungeinegegengeschlechtlichePartnerschafteingehen?WieundwannerzähleichmeinerPartnerinodermeinem PartnervondiesenGefühlen?WiegestalteichsieimRahmeneinerEhe?

GleichgeschlechtlicheGefühlekönnendannaberauchandereEntscheidungennotwendigmachen.Sodann,wennmanwieCharlotte(36)einenKonflikt

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darinentdecktundmerkt,dassmansichu.a.deshalbbishernichtaufMänner einlassenkann,weilmansichvonihnenbeschämt,bedrohtoderbenutztfühlt.

OderwieHanna(67),diemerkt,dassihreLeereauchineinergleichgeschlechtlichenPartnerschaftnichtausgefülltwird.

CharlotteundHannahabensichaufgrundihrereigenenWahrnehmungentschieden,ihreSexualitätzuhinterfragen,undsinddabeiaufKonfliktegestoßen,fürderenLösungsiesichbewusstentscheidenmussten.Denneinsolches «aufdemWegsein»istschmerzhaftundbrauchtdenbewusstenWillen,sich daraufeinzulassen,wieinvielenZeugnissengelesenwerdenkann.

UnddannkanndieEntdeckung,dasssichmitderSexualitätKonflikteverwobenhaben,zuweiterenKonsequenzenundLebensthemenführen.

David(50)hatfestgestellt,dasserinseinerSexualitätnurdieUnterwerfung unterMännerwiederholt,wieersieinseinemMissbraucherlebthat.ErentscheidetsichdaherfüreinenthaltsamesLebenalsLediger.Damitdrängen sichaberFragenderLebensgestaltungauf:WielebeichLedigsein,wieEnthaltsamkeit,wiekannichdenWeginFreundschaftenfinden,woichdurcherlebtenMissbrauchvonmeinenBedürfnissenabgeschnittenbin,etc.?

DieBeispielemachendeutlich:MitdemThemaHomosexualitätkönnen verschiedeneLebensthemenundLebensfragenverbundensein,dieweitüber dieheuteinderKirchefavorisierteFragevonSegnungundEhehinausgeht. WerdasThemanuraufdieseFragereduziertbetrachtet,übersiehtdieFülle vonLebenssituationen,indieMenschengestelltsind,diegleichgeschlechtlicheImpulseinihremLebenkennen.

Undwerglaubt,dassselbstMenschen,dieausschließlichhomosexuellfühlen,zumLebensglücknurderpassendePartnerfehlt,irrt.Dennselbstdiese MenschenstehenvorderFrageihrerLebensgestaltung,dieebennichteinfach dadurchgelöstwird.WerdieZeugnisseverstehenwill,mussdiesmitdemVorwissentun,dass«Homosexualität»vieleErlebnisweisenkenntundunterschiedlichmitdemErleben,demSchicksalunddemLebenswegeinesMenschenverbundenseinkann.

Lesehilfe2–DieZeugnissealsSuchelesen

EinigeZeugnisselassenerkennen:HieristeinMenschaufderSucheoderamAnfangeinesWeges:Carla(60)zumBeispiel.SiehatinunterschiedlichenhomosexuellenBeziehungengelebt.DochtrotzäußererIntimitätbliebsieüberviele

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Jahreinnerlichallein.IrgendwannkommtsieinihrerNotneuinsFragenund Hinterfragen:ihrerMusterinBeziehung,ihrerVersuche,unterFrauendazuzugehören–undauchihrerhomosexuellenAnziehung.Darfsiedas?Istdasnicht derAnfangeinesfalschenWegesodergarKennzeicheneinerauftauchendenAblehnungdereigenensexuellenOrientierung?InderLGBTQ+-Szene,wieauch vonKritikern,wirddiesoftalsIrrwegoderals«brainwashing»dargestellt.Mit diesemPunktderLesehilfesolldemdeutlichwidersprochenwerden.

SogarLiteratur,diederaffirmativenundunterstützendenTherapiebeiFragendersexuellenOrientierungzugerechnetwerdenkann,erlaubtBetroffenen, Fragenzustellen,undsiehtinderVerunsicherung,diesolcheFrageninder Personbewirken,denWegzueinerselbstbewusstenEntscheidung.AlsBeispielkannVivienneCassdienen:Siefindetesvöllignormal,wennMenschen mithomosexuellenGefühleninsicheineIdentitätskonfusionwahrnehmen,die Fragenaufwirft.Dennimmerhinstehtdas,wasdieseMenscheninsichentdecken,gegendasErlebenderMehrheit.NachCassdarf,kannundmusseine Frau,diehomosexuelleEmpfindungeninsichspürt,dieFragestellen:«Istdas, wasichdaempfinde,homosexuellodergarAusdruckeinerlesbischenIdentität,dieichanstrebensollte?»

SolcheFragensindwederindenSexualwissenschaftennochimKontextvon Sexualtherapieungewöhnlich.DenndortsetztmandieWorte«schwul»oder «lesbisch»nichteinfachdemBegriffderHomosexualitätgleich.DennHomosexualitätkannallesMöglichesein:EskanneineeinmalauftretendeAnziehungsein,siekannnebenheterosexuellenAnziehungengleichzeitigempfundenwerden,u.a.m.

«Schwul»oder«lesbisch»hingegenisteineSelbstbezeichnung,dieMenschennurdannwählen,wennsiesichsichersind,dasssieihrehomosexuelle OrientierungalsLebensstilinderÖffentlichkeitlebenwollen.VoreinersolchenEntscheidungsolltensichMenschen,soCass,dahersehrsichersein,weshalbsieempfiehlt,sichaufeinenWegderSuche,desFragens,desinnerenFühlensundPrüfenseinzulassen.

AufdemWegdesSuchensundPrüfenskanndieUnterscheidungzwischen denBegriffen«sexuelleIdentität»,«sexuelleFantasie»,«sexuellesVerhalten» oder«sexuelleOrientierung»helfen.Denneskannvorkommen,dasseinePersonzwargleichgeschlechtliche Fantasien hat,sichaberniemalsineinePerson desgleichenGeschlechts verliebt. Odereskannsein,dasseinMenscheinige

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Zeiteinhomosexuelles Verhalten praktiziert,ohnejemalseinedauerhafte Anziehung zueinerPersondesgleichenGeschlechtszuerleben.

Undeskannsogarsein,dasseinePersonsichzwarsexuellimmervoneinem bestimmtenGeschlecht angezogenfühlt, aberdieseOrientierungnichtzuseiner Identitätsbeschreibung erhebenwill.CarlaisteinesolchePerson.Alssie entdeckt,dassdiesexuelleBeziehungzueinerFraufürsiesoetwaswie «Selbstbefriedigungmitjemandanderem»istundeinGefühlderEinsamkeit zurückbleibt,beginntsie,Fragenzustellen.DiesewarendernotwendigeAnfangihresSuchprozesses.

Dasheißt,Fragensindokay!BetroffeneMenschensolltensiesichstellen, auchwennjedeAntwortnurderÜbergangzueinernächstenLebensetappeist undvielesoffenbleibenmuss.

DieZeugnisseindiesemBuchsindAusdruckeinesSuchprozessesundmüssenalsoffenerProzessgelesenwerden.Wirwissennicht,woeinigederAutorinnenundAutorenineinigenJahrenstehenwerden,zuwelchenErkenntnissensiekommenoderwelcheLebensentscheidungensiefällenwerden.Aber trotzdemerlaubtdiesniemandem,notwendigeFrage-,Such-undErkenntnisprozesseeinfachalsirreführendoder«brainwashing»abzutun.Genausowenig isteserlaubt,festzulegen,dasssolcheProzesseimmernotwendigaufein bestimmtesZielzuzulaufenhaben.–KönnenwirdieseSpannungalsBetroffene,alsprofessionelleHelferundauchalsKritikerzulassen?

Lesehilfe3–SexualitätimZusammenhangmitderPerson WarumMenschenenthaltsamlebenoderwarumsiedieEhevonMannund FraualseinzigeFormdefinieren,indermenschlicheSexualitätverwirklicht werdenkann,istfürvieleMenschenheutenichtverstehbar.DahereinWort zumVerständnisundKonzeptvonSexualität,wieesdenAutorinnenundAutorengemeinsamist.

DieMenschen,diesichmitdiesemBuchzuWortmelden,rechnensichdem christlichenGlaubenzu.DamitistaucheinbestimmtesMenschenbildundein besonderesVerstehenderSexualitätverbunden.SosehensieihrPersonsein, einschließlichihrerLeiblichkeit,GeschlechtlichkeitundSexualität,unterdas VorzeichenderHeiligenSchriftgestellt.InderHeiligenSchrift,etwainMatthäus19,lesensie,dassSexualitätentwederinderEhezwischenMannund FrauverwirklichtwerdensolloderimLedigseindurchEnthaltsamkeit.Dasie

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nunaberansichnichtfeststellenkönnen,dasssiezurEhemiteinemgegengeschlechtlichenPartnerfähigsind,versuchensie,ihreSexualitätnunmit demWortGottesinÜbereinstimmungzubringen,undkommendaherzum Schluss,dassihnendasnuraufdemWegderEnthaltsamkeitmöglichist.

DerSchlussistfürsieeinnotwendigerdeshalb,weilsiedieVerwirklichung ihresPersonseinsundihrerSexualitätnichtvoneinandertrennenwollen,etwa indemsiesagen,meinesexuelleLusthatnichtsmitmeinerGotteskindschaftzu tun,oderindemsiesagen,esistdochallesnur«Liebe».DennLiebeistfürsie immerzuerstLiebegegenüberGottundseinemWort.Unddiesemfühlensie sichdeshalbverpflichtet,weilsieglauben,dassGottdemLebeneineguteOrdnunggegebenhat.

AndereargumentierenmiteinerVariante,dieaberaufdergleichenBindung andasWortGottesberuht.Siesagen,dassGottinderSchöpfungvonMann undFraudieSexualitätineineleiblicheOrdnunggesetzthat.NachihremVerständnisistindieNaturdesMenscheneineheterosexuelleHinordnungeingezeichnet.DieseNaturmachtdieimgöttlichenGesetzderSchöpfungverbürgte GrundorientierungdesHandelnsoffenbar,diederganzenMenschennaturgilt undausdersichdieOrdnungdesLebensergibt.DasieaberdieseNaturemotionalaufgrundihrergleichgeschlechtlichenEmpfindungennichtmitvollziehenkönnen,siedievonGottgegebeneSchöpfungaberehrenwollen,verzichtensieaufSexualität.

SichergibtesinunsererZeitauchMenschen,dieeinsolchesMenschenbild nichtnachvollziehenkönnen.Sieentscheidensichanders.Vielleichtweilsie dieBibelandersauslegen,vielleichtweilsiekeinemmetaphysischenMenschenbildfolgenwollen.WennSiedieMenschen,diedurchdieseZeugnisse zuIhnensprechen,aberverstehenwollen,solltenSiesichbeimLesenfragen, obSiediefreieEntscheidungdieserMenschenfürdiesesMenschenbildanerkennenkönnen.

Dasheißtjanicht,dassSiedieserAnthropologiefolgenmüssen.Dasheißt nur,demSelbstverständnisdieserMenschenfüreinigeAugenblickeeinenVorrangeinzuräumen,einfachumihrePerspektivezuverstehen.Dennerstdurch diesenVorrangwirdbewusst,dassdieseMenscheneinemanderenKonzept vonPersonundSexualitätfolgenalsandere.AbergenaudiesesKonzeptgehört zuderIdentität,entlangderersieihrLebenzuverwirklichensuchen.

WerdiesenSchrittzumindestgedanklichmitvollzieht,kannentdecken,dass

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dieseMenschenselbstbewusstaufdieVerwirklichungeinerWahrheitzustreben,indersiedieWahrheitihresPersonseinserkannthaben.Natürlichfolgen einersowesentlichenSichtaufdaseigeneLebenSpannungen.MitdiesenmüssendieMenschenumgehen.Wiesiedastun,kannindemeinenoderanderen Zeugnisnachgelesenwerden.

SolltenSiealsBetroffeneoderBetroffenerdieseZeilenlesenundvielleicht ähnlicheEntscheidungenfürsichgefällthaben,dannbitteichSie:GehenSie mitdenSpannungen,diesichauseinersolchenEntscheidungergeben,sorgfältigum.SuchenSiesichBegleitung.UndauchwennSievondereinenoder anderenLebenspraxisindenZeugnissenlesen,prüfenSie,ambestenimDialogmitanderen,obdieseaufIhreigenesLebenanwendbarsind.WennSieals psychotherapeutischarbeitendePersondasGesagtelesen,fragenSiesich: Kannichanerkennen,dassnichtalleindieErfüllungsexuellerLustzueiner erfülltenIdentitätführenkann,sondernauchdieIdentität,diejemandinseiner Glaubensorientierungfindet?

Undalle,dieimseelsorgerlichenDienststehen,ladeichzufolgenderÜberlegungein:FührteinesolcheEntscheidungletztlichnichtzueinerEinheitzwischendenen,dieinderEhestehen,unddenjenigen,diediegöttlicheStiftung derEhedurchihreEnthaltsamkeitehren?Ichkennenichtwenigeenthaltsam lebendeBetroffene,diesichgeradedurchdiesenGedankenmitdenenverbundenfühlen,dieeineheterosexuelleEheleben.

Lesehilfe4–SexualitätundKonflikt

IndenZeugnissengibtesnichtwenige,dieihreSexualitätalskonflikthaftbeschreiben.WasaberistdamitgemeintundwiekommendieseMenschendarauf,voneinemsexuellenKonfliktzusprechen?DieseFragesollineinerfür einVorwortangemessenenKürzeindreiSchrittenbeantwortetwerden:Erstens:WasverstehendieHerausgebernichtalsKonflikt?Zweitens:Welchen WegmüssteeinMenschmithomosexuellenEmpfindungengehen,umeinen Konfliktinsichseriösausmachenzukönnen?Unddrittens:Wasgenaukann dennüberhauptalskonflikthafteSexualitätverstandenwerden?

Erstens:EinigevonIhnenkennenvielleichtdieFormel,dasshomosexuelle MenschenmeisteinestarkeMutterundeinenschwachenVaterhatten.Folgtaus dieserAnnahme,dassichhomosexuellbin?Dasistmehralsfragwürdig.Wenn dasstimmenwürde,müsstebeinahejederzweiteMenschhomosexuellsein.

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AuchderZusammenhang,dassfrüheVerführungzuhomosexuellem Empfindenführt,istkeineallgemeingültigeAussage.SichergibtesMenschen,beidenensexuelleErsterfahrungeneinebestimmteerotischeAusrichtunginGanggesetzthaben.EsgibtabermehrMenschen,beidenendas nichtderFallist.

UndauchwenndasThemaTraumaundsexuellerMissbrauchineinigen Zeugnissenauftaucht,begründetsichdarausnichtdasGesetz,dassjedermissbrauchteMenschautomatischhomosexuelleEmpfindungenausprägt.Was vielmehrgilt,ist,dassdieSexualitäteinbio-psycho-sozialesKonstruktist,in dasAnlagen,UmweltundpsychischeVerarbeitungeingehen,wasdieArtmeinersexuellenSehnsüchtemitbestimmenkann.

Bisheutewissenwirweder,obHomosexualitätodersonsteineFormder sexuellenOrientierungvonbiologischenFaktoren(Hormone,Gene,Gehirn) abhängen,nochwissenwir,wiedieBiologie,Psychologieoderdiesoziale UmweltsexuelleOrientierungenexaktbegünstigen.SolltenSiealsMensch, derhomosexuelleGefühleinseinemLebenkennt,indiesemBuchalsovon einerLebensgeschichtelesen,dieIhrerähnlichist,dannheißtdiesnicht,dass derGrundfürIhresexuelleOrientierunginIhrerLebensgeschichteliegt.Dazu sindSiealsMenschvielzukomplex.

Zweitens:WelchenWegmusseinMenschgehen,undwelchenWegsind diemeistenAutorinnenundAutorenindiesemBuchgegangen,umihre sexuelleOrientierungalskonflikthaftzudefinieren?DieFrageistwichtig. Übersiehtmansie,soläuftmanGefahr,dassmansicheinebestimmteDeutungseinerHomosexualitätanliest.DahereinigewichtigeHinweise:Menschen,dieihreSexualitätalskonflikthaftidentifizierthaben,sindmeisteinenlangenWeggegangen.NichtwenigevonihnenhattenamBeginnihres WegesdenWunsch,ihrehomosexuellenGefühlewieeinenaltenMantel abzulegen.OftwarendieseGedankenvonSelbsthassbegleitet.Undmit diesemSelbsthasswarnichtseltensozialerDruckverbunden.Manchmal wurdeerausderAngstvorDiskriminierunggespeist,manchmalberuhteer bereitsaufDiskriminierungserfahrungenoderwurdedurchreligiösenDruck begünstigt.

DamitistschonetwasüberdenWeggesagt,dendieAutorinnenundAutorenindiesemBuchgegangensind:DieeinensetztensichmitdemSelbsthass auseinanderundmusstenzurAnnahmeihrerhomosexuellenGefühlefinden.

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DieanderenmusstensichgegendensozialenoderreligiösenDruckwehren undsichklarmachen,dasssieGottesgeliebteKindermitoderohnehomosexuelleGefühlesind.DassdaskeineinfacherWegist,kannindemeinenoderanderenZeugnisnachgelesenwerden.

AlsHerausgebergemeinschaftwollenwirabernochmalsunterstreichen: WerseinehomosexuellenGefühlenichtannehmenkann,wirdkaumklären können,obseinesexuelleOrientierungmiteinemKonfliktverbundenistoder nicht.DadasWort«Annahme»mehrdeutigist,hiernochmalseinePräzisierung:AnnahmemeinersexuellenEmpfindungenheißtnicht,dassichsiezu meinemLebenskonzeptmachenmuss.AnnahmemeintvielmehrAnerkenntnis.SoerkenneichinderAnnahmedasan,wasinmirdaist.Wasichlebeund wieichbestimmteGefühleinmeineGesamtpersönlichkeitintegriere,stehtauf einemanderenBlattundistderWegeinerSelbstentscheidung.

Drittens:WannaberkannsicheinMenschsichersein,dassmitseinersexuellenOrientierungeinKonfliktverbundenist?DasistmitunterdieschwierigsteFrage.IchgreifedaheraufdasZeugnisvonMarcel(36)zurück:Er erzähltinseinemZeugnisvonBeschämungen,dieernichtnurfrüherinseinemLebenerfahrenhat,sonderndiebisheuteeineWirkungaufseinePerson haben.SokannersichundseinMannseinnichtannehmen.Bautsichdieses GefühlderSelbstablehnungz.B.durchKränkungenauf,dieerinseinemAlltagerlebt,ziehtsichMarcelinsexuelleFantasienzurück.Inihnenwillernicht sicherleben,sondernseinbeschämtesMannseinwegmachen.Wasnunist darankonflikthaft?

DerSexualtherapeutDavidSchnarch,indessenWerkesmeistumheterosexuelleBeziehungengeht,sagtdazuFolgendes:Wennichmichundmeine PersonnichtvollständigannehmenkannundichBeziehungenbenutze,um meineinnereWundezuheilen,dannisteinesolcherartmotiviertesexuelle HandlungmiteinemKonfliktverbunden.(WassichimÜbrigenauchaufeine nicht-sexuelleHandlungübertragenlässt.)DiesemArgumentkannmannatürlichmitderFragebegegnen,obnichtinjedersexuellenBeziehungeinsolcher Vorgangabläuft.Dennistesnichtso,dassinsexuellenBeziehungenBedürfnisseausgetauschtwerden?Dasistrichtig.

WarumSchnarchimFallvonMarcelabertrotzdemvoneinemKonfliktredenwürde,hängtmitderBalancevonSelbstseinundBeziehungzusammen. Schnarchgehtdavonaus,dasseinemMenschendannSexualitätgelingt,wenn

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erseinSelbstseinganzundgarannehmenkann.UndwenndieseAnnahme auchdemgilt,dermirinderSexualitätgegenübertritt.

MarcelabernunkommtinseinemZeugniszurAussage,dassersichja selbstnichtannehmenkann,unddasseresnichtschafft,denanderenindessen Ganzheitanzunehmen.DennerwillindersexuellenBegegnungdenanderenja geradenichtmitseinerganzenPersonannehmen,sondernnurdas,waserzur StabilisierungseinerdurchBeschämungbrüchiggewordenenPersönlichkeit braucht.AndieserStelleseinerSelbstbeobachtungangekommen,sagtMarcel: Ichsuchejanicht,meinselbstbewusstesMannseinindersexuellenBegegnung zuleben,sondernichversuche,meinbeschämtesMannseindurchdasMannseineinesanderenzuheilen.DaihmdasabernichtgelingtundinderRealität einerBeziehungauchnichtgelingenkann,wirderamEndeimmerwiederauf sichundseineBeschämungzurückgeworfen.

EntlangvonMarcelsBeispielkanneinVierfachesgesagtwerden:Umvon konflikthafterSexualitätzusprechen,brauchtesklareKriterien.DasKriterium vonDavidSchnarchistnureines.WeiterekönneninverschiedenensexualtherapeutischenQuellengefundenwerden.Zweitens:KonflikthafteSexualität liegtbeiMarcelnichtdeshalbvor,weilseinehomosexuellenEmpfindungen ansicheinenKonfliktdarstellenwürden,sondernweilsicheinnicht-sexueller KonfliktmitseinerSexualitätverbundenhat.DerKonfliktistdieBeschämung unddiemangelndeSelbstannahme,nichtdieHomosexualitätselbst.Dasheißt drittens,einsolcherKonfliktkannalsoMenschengrundsätzlichbetreffen,unabhängigdavon,welcheAusrichtungsieinihrerSexualitäterleben.Viertens undschließlich:Umauszumachen,obsichmitmeinerSexualitäteinKonflikt verbindet,mussichmichganzundgaraufmeineGefühleundmeininneres Erlebeneinlassen.DennletztlichkannnurjedereinzelneMenschselbstdurch inneresSpürenundFühlenentscheiden,obseineSexualitätkonflikthaftist odernicht.

Undnocheinsistwichtig:AndieBearbeitungsolcherKonflikteistnichtdie VeränderungdersexuellenOrientierunggebunden.SiekannamEndeaberdie ErhöhungderLebensqualitätermöglichen.BeiMarcellesenwir,dasserimmer nochhomosexuellempfindet.Weileresbislangabernichtgeschaffthat,seine Beschämungzuüberwinden,verzichteteraufdasAuslebenseinerHomosexualität.Dazusagterselbst,dasseranderenichtzurHeilungseinesSelbsthassesbenutzenwill.

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Lesehilfe5–Veränderungjaodernein Marcel,Davidundandere,dieindiesemBuchschreiben,sprechendavon,dass sichinihrersexuellenOrientierungnichtsveränderthat.Danebenstehenaber dieZeugnissevonMarco(60),Pascal(30),Suki(24)oderJohannes(41).Sie sprechenvoneinerdeutlichenVeränderunginRichtungHeterosexualität.Wir alsHerausgebergemeinschaftknüpfenandieseZeugnissenichtdasVersprechen,dassVeränderungeinfachmöglichist.Daswäreunseriösundwürde demKontextdesganzenBucheswidersprechen.DerGrund,weshalbdiese ZeugnisseindasBuchaufgenommenwordensind,liegtwoanders.

WerdieZeugnissevonMarco(60)undBernd(50)aufmerksamliest,kann dortsehen,aufwelchenverschlungenenPfadenKonfliktegelöstwerdenkönnen.BeiMarcolesenwir,wieerzurSelbstannahmegefundenhat,oderbei Johannes,wieerVertraueninBezugaufseinemännlichenGabenaufbauen konnte.ImKernwollenalsodieseZeugnissezeigen,wiemaneinennichtsexuellenKonflikt,dersichmitderSexualitätverbundenhat,lösenkann. Mehrnicht.WarumMarcooderJohannesheuteeherheterosexuellempfinden, kannimLetztennichtgesagtwerden.Vielleichtwarihnenheterosexuelles FühlennachderLösungihresKonfliktesdeshalbmöglich,weilsienieausschließlichhomosexuellgefühlthatten.DasaberistnureineVermutungund nichtmehr.

Waswirabersagenkönnen,ist,dassesinderLiteraturHinweiseundBeispielefürdieVeränderungdersexuellenOrientierunggibt.StatistischeDaten weiseneinesolcheVeränderungvorallemvordem25.Lebensjahraus.So kommtSavin-Williams,dervielüberdieHomosexualitätbeiTeenagerngeschriebenhat,2007zufolgenderFeststellung:DieWahrscheinlichkeit,dass ein16-Jähriger,dersichalshomo-oderbisexuellbezeichnet,sichbereitsein Jahrspäteralsheterosexuellbezeichnet,ist25malhöher,alsesfüreinenheterosexuellen16-Jährigenwahrscheinlichist,sichmit17alshomosexuellzubezeichnen.

UndMayerundMcHughkommenineinergroßenMetauntersuchung,die sieimJahr2016vorgelegthaben,sogarzurAussage,dasssich80%derhomosexuellenMenschenunter25JahreninRichtungHeterosexualitätverändert hätten.–DarauseinallgemeinesGesetzabzuleiten,istnichtmöglich.Genauso wenigdieAnnahme,dasseinerVeränderungeinkonfliktfreiesLebenfolgt. GeradedavonsprechenzumBeispielBerndoderJohannesnicht.

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Veränderung,dasseibetont,wirdindiesemBuchabernichtausschließlich mitsexuellerOrientierungverbunden.IndenZeugnissenwirdvonunterschiedlichenVeränderungenberichtet:VeränderunghinzurFähigkeit,emotionaleBeziehungeneinzugehenundNähezulassenzukönnen;Veränderungin RichtungeinerbesserenSelbstbehauptungoderGrenzsetzunginBeziehungen; VeränderungeninBezugaufeinSuchtverhaltenu.v.a.m.

Schluss–DasLebenistFragment

Ichweißnicht,wasSiedenkenwerden,wennSiealleZeugnissediesesBuches gelesenhaben.EinigeLesersindvielleichtenttäuscht.DennsiehabenindiesemBuchnichtdieErfolgsgeschichtengefunden,diesieerwartethatten.Anderesindvielleichterschlagen,weilindenGeschichtenvielvonKonflikten undVerletzungenzulesenist.DahereinletzterHinweis:LesenSiedieZeugnisseimKontextdesmenschlichenLebens.Heutesetzenwirdasmenschliche LebengernindenKontextvonErfolgundWachstum.Undwirdenkenunsden Menschenalsjemanden,derselbstbewusstseinLebenindieHandnimmt,um esaufderLeiterderKarrierezuentwickeln.

StimmtdasBildaber?StimmtnichtvielmehrdasBild,dasunsindenZeugnissenentgegenkommt?DasLebenistunvollständig.Oftsehenwirunsmit Unfertigemkonfrontiert,dennnichtalleshatsichidealentwickelt.EineerfolgreicheZukunftistdahernichtohnedienachholendeBeschäftigungmitder Vergangenheitmöglich.UndmanchmalführtgenaudieseVergangenheitdann inLebenswegehinein,diewirunsnichtausgesuchthaben,aufdenenwiruns abergenaujetztbefinden,unddieheuteunserLebenprägen.BeiLichtebetrachtetistabergenaudasmenschlichesLeben.

AuchwennindenZeugnissenvielvonSchmerz,Not,KrisenundKonflikten zulesenist,sokönnensieunsallengeradedeshalbHoffnungmachen.Dennsie zeigen,dassZukunft,VeränderungundderZugewinnvonLebensqualitätauch fürverletzteMenschenmöglichist.Nichtabernurdas:DieZeugnisseverweisenauchdarauf,dassdieletzteAntwortaufdieFrage«Werbinich?»nichtin unsliegt,sonderninGott.SomachenalleAutorinnenundAutorenihrLeben undihreIdentitätanGottfest.DenkenSiebeimLesenderZeugnissedeshalb dochauchüberdieFragenach:WasmüssendieMenschen,diehierschreiben, mitGotterleben,wennsietrotzeinessoschwierigenWegesimmernochan ihmfesthalten?

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1.Werbinich?AufderSuche! Unterwegs!

NichtjedeSexualitätistgleich.DastrifftauchaufMenschenzu,dienicht-heterosexuellempfinden.Hier,wieinallenLebensberichten,erzählenMenschen, dieinihrersexuellenOrientierungnichtschonihresexuelleIdentitäterkennen können,nachdersieihrLebengestaltenwollen.DenninihremErlebenstolpernsieüberFragen,diewidersprüchlichsindunddiekeineschnelleAntwort zulassen.

Eva(53)realisiert,dassemotionaleVerstrickungenundTagträumezwareinen«Kick»bringen,sieaberauchgefangenhalten.Sienimmtwahr,dasssie anderenundsichselbstSouveränitätundaufopferndeStärkevorspielt.Innerlichistsieabererschöpftunddaherbeginntsie,Alternativenzusuchen.

EineFrau,Anonym(47),hateineschmerzhafteSchwebedurchlebt.Lange ZeitkonntesieihrFrauseinundihrenKörperschwerannehmen.IhrLebenwar überJahreeineGratwanderung,aufderihrTherapeutmitging.Heutekannsie VerbundenheitundtragfähigeBeziehunglebenundspüren.

Anna(25)glaubtmehrfach,mitdemThemaHomosexualität«durch»zu sein,besondersnachdemdieintensiveBegegnungmitdemWortGottesihre Wahrnehmungzuprägenbeginnt.Dochsieerkennt:UmAntwortdaraufzubekommen,wasinihrlosist,musssieeinemtieferenSchmerzbegegnen.Sie brauchtfürihrenWegRäumedesVertrauens–undZeit.

Jasmin(44)hatlangeimVerborgenenumdasVerhältniszwischenihrenhomosexuellenErfahrungenbzw.SehnsüchtenundihremGlaubengerungen.InzwischenhatsieeinwichtigesLernfeldfürsichentdeckt:Langsamlerntsie,mitihren Emotionenumzugehen,wasihreBeziehungenaufeineneueBasisstellt.

TrotzeinerGeschichte,dieÜbergriffevonMännern,ihrerPartnerinund auchAutoritätsmissbrauchenthält,istesJulia(49)gelungen,langsamwieder einGespürfürihreBedürfnisseundGrenzenzuentwickeln.Ineinervertrauten GruppevonFrauenkannsiesichinzwischenwillkommenfühlen.Sieringt weitermitderFrage,wiesieinverbindlichenBeziehungeneinZuhausefinden undlebenkann.

Caterina(36)willsichmitihrergleichgeschlechtlichenAnziehungaus-

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einandersetzen,nachdemwichtigeFreundschaftsbeziehungenanemotionaler Verstrickungzerbrechen.Sieerkennt,dasssieihrenEmpfindungennichteinfachausgeliefertist,undmachtauchEntdeckungen,dieihrStückfürStück helfen,ihrenPlatzunterFrauenzufinden.

OhnediesechsZeugnisseinihrerKomplexitätzuschmälern,könnenwirin ihnendocheineBittehören:LasstunsZeit!LasstunsZeit,unsereSexualitätzu verstehen!LasstunsZeit,dieFragen,diedarinverborgensind,selbstständigzu erkennen!LasstunsZeit,unserenWegzufinden!DennnichtschnelleAntwortenbietendieLösung,sondernnurdieehrlicheAuseinandersetzungmitden eigenenGefühlen,BeziehungenunddenFragendereigenenSexualität.

IhreBitterichtensiedabeiu.a.anMenschen,diesichderLGBTQ+-Bewegungzuordnen.DennvondortverspürensieAbwertungunddenDruck,nur durcheinComing-outkönntemanzuseinerwahrensexuellenIdentitätfinden. Wasaber,wennMenscheninihrerSexualitätnicht-sexuelleFragenentdecken?

Was,wennsiedarinaufKonfliktestoßen,dienichtmitdemübereinstimmen, washeuteunter«Homosexualität»verstandenwird?InderSexualwissenschaft undSexualtherapieweißman,dasssichnicht-sexuelleThemenmitderSexualitätverknüpfenkönnen.InderBeratungspraxiskommendieseErkenntnisse aberoftnichtmehran.UndnichtseltenwerdendieReflexionunddieeigene Einsicht,wiesiesichindensechsZeugnissenausdrücken,unterSchlagworten begraben.WerdenwirdemMenschenundseinereigenenErkenntnisdadurch gerecht?

DieZeugnissedersechsFrauenmitihrenjeunterschiedlichenEntdeckungenundbisherigenErkenntnissenwollendaherprofessionelleBeraterinnen undBerater,SeelsorgerinnenundSeelsorgerzumHinhöreneinladen.Dennoft istesnichteineabstrakteTheorie,dieetwasüberdiemenschlicheSexualität aussagt,sondernderbetroffeneMenschselbst.SeineErkenntnisfähigkeitin Bezugaufdas,waseranFragenundWidersprücheninseinerSexualitätentdeckt,solltewiederVorrangerhalten.DennerstwennMenschenZeithaben, ihreFragenzuklären,könnensieeineselbstbestimmteEntscheidungfällen. DahermachendieZeugnisseauchmitbetroffenenMenschenMut,sichauf demWegihrerEntscheidungZeitzulassen,Fragennachzugehen,umaufdiesemWegzureigenenEntscheidungzufinden.

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EinClownohneManege? VomfalschenIdyllzurwahrenEva

Eva

InmeinemTeenie-ZimmerhingeinauseinerZeitschriftausgeschnittenesZitat:«VielleichtbinicheinClownohneManege.»DaswarmeinLebensempfinden.Nachaußenfröhlichundselbstsicher,hinterderMaskeinnerlichtraurig undnichtwissend,woichhingehöre.JahrelanghatteichkeinenZugangzu mir,meinerIdentitätalsFrau,meinemKörper,meinemNamen.Ichheiße Eva.DerNameEvakommtausdemHebräischenundbedeutetLeben.Abmeinem14.LebensjahrrichtetesichmeineganzeemotionaleAufmerksamkeitauf selbstbewussteFrauen.Statt mein Lebenzuleben,idealisierte,erotisierteund vergötterteichsie–undpasstemichihrenBedürfnissenundAnsprüchenan, umnichtdenVerlustihrerNähezuriskieren.Wiekamesdazu?

EinWildfang

InfrühenKindergarten-ErinnerungenseheichmichbeidenSpielenderJungs. DrinnenbauteichHäuser,TürmeundganzeLego-StädteoderspielteAbenteuergeschichtenmitPlaymobil.DasWilde,Unkonventionellebegeistertemich–imWaldherumtoben,Fußballspielen!PuppenundRollenspiele«Mama,Papa, Kind»–daswarmirzulangweilig.ZudenMädchenundihrerErlebniswelt fandichkeinenDrahtundtrautemichirgendwienichthinein.

MitdenJungsfühlteichmichhingegensicherundichmachtedasBeste draus.DochimGrundewussteichnicht,woichhingehörte.SchonderVergleichmitmeinerälterenSchwesterverunsichertemich:Siewarbedacht, schüchtern,sauber.Dasschienbeianderenbesseranzukommen.

Ichhingegenwarhörbar,ideenreich,unkonventionell,oftvonobenbisuntenschmutzigvomSpielenoderEssenundernteteKommentarewie:«Das konntejanur dir passieren»,oder:«SowildkannjanureinJungesein»etc.

WarumkonnteichmitmeinemVerhalten,meinenInteressennichteinfach auchMädchensein?!EinmalwollteichmichmitmeinenkleinerenCousinen ineinemBach«verstecken».Ichrutschteaus,dasWasserrissmichmit.Da nichtsweiterpassierte,wardasThemafürmichschnellerledigt.MeineTante reagiertejedochheftigundverbotmirfürmehrereTagedenUmgangmitihren

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Töchtern.Ichfühltemichaussätzig,ausgesondertwieeineBedrohungfür andere.

Wiederundwiederzuerleben,dassichinsovielemvölligandersreagiere, funktioniere,denkeundfühlealsmeinUmfeld,verunsicherteundbeschämte meinInnerstes.Esgabquasi«keineÜbersetzung»,keineBrücke,keinen Platz.NichtnuralsMädchen.MeinganzesSein,meineLebensberechtigung, meineIdentitätwarinFragegestellt:«Wasstimmtmitmirnicht?»VieleReaktionenimfamiliärenUmfeldaufmeinNaturell–vielleichtteilssogargut gemeint–habensichwieHypothekenaufmeineSelbstwerdunggelegt.Aber waresnurdas?

WennichFolgendesschreibe,sonicht(mehr),umanzuklagen,sondernum einEinfühlenundVerstehenzuermöglichen.

MeineMutter–inmittengroßerAmbivalenzen

WirwareneinedurchschnittlicheArbeiterfamilieinden70-erJahren.Meine MutterlegteWertaufunserZuhause,aufeineFamilie,dieunterallenUmständenzusammenbleibtundnachaußenIdyllevermittelt.SieselbstalsKriegsundNachkriegskindhattediesallesnicht.Siearbeiteteviel,umdieFamilie überWasserzuhalten,wardabeiauchgastfreundlichundgroßzügig.Sie konnteauchsehrgutkochen.MitdemErgebniswarsieallerdingsseltenzufrieden–nichtmitsichselbstundschongarnicht,wennwiretwasausprobierten.Eswarnierichtig,niegutgenug.Bisheutevermeideicheszukochenund alleindieVorstellung,eineFamilieversorgenzumüssen,empfindeichals überfordernd.

ZeitlebenskämpftesiegegenDepressionenundAngstzustände,einunberechenbaresAufundAb.Wennesihrgutging,kannteichsiealseinefröhliche, herzliche,tiefgläubigeundvergebungsbereiteFrau,diegernerzählteundmit Menschenzusammenwar.WurdesievonihrenÄngsteneingeholt,kamihre kritiksüchtigeundmisstrauischeoderihrehilfloseundnachtragendeSeite zumVorschein.

NachHausekommen–nachderSchuleodernachderArbeit–warwierussischesRoulette.Wirwusstennie,inwelcherBefindlichkeitwirsieantreffen würden!AlsTeenagerkamenwirmanchmalspätheim.Icherinneremichgut daran,wiesieunsvölligverzweifelt,tränenüberströmtundmitVorwürfen empfing.BeimirlösteeseineMischungauswütendemUnverständnis,Scham

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undSchuldgefühlenaus.DiesepaarMinutenVerspätungstandeninkeinem VerhältniszuihrerReaktionundoftgingichverwirrtinsBett.

AuchungefilterteKritikanmeinerFrisur,meinerKleidungunddieAbwertungmeinerErscheinungmussteichmirvonkleinaufanhören.Wertschätzung undAnerkennungverdientenwirunsvorallemdurchLeistungwieputzen, Nachbarinnenhelfen–odereinfachderMutterzuhören.WirKinderwarenihr Halt,wassieauchimmerwiederbetonte.Michnanntesieoft«meinenFels». AuchinihreEheproblemezogsieunsregelmäßigmithineinundhieltuns LitaneienüberdieUnartenunseresVaters.Überhauptvermitteltesieunsein abschreckendesMännerbild.ErstspätsprachsieüberihreMissbrauchserfahrungenalsMädchenundjungeFrau,wasmirihreeigenenÄngsteundihrMännerbildverständlichmachte.

MeineLebensstrategie,mitdiesenAmbivalenzenumzugehen,wares,ihr «Sonnenschein»zuwerden.DasgabmirdasGefühl,wichtigzusein.Aber meine Interessen,meineWünsche,meinKleidungsstil,meineArt,dasLeben zugestalten,galtenihrnichtviel,wenigernochalsdieMeinungDritterüber mich.Ichlerntefrüh,meineSorgen,Fragen,Ängste,Herausforderungenbesser nichtmitihrzuteilen.WieeinBumerangkamsonst ihreAngst zumirzurück undklebtealsSelbstzweifelanmirfest:ObichdasLebenschaffenwürde?

IhreAmbivalenzgegenüberMännern,Sexualität,anderenMenschenübertrugsieaufunsTöchter.«Vertraueniemandem»warihreDevise.Wennich aberselbstinKonfliktgerietmitFreunden,Seelsorgern,Nachbarn,VerwandtenodermichgegenGrenzüberschreitungenwehrte,ergriffmeineMutterreflexartigParteifürmeineKontrahenten.IchwarbereitsMitte40,alsmichein ältererMannimZugsexuellbelästigte.NachdemerstenSchockschickteich ihnmitlauterStimmeweg,informiertedenZugführerunderstatteteAnzeige. AlsichspätermeinerMutterdavonerzählte,erwidertesie:«Womöglichhast dudemMannUnrechtgetan!EristvielleichtkrankundbrauchtHilfe.»Esgelangihrnicht,meineEmpfindungernstzunehmen,meineReaktiongutzuheißenoderzubestätigen.

DieseErfahrungführtemiralserwachsenerFraueinerschreckendesMuster vorAugen:Siehatmichnieermutigt,meinerIntuitionzutrauenundfürmich einzustehen.Grenzenziehen,Gefühlebenennenundzeigen,zudeneigenen StärkenundSchwächenstehenwarunsKindernuntersagt,wirbliebenbefangenimdiffusenGefühlvonVerwirrungundBeschämung.ErstJahrespäterge-

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langesmeinerMutterundmirdurchehrlicheundklärendeGespräche,einanderWertschätzung,DankbarkeitundLiebeauszudrückenundtatsächlichspürbarzumachen.

MeinVater–DistanzundSuchtstruktur

AufgewachsenineinergroßenBauernfamilie,warereinhilfsbereiter,arbeitsamerMensch.KeineAufgabewarihmzugeringunderwarbeiNachbarn undBekanntenbeliebt.Erredetenichtviel.AuchseineWertschätzunguns KinderngegenüberzeigteerdurchHilfestellungen.Icherinneremichgerne daran,wieermichindenSkiferienimmerwiederdenHanghochzogundunten wiederabholte,weilichnochAngstvordemLifthatte.SpäterinderOberstufe holteerunsoftvonderSchuleaboderfuhrmich,wennichverspätetwar,zum Unterricht.Erwargroßzügig,kaufteunsSchleckereien,beiihmdurfteichauf Bäumeklettern,erkammitindenWald,erspieltemitmirFußball!Wennich inSchwierigkeitengeriet,z.B.ohneFahrscheinerwischtwurde,bliebergelassen,ruhigundverständnisvoll.

DochStabilität,Sicherheit,AbsehbarkeitoderOrientierungkonnteaucher unsnichtvermitteln.SeitseinerJugendwareralkoholkrankundspielsüchtig. OftkamernachderArbeitnichtnachHause,weilermitseinenFreundenam Stammtischsaß.Wieabsurd,dassMutterunsschonimVorschulalterinsGasthauszumVaterundseinenzechendenKumpanenschickte,umihnheimzuholen. Eswarschrecklichpeinlich,ichhatteAngstvordenWitzenderangetrunkenen Männer.NochheutemeldetsicheinmulmigesGefühl,wennicheinRestaurant betreteundMännermitgefülltenBiergläsernamStammtischsitzensehe.

EineBegebenheitinmeinerTeenagerzeithatsichmirbesonderseingebrannt.NacheinemFestwolltemeinVaterbetrunkennachHausefahren.ErstmalsweigertesichmeineMutter,mitunsKinderneinzusteigen,undwirfuhren mitFreundennachHause.Dasbeeindrucktemichsehr.IchrechnetemitheftigenAuseinandersetzungen,aberkaumwarenwirzuHause,umarmteundlobte unsereMutterdenVater,alshätteerunserLebennieaufsSpielgesetzt.

WiederverstandichdieWeltnicht.Warumließsiedasmitsichmachen?!In mirbliebWut,EnttäuschungundEinsamkeitzurück.Ichkonntenichtnachvollziehen,warumwiralsFamiliezusammengebliebensind,obwohlderAlkoholismusunseresVaterszuvielenunschönenSzenenführte.Ichdistanzierte michimmermehrvonmeinerMutter:vonihremNörgelnunddannEinlenken,

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ihremRichtgeistundzugleichihrerUnterwürfigkeit.SowiemeineMutter wollteichsichernichtwerden!

Esekeltemich,wennmeinVaternachAlkoholrochoderüberandereLeute lästerte.AuchihmgegenübererlebteichvielSchamundUnsicherheit,was sichimTeeniealterverschärfte:MeinVaterrespektiertemeineGrenzenoft nicht,klopftenichtanoderwartetenicht,bisichmitdemDuschenfertigwar. Erspöttelte,wennichmichschminkteundweiblichanzog,undnanntemich weiterhinBub,wieeresfrühergetanhatte.IchfühltemichalsMädchennicht wahrgenommen,inmeinemAndersseinnichtwertgeschätzt.Ichzogmichvon ihmzurückundbegannihnzuverachten.InderTiefebliebermirfremdund unzugänglich.

OftzogichmichinmeinZimmerzurück,weilichdieKonfliktedaheim nichtaushaltenkonnte.InRollenspielen,durchAbtaucheninFantasiewelten undmitTagträumenlenkteichmichab.MitHumor,FröhlichkeitundSprüchen überspielteichSpannungenundschlüpfteoftindieRolledesClowns,derUnbeschwerten,derSelbstbewussten.BesondersmeineMutterwollteichfröhlich machen,sieinihrerTraurigkeitaufmuntern!DaswarmeineStrategie.Innerlichbliebichdabeieinsam,verwirrt,traurig,wütend,wasschonimjugendlichenAlterzumelancholischen,fastdepressivenPhasenführte.

ZuschreibungenundGrenzüberschreitungen

NichtnurdieAussagenmeinerElternübermeinGeschlechtverunsicherten mich.AuchÄußerungen,dievonanderenanmichherangetragenwurden, nährtenmeineAmbivalenzundScham:«BistdueinhübscherkleinerJunge!» –«Soeinliebenswerter,hilfsbereiterJunge!»–«NichtmaleinJungeverhält sichsowiedu!»–«DaskannjanureinemJungenpassieren!»,hörteichvon kleinaufimmerwiedervonverschiedenenSeiten.DurchdieAnerkennung «fürdenJungen»fühlteichmicheinerseitsgeschmeicheltundbestätigt;andererseitsverwirrtesiemich:IchwardocheinMädchen!

InunsererFamiliegabeswenigwohltuendephysischeNähe.Küsseaufden MundvonbeidenEltern,TantenundOnkelnfandichekelhaft.Kammeine MuttermanchmalsonntagmorgenszumirinsBettzumKuscheln,empfand ichmichdurchihreNähenichtbeschenkt,hatteeherdasGefühl,fürsieda seinzumüssen:psychisch,körperlich,seelisch.Dassdasfürmichnichtangenehmseinkönnte,schienihrgarnichtindenSinnzukommen.Wirhattenzu

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HausekeineWortefürdieseDingeundichbliebstumm.NurwennmeineMuttermitihrerFigurkämpfteundauchunsKinderstrengmusterte:malzudick, malzudünn,warderKörperThema.Alles,wasKörperoderSexualitätsonst betraf,warwieausgeblendet–unddochunterschwelligangstbesetzt.Beim DuschennachdemTurnunterrichtwardieSchammeinständigerBegleiter. «Bloßweghier.»Ichwarmirabsolutsicher:Wennsiemichnacktsehen,lachenmichalleaus!

Mit12JahrenerlebteichsexuelleÜbergriffedurchdenälterenJungeneiner befreundetenFamilie.WirverbrachtendieWochenendenoftinihremWaldhäuschen.EinesNachmittagswarichnachdemSpielenbisaufdieUnterhosen nass.Sieschicktenunshinein,umtrockeneKleideranzuziehen.Daerschon malAnnäherungsversuchegestartethatte,machtesichinmirPanikbreit.

NochheutespüreichdieWutunddieFassungslosigkeit,dassmeineMutter –obwohlichsiebat,mirbeimUmziehenzuhelfen–michmitihmalleinließ. Ausgerechnetsie,dieunsimmersovorJungswarnte!JahrespäterverharmlostesieseinGrabschen,demichschutzlosausgeliefertgewesenwar:«Erwar halteinLausbub.»

DiesesErlebnishatmeinVertrauenimInnerstenerschüttert.Obwohlichseit meinemjungenErwachsenenaltertiefe,wertschätzendeFreundschaftenzu gleichaltrigenMännernknüpfenkonnteundmichdarinsicherundgeborgen fühle,steigeninmirAngstundSelbstzweifelauf,wennicherotischesInteresse anmir alsFrau wahrnehme.

BisichalsTeenagerimAustauschmitGleichaltrigeneineAhnungundeigeneWortefürKörper,GeschlechtundSexualitätbekam,hatteichzumeinem eigenenweiblicherwerdendenKörperbereitsdenZugangverloren.Einsorgfältiger,liebevollerUmgangmitmirfehlte.OftwarenmeineBeineundArme zerkratztodermitblauenFleckenübersät,daichmichbeimSpielen,Klettern usw.nichtspürteundverletzte.

IchschämtemichfürmeineRundungenundverbargmichuntergroßenOberteilen.MeineHaaretrugichkurzundunkompliziert.BisindieOberstufewurde ichvondenJungsgefragt,obicheinMädchenodereinJungesei.Ichwusstees selbernicht!AuchwennichmitfrechenSprüchenkonterte–dieseSticheleien fürchteteichschonaufdemSchulweg.UndhinterdercoolenMaske…?Kein Mädchen,keinJunge–einNeutrum?MeinegeschlechtlicheIdentitäthingim luftleerenRaum.

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InderSehnsuchtabgeholtwerden

InmittenmeinesRingensummeineIdentitätpassierteetwasBesonderes:Eine jungeLehrerinnahmsichauchaußerhalbdesUnterrichtsZeitfürAktivitäten mitunsTeens.IndenFerienzeigtesieunsdieStadtoderMuseen–nichtals Pflichtübung,sonderneinfach,umihreBegeisterungmitunszuteilen.

IhrzugewandtesInteressewecktebeimirein«Achso… esdarfummich gehen!»InFächern,indenenichmichschwertat,stelltesiemichnichtbloß. SieließmichineinerliebevollenArtspüren:IchsehedeineIdeen,dieKreativitätunddeineGabenmitihremganzeigenenWert!Daskannteichvonzuhausesonicht.IhreAnerkennungsaugteichaufwieeintrockenerSchwamm. IchsuchteundgenossjedeGelegenheit,inihrerNähezusein.Ihreliebevolle unddochcooleArtlösteinmireinetiefeSehnsuchtnachAnkommenund Umarmtwerdenaus.

DiesesEmpfindenwiederholtesich.WannimmerFraueninmeinenAugen selbstbewusstundeigenständigauftraten,wünschteichmirihreNähe,vonihnenumarmtundgesehenzuwerden.Mitetwa17JahrenerlebteichdieseAnziehungerstmalsgegenüberGleichaltrigen.StundenlangeTelefonate,ständig zusammenseinzuwollen,SchäkereienwarenanderTagesordnungundwurdenvonmeinerMuttermitUnverständnisundNörgeleienquittiert.Obwohlich diesesTeenie-VerhaltenauchbeianderenMädchenausmachte,überforderte michdie Intensität meinerGefühle.Eigentlichhätteichmichgerneinfach auchfürJungsinteressiert.Aberselbstwenn–ichhättedochsowiesonicht mitdenanderenMädelsmithaltenkönnen!SobliebenJungsKumpelfürmich, guteFreunde,dieichabernichtalsFrauanmichheranlassenkonnte.Zugleich machtemirmeineSehnsuchtnachNähezuFrauenAngstundführtenochtiefer inSelbstzweifelundUnsicherheit.Ichsehntemichso,mitjemandemdarüber sprechenzukönnen,verstandenzuwerden,michselbstzuverstehen…und hättemichdochzusehrgeschämt.

Verliebtheiten

MitachtzehnbesuchteicheinenTanzkurs.IchfühltemichfehlamPlatzund befürchtete,amRandesitzendwartenzumüssen,bisichaufgefordertwerde. IchschämtemichfürmeinunweiblichesÄußeres,meineHaltung,meinDaSein.DochdannpassiertedasUnglaubliche:ZuBeginneinerneuenLektion wähltederTanzlehrer mich, umdieFigurenvorzuzeigen.Nachdemermichzu-

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rückanmeinenPlatzbegleitethatte,lobteervorallenmeinenAuftritt,meinen Tanzstil.ZumerstenMalfühlteichmichvoneinemattraktivenMannrespektvoll,aufAugenhöhe,beachtetundwertgeschätzt.Ichwurde alsFrau wahrgenommenundkonnteinderKonkurrenzzuanderenFrauenbestehen.

Einneues,kribbelndes,spannendes,reizvollesErlebenundaucherotisches Spüren!Ichwarverliebt.IneinenMann.WochenlangsuchteichinTagträumen nachNäheundIntimitätmitihm.

WennichdiesebeidenVerliebtheits-Phasenvergleiche,fühlensiesichtatsächlichsehrunterschiedlichan:InderNäheundderempfundenenResonanz meinesTanzlehrersfühlteichmichstark,selbstwirksam,weiblich,attraktiv. GegenüberderLehrerinerlebteichmichalsbedürftig,suchend,sehnend,anhänglich,schwach.

AuchderTypFrau,dermichanzog,ändertesich:RichtetesichmeineerotischeAnziehunganfänglicheheraufmütterliche,zugewandte,zugleichcoole, abenteuerlustigeFrauen,wurdenfürmichspäterschöneFraueninteressant–schlank,stylisch,mitfeinenGesichtszügen–,dieselbstsicherwirktenundin sichruhend.Sieverkörpertenfürmich«richtigesFrausein».ImVergleichzu ihnenempfandichmichalsunweiblich,dickundunästhetisch.Ichsehnte michnachihrerNähe,alskönnteichsoanihrenEigenschaftenteilhaben.

ParadoxeBeziehungsmuster

WieschoninderBeziehungzumeinerMutterhalfmirdiegewohnteStrategie, meineUnsicherheitundmeineSehnsuchtnachNäheundGesehenwerdenzu stillen:Ichwarhilfsbereit,zuhörend,gabmichselberundmeineBedürfnisse auf.InnerlichbliebenUnsicherheit,Angst,SchamundSelbstzweifel,doch nachaußenzeigteichmichfröhlich,selbstbewusst,starkundhingebungsvoll. Darinverhieltichmichauchmanipulativ,indemichderAnderen«dieSouveräne»vorspielteundsiewiederuminihrerBedürftigkeitvonmirabhängig machte.Gleichzeitigverlorichmichinihr,inihrenThemen,ihrenErwartungenundfandmichmitmiralleinenichtmehrzurecht.Ichvernachlässigte andereBeziehungenundAufgaben,meineigenesLeben,reagierteabereifersüchtigoderverletzt,wennsiesichanderenzuwandte.

Obwohleszukeinem«Outing»undkeinersexuellenkörperlichenNähe kam,fühlteichmichohnedieanderehilflos,einsam,antriebslosundhandlungsunfähig;obwohlkeineBeziehungineinemDramaendete,fielichoftin

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einetiefeEinsamkeitundSinnlosigkeit.MeineUnsicherheitinmeinerIdentitätalsFrau,inBeziehungen,inBezugaufmeineFähigkeitenkompensierteich auchallgemeindurchLeistung,HilfsbereitschaftundruheloseGeschäftigkeit.

MeineeigenentieferenBedürfnisse,Ängste,SchamundSelbstzweifelüberspielteich–auchmirselbstgegenüber!–mitFröhlichkeitundStärke,undsie bliebenunadressiert.

Aha-Erlebnis:MehrOffenheitwagen

EineersteKlärungerlebteichmitMitte20.InmeinerArbeitfielmireinBuch indieHände,dassichauspsychologischerPerspektivemitHomosexualitätbefasste.Anfangseherfachlichinteressiert,wendetesichdieszumpersönlichen ErkennenundVerstehen:ErstmalskonnteichWortefürmeinFühlen,mein Denken,mein«emotionalesFunktionieren»undvorallemfürmeineSuche undSehnsuchtgreifen!EshatteetwasBefreiendes!MichinLebensgeschichtenhomosexuellempfindenderMenschenwiederfindenzukönnen,warzugleichbeängstigendundverunsichertemich.MitwemkannichalldiesesErleben,Fühlen,diesesEntdeckenaustauschen?

MeinenElterngegenüberwuchsenWut,Ablehnung,AnklageundUnversöhnlichkeit.IchgabihnendievolleSchuldfürmeineUnfähigkeit,meinLebenauthentischundselbstbewusstzugestalten.Derunausgesprochene,stetige, bisinsInnersteverwirrendeStresswaräußerstkräftezehrend.Ichfühltemich fremdinderWelt,konntemichnichtartikulierenundfandbeiniemandemGehör.SuizidgedankenausfrühenJugendjahrenmeldetensicherneut.Diesich wiederholendenromantischenVerstrickungenzermürbtenmichundsostellte ichmichderquälendenFrage:«Werbinichwirklich?»

DieLastunddieErschöpfungwurdenzugroß,dieEinsamkeitundmeine Fragenunerträglich.InmeinerVerzweiflung«outete»ichmichbeieinembefreundetenEhepaar.IchhattefürchterlicheAngstvorihrerReaktion!Aberihr wohlwollendesInteresse,ihreliebendeAnnahmehabenmichüberrascht: KeineWertung,keineDistanzierung,ichkonnteunddurfteeinfachseinund erzählen!DieseErfahrunghatmeineEntscheidung,genauerhinzusehen,gefestigtundgefördert.Indemsiemirspiegelten,wiesiemichwahrnahmen,halfensiemir,ausmeinemVersteckherauszutretenundmichvorihnenundvor Gottzuzeigen!

IchmachtemichaufdieSuchenachseelsorgerlicherundtherapeutischer

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HilfeundfandMenschen,diemichinmeinemProzessunterstützten,herausforderten,ermutigten.Niehabeichempfunden,dassichalsPersonaufgrund meinerEmpfindungen,meinesVerhaltensodermeinesDenkensinFragegestelltoderineinebestimmteRichtunggeführtwurde.Esgingummich,nicht ummoralischeodergesellschaftlicheNormen.IchdurftemitmeinenZweifeln, meinenFragen,meinerSehnsuchtnachVerstehenundVerstandenwerdenankommen,«nachHausekommen»,michselberfinden,meinenEmpfindungen, tiefstenWünschenundSehnsüchtentrauen,michanderengegenüberöffnen undAkzeptanzerfahren–daswareinProzess,dermeinLebenentscheidend veränderthat.

DurchschauendereigenenMuster

ÜberdielängsteZeitmeinesLebenswarichkaum3Monateohneemotional abhängigeBeziehungen.HattesicheineBeziehunggelöst,suchteichnach emotionalemHalt,aberauchnachdemKick,deneineneueerotischeAnziehungmitsichbrachte.DasLeben«ohne»warlangweilig,einsam,trost-und kraftlos.DurchpsychologischeBeratungnachdemschematheoretischenAnsatzgewannichendlicheinbefreiendesinneresVerstehenfürdas,wasichimmerundimmerwiedererlebte,wasmichbiszurErschöpfungsdepressionzermürbteunddemichdochsolangewiesüchtigausgeliefertblieb.

EinenSchlüsselliefertemirmeineinnereGedankenwelt.Immerwennsich meinLeben, aberauchmeineFantasie umeine«neue»Fraudrehenkonnte, empfandichEntlastungausderEinsamkeit,demabwertendenBlickaufmich selber,meinerempfundenenWertlosigkeit.

AufZugfahrtenodervordemEinschlafenmalteichmirAbenteueraus,in denenichsieausdenheftigstenNotlagenrettete.DasgabmireinEmpfinden vonStärke,aberauchBeziehungssicherheit:Jemanden,dereinemaussoeinemSchlamasselhilftundderdabeiallesaufsSpielsetzt,denkannmannicht einfachsolinksliegenlassen!

InmeinenTagträumenstarbichnatürlichnie,sonsthätteichmichjaumden Gewinngebracht.WardieanderePersonaberersteinmalgerettet,brachbald dasEmpfindenvonNutzlosigkeitübermichherein–undAbhängigkeit.Außerdemwareinfachnichtzuleugnen,dassichselbstinalldemnichtvorkam.

EswarwieeinErwachen. Mirwurdedramatischbewusst,wieichnichtwenigeralsmeinIch-Seinaufgab,ummichnurfüreinigeStundenstarkzufühlen

(S.40 bis S.422 dieses Buchs sind nicht Teil der Leseprobe.)

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Nachwort vonDominikKlenk

Menschenmüssenerzählenkönnen,wasihnenwiderfahrenist.Werdieeigene GeschichteinWortefasst,derordnetnichtnurseinLeben,sonderndergibt ihmauchBedeutung.

DabeiwohntjedemErzähleneinGeheimnisinne:Erzählenistmenschlich, undErzählenmachtmenschlich.ErzählenbenötigtZeit,undErzählenüberwindetZeit.ErzählenbrauchtGemeinschaft,undErzählenschafftGemeinschaft.MenschheitsgeschichteisterzählteGeschichte.UnddiechristlicheErzählgemeinschaftistdasWeiterreichenderFrohenBotschaftimbiblischen NarrativvoneinerGenerationzurnächsten.KeineandereGeschichtehat kraftvollerKreisegezogen.EinbesonderesTextilentsteht,wennsichdiepersönlichenGeschichtenvonMenschensichtbarmitdemgroßenNarrativvon GottesHeilsgeschichteverweben:WenndieeigeneSehnsuchtunddereigene Schmerz,dieeigenenErfahrungenundErkenntnisseHaltundEinbindung findenindengroßenGeschichtenvonKonfliktundVersöhnung,vonAbkehr, UmkehrundNeuanfangimVolkGottes.

Die39Lebensgeschichten,diedieFrauenundMännerindiesemBuch mitunsteilen,sinddarumeinbesondererSchatz:SiegebenZeugnisvon einemLeben,dasmiteinerhöherenAnbindungrechnetundsichvonihr haltenundimmerwiederneuausrichtenlässt.Damitschließensichdie AutorenandiebiblischenErzählungenan.SieorientierensichamWort,das inihnenlebendigwerdendarf,undgebendemGewebederbiblischenWeisungenundWeisheitenBedeutung.ZumTeilsogarmehrBedeutungalsihrer eigenenGefühlslage.

Dasmagunsungewöhnlichundunzeitgemäßerscheinen,zeugtabervoneinemhohen,weilzeitlosenEthos,dasimVertrauenaufdenGottgründet,der die(Un-)TiefenunsererHerzenbesserkenntalswirselbst.Dasgriechische Wort ethos bezeichneteursprünglichdenWeidezaun.Undsoentstehtzwischen denZeilendereinzelnenGeschichteneinRaum,indemMenschensichverortenkönnen:umgebenvomWortundvonderLiebeGottes,erfülltmitdem ZuspruchvonGefährten,dieihrAnliegenteilenundernstnehmen.

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DerWunsch,unsereSexualitätineinentragendenundfruchtbarenRahmen einzufrieden,istsoaltwiediemenschlicheZivilisation.Gleichzeitigsindwir–obausMisstrauen,ausÜbermutoderderAngst,zukurzzukommen–immer wiederselbstdiegrößtenBoykotteuredieserSehnsucht.Esistbemerkenswert, wieenthemmtunserÄondasNiederreißendesEthosunddasAusbrechenaus allen«Weidezäunen»alsdieneueMoralinKirche,GesellschaftundimprivatenLebensvollzugfeiert.

WohindieseEmanzipationführt,istnochnichtabsehbar.AllemAnschein nachmehrtdieinRegenbogenfarbengetauchteLandschaftaberwederdie FreudenochdieZufriedenheit,wederdieFreiheitnochdieVerbundenheitin unsererGeneration.ImGegenteil:AufdenentgrenztenWeideflächenmachen sichvermehrtUnrast,Vereinzelung,Mangelgefühl,Ängste,OrientierungslosigkeitundtiefeResignationbreit.GleichzeitigwächstderDruckaufjene, dieanderslebenwollen.

Auchundgeradedeswegensinddie39ZeugnisseeinvitalerBeitragzurDiversität.–SiemachendieStimmen,PerspektivenundGeschichtenvernehmbar,dieimMainstreamsonstuntergehen.DiesenStimmenmöchtedasBuchprojekt«Weilicheswill»Gehörverschaffen.

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Dr.DominikKlenk,Verleger

Das sagen die 39 Frauen und Männer, die in diesem Buch zu Wort kommen: Sie möchten ihren homoerotischen Empfindungen nicht das letzte Wort über ihren Lebensstil geben.

Ein kontroverses Thema, das leider nicht mehr kontrovers geführt wird, weil die Stimmen derer, die sich nach Veränderung ihrer Gefühle sehnen, es heute schwer haben, repressionsfrei Gehör zu finden. Sie passen in keine Schablonen, stehen quer zum Mainstream, und das heißt auch: Sie stehen quer zu queer.

Umso wichtiger ist es, dass hier Menschen im Ringen um Identität und sexuelle Orientierung den Mut finden zu erzählen, was ihnen widerfahren ist.

Es ist ihre Geschichte. Es ist ihr Weg. Es ist das, was sie leben wollen.

ISBN 978-3-03848-258-1

9 783038482581

www.fontis-verlag.com

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