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TOOL für Autofa entspannte S hrten mit Ki ds

Gekippelt? Gekleckert? Endlich Schluss mit Knatsch am Esstisch! BRANDNEUE FLITZER

10 echt coole Laufkinderwagen

Pasta alla Papa: Blitz-Rezepte, die sogar etwas gesund sind

So geht Teilzeit und Jobsharing, auch für Väter

EY, ALTER! Vater werden mit 20, 30, 40: Worauf es jetzt ankommt

O1/18

Papa-Plädoyer: Warum man in der Elternzeit unbedingt verreisen muss

DEUTSCHLAND 4,50 € • ÖSTERREICH 5,10 € SCHWEIZ 7,50 SFR • ITALIEN 5,10 € • BENELUX 5,20 €

Patchwork: Wie lernt man, ein fremdes Kind zu lieben?


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Editorial Diese Zeitschrift hat viele Väter … … aber auch ein paar Mütter haben dafür gesorgt, dass unser Magazin das Licht der Welt erblickt – wir stellen Ihnen 4 Geburtshelfer vor

„Gefühlt habe ich zu meinen Kindern schon 10 000-mal gesagt: ‚Nee, geht jetzt nicht, machen wir morgen‘ — und mich hinterher bedeppert gefühlt“ Nachher! Später! Morgen! Schluss jetzt mit den falschen Versprechungen und Ausreden! Und Schluss mit diesem Gefühl, von dem unser Autor Ulrich Hofmann, Vater von 3 Kindern, oben spricht und über das er in seiner Geschichte ab Seite 36 schreibt: die hohe Kunst des Neinsagens. Uli beherrscht diese Fähigkeit der Abgrenzung übrigens auch nicht sonderlich gut. „Ich sage nicht ehrlich Nein, weil ich ein schlechtes Gewissen habe“, schreibt er. „Stattdessen nuschele ich mich unscharf aus der Situation heraus. Was lernt mein Kind daraus? ‚Machen wir später‘ kann alles Mögliche heißen — nur meist nicht: ‚Machen wir später.‘“ Trotzdem hat unser Autor einen Weg aus diesem DaddyDilemma gefunden. Es ist kein Königsweg, aber es ist sein eigener Weg. Genauso wie die der vielen anderen Männer, die wir in diesem Heft vorstellen, vom Patchwork-Papa (ab Seite 74) bis zum Business-Dad in der großen New-Work-Story (ab Seite 88). Und wir sind uns sicher, lieber Leser: Auch Sie werden das Kind schon schaukeln! Nein, nicht nachher oder später oder morgen, sondern: Jetzt! Sofort! Heute!

„Wir wollen gar kein Mitleid.“ Diesen Satz hörte Autor Birk Grüling (hier mit Sohn) bei seiner Recherche über Väter mit behinderten Kindern immer wieder. Wie sich herausstellte, gab es für Mitleid auch überhaupt keinen Grund. Seine Nachmittage mit den Familien waren alle sehr fröhlich, die Story gibt’s ab Seite 94.

Wie überlebt man lange Fahrten mit Kindern? Sebastian Renz weiß es. Er schreibt für „Auto, Motor und Sport“ und hat selbst 4 Kids mit der Autorin Julia Nemetschek. Zusammen verfassten sie unseren großen Survival-Guide ab Seite 78. Ihr wichtigster Rat im Auto: „Alle Regeln über Bord werfen, die zu Hause gelten.“

FOTOS: JONAS MARON (1)

Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihr Team von Men’s Health Dad

Dieses ist die fünfte Ausgabe von Men’s Health Dad. Haben Sie eines der vorigen Hefte verpasst? Hier können Sie unser Magazin nachbestellen: shop.MensHealth.de

Der Berliner zeichnet für den „Playboy“, aber auch für „Die Sendung mit der Maus“. Zudem gestaltet Jens Bonnke Bilderbücher. Für uns also der ideale Mann, um die Rubrik „Dadlines“ zu illustrieren (ab Seite 7). Einen Vorgeschmack auf seinen gezeichneten Humor gibt übrigens das Selbstbildnis rechts oben. Er ist der Biker! 3


Das beste Alter, Vater zu werden Gibt es überhaupt den richtigen Zeitpunkt? 4 Männer begründen bei uns ihre Entscheidung. Hü!

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Großer Survival-Guide für Autofahrten mit kleinen Kindern

Volltreffer! Die coolsten Ideen für Bastel-Muffel

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FOTOS: MARCUS VOGEL (1), PATRICK HUT TER/ISTOCK PHOTO (1), CHRISTIAN LOHFINK (1), RYAN J. L ANE/GE T T YIMAGES/ISTOCK PHOTO (1); ILLUSTR ATION: JENS BONNK E (1); TITELFOTO: STEPHANIE R AUSSER/ TRUNK ARCHIVE

Inhalt 01/18


DADLINES 7

Das Neueste aus der Family-Forschung Zum Beispiel, wann Teenies zum ersten Mal mit Pornos in Berührung kommen (sowie 25 weitere wissenschaftliche Erkenntnisse für Vater, Mutter und Kind)

74 Frau gesucht und Familie gefunden Patchwork-Problem: Wie schließt man als Mann wildfremde Kinder ins Herz?

110 Meine Ex zieht mit den Kids weit weg – und nun? Und 8 weitere knilige Väter-Fragen, kurz & bündig von Experten beantwortet

HEALTH 30 Blitz-Rezepte, die sogar ein bisschen gesund sind Wenn’s nach Kindern geht, kann’s jeden Tag in der Woche Nudeln geben! Voila! 7 Gerichte, von Dad-Kollegen getestet

EDUCATION 18 Vater mit 20, 30, 40, 50: Worauf es jetzt ankommt Papa-Porträts: 4 Leser erzählen, was für sie das perfekte Alter ist. Und ein Experte erklärt die Vor- und Nachteile

36 „Später, Kleines! Oder morgen! Bestimmt!“ Schwups, da ist es schon wieder: das schlechte Gewissen. Aber es hat auch was Gutes – sagt jedenfalls unser Autor

86 Darf ich mein Kind auf den Mund küssen? Eine Frage, viele Meinungen: 4 Blogger erzählen uns, was sie darüber denken

94 Hauptsache gesund! Aber was, wenn nicht? Auf jeden Fall nicht unterkriegen lassen! Wir stellen 3 Männer und ihre Familien vor, die ein Kind mit Behinderung haben

114 Der Fernseh-Vater der Nation: Joachim Luger Seit 30 Jahren spielt er Vater Beimer in der „Lindenstraße“ – uns erzählte der Schauspieler von seinem eigenen Vater

46 Endlich Schluss mit Knatsch am Esstisch Von Kippeln bis Kleckern: Wir servieren Ihnen Lösungen für alle Probleme, die Sie schon lange so richtig satthaben

78 „Papa, wann sind wir endlich daaaa?“ Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren. Sind ja nur noch 759 Kilometer. Diese Tipps verkürzen die Reisezeit im Auto

102 Wir fordern: Mehr Väter auf Spielplätze! Father’s Facts: 72 Fakten über Rutschen, Schaukeln & Klettergerüste. Jetzt aber raus mit euch. Alle!

104 Das ideale Wochenende (mit und ohne Kids) Unser Weekend-Planer für einen Trip mit den Kumpels oder den Kleinen. Diesmal geht’s nach Hamburg! Moin!

Terror am Tisch? Endlich gegessen!

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LEISURE 52 10 echt coole Laukinderwagen Verkaufsrenner! Auf welche Merkmale Sie beim Kauf eines neuen BabyJoggers unbedingt achten müssen

54 Eine Minute vorbereitet, eine Stunde beschäftigt 29 schnelle Ideen, wie Sie Kindern Langeweile vertreiben können (und nebenbei freie Zeit für sich haben)

66 Warum man in seiner Elternzeit verreisen muss Viele schütteln da nur mit dem Kopf! Unser Autor aber nickt eifrig – er war mit seiner Familie 3 Monate in Down Under Neue Familienkutschen, umweltfreundlich und mit Heckantrieb

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MONEY 64 „Mach schon mal dein Testament, Schatz“ Diesen Satz sollte jeder im Leben einmal aussprechen – denn was ist, wenn man stirbt, bevor die Kinder groß sind?

88 So gehen Jobsharing und Teilzeit, auch für Väter 8 Stunden, 5 Tage die Woche: Viele Männer wollen so heute nicht mehr arbeiten. Hier sind 3 Job-Alternativen

COUPLE 40 Mama-Metamorphose: Was verändert sich jetzt? Der Bauch wächst! Na klar! Aber was tut sich im Kopf einer Schwangeren? 9 Mütter haben es uns verraten *Die Titelthemen sind rot gekennzeichnet

STANDARDS 3 Editorial 6 Feedback  113 Impressum 5


Feedback

Dad sagt Danke! Für das ganze Lob, die vielen Anregungen – aber auch für die konstruktive Kritik, die wir bekommen haben. Bitte mehr davon!

LAUT & LEISE

Echt zum Brüllen, diese Geschichte, wann Schreien, Drohen und Co. in der Erziehung erlaubt sind – und sehr heilsam, vor allem wenn einem gerade wirklich der Kragen geplatzt ist. GUNNAR ECK, BERLIN

PLÖTZLICH & UNERWARTET

Das letzte Heft war wieder eine tolle Inspiration. Ich selbst wurde ungeplant Vater, die Mutter meines Sohnes und ich sind uns 4 Wochen vor dem positiven Schwangerschaftstest zum ersten Mal begegnet. Dad trug dazu bei, dass ich anfangen konnte, meine neue Rolle zu finden (meine Frau und ich berichten übrigens auch in einem Bühnenprogramm über unsere Erfahrungen mit dem Eltern-Werden). Liebes Dad-Magazin, bitte begleitet mich auch weiterhin auf meinem Weg. Ihr seid großartig! MARKUS WAGNER, MÜNCHEN (PLOETZLICH-RUND.DE)

Habe mir heute ganze zwei Stunden Zeit genommen, um euer Magazin zu lesen. Muss sagen ... tipptopp! UWE KARSTEN, FRIEDRICHSHAFEN, DESVATERSSEITE.COM LEICHT & SCHWER

Ich bin beeindruckt, wie vielfältig hier leichte Lesbarkeit und Tiefgründigkeit vereint werden. Ich bin selbst seit Jahren in der Männer- und

Väterarbeit tätig, habe schon mehrere Bücher darüber geschrieben und bin überrascht über die Kurzweiligkeit und die Fundiertheit der Artikel. Gut, wie sich die Zeiten ändern und Väter auf so lehrreiche und coole Art angesprochen werden. Kompliment an die Redaktion. DR. RICHARD SCHNEEBAUER, ST. FLORIAN AM INN/ ÖSTERREICH, MAENNERABEND-DAS-BUCH.COM

Die letzte Ausgabe war der Hammer! Besonders die Dad-Hacks – nicht nur praktisch, die Kids fanden es auch richtig lustig! SEBASTIAN KIRSCHNER, MÜNCHEN WICHTIG & RICHTIG

Dickes Lob zum Artikel über Sternenkinder im letzten Heft. Es tut gut zu sehen, dass ein Magazin das sehr schwere Thema Tod eines Babys anfasst. Mein Mann liest euer Heft und machte mich auf den Artikel aufmerksam, wir haben ein Sternenkind – Melissa! JENIFER PEYER, VIA FACEBOOK

#menshealthdad: Unser Magazin bei Instagram #photooftheday Heute nutze ich den Samstag mit der kleinen Maus, um das aktuelle Dad-Heft mal durchzublättern – kann es jedem Papa nahelegen. @dadslife_ #nikolaus Erst dachte ich, Nikolaus hätte mich vergessen. Das schönste Geschenk war aber, dass mein Jüngster es mir überreicht hat. @daddy.channel #printisnotdead Die brandneue Ausgabe der Men’s Health Dad kann ich sehr empfehlen, ist nicht nur was für Daddys. Good Job! @gabrealness #lesenbildet Eine Kollegin hat mir vom Magazin Dad erzählt ... zack gekauft ... und die Pause zwischen zwei Flügen sinnvoll genutzt. @quax747

Und wie gefällt Ihnen Men’s Health Dad ? Ihre Meinung zu unserem Heft interessiert uns! Schreiben Sie per Post an die Redaktion Men’s Health Dad, Postfach 50 16 67, 22716 Hamburg. Oder per E-Mail an dad@menshealth.de. Oder besuchen Sie uns auf Facebook und hinterlassen Sie dort einen Kommentar: www.facebook.com/MensHealthDAD

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FOTOS: PRIVAT (4)

Post & Posts für unser Magazin


DADLINES

01/18

Hier sind die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Family-Forschung – für Vater, Mutter, Kind

KERLE IM KREISSSAAL

ILLUSTR ATION: JENS BONNK E

BITTE RECHT FREUNDLICH

ZUM SCHIESSEN Hatten Sie im Kreißsaal über weite Strecken auch das Gefühl, nutzlos zu sein? Wenn nicht sogar ein wenig lächerlich? Dieser Eindruck täuscht! Einer Untersuchung der Universität Wien zufolge sind 85 Prozent der Frauen der Meinung, dass die Anwesenheit des Partners für sie eine sehr starke Unterstützung war – befragt wurden 148 Paare aus Österreich und Deutschland im Alter zwischen 20 und 49 Jahren. Und auch längst nicht alle Männer fühlten sich ausschließlich in der passiven Beobachterrolle: Mehr als die Hälfte bezeichnete sich bei der Befragung als „aktiv“ oder „eher aktiv“ bei der Geburt, und ein Viertel erlebte sich wenigstens als „teilweise aktiv“ – im Gegensatz dazu fühlten sich nur wenige „eher passiv“ oder gar „völlig passiv“. Und was macht man als Mann dann so im Kreißsaal? Am häufigsten genannt wurde: Mit der werdenden Mutter spazieren gehen, ihr Mut zusprechen, sie trösten, streicheln oder ihre Hand halten. Fotos schießen sagte übrigens keiner der Befragten.

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DADLINES / VÄTER MOM-SUPPORT

Daddy dämpft Depressionen Sitzt Mama in einem Tief fest, kann Papa vielleicht das Ruder herumreißen: An der Bar-IlanUniversität untersuchten Ärzte in israelischen Familien, in denen die Mutter Depressionen hatte, die Rolle des Vaters. Ergebnis: Wenn sich der Vater in der Zeit bewusst einfühlsam verhält, kann er die negativen Efekte deutlich abfedern — das ist umso wichtiger, wenn man weiß, dass mütterliche Depressionen Kinder in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung einschränken können.

DAD-DESASTER

VÖLLIG AUS DEM HÄUSCHEN AUSZIEHEN! AUSZIEHEN! Sind die Kinder noch klein, kann man es oft gar nicht erwarten, bis sie flügge sind und sich eine eigene Bleibe suchen. Wenn es dann aber tatsächlich so weit ist, kann das Gejammer groß sein. Das Ganze hat unter Wissenschaftlern sogar einen Namen: Empty-Nest-Syndrom. Und erstaunlicherweise leiden Väter stärker darunter als Mütter, fanden Forscher der Uni Flensburg heraus. Sie vermuten, dass Frauen mit Veränderungen im Leben oft besser klarkommen als Männer und deshalb nicht so anfällig für den Auszug sind. Eine weitere Erklärung hängt mit der klassischen Arbeitsteilung zusammen. Frauen kümmern sich immer noch öfter um den Haushalt, Männer hingegen unternehmen mit dem Nachwuchs meist mehr in der Freizeit. Zieht er aus, stellt das für Mütter oft eine Entlastung dar, während es bei Vätern eine größere Leere hinterlässt. Das würde im Umkehrschluss übrigens für die Männer bedeuten: Mehr kochen und waschen!

Für 27 Prozent der Männer der wichtigste Grund für Kinder: Man sieht die Welt noch mal mit anderen Augen. QUELLE: UMFRAGE VON PARSHIP.DE

FRAGE ZUM FEIERTAG

Haben Sie genug Zeit für die Kids? Diese Frage stellen wir nicht nur Ihnen, sie wurde auch mehr als 3000 Müttern und Vätern in den USA, Großbritannien sowie Deutschland gestellt, und zwar im Rahmen einer brandaktuellen, globalen Online-Umfrage von Betreut.de. Das Vorabergebnis, das Men’s Health Dad exklusiv vorliegt, ist besonders interessant, da erstmalig bei der Antwort nicht nur nach Frauen und Männern unterschieden wurde, sondern auch nach 2 Altersklassen — Generation Y umfasst die 19- bis 35-Jährigen, Generation X die 36- bis 50-Jährigen. Der Vergleich zeigt: Männer sind doch nicht alle gleich.

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zu viel Zeit

5 % 58 %

1 % 56 %

2 % 2 % 65 % 61 %

43 %

33 % 37 %

genau richtig

zu wenig Zeit

37 % GEN Y

GEN X

Männer

GEN Y Frauen

GEN X

Klares Votum für Vatertag Umstritten wie das Thema Impfen: der Vatertag. Immer wieder gibt es Forderungen, ihn abzuschafen. Eine Umfrage auf MensHealth.de ergab nun aber, dass sich die meisten Männer doch nicht davon trennen können. Nur 10 Prozent könnten auf ihn verzichten, 63 Prozent wollen ihn behalten, der Rest der Befragten ist unentschlossen. Ausgedient hat allerdings der Bollerwagen zu Christi Himmelfahrt: Lediglich 11 Prozent gehen damit noch mit Kumpels auf Tour. Prost, Papa!

ILLUSTR ATION: JENS BONNK E; ICON: ISTOCK PHOTO

ALT VERSUS JUNG


Perfekt für heute. Bereit für morgen.

Hand aufs Herz: Wer weiß beim ersten Kind schon, wie die Familienplanung weitergehen wird? Eben. Umso wunderbarer, wenn man sich luxuriös-durchdacht für alle Eventualitäten wappnen kann. Egal ob Einzelkind, Geschwister oder Zwillinge − mit dem DEMI grow machen Sie und Ihre Süßen auf allen Wegen eine gute Figur. Selten war vorausschauendes Denken so elegant.

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DADLINES / MÜTTER

VERHÜTUNG VS. VERWANDTE

OMI GIBT GUMMI

REIF FÜRS KIND

Die perfekte Kopfgeburt Was ist das beste Alter für eine Frau, ihr erstes Kind zu bekommen? Mitte 20? Das erscheint vielen zu jung. Und ab Mitte 30 sprechen Ärzte gerne schon von einer Risikoschwangerschaft. Aber da irrt die Medizin. Nach Tests mit 830 Frauen fanden Forscher der University of Southern California in Los Angeles heraus, dass das ideale Alter für eine Schwangerschaft bei 35 Jahren liegt. Dann seien Frauen mental in der besten Verfassung für ein Kind.

OH-OH-OMA! Wenn man unter einem Dach mit der Großmutter wohnt, gibt es weniger Nachwuchs. Das behaupten jedenfalls Wissenschaftler der Universität Wien, die untersucht haben, wie sich in Familien das Zusammenleben mit der eigenen Mutter oder Schwiegermutter auf die Zahl der Geburten auswirkt. Dafür haben sie die Daten von rund 2,5 Millionen verheirateten Frauen aus 14 Staaten analysiert. Ein direkter Zusammenhang ist zwar noch nicht erwiesen, aber es gibt Erklärungsansätze. So beziehen sich die Daten der Untersuchung hauptsächlich auf Frauen aus Entwicklungsländern, daher kann Armut ein entscheidender Faktor sein. Wenn sich in diesen Ländern junge Paare noch keinen eigenen Haushalt leisten können, fehlt es ihnen auch oft an Mitteln, um ein Kind aufzuziehen. Für Deutschland wurden leider keine Daten erhoben. Die österreichischen Wissenschaftler erwarten aber ein ähnliches Bild wie bei früheren Erhebungen aus Japan und Großbritannien. Hier stellte man im Gegensatz zur aktuellen Studie eine höhere Geburtenrate fest, wenn die Großmutter mit im Haushalt lebte. Wahrscheinlich macht die Aussicht auf gute Betreuung durch die Oma die Entscheidung für ein Kind einfacher. Übrigens: Die Forscher entdeckten auch, dass Großmütter länger leben, wenn sie sich um ihre Enkelkinder kümmern.

Eine werdende Mama macht einen Schwangerschaftstest bis zu 7-mal – auch wenn der erste schon positiv war.

FRAUENGEFÜHLE

MUTTER-KIND-KUR

Gemeinsam – und doch ziemlich einsam

In guter Luft aufgelöst

Väter vor! Etwa jede 3. Mutter fühlt sich alleinerziehend – obwohl sie einen Partner hat. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Online-Plattform www.for-me-online.de. Von den 1000 Frauen zwischen 20 und 50 Jahren, die an der Studie teilgenommen haben, sahen sich 69 Prozent gezwungen, Vater- und Mutterrolle gleichzeitig zu übernehmen. Besonders erschreckend: 33 Prozent nahmen den Partner sogar als weiteres Kind wahr. Rabäh! Hinzu kommt, dass fast jede 2. Mutter ein permanent schlechtes Gewissen hat, weil sie meint, Familie und Freunde zu vernachlässigen. Nur ein Ergebnis passt nicht in die Reihe: 51 Prozent übernehmen Dinge lieber selbst, bevor sie den Mann damit konfrontieren. Rabäh! 10

365 Tage kann es dauern, bis sich eine Mutter ganz von den Strapazen einer Schwangerschaft erholt hat – psychisch wie auch körperlich gesehen. Die klassische Wochenbettzeit von 6 bis 8 Wochen reicht laut Ärztinnen in den meisten Fällen nicht aus. Babyleicht? Eher nicht! QUELLE: STUDIE DER SALFORD UNIVERSITY IN MANCHESTER (GB)

Nichts hält ewig. Auch nicht das Gefühl, it und gut erholt aus einer Mutter-Kind-Kur zurückzukehren. Eine Studie der hkk Krankenkasse ergab jetzt, dass der gesundheitliche Efekt mit der Zeit nachlässt. Nach 1 bis 2 Jahren bewerten gerade mal noch 20 Prozent ehemaliger Teilnehmerinnen ihren Zustand mit „gut“ oder „sehr gut“. Als Partner kann man daran aber was ändern: Es sei wichtig, dass auch er das Gelernte aus der Kur versteht und mitträgt. Klaro!

ILLUSTR ATION: JENS BONNK E

QUELLE: UMFRAGE DES PORTALS WWW.CHANNELMUM.COM


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DADLINES / BABYS

SCHREIKINDER

NADELN STATT NUCKELN HABEN DIE EINEN STICH? Experten behaupten: Wenn ein Baby viel schreit, muss man es mit spitzen Nadeln piksen. Was sich nach Folter anhört, fußt tatsächlich auf neuesten Forschungsergebnissen. Schwedische Ärzte der Universität in Lund haben nämlich herausgefunden, dass Akupunktur Schreibabys Linderung verschafen kann. Bei den 114 Neugeborenen im Alter von 2 bis 8 Wochen, die für die Studie behandelt wurden, konnten die Mediziner eine starke Verbesserung feststellen – nach etwa 2 Wochen weinten sie deutlich seltener. Übrigens wurde mittlerweile auch schon ein Akupunktur-Verfahren entwickelt, das ohne Nadeln auskommt – die Akupunkturpunkte werden dabei mit Laserlicht behandelt. Dieses neue Verfahren ist nix für Sie? Viele Säuglinge schreien auch einfach nur aus Übermüdung. Experten raten daher, sie nach 1,5 Stunden Wachzeit ein Nickerchen machen zu lassen, auch am Tag – stichhaltiges Argument!

BABY-TALK

Schau mir in die Augen, Kleines! Groß! Bunt! Verwirrend! Babys sind einer Flut von Eindrücken ausgesetzt. Um sich da besser zurechtzuinden, orientieren sie sich früh an den

10 %

FRÜHER VORLESEN

Viele Eltern beginnen erst mit dem Vorlesen, wenn sie meinen, dass es dem Spracherwerb nützt: 55 Prozent der Mütter und Väter gucken in den ersten 12 Lebensmonaten nicht regelmäßig gemeinsam mit dem Nachwuchs in ein Buch, so eine Umfrage der Stiftung Lesen aus Mainz. Zu spät! Denn Vorlesen hat auch einen emotionalen Aspekt und stärkt die Bindung zum Kind. Also ran an die Bücher und lesen!

30 %

einmal pro Tag

nicht klar, welche Signale sie dabei vorrangig nutzen. Nun hat eine Untersuchung des Max-Planck-Instituts in Leip-

33 %

zig mit 4 Monate alten Säuglingen ergeben: Es sind die Au-

mehrmals pro Woche

6 %

einmal pro Woche

gen von Mama und Papa! Auf diese Weise iltern sie heraus, was in der Flut an täglichen Eindrücken wichtig ist und worauf sie ihre Aufmerksam-

2 %

seltener

20 % nie

So häufig bekommen Kids im Alter von 3 bis 39 Monaten von den Eltern vorgelesen

keit lenken sollen. Babys können Blicken folgen, lange bevor sie in der Lage sind, andere Arten, mit denen Erwachsene auf Dinge hinweisen, zu deuten. Na siehste!

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ILLUSTR ATION: JENS BONNK E

So ein winziger Bücher-Wurm!

Eltern. Bisher war jedoch

mehrmals pro Tag


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Wichtiger Hinweis: Stillen ist die beste Ernährung für Ihr Baby. Sprechen Sie bitte mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Hebamme, wenn Sie eine Säuglingsnahrung verwenden möchten.


DADLINES / KLEINKINDER

HOMO VS. HETERO

Als Vorbilder nicht wichtig Ob Papa und Mama oder Papa und Papa – eine US-Studie der University of Kentucky ergab, dass es für die empfundene Geschlechtszugehörigkeit und das Identitätsgefühl ganz egal ist, ob ein Kind bei einem klassischen Elternpaar oder in einer Regenbogenfamilie aufwächst. Die Familienform hat demnach keinen Einluss auf die kindliche Entwicklung.

KANNSTE STREICHE(L)N IST EIN HUND GESUND? Anders als viele glauben, lautet die Antwort: Nein! Das belegt eine Studie der US-Forschungsorganisation RAND Corporation. Nach Auswertung von Daten von mehreren Tausend Kindern konnten Statistiker die gängige Annahme widerlegen, dass solche mit Hund oder Katze in Bezug auf die seelische oder körperliche Gesundheit besser abschneiden. Es gibt viel einflussreichere Faktoren für die Gesundheit eines Kindes, so die Forscher – etwa das Familieneinkommen. Ein Haustier ist dennoch sinnvoll, etwa wenn’s darum geht, dem Nachwuchs beizubringen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Wow!.

QUELLE: STUDIE DER BRITISCHEN DENTAL-FIRMA BRUSHLINK

POPEL ESSEN

GEMÜSE-MUFFEL

Das ist ganz nach unserem Geschmack

Entdeckt: das Bäh-Gen

Igitt? Von wegen! In der Nase zu bohren und die Funde dann zu verspeisen, ist besser als sein Ruf. Amerikanische Ärzte der Harvard University haben zu dem Thema nachgebohrt und die Ergebnisse ihrer Forschungen im US-Fachblatt „Applied and Environmental Microbiology“ vorgestellt. Demnach soll das Essen von Popeln die Immun-Abwehr der Kleinen stärken. Vor allem die Zähne sollen davon proitieren. Forscher des Massachusetts Institute of Technology entwickeln auf Basis dessen derzeit sogar eine Zahncreme, die auf synthetischem Nasenschleim basiert. Mit dem Wissen verzeihen wir Jogi Löw beim nächsten Mal, wenn er in der Öfentlichkeit wieder etwas für seine Zahngesundheit tut. 14

20 Minuten Daddeln auf dem Tablet-Computer können ein Kind vor einer Operation genauso gut beruhigen und ihm die Angst nehmen wie ein normales Beruhigungsmittel. Untersucht wurden kleine Patienten im Alter zwischen 4 und 10 Jahren. QUELLE: UNTERSUCHUNG DES HÔPITAL FEMME MÉRE ENFANT IN LYON

Weigert sich Ihr Sprössling, Gemüse zu essen, muss das nicht unbedingt bedeuten, dass er sehr mäklig ist – oder Ihre Erziehung versagt hat. Die Gene sind schuld! An der University of Illinois haben US-Forscher 2 spezielle Gene identiiziert, die tatsächlich Einluss darauf haben, was Kids lecker inden. Die 2- bis 4-Jährigen, bei denen diese Gene gefunden wurden, haben besonders sensibel auf Bitterstofe reagiert, zum Beispiel in Brokkol-ihhhh.

ILLUSTR ATION: JENS BONNK E

HAUSTIERE

Putzig, diese Kleinen: 48 % schummeln, wenn sie Zähne unbeaufsichtigt putzen. Ein Fünftel der Kinder täuscht die Eltern sogar wissentlich.


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DADLINES / SCHULKINDER

PORNO-KONSUM

MOBBING

DIE NACKTE WAHRHEIT

Dir zeig ich’s, Freundchen! Die meisten Schüler werden von den eigenen Freunden gemobbt, fanden Forscher der amerikanischen Rutgers School of Management heraus. Für diese Art von Freunden gibt es sogar einen Namen – „Frenemies“, eine Mischung aus Friends und Enemys.

ECHT DICKES DING Pornokonsum fängt immer früher an, ergab eine gemeinsame Untersuchung der Universitäten Hohenheim und Münster – aber häufig passiert dies ungewollt. Eine Befragung von 1048 Kindern und Jugendlichen zeigte, dass Jungs im Schnitt 14 Jahre alt sind, wenn sie das erste Mal mit Hardcore-Material in Kontakt kommen. Mädchen sind mit 14,8 Jahren nicht sonderlich älter. Die jüngsten Befragten, die schon Pornos gesehen hatten, waren 12,7. Interessant: Die Hälfte der Jugendlichen, die einen Porno gesehen haben, geben an, dass sie das erste Mal aus Versehen damit in Kontakt kamen – in 70 Prozent der Fälle über den Computer oder das Smartphone. Das größte Problem sehen die Wissenschaftler aber vor allem darin, dass die Kids Pornos heimlich schauten und dann mit dem Gesehenen allein dastünden. Gerade einmal 4 Prozent der Kinder sprachen nach eigenen Angaben mit den Eltern oder Lehrern über das Thema. Ein guter Anlass für ein vertrauensvolles Vater-Kind-Gespräch, oder?

„Wie war dein Tag?“ Fragen Sie, auch wenn es nur ein „gut“ als Antwort gibt. Denn jedes 3. Kind fühlt sich von den Eltern zu wenig beachtet. Schlecht! Quelle: Studie der Uni Bielefeld (Bepanthen-Kinderförderung)

TRENNUNG

SCHULE

Abgucken ausdrücklich erlaubt

91 % 77 % 67 % 62 % 60 % 31 % 16

88 92 Ich sorge für Ruhe bei den Hausaufgaben

79 75 Ich helfe gezielt vor Klassenarbeiten und Referaten

69 65 Ich kontrolliere die Hausaufgaben

70 59 Ich erarbeite mit dem Kind die Lerninhalte

48 66 Ich bin zu Hause, wenn das Kind nach Hause kommt

30 31 Ich engagiere mich in Schulgremien (z. B. Elternbeirat)

Von wegen, Väter schwänzen, wenn’s um Schulprobleme geht: Die 4. Jako-O-Bildungsstudie ermittelte, dass sich Männer bei Hausaufgaben und Co. genauso engagieren wie Mütter (teilweise sogar stärker). Für die umfangreiche Untersuchung interviewten die Soziologen insgesamt 2000 Personen, stellten unter anderem die Frage: „Was von dem Folgenden tun Sie im Zusammenhang mit dem Schulbesuch Ihres Kindes?“ Die Ergebnisse sehen Sie links, aufgeschlüsselt nach Frauen und Männern zeigt sich zudem: Väter sind besser als ihr Ruf!

Wer kriegt die Kids? Beide! Im Vergleich zu Kindern, die nur bei einem Elternteil leben, sind diejenigen, die zu gleichen Teilen bei beiden wohnen, weniger gestresst, so Forscher der Uni in Stockholm. Das liege daran, dass sich die Kleinen Sorgen ums fehlende Elternteil machen, wenn sie nur in einem Haushalt sind. Regelmäßiger Kontakt zu Vater und Mutter sei fürs Wohl des Nachwuchses sehr wichtig, so die Forscher. Für sie ist klar: Das Leben bei beiden bedeutet keine Instabilität, sondern fordere nur eine Anpassung an eine neue Wohnsituation.

ILLUSTR ATION: JENS BONNK E

Die Kinder bei der Ex? Relax!


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18

FOTOS: DIE TER SCHWER , STEPHAN FLOSS, MARCUS VOGEL, CHRISTOF WAGNER

FAMILIENPLANUNG

WAS IST DAS BESTE ALTER, UM ...

30


50 40 ... VATER ZU WERDEN? Ansichtssache, sagen diese 4 Leser. Bei uns begründen sie ihre Entscheidung für einen bestimmten Lebensabschnitt. Plus: Ein Vater-Forscher erklärt, welche Vor- und Nachteile sehr junge Männer für ihre Kinder haben – und sehr alte REDAKTION MARCO KRAHL

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VATER MIT

20 B

ereits in der 6. Klasse habe ich – sehr

Georg Sauer (26) aus Frankfurt am Main hat bereits zwei kleine Töchter – Gwenny und Charly (2 und 1). Er arbeitet als Flugbegleiter und studiert nebenbei Wirtschaftswissenschaften. Mehr über ihn und seine Familie gibt’s auf Instagram: @flying_daddy_george 20

FOTO: DIE TER SCHWER

zum Entsetzen meiner Mitschüler – gesagt: „Mit 23 möchte ich Papa sein!“ Schon damals hatten meine Freunde so einiges dagegen einzuwenden: Ich könne das doch so noch gar nicht wissen, der Wunsch wäre unrealistisch, ich wolle doch wohl erst mal studieren. Doch ich war mir einfach sicher. Meine Eltern haben mich und meine Geschwister auch schon früh bekommen, und mein Vater war (und ist immer noch) einfach ein echtes Vorbild für mich. In meiner Jugend habe ich im Familien- und Freundeskreis dann auch gern den Babysitter gemacht – und auch wenn meine Schützlinge nicht immer Engel waren, hat sich an meinem Kinderwunsch nie was geändert. Natürlich gehörte auch ein bisschen Glück dazu, dass ich bereits mit Anfang 20 die Liebe meines Lebens traf. Sie hatte sich ihre Familienplanung zwar anders vorgestellt, doch im Laufe unserer Beziehung änderte sich ihre Einstellung, und so erwarteten wir, als ich 23 war, unser erstes Wunschkind. Als unsere zweite Tochter geboren wurde, war ich gerade 25 Jahre. Die Einwände meiner Freunde haben sich also als falsch erwiesen, ich habe Abitur gemacht, studiere und bin trotz alledem schon jung Papa geworden. Oft werde ich gefragt, ob mir meine fehlende Lebenserfahrung das Papasein nicht erschweren würde. Schließlich hätte ich ja noch nicht so viel erlebt und könnte manche Situationen noch nicht richtig einschätzen. Aber ich sehe diese fehlende Erfahrung eher als Vorteil. Ich überdenke nicht jede meiner Handlungen hundertmal, sondern reagiere eher aus dem Bauch heraus, was sich bis jetzt immer als richtig erwiesen hat. Und auch in brenzligen Situationen, seien es Erkältungen oder waghalsige Kletterpartien der Kleinen, bleibe ich oft ruhiger als die anderen Papas, die schon hiervon und davon gelesen oder gehört haben. Zudem bin ich noch itter als einige unserer Freunde, die die schlalosen Nächte mit Mitte 30 schon nicht mehr so leicht wegstecken wie ich. Für mich ist mein Familieneinstiegsalter deshalb perfekt, und ich bereue es nicht, so ein junger Papa zu sein, im Gegenteil: Unsere Familienplanung ist noch nicht abgeschlossen.




VATER MIT

30 M

it 20, während Ausbildung oder Studium, will man die Welt bereisen und ist auf Partner-, Wohnungsoder Jobsuche. Und will natürlich keine Party verpassen. So war das zumindest bei mir. Bloß nicht darüber nachdenken, was morgen, geschweige denn nächstes Jahr ist. Wäsche wird gern noch bei der Mama abgeliefert. Doch irgendwann kommt die Wende. Man lernt den Partner kennen, die Frau, mit der man sich alles vorstellen kann. Man schmiedet Pläne, vor allem für die

FOTO: STEPHAN FLOSS

Zukunft, erlebt neue, spannende Dinge zusammen und liegt plötzlich auch ganz gerne einmal bei einem Film in der Jogginghose auf dem Sofa rum. Freunde, Reisen, Ausgehen – klar, das ist alles noch immer wichtig, bestimmt aber nicht mehr das ganze Leben. Wir beide hatten nie einen genauen 5- oder sogar 10-Jahres-Plan, weder für unsere Jobs noch für die Familie. Alles kam einfach, wie es eben so kam. Mit 30 war ich verheiratet und berulich dort angekommen, wo ich hinwollte. Gemeinsam hatten wir uns Wohneigentum gekauft und begonnen, alles nach unseren Vorstellungen einzurichten. Uns drängte nichts, außer vielleicht die Suche nach dem nächsten Reiseziel. Und plötzlich war meine Frau schwanger. Als meine Tochter schließlich geboren wurde, öfnete mir das die Augen für die alltäglichen wundervollen Dinge, die wir ohne Kinder oft als zu selbstverständlich hinnehmen. Wer kann sich schon vorstellen, sich stundenlang mit einem einzigen Laubblatt zu beschäftigen oder aber Ewigkeiten mit dem Baby im Fliegergrif auf dem Gymnastikball zu hüpfen, Regen oder Schnee als etwas Außergewöhnliches zu sehen. Klar sage ich nicht, dass meine Tochter es nicht auch früher geschaft hätte, mich so in ihren Bann zu ziehen und alles als ein Geschenk zu betrachten. Das erste Lachen, der erste Zahn, die ersten Schritte, die erste durchgeschlafene Nacht, die ersten Worte des eigenen Kindes. Aber mit 30, als ich selbst schon zu mir gefunden hatte, konnte ich mich vollkommen meinem Kind widmen, ihm meine ganze Aufmerksamkeit schenken und jeden Augenblick genießen.

Boris Hafke (33) aus Berlin hat eine Tochter – Minou (3). Vor rund zwei Jahren hat der Beamte gemeinsam mit einem befreundeten Vater den Papa-Blog www.newdadsontheblog.de gestartet, außerdem kann man ihn auf Instagram treffen: @_lifeofbo 23


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40 F

ür mich stand schon früh fest, dass ich Kinder haben möchte. Bis es so weit war, verging trotzdem recht viel Zeit, das Le-

Kai Bösel (46) aus Hamburg hat eine Tochter (6). Mikas Geburt gab auch den Startschuss für sein Online-Magazin www.daddylicious.de, für das der Unternehmer gemeinsam mit einem Kumpel auch den Deutschen Preis für Onlinekommunikation erhielt 24

FOTO: MARCUS VOGEL

ben verläuft eben nicht immer nach Plan: Nach einer gescheiterten Ehe kam ich im Alter von 33 Jahren mit meiner jetzigen Frau zusammen, die bereits zwei Kinder hatte. Die Entscheidung, gemeinsam noch ein Kind zu bekommen, hat insbesondere bei ihr gedauert – bis ich 40 wurde. Unsere Tochter ist inzwischen 6 Jahre alt. Ich genieße wirklich jeden Moment, den wir zusammen verbringen, und empinde jeden Tag große Dankbarkeit. Da meine Frau und ich selbstständig arbeiten, sind wir in der Zeiteinteilung recht lexibel. Als unsere Tochter in die Krippe kam, haben wir vereinbart, uns die Nachmittage mit ihr möglichst gerecht zu teilen. Und das klappt bis heute super. Daher hole ich sie oft von der Kita ab, und wir gehen in den Zoo oder zum Ponyreiten. Oft spielen wir aber auch einfach nur zu Hause. Ich lege das Handy dann meistens zur Seite und genieße unsere gemeinsame Zeit. Mit 6-jährigen Mädels kann man echt ziemlich viel Quatsch machen – oder über das Leben philosophieren. In der Kita fühle ich mich wie ein recht junger Papa, obwohl ich manchmal 15 Jahre älter bin als andere Väter dort. Aber gerade durch die Erfahrung meiner Frau durch ihre zwei älteren Kinder sind wir ziemlich entspannt – und trotzdem konsequent. Hinzu kommt positiv, dass ich meine wilden Jahre bereits hinter mir habe. Insofern bin ich nicht hin- und hergerissen zwischen langen Partys und vollen Windeln. Ich kann mich ganz auf die Rolle als Papa einlassen, ohne dabei ein total alter Vater zu sein, der nicht mehr runter auf den Spielteppich kommt oder Ruhepausen braucht. Ein Papakind ist Mika aber nicht. Klar gibt’s auch in unserer Familie typische exklusive Mama-TochterMomente, wo ich als Vater mal außen vor bin. Aber meine Tochter liebt auch unser gemeinsames Einschlafritual, das Herumalbern und die Zeit, die wir zu zweit verbringen. Nachteile, weil ich eher spät Papa geworden bin, gibt es aus meiner Sicht nicht. Mika kann es nur einmal geben – genau jetzt. Daher war es auch mein perfekter Zeitpunkt, um Vater zu werden.




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50 D

u bist unverantwortlich, verrückt, hast die Midlife-Crisis!“ Das waren einige Reaktionen meines Umfelds, als ich verkündete, mit 50 noch mal Papa zu werden. Dabei sind ältere Väter doch im Trend! War man im Mittelalter mit 50 ein alter Mann, trefen heute viele Silberrücken die Entscheidung, sich noch mal fortzuplanzen. Die Natur schenkt uns eine höhere Lebenserwartung, also sollte man sie sinnvoll nutzen. Und was gibt es Sinnvolleres, als sich zu vermehren und seine Kids aufwachsen zu sehen? Wobei, ganz so einfach habe ich es mir nicht gemacht. Es gab Nächte, in denen ich mich schlalos im Bett wälzte und grübelte, ob ich mir das Abenteuer Kind noch einmal antun möchte. Immerhin wusste ich als Vater einer damals 25-jährigen Tochter, was da auf mich zukommt. Süße Babys können sich nämlich in kreischende Monster verwandeln, die einem die

FOTO: CHRISTOF WAGNER

Kumpels, den Schlaf, die Hobbys und den Sex rauben. Warum ich mir das angetan habe, wenn die Haare langsam grau und die ersten Implantate fällig werden? Erstens weil meine Liebste damals auf die 40 zuging und Torschlusspanik bekam, zweitens weil ich Action liebe. Faul in der Hängematte zu schaukeln ist nichts für mich, da spiele ich lieber mit der Eisenbahn. Sind 50-Jährige zu alt, um Daddy zu werden? Die Unterschiede zu einem jungen Vater spielen sich bei mir hauptsächlich im Kopf ab. Mit 26, bei der Geburt meiner Tochter, war ich Student und machte mir kaum Gedanken. Jetzt grübel ich hin und wieder darüber, dass ich 76 bin, wenn mein 3-Jähriger 26 ist. Im Papa-Alltag gibt es kaum Unterschiede. Ich jogge problemlos so schnell, wie er Laufrad fährt, inde Windelwechseln babyleicht und sitze locker, wie junge Väter auch, meine zwei Stunden beim Kinderarzt ab. Einen Bonus gibt es aber auch: Ich verdiene gut und brauche keine Karriereleiter zu erklimmen. Ich kann deshalb viel Zeit mit meinem Knirps verbringen. Wenn ein erfülltes Leben eine Aneinanderreihung glücklicher Momente ist, kann ich zur späten Vaterschaft nur raten. Denn wenn mein Sohn auf meinem Bauch einschläft oder mich lächelnd begrüßt, wenn ich ihn aus der Kita abhole, macht das verdammt glücklich.

Wilhelm Bauer (53) aus Wien hat eine Tochter (27) und einen Sohn (3) – und ein Buch darüber geschrieben: „Vater mit 50 – Spätes Kinderglück & bange Fragen“ (Seitenstraßen, um 10 Euro). Ansonsten arbeitet er als Theaterwissenschaftler, Taxifahrer und Journalist 27


„Die Erwartungen an Väter sind hoch, egal wie alt“ Ob mit 20 oder 80: Egal, wann man Vater wird, jedes Alter hat seine Vorzüge. Aber jede Lebensphase birgt auch Risiken für Mann und Kind. Ein Interview mit dem Psychologen und Vater-Forscher Prof. Andreas Eickhorst

Welche Vorteile hat es, in jungen Jahren Vater zu werden? Sicherlich ist in früheren Jahren die Wahrscheinlichkeit bestimmter Voraussetzungen für eine gute und engagierte Vaterschaft höher als in späteren. Von den physischen Gegebenheiten ausgehend, ist ein junger Vater deutlich agiler und bewegungsintensiver, um mit dem Kind viel zu unternehmen. Betrachtet man den psychischen Background junger Väter, so sind diese wahrscheinlich motivierter und spontaner in ihrer Vaterschaft und können sich, aufgrund der altersbedingten Nähe, noch besser in das Kind hineinversetzen. Dennoch müssen junge Väter genug Reife mitbringen, um sich gesellschaftlichen Erwartungen anzupassen. Apropos Reife: Welche Nachteile sehen Sie bei jungen Vätern? Risiko und Nachteil ist auf jeden Fall die Gefahr der Naivität und Impulsivität. Gerade bei ungeplanten 28

Schwangerschaften in einem Lebensabschnitt, in dem junge Männer noch in der Findungsphase sind, kann eine Vaterschaft schnell eine Überforderung und tief greifende mentale Krise auslösen. Meist fehlt ihnen aber auch noch das gesellschaftliche Standing, das heißt, dass sie vor allem im Fall von abweichenden Familienmodellen Gefahr laufen, sich beim Einstehen für ihr eigenes Lebensmodell unwohl zu fühlen. Aber gerade von Vätern wird das Einstehen für die jeweiligen Lebensumstände erwartet, etwa bei der Gründung einer Patchworkfamilie oder im Falle einer Behinderung des Kindes. Man muss dem Druck der Gesellschaft gewachsen sein, um beim Elternabend oder auf dem Spielplatz zu sich, seinem Kind und Lebensmodell zu stehen. Das alles macht es jungen Vätern nicht immer leicht! Richtig! Die Erwartungen an Väter wie auch an Mütter sind heute so hoch wie nie und nicht alle gleichzeitig erfüllbar. So sollen sie etwa dazu imstande sein, die Familie zu versorgen. Zwar müssen Männer heutzutage nicht mehr den klassischen Ernährer spielen – dieser entspricht nicht mehr den modernen Vorstellungen –, aber ein distanzierter Vater, Chauvi oder Macho sollen sie auch nicht sein, sondern jemand, der Zeit für das Kind und die Partnerschaft hat. Was, wenn einem als junger Vater plötzlich alles zu viel wird? Es ist wichtig, dass sich Männer eingestehen, wenn sie Hilfe brauchen, und sich überwinden, diese in Anspruch zu nehmen. Denn es gibt viele Anlaufstellen für Familien, einige davon auch speziell für Väter. Diese bieten etwa Abende für die Geburtsvorbereitung oder ganze Kurse, die in so einem Fall Lösungen bieten können. Gerade in Großstädten gibt es ein großes Netz von Beratungsstellen. Dort wird auch auf die Zeit nach der Geburt vorbereitet, und mögliche

Gefahren und Anforderungen werden angesprochen und erklärt. Und welche Vorteile hat es, erst später Vater zu werden? Sicherlich ist in späteren Jahren die Chance bestimmter anderer Voraussetzungen für eine gute Vaterschaft höher als in jüngeren. Hier zeigen sich einige Vorteile, die mir ein fortgeschrittenes Vater-Alter durchaus positiv erscheinen lassen. Zum einen bringen Ältere mit großer Wahrscheinlichkeit ein größeres Maß an Lebenserfahrung mit, die sie gelassener macht. Gerade Väter, die bereits in jungen Jahren schon Nachwuchs bekommen haben, können ihre Erfahrung

28 Jahre ist für Männer laut Umfrage das ideale Alter, um zum ersten Mal Vater zu werden. Quelle: Familienleitbildstudie vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB)

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Jahre alt sind im Durchschnitt deutsche Männer bei der Geburt ihres ersten Kindes. Quelle: www.demographic-research.org

Prof. Andreas Eickhorst von der Hochschule Hannover ist Mitglied in der AG Väter des Bundesforums Männer und im Väter-Experten-Netz (vend-ev.de). Aktuelles Buch: „Wir freuen uns, dass Sie da sind. Beratung und Therapie mit Vätern“

in die erneute Vaterschaft mit einfließen lassen. Zum anderen bringt das Vater-Sein in einem späteren Lebensalter potenziell zwei wichtige Faktoren mit sich: zum einen höhere finanzielle Rücklagen und zum anderen mehr Zeit. Natürlich sind das alles gute, aber keine zwingenden Voraussetzungen für eine gesunde Vater-Kind-Bindung. Nachteile gibt’s wahrscheinlich aber auch hier, oder? Klar! Die geringere verbleibende Lebenserwartung des Vaters fordert natürlich eine intensivere Thematisierung bestimmter Themen, wie etwa des Todes. Damit einhergehend kann das Kind, vermutlich spätestens in der Pubertät, einem Gruppendruck und dem Risiko von Hänseleien ausgesetzt sein. Die Väter müssen sich deutlich mehr Fragen stellen und Aufklärung leisten, auch gegenüber dem familiären und privaten Umfeld. Und schließlich sinkt auch mit steigendem Alter die Wahrscheinlichkeit vorhandener Großeltern. Kindern bleibt diese wichtige Erfahrung verwehrt, und die späten Eltern haben damit auch keine zusätzliche Unterstützungsmöglichkeit. Gibt es auch gesundheitliche Gefahren für die Kinder, wenn der Erzeuger bereits älter ist? Die Meinungen und Studien zu diesem Thema sind sehr divergent. Es werden immer wieder diverse geringe, aber signifikante medizinische Risiken für Kinder genannt, zum Beispiel Autismus oder ein geringer IQ. Allerdings gibt es hier auch gegenteilige Aussagen. Mein Fazit: Es kommt immer auf den Einzelfall an. Junge Väter können entgegen den gesellschaftlichen Erwartungen manchmal sogar verlässlicher sein als ältere, auch wenn letztere gute Voraussetzungen für eine Vaterschaft mitbringen. Die Hauptsache ist, dass das Kind väterliche Liebe und Unterstützung erfährt und der Vater eine gute Bindung aufbaut – da spielt das Alter letztlich keine Rolle. E

INTERVIE W: L AUR A MER Z

Gibt es überhaupt das perfekte Alter, um Vater zu werden? Nein, das wäre zu kurz gegrifen. Das ist von vielen individuellen Faktoren abhängig. Natürlich sind extreme Ausprägungen immer potenziell ungünstig, etwa sehr jung oder sehr alt. Wichtiger als das Alter ist jedoch, ob der Mann sich reif genug für eine Vaterschaft fühlt, das Kind auch erwünscht ist, die Bereitschaft besteht, auch Einschränkungen hinzunehmen, und ihn dieser Gedanke nicht in Panik versetzt. Dass ein Kind nicht vorstellbar ist oder nicht ins eigene aktuelle Lebenskonzept passt, kann in jedem Alter der Fall sein. Natürlich spielen auch immer die eigene Kindheit und das Verhältnis zum Vater eine Rolle. Für Männer ist aber vor allem die Partnerschaft wichtig bei der Entscheidung für ein Kind. Sie müssen emotional gefestigt sein und sich durch die Partnerin unterstützt fühlen. All diese Faktoren können prinzipiell aber in jedem Alter mehr oder auch minder vorhanden sein.


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KOCHEN FÜR KINDER

PASTA ALLA PAPA Mamma mia! Wenn’s nach vielen Männern ginge, könnte es jeden Tag in der Woche Nudeln geben. Voilá! 7 simple Soßen, die bei unseren Kollegen und ihren Kids oft auf den Tisch kommen – lecker und legendär REDAKTION TJITSKE SCHRIEKS

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CARBONARA Zutaten für 4 Personen: 400 g Spaghetti 2 Scheiben Speck, durchwachsen und geräuchert (5 mm dick) 75 g Butterschmalz 5 Eier 50 g Pecorino, gerieben 1 Prise Salz 1 Prise Pfeffer So mach ich’s: 1. Spaghetti nach Packungsanleitung kochen. Speck in kleine Würfel schneiden. Butterschmalz in einer großen Pfanne erhitzen und Speck darin braten, bis er kross ist. 2. In einer Schüssel die Eier mit Käse, Salz und Pfefer mit einem Schneebesen gut vermischen (wer keinen Pecorino im Haus hat, kann auch Parmesan nehmen). Gegarte Spaghetti in die Pfanne geben, mit dem

Speck zusammen kurz umwälzen und erhitzen. Dann Herd ausschalten, Eier-Käse- Mischung in die Pfanne gießen und nochmals vermengen. 3. Sofort servieren und essen. Das Gericht später noch einmal zu erhitzen ist keine gute Idee, weil das Ei dann am Pfannenboden klebt und die Soße nicht mehr flüssig ist. Nährwerte pro Person: Kalorien: 773 kcal Protein: 38 g Kohlenhydrate: 73 g Fett: 46 g

Mann mit Geschmack: Rufus Rieder, Redakteur für Food & Health, hat 4 Kinder (10 bis 19 Jahre)

„Vor Jahren ist mir durch Zufall dieses CarbonaraRezept in die Hände gefallen, und mir wurde klar, dass diese Soße, zubereitet mit rohen Eiern, viel spannender ist als das übliche Käse-Sahne-Zeug. Meine Jungs sind mittlerweile im gehobenen Teenager-Alter und freuen sich über proteinreiches Futter für ihre Muskeln. Falls Sie noch ein weiteres Argument brauchen: Die Zubereitung der kompletten Mahlzeit dauert nur etwa 20 Minuten — selbst für Ungeübte.“

FOTOS: ISTOCK PHOTO, SHUT TERSTOCK (3),

NICOLE MALONNEK (2)

SCHAFSKÄSESOSSE Gesundheitsbewusster Gourmet und Vater einer Tochter (12): Chefredakteur Markus Stenglein

„Nach der Arbeit habe ich keine große Lust, stundenlang in der Küche zu stehen. Deshalb mache ich zu Nudeln gerne diese schnell zubereitete Schafskäsesoße. Sie gelingt immer, und meine Tochter Lila kann davon einfach nicht genug kriegen. Zurzeit nehmen wir anstelle von normaler Pasta auch gerne mal Zoodels. Kennen Sie nicht? Das sind Spaghetti aus Zucchini, die durch den Spiralizer gedreht werden. Sehr lecker!“

Zutaten für 4 Personen: 200 g Schafskäse (hohe Fettstufe) 250 ml Milch 4 Stängel Basilikum So mach ich’s: 1. Schafskäse mit einer Gabel zerdrücken. 2. Zusammen mit der Milch in einen Topf geben und unter ständigem Rühren bei mittlerer Hitze erwärmen. 3. Basilikum waschen, trocken schleudern, klein hacken und unter die Soße rühren. Nährwerte pro Person: Kalorien: 182 kcal Protein: 10 g Kohlenhydrate: 4 g Fett: 15 g

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Daddy Hot: Oliver Bertram, Geschäftsführender Redakteur, ist Vater einer Tochter (10)

„Wir mögen es scharf — diese Soße begeistert deshalb bei uns alle. Für meine Tochter Chiara nehme ich auch mal einen halben Teelöfel Chililocken. Richten Sie sich bei der Dosierung aber unbedingt nach dem Geschmack der Kinder! Ich nehme auch gerne reichlich Garnelen: Sie sind wunderbar eiweißhaltig und liefern wichtige Makronährstofe. Plus: Das Ganze ist in weniger als 30 Minuten zubereitet — und somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag machbar.“

Zutaten für 4 Personen: 600 g Riesengarnelen 1 bis 2 Stangen Staudensellerie ½ Paprika, grün 2 bis 3 Knoblauchzehen 1 Zwiebel 2 EL Olivenöl 2 Dosen Tomaten, gehackt 1 Lorbeerblatt Chiliflocken (nach Bedarf) 32

1 Prise Piment 1 Prise Salz 1 Prise Pfeffer So mach ich’s: 1. Garnelen auftauen, waschen und trocken tupfen. Sellerie, Paprika, Knoblauch und Zwiebel klein hacken. 2. Öl in einer tiefen Pfanne erhitzen, Garnelen 2 Minuten anbraten, bis sie

milchig werden. Garnelen herausnehmen, dann Zwiebel, Paprika, Sellerie und Knoblauch rund 2 Minuten anschwitzen. 3. Pfanne mit Tomaten aufüllen, dann Lorbeerblatt und Chiliflocken sowie Piment nach Geschmack untermischen und 10 Minuten köcheln lassen. Garnelen dazugeben und 2 Minuten weitergaren, mit

Pfefer und Salz abschmecken und das Lorbeerblatt vorm Servieren entfernen. Nährwerte pro Person: Kalorien: 207 kcal Protein: 25 g Kohlenhydrate: 7 g Fett: 8 g

FOTOS: ISTOCK PHOTO, CHRISTINA KÖRTE (1)

TOMATENSOSSE MIT SCAMPI


Der Pesto-Papa: Unser Brand Manager Stefan Wolters hat 2 Söhne (13 und 15)

„Mein Renner ist selbst gemachtes Pesto: lecker, günstig, fix gemacht. Für mehr Vielfalt experimentiere ich gern mit unterschiedlichen Dosierungen der Zutaten oder verschiedenen Ölen. Lein- und Sesamöl geben dem Pesto eine besondere Note. Meine Jungs mögen es auch gern mit ein wenig getrockneten Tomaten. Generell verwende ich am liebsten Walnüsse als Basis. Der Klassiker sind zwar Pinienkerne, aber Walnüsse haben einfach mehr Aroma.“

PESTO ALLA GENOVESE Zutaten für 4 Personen: 50 g Parmesan oder Pecorino 30 g Feta 50 g Basilikum 2 Knoblauchzehen 50 g Walnüsse 80 ml Olivenöl 1 Prise Meersalz 1 Prise Pfeffer

So mach ich’s: 1. Parmesan reiben und Feta würfeln. Basilikumblättchen vorsichtig waschen und trocken tupfen. Knoblauch hacken. 2. Alles zusammen mit den Walnüssen in eine Küchenmaschine geben, fein zerkleinern. 3. Nach und nach Olivenöl hinzufügen, bis die Konsistenz stimmt. Zum Schluss mit Salz und Pfefer abschmecken.

Nährwerte pro Person: Kalorien: 323 kcal Protein: 8 g Kohlenhydrate: 3 g Fett: 33 g

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VEGGIE-BOLOGNESE

Veggie-Daddy: Redaktionsleiter Marco Krahl hat eine Tochter (9) und einen Sohn (12)

„Ich hatte gerade 100 Kilo Hack gekauft, als mein Sohn aus heiterem Himmel verkündete, sich künftig vegetarisch ernähren zu wollen. Bye-bye, Bolo! Zum Glück empfahl mir unsere Food-Redakteurin dieses tolle Rezept von Attila Hildmann. Das macht den Fleischverzicht für alle in der Familie erträglich — nur meine Tochter muss sich mit dem Rezept noch anfreunden. Aber Nudeln schmecken ihr in der Not auch ohne Soße.“

Zutaten für 4 Personen: 500 g Tofu 2 Zwiebeln 4 Knoblauchzehen 100 ml Olivenöl 8 EL Tomatenmark 300 ml Gemüsebrühe 300 g passierte Tomaten 3 TL Agavendicksaft 2 TL getrockneter Oregano 1 Prise Meersalz 1 Prise Pfeffer 1 Bund Basilikum 100 g Pinienkerne 100 g Hefeflocken So mach ich’s: 1. Tofu zerbröseln. Zwiebeln und Knoblauch schälen und fein hacken. Öl und Knoblauch in eine beschichtete Pfanne geben und erhitzen. Tofu hinzugeben, 5 Minuten anbraten, bis die wabbelige Konsistenz verschwunden ist. Zwiebeln hinzufügen, weitere 4 Minuten braten. 2. Tomatenmark in der Pfanne 2 Minuten an-

schwitzen und mit der Brühe ablöschen (im Originalrezept verwendet Hildmann übrigens Rotwein). 4 Minuten einkochen lassen. Dann passierte Tomaten, Agavendicksaft und Oregano hinzufügen. Weitere 3 Minuten köcheln lassen, salzen und pfefern. Basilikum waschen, trocken tupfen, fein hacken, unter die Soße rühren. 3. Pinienkerne in einer Pfanne rösten. Ein Drittel zur Seite legen, restliche Kerne mit Hefeflocken und etwas Meersalz zu einem Pulver zerstoßen. Soße mit Nudeln servieren, die Mischung wie Parmesan über die Soße streuen. Mit den restlichen Pinienkernen garnieren. Nährwerte pro Person: Kalorien: 761 kcal Protein: 39 g Kohlenhydrate: 23 g Fett: 47 g

CHILI-KNOBLAUCH-SUGO Zutaten für 4 Personen: 2 Knoblauchzehen 1 Chilischote, rot (nur wenn es den Kindern nicht zu scharf ist) 200 g Cherrytomaten 50 g Parmesan 2 EL Olivenöl 4 EL Tomatenmark 800 g geschälte Tomaten aus der Dose (Abtropfgewicht 480 g) 1 Handvoll Basilikum Salz und Pfeffer So mach ich’s: 1. Knoblauchzehen mit einem Messer zerdrücken, Chili entkernen und fein hacken. Cherrytomaten vierteln und Parmesan reiben, die Ränder beiseitelegen. Etwas Öl in eine tiefe Pfanne geben und erhitzen. Knoblauch, klein geschnittene Chilischote, 34

Cherry tomaten und Tomatenmark hinzugeben und kurz anschwitzen. Dosentomaten zerkleinern und zusammen mit einer Tasse Wasser in die Pfanne geben. Mindestens eine Stunde köcheln lassen – je länger, desto besser. 2. Basilikum darüberstreuen und mit Salz und Pfefer abschmecken. Die Parmesankanten hinzufügen und schmelzen lassen, die Reste der Ränder wieder entfernen. 3. Die Soße zusammen mit Pasta und geriebenem Parmesan servieren. Nährwerte pro Person: Kalorien: 151 kcal Protein: 7 g Kohlenhydrate: 7 g Fett: 15 g

Pasta-Padre: Jan Mötting, Artdirector unseres Schwesterblatts Women’s Health, hat 4 Kids (14, 12, 10 und 4)

„Als Vater hat man es oft schwer in der Küche, denn den Kindern schmeckt so gut wie nichts! Zum Glück hat meine Frau eine Zeit lang in Italien gelebt und dieses tolle Rezept mit nach Hause gebracht: ein Sugo mit frischen Tomaten. Alle meine Kids lieben es! Sugo ist in der italienischen Küche Grundlage für so ziemlich alles. Es eignet sich nicht nur für Pasta, sondern auch für Ragout oder Chili con Carne. Ein wahres Multitalent!“


Grüner Vater: Fitness-Director Arndt Ziegler hat einen Sohn (3) – und eine Vorliebe für Brokkoli und Erbsen

FOTOS: ISTOCK PHOTO, SHUT TERSTOCK (2), NICOLE MALONNEK (1), JULIAN FICHTL (1), WALTER FE Y (1)

„Kinder und Gemüse, das ist meist ein leidiges Thema. Mir als Vater ist es natürlich wichtig, dass unser Kleiner alle wichtigen Nährstofe zu sich nimmt. Damit das klappt, schummle ich gerne ein wenig — und koche mit Sahne: Ein wahrer Geheimtipp, denn Kindern schmeckt damit so gut wie alles. Sogar Erbsen und Brokkoli werden auf dem Teller akzeptiert. Zusammen mit etwas Fisch entsteht eine rundum gesunde und ausgewogene Mahlzeit.“

LACHS-SAHNE-SOSSE Zutaten für 4 Personen: 200 g Lachs, tiefgekühlt 1 rote Zwiebel 20 g Butter 200 g Brokkoli 100 g Erbsen 1 Becher Sahne 1 Becher Crème fraîche 2 TL Gemüsebrühe 2 TL Tomatenmark 1 Prise Pfeffer

So mach ich’s: 1. Lachs leicht antauen lassen und grob würfeln. Zwiebel fein hacken. Butter in einer beschichteten Pfanne schmelzen lassen, gehackte Zwiebel darin anschwitzen. Wenn sie glasig ist, die Lachswürfel hinzufügen und von allen Seiten rund fünf Minuten anbraten.

2. Den Brokkoli und die Erbsen dünsten (der Brokkoli sollte auf jeden Fall noch knackig sein). 3. Die Sahne mit der Crème fraîche in die Pfanne geben, mit Instant-Gemüsebrühe, Tomatenmark und Pfefer würzen und aufkochen lassen. Das gedünstete Gemüse

unterrühren und die Soße zusammen mit Bandnudeln servieren. Nährwerte pro Person: Kalorien: 469 kcal Protein: 17 g Kohlenhydrate: 9 g Fett: 41 g

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FOTO: PE TER CEDERLING/FOLIO IMAGES/PL AINPICTURE


DADS ON FIRE

„NICHT JETZT!“ Das Kind will spielen, aber man selbst hat keine Lust, keine Zeit oder beides. Versteckt sich dann hinter Ausreden und falschen Versprechungen. Und bekommt ein schlechteres Gewissen. Unser Autor über eine typisch väterliche Schwäche TEXT ULRICH HOFFMANN

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E

s war schrecklich: Als unser erstes Kind noch klein war, habe ich einige Jahre zu Hause gearbeitet. Entweder macht man die Tür zu, dann ist man der Doofe. Oder man hat die Tür auf, dann kommt man zu nix. Inzwischen sind meine Kinder schon größer, aber wenn ich ab und zu mal daheim zu schreiben versuche, fällt mir wieder ganz schnell auf, dass das nicht geht. Warum habe ich zu Hause gearbeitet? Weil ich näher dran am Kind sein wollte! Es war eine bewusste – und ausgesprochen dumme – Entscheidung. Denn statt Zeit mit den Kindern zu verbringen, war ich immer nur damit beschäftigt, sie abzuwehren und wegzuschicken. Das kennt jeder Vater, der müde nach Hause kommt, und bei mir lief es den ganzen Tag so: „Nicht jetzt, ich muss nur noch schnell was abgeben.“ Oder auch: „Machen wir später, bloß ein kurzer Anruf, morgen klappt das bestimmt.“ Und man glaubt ja wirklich in diesen Momenten: Klar, gleich, später, nachher, morgen ... das klappt schon! Mittlerweile hat der Stress für Väter eher zugenommen. Niemand muss mehr zu Hause arbeiten, um zu Hause zu arbeiten: Per Smartphone hat jeder immer das Büro in der Tasche – Kollegen, Kunden, Chefs und den ganzen Stress also stets dabei. Genau wie ich mir von meinem Heimbüro

SPÄTER!“

eine Entlastung versprach, die nicht eintrat, so versprach die schöne neue digitale Arbeitswelt mehr Mobilität und Flexibilität, mehr Zeit für die Familie! Und was geschah? ★

Genau über dieses Problem hat Markus Albers, Geschäftsführer der Berliner Strategie-Agentur Rethink, ein Buch geschrieben: „Digitale Erschöpfung“ (Hanser Verlag, um 22 Euro). Eines Tages bekam er von seiner damals 4-jährigen Tochter Milla einen kräftigen Tritt vor den Kofer: „Starr nicht immer auf dein Handy, Papa!“, forderte sie auf dem Spielplatz. Er gibt zu: „Als Väter, die einfach auch mal ihre 38

Kinder sehen wollen, stecken wir in einer Zwickmühle. Die Arbeitswelt hat immer noch wenig Verständnis dafür, wenn wir nicht erreichbar sind. Oberlächlich ist alles ganz toll, aber die Kollegen sind am Ende doch genervt. Durch die Digitalisierung ist alles enger getaktet, verdichtet, der Stress hat messbar zugenommen. Der Tag hat aber nur 24 Stunden – wenn man auch Zeit mit den Kindern verbringen will, muss man dafür eben Zeit opfern, die man sonst mal für sich selbst gehabt hätte.“ Als Albers mir das in einem Gespräch sagt, macht es auf einmal Klick in meinem Kopf. Auch ich habe schließlich meinen 3 Kindern schon gefühlte zehntausendmal gesagt: „Nee, geht jetzt nicht, machen wir morgen.“ Und mich hinterher bedeppert gefragt, warum ich eigentlich nicht beides schafe, Job und Kinder. Mein eigener Vater hingegen ist jeden Morgen um 7 Uhr zur Arbeit gegangen und war um 6 – rechtzeitig zum Abendbrot – wieder zurück. Danach schaute er erst mal die Nachrichten oder las. Manche Abende haben wir danach endlos über Politik ... Ach, seien wir ehrlich, nicht diskutiert, sondern gestritten. Groß gespielt hat er in den Jahren zuvor nicht mit mir, aber das war wohl eher eine Generationsfrage. Oder persönliche Vorliebe. Mein Vater steht nicht so auf kleine Kinder. Als ich aber ganze Sätze sagen konnte, hatte er diese Zeit für mich und konnte meine Empörung über den beklagenswerten Zustand der Welt vielleicht nicht teilen, aber anhören, er hatte ja vorher Zeit für sich gehabt. ★

Buchautor Albers bestätigt: „Das sogenannte neue Arbeiten verspricht mehr Freiheit, hält dies aber meist nicht. Wir dachten, man könnte so die Arbeit von 8 Stunden in 6 erledigen und gewönne Zeit für sich selber, zum Nichtstun. In der Praxis erleben wir das Gegenteil. Das Neue ist da, das Alte noch nicht weg: Präsenzzwang plus digitaler Layer plus Kollaboration als Wert an sich. Das führt dann dazu, dass auch ich manchmal die ‚Ineizienz des Privaten‘ schwer ertragen kann. Eine 6-Jährige steht eben auch mal 15 Minuten vor dem Eisladen, weil sie sich nicht entscheiden kann, und dann muss ich mich bremsen, nicht wütend zu werden. Denn ich kann und will mein Leben nicht gnadenlos durchtakten.“ Albers schlägt folglich vor, „die Arbeit durch klare Absprachen in eine erträgliche Form zu bringen, um nicht ständig genervt und dünnhäutig zu sein“. Mithilfe welcher technischen und psychologischen Tricks das gehen kann, davon handelt sein Buch. Er empiehlt zudem, in Pausen und Wartezeiten kurz mal durchzuatmen und aufzutanken (und nicht gleich das Handy zu checken, sondern es, wenn möglich, sogar mal auszuschalten): am Flughafen, im Auto, in der Supermarktschlange. Noch besser: eine kurze Auszeit im Cofeeshop oder Coworking-Space. „Man fühlt sich dann erst mal asozial, weil für keinen erreichbar, aber das ist einfach nötig.“ Und was tun, wenn man verbindlich Zeit mit dem Kind eingeplant hat, aber doch ein Arbeitsnotfall dazwischenkommt? „Dann sage ich das halt. Wenn ich mich in den meisten Fällen an mein Versprechen halte – also wirklich da bin –, dann ist es auch kein Problem, wenn es mal anders kommt.“ Eine solche eindeutige Ofenheit empiehlt auch der dänische


Erziehungsexperte und Bestsellerautor Jesper Juul und weist zudem auf eine von mir bislang unbemerkte Drückebergerei hin: „Die meisten Konlikte in der Familie entstehen deshalb, weil ihre Mitglieder nicht in der Lage sind, Nein zu sagen, obwohl sie es möchten. Weil sie sich nicht abgrenzen können und nicht deutlich genug ausdrücken. Selbstverständlich haben wir für unser Verhalten stets gute Gründe. Wir wollen andere nicht vor den Kopf stoßen oder gar verletzen. Wir scheuen die momentane Auseinandersetzung und produzieren damit umso mehr Konlikte in der Zukunft.“ Da hat er recht: Ich sage nicht ehrlich Nein, weil mir das ungerecht und falsch erscheint – und weil ich ein schlechtes Gewissen habe. Stattdessen nuschele ich mich unscharf aus der Situation heraus. Was lernt mein Kind daraus? „Machen wir später“ kann alles Mögliche heißen – nur meistens eben nicht: „Machen wir später.“ ★

Eine alternative Lösung schlägt die amerikanische TV-Produzentin Shonda Rhimes in dem Buch „Das Ja-Experiment“ (Heyne, um 17 Euro) vor. Die alleinerziehende Mutter von 3 Mädchen beschloss, ein Jahr lang zu allem Ja zu sagen, vor allem zu Spiel-Anfragen ihrer Mädels. Allerdings waren die Kleinen damals 2 und 4 Jahre, und der jeweilige Zeitaufwand betrug daher maximal 10 bis 15 Minuten. Trotzdem: Rhimes, Juul und Albers kommen im Grunde zum selben Ergebnis. Nur wer ehrlich und aufrichtig Nein sagt, kann auch Ja sagen und Ja meinen. Und nur wer tatsächlich Ja sagen kann, ist auch in der Lage, Nein zu sagen. Vielleicht ist meine bislang mangelnde Zuverlässigkeit allen Beteiligten gegenüber – mir, den Kindern, der Arbeit – wirklich der Haken. Denn natürlich mache ich immer noch, nach all den Jahren und all den Kindern, dasselbe: verspreche zu viel und irgendwas, um mir jetzt gerade Ruhe zu erkaufen. „Machen wir morgen, ganz sicher, versprochen, Indianerehrenwort.“ Der Grund dafür könnte sogar der von dem Bonner Psychiater Michael Winterhof beklagte übermäßige Elternwunsch nach Symbiose, also psychischer Verschmelzung, sein: Nur wenn es meinem Kind gut geht, geht es auch mir gut! Deshalb würden sich Eltern zu wenig abgrenzen und damit ihren Kindern zu wenig Freiraum für eigene Erfahrungen lassen. Der Buchautor („Warum unsere Kinder Tyrannen werden“, Goldmann, um 10 Euro) plädiert nicht so sehr dafür, Grenzen zu setzen, sondern als Vater selbst abgegrenzt aufzutreten. Damit das Kind lernt: Ich bin ich, und du bist du. Nur so könnten Kinder später Beziehungen eingehen, die auf Nähe und Vertrauen basieren und nicht auf Symbiose oder Projektion. ★

Die Münchnerin Sophie Seeberg, Diplom-Psychologin und Sachverständige für Familiengerichte, hat Ähnliches beobachtet. Besonders häuig hört sie von Eltern den Satz: „Wir müssen doch auch mal Nein sagen dürfen, oder?“ – „Die Erleichterung, die mein ‚Aber natürlich dürfen Sie das!‘ auslöst, hat schon beinahe etwas Tragisches“, erzählt die Autorin von Büchern wie „Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey“ (Knaur, um 10 Euro). Dabei geht es meist gar nicht um ein klares Nein, sondern vielmehr um ein generv-

tes „Moment noch“ oder ein difuses „gleich“. Und das führt zu immer neuen Fragen der Art: „Papaaaa, wann ist denn gleich?“ Seeberg: „Ein Vater bezeichnete die von mir so bejubelten Navis mal als Pest.“ Auf ihre erstaunte Nachfrage erklärte er: „Früher konnte man auf ‚Wie lange noch?‘ einfach sagen: ‚Wir sind gleich da!‘ Und jetzt? Jetzt können die Kinder sehen, wenn es in Wahrheit noch 3 Stunden sind!“ Seeberg zufolge klingt das allseits beliebte „gleich“ eben viel freundlicher als ein Nein (oder „noch drei Stunden, wenn kein Stau kommt“). Gerade weil wir uns wünschen, dass es unseren Kindern gut geht, und Zeit mit ihnen verbringen wollen, kann ein Nein schon mal Schuldgefühle auslösen. Das muss es aber nicht, wenn es in Verbindung

„GLEICH!

steht mit einer kurzen Begründung und einer klaren Ansage, wann Sie Zeit haben werden. Behandeln Sie Ihr Kind respektvoll und seien Sie ehrlich. Das tut Kindern gut. Das mögen Kinder. Sehr! So können Sie etwa antworten: „Ich würde gerne mit dir spielen, aber ich muss jetzt noch diese Mail schreiben. Das dauert etwa 15 Minuten. Danach hab ich dann Zeit für dich.“ Wichtig: Nennen Sie eine realistische Zeit, eher zu lang als zu kurz! Und je nach Alter des Kindes könnten Sie auch kurz erklären, warum Sie die Mail denn ausgerechnet in dem Moment verschicken müssen. ★

Und Seefeld hat noch einen Tipp: „Es fällt Kindern deutlich leichter zu warten, wenn sie etwas zu tun haben (,Könntest du hier einen Blumenstrauß für Oma malen?‘) und wissen, wie lange 15 Minuten dauern (hier hilft ein Küchenwecker). Für Kinder ist es überhaupt nicht schlimm, wenn sie auf ein gemeinsames Spiel mit ihrem Papa warten müssen, denn sie wissen Ehrlichkeit, klare Ansagen und Verlässlichkeit sehr zu schätzen. Probieren Sie es aus!“ Wo ich so darüber nachdenke, scheint mir das einer der Gründe, warum ich die eigene Kindheit relativ unbeschadet überstanden habe. Meine Eltern haben mir nicht alles erlaubt, sie haben auch nicht so irre viel mit mir gespielt, aber sie haben sich nicht um ihre Verantwortung gedrückt. Meine Fragen wurden beantwortet, ein Ja war ein Ja, ein Nein ein Nein, ich wusste meist, woran ich war. Okay. Verstanden. Mach ich. Ab morgen, versprochen, Indianerehrenwort! E

Unser Autor hat 3 Kinder, mit denen er aber nie spielt, damit fremde Leute Texte wie diesen lesen können. In der verbliebenen Zeit pflegt Ulrich Hoffmann seine Website www.ulrichhofmann.de und schreibt Bücher, etwa „Der 28-Tage-Plan für ein glücklicheres Leben“ 39


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MYSTERIUM MAMA

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FOTOS: IPINCHUK /GE T T YIMAGES/ISTOCK PHOTO

Alle

Wie sich der Bauch einer Schwangeren verändert, sieht man auf den ersten Blick! Aber was tut sich im Kopf der Frau? 9 Mütter haben uns verraten, was ihnen in dieser Zeit so durch den Kopf gegangen ist, vom ersten bis zum letzten Monat. Ein gedanklicher Ultraschall REDAKTION MARCO KRAHL 41


Autorin Lisa Harmann (35) aus Overath hat schon 3 Kinder auf die Welt gebracht (11, 9 und 9) – und ein Buch: „Ich glaub, mich tritt ein Kind! Bekenntnisse einer Schwangeren“ (dtv, um 9 Euro). Mehr von ihr gibt’s unter StadtLandMama.de

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„Meine unstillbare Lust auf Leberwurst mit Rostzwiebeln“

Heiliger Bimbam! Fast hätte ich den Schwangerschaftstest fallen lassen! Wie in Trance schwanke ich aus dem Bad. „Was ist los?“, fragt mein Freund. „Schwanger?“ Ich nicke nur. Und nein, dann ertönen keine Fanfaren, es regnet kein Konfetti (ich werde nicht mal umarmt). Stattdessen schießt es mir durch den Kopf: Oh Gott, hab ich nicht letztens Bier getrunken? Woher sollte ich auch wissen, dass sich vermutlich in diesem Moment ein befruchtetes Ei in meiner Gebärmutterschleimhaut festbeißt? Da stehen wir nun und sehen aus wie immer, aber nichts ist mehr wie immer, denn in uns toben Orkane. Wir beschließen, spazieren zu gehen. Wir halten Händchen, wir grinsen, wir heulen (ok, nur ich). Allen Leuten, die uns entgegenkommen, möchte ich zurufen, was los ist. Andererseits: Wie toll ist dieses Geheimnis? Ich weiß was, was du nicht weißt, denke ich grinsend. Und dabei soll es auch bleiben, denn mein Freund beschließt, dass wir noch niemandem etwas erzählen. Ich beiße mir auf die Zunge. Es kann doch nicht sein, dass meine Welt komplett auf dem Kopf steht und ich niemandem etwas sagen darf. Ein paar Tage später beginnt mein Kreislauf zu spinnen. Ich spucke täglich, fühle mich wie von einem Lkw überrollt. Als ich über die Karnevalszeit zu meiner Familie nach Köln fahre, stehe ich einen ganzen Abend schunkelnd mit Freunden zusammen und sorge dafür, dass das Kölsch in meiner Hand nach und nach über den Glasrand schwappt. Keiner merkt, dass ich an diesem Abend nüchtern bleibe. Ich darf ja nichts sagen. Es ist bestimmt schwierig für meinen Mann, das alles allein auffangen zu müssen. Meine bleierne Müdigkeit, die Zukunftsängste („Mein Studium ist doch noch gar nicht beendet“), die Übelkeit, die Unsicherheit, die Leberwurst-mit-Röstzwiebel-Lust, die Launen. Aber er wollte das ja so. Trotzdem ist er glücklich, als wir 5 Wochen später die Familien einweihen. Jetzt kann ich endlich wichtige Themen wie Babynamen und Stramplerfarben mit meiner Mutter diskutieren. Und er hat endlich Zeit, da rüber nachzudenken, wie das überhaupt sein kann, dass er jetzt Vater wird. Dass da jetzt ein Herz im Ultraschall schlägt. Eigentlich unbegreiflich – aber wahr. 42

Überfliegerin: Stewardess Sandra Dibbern (45) aus Hamburg schreibt nicht nur für Men’s Health Dad, sondern hat auch einen eigenen Blog. Auf MamaTochterBlog.de erfährt man mehr über ihr Leben als Alleinerziehende mit einer 14-jährigen Tochter

„Er war überfordert, ich völlig fertig“ „Irgendetwas ist anders an dir“, dachte ich, als ich mit meiner Stewardess-Kollegin durch Turin schlenderte. Als ich ihr erzählte, dass ich so ein komisches Ziehen im Unterleib habe, sagte sie sofort: „Du bist bestimmt schwanger!“ Ich? Schwanger? Das konnte nicht sein, ich war noch nicht mal überfällig. Durch den Job als Flugbegleiterin und das ständige Auf und Ab sieht man eben gern mal aus wie schwanger – das war meine Erklärung. Als ich dann einige Tage später zu Hause war, wollte ich mal wieder laufen gehen. Ich zog meine Sportsachen an, fühlte mich wie Wurst in Pelle und dachte: „Zu viel Pasta und Wein?“ Das war noch ein Grund mehr, laufen zu gehen.

Aber da war er wieder, dieser komische Schmerz im Unterleib, der mich dann doch dazu trieb, einen Schwangerschaftstest zu kaufen: Er war positiv. Dann rief ich meinen Mann an und heulte ihm die Ohren voll. Er war völlig überfordert, ich war völlig fertig und konnte nicht auhören zu weinen. Niemals habe ich damit gerechnet, dass sich unser Wunschkind so schnell auf den Weg machte. Mein Frauenarzt bestätigte dann am Nachmittag die Schwangerschaft, Woche 5. Der neue Mitbewohner hatte es sich schon bequem bei mir gemacht. Ich starrte das Ultraschallbild an und hielt es in den Händen, als mein Mann schließlich von der Arbeit kam. Dann saßen wir gemeinsam auf der Couch, überwältigt von unseren Gefühlen. Ja, auch Männer können weinen. Es war eine Achterbahn der Gefühle, und auch bei meinem Mann dauerte es noch einige Tage, bis er realisieren und sagen konnte: „Wir sind schwanger.“ Ich habe im Leben nicht gedacht, dass die Nachricht, dass man schwanger ist, einen so emotional machen kann. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte, ebenso wenig wie unsere Mitbewohnerin, die heute 13 Jahre alt ist und auf den wundervollen Namen Emily hört. Meistens jedenfalls!


3 Die Germanistin Märry Raufuss (27) aus Münster hat eine Tochter (5) und war lange Zeit alleinerziehend – bis sie Herrn Raufuss traf. Wie ihr Leben damals und heute so ist, davon erzählt sie auf FrauRaufuss.de

FOTOS: ANNE T TE E TGES (1), OLIVER HUGO (1)

„Im Bett herrschte bei uns plötzlich eine kleine Flaute“ In meinem Bauch wächst ein Baby: Es ist jetzt groß wie eine Feige, putzmunter und kerngesund. Trotzdem ist mir schrecklich schlecht, weshalb im ganzen Haushalt Knäckebrot herumliegt – knabbern hilft bei Übelkeit. Wenn mir aber weiterhin so schlecht ist, werde ich meine Schwangerschaft kaum noch geheim halten können, dabei soll man ja die ersten 12 Wochen nichts sagen. Mein Bauch ist aufgebläht, und ich versuche ihn jeden Abend einzuölen – Kampf den Schwangerschaftsstreifen. In jeder freien Minute rede ich mit ihm, etwas bescheuert ist das schon. Doch ich glaube fest daran, dass das kleine Wunder darin es genießt und ich ihm nicht oft genug sagen kann, wie sehr ich mich freue. Dass in mir ein Baby wächst, ist manchmal trotzdem noch unvorstellbar. Deshalb schaue ich hundertmal am Tag in den Spiegel. Der zukünftige Papa freut sich mit jedem Tag mehr auf unser Kind. Er hat so viel Verständnis. Ich muss mich viel ausruhen, bin oft nörgelig, und zwischen uns herrscht eine kleine Flaute im Bett. Mir ist die Lust vergangen. Die Angst, dass dem Baby etwas passieren könnte, ist zu groß, und ich fühle mich so unglaublich aufgequollen. Aber er sagt mir jeden Tag, dass ich die schönste Frau der Welt sei und ich für ihn immer attraktiver werde. Gerade kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass es neben dem Baby in meinem Bauch und dieser Schwangerschaft noch andere Dinge gibt, wie zum Beispiel Sex. Aber auch mir fehlt die Nähe zwischen uns. Doch wir sind guter Dinge, denn die Übelkeit soll ja ab dem 4. Monat verschwinden.

Verbloggt: Social-Media-Managerin Kerstin Neumann (36) aus Schwerte erzählt auf ChaosHoch2.com über ihr turbulentes Familienleben. Sie hat 3 Kids im Alter von 4 (Zwillinge) und 2 Jahren und den besten Mann der Welt – sagt Kerstin jedenfalls

„Ich war heiß und wunderschön“ Endlich sind die ersten 12 Wochen vorbei! Endlich hört diese permanente Übelkeit auf. Endlich dürfen es alle wissen! Und endlich kann ich Umstandsmode kaufen und die Schlabberklamotten verbannen. Den Bauch zeigen! Stolz! Seht her, ich bin schwanger. Ich habe nicht etwas Winterspeck in den Frühling gerettet, ich habe einfach einen wunderschönen Kugelbauch. Den stecke ich nun in Slimit-Röhrenjeans mit Gummibund. Vorn zwickt nix mehr, und hinten hab ich trotzdem noch ’nen Knackarsch. Ich fühle mich großartig. Unvorstellbar, dass manche Schwangere tatsächlich keine vernünftigen Schuhe mehr tragen. Warum sollte man keine Pumps anziehen? Da kommen Knackarsch und Kullerbauch doch noch besser zur Geltung. Die Hormone machen endlich wundervolle Dinge, zaubern einem traumhafte Haare, schöne Haut und pushen die Libido. Schwanger sein kann so toll sein. Ok, die Hormone machen nebenbei etwas gefühlsduselig, und möglicherweise breche ich schon beim Polittalk in der Glotze in Tränen aus. Aber es ist ja auch kaum zu glauben, welches Wunder dort in einem wächst. Und es wird immer greibarer. Ich muss den Bauch berühren. Ständig. Lausche in mich hinein. Warte auf die ers-

ten Bewegungen. Die müssten bald auch spürbar sein. Auf dem Ultraschall ist tatsächlich langsam ein kleiner Mensch zu erahnen – oder bei mir: zwei. Wir haben Glück: Es wird ein Mädchen und – ein Rücken. Denn Zwilling Nummer 2 versteckt sich noch etwas. Der wird sich später noch zeigen ... Und später kommt so einiges. Später werde ich aufgedunsen in den einzigen noch passenden Birkenstocks durch die Gegend latschen, und beim Gedanken an Röhrenjeans wird mir das Grausen kommen. Später wird das Gefühl, eine schöne, heiße Schwangere zu sein, dem unbeweglichen Plumpskuh-kurz-vorm-Platzen-Gefühl weichen. Aber das hat noch Zeit. Jetzt, im 4. Monat, ist einfach alles noch großartig.

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5 Die Hamburgerin Claudia Haessy (35) bloggt auf Haessy.de über ihr Kind (5) und Kalorien. Ihr neues Buch: „Wenn ich die Wahl habe zwischen Kind und Karriere, nehme ich das Sofa“ (um 10 Euro)

„Es ist Halbzeit! Erst Halbzeit! Puh!“ Man könnte denken, nach 5 Monaten sollte man sich ans Schwangersein gewöhnt haben. Pustekuchen. Schließlich ist erst Halbzeit, und mir wird klar, dass ich wirklich nicht das Zeug zum Marathonläufer hätte: Die Aussicht auf weitere 5 Monate lässt mich nicht vor Freude durchdrehen. Das Gute ist: Inzwischen ist die Kugel unter meinen Brüsten eindeutig als Schwangerschaftsbauch zu erkennen. Bisher sah ich immer so aus, als hätte ich einfach zu viel Kuchen gefressen. Und ofenbar kommt es nicht so gut, wenn man wildfremden, gafenden Menschen in der Bahn ein „Ich bin nicht fett, sondern nur schwanger!“ zubrüllt. Das Schlechte: Ich habe in der letzten Zeit ofenbar tatsächlich zu viel Brownies schnabuliert. Als meine Frauenärztin mit mahnendem Blick betonte, dass ich jetzt schon das Gewicht zugelegt hätte, das man normalerweise während der ganzen Schwangerschaft zunehmen würde, ist mir vor Schreck fast das Puddingteilchen aus dem Mund gefallen (so viel zum Thema: Ich bin nicht fett, nur schwanger). Der Mann hatte zwar auch schon hin und wieder kritisch geguckt, wenn ich wieder 1 Kilo Haribo inhaliert habe, hat sich aber aus reinem Selbsterhaltungstrieb nie getraut, was zu sagen. Guter Mann. Er ahnt wohl, dass in dieser Phase der Fortbestand seiner Existenz nur meiner Gutmütigkeit zu verdanken ist. Und die steht in engem Abhängigkeitsverhältnis zu meinem Blutzuckerspiegel. Alles, was mir hilft, die Schwangerschaft halbwegs zu überstehen, ist gut für mich – und für die Überlebenschancen des Mannes. Vor allem da erst seit Kurzem klar ist, dass wir einen Jungen bekommen und ich jede Menge zusätzliche Energie benötige, um die Versuche des Mannes, dem Baby Namen wie Jean Friedrich zu geben, abwehren zu können. 44

Journalistin Marion Scheithauer (38) hat eine Tochter (2). In der Elternzeit gründete sie mit Freundinnen EchteMamas.de, wo sie auch selbst aus ihrem Familienalltag schreibt. Allein bei Facebook hat das Online-Magazin 450 000 Fans

„Ständig den Bauch streicheln“ Ich erinnere mich so gern an diesen Monat. Plötzlich war da eine richtige kleine Babykugel, und ich sah nicht länger aus, als hätte ich nur zugenommen. Es wurde echt! Ich glaube, ich habe auch da erst richtig angefangen, mich zu freuen. In diesem Monat waren wir auch im Babymoon. Allen werdenden Eltern kann ich zu so einem Urlaub nur raten: ein letztes Mal reisen, nur zu zweit, nur rumliegen und machen, worauf man Lust hat, etwa Serien schauen, ausschlafen, essen gehen, Bauch streicheln. Besonders Bauch streicheln. An alle werdenden Papas: Kommt euch nicht komisch vor, feiert die Schwangerschaft eurer Frauen. Es gibt nichts Schöneres als einen Papa, der sich genauso verrückt über jede Babybewegung freut, durch den Bauch mit ihm redet, einfach die Aufregung teilt. Und anerkennt, was der Körper der Frau leistet, um so ein kleines Kind in sich wachsen zu lassen. Selbst wenn ihr nicht von innen fühlen könnt, wie das Baby strampelt – freut euch einfach wie irre mit.

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7 „Dicke Füße in Flipflops“ Zeit, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Während man noch Komplimente bekommt, dass einem die Schwangerschaft so gut stünde, sagt einem das eigene Gefühl etwas anderes. Zudem lagert der Körper Fettreserven für die Stillzeit ein und mitunter auch reichlich Wasser. Gelegentlich ertappe ich mich bei diesem typischen Watschelgang und jubele im Geiste den Erfindern der Flipflops zu. Kein Bücken und so unendlich viel Platz für geschwollene Füße. Halleluja! Schuhe kaufe ich also nicht mehr, Schwangerschaftskleidung schon! Man weiß im 7. Monat ja nicht, wo dieser Bauch noch hinwächst. Und überhaupt, wenn sich der Po in einer neuen Jeans richtig gut anfühlt, ist das schließlich auch eine Investition in die gute Entwicklung des Kindes. Mein Tipp: Während der werdende Vater abends die geschwollenen Füße der Schwangeren massiert, könnte er sie für diese klugen Investitionen in die Zukunft auch ruhig mal ausgiebig loben.

Bekennende Latte-macchiatoMom: Sophie Lüttich (40) lebt mit Mann und Kids (10, 7 und 4) in Berlin. Die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit wirft als Bloggerin auf BerlinFreckles.de einen entspannten Blick aufs Muttersein in der Großstadt


Ihr Buch „Muttergefühle“ ist ein Klassiker, weshalb jetzt „Muttergefühle. Zwei“ in den Läden liegt (um 10 Euro). Zudem bloggt die Hamburger Texterin Rike Drust (42), Mutter zweier Kinder (4 und 9), unverblümt auf Infemme.com

FOTOS: MARION VON DER MEHDEN (1), LISA DIE TERMANN (1)

„Diese letzten Wochen braucht doch kein Mensch“ Als Kind spielte ich viel mit Barbies. Unters Shirt meiner Rockstar-Barbie stopfte ich oft Klopapier und holte es dann wieder raus: Tadaa, Kind gekriegt, Figur wie vorher, und jetzt schnell in die Leopardenleggins und rauf auf die Bühne. Manche Frauen sind ja in echt so schwanger. In Gazetten kann ich sogar lesen, dass sie sich 4 Wochen vor dem Entbindungstermin per Kaiserschnitt die Kinder herausholen lassen, damit sie im eigentlich letzten Schwangerschaftsmonat schon wieder im knappen Bikini über den Laufsteg stolzieren können. Sie machen das aber auch, weil der Bauch im letzten Monat noch mal so einen Satz macht, dass die Haut reißen kann. Das wundert mich nicht, denn in diesem Berufsfeld sind Schwangerschaftsstreifen – für mich Kondensstreifen der Schwangerschaft – wohl so bedrohlich wie Chemtrails. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Kinder jeden okayen Heranwachstag im Mutterleib haben sollten. Und dennoch habe ich mir während beider Schwangerschaften häufiger mal gewünscht, dass Babys regulär einen Monat früher geboren würden, und jammerte regelmäßig: „Die letzten 4 Wochen braucht doch kein

Mensch.“ Zum Beispiel wenn einem ziemlich unbekannte Mütter „Du platzt ja bald“ entgegenbrüllen oder wenn einem sehr unbekannte (aka völlig fremde) Menschen einfach an den Bauch tatschen oder wenn 3 Wochen vor dem Stichtag der Jumbo-Eimer Anti-Schwangerschaftsstreifen-Öl alle ist. Aber als Optimistin habe ich stets versucht, das Positive zu sehen. Sogar wenn ich es nicht sah. Meine Knöchel zum Beispiel. Ja, Wassereinlagerungen sind echt scheiße, aber als mein Mann sich am Ende meiner zweiten Schwangerschaft den Fuß verstauchte und mit der Schwellung angeben wollte, da war ich dankbar für meinen dicken Wasserfuß, den ich schnaufend in die Höhe strecken konnte.

9 Die Berlinerin Camilla Rando (34) ist Mutter zweier Kids (4 und 1) und Gründerin des Mummy-Mag.de. Das Online-Magazin gibt’s seit 3 Jahren auch als Printheft

„Ich fühlte mich wie eine alte Dampflok“ Uf, fast geschaft. Zum Glück. Rechnerisch sind es noch 4 Wochen bis zum Geburtstermin, doch im Grunde ist es nur noch eine Woche, dann ist das Baby rein medizinisch gesehen fertig. Wenn es nach mir gehen würde, dann dürfte der kleine Kerl auch wirklich in genau 7 Tagen kommen. Denn ich habe trotz eines Frühlingsbabys wieder knapp 21 Kilo und unerträgliche Wassereinlagerungen, die dafür sorgen, dass mir kaum ein Schuh passt und dass meine Hände eher Bärentatzen als zarten Frauenhänden ähneln. Und wenn ich an die letzten Wochen der Schwangerschaft mit meiner ersten Tochter zurückdenke, ahne ich auch diesmal für die letzten Meter nichts Gutes. Hinzu kommt, dass wir im 5. Stock wohnen. Wäre kein großes Problem, müsste ich nicht jeden Tag mit meiner Tochter meinen Turm verlassen, um sie zur Kita zu fahren. Kommen dann noch Termine dazu, muss ich mich mit schmerzenden Knien gleich mehrfach nach oben schleppen. Wenn es ein ganz mieser Tag ist, rufe ich meinen Freund an und lasse meine Wutattacken an ihm aus. Zum Glück kennt er das schon und steckt diese mit unfassbarer Gelassenheit weg. Hat ja auch bald ein Ende – in spätestens 4 Wochen. Und belohnt werden wir bestimmt mit einem fantastischen, kleinen Sohn, der super schläft und (fast) nie schreit. Und falls nicht, komme ich schon irgendwie damit klar. Zumindest das Tragen kann dann auf jeden Fall mein Freund übernehmen. 45


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MAHLZEITEN OHNE STRESS

Iss was ?! Haben Sie’s auch satt? Wir erklären Ihnen, wie sich nervige Situationen am Esstisch entspannen – von Kleckern bis Kippeln. Plus: neue hilfreiche Tools für jede Mahlzeit, ganz nach Ihrem Geschmack TEXT RUFUS RIEDER MITARBEIT TJITSKE SCHRIEKS 47


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MEIN KIND KLECKERT IMMER BEIM ESSEN

DAUERND FÄLLT EIN VOLLES GLAS UM

IN EINER TOUR GIBT’S ZOFF ZWISCHEN DEN GESCHWISTERN

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1. Trinkglas mit einer Einlage, das den Getränkef luss kontrollieren kann, „Cup“ von Ref lo, um 13 Euro 2. Becher mit Trinkrand, sobald das Kind am Rand saugt, öffnet sich die Dichtung, „Magic Cup“ von NUK, um 10 Euro 3. Snack-Dose mit Silikonklappen im Deckel: Reingreifen geht, Rausfallen nicht, „Snack Catcher“ von Munchkin, um 8 Euro 4. Trinkglas mit bruchsicherem Silikonbezug, von Lifefactory über www.tausendkind.de, 2 Stück um 25 Euro

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1. Weiches Lätzchen mit Aufangmulde für Essensreste, von BabyBjörn, um 12 Euro 2. Abwaschbares Reiselätzchen inklusive Löffel, „Shining Star“ von b.box, um 15 Euro 3. Befüllbarer Löffel für Brei, ermöglicht einhändiges Füttern (so kleckert auch Papa nicht), „Squirt“ von Boon, um 13 Euro

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STÄNDIG STEHT EIN KIND WÄHREND DER MAHLZEIT VOM ESSTISCH AUF Das sitzt! „Stehen Kinder ständig vom Tisch auf, beruht das auf mangelnder Grenzsetzung durch die Eltern“, sagt Peter Thiel, Familientherapeut aus Berlin. „Es fehlt elterliche Autorität.“ Kinder sollten sich von Anfang an daran gewöhnen, dass es Essens- und Spielzeiten gibt. Räumen Sie den Teller vom Tisch, wenn das Kind aufsteht. Signalisieren Sie Ihrem Kind so, dass es damit zeigt, dass es keinen Hunger mehr hat. Keine Angst: Ihr Kind wird nicht gleich verhungern. Aber es wird feststellen, dass es sich an Regeln halten muss.

4 MÄKELIG? UND WIE! Das schmeckt keinem! Laut Umfrage von Hello Fresh, einem Kochbox-Lieferservice, sind 73 Prozent der Eltern davon betrofen. „Es ist erst mal ganz normal und gesund, dass das Kind nicht alles isst, was auf den Tisch kommt“, sagt Thiel. Verweigern ist ein natürlicher Teil der Persönlichkeitsentwicklung. Dr. Michael Winterhof, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie aus Bonn, empfiehlt, Kinder zu nichts zu zwingen. „Trotzdem kann man Dauernörglern mal sagen, dass man diese Rederei nicht mag“, so Winterhof. Lassen Sie sich aber auf keine Diskussion ein, das verschlimmert die Situation nur.

Jetzt aber mal Ruhe! „Grund hierfür ist häufig Konkurrenz unter Geschwistern“, so Experte Thiel (familientherapie-pankow.de). Die Verbraucherzentrale rät in dem von ihr herausgegebenen Ratgeber „Mit Kindern essen“ (erhältlich unter www.ratgeberverbraucherzentrale.de), gemeinsame Regeln aufzustellen. Demnach sind unangenehme Themen am Esstisch tabu. Wenn es trotzdem mal Streit gibt, sollten Eltern eingreifen und diesen auf nach dem Essen vertagen. So wird das gemeinsame Essen nicht mit negativen Gefühlen besetzt.

6 GEMÜSE UND OBST ISST BEI UNS KEINER Bäh? Laut einer Studie der Krankenversicherung DAK isst rund die Hälfte der Kinder kein Obst und Gemüse. Oftmals spielen aber nur Kleinigkeiten eine Rolle. „Manchmal liegt es einfach an der Farbe des Gemüses“, so Mediziner Winterhof (www.michael-winterhof. com). Er rät zu kleinen Tricks: Pürierte Suppen, klein geschnittenes Gemüse in Aufläufen sowie Joghurt mit püriertem Obst werden oftmals akzeptiert. Als Ersatz für frisches Obst und Gemüse funktioniert auch mal ein Glas Obst- oder Gemüsesaft. Ihr Kind muss nicht viele verschiedene Sorten Gemüse mögen, 2 bis 4 reichen völlig. Das Wichtigste ist, gelassen zu bleiben. „Eltern sollten locker bleiben und sich keinen Stress machen in Richtung Fehlernährung“, beruhigt Winterhof.

FOTOS: WILLIAM RE AVELL/DORLING K INDERSLE Y/GE T T YIMAGES (1), JOSHUA ALLEN (1)

Egal! Ihr Kind übt ja noch! Und Übung macht bekanntlich den Meister! Sobald es Interesse zeigt (ab etwa einem Jahr), lassen Sie es den Brei also mitlöfeln. Ja, die ersten Versuche erfordern viel Geduld – und viele Waschgänge. Lätzchen wie die Modelle unten reduzieren den Wäschehaufen, besonders die praktischen Ganzkörper-Lätzchen. Und sollte doch mal was auf die Kleidung kommen, waschen Sie das betrefende Stück per Hand mit kaltem Wasser und reiben dann den Fleck mit Gallseife ein. 15 Minuten einwirken lassen und Kleidung danach wie gewohnt waschen. Ein Klacks!

Typisch! Bis zu einem Alter von etwa zweieinhalb nutzen Kids jede Chance, um ins Essen oder nach Sachen zu greifen. Oder daneben! Aber inzwischen gibt es viele bruchfeste Becher wie diese hier, die teilweise sogar das Auslaufen von Flüssigkeiten verhindern. Prost!


7 ABENDS WIRD KAUM GEGESSEN, ABER WENN ES INS BETT GEHT, IST DER HUNGER GROSS Schlemmen statt pennen! Überlegen Sie zunächst, ob es sich um einen Einzelfall handelt oder aber häufiger vorkommt. „Ausnahmen sollten Sie nicht interessieren“, so Arzt Winterhof. „Kommt es bei Kleinkindern häufiger vor, können Sie etwas Unattraktives wie Obst und Gemüse anbieten.“ Generell kritisiert der Experte, dass heutzutage viele Kinder sich, wann immer sie mögen, einfach nehmen können, was sie wollen. Winterhof empfiehlt Eltern, die Nahrungsaufnahme zu regulieren. Kinder sollten ihre Eltern fragen, bevor sie sich etwas zu essen nehmen. Diese Entscheidung trefen nur die Eltern. Manchmal handelt es sich bei Hunger vor dem Schlafengehen auch schlichtweg um einen Kampf um Aufmerksamkeit. Familientherapeut Thiel erklärt: „Das Kind will nicht zu Bett, daher fällt ihm kurz vorher ein, dass es noch hungrig ist.“ Kinder müssen lernen loszulassen – nur dann schlafen sie ein. Thiel rät, dem Kind die Angst vor dem Schlafengehen zu nehmen, indem Sie ihm ein Gefühl von Sicherheit geben. Das Lieblingskuscheltier, ein Schnuller oder eine Geschichte vor dem Schlafengehen können dabei helfen.

8 NEIN, NICHT MIT DEM ESSEN SPIELEN! „Essen ist Essen und kein Spielzeug“, sagt Buchautor Winterhof („Lasst Kinder wieder Kinder sein!“, Gütersloher Verlagshaus, um 20 Euro). Bei Kleinkindern kann manchmal auch ein Auge zugedrückt werden, da sie den Unterschied zwischen Spielzeug und Lebensmittel noch nicht kennen. Mit der Zeit sollten sie aber durch das elterliche Vorbild lernen, wie man bewusst mit Nahrungsmitteln umgeht. Reden Sie mit Ihren Kindern über die Herkunft von Essen. Bücher, Filme oder ein Besuch auf dem Bauernhof können dabei helfen. Spaß beim Essen können die Kleinen auch haben, ohne mit den Lebensmitteln zu spielen. Dafür gibt’s die Produkte unten.

Dass Kinder Gemüse nicht mögen, liegt oft nur an Farbe oder Konsistenz – beides lässt sich ändern

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1. Kindertablett mit rutschfesten Gummifüßen, „Puzzle Dinner Tray“ von Royal VKB, um 35 Euro 2. Besteck, 3-teilig mit Teller, spülmaschinenfest und mikrowellengeeignet, Constructive Eating, um 17 Euro 49


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MEIN KIND WEIGERT SICH, MIT MESSER UND GABEL ZU ESSEN

STÄNDIG WIRD MIT DEM STUHL GEKIPPELT

Aufgegabelt: Ab 3 Jahren können Kinder anfangen, mit kindergerechtem Besteck zu essen. „Essen mit Messer und Gabel ist gar nicht so einfach“, erklärt Experte Winterhof. Er rät, Kinder mit viel Geduld an das Ganze heranzuführen. Schwieriges Essen sollten Sie vorher klein schneiden. Tipp: Kinder lieben buntes Besteck!

Nicht nur nervig, auch gefährlich, denn durchs Kippeln kann es zu schweren Verletzungen kommen. „Bei ganz kleinen Kindern ist es normal, dass sie nicht freiwillig ruhig auf dem Stuhl sitzen bleiben“, so Winterhof. Spezielle Stühle schafen da Abhilfe. Ältere nutzen das Kippeln möglicherweise als Ventil, um Aggressionen abzubauen. „Eltern beeinflussen maßgeblich die Gefühle des Kindes“, warnt Winterhof. „Stehen sie ständig unter Strom und sind gestresst, wird auch das Kind unruhig.“ Er rät zu mehr Gelassenheit am Tisch. Oft sind Kinder auch einfach nur auf der Suche nach Aufmerksamkeit. „Würden die Eltern den Raum verlassen, könnte es sein, dass das Kind aufhört zu kippeln, weil keiner mehr da ist, den es damit provozieren könnte“, erklärt Thiel. Probieren Sie mal diese Stühle:

FOTOS: RYAN J. L ANE/GE T T YIMAGES/ISTOCK PHOTO (1), ISTOCK PHOTO (1), NICOLE MALONNEK (1), MANUEL SCHLUE TER PHOTOGR APHY (1)

10 ES TRINKT ZU WENIG Sind Sie sich sicher? „Dass ein Kind zu wenig trinkt, ist häufig keine objektive Einschätzung der Eltern, sondern nur eine gefühlte“, sagt Experte Thiel von der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie. Kinder verfügen über ein natürliches Durstgefühl. Bewahren Sie also erst einmal die Ruhe. Auch über die andere Nahrung wie etwa Gemüse, Obst oder Suppen nimmt das Kind viel Flüssigkeit auf. Geht Ihr Kind alle 3 bis 4 Stunden auf Toilette, ist alles in Ordnung. Neben Wasser eignen sich auch verdünnte Saftschorlen und ungesüßte Tees zum Durstlöschen. Mit lustigen Strohhalm schmeckt’s doppelt so gut!

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1. Mitwachsender Hochstuhl, für den sogar ein Neugeborenensitz erhältlich ist, Modell „Zaaz“ von Nuna, um 240 Euro 2. 4-in-1-Hochstuhl, optional mit wippendem Babynest für die Nutzung ab Geburt, „Lemo High Chair“ von Cybex, ab 180 Euro 3. Erweiterbarer Hochstuhl, der sich auch zum Schaukelstuhl umbauen lässt, „MiChair“ von iCandy, ab 325 Euro

12 UNSER BABY WILL DEN BREI NICHT ESSEN Probieren Sie doch selbst mal! Manchmal ist der Brei zu heiß oder er ist schlichtweg nicht lecker. „Vielen Babys schmeckt er besser, wenn er mit Obstbrei angereichert wird“, rät Winterhof. Auch Ablenkung kann helfen. Die Tatsache, dass Kinder nicht mit Essen spielen sollen, schließt einen spielerischen Umgang mit Lebensmitteln nicht aus. Coole Sache: Spaßlöfel – so kommt das Essen zum Beispiel als Flugzeug angeflogen: 2 1

Schlürf! 30-teiliges Strohhalm-Konstruktionsset von Grinscard, um 10 Euro

1. Löffelf lieger, Modell „Knatter“ von Donkey Products, um 15 Euro (gibt’s auch in der Rennauto-Variante) 2. Schüssel, die sich verfärbt, wenn das Essen zu heiß ist, „White Hot“ von Munchkin, 3 Stück um 10 Euro

ALLES GEHT NUR MIT VIEL KETCHUP Kein Grund, gleich rot zu sehen! Die Befürchtung, Ketchup ist ungesund, ist meist ungerechtfertigt. Denn normalerweise trinkt ein Kind ja nicht die Flasche leer, sondern es handelt sich um kleine Portionen. „Eltern sollten die Menge auf jeden Fall regulieren“, rät Winterhof. Was viele nicht wissen: Ketchup kann dafür sorgen, dass Kinder Gemüse essen. Denn er kann helfen, Neues mit Bekanntem zu kombinieren. Ihr Kind lernt mit der Zeit, ein abgelehntes Lebensmittel – zum Beispiel Rosenkohl – mithilfe eines vertrauten Geschmacks zu akzeptieren. Sehen Sie Ketchup als eine Chance, um Ihrem Kind neue Speisen näherzubringen. Immerhin 3 von 4 Kids von Redakteur Rufus Rieder essen Gemüse. „Darum mache ich oft Lasagne, mit viel unsichtbarem, gehobeltem Grünzeug drin“, sagt er. Sohn Felix is(s)t begeistert. 51


PAPA MOBIL

Der eilige Vater Diese Flitzer sind echt der Renner: Wir stellen Ihnen 10 neue Kinderwagen vor, mit denen Sie auch problemlos laufen gehen können. Plus: Woran Sie einen guten Babyjogger erkennen TEXT LAURA DIEKMANN

Gurt

Griff

„Um Ihrem Kind die größte Sicherheit zu gewährleisten, wählen Sie einen 5-PunktGurt“, rät Urs Weber, Test-Redakteur von der Zeitschrift „Runner’s World“. Der Gurt sollte einen Sicherheitsverschluss haben und dennoch leicht zu bedienen sein.

Die Grifläche sollte einstellbar sein. Achten Sie beim Schieben zudem darauf, dass Unter- und Oberarm den gleichen Winkel wie beim Laufen ohne Kinderwagen haben. Tipp: Die Grihöhe liegt knapp oberhalb des Bauchnabels.

Sicherheitsleine Sie wird mit einer Schlaufe am Handgelenk getragen und ist mit der Achse des Wagens verbunden. Der Experte: „So wird er im Notfall unterhalb des Schwerpunkts gebremst.“ Achtung: Nie am Griff befestigen, sonst kippt der Wagen mit um!

Bremse

Bereifung

Meist reicht eine Felgenbremse am Vorderrad. Diese sollte leicht bedienbar sein. Wichtig ist auch eine Feststellbremse für den Stand. So kann das Kind gefahrlos ein- und aussteigen.

Eine Luftbereifung dient zur besseren Federung des Wagens und erhöht den Komfort für das Kind. „Der Luftdruck sollte zwischen 0,75 und 1,5 bar liegen, je nach Gewicht von Kind und Wagen“, sagt Weber.

Paradebeispiel unter den klassischen Laufkinderwagen: Modell Glide 2 von Thule, mit 16- und 18-ZollRädern, viel Stauraum sowie reflektierenden Felgen und Kanten (um 650 Euro)

Am besten sind solche mit 16 oder 20 Zoll. Je größer, desto besser die Laufeigenschaften, sowohl für den Läufer als auch fürs Kind, denn größere Räder rollen besser über Unebenheiten hinweg. Weitere Infos und viele Produkttests gibt es übrigens unter www.runnersworld.de/ babyjogger

FOTOS: SVEN PERSSON (1), CHRISTOPHER MOORE (1)

Räder


1. KLASSISCHER LAUFKINDERWAGEN

2. KOMBI-LAUFKINDERWAGEN

3. MULTIFUNKTIONS-KINDERWAGEN

Wie gemacht für Läufer: Diese Buggys haben 3 Räder, das vordere ist festgestellt. Geeignet sind diese für Babys circa ab dem 6. Monat

Two-in-one: Das Vorderrad lässt sich bei diesen Hybridmodellen arretieren, so können Sie damit laufen oder spazieren gehen

Joggen? Klar! Spazieren gehen? Auch! Mit diesen Gefährten ist sogar Biken, Skifahren und Skateboarden mit Kids kein Problem

Bodyguard Maximale Sitzhöhe für höheren Komfort. Ein Freihandbremssystem schützt den Nachwuchs (von 0 bis 5) in heiklen Situationen. Sport von Phil & Teds, um 550 Euro

Wechselbalg Mit Hebel am Lenker, für fixen Wechsel vom Laufen zum Gehen. Für Babys ab 6 Monaten geeignet (mit Zubehör ab 0). Summit X3 von Baby Jogger, um 700 Euro

Gepäckträger Kommt im Juni auf den Markt: Joggster, Fahrradanhänger und Zwillingswagen in einem mit viel Stauraum und Babywanne. Joggster Velo von Trends for Kids, um 800 Euro

Drehwurm Den Kindersitz können Sie um 180 Grad drehen, mit Schutzblech. Für Babys ab 9 Monaten und Kinder bis 17 Kilo empfohlen. Runner von Bugaboo, um 700 Euro

Doppelagent Zugelassen zum Laufen und Skaten. Mit 5-Punkt-Gurt und Scheibenbremsen hinten (ab 6 Monaten, Babyschale optional). Revolution pro von Britax Römer, um 600 Euro

Alleskönner Sportwagen der Schweden-Firma, top fürs Biken, Joggen, Skilanglaufen. Lässt sich gut umrüsten und kompakt zusammenklappen. Chariot Sport von Thule, um 1250 Euro

Schrauber Praktisch: Alle Räder lassen sich für Transport und Aufbewahrung leicht abnehmen. Geeignet für Kids von 6 Monaten bis 3 Jahren. NXT Challenge von Emmaljunga, um 840 Euro

Pragmatiker Lässt sich mit einem Handgrif zusammenfalten. Sitz verhindert ein Verheddern der Gurte. Für Kinder ab 6 Monaten geeignet. Solstice von Burley, um 320 Euro

Federgewicht Ein Fahrradanhänger mit einem Joggerset oder auch einem Ski-Adapter. Die Federung passt sich dem Gewicht des Kindes an. Kid Plus for 1 von Croozer, um 850 Euro 53


SCHWAMM-ANGELN Das brauchen Sie: Schere, mehrere bunte Küchenschwämme, eine Handvoll Büroklammern, Magnet, einen Stock, Schnur, Schüssel mit Wasser So geht’s: Schneiden Sie Fische aus den Schwämmen, und befestigen Sie jeweils eine Büroklammer daran. Nun binden Sie das eine Ende der Schnur an den Magneten und befestigen das andere Ende am Stock so, dass eine Angel entsteht. Ihre Kinder können die Fische jetzt aus dem Wasser angeln. Für die etwas älteren Kleinen können Sie ein Punktespiel gestalten. Jede Farbe hat einen anderen Wert. Petri Heil!


BLITZ-BESCHÄFTIGUNGEN

Neues Spiel, neues Glück 100 Prozent Langeweile bei den Kids? Und null Ahnung, wie Sie diese vertreiben können? Hier sind 29 Ideen, wie sich die Kleinen für Stunden allein beschäftigen. Vorbereitungszeit: ein paar Minuten TEXT MARCO KRAHL MITARBEIT THERESA KOPPER UND LAURA DIEKMANN FOTOS CHRISTIAN LOHFINK

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WÄSCHEKLAMMER-KICKER Das brauchen Sie: Schuhkarton, 6 Strohhalme in 2 unterschiedlichen Farben, 10 Wäscheklammern, einen kleinen Ball (zum Beispiel Tischtennisball), Schere So geht’s: Anpfif! Bohren Sie in die langen Seiten des Schuhkartons jeweils 6 kleine Löcher, in die später die Strohhalme kommen. In die kurzen Seiten schneiden Sie kleinere Fenster, die als Tore fungieren. Stecken Sie nun die Strohhalme durch die ausgestochenen Löcher. Die Wäscheklammern agieren als Kickerfiguren. Platzieren Sie sie so an den Strohhalmen, dass 2 Mannschaften entstehen. Um den Kicker noch schöner zu gestalten, können Sie Ihre Kinder kreativ werden lassen. Nun den Ball in das Feld legen — und der Spaß kann beginnen!

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Klecks-Pusten

Fuß-Bilder

Das brauchen Sie: Pipette, Tuschkasten, Pinsel, ein Glas Wasser, ein Blatt Papier, Strohhalm

Das brauchen Sie: eine alte Tapetenrolle, Wasserfarbe, Klebeband, ein Paar alte Socken

So geht’s: Tropfen Sie mit der Pipette flüssige, verschiedenfarbige Tuschetröpfchen auf das Blatt Papier (am besten legen Sie Zeitungspapier drunter, damit nichts danebengeht). Ihr Kind nimmt nun den Strohhalm in den Mund und pustet kräftig gegen die Tropfen — Farbe für Farbe. Hier können Sie kreativ werden: Lassen Sie Ihr Kind beliebig in alle Richtungen pusten, oder geben Sie eine Form vor, die Ihr Kind zu kreieren versuchen muss. Eines steht fest: Heute treiben Sie es so richtig bunt.

Baby-Playstation Das brauchen Sie: mehrere leere Klopapierrollen, Geschenkpapier, Schere, Klebestift, Schnur So geht’s: Bekleben Sie die Klopapierrollen mit Geschenkpapier. Fädeln Sie diese nun auf eine Schnur, und befestigen Sie die Rollen an der Wand oder an einem Regal, damit sich Ihr Kind damit beschäftigen kann.

So geht’s: Rollen Sie das Papier auf einem festen Untergrund aus (am besten draußen), und kleben Sie es fest. Tropfen oder gießen Sie nun die verschiedenen bunten Farben auf das Papier. Ihr Kind kann mit den alten Söckchen jetzt in der Farbe herumtrampeln und sie auf dem ganzen Papierbogen verteilen. Die Zehen können zu kleinen Pinseln werden oder der ganze Fuß zu vielen kleinen Fußabdrücken.


Schaum-Matschen Das brauchen Sie: eine Dose Rasierschaum, Zipp-Beutel So geht’s: Schaum mer mal! Füllen Sie den Rasierschaum in einen Zipp-Beutel, und verschließen Sie diesen gut. Ihr Kind kann jetzt den Schaum matschen. Und das Beste: Hinterher muss nicht sauber gemacht werden.

Kugelfallrohr Das brauchen Sie: eine leere Küchenrolle aus Pappe, mehrere kleine Kugeln, ein leeres Gefäß, etwas Klebeband So geht’s: Kleben Sie die Papprolle senkrecht an eine Wand, und stellen Sie das leere Gefäß darunter. Die Kugeln kommen daneben. Ihr Kind kann die Kugeln durch die Papprolle immer wieder in das Gefäß fallen lassen und somit seine Feinmotorik verbessern.

Korb-Trefen Das brauchen Sie: mehrere kleine und große Körbe, verschiedenfarbiges Papier, mehrere Plastikbälle in verschiedenen Farben So geht’s: Stellen Sie die Wäschekörbe nebeneinander oder in einem bestimmten Muster auf, und kleben Sie jeweils ein Stück farbiges Papier an den Wäschekorb. Ihr Kind stellt sich nun einige Meter entfernt auf und versucht, die Plastikbälle in den jeweiligen Wäschekorb mit der gleichen Farbe zu werfen.

Frisbee-Zielwurf Das brauchen Sie: 5 Pappteller, eine leere Küchenrolle, Filzstifte, Flüssigkleber, Schere So geht’s: Basteln Sie aus den Tellern Frisbees. Dazu nehmen Sie für jedes Frisbee 2 Teller und bemalen jeweils die Außenränder bunt mit Filzstiften. Achtung: Für jedes Frisbee unterschiedliche Farben verwenden! Schneiden Sie nun vorsichtig den mittleren Kreis der Teller heraus, und kleben Sie die Ränder beider Teller mit Flüssigkleber zusammen. Gut trocknen lassen. Für das Wurfziel nehmen Sie sich die leere Küchenrolle und einen Pappteller und verzieren diese. In die Mitte des Tellers nun ein Kreuz schneiden und die Küchenrolle von oben hineinstecken. Befestigen Sie alles gut mit Klebeband. Ihre Kinder werfen die Frisbees aus einiger Entfernung auf das Wurfziel. Pro Trefer gibt es Punkte.

Holzkugelfangen Das brauchen Sie: einen weißen Pappbecher, ein paar Buntstifte, eine kleine Holzkugel, eine etwas größere Holzkugel, Garn (25 bis 35 Zentimeter lang), Nadel So geht’s: Erst den Becher bunt bemalen. Knoten Sie dann die größere Holzkugel an ein Ende des Garns. Nun stechen Sie mit der Nadel ein kleines Loch in den Boden des Pappbechers und ziehen das Garn hindurch. Auf der Seite im Becher knoten Sie die kleinere Holzkugel an, damit das Garn hält. Ihr Kind kann jetzt versuchen, die Holzkugel mithilfe des Bechers zu fangen.

Karton-Picasso Das brauchen Sie: einen Karton (je größer, desto besser), viele Buntstifte oder Wachsmaler So geht’s: Idealerweise ist der Karton so groß, dass das Kind locker darin sitzen kann. Lütte(n) reinsetzen, Stifte in die Hand geben – und schon kann der graue Karton verschönert werden. Und wenn innen alles bunt ist, wird die Pappe von außen bemalt. 58


KASTEN-GITARRE Das brauchen Sie: Kastenkuchenform, mehrere Haushaltsgummibänder So geht’s: Das wird ein Hit! Nehmen Sie die Kastenform, und spannen Sie einige Gummibänder längs herum. Schon können die Kleinen ihre Gitarrenkarriere auf dem neuen Musikinstrument beginnen! Yeah, Baby!


SIEB-KUNST Das brauchen Sie: mehrere bunte Pfeifenreiniger, Küchensieb So geht’s: Stellen Sie Ihrem Kind das Sieb verkehrt herum hin. Nun kann es die Pfeifenreiniger durch die Löcher des Siebes stecken und so ein einzigartiges Kunstwerk entstehen lassen.


Luftballon-Tennis Das brauchen Sie: 2 Pappteller, mehrere Buntstifte, 2 größere Eisstiele, Klebestift, Luftballon

Luft-Rakete Das brauchen Sie: Schnur, Strohhalm, Klebeband, Luftballon So geht’s: Ziehen Sie die Schnur durch den Halm, und spannen Sie sie dann durchs Zimmer. Türklinken und Schranktüren eignen sich besonders gut zum Befestigen. Pusten Sie nun den Ballon auf, bis er richtig prall mit Luft gefüllt ist. Verknoten Sie die Öfnung des Ballons nicht, sondern halten Sie sie mit den Fingern zu. Befestigen Sie nun den Ballon mit Klebestreifen so am Strohhalm, dass sich die Öfnung parallel zur Schnur befindet. Jetzt können Sie den Ballon loslassen, und die Rakete schießt davon!

So geht’s: Zuerst muss natürlich das Eis gegessen werden, um an die Stiele zu kommen. Dann die Pappteller bunt bemalen und je einen Eisstiel halb daraufkleben, sodass der Stiel als Schlägergrif fungiert. Pusten Sie nun den Luftballon auf, und schon kann es losgehen! Den Ballon hin und her spielen. Spiel, Satz, Spaß!

SchneebesenKnast Das brauchen Sie: einen kleinen Ball, Schneebesen So geht’s: Spiel für die ganz Kleinen: Sperren Sie den Ball in den Schneebesen ein. Ihr Kind soll jetzt versuchen, den Ball wieder zu befreien.

Ringe-Fädeln Das brauchen Sie: etwas Knete, mehrere Schaschlikspieße, eine Packung Müsli-Fruchtringe So geht’s: Kneten Sie mehrere Kugeln aus Knete, und stecken Sie jeweils einen Schaschlikspieß in die Mitte. Nun soll Ihr Kind die Fruchtringe auf die Spieße fädeln. Das Spiel fördert die Feinmotorik der Kids.

Popcorn-Pusten Das brauchen Sie: so viele Strohhalme wie Kinder, eine Tüte Popcorn So geht’s: Auf die Plätze, fertig, los: Jedes Kind nimmt sich einen Halm und Popcorn und legt es vor sich auf den Tisch. Jetzt mit dem Strohhalm wegpusten! Wer als Erstes das Popcorn über eine vorher festgelegte Ziellinie gepustet hat, kriegt als Siegerprämie die Popcorntüte.

Treppen-Rutsche Das brauchen Sie: großen Karton, Treppe, Klebeband So geht’s: Falten Sie den Pappkarton längs auseinander, und legen Sie ihn auf die Stufen. Zur Sicherheit befestigen Sie den Karton mit Klebeband und polstern das Ende der Rutsche mit Kissen aus. Guten Rutsch!

Becher-Kanone Das brauchen Sie: Pappbecher, Schere, Luftballon, Füllmaterial (zum Beispiel Popcorn oder Konfetti), Klebeband So geht’s: Schneiden Sie zuerst den Boden des Pappbechers heraus — aber nicht bis zum Rand. Nun knoten Sie den Luftballon zu und schneiden das obere Ende ab. Den Luftballon über die untere Öfnung des Bechers stülpen und mit einem Klebeband fixieren. Durch den Zug am Knoten können Ihre Kinder leichte Dinge wie Popcorn oder Konfetti aus dem Becher in die Luft schießen.

Zangen-Spiel Das brauchen Sie: Küchenzange, Eiswürfelbehälter oder leeren Eierkarton, mehrere Wattebällchen So geht’s: Legen Sie alle Utensilien auf einem Tisch bereit. Ihr Kind kann nun die Wattebällchen mithilfe der Zange in die kleinen Behälter legen. Man glaubt es nicht, aber kleinere Kinder können tatsächlich einige Zeit mit dieser Aufgabe verbringen.

Bälle-Planschen Das brauchen Sie: viele kleine und große Bälle, aufblasbares Planschbecken So geht’s: Pusten Sie das Planschbecken auf, und befüllen Sie es mit den Bällen. Je mehr Bälle im Becken sind, desto länger dauert der Spaß in Ihrem selbst gemachten Indoor-Bällebad.

Eisstiel-Puzzle Das brauchen Sie: mehrere Eisstiele, ausgedrucktes Foto, scharfes Messer, Klebestift So geht’s: Kleben Sie das Foto auf eine Reihe von Eisstielen. Schneiden Sie es in den Lücken nun mit einem Messer durch — fertig ist das Puzzle!

DIY-Schleim Das brauchen Sie: 2 EL Flohsamenschalen, 220 ml Wasser, Lebensmittelfarbe, Topf So geht’s: Jetzt wird Papa zum Schleimer! Geben Sie alle Zutaten in den Topf, und erhitzen Sie sie unter ständigem Rühren. So lange köcheln lassen, bis eine Masse entsteht, die nicht mehr an den Händen kleben bleibt und sich ziehen lässt. Ist der Slime zu klebrig, geben Sie Flohsamenschalen dazu, ist er zu trocken, Wasser. Wichtig: Bevor Sie Ihre Kinder damit spielen lassen, gut abkühlen lassen! Alles in einem Schraubglas aufbewahren, dann trocknet der Slime nicht so schnell aus.

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KUNST-MURMELN Das brauchen Sie: ein Blatt DIN-A4-Papier, Deckel eines Schuhkartons, mehrere Murmeln, Tuschkastenfarben, ein Glas Wasser So geht’s: Legen Sie das Papier in den Schuhkartondeckel, und tropfen Sie verschiedene Farben aufs Blatt. Nun kann Ihr Kind die Murmeln durch die Farbtropfen rollen. Tipp: Fangen Sie mit 3 Farben an, denn wenn Sie mehr verwenden, entsteht ein brauner Brei.

HIER GIBT ES NOCH VIEL MEHR IDEEN FÜR KURZWEILIGE SPIELE 62


PET-Bowling

Seifenblasen-Tool

Laser-Parcours

Das brauchen Sie: 10 leere PET-Flaschen, Ball

Das brauchen Sie: leere Plastikflasche, Schere, alte Socke, eine Rolle Klebeband, etwas Spülmittel und Lebensmittelfarbe, flachen Behälter

Das brauchen Sie: eine Rolle rotes Kreppband (3–4 Zentimeter breit), eine Rolle Klebeband

So geht’s: Füllen Sie die leeren Plastikflaschen zur Hälfte mit Wasser, damit sie stabiler werden. Wahlweise können Sie das Wasser auch mit Lebensmittelfarbe einfärben, das sieht schöner aus. Nun stellen Sie die Flaschen wie Bowling-Kegel auf, am besten im Freien oder am Ende eines langen Flurs – und los geht’s! Ihr Kind kann jetzt versuchen, die Kegel mithilfe des Balls umzuschmeißen. Ob schießen, werfen oder rollen — die Technik ist ganz egal.

So geht’s: Schneiden Sie den Boden der Flasche ab, und ziehen Sie die Socke über die nun ofene Seite der Flasche. Zur Sicherheit können Sie die Socke mit Klebeband befestigen. Gießen Sie etwas Spülmittel und Wasser in den flachen Behälter, und mischen Sie es vorsichtig. Ihr Kind taucht jetzt die Flaschenseite mit der Socke in das Spülmittelgemisch und pustet vorsichtig in den Flaschenhals hinein. Für bunte Seifenblasen kann man die Lebensmittelfarbe auf die Socke tropfen.

www.tollabea.de Die Berlinerin Béa Beste und ihr 5-köpfiges Team veröfentlichen bereits seit 2014 auf ihrem Kreativ-Blog allerlei Bastelideen, aber auch Rezepte und Tipps für Eltern. Der Untertitel des Blogs gefällt uns besonders gut: „Leben als ewige Kinder“.

Schwamm-Wurf Das brauchen Sie: bunte Kreide, mehrere Schwämme So geht’s: Malen Sie mit der Kreide einige bunte Ringe auf den Boden (am besten draußen), und schreiben Sie verschiedene Punktzahlen in jeden Ring hinein. Ihr Kind kann jetzt die Schwämme auf die selbst gemalte Zielscheibe werfen und die Punkte addieren. Bei 2 oder mehr Kindern gewinnt das mit den meisten Punkten.

www.thedadlab.net Der Londoner Sergei Urban und seine beiden Söhne Max (3) und Alex (5) kreieren liebend gerne neue Spiele, Experimente und einfach zu gestaltende Kunstwerke. Dieser Blog macht einfach Laune, und man bekommt Lust, alles nachzumachen – und zwar sofort.

So geht’s: Suchen Sie sich einen langen Flur, einen schmalen Raum oder eine enge Treppe, und los geht’s: Befestigen Sie mit dem Klebeband die Kreppbandstreifen kreuz und quer an den Wänden des Raumes. Ihre Kinder müssen sich nun durch den Bänder-Parcours schlängeln. Besonders auf Kindergeburtstagen kommt diese Spielidee super an – übrigens auch bei Erwachsenen. Mission impossible.

www.mamakreativ.com Blog der 3-fachen Mutter Lisa aus Bad Friedrichshall, die von sich selbst behauptet: „Mir und meinen Kids wird nie langweilig.“ In ihrer DIY-Rubrik findet man viele Ideen, zum Beispiel Salzteig-Fossilien, die man aus dem Sandkasten ausbuddeln kann – cool!


VORSORGE-PLAN

„SCHATZ, MACH SCHON MAL DEIN TESTAMENT“ Klar werden wir alle 100! Aber was, wenn doch was dazwischenkommt? Und die Kinder noch zu klein sind, um allein zu wohnen? Unsere Autorin, Mutter und Juristin, erklärt, welche Vorkehrungen jeder Vater treffen sollte. Bei einem Bier! TEXT NINA STRASSNER

N

eulich wäre ich fast gestorben. Ich hatte nämlich einen Kater. Nicht einen von den handzahmen Exemplaren, die mit einer Tablette, viel Wasser und einem anständigen Döner in den Grif zu kriegen sind, sondern einen von einem anderen Stern. Einer dieser Kater, die uns solche Sätze sagen lassen wie: „Schatz, das kann nicht von gestern Nacht kommen. Die Kinder haben wieder irgendeine im Mittelalter ausgestorbene Krankheit eingeschleppt. Du musst einen Arzt rufen, ich sterbe.“ Leider hing auch das Leben meines Mannes an einem seidenen Faden aus Anfängerfehlern: Champagner, Bier, Rotwein und einige Schnäpse. Er war also für jegliche plegerische Tätigkeit nicht zu gebrauchen, und die eigenen Eltern ruft man traditionell bei derlei Krankheiten nicht an. Früher wäre ein solcher Tag einfach mit einer Runde Selbsthass, Pizza im Bett und 3 DVDs erledigt gewesen. Heute haben wir Kinder, und außer den unkontrollierten Abenden mit Freunden ist fast nichts mehr wie früher. Während also meine Tochter neben mir ihre Playmobil-Männchen rund um die Toilettenschüssel aubaute, mir liebevoll den Rücken tätschelte und ich überlegte, mich selbst dem Jugendamt zu melden, quälte sich der leichenblasse Vater mit dem Sohn auf einer Laufrad-Tour durch den Wald. Wir beide hoften auf Gnade und auf den Sonnenuntergang, denn wie sagte schon Opa: „Kein Kater hat jemals die Dunkelheit gesehen.“ Es war knapp, aber wir überlebten. Womit ich schon beim Thema wäre: „Was wird eigentlich aus unserem Kind, wenn uns etwas passiert und wir nicht zurückkehren?“ Spätestens bei der ersten gemeinsamen Autofahrt in das langersehnte Pärchenwochenende erwischt diese Frage fast alle Eltern. Es ist nämlich keinesfalls so, dass die Kinder automatisch zu den Großeltern, den Geschwistern oder gar den Taufpaten kommen und diesen die Vormundschaft für die Kinder bis zu deren 18. Lebensjahr gerichtlich übertragen wird. Wenn man also zu 64

Lebzeiten diese Entscheidungen rechtssicher beeinlussen möchte, muss man ein Testament machen und dort hineinschreiben, wer von den Überlebenden die Vormundschaft bekommen soll. Überlebt übrigens ein sorgeberechtigter Elternteil, verbleibt das Sorgerecht allein bei diesem, außer man hat vorher übereinstimmend etwas anderes schriftlich geregelt. Aus juristischer und Pärchen-psychologischer Sicht ist ein solches Testament eine ganz wunderbare Angelegenheit. Man kann sich bei der Auswahl möglicher Vormünder mal so richtig die Wahrheit über die Familie und die Freunde um die Ohren hauen. Man kann spontan in Tränen ausbrechen, gerührt sein, sich küssen, etwas bedeutungsvolles Erwachsenes tun, und am Ende des Abends hat man deutlich mehr geschaft als eine Stafel „Sherlock“ am Stück. Regelt man lediglich die Vormundschaft und keine besonderen erbrechtlichen oder inanziellen Folgen, kann man dieses Testament tatsächlich bei einem Glas Wein oder einer Flasche Bier am Küchentisch machen und braucht keinen Notar. Deswegen heißt diese einfache Form auch „Küchentischtestament“ und ist damit ein weiterer Grund, zumindest diesen Teil der Vorsorge nicht auf die lange Bank zu schieben. Wie das vonstattengeht, erfahren Sie auf der rechten Seite. Am Ende werden dann nur noch die beiden Unterschriften daruntergesetzt, und dann kommt auch schon der schlimm-schöne Teil: den Wunschkandidaten eröfnen, dass man um ihre Unterstützung für die Kinder bittet, sollte man eines Tages gemeinsam ums Leben kommen. Meistens heulen dann wieder alle, und irgendwann sagt dann einer in die Runde: „Lasst uns darauf anstoßen! Ich hole den Champagner und Schnaps.“ Auf das Leben! E „Mein Mann und ich brauchten 4 Jahre, bis wir uns auf einen Vormund für die Kids einigen konnten“, sagt Nina Straßner, die auch Skype-Seminare zum Thema anbietet (www.juramama.de). Da ging sogar das Schreiben ihres Rechts-Ratgebers schneller: „Keine Kinder sind auch keine Lösung“ (Bastei, um 10 Euro)


2 1 Wer soll Vormund werden? Mehrere sind möglich, unbedingt mit Vor- und Zunamen und Adresse aufführen. Zudem können auch Rang folgen festgelegt werden. So weiß das Gericht, wer gefragt werden soll, wenn der erste Wunschkandidat ablehnen sollte. Bei der Auswahl des Vormunds können folgende Fragen eine Hilfe sein:

Wie verfasst man das Testamant? Mit einem Stift! Testamente, die nicht notariell beglaubigt sind, müssen komplett handschriftlich sein, um Fälschungen zu erschweren. Sie müssen unterschrieben sein (siehe 3) und einen klaren Willen erkennen lassen, zudem müssen Zeit und Ort vermerkt sein. Das war es auch schon, weswegen auch ein unterschriebener Bierdeckel mit einer entsprechenden Erklärung darauf durchaus ein rechtswirksames Testament sein kann.

3 Wer muss unterschreiben? Natürlich beide! Verheiratete Paare können ein gemeinsames Testament erstellen und es am Ende zusammen unterschreiben. Unverheiratete erstellen jeweils ein eigenes Dokument (also 2 Bierdeckel), idealerweise mit identischem Inhalt. Übrigens: Das Wort „Testament“ in der Überschrift ist nicht zwingend notwendig, jedoch aus juristischer Sicht anzuraten.

·

Wie sind dessen Lebensumstände und die Familiensituation?

·

Kann derjenige sich ein (zusätzliches) Kind leisten, oder bringt ihn das vielleicht in Not?

·Traut man demjeni-

gen zu, ein Kind nach den eigenen Vorstellungen zu erziehen?

·Mag das Kind denjenigen überhaupt?

·Wie alt und wie fit ist er? Kann er es mit einem aktiven Kind aufnehmen?

·Muss das Kind da-

FOTOS: ISTOCK PHOTO, SHUT TERSTOCK

für an einen anderen Ort ziehen und den Kindergarten oder die Schule wechseln?

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4

Und nun? Sie können das Testament bei den eigenen Unterlagen abheften, dem Wunschkandidaten geben oder gegen Gebühr beim Amtsgericht hinterlegen. Sollten Sie Ihre Meinung eines Tages ändern, ist das auch kein Problem. Es reicht einfach ein neues Testament, ohne dem Bruder Klaus sagen zu müssen, dass nicht nur Sibylle, sondern auch die Vormundschaft jetzt weg ist. Das jeweils jüngste formgültige Testament gilt.

Sonderwünsche? Spezielle Vereinbarungen wie „Nie umziehen“ oder „Mein Bruder Klaus, aber nur wenn er noch mit Sibylle zusammen ist“ sind legitim, wenn man sie so aufschreibt. Ein Testament ist zwar ein juristisches Dokument, braucht aber kein Juristen-Sprech, um wirksam zu sein. Oft wird erst dann klar, was jemand will, wenn er schreibt, wie er denkt. Es ist sinnvoll, dem Gericht mitzuteilen, welche Kriterien bei der Entscheidung maßgeblich waren. So hat es Anhaltspunkte, wenn Schwierigkeiten auftreten. 65


Auf unserer Reise gab es immer wieder Orte, an denen wir länger verweilten: hier der Lake Hawea, der nördlichste der 5 großen Gletscherseen von Neuseeland


WELTREISE IN DER ELTERNZEIT

Ist das echt das Ende der Welt? Wenn Väter ihre mehrmonatige Elternzeit nutzen, um mit der Familie in den Urlaub zu fliegen, hagelt es oft Kritik: Der soll lieber zu Hause Windeln wechseln, sagen viele. Unser Autor ist stattdessen nach Neuseeland und Australien gegangen. Ein Papa-Plädoyer für eine Weltreise in der Elternzeit TEXT & FOTOS FLORIAN SCHLEINIG

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U

nser Camper stand in Queenstown, Neuseeland. Hinter uns lagen bereits mehr als 3000 Kilometer, die wir seit dem Start in Auckland gefahren waren. Vor uns warteten noch mal gute 5000, ein großer Teil davon auf dem australischen Kontinent. Aber das alles zählte in diesen Minuten nicht. Denn wir waren gefangen in einem dieser lebenswichtigen Elternmomente: Paul, unser knapp 10 Monate alter Sohn, machte seine ersten Schritte ohne fremde Hilfe. Nicht ein, zwei oder drei Schritte – nein, es waren ganze Meter, die er zwischen uns hin und her stolperte. Ich habe diese Geschichte gefühlt einige Tausend Male erzählt und nutze sie als wichtiges Argument für einen Familienurlaub in der Elternzeit, die die Bundesregierung vor mehr als 10 Jahren eingeführt hat. Hoch die Milchlaschen, Männer! Jeder dritte Neuvater beantragt mittlerweile Elternzeit, so die Statistiker. Hoch im Kurs steht ein Zeitraum von 2 Monaten, die Mindestzeit, um Anspruch auf das Elterngeld zu bekommen. Eine gute Zeitspanne, um das Land zu verlassen – wie ich inde. In meiner Filterblase vergeht jedoch kein Bericht über Elternzeitreisen ohne schwer verdauliche Debatten. Nirgendwo trift tief verankerte Emotionalität (Stichwort Familie) so frontal auf sachliche Erwägungen (Geld vom Staat) wie hier. Die Lager der Streitenden sind dabei aber unscharf. Man könnte meinen, Kinderlosen sei die staatliche Zuwendung ein Dorn im Auge. Aber auch viele Mütter sparen, besonders in Internetforen, nicht an Kritik. Tenor aller: Das Geld der Elternzeit sei für den Wiedereinstieg der Mütter in den Beruf und nicht für Urlaub gedacht. Väter seien Schmarotzer, wenn sie auf Kosten des Staates Urlaub machen würden. Außerdem bräuchten Babys Stabilität, Routine und Ruhe. Und überhaupt seien die medizinischen Standards im Ausland nicht 68

optimal. Mein Relex darauf: Nein, nein, und nochmals nein! Eine Elternzeit-Reise ist das Beste, was es gibt. Sie stellt alle Teilnehmer auf eine organisatorische Probe. Und sie ist gleichzeitig die wohl schillerndste, facettenreichste Zeit, seit es die Bundesliga gibt. Sie ist ein Lehrstück fürs Leben – weg also mit den Vorurteilen.

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1. Vorurteil 1. Dieser Camper war auf 8400 Kilometern unser rollendes Zuhause. Bei einer Tour mit Kleinkind ist das die beste Reisevariante, denn wir mussten nichts umräumen und hatten jederzeit alles bei uns 2. Festes Schuhwerk war oft nicht nötig. Überhaupt können Kinder barfuß am besten laufen lernen 3. Überall in Neuseeland kann man Drehorte von „Der Herr der Ringe“ besuchen. Hier waren wir 3 in Wellington bei Weta Workshop, Teil der Studios von Regisseur und Produzent Peter Jackson

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Wer Elterngeld als staatlich gesponsertes Urlaubsgeld sieht, beutet das Sozialsystem aus Seien wir ehrlich: Das Elterngeld ist mit einem gedeckelten Maximalbetrag von momentan 1800 Euro pro Elternteil eine gute Unterstützung für die Zeit, in der es um das Zusammenwachsen der neuen Familie geht. Mehr nicht. Ja, schöngerechnet hilft es sicherlich dem Job-Comeback der Mutter. Keinesfalls ist es bei heutigen Flug- und Übernachtungspreisen ein alternatives Urlaubsgeld. Es reicht, dass die Miete bezahlt werden kann, Essen im Kühlschrank liegt und genug frische Windeln verfügbar sind. Ein Grund, warum für uns die Entscheidung für eine Auslandsreise nicht einfach war. Meine Frau und ich haben uns die Nächte um die Ohren geredet und gerechnet. Nein, es waren eher Planspiele, in denen wir Wunsch von realistischer Umsetzbarkeit trennen mussten. Das Ergebnis war eine dreimonatige Camperreise durch Neuseeland und Australien. Rückblickend betrachtet war es von uns sehr mutig. In allem – familiär, berulich, inanziell. Das Elterngeld allein hätte uns nicht getragen. 1200 Euro gehörten meiner Frau; ich erhielt 1400 Euro Elterngeld. Diese 2600 Euro inanzierten nicht die Flüge, geschweige denn die


Step by step: Jeden Tag nahm unser Sohn Paul immer einen Schritt mehr auf eigenen FĂźĂ&#x;en, hier am Strand von Orere Point in Neuseeland.


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1. Die Strände in Neuseeland sind nicht nur weiß, sondern je nach Bodenbeschaffenheit auch mal schwarz durch Vulkangestein. Bei Wind und Wetter haben wir das Land entdeckt 2. Sydney war Start und Ziel der gesamten Reise. Ich selbst habe dort schon länger gelebt und war stolz, meiner Familie meine alte Wahlheimat zu zeigen

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Miete der leer stehenden Wohnung und den Sprit für den Camper. Basis war stattdessen von uns jahrelang Erspartes.

2. Vorurteil

Elterngeld befähigt Eltern, in der ersten Zeit beim Kind zu bleiben, ohne in eine Finanzkrise zu schlittern Unser Abenteuer begann nicht erst mit der Reise. Es begann bereits im Büro am Tag meiner Elternzeitwunschofenbarung. Dass Arbeitgeber kein Konfetti in die Luft schmeißen, wenn ihre angehenden Väter mit Elternzeitideen um die Ecke kommen, ist kein Geheimnis. Erst recht nicht, wenn aus 2 Monaten gleich mal 5 oder 6 werden. Ich selbst weiß, dass die Vorgesetztengespräche dann schnell doof verlaufen. Dass wir am Ende keinen Kompromiss fanden, also mein Geldgeber und ich, verdankte ich meinem Willen, meinen Sohn beim Wachsen zu begleiten, und dem Rückhalt meiner Frau. Also verließ ich die Firma, nicht nur für ein paar Monate, sondern für immer. Zum Wohle aller. Doch ich schluckte schwer; ohne unsere Rücklagen wären wir ohne Umwege in inanzielle Schielage geraten. Auch hier: Nur das Elterngeld wäre keine Sicherheit. Wie man es dreht und wendet, inanzielle Schwierigkeiten entstehen im Auge des Betrachters und oft auch durch den Unwillen der Arbeitgeber, sich an der wachsenden Nachfrage ihrer männlichen Mitarbeiter zu orientieren. Die einen schlucken, nehmen die 2 Monate und kehren unbefriedigt in ihre Projekte zurück. Die anderen setzen ihren Kopf durch, kündigen und nehmen inanzielle Risiken in Kauf – wie wir. Wir buchten die

1. Wir planten Autofahrten nach Pauls Schlafeinheiten und waren nie länger als 3 Stunden unterwegs — wie hier in Neuseeland auf der Makarora Road 2. Paul liebt Menschen und machte ständig Bekanntschaften mit anderen Nationen. Hier schloss er auf dem neuseeländischen Fox-Gletscher Freundschaft mit China 3. Auf der Reise nahm Paul zum ersten Mal Tiere richtig wahr: Koalas waren für ihn zum Greifen nahe

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Flüge und lebten für 12 Wochen oder 89 Tage oder 3 Monate ein nomadisches Leben zwischen Camper, Strand, Bergen, Kiwis, Kängurus und Sandliegen auf den Straßen Neuseelands und Australiens.

3. Vorurteil

Babys brauchen Routine und Ruhe, zudem eine gute ärztliche Versorgung und hygienische Standards Ja, Babys brauchen in der Tat Routine und Ruhe. Die gibt es aber nur, wenn die Eltern selbst die Ruhe bewahren und gelassen sind. Und das können sie überall. In den eigenen vier Wänden genauso wie auf Bali. Ich weiß aus eigener Erfahrung: Paare, die sich für eine Elternzeit mit Reise entscheiden, werden sich genauestens informieren. Sie werden die Route gewissenhaft planen. Sie holen sich Rat, lesen Bücher und wissen, wo sie sich im Zweifelsfall ärztlich versorgen lassen können. Hygiene ist zudem Ansichtssache. Dass sie vorhanden sein muss, ist klar. Nur gibt es keine volle Keimfreiheit außerhalb eines sterilen Reinraums. Wenn man Studien glauben darf, gehört eine Grundkeimbelastung zum Aufwachsen dazu. Nur so kann ein Baby Abwehrkräfte 71


aubauen. Und um die optimale Entwicklung für Paul auf der Reise nicht zu gefährden, richtete sich sehr viel nach seinen Bedürfnissen. Wir bestimmten die Fahrzeiten und Fahrtlängen der Abschnitte nach seinen Schlafenszeiten. Einfach losheizen und mal hier oder dort anhalten, wäre mit viel Protest und Streit verbunden gewesen. Und das ersparten wir uns. Ihm zuliebe und zuliebe unserer Nerven. So fuhren wir an der einen oder anderen Sehenswürdigkeit vorbei, weil der Lütte gerade schlief. Das bereuten wir nicht, denn Paul war anschließend ausgeruht und gut gelaunt. Ähnlich verhielten wir uns bei den Bergtouren in den südneuseeländischen Alpen. Es war von Vorteil, den Zwerg schon vor Antritt des Aufstiegs auszupowern, damit er in der Kraxe sein Nickerchen halten konnte. Natürlich gab es auch viele Aktivitäten, die wir gern gemacht, die sich mit Paul aber schwierig gestaltet hätten: Touren zu Weingütern und Alpenhütten, Fallschirm- oder Bungeespringen und vieles mehr. Stattdessen freuten wir uns über Spielplätze, Strände und Kinder aus anderen Ländern.

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1. Egal wo, es gab immer was zu sehen für unseren Zwerg, hier waren wir in der Nähe des Wharariki Beach/Neuseeland 2. Die Kraxe war stets dabei. Paul liebte den Rundumblick von dort oben, vorausgesetzt, ihm rutschte die Mütze nicht ständig über die Augen

4. Vorurteil

Väter sollen durchs Elterngeld mal sehen, wie es so ist, wenn man zu Hause bleibt und füttert, wickelt, putzt und wäscht Sicherlich kann auf einer Reise die VaterKind-Zeit zu kurz kommen. Muss sie aber nicht, wenn die Mutter es auch so will. Vielleicht macht sie Yoga, joggt, liest ein gutes Buch, geht mal allein am Strand spazieren ... Meine Deinition von Elternzeit ist aber folgende: Elternzeit ist die Zeit, die 72

3. Egal wie unwegsam der Weg war, auf Bergtouren wechselten wir uns mit dem Tragen der Kraxe ab, wie hier im Tongariro-Nationalpark, dem ältesten in Neuseeland

3

Eltern mit ihren Kindern gemeinsam verbringen. Die Zeit fördert die Bindung zwischen Vater und Kind sowie zwischen allen Familienmitgliedern. Sie bildet eine Basis für alle späteren Wachstumswidrigkeiten. Der Bundesregierung ist es übrigens egal, wo Eltern ihre Elternzeit verbringen und ob es nacheinander oder gemeinsam erfolgt. Weiterhin ist so eine Reise kein klassischer Urlaub. Hier wird sich nicht in der Sonne geaalt. Auch im Ausland kacken die Zwerge in die Windel, kotzen Papas Shirt voll und schreien nachts mal das Hotel oder den Campingplatz zusammen. Während der Alltag daheim in der Komfortzone stattindet, erfordert eine Reise auf unbekanntes Terrain lexibles Verhalten der Eltern. Abgesehen vom Organisationsgeschick ist das Zusammenspiel beider miteinander wichtig. Denn Kleinkinder halten jedem die eigenen Schwächen vor wie ein Spiegel. Damit erzeugen sie neben wunderbaren Momenten und gemeinsamen Erlebnissen auch allerhand Reibung. Spannungen, schlechte Laune oder Ärger können dann schnell die Reise vermiesen. Und der beste Kumpel mit Bier ist Tausende Kilometer weit weg. Was tun? Ganz einfach: Lernen, gelassen zu bleiben, auf die gemeinschaftlichen Bedürfnisse einzugehen und eigene auch mal zurückzustellen. Reisen während der Elternzeit ist familiäre Selbstbestimmung. Sie ist die Freiheit, von Anfang an die Entwicklung unserer Kinder außerhalb des Alltags zu erleben. Sehen wir es als Teil eines Wandels, von dem wir nicht wissen, wohin er uns führt. Das bedeutet jedoch nicht, aus Angst oder Debattengehabe darauf zu verzichten. Die Elternzeit gehört der Familie. Punkt. Es war über Jahre mein Wunsch, als Vater die Zeit mit meinem Kind zu nutzen und die Welt zu entdecken. Abgesehen davon, dass unser Zwerg wohl kaum Erinnerungen an Byron Bay oder Milford Sound haben wird, hatte er in den ersten prägenden Lebensmonaten seine Eltern an 90 Tagen à 24 Stunden um sich. Und wir haben kein schlechtes Gewissen. Im Gegenteil. E

K ARTE: SHUT TERSTOCK

1


DIE REISEROUTE UNSERES AUTORS

Cairns

Rockhampton Brisbane

Sydney (Ende)

Auckland (Start) Picton

AUSTR ALIEN

Wellington Christchurch

NEUSEEL AND

Florian Schleinig startete seine Reise mit Frau und Sohn, als der gerade 8 Monate war. Sie f logen über Sydney/ Australien nach Auckland/Neuseeland. Von dort erkundeten sie erst die Nordinsel, dann die Südinsel, für insgesamt 6 Wochen. Von Christchurch ging es dann mit dem Flieger nach Cairns. In Australien verbrachten sie weitere 6 Wochen, bevor es wieder nach Deutschland ging. Florians Reisetagebuch mit weiteren Fotos von der Reise gibt es auch online, auf seinem Blog: fingersontour. wordpress.com


PATCHWORK-PROBLEME

Frau gesucht, Kids gefunden Plรถtzlich Papa: Verliebt sich ein Single in eine Frau, die schon Kinder hat, wird er mit einem Mal zum Familienvater. Aber wie lernt ein Mann, wildfremde Kinder zu lieben? Unser Autor versucht es jeden Tag TEXT MAXIMILIAN REICH ILLUSTRATIONEN QUICKHONEY


I

ch möchte nicht angeben, aber ich verfüge über einen ausgezeichneten Orientierungssinn. Ich kann auch eine Bierlasche mit einem Feuerzeug öfnen und krieg sogar meine Steuererklärung allein hin. Ich kann also alles, was man im Alltag braucht. Dachte ich jedenfalls. Bisher musste ich ja auch noch nie im Leben ein Kind zudecken. Das kann ich anscheinend überhaupt nicht. „Du machst das falsch.“ Paul liegt in seinem Bettchen und guckt ein bisschen unglücklich aus der Wäsche. „Mama macht das ganz anders.“ Mama ist aber nicht da. Die ist auf einer ganz wichtigen Konferenz im Ausland, deswegen bringe ich ausnahmsweise Dante und Paul ins Bett. Jedenfalls versuche ich, mein Bestes zu geben. „Wie macht sie das denn?“, frage ich und hofe, dass es ix geht. Aus dem Wohnzimmer höre ich den Fernseher. Dortmund spielt gegen Real Madrid. „Warte, ich zeig’s dir“, sagt Paul und klettert wieder aus seinem Bettchen. Es wird also eher nicht so schnell gehen. „Leg du dich mal rein.“ Ich zwänge mich in das Zwergen-Size-Bett. Meine Beine ragen vorne über das Gestell. „Arme an die Seite drücken“, beiehlt der 9-jährige Knirps. Ich gehorche, und Paul greift die beiden unteren Zipfel und wirft seine Batman-Bettdecke über mein Gesicht. Anschließend zieht er Batman an den Beinen, bis mir „The Dark Knight“ nur noch bis zum Kinn reicht. „Jetzt noch festklopfen“, sagt Paul und patscht mit den Händen ein paar Mal grob auf meinen Körper. In einer Ecke meines Gehirns pappe ich mir ein Post-it an die Synapse: Unbedingt Geld auf die Seite legen, damit ich später eine professionelle Hilfskraft bezahlen kann und mich nicht von Paul plegen lassen muss. ★

Seit einem Jahr lebe ich mit Sonja, Dante und Paul. Patchworkfamilien sind das Snapchat unter den Beziehungsmodellen: voll im Trend. Weil die Scheidungsrate aber stetig steigt, ist mittlerweile schätzungsweise in jeder 7. Familie einer der Erwachsenen ein Stief-Elternteil. Die Vorsilbe kommt

aus dem Altdeutschen und bedeutet „verwaist“. Früher hatte das Familienkonzept nichts mit romantischen Liebesvorstellungen zu tun, sondern wirtschaftliche Umstände spielten eine Rolle. Wenn ein Elternteil starb, brauchte man Ersatz, um die Versorgung der Kinder und des Hofes sicherzustellen. Deshalb kam ein Stief-Elternteil häuig nicht aus Liebe in die Familie. Zahlreiche Märchen haben der Stiefmutter dann ein schlechtes Image verpasst. Manche sagen deswegen lieber Vize-Dad oder Bonus-Vater, wie mir die Kölner Familientherapeutin Katharina Grünewald erklärt, die sich auf die Beratung von Patchworkfamilien spezialisiert hat (www.patchworkfamilien.com) und schon seit 16 Jahren mit ihrem Mann und seinen sowie ihren Kindern zusammenlebt. „Wie bei allen neuen Erscheinungsformen muss sich auch hier erst noch ein Name inden“, sagt sie. „BonusVater“ erinnert mich aber an Bratpfannen, die ich im Supermarkt gegen Treueherzen einlösen kann, und „Vize-Dad“: Wer freut sich schon über einen Vizetitel – außer vielleicht Bayer Leverkusen? Die haben sich den Spitznamen „Vizekusen“ sogar als Markenzeichen schützen lassen. ★

Seit ich Stiefvater bin, hat sich mein Leben komplett geändert. Alles dreht sich plötzlich nur noch um die Kinder. Neulich hat mich ein Kumpel auf dem Handy angerufen, mit dem ich früher oft durch die Bars getorkelt oder vor der Playstation versumpft bin: „Hey, lange nichts von dir gehört. Hast du Bock auf ein kleines Fifa-Match?“ – „Sorry, ich kann leider nicht.“ – „Schade. Stress bei der Arbeit?“ Ich war gerade mit Dante an der einen Hand und Paul an der anderen ans andere Ende der Stadt zu einer McDonald’s-Filiale gehetzt, weil die Lochis dort eine Autogrammstunde geben. Wer die Lochis sind? Ich habe beim besten Willen keine Ahnung. Trotzdem stand ich, als mein Kumpel mich anrief, gerade in einer Traube von 100 aufgeregten Kindern und wartete darauf, dass die beiden YouTube-Teenager auftreten. Mir war aber

Seit einem guten Jahr lebe ich mit Sonja, Paul und Dante. Patchwork ist jetzt das Snapchat unter den Familienmodellen: gerade voll im Trend

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Ein Kind ins Bett zu bringen kann ich scheinbar gar nicht. „Du machst das falsch“, sagt Paul zu mir. „Mama macht das ganz anders. Warte mal, ich zeig’s dir.“ Dann steht Paul wieder auf . Uff !

lieber, er denkt, ich würde arbeiten. Also machte ich bloß „Hmm“ und legte schnell auf. Bevor Sonja und die Kinder zu mir kamen, habe ich ein paar Zeitschriftenartikel über Patchworkfamilien gelesen, und in den meisten davon stand, wie toll das klappt. Das stimmt aber nicht. Wenn zwei Welten kollidieren, dann knallt’s auch mal. Die drei waren ein eingespieltes Team – und ich stieß frisch dazu. Am Anfang fühlt man sich wie ein Außenseiter. Und so viel steht fest: Ich werde bei Sonja nie die Nummer 1 sein. Auf der anderen Seite musste sie lernen zu akzeptieren, dass nun ein fremder Mann ihre Kinder auch mal in die Schranken weist. Zum Beispiel wenn es mir zu laut wird. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob die Jungs in ihrem Zimmer spielen oder mal wieder eine Demo außer Kontrolle geraten ist. Erster Instinkt: schimpfen. Aber das geht nicht wie in einer normalen Familie. Patchwork-Expertin Grünewald sagt: „Das Kind ist mit Ihnen verbunden, und Sie sind nicht der Vater. Es ist also eine andere Beziehung als zwischen Vater und Kind. Vielleicht hilft der Vergleich zur Beziehung zu einem Kollegen. Dem sagt man auch nicht einfach: Sei leise! Sondern stellt zunächst das Problem dar, zum Beispiel:

Ich habe Kopfschmerzen. Würde es dir etwas ausmachen, die Lautstärke etwas runterzufahren? Dadurch lässt man dem Kind die Entscheidungsfreiheit.“ Als Stiefvater bin ich so was wie der Familien-Polizist. Die Gesetze machen andere (Sonja) – ich achte darauf, dass sie eingehalten werden.

A

ls es am besagten Donnerstagabend 20.30 Uhr war und Zeit zum Schlafengehen, habe ich gesagt: „So Jungs, ab ins Bett.“ – „Waaaaas? Jetzt schon?“, rief Paul völlig entsetzt. Ich: „Ja, jetzt schon. So wie jeden Abend seit einem halben Jahr.“ Dante: „Aber neulich durften wir auch länger aufbleiben, obwohl am nächsten Tag Schule war.“ Ich: „Das war vor 5 Wochen, und wir waren noch beim Essen, weil Mama Geburtstag hatte.“ Klar, plötzlich erinnern sie sich an Sachen, die einen Monat zurückliegen. Aber wenn ich sie bitte, nach den Hausaufgaben die Spülmaschine auszuräumen, dann haben sie das 5 Minuten später schon wieder vergessen. Paul schimpfte: „Das ist so gemein“, und haute beim Hinausgehen gegen die Tür. Das tat mir leid, weil ich mich erinnerte, dass es für mich das Größte war, wenn mein Vater mir als Kind manchmal erlaubte, länger mit ihm aufzubleiben und wir dann zusammen „Magnum“ guckten. Dann iel mir ein Satz von Katharina Grünewald wieder ein: „Patchwork-Kinder sind nicht freiwillig hier.“ Außerdem hatte mir die Expertin noch einen Tipp gegeben: „Wenn die Kinder erst um 12 Uhr ins Bett wollen, macht man vielleicht in den Ferien mal ein paar Tage das Experiment. Die eigenen Erfahrungen sind wichtig – und Sie sind aus der Buh-Nummer raus.“ Es waren zwar keine Ferien, aber das war mir egal. Wird schon keinen großen Unterschied machen. „Also gut, Jungs“, sagte ich gönnerhaft. „Wenn ihr schon mal eure Schlafanzüge anzieht und die Zähne putzt, können wir danach noch zusammen fernsehen.“ ★

Ich musste erst „Paddington“ angucken und anschließend noch die Hälfte von „Alvin und die Chipmunks“, bis den beiden dann gegen 23 Uhr die Augen zuielen und ich sie ins Bett tragen musste. Am nächsten Morgen stand Dante in meinem Zimmer: „Max, du hast verschlafen. Die Schule fängt bald an.“ Ich guckte mit verklebten Augen auf das Handy neben meinem Bett: Es war schon fast halb acht. Mist. Während ich wie ein Zombie im Zeitrafer-Modus durch die Wohnung geisterte, 76


um mich fertig zu machen, saßen die Kinder quietschvergnügt am Frühstückstisch. Keine Spur von Müdigkeit. Als ob sie ihre Cornlakes in eine Schüssel mit Espresso geschüttet hätten. ★

Ein paar Schwierigkeiten habe ich also noch, aber so langsam grooven wir uns ein. Ich habe mich an den Lärmpegel gewöhnt und schmiere mittlerweile die besten Pausenbrote der Grundschule. Bäm. Nimm das, Mutter von Clarina H. aus der 4B. Neulich hat Paul mich sogar „Papa“ genannt. Zum perfekten Familienglück fehlt jetzt nur noch ein gemeinsames Kind. Mal gucken. Denn in den Wunsch nach einem leiblichen Nachkommen mischt sich auch die Sorge: Was, wenn ich mein eigenes Kind mehr liebe als Paul und Dante? Und überhaupt: Kann man Liebe zu Kindern lernen, wenn sie nicht durch die natürliche Vaterschaft wie bei den meisten Eltern automatisch vorhanden ist? Laut Expertin Grünewald sind mit dem Liebesanspruch an eine Beziehung zu hohe Erwartungen verbunden. Diese schränken die Liebe eher ein oder verhindern sie sogar. Man könne lediglich Bedingungen schafen, um die gegenseitige Akzeptanz zu stärken. „Das wäre ein erster Schritt zu einer gelingenden Beziehung.“ Als Beispiel empiehlt sie, gemeinsam Regeln aufzustellen, mit denen sich alle wohlfühlen. „Gerade Kinder in der Pubertät kämpfen um den eigenen Standpunkt. Da ist es sinnvoll, den Kindern die Sicherheit zu geben, dass der Standpunkt gesehen und verstanden wird“, erklärt die Familientherapeutin und fügt hinzu: „Natürlich entwickelt man im Laufe der Zeit eine Selbstverständlichkeit füreinander. Sie werden aber immer wissen: Das ist nicht mein Kind. Deshalb sollte man sich klarmachen, dass der Stiefvater natürlich Unterschiede zwischen seinem leiblichen Kind und Stiekindern machen wird, genauso wie das Kind Unterschiede macht. Wenn der Partner das nicht akzeptiert, dann ist das ein weiterer Punkt zur Auseinandersetzung“, sagt Grünewald, die auch ein Buch zu dem Thema geschrieben hat („Glückliche Stiefmutter. Geht’s mir gut, geht’s allen gut“, Verlag Herder, um 15 Euro). ★

Photoshop Dantes Kopf auf den Körper von Mats Hummels zu retuschieren. Jetzt sieht er aus wie ein 9-Jähriger in einem DDR-Fußballcamp nach einer Doping-Kur. Bei meinem Glück ist unter Dantes Klassenkameraden ein Vater Medienanwalt, und ich bekomme eine Anzeige wegen der Verletzung von Markenrechten. Aber das macht nichts. Auch das habe ich nach einem Jahr mit einer Familie gelernt: Für Kinder nimmt man fast alles in Kauf. Selbst wenn es nicht die eigenen sind. E

Vielleicht lassen wir uns noch ein bisschen Zeit mit dem gemeinsamen Kind. Es eilt ja nicht. Jetzt gibt es eh erst mal Wichtigeres zu tun: Dante hat nächste Woche Geburtstag, und ich muss die Einladungen basteln. Sie wollen im Park Fußball spielen, deswegen soll die Geburtstagseinladung aussehen wie ein Panini-Fußballsticker. Also sitze ich jetzt um 1 Uhr nachts vor dem Laptop und versuche mit

Seitdem unser Autor nicht nur mit seiner neuen Freundin, sondern auch mit deren 2 Söhnen zusammenlebt, hat er sehr viel gelernt. Zum Beispiel wie man einen Fidget Spinner auf dem Zeigefinger balanciert oder wer die Lochis sind. Auf das meiste davon könnte Maximilian Reich locker verzichten. Auf Dante (12) und Paul (9) aber nicht. Mehr von dem Münchner gibt’s unter www.maximilianreich.de

Ich habe echt keine Ahnung, wer die Lochis sind. Trotzdem gehe ich mit den Kids zu McDonald’s, weil dort die YouTuber Autogramme geben 77


MITARBEIT L AUR A DIEK MANN UND L AUR A MERZ ; FOTO: CIT YSCAPE DIGITAL/GALLERYSTOCK

„Sind wir bald daaaa?“


SURVIVAL-GUIDE AUTOREISE

Gebucht? Schon lange! Gepackt? Schon fast! Dann mal los! Wir beantworten Ihnen die wichtigsten Fragen, wenn Sie mit Kindern länger im Auto unterwegs sind. Abfahrt! TEXT SEBASTIAN RENZ UND JULIA NEMETSCHEK

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1. Wie kriege ich nur das ganze Gepäck in unseren Wagen rein? Bloß nicht verzagen, Sie packen das schon! Wer überlegt und mit Plan das Auto belädt, bekommt auch alles unter. Mit dieser Strategie fahren Sie gut:

Kofferraum „Die schwersten und größten Gepäckstücke zuerst einladen und direkt hinter die Rücksitzlehne schieben“, rät Michael von Maydell, Redakteur bei „auto motor und sport“. Schweres möglichst tief einladen, Leichtes weiter nach oben. Wenn das Gepäck die Rücksitzlehne überragt, brauchen Sie ein Trennnetz oder -gitter zwischen Koffer- und Passagierraum.

Fahrradträger Bikes am besten auf einen Heckträger packen. Sitzt der Träger auf der Anhängerkupplung, darf die Stützlast (bei Kombis um die 50 Kilo) als Gesamtzuladung nicht überschritten werden. Die kann schon bei zwei E-Bikes erreicht sein.

Fond Nach vorn müssen Verpflegung, Feuchttücher, Spuckeimer, eventuell Töpfchen und Warnwesten. Jedes Kind bekommt am besten einen Rucksack mit den wichtigsten Dingen für die Fahrt, damit auf der A67 nicht nach dem Lieblingskuscheltier gesucht werden muss. Achtung: Das voll beladene Auto fährt anders. Von Maydell: „Mit Gepäck vorsichtiger in Kurven fahren und mit Dachträger nicht über 130 km/h, sonst steigt der Verbrauch stark an.“

2. Was mache ich, wenn meinem Kind auf der Fahrt übel wird? „Essen im Auto ist super“, sagt der Göttinger Kinderarzt Tilmann Sachsse – und hilft auch gegen Übelkeit. Er muss es wissen: Letztes Jahr fuhr er mit seinen 3 Jungs entspannt in den Urlaub nach Schweden. 5 schnelle Fragen an den Fachmann Warum wird manchen Kindern bei

sich etwas bewegen. Man sollte die

fast jeder Autofahrt schlecht, während

Kinder ermuntern, sich rechtzeitig zu

andere auch auf Serpentinenpisten

melden, und eine Plastikdose oder

fröhlich Bilderbücher anschauen?

einen kleinen Eimer im Auto dabeiha-

Manche Kinder und Erwachsene nei-

ben. Spucktüten sind nicht so gut, die

gen einfach zu Reiseübelkeit. Das ist

können Kinder total schlecht halten,

im Auto genauso wie auf einem Segel-

wenn sie sich übergeben müssen.

schif. Unter Deck sieht man nicht, wohin das Boot steuert. Unser Gleich-

Und was ist mit Medikamenten?

gewichtssinn signalisiert uns jedoch,

In sehr schlimmen Fällen würde ich

dass wir in Bewegung sind. Wenn

mit dem Kinderarzt besprechen, ob

möglich sollte man dann an Deck ge-

ausnahmsweise die Gabe eines Medi-

hen, eine Landmarke suchen und i-

kaments gegen Übelkeit sinnvoll ist.

xieren. Oder selbst ans Steuer setzen. Oft wird im Auto ja schon nach den Was jetzt im Auto und bei Kindern

ersten 5 Minuten Fahrt die Gummi-

aber nicht ganz so praktisch ist ...

bärchentüte geöffnet. Dann folgen

Nee, klar. Aber in Fahrtrichtung aus

Kekse, Schokolade, Bollos ... Warum

dem Fenster zu gucken und den Blick

wird Kindern dann nicht schlecht?

auf den Horizont zu lenken hilft eher,

Genau deshalb. Die Kinder sollten vor

als auf Bücher oder Spiele zu starren.

und während der Fahrt ausreichend

Frische Luft und Kaugummikauen sind

essen. Immer wieder kleine Mahlzei-

auch gut. Wenn möglich sollten Sie das

ten. Obst, Zwieback, Knäckebrot, egal.

Kind auf den Beifahrersitz setzen.

Auf fettige Mahlzeiten würde ich allerdings verzichten, denn die können die

Passt noch ein Bugy rein? Klar doch! Zum Beispiel der Pact lite von Joie: kleines Faltmaß (46 x 25 x 53 cm), nur 5,5 Kilo schwer, mit Einhandbedienung (um 150 Euro) 80

Hilft denn auch Ablenkung?

Übelkeit verschlimmern. Außerdem

Eher nicht. Das kennen wir ja selbst,

sollten die Kinder ausreichend trin-

wenn einem schlecht ist, dann hilft

ken. Hier könnten nur Getränke mit

Singen oder so gar nichts. Im Zweifel:

Kohlensäure problematisch sein. Aber

rechts ranfahren, Pause machen und

ansonsten ist Essen im Auto super.

FOTOS: ISTOCK PHOTO (2), GR ZEGOR Z BUCZ YLOWSK I (1), MART YN GODDARD (1)/BEIDE GE T T YIMAGES

Dachgepäckträger Ist der Koferraum voll, aber noch Gepäck übrig, hilft eine Dachbox. Dort nur leichte Sachen einladen und die maximale Dachlast samt Dachträger nicht überschreiten.


3. Zu welcher Tageszeit fährt man am besten mit kleinen Kindern los? Hier geht es endlich mal nur nach Ihnen: Wenn Sie gern im Morgengrauen aufstehen, packen Sie die Kleinen frühmorgens ins Auto und sind mittags mit ausgeschlafenen Kindern am Urlaubsort. Vorteil: Morgens sind die Straßen meist freier, die Kids verschlafen die ersten Fahrtstunden. Nachteil: Nachmittags sind die Kinder it, Sie aber platt von der Tour. Am besten schon vor der Fahrt mit der Co-Pilotin absprechen, wer wann nachschlafen darf. Wenn Sie dagegen eher abends topit sind, nutzen Sie die Nacht für die Autoreise. Ab 19 Uhr leeren sich die Straßen, und viele Kinder schlafen gern auf einer Fahrt durch die Nacht ein. Das geht natürlich nur, wenn man am Urlaubsort auch mitten in der Nacht ankommen kann. Wohl das entspannteste Modell für Eltern mit größeren Kindern. Und für die Rückfahrten nach Hause sowieso perfekt. Für alle, die tagsüber fahren, gilt: Dann mal viel Erfolg um 16 Uhr vor dem Elbtunnel oder auf dem Kölner Ring. Richten Sie sich nach dem Schlafrhythmus der Kinder und nehmen Sie so wenigstens alle Tagesschläfchen mit.

5. Welche Musik sorgt für gute Stimmung im Auto? Lauter drehen! Lauter! Hier kommen 5 Alben mit Kindermusik, die die Kleinen großartig finden – und die Großen nicht total nerven

Randale Hasentotenkopfpiraten Der Name ist Programm: Die 4 Musiker aus Bielefeld machen seit 13 Jahren Rockmusik für Klein (und Groß), haben schon 10 Alben eingespielt. Ihr neuestes Werk heißt „Randale im Krankenhaus“. Unser Lieblingslied auf dieser CD hier: „Flummi“ – da hüpft das Auto.

Verschiedene Künstler Giraffenaffen 5 Von Rock über Rap bis Pop: Bei dieser Compilation ist für jeden Geschmack und jedes Alter was dabei. Inzwischen gibt’s schon das 5. Album, diesmal u. a. mit Sasha, Thomas D. und Samy Deluxe. Unser Favorit: „Eine Insel mit zwei Bergen“ von der Band Tonbandgerät.

Deine Freunde Heile Welt

4. Wie schlummert mein Kind auf der Rückbank ein? Zunächst einmal: Autofahren ist für Kinder sehr gemütlich. Das Brummen und Schaukeln erinnert an die Zeit in Mamas Bauch, die Eltern unterhalten sich leise und sind nah. Die meisten Kinder schlafen im Auto also sehr gut. Nicht zu warme, bequeme Kleidung hilft dabei, auch Sonnenblenden an den Scheiben, Kindersitze mit Ohren zum Anlehnen oder Nackenhörnchen. Und natürlich Decke, Kissen, Kuscheltier. Und all das, was bei Ihnen abends zum Ritual gehört: rumalbern, Geschichten erzählen, singen. Und wenn die Kinder schlafen, an roten Ampeln oder bei kurzen Pausen ausnahmsweise am besten mal den Motor laufen lassen, damit die Kleinen auch friedlich weiterschlummern. Gähn!

Die Hamburger Kultband hat inzwischen schon 4 Alben herausgebracht, die Nummer 2 „Heile Welt“ ist unserer Meinung nach aber immer noch das beste, unter anderem natürlich wegen des Songs „Wann sind wir da?“. Darf auf keiner Autofahrt fehlen!

Rolf Zuckowski und seine Freunde Gute Laune – Gute Fahrt! Yeah! The Godfather of Kindermucke ist seit mehr als 35 Jahren erfolgreich und hat bereits um die 40 Alben für Kids veröfentlicht. Natürlich ist darunter auch eines speziell für lange Autofahrten. Ob „Links und rechts“ oder „Rot und grün“ – hier wird alles besungen.

Florian Voigt Neue Kinderlieder zum Mitsingen Die Hamburger Musikschule Zwergenorchester ist immer rappelvoll. Liegt bestimmt an den selbst komponierten Songs von Florian Voigt, die es nun auch auf CD gibt: musikalische Früherziehung jenseits des angestaubten Images. Unser Favorit: „Gemüsechor“. 81


6. Welches sind die besten Kindersitze?

7. Wo machen wir unterwegs am besten Pause?

In Deutschland ist es vorgeschrieben, dass Kinder bis zu einer Größe von 1,50 Meter und bis zu 12 Jahren einen Kindersitz brauchen. Dabei gibt es unterschiedliche Gruppen (siehe unten). Wichtig: Werden Babyschalen und rückwärts gerichtete Kindersitze auf dem Beifahrersitz montiert, müssen Sie vorher den Beifahrer-Airbag deaktivieren. Und welches sind die sichersten? Das untersucht das Magazin „auto motor und sport“ (ams) regelmäßig bei aufwendigen Crashtests. Hier 3 der besten:

Hier! Denn bei diesen 13 familienfreundlichen Rasthöfen wird Ihr Reisestopp nicht zum Flop. Darauf fahren alle ab!

Hüttener Berge Ost, Testsieger: Platinum Vaya i-Size von gb. Laut ams ix eingebaut und solide verarbeitet. Zudem mit drehbarer Sitzschale und angenehmen Materialien (ab 450 Euro)

A7 Richtung Dänemark Dank eines 8000 m 2 großen Waldgartens, des abwechslungsreichen Spielplatzes und einer großen Hundewiese lohnt sich die Rast mit Kind und Hund auf dem Weg nach Skandinavien.

Lappwald Nord, A2 Richtung Hannover Hier finden Groß und Klein Spaß und Entspannung von der Fahrt. Entdecken Sie u. a. idyllische Wanderwege oder die kunterbunte Kinder-Spielecke.

Babyschalen Hier unterscheidet man 2 Gruppen: Gruppe 0 sind Schalen für Kleinkinder bis 9 Kilo, Gruppe 0+ geht bis 13 Kilo. Sie werden entgegen der Fahrtrichtung montiert.

Hünxe Ost, A3 Richtung Holland

Sitze für Kleinkinder Ab etwa 18 Monaten, wenn das Kind sitzen kann, passen Sitze der Gruppe 1 (9 bis 18 Kilo). Sie sind oft in Fahrtrichtung montiert. Manche Hersteller raten hier noch zu rückwärts gerichteten Sitzen, jedoch wird Kindern darin leichter schlecht. Sitze der Gruppe 2 sind für 15 bis 25 Kilo (3 bis 7 Jahre). Sie sind fast immer in Fahrtrichtung positioniert. Teilweise wachsen sie mit, wenn das Kind größer wird, können die Sitze angepasst werden.

ams-Tipp: Young Sport Hero von Recaro, zugelassen für die Gruppen 1 bis 3 (um 260 Euro)

Sitze für Schulkinder Für 7- bis 12-Jährige mit 22 bis 36 Kilo: Sitze der Gruppe 3. Etwa ab dem 9. Lebensjahr genügen wegen Körpergröße und Gewicht aber oft schon einfache Sitzerhöhungen. Bei vielen Sitzen lässt sich das Rückenteil entfernen. 82

NORDRHEINWESTFALEN

Heiligenroth West, FOTOS: DINO EISELE/AUTO MOTOR UND SP ORT (3), ISTOCK PHOTO (1); K ARTE: ISTOCK PHOTO; ICONS: ISTOCK PHOTO

„Empfehlenswert“ laut ams-Test: Triix i-Size von Britax Römer. Einfache Montage und gute Werte im Crashtest (ab 330 Euro)

Neben einem liebevoll gestalteten Spielraum und -platz laden auch die Familienzimmer im Hotel Hünxe zu einem längeren Aufenthalt ein.

A3 Richtung München Wer auf der Reise durch Bayern eine längere Pause braucht, sollte das angrenzende Hotel mit Familienzimmern besuchen. Hier ist jeweils Platz für bis zu 2 Erwachsene und 2 Kinder.

RHEINLANDPFALZ

Kassel Ost, A7 Richtung Hamburg Ob fantasievolle Spielewelt, Spielplatz mit Kletterparcours oder familiengerechter Sanitärbereich – hier wird die Rast zum ultimativen Vergnügen.

Baden-Baden, A5 Richtung Basel Auf dem riesigen Gelände sollten Sie Ihre Kinder im Auge behalten. Gleich zwei Spielecken und ein riesiger Spielplatz versüßen die Autopause.

Irschenberg Süd, A8 Richtung Salzburg Der ADAC-Testsieger in Sachen Familienfreundlichkeit sorgt mit Alpenpanorama und einem riesigen Rutschturm für eine tolle Zeit.

SAARLAND


Recknitz-Niederung West, A19 Richtung Berlin Laut ADAC-Test die schönste Raststätte Deutschlands. Ein riesiger Außenbereich mit Spielplatz sowie eine Indoor-Spielecke sorgen für Spiel und Spaß für die ganze Familie.

SCHLESWIGHOLSTEIN MECKLENBURGVORPOMMERN HAMBURG Michendorf Nord,

BREMEN

A10 Richtung Berlin

NIEDERSACHSEN BERLIN

SACHSENANHALT

THÜRINGEN

Im ADAC-Test belegte die Raststätte Michendorf den 2. Platz. Die großzügige Sonnenterrasse, der Spielplatz und die sauberen Sanitäranlagen sind nur einige Gründe für einen Zwischenstopp.

BRANDENBURG Oberlausitz Süd, A4 Richtung Dresden

SACHSEN

Der ADAC zeichnete die Sachsener Raststätte als eine der familienfreundlichsten in ganz Deutschland aus. Ein Zwischenstopp lohnt sich also definitiv.

HESSEN Thüringer Wald Süd, A71 Richtung Erfurt Moderne Anlage an der Thüringer Waldautobahn. Dank Indoor- und Outdoor-Spielarealen lässt sie Kinderherzen höherschlagen. Mit Anschluss an einen Wanderweg.

BAYERN Wunnenstein Ost, A81 Richtung Würzburg

BADENWÜRTTEMBERG

Nach dem Besuch des schön gestalteten Spielplatzes werden Ihre Kinder den Rest der Fahrt ganz sicher glücklich verschlafen.

Köschinger Forst West, A9 Richtung München Mit Spielecke, Spielplatz und einem kindgerechten Sanitärbereich mit Wickeltischen, Kindertoiletten und Eltern-Kind-WC wird hier wirklich von Spaß bis Komfort alles geboten.

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8. Womit verhindert man während der Fahrt Streit zwischen den Geschwistern? Das Geheimnis bei der Vermeidung von Rückbank-Prügeleien ist die Sitzordnung! Machen Sie es bei Geschwistern wie in der Businessclass: Lassen Sie den Mittelplatz frei. Bei 3 Kindern sitzt das jüngste in der Mitte. Bei 4 Kindern und 2 Rücksitzbänken sitzen die Kinder am friedlichsten altersgemischt. Zum Beispiel in der Mitte Kind 2 und 4 und hinten Kind 1 und 3. Und weil der Beifahrersitz ja immer so heiß umkämpft ist: Wechseln Sie doch einfach nach jeder Pause Ihren Beifahrer. Erst darf das jüngste Kind vorn sitzen, dann die älteren und am Schluss wieder die beste aller Beifahrerinnen: Mama.

Brötchenkrümel in Ritzen: Bei Polster einfach wegsaugen. „Bei empfindlichem Leder darauf achten, dass die Düse nicht beschädigt ist“, rät der Fahrzeugaufbereiter Peter Bock (www.carfit-hamburg.de). Schokoladenflecke auf dem Sitz: Mikrofasertuch nur mit Wasser gut feucht machen und mehrmals großflächig über die dreckige Fläche wischen. Danach mit einem trockenen Tuch trocken tupfen. Wachsmaler an Rücklehne: Bei Kunststof und Leder Scheibenreiniger auf ein Mikrofasertuch sprühen und abreiben, bei Stof helfen Löschblatt und Bügeleisen – nicht zu heiß einstellen, sonst verbrennt’s. Urin im Polster: Schnell handeln, am besten mit Haushaltsrolle abtupfen. Läuft der Urin durch die Bezüge in den Schaumstofkern, kann es im Sommer bei Hitze zu unangenehmen Gerüchen kommen. Erbrochenes (überall): Haushaltsrolle für die grobe Reinigung. Gegen den Gestank hilft nur eine chemische Polsterreinigung. Tötet alle Bakterien ab: eine aktive Sauerstofbehandlung (Ozonbehandlung). Kaugummi auf Stoff: Mit dem Eiskratzer vorsichtig von der Oberfläche runterschaben. Wenn es schon länger klebt, hilft meist nur eine chemische Reinigung beim Profi (pro Sitz ab 25 Euro). Fettflecken am Sitz: Da kann nur der Fachmann helfen, weil man mit viel Wasser und Reiniger arbeiten muss. Experte Bock: „Es sei denn, Sie haben einen Naß-Trockensauger im Keller.“ 84

FOTOS: ISTOCK PHOTO (2), GE T T YIMAGES (1)

9. Wie bekomme ich das Auto nach der Reise wieder sauber?


10. Was tun, wenn auf der Rückbank Langeweile aufkommt? Vieles ist möglich! Auch bei den Autoherstellern. Einige bieten inzwischen Infotainment-Systeme mit WLAN an. Opel packt OnStar in viele Modelle sogar serienmäßig, BMW und Audi haben ein großes Online-Entertainment im Programm, bei dem Sie direkt auf Streamingdienste zugreifen können. Es geht natürlich aber auch anders!

LESEN

„Autokennzeichen“ Pixi Wissen Carlsen, um 2 Euro Der Klassiker im praktischen PixiFormat: deutsche Autokennzeichen von AA (wie Ostalbkreis) bis Z (wie Zwickau) mit vielen Infos zu den Städten und Landkreisen. Inklusive Sonderkennzeichen und lustiger Kfz-Zeichen-Spielchen.

„Auto-Spaß für unterwegs“ Ars Edition, um 10 Euro Passt prima in Mamas Handtasche: In der taschenbuchgroßen Box sind 47 Pappkarten, vorn und hinten bedruckt, mit kurzweiligen Rätseln und Quizaufgaben. Etwa: „Was kommt in jeder Minute einmal, in jedem Moment zweimal und in 1000 Jahren nie vor?“ Na?

SPIELEN

Ja und Nein Einem Kind werden Fragen gestellt, es darf nicht mit Ja oder Nein antworten, dann hat es verloren, ab Vorschulalter geeignet. Tipp: Mit „Willst du Schokolade?“ lassen sich die meisten Kinder austricksen.

Damit kann die nächste Autofahrt von uns aus ewig dauern: ein 160 Seiten dickes Buch, unterteilt in Entdecker-, Zahlen-, Zeichenund Singspiele. Praktisch: Jedes hat eine Legende mit Altersangabe und Schwierigkeitsstufe.

„Auf alles vorbereitet“ Dumont, um 15 Euro Unterhaltsame Lifehack-Sammlung von Zweifachmama, Bloggerin und Weltenbummlerin Silke Elzner von miniglobetrotter.de. Insgesamt hat sie 222 Ratschläge für alle Eltern auf Lager, die gern mit ihrem Nachwuchs unterwegs sind. Top!

Ratespaß auf Reisen von Ravensburger, mit Stift um 60 Euro Audiodigitales Lernsystem mit intelligenten Tiptoi-Stift für Kinder im Alter von 4 bis 8 Jahren.

Von A bis Z Für alle Buchstaben müssen beispielsweise Tiere gefunden werden, das erste Kind startet mit A wie Afe, dann kommt der Papa mit B wie Brummbär, immer reihum bis zur Mama mit Z wie Zicklein. Wem kein Tier einfällt, der bekommt einen Minuspunkt. Kategorien kann man gut dem Alter der Kinder anpassen, also Tiere, Papas Lieblingsessen, Hobbys für kleinere Kinder, Städte und berühmte Personen für die größeren Kinder an Bord.

„Sind wir bald da?“ Parragon, 4 Euro

SEHEN

Kinder-Knietablett von Jako-o, um 30 Euro Weich gepolstert liegt das Brett bequem auf kleinen Beinen und lässt Kunstwerke auch ohne Tisch gelingen. Mit Platz in den Seitentaschen für Stifte, Schere und Co.

Spiel-Steuerrad Von Taf Toys, 28 Euro

Satz für Satz Papa erzählt den ersten Satz einer Geschichte, Mama den zweiten, reihum entsteht eine lustige Autoreise-Geschichte.

Vor- und Nachname Trucker haben oft ihren Vornamen gut sichtbar hinter der Windschutzscheibe stehen. Finden Sie mit Ihren Kindern berühmte Personen, die den gleichen Vornamen haben, wer als Erstes Vor- und Nachnamen sagt, gewinnt.

Wort an Wort Papa beginnt mit Salamibrot, Tochter macht mit Brotdose weiter, Sohn sagt Dosenpfand – was kommt dann?

Brumm! Activity-Toy, das man von hinten an die Kopfstütze des Vordersitzes hängt. Macht für den kleinen Co-Piloten Autogeräusche, spielt Melodien und gibt Lichtsignale (mit Batterien).

Tragbarer DVD-Player von Naviskauto, um 140 Euro Film ab! Das Gerät hat einen extra Monitor und Befestigungen für Kopfstützen. Laufzeit des Akkus ist 5 Stunden – reicht fürs Erste! 85


GEWISSENSFRAGE

DER TWITTER-PAPA

Darf ich mein Kind auf den Mund küssen?

ABER SELBSTVERSTÄNDLICH darf man sein Kind auf den Mund küssen. Schließlich gibt es kein Gesetz auf der Welt, das einem das verbietet. Mir stellt sich aber eher die Frage: Will man sein Kind überhaupt auf den Mund küssen? Bei kleinen Kindern ist der Mundbereich ein Hort frischer und nicht ganz so frischer Essensreste. Ein Schmatzer auf den Mund ist quasi eine kleine Zwischenmahlzeit. So wertvoll wie ein kleines Steak, aber weniger schmackhaft. In den Wintermonaten gesellt sich zu den Essensüberbleibseln noch getrockneter Schnodder auf der kindlichen Oberlippe. Jeder Kuss auf den Mund birgt dann das Risiko, sich ein Virus einzuhandeln. Möchte man seinem Baby einen Kuss auf den Mund geben, sollte man dessen unkontrollierte Kopbewegungen bedenken. Da kann es schon mal passieren, dass man sich durch einen Kopfstoß des Babys ein dickes Veilchen einhandelt oder die Nase gebrochen bekommt. Ein Kind auf den Mund zu küssen ist folglich eine Mischung aus „Dschungelcamp“-Prüfung, „Outbreak“-Szenario und Cage Fight. Wem das alles nichts ausmacht, der soll sein Kind so oft auf den Mund küssen, wie er mag. Vorausgesetzt, das Kind hat nichts dagegen. Zur Not teilt es das einem durch einen herzhaften Kopfstoß à la Zinedine Zidane mit.

Eine Frage, viele Meinungen. In Men’s Health Dad schreiben 3 Papa-Blogger (und ein bloggender Großvater), was sie über dieses Dauerbrenner-Thema denken REDAKTION MARCO KRAHL

86

Zum Piepen: Christian Hanne (42) twittert seit Jahren über das Leben mit 2 Kids (14 und 11), und 14 000 Follower lachen sich schlapp. Auch lesenswert: sein Blog www.familienbetrieb.info sowie der aktuelle Roman des Berliners: „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“.

FOTOS: FATIHHOCA /GE T T YIMAGES/ISTOCK PHOTO (1), STEFANIE FIEBRIG (1)

„Ein Schmatzer auf den Mund ist wie eine kleine Zwischenmahlzeit“


DER FACEBOOK-VATER

DER INSTA-DAD

DER GROSSVATER

„Mein Sohn tut immer so, als wäre ich ein großes Schleim-Monster“

„Wenn ein Vater sein Kind küsst, dann kann daran nichts falsch sein“

„Kinder sagen es einem schon, wenn sie ein Kuss auf den Mund stört“

„NEIN, NIEMALS“ – so strikt würde sich mein jüngster Sohn, gerade 5 Jahre alt, gegen einen Kuss auf den Mund wehren. Und wenn es dann doch einmal passiert, dass ein Kuss von mir, zum Beispiel bei der Verabschiedung in der Kita, bei ihm landet, wird dieser sofort mit dem Ärmel abgewischt, selbst wenn er nur die Stirn gestreift hat. Als hätte ihn ein großes, schleimiges Monster erwischt. Bäh! Er hingegen gibt mir gerne einen schnellen Kuss, wenn auch nicht auf den Mund. Mein Jüngster ist willensstark und sehr autark und wusste eigentlich schon immer ganz genau, was er will – und ein Kuss auf den Mund gehört auf jeden Fall nicht dazu, ein Zögern oder Abwägen ist mir bei ihm noch nie aufgefallen. Den Kleinen so zu respektieren ist eine meiner schwierigen Aufgaben als Vater. Mein Kind zu lassen, ohne zu sehr zu lenken, erfordert täglich eine Menge Disziplin. Der starke Wille meines Kindes kommt besonders beim Thema „Kuss auf den Mund“ zutage, wenn die freie Entscheidung akzeptiert werden möchte. Bei meinem Großen hingegen ist es genau das Gegenteil – der Kuss auf den Mund ist vom Babyalter an selbstverständlich und wird von ihm gern erwidert. Wie lange, er ist jetzt 8, wird die Zeit zeigen, irgendwann gehört auch das sicher nur noch zu meinen Erinnerungen.

„EINE RICHTIGE ANTWORT ist wie ein lieblicher Kuss.“ Das #Zitat stammt nicht von mir, sondern von #MartinLuther, aber da ich aus #SachsenAnhalt komme, dem Ursprungsland der #Reformation, inde ich es sehr passend. #WieDemAuchSei! Wenn ein Elternteil – ob Mutter oder Vater – sein Kind küsst, dann kann das einfach nicht falsch sein. In den hiesigen Breiten gilt ein Kuss, je nach Art und Form, zumeist als ein Ausdruck von Liebe und Freundschaft. Wir handhaben es in der Familie so, dass wir dem Kind niemals einen Kuss „aufdrängen“ würden. Sprich, wenn ich zum Abschied meinen Mund hinhalten und das Kind mir stattdessen um den Hals fallen oder mir seine Wange hinhalten würde, na dann wird sich eben so verabschiedet. Denn nichts fühlt sich wohl falscher an als ein Kuss, der nicht von Herzen kommt. Das obige Zitat möchte ich trotzdem etwas abwandeln. Indem ich es umdrehe: „Ein lieblicher Kuss ist wie eine richtige Antwort.“ Eine Antwort auf die in dem Fall wortlos gestellte Frage des Kindes, ob man es lieb hat, ob man „bei ihm ist“, ob man für es da ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Kuss dem Kind neben dem Ausdruck von Liebe auch das Gefühl von Vertrauen und Sicherheit schenken kann. In einer Welt, die gerade all das oftmals vermissen lässt.

DIE EMPÖRUNGSWELLEN schlugen sehr, sehr hoch, als vor einiger Zeit die Beckhams ihre Kinder auf den Mund geküsst und die entsprechenden Fotos auch noch ins Internet gestellt hatten. Angesichts der Kommentare, die unter dem Foto kurze Zeit später zu lesen waren, hätte man fast glauben können, die Welt sei ein Hort von pädophilen Vätern und lüsternen Müttern. Zu verstehen ist das für mich allerdings nicht. Gehen Forscher doch davon aus, dass Küssen evolutionsbedingt entstanden ist und von der Brutplege, genauer der Mund-zu-Mund-Fütterung, herrührt, bei der Eltern ihre Kinder mit vorgekauter Nahrung versorgt haben – wie dies übrigens in der Tierwelt und bei einigen Naturvölkern nach wie vor Usus ist. Viel unverständlicher ist, dass laut Umfrage nur 49 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer ihre Kinder überhaupt küssen und ihnen so ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Ich denke: Wenn Kinder Küsse stören, melden die sich schon. Das sollte man dann aber respektieren. So haben meine Frau und ich das bei unseren 2 Töchtern gehalten, wobei wir über das Thema an sich nie nachgedacht haben, so normal war es für uns. Und bei einem Enkel stellt sich die Frage erst gar nicht: Der schüttelt sich schon, wenn er einen Kuss auf den Kopf kriegt.

Der Görlitzer Mario Förster (46) ist Vater von 2 Söhnen (5 und 8) und bloggt seit 6 Jahren unter www.netpapa.de. Sein Online-Vätermagazin hat monatlich weit mehr als 70 000 Leser – und allein auf Facebook derzeit mehr als 30 000 Fans.

Seinen Nachnamen kennen nur wenige, seinen Instagram-Account ganz viele: Matthias (42) teilt seine Fotos als daddy co.ol mit mehr als 42 000 Followern. Der Vaters von 2 Jungs (5 und 2) behauptet von sich selbst, fließend Hashtag zu sprechen. Das ist auch echt #cool!

Ob Twitter, Facebook oder Instagram: Detlef Untermann (65) ist überall unterwegs. Der Berliner hat 2 Enkel (7 und 8) und natürlich eine Homepage: www.opas-blog.de (Untertitel: „Gedanken eines Großvaters“). Seine Lieblingsthemen: Kinder, Familie, Kochen. 87


NEUE ARBEITSMODELLE

So vergeht in Zukunft Arbeit wie im Flug Vater George sitzt in der Science-Fiction-Serie „The Jetsons“ nur 3 Stunden die Woche im Büro. Aber wie sehen tatsächliche fortschrittliche Jobmodelle für Väter aus? 3 Praxis-Beispiele und ein Blick auf eine flexiblere Arbeitswelt

TV-Utopie der 60er-Jahre: Dad George ist Alleinverdiener, da sind Eltern heutzutage meistens fortschrittlicher

FOTO: HULTON ARCHIVE/GE T T YIMAGES

TEXT PETER SCHMIDT-FENEBERG


M

it diesem Erfolg hatte BBC News nicht gerechnet: Mehr als 26 Millionen Mal wurde allein auf Youtube das TV-Interview mit dem amerikanischen Südkorea-Experten Robert Kelly angeklickt. Nicht wegen der schlauen Einschätzung des Professors zur Lage in Südostasien, sondern wegen seiner zwei kleinen Kinder, die während des live gesendeten Skype-Gesprächs aus seinem Homeoice plötzlich ins Zimmer stürmten. Der Youtube-Lacher des Jahres! Dabei gibt es nichts zu lachen. Die Szene zeigt nur deutlich, mit welchen Problemen Väter immer noch zu kämpfen haben, wenn sie Job und Familie vereinbaren wollen – Kinder, die bei der Arbeit stören, sind da noch das kleinste. „Alle sprechen vom großen Wandel der Arbeitswelt durch die Digitalisierung, doch ein anderer Wandel ist ebenso gravierend: Die Generation Y, die jetzt Eltern wird, fordert mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf und ist zunehmend unzufrieden mit den klassischen Angeboten der Personalabteilungen“, sagt Volker Baisch aus Hamburg. Mit seiner Consultingirma Väter gGmbH berät er seit Jahren Unternehmen zum Thema Vereinbarkeit speziell für Väter und hat vor Kurzem die Initiative Families@Work ins Leben gerufen, um das Thema noch stärker in den Fokus der Öfentlichkeit zu rücken. „Väter zwischen 35 und 40 Jahren unterscheiden sich deutlich von der Generation der Babyboomer. Sie möchten mehr Zeit für die Familie haben, zeigen etliche Umfragen. Wichtig sind ihnen Zeitsouveränität und weniger Kontrolle durch ihre Vorgesetzten“, schildert Baisch die Situation. Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus. Das Institut für Demoskopie Allensbach hat ermittelt, dass nur 22 Prozent der Mütter nach der Geburt des ersten Kindes und Elternzeit wieder so in den 89


Spätschicht, Frühschicht: Was

Worin sehen Sie denn die

bedeutet das in der Praxis?

wesentlichen Vorteile?

Thorsten Erdelt: Ich bringe die

Natalie Dobler: Flexibilität. Mehr

Kinder 2-mal in der Woche mor-

Zeit für die Kinder. Wir brauchen

gens in die Kita, meine Frau 3-mal.

keine Nanny und sind trotzdem

Wer die Kinder bringt, kann bis

erfolgreich in unserem Beruf.

9 Uhr in der Firma sein, der andere

Thorsten Erdelt: Und ich kann

beginnt schon zwischen 7 und

mehr Papa sein als in einem

7.30 Uhr. Am Nachmittag läuft das

üblichen Vollzeitjob. Das war mir

entsprechend. Wir sind beide in

wichtig. Ich will nicht der Gute-

Führungspositionen, haben also

Nacht-Vater sein. Es ist schon

ein anderes Arbeitspensum als bei

etwas anderes, wenn die Kinder

einem Nine-to-five-Job.

merken, dass Papi auch Zeit hat für

Natalie Dobler: Dass wir in unter-

sie. Die Bindung ist viel intensiver.

schiedlichen Bereichen arbeiten,

Wie haben Ihre Kollegen auf

ist sogar von Vorteil, da sich die

die Neuerung reagiert?

Familie 150 Prozent

Aufgabengebiete und damit auch

Thorsten Erdelt: Die fanden das

die Arbeitszeiten unterscheiden. Im

gut, aber im Tagesgeschäft müssen

Das Ehepaar Natalie Dobler (40) und Thorsten Erdelt (52) arbeitet in Minden bei Ornamin – auf einer 1,5-Stelle, aber in 2 Abteilungen. Wie sich die beiden Führungskräfte das mit 2 Kids einteilen, verraten sie im Interview

Vertrieb nehme ich Kunden- und

sich alle daran gewöhnen. Es ist

Messebesuche wahr, dann über-

durchaus eine Umstellung, wenn

nimmt Thorsten die Kinder auch

der Vorgesetzte nicht zu jeder Zeit

mal komplett. Ja, es ist viel ab-

im Büro ansprechbar ist. Aber im

zustimmen, man muss viel mitein-

Prinzip hat jeder bei uns die Mög-

ander sprechen, aber das sollte

lichkeit, flexible Arbeitszeitmodelle

man in einer Beziehung ohnehin.

für sich in Anspruch zu nehmen.

Wie kamen Sie überhaupt auf

Natalie Dobler: Die Firma muss

Ich kann mehr Papa sein als in einem üblichen Vollzeitjob. Die Bindung zwischen den Kindern und mir ist viel intensiver

dieses ungewöhnliche Modell?

das Vertrauen haben, dass wir das

Thorsten Erdelt: Wir haben uns

unter uns regeln. Es gibt keinen fes-

einfach mal abends mit unserem

ten Stundenmodus, keine Stechuhr,

Geschäftsführer zusammengesetzt

und wir schreiben unsere Stunden

und gemeinsam überlegt, welche

auch nicht auf. Alles basiert auf

Lösung für alle Beteiligten funk-

gegenseitigem Vertrauen. So ist

tionieren kann. Und dabei ist dann

das auch in unserer Familienver-

dieses Modell herausgekommen.

einbarung mit der Firma formuliert.

Natalie Dobler: Anlass war, dass

Und was ist der größte Vorteil

sich nach 14 Monaten Elternzeit

für Ihre beiden Kinder?

die Frage stellte, wie wir meinen

Natalie Dobler: Sie wachsen mit

Job-Wiedereinstieg gestalten.

uns beiden auf. Geht es gar nicht

Thorsten Erdelt: Als wir das Modell

anders, können sie auch mit ins

durchspielten, haben wir gemerkt,

Büro. Da gibt’s auch Spielsachen.

dass es für alle Vorteile hat. Dem

Thorsten Erdelt: Die Familie ist bei

Chef ist es im Grunde ja egal, wann

Ornamin sogar im Claim verankert:

wir arbeiten, entscheidend ist, dass

„Unser Familiengeschirr für Jung

Thorsten Erdelt

der Job vernünftig gemacht wird.

und Alt bringt alle an einen Tisch.“

Zu zweit 1,5 Stellen – wie funktioniert das ganz praktisch, Sie leiten verschiedene Abteilungen? Thorsten Erdelt: Wir haben einen Kalender eingerichtet, in dem wir jeden Tag grob die Planung eintragen: Wer macht Spätschicht, wer übernimmt die Frühschicht, wer arbeitet voll, wer nur die Hälfte. Aber das ist natürlich nicht in Stein gemeißelt. Wenn Termine anstehen, müssen wir ein bisschen jonglieren und von der Rahmenplanung abweichen. Wer gerade die wichtigeren Termine hat, arbeitet eben ein bisschen länger. Und der andere ist entsprechend mehr zu Hause bei den beiden Kindern.

Beruf zurückkehren wie vorher – gegenüber 85 Prozent der Männer. New-Work-Modelle für Väter? Fehlanzeige! „Für Paare der Generation Y ist es eine Selbstverständlichkeit, die Familienarbeit partnerschaftlich zu leben, nur in den Firmen ist das noch nicht angekommen“, erklärt Baisch. Väter wollen nicht mehr nur der Ernährer sein. Gut ein Viertel der Väter mit Kindern unter 18 Jahren würde gerne die Wochen90

stunden im Job reduzieren – tatsächlich umsetzen können das nur 5 Prozent, so eine Umfrage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Problem an der Situation ist: Solange die Väter keine Möglichkeit haben, sich stärker an der Familienarbeit zu beteiligen, bleibt es auch für die Mütter schwierig, mehr zu arbeiten und die eigene Karriere voranzutreiben. Spätestens jetzt werden

auch die Unternehmen hellhörig, die wissen: Ohne die gut ausgebildeten Frauen lässt sich der Fachkräftebedarf der Zukunft nicht abdecken. „New-Work-Modelle sind ein wichtiger Hebel, um heute als Betrieb gute Leute zu halten und begehrte Fachkräfte zu rekrutieren“, sagt Experte Baisch. „Sicher ist Geld auch immer ein Argument, aber das wird in Zukunft zunehmend weniger wichtig als Vereinbarkeit. Die neue


zu Hause, für die ich Zeit wollte.

Gibt Ihnen das Jobsharing die

Ich hatte mich damals in die El-

Freiheit, die Sie sich als Väter

ternzeit verabschiedet und schon

erhofft hatten?

verkündet: Ich komme nicht wieder.

Daniel Haeseler: Ja, auf jeden

Martin Loske: Unser Geschäfts-

Fall. Ich kann es dadurch meiner

führer brachte dann mich ins Spiel.

Frau ermöglichen, Vollzeit ihrem

Als Daniel Haeselers Elternzeit

Beruf nachzugehen, der sie erfüllt.

dem Ende zuging, schlug er ihm

Und wenn die Frau glücklich ist,

Jobsharing vor. Für uns war das

dann ist die Familie glücklich. Für

auf Anhieb ein charmantes Modell.

mich ist es großartig, 3 Nachmit-

Wie klappt das? Gibt es unter-

tage in der Woche voll für meine

schiedliche Aufgabenbereiche?

Kinder da zu sein. Viele beneiden

Daniel Haeseler: Es gibt keine kla-

mich darum – am Ende ist es trotz-

re Trennung, und darauf legen wir

dem viel Stress, zu den 70 Prozent

auch Wert. Wir tauschen uns sehr

hier kommen meine Rolle und

viel aus. Für die Geschäftsführung

meine Aufgaben zu Hause – und

Zwei Mann, ein Job

oder unsere Mitarbeiter muss es

das sind mehr als 30 Prozent.

egal sein, wen von uns sie zu ei-

Martin Loske: Obwohl ich Vollzeit

Daniel Haeseler (44) lebt mit Familie in Hamburg, Mar tin Loske (45) in Berlin. Beide teilen sich die kaufmännische Leitung bei dem Shopping- und Vergleichsportal Idealo. Zwei Männer, ein Doppel-Interview über Jobsharing

nem Thema ansprechen. Wir orga-

arbeite, profitiere auch ich als Vater

nisieren uns im Hintergrund selbst.

von der flexiblen Arbeitszeit. Ich

Wie viel Aufwand erfordern diese

bringe die Kleinen jeden Morgen

Abstimmungen und Updates?

zur Schule, das ist auch nicht

Wie genau teilen Sie beide sich denn diesen Job? Daniel Haeseler (im Foto rechts): Ich bin Montag und Dienstag in Berlin, den Rest der Woche arbeite ich nur vormittags von zu Hause. Das ergibt eine 70-Prozent-Stelle. Martin Loske arbeitet Vollzeit. Ist das eine maßgeschneiderte Lösung für Sie beide? Daniel Haeseler: Wir haben an mehreren Stellen im Unternehmen Führungspositionen mit Doppelspitzen besetzt. Wir machten vor gut 5 Jahren den Anfang. Ich war kurz davor, den Job zu kündigen. Ich pendelte damals viel, was mir auf die Nerven ging mit 4 Kindern

Martin Loske: Das ist gar nicht so

normal. Auch das gemeinsame

zeitintensiv. Wir tauschen uns nicht

Abendbrot mit der Familie ist mir

nur aus, um uns auf den aktuellen

sehr wichtig. Das ist sehr schön.

Stand zu bringen, sondern auch

Ist Jobsharing ein Modell, das

Ich finde es großartig, 3 Tage in der Woche am Nachmittag für die Kinder da zu sein. Für jeden von uns bleibt mehr Zeit für die Familie

um die Meinung des anderen zu

überall funktionieren kann?

hören, diskutieren Probleme und

Daniel Haeseler: Das Unterneh-

finden immer eine gute, gemein-

men muss es leben, also von oben

same Lösung. Das ist sehr wichtig.

nach unten. Anders geht es nicht.

Muss man für das Jobsharing

Martin Loske: Die Geschäfts-

der gleiche Typ sein, oder sind

führung muss der Überzeugung

Unterschiede sogar besser?

sein, dass Modelle wie Jobsharing

Martin Loske: Von der Grundidee

einen Mehrwert für die Firma

Daniel Haeseler

Generation der Eltern möchte mehr souveräne Zeit haben, mehr Zeit fürs Kind.“ Eine kleine Revolution in die richtige Richtung ereignete sich Anfang des Jahres in Deutschland. Erstaunlicherweise ohne das übliche Getöse, überraschend leise und rasch einigten sich die Metallindustrie und die Gewerkschaft IG Metall im Februar, die Arbeitsstunden pro Woche für begrenzte Zeit von 35 auf 28 zu senken – aber auch mal

gehen wir in dieselbe Richtung, oft

bringen. Wenn die Führung da in

sind es Nuancen, über die wir dis-

altem Denken verharrt, wird es

kutieren. Das ist ja ganz normal.

schwierig, das durchzusetzen und

Daniel Haeseler: Viel wichtiger ist,

durchzuhalten. Aber um gute

dass es menschlich funktioniert.

Fachkräfte zu kriegen, sind solche

Wenn einer das Mega-Alphatier ist,

Angebote klug.

dann wird so eine Doppelspitze

Daniel Haeseler: Ich bin dafür das

nicht funktionieren. Man muss sehr

beste Beispiel: Ich wäre nicht mehr

kooperativ sein und darf nicht nur

hier, wenn ich weiterhin Vollzeit in

seiner eigenen Agenda folgen.

Berlin hätte arbeiten müssen.

auf 40 Stunden zu erhöhen. Eine Flexibilität, die Fachleute begeistert. Hilmar Schneider, Chef des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit in Bonn, lobte in der „Süddeutschen Zeitung“: „Wir werden künftig pro Kopf weniger, pro Haushalt aber mehr arbeiten.“ Bei modernen Paaren hätten heute in der Regel beide Partner eine gute Ausbildung, so müsse nicht wie früher der Mann das ganze Einkommen bei-

steuern. Der neue Metalltarifvertrag scheine genau für solche Familien gemacht zu sein. Aber gibt es nicht schon genug Angebote für Väter, die diese nur nicht nutzen? Mobiles Arbeiten? Flexible Arbeitszeit? Homeoice? Sicher, sagt Baisch, „doch das wird in den meisten Unternehmen von direkten Vorgesetzten nicht gelebt. In Firmen, in denen männliche Führungskräfte moderne Arbeitsmodelle vorleben, haben auch 91


kein Problem. Und es gibt keinen

den Kollegen so an?

Grund, es nicht wenigstens aus-

Ich habe in leuchtende Augen ge-

zuprobieren. Der Aufwand ist

blickt. Ich wollte es keinem auf-

gering, bei uns reichten ein Team-

zwingen, es ist bis heute optional.

meeting, eine Runde Einzelgesprä-

Nutzen denn auch alle Ihre Mit-

che, ein paar Zeilen Ergänzung

arbeiter das Angebot?

zum Arbeitsvertrag und eine kurze

Von den 15 Beratern 11. Dauerhaf-

Mitteilung an die Krankenkasse.

tes Ziel ist es, eine flexible Arbeits-

Sie sind derzeit zu Hause der

zeit nicht bloß auf die Woche ge-

Kinder-Hauptverantwortliche, da

sehen hinzukriegen, sondern auch

Ihre Frau Vollzeit arbeitet. Reicht

aufs Jahr, aufs ganze Leben. Wo-

da das 4-Tage-Modell?

bei ich mit flexibel eine autonome,

Ich musste weiter umschichten,

selbstbestimmte Arbeitszeit meine.

ich habe einen langen Tag in der

Wovon profitieren besonders

Woche, bin sonst um 15 Uhr raus,

die Väter in der Agentur?

um die Kinder einzusammeln.

Der 4 -Tage - Pionier

Ich habe selbst 3 kleine Kinder

Inwieweit profitieren Ihre Kinder

und weiß, wie viel liegen bleibt bei

von dieser Rollenverteilung?

Vor 3 Jahren führte Jan Eppers (46) in seiner PR-Agentur Frische Fische die 4-Tage-Woche ein – damit dem 3-fachen Vater und seinen Mitarbeitern in Berlin und Leipzig mehr Zeit fürs Privatleben bleibt. 9 Fragen zu 4 Tagen

einer üblichen Arbeitswoche, an-

Sehr stark. Auch meiner Frau tut es

gefangen bei banalen Dinge wie

gut, nach den Kindern, bei deren

Wäsche waschen. Die Zeit für sich

Betreuung sie bisher den Löwen-

und die Familie ist knapp. Durch

anteil hatte, einen Wiedereinstieg

einen zusätzlichen Tag, an dem die

in ihren Job zu bekommen. Zudem

Kinder in der Schule oder Kita sind,

mögen die Kinder mein Essen lie-

gewinnt man Zeit für sich, um Kraft

ber als das meiner veganen Frau.

für alles andere zu schöpfen – und

Die Kinder haben ja nach wie vor

um mal in Ruhe Dinge zu schaf-

uns zwei, aber der Alltag bekommt

fen, die zu erledigen sind.

so einfach andere Schwerpunkte,

Was heißt das für die übrigen

davon profitieren die Kinder. Und

Arbeitstage in der Agentur?

ich auch. Ich genieße die Zeit mit

Man muss 40 Stunden eben an

meinen Kindern und kann meine

4 Tagen leisten. Das ist spannend,

Arbeit entsprechend dosieren.

die Alternative wäre gewesen: we-

Würden Sie die 4-Tage-Woche

niger arbeiten, weniger Geld. Die-

eigentlich auch nutzen, wenn

ses Modell hat niemand gewählt.

Sie keine Kinder hätten?

Nun gehört in der Agenturszene

Absolut. Wir haben Kollegen, die

Flexibilität zum Geschäft. Kann

an diesen freien Tagen ehren-

die 4-Tage-Woche auch in ande-

amtliche Arbeit leisten, Behörden-

ren Branchen funktionieren?

gänge für Flüchtlinge erledigen,

Natürlich stößt das an Grenzen,

die Fußballjugend trainieren, Vor-

etwa im Einzelhandel, wo gewisse

träge für Amnesty International

Öfnungszeiten abzudecken sind.

halten. Es ist schön zu sehen, dass

Aber in der Industrie, in der Ferti-

die Leute diesen freien Tag nicht

gung, sehe ich beispielsweise

vertrödeln, sondern nutzen.

Was gab in der Agentur den Anstoß zur 4-Tage-Woche? Auslöser war ein Tweet. Darin schrieb jemand, dass eine schottische Internetagentur das eingeführt hatte und nach 12 Monaten ein positives Fazit zog. Das brachte mich auf den Gedanken: Warum machen wir das eigentlich nicht auch? 2 Monate später war die Idee Realität. Die innere Motivation war, dass ich selbst für mich in Anspruch nehme, ein sehr flexibles Arbeitsleben zu führen – diese Freiheit wollte ich auch den Mitarbeitern einräumen, und zwar nicht auf freiwilliger Basis, sondern

Die 4-TageWoche lässt sich in vielen Branchen einführen. Ich sehe da kein Problem. Man sollte es wenigstens versuchen Jan Eppers

institutionalisiert und verbrieft.

die Mitarbeiter mehr Chancen, mit ihren Vorstellungen der Vereinbarkeit durchzukommen.“ Noch scheitere das häuig aber an der Kultur der Unternehmen. Baisch: „Es hakt im mittleren Management.“ Wie es funktionieren kann, zeigen die Beispiele auf diesen Seiten: ein Paar, das sich eine 150-Prozent-Stelle lexibel teilt, zwei Abteilungsleiter, die Jobsharing für sich entdeckt haben, und ein Agenturchef, 92

der seinen Mitarbeitern die 4-Tage-Woche anbietet – „nicht aus Goodwill des Chefs, sondern klar verbrieft“, wie er betont. Das ist gerade für Väter wichtig. „Wir sprechen viel von Flexibilität, aber die ist ja kein Wert an sich“, erklärt Experte Baisch. „Allein durch mehr Flexibilität ist Familien nicht geholfen – sie brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit.“ Die müssten sie im Unternehmen einfordern – „das geht

nicht ohne Auseinandersetzung“, so Baisch. Der jüngste Tarifabschluss macht Hofnung, dass die Wünsche der Väter zunehmend auf ofene Ohren stoßen. E Als Freiberufler könnte unser Autor Peter Schmidt-Feneberg seine Arbeitszeit gaaanz flexibel halten – aber er braucht Verlässlichkeit: Sein Wecker klingelt jeden Tag um 6 Uhr!

FOTOS: ROBERT LOHSE, MARCUS VOGEL

Und wie kam Ihre neue Idee bei


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PAPA-PORTRÄTS

Wir packen das! Hand drauf ! Ein gesundes Kind wünscht sich jeder werdende Vater. Tritt dann das Gegenteil ein, bricht oft eine Welt zusammen. Diese 3 Männer bauen ihre gerade wieder auf TEXT BIRK GRÜLING 94


FOTO: MIGUEL FERR A Z

Tolles Team: Peer Lessing und seine Tochter Jonna, die Trisomie 21 hat


Von den anfänglichen Strapazen nach Moritz’ Geburt ist heute nur noch wenig zu spüren Paar mit Power: Thomas Nedden und sein Sohn Moritz beim Kickern gegen Mutter und großen Bruder


ußballmatch Vater gegen Söhne. Es steht 4:6. Der Ball saust am Tor vorbei – Abpif. Jubelnd dreht Moritz eine Ehrenrunde mit dem Rollstuhl. Seine Wangen glühen, trotzdem fordert er Verlängerung. Mit seiner Energie ist Moritz ein ziemlich normaler 7-Jähriger, der Sport liebt. Der einzige Unterschied: Sein Kollagenstofwechsel ist gestört, seine Knochen sind äußerst zerbrechlich. Der medizinische Fachbegrif lautet Osteogenesis imperfecta, Glasknochenkrankheit. Schon in der Schwangerschaft stellen die Ärzte Auffälligkeiten fest. „Die Diagnose erhielten wir aber erst 10 Tage nach der Geburt“, erzählt Vater Thomas Nedden, Sonderpädagoge aus Hamburg. Zu diesem Zeitpunkt ofenbart die Krankheit bereits ihre Tücken. Bei der Geburt per Kaiserschnitt brechen Moritz’ Schädelknochen, beim Wickeln auf der Intensivstation beide Oberschenkel. Er habe das Gefühl gehabt, ein rohes Ei auf dem Arm zu halten, erinnert sich der Vater an die erste Zeit mit seinem Sohn. Die väterliche Routine durch das erste Kind ist sofort dahin.

F

„Ich hatte das Gefühl, ein rohes Ei zu wickeln“

FOTO: MIGUEL FERR A Z

Der Sohn von Thomas Nedden (39) leidet von Geburt an unter der Glasknochenkrankheit. Doch davon lässt sich der 7-Jährige nicht unterkriegen – und sein Vater auch nicht

Trotzdem werden die Eltern ohne Tipps zum Umgang mit Glasknochen aus der Klinik entlassen. Eine bekannte Physiotherapeutin zeigt ihnen erste Handgrife, über die Deutsche Gesellschaft für Osteogenesis imperfecta Betrofene e. V. lernen sie zudem eine andere betrofene Familie aus Hamburg kennen, deren Sohn ein munterer 3-Jähriger ist. Austausch und Unterstützung helfen bei den ersten Schritten im Alltag und machen Mut, verhindern aber keine Brüche. Immer wieder bricht ein Bein oder Arm, 30-mal, irgendwann zählt keiner mehr. Die Knochen wachsen zwar schnell wieder zusammen, aber unter Schmerzen. An Schlaf ist kaum zu denken, weder für Moritz noch für seine Eltern. Von diesen anfänglichen Strapazen ist heute nur noch wenig zu spüren. An der Haustür gleitet Moritz aus seinem Rollstuhl auf den Hosenboden: Er bewegt sich rutschend durchs Haus. Auch die Knochenbrüche sind seltener geworden. Mitwachsende Teleskop-Nägel in Armen und Beinen sorgen für mehr Stabilität. „Die ganzen Anstrengungen lohnen sich und geben Moritz viel Alltäglichkeit zurück“, sagt der Vater. So geht er in dieselbe Grundschule wie ein großer Bruder. Seine Lehrerin indet immer wieder Möglichkeiten, damit Moritz mitmachen kann. Bei den Mitschülern ist er beliebt. All das macht Thomas Nedden Hofnung für die Zukunft seines Sohnes. „Es gibt genug Beispiele für Menschen mit Glasknochen, die mitten im Leben stehen. So ein selbstständiges und unbeschwertes Leben wünsche ich mir auch für Moritz.“ 97


ivien ist ein Vorzeigebaby: Sie schläft viel, weint wenig. Aus dem Grund entscheiden sich Dennis Bornleth und seine Frau gleich für ein zweites Kind. Doch während der Schwangerschaft bemerken sie, dass etwas nicht stimmt. Nicht mit dem Fötus, sondern mit Vivien. Sie krabbelt asymmetrisch, will nicht laufen. „Sie machte keine Fortschritte mehr“, erzählt der Hamburger Maschineneinrichter. Der Arzt beruhigt, das Mädchen sei entwicklungsverzögert, und verordnet Physiotherapie. Doch die Therapeutin wird stutzig. Zum ersten Mal hören die Eltern vom Rett-Syndrom. Nach 2 Monaten und vielen Tests haben sie Gewissheit. Vivien hat den seltenen Gendefekt. Nach einer 6 bis 18 Monate dauernden normalen Entwicklung kommt es bei Mädchen erst zum Stillstand, dann zu Rückschritten. „Plötzlich hatten wir ein Kind mit Behinderung“, erzählt der Vater. Prognose der Ärzte: Vivien wird nie laufen oder sprechen können, kriegt Epilepsie. Spontan fährt die inzwischen vierköpige Familie in den Urlaub. Mit etwas Abstand sagt

V

„Plötzlich hatten wir ein Kind mit Behinderung“ Dennis Bornfleths (38) Tochter hat das Rett-Syndrom: einen Gendefekt, der sich erst im 1. Lebensjahr zeigt, dann aber stark. Inzwischen ist sie 10 – und macht ihren Vater stolz

der Vater dem Rett-Syndrom den Kampf an: „Uns bekommst du nicht klein!“ Sie nehmen Kontakt zu einem Elternverein auf, lernen andere Familien kennen, erleben deren Lebensfreude. Die Zukunft ist nicht mehr so düster. „Uns wurden viele Ängste genommen und Tipps für ein selbstständiges Leben gegeben“, sagt Bornleth. Sie lernen, mit ihrer Tochter zu kommunizieren, erst über Karten, dann über einen Sprachcomputer. Per Augensteuerung kann Vivien 3-Wort-Sätze bilden – und sogar herzhaft luchen. Die Eltern kämpfen um Normalität. Nach zähem Ringen mit der Behörde geht Vivien auf eine normale Schule, unterstützt von einem Schulbegleiter. Und sie hat Freunde gefunden, mit denen sie spielt oder ins Kino geht – kürzlich sogar das erste Mal ohne Eltern. Solche Momente machen den Vater stolz. „Zu sehen, dass meine Tochter so normal wie möglich aufwächst, ist Belohnung für all unsere Anstrengungen“, sagt er. Die Normalität im Familienalltag sei vor allem der Verdienst seiner Frau. Sie hilft Vivien und ihrer jüngeren Schwester Sophie bei den Hausaufgaben, fährt sie zum Sport oder zur Therapie. Seinen Anteil beschreibt er als „Toben und Kitzeln“. So fährt er regelmäßig mit den Mädchen zum Schwimmen. Wasser ist Viviens Element, dort kann sie toben und rutschen. Auch Kitzeln liebt sie. Wenn ihr Vater vom Dienst nach Hause kommt, erwartet ihn schon ein breites Grinsen. Inzwischen habe ihm seine Frau verboten, die Tochter ins Bett zu bringen, erzählt er lächelnd. Die abendliche Aufregung sei einfach zu groß. 98


Nach einem Urlaub macht Vater Dennis dem Rett-Syndrom die Kampfansage: „Uns kriegst du nicht klein“

FOTO: ARNE MAYNTZ

Zwei mit Zuversicht: Dennis Bornleth und seine Tochter Vivien im Schwimmbad


Inzwischen ist etwas Ruhe eingekehrt. Jonna ist seltener krank – und wird immer selbstständiger Dynamisches Duo: Peer Lessing und seine Tochter Jonna beim Schaukeln


E

s werden Zwillinge! Als Peer und Ines Les-

sing aus Hamburg das erfahren, sind sie überglücklich. Doch in der 12. Woche stellt der Frauenarzt einen Herzfehler bei einem der beiden fest. Zum Glück entwickelt sich der Fötus gut, an eine mögliche Behinderung denken die Eltern nur selten. 6 Wochen zu früh kommen Fionn und Jonna auf die Welt. Nach den ersten Tagen steht fest: Jonna hat das Down-Syndrom. Ein Schock, gerade für die Mutter. „Die Tatsache, dass wir jetzt ein behindertes Kind hatten, bedrückte sie einen Monat lang sehr stark“, erzählt Peer. Für ihn steht aber schon im Krankenhaus fest: „Wir haben die süßeste Tochter der Welt.“ Längst ist seine Frau der gleichen Meinung. Das liegt auch an Jonnas toller Entwicklung. Sie ist ein neugieriges Mädchen mit einem Dickkopf und viel Energie. „Jonna hat eine Kuschelbehinderung. Es gibt Schlimmeres als ein zusätzliches Chromosom“, sagt Peer. Natürlich sei der Alltag nicht immer leicht. Das liege nicht an ihrer Behinderung, sondern an den häuigen Krankheiten. Jonnas

„Es gibt Schlimmeres als ein extra Chromosom“

FOTO: MIGUEL FERR A Z

Peer Lessing (42) hat zweieiige Zwillinge. Sie unterscheiden sich nicht nur im Geschlecht: Jonna (7) hat Trisomie 21. Das Down-Syndrom hat beide noch näher zusammengebracht

Immunsystem ist schwach, die Atemwege sind anfällig. Immer wieder hat sie Lungenentzündungen. Dazu kommt ihr Herzfehler – innerhalb der ersten 6 Monate muss er operiert werden. Dafür muss Jonna mindestens 5 Kilo wiegen. Doch um an der Brust zu trinken, ist Jonna zu schwach. Peer übernimmt das Füttern. Jede Nacht gibt er ihr die Flasche. Oft ist es ein Kampf mit Tränen und Gemecker. Nach 4 Monaten ist die Gewichtsgrenze geknackt. Vater und Tochter fahren in die Herzklinik. Es ist ein Eingrif am ofenen Herzen. Zum Glück übersteht Jonna die Operation gut. Leider bekommt sie aber in der Klinik einen Atemwegsinfekt. Das Fieber ist so hoch, dass Peer keine Minute von ihrem Bett weicht. Es ist der Beginn einer intensiven Krankenhauszeit. Auch in den nächsten Jahren verbringen die zwei viel Zeit in der Klinik. Familienalltag ist selten, dazu kommt Peers anspruchsvoller IT-Job. Oft arbeitet Peer nachts im Krankenhaus, neben der schlafenden Jonna. „Für meine Tochter habe ich mich besonders verantwortlich gefühlt“, sagt er. Zum Glück ist inzwischen etwas Ruhe eingekehrt. Jonna ist seltener krank. Seit sie in die Schule geht, wird sie zudem immer selbstständiger. Großen Anteil daran hat auch ihr Zwillingsbruder Fionn. Auf seine Schwester hat er immer ein Auge und nimmt sie überall mit hin. Eine Einbahnstraße ist diese Geschwisterbeziehung aber nicht. „Obwohl Jonna oft viel Aufmerksamkeit bekommt, proitiert er auch von seiner Schwester. Ich glaube, er hat für sein Alter viel Empathie“, sagt Peer. 101


FATHER’S FACTS

Wichtig ist aufm Platz! SCHAUKEL

30 %

RUTSCHE

20 %

KLETTERGERÄT

13 %

RECKSTANGE

4,1 %

KARUSSELL

3,9 %

HOLZSPIELHAUS

1,8 %

SANDKISTE

1,8 %

WIPPE

1,5 %

SONSTIGE GERÄTE

Und zwar dem Spielplatz! Hier kommen 72 Fakten über Rutschen, Schaukeln & Co. ILLUSTRATION JAKOB HINRICHS TEXT FALK RICHTER

23,9 %

Prozentualer Anteil an Unfällen; Quelle: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung

Quelle: Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks (www.recht-auf-spiel.de)

102

Quelle: Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks

SONSTIGES

PUPPEN

TIERE

BASTELN, MALEN

GESELLSCHAFTSSPIELE

FREUNDE

BEWEGUNGSSPIELE

FAHRRAD

SPIELPLATZ

BAUKLÖTZE

Ich spiele meistens mit anderen Kindern draußen

ELEKTRONIK

Ich spiele selten mit anderen Kindern draußen

BALL

Ich spiele genauso oft mit anderen Kindern wie allein draußen

SPORTGERÄTE

Quelle: Manifest der Fanta Spielplatz-Initiative


Die Antwort lässt sich nur schätzen: Mit rund 160 000 rechnet etwa der TÜV. Zur besseren Einordnung hier die Anzahl der Spielplätze, die bei www.babyplaces.de gelistet sind

FÜR KIDS UNTER 6 JAHREN

Bis zu 200 Meter Entfernung oder 6 Minuten Fußweg (mindestens 500 m2)

FÜR KINDER ZWISCHEN 6 UND 12 JAHREN

Aber: 78 Prozent aller Kinder kommen dieser Empfehlung der WHO nicht nach

Bis zu 400 Meter Entfernung oder 10 Minuten Fußweg

BERLIN

650

HAMBURG

418

MÜNCHEN

242

HANNOVER

140

STUTTGART

131

(mindestens 5000 m2)

ESSEN

126

FÜR TEENAGER

KÖLN

118

DÜSSELDORF

115

DRESDEN

107

Quelle: Universität Karlsruhe

Bis zu 1000 Meter Entfernung oder 15 Minuten Fußweg

LEIPZIG

(mindestens 10 000 m2) Quelle: DIN-Norm 18034 „Spielplätze und Freiräume zum Spielen – Anforderungen für Planung, Bau und Betrieb“

Quelle: Forschungsarbeit „Spielplätze und ihre Besucher“

Quelle: Spielplatzgesetz von 1975

99

FRANKFURT/M.

88

BREMEN

83

MÜNSTER

80

DORTMUND

79

BONN

69

DUISBURG

57

KARLSRUHE

53

BOCHUM

52

NÜRNBERG

49

MANNHEIM

41

BRAUNSCHWEIG

36

BIELEFELD

33

AACHEN

31

WUPPERTAL

31

KIEL

27

GELSENKIRCHEN

27

MÖNCHENGLADBACH

27

Quelle: Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks

STRASSE

PARKS/WALD

SPIELPLÄTZE

ZU HAUSE

SPORTANLAGEN/ SCHULHÖFE

Spielplätze mit Mängeln Spielplätze mit akuten Mängeln

Quelle: Fanta Spielplatz-Initiative

103


FLUCHTVERSUCH

Junge, komm bald wieder! Tolle Aussichten: Wir präsentieren Ihnen den perfekten Plan für ein relaxtes Wochenende in Hamburg – egal, ob Sie allein als Paar unterwegs sind, als Familie mit den Kids oder als Clique mit den Kumpels. Elphie? Selphie! TEXT CHRISTIANE KOLB


FREITAG

FAMILIE

16.00

ANKOMMEN In einem eigenen Apartment logiert man mit Kindern am entspanntesten. Wir empfehlen das hier an der Hauptkirche Sankt Michaelis, kurz Michel genannt:

18.00

20.00

22.00

24.00

Auslauf

Prost

Nach der langen Anreise muss jetzt die aufgestaute Energie raus. Am besten auf einem Spielplatz nahe der Unterkunft.

Hamburg hat coole Brauereien. Auch wenn Sie bei den Kindern bleiben, können Sie mit lokalem Stof anstoßen: Ratsherrn, Kehrwieder oder Buddelship gibt es oft im nahen Kiosk oder Supermarkt.

www.hamburg.de/spielplaetze (mit Karte)

www.citadines.com

PÄRCHEN

Heißes Lokal Live noch besser als im TV: Tim Mälzers Bullerei in den Backsteinhallen beim alten Schlachthof

ANREISEN Buchen Sie ein luxuriöses Zimmer im schicken Hotel. Vorab oft mit Deal.

KUMPELS

FOTOS: WILLING-HOLTZ/PLAINPICTURE (1); ILLUSTRATIONEN: ISTOCKPHOTO

www.25hourshotels.com (top in der Hafencity); www. empire-riverside.de (oberhalb der Landungsbrücken)

ABSTEIGEN Ideal für Freunde: kreative 4er-Zimmer oder eine Doppelkoje in den Ausgehvierteln Schanze oder St. Pauli. www.superbude.de; www.pyjama-park.de

Auszeit

Stößchen

Ohne Kinder schlendert es sich lässiger. Man kann spontan ein Getränk nehmen. Und allein aufs Klo gehen. Machen Sie im Schanzenviertel die Runde Susannenstraße, Schulterblatt, Schanzenstraße.

Merke: Wer gut essen gehen will, muss sich den Tisch im Voraus sichern. Zum Beispiel in der Bullerei von TV-Dampfkochtopf, äh -plauderer Tim Mälzer.

Ausgang

Mahlzeit

Das erste Bier nehmen Sie im Freien. Die hippen Hamburger stehen bei fast jedem Wetter auf dem Schulterblatt mit Getränk in der Hand draußen. Ein paar Institutionen: Pastelaria Transmuntana, Daniela Bar, Walisch Bar.

Das zweite Bier gibt’s indoors mit Burger, Steak oder Pulled Pork als Unterlage im nahen Gasthaus der Ratsherrn-Brauerei oder in der Nur-Hopfengetränk-GourmetBar Galopper des Jahres.

hamburgforbeginners. wordpress.com

www.bullerei.com

www.altes-maedchen.com (Ratsherrn); www.dreiundsiebzig.de (Galopper)

TICKETS Warten? Nein danke. Ob Elbphilharmonie oder MiniaturWunder land: Buchen Sie möglichst vor! 105


SAMSTAG

PÄRCHEN

FAMILIE

8.00

10.00

12.00

Frühaufsteher Wenn es gut läuft, wachen die Ersten auf, wenn es draußen schon hell ist. Dann heißt es erst mal Frühsport, sprich: Die Kinder hüpfen den Eltern im Bett um die Ohren. Zur Strafe gibt es eine Kitzelund Kissenschlacht! Dann machen Sie sich auf in die Hafencity, einer der jüngsten Hamburger Stadtteile, der erst 2008 oiziell gegründet wurde. Abmarsch!

Kleines Wunder Die Minizüge fahren durch ganz Hamburg, die Schweiz, Rom … Einfach riesig!

Blickfang

Auf die Gleise gesetzt

Die Plaza, die Besucherebene der Elbphilharmonie, ist um 9 Uhr noch eher leer, buchen Sie die Tickets trotzdem vorab online. Mützen auf, es zieht!

Das Eisenbahn-Miniatur-Wunderland in der alten Speicherstadt macht Groß und Klein glücklich: Züge, Action und Details ohne Ende. Man könnte ewig gucken.

www.elbphilharmonie.de

www.miniatur-wunderland.de

Langschläfer

Einblick

An den Tisch gesetzt

Was, erst 8 Uhr, und man fühlt sich schon ausgeschlafen? Weil es so schön ist, drehen Sie sich einfach noch mal um — oder kuscheln ein bisschen.

Lust auf einen alternativen Stadtteil? Nördlich der Reeperbahn ist St. Pauli ein Dorf mit kreativen Läden, siehe Paulinenplatz, Detlev-Bremer-, ClemensSchultz-, Paul-Roosen-, Seiler- und Hein-Hoyer-Straße.

Zweites Frühstück oder lieber frühes Mittagessen? In den 4 Cafés Mimosa, Kraweel, Lieblings und Fahrrad-Café geht beides.

FISCHBRÖTCHEN

Schnarchnasen Sägt einer Ihrer Freunde Bäume? Besser, Sie nehmen Ohrstöpsel mit, dann kann keiner am nächsten Morgen sauer sein wegen einer schlalosen Nacht. Und dann gönnen sich alle Mann erst mal einen Kafee und nehmen ein deftiges Frühstück ein. Ach, die Ohrstöpsel natürlich vorher wieder herausnehmen.

106

Neues Viertel Die Elphie ist nur ein Teil: Erobern Sie die Hafencity, das größte innerstädtische Entwicklungsprojekt in Europa

Überblick

Übergesetzt

Erst ermessen, dann erobern. Einen guten Überblick bekommen Sie am riesigen Stadtmodell im Hafencity-Infocenter.

Setzen Sie mit der Fähre von der Haltestelle Elbphilharmonie über bis zu den Landungsbrücken. Kurzstreckentarif!

www.hafencity.com

www.hvv.de

FOTOS: BECK ER BREDEL/PICTURE-ALLIANCE, M. KUNZE, SILK E ZENK ER/MOJO CLUB; ILLUSTR ATION: ISTOCK PHOTO

KUMPELS

Zum Frühstück sind die hier gar nicht so typisch. Besser: die zimt- und zuckerigen Franzbrötchen.


14.00

16.00

18.00

20.00

22.00

24.00

Aufs Wasser schauen

Riesige Pizza

Vorlesung

Bei schönem Wetter kann man gut mit Kindern abhängen, vielleicht kommt ein Kreuzfahrtschif vorbei. Tuuut! Staun. Gute Locations: Spielplatz Grasbrookpark oder Magellan-Terrassen.

Wie wär’s mit einer Pizza in einer ehemaligen Schifsschraubenfabrik? Im szenigen Ottensen (S-Bahnhof Altona) ist das Restaurant Eisenstein legendär.

Hamburg ist die heimliche Hauptstadt der Kinderliteratur, einige Bücher spielen sogar hier. Zum Beispiel „Baby Dronte“ von Peter Schössow, „Seeräuber-Moses“ von Kirsten Boie, „Lola“ von Isabel Abedi und „Die kleine Dame“ von Stefanie Taschinski. Guter Vorlesestof.

www.restaurant-eisenstein.de

SCHIETWETTER Macht nix! In den Schaugewächshäusern im Park Planten un Blomen ist es immer trocken (Eintritt frei).

Cooler Club Wenn der Mojo Club öffnet, wird ein Stück Reeperbahn hochgeklappt (der Zutritt erfolgt über eine Bodenluke)

Am Wasser spazieren gehen Ab an die Elbe: Die Elbphilharmonie, von den Hamburgern kurz Elphie getauft, und die ganze restliche Hafencity sind natürlich ein Muss. Vergessen Sie das Selie vor der Elphie nicht, Selphie genannt. Spazieren Sie an der Wasserkante entlang, von den Landungsbrücken bis in die Hafencity und Speicherstadt.

Große Freiheit

Vorführung

Warum hetzen? Legen Sie zur blauen Stunde ein laues Päuschen auf dem Zimmer oder an der Hotelbar ein. Genau die Freiheit, die Sie sonst nicht haben.

Liveacts gibt’s in Hamburg gerade genug: vom Musical-Dauerfavoriten „König der Löwen“ über Livemusik im stylishen Mojo Club oder Theater wie Kabarett im plüschigen St. Pauli Theater. www.hamburg.de/konzert-hamburg

Nicht ins Wasser fallen

Kleine Pause

Vorsicht

Jetzt kommt ein Höhepunkt, für den Sie total nüchtern sein sollten: Klettern auf den Seilen des Großseglers „Rickmer Rickmers“. Mit Vorbuchung, Sicherung und Trainer geht es ganz weit rauf.

So heißt ein Traditionsimbiss zwischen St. Pauli und Schanzenviertel, beliebt auch bei Pauli-Fans und Partygängern.

Auf der Reeperbahn (netter: Talstraße und Hamburger Berg) gibt es Bums- und Abzocklokale genau wie legendäre Clubs und Bars. Informieren Sie sich im Monatsheft „Szene“ und im Gastro-Guide „Szene Essen + Trinken“. Auch lustig: vorab eine geführte Tour auf dem Kiez.

www.kleine-pause.de

Samstags ab 11 Uhr (bei gutem Wetter); www.rickmer-rickmers.de

FISCHMARKT Er ist ein Original, aber sehr touristisch (immer sonntags ab 5 Uhr). Sie können, müssen aber nicht wach bleiben bis 5 Uhr früh.

www.kiezjungs.com (Kiez in 3 Varianten); www.kult-kieztouren.de (von Olivia Jones); www.pauli-tourist.de (von Pauli-Bewohnern)

107


SONNTAG

FAMILIE

8.00

9.00

10.00

11.00

12.00

13.00

Tag, Kinder!

Schiffahrt

Landgang

Die werden sich wundern: Heute gibt’s keine Besichtigungen. Es sei denn, die Kinder wollen unbedingt, etwa ins Chocoversum, wo man sich eine Tafel Schokolade selbst machen kann. Oder in das Museum für Kunst und Gewerbe, ins Maritime Museum, ins Museum für Hamburgische Geschichte, ins … Aber für schönes Wetter haben wir einen Draußen-Plan.

Entern Sie eine Hafenfähre! Der Top-Tipp ist eine Rundfahrt mit der Linie 62 an den Schwimmdocks und Villen der Elbchaussee entlang und dann über die Elbe nach Finkenwerder und zurück.

Steigen Sie am Museumshafen in Neumühlen oder am Dockland aus und spazieren elbabwärts. Es gibt viel zu sehen — mit Glück ein Containerschif.

www.hvv.de (9-Uhr-GruppenTageskarte für 12 Euro)

Guten Morgen, Schatz! Landen Sie im Plausch auch immer wieder bei den Kindern? Das geht allen Eltern so. Bleiben Sie nur nicht an dem Thema hängen. Job? Träume? Wünsche?

SCHNACK

KUMPELS

„Moin“ sagt man hier sogar nach Mittag. Denn es bedeutet nicht „guten Morgen“, sondern eher „guten Tag“.

Entspannte Kunst Die Kunsthalle ist neu renoviert, 3 Häuser wurden miteinander vereint

Schiffbruch

Land in Sicht

Gut dargestellt auf Caspar David Friedrichs „Eismeer“ (genau hingucken). Eines der Highlights der ehrwürdigen Kunsthalle.

Für den kleinen Hunger: The Cube im Museum links mit Blick auf Binnenalster und Jungfernstieg. Oder das nahe Café Mutterland an der Kirchenallee.

www.hamburger-kunsthalle.de; www.deichtorhallen.de

www.the-cube-restaurant.de; www.mutterland.de

Moin Jungs!

Schifsvariante

Land und Leute

Pst, nicht so laut! Wer jetzt bereits wach ist, geht einfach schon mal vor die Tür und schaut Hamburg beim Aufwachen zu. Der Rest der Truppe darf weiterpofen, gesetzt den Fall, sie ist nicht noch auf dem Fischmarkt (schließt um 9.30 Uhr).

3 Varianten für die Elbfahrt: mit der Hafenfähre geruhsam und günstig (siehe oben), per Hafenrundfahrt mit viel Text (um 20 Euro) oder — wow! — per Speedboot mit Adrenalinkick (90 Euro/Nase).

Tut eine Einkehr Not, liegt das Portugiesenviertel nah. Einst von südländischen Matrosen bewohnt, ist der Ministadtteil mittlerweile ein langer Mittagstisch für Hamburg-Besucher. Aber ein netter.

www.hamburg.de/altona/fischmarkt

www.hvv.de; www.hamburg.de/hafenrundfahrt; www.rib-piraten.de

RUNDFAHRT Der Bus mit der Nummer 111 fährt von der Hafencity über Landungsbrücken und Fischmarkt bis nach Altona.

108

FOTOS: ROMANUS FUHRMANN-RICK ERT/HAMBURGER KUNSTHALLE (1), ARNT HAUG/LOOK PHOTOS (2); ILLUSTR ATION: ISTOCK PHOTO

PÄRCHEN

www.kindermuseum-hamburg.de


Relaxte Location In der Strandperle ist der Blick auf Hafen und Containerschiffe gratis

18.00

20.00

Durchhören Es hat sich herumgesprochen, dass die Hamburger Band Deine Freunde super Musik für Kindergarten-, Grundschulkinder und ihre Eltern (!) macht. Ideal für die Fahrt: die neue CD „Keine Märchen“. Echt!

Am Wasser entlang

Letzte Minute

Weiter Richtung Övelgönne, der alten Kapitänssiedlung am Wasser, wartet die Institution Strandperle. Buddeln, Schife gucken, anstoßen. www.strandperle-hamburg.de

Sie müssen Abschied nehmen? Eilige nehmen zurück in die Stadt in Neumühlen den Bus zum Bahnhof Altona und steigen dort um, Entspannte das HVV-Boot zu den Landungsbrücken.

Ums Wasser herum

Letzte Einkehr

Durchatmen

Zum Abschluss ist einer der schönsten Sonntagsspaziergänge in Hamburg dran: Spazieren um Hamburgs schönen grünen Salon, die Außenalster. Planen Sie 2 bis 3 Stunden ein.

Die Lieblinge an der Alster sind: Bodo’s Bootssteg, das Café im Literaturhaus, Alster-Clif, Minicafé Alsterperle.

Man hätte sich glatt an die Ruhe gewöhnen können. Aber zu Hause ist es nach 7,5 Minuten Jubel so, als wär man nie weg gewesen: „Papa, die Marie hat …“ − „Neiiin! Der Henri hat …“ Tief durchatmen. Es war ein wunderbares HamburgWochenende.

Hippes Quartier Das Schulterblatt ist schräg, bunt, links und sonntags entspannt

BUCH

www.deinefreunde.info

Super Tipps für Familien: „111 Orte für Kinder in Hamburg“ von Daniela Clément (Emons, um 17 Euro)

Durchprobieren

Unterm Wasser hindurch

Letzter Anstoß

Auf die andere Seite der Elbe kommt man am Wochenende zu Fuß — durch den Alten Elbtunnel. Am anderen Ufer hat man eine ganz neue Perspektive auf Hamburg und die Elbphilharmonie.

Wenn Ihr Hostel eh im Schanzenviertel ist, setzen Sie sich noch auf ein Schlussgetränk auf das Schulterblatt.

TSCHÜSS, HAMBURG

15.00

Schnell noch ein Mitbringsel für die Lieben daheim besorgen? Zum Glück gibt’s das Café Herr Max. Den Keksen und Törtchen mit irren Verzierungen kann keiner widerstehen. Auch lustig: Fritz Limo oder Bohnen einer der vielen Kafeeröstereien. www.herrmax.de

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WARUM? Kinder können einem ein Loch in den Bauch fragen. Männer aber auch! Hier kommen die Antworten auf 9 Väter-Fragen, für die wir bei Experten noch mal nachgebohrt haben ILLUSTRATIONEN NISHANT CHOKSI

Wenn ein Film FSK 0 hat, darf dann wirklich jedes Kind den Streifen sehen?

Kann ich mein Töchterchen auch Rosa-frei erziehen?

Da sind Sie im falschen Film: Das FSK-Label ist keine pädagogische Empfehlung. Diese Alterskennzeichnung orientiert sich nur an den Regelungen des Jugendschutzes, die Kinder und Jugendliche vor Entwicklungsbeeinträchtigungen schützen sollen. Als erste, grobe Orientierung können Eltern diese Alterskennzeichnung der Filmauswahl nutzen, um aber eine tatsächlich altersgerechte Entscheidung trefen zu können, ist der Blick auf eine pädagogische Altersempfehlung sinnvoll. Eingeschätzt und beurteilt von unabhängigen Experten, die Kinder in ihrer Entwicklung vor Augen haben, kann dann ein Film mit dem FSK-Label 0 erst für Zuschauer ab 3, 4 oder 5 Jahren geeignet sein. Schauen Sie doch zum Beispiel mal unter www.kinderilmwelt.de. Film ab!

Sind Sie blau? Warum wollen Sie der Kleinen eine Farbe vorenthalten? Sie können es natürlich versuchen – aber die Chance zu scheitern ist groß. Bieten Sie lieber Spielzeug und Kleidung in allen Farben an. Und leben Sie es vor – also tragen Sie selbst nicht immer nur Blau.

Expertin: Kristin Langer aus Bonn ist Medienpädagogin bei www.schau-hin.info und selbst Mutter. Als Mediencoach unterstützt sie Eltern mit Tipps, um Kinder im Umgang mit Medien zu stärken.

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Expertin: Autorin Birgit Kelle aus Krefeld („GenderGaga“, um 18 Euro), Mutter von zwei Mädchen und zwei Jungs


Steht mir Sonderurlaub zu, wenn ich Vater werde? Werfen Sie mal einen Blick in Ihren Arbeitsvertrag, in den entsprechenden Tarifvertrag oder in die für Sie geltende Betriebsvereinbarung: Hieraus kann sich ein Anspruch auf Sonderurlaub ergeben. Darüber hinaus können Sie ihn auch direkt aus der gesetzlichen Regelung des § 616 BGB ableiten. Demnach dürfen Sie für kurze Zeit ohne Verdiensteinbußen vom Job fernbleiben, wenn es hierfür einen wichtigen Grund gibt und Sie kein Verschulden trift. Und ja: Die Geburt eines Kindes ist ein wichtiger Grund. Ihr Chef ist aber berechtigt, § 616 BGB im Arbeitsvertrag auszuschließen (also gleich mal nachschauen). Grundsätzlich ist es übrigens immer gut, den Boss früh über den Geburtstermin zu informieren. Expertin: Dr. Patrizia Antoni aus Köln, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Arbeitsrecht (www.ahs-kanzlei.de)

Wer zahlt, wenn mir der Kindersitz aus dem Auto geklaut wird? Ihre Kfz-Haftplichtversicherung schon mal nicht. Mehr Glück haben Sie vielleicht bei einer Kfz-Kaskoversicherung, wenn der Sitz als sogenanntes Fahrzeugteil unter Verschluss verwahrt worden ist, das Auto also in einer verschlossenen Garage oder einem Parkhaus gestanden hat. Haben Sie keine Kasko-Police, ersetzt unter ähnlichen Umständen auch eine Hausratversicherung einen aus dem Fahrzeug gestohlenen Kindersitz, vorausgesetzt, Sie haben eine Außenversicherung mit abgeschlossen. Gesetzt den Fall, dass in Ihr Auto eingebrochen wurde (und Sie nicht einfach nur vergessen haben abzuschließen), gilt der Kindersitzdiebstahl dann als Einbruchsdiebstahl. Experte: Leif Hermann Kroll aus Berlin, Fachanwalt für Verkehrsrecht und selbst zweifacher Vater (www.hkg-recht.de)

Meine Ex will mit den Kids in eine andere Stadt ziehen, wie kann ich mich verhalten? Am besten versuchen Sie mit der Mutter möglichst früh zu reden und – trotz Wut – einen Konsens hinzubekommen, der die Kinder wenig belastet. Mit Glück landen Sie bei einem Berater, der einen Konlikt gut moderieren kann. Leider ist es oft so, dass Anwälte & Co. einen Konlikt, besonders in der Anfangsphase, verschärfen und eskalationsfördernde Tipps geben. Ist ein Gerichtsverfahren eingeleitet, kommen Gutachter, Psychologen, Richter dazu, das macht’s nicht leichter. Andere Länder regeln das besser. Im US-Bundesstaat Florida ist es etwa so, dass ein Wegzug nur in einer 50-Meilen-Zone erlaubt ist. Dort hat es Priorität, dass Kinder im gewohnten Umfeld bleiben, um mit beiden Elternteilen so viel Kontakt wie möglich zu haben. In Deutschland ist das leider noch anders. Experte: Reinhard Rode aus Heilbronn, Gründer der Trennungskinder-Initiative www.papa-auch.de. Er hat zwei Söhne von zwei Frauen, lebt selbst in Trennung

DARUM! Fragen von Kindern lassen sich nicht immer pauschal beantworten, die richtige Taktik hängt vom Alter ab. 3 Antworten auf die Frage:

„Papa, was ist eigentlich Krebs?“ Die Antwort für 4-Jährige Krebs in der Familie betrift immer alle und kann die Kindesentwicklung stark beeinflussen. Wie genau, hängt vom Verhalten von Mutter und Vater ab. Betrofene Eltern sollten ihren Kindern die Wahrheit sagen. Die Kleinen haben feine Antennen für verbale und nonverbale Botschaften und schon im Kindergartenalter ein gutes Verständnis von Krankheit und drohendem Verlust. Nennen Sie den Krebs beim Namen, beschränken Sie sich bei der Erklärung aber aufs Wesentliche – Kinder in diesem Alter haben nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Wichtig ist fürs Kind zu wissen, was sich in seinem Alltag verändert, um auf kommende Ereignisse vorbereitet zu sein. Informieren Sie auch den Kindergarten, um auf Verhaltensaufälligkeiten reagieren zu können.

Die Antwort für 7-Jährige Kinder im beginnenden Schulalter verstehen die Ernsthaftigkeit einer solchen Erkrankung gut. Ihnen sollten Sie Erkrankung, Therapie und deren Wirkung erklären, auch mithilfe von entsprechenden Bilderbüchern. Körperliche Veränderungen wie Haarverlust sollten Sie am besten veranschaulichen. Erklären Sie Ihrem Kind, dass Krebs nicht ansteckend ist und keiner Schuld an dieser Erkrankung hat. Mit einem Vertrauenslehrer der Schule zu sprechen kann helfen, mögliche Lernschwierigkeiten aufzufangen.

Die Antwort für 12-Jährige Junge Teenager erleben eine besonders herausfordernde Zeit: Die Ablösung vom Elternhaus und die eigene Identitätsfindung können massiv durch die Krebserkrankung eines Elternteils beeinträchtigt werden. Als Vater sollten Sie deshalb aktiv das Gespräch mit den Jugendlichen suchen, ofen und konkret über Krankheitsbild und Behandlungsschritte sprechen. Teenager haben in der Regel Zugang zu Medien und damit zu vielen (Falsch)Informationen, die überfordern können. Ein Gespräch mit einem Arzt kann unter Umständen mehr Klarheit schafen. Informiertheit gibt Sicherheit und nimmt Ängste. Expertin: Diplom-Psychologin Manja Knappik von der Uni Regensburg (Klinik und Poliklinik für Innere Medizin). Sie arbeitet täglich mit Kindern

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WARUM?

Mein Sohn (4) kommt jede Nacht in unser Bett, wie lange geht das noch?

Das kann vorkommen! Also versuchen Sie herauszubekommen, warum Sie ein Kind lieber mögen als das andere. Denn eine Bevorzugung hat fatale Auswirkungen, nicht nur aufs benachteiligte Kind, sondern auf die ganze Familie. Wenn es wechselweise vorkommt, also mal die Tochter, mal der Sohn die Nummer 1 ist, kann es noch okay sein. Aber Sie sollten prinzipiell bemüht sein, Kinder gerecht zu behandeln. Dabei kommt’s auf deren Wahrnehmung an: Fühlen sie sich fair behandelt? Dann ist alles gut. Experte: Professor Hartmut Kasten aus München, Entwicklungspsychologe, Frühpädagoge, Familienforscher und Autor („Die Geschwisterbeziehung“, Hogrefe, um 27 Euro)

Ab welchem Alter muss ich mein Kind fragen, wenn ich ein gemeinsames Foto auf Instagram posten will? Die Frage gefällt uns! Vorab: Es existiert kein Gesetz mit einer Altersgrenze. Die Notwendigkeit zur Zustimmung wird vielmehr von der sogenannten Einsichtsfähigkeit des Kindes abhängig gemacht. Diese wird dann bejaht, wenn das Kind die Risiken einschätzen kann, die mit der Veröfentlichung seines Bildes im Internet einhergehen. Das hängt individuell vom Kind ab: Manche verstehen schon mit 11 Jahren, wie Facebook und Co funktionieren, andere erst später. Die Rechtsprechung geht jedoch davon aus, dass spätestens ab Vollendung des 14. Lebensjahres eine solche Einsichtsfähigkeit gegeben ist. Spätestens dann brauchen Sie auch die Zustimmung Ihres Kindes. Like! Experte: Tobias Röttger aus Mainz, Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Urheberrecht, Social Media und Markenrecht sowie Gesellschafter der Kanzlei Gulden Röttger (www.ggr-law.com)

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Experte: Dr. Jan-Uwe Rogge aus Bargteheide, Verhaltensforscher und Autor von „Erziehung – die 111 häufigsten Fragen und Antworten“ (Rowohlt, um 10 Euro)

Wann darf mein Kind zum ersten Mal zu McDonald’s? Vielen wird es nicht schmecken, aber wissenschaftlich existiert kein Beweis, dass Fast Food krank oder dick macht. Auch eine strenge Reglementierung von Fast Food (oder Süßigkeiten) ist nicht sinnvoll: Ein entspannter Umgang beugt am besten dem ungehemmten Konsum des vermeintlich Verbotenen vor. Experte: Uwe Knop aus Eschborn, Ernährungswissenschaftler und Buchautor („Kind, iss was ... dir schmeckt!“, Plassen, um 13 Euro)

TE X TE: CL AUDIA BEDNOR Z, LENA EISNER , L AUR A HASS

Ist es eigentlich normal, dass ich ein Kind mehr liebe als das andere?

Zunächst sollten Sie sich fragen: Warum kommt er nachts zu uns? Liegt es vielleicht daran, dass er am Tag zu wenig Aufmerksamkeit erhält? Denn was Kinder tagsüber nicht bekommen, holen sie sich gerne nachts – da ist ihnen die Aufmerksamkeit sicher. Versuchen Sie also, Ihrem Sohn tagsüber möglichst viel Zeit zu widmen, damit er nachts ruhig schlafen kann. Ansonsten lassen Sie es erst mal zu, setzen Sie sich als Deadline 4 bis 6 Monate. Wird es nicht besser, kann eine professionelle Beratung helfen. Wichtig: Mit Druck geht nichts! Wenn das Kind etwa eine Krise durchlebt, dann kann es sinnvoll sein, dem Kind für eine begrenzte Zeit Nähe zu geben.


Impressum Am 10. Mai ist Vatertag – das planen unsere DadKollegen

REDAKTION Leverkusenstraße 54, 22761 Hamburg Telefon +49 40/85 33 03-0, Fax +49 40/85 33 03-9 33 E-Mail: dad@menshealth.de PUBLISHER Wolfgang Melcher REDAKTIONSLEITER Marco Krahl ARTDIRECTOR Andreas Schomberg GESCHÄFTSFÜHRENDER REDAKTEUR Oliver Bertram FASHION-DIRECTOR Yilmaz Aktepe CHEFIN VOM DIENST Anette Liening-Ewert, Anja Knifka FOTOREDAKTION Christine Ingwersen GRAFIK Anne Ellerkamp SCHLUSSREDAKTION Esther Bloch, Volker Hummel

„Die Kids lassen mich bis 12 pennen, dann machen sie mir Eier mit Speck – jetzt muss ich nur noch die Familie in meine Pläne einweihen.“

MITARBEIT Wilhelm Bauer, Claudia Bednorz, Kai Bösel, Sandra Dibbern, Laura Diekmann, Rike Drust, Lena Eisner, Daniel Endreß, Mario Förster, Birk Grüling, Claudia Haessy, Boris Hafke, Christian Hanne, Lisa Harmann, Laura Hass, Ulrich Hofmann, Christiane Kolb, Theresa Kopper, Sophie Lüttich, Joachim Luger, Laura Merz, Jan Mötting, Julia Nemetschek, Kerstin Neumann, Camilla Rando, Märry Raufuss, Maximilian Reich, Sebastian Renz, Falk Richter, Rufus Rieder, Georg Sauer, Marion Scheithauer, Florian Schleinig, Peter Schmidt-Feneberg, Tjitske Schrieks, Kristin Stefen-Krahl, Markus Stenglein, Nina Katrin Straßner, Detlef Untermann, Arndt Ziegler MENSHEALTH.DE/DAD Marco Demuth

VERLAG UND ANZEIGEN

„Ich fahre mit den Kumpels auf Bikes in die Berge. Später liegen wir alle platt auf der Wiese. Höhenmeter knallen besser als Alkohol.“

DAD ERSCHEINT ALS MEN’S-HEALTH-SONDERHEFT Rodale-Motor-Presse Verlag GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft, Postfach, 70162 Stuttgart, Tel. 07 11/1 82-01 GESCHÄFTSFÜHRER Nils Oberschelp (Vorsitzender), Andrea Rometsch (CFO), Peider Bach (CDO) BRAND MANAGER Stefan Wolters (Leitung) MARKETING MANAGER Britt Pieper UNIT SALES DIRECTOR LIFESTYLE Anika Magenheim SALES DIRECTOR Katja Wiedemann, Tel. 0 40/85 33 03-83 VERTRIEBSLEITUNG Astrid Schülke, DPV Deutscher Pressevertrieb

PRODUKTION REDAKTIONSTECHNIK Dieter Folmert HERSTELLUNG Thomas Eisele LITHO MWW Medien GmbH, Hamburg DRUCK Quad/Graphics Europe, Wyszków, Polen

„Bei uns ist alle 14 Tage Vatertag – Vater und Sohn besuchen alle Heimspiele des FC St. Pauli. Aber der 10. Mai ist spielfrei, da wird bei uns nix gefeiert. Schon gar nicht der Vater.“

„Natürlich plane ich an diesem besonderen Tag eine Männertour. Wir sind allerdings nur zu zweit unterwegs: Mein Sohn (20) und ich wollen abends auf ein Konzert gehen. Zum Glück haben wir den gleichen Musikgeschmack – wir stehen beide auf Electro.“

MEN’S HEALTH INTERNATIONAL

„Ziemlich sicher feiere ich diesen Tag mit einer Flasche in der Hand und einen Wagen schiebend – Babylasche und Kinderwagen. Versteht sich doch von selbst für den Vater einer 15 Monate alten Tochter.“

MANAGING DIRECTOR ASIA PACIFIC & RUSSIA (SVP) Simon Horne DIRECTOR OF INTERNATIONAL LICENSING AND BUSINESS DEVELOPMENT Richard Bean EDITORIAL & BRAND DIRECTOR (SVP) Kim St. Clair Bodden DEPUTY BRANDS DIRECTOR Chloe O’Brien EXECUTIVE DIRECTOR, CONTENT SERVICES Shelley Meeks Einzelheft-Nachbestellung: Telefon +49 711 / 320 699 00, Fax: +49 711 / 182-2550 (14 ct/Min. aus dem dt. Festnetz) Men’s Health Dad erscheint in einem Joint Venture der Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. © by Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Men’s Health Dad ist im Bahnhofsbuchhandel und im Zeitschriftenfachhandel erhältlich.

„Wir wollen mit den Nachbarn grillen. Mit etwas Glück kommen auch meine beiden Kinder vorbei – die sind inzwischen 29 und 31.“

MEHR, PAPA, MEHR! DIE NÄCHSTE AUSGABE VON MEN’S HEALTH DAD ERSCHEINT 9. OKTOBER 2018 Ja, bis nächsten Herbst dauert’s noch! Vertreiben Sie sich bis dahin die Zeit doch mit MENSHEALTH.DE/DAD. Diese Themen erwarten Sie: Geburtsvorbereitungskurse für Männer — So sinnvoll sind sie wirklich; Bock auf Blog — Die besten Blogs für Väter, von Daddylicious bis Ichbindeinvater; Dad’s Day — unser großer Guide für den nächsten Vatertag; Achtung, Pubertier! So überstehen Sie den Teenie-Terror 113


DANKE, DAD!

Joachim Luger (74) ist der Vater der Nation: Seit 32 Jahren spielt er Vater Beimer in der ARD-Serie „Lindenstraße“ (sonntags, 18.50 Uhr, siehe oben). Aktuell tourt er mit dem Theaterstück „Wir sind die Neuen“ durch Deutschland

ewusst habe ich mir über diese Frage sehr lange keine Gedanken mehr gemacht — und sie berührt mich schmerzlich, habe ich doch zu den Lebzeiten meines Vaters meinen Dank an ihn nie wirklich ausgesprochen. Erst einmal habe ich ihm natürlich meine Existenz zu verdanken, auch wenn sein Beitrag dazu nur ein kurzer, immerhin aber hofentlich ein lustvoller war. Aber das war natürlich keineswegs alles. In meinen frühen Kindheitserinnerungen — ich mag damals etwa 4 oder 5 Jahre alt gewesen sein — sehe ich meinen Vater noch vor mir, wie er abends von der Arbeit nach Hause kam, seine alte, abgegrifene Aktentasche auf den Küchenstuhl stellte und ich ihm endlich meine drängendste Frage stellen konnte: „Hast du mir etwas mitgebracht?“ Und tatsächlich hatte er fast immer etwas für mich dabei, ielen doch in seinem Betrieb immer kleine Abfälle an: mal bunte Kartonstreifen, mal kleine Holzstücke, Reste aus Stof oder Leder, Papier zum Bemalen, immer waren es Dinge, mit denen ich als kleiner Steppke etwas anfangen konnte. Allerdings brauchte es etwas Fantasie, um etwas daraus zu machen, und die zu fördern war ohne Zweifel die Absicht meines Vaters. Fertiges Spielzeug gab es damals für mich nicht, und so malte, klebte und bastelte ich Schife, Flugzeuge, Häuser, Puppen und vieles mehr. Und wenn ich nicht mehr weiterkam, dann half er mir, wann immer er Zeit hatte. Er hatte auch kleine Tricks auf Lager, meine Neugier zu wecken. So saß er auf unserem Sofa, und aus seinen Händen, eng vor dem Mund gehalten, erklang — wie von Zauberhand — Musik. Bis er sein Geheimnis lüftete und mir die Mundharmonika schenkte, die er in seinen Händen verborgen hatte. Begierig, es auch zu versuchen, entlockte ich dem Instrument tagelang vor allem schräge und schrille Töne, bis mir dann das erste kleine Liedchen ge-

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lang. Wenn wir spazieren gingen, waren das meine schönsten Schulstunden. Er wusste so viel über Natur und Technik, Himmel und Erde und wurde nicht müde, mir alles zu erklären. Er hätte vielleicht Lehrer werden sollen, aber das war ihm nicht vergönnt. Seine eigene Kindheit, nein eigentlich sein ganzes Leben, war nie leicht gewesen. Als der Erste Weltkrieg endete, war mein Vater gerade mal 8 Jahre alt. Er durchlebte Hungerwinter, Revolution, Inlation und die sogenannte Englische Krankheit. Mit knapp 14 kam er in die Lehre als Buchbinder. Eine weiterführende Schule konnte er schon aus inanziellen Gründen nicht besuchen. Seine Lehrer in der Schule waren längst im Pensionsalter, die jungen gefallen in den mörderischen Schlachten. Seine Statur war eher klein, aber er ließ sich nicht kleinkriegen. Er heiratete kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, den er vom ersten bis zum letzten Tag mitmachen musste, und hatte das Glück, ihn ohne schlimmere Verletzungen zu überleben. Er, der keine höhere Schulbildung hatte, arbeitete sich in den Nachkriegsjahren zum Leiter einer kirchlichen Einrichtung in Berlin hoch, in der versehrte, behinderte und entwurzelte Kriegsheimkehrer in verschiedenen Berufen ausgebildet wurden. Meine Kindheit, so der Wunsch meines Vaters, sollte möglichst unbeschwert sein — und das gelang ihm auch. Er weckte in mir die Neugier auf vieles, was uns umgab. Neugier ist kein schönes Wort in unserer Sprache, steckt doch das Wort Gier darin. Aber es ist die positivste Gier, die es gibt, denn gibt es etwas Schöneres, als Neues zu erfahren, Neues zu entdecken und Menschen kennenzulernen? Ich war und bin immer noch ein neugieriger Mensch. Und Neugier ist eine der Grundlagen meines Berufes als Schauspieler. Vielleicht steckte es ja schon in meinen Genen, denn auch mein Vater hatte diese Neugier, und auf jeden Fall hat er sie erfolgreich an mich weitergegeben. Dafür bin ich ihm von Herzen dankbar. E

„Mein Vater weckte in mir die Neugier auf vieles, was uns umgab. Was gibt es Schöneres, als Neues zu erfahren?“

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FOTOS: STE VEN MAHNER/ WDR , HORNUNG/ WDR

Was haben Sie von Ihrem Vater gelernt, Herr Luger?


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