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Berlin Farbige Antike

FARBIGE ANTIKE

Wie wir die Farbigkeit einer ganzen Epoche vergessen haben

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Wer die Antike aus dem Schulunterricht oder dem Museumsbesuch kennt, hat meist auch eine Vorstellung einer passenden weißen Bilderwelt mit scheinbar monochromen Statuen und Skulpturen. Dass diese monochrome Skulpturen-Farbwelt der ursprünglichen Farbgebung antiker Kunst jedoch weitgehend widerspricht, ist nun schon seit längerer Zeit erforscht. Das Bild reinweißer, unbemalter Statuen stammt aus der Renaissance in der eine idealisierte und puristische Vorstellung antiker Kunst kultiviert wurde, die bis in die heutige Zeit überdauerte, aber wenig mit der Realität zu tun hat. Erst als mit dem Siegeszug der Wissenschaft

ab dem 19. Jahrhundert an vielen Statuen Farbreste der ursprünglichen Bemalung gefunden wurde, begann sich unsere Vorstellung davon langsam anzupassen.

Denn im antiken Original waren Statuten und Skulpturen bunt, farbenfroh und absolut lebensnah. So zeigt es auch das Panorama PERGAMON, das in Berlin als temporäre Ergänzung des weltberühmten Pergamonmuseums direkt an der Museumsinsel zu sehen ist. So hat Yadegar Asisi im Panorama und der Begleitausstellung zu PERGAMON nicht nur den berühmten Pergamonaltar mit strahlendem, azurblauem Hintergrund wiedererstehen lassen. Auch den Gewandstatuen und Skulpturen wurde eine bislang weitgehend unbekannte Farbigkeit gegeben. Als Höhepunkt sehen wir eine visuelles Gedankenspiel an einer der großen Altar-Statuen: Mithilfe von zwei Projektoren und Pojektionsmapping werden verschiedene Farbvarianten des Gewands auf Basis von Farbvorschlägen aus neuesten Erkenntnissen der Antikensammlung nacheinander auf den Marmor projiziert. So erhalten die Besucher in PERGAMON einen einzigartigen Einblick in den Farbenreichtum der hellenistischen Antike. Und auch in anderen Elementen der Ausstellung spiegelt sich der Farbenreichtum der Antike wieder. Während die Texthintergründe und Wände im Rundgang abwechselnd in Blau, Weiß und Schwarz gehalten sind, leuchten die Hohlkehlen, in denen antike Porträtbüsten oder auch die Box, in dem der Innenfries des berühmten Altars ausgestellt werden, in strahlendem Gold. Eine Farbgebung, welche die einzigartige Bildhauerarbeit der jahrtausendealten Meisterstücke betont und diese in ein besonderes, majestätisches Licht taucht. Der weltberühmte Pergamonaltar selbst, der als Höhepunkt hellenistischer Bildhauerei für einige Jahre durch die Sanierung des Pergamonmuseums nicht zugänglich ist, erhielt in der künstlerischen Ausarbeitung im Panorama durch Yadegar Asisi eine nie zuvor gekannte Farbigkeit. Der Künstler komplettierte nicht nur die fehlenden Figuren im Gigantenfries, sondern kolorierte Hintergrund und Figuren in wechselnden, gesättigten Farben nach neuesten wissenschaftlichen Ergebnissen. So wundert es nicht, dass das Projekt für sein Ausstellungsdesign sowohl als Gewinner des „Red Dot Design Awards“ als auch des „German Design Awards“ ausgezeichnet wurde.

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