ARBEIT SWELTEN
VOLL FANTASDIG SKILL-CHECK DIGITALISIERUNG WAS MENSCH KÖNNEN, WISSEN, MITBRINGEN MUSS, UM IN DER DIGITALEN BERUFSWELT ZU BESTEHEN. EXPERT*INNEN GEBEN AUSKUNFT. Text: Lena Dippold
Mit dem Smartphone bezahlen, den Pulsmesser am Handgelenk, unsere Schrittanzahl und unseren Kalorienverbrauch in der App gespeichert. Unser Auto parkt für uns ein, während wir über unser Handy schon mal die Heizung zu Hause anmachen. »Hey Siri?«, stets zu unseren Diensten. Die Digitalisierung ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Eine Welt ohne Web 2.0 kennen wir nicht mehr. Kommunikation, Wohnen, Mobilität, Kreativität, Shopping oder Gesundheit. »Die digitale Transformation bedeutet für alle Lebensbereiche tiefgreifende Veränderungen. Im Privaten nehmen wir diese ganz selbstverständlich und dankbar an. Denken wir nur an Dinge wie Alexa, Google Home, den Thermomix oder Staubsaugerroboter. Wer diese einmal hatte, will sie nicht wieder hergeben, sie erleichtern unseren Alltag ungemein«, bringt es Dr. Isabelle Kürschner, Expertin für New Work und Digital Leadership auf den Punkt.
Schritt voraus. Die Liste ist lang. Durch die Corona-Pandemie hat die digitale Transformation in Deutschland Antrieb bekommen und gezeigt, welche Möglichkeiten es geben kann. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, es bestehen Defizite, die es auszugleichen gilt. Durch die Digitalisierung können Prozesse mit einem hohen Routineanteil automatisiert werden. Das gilt nicht mehr nur für Tätigkeiten in Fabriken. Auch Routinejobs im Büro, von Buchhaltung bis Controlling, juristische Prozesse oder Abläufe in den BackOffices der Banken können uns die Maschinen abnehmen. Die Frage nach dem Warum - warum digitalisieren? - scheint viele Unternehmen, aber auch Mitarbeitende trotzdem noch immer zu beschäftigen. »Der Erfolg der Vergangenheit verleitet dazu, Bewährtes zu lange zu bewahren und Neues zu lange zu negieren«, ist sich Dr. Holger Schmidt, Experte für Digitalisierung und Arbeit 4.0, sicher.
STATUS QUO
DIGITALISIERUNG: WHY NOT?
›Never change a running system‹ gilt hier aber nicht mehr. Warum stellt man sich nicht stattdessen die Frage: Why not? Warum nicht Prozesse digitalisieren, wenn dadurch Effizienz gesteigert werden kann? In Zukunft werden und müssen sich Unternehmen und damit auch unsere Arbeitswelt, Arbeitsgewohnheiten und vor allem Fähigkeiten verändern, digitaler werden, um nicht gegen die Konkurrenz im Wettbewerb zu verlieren. Dass es bei der digitalen Transformation nicht nur um Roboter geht, mit denen wir künftig zusammenarbeiten werden, sondern sich genauso viele Möglichkeiten eröffnen können, wie in unserem Alltag, weiß Dr. Isabelle Kürschner. »Es geht auch um digitale Plattformen, die die Zusammenarbeit auf Distanz erst möglich machen. Hier sehen wir aber oft mehr Zurückhaltung, um es nicht Widerstand zu nennen, als im Privaten.« Denn nicht zuletzt ist einer der Gründe, warum die deutsche Wirtschaft ihr Potenzial in Sachen Digitalisierung nicht voll ausschöpft, die Angst vieler Beschäftigter um ihren Arbeitsplatz. Diese Dr. Holger Schmidt, Experte für Digitalisierung der Wirtschaft Furcht vor großer Arbeitslosigkeit bleibt aber unbegründet. Dr. Isabelle Kürschner zeigt sich zuversichtlich: »Mit jedem Konnektivität, digitale Kompetenzen, Internetnutzung, Di- Job, jedem Berufszweig, der weggefallen ist, sind wieder neue gitaltechnik in den Unternehmen und digitale öffentliche entstanden«. So schaffen laut Manpower Report diejenigen Dienste, ist immer dieselbe: Da geht noch mehr. Auch in Sa- Unternehmen, die am meisten digitalisieren, sogar die meischen Internetgeschwindigkeit sind uns Länder wie Spanien, ten neuen Jobs. Online-Handel, Marketing und IT sind nur Frankreich, Ungarn oder Rumänien einen ordentlichen ein paar Beispiele von vielen. Auch ganz neue Berufs- und
»MIT DEN MASCHINEN ARBEITEN – NICHT GEGEN SIE. FRÜHZEITIG DIE DIGITALEN TOOLS ANEIGNEN, DIE FÜR DEN JOB WICHTIG SIND – ODER NOCH BESSER: WICHTIG WERDEN, DENN VIELE UNTERNEHMEN BRAUCHEN DEN FRISCHEN WIND VON AUSSEN.«
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Quellen: ec.europa.eu | Illustrationen: goldenshrimp/depositphotos.com
Und in der Arbeitswelt? Sieht das Ganze noch etwas anders aus. Deutschlands Digitalisierungsgrad ist laut des DESI-Index der EU-Kommission mit 56,1 von 100 Punkten nur Mittelmaß und gerade mal einen Punkt über dem europäischen Durchschnitt. Die Devise in den fünf Kategorien des Index,