Vom offenen himmel erzaehlen(2)

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VOM OFFENEN HIMMEL ERZĂ„HLEN Unterwegs zu einer missionarischen Volkskirche

ARBEITSH I LFE


Inhalt Seite 3

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Vorwort

1.

begeistern – bewegen – zumuten Schritte auf dem Weg zu einer missionarischen Kirche begeistern – durch geistliche Visionen

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1.1

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1.2 bewegen – weniger ist manchmal mehr

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1.3 zumuten – wider die Sprachlosigkeit

7

2.

7

2.1 Menschen, Lebenslagen und Kirchenmitgliedschaft

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2.2 Der ökumenische und interreligiöse Kontext

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2.3 Soziale Verantwortung

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2.4 Öffnung und Profilierung

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2.5 Gemeinden und kirchliche Dienste – Partnerschaft in gemeinsamer Sache

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2.6 Stolpersteine

12

3.

12

3.1 „Auf Sendung“ – Erfahrung und Perspektiven

14

3.2 Fünf Wesensmerkmale einer missionarischen Volkskirche

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3.3 Mission braucht Leitlinien

21

4.

21

4.1 Biblische Meditationen

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4.2 Kommunikation des Evangeliums – Beispiele aus der Praxis

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4.3 Literatur, Materialien, Kontaktadressen

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4.4 Entwürfe

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Beschluss Nr. 72 der Landessynode 2005 der Evangelischen Kirche im Rheinland

Mission im Kontext

Impulse für den Prozess „Vom offenen Himmel erzählen“

Zur Weiterarbeit

zum Proponendum „Auf Sendung“ 55

Mitglieder der Arbeitsgruppe „Vom offenen Himmel erzählen“ Impressum

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Inhalt


Vorwort Vom offenen Himmel erzählen? Die Sehnsucht nach dem Paradies, dem offenen Himmel boomt – und der Markt reagiert. Im Internet gibt es mehr als 700.000 Seiten unter dem Stichwort „offener Himmel“ (Stand: April 2006). Auch christliche Seiten sind zu finden, aber ein offener Himmel wird ebenso von der Interhome-Ferienhausvermietung in den Niederlanden oder von den Shambala-Buddhisten angeboten. Da findet man die „Aktion offener Himmel“ des Erzbistums Salzburg oder den Militärvertrag über den offenen Himmel in Europa, präsentiert vom Verteidigungsministerium. Angeboten wird das Buch „Offener Himmel“ (ab 13 Jahren) von Thomas Fuchs samt unzähliger Referate und Zusammenfassungen auf Hausaufgabenseiten. Vom offenen Himmel erzählen? Die Bibel erzählt von ihren ersten bis zu ihren letzten Seiten davon: Am Anfang ein Paradies, am Ende ein neuer Himmel und eine neue Erde. Mit dieser Arbeitshilfe sind Sie eingeladen, Gottes offenen Himmel zu Ihrem Thema zu machen. Vom offenen Himmel zu erzählen ist Programm: Gott hat den Himmel geöffnet und wendet sich in Liebe den Menschen zu. Gott macht in seiner Mission den Anfang. Und die Mission der Kirche beginnt da, wo Menschen Gottes Reden hören, Spuren von Gottes Liebe entdecken und sich ihm anvertrauen. Sie finden in dieser Arbeitshilfe Anregungen, Impulse, Ideen und praktische Beispiele. Das erste Kapitel „begeistern, bewegen, zumuten“ skizziert drei Stichworte für eine missionarische Kirche: Gottes Geist als die Initiative jeder Mission, die Einladung zu einem gemeinsamen Weg und der Mut zum Gespräch über den Glauben. Es geht um Inspiration und Grundlegung. Das zweite Kapitel „Mission im Kontext“ befasst sich mit den Rahmenbedingungen, mit der Lebenssituation der Menschen und der Situation unserer Kirche und stellt die Frage: Welche Koordinaten kirchlicher Arbeit sind für Mission zu beachten? Das dritte Kapitel „Impulse für den Prozess“ verbindet Erfahrungen und Anstöße: Was aus dem Prozess „Auf Sendung“ gelernt wurde, woran eine missionarische Volkskirche erkennbar ist und was zu einem neuen Verständnis von Mission und Evangelisation gehört. Das vierte Kapitel „Zur Weiterarbeit“ will Ihre Fantasie anregen. Es bietet Auslegungen zu biblischen Texten und Beispiele zur Gestaltung eigener Projekte. Unter www.vom-offenen-himmel-erzaehlen.de sind im Internet weitere Materialien für die praktische Arbeit abrufbar. Die Evangelische Kirche im Rheinland will mit dieser Arbeitshilfe den Prozess „Auf Sendung“ (2002-2005) fortsetzen, in dem es darum ging, das Thema Mission und missionarische Handlungsfelder vor Ort neu zu erschließen und in alltäglichen Situationen „auf Sendung“ zu sein. Die Erfahrungen, die unter anderem im Rahmen einer Auswertungstagung im Jahr 2004 und auf der Landessynode 2005 bilanziert wurden, eröffnen dafür neue und auch überraschende Perspektiven: Wenn Menschen in unserer Kirche mit mehr Zuversicht vom offenen Himmel erzählen, ist Mission gegenwärtig – als Haltung, nicht als Veranstaltung oder Event. Machen Sie mit! Nur wenn wir selbst sprachfähiger werden, gibt es Neues zu entdecken – Visionen, nicht nur Prioritäten, und Veränderungen bei anderen, aber auch bei uns selbst.

Nikolaus Schneider Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland Düsseldorf, im August 2006

Vorwort

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1. begeistern – bewegen – zumuten Schritte auf dem Weg zu einer missionarischen Kirche

Äußern Sie, was Sie mit den Stichworten begeistern, bewegen und zumuten verbinden!

Der Ursprung jeder Mission ist die Sehnsucht Gottes nach den Menschen: Er will ihnen nahe kommen und sie seine Liebe erfahren lassen. Viele Menschen äußern ihrerseits Sehnsucht nach „gottvollen und erlebnisstarken“ Erfahrungen (Paul Zulehner), die sie aber meist nicht mehr in der Kirche erwarten. Gottes Geist weckt in Menschen die Sehnsucht nach dem Himmel. Gottes Interesse und Werk ist es, den Himmel offen zu halten, die Aufgabe der Kirche ist es, von diesem offenen Himmel zu erzählen. Auf dem Weg des Glaubens entdecken Christinnen und Christen Kirche als Gemeinschaft und erleben, wie heilsam der Glaube für sie ist. Im Vertrauen auf Gott und diese Gemeinschaft können sie sich diesen Weg zumuten.

1.1

begeistern – durch geistliche Visionen

Der Weg einer glaubwürdigen, offenen und einladenden Mission bleibt Geschenk und Werk des Heiligen Geistes. Deshalb beginnt Mission mit der Bitte um den Heiligen Geist und seine Vision. Der Geist bevollmächtigt die Gemeinde, Gottes Mission fantasievoll und treu zu erfüllen. Gemeinden brauchen Mut, immer wieder zu fragen, welche Gaben und Aufgaben Gott ihnen gegeben hat.

„ Haben Sie, hat Ihre Gemeinde eine solche Vision?

In ihrem Zeugnis von Gott in Christus müssen viele Gemeinden damit anfangen, dafür eine Vision zu finden. Wenn Menschen von dieser Vision begeistert und bestärkt sind und persönlich davon verändert werden, wird Evangelisation ganz natürlich beginnen. Bischof John Finney, Church of England

Solche geistlichen Visionen zu entwickeln und dann entsprechende Prioritäten zu setzen und konkrete Schritte zu vereinbaren, kann in einer Gemeindekonzeption geleistet werden. Im Vertrauen auf Gott schaffen Gemeinden Lebensräume, Menschen zu begegnen und sie auf ihrer eigenen geistlichen Reise zu begleiten. Anregungen zur Erarbeitung einer Konzeption finden Sie unter www.ekir.de/visionen-erden/Arbeitshilfen „Vom offenen Himmel erzählen“ beginnt als geistliche Bewegung der eigenen Veränderung. Glaubende sind immer darauf angewiesen, dass Gott sie bei offenen Fragen leitet, sie in Trauer tröstet, in Zweifeln begleitet und in Mutlosigkeit neu belebt. Gottes Geist befähigt Gemeindemitglieder, den Gott-Suchenden innerhalb und außerhalb der Kirche ehrliche Gesprächspartnerinnen und -partner zu sein. Eine Einladung zum Glauben an den dreieinigen Gott wird da Gehör finden, wo sie mit Respekt und Offenheit verbunden ist. Eine authentische Begegnung berührt oder verändert alle, die daran teilnehmen.

Ich hatte noch nie so gute Bedingungen, um mit Jugendlichen über Gott zu sprechen“, sagte ein Jugendleiter, und er erklärte das so: „In unserer Gemeinde gibt es sechs Moscheen, und in unser Jugendheim kommen zu 80 Prozent Türken. Sie sprechen mit unseren Jugendlichen oft darüber, wieso die einen reich und die anderen arm sind, über Gut und Böse, über Gerechtigkeit, über gerechten Krieg und Allah. Und die deutschen Jugendlichen fragen mich dann: ‚Was glauben wir eigentlich? Gibt es bei uns auch einen gerechten Gott?‘

Beginnen Sie bei sich selbst! Tauschen Sie Erfahrungen aus Begegnungen mit Suchenden, Zweifelnden oder auch mit Menschen anderer Religionen aus. Wirken sich solche Begegnungen auf Ihren eigenen Glauben aus?

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1.2 bewegen – weniger ist manchmal mehr Christinnen und Christen, die selbst auf dem Weg des Glaubens sind, entdecken viel, sie erleben aber auch Niederlagen, Zweifel und Rückschläge. Es kommt darauf an, authentisch davon zu erzählen, wie man selbst unterwegs im Glauben ist. Mit Wahrheitsansprüchen aufzutreten, macht unglaubwürdig. Geschäftigkeit und Veranstaltungen allein wecken kein Interesse für das Evangelium. Mission wächst aus Beziehungen und lebt von Beziehungen. Viele Menschen empfinden das Wachsen ihres Glaubens wie eine geistliche Reise. Packen Sie doch einfach auch Ihre Koffer. Haben Sie ein Ziel für Ihre geistliche Reise? Möchten Sie bestimmte Dinge mitnehmen und andere bewusst zu Hause lassen? Gelebte Spiritualität einer Gemeinde hat attraktive Kraft. Wenn Gemeindeglieder für sich selbst Gottes Gaben entdecken und gerne Aufgaben übernehmen, strahlt die Gemeinde Freude und Lebensqualität aus. Eine solche Gemeinde vereinnahmt Menschen nicht oder legt sie auf bestimmte Formen fest. Sie lädt ein, verzichtet aber auf Zwang, ohne darüber profillos zu werden. Die Mission einer Gemeinde kann zu Veränderungen und Erweiterungen führen, aber auch zur Reduktion von Aktivitäten, um zur Erneuerung des Auftrags zu gelangen. Bitten Sie Außenstehende um eine Rückmeldung über Ihre Gemeinde. Fragen Sie, was sie als attraktiv wahrnehmen und was sie vermissen.

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1.3 zumuten – wider die Sprachlosigkeit Wer hat Ihren Glaubensweg beeinflusst? Diese Frage ist eine gute Grundlage für Gespräche, die Sprachbarrieren überwinden sollen. Sie erleichtert es, Verbindungslinien zwischen Leben und Glauben (wieder) zu entdecken. Denn an Personen in der eigenen Biografie erinnern wir uns rasch. Leider überlassen viele Menschen, auch wenn sie schon über Jahre aktiv in der Gemeinde mitarbeiten, das Reden über Glaubensfragen meist der Pfarrerin beziehungsweise dem Pfarrer. Sie sind unsicher und fühlen sich sprachlos, wenn es um den Glauben geht. Das muss nicht so bleiben. Gemeinden, die regelmäßig Glaubenskurse anbieten, berichten davon, dass Ehrenamtliche in ihrem Glauben und in ihrem Selbstbewusstsein wachsen und dass sie aufgrund eigener positiver Erfahrungen ihre Verwandten und Freunde zu einem weiteren Kurs einladen. (s. Seite 27 in dieser Arbeitshilfe). Häufig brauchen Gespräche über den Glauben geschützte Räume kleiner Gruppen. Ein vertrauter Kreis in einem Raum der Gemeinde oder in der Wohnung eines Gemeindegliedes bietet dazu die Möglichkeit. Beispiele dafür sind in vielen Hauskreisen zu finden (s. Seite 27). Haben Sie Ideen, woher die oft beklagte Sprachlosigkeit in Sachen Glauben kommt? Diskutieren und ergänzen Sie die folgenden Erklärungen. – Viele Gemeindemitglieder denken, man dürfe nur korrekt über den Glauben reden und überlassen lieber den Profis das Wort. – Religion gilt in unserer Gesellschaft als Privatsache. Wer öffentlich darüber redet, hat Sorge, als Außenseiterin bzw. Außenseiter zu gelten. – Über den Glauben zu reden, ist in der Gesellschaft weithin tabu. – Verletzende Erfahrungen in Schule oder Gemeinde können Ursache für Unsicherheit sein. – In unserer Mediengesellschaft gibt es eine starke Versuchung, nur noch zu konsumieren und auf eigenes Denken und Reden zu verzichten. – Die Lebenshast macht Menschen atemlos und sprachlos. – Weil in Deutschland bis heute historische Schuld verschwiegen wird, verstummen ganze Generationen in lebenswichtigen Angelegenheiten. – Sprachlosigkeit kann Erfahrungslosigkeit widerspiegeln:Wer wenig erlebt, hat wenig zu erzählen. – –

Lassen Sie Menschen verschiedener Generationen und Milieus von ihren Glaubensgeschichten erzählen. Wählen Sie dafür einen geeigneten Rahmen. Einige Gemeinden veröffentlichen solche Geschichten, wie zum Beispiel die Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte, s. www.koblenz-mitte.de Vertrauen und Ehrlichkeit sind Voraussetzungen für die Überwindung von Sprachlosigkeit – ebenso echtes Interesse aneinander. Und in manchen Alltagserlebnissen steckt mehr kommunikative und missionarische Kompetenz als in wortreichen Abhandlungen oder langen Vorträgen.

„ Versuchen Sie, sich in die Situation hineinzudenken: Hätten Sie eine Antwort gefunden?

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Sein Auto wartete im Sommer neben meinem an der Ampel – offene Seitenfenster, aufgedrehte Lautsprecher, seine Techno-Musik teilte er freigiebig mit seiner Umgebung. Dann schauten wir gleichzeitig zur Seite und erkannten uns. Ein junger Erwachsener, der lange auf Jugendfreizeiten mitgefahren war. Dort gab es immer wieder intensive Gespräche über Gott und den Glauben. Ein freundliches Grinsen ging über sein Gesicht und er drehte das Radio leiser: ‚Heh, glaubst du immer noch an den da oben?‘

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2. Mission im Kontext Mission ereignet sich als Begegnung zwischen Menschen und vollzieht sich in unterschiedlichen Beziehungsfeldern. Daher beeinflusst der Kontext der Kirche und der Gemeinden auch deren missionarisches Reden und Handeln, z.B. die sozialen und kulturellen Gegebenheiten in der Gesellschaft und die konkreten Lebenssituationen der Menschen.

2.1 Menschen, Lebenslagen und Kirchenmitgliedschaft Um Milieu- und Generationsverengungen zu vermeiden und möglichst vielen Menschen gerecht zu werden, ist es wichtig, sie im wahrsten Sinne des Wortes „wahr“ zu nehmen. Die Verantwortlichen in den Gemeinden, den funktionalen Diensten und überall in der Kirche sollten genauer hinschauen und hinhören, was Menschen heute umtreibt. Wie sieht ihre Lebenssituation aus? In welchem sozialen Klima leben sie? Gibt es besondere Herausforderungen, besondere Belastungen? Genauso wichtig sind Fragen, die sich die Gemeinden selber stellen müssen: Wie gehen die Menschen in der Gemeinde miteinander um, und – besonders wichtig – wie reden sie miteinander bzw. übereinander? Wie ist das Zusammenspiel der ehrenamtlich und der beruflich Mitarbeitenden? Welche Rolle hat die Pfarrerin bzw. der Pfarrer? Welche Erwartungen haben andere an Kirche und Gemeinde, und wie wird die Gemeinde von außen wahrgenommen? Ihre Mitgliedschaft in der Kirche leben Menschen in der heutigen Zeit sehr unterschiedlich: Manche kommen am liebsten zu den großen Fest- und Feiertagen in die Kirche und schätzen die Amtshandlungen. Manche besuchen (fast) jeden Sonntag den Gottesdienst und sind in der Gemeinde auch „zwischendurch“ aktiv. Andere engagieren sich eine Zeitlang in Projekten für Zielgruppen wie z.B. Väter-KinderWochenenden oder Eine-Welt-Projekten. Wieder andere besuchen die Gottesdienste und Ausstellungseröffnungen in einer CityKirche und sehen sich selbst als „treue Kirchenmitglieder in Halbdistanz“. Viele haben die Kirche nach langjähriger Beziehungslosigkeit verlassen, treten aber aus biografischen Gründen wieder ein, z.B. bei Familiengründung oder nach persönlichen Schicksalsschlägen. Die verschiedenen Formen von Kirchenmitgliedschaft wahrzunehmen, sie theologisch ernst zu nehmen und produktiv zu gestalten – das ist für die Kirche eine große missionarische Herausforderung, vielleicht sogar die größte in der heutigen Zeit. Dabei ist daran zu erinnern, dass Gemeinde an vielen Orten zu finden ist – in Dörfern und Stadtteilen, aber auch in Schulen, Universitäten, Krankenhäusern oder in NetzwerkGruppen und ökumenischen Gemeinschaften. Hier wird Kirche auch außerhalb der Ortsgemeinde erlebt und gelebt, vor Ort und weltweit. Lassen Sie sich auf eine heikle Frage ein: Welche Voraussetzungen muss jemand erfüllen, damit Sie sie oder ihn für eine „richtige“ Christin bzw. einen „richtigen“ Christen halten? Können Sie dafür Kriterien benennen? Tauschen Sie sich über unterschiedliche Vorstellungen aus.

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2.2 Der ökumenische und interreligiöse Kontext Christliche Kirchen sind glaubwürdig, wenn sie die gute Nachricht vom offenen Himmel gemeinsam weitersagen. Für ihren missionarischen Auftrag können Gemeinden viel voneinander lernen und miteinander Fantasie für ökumenische Projekte auf lokaler oder regionaler Ebene entwickeln. Ökumenische Zusammenarbeit vor Ort wird bereits seit Jahren praktiziert. In der Zusammenarbeit mit fremdsprachigen Gemeinden gibt es jedoch vielfach noch „Berührungsängste“. Gemeinsam mit Christinnen und Christen aus der weltweiten Ökumene können Gemeinden in Deutschland darüber nachdenken:„Was ist unsere Botschaft, und wie können wir sie einladend und überzeugend unseren Mitmenschen nahe bringen?“ Mission heute ist belastet durch die Mission der Vergangenheit, die oft mit Kolonialismus und Konfessionalismus einher ging. An diese geschichtliche Schuld muss immer erinnert werden. Christinnen und Christen aus den ehemaligen Missionsgebieten nehmen diese Missionsgeschichte kritisch, aber auch dankbar wahr.

Unsere beiderseitige Erkenntnis, dass wir gemeinsame Wurzeln haben, hat mich tief bewegt und glücklich gemacht. Wir sind nicht nur heute Partner im Dienste unseres Herrn Jesus Christus, sondern wir haben wirklich gemeinsame Wurzeln des Glaubens und eine Verbindung zwischen unseren Völkern über die letzten 163 Jahren hinweg. Bischof Dr. Zephania Kameeta, Evangelisch-Lutherische Kirche in der Republik Namibia, in seinem Grußwort an die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland, Januar 2006.

Im jüdisch-christlichen Gespräch geht es für Christinnen und Christen darum, die gemeinsamen Wurzeln und Traditionen wahrzunehmen und sich mit Israel als „In-die-WeltGesandte“ zu verstehen. Zunehmend wichtiger wird das Gespräch mit nichtchristlichen Gruppen und Glaubensgemeinschaften. Dem Gespräch mit muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern kommt in unserem Kontext besondere Bedeutung zu. Kontaktadressen zur Weiterarbeit: Studienstelle „Christen und Juden“: Telefon (0211) 36 10-310, studienstelle-christen-juden@ekir.de Beratungsstelle für christlich-islamische Begegnung: Telefon (0202) 8 27 36, info@islam-begegnung.de www.christlich-islamische-begegnung.de

2.3 Soziale Verantwortung Angesichts der heute finanziell schwierigen Situation stehen Diakonie, insbesondere aber Sozial- und Weltverantwortung, zunehmend in der Gefahr, aus dem Blickfeld von Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen zu geraten. Diakonie und Weltverantwortung sind aber Teil der einen Mission der Kirche. Gottes Zuwendung gilt dem ganzen Menschen. Daher kann Kirche sich im Sinne Gottes immer nur ganzheitlich den Menschen zuwenden. Hier können Impulse und Anregungen aus folgenden kirchlichen Bewegungen aufgegriffen werden: Soziale Gerechtigkeit, national und weltweit, Bewahrung des Friedens sowie Rücksicht auf die natürlichen Grundlagen und Ressourcen gehören eng zusammen. Der konziliare Prozess für „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ hat das neu deutlich gemacht.

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Das „Bekenntnis des Glaubens im Angesicht wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und ökologischer Zerstörung“ des Reformierten Weltbundes, aus dem im Folgenden zitiert wird, markiert die Herausforderung an die Kirchen, sich mit dem Geist und den Folgen der wirtschaftlichen Globalisierung auseinander zu setzen:

Aus unserer reformierten Tradition heraus und auf Grund unserer Erkenntnis der Zeichen der Zeit erklärt die Generalversammlung des Reformierten Weltbundes, dass die globale wirtschaftliche Gerechtigkeit für die Integrität unseres Glaubens an Gott und unsere Nachfolgegemeinschaft als Christinnen und Christen wesentlich ist. Wir glauben, dass die Integrität unseres Glaubens auf dem Spiel steht, wenn wir weiterhin angesichts des gegenwärtigen Systems der neoliberalen ökonomischen Globalisierung schweigen und untätig bleiben, und darum bekennen wir vor Gott und einander: (…) 15. Wir glauben an Gott, den Schöpfer und Erhalter allen Lebens, der uns als Partnerinnen und Partner in die Schöpfung und Erlösung der Welt beruft. Wir leben unter der Verheißung, dass Jesus Christus gekommen ist, damit wir alle Leben in Fülle haben (Joh 10,10). Vom Heiligen Geist geführt und erhalten, öffnen wir uns der Wirklichkeit der Welt. 16. Wir glauben, dass Gott über die ganze Schöpfung regiert. ‚Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist‘ (Ps. 24,1). 17. Darum sagen wir Nein zur gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung, die vom globalen neoliberalen Kapitalismus aufgezwungen wird, und zu jedem anderen Wirtschaftssystem, einschließlich der Planwirtschaft, das sich Gottes Bund widersetzt, indem es die Armen, die Verwundbaren und die ganze Schöpfung von der Fülle des Lebens ausschließt. Wir lehnen jeden Anspruch eines wirtschaftlichen, politischen und militärischen Imperiums ab, das Gottes Herrschaft über das Leben untergräbt und gegen die gerechte Herrschaft Gottes handelt.

Bund für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit, Reformierter Weltbund, 24. Generalversammlung, August 2004 in Accra, Ghana, www.warc.ch/24gc/index-g.html

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Das Sozialwort der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ (1997) mahnt die von den lateinamerikanischen Kirchen aufgegriffene „vorrangige Option für die Armen“ und die Weiterentwicklung unseres Sozialstaats an. In Anlehnung an das Sozialwort befasst sich auch die rheinische Kirche mit der Armuts- und Reichtumsentwicklung. Sie zeigt immer wieder gelingende „Beispiele für kirchliches Handeln gegen die soziale Polarisierung” – so der Untertitel der zusammenfassenden Arbeitshilfe „Reichtum braucht ein Maß – Armut eine Grenze” (2004). Seit neun Jahren veranstaltet sie in Zusammenarbeit mit dem Bistum Essen den „Sozialpolitischen Aschermittwoch” in Essen. In einem liturgischen Rahmen geht es um Fragen der Solidarität und Gerechtigkeit, der Gesundheitsvorsorge, Ausländer-, Europa- und Familienpolitik. Soeben erschienen ist die neue EKD-Denkschrift „Gerechte Teilhabe. Befähigung zur Eigenverantwortung und Solidarität“, Gütersloh 2006. Internetadressen zur Weiterarbeit: Die o.g. Arbeitshilfe „Reichtum braucht ein Maß – Armut eine Grenze” ist abrufbar unter www.ekir.de/ekir/dokumente/BroschA5_ReichArm_0804pdf Weitere Informationen zur EKD-Denkschrift unter www.ekd.de/EKD-Texte/denkschrift_gerechte_teilhabe.html In der 1989 von der EKD-Synode beschriebenen neuen „Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche“ geht es um einen angemessenen und gerechten Umgang der Geschlechter miteinander – in den Gemeinden, in den Diensten und Werken und an allen kirchlichen Orten sowie in der Gesellschaft. Wenn sich Christinnen und Christen für die sozialen, kulturellen und geistlichen Nöte der Menschen vor Ort und weltweit öffnen, erzählen sie als diakonische Gemeinde durch ihr Tun vom offenen Himmel. Sie folgen der Zuwendung Jesu zu den Fragenden und Suchenden wie auch zu den Armen und Benachteiligten. Die missionarische Ausrichtung einer Gemeinde führt zu diakonischen Projekten, in denen Menschen für Leib und Seele Hilfe bekommen. Das spricht alle an und lädt sie zum Mitmachen ein (Beispiele gemeindlicher Diakonie auf den Seiten 34 und 37f.). Sicher gibt es auch in Ihrem kirchlichen Umfeld noch ungenutzte Chancen für das Zusammenwachsen von Mission und Diakonie. Laden Sie zu einer Begegnung mit diakonisch Verantwortlichen aus Gemeinde, Werken und Einrichtungen in Ihrer Umgebung ein!

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2.4 Öffnung und Profilierung Eine große Zahl von Gemeinden macht positive Erfahrungen mit Gottesdiensten und Veranstaltungen, die thematisch leicht zugänglich, einladend und kommunikativ sind. Wichtig ist dabei, dass Menschen ohne schlechtes Gewissen teilnehmen und sich auch wieder zurückziehen können. Für immer mehr Menschen ist die Gemeinde eine „Heimat auf Zeit“. Ihre zeitlich befristete Teilnahme muss in den Gemeinden noch viel stärker als bisher akzeptiert werden. Es lohnt sich, neben der klassischen Komm-Struktur auf die Geh-Struktur zu vertrauen und sich dorthin zu begeben, wo Menschen zusammenkommen. So beteiligen sich Gemeinden an Stadtteilfesten, sind auf den Wochen- und Weihnachtsmärkten präsent oder engagieren sich in sozialen Brennpunkten. Bei solchen Begegnungen können auch Glaubensfragen zur Sprache kommen (s. Seite 34).

2.5 Gemeinden und kirchliche Dienste – Partnerschaft in gemeinsamer Sache Die kirchlichen Dienste sind organischer Teil der ganzen Kirche und Kooperationspartnerinnen der Gemeinden und Kirchenkreise. Die Gemeinden können von den spirituellen, pädagogischen und sozialethischen Impulsen der übergemeindlichen Dienste profitieren. Überdies können sich die unterschiedlichen Bereiche gegenseitig entlasten. Außer in den hier angesprochenen institutionellen Bereichen erleben Menschen Gemeinde auf Tagungen, in Aktionsgruppen und spirituellen Gruppen. „Kirchenorte“ können (fast) überall sein: Keine Ortskirche – aber Kirchenort: Sandkapelle an der Uni In den Räumen der Evangelischen Studenten- und Studentinnengemeinde an der Universität zu Köln entstand vor einigen Jahren die Sandkapelle – ein ungewöhnlicher Ort mitten im Alltag der Studierenden und Lehrenden und doch jenseits davon, ein Kirchenort und doch nicht Ortskirche. Bestehend aus einem feinsandigen Boden, vermittelt er elementare Einfachheit, spielerische Freiheit und eine große Stille. Die überraschende Leere bietet Raum für das Wesentliche. Am Anfang war der Raum: Ausgehend von diesem Raumerleben, das sich vom Raumerleben in traditionellen Kirchbauten abhebt, haben Studentinnen und Studenten angefangen, eigene gottesdienstliche Formen zu entwickeln.

Kontakt: www.esg.uni-koeln.de

2.6 Stolpersteine Wege zu den Menschen zu gehen, um ihnen vom offenen Himmel zu erzählen, ist ein langer Prozess. Fehlt eine klare theologische Konzeption, besteht die Gefahr, Gemeindeaufbau oder Gemeindeentwicklung lediglich als ein bloßes Mehr von zusätzlichen Veranstaltungen zum bereits existierenden Gemeindealltag zu verstehen. Oder man meint, alles, worauf es in der Gemeinde ankomme, sei eine Frage von Organisation und Methode. Mission wird unbestimmt, ja entleert, wenn das Etikett Mission auf sämtliche Aktivitäten der Gemeinde geklebt wird und sie auf diese Weise ihr Profil und ihre Bestimmtheit verliert. Andererseits können Gemeinden mit einem zu engen Verständnis von Mission das Ziel verfehlen, sich zu öffnen und Menschen zu gewinnen. Das ist besonders fatal, wenn sich ehrenamtlich wie beruflich Mitarbeitende ausschließlich auf die „treuen Kundinnen und Kunden“ konzentrieren – so wichtig diese auch sind – und diejenigen übersehen, die nur selten Veranstaltungen oder Gottesdienste besuchen. Hand aufs Herz: Denken Sie einen Augenblick an Ihre Gemeinde. Fallen Ihnen ähnliche Beispiele ein? Diskutieren Sie Ihre Einschätzungen.

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3. Impulse für den Prozess „Vom offenen Himmel erzählen“ Die Arbeitshilfe will Erfahrungen aus dem Prozess „Auf Sendung“ mit Anstößen von der Landessynode 2005 verbinden. Was ist aus den Rückmeldungen zu „Auf Sendung“ für die Zukunft zu lernen? Prof. Michael Herbst von der Universität Greifswald stellte vor der Landessynode zur Diskussion, welche Wesensmerkmale eine missionarische Volkskirche ausmachen. Die Landessynode hielt zur Ausarbeitung missionstheologischer Leitlinien Thesen für ein neues Verständnis von Mission und Evangelisation fest – drei Impulse also, die spannende Fragen aufwerfen.

3.1 „Auf Sendung“ – Erfahrung und Perspektiven „Auf Sendung“ begann im Jahr 2000 nach einem Beschluss der Landessynode. In der ersten Phase des Prozesses beschäftigten sich viele Menschen in unserer Kirche anhand des gleichnamigen Themenheftes „Auf Sendung“ mit dem Thema Mission und Evangelisation. Das Heft enthielt auch einen Fragebogen, den fast 200 Gemeinden sowie einige Werke und Einrichtungen beantworteten. Die Rückmeldungen enthalten eine Fülle von Erfahrungen, Ideen und Problemanzeigen. Dabei lassen sich einige Trends erkennen. Das Anliegen von Mission, nämlich Gottes liebevolle Zuwendung zur Welt mit anderen Menschen zu teilen, findet viel Zustimmung. Der Begriff Mission ist jedoch umstritten, ebenso ihre Begründung oder ihre Methoden. Einigkeit besteht aber darin, sich auf eine Mission einzulassen, die sich durch Sensibilität und Hörbereitschaft, durch werbende Einladung und durch eine zeitgemäße Sprache auszeichnet. Das Themenheft „Auf Sendung“ wählte keinen theoretischen Einstieg. Am Anfang standen Fragen, auf die verschiedene Menschen persönliche Antworten gaben: Wie ist es gekommen, dass ich heute an Gott glaube und mich zur Kirche zugehörig fühle? Wessen Mission hat mich gewonnen? Die Erfahrung hat gezeigt, dass gemeinsame Gespräche über die eigene Biografie und den Weg des Glaubens leichter sind als befürchtet und bereichernder als erwartet – und der Glaube an Gott und das Heimischwerden in der Gemeinde ein lebenslanger Prozess, in dem verschiedene Menschen eine Rolle spielen. „Da denkt man über Mission nach – und auf einmal ist es die eigene Mutter.“ Dieses Zitat ist ein Beispiel dafür. Tauschen Sie sich in einer Murmelphase über Stationen Ihres persönlichen Glaubensweges aus! Meinen Sie, dass Ihre Erfahrungen für die missionarische Profilierung Ihrer Gemeinde bedeutsam sein können? Was denken die anderen? Tipp zur Weiterarbeit: Das Referat zur Einführung in das Schwerpunktthema „Reden von Gott in der Welt. Der missionarische Auftrag der Kirche“, gehalten von Prof. Dr. Eberhard Jüngel 1999 vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, und die Kundgebung dieser Synode finden Sie unter www.vom-offenen-himmel-erzaehlen.de „Gewinner christlicher Mission“ (Michael Herbst) erzählen aus ihrer Lebensgeschichte – dieser biografische Ansatz kann ein wohltuender und positiver Zugang zu den umstrittenen Themen Mission und Evangelisation sein. Dennoch ist es nötig, auch durch theologisches Nachdenken einen neuen Zugang zu Mission und Evangelisation zu gewinnen und dabei Fehler, Schuld und negative Erfahrungen nicht zu verschweigen. Christinnen und Christen werden gehört, wenn sie selber zuhören können, wenn sie am Leben anderer Menschen teilhaben und auf ihre Situation eingehen, wenn sie ihre Sprache sprechen und sich für sie einsetzen – und darauf vertrauen, dass sie in Gottes Bewegung zur Welt hineingenommen werden.

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„Auf Sendung“ fragte: Von welchen Erfahrungen mit einladenden Projekten und Mission kann Ihre Gemeinde/ Ihre Einrichtung berichten? Gemeinsam ist den Rückmeldungen: Die Gemeinden wollen von Gott reden und ganz nahe bei den Menschen ihrer Umgebung sein, und sie tun viel dafür. Ein Schwerpunkt sind verschiedene Gottesdienstformen – vom Familiengottesdienst bis hin zu Gottesdiensten, die kirchenferne Menschen ansprechen. Mit einer Fülle von niederschwelligen Angeboten im Erwachsenenbereich versuchen sie, auch diejenigen zu erreichen, die von gängigen Angeboten nicht mehr angesprochen werden. Vielfach werden Glaubenskurse praktiziert. Neben den Angeboten für Kinder und Jugendliche werden Besuchsdienste, vor allem bei Neuhinzugezogenen, und Ökumene vor Ort genannt. Zum Beispiel: Außergewöhnliche Gottesdienste mit Theaterstücken, neuerer Musik und lebensnahen Predigten sprechen auch Menschen an; die sich im traditionellen Gottesdienst fremd fühlen (s. dazu Seite 34f.). „Auf Sendung“ fragte: Welche Herausforderungen und Probleme bei der Weitergabe des Glaubens beschäftigen Ihre Gemeinde/Ihre Einrichtung besonders? Gemeinsam ist den Rückmeldungen: Die Gemeinden wollen vom offenen Himmel erzählen – aber es fällt ihnen schwer. Das Gespräch über den Glauben innerhalb und außerhalb der schützenden Mauern der Kirche ist ungewohnt und wenig eingeübt. Die Sprachlosigkeit wird noch verstärkt, wenn der Kontakt mit so genannten Kirchenfernen vermieden wird.

Wer, liebe Kirche, ist hier eigentlich distanziert? Die Begriffe ‚Kirchendistanzierte‘ und ‚Kirchenferne‘ … lassen eine deutlich binnenkirchliche Sichtweise erkennen. …Wir Menschen in der Kirche überlegen uns ein Wort für Menschen draußen vor der Kirche, für Menschen, die eigentlich dazugehören und aus unterschiedlichen Gründen nicht oder nicht mehr kommen. Wir Menschen in der Kirche sprechen aus unserer Sicht. Und Menschen draußen vor der Kirche befinden sich aus unserer Sicht in geringerer oder größerer Distanz zur Kirche. Die Begriffe ‚Kirchendistanzierte‘ und ‚Kirchenferne‘ verraten eine ganz bestimmte Perspektive: Kirche ist der Maßstab und Menschen werden nach ihrer Nähe oder Distanz zu ihr bezeichnet. … Für viele Menschen ist die Kirche nicht selbstverständlich der Maßstab. Sie empfinden sich nicht als Distanzierte. Sie erleben vielmehr eine distanzierte Kirche, eine ferne Kirche, weit weg von den Orten, an denen das Leben spielt, weit weg von den Themen, die Leute bewegen, ohne Raum für die postmodernen Unsicherheiten, Ängste und Hoffnungen.

Aus: Reiner Knieling, Unsicher und doch gewiss, Wuppertal 1999, S.67ff

Die Rückmeldungen zeigen, dass Mitarbeitende in der Kirche durchaus kommunikationsfähiger werden wollen – aber wie? Was die Sprachfähigkeit des Glaubens betrifft, darf es aber nicht dazu kommen, dass Ehrenamtliche nur persönlich und erfahrungsbezogen von „ihrem“ Glauben reden, während die Theologinnen und Theologen nur sachlich und theoretisch „darüber“ sprechen.

Ich erwarte von jedem, der einen Gottesdienst hält, dass er mit seiner Person bezeugt, was er mit Gott erlebt hat. Aus einem Interview mit Präses Nikolaus Schneider, Welt am Sonntag, 20.11.2005

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Der Journalist Jan Ross fordert die Kirchen auf: Mit Glaubensscham erwirbt man keinen Respekt. Denn Respekt ist es, was die Kirchen vor allem brauchen und worauf sie ihren Ehrgeiz richten sollten. Auf Gehorsam können sie nicht mehr hoffen, und Liebe werden sie auch mit der beflissensten Nettigkeit nicht von allen gewinnen. Aber Achtung ist möglich. Die pluralistische Gesellschaft sehnt sich geradezu nach erkennbaren Haltungen und Figuren, nach Felsbrocken im Meinungsbrei. … Es ist ja nicht mehr so wie vielleicht zur Zeit unserer Urgroßeltern, dass die Duckmäuser in die Kirche gehen und die Ausnahmemenschen gegen Gott rebellieren. Religiosität heute verlangt vielmehr eine Portion Nonkonformismus, ein etwas längeres kulturelles Gedächtnis, den Sinn für eine Dimension mehr in der Wirklichkeit. Kein Grund, die Nase hoch zu tragen, wohl aber den Kopf. … Der Respekt der anderen ist ohne Selbstachtung nicht zu haben. Das Christentum muss sich etwas wert sein in der Konfrontation mit Ungläubigen wie mit Andersgläubigen. ... Glaube erhebt Wahrheitsansprüche. Und Toleranz bedeutet nicht, dass es keine Wahrheit gibt, sondern dass die konkurrierenden Wahrheitsanbieter zivilisiert miteinander umgehen.

Aus: Mehr Gott wagen. Kleine Handreichung zum Kirchentag, Die Zeit Nr.23/2003, www.zeit.de/2003/23/01_Leiter_1

3.2 Fünf Wesensmerkmale einer missionarischen Volkskirche Prof. Michael Herbst, Universität Greifswald, hielt vor der Landessynode 2005 das Hauptreferat zum Synodenthema „Auf Sendung - Vom offenen Himmel erzählen“. Die folgenden Gedanken sind Auszüge aus seinem Vortrag. Der Text wurde ergänzt durch Hinweise zur Diskussion und Weiterarbeit. Sie finden den vollständigen Vortrag „Auf Sendung – Vom offenen Himmel erzählen“ unter www.vom-offenen-himmel-erzaehlen.de

Mission ist keine Veranstaltung, sondern eine Haltung Die Kirche an sich ist nicht das Ziel der Wege Gottes. Damit ist Mission mehr als ein bestimmter Veranstaltungstyp. Hier begegnen wir einem der wesentlichen Missverständnisse im Blick auf Mission, dem ‚Veranstaltungs-Missverständnis‘: Mission ist dann allein das Zelt auf der Wiese, die Satellitenschüssel auf dem Gemeinschaftshaus oder auch der ‚Gottesdienst für Suchende‘ mit Band und Theater. Diese Vorstellungen erzeugen bei der einen warme Gefühle, bei dem anderen dagegen Stirnrunzeln, Magengrimmen oder Ärgeres. Dem gegenüber geht es um ein Missionsverständnis, das viel tiefer ansetzt. Es

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geht um ein Bewusstsein und eine Einwilligung. Wir sollen wissen und anerkennen, dass wir nicht die Endverbraucher der Liebe Gottes sind. Wir sollen uns davor hüten, die Liebe Gottes zu genießen, ohne sie auch anderen zu gönnen, die darauf sehnsüchtig warten. Insofern ist die Mission, um die es hier geht, nicht so sehr eine Veranstaltung als vielmehr eine Einstellung.

Mission als Veranstaltung wird hier unterschieden von Mission als Haltung. Was gehört zu dieser Haltung dazu?

Mission ist mutig-tolerantes Zeugnis in der Postmoderne Eine der Kernfragen ... ist die Frage nach dem Verhältnis von Mission und Toleranz. Wie kann ich engagiert zum Glauben einladen und zugleich Respekt zeigen für den, der etwas anderes oder auch gar nicht glaubt? ...Wir haben gelernt, dass jede Mission vom Geist Jesu bestimmt sein muss. Vom Geist Jesu bestimmte Mission muss aber Mission und das Doppelgebot der Liebe streng aufeinander beziehen: Lieblose Mission wäre geradezu das Gegenteil von dem, was Jesus entspricht. Eine Liebe ohne Mission wäre aber gleichermaßen unvorstellbar. Wer liebt, gönnt dem anderen das Wissen darum, dass Gott Mensch wurde und ihm zugeneigt ist... Das Evangelium Jesu ist aus der christlichen Perspektive natürlich uneingeschränkte Wahrheit für alle Menschen. Dieser Anspruch steht aber in Konkurrenz zu anderen Ansprüchen, etwa des Islam. Damit ist zweierlei ausgeschlossen: Aus der je eigenen Perspektive kann sich keine Religion, die sich noch ernst nimmt, selbst relativieren. Die Konkurrenz und Werbung um den anderen eröffnet dem einzelnen erst einen Raum der Freiheit. Freie Gesellschaften dulden darum Mission. Zugleich kann niemand der Begrenztheit der eigenen Perspektive entgehen. Sie stößt stets auf den Anspruch anderer Perspektiven. Christliches Zeugnis lebt dann von der Hoffnung, dass die Wahrheit Jesu Christi selbst in der Kraft des Heiligen Geistes dem anderen einleuchtet. Dann aber kann das christliche Zeugnis ebenso bescheiden wie entschieden vorgetragen werden. Toleranz hat mit dem Wesen Jesu zu tun: Sie erträgt, dass ich keine anderen Mittel habe, den anderen zu gewinnen als die Mittel des liebevollen Lebenszeugnisses und der bescheidenen, freilich dringenden, jedoch niemals drängenden Bitte. Wer so missioniert, tut es in der Form der Bitte: Lasst euch versöhnen mit Gott (2. Kor. 5,20). Sie akzeptiert auch das Nein, aber sie freut sich über jedes Ja.

Toleranz und Identität sind Schlüsselworte unserer Zeit. Laden Sie Menschen ein, etwa aus Mission, Schule, Politik oder Ökumene, über dieses Spannungsfeld zu sprechen. Internetadresse zur Weiterarbeit: Tolerant aus Glauben. Kundgebung der EKD-Synode, Berlin 2005 www.ekd.de/synode2005/beschluesse_kundgebung.html

Mission sucht viele Wege zu den Menschen, nach denen Gott sich sehnt Wird Mission in der Sehnsucht Gottes nach dem Menschen geboren, der ihm noch nicht vertraut, so steht alles kirchliche Zeugnis im Dienst dieser Sehnsucht. Und dann müssen sich die Ausdrucksformen unserer Mission daran messen lassen, ob sie der Mission Gottes dienen oder nicht. ...Was für die so genannte Äußere Mission selbstverständlich ist, muss es auch für uns werden – nämlich zu denken wie Missionare in einer fremden Kultur. Wir müssen in einer sich immer mehr pluralisierenden kulturellen Landschaft die Perspektive wechseln und die Zugänge zum Glauben überprüfen. Wie zugänglich sind wir: Aus der Sicht von Kindern und Arbeitslosen, aus der Sicht der ‚Gebildeten unter den Verächtern‘ und der Freunde der Volksmusik usw. Es ist dabei ebenso versuchlich, sich dieser missionarischen Selbstentäußerung zu entziehen, wie sie mit einer bestimmten neuen Ausdrucksform zu identifizieren. Was angesagt ist, wissen wir nur im Hören auf die Bibel und im Wahrnehmen der Menschen, zu denen wir uns gesandt sehen.

Eine gute Übung: Suchen Sie das Gespräch mit Christinnen und Christen aus anderen Kulturen. Welche Erfahrungen haben sie in unserem Land gemacht?

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Finden Sie Dimensionen der suchenden Liebe in Ihrer Gemeinde! Gibt es „typische Wege“ zum Glauben?

Mission zielt auf den ganzen Menschen und wünscht ihm, dass eine lebendige Glaubensbiographie blüht Ganzheitlich ist weder die Mission, die von Christus schweigt, noch die Mission, die immerzu redet und den Hungrigen hungrig bleiben lässt. Freilich ist Evangelisation so etwas wie das Herz der Mission, geht es doch in der Mission stets um die Sehnsucht Gottes, eine erneuerte Beziehung zu seinem Geschöpf zu gewinnen, eine Beziehung, die von Vertrauen und Gehorsam bestimmt ist und ihren Ausdruck im Wortwechsel findet, also im Hören auf Gottes Wort und im Antworten durch Gebet und Lobgesang. Diese suchende Liebe findet sich als Dimension in allen Ausdrucksformen der Mission, als Intention aber vor allem in der Evangelisation... Immer mehr aber werden wir auch in der Volkskirche davon auszugehen haben, dass diese Vertrauensbeziehung zu Christus nicht schon gegeben ist. Sie ist beim postmodernen Menschen kein Status, den er ererbt. Sie ist vielmehr eine Wahl, die er treffen muss. Weil Identität als ganze immer weniger zugewiesen und immer mehr erwählt wird, wird auch Glaubensidentität in einem lebensgeschichtlichen Prozess erworben. Wir stehen am Übergang von einem kulturgestützten zu einem persongestützten Christentum und müssen Menschen dazu erst gewinnen... Übrigens trifft der einzelne seine Wahl zusehends langsamer. Es geht um die ‚Entdeckung der Langsamkeit‘ in der Evangelisation. Es sind eher ‚Emmauswege‘ als ‚Damaskusentscheidungen‘, die zu einem eigenen Ja des Glaubens führen. Auf dieser geistlichen Reise können wir Wegbegleiter sein, die möglichst vielen Menschen in unseren Gemeinden, an ihren Rändern und darüber hinaus möglichst viele Gelegenheiten geben, dem Evangelium zu begegnen.

Mission wagt plurale Strukturen Eine missionarische Volkskirche ... beherbergt in sich höchst differenzierte Milieus, Lebensstile, Lebensalter. Um möglichst vielen Menschen wirklich möglichst viele Chancen zu geben, das Wort Gottes zu hören, brauchen wir plurale Zugänge zum Gemeindeaufbau. Es müssen aber nicht alle alles oder gar alle dasselbe tun.Wir brauchen eine echte Binnendifferenzierung in der Kirche und ein neues Verstehen von Pluralität. Dazu gehört auch eine ‚Missionspartnerschaft‘ von Gemeinden in der Region: Das Reich Gottes ist wichtiger als nur das Gedeihen ‚meines Kirchturms‘. Der Ruf heißt also nicht: Alle zurück zu uns! Sondern: Möglichst viele voraus in eine Form gemeindlichen Christentums! Das wird sich auf Dauer auch auf Spar- und Strukturentscheidungen auswirken. Für unterschiedliche Regionen wird es unterschiedliche Lösungen geben müssen. ... Die Parochie wird eine dieser Lösungen sein, aber wahrscheinlich nicht die einzige.Wir brauchen inhaltliche Kriterien für gesunde und missionstaugliche Parochien, die mehr aussagen als die pure Gemeindegliederzahl. Wir werden regionale geistliche Zentren brauchen, vor allem im ländlichen Raum. Besonders spannend sind die vielen großen Städte im Rheinland: ... Je näher wir dem Zentrum kommen, desto stärker wird die Kirche der Wahl gesucht. Und darauf sollten wir mit Profilbildungen gezielt reagieren, um für mehr Menschen und mehr Bedürfnisse interessant zu sein. Dann gäbe es z.B. in einer Stadt drei Kirchengemeinden mit sehr verschiedenen Profilen: Z.B. eine Jugendkirche, eine mit liebevoll gestaltetem traditionellem Programm, eine mit einem modernen Gottesdienst für Kirchendistanzierte am Wochenende. Das Café am Markt böte eine gastfreundliche Gemeinschaft an: Gutes preiswertes Essen, Seelsorge, gelegentlich ein Gottesdienst. Und wenn wir dann in die mehr und mehr entkirchlichten Bereiche kommen, ... dann werden wir gerade dort auch ganz neu beginnen, z.B. nach dem Vorbild anglikanischer Gemeinden mit neuen Anfängen, echten Gemeindepflanzungen.

Was deckt sich mit Ihren Erfahrungen? Gibt es eine Gruppe von Menschen, die Sie besonders ansprechen möchten? Welche konkreten Schritte sind dafür nötig? Der Meinungsaustausch mit Nachbargemeinden kann den Blick erweitern.

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3.3 Mission braucht Leitlinien Was heißt Mission heute? Was gehört unbedingt dazu, was auf keinen Fall? Wie unterscheiden sich Mission und Evangelisation? Was kann aus dem ökumenischen, was aus dem christlich-jüdischen und was aus dem interreligiösen Gespräch gelernt werden? Wie gehören konziliarer und missionarischer Prozess zusammen? Die Evangelische Kirche im Rheinland sucht, um ihrem Auftrag gerecht zu werden, nach einem zukunftsfähigen Verständnis von Mission und Evangelisation. Begriffe und Sache sind aber durchaus umstritten. Die Landessynode 2005 hat deshalb für die kommenden Jahre die Erarbeitung missionstheologischer Leitlinien beschlossen und lädt zu einer offenen Diskussion über dieses Vorhaben ein. Der folgende theologisch sehr dichte Text der Landessynode 2005 bildet dafür eine Ausgangsbasis. Zur Anregung, sich mit den „Leitlinien“ auseinander zu setzen, finden Sie im Text einige Fragen. Sie fordern zum Nachdenken über die eigenen Positionen heraus. Darüber hinaus bieten die Internetseiten www.vom-offenenHimmel-erzaehlen.de weitere Beiträge, die sich mit dem Missionsverständnis befassen.

Leitlinien zum Verständnis von Mission und Evangelisation der Landessynode 2005 Gemeinsam auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Missionsverständnis Die Entwicklung eines theologisch verantworteten Verständnisses von Mission und Evangelisation ist eine allen Christinnen und Christen gemeinsam aufgetragene Aufgabe. Sie wird wahrgenommen im gemeinsamen Studium der Heiligen Schrift und im Austausch über praktische Erfahrungen in der Mission und Evangelisation.

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Diese Entwicklung ist ein offener Prozess, weil die jeweiligen Kontexte von Mission und Evangelisation nicht allein die „Methode“ unseres Glaubenszeugnisses bestimmen, sondern auch Inhalt und Ziel unseres Glaubens immer umfassender verstehen lehren. In der werbenden Kommunikation des Evangeliums sind wir auch Empfangende und werden verändert. Bitten Sie verschiedene Gruppen und Kreise Ihrer Gemeinde, ihr Bild von Mission, ihre Erwartungen und Erfahrungen mit Evangelisation zu formulieren. Veranstalten Sie dann mit allen sich beteiligenden Gruppen ein Hearing.

Der Prozess ist offen, aber weder ziel- noch voraussetzungslos. Einige Elemente des Verständnisses von Mission und Evangelisation können wir schon jetzt gemeinsam verantworten: Unser missionarisches bzw. evangelistisches Reden und Handeln ist uns von Jesus Christus aufgetragen und lässt uns an Gottes eigener Mission (Missio Dei) teilhaben. Gottes Zuwendung zu seiner Schöpfung geht aber über unser Reden und Handeln hinaus und bleibt uns unverfügbar. Dies bewahrt uns vor Überheblichkeit und abschließenden Urteilen wie vor Pessimismus und Selbstüberforderung. Versuchen Sie, den grundlegenden Unterschied zwischen Gottes Mission und unserer Mission mit eigenen Worten zu beschreiben!

Weil die Kirche sich zur Teilhabe an der Missio Dei berufen weiss, anerkennt sie die bleibende heilsgeschichtliche Bedeutung Israels. Sie glaubt, dass vor ihr Israel und sie mit Israel berufen ist, Gott in dieser Welt zu bezeugen. Mission und Evangelisation orientieren sich am Handeln des dreieinigen Gottes in Geschichte und Gegenwart und geschehen in der Nachfolge Christi. – Die Verkündigung der neuen Welt Gottes, – das Lehren seiner Weisungen, wie sie uns von Jesus Christus ausgelegt wurden, – Einladung zum Glauben,

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– Sorge für Leib, Seele und Geist wie auch für das Zusammenleben der Menschen mit der Natur und in der Gesellschaft, – Pflege der kirchlichen Gemeinschaft, – Anbetung Gottes in ökumenischer Verbundenheit, – respektvolles Zusammenleben mit Menschen anderer Überzeugungen sind Aspekte eines Ganzen. Sie werden im herrschaftsfreien Dialog, im persönlichen und gemeinsamen Einstehen für die Konsequenzen und ungeachtet der Erfolgsaussichten in der Hoffnung auf die Gegenwart des Geistes Gottes vollzogen. Die Aspekte sind nicht gegeneinander auszuspielen oder voneinander zu trennen, erhalten aber im jeweiligen Kontext einen eigenen Akzent. Mission und Evangelisation sind charismatisch bestimmt, d.h. in der Entfaltung der jeweiligen Gnadengaben, die den Gemeindegliedern geschenkt sind. Auch dadurch ergeben sich besondere Profile, Prioritäten und Begrenzungen. In Jesus Christus sind Gott und Menschen unwiderruflich beieinander. Darum ist die Wirklichkeit der Menschen eine bereits durch den dreieinigen Gott bestimmte Wirklichkeit. Wir können kein abstraktes Menschenbild entwickeln, das wir erst nachträglich mit Christus in Beziehung zu setzen hätten. Die Geschichte und Absicht Gottes mit seiner Welt zu erzählen, ist das besondere Privileg der Kirchen in Gottes umfassender Mission. Im Kontext von Traditionsabbruch, konkurrierenden Sinn-Angeboten und einer diffusen „Christlichkeit“ ist Evangelisation unentbehrliche „Rechenschaft über die Hoffnung“ (1. Petr. 3,15), ausdrückliche Einladung, dem dreieinigen Gott im Leben und Sterben zu vertrauen und in der Nachfolge Christi in der Gemeinschaft seiner Gemeinde zu leben. Unabhängig von dieser kontextuellen Herausforderung war und ist Evangelisation schon immer eine zentrale Dimension in Gottes Kommunikation mit seiner Schöpfung. „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk“ (Ps. 19, 2 vgl. Rö. 1, 19 f). Diese nonverbale Kommunikation aber wird persönlich vernommen und beantwortet im Glauben, der aus der Predigt kommt. Diese wiederum gründet im Wort Christi. (Rö. 10, 17) Durch dieses Wort Christi wird Gottes Zuwendung zu seiner Schöpfung sprechend und erzeugt Resonanz. „Mission ist eine Bewegung Gottes zur Welt hin, an der die Kirche in der ganzen Breite ihres Auftrags in Gestalt von Dienst (Diakonia), Gemeinschaft (Koinonia) und Zeugnis (Martyria) teilnimmt. Evangelisation meint die Betonung des Zeugnisses in Form einer elementaren, einladenden und zum Glauben führenden Verkündigung des Evangeliums. Letztere geschieht nicht nur in besonderen Evangelisationsveranstaltungen, sondern im Prozess des Gemeindelebens.“ (Materialheft „Auf Sendung“, S. 38) Mission und Evangelisation sind hier unterschiedlich definiert. Können Sie Sich dieser Unterscheidung anschließen? Sehen Sie andere Unterschiede? Was sind Ihre Erfahrungen mit Mission und Evangelisation?

Die Teilnahme an Mission und Evangelisation ist Sache aller Getauften und geschieht in allen Bezügen unseres sonn- und alltäglichen Lebens. Dabei sind besondere missionarische und evangelistische Veranstaltungen nicht vom alltäglichen Glaubenszeugnis der Gemeinden, kirchlichen Einrichtungen und Werke zu trennen. Mission und Evangelisation sind nicht die Summe einzelner Strategien, Methoden und Aktivitäten, sondern Teil unseres „Lebensstils“.

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Mission und Evangelisation sind eine öffentliche Angelegenheit und geschehen in liebevoller Kenntnis der Situation der angesprochenen Menschen bzw. gesellschaftlichen Gruppen, in Anknüpfung an und Widerspruch zu ihren Anschauungen, Erwartungen und Lebensweisen. Dabei ist Gottes vorrangige Option für die Armen, Schwachen und Suchenden zugleich eine Herausforderung an die Zufriedenen, Wohlhabenden und Erfolgreichen, sich diese Option Gottes zu eigen zu machen. Mission und Evangelisation sollen einen „Lebensstil“ bilden. Diese These provoziert das Leben der Gemeinde ebenso wie das eigene Leben. Wie gehen Sie damit um?

Persönlicher Zuspruch und Anspruch und öffentliche Proklamation des Wortes Gottes im kulturellen, wissenschaftlichen, gesellschaftspolitischen und (völker)rechtlichen Diskurs sind zwei Seiten einer Medaille. Wir leben mehr als je zuvor in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft, wodurch der Dialog mit Menschen anderer Religionen unausweichlich ein Teil unseres alltäglichen Lebens wird. Dabei ist schon jetzt deutlich, dass eine allgemeine Theologie der Religionen weder ihrem Selbstverständnis noch unserem Glaubensverständnis angemessen ist. Wie Zeugnis und Dialog sich zueinander verhalten und in welcher Weise auch in anderen Religionen sich Gottes Geist bezeugt, ist unter uns noch umstritten. Wir wissen aber, dass die Einzigkeit Jesu Christi nicht mit einer so genannten „Absolutheit des Christentums“ verwechselt werden darf, und dass unser Respekt vor der Überzeugung anderer auch eine solide Kenntnis ihrer Glaubensgrundlagen einschließt. Und wir wissen, dass in einem wirklichen Dialog niemand unverändert bleibt. Es entspricht dem Geheimnis der Offenbarung des Gottes Israels und der Völker, dass jemand, der sich Menschen anderer Überzeugung öffnet, im eigenen Glauben gestärkt und bereichert wird. Wir befinden uns in einer pluralen und multireligiösen Gesellschaft. Wünschen Sie sich, dass Ihre Gemeinde zu einem Raum der Begegnung von Menschen verschiedener Kulturen und Lebenszusammenhänge wird? Tipp: In einer Fotorallye durch Ihren Ort entdecken Sie Signale unserer bunten Gesellschaft. Gestalten Sie mit den Bildern eine Ausstellung außerhalb kirchlicher Räume, z.B. in einer Bank oder einem Einkaufszentrum. Schaffen Sie Möglichkeiten zur Kommentierung.

Davon strikt zu unterscheiden ist das Verhältnis zu Menschen jüdischen Glaubens. Der Dialog mit ihnen kann nicht gleichgesetzt werden mit dem Dialog mit Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen. Umstritten unter uns ist zwar, ob unser Glaubenszeugnis unter Menschen jüdischen Glaubens überhaupt eine christliche Aufgabe sein kann oder ob es eine Frage der Art und Weise ist. Doch im Synodalbeschluss von 1980 haben wir unseren Glauben ausgesprochen, „dass Juden und Christen je in ihrer Berufung Zeugen Gottes vor der Welt und voreinander sind.“ Haben Sie Erfahrungen in der Begegnung mit Jüdinnen und Juden gemacht? Wenn ja, wie beeinflusst das Ihr Nachdenken über Dialog, Mission und Evangelisation?

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4. Zur Weiterarbeit 4.1 Biblische Meditationen Vom offenen Himmel, wenn Gottes Welt unsere Welt berührt, erzählt die Bibel. Menschen entdecken etwas vom Paradies auf Erden. Sie werden von Gottes Gerechtigkeit und Liebe erreicht. Ihre Wirklichkeit wird verändert. Es kommt zu himmlisch gestimmter Begegnung zwischen Menschen. Vier kurze Meditationen spüren Erfahrungen mit dem offenen Himmel auf. Sie sollen zur eigenen Beschäftigungen mit der Bibel anregen. Sie können zum Beispiel als Einstimmung in die Thematik des offenen Himmels gelesen oder als Grundlage für eine Andacht verwendet werden. Die Meditationen sind persönliche Auslegungen der Verfasserin und Verfasser und daher namentlich gekennzeichnet. Weitere Textvorschläge sowie eine Anleitung zum „Bibelteilen“ finden Sie auf den Seiten 42ff.

Weißt du, wie viel Sternlein stehen?

Dunkel und weit ist der Himmel, hell leuchten die Sterne. An Zählen ist nicht zu denken. Und doch lenkt Gott Abrahams Blick zum Sternenhimmel und fordert ihn auf, die Sterne zu zählen. Eine bewusste Überforderung, pädagogisch sicherlich nicht ganz einwandfrei, aber wirkungsvoll. Abraham glaubt Gott, er vertraut ihm. Dabei ist der Blick in die Sterne wohl kaum der Grund für sein Vertrauen, denn dieser ist für ihn, der nicht unter den Dunstglocken unserer großen Städte lebte, alltäglich. Der Blick in die Sterne, der Blick in den offenen Himmel wird für Abraham erst der sichtbare Hinweis auf die Zusage Gottes, indem Gott sie ihm auf diese Weise erschließt. Denn Abraham ist alt und immer noch kinderlos. Er ist so alt, dass er bereits ans Sterben denkt und seinen Nachlass regeln möchte: Kinderlosigkeit würde bedeuten, dass sein Verwalter Elieser alles erben würde. Zweifellos ginge sein Hab und Gut in tüchtige und verdienstvolle Hände, und doch bliebe von Abraham nichts mehr zurück. Denn dann wäre es Eliesers und nicht mehr Abrahams Haus. An diesem Abend spricht Gott Abraham einen Nachkommen zu. Er führt ihn hinaus ins Freie und zeigt ihm den Sternenhimmel: Weißt du, wie viel Sternlein stehen? So wird deine Nachkommenschaft sein. Abraham vertraut ihm, und so geht Gott einen Schritt weiter. Er verspricht ihm das Land, auf dem sie stehen. Als Abraham hier nun doch nachfragen muss, denn das scheint auch in seinen Ohren unglaublich zu sein, schließt Gott mit ihm in einem für uns heute fremd anmutenden Ritual einen Bund, einen Vertrag. Gott ist Feuer und Flamme und bindet sich selbst an sein Wort. Seine Zusage kann nun nicht mehr hinfällig werden, denn nun hängt Gottes eigene Ehre daran, dass er sie einhält. Der Blick in den offenen Himmel ist das eine. Die feste Zusage Gottes ist das andere. Erst durch sie kann Abraham am Himmel erkennen, was Gott ihm zugesagt hat. Durch das Wort und die Tat Gottes hat Abraham eine Perspektive, nach der er schauen kann. Noch ist nicht geschehen, was Gott ihm verheißt; Gott selber verweist darauf, dass seine Zusage sich erst in Zukunft verwirklichen wird. Und doch ist sie jetzt schon für Abraham gültig. Da sie von Gott kommt, ist sie fest und verlässlich – und damit bereits jetzt wirklich. Diese Spannung, in der Abraham lebt und auch noch eine Weile leben muss, diese Spannung, in der er doch lieber noch einmal nachfragt, weil es ihm unglaublich erscheint, ist auch unsere Spannung als Christinnen und Christen. Wie Abraham können auch wir Gottes Wort hören und uns seiner Taten erinnern, ja sie vielleicht auch selber erfahren.

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Aber wie Abraham müssen auch wir – noch – damit leben, dass Gott uns zwar eine feste und verlässliche Zusage gegeben hat und doch noch nicht vollständig geschehen ist, worauf wir hoffen. Wie Abraham sind wir darauf angewiesen, dass Gott uns unser Leben, unsere Welt und auch den Blick in den offenen Himmel erschließt. Wer anderen den Blick in den offenen Himmel zeigen möchte, kann und darf diese Spannung nicht verschweigen. Kritische Fragen gehören zur Realität. Ihnen können und dürfen wir nicht ausweichen, kann doch auch nur jede und jeder, wenn Gott es will, einen eigenen Blick in den offenen Himmel erhaschen. So ist die Begrenzung, dass letztlich eben doch nur Gott den Blick in seinen offenen Himmel gewähren kann, auch heilsam, schützt sie doch vor selbstgemachter Überforderung. Und doch können wir seit Abraham unseren Blick heben und auf Gottes offenen Himmel hinweisen – in der gewissen Hoffnung, dass Gott für den Himmel, den er öffnet, auch uns und unseren Nächsten den Blick schenkt. Meditation zu 1. Mose 15 von Frank Ueberschaer

Der Himmel: Unerwartet offen

Er war gehetzt und abgekämpft. Er schaute sich unruhig um, als habe er Angst, er werde verfolgt. Er war ziemlich jung, wirkte aber müde und abgebrannt. Es war schon spät, und er wollte bleiben. Dabei war es ein ungastlicher Ort, den er als Schlafplatz ausgesucht hatte: Ein steiniges Feld. Doch bis zum nächsten Tag würde sich noch einiges ändern. Denn als er den Ort verließ, blieb der Stein, der ihm in der Nacht noch als Kissen gedient hatte, als Altar zurück. Alles, was sonst zu einem Gotteshaus und einem Gottesdienst gehörte, fehlte. Dennoch hatte sich für ihn an diesem Ort der Himmel geöffnet. Der trostlose Platz war ihm in dieser Nacht zum Haus Gottes geworden, zu Beth El. Sein Name war Jakob: Er hatte die Brücken zu seinem bisherigen Leben abgebrochen, er war auf der Flucht, und er blickte voller Ungewissheit in die Zukunft. Mitten in der Nacht begegnete ihm Gott in einem Traum: Der Himmel öffnete sich, er sah eine Treppe, auf der die Engel Gottes auf- und niederstiegen. Er hatte eine Geschichte, er hatte eine Sehnsucht.

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Mehr brauchte es nicht, damit sich der Himmel über einem Menschen öffnet. Jakob begegnete dort einem Gott, der seine Geschichte kannte, obwohl Jakob ihn nicht bemerkt hatte, einem Gott, der ihm eine Zukunft ermöglichte, obwohl alles finster aussah, einem Gott der ihn zum Segen für andere machen wollte, obwohl er selbst sein schärfster Kritiker war, einem Gott, der ihn auf dem schwierigen Weg in die Zukunft begleiten wollte, obwohl er sich mutterseelenallein vorkam. Erstaunt erkannte der Aufgewachte: „Wirklich, der Herr ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht.“ Der offene Himmel ist überall möglich: Unerwartet, an Orten, wo wir nicht damit rechnen. Das Label „offener Himmel“ ist nicht nur für Christinnen und Christen reserviert: Damit wird geworben, damit verbinden sich Sehnsüchte vieler Menschen. Die Sehnsucht nach dem Paradies, dem offenen Himmel boomt, und der Markt reagiert und bietet viele Zugänge an. Manche Menschen sind schon mit etwas Glück zufrieden, andere nehmen einen komplizierten Meditationsweg auf sich, um dahin zu gelangen. Der geschenkte Himmel, den die Engel auf den Feldern von Bethlehem anbieten, scheint da eher verdächtig. Ein Publizist sagt: „Die Sehnsucht boomt, die Kirchen schrumpfen“ – vielleicht, weil wir als Kirche lange jenseitige Antworten auf Sehnsüchte für verdächtig hielten. Oder weil wir nicht auf die Fragen unserer Mitmenschen hören und daher unsere Botschaft nicht bei ihnen ankommt. Offener Himmel? Eine offene Kirche, eine einladende Gemeinde kann ein Ort der Begegnung mit Gottes offenem Himmel sein. Jakobs Geschichte geht noch weiter: Jeder Ort kann ein Beth El, ein Haus Gottes werden.

Meditation nach 1. Mose 28, 10-22 von Hans-Hermann Pompe

Ach, dass du den Himmel zerrissest und führest herab!

‚Ach, dass du den Himmel zerrissest und führest herab!‘ – wie viele Menschen haben schon so ein Stoßgebet zum Himmel geschickt? Leise und laute Rufe von Menschen, denen plötzlich eine Welt zusammenbrach, die nicht mehr weiter wussten mit ihrem Latein, die keine Kraft mehr hatten, mit den Problemen ihres Lebens zurechtzukommen. Kleine und große Katastrophen im Leben führen uns Menschen immer wieder an Grenzen, die deutlich machen: Auch heute in einer Zeit, in der Menschen mehr und mehr den Eindruck haben, eigentlich alles erreichen zu können, fühlen sie doch, wie ausgeliefert sie sein können: der Natur, unerklärlichen Schicksalsschlägen, Krankheit und Tod, Zwängen, die sich aus Wirtschaft, Politik und gesellschaftlicher Rolle ergeben. Da möchte man schon manchmal rufen: ‚Ach, dass du den Himmel zerrissest und führest herab!‘ Damals, als der Prophet diesen Satz auf schrieb, gab es schon seit langer Zeit für das Volk Israel Grund für Stoßgebete: Den Staat Israel gab es nach einem verlorenem Krieg nicht mehr, der Tempel in Jerusalem war zerstört, das Volk nach Babylon ins Exil verschleppt, wo es nun schon seit Generationen lebte. Eine schier hoffnungslose Situation, in der man schon fragen konnte: ‚Wo ist nun dein Eifer und deine Macht, Gott?‘ In dieser schwierigen Lage wurde mit diesem Gebet, das uns der Prophet aufgeschrieben hat, Gott geklagt, erinnert, gefragt, gebeten und sein alles veränderndes Eingreifen erfleht. Was auffällt: Es meldete sich darin nicht der leiseste Zweifel an Gottes Dasein! Ganz im Gegenteil: Sie suchten damals das Gebet und teilen uns heute darin etwas mit von ihrem Gefühl, von Gott getragen zu sein, von einem leidenschaftlichen, unerschütterlichen Gottvertrauen. Sie suchten im Gebet Gottes unmittelbare Nähe. Die Menschen wählten das Gebet als die intimste und intensivste Form der Begegnung mit ihrem Gott. Im Gebet fragten sie Gott. Sie klagten ihn auch an: ‚Wo ist nun deine Macht?‘ ‚Warum lässt Du uns abirren, Gott, von deinen Wegen?‘ Sie erinnerten ihn an seine Versprechen: ‚Bist du doch unser Vater, … unser Erlöser, das ist von alters her dein Name.‘

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Können uns Menschen von heute die alten Sätze des Propheten weiterhelfen in unseren Fragen? Können sie uns helfen, aus der distanzierten Frage herauszufinden, warum Gott denn dieses oder jenes zulässt? Oder noch deutlicher: Hilft der christliche Glaube weiter in den Momenten, in denen plötzlich Glauben und Leben in eine existenzielle Krise geraten? Dann, wenn der Himmel verschlossen, bedrohlich und leer erscheint? Wie findet also der Mensch von heute dann den, der ihn wieder öffnet? Sicher nicht, indem man sich in die Ferne stellt, über Gott redet und über seine Existenz oder Nicht-Existenz lamentiert. Sicher auch nicht mit Hilfe von Durchhalteparolen und Allgemeinplätzen wie: ‚Das wird schon wieder!‘ oder ‚Die Zeit heilt alle Wunden!‘ Sicher auch nicht, wenn Gott als für alles Leid Verantwortlicher ausgemacht wird: ‚Das ist Gottes Prüfung für Dich!‘ Das alte Gebet aus dem Jesajabuch zeigt einen ganz anderen Weg: Menschen sprechen aus ihrer Not heraus Gott direkt an. Sie sprechen zu ihm und mit ihm – nicht über ihn. Sie werden ganz konkret in ihrem Bitten, Klagen und Erinnern. Das ist eine uralte jüdischchristliche Tradition. Auch wir Menschen von heute können sie suchen – für unser Leben mit seinen je eigenen kleinen und großen Krisen und Katastrophen. Mit Gott zu reden, zu ihm zu beten – diese Fähigkeit fällt allerdings nicht einfach vom Himmel. Man muss das richtig üben! Es wird dabei Momente geben, wo die Beterin den Eindruck gewinnt, ebenso gut mit einer Wand reden zu können. Momente, in denen der Beter nicht die richtigen Worte findet oder auch gar keine mehr hat. Doch erlebt wird in solchen Augenblicken eben auch das ganz Andere: Gott ist plötzlich nicht mehr der Ferne. Der Himmel öffnet sich. Gott kommt seinen Menschen entgegen. Das, was einen eigentlich schier zur Verzweiflung bringt, verändert sich dadurch nicht von einer Sekunde zur andern. Und doch wird etwas anders: Der Beter selbst verändert sich! Die Beterin findet neuen Mut und gewinnt eine andere Haltung zu dem Erlebten und dem, was vor ihr liegt. Manchmal mag es neuer Mut, manchmal Entschlossenheit, manchmal auch Gelassenheit oder auch schlicht ein neuer Blickwinkel sein, der sich im Gebet eröffnet. Dann und darin wird das Gebet selbst zu einer eigenen Erfahrung, zum Erlebnis: Der Himmel steht offen. Gott ist nahe. Gott ist in die Welt gekommen. Meditation zu Jesaja 63,15-19; 64,1-3 von Sabine Heimann

Geliebtes Kind Gottes – die Botschaft vom offenen Himmel.

Paul ist ein aufgewecktes und lebhaftes Kind, fantasievoll und klug. Er hat oft Angst, etwas falsch zu machen oder zu versagen. Besonders schlimm ist es vor Klassenarbeiten. Seine Eltern reden ihm immer gut zu: ‚Du schaffst das schon‘ oder ‚Es ist doch kein Weltuntergang, wenn die Arbeit nicht so gut ausfällt‘; ‚Komm, Kind, du weißt doch, wir haben dich lieb, egal ob du eine Eins oder eine Sechs schreibst‘. Es ist diese letzte Zusicherung, die Paul mehr tröstet und entlastet hat als die anderen Aussagen. Du bist und bleibst mein geliebtes Kind – das ist die Botschaft vom offenen Himmel. Sie wurde zum ersten Mal bei der Taufe von Jesus gesprochen: Jesus steht in der Reihe von Menschen, die sich von Johannes taufen lassen wollen. Durch ihre Taufe möchten sie mit ihrer Schuld fertig werden und einen Neuanfang in ihrem Leben wagen. Sie wollen umkehren und sich so auf die anbrechende Herrschaft Gottes einstellen. Als Jesus nach

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der Taufe aus dem Wasser steigt, öffnet sich der Himmel, Gottes Geist kommt auf ihn herab und eine Stimme spricht aus dem Himmel: ‚Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich mein Wohlgefallen.‘ Diese Worte vom Himmel sind die Bestätigung Jesu als Sohn Gottes am Beginn seines Wirkens. Diese Botschaft gilt nicht nur Gottes einzig geborenem Sohn, sondern jedem Menschen. Es zieht sich wie ein roter Faden durch das Neue Testament: Wer Jesus nachfolgt, lernt seinen Vater im Himmel kennen und damit sich als Kind Gottes. Wer sich auf Jesus Christus, den Sohn Gottes einlässt und ihm glaubt, der hört für sich diese gute Botschaft Gottes: ‚Du bist mein geliebtes Kind, ich freue mich an dir‘. Jeder Mensch ist Geschöpf und Kind Gottes. Gottes Geschichte mit den Menschen hat schon vor deren Geburt begonnen. Die Mission der Kirche macht nicht Menschen zu Kindern Gottes, aber sie spricht dem einzelnen Menschen zu: ‚Du bist Gottes geliebtes Kind, er freut sich an dir!‘ Jesus solidarisiert sich mit Menschen, die mit ihrer Schuld fertig werden wollen und nach einer neuen Lebensperspektive suchen. Gerade, wenn wir uns persönlich oder als Kirche von unserem Versagen gelähmt fühlen und uns eine echte Umkehr nicht vorstellen können, steht Jesus ganz nahe bei uns und vermittelt uns Gottes Liebeserklärung: ‚Du bist mein Kind, ich liebe dich und freue mich an dir.‘ Es ist für jeden Menschen heilsam, wohltuend und befreiend, zu hören und zu erfahren, dass er zu Gott gehört und Gott für ihn da ist als sein Vater. Deshalb tun Menschen der Kirche auch anderen Menschen Gutes, wenn sie ihnen vom offenen Himmel erzählen und ihnen in ihre Situation hinein vermitteln, dass sie Kinder Gottes sind und er sie liebt. Dafür ist Kirche da. Meditation zu Lukas 3, 20-21 von Martin Feuersänger

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4.2 Kommunikation des Evangeliums – Beispiele aus der Praxis Wer diese Arbeitshilfe zur Hand nimmt, kann den Eindruck bekommen, alles, was Kirche tut und lässt, sei Mission. Dieser Eindruck ist verständlich, weil tatsächlich Mission nicht auf eine begeisternde Predigt oder ein überzeugendes Gespräch zu begrenzen ist. Mission beinhaltet eine Fülle verschiedener gelungener Begegnungen mit dem Evangelium, zum Beispiel auch die Teilnahme an einem sozialen Projekt. Aber sogar die bestgemeinte Aktion kann den Blick auf den offenen Himmel verstellen. Es sind Begegnungen, die den Blick auf den offenen Himmel öffnen. Mission geschieht in Begegnung, wenn Menschen eigene Entdeckungen mit dem offenen Himmel machen. Dafür braucht es eine offene Kommunikation, Interesse aneinander, gegenseitiges Vertrauen, das Erleben von Gemeinschaft, ein überzeugendes Engagement für eine Sache, Offenheit und eine ehrliche Sprache. Es ist wichtig, auf die Atmosphäre von Räumen und Orten zu achten, da sie Teil der Kommunikation sind. Die folgenden Beispiele aus unserer Kirche sollen Anregungen zur offenen Kommunikation des Evangeliums bieten. Diese Auswahl ist weder vollständig noch „der Weisheit letzter Schluss“. Sie ist als Eröffnung einer Ideenbörse gedacht, die Sie selbst im Internet unter www.vom-offenen-himmel-erzaehlen.de bereichern und fortführen können. Die einzelnen Beispiele sind drei Begegnungsfeldern zugeordnet:

Û Kommunikation des Evangeliums zwischen Engagierten in der Kirche, Û Kommunikation mit Gruppen und Menschen, die sich mit der Gemeinde mehr oder weniger verbunden fühlen,

Û Kommunikation mit Menschen, die der Kirche fremd sind. Begegnungsformen für „Kirchenfremde“ können ebenso gut für Presbyterinnen und Presbyter geeignet sein. Umgekehrt stimmt dies nicht im gleichen Maße. Deshalb ist die Unterscheidung der Begegnungsfelder wichtig.

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Kommunikation des Evangeliums zwischen Engagierten in der Kirche Viele engagierte Gemeindemitglieder haben im Prozess „Auf Sendung“ zum Ausdruck gebracht, dass sie in „Glaubensfragen“ unsicher und sprachlos sind. Zur Überwindung der Sprachbarriere müssen angstfreie und kreativ offene Möglichkeiten geschaffen werden, den eigenen und den gemeinsamen Glauben auszusprechen. Ein Glaubensseminar kann allen, die sich bewusst und intensiv mit Glaubensfragen auseinandersetzen möchten, einen solchen Rahmen bieten. Vielen erleichtert dabei die Ausschreibung als Kurs das Mitmachen. Beispiel: Christ werden, Christ bleiben – ein Gemeindeseminar Die Gemeinde Rupelrath bei Solingen hat wiederholt Gemeindeseminare durchgeführt und dabei überraschende und positive Erfahrungen gemacht. Beim ersten Mal nahmen überwiegend Frauen der mittleren Generation an diesem Grundkurs des Glaubens teil. Einige von ihnen arbeiteten auch im nächsten Kurs mit und luden ihre Ehemänner dazu ein. Das Gemeindeseminar hat nachhaltige Wirkung: Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer suchten über den Kurs hinaus eine vertrauensvolle Gemeinschaft in der Gemeinde. So entstanden Hauskreise. Ehrenamtliche beteiligten sich aktiv und verantwortlich am Gemeindeleben. Die neue Gottesdienstform entspricht dem Lebensgefühl dieser Generation, weil ehemalige Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer das Konzept mitgestaltet haben. Kontakt: Evangelische Kirchengemeinde St. Reinoldi Rupelrath, Telefon (0212) 22 20 60

Hauskreise bieten einen geschützten Rahmen. Hier können sich Menschen mit ähnlichen Bedürfnissen und Lebenssituationen zusammenfinden. Hier kann Vertrauen entstehen, um über längere Zeit hinweg im Austausch über den persönlichen Glauben zu bleiben. Beispiel: Gemeinsam glauben – ein Hauskreis für junge Erwachsene Alle zwei Wochen trifft sich in der Gemeinde Solingen-Dorp ein Kreis acht junger Christinnen und Christen. Die Treffen finden reihum im Wohnzimmer statt. Es wird gesungen und über ganz alltägliche Dinge gesprochen, gebetet, in der Bibel gelesen und thematisch gearbeitet. Die anfängliche Scheu, über Glaubensfragen zu reden, ist schnell gewichen, als alle merkten:„Ich bin nicht allein mit meinen Fragen, meinen Ängsten oder auch mit meiner Freude am Leben.“ Mittlerweile gibt es Gebetsgemeinschaften, an denen sich alle im persönlichen Gebet beteiligen und so als Gemeinschaft mit Gott kommunizieren. Kontakt: Evangelische Kirchengemeinde Solingen-Dorp, Telefon (0212) 22 20 60, www.evangelisch-dorp.de

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Menschen, die sich im kirchlichen Kontext stark engagieren, suchen Orte, an denen sie auftanken können und etwas für sich bekommen – und motivierende Gemeinschaft spüren. Ein regelmäßiges Treffen, das nicht den Charakter einer Dienstbesprechung oder eines Dankeschönabends hat, sondern zur spirituellen Mitte der Aktivitäten wird, kann genau das Richtige sein und gleichzeitig der Entwicklung des eigenen Glaubens dienen. Die Bibel kann dabei zum Auslöser für eigene Versuche werden, Lebenserfahrungen und Glauben in Verbindung zu bringen. Es sinnvoll, mit einem intensiven Austausch über Lebenserfahrungen zu beginnen und erst in diesem Zusammenhang ein Stück der biblischen Tradition mit eigenen Worten zu erzählen. Beispiel: Leben teilen, Bibel teilen, Brot teilen – ein besonderer Feierabend Im Gesprächsgottesdienst der Evangelischen Studenten- und Studentinnengemeinde der Universität zu Köln sitzen bis zu zwölf Teilnehmende an einem Tisch, brechen das Brot und essen gemeinsam. Eine Einladungskarte lädt persönlich zu diesem Feierabend ein. Er enthält schon einen Hinweis auf den Erfahrungszusammenhang, um den es am jeweiligen Abend geht, z.B.: „Da geh ich lieber auf Nummer sicher...“ oder „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben ...“ Durch einen Impuls (Spruch, Bild, Karikatur, Gegenstand) auf der Mitte des Tisches wird das Gespräch geöffnet, gefragt sind Erfahrungen. Eine biblische Geschichte wird in das Gespräch hinein erzählt (wichtig: keine Textarbeit!). Sie ist ein Gesprächsbeitrag und gleichzeitig neuer Impuls. Zum Abschluss nimmt ein Gebet die Inhalte des Gesprächs auf. Es folgen das Brotbrechen, das gemeinsame Essen und Erzählen, vielleicht auch Planen. Zum Schluss gibt es Sendung und Segen. Kontakt: ESG Köln, Telefon (0221) 9 40 52 20, www.esg.uni-koeln.de

Für viele, die in der Kirche engagiert sind, ist es ein besonderer Schritt, mit der Glaubensüberzeugung öffentlich aufzutreten und buchstäblich „sichtbar“ zu machen, wofür die Gemeinde, Gruppe oder Einrichtung steht. Das kann mit einer Plakatserie zur Einladung in den Sonntagsgottesdienst geschehen oder mit einer Tafel am Eingang einer Einrichtung oder über die Startseite des Internetauftritts der Gemeinde. Beispiel: Fremde brauchen Freunde – Plakatserie der Gemeinde Es werden unter einem gemeinsamen Logo im Gebiet der Gemeinde mehrere Plakatwände gestaltet. Die Plakatwände sind weiß. Sie werden inhaltlich gefüllt von Gruppen, die gemischt sind – aus Alten und Jungen, Männern und Frauen. Am Abend gibt es einen gemeinsamen „Zug durch die Gemeinde“, bei dem alle betrachten, was entstanden ist – und zum Abschluss gibt es ein gemeinsames Fest. Kontakt: Öffentlichkeitsreferat im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann, Telefon (02104) 97 01 31

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Auch mit Gemeindepartnerschaften über Kontinente hinweg treten Gemeinden nach außen. Partnerschaften können zu einer Verständigung über den gemeinsamen Glauben und zu gemeinsamer christlicher Verantwortung in der Welt führen. Das führt für die Beteiligten zu mehr innerer Klarheit darüber, was Glaube für sie bedeutet. Es motiviert zum Handeln vor Ort und setzt gleichzeitig ein Signal für andere. Beispiel: Ein Bund für Gerechtigkeit – Ökumenische Partnerschaftserklärung In einem Seminar der Evangelischen Gemeinde zu Düren mit Christinnen und Christen der Partnerkirche Iglesia Evangelica del Rio de la Plata (Distrikt Paraguay) ist ein Aufruf zu einem Bund für wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit entstanden. Er stellt den Folgen der gegenwärtigen Wirtschaftsstrukturen die biblischen Visionen eines alternativen Lebens in Solidarität aller Menschen in Gottes Schöpfung entgegen. „Wir glauben an Gott, den Schöpfer und Erhalter allen Lebens, der uns zu Partnern und Partnerinnen der Schöpfung und Erlösung der Welt beruft. Deshalb verwerfen wir die gegenwärtige neoliberale Wirtschaftsordnung und jede Ordnung, die nicht dem Leben aller dient und so den Bund Gottes untergräbt. (...) Wir verpflichten uns, einen globalen Bund für wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit in der Schöpfung anzustreben. Dies führt unsere Kirchen weltweit zusammen (...) Dazu gehören die Beteiligung an sozialen Bewegungen gegen das immer unreflektiertere Konsumdenken, die Überprüfung der Finanzgeschäfte in- und außerhalb unserer eigenen Gemeinden und Kirchen, die Solidarisierung unserer Gemeinden und Kirchen mit denen, die von der Fülle des Lebens systematisch ausgeschlossen werden wie Arbeitslose, Obdachlose, Flüchtlinge, Kleinbauern und die indigene Bevölkerung. Die Evangelische Gemeinde zu Düren verpflichtet sich entsprechend unserem Glauben und den daraus gewonnenen theologischen Einsichten zu handeln (...).“ Auszug aus dem Presbyteriumsbeschluss der Evangelischen Gemeinde zu Düren vom 19. April 2005

Kontakt: Evangelische Gemeinde zu Düren, Telefon (0241) 18 80, www.evangelische-gemeinde-dueren.de

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Kommunikation des Evangeliums mit Gruppen und Menschen, die sich mit der Gemeinde mehr oder weniger verbunden fühlen Kirchenzugehörigkeit ist heute sehr vielschichtig. Notwendig ist die Möglichkeit, sich zu beteiligen, ohne dazu gehören zu „müssen“. Aber gleichzeitig muss es auch möglich sein, dazugehören zu „können“ und intensive Erfahrungen mit dem Glauben zu machen, ohne sich an den „harten Kern der Kircheninsider“ anzupassen. Beispiel: Ein besonderer Anlass – Frauenchor zum Weltgebetstag Der Frauenchor Bliesena aus Erftstadt-Bliesheim besteht aus 23 Mitgliedern im Alter zwischen 22 und 72 Jahren, evangelischen und katholischen Christinnen mit mehr und mit weniger Kontakt zur Gottesdienstgemeinde. In Einzelfällen sind sie auch kirchenskeptisch und in einem Fall nicht getauft. Die Chorleiterin ist nebenamtlich evangelische Kirchenmusikerin und freischaffend als Komponistin und Musikerin tätig. Das Repertoire umfasst hauptsächlich weltliche Frauenchorliteratur, aber auch geistliche Werke, die sie zu Hochzeiten und Messgestaltungen im katholischen Bereich einbringen. Von der Kölner Vorbereitungsgruppe des Weltgebetstages wurde der Frauenchor 1998 gefragt, ob er den zentralen Gottesdienst des Weltgebetstages im Kölner Dom mitgestalten wolle. Die Frauen machten mit. Diese Erfahrung war beeindruckend, dass sie in den Jahren danach bis heute immer wieder gerne bei diesem Gottesdienst musikalisch mitwirken. Warum? Auf diese Frage gaben die Frauen an: das Interesse an dem jeweiligen Land einschließlich der landesspezifischen Musikstile („fetzige, rhythmische Musik“), das Gefühl weltweiter Ökumene und weltweiter Solidarität der Frauen, die Erkenntnis, welch bedeutende Stellung Frauen im Christentum im Vergleich zu anderen Religionen hätten. Nicht zuletzt empfanden sie, dass durch diesen Gottesdienst die Ökumene vor Ort voran gebracht wurde. Kontakt: Barbara Bannasch, Telefon (02235) 46 10 92, barbara.bannasch@t-online.de

Beispiel: For heavens sake – ein Gospelgottesdienst in Bergheim Der Gospel-Chor ist ein eigener Verein. Der Kontakt zur Gemeindearbeit beruht auf einem Abkommen: Etwa drei bis vier Mal im Jahr gestaltet der Chor den Sonntagsgottesdienst. Der Aufbau des Gottesdienstes folgt der Dramaturgie des Gesangs. Auch die kurze Predigt ist auf ein Stück des Chores bezogen. Die besondere Intensität dieses Gottesdienstes wird für alle spürbar. Viele, die nie Gottesdienst feiern würden, sind unmittelbar selber beteiligt und laden andere dazu ein. Umgekehrt hat der Chor für Gemeindemitglieder, die nicht eintreten wollen, ein Singprojekt veranstaltet, das in einen Gottesdienst mündete. Kontakt: Thomas Jung, info@for-heavens-sake.de

Neue Wege werden gegangen, um Gruppen mit dem Gottesdienst als spiritueller Mitte und miteinander in Kontakt zu bringen. Beispiel: Fünf nach zwölf – ein Gottesdienstprojekt Die Friedenskirchengemeinde Düsseldorf ist eine der beiden großen Innenstadtgemeinden. Jeweils am vierten Sonntag im Monat feiert die Gemeinde in der Friedenskirche einen Gottesdienst „fünf nach zwölf“, d.h. der Gottesdienst beginnt um 12.05 Uhr und spricht die an, die sonntags gerne erst später zur Kirche gehen, vor allem Kinder, Jugendliche und ihre Eltern und jüngere Erwachsene – also ein Gottesdienst für „Ausge-

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schlafene“, der aber auch die Gottesdienstkerngemeinde anspricht. Nach jedem „fünf nach zwölf“- Gottesdienst gibt es gemeinsames Mittagessen in der Kirche zu einem sehr günstigen Preis und mit vielen Gesprächsgelegenheiten. Je nach Thema werden unterschiedliche Gruppen inner- und außerhalb der Gemeinde in die Gottesdienstgestaltung einbezogen (Kinder und Jugendliche aus den Gruppen der Gemeinde, die Kindertagestätten, die Frauenarbeit, Künstlerinnen und Künstler aus dem Stadtviertel, Eine-WeltGruppen). So gibt es immer wieder neue thematische Akzente, die auch in der räumlichen Gestaltung der Kirche berücksichtigt werden. Weitere Kennzeichen sind eine vereinfachte Liturgie in verständlicher Sprache und eine musikalischen Gestaltung, die zwar jüngere Zielgruppen anspricht, aber die Älteren nicht abschreckt. Kontakt: Evangelische Friedenskirchengemeinde Düsseldorf, Telefon (0211) 6 00 01 50, www.friedenskirche-duesseldorf.de

Gruppen bei „ihrem“ Thema anzusprechen oder an besondere Lebenssituationen anzuknüpfen, ist ein Weg, der eine eigene und originäre Begegnung mit dem Evangelium ermöglicht. Beispiel: Wie kommt Gott ins Kinderzimmer? Evangelische Kindergärten haben besondere Chancen, altersgerecht von Gott zu erzählen und mit Kindergartenkindern und ihren Familien fröhliche Gottesdienste zu feiern. Die Kinder lernen Gebete, christliche Lieder und biblische Geschichten auf selbstverständliche Weise im Alltag kennen und nehmen vieles mit nach Hause. Manche Eltern finden durch ihr Kindergartenkind einen neuen Zugang zur Kirche und zum Glauben. Elternabende oder -nachmittage, die religionspädagogische Inhalte haben, werden von ihnen gerne angenommen – vorausgesetzt, es geht vorrangig um die Kinder und Themen wie zum Beispiel „Wenn Kinder den Tod erleben“ oder „Beten mit Kindern?“. Schnell führen die Gespräche auch zu ihren persönlichen Fragen, Erfahrungen und Zweifeln. Gemeinden mit Kindertagesstätten und Kinderarbeit bieten Eltern ein Forum, für sich selbst die Bedeutung des christlichen Glaubens (wieder) zu entdecken. Eltern, die erleben, wie wichtig einer Gemeinde ihre Kinder sind, fühlen sich in ihrer Lebenssituation ernst genommen und kommen gerne. Kontakt: Evangelische Kirchengemeinde Vohwinkel, Telefon (0202) 73 03 43, www.ev-kirche-vohwinkel.de

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Beispiel: „Was soll ich denn dazu sagen?“ – Konfirmandenarbeit durch Jugendliche ‚Was soll ich denn dazu sagen?‘ fragte mich eine jugendliche Mitarbeiterin, die eine Gruppe in der Konfirmandenarbeit betreuen sollte. ‚Die Konfirmandinnen und Konfirmanden waren heute in Form. Zig Fragen haben sie gestellt: Hat Jesus wirklich gelebt? Wie hat er denn das Ohr wieder dran gekriegt? Glaubst Du das wirklich alles?‘ Ein intensives Gespräch mit ihr begann über die Gegenwart Gottes in Jesus, über die Provokation von Heilungsgeschichten und über Chancen und Herausforderungen des Vertrauens. Nicht alles war sofort klar. Oft suchte ich nach den passenden Worten. Am Ende resümierte sie:‚Ich glaube, ein bisschen was habe ich verstanden. Nächste Woche möchte ich wieder mit der Konfirmandengruppe reden. Ich glaube, mir stellen sie mehr Fragen als Ihnen, Herr Pfarrer.‘ Ich war auch ganz zufrieden. Selten war ich als Theologe so gefragt wie in diesem Gespräch. Ich begriff: Mission beginnt mit Fragen, nicht mit vorgegebenen Antworten. Eine gewisse staunende Sprachlosigkeit werden wir uns nicht abtrainieren können.

Aus: KU-Praxis 23/1997 S. 16-22

Für viele der Kirche durchaus nahe stehenden Menschen ist es eine wichtige Erfahrung, wenn jemand aus der Gemeinde Kontakt zu ihnen aufnimmt und sich für ihre Lebenssituation und -erfahrung interessiert. Besuchsdienste sind oft auf alte Menschen ausgerichtet. Sie müssen nicht die einzige Zielgruppe sein Beispiel: Schnapszahlen – Geburtstagsbesuche bei Jüngeren In einer Besuchsdienstgruppe stand plötzlich die Frage im Raum: ‚Warum besuchen wir eigentlich meistens nur ältere Gemeindeglieder?‘ So entstand die Idee, Geburtstagsbesuche bei 33-, 44-, 55-, 66- und 77-jährigen abzustatten, unter dem Motto: ‚Schnapszahlen – aber keine Schnapsidee‘. Die Idee ist verlockend – aber es gilt zu bedenken, wie viele Besuche konkret möglich sind, denn das Zeitbudget der Besuchsdienste ist kleiner als die Zahl der Jubilarinnen und Jubilare.

Kontakt: Besuchsdienstreferat im Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste, Telefon (0202) 2820-405, schweitzer.gmd@ekir.de, www.ekir.de/gmd

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Wenn Menschen trauern, ist menschliche Nähe wichtig. Die Erfahrung: „Jemand hat Zeit für mich und hält mit mir den Seelenschmerz aus“ kann für beide Seiten intensiv und bereichernd sein. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben kommt in solchen Situationen oft zur Sprache. Beispiel: Jemand hat Zeit für mich – ehrenamtliche Trauerbegleitung In der Evangelischen Kirche im Rheinland werden zurzeit Standards für die kirchliche Ausbildung zur Trauerbegleitung festgelegt, in der die theologisch-spirituelle, die seelsorgliche und die liturgisch-rituelle Kompetenz gefördert und die Kooperationsfähigkeit gestärkt werden sollen. Die Teilnehmenden werden befähigt, Einzelne im Trauerprozess zu begleiten oder eine Trauergruppe zu initiieren, zu organisieren und zu leiten. Ein besonderes Modul vermittelt Trauerarbeit in der Online-Seelsorge. Die Kurse fördern die Fähigkeit, den eigenen Glauben auszudrücken und die christliche Tradition hilfreich in den Prozess der Begleitung einzubeziehen. Lernen in einem Bereich wie der Trauerbegleitung umfasst Selbsterfahrung und Wissen, Haltungen und Handlungskompetenzen. Kontakt: Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Nordrhein, Telefon (0211) 36 10-220, info@eeb-nordrhein.de Für Online-Seelsorge: Eine Liste der Online-Seelsorgerinnen und -Seelsorger finden Sie im Internet unter www.trauernetz.de

Menschen, die nur hin und wieder Kontakt zu Kirche haben und sich auf ihre Weise zugehörig fühlen, suchen im Gottesdienst oder im Seelsorgegespräch eine Möglichkeit, dass jemand stellvertretend für sie ihr Leben in Beziehung zum offenen Himmel bringt. Dazu gehört vor allem die Gabe, genau zuzuhören und zu verstehen. Beispiel: „Danke, das hat gut getan!“ – stellvertretendes Gebet Frau P. ist eine ältere Dame der Gemeinde. Ich besuche sie einige Tage nach ihrem Geburtstag. Zuerst unterhalten wir uns über die kleine Geburtstagsfeier, über ihre Familie und darüber, wie sie zurecht kommt. Je länger das Gespräch dauert, desto weiter geht ihre Erzählung zurück in die Vergangenheit, und sie erzählt mir ihre ganze Lebensgeschichte. Ich höre lange zu. Gegen Ende sagt sie zu mir: ‚Sie beten doch wieder für mich?!‘ Gerne komme ich dieser Bitte nach und bringe ihre Lebensgeschichte im Gebet vor Gott. Ich danke Gott für all das Gute, das er Frau P. in ihrem bisherigen Leben geschenkt hat, danke ihm für alle Treue und Bewahrung in den schweren und bitteren Zeiten, die Gott Frau P. zugemutet hat. Nach dem ‚Amen‘ kommt ein tiefer Seufzer der Erleichterung von Frau P. und sie sagt: ‚Danke, das hat gut getan!‘

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Kommunikation des Evangeliums mit Menschen, die der Kirche fremd sind Ein entscheidender Schritt zu neuen Begegnungen ist das Verlassen vertrauter Räume. Beispiel: Die Kirche ins Dorf holen – ein Stadtteilcafé Das missionarisch-diakonische Projekt HeckMeck der Evangelischen Kirchengemeinde Heckinghausen in Wuppertal hat drei Wurzeln: Es gab zum einen Überlegungen der „Junge-Erwachsenen-Arbeit“, die Arbeitsformen und Angebote durch die Einrichtung einer Kneipe, eines Cafés zu öffnen. Zum anderen war da der Wunsch verschiedener Kreise, die missionarischen Aktivitäten auf den Stadtteil auszuweiten, z.B. durch einen „Treffpunkt Gemeinde“ in einem Ladenlokal, verbunden mit einem Buch- und Eine-Welt-Laden. Dazu kam das Anliegen, sozial schwache Menschen zu betreuen und dafür einen Ort im Stadtteil zu haben. Die Kombination dieser drei Aufgabenbereiche in Verbindung mit der Einrichtung einer Sonderdienststelle ermöglichte dieses Projekt einer lebendigen und missionarisch aktiven Gemeinde, der es stets wichtig war, missionarische Anliegen eng mit den sozialen und politischen Herausforderungen der Zeit zu verbinden. So entstand 1991 in einem angemieteten Ladenlokal an der Hauptverkehrsstraße des Stadtteils ein Café, ein Eine-Welt- und Buchladen sowie ein weiterer Raum für Gruppengespräche, Mittagsgebete etc. Der dazugehörende Kellerraum wurde in den folgenden Jahren als Kleiderkammer ausgebaut. Café und Laden hatten jeden Tag geöffnet und wurden sofort von der Bevölkerung über den Stadtteil hinaus angenommen. Das Projekt lebt sehr stark von dem Engagement der Ehrenamtlichen. Kontakt: Vereinigte Evangelische Kirchengemeinde-Heckinghausen in Wuppertal-Barmen, Telefon (0202) 6 33 69, www.heckinghausen.wtal.de

Beispiel: Kirchenmeile auf dem Weihnachtsmarkt Im Schatten des Bonner Münsters ergänzt die „Bonner Kirchenmeile“ das kommerzielle Angebot des Weihnachtsmarkts um einen inhaltlichen Akzent: Die katholische und die evangelische Kirche unterhalten zusammen mit dem Agenda-Büro der Stadt Bonn und dem Weltladen Bonn einen Stand, an dem Getränke aus fairem Handel angeboten werden und die Kirchen die Weihnachtsmarktbesucherinnen und -besucher zum Dialog einladen. 2005 dienten die Gaben der drei Weisen aus dem Morgenland „Gold, Weihrauch und Myrrhe“ als Motto und Anknüpfungspunkt, um ins Gespräch zu kommen über Fragen wie „Was ist für Sie so kostbar wie Gold? Was ist der Schatz in Ihrem Leben, den Sie weitergeben möchten? Was gibt Ihrem Leben Heilung?“ Kontakt: Kirchenpavillon, Telefon (0228) 63 90 70, info@kirchenpavillon.de

Andernorts wird der Gottesdienst außerhalb der Kirche zum verbindenden Erlebnis einer Dorfgemeinschaft. Beispiel: Gottesdienst unter offenem Himmel In Rösrath gibt es im Ortsteil Bleifeld eine rege, konfessionsübergreifende Dorfgemeinschaft. Alteingesessene und Zugezogene, Alte wie Junge beteiligen sich an den verschiedenen Aktivitäten. Eine davon ist der Wandertag, der seit einigen Jahren am 3. Oktober stattfindet. Am Beginn steht ein ökumenischer Gottesdienst im Freien, im Zelt oder einer Scheune. Lesungen und Gebete werden von Ehrenamtlichen vorgetragen

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und Chöre singen. Der Gottesdienst, dessen Kollekte soziale Projekte unterstützt, wie das gemeinsame Essen und Wandern verbinden Menschen und vermitteln ihnen eine Ahnung vom offenen Himmel. Kontakt: Wolfgang Volberg, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, Telefon (02205) 66 54

Wem der normale sonntägliche Gottesdienst fremd ist, sucht ungewöhnliche und erlebnisstarke Gottesdienste mit zeitgenössischer Musik und Theaterelementen. Gemeinden verändern dafür Gewohnheiten, Zeiten und Kirchenräume – ohne bestehende Formen des Gottesdienstes aufzugeben. Beispiel: GOalive – ein Gottesdiensterlebnis GOalive ist „zweites Programm“ der Gemeinde Saarbrücken-Eschberg, es ersetzt nicht den sonntäglichen Gottesdienst am Vormittag, sondern ergänzt ihn. GOalive richtet sich vor allem an Menschen, die mit den „normalen“ liturgischen Gottesdiensten nicht viel anfangen können und findet an einem Sonntagabend von 17.30 Uhr bis 19 Uhr statt. Die Kirche wird umgestaltet, z.B. mit einer Bühne im Altarraum. Durch den Gottesdienst führen zwei Moderatorinnen. Verwendet wird zeitgemäße Musik, es spielt die eigens gegründete GOalive-Band. Ein Theaterstück führt zum Thema der Predigt hin. Im Anschluss an eine kurze Predigt haben die Gottesdienstteilnehmerinnen und -teilnehmer die Gelegenheit, ihre Anmerkungen und Fragen zur Predigt auf Karten zu schreiben. Die Moderatorinnen richten diese Fragen dann an den Pfarrer, der sie innerhalb von 60 Sekunden zu beantworten hat (Gong). Ebenfalls auf Karten können Gebetsanliegen notiert werden, die in der Schreibphase zur Gebetswand gebracht werden können. Parallel zu GOalive wird ein Kinderprogramm angeboten. GOalive findet drei Mal im Jahr statt und wird jeweils von einem Team vorbereitet, das hauptsächlich aus ehrenamtlich Mitarbeitenden besteht. Kontakt: Evangelische Kirchengemeinde Eschberg, Telefon (0681) 81 27 44, www.kirchengemeinde-eschberg.de

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Andere, denen der normale sonntägliche Gottesdienst fremd ist, suchen intensive und konzentrierte Formen der Spiritualität. Es kommt darauf an zu reduzieren: Die Größe des Raumes, die Fülle der Texte, die liturgischen Sprüche und Zeichenhandlungen. Sinnvoll ist jeweils eine Form, die einfach, klar, elementar und verständlich ist, in die jede und jeder sich beim ersten Mitmachen sofort hineingeben kann, ohne sich hineingeben zu müssen. Beispiel: Loslassen und Neuwerden – der kleine Gottesdienst Einen meditativen Gottesdienst am Sonntagabend bietet die Evangelische Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen für eine Gruppe zwischen fünf und 15 Beteiligten. Die kleine Besucherzahl ist ein Vorteil. Zu Beginn wird jedes Mal kurz gesagt, was die Teilnehmenden erwartet. Es gilt: Jede bzw. jeder macht nur mit, was sie oder er mitmachen möchte. Bei Taizé-Liedern kann man mitsingen oder schweigen. Im Mittelpunkt des kleinen Gottesdienstes steht eine ausdrucksstarke Zeichenhandlung. Entweder „Abladen was belastet“ (Meditation ums Kreuz: Hand oder Stirn auflegen auf das Kreuz, das aus rohen Eichenbalken auf der Erde liegt) oder „Segen empfangen“ (Meditation um die Osterkerze: Hände spüren und eine Zusage hören). Kontakt: Evangelische Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen, Telefon (02272) 40 90 27, www.kirche-tut-gut.de

Das Elementare, Einfache fasziniert bei der Tradition des Pilgerns, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Dabei möchten viele nicht einen beliebigen Fußweg zurückzulegen, sondern einen bestimmten Weg wie den Jakobsweg oder den Hugenottenweg im Saarland. Beispiel: Mit den Füßen beten – eine rheinische Pilgerreise von Wuppertal nach Köln Den berühmten Jakobsweg gibt es auch im Rheinland. Der Kirchenkreis DüsseldorfMettmann bietet interessierten Pilgerinnen und Pilgern an, den „rheinischen Jakobsweg“ drei Tage zu gehen. Der Weg wird unterbrochen durch einzelne Stationen: In Kirchen, aber auch in der Natur, z.B. an Kreuzen, an Quellen, Steinen etc. gibt es Impulse, spirituelle Nahrung für den Weg. Zum gemeinsamen Gehen gehören auch das gemeinsame Essen, Beten und die Stille. Pilgern ist zwar keine evangelische Tradition, aber eine christliche, die von vielen auf der

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Suche nach Spiritualität entdeckt wird und einen neuen Zugang zum erfahrbaren Glauben ermöglicht. Pilgern ist ein ganzheitliches „Auf-dem-Weg-Sein“, ein Sinnbild auch für den eigenen Lebensweg. Pilgerinnen und Pilger entdecken die Langsamkeit und kehren verändert in den Alltag zurück. Äußerliches Gehen bewegt und verändert auch innerlich. Man lässt den Alltagsstress hinter sich, um empfänglicher, offener und bewusster für sich selbst, für den Mitmenschen, für Gott zu werden. In der Pilgergruppe folgen alle ihrem eigenen Tempo. Reden und Schweigen, beides hat seinen Ort. Die mitpilgernden Seelsorgerinnen und Seelsorger bieten auch Einzelgespräche auf dem Weg an: Seelsorge im Gehen. Die Fußstrecke beträgt pro Tag ca. 16 bis 20 km. Man muss gut zu Fuß sein, Ausdauer und ein entsprechendes Wanderequipement haben. Zwei Übernachtungen mit Schlafsäcken und Isomatten/Luftmatratzen finden in Gemeindehäusern statt. Die Gruppe sollte nicht größer als 20 Personen sein. Kontakt: Öffentlichkeitsreferat im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann, Telefon (02104) 97 01 31, oeffentlichkeitsreferat@mettmann.ekir.de Entsprechende Angebote für Männer – Pilgerwege auf dem Jakobsweg in der Eifel – bietet die Männerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland an. Kontakt: Männerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland, Telefon (0211) 36 10-214, www.maennerarbeit.ekir.de

Beispiel: Ich bin Sarah – ein Bibliodrama Intensive spirituelle Erfahrungen und die unmittelbare Begegnung mit biblischen Geschichten ermöglichen Bibliodrama-Wochenenden. Wichtig sind hier der Abstand von zu Hause und eine vertrauensvolle Atmosphäre. Oft ist auch eine gewisse Fremdheit untereinander Voraussetzung für die Möglichkeit, sich ganz auf das Geschehen einzulassen. Die Teilnehmenden identifizieren sich mit Figuren einer biblischen Geschichte, die sich offen und spielerisch entwickelt. Ihre Erfahrungen und Gefühle werden Teil der Geschichte. Die Teilnehmenden kommen sehr stark als Subjekte vor. Wahrheit ereignet sich im Spiel der Beteiligten. Kontakt: Thorsten Schmitt, Telefon (02238) 94 52 94, schmitt@kirche-koeln.de, Max Strecker, Telefon (0201) 23 97 37, strecker@uni-essen.de Sie vermitteln gerne weitere Adressen. www.bibliodrama-gesellschaft.de

Auf einer ganzen anderen Ebene bewegen sich soziale Projekte und Initiativen. Durch den intensiven Einsatz für andere wird der Weg auch für eine starke Sinnerfahrung frei. Hier können Menschen sich einbringen und selbst Teil eines überzeugenden diakonischen Handelns werden. Sie erleben, dass Kirche glaubwürdig ist und entdecken dann selbst beim Mitmachen, dass Christ-Sein Sinn gibt. Beispiel: Pskow – ein diakonisches Gemeindeprojekt Auf einer Reise nach Pskow 1991 lernte der Wassenberger Pfarrer Klaus Eberl die menschenverachtende Behandlung schwerstbehinderter Kinder in Russland kennen. Das Elend der Betroffenen hat inzwischen viele Menschen seiner Gemeinde berührt. In Wassenberger Trägerschaft wurde 1993 das Heilpädagogische Zentrum in Pskow eröffnet – als konkretes Zeichen der deutsch-russischen Versöhnung. Seitdem werden dort ca. 50 behinderte

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Kinder unterrichtet. Die Fachkräfte sind bei der Kirchengemeinde angestellt und geben ihr Bestes, damit diese Kinder einen menschenwürdigen Platz in der Gesellschaft finden und, soweit wie möglich, selbstständig werden. Ausgebildet werden sie durch die Rurtalschule Oberbruch, mit der sich eine fachliche Kooperation ergeben hat. Heute bringt die kleine Kirchengemeinde Wassenberg alljährlich etwa 150.000 Euro durch Spenden auf, um die laufende Arbeit zu garantieren. Die über zwölfjährige Partnerschaft hat die Gemeinde in Wassenberg verändert. Die Hilfe für behinderte Menschen in Russland ist keine Einbahnstraße, sondern gibt der Gemeindearbeit neue Impulse. Workcamps in Russland lassen viele Jugendliche erstaunliche Erfahrungen mit Kirche und der Praxis eines christlichen Menschenbildes machen. Im Kleiderlager finden Erwachsene ein Betätigungsfeld. Öffentlichkeitsarbeit, Wohlfahrtsmarkenverkauf und Fundraising werden ehrenamtlich organisiert. Durch das Projekt sind viele Wassenberger, die früher distanziert zur Kirche standen, auf die Gemeinde aufmerksam geworden. Davon haben auch andere Arbeitsbereiche profitiert. Erstaunlich ist, dass ein Diakonieprojekt so viele intensive spirituelle Impulse gegeben hat und noch weiter gibt: in Gruppen, Kreisen und Gottesdiensten. Kontakt: Evangelische Kirchengemeinde Wassenberg, Telefon (02432) 21 42, www.ekir.de/pskow

Mit Projekten wie „Pskow“ kann Kirche einen ganzen Ortsteil prägen. Dies gilt nicht nur für soziale, sondern auch für kulturelle Projekte. Beispiel: Kinder Abrahams – ein interreligiöses Projekt In dem Musical „Kinder Abrahams“ suchen die drei Jugendlichen Debbi, Lukas und Beyami den „ultimativen Rap“. Debbi ist Jüdin, Lukas ist Christ, und Beyami ist Muslim. Auf ihrer Reise entdecken sie ihre religiösen Wurzeln und Unterschiede. Sie treffen auf einen Rabbi, eine Pfarrerin und einen Imam, die ihnen die Geschichte Abrahams aus unterschiedlichen Traditionen erzählen. Sie lernen Abraham als Urvater und Ausgangspunkt ihres Glaubens kennen und entdecken über ihn Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Religionen. „Kinder Abrahams“ ist ein Stück, in dem Kinder und Erwachsene gemeinsam singen und schauspielern und so die Geschichte von Abraham und seiner Familie darstellen. Menschen von vier bis 75 Jahren, generations- und religionsübergreifend, machen mit. Das Musical „Kinder Abrahams“ wurde von der Projektgruppe unter Beratung mit der muslimischen und der jüdischen Gemeinde konzipiert, geschrieben und komponiert. Es handelte sich um eine zweistündige Uraufführung, in der die verschiedenen Künste zusammenflossen: Schauspiel, Instrumentalmusik, Gesang, Rap, Kostümherstellung, Kulissenbau – jede und jeder konnte, unabhängig von Alter, Geschlecht und Religion, Talente und Begabungen einbringen. Die vereinten Kräfte machten die Umsetzung erst möglich. Kontakt: Evangelische Kirchengemeinde Ratingen, Telefon (02102) 9 54 40

Gottesdienste mit klassischer Kirchenmusik können interessierten Musikliebhaberinnen und -liebhabern die Verbindung von Musik und geistlichen Inhalten nahe bringen. Beispiel: Himmelskönig, sei willkommen – ein Kantatengottesdienst In einem kirchenmusikalisch besonders gestalteten Gottesdienst wird die Kantate „Himmelskönig, sei willkommen“ von Johann Sebastian Bach musiziert. Sie ist für den Palmsonntag bestimmt und soll die Karwoche einleiten. In der Predigt gibt es einen

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Dialog zwischen Kirchenmusikerin und Predigerin. Die musikalischen Motive, die den Text der Kantate verdeutlichen, werden erklärt. Die Musik wird greifbar und verständlich. Im Anschluss an die Predigt wird die Kantate am Stück musiziert – für viele Gottesdienstbesucherinnen und -besucher ein Erlebnis für Herz und Verstand. Kontakt: Evangelische Kirchengemeinde Solingen-Dorp, Telefon (0212) 22 20 60, www.evangelisch-dorp.de

Wenn sich die Kirche öffnen will, dann sollte sie auch geöffnet sein. Diesen Gedanken versuchen vor allem Innenstadtkirchen umzusetzen, aber zunehmend auch andere Gemeinden, die zu bestimmten Zeiten ihre Kirche offen halten. Teilweise wird dies mit besonderen Begegnungsmöglichkeiten wie Kulturveranstaltungen, Café etc. verbunden, teilweise wird aber auch bewusst ohne jedes weitere Programm der Kirchenraum außerhalb der Gottesdienstzeiten wieder zugänglich gemacht. Für offene Kirchen verleihen mehrere Landeskirchen, darunter auch die rheinische Kirche, auch ein Signet. Weit über 40 rheinische Kirchen haben das Signet bereits erworben. Beim Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste gibt es die Bewerbungsunterlagen (s. Seite 43). Beispiel: Offene Kirche – Kirche als Begegnungsstätte Dienstag bis Sonntag ist z.B. die Johanniskirche in Saarbrücken von 15 bis 18 Uhr geöffnet. In dieser Zeit stehen ehrenamtliche Kirchenwachen den Besuchern für Gespräche und Rückfragen zur Verfügung. An zwei Tagen ist in der Kirche zudem die Kircheneintrittsstelle für die Kirchenkreise Saarbrücken, Völklingen und Ottweiler besetzt. Eine weitere Facette der offenen Kirche sind kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und andere künstlerische Darbietungen. Kunst und Verkündigung begegnen sich in der schon traditionell gewordenen Veranstaltung „Musik und Texte im Advent“, zu der in der Zeit von 18.00 bis 18.15 Uhr eingeladen wird. An zweiter Stelle ist das Kirchenkino zu nennen: Im Sonntagshauptgottesdienst wird in der Predigt auf einen Film Bezug genommen, der noch am selben Abend um 20.00 Uhr in der Kirche gezeigt wird. Kontakt: Evangelische Kirchengemeinde St. Johann, Telefon (0681) 3 12 61, www.j-kirche.de, www.offene-kirchen.de

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Beispiel: Candlelight-Dinner – Der besondere Abend In Götterswickerhamm findet seit 1998 im November, der dunklen trüben Jahreszeit, das Candlelight-Dinner statt. Es will Leib, Seele und Geist erfreuen. Ein Team aus der Gemeinde kocht für mittlerweile 55 Personen, die an Tischgruppen ein 3-Gänge-Menu als Buffet genießen. Die Tische sind festlich gedeckt, viele Kerzen schmücken den Raum. Musizierende am Piano und an der Bratsche unterstreichen die besondere Note. Nach Vorspeise und Hauptgericht ist eine Essenspause angesagt. In dieser Zeit bekommen die Gäste geistige und geistliche Nahrung. Eine Pastorin oder ein Pastor formulieren mutmachende, wegweisende Gedanken zu einem vorher abgesprochenen Thema. Den Gästen ist freigestellt, ob sie danach an den Tischen über das Gehörte noch weiter sprechen. Die Grundidee ist einfach und hat Erfolg: Es geht darum, Menschen wohl zu tun. Das CandlelightDinner ist bereits im Januar für den November ausgebucht. Kontakt: Evangelische Kirchengemeinde Götterswickerhamm, Telefon (02855) 64 43, www.goetterswickerhamm.ekir.de

Was passiert, wenn das Gemeindehaus stärker für die Bevölkerung geöffnet wird? Aus Vermietungen ergeben sich Nebeneinkünfte, vor allem aber Kontakte. Natürlich ist es nicht egal, wer das Haus mit der Gemeinde teilt. Es ist wichtig, dass die Aktivitäten dem Profil der Gemeinde entsprechen. Beispiel: Café Sandspur – ein Gemeindezentrum an der Universität Das Gebäude der Evangelischen Studenten- und Studentinnengemeinde an der Universität zu Köln besteht aus einem Wohnheim, einem öffentlichen Café, einem großen Veranstaltungssaal, Gruppenräumen und einer ständig geöffneten Kapelle. Studierende aus verschiedenen Kulturen wohnen im Wohnheim. Studentische Initiativen und Lerngruppen treffen sich im Café. Eine ständig sich verändernde und erneuernde Kerngruppe trägt verschieden Gemeindeaktivitäten. Die Kapelle ist gleichzeitig Raum für Gottesdienst, aber auch offener Ruheraum und Meditationsraum für alle, die auf der Suche nach ihrer eigenen Spiritualität sind. Der Saal kann von der Uni und anderen Gruppen gemietet werden. Die räumliche Gestalt des Zentrums lässt alle Formen der Nähe zu. Kontakt: ESG Köln, Telefon (0221) 9405220, www.esg.uni-koeln.de

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www.vom-offenen-himmel-erzaehlen.de

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4.3 Literatur, Materialien, Kontaktadressen Im Folgenden werden Literaturtipps und Programme, Methoden, praktische Angebote und Kontaktadressen aus verschiedenen Bereichen kurz vorgestellt, beginnend mit einer methodischen Anleitung zum Bibelteilen und einer Auswahl biblischer Texte zum offenen Himmel.

Bibel teilen – über Bibeltexte ins Gespräch kommen Mit einer Gruppe über einen Bibeltext ins Gespräch zu kommen, ist manchmal gar nicht so einfach. Mit der Methode „BibelTeilen“ gelingt es relativ leicht, das Gespräch über einen Bibeltext zu strukturieren. Es ist ein meditatives Erfassen des Textes, bei dem jede und jeder zu Wort kommen kann. Dabei will das alltägliche Leben einbezogen werden, damit die Ergebnisse nicht nur fromme Theorie bleiben. Die sieben Schritte des Bibel-Teilens wurden von Christinnen und Christen in Afrika entwickelt. 1 Gott einladen: In Gebet, Lied oder liturgischer Formel wird Gott in die Gemeinschaft eingeladen. 2 Den Text lesen: Der vorgegebene Bibelabschnitt wird laut gelesen, danach wird er von allen still nachgelesen. 3 Worte hören: Die Teilnehmenden wählen aus dem Text für sie zentrale Worte aus. Diese werden reihum laut „betend“ vorgelesen. Es gibt keine Erläuterungen, keine Kommentare. Dabei können dieselben Worte durchaus mehrmals genannt werden. Danach wird der Text noch einmal laut oder still gelesen. 4 Schweigen: Die Teilnehmenden nehmen sich etwa fünf Minuten Zeit, um in der Stille auf Gott zu hören und sich auf den Text zu besinnen. 5 Sich mitteilen: Die Teilnehmenden teilen einander mit, was sie besonders berührt hat. Sie sprechen möglichst persönlich und konkret, reagieren dabei aber nicht auf die Beiträge der anderen. Die Teilnehmenden legen ihre Beiträge wie Früchte in einen Korb („Korbgespräch“), ohne dass darüber diskutiert wird. 6 Gespräch: Jetzt erst folgt eine Unterhaltung über das Thema des Bibeltextes und dessen Bedeutung für das persönliche, gemeinschaftliche und gemeindliche Leben. Anschließend folgt ein Austausch darüber, welche praktischen Impulse sich daraus ergeben. 7 Abschluss: Danach kann jede und jeder Dank, Bitten und Fragen im Gebet vor Gott bringen. Gemeinsames Gebet (z.B. Vaterunser), Segen oder Lied schließen das Zusammensein ab. Diese Methode eignet sich für Gruppen von 6-10 Personen. Man sollte etwa 45-60 Minuten einplanen. Weiterführende Literatur: Oswald Hirmer/Georg Steins, Gemeinschaft im Wort. Werkbuch zum Bibel-Teilen, Aachen 1999

In der Bibel ist vielfach und vielfältig vom offenen Himmel die Rede. Gott begegnet Menschen, und diese Begegnung verändert ihr Leben. Im Folgenden gibt es dazu eine Auswahl biblischer Texte. Die Stichworte in Klammern dienen als Inhaltsangabe, die das Auswählen der Texte leichter machen soll. 1. Mose 21, 8-21 (Gott rettet Hagar und Ismael), 1. Mose 22, 1-19 (Gott rettet Isaak), 2. Mose 20, 1-22 (Gott spricht aus dem Himmel), 2. Mose 24, 1-18 (Gott schauen), 2. Könige 2, 1-18 (Entrückung Elias), Psalm 36 (Deine Güte reicht, soweit der Himmel ist), Psalm 57 (Erhebe dich, Gott!), Sprüche 8, 22-36 (Weisheit – älter als der Himmel), Jesaja 6 (Gottes Herrlichkeit und die Berufung Jesajas), Jesaja 58, 6-11 (Brich dem Hungrigen dein Brot), Jesaja 65 ,17-25 (Ein neuer Himmel, eine neue Erde), Joel 3 (Die Ausgießung des Geistes), Matthäus 17, 1-9 (Verklärung Jesu), Lukas 2, 1-20 (Die himmlischen Heerscharen verkünden Jesu Geburt), Lukas 15, 1-10 (Freude im Himmel), Lukas 16, 19-31 (Ein Dialog zwischen Himmel und Hölle), Johannes 1, 35-51 (Jesu Jünger werden den offenen Himmel sehen), Johannes 20, 11-29 (Der Auferstandene begegnet den Seinen), Apostelgeschichte 1, 1-11 (Die Himmelfahrt Jesu), Apostelgeschichte 9, 1-18 (Lebenswende des Paulus vor Damaskus), Galater 3, 26-29 (Kinder Gottes durch den Glauben), Offenbarung 21, 1-5 (Ein neuer Himmel, eine neue Erde)

Kirchen erzählen vom Glauben „Kirchen erzählen vom Glauben“ ist ein Projekt, das Gemeinden Lust machen möchte, ihren Kirchenraum zu entdecken. Es leitet dazu an, die verschiedenen Botschaften im Kirchenraum aufzuspüren und mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen. Der Kirchenraum wird dabei mit kreativen und ganzheitlichen Methoden erkundet.

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Kirchenräume können Bedeutendes erzählen – über die Geschichte der Gemeinde und von Gottes Geschichte mit den Menschen. Das Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste bietet Gemeinden Hilfe bei der Wahrnehmung und Deutung ihres Kirchenraumes an – durch Beratung vor Ort, bei der Durchführung von Kirchenerkundungen mit Gruppen und bei der Schulung von Mitarbeitenden vor Ort, die Kirchenerkundungen und -führungen selbständig anbieten wollen. Kontakt: Telefon (0202) 28 20-401, schmitz.gmd@ekir.de

Offene Kirchen – Signet für verlässlich geöffnete Kirchen Eine offene Kirche hat Ausstrahlung: Hier bin ich willkommen! Sie bietet Ruhe mitten im Alltag. Sie erzählt vom offenen Himmel. Sie lädt ein zu Besinnung und Gebet, und sie ermöglicht Kontakt mit der Gemeinde. Eine Kirche zu öffnen, lohnt sich. Eine offene Kirche zu finden, ist wertvoll. Das möchte die Evangelische Kirche im Rheinland mit dem „Signet für verlässlich geöffnete Kirchen“ unterstreichen. Es wird Gemeinden verliehen, die ihre Kirche regelmäßig mindestens halbjährlich an fünf Tagen in der Woche zu je vier Stunden geöffnet haben. Bewerbungsunterlagen hält das Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste bereit. Es berät auch gerne vor Ort, gibt Anregungen zur Entwicklung und Umsetzung eines Konzeptes und schult Mitarbeitende als Kirchenführerinnen und Kirchenführer im Bereich „Offene Kirche“. Kontakt: Telefon (0202) 28 20-401, schmitz.gmd@ekir.de, www.offene-kirchen.de

Sprachfähig werden im Glauben Den eigenen Glauben verständlich und angemessen in Worte zu fassen, kann man üben – und dazu gibt es praxisorientierte Literatur: Hans-Hermann Pompe, Klaus Douglass (Hg), Arbeitsbuch – die neue Reformation. 12 Schritte für eine zukunftsfähige Gemeinde, gmd Eigenverlag, Wuppertal 2004 Welche Veränderungen sind in der Kirche notwendig, und welche Schritte können Gemeinden gehen, um zukunftsfähig zu werden? Wie können Gemeinden in unserer Zeit und gesellschaftlichen Situation an Ausstrahlung und Relevanz gewinnen? Auf diese Fragen antwortet Klaus Douglass in seinem Buch „Die neue Reformation. 96 Thesen zur Zukunft der Kirche“ (Stuttgart, 2001). Er benennt und beleuchtet zwölf Schlüsselaufgaben für missionarisch-innovative Gemeinden. Das Arbeitsbuch, das die Gedanken von Douglass für die Gemeindearbeit zugänglich macht, erschließt Texte und Themen aus „Die neue Reformation“ theologisch und – mit ansprechenden Methoden der Erwachsenenbildung – auch didaktisch. Neben Anregungen zur persönlichen Auseinandersetzung mit den Thesen von Douglass enthält das Arbeitsbuch viele Praxisbausteine zur Aufbereitung in der Gemeindearbeit. Das „Arbeitsbuch – Die neue Reformation“ ist auch als CD-Rom erhältlich. Buch und CD sind zu beziehen über das Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste. Kontakt: Telefon (0202) 28 20-403, hoffmann.gmd@ekir.de Klaus Jürgen Diehl, Vom Glauben leise reden, 2. Auflage, Gießen 2001 Diehl beginnt mit den Ursachen unserer Sprachlosigkeit. Über die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte führt er die Leserinnen und Leser an Übungen heran und gibt Anregungen, angemessen und zeitgemäß vom eigenen Glauben zu reden. Wichtig: Es sind auch Antworten auf kritische Rückfragen zu finden. Burghard Krause, Auszug aus dem Schneckenhaus. Praxisimpulse für eine verheißungsorientierte Gemeindeentwicklung, Neukirchen-Vluyn 1996 Der Workshop „Vom Mündigwerden der Christen – und wie unser Glaube zur Sprache findet“ (Seite 146-181) verbindet kurze Informationsblöcke (z.B. über Kommunikationsbarrieren oder den Zusammenhang von Lebensthemen und Glaubensthemen), Gruppengespräche und auch praktische Übungen wie Rollenspiele. Das Material ist so aufgearbeitet und dargestellt, dass auch ehrenamtlich Mitarbeitende die Workshops leiten und durchführen können. Sprachfähig werden im Glauben. Grundlagen und Übungsfelder einer gelingenden Kommunikation. Aus der Praxis für die Praxis, Ausgabe 2002, mit Beiträgen von Andreas Malessa, Klaus J. Diehl u.a., herausgegeben vom Amt für missionarische Dienste, Dortmund, Telefon (0231) 54 09-60, Preis 2,50 Euro

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Glaubenskurse und Zugänge zur Bibel Glaubenskurse haben sich in den letzten Jahren als flexibles Mittel des Gemeindeaufbaus etabliert. Dabei werden sie gleichermaßen dem Bedürfnis nach Glaubensvergewisserung von Menschen aus der Kerngemeinde wie auch dem Informationsbedürfnis von Menschen, die der Kirche eher distanziert gegenüberstehen, gerecht. Das Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste berät und hilft bei der Auswahl, Vorbereitung und zum Teil auch bei der Durchführung von Glaubenskursen. Kontakt: Telefon (0202) 28 20-401, www.ekir.de/gmd Es gibt eine große Anzahl von Glaubenskursen auf dem Markt. Exemplarisch sind im Folgenden einige vorgestellt: Christ werden, Christ bleiben ist in der rheinischen Kirche der bisher populärste Kurs. Er setzt bei der volkskirchlichen Situation der als Kinder getauften Gemeindemitglieder an. An sieben Abenden zeigt er in medial unterlegten Vorträgen und Gruppengesprächen die Relevanz des christlichen Glaubens für Grundthemen des Lebens auf. Ein festlicher Abschlussgottesdienst bietet den Teilnehmenden Möglichkeiten zur persönlichen Reaktion. Dieser Kurs wird von einem gemeindlichen Trägerkreis vorbereitet. Die Referate werden meist von externen Referenten oder Referentinnen gehalten. Weitere Informationen: Burghard Krause, Auszug aus dem Schneckenhaus, Neukirchen-Vluyn 1996 Der Emmaus-Kurs setzt auf die Bedeutung von menschlichen Beziehungen und betont daher besonders das Gespräch untereinander – so entsteht unmittelbar der Bezug zwischen der Lebenswelt der Teilnehmenden und den Themen der Abende. An 15 Abenden (aufgeteilt in drei Blöcke) entfaltet der Kurs systematisch die Inhalte des christlichen Glaubens. Das Kursmaterial inklusive methodischer Überlegungen und didaktischer Arbeitshilfen ist im Buchhandel erhältlich und darf ausdrücklich auf die gemeindliche Situation hin verändert und angepasst werden. Literatur: Emmaus. Auf dem Weg des Glaubens, Bd. 1-5, Hrg. von Stephen Cottrell, John Finney, u.a., deutscher Herausgeber ist Michael Herbst, Neukirchen-Vluyn 2002-2005. S. auch unter www.emmaus-kurs.net Stufen des Lebens – Religionsunterricht für Erwachsene greift anhand von Bibeltexten die Lebenserfahrung der Teilnehmenden seelsorglich auf und bietet Hilfe zum Leben im Glauben an. Dabei wird dialogisch und anschaulich mit Symbolen und Bodenbildern gearbeitet. Jeder der 14 Kurse umfasst vier Einheiten. Die Kurse sind in sich abgeschlossen und inhaltlich unabhängig. Man kann sie auf Tagungen für Kursleitende kennen lernen und dann in der eigenen Gemeinde durchführen. Termine für diese Tagungen und weitere Informationen sind beim Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste zu erfragen. Kontakt: Telefon (0202) 28 20–401, weitere Informationen unter www.reli.de Der Alpha-Kurs kommt aus England und hat bisher in Deutschland vor allem im katholischen oder freikirchlichen Raum Fuß gefasst. Er entfaltet an zehn Abenden in Vorträgen die zentralen Inhalte des christlichen Glaubens. Dabei betont er durch ein regelmäßiges gemeinsames Essen zu Beginn der Abende die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen und durch ein Wochenendseminar die Bedeutung von Glaubenserfahrungen. Für den Alpha-Kurs werden Schulungstagungen angeboten, die Vorträge sind auf Video erhältlich und in Buchform erschienen. Literatur: Nicky Gumbel, Fragen an das Leben, Aßlar 2004, s. auch unter www.alphakurs.de Einen kreativen Zugang zu biblischen Texten eröffnet das Werkwinkel-Projekt. Auf einem Tagesseminar gestaltet eine Gruppe einen Raum so, dass andere Menschen in diesem Raum die Themen des Bibeltextes für sich erleben können. Literatur: Tobias von Boehn, Werkwinkel, Mit biblischen Texten Räume gestalten, Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste, Wuppertal 2005 Der vor allem an junge Frauen gerichtete Glaubenskurs Days of Grace von Christina Riecke unterscheidet sich methodisch deutlich von den anderen Angeboten. Zu einem biblischen Thema gibt die Leiterin einen bildhaften oder poetischen Einstieg. Es schließen sich Einzelgespräche mit den Teilnehmerinnen an. Literatur: Christina Riecke, Days of Grace, Gießen 2004

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Es wird erzählt... Für die gemeinsame Lektüre und das anschließende Gespräch gut geeignet ist die Buchreihe des Holländers Nico ter Linden. Hier erzählt und kommentiert der Autor biblische Texte und gibt viele Anregungen aus der gesamtbiblischen und christlich-jüdischen Perspektive. Die inzwischen erschienen Bände decken alle Teile der Bibel ab. Literatur: Nico ter Linden: Es wird erzählt..., Bd. 1-6, Gütersloh 1998 ff. Als Einstieg zu empfehlen ist das Taschenbuch Nico ter Linden, Die schönsten Geschichten der Bibel, Gütersloh 2004 Die Bibel in gerechter Sprache Wer eine neue Bibelübersetzung verwenden möchte, kann ab Ende des Jahres 2006 auf die „Bibel in gerechter Sprache“ zurückgreifen. Die Bibel in gerechter Sprache gilt als das Buch der Bücher für das neue Jahrtausend auf der Höhe der derzeitigen Forschung. Sie will so verständlich wie möglich sein. Sie macht auch im Wortlaut deutlich: Es gab sie, die Jüngerin, die Apostelin, die Diakonin... Und sie nimmt ernst, dass Jesus Jude war. Diese Bibel fordert zur eigenen Stellungnahme heraus und ermöglicht sie. Kontakt: www.bibel-in-gerechter-sprache.de Zur jüdischen Lehrhaustradition bieten didaktisch erschlossene Texte des Ersten Testaments und der rabbinischen Auslegung einen Zugang. Diese vertiefen den Zugang zu Texten der Bibel und eröffnen neue Perspektiven zum christlich-jüdischen Dialog. Die Materialreihen sind so aufbereitet, dass sie sowohl einen ersten wie auch einen ganz neuen Blick auf die Schrift ermöglichen. Literatur: Yehuda T. Radday unter Mitarbeit von Magdalena Schultz, Auf den Spuren der Parascha. Ein Stück Tora. Zum Lernen des Wochenabschnitts. Bezug unter www.ikj-berlin.de/veroeffentlichungen/parascha/parascha.htm Anselm Grün, Lieben und Kämpfen. Wie Männer sich selbst finden, Freiburg 2001 17 Männergestalten aus der Bibel werden in ihrem Mannsein und ihrer Existenz dargestellt. Es wird gezeigt, wo und wie sie für uns spirituell bedeutsam sind. Das Buch ist persönlich und packend geschrieben.

Gottesdienst – Zweites Programm Viele Gemeinden wünschen sich als Ergänzung zum traditionellen Gottesdienst andere Gottesdienstformen, die das Lebensgefühl und den Musikgeschmack der jüngeren Generation treffen. Über diese Gottesdienstformen gibt die folgende Literaturauswahl Auskunft. Christian Schwark, Gottesdienste für Kirchendistanzierte in der Volkskirche. Konzepte und Perspektiven, Dissertation Greifswald 2004, Wuppertal 2006 Diese wissenschaftliche Arbeit enthält eine übersichtliche, verständliche Darstellung und kritische Würdigung der unterschiedlichen Gottesdienstkonzepte für Menschen, die der Kirche eher in Distanz verbunden sind. Klaus Douglass, Gottes Liebe feiern. Aufbruch zum neuen Gottesdienst, Emmelsbüll 1998 Mehr als 111 praktische Tipps zur Gottesdienstgestaltung sind hier zu finden. Dieses Arbeitsbuch ist besonders zu empfehlen für alle, die am Gottesdienst beteiligt sind. Klaus Douglass/Kai Scheunemann/Fabian Vogt, Ein Traum von Kirche. Wie ein Gottesdienst für Kirchendistanzierte eine Gemeinde verändert, Aßlar 1998 Das Konzept von „Go Special“ der Andreasgemeinde Niederhöchstadt wird vorgestellt. Es steht Pate für vergleichbare Gottesdienste. Tilmann Haberer, Die Thomasmesse. Ein Gottesdienst für Ungläubige, Zweifler und andere gute Christen, München 2000 In das Konzept der Thomasmesse wird mit einer Liste von Kontaktadressen eingeführt. Die Thomasmesse ist ein Angebot für Menschen, die sich nach einem Gottesdienst sehnen, der alle Sinne anspricht, unter anderem durch das Element der Salbung und Segnung, Musik, Abendmahlsfeier. Der Gottesdienst nimmt mit seinen Themen besonders Fragen und Zweifel der Menschen ernst und wird damit seinem Namen gerecht.

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Georg Schützler/Siegfried Zimmer, Wohin gehen „Nachteulen“? Argumente, Geschichten und Phantasien für Gottsucher und solche, die es werden könnten, Stuttgart 1998 Hier geht es um das Konzept des „Nachteulen-Gottesdienstes“ in Ludwigsburg. Das Konzept hat sich seit zehn Jahren bewährt. Die monatlich stattfindenden Gottesdienste werden von etwa 1000 Menschen besucht. Die Anziehungskraft liegt in der Verbindung von Sinnlichkeit, Spiritualität und intellektueller Qualität der Vorträge. Jörg Knoblauch, Kann Kirche Kinder kriegen? Der zielgruppenorientierte Gottesdienst, Wuppertal 1996 Vorgestellt wird das Gottesdienstmodell „OASE“. OASE ist ein Gottesdienst, der sich besonders an interessierte junge Familien wendet. Parallel zum OASE-Gottesdienst der Erwachsenen erleben Kinder in der „Kinder-OASE“ ein auf sie zugeschnittenes, kurzweiliges Kinderprogramm. Sachausschuss Gottesdienst beim Evangelischen Gemeindedienst für Württemberg (Hrsg.), Gottesdienst anders… Andere Gottesdienste. Eine Arbeitshilfe für alle, die Gottesdienste gestalten, Stuttgart 2001 Neben Grundfragen der Gottesdienstgestaltung – wie Liturgie, Raum und Botschaft – fragt die Arbeitshilfe praxisorientiert nach „Kennzeichen ‚Zweiter Gottesdienste‘ “ und Veränderungen in der Gottesdienstgestaltung. Jürgen Mette (Hg.), Impulsbuch Offener Gottesdienst. Material für Gottesdienste mit Kirchendistanzierten, Wuppertal 1998 Das Buch enthält Anregungen für die Praxis und Gottesdienstentwürfe. Gerold Vorländer, Gott feiern mit Leib und Seele. Material für Offene Gottesdienste, Wuppertal 2000 Anregungen für die Praxis und Gottesdienstentwürfe gibt es auch hier in großer Vielfalt. Johannes Zimmermann, Zwischen Tradition und Erlebnisorientierung. Gottesdienste in alter und neuer Gestalt, Vortrag auf einem Studientag in Stuttgart am 01.12.2003, als pdf-Datei abrufbar unter www.vom-offenen-himmel-erzaehlen.de Die Internetseite des Gemeindedienstes der Evangelischen Kirche von Württemberg bietet eine übersichtliche und schnelle Ersteinführung in die Thematik „Gottesdienst – Zweites Programm“unter www.zweitgottesdienste.de

Jugendgottesdienste Rolf Ulmer (Hrsg.) „One of us“. Jugendgottesdienst und Jugendkirche, Stuttgart 2004 Das Buch entwickelt eine verständliche Gottesdiensttheorie entlang praktischer Fragen und beschreibt Jugendkirchenprojekte. Von Fall zu Fall. Jugend-Gottesdienst-Material 2006 Jährlich gibt das Landesjugendpfarramt in Württemberg einen Materialband mit Ideen für Jugendgottesdienste zur Jahreslosung heraus. Der Band enthält neben Gottesdienstentwürfen und liturgischen Bausteinen eine Fülle von Hintergrundinformationen zum Thema. Bestellung: Evangelisches Landesjugendpfarramt, Telefon (0711) 97 81-100, landesjugendpfarramt@ejwue.de, www.jugonet.de Timo Rieg (Hrsg.), Jugendgottesdienst Powerpack. 40 Komplettentwürfe für Gottesdienste, Andachten und Events mit Jugendlichen. Bestellung: Biblioviel, Südring 16, 44787 Bochum, Telefon (0234) 9 13 89 00, post@biblioviel.de, www.jugendgottesdienst.com Eine Zusammenstellung weiterer Literatur zu den Themen Besuchsdienst, Hauskreisarbeit und missionarischer Gemeindeaufbau ist im Internet zu finden unter www.ekir.de/gmd Vorschläge für besondere Gottesdienste und eine Andachtsreihe zu Themen der weltweiten Gerechtigkeit bietet jedes Jahr das Material zur Friedensdekade im Herbst. Informationen und Materialien unter www.friedensdekade.de

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Kontaktadressen Starthilfe Gottesdienst zum Selbermachen Gemeinden oder Kirchenkreise laden ein kleines Team aus dem Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland ein. Es geht darum, dass junge Menschen als Expertinnen und Experten für ihre Lebenswelt sich im Gottesdienst am Streit um die Wahrheit beteiligen. Gemeinsam werden lebendige Liturgien entwickelt. Kreativ und spontan, ohne langwierigen Vorlauf entsteht an einem Tag ein Gottesdienst mit viel Beteiligung. Professionelle Veranstaltungstechnik, Instrumente und anregende Medien werden mitgebracht. Neugier und mehr. Anregungen für die Praxis. Mit dieser Arbeitshilfe gibt es eine Fülle von Ideen zu Gesprächen zwischen Jung und Alt in der Gemeinde. Sie umfasst Anregungen zu Talk am Tisch und Begegnungen von Alt und Jung, die Mut machen und Ideen, die helfen, Gesprächen Gestalt und Ziele zu geben – Gespräche zu Fragen, die der Gemeindealltag aufwirft. Kontakt: Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland, Telefon (0211) 36 10-296, info@jugend.ekir.de, Bestellungen über Telefon (0211) 36 10- 285 oder hanke@jugend.ekir.de , Kosten: 2 Euro plus Porto

Eine Woche voller Wunder – Kinderbibeltage für 3-10jährige Rheinischer Verband für Kindergottesdienst: Erzählen mit allen Sinnen, Verlag Junge Gemeinde. Die Arbeitsstelle für Gottesdienst und Kindergottesdienst – Bereich Kindergottesdienst – berät Gemeinden und Kirchengemeinden gerne in dem offenen weiten Arbeitsbereich „Kirche mit Kindern“. Kontakt: Arbeitsstelle für Gottesdienst und Kindergottesdienst, Telefon (0202) 28 20-310, kigo@ekir.de, www.kindergottesdienst.org

Brückenschlag mit Himmelsblick Die Evangelische Schüler- und Schülerinnenarbeit im Rheinland versteht sich als Brücke zwischen Schule, Jugendarbeit und Kirche. Im Raum der Schule spricht sie Jugendliche an, die sich in der Mehrzahl nicht (mehr) zur Kirche gehörig fühlen. Sie führt „Orientierungs- und Reflexionstagungen“ für Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 9 durch, bei denen die Fragen der Jugendlichen im Mittelpunkt stehen. Außerhalb von Schule können die Jugendlichen ihren Blick „zum Himmel richten“, den eigenen Glauben und die eigene Person einbringen. Kontakt: Evangelische Schüler- und Schülerinnenarbeit im Rheinland e.V., Telefon (0211) 36 10-270, info@esr-online.de, www.esr-online.de

Die Evangelische Jugendbildungsstätte Hackhauser Hof e.V. in Solingen fördert und qualifiziert ehrenamtlich Mitarbeitende in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Kindern und Jugendlichen vom offenen Himmel zu erzählen, dafür gibt es viele Gelegenheiten: Zum Start einer Kindergruppe, bei einem Projekt in der Jugendarbeit oder während der Freizeit, abends an einem Seeufer in Schweden unter dem Sternenhimmel… Auch in den Grundkursen zum Erwerb der Jugendleiterkarte, in den Vorbereitungsseminaren für die Sommerfreizeiten und in den gemeindepädagogischen Angeboten für junge Menschen werden Impulse und Anregungen vermittelt, um Kindern und Jugendlichen vom offenen Himmel zu erzählen. Für Kirchengemeinden, die ihrem Jugendgottesdienst einen neuen „Drive“ geben möchten, gibt es Team- und Gruppenseminare. Kontakt: Telefon (0212) 2 22 01-0, www.hackhauser-hof.de

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Leben entdecken – den Himmel sehen Das Diakonische Jahr der Evangelischen Kirche im Rheinland bietet das „Freiwillige Soziale Jahr“ an. Es versteht sich als ein außerschulisches Bildungsangebot zwischen Schule und Beruf. Teilnehmen können junge Frauen und Männer zwischen 17 und 26 Jahren. Anerkannte Kriegsdienstverweigerer können es statt des Zivildienstes absolvieren. In der praktischen Mitarbeit und der begleitenden Bildungsarbeit können junge Leute lernen, auf eigenen Füßen zu stehen, die eigenen Fähigkeiten, Grenzen und Möglichkeiten zu entdecken, sich im Umgang mit anderen Menschen zu üben und zu einer Berufsentscheidung zu gelangen. Die Fragen nach dem Sinn des Lebens stellen sich dabei fast von allein – und es werden auch gemeinsam Antworten gefunden. Kontakt: Diakonisches Jahr der Evangelischen Kirche im Rheinland, Evangelische Frauenhilfe im Rheinland e.V., Telefon (0228) 95 41-141, diakjahr.frauenhilfe@ekir.de

Frauen und Kirche – Frauenhilfe Seit mehr als hundert Jahren vertritt die Evangelische Frauenhilfe im Rheinland e.V. die Interessen und Anliegen von Frauen in der rheinischen Landeskirche und darüber hinaus. 45.000 Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich als Christinnen in den Kirchengemeinden. Der Landesverband unterstützt und fördert Frauen bei ihren Aufgaben in Familie, Kirche, Gesellschaft und Beruf durch ein vielfältiges Bildungsangebot und ermutigt sie, ihren Weg zu und mit Gott zu finden – durch einen zeitgemäßen Umgang mit der biblischen Botschaft. Dazu wird Arbeitsmaterial für die Frauen in den Kirchengemeinden erstellt. U.a. erscheint jährlich eine Loseblattsammlung mit 24 Andachten durch das Kirchenjahr und eine Arbeitshilfe zum Weltgebetstag mit Bibelarbeiten, Länderinformationen und Gruppenarbeiten. Die vierteljährlich erscheinende Arbeitshilfe FUNDUS mit Gruppen- und Bibelarbeiten kann abonniert werden, und das „Lesebuch“ Impulse mit Andachtsgeschichten, Gedichten und Gedankensplittern zum Nachdenken eignet sich zum Selberlesen und zum Verschenken. Kontakt: Evangelische Frauenhilfe im Rheinland e.V., Telefon (0228) 95 41-117 oder -112, www.frauenhilfe-rheinland.de

Männer und Kirche Die Männerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland berät Kirchengemeinden, Pfarrerinnen und Pfarrer und Kirchenkreise, wie sie in geeigneter und Erfolg versprechender Weise auf Männer zugehen können. Beispiele sind Angebote für Männer wie Väter-Kinder-Wochenenden, Gesprächskreise für Männer im Übergang zum „Ruhestand“, die Gestaltung eines Männersonntags oder eines Pilgerwegs für Männer. Empfehlenswert ist die direkte Kontaktaufnahme mit dem Zentrum für Männerarbeit in Düsseldorf. Dann können gemeinsam passgenaue Lösungen erarbeitet werden. Das Zentrum für Männerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland bietet fachliche, persönliche und methodische Beratung sowie konkrete Hilfestellung. Es hält auch schriftliches Material bereit. Die Männerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland arbeitet mit anderen landeskirchlichen Einrichtungen im Themenbereich Männer zusammen. Sie engagiert sich auch in der Öffentlichkeit, zum Beispiel in der Frage männlicher Spiritualität durch Pilgerwege und meditative Veranstaltungen sowie durch die Herausgabe der Studie „Was Männern Sinn gibt“. Gleichzeitig unterstützt sie Väter durch Väter-Kind-Aktionen, entsprechendes Informationsmaterial und fachliche Beratung von Kindertagesstätten. Sie wird auch sozialdiakonisch aktiv durch Teilnahme an einer landesweiten Kampagne gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel etwa im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Kontakt: Telefon (0211) 36 10 - 210, maennerarbeit@ekir.de, www.maenner.ekir.de

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Mission und Ökumene Der Gemeindedienst für Mission und Ökumene der Evangelischen Kirche im Rheinland, den es in jeder Region der rheinischen Kirche gibt, kommt in Gemeinden, um mit ihnen zusammen an den Themen des Prozesses „vom offenen Himmel erzählen“ zu arbeiten. Dabei können Erfahrungen aus der weltweiten Ökumene fruchtbar gemacht werden, z.B. in Fragen zu – einem aktuellen Missionsverständnis, – Spiritualität, – christlicher Weltverantwortung und zur – Suche nach neuen Formen der Sprachfähigkeit und Ausdrucksformen des Glaubens. Die Namen und Adressen der Pfarrerinnen bzw. Pfarrer und Mitarbeitenden in der Region sind unter www.gmoe.de zu finden. Wenn Presbyterien oder andere Erwachsenen- oder Jugendgruppen zum Thema „Vom offenen Himmel erzählen“ kreativ, erfahrungsbezogen und vor dem Hintergrund weltweiter Ökumene arbeiten möchten, können sie in die Ökumenische Werkstatt Wuppertal der Vereinten Evangelischen Mission kommen. Das pädagogisch-theologische Team arbeitet gerne mit ihnen ein entsprechendes Konzept aus und führt es auch mit ihnen durch. Kontakt: Telefon (0202) 9 80 04-822, Oewe-wup@vemission.org

Spiritualität Das Haus der Stille, das Einkehr- und Meditationszentrum der rheinischen Kirche, steht allen offen, die ihre Beziehung zu sich, zu anderen und zu Gott überdenken möchten. Das Angebot will helfen, Lasten abzulegen und Raum zu eröffnen, um unbeantwortete Fragen ernst zu nehmen, Stille als heilsam zu erfahren, geistliche Quellen zu entdecken und Zugänge zur biblischen Botschaft (wieder) zu erschließen. Es geht um ganzheitliche Gotteserfahrung mit Körper, Verstand und Emotionen. Kontakt: Telefon (02643) 92 05 10, www.ekir.de/haus-der-stille

Bei offenem Himmel Gottesdienste feiern Decken barocker Kirchen sind oft als „offener Himmel“ gemalt. Irdisches verschmilzt mit Himmlischem. Das Geheimnis klingt auch in der Liturgie an: „Dich preisen die Kräfte des Himmels mit einhelligem Jubel; mit ihnen vereinen auch wir unsere Stimmen und bekennen ohne Ende: ‚Heilig, heilig, heilig ist Gott ...‘ “. Wie kann die Gemeinde in Gottesdiensten vom offenen Himmel nicht nur erzählen? Wie kann sich der Himmel auch liturgisch in seiner Offenheit zeigen? Die Arbeitsstelle für Gottesdienst bietet an, Expeditionen in dieser Sache gemeinsam zu planen und durchzuführen. Kontakt: Arbeitsstelle für Gottesdienst und Kindergottesdienst – Bereich Gottesdienst –, Telefon (0202) 28 20-320, gottesdienst@ekir.de Literatur: Heft 23 der Zeitschrift „Thema: Gottesdienst“ dokumentiert das „Gottesdienst-Forum“ beim ersten Tag rheinischer Presbyterinnen und Presbyter am 23. 4. 2005 in Bonn. Es bietet eine Fülle von Informationen und Anregungen für eine ansprechende(re) Gestaltung auch der ganz „normalen“ Gottesdienste.

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Innovation und Öffnung Die Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung berät und begleitet Gemeinden, – die interessiert sind an der Einstellung von Kirchenmitgliedern, die selten oder nie in kirchlichen Veranstaltungen anzutreffen sind, – die herausfinden wollen, welche unterschiedlichen Milieus es in der Gesellschaft gibt und wie sie von der Kirche angesprochen werden können, – die Kontakte zu Tauffamilien suchen, die sich im Gottesdienst offenbar sehr fremd vorgekommen sind, – die ein spirituelles Angebot für Suchende entwickeln wollen, – die offen sind für neue Gemeindemodelle, z.B. das gemeinsame pastorale Amt, den Start einer Jugendkirche, die Einrichtung eines Kirchenladens, neue Arbeitsformen der City-Kirchen-Arbeit, – die parochiale und funktionale Dienste einander neu zuordnen möchten, – die anstreben, sich verstärkt im Stadtteil zu engagieren. Kontakt: Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung der Evangelischen Kirche im Rheinland, Telefon (0211) 3610-241, go@ekir.de

Studienstelle „Christen und Juden“ der Evangelischen Kirche im Rheinland Sie berät und begleitet im Verbund mit den Synodalbeauftragten für das christlich-jüdische Gespräch in den Kirchenkreisen Gemeinden, Gruppen und Konvente, die sich an dem Auftrag unserer Kirche zur „Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden bzw. von Kirche und Israel“ beteiligen möchten, getreu dem Leitsatz „Wie die Kirche Israel sieht und sich zu Israel stellt, ist immer zugleich Ausdruck des eigenen christlichen Glaubens“ (Präses Peter Beier). Dies gilt es zu bedenken, wenn man vom offenen Himmel erzählen will. Denn schließlich hoffen Juden und Christen gemeinsam auf Gottes neuen Himmel und neue Erde. Kontakt: Studienstelle Christen und Juden, Telefon (0211) 36 10-310 /-317 Literatur: Christen und Juden I-III. Die Studien der EKD 1975-2000, Gütersloh 2002 Ich glaube an den Gott Israels. Fragen und Antworten zu einem Thema, das im christlichen Glaubensbekenntnis fehlt. Gütersloh 2001 (KT 168)

Medienverband – Mediendienstleister der Evangelischen Kirche im Rheinland Der Medienverband der rheinischen Kirche ist Medienanbieter und Mediendienstleister. Wer vom offenen Himmel erzählen möchte, kann dabei auf die vielfältigen Produkte des Medienverbandes zurückgreifen: Bücher, Spiele, CDs und einen Medienverleih. Als Dienstleister steht der Medienverband den Gemeinden und Einrichtungen als Ansprechpartner für die Umsetzung eigener Ideen zur Seite – von der Gemeindebriefberatung bis zur Gestaltung von Medien oder der Produktion von DVDs. Zudem bieten die Fortbildungsangebote „MedienLive“ und „Akademedia“ vielfältige Kurse zu Kommunikationsthemen. Kontakt: Medienverband der Evangelischen Kirche im Rheinland gGmbH, Telefon (0211) 4 36 90-0, info@medienverband.de, www.medienverband.de

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Polizeiseelsorge Das Landespfarramt für Polizeiseelsorge nimmt an einer der sensibelsten Stellen unserer Demokratie, dort wo das Gewaltmonopol verwaltet wird, das Wächteramt der Kirche durch kritische und solidarische Begleitung der Polizei wahr: Seelsorge – Begleitung in Alltags- und Krisensituationen, bei Einsätzen und durch Besuche auf Polizeidienststellen Spiritualität – Besondere Gottesdienst, Kasualien, Stille-Seminare und Errichtung von Räumen der Stille in Polizeipräsidien Berufsethik – Erteilung von berufsethischem Unterricht in der Aus- und Fortbildung der Polizei sowie Seminarangebote Friedenstiftende Maßnahmen – Vermittlung bei gesellschaftlichen Konfliktlagen Kontakt: Landespfarramt für Polizeiseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, Telefon (0202) 28 20-350, Polizeiseelsorge@ekir.de, www.polizeiseelsorge-rheinland.de

Diakonie – den offenen Himmel erfahrbar machen Nach ihrem Selbstverständnis bezeugt Diakonie den „offenen Himmel“ in ihrem Tun. Über die lebenspraktische Hilfe vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie erreicht der „offene Himmel“ täglich Menschen, die oft weit weg vom „kirchlichen Normal-Betrieb“ leben. Die einzelnen Arbeitsbereiche von Diakonie haben Konzepte entwickelt, die reflektieren, wie sich die biblische Verheißung in den Ansätzen und der Praxis von Beratung, Begleitung, Betreuung und Pflege jeweils niederschlägt. Fragestellungen für die Kooperation vor Ort sind z.B.: Wie lässt sich das Miteinander und Zueinander von Diakonie (Diakonische Werke, Diakonische Einrichtungen) und Gemeinde (Kirchengemeinde, Kirchenkreis) ortsnah und stadtteilbezogen organisieren? Wie lässt sich die Arbeit professioneller Kräfte mit den Möglichkeiten ehrenamtlich Mitarbeitender verknüpfen? Welche Kommunikationsstrukturen und Vereinbarungen zwischen Diakonie und Gemeinde sind nötig? Nahe liegende Arbeitsbereiche für eine diakonisch profilierte Gemeindeentwicklung sind etwa: stadtteilbezogene Altenarbeit, Ehrenamt und Selbsthilfe, Hospizarbeit, Sterbe- und Trauerbegleitung, Migration und Integration, Tageseinrichtungen für Kinder und Familienbildung. Kontakt: Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland, Telefon (0211) 63 98-0, www.dw-rheinland.de

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4.4 Entwürfe Damit Gruppen und Kreise konkret mit Texten oder Themen aus der Arbeitshilfe „Vom offenen Himmel erzählen“ arbeiten können, finden sich hier Entwürfe für verschiedene Zielgruppen und für Einheiten unterschiedlicher Länge. Die vollständigen Entwürfe mit Arbeitsblättern, Inputs und Anhängen, sowie weitere Vorschläge, z.B. für einen Einkehrtag mit dem Thema „Den offenen Himmel entdecken“, finden Sie unter www.vom-offenen-himmel-erzaehlen.de

Gottes Mission – Mission der Gemeinde Entwurf für zwei Abende oder einen Nachmittag mit Presbyterinnen und Presbytern oder anderen engagierten Gemeindemitgliedern. Zeit: 2 x ca. 1,5 Stunden A. Einstieg Schritt 1 Die Gruppe bildet ein Assoziationscluster. Im Zentrum eines großen Plakates steht der Begriff „Mission“. Impuls: „Was löst das Wort „Mission“ bei mir aus?“ Die Teilnehmenden schreiben schweigend ihre Assoziation dazu rings um dieses Zentrum auf das Plakat. Weitere Assoziationen kommen dazu. Bezüge werden durch Verbindungslinien deutlich gemacht. Schritt 2 Gespräch in Kleingruppen (3-6 Teilnehmende). Impuls: „Was ist mir bei der Assoziationsrunde aufgefallen? Was ist mir wichtig?“ Schritt 3 Beobachtungen aus dem Prozess „Auf Sendung“. Ein kurzer Vortrag auf der Grundlage des Abschnittes 3.1 in dieser Arbeitshilfe. B. Weiterführung Schritt 1 Drei Gruppen bilden sich um jeweils einen Tisch. Auf jedem Tisch liegen in kopierter Form die Beispiele aus je einem der drei Abschnitte des Beispielteils 4.2 dieser Arbeitshilfe. Nach Möglichkeit befindet sich je ein Beispiel auf einem Zettel. Die Teilnehmenden suchen sich „ihr“ Beispiel unter folgendem Gesichtspunkt aus: „Welche Kommunikationsform/welches Handlungsbeispiel finde ich wegweisend für missionarisches Handeln, welches Beispiel ist mir fremd bzw. lehne ich ab?“ Schritt 2 Die Teilnehmenden stellen der Gruppe (oder Gesamtgruppe) das Beispiel vor und kommentieren es anhand der Leitfragen: „Was ist für mich das Wegweisende? Was lehne ich daran ab?“ C. Vertiefung Schritt 1 Die Teilnehmenden bekommen je einen kurzen, überschaubaren Auszug aus dieser Arbeitshilfe. Mögliche Textgrundlage dafür sind die Abschnitte 1.1-1.3 sowie 2.1-2.5 oder der Abschnitt 3.2 mit seinen fünf Teilen. Sie werden gebeten, den Abschnitt für sich unter folgender Fragestellung zu lesen: „Welches positive Verständnis von Mission kann ich für mich übernehmen? Welche Grundüberlegung entspricht dem von mir ausgewählten Handlungsbeispiel am meisten?“ Schritt 2 Das persönliche Ergebnis wird auf einem Kärtchen festgehalten mit dem Satzanfang: „Für mich bedeutet Mission...“ Schritt 3 Die Kärtchen werden an die Wand geheftet und von den Teilnehmenden gelesen. Schritt 4 Im Anschluss erfolgt eine offene Aussprache. Möglicher Impuls:„Was ist für unser gemeinsames Handeln als Gemeinde verbindlich?“ Als alternative Textgrundlage kann Teil 3.3 dieser Arbeitshilfe dienen, unter Zuhilfenahme der dort eingefügten Leitfragen. D. Abschluss Schritt 1 Brainstorming zu der Frage: „Was könnten wir uns in unserer Gemeinde als praktisches Vorhaben vornehmen?“ Die Ergebnisse werden auf einem Flip-Chart festgehalten und bei einem weiteren Treffen oder in einem kleineren Arbeitsgremium weiterbearbeitet. Schritt 2 (evt. alternativ zu Schritt 1) Eine Meditation über den offenen Himmel (siehe 4.1. in dieser Arbeitshilfe) Entwurf: Stephan Schmidtlein

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Einfach vom Glauben reden – wie unser Glaube zur Sprache findet Ein Gesprächsabend/Mitarbeitenden-Abend in der Gemeinde. Zeit: ca. 90 Minuten Stichwort: Sprachlosigkeit des Glaubens (s. diese Arbeitshilfe, Seite 6) Begrüßung – Lied – Gebet Einstieg Das Wort einfach ist durchaus mehrdeutig zu verstehen: – einfach meint zum einen: natürlich, ungezwungen, unkompliziert, mutig, unerschrocken, frei heraus, offen, einladend – einfach meint aber auch: verständlich, elementar, ehrlich, echt, nachvollziehbar Aber so einfach scheint es mit der Sprachfähigkeit in Sachen Glauben offensichtlich nicht. Christinnen und Christen scheint es die Sprache verschlagen zu haben. Sie wirken eher hilflos und verlegen, wenn man sie auf ihren Glauben anspricht. Lassen Sie uns nach Ursachen dafür suchen. Gespräch in Kleingruppen (15 Minuten) Aufgabe: – Suchen Sie gemeinsam nach möglichen Ursachen und Erklärungen für die oft beklagte Sprachlosigkeit in Sachen Glauben. – Diskutieren Sie die Vorschläge von Seite 6 dieser Arbeitshilfe und ergänzen Sie ggf. diese Liste. Plenum Auswertung der Ergebnisse (10 Minuten) „Nur wenn ich weiß, was mir im bzw. am Glauben gut tut und Freude macht, kann ich auch einfach und einladend davon reden.“ Einzelarbeit (10 Minuten) Arbeitsblatt M 1 ist als Kopiervorlage zu finden unter www.vom-offenen-himmel-erzaehlen.de M 1 Was mir am Glauben Freude macht: Inhalte Begriffe Feste Bräuche Bilder Formen etc. (Bitte notieren Sie Entsprechendes zu den einzelnen Stichworten!) Dreiergespräche (20 Minuten) anhand der Notizen „Was mir am Glauben Freude macht“ – In welche Gespräche, die Sie irgendwo oder irgendwann geführt haben, ist etwas von dem eingeflossen, das Sie gerade notiert haben? – Wie haben Sie sich da ausgedrückt? – Wie ging es Ihnen selbst dabei? – Welche Rolle spielte dabei die Beziehung, die Sie zu Ihrer Gesprächspartnerin oder Ihrem Gesprächspartner hatten? Plenumsreflexion Entdeckungen und Fragen (15 Minuten) Zusammenfassung Input (8 Minuten) Eine ausformulierte Vorlage (M 2) ist zu finden unter www.vom-offenen-himmel-erzaehlen.de Abschluss Lied – Gebet – Segen Entwurf: Jürgen Schweitzer

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Beschluss Nr. 72 der Landessynode 2005 der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Proponendum „Auf Sendung“ 1. Mission und Evangelisation werden unter dem Motto „Vom offenen Himmel erzählen“ ein Schwerpunktthema der nächsten vier Jahre. 2. Die Arbeitshilfe „Vom offenen Himmel erzählen“ wird mit den vorgenommenen Änderungen zustimmend zur Kenntnis genommen und den Gemeinden, Kirchenkreisen und der Landeskirche mit ihren jeweiligen Ämtern, Werken und in Einrichtungen in einem Materialheft zur Verfügung gestellt. Bei der weiteren Bearbeitung des Themas sollen die im Protokoll der Landessynode gesammelten Gesichtspunkte berücksichtigt werden. 3. Die Gemeinden, die Kirchenkreise sowie die Landeskirche mit ihren jeweiligen Ämtern,Werken und Einrichtungen werden gebeten, die im Prozess „Auf Sendung“ zurückgemeldeten Erfahrungen zur Kenntnis zu nehmen und im eigenen Kontext zu nutzen. Es geht darum, ein theologisch begründetes Missionsverständnis und eine überzeugende Missionspraxis weiter zu entwickeln und dabei ökumenisch zusammenzuarbeiten. 4. Die Kirchenleitung wird beauftragt, durch das Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste in Zusammenarbeit mit den anderen Ämtern, Werken und Einrichtungen unserer Kirche Kommunikations- und Arbeitshilfen zusammenzustellen, auszuwerten und zu kommentieren, die die Fähigkeit fördern, über den eigenen Glauben zu reden und die missionarische Kompetenz zu stärken. 5. Der Ständige Theologische Ausschuss – federführend –, der Ständige Innerkirchliche Ausschuss, der Ständige Ausschuss für Erziehung und Bildung, der Ausschuss für außereuropäische Ökumene und Mission und der Volksmissionarische Ausschuss werden gebeten, den weiteren missionarischen Prozess zu begleiten und praxisorientierte missionstheologische Leitlinien zu formulieren. Dabei sollen kultur-soziologische Analysen und Entwürfe (zum Beispiel „Kirche – Horizont und Lebensrahmen. Vierte EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft“ oder die EKD-Denkschrift „Räume der Begegnung“) einbezogen werden. 6. Die Kirchenleitung wird beauftragt, der Landessynode 2010 einen Auswertungsbericht vorzulegen.

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Beschluss Nr. 72 der Landessynode 2005


Mitglieder der Arbeitsgruppe „Vom offenen Himmel erzählen“ Sören Asmus, Wuppertal Martina Baur-Schäfer, Bonn Martin Feuersänger, Wuppertal (Geschäftsführung) Erika Georg-Monney, Düsseldorf Rosmarie Hadré, Rösrath Sabine Heimann, Siegburg Diemut Meyer, Mettmann Dieter Pohl, Düsseldorf Hans-Hermann Pompe, Wuppertal (Vorsitz) Klaus Rudolph, Düsseldorf Stephanie Schlüter, Solingen Stephan Schmidtlein, Köln Hans-Joachim Schwabe, Schwalmtal Jürgen Schweitzer, Wuppertal Frank Ueberschaer, Wuppertal Rainer Volz, Düsseldorf Elke Wieja, Landeskirchenamt Düsseldorf Dr. Ullrich Wimmer, Landeskirchenamt Düsseldorf

Impressum Herausgegeben von der Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland Hans-Böckler-Straße 7, 40476 Düsseldorf www.ekir.de Düsseldorf 2006 Auflage: 20.000 Redaktionelle Bearbeitung: Ulrike Dembek, Eva Schüler Gestaltung/Produktion: Joachim Oszinda, Düsseldorf Druck: Meinke GmbH, Neuss © Nachweis der Fotos Umschlag / S. 41 – photocase.com S. 3 – Evangelische Kirche im Rheinland, Das Landeskirchenamt S. 14 re. – Uwe Möller / S. 17 li. – Judith Wagner / S. 25 re. – Andre Zelck S. 18 beide / S. 29 re. / S. 32 li. – epd Evangelischer Pressedienst Alle übrigen (28) – GEP Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik Bestellungen: Evangelische Kirche im Rheinland Das Landeskirchenamt Abteilung II z.Hd. Frau Ulrike Dembek Hans-Böckler-Straße 7, 40476 Düsseldorf Telefon (02 11) 45 62-2 89, Fax (02 11) 45 62-5 60 ulrike.dembek@ekir-lka.de

Mitglieder der Arbeitsgruppe, Impressum

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Evangelische Kirche im Rheinland Das Landeskirchenamt Hans-Böckler-Straße 7 40476 Düsseldorf www.ekir.de

© Evangelische Kirche im Rheinland 2006

www.vom-offenen-himmel-erzaehlen.de


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