0902098 Legendäre Opel

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Blitz, Donner, Schnürlregen OPEL LEGENDÄR. Zwischen hinreißenden Coupés und glaubwürdiger Oberklasse: Opel schwang sich in den Sechzigern und Siebzigern zu erstklassiger Ware auf. Sport und Volksnähe prägten eine Mission, die sich später in bedenkliche Irrwege verästeln sollte. VO N S T E FA N S C H L Ö G L

FOTOS: WERK, ARCHIV

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pel. Das ist die Geschichte eines Autoherstellers, 1947 erhob sich Opel aus der Asche des Zweiten Weltder lange nicht Autohersteller werden wollte. kriegs und lieferte fortan passgenaue Ware für die WirtGründungszweck der 1862 in Rüsselsheim von schaftswunder-Generation. Und die wollte konservative Adam Opel eingetragenen Firma war die Produktion Werte ohne technische Sperenzchen zum kleinen Preis. von Nähmaschinen, erst ab 1886 baute man auch FahrFortan mobilisierte der Kadett ab 1962 Baby-Boomer räder – und stieg rasch zu einem der größten Produzen- Adam Opel und den kleinen Landadel, die neue Mittelschicht erten auf. Erst 1897 hatte man mit dem Opel-Patentmotorprobte am Rekord und dem barocken Kapitän die Aufwagen die eigentliche Bestimmung gefunden, die Bestseller wie steigerattitüde. Nach oben plafonierten Admiral und der graviden Opel 4 PS „Laubfrosch“ (1924) hervorbrachte. 1928 war Opel tätische Diplomat V8. Abseits des gepflegten Biedersinns entgrößter Autohersteller Deutschlands, eine Erfolgsstory, die die wickelten die Rüsselsheimer jedoch ab Mitte der 1960er einen Weltwirtschaftskrise jäh beendete. Bis 1931 musste die Gründererstaunlichen Spürsinn für die Bedürfnisse der Jugend: Der familie ihre Anteile an General Motors verkaufen. 1935 nahm Manta, diverse Energie-Kadetts und der Calibra demokratisierman, wieder konsolidiert, mit dem günstigen P4 den „kleinen ten den Sport und bescherten Opel bis Ende der 1980er herauf Mann“ ins Visier, doch der hatte ab 1939 eher andere Sorgen. Erst blendende Verkaufszahlen und die Heydays der Marke.

Bleib bei mir Problem-Barde Roy Black konnte mit seinem 68er-Hit „Bleib bei mir“ nur den im gleichen Jahr erschienenen Opel GT gemeint haben. Bottle-Shape-Design, Wille zum Sport (zumindest in der 1,9-Liter-Version mit 90 PS) und Potenzbeule machten den Zweisitzer zu einem der It-Cars der Szene. Opel war drauf und dran, mit dem auch in den USA hocherfolgreichen Zweisitzer einen echten Imagewandel hinzulegen. Doch verschärfte USSicherheitsvorschriften (und eine zu starke Konkurrenz für die Corvette, wie Opelianer munkeln) zogen dem GT 1973 den Stecker. Auf ewig schade. 98

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Der Manta B wurde in der Autorevue-Redaktion wohlwollend aufgenommen. Hier lässt David Staretz das Disco-Tier raushängen. Fehlt nur noch die fünffach verspiegelte Sonnenbrille.

Grrrrrroaaaaaaarrrr! Opels Antwort auf den Ford Capri fiel 1970 deutlich aus. Mit dem noch immer gültigen Manta A setzte Rüsselsheim ein klares Zeichen Richtung Volkssport. In puncto Leistung zwar etwas verhalten – die Vierzylinder mobilisierten zwischen 60 und 90 PS –, bediente das vom Ascona abgeleitete Fünfsitzer-Coupé perfekt seine ­virile Kundschaft. Der Manta B sollte der Firma ab 1975 jedoch völlig entgleiten und fortan diverse Disco-PubParkplätze zwischen Bottrop und Mistelbach prägen. Erinnerlich sind Fuchsschwanz an der Antenne, waffenscheinpflichtiges Haupthaar des Besitzers, 3-Wetter-Taft-Blondine am Beifahrersitz und Iron Maiden aus den Zusatzboxen. Opel feuerte mit Manta 400 (ab 144 PS aufwärts) und dem 2,0 E (110 PS) nach. Nach 13 Produktionsjahren war 1988 Schluss.

Calibra

Zwei Türen für ein Halleluja Ab 1990 glänzte der 2+2-Sitzer Calibra mit einer hinreißend schlichten Stromlinie und bewährter Vectra-Technik. Diesmal sollten japanische Kleinsportler im Zaum gehalten werden. (Ford hatte mit dem Probe definitiv aufgegeben, VW verhaspelte sich mit dem optisch arg verschnarchten Corrado.) Beim Calibra hingegen ging Opel keine Kompromisse ein: Ein neuer 2-Liter-Vierventilmotor mit 150 PS bediente den Breitensport, die 4x4-Version sowie Turbo-Vierzylinder und V6-Motor waren eine schöne Grußadresse Richtung BMW. Letzteres hat das heute in der Youngtimer-Szene heftig nachgefragte Großcoupé Monza nicht geschafft. Dem zwischen 1978 und 1986 gebauten Senator-Ableger blieb trotz 6-Zylinder-Programm und Digitaltacho der große Erfolg versagt. Klassiker ist er dennoch. Ein Super-Klassiker wäre hingegen aus ihm geworden, wenn man sich in Rüsselsheim den Bitter CD genauer angesehen hätte. Der Kleinhersteller aus Ennepetal überzog in den 70ern Opel-Technik und Diplomat-V8 mit italienischer Grandezza. Wow! Monza

Bitter CD

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Geschafft, Liebling

Chrom wider den Verfall

Meister aller Kassen

Der Kapitän war zwar bereits ab 1938 im Portfolio, Opels obere Mittelklasse startete aber erst ab 1948 so richtig durch. US-amerikanischer Bling prägte bis 1963 die Garagen von braven Unternehmern und gehobenen Staatsdienern. Mit dem A-Modell von 1964 versachlichte sich der Auftritt schlagartig, die aufgemöbelten Edel-Linien Admiral und Diplomat verloren gegenüber Mercedes und BMW zusehends an Boden. 1970 ging der Kapitän von Bord.

Nach dem Wegfall des Opel Kapitän baute Rüsselsheim den Diplomat B zu einem heillos überfrachteten Luxusliner aus. Neben einem 165-PS-Sechszylinder gab’s für den „Diplo“ exklusiv einen Chevrolet-V8 mit 230 PS, der von vier innenbelüfteten Scheibenbremsen im Zaum gehalten wurde. Bis 1978 tschunderte das heute heiß begehrte Ami-Lookalike durch die Zeitläufte, dann durfte der neue Senator mit dem Monza Coupé die Scherben zusammenkehren.

1986 hebelte Opel den angegrauten Rekord aus dem Programm und ersetzte ihn durch den völlig neuen Omega. Prompt zum „Auto des Jahres“ gekürt, dominierte der Rundling als Limousine und Caravan die preiswerte Mittelklasse. Kabarettistische Motorisierungen (Lotus Omega mit 3,6-lBiturbo und 377 PS) konnten dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Oberklasse verloren war. Der Senator B, ein Omega im Feinzwirn, blieb ein König ohne Land.

Der will nur spielen Schönheit, ein Hauch Verschwendung, ja, auch Sex-Appeal: das gönnte Opel seiner Kundschaft mit dem Commodore. Ab 1967 und in drei Generationen schmückte der veredelte Rekord-Ableger das Straßenbild. Viertürer als auch Coupé waren 6-Zylinder-Reihenmotoren Pflicht, ab 1972 schuf Opel mit dem Commodore B einen der Feuchtträume der Youngtimer-Szene. Wir sagen nur: Commo 2,8 GS/E Coupé mit Vinyldach. 1978 verflachte die Euphorie mit dem C-Modell zusehends. Kurz nach der Einführung eines Commodore Kombi kam 1982 das Aus. 100

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Spaßguerilla Der Kadett blieb über Jahrzehnte ein hocherfolgreiches Backbone der Marke. Nach dem – im Vergleich zum VW Käfer – anspruchsvollen A folgte 1965 der Bestseller B. Ab 1973 prägte der lustvoll zu Coupé, Fließheck, Kombi und Aero-Cabrio ausgebaute C-Kadett das Landschaftsbild. Mit dem frontgetriebenen D-Kadett stieg Opel 1979 dann emotional arg auf die Bremse. Der VW Golf war zweifelsohne Vorbild. Den nahm auch der Kadett E ins Visier – und da speziell den GTI. Opels Antwort hieß GSi 16V, ein 150-PS-Posterboy, der Wolfsburg einiges aufzulösen gab. 1991 siegte schließlich das Marketing: das o ­ ffenbar zu piefige „Kadett“ ging, der Astra kam.

Mit dem Kadett Aero, einem Baur-Umbau zum Cabrio, wurde Opel ­richtig kess, mit dem D-Kadett seltsam brav und mit dem GSi 16V von 1988 richtig böse. 0 auf 100 km/h in 8 Sekunden. Und tschüss, GTI.

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Die dunklen Seiten der Macht Es wäre vermessen, von einer Talfahrt zu sprechen, die ab Anfang der 1990er Opel ereilte. Schließlich hatten Astra und Corsa auch weiterhin ein Dauerabo in den Bestsellerlisten, und neben dem immer solide verkaufenden Vectra ­gelang mit dem Meriva gar ein echter Coup. Was nichts daran ändern konnte, dass der Marke das Image lange Jahre unter der Hand verfiel. Was (1) mit dem verheerenden Erfolg des Manta zu tun haben mag. Über Jahre machten sich übermotivierte Tuner und Privatiers über das Gerät her. Die nicht geschmack­ sicheren Achtziger und cineastische Totalschäden („Manta, Manta“, „Manta, der Film“) taten ihr Übriges. Da half auch (2) die Flucht in die Digitalisierung des Arbeitsumfelds nichts. Der (3) Frontera gab zwar den preisgünstigen ­Wurzelsepp, bei der Qualität machten er und die gesamte Marke dank des ­Wirkens von Extrem-Einkaufsmanager José Ignacio López in den 1990ern schlapp. Merke: Kunden wollen kein billiges, sondern ein günstiges Auto. Und das am besten ohne Isuzu-Dieselmotor. Während Audi und VW den DieselBoom ­absurften, setzte Opel auf rachitische Zukauf-Motoren. Mühsam kämpfte sich Rüsselsheim in die ­Herzen der Kunden zurück. Ambi­tionierte, ­kluge, letztlich jedoch g­ escheiterte Fehl­versuche inklusive: Siehe etwa den (4) Opel Signum. Eine grundsätzlich tadellose obere Mittelklasse, deren Fließheck nicht ganz mit den Wünschen der Kundschaft ­ korrespondierte. l

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