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nummer 6 premium

porsche 918 Spyder E-Sportwagen: Die seltsame Welt der Elektronenbeschleuniger

Ö S T E R R E I C H S M AG A Z I N F Ü R T ECHNIK UND SPOR T

ISSN 1017-8457 L Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 3432 Tulln, P.b.b., GZ 02Z032122 M

nummer 6   5 euro

Steve mcqueen Le Mans war sein Schicksal

Hartmut Esslinger Der Apple-Designer kritisiert Auto-Styling

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Supertest wie noch nie

Die 12 tollsten Sportwagen des Jahres: Porsche GT2 RS • Mercedes SLS • Artega GT u.v.m. Plus: das Elektrowunder Tesla auf der Rennstrecke


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Fotos: andreas riedmann, kurt pinter, j端rgen skarwan, werk, alois rottensteiner

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8 revue 8 Schnell & edel Lamborghini Sesto Elemento Audi quattro concept Jaguar C-X 75 Ferrari SA Aperta

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features

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Hartmut Esslinger Die Apple-Designlegende über emotionales Design, das der Zukunft den Weg ebnet.

elektro-sportwagen 18 Elektroking

Leise und schnell in eine neue Zeit.

Steve McQueen und das Making-of einer spät zündenden Filmlegende.

76 Uhr und Auto Von der Faszination der Unruhe, so und so. 80

Die große Sause Das sogenannte Böse mit 80 Zylindern, 5296 PS und 3430 km/h Spitze, gut verteilt auf zwölf Autos: Artega GT, Audi R8 ­Spyder, Bentley Continental Supersports Convertible, KTM X-Bow Gendarmerie, Lamborghini Gallardo LP570-4 Superleggera, Lotus ­Evora, Mercedes SLS AMG, Nissan 370Z, Porsche 911 Turbo S Cabrio, Porsche GT2 RS, Porsche Boxster Spyder, Tesla Roadster.

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Gestern, heute, Morgan Philipp Waldeck löst im Morgan Plus 4 seinen gefährlichsten Kriminalfall, rettet Österreichs Ansehen und sich selbst.

coverfotos: Andreas Riedmann, werk, jürgen skarwan, alois rottensteiner

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Chang Jiang 750 Oldtimer-Eigenimport aus China.

Pech & Pannen Christian Clerici über die Leiden (und Hoffnungen) des Amateur-Rennfahrers.

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Scuderia Hanseat Suchen und Finden der Ideallinie auf der Nürburgring-Nordschleife.

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Das Wetter vor 30 Jahren Ausflug zu steirischen Seen, seltenen Schweinen und Glück in Gläsern.

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Allrad-Büffel Von Tieren verfolgt und von einem Toyota Land Cruiser durchgeschüttelt.

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Gimmicks Eine Einkaufsliste mit Stil für jene, die glauben, schon alles zu haben.

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40 Jahre Le Mans

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Alpha-Tier im Romeo Baden gehen mit Tobias Moretti und dem einzigartigen Alfa Romeo 1900 Sport Spider.

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Die Bentleys des Chefs Zu Besuch in Franz-Josef Paefgens Garage.

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Schlusslicht

alle autos & bikes 100 Alfa Romeo 1900 Sport Spider 106 Alfa Romeo 2600 Spider 26 Artega GT 10 Audi quattro concept 21 Audi E-tron 26 Audi R8 Spyder 26 Bentley Continental Supersports Convertible 106 Bentley 4.5 litre Tourer 106 Bentley S1 Convertible Graber 106 Bentley S2 Continental Coupé 82 Chan Jiang 750 20 Citroën Survolt 23 e-Wolf Alpha 2 10 Ferrari SA Aperta 23 Fisker Karma 10 Jaguar C-X75 26 KTM X-Bow Gendarmerie 8 Lamborghini Sesto Elemento 26 Lamborghini Gallardo LP570-4 SL 26 Lotus Evora 18 Mercedes SLS E-Cell 26 Mercedes SLS AMG 60 Morgan Plus 4 26 Nissan 370Z 23 Peugeot EX1 22 Porsche 918 Spyder 86 Plymouth Barracuda 26 Porsche 911 Turbo S Cabrio 26 Porsche GT2 RS 26 Porsche Boxster Spyder 20 Renault Dezir 26 Tesla Roadster 94 Toyota Land Cruiser

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Günter Kunert: Autofriedhof.

Impressum Autorevue Abo-Service Taborstraße 1–3, 1020 Wien Tel.: (43) 1 245 23-8000 Fax: (43) 1 245 23-8100 Abo-Neubestellungen: Tel.: (43) 1 95 55-100 Fax: (43) 1 95 55-200 E-Mail: abo@autorevue.at Adresse des Heraus­ gebers und der Redaktion Taborstraße 1–3, 1020 Wien Tel.: (43) 1 863 31-5201 Fax: (43) 1 863 31-5630 E-Mail: redaktion@autorevue.at Anzeigenabteilung Taborstraße 1–3, 1020 Wien Tel.: (43) 1 863 31-6131 Fax: (43) 1 863 31-6607 E-Mail: anzeigen@autorevue.at Herausgeber Christian Kornherr Redaktion Susanne Hofbauer, Wolfgang Hofbauer, Axel H­öfer, Dipl. Ing. (FH) Christoph Jordan, C­hristian K­ornherr (Chefredakteur), Christian Seidel, Ing. Rudolf S­karics, David S­taretz (­Autorevue-Autor), Martin Strubreiter Grafik Erik Turek (Art Director), Oskar Polakovics, Markus Pölzl Chefin vom Dienst Claudia Steinacher Fotos Andreas Riedmann Ständige Mitarbeiter Helmut Deimel, Paul Galler, Johannes Gasser, Xaver ­Hiebner, Reinhard Klein, Thomas Kussin, Kurt Pinter, Jürgen S­karwan, Rainer Schlegelmilch, P­hilipp Waldeck, Helmut Zwickl Redaktionssekretariat Gerda Ottendorfer (DW 5201) Medieninhaber, Verleger, Produktion Verlagsgruppe NEWS Gesellschaft m.b.H., FN 183971x, HG Wien, T­aborstraße 1–3, 1020 Wien. Verwaltung: Verlagsgruppe NEWS, T­aborstraße 1–3, 1020 Wien, Tel. 01 863 31-6131, Fax-DW: -6607 Postadresse: 1020 Wien, F­erdinandstraße 4 Verlagsort/Sitz: Taborstr. 1–3, 1020 Wien ­Geschäftsführung Oliver Voigt (Heraus­geber & Vorsitzender der Geschäftsführung), Johannes Werle Generalbevollmächtigter Dkfm. Helmut H­anusch Verlagsleitung Wolfgang Hermeneit Anzeigenleitung Mario Filipovic ­Anzeigen Klaus Edelhofer, Kerstin Peisteiner. Sekretariat: Doris König (DW 6131) Strategische & Kreative Services Mag. Angela Schuh-Haunold (Ltg.), ­Corinna Cunliffe (Event), Stefan Massinger (Ad-On Agency), Andrea Traxler (Anzeigenmarketing) ­Mediaservice Andrea Peter (DW 6523) Derzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. AR 10/01 Marketing Dr. Anita Hörburger International Sales Mag. Evelyn Strohriegel (Ltg.) Produktion Sabine Stumvoll (Ltg.), H­ans Molnar Reproduktion Neue ­Medientechnologie Ges.m.b.H., 1020 Wien, Taborstraße 1–3 Druck LEYKAM Let‘s Print, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl Vertrieb Mag. Werner Topf (Ltg.), C­ornelia Wolf (EV), Mag. Lisa Heigl-Rajchl (Abo) Erscheinung, Preis, Abonnements Die Autorevue erscheint zu Beginn jedes Monats, Einzelpreis: € 3,60 (Inland). Jahresabo-Preis: € 36,– (Inland). Abo-Tel. 01/95 55-100 oder www.autorevue.at/abo Druckauflage (1. Halbjahr 2010) 70.384 ÖAK geprüft. 408.000 LeserInnen lt. MA 2009. Art Copyright VBK. Alle Rechte, auch die Übernahme von ­Beiträgen nach § 44 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.

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Mercedes SLS AMG E-Cell

ein traum in lumilectric Retro trifft Avantgarde, ein Reiz, der immer funktioniert: Der AMG SLS bekommt – vielleicht schon – 2013 einen rein elektrisch betriebenen Bruder zur Seite gestellt. Dessen vier SynchronElektromotoren bringen es zusammen auf knapp über 530 PS und setzen ein maximales Drehmoment von 880 Nm frei. Und zwar von der ersten Motorumdrehung weg. Für Null auf Hundert sind vier Sekunden projektiert, bei 250 wird sozusagen der Strom abgeschaltet. ­Traktion dürfte passen, immerhin handelt es sich hier um Allradantrieb (und pro Achse gibt es ein Getriebe). Vorne sind Pushrods, liegende Federbeine wie im Rennsport, verbaut. Der E-Cell gewinnt beim Bremsen Energie, kommt aber dennoch nicht weiter als 150 Kilometer, was es nicht ganz leicht machen wird, das Auto zu argumentieren. Daher Kleinserie.


High Voltage Anti-Prius total. Die Elektrifizierung des Automobils geht zwar langsam voran, hat aber dennoch auch dessen schnellste Erscheinungs­formen erreicht. Und es zeigt sich: E-Sportwagen können manches besser. Von Wolfgang Hofbauer

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Die Farbe dieses Einzelstücks heißt „AMG lumilectric magno“, was entschieden gesünder klingt als „Reizgelb“.

s ist auch eine Frage des Stylings. Warum müssen revolu­ tionäre Konzepte immer in Autos verpackt werden, die noch weniger Sex aus­ strahlen als eine Wühlkiste mit nachgemachten Birkenstockschlapfen? Die Antwort: Müssen sie eh nicht, es gibt keinen Grund dafür, dass ein Auto mit Elektromotor aussieht wie zum Beispiel der allererste Prius. Dass aber Hybrid- und reine Elektroantriebe – zumindest auf ConceptCar-Ebene – zunehmend auch ins Sportwagensegment hineingehen, hat vor allem einen einfachen technologischen Hintergrund: Der Elektromotor erfüllt manche Aufgaben, die ihm der Sportwagenfahrer stellen mag, besser, was sich aus seiner Charakteristik zwingend ergibt: Der Wirkungsgrad ist höher, der Drehmomentverlauf konstant, das heißt, volles Drehmoment liegt schon beim Wegfahren aus dem Stand an. Daraus ergeben sich Beschleunigungswerte (Null auf Hundert, Null auf Zweihundert), die denen der besten Benzin­ sportler ebenbürtig sind, sich aber aufgrund der Gleichmäßigkeit und vor al­ lem der Unmittelbarkeit erheblich ärger, also besser anfühlen. Und schließlich geht’s ja ums Gefühl. Auch um jenes befriedigende, Teil einer technologischen Avantgarde zu sein, von dem zum Beispiel Tesla-Fahrer gerne und oft berichten. Nachteile gibt’s natürlich auch. Steigt die Belastung, steigt auch die Tem­ peratur in der Batterie, sinkt folglich die Leistungsfähigkeit. Die Speicher sind daher auch im Grunde die Baustelle, auf der an der Zukunft gewerkt wird. Auch, was die Reichweite betrifft, nach wie vor Hauptgrund für die ­gebremste E-Revolution. Der Tesla kommt bis zu 300 Kilometer weit, was allerdings schon eine Ansage ist, weil weiter kommt ein Lamborghini auch nicht, nur ist der halt mit dem Tanken schneller fertig. Mit dem Tesla braucht man an der 60-Ampere-Steckdose an die dreieinhalb Stunden, schneller geht das Voll­ tanken derzeit nicht. Ist natürlich ein Knackpunkt. Großangelegte Versuchsreihen mit Elektro-Smarts und anderem Kleinge­ tier in europäischen und amerikanischen Metropolen haben gezeigt, dass dort selten mehr als 30 Kilometer pro Tag zurückgelegt werden, man mit einer Reichweite von 150 Kilometern also lange in Ruhe gelassen wird. Wer aber andererseits – jetzt mal von uns ins Blaue hineingeschätzte – 400.000 Euro für einen SLS AMG E-Cell (siehe nebenan) ausgibt, der wird dann und wann auch einen Ausritt tätigen wollen, der über die Maximalreichweite hinausgeht. Und somit wohl die Vor- und Zwischenstufe eines Hybridantriebs wählen müssen. Der Porsche 918 Spyder hat einen solchen und kann 25 Kilometer rein ­elektrisch fahren. Das ist dann freilich eine Spielerei. Aber ist es das nicht in jedem Fall? autorevue premium 10 | 2

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Die grosse sause Autorevue Supertest 2010. Zwölf Feinde sollt ihr sein – so das Motto des diesjährigen Autorevue-Supertests. Es ergab sich aus der Zahl der Autos und daraus, dass keiner der Kombattanten es gewohnt ist, Gefangene zu machen. Was soll man bei einer Durchschnittsleistung von 441,3 PS auch anderes erwarten. Photographie Andreas Riedmann

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das leben, diese ewige suche Die zwĂślf Kandidaten und die Testcrew, im Fahrtechnikzentrum Saalfelden vom Fotografen Riedmann zu einem Stillleben zusammengescheucht und zurechtgezwungen. Ăœber die Suche nach dem Heiligen Gral geben die folgenden Seiten Auskunft.

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waldeck

Ich wies auf den infernoschwarzen Morgan Plus 4 mit der CabernetMerlot-Cuveefarbenen Stoffm端tze und fragte, ob das Leder-Interieur diese Farbe aufgreife.


Affären

GESTERN, HEUTE, MORGAN

Wie Phil Waldeck im Morgan Plus 4 seinen gefährlichsten Kriminalfall löste und Österreichs Ansehen rettete. Photographie Kurt Pinter

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„Das absurde Verbrechen ist wie Religion. Unglaublich, aber faszinierend“ Alfred Hitchcock

m Montag, den 1. September 2010, erlebte der treueste kontinentale Händler der traditionsreichsten britischen Marke das kaum noch erhoffte reine Glück. Seit langem war Jörg Kössler Leute gewöhnt, die sich eine Morgan-Probefahrt erschleichen wollten und niemals daran dachten, einen zu kaufen. Nun aber kam ich und zerrüttete auf noble Weise sein Weltbild. Ich wies auf den infernoschwarzen Morgan Plus 4 mit der Cabernet-Merlot-Cuvee-farbenen Stoffmütze und fragte, ob das Leder-Interieur diese Farbe aufgreife. Der Importeur nickte. „Dann soll er’s sein, dann ist er gekauft“, sagte ich. Ich übergab einen Blanko-Scheck des Privatbankhauses Habsbörg. „Sie gelten als untadelig“, sagte ich zu Herrn Kössler, „setzen Sie also die korrekte Summe ein und rechnen Sie einen Jack-Daniels-Flachmann dazu, der ins Handschuhfach passt, und ein Fläschchen Castrol extra vergine. “ Anderntags war die Bürokratie erledigt. Herr K. übergab die Schlüssel. Er wirkte nicht erschüttert, aber doch irritiert. Seine Augen erinnerten an die hübschen Palmers-Verkäuferinnen beim Lugeck. Dort hatte ich einst in zwei Minuten je sieben schwarze Boxer-Shorts, T-Shirts und Stutzen gekauft. Die Palmers-Beautys und einige Kundinnen hatten im Chor geschrillt: „Zwei Minuten! Das kann man doch nicht einkaufen nennen!“ Dieser Satz stand nun auch in den Augen des Mister Morgan Austria. Um keine falschen Hoffnungen zu wecken: In zwei Minuten kriegt man sonst keine der handgefertigten Ikonen der ältesten privaten Auto-Manufaktur

Britanniens, allenfalls ein hübsches Modell im Zubehör-Shop. Im Normalfall wird man auf den hochindividuell zusammengestellten Wunschwagen je nach Jahreszeit sechs bis zwölf Monate warten. In meinem Fall war Glück im Spiel. Obgleich ich Präsident der „Österreichischen Gesellschaft zur Verbreitung von Vorfreude“ bin, war ich doch recht froh, meinen perfekten Morgan Plus 4 praktisch ladenneu vorzufinden, mit 5000 Kilometern auf der Uhr, um 55.000 Euronen.

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in der Morgan-Geburtsstätte Malvern in der Grafschaft Worcestershire mit Ihrer Herzallerliebsten. Unbekannterweise liebe Grüße und küss die Hand – adieu.“

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ch verließ Trumau, das im Süden von Wien liegt. Dort werden Morgan-Interessenten von der Handelsfirma „KOESSLER-HAMMERSCHMID Morgan Austria GmbH“ betreut, seit ich zurückdenken kann; vielleicht sogar schon vor 101 Jahren, als Harry Frederick Stanley Morgan die Marke gründete. In Laxenburg machte ich Halt. Das Schloss, die Ruderboote, die Insel – alles passte zum englischen Auto. Ich wählte die einzige Cigarillo, deren Schachtel ein kleiner Humidor ist, Danneman Mini con filtro. Mit dem Feuerkegel strich ich sanft übers prall gespannte Armaturenbrettleder. Eine winzige Stelle schmolz zum Leberfleck. Das war ich Herrn Kössler schuldig, von dem mir ein Freund erzählte, jeder Kratzer im schönen Morgan-Leder mache ihn fix und foxi, als „Akt des Vandalismus“. Einige ­Bentley-Blower-Boys in der Ennstal Classic Rallye hatten anders darüber gesprochen: „Ein geschniegelter britischer Sportwagen ist wie die Queen ohne Kleid, irgendwie unvorstellbar.“ Außerdem: Der Morgan Plus 4, Baujahr 2010, gehörte jetzt mir. Wenn ich wollte, dürfte ich damit Rüben ackern. Er würde mir als Netto-Honorar bleiben, unabhängig davon, ob es gelang, den ­Kriminalfall für General Grey zu lösen.

ch glitt in das Cockpit, ohne das fantastisch-klassische Lenkrad zu verletzen. Herr K.: „Darf ich zwei Fragen stellen?“ Ich nickte, er fragte: „Sie fuhren schon viele Morgans?“ Nein, sagte ich, das Einsteigen hätte ich in den zwei Bugattis meines Freundes Christian Hübner gelernt: „Jeder klassische Leichtbau-Roadster hat mindestens eine ultra-stabile Traverse, die 500 Kilo Trittgewicht aushält. Auf diese hat man das rechte Bein zu stellen. Von diesem Fundament wuchtet man den Körper an die Rücklehne des Sitzes und rutscht dann nach vorn in die Höhle der Pedale. Ob das linke Bein mittimmen können habt-acht stehen. „Wollen Sie kommt oder draußen bleibt, ist eine Frage der Synwirklich die Nebenstelle 333?“ flüstert die chronisation. Zweite Frage?“ Chef-Telefonistin ehrfurchtsvoll, „genügt nicht „Der Scheck wurde aufs Innenministerium ge- Frau Minister Fekter?“ Nein, lache ich, die genügt zogen?!“ nicht, und nenne meinen Code. Gleich danach: „Ja und? Was soll daran schlecht sein? Kennen „Ah, hochverehrter General Grey, ich bin jetzt in Sie eine höhere Sicherheit als die Beglaubigung ei- Laxenburg. Wie sagten Sie? Mödling? Die Bar vom ner Behörde, die alle Bullen und jeden Bond, James Babenbergerhof? In zwei Stunden? Bis dann.“ Lebenskunst heißt, jede gewonnene Stunde zu Bond, unter sich hat? Mein Tipp: Vergessen Sie dienützen. Endlich wieder Laxenburger Luft. Ich steisen Punkt. Genießen Sie ein schönes Wochenende

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Wieder Westwärts Motorradimport aus China: Was vor rund 70 Jahren in Bayern begann, darf nach vielen Jahrzehnten tief im Osten jetzt tröpferlweise zurück nach Europa. Von Martin Strubreiter  Photographie Andreas Riedmann

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an muss zwar nicht unbedingt ein unerschütterlich fröhlicher Kindskopf sein, aber es erleichtert die Sache ungemein. Auch wenn man zu zweit ist, geht’s schon leichter, man hat dann immer wen zur Gründung einer therapeutischen Selbsthilfegruppe, wenn, sagen wir, das Geld schon lange bezahlt, das Motorrad aber noch längst nicht in Sicht ist. Auftritt Alexander Korab und Kurt Parzer, eifrige Oldtimersammler mit spielerisch-entspanntem Zugang zu britischer Ware, da hast du dein Qualitätsempfinden bald aufs Verarbeitungsniveau eines Lotus Seven aus den 50ern herunterjustiert. Wenn man doch einmal zu deutscher Technik tendiert, dann muss die einen zierlichen Umweg

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über 24.000 km und 70 Jahre genommen haben, damit sie wieder ins eigene Weltbild flutscht. Und nein, eine Chang Jiang aus China ist kein fabriksneues Motorrad. Jede Maschine hat ungefähr sieben Vergangenheiten (meistens bei der Armee, manchmal auch bei Privaten, jedenfalls immer bei Improvisationstalenten), und jede kann ihre ­Spuren eingraviert haben. Es gibt mehrere chinesische Händler, die historische Chang Jiang westwärts verschiffen, der ­emsigste davon heißt nicht Big Bill, nennt sich aber so. Auf seiner Homepage darf man Modell und ­Geschmacksrichtung der Restaurierung (Beiwagen oder solo, klassische Lackierung oder bunt, Flammen, Chopper-Umbauten oder sonst was) auswäh-


len, die Bestellung erfolgt dann per Internet. 1000 Dollar Anzahlung gelten als Auftrag, ein Zielhafen für die Fracht ist anzugeben. Alexander Korab hätte ob der Nähe gerne Podersdorf genannt, aber weil die Schiffsverbindung Beijing-Neusiedler See so dünn befahren ist, einigte er sich mit Big Bill auf Schwechat, ein eher wasserfreier Hafen. Dass man Big Bills Zeitprognose (vier bis fünf Wochen für die Restaurierung, dann ein bis zwei Monate für den Transport) am besten als unverbindliche Einzelmeinung annimmt, wussten Alexander Korab und Kurt Parzer durchaus, als sie im Dezember ein Mail und Geld auf die Reise schickten: „Wir glauben ja an das Gute im chinesischen Motorradrestaurierer.“ Zu Ostern waren die Motor­räder noch immer un-

bekannten Aufenthalts, übrigens auch für Big Bill. Diesmalige Einzelmeinung: Sie wären schon auf dem Schiff. Sie waren jedenfalls nicht in Österreich, woran sich noch weitere Wochen nichts änderte. Alexander Korab und Kurt Parzer wurde einstweilen ohne­dies nicht fad, weil Freunde gerne ihre Meinung zum Kauf eines chinesischen Motorrades vorbeibrachten. Kurzfassung: Eher keine so gute Idee. Genauer: Die beiden hätten das Geld genauso gut mit dem Ostwind flattern lassen können, und falls wirklich jemals zwei Bikes ankämen, dann müsste man die sofort zerlegen und mit den Händen eines Chirurgen wieder zusammenbauen, wenn sie jemals aus eigener Kraft fahren sollten. Gelänge auch autorevue premium 10 | 2

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Ein Stall voller Bentleys ... und trotzdem lernen wir, dass wahre Leidenschaft nichts mit Geld zu tun hat. Ein Besuch in der Garage von Bentley-Chef Franz-Josef Paefgen. Von Christian Kornherr  Photographie Andreas Riedmann

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