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Interview mit Andreas Burgener

«DIE SCHWEIZ IST EUROPAMEISTER BEIM ALLRAD-MARKTANTEIL»

Andreas Burgener, Direktor der Importeursvereinigung auto-schweiz, spricht im Interview mit AUTO BILD Schweiz darüber, warum hierzulande Autos mit 4x4 weggehen wie warme Weggli.

AUTO BILD Schweiz: Warum wollen die Schweizer unbedingt Allradautos?

Andreas Burgener: Allradantrieb bietet vor allem im Winter ein hohes Sicherheitsgefühl, jederzeit und überall vorwärtszukommen. Speziell in Berggebieten haben Allradmodelle deshalb Hochkonjunktur. In Graubünden verfügten 2020 vier von fünf neuen Personenwagen über 4x4, im Kanton Jura war es gerade mal die Hälfte. Die regionalen Unterschiede sind also hoch.

Was sind die Vorteile von Allradautos?

Die Antriebskraft wird durch intelligente Steuerung auf die Achse oder das Rad verlagert, wo der höchste Haftwert gegeben ist. Dadurch kommt man gerade bei widrigen Bedingungen wie Eis und Schnee deutlich besser voran, als wenn nur zwei Räder für Vortrieb sorgen können. Eine Garantie auf Grip ist aber auch Allrad natürlich nicht, etwa wenn sich alle vier Räder auf einer Eisplatte befinden. Doch antriebsseitig ist es ein grosser Vorteil gegenüber einem 4x2System.

Und wo liegen die Herausforderungen für die Importeure?

Allradantrieb führt in der Regel zu einem höheren Energieverbrauch, etwa durch das Mehrgewicht der Fahrzeuge und durch einen Mehrbedarf an Vortriebsleistung. Bei Verbrennungsmotoren ergibt sich so meist ein erhöhter CO2-Ausstoss gegenüber einem vergleichbaren Modell ohne Allrad. Deshalb gehen immer mehr Hersteller dazu über, Allradantrieb in Verbindung mit einer Hybrid-Motorisierung anzubieten, meist als aufladbarer Plug-in-Hybrid. So kann eine Achse über einen Elektromotor angetrieben werden und das Diesel- oder Benzinaggregat wird entlastet – und der CO2-Ausstoss sinkt.

«Mit der zunehmenden Elektrifizierung sollte es für die Schweiz möglich sein, Europas rote Laterne beim CO2-Ausstoss bald einmal abzugeben.»

Andreas Burgener, Direktor autoschweiz

Wäre es aus Sicht von auto-schweiz besser, es gäbe weniger 4x4-Modelle? Stichwort CO2-Sanktionen?

Grundsätzlich bringen unsere Mitglieder Modelle und Motorisierungen in den Markt, die in der Schweiz nachgefragt werden. Natürlich müssen sie gleichzeitig darauf achten, die CO2-Vorgaben einzuhalten, ohne Sanktionsbeträge zu bezahlen. Elektrifizierte Modelle helfen dabei, dass dieser Spagat immer besser gelingt.

Wird respektive kann der Allradanteil in der Schweiz weiter steigen?

Wir sehen derzeit einen leichten Rückgang des 4x4-Anteils und standen per Ende August bei 47 Prozent. Vor einem Jahr lag die Allradquote noch bei 50,3 Prozent. Die zukünftige Entwicklung ist schwer vorherzusehen, doch ist eine Rückkehr zur «Allradmehrheit» im Auto-Markt durchaus vorstellbar.

Welchen Einfluss hat die Elektrifizierung dabei?

Bei batterieelektrischen Modellen oder dem Brennstoffzellenantrieb hat Allradantrieb keinen CO2-erhöhenden Einfluss mehr – der Ausstoss ist immer 0. Und der Mehrverbrauch gegenüber zwei Antriebsrädern ist ebenfalls überschaubar. Deshalb wird Allrad bei E-Antrieben nur noch eine Frage des Komforts und der Mehrkosten für die Kunden sein, aber keine CO2-Relevanz für unsere Mitglieder mehr haben.

Was gibt es aus Ihrer Sicht noch zum Thema zu sagen?

Die Schweiz ist Europameister beim 4x4-Marktanteil. Dies führte bislang auch zum höchsten durchschnittlichen CO2-Ausstoss der Neuwagenmärkte aller europäischen Länder. Mit der zunehmenden Elektrifizierung sollte es aber möglich sein, diese rote Laterne bald einmal abzugeben. (ml)

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