6 minute read

Höner Sandra

Next Article
Steinmann Marc

Steinmann Marc

Isabelle Riederer,

ir@awverlag.ch

Neues Phänomen

Sie haben bestimmt schon mal vom Ausdruck «Manspreading» gehört? Männer, die an öffentlichen Orten – bevorzugt auch in Flugzeugen und öffentlichen Verkehrsmitteln – extrem breitbeinig dasitzen und gleich zwei Plätze beanspruchen oder die Sitznachbarn unangenehm bedrängen.

Es gibt noch eine weitere Form des «Spreadings», das sogenannte «Carspreading» und das betrifft sowohl Männer als auch Frauen. Aufgefallen ist mir dieses neue Phänomen während unseres Roadtrips durch Griechenland diesen Sommer. Egal, ob in der Grossstadt oder im Hinterland, sie lauern überall. In grosser Anzahl findet man die «Carspreader» vor allem auch auf Autobahnen, dort nehmen sie eine der Fahrspurlinien gekonnt ins Visier, und zwar so, dass das eigene Auto jeweils die Hälften der zwei nebeneinanderliegenden Fahrspuren belegt. Im Idealfall handelt es sich dabei auch gleich um die äussere linke Fahrspurlinie.

Doch nicht nur auf den Schnellstrassen sind die «Carspreader» unterwegs. Als wir auf dem Weg nach Pilion, eine Halbinsel auf dem östlichen Festland Griechenlands, waren, stellten wir fest, dass auch abseits gut ausgebauter Strassen «Carspreader» zu finden sind. Auffallend war, dass die ländlichen «Carspreader» mit ihren Kleinwagen das «Carspreading» noch ausgeprägter praktizierten, was wohl auch eine Erklärung für die massenweise zerkratzen und verbeulten Autos sein dürfte.

Was genau hinter dem Phänomen des «Carspreading» steht, kann ich leider nicht erklären; gut möglich, dass auch hier ein Defizit kompensiert wird, aber genau lässt sich das nicht definieren.

DIE MACHT DER FARBEN

Sandra Höner zu Bentrup arbeitet seit neun Jahren bei Mazda als Farb- und Materialdesignerin. Welche Rolle Farben beim Autokauf spielen und warum Farben mächtig sein können, erklärt Sandra Höner zu Bentrup im Interview.

AUTO&Sie: Frau Höner zu Bentrup, warum, glauben Sie, ist die Farbe ihres Autos für viele Menschen so wichtig? Sandra Höner zu Bentrup: Wir Menschen sind sinnliche Wesen – wir hören, wir fühlen, wir sehen. Und das Erste, was wir sehen, wenn wir einen Gegenstand betrachten, sind seine Grösse, Form und Farbe. Alle Gegenstände haben eine Farbe, sei es durch das Material selbst oder durch das Aufmalen. Farben sind einfach Teil unserer Umgebung. Wenn wir eine bestimmte Farbe wählen, verfeinern wir einen Teil dieser Umgebung. Sie sind eine wesentliche Gestaltungsmöglichkeit, die der Kunde selbst konfigurieren kann. Ich denke, viele Menschen erkennen die Macht dieser Tatsache, und deshalb ist Farbe für sie so wichtig. Es gibt noch einen zweiten Aspekt: Autos sind oft ein emotionales Produkt, und Farben sind ein entscheidendes Element, um die Verbindung zwischen Auto und Fahrer herzustellen, eine Verbindung, die wir bei Mazda immer anstreben. Unser Ziel ist es, ein Objekt zu schaffen, das die Emotionen der Menschen anspricht – vor dem Einsteigen in das Fahrzeug, während der Fahrt und sogar beim Aussteigen. Farben sind ein hervorragendes Mittel, um dies zu erreichen, sowohl im Aussen- als auch im Innenbereich. Fahrzeugtechnologie wird immer abstrakter, aber Farbe ist etwas, mit dem wir auf einer emotionalen Ebene sofort ansprechen.

Wie beeinflussen die Farben die Wahrnehmung eines Autos? Was das Design betrifft, so besteht der Charakter eines Autos aus drei Elementen: äusseres Design, Innendesign sowie Farbe und Ausstattung. Mit Kodo haben wir eine Designsprache entwickelt, die sich auf die Bewegung fokussiert: Die Schönheit der Form, durchdrungen von Kraft und Vitalität, ist ein wesentliches Merkmal unserer aktuellen Linie. «Machine Grey» und unsere Markenfarbe «Soul Red Crystal» wurden speziell entwickelt, um diesen Charakter zu unterstreichen. Die Reflexionen, die mit diesen hochwertigen Lacken möglich sind, bringen die handwerkliche Modellierung unserer Autos noch stärker zum Ausdruck. Die Lacke interagieren mit der Umgebung, lassen das Auto optisch lebendig werden. Selbst wenn das Auto stillsteht, erzeugen diese hochwertigen Lacke eine gewisse Dynamik und ein Gefühl der Bewegung. Sie kombinieren stark reflektierende Bereiche mit tiefen Farbtönen, was eine sehr eindrucksvolle Farbtiefe erzeugt. In diesem Fall trägt die Farbe sogar zur Definition den gesamten Designcharakter des Fahrzeugs.

jeder Farbe, um solche pauschalen Aussagen zu treffen. Aber ich glaube, dass die Art der Farben, die Menschen wählen, etwas über sie aussagen. Neutrale Farben wie Schwarz, Grau und Weiss zum Beispiel sind dezenter, und ihr Wiederverkaufswert ist in der Regel viel höher als zum Beispiel bei einem knallgrünen Auto. Autofahrer, die sich für sehr kräftige, individuelle Farben entscheiden, treffen daher wahrscheinlich eine emotionalere Entscheidung als diejenigen, die sich für neutrale Farben entscheiden. Oft sind es jüngere oder jung gebliebene Menschen, die zu kräftigen Farben tendieren. Sie leben im Moment und machen sich nicht so viele Gedanken darüber, ob sie ihr Auto in einigen Jahren wieder verkaufen werden. Sie sind eher daran interessiert, ein Zeichen zu setzen und ihre Individualität zum Ausdruck zu bringen. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber ich denke, das trifft in vielen Fällen zu.

Sandra Höner zu Bentrup ist seit 2012 Senior Designerin Color & Material bei Mazda.

Aber auch wenn das nicht der Fall ist, gibt es immer ein Zusammenspiel zwischen der Farbe und dem Charakter, den man ausdrücken will. Welche Assoziationen eine Farbe hervorruft, hängt aber auch vom genauen Farbton und von der Qualität der Farbe ab. Beispiel Rot: Lange Zeit war sie entweder auf Sportwagen beschränkt, weil sie eine so kraftvolle und emotionale Farbe ist, oder auf sehr kleine Autos, wo sie eher einen niedlichen, jungen Charakter ausstrahlt. Wenn man grössere Fahrzeuge mit dieser Farbe lackiert, können sie sehr gewagt oder nicht sehr «seriös» wirken. Wir wollten diese Grenzen erweitern und herausfinden, was die richtige Art von Rot bei einem grösseren Auto wie dem Mazda6 bewirken kann. Und so haben wir «Soul Red» entwickelt. Schlussendlich waren wir mit dem Ergebnis so zufrieden, dass «Soul Red» zu unserer Markenfarbe wurde. Und die positiven Reaktionen unserer Kunden bestätigen uns, dass Rot viele Menschen ansprechen kann, nicht nur Sportwagenfans. Das Gleiche gilt für alle Farben: Blau zum Beispiel kann sehr edel, aber auch sehr verspielt wirken. Es hängt alles davon ab, wie die Farbe ausgeführt wird.

Kann die Farbwahl der Kunden auch etwas über sie aussagen? Ich glaube nicht, dass man sagen kann: «Jemand, der ein blaues Auto fährt, ist so» oder «jemand, der ein rotes Auto fährt, ist so». Es gibt zu viele sehr unterschiedliche Schattierungen Geschmack ist subjektiv – wie kann man bestimmen, welche Farben ein breites Publikum ansprechen? Es hilft, dass wir im Vorfeld viel recherchieren, aber wenn wir eine Farbe gefunden haben, die uns gefällt, ist es in gewisser Weise ein Vertrauensvorschuss. Natürlich haben wir als Team eine Menge Erfahrung, aber man weiss nie genau, wie der Kunde reagieren wird. Bei «Soul Red» waren wir ziemlich zuversichtlich, dass sie den Leuten gefallen würde, aber wir waren dennoch angenehm überrascht von der überwältigend positiven Reaktion auf diese Farbe. Wir hoffen immer, dass unsere Kunden eine Farbe genauso mögen wie wir, aber es gibt keine Checkliste und keine Garantie. Es muss die richtige Farbe sein, die richtige Form und der richtige Zeitpunkt.

Welche Farben werden Ihrer Meinung nach in zukünftigen Autos vermehrt zu sehen sein? Ein Trend, den ich sehr vielversprechend finde, sind getönte Farben, d. h. eine dominante neutrale Farbe mit einem subtilen Farbton, den man nur bei einem bestimmten Licht sieht. Weltweit beobachte ich auch einen Trend zu lebhafteren Farben. Vor allem auf den asiatischen Märkten tauchen ungewöhnliche Farben wie Gelb immer häufiger auf. Und in Europa sehen wir seit einigen Jahren mehr zweifarbige Modelle. Auch wir bieten diese Option auch für den MX-30 an – sie verleiht ihm ein frisches Aussehen und bietet noch mehr Spielraum für Individualisierung. Ich denke, das wachsende Segment der E-Mobilität spielt hier eine Rolle und könnte ein Katalysator für mehr experimentelle Farbkombinationen sein. Menschen, die ein Elektroauto kaufen, neigen dazu, neue Dinge auszuprobieren, auch in Bezug auf die Farbe. Ich sehe auch einen Markt für temporäre Farboptionen wie Klebefolien, für die Individualisierung, aber auch für Autos für Mobilitätsdienstleistungen. (pd/ir)

Ihr Partner für das kundenfreundliche Autohaus: AWS Architekten AG

AWS Architekten AG

Profitieren Sie von unserer langjährigen Erfahrung: – Beratung und Planung beim Neu- und

Umbau von Autohäusern und Garagen – Bedarfs- und Standortabklärungen sowie Analysen – Massgeschneiderte Lösungen mit klarem Kostendach – Betriebsablauf-Optimierungen – Kosten-Evaluation, Verkehrswertschätzungen, Nutzungsstudien Gerne stehen wir Ihnen für ein unverbindliches Beratungsgespräch zur Verfügung.

This article is from: