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Spielt ihre Herkunft noch eine Rolle?
Neue Automarken drängen auf den europäischen und heimischen Markt. War der Erwerb frischer „Exoten“ für manche Kunden früher noch ein No-Go, scheint die Globalisierung auch Änderungen im Kaufverhalten zu bewirken. Wir haben nachgefragt.
Von Dieter Scheuch
„Es ist mittlerweile fast jedem Kunden völlig bewusst, dass die Automobilhersteller global arbeiten und die Herkunft eines Fahrzeugs nicht mehr relevant ist“, meint Katrin Frauenschuh, Geschäftsführerin Autohaus Frauenschuh/Salzburg. Die Fahrzeuge würden zwar von den Herstellern in ihren jeweiligen Heimatländern entwickelt und dort auch Marketingstrategien entworfen, aber oft in anderen Ländern oder Kontinenten produziert. „Im Vordergrund stehen vor allem das Image und die Marke, gleichzeitig spielt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis eine entscheidende Rolle. Die Kunden setzen bei wohl allen Marken auch voraus, dass die Qualität stimmt.“
Loyalität noch groß
Katrin Frauenschuh
Qualität entscheidet „Mittlerweile werden Fahrzeuge aus Asien auch in Europa produziert, meiner Meinung spielt weniger ihre Herkunft für den Kunden eine Rolle, sondern eher welche Marke die Qualitätsverantwortung hat“, so Mag. Michael Mayr, Geschäftsführer Autopark/Innsbruck. „Qualitätsversprechen gelten für alle Marken und müssen auch eingehalten werden. Es gibt mittlerweile allein schon aufgrund zugelieferter Komponenten keine Fahrzeuge mehr, die aus einem einzigen Land stammen.“ Das habe die Globalisierung mit sich gebracht. „Die Kunden schauen auf die Marke ihres Vertrauens, in deren Modelle entsprechende Erwartungen projiziert werden. Wo die Fahrzeuge gebaut werden, interessiert sie weniger.“
„Prinzipiell ist die Loyalität zur Marke und zum Händler vor allem am Land immer noch groß, es gibt nur einen Punkt: Wenn marktbeherrschende Marken kein entsprechendes Angebot mehr verfügbar haben und Motorisierungen und Ausstattungen nicht liefern können, dann wird ein Markenwechsel eher überlegt“, meint Ing. Robert Elsenbaumer, Geschäftsführer Autohaus Elsenbaumer/Gurk. Die Herkunft des Fahrzeugs spiele bei manchen Kunden immer noch eine gewisse Rolle, das verliere aber zusehends an Bedeutung. „Viele Kunden wissen mittlerweile, dass Koreaner teilweise in der Slowakei und deutsche Autos in der Türkei gebaut werden.“
Robert Elsenbaumer
Herkunft spielt nur geringe Rolle „Wir kennen die Skeptiker sehr gut, denn wir haben mit der Marke Skoda mit null angefangen und sind am Anfang belächelt worden. Mittlerweile ist dem Großteil der Kunden egal, wo ihr Auto herkommt“, sagt Ing. Markus Maier, Geschäftsführer Montfortgarage und Autohaus Walter Maier/Götzis. Es gebe vor allem noch ältere Kunden, die die Nase rümpften, doch das sei eine kleine Zahl.
„Jüngere sind aufgeschlossener, sie wissen, dass man viele Produkte nicht mehr kaufen könnte, wenn man etwa mit China keine Geschäfte mehr machen würde. Wir haben auch keine Scheu gehabt, die Marke MG hinzuzunehmen, weil diese traditionsbehaftet ist und sie auch ältere Kunden noch kennen.“
Große Veränderungen
„Ich bin schon sehr lange im Geschäft und ich kann mich gut erinnern, dass in den 1980er-Jahren die Herkunft des Fahrzeugs für unsere Kunden noch sehr wichtig war. Im Laufe der Jahrzehnte hat es diesbezüglich große Veränderungen gegeben“, berichtet Andreas Grünzweig, Grünzweig Automobile/Wiener Neudorf. „Das hat auch mit der zunehmenden Digitalisierung zu tun. Kaum jemanden interessiert heute mehr, woher hochpreisige Smartphones – viele stammen aus China – kommen. Ähnlich verhält es sich mit den Fahrzeugen, die teilweise in China produziert werden. Vor 40, 50 Jahren waren viele Produkte aus Asien noch weit weg von den Standards zentraleuropäischer Fahrzeuge, diese Qualitätsaussage gilt heute nicht mehr.“
Untergeordnete Rolle
„Die Herkunft der Fahrzeuge spielt heute – im Gegensatz zu früher –eine untergeordnete Rolle“, erklärt Heinz Robinson, Hauptbevollmächtigter Autohaus Robinson/Graz. „In den 1970er-Jahren waren Autos von japanischen Herstellern erst absolute Exoten so wie 20 Jahre später die Fahrzeuge aus Südkorea. Heute fragt niemand mehr, woher Autos der Marke Mazda kommen und dasselbe gilt auch für Marke Kia.“
Das spiele keine Rolle, ebenso nicht die Tatsache, dass bei der Marke Kia ein erheblicher Teil der Fahrzeuge in Europa produziert werde. „Bei chinesischen Fahrzeugen könnte es vielleicht noch zuweilen relevant sein, ich glaube aber auch, dass das de facto unbedeutend ist.“
Preis ist entscheidend
„Mittlerweile ist weniger die Herkunft, sondern mehr der Preis der Fahrzeuge entscheidend“, so Marko Fischer, Geschäftsführer Fischerauto/Wien, Innungsmeister-Stv. der Wiener Kfz-Techniker sowie Gremialobmann-Stv. des Wiener Fahrzeughandels. Das gelte auch für umweltrelevante Themen: „Dort, wo es unleistbar wird, tritt der Umweltschutz in den Hintergrund.“ Speziell durch die Elektromobilität habe sich der Vorsprung der Prestigemarken gegenüber Marken aus Fernost verringert. „Wir fragen ja auch nicht, woher etwa die PhotovoltaikAnlagen herkommen, wobei es klar ist, dass ein Großteil dieser aus Asien stammt.“ Asien stehe schon seit Längerem auch für viele Autokäufer für Hightech.
Kunden sind aufgeschlossener „Im Gegensatz zu früher sehe ich schon deutliche Unterschiede. Es gab Zeiten, da waren etwa Fahrzeuge aus Asien für manchen Kunden ein No-Go, das hat sich aber total verändert, die Herkunft der Fahrzeuge ist kaum mehr ein Thema“, sagt Roland Zsoldos, Gesellschafter Autohaus Zsoldos/Neusiedl am See. Neue Marken, die auf den Markt drängten, hätten auch bei skeptischen Käufern mit hoher Qualität und besserer Ausstattung punkten können. „Mittlerweile sind die Kunden aufgeschlossener. Für gewisse Käufer zählt aber die Marke, egal wo die Fahrzeuge gebaut wurden.“ Das gelte auch für Gebrauchte, wobei bei Letzteren zu Marken deutscher Hersteller eine besondere Affinität bestehe.