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7 No-Gos bei der Kindersicherung

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Škoda Karoq

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Das geht gar nicht!

7 No-Gos

bei der Kindersicherung im Auto

Ihr Kind im Autokindersitz richtig anschnallen – das kann doch nicht so schwer sein, oder? Denkste! Etwa die Hälfte aller Kinder sind schlecht oder gar nicht gesichert im Auto unterwegs. Wir haben die sieben Tabus in Sachen Kindersicherheit, die keinesfalls passieren dürfen.

Text: Petra Mühr | Fotos: Shutterstock

Der Verkehrsraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2022. Dies sind die Abenteuer im Zusammenhang mit Autokindersitzen, über die per Gesetz seit rund 30 Jahren genau geregelt ist, dass Kinder im Auto in einem Kindersitz transportiert werden und bis zu welchem Alter und bis mindestens zu welcher Größe. Kaum zu glauben also, dass immer noch etwas weniger als die Hälfte aller Kinder unter vierzehn Jahren nicht richtig gesichert im Auto befördert wird!

Dennoch gilt: Korrektes Anschnallen ist nicht verhandelbar.

Korrekt gesichert – was heißt das?

Zur korrekten Kindersicherung im Auto zählt der fürs Kind (relevant sind Körpergewicht und -größe) passende Autositz, der den gültigen europäischen Normen entspricht, zum Auto passt und korrekt eingebaut wird. Zudem muss das Kind korrekt angeschnallt sein. Und: Seien Sie KONSEQUENT beim Anschnallen! Wer Kinder hat, weiß: Irgendwann kommt jedes auf die wenig glorreiche Idee, dass es mal lieber ohne Kindersitz oder ohne Anschnallen unterwegs wäre – Geschrei ist da noch eine der harmloseren Protestaktionen … Dennoch gilt: Korrektes Anschnallen ist nicht verhandelbar. Eine unzureichende Sicherung im Auto kann tödlich ausgehen!

Die 7 häufigsten Fehler

Als Eltern sollten Sie daher mit Bedacht und Umsicht das jeweils passende Kinderrückhaltesystem kaufen – und hier keinesfalls am falschen Platz sparen. Zur Orientierung gibt es zahlreiche unabhängige Tests (ARBÖ, ADAC, ÖAMTC, Stiftung Warentest). Damit Sie und Ihre Kinder zukünftig immer auf der sicheren Seite sind, haben wir die 7 häufigsten Fehler hinsichtlich Kindersicherheit im Auto, die trotz aller Warnung und Gesetze leider immer noch vorkommen, für Sie aufgelistet:

#1 Auf dem Schoß sitzen

Weil es nur ein ganz kurzes Stückchen Weg ist, damit noch eine Person mehr Platz im Auto hat oder weil wir ohnehin nur 30 km/h fahren … setzen sich Mama oder Papa auf den Beifahrersitz im Auto und halten ihr Baby in den Armen bzw. setzen ihr Kind auf dem Schoß. – Nein! Nicht einmal für den kürzesten Weg. Jedes Kind gehört in bzw. auf seinen eigenen entsprechenden Kindersitz! Bereits bei einem Aufprall mit nur 30 km/h Geschwindigkeit wirken Verzögerungskräfte vom 17-fachen des Körpergewichts: Das bedeutet, dass auf ein 7 Kilo schweres Baby 117 Kilogramm einwirken – ganz schön zu viel!

#2 Kinderwagenaufsatz

Auch wenn Ihr Baby beim Spaziergang endlich im Kinderwagen eingeschlafen ist und Sie nun nach Hause fahren wollen: Ihr Baby muss in der geeigneten Babyschale transportiert werden. Ein Kinderwagenaufsatz ist kein Ersatz für die Babyschale! Stellen Sie also keinesfalls den Kinderwagenaufsatz mit dem schlafenden Säugling auf die Rückbank. Selbst wenn Sie den Aufsatz selbst anschnallen: Ihr Baby darin ist es nicht und wird bei einem Unfall herauskatapultiert. Sind Sie nur kurz unterwegs, funktioniert es allerdings umgekehrt. Die Babyschale lässt sich in ein Kinderwagengestell klicken (bei Herstellern wie Recaro, Thule oder Britax Römer lässt sich sogar der Rückenteil senken, sodass das Baby nicht so stark gekrümmt liegen muss), Ihr Baby braucht durch das Umbetten in die Kinderwagenschale nicht geweckt werden. Dennoch gilt: Lassen Sie Ihr Baby nicht übertrieben lange in einer Babyschale liegen. >>

#3 Vorwärts statt rückwärts

Babys und Kinder bis zum Alter von circa 15 Monaten bzw. Babys und Kinder bis zum Alter von circa 15 Monaten bzw. 13 Kilogramm Körpergewicht MÜSSEN im Auto rückwärts gerichtet13 Kilogramm Körpergewicht MÜSSEN im Auto rückwärtsgerichtet befördert werden. Bei i-Size-Sitzen ist dies sogar gesetzlich vorge-befördert werden. Bei i-Size-Sitzen ist dies sogar gesetzlich vorgeschrieben. Diese Kinderrückhaltesysteme sind auch als Reboarder schrieben. Diese Kinderrückhaltesysteme sind auch als Reboarder bekannt – im Grunde ein nicht ganz korrekter Ausdruck, der sich bekannt – im Grunde ein nicht ganz korrekter Ausdruck, der sich für ein rückwärts gerichtetes (rearward facing) Kinderrückhaltefür ein rückwärts gerichtetes (rearward facing) Kinderrückhaltesystem im Sprachgebrauch etabliert hat. Auch nach dem 15. Monat ist es für Ihr Kind günstiger, entgegen Auch nach dem 15. Monat ist es für Ihr Kind günstiger, entgegen der Fahrtrichtung befördert zu werden. Warum? Weil der Kopf eines Kindes in Relation zum Körper relativ groß ist. Erst ab etwa vier Jahren ist dieses Verhältnis ausgeglichen. In einem rückwärtsgerichteten Kinderrückhaltesystem wird der Kopf Ihres Kindes bei einem Aufprall zuerst in den Sitz gedrückt, wodurch die Gefahr schwerer Hals- und Wirbelsäulenverletzungen geringer ist. Wichtig: Rückwärtsgerichtete Kindersitze und Babyschalen dürfen nur dann auf dem Beifahrersitz positioniert werden, wenn dort der Front-Airbag abgeschaltet ist!

#4 … und ohne Gurt

Ihr Kind sitzt zwar im Kindersitz, ist jedoch nicht angeschnallt. Das ist nicht nur lebensgefährlich (siehe #1), sondern auch verboten. Im Auto besteht Gurt- bzw. Anschnallpflicht. Denken Sie bitte auch daran, dass Sie (als FahrzeuglenkerIn) für Ihr Kind bis zum 14. Lebensjahr verantwortlich sind. >>

Das kleine Kindersitz-ABC

Airbag: An diversen Stellen im Auto „versteckt“ positionierte Luftsäcke, die sich bei einem Crash blitzschnell entfalten. Im Zusammenhang mit Kinderautositzen ist vor allem der BeifahrerAirbag relevant.. Er muss jedenfalls deaktiviert werden, wenn Kinder hier rückwärtsgerichtet in einer Babyschale oder einem Reboarder sitzen.

Aktive Sicherheit: Zu aktiven Sicherheitseinrichtungen im Auto zählen beispielsweise Bremsen, Antiblockiersystem, Bremsassistent oder Fahrdynamikregelung etc.

ECE-R 44: Ist ein Kindersitz mit dieser Norm bezeichnet, entspricht er den europäischen Sicherheitsstandards-Regelung Nr. 44 der ECE (Economic Commission of Europe).

ECE-R 129: Diese Norm ist die Nachfolgeregelung auf ECE-R 44.

Isofix: Befestigungssystem für Kindersitze in Autos. Dabei wird eine starre/fixe Verbindung zwischen Fahrzeug/Karosserie und Kindersitz hergestellt. i-Size: Das Kürzel i-Size steht für eine Weiterentwicklung von Isofix, mit dem Ziel, dass wirklich alle entsprechend zugelassenen Kindersitze auf allen für i-Size freigegebenen Fahrzeugsitzen ohne Einschränkungen, also universal verwendet werden können.

Kinderrückhaltesystem (KRS): Sammel-/Überbegriff für

sämtliche Kindersicherungssysteme im Fahrzeug.

Passive Sicherheit: Zu den passiven Sicherheitssystemen im Auto zählen all jene, die ohne Zutun der Lenker:innen schützen, beispielswiese Gurtstraffer und Kraftbegrenzer bei Sicherheitsgurten, aktive Kopfstützen, Airbags, Knautschzone.

Reboarder/Reboardsystem: ein nicht ganz korrekter, aber im Sprachgebrauch verankerter Ausdruck für ein rückwärtsgerichtetes (rearward facing) KRS.

Top-Tether: Der Top-Tether ist ein zusätzlicher Haltegurt oben bei (vorwärtsgerichteten) Autokindersitzen, der an einem Verankerungspunkt im Fahrzeug (meist hinter der Rücksitzlehne oder im Kofferraum) befestigt wird.

#5 Mal locker bleiben

Ihr Kind fühlt sich eingeengt, quengelt und will die Kindersitzgurte lockerer eingestellt haben … auf keinen Fall! Ihr Kind ist nur korrekt gesichert, wenn die Gurte des Kindersitzes straff und eng am Körper anliegen. Als Faustregel gilt: Die Schultergurte müssen so straff und eng anliegen, dass zwischen Gurt und Brustkorb maximal eine flache Hand passt.

#6 Ach, du dickes Ei

Weil es im Winter im Auto noch kalt oder einfach mühsam ist, dem Kind ständig die dicke Winterjacke an- und auszuziehen, setzen Sie es mit der Jacke in den Kindersitz. Falsch! Die gepolsterten Jacken sind ein Sicherheitsrisiko: Der Gurt liegt dadurch nicht eng und straff genug an und würde im Unfall-Fall die Rückhalte wirkung nachweislich verringern. Es genügt, vor dem Einsteigen den Anorak zu öffnen, um die Gurte so eng wie möglich am Körper zu führen – und dann rein ins Auto. Bei langen Mänteln empfiehlt es sich, diese vor dem Einsteigen auszuziehen und nach dem Angurten über die Arme zu ziehen. Wenn’s warm wird, kann das Kind selbst den Mantel abstreifen.

Ist Kindersicherheit Ist Kindersicherheit im Auto noch leistbar?

Peter Jahn ist Vater, Großvater undP DER Experte* rund um Autokindersitze.DE Bei aller Begeisterung für Auto & Co legt Bei aller Begeisterung für Auto & Co legt er Eltern gesunde Alternativen zum Transport er Eltern gesunde Alternativen zum Transport mit einem MIV (motorisierten Individual-mit einem M verkehrsmittel) ans Herz.

Im Zuge der aktuellen Teuerungsdiskussion, aber auch mit Blick auf die immer aufwendigeren und damit teureren Highend-Kindersitze stellt sich für viele Eltern die Frage, wie viel ihnen die Sicherheit ihrer Kinder wert sein darf. Nun, mit einem Überblick über bald 30 Jahre Kindersitzgeschichte darf der Autor hier anmerken, dass die Teuerung bei Kindersitzen vor allem dem deutlich gestiegenen Komfortbedarf heutiger Elterngenerationen geschuldet ist. Drehbare Sitzkonsolen, höhenverstellbare Gurte, Stützbeine für den Transport gegen die Fahrtrichtung, elektronische Sicherheitssysteme, Bezüge, die sich ohne Ausbau der Gurte zum Waschen entfernen lassen und viele andere Annehmlichkeiten bezüglich Design und Engineering lassen sich die Hersteller:innen natürlich bezahlen.

Dabei ist leicht nachzuweisen, dass weder die Höhe der Anschaffungskosten noch die Anzahl an Sternen bei Verbrauchertests größtmögliche Sicherheit bringen.

Der wesentlichste Punkt beim Erreichen größtmöglicher Sicherheit sind die Anwender:innen. Also in erster Linie die Eltern des Kindes. Allenfalls auch die Großeltern. Fehlbedienung (engl. misuse) von Kinderrückhaltesystemen ist nach wie vor die größte Gefahr für Kinder im Auto, die auch durch noch so ausgeklügelte und teure Sicherheitstechnik nicht kompensiert werden kann.

Ein besonders guter Schutz von Kindern vor Fahrzeugkollisionen ist auch die Reduktion der Häufigkeit des Gebrauchs. Wer also ab und zu sein Kind auch mit dem Fahrradkindersitz, dem Fahrradanhänger oder dem kindertauglichen Transportrad chauffiert, leistet ebenfalls einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit des eigenen Nachwuchses.

#7 Locker vom Hocker

Sie müssen den Kindersitz in einem anderen Auto verwenden. Also schnell mal den Kindersitz aus dem einen Auto herausgenommen und rasch ins andere Auto hineingestellt? – Nein. Denn das beste Kinderrückhaltesystem ist nutzlos, wenn es falsch eingebaut oder nicht gesichert ist. Daher immer korrekt installieren. n

Ein besonders guter Schutz von Kindern vor Fahrzeug kollisionen ist auch die Reduktion der Häufigkeit des Gebrauchs. Wer also ab und zu sein Kind auch mit dem Fahr radkindersitz, dem Fahrradanhänger oder dem kindertaugli chen Transportrad chauffiert, leistet ebenfalls einen wesentli chen Beitrag zur Gesundheit des eigenen Nachwuchses.

*www.cap-kindersicherheit.info *www.cap-kindersicherheit.info

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